1893 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Jahre 1892 anhängig gewesenen Geschäfte und der aus: ührten Zusammenlegungssachen, sowie ferner eine Jummarische Nachweisung über die Resultate der nah dem vom 7. Juli 1891 bis zum Schluß des Jahres 1892 durch die General-Commissionen erfolgten endgültigen Renten- gutsgründungen veröffentlicht.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Rector der evangelishen Volksschulen zu Bochum Heinrich Schreff ist zum Kreis-Schulinspector er- nannt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

VetauntmacGuUng Wegen Ausreihung der Zinsscheine Reihe V zu Na, vocentitgen ß riotitsts-ObligationenLitt.i, der Oberschlesischen Eisenbahn.

Die Zinsscheine Reihe V Nr. 1 bis 20 zu den 31/5 pro- centigen Prioritäts-Obligationen Litt. E. der Oberschlesischen Eisenbahn, über die Zinsen für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 30. September 1903 nebst den Anweisungen zur Abhebung der Ee Reihe werden vom 1. September d. F. ab von der Controle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92/94, unten links, Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Aus- nahme der Sonn- und Festtage und der lezten drei Geschäfts- tage jeden Monats, ausgereicht werden.

Die Zinsscheine können bei der Controle selbst in Empfang

enommen oder durch die Regierungs-Hauptkassen, sowie in Frankfurt a. M. durch die Kreiskasse bezogen werden. Wer die Empfangnahme bei der Controle selbst wünscht, hat der- Jelben persönlih oder durch einen Beauftragten die zur Ab- hebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichnisse zu übergeben, zu welhem Formulare ebenda und in Hamburg bei dem Kaiserlihen Postamt Nr. 1 unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Ver- zeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. Jm lehteren Fall erhalten die Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheini- gung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangs- bescheinigung ist bei der Ausreihung der neuen Zins- scheine zurückzugeben.

S Seer Taun die Conutrole der Staatspapiere sih mit den Jnhabern der Zins- scheinanweisungen nicht einlassen.

Wer die Zinsscheine durch eine der oben genannten Provin- zialkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeichniß einzureihen. Das eine Ver- zeihniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, s\o- gleih zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Provinzialkassen und den von den König- lihen Regierungen in den Amtsblättern zu bezeichnenden son- stigen Kassen unentgeltlich zu haben.

Der Einreichung der Obligationen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diefem Falle sind die Obligationen an die Controle der Staatspapiere oder an eine der genannten Provinzialkassen mittels besonderer Eingabe einzureichen.

Berlin, den 1. August 1893.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Müce.

Verzeichniß der Vorlesungen an der Königlichen Landwirthschaftlihen Hochschule zu Bexlin N., Invalidenstraße Nr. 42, im Winter-Semester 1893/94.

1) Landwirthschaft, Forstwirthschaft und Gartenbau. Geheimer Negierungs-Rath, Professor Dr. Orth: Allgemeiner Aker- und Pflanzenbau, 1. Theil: Bodenkunde und Entwässecung des Bodens. Specieller Acker- und Pflanzenbau, 1. Theil: Futterbau und Getreidebau. Landwirthschaftlihes Seminar, Abtheilung: Aker- und Pflanzenbau. Uebungen zur Bodenkunde. Leitung agronomisch-pedo- Togischer und agriculturhemischer Arbeiten im Laboratorium (Uebungen im Untersuhen von Pflanzen, Boden und Dünger) gemeinsam mit dem Assistenten Dr. Berju. Professor Dr. Werner: Landwirthschaftliche Betriebslehre. Nindviehzucht. Landwirthschaftlihe Buchführung. Abriß der landwirthschaftlichen Productionslehre. Professor Dr. Lehmann: Allgemeine Thierzuchtlehre. Schafzucht und Wollkunde. Landwirth- schaftliche Fütterungslehre Privatdocent Dr. jur. Kaerger: Deutsche Colonialpolitik. Geheimer Nehnungs-Nath, Ingenieur, Professor Schotte: Landwirthschaftlißhe Maschinenkunde. Principien der Mechanik und theoretishe Maschinenlehre. Zeichenübungen. Garten-Inspector Lindemuth: Obstbau. Forstmeister Westermeier : Forstbenußung. Forstschußy. :

2) Naturwissenschaften. a. Physik und Meteorologie. rofessor Dr. Börnstein: Experimental-Physik, 1. Theil. Mechanik. hysfikalishe Uebungen. Wetterkunde. þÞ. Chemie und Techno- ogtie. Professor Dr. Fleischer: Allgemeine Experimental-

Ghemie. Großes hemisches Praktikum. Kleines chemisches raftifum. Privatdocent Dr. Schmöger: Ausgewählte apitel aus dec tehnologischen Chemie. Professor Dr.

Delbrück mit Dr. Saare und Dr. Wittelshöfer: Spiritus- und Stärke-

fabrikation. Privatdocent, Professor Dr. Hayduck: Gährungs-

Ghéinile. 6, Mineralogie, Geologie ‘und Geognostie.

Professor Dr. Gruner: Mineralogie und Gesteinskunde. Bodenkunde und

Bonitirung. Uebungen zur Bodenkunde. Praktische Uebungen im

Bestimmen von Mineralien und Gesteinen. d. Botanik und

Pflanzenphysiologie. Professor Dr. Kny: Anatomie und Mor-

phologie der Pflanzen, mit Demonstrationen. Einführung in den

Gebrauch des Mikroskops, mit besonderer Nücksiht auf Pflanzen-

anatomie, in Verbindung mit dem Assistenten Dr. Carl Müller.

Arbeiten für Vorgeschrittene im botanishen Institut. Professor

Dr. Frank: Ernährung der Pflanzen. Krankheiten der Culturpflanzen.

Pflanzenpathologishes Praktikum. Arbeiten tg Vorges rittene

im pflanzenphysiologishen Institut. Geheimer Regierungs-

Rath, Professor Dr. Wittmack: Samenkunde. Verfälshung der

Nahrungs- und Futtermittel, mit Demonstrationen. Anleitung zu

eigenen Arbeiten in der botanishen Abtheilung des Museums. rivatdocent Dr. Carl Müller: Technische Botanik, mit besonderer

Berücksichtigung der Chemie der Pflanzenstoffe. e. Zoologie und

. Thierphysiologie. Professor Dr. Nehring: Zoologie und ver- leihende Anatomie, mit besonderer Berücksichtigung der Wirbelthiere.

Die jagdbaren Säugethiere und Vögel Deutschlands. Dr. NRörig:

Die der Land- und Forstwirthschaft nüßlichen und schädlichen Insecten.

Professor Dr, Zung: Physiologie des thierishen Stoffwechsels.

Gesundheitépflege der Hausthiere. Arbeiten im thierphysiologischen

Laboratorium für Vorgeschrittene. Privatbdocent, Roßarzt Dr. Hage-

man E des Pferdes in Beziehung zur wirthschaftlichen Leistungs- ähigkeit.

3) Veterinärkunde. Professor Dr. Dieckerhoff : Seuchen und parasitishe Krankheiten der E, Geheimer Regierungê- Rath, Professor C. F. Müller: Anatomie der Hausthiere mit be- fonderer Bera gung der Eingeweide, verbunden mit Demonstra- tionen. Ober-NRoßarzt Küttner : E slehre.

4) Rehts- und Staatswissens 7 Professor Dr. Sering: Agrarwesen, Agrarpolitik und Landesculturgeseßgebung in Deutschland. Staatswissenschaftlihes Seminar. Reichs- und preußisches Recht, mit besonderer Nücksiht auf die für den Landwirth, den Landmesser und Culturtechniker wichtigen Rechtsverhältnisse.

5) Culturtehnik. Negierungs- und Baurath von Münster- mann: Culturtechnik. Eaiwerten culturtechnis{her Anlagen. Cultur- technishes Seminar. Eee Schlichting: Wasserbau. Brücken- und Wegebau. Entwerfen wasserbauliher Anlagen.

6) Geodäsie und Mathematik. Professor Dr. Vogler: Ausgleihungsrechnung. Landesvermessung. Praktishe Geometrie. Meßübungen, gemeinsam mit Professor Hegemann in je zwei Gruppen. Geodätishes Seminar. eodâtishe Nechenübungen in je zwei Gruppen mit dem Assistenten Friebe. Professor Hege- mann: Zeichenübungen. Uebungen zur Landesvermessung in zwei Gruppen. —- Kartenprojectionen. Professor Dr. Reichel: Ana- lytishe Geometrie und Analysis. Mathematishe Uebungen in je zwei Gruppen. Darstellende Geometrie. Uebungen zur darstellen- den Geometrie. Desgleichen eventuell mit dem Assistenten N. N.

Beginn des Winter-Semesters am 16. Oktober, der Vorlesungen spätestens“ am 23. Oktober 1893. Programme sind durch das Secretariat zu erhalten.

Berlin, den 6. Juli 1893. Der Rector der Königlichen Landwirthschaftlihen Hochschule. Werner.

BoxléefuUngen

an der Königlihen Thierärztlihen Hochschule U N Oper,

Winter - Semester 1893/94. Beginn 3. Oktober 1893.

Director, Geheimer NMegierungs - Nath Pr. Dammann: Encyklopädie und Methodologie der Thierheilkunde; Specielle Chirurgie; Gerichtlihe Thierheilfunde; Uebungen im Anfertigen von sriftlihen Gutachten und Berichten.

Professor Dr. Lustig: Specielle Pathologie und Therapie; Propâdeutische Klinik; Spitalklinik für große Hausthiere.

Professor Dr. Nabe: Specielle pathologishe Anatomie; Patho- logisch-histologischer Cursus; Pathologisch-anatomishe Uebungen und Obductionen; Spitalklinik für kleine Hausthiere.

Professor Dr. Kaisèr: Exterieur des Pferdes und der übrigen Arbeitsthiere; Thierzuchtlehre und Gestütskunde; Operationsübungen ; Ambulatorische Klinik.

Professor Ter eg: Physiologie 11. Theil.

Professor Dr. Arnold: Anorganishe Chemie; Pharmakognosie; Pharmaceutische Uebungen.

Professor Boet her: Uebungen; Zoologie.

Oberlehrer Haeseler: Physik.

Beschlaglehrer Geiß: Theorie des Hufbeschlags.

Nepetitor Klus mann: Anatomisch-physiologishe Revetitorien.

Nepetitor Dr. Kupffender: Physikalish-hemishe Repetitorien.

Zur Aufnahme als Studirender is der Nachweis der Reife für die Prima eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums oder einer dur die zuständige Centralbehörde als gleihstehend anerkannten höheren Lehranstalt erforderlich.

Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vor- kenntnissen aufgenommen werden, fofern sie die Zulassung zu den thierärztlihen Staatsprüfungen in Deutschland nicht beanspruchen.

Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage unter Zusendung des Programms

Die Direction der Thierärztlihen Hochschule. Dr. Dammann.

Anatomie der Hausthiere; Anatomische

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Berlin, 4. August.

Als Cowes wud den ¡W. D, B berichilet: A Donnerstag Abend fand bei Seiner Majestät dem Kaiser an Bord der Yacht „Hohenzollern“- ein Galadiner y Ehren Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und ‘der

Preufßen.

Prinzessin von Wales statt, an welchem auch Jhre Königlichen

oheit der Herz Di ‘zogin von York, die Prin- Joheiten der Herzog und die Herzogin von York, die Prin zessinnen Victoria und Maud von Wales, der Herzog und die Herzogin von Connaught, der Prinz und die Prinzessin von Battenberg, der Marquis of Lorne nebst Gemahlin , die Prinzessin Victoria zu Schleswig-Holstein und mehrere Nota- bilitäten theilnahmen.

De Bundesrath hat n sen Siug vom 20. JUli d J. bes@lossen,. dem L 2 dex Bestimmungen über die Tara (vergl. Bekanntmachung vom 30. Mai 1888, 25% Rand S. 184) als lezten Absaß Folgendes hinzu- zufügen:

Ba der Eise vot Dae (Fenster) Und Spiegelglas der Tarifnummer 10d in unverpacktem Zu- stande oder in anderer als handelsübliher Verpackung ist das zollpflichtige Gewicht in der Weise zu ermitteln, daß zu dem Eigen- gewicht des Glases 67 Proc. dieses Gewichts zugeschlagen werden, Als handelsübliche Verpackung im Sinne dieser Bestimmung sind nur Kisten und Bretterverschläge nebst dem dazu gehörigen Stroh oder sonstigem weihen Packmaterial zu verstehen, welche geeignet sind, auch bei längerer Dauer des Transports und bei Benußung jedes gebräuchlichen Transportmittels das Glas vor Zerbrechen zu s{hüßen.“

Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche Geheime Rath Graf von Dönhoff hat einen ihm Allerhöchst be- willigten Urlaub angetreten. S en seiner A fungirt der Legations-Secretär rinz zu Hohenl ohe- Oehringen als Geschäftsträger.

Der Königlich niederländishe Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Hofe Jonkheer van der Hoeven hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Rath Jonkheer van Eys van Lienden als Ge- \hâftsträger.

Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Vind hat Berlin mit Urlaub verlassen. ct Ppaios seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Secretär Baron von Wedell als Geschäftsträger.

S. M. Kanonenboot „Jltis“/, Commandant Corvetten- Capitän Graf von Baudissin, beabsichtigt am 5. August von Hiogo nah Yokohama in See zu gehen.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, mit Fhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline vorgestern Friedrichshafen verlassen und A zu mehrwöchigem Aufenthalt nah Bebenhausen begeben.

Mecklenburg-Strelitz.

__ Wie die „Mel. Nachr.“ aus Neustreliß erfahren, wird sih Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin morgen zu längerem Aufenthalt nah dem Keppschloß bei Pillniß begeben. Seine Königliche Hoheit der Großherzog reist am Montag zunächst nas ad Homburg, wo öchstderfelbe einige Wochen verbleiben wird, und von dort nah Ostende. Anfang Oktober kehren Jhre Königlichen Hoheiten nah Neustreliy zurü.

Oesterreich-Ungarn.

Der österreichish-ungarishe Gesandte in Teheran von Rosty ist gestern plöglih in Wien gestorben.

Großbritannien und JFrland.

Im Unterhause erklärte gestern, wie „W. T. B.“ be- richtet, der Parlamentssecretär des Colonialamts Buxton auf eine an ihn gerichtete Anfrage, die Regierung erwarte weitere Mittheilung von der Regierung in Transvaal; in- zwischen sei die Convention vom Jahre 1890, betreffend Swaziland, auf drei Monate verlängert worden. Jm weiteren Verlauf führte Buxton aus, der Häuptling Lobengula habe sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß der Stamm der Ma- tabele in das Maschonaland eingedrungen sei. Weitere Un- ruhen seien gegenwärtig nicht zu befürchten.

__ Der liberale Abgeordnete für Hereford, Grenfell, hat sein Mandat niedergelegt, da er die Regierung weder in Betreff der Beibehaltung der Jrländer im Parlament noch bei der indishen Währungsfrage unterstüßen könne.

Den „Daily News“ zufolge soll die Herbstsession des Parlaments in der dritten Oktoberwoche beginnen.

Jm Mansionhouse zu London fand gestern unter dem Vorsiß des Lordmayors eine zahlreich besuchte Versammlung von Anhängern des Bimetallismus statt, welcher der chemalige Erste Lord des Schaßes Balfour, der Botschafter der Vereinigten Staaten, der Gesandte der Niederlande so- wie viele Persönlichkeiten aus politishen und com- a Kreisen beiwohnten. Balfour hielt eine mit großem Beifall aufgenommene Rede, in welcher er die Vortheile der Doppelwährung hervorhob. Die Münz- verhältnisse in Jndien seien gegenwärtig unerträglih. Jeder- mann erwarte ungeduldig, welche Action die Vereinigten Staaten unternehmen würden. Die Doppelwährung sei von den Gesichtspunkten der Beständigkeit, Zugänglichkeit und Inter- nationalität aus der Goldwährung überlegen.

Frankreich.

Der Präsident Carnot ist laut Meldung des „W. T.B.“ gestern Nachmittag von Paris nah Fontainebleau abgereist, wo er sich während der parlamentarischen Ferien aufzuhalten gedenkt. Eine große Menschenmenge hatte fi an den Zugängen. zum Bahnhofe zur Begrüßung des Präsidenten S

Die von den französischen Kriegsschiffen gegen Siam ver- hängte Blockade ist, laut telegraphischer Meldung aus Bangkok. heute Mittag aufgehoben worden.

Spanien. Die Cortes sind nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ aus Madrid gestern mit einem Hoh auf den König und die Königin-Regentin geschlossen worden.

Dänemark. Der Kronprinz ist, wie „W. D. B.“ berihtet, gestern Abend nah Schloß Hohenburg in Bayern zum Besuch des Großherzogs von Luxemburg abgereist.

Amerika.

Dem „Reuter’schen Bureau“ wird aus Buenos Aires gemeldet, daß der Unter-Gouverneur von Santa heute von den Aufständischen getödtet worden sei.

Nach einer in Paris eingetroffenen Meldung aus Santiago haben der cchilenishe Kriegs-Minister und der Marine-Minister demissionirt.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Reichstags-Stihwahl im 3. hessishen Wahl. fréije (Alsfeld Lauterbach) 1 Vie „V. D V melbet Bindewald (Antisemit) gegen Backhaus (nationalliberal) ge-“ wählt worden.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ueberreiht ein Hauseigenthümer behufs Erlangung eines bypothekarishen Darlehns in einer bestimmten Höhe dem Darlehnsgeber eine gefälschte Taxe des Hauses, zum Zwecke der Täuschung hinsichtlich des Werths desselben, so maht er sih, nach einem Urtheil des Neichsgerichts, TV. Strafsenats, vom 14. April 1893, dadur der Urkundenfälshung aus § 267 des Strafge|etz- buchs s{chuldig.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur gewerblichen Lage.

Im Negierungsbezirk Aachen sind die Betriebe der Terxtil- industrie zur Zeit noch gut mit Aufträgen versehen. Am stärksten sind die Spinnereien beschäftigt, welhe größtentheils die Genehmigung zur Ueberarbeit nahgesucht und erhalten haben, theilweise hon bis zu 40 Betriebstagen: der Grenze, innerhalb deren ein Ausgleih durcl) Minderarbeit im Kalenderjahre nicht stattzufinden braucht.

Congreß der Silberinteressenten.

Wie ein Wolff’sches Telegramm nach dem „New-York Herald“ aus Chicago meldet, endete der Congreß der Silberinteressenten sehr tumultuss. Unter lebhaftester Erregung wurde eine gegen den Präsidenten Cleveland gerihtete Resolution angenommen. Darauf vertagte \sich der Congreß auf unbestimmte Zeit.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den englishen Bergarbeiterausstand liegen in der Londoner „Allg. Corr.“ folgende Nachrichten vor:

Gerüchte über cin bald zu erwartendes Uebereinkommen zwischen den Grubenbesißern und Kohlenarbeitern sind im Umlauf. Wie in dem Kohlendistrikt nahe bei Dewsbury, kam es auh in Wigan und in den Morley Main - Gruben, nahe bei Leeds, zu Konflikten. (Vgl. Nr. 184 d. Bl.). In ciner in Manchester von den Lan- cashire-Grubenbesißzern abgehaltenen Versammlung wurde D die Kohlenpreise für den Manchester- und Salforddistrikt zu erhöhen. Die Ankunft von Kohlen im Londoner Hafen aus solchen ODifltillen, nt «âán dem Stille bethälist find, wächst täglih. Die in den leßten 7 Tagen angekommene Quantität betrug 175 494 t. Am 22. August wird das Erekutivcomitóé des Grubenarbeiterverbandes zu einer Conferenz über den Vorschlag der Grubenbesißer zusammentreten : den gegenwärtigen Streit durh die von den Arbeitern abzugebende Verpflichtung, keine Lohn- erhöhung zu verlangen, bis daß die Kohlenpreise auf die im Jahre 1891 erreihte Höhe emporgestiegen sein werden, zu Ende zu bringen.

S 5 heutigen Tage berichtet ein Telegramm des QD O a Mehrere E Fabriken und Sen in Nord-Wales machten die Mittheilung, daß sie die Arbeit wegen Kohlenmangels einzustellen genöthigt seien. Es werden große Anstrengungen gemacht, \{leunigst ein Uebereinkommen zwischen den Arbeitern und den Berg- werksbesiBern zu stande zu bringen. In Yorkshire i} zwar eîn beträchtlicher Stock Kohlen noch vorhanden, es findet sich aber niemand,

der sie verladen will.

Aus Leipzig wird dem „Chemn. Tgbl.* geschrieben : O O E E Monde n Lina i der Luft \{hwebende Brauereibewegung sollte, nahdem bereits mehrere focialdemokratische Versammlungen ih damit befaßt hatten, in einer am Dienstag abgehaltenen, von %00 Personen besuchten allgemeinen Arbeiterversammlung zum endgültigen Austrag gebracht werden. Das Leipziger Gewerkschaftscartell möchte nämlich gern einen Brauereiboycott insceniren, doch werden die Arbeiter dur die Führer der politischen socialdemokratishen Partei, welche die Erfolglosigkeit eines solhen Boycotts einsehen, davon ab- gehalten. In der gestrigen Versammlung wurde auch auf Betreiben der politischen Führer die Verhandlung über die Brauerbewegung \o lange vertagt, bis der zweite Punkt der Tagesordnung „Die Be- deutung des Gewerkschaftscartells“ seine Erledigung gefunden hatte. Dabei wurde es fo spät, daß die Versammlung beendet werden mußte und ein Beshluß über den Boycott nicht herbeigeführt werden konnte.

In Halle a. S. mißlang der Versuch eines socialdemo- kratishen Turnvereins, auch die übrigen dortigen Turner für die Socialdemokratie zu gewinnen. In einer von den Socialdemo- kraten berufenen Versammlung unterlagen, wie der „Mgdb. Ztg.“ gesGrieben wird, die Socialdemokraten bereits bei der Bureauwahl. Nach dem angeseßten Vortrage nahm ein Herr E. Roesner das Wort und erklärte, daß die deutshen Turnvereine auf nationalem Boden treu zu Kaiser und Reich, zur Religion und zum Vaterlande stehen, für dessen Ehre und Erhaltung sie Gut und Blut einseßen. Da die Socialdemokraten in der Minderheit waren, so {loß man ohne die gewöhnliche Resolution ab.

Hier in Berlin is einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ zufolge den Bäkermeistern der Beschluß der Bäckereiarbeiter, die Control- marke auf Brot einzuführen, durch ein Rundschreiben mitgetheilt worden, mit dem Ersuchen, dur Unterschrift zuzusagen, ebenfalls Brot mit Controlmarke führen zu wollen. Eine vershwindend kleine Zahl von Bäckermeistern hat dem Ansinnen bisher gewillfahrt, und das Organ der Bäckermeister räth entschieden von der Einführung der Controlmarke ab. (Val. Nr. 171 d. Bl.)

Eine Prager Déesche b D, B D meldet: In: det Spinnerei von &Grnst Mauthner zu Bubentsch brah ein Arbeiterstrike aus, weil die Fabrikleitung niht die von den Arbeitern verlangte Accortarbeit bewilligte.

Kunft und Wissenschaft.

Am 3. d. M. beging die hiesige Universität in ihrem großen Hörsaale die Feier zum Gedächtniß ihres erhabenen Stifters, des Konigs Friede Wilhelm Til, Dex selben wohnten der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, der Geheime Ober-Regierungs-Rath Pr. Althoff, der Regierungs-Rath Schmidt sowie andere hervorragende Persönlichkeiten bei.

Die Feier wurde mit Gesang eröffnet, worauf der z. Rector, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. Virhow die Festrede über die Gründung der Berliner Universität und den Uebergang aus dem philosophischen in das naturwißfsenschaft- lihe Zeitalter mit besonderer Beziehung auf König Friedrich Wilhelm II[]. hielt.

Hierauf wurden von dem Rector die Urtheile der Facul- täten über die eingegangenen Preisschriften mitgetheilt und die Preisaufgaben für das nächste Jahr bekannt gemacht. Die Facultäten haben folgende Preis e zuerkannt :

1) die theologische: : 8

a. den Königlichen Preis für dieses Jahr: dem Studiren- den der Theologie Paul Latk,

b. den Königlichen Preis aus dem vergangenen Jahr: dem Studirenden der Theologie Paul Frauendienst,

außerdem eine ehrenvolle Erwähnung den Studirenden der Theologie Karl Beth und Wilhelm Wagner;

2) die juristische:

a. den Königlichen Preis: dem Studirenden der Rechte Hermann Hanau,

b. den städtishen Preis: dem Studirenden der Nechte Dr. phil. Walter Jmmerwahr, i

ferner ehrenvolle Erwähnungen: den Studirenden der Rechte Dr. phil. Stephan Kekulé, Hermann Danziger, Paul Schüttel, Leo Marx;

3) die medizinische:

a. den städtishen Preis für 1892: dem Candidaten der Medizin Willy Sturmann, i

b, den städtischen Preis für 1893: dem Candidaten der Medizin Martin Jacoby, i

außerdem cine ehrenvolle Erwähnung: dem Candidaten der Mes Fer dinand Schmidt;

) die philosophische: i

a. einen städtischen Preis: dem Studirenden der Geschichte Viktor Loewe, |

b. den Preis der Grimm-Stiftung: dem Rechtscandidaten Kurt Merle, ,

c. einen zweiten Preis der Grimm-Stiftung: dem Studirenden der Philosophie Hans Mackows ky.

Mit Gesang [chloß die Feier.

Auth in Bonn fand anläßlih des Geburtstages des Stifters der Universität, Königs Friedrich Wilhelm 111. in der Aula gestern

ein Fchaciys fait bei welchem, wie ,W. T. B.* meldet, der Rector rofessor Sämisch die Festrede über die lezten 2% Jahre hielt. Der ber-Präsident Nasse wohnte der Feier bei. Nachmittags fand in Godesberg ein Festmahl statt.

__— Die Königliche Akademie der Wissenschaften hat, wie die „Nat.-Ztg.* mittheilt, bei Schluß ihrer Sißungen vor den großen Ferien eine Reihe von Beträgen zu wissenshaftlihen Unter- nehmungen bewilligt, die sämmtli in das Gebiet der physikalisch- mathematishen Klasse fallen: Der Privatdocent Dr. Rinne hierselb erhält 1200 4, um seine Untersuhung norddeutsher Ba- falte zu vollenden, Professor Dr. Conwenß in Danzig 1000 4 zu phytopaläontologishen Studien, Dr. L. Webev zu Hohenwestedt (Holstein) 900 A behufs Untersuhung der Torfmoore, insbesondere der Vegetation der Moore. 500 A wurden zu botani- hen Sammlungen dem Missionsgärtner Karl Holst in der Mifsions- station Mlalo im Gebirge von Usambara zugebilligt, 1000 4 dem Dr. A. Borgert in Kiel behufs eines viermonatlichen Aufenthalts in Neapel zu Untersuhungen an Radiolarien, 500 (A den Professoren Heinrih Kayser und Karl Nunge an der Technischen Hochschule in Hannover zur Fortsezung ihrer Üntersuhungen über die Spectren der Elemente. Ferner erhalten die Astronomen am Königlichen Astrophysi- kfalischen Observatorium in Potsdam, Professor G. Müller und Dr. P. Kempf 2000 #, um Untersuchungen über die Exstinction des Sternlichts in der Erdatmosphäre anzustellen. 900 #( wurden be- willigt dem Director des botanishen Gartens in Athen Dr. von Heldreih zur Vollendung seiner Studien über die griehische Flora, 700 4 dem Berliner Privatdocenten Dr. Futterer zu Untersuchungen der Kreidebildung in den venetianischen Alpen, 750 4 dem Pr. P. Kuckuck auf Helgoland zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über die dortigen Meeralgen, 1000 # dem Privatdocenten und Custos am Museum für Naturkunde Dr. Jaekel zur Herausgabe eines Werks „über die Selachier vom Monte Bolka und die Morphogenie der Rochen.“ Die Summe von 3000 A erhält der Rostocker Zoologe, Professor Blohmann zu Untersuchungen über die Entwickelungsgeshihte der Bracchiopoden, jener usddiba: lihen „Armfüßer“, die den Würmern nahestehen und spiralig auf- et Athmungsorgane besißen. Endlich wurden auch noch zwei

‘itgliedern der Akademie selbst Beträge gewährt, und zwar dem Ge- heimen Medizinal - Rath, Professor Waldeyer 750 A zum Abschluß der Borarbeiten für eine einheitlihe anatomische Nomenclatur und 900 Æ dem Geheimen Regierungs-Rath, Professor Auwers zur Druk- legung des von ihm neu bearbeiteten Sternenverzeichnisses von Tobias Mayer. Im ganzen sind also 15 100 4 zur Vertheilung gelangt.

Zu den interessantesten biologischen Arbeiten gehört ein erst vor kurzem ershienenes Werk von Dr. A. Möller über die Pilzgärten einiger brasilianisher Ameisenarten, in welchem sich für den Zoologen wie den Botaniker gleich wichtige Beobachtungen über die Wechselbeziehungen von Ameifen und Pilzen niedergelegt finden. Man hatte {hon vor längerer Zeit vermuthet, daß die für die Pflanzungen des tropischen Amerika so gefährlihen Blattshneider-Ameisen Pilz - bauer und Pilzesser seten, ohne dieses \harf beweisen zu können. Jett sind diese Verhältnisse in allen Einzelheiten von Möller fest- gestellt worden. Jn ungeheuerer Zahl von Individuen rückt ein \olhes Ameisenvolk an einen zu schneidenden Strauch oder Baum an. In kurzer Zeit sind sämmtlihe Blätter desselben in kleine Stücke zerschnitten und nur noch ein unförmliher Stumpf bleibt zurück. Inzwischen ist vom Neste bis zu der betreffenden Stelle eine kunst- volle Straße gebaut worden, welche eine ziemlihe Breite besißt und auf beiden Seiten durch beträhtlißhe Wälle geschüßt ist. Auf dieser bringen die Arbeiterinnen die oft das Neunfache thres Körper- gewihts betragenden Blattstücke dem Neste zu. Häufig ist der Weg durch Hindernisse sehr ershwert, aber die Ameisen passiren die schwierigsten Stellen, klettern hoch an Bäumen empor, passiren auf schwankenden Farnwedeln Bäche 2., immer ihre s{chwere Last in gleiher Lage über ihrem Körper hbalancirend. Fast sämmtlihe der so gewonnenen Blattstücke werden ins Innere des Baues getragen, nur wenige finden als Bedeckung desselben Ver- wendung. Was geschieht nun mit diefen Blattfragmenten? Daß sie nicht gefressen werden, das war {hon früher beweisend dargethan worden. Möller fand, daß die Nester der Ameisen aus einer \{wammigen porösen Masse bestehen. Leßtere erwies sich bei mifrosfopisher Untersuchung als aus Blatttheilen bestehend. Es wurden nun große Mengen von Ameisen eingefangen, welche dann bei der Arbeit (in Glasschalen) beobachtet werden konnten. Möller erhielt dadur folgendes interessante Ergebniß. Die ins Nest gebrachten Blattstücke werden stark gequetsht, in Kügelchen gerollt und dann von besonderen Arbeiterinnen dem Bau angefügt. In diesem Bau wuert nun aber das Mycel eines Pilzes, d. h. unendlich feine Fäden, welche den Blattkügelchen ihre Nährstoffe entnehmen, um daraus den Frucht- körper aufzubauen (d. h. dasjenige, was wir gewöhnlich den Pilz nennen). Dieser Pilz wird in jeder nur möglihen Weise von den Ameisen gehegt und gepflegt. Und zwar haben sie hierzu allen Grund ; denn es zeigte sich, daß an den Pilzfäden kleine weiße Anschwellungen entstehen, welche allein und aus\s{ließ;lich den Ameisen zur Nahrung dienen, Die in Gefangenschaft gehaltenen Ameisen verhungerten lieber, als daß sie etwas Anderes gefressen hätten. Auf der anderen Seite konnte festgestellt werden, daß der gezüchtete Pilz bisher noch nirgends anders als in diesen Pilzgärten beobachtet worden war, ja sogar, daß verschiedene Ameisenarten immer ihren eigenen Pilz züchteten. Andere Pilze werden sofort vernichtet, indem dessen Fäden abgebissen werden. Die Ergebnisse der Punkt für Punkt bewiesenen Unter- suchungen Möller’'s, welche hier ja nur kurz gestreift werden konnten, beleuchten viele der interessantesten biologishen Fragen. Es wird vor allem eine Anpassung des Pilzes an die Ameisen und von diesen an den Pilz in so klarer Weise dargethan, daß man nur berechtigt ist, auch für diesen Fall von einer Symbiose zu reden, einem Ver- hältniß zwischen Thier und Pflanze, durch welches ¡jedem der beiden Theile die nothwendigen Lebensbedingungen geschaffen werden und ohne welches keiner derselben zu existiren vermag.

Literatur.

Nechts- und Staatswissenschaft.

Kr. Geschichte des gemeinen Privatrechts und Civil- prozesses. Ein Hilfsbuh für Referendare und Studirende von Dr. Ed. Heilfrom, Gerichts-Assessor. 1893. Speyer u. Peters, Berlin, Unter den Linden 43. Die vorliegende Abth. T enthält : Römische Rechtsgeschichte, Civilprozeß, Konkurs. Der Verfasser hat einsichtig für diejenigen gearbeitet, welhe sih niht nur mit flüchtigem Auswendiglernen, sondern mit Verständniß für die Prüfungen vor- bereiten wollen. Die Verbindung der rehtsges{chichtlichen Entwickelung vom alten römischen Prozeß bis in die heutige Civil-Prozeß-Ordnung ist geshickt und giebt die Mittel zum Verständniß des Prozeßganges auch demjenigen, welcher noch nicht in den Gerichtsräumen verkehrt. Weit hervorragend über die landläufigen Repetitorien kann das Buch als nußbringend empfohlen werden, und eine shnelle Fortseßung wird erwünscht sein. i ;

Die Verpflichtung des Mennoniten an Eidesstatts Von Dr. ten Doornkaat Koolman, Gerichts-Affsessor. Berlin, 1893. F. Guttentag. kl. 8. S. 52. Zutreffend bemerkt der Verfasser, daß es vorgekommen sei, daß man einen Mennoniten, welcher den Bürger- eid leisten sollte, einfa auf seine Versicherung hin, N es ein Gese ebe, wonach er einen förmlihen Eid nicht zu leisten brauche, in der finan Bekenntniß entsprehenderen Form verpflichtet habe. Dieser Zustand rechtfertigt die Feststellung der Verhältnisse in den einzelnen deutshen Staaten. Es ergiebt sih daraus, daß derartige gesetz- liche Bestimmungen nur vorhanden sind in Preußen und zwar mit Aus\luß von Lauenburg und Frankfurt a. M. in fünf .verschiedenen Gestalten, womit der Wunsh der Mennonitengemeinden nah einer herzustellenden einheitlihen Geseßgebung s\sih _ rechtfertigt Me in Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Oldenburg, Ham- urg, Lübeck, Elsaß-Lothringen. In den übrigen Staaten fehlt es an einer geseßlihen Bestimmung. In einem Anhang sind die Be- stimmungen über den Fahneneid zusammengestellt.

Die „Wochenschrift für Actienrecht und Banks- wesen, Steuer- und Stempelfragen“, die von Dr. Paul imi dag” (Berlin, Carl Heymann’'s Verlag) herausgegeben wird, at in der vorliegenden Nr. 16 des zweiten Jahrgangs folgenden In» halt: Die Besteuerung der Actien srigaies der Gesellschaften mit beschränkter Haftpfliht und der Actionäre in Preußen. Von Ober- Bürgermeister Zweigert. Zum Begriff der „Einlage“ nah dem Reichsgeseß vom 20. April 1892. Von Dr. Kah n. Rechtssprüche : Vom Neichsgeriht: Der 30. Band der Entscheidungen. Aus der Rechtsprehung des österreichishen Verwaltungsgerihtshofes: Werth» berehnung eines Darlehns in efffectiver Goldwährung zu Convertirungs- zwecken. Aus der Praxis der Landgerichte: Bestellung von Procuristen beim Fehlen statutarisher Bestimmungen. Aus der englischen Rechtsprehung. Mitgetheilt von Dr. Schulß. 1. Ausgabe vou Obligationen unter Pari. 11. Einwand des Differenzgeshäfts. Stempelwesen. Stempelpflihtigkeit der Verträge über die Abtretung des Eigenthums der „Kuxe“ des Preußischen Allgemeinen Berggeseßes. Bon Consistorial-Secretär Keerl. Weitere Statistik der Actien- gesellshaften im I. Semester 1893. Von Ober-Landesgerichts-Rath Hergenha hn. Kleine Mittheilungen. Gründungen von Gesell- schaften m. b. H. in 1893, =— - Neueste Eintragungen im Central. Handels-Register, Actiengesellshaften betreffend.

Militärisches.

Die Kriegswaffen, eine fortlaufende, übersihtlich geord-

nete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegsfeuer-,

ieb- und Stichwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen,

anzerungen u. dergl. seit Einführung von Hinterladern von Emil

apitaine und Ph. von Hertling. VI. Band. Erstes Heft. Rathenow 1893. Verlag von Max Babenzien. Das vorliegende Heft enthält folgende interessante Neuerungen: Ein felbstthätiges Schnellfeuergeshüß mit Schwungrad von Skoda in Pilsen; eine elektrische MibienbrunatvereiGtnna für Schiffsgeshüße mit in einem pendelartig aufgehängten und feststellbaren Nichtgehäuse \chwingendem Pendel von Jenc in Pola; eine Verschwind- Gelenklafette , bei welcher das Geshüßrohr durch die Kraft erplodirender Gase gehoben wird, von Vans in Springfield ; eine selbstthätige Shuß- Bremse für mittels eines Schulterstücks zu richtende Geschüße vom Grusonwerk in Magdeburg-Buckau ; einen dur ge\{chlißte Handhebel zu bewegenden Gewehr-Cylinder-Vershluß vou Hövet in Hamburg; eine Einrichtung zur Verhinderung des Ver- \chiebens einer Patrone aus dem Magazin von Cylinder-Verschluß- Gewehren, wenn bereits eine Patrone im Lauf sißt, von Stahl in Amberg; und ein Geschoß für unterseeische Geschüße von Erics\on Coast Defence Company in New-York.

Vorschrift für die Behandlung, Dressur und Ver- wendung der Kriegshunde bei den Jäger-(Schütßen-) Bataillonen. Berlin 1893. E. S. Mittler und Sohn. Preis 15 4, cartonnirt 25 8. Nachdem die Versuche mit dressirten Hunden ergeben haben, daß die Eigenschaften des Hundes, seine Gelehrigkeit und Wachsamkeit, seine Anhänglichkeit an den Menschen und seine Schnelligkeit ihn befähigen, für militärische Zwecke verwendet zu werden, ist die hier vorliegende Vorschrift heraus- gegeben. Ihr Inhalt \priht sich in vier Abschnitten über 1) Rasse, Anforderungen an fertige Kriegshunde, Dressur, 2) Ausrüstung der Hunde, 3) Vereinigung der Dressur mit dem übrigen Dienst und 4) Aufzucht und Pflege der Hunde, aus und wird deshalb au für weitere Kreise, namentlich für Hundezüchter und Hundeliebhaber von Interesse sein. :

Verschiedenes.

Die Nordsee-Insel Juist und ihr Seebad, von C. F. Scherz. Norden, Diedrih Soltan's Verlag. (Pr. 2 (A) Die Jnsel Juist ist als Seebad erst später als viele andere an der Nordsee gelegene Orte in Aufnahme gekommen, obgleih von dem dortigen Prediger Anton Janus von Stedesdorf hon in einem Schreiben vom 17. Juli 1783 an den König Friedrih den Großen die erste An- regung zur Errichtung von Secebädern an der deutschen Nordseeküste gegeben worden war. Seit mehreren Jahrzehnten jedoch hat die als Badeort dienende Insel jährlih an Bedeutung gewonnen und ist den Stärkung, Erquikung und Heilung suchenden Personen umso- mehr zu empfehlen, als die Kosten des dortigen Aufenthalts mit verhältnißmäßig geringen Mitteln zu bestreiten sind. Das in zweiter, völlig neu bearbeiteter Auflage uns vorliegende Buch unterrichtet zunächst über die besten Reisegelegenheiten und giebt dann in an- sprechender Form eine Beschreibung der Insel, des Badeorts, des Meeres, der flimatischen Verhältnisse, der Pflanzen- und der Thierwelt auf der Insel. Dieser Beschreibung werden noch nüßlihe Winke und Rath- schläge in Bezug auf den Gebrauh des Bades und den Aufenthalt hinzugefügt. Zum Schluß werden Mittheilungen über die Geschichte der Insel und über einige bemerkenswerthe Strandungsfälle auf Juist gemacht, während im Anhang eine interessante Strandverordnung vom Jahre 1711 abgedruckt ist und über eine Seehundsjagd auf der Insel berichtet wird. Durch viele Abbildungen im Text wird die Pflanzen- und Thierwelt veranschaulicht, und durch einen guten Plan der Insel in Farbendruck, dem nur der Maßstab fehlt, die Orientirung erleichtert.

Der Schuß der unehelichen Kinder in Leipzig. Eine Einrichtung zur Für]orge ohne Findelhäuser von Dr. Marx Taube, prakt. Arzt in Leipzig. Preis 1 4 35 4. Verlag von Veit u. Comp. in Leipzig. Während die Frage der Errichtung von Findelhäusern in Deutschland überhaupt noch in der Schwebe ist, hat man in Leipzig die wihtige Angelegenheit in aller Stille selbständig und praktisch zu lösen versucht. Der Verfasser, welcher bei der gesammten Errichtung anregend und selbst thätig gewesen ist, schildert die in Leipzig getroffenen Einrichtungen und berichtet über die damit im Laufe von sechs Jahren gewonnenen Resultate. Das Leipziger System beruht in erster Linie auf dem Heranziehen der Eltern des Kindes zu den Verpflegungskosten ; erst wenn dies niht möglich ist, tritt Beihilfe aus Gemeindemitteln ein. Es hat ih dies nur dadurch ermöglichen lassen, daß dem Leip- ¿ziger Armenamt die Generalvormundschaft über die von der Zich- kinderanstalt beaufsihtigten unehelihen Kinder übertragen worden ift. Die Erfolge des Leipziger Systems treten in einer \orgfältigeren Ver- pflegung und in einer geringeren Sterblichkeit der unehelichen Kinder zu Tage. Der Vorgang Leipzigs wird, so steht zu hoffen, Nachfolge zum Segen der hilflofen Kinder finden.

Land- und Forftwirthschaft.

Der Verband der Handels8gärtner Deutschlands

hält heute und morgen in Frankfurt a. M. seine 10. Jahresver- fammlung ab. Außer den die Handelsgärtnerei betreffenden Be- stimmungen der Gewerbeordnung und der Gewerbesteuer wird sich die Versammlung mit der Klärung der Stellung der Gärtnerei zur Land- wirthschaft und zum Gewerbe beschäftigen. Zur Berathung stehen ferner die Frage des Hausirhandels mit Samen und Bäumen, beson- ders Obstbäumen, ferner die Einrichtung gärtnerisher Versuchs- stationen und anderes mehr. Der Verband zählt gegenwärtig etwa 2200 Mitglieder.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln.

Uruguay.

Durch Verordnung der Regierung zu Montevideo vom 3. Julkt 1893 ist der Hafen von Pernambuco für fieberfrei erklärt und die Quarantäne gegen denselben aufgehoben worden. Provenienzen aus denjenigen Hafen Brasiliens, welche sich ihrerseits gegen Rio de Janeiro und Santos durh Quarantäne nicht ges{üßt haben, sollen einer sanitären Beobachtung vezw. Desinfection unterworfen werden. Gegen die Häfen von Rio de Janeiro und Santos bleibt die Quarantäne vorläufig noch bestehen, und hängt die Dauer der even in jedem einzelnen Falle von dem Ermessen der Gesundheitsbehörde ab.

Cholera.

Bukarest, 3. August. Fünf in Braila unter Hafenarbeitern

vorgekommene verdächtige Erkrankungen haben nah näherer Unter« suchung keinerlei Cholera-Symptome ergeben,