1893 / 195 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

M E L B Ti E a Ee a R L S E

ein Album mit den Photographien der Stabsoffiziere, der Aerzte und Beamten im Stabsoffiziersrange.

General von Parseval ist am 18. März 1827 zu Zweibrü n als der Sohn des Königlich bayerishen Kämmerers, General-Majors Ferdinand von Parseval geboren. Er absolvirte das Cadettencorps, wurde am 17. August 1845 Junker im Infanterie-Leib-Regiment, am 29. Mai 1846 Unter-Lieutenant im 2. Infanterie-Regiment, am 20. Juni 1850 Ober-Lieutenant im 2. Infanterie-Regiment und war vom 1. Mai 1854 bis 16. Mai 1859 als Inspections-Offizier im Cadettencorps commandirt; am 16. Mai 1859 erfolgte seine Be- förderung zum Hauptmann im 2. Infanterie-Regiment. Vom 1. April 1860 bis 1. April 1861 war er behufs Üebernahme der Gouverneurstelle bei dem Erbgroßherzog von Oldenburg beurlaubt. Im Feldzug 1866 nahm der General an den Gefechten von Kissingen, Helmstadt und Uettingen und bei Roßbrunn theil. Am 2. Februar 1869 wurde er dem Generalstab zur Dienstleistung zugetheilt, am 1. Februar 1370 zum Major im Generalstab befördert und 1870 bei der Mobilmachung beim Stabe des I. Armee-Corps (v. d. Tann) zugetheilk. Während des reges kämpfte der General in den Schlachten und Gefechten bei örth, Beaumont, an den Brüken von Bazeilles, bei Sedan, Artenay, Orleans, Coulmiers, La Fourche und Thiron-Gardais, Varize, Villepion und Loigny-Poupry. Am 1. Ja- nuar 1872 fam er als erster Generalstabs-Offizier zum General- Commando München, wurde am 3. November 1872 zum Oberst- Lieutenant befördert, am 1. Mai 1873 als Bataillons-Commandeur in das 2. Infanterie-Regiment verseßt, am 15. Dezember 1875 zum Commandeur des Infanterie-Leib-Regiments ernannt und am 31. März 1876 zum Obersten befördert. Am 7. Juli 1881 wurde er als General-Major à la suite der Armee gestellt, am 20. August 1881 mit der Führung der 3. Infanterie-Brigade beauftragt und nach wenigen Tagen zu deren Commandeur ernannt. Am 6. März 1887 erfolgte die Beförderung zum General-Lieutenant und Com- mandeur der 3. Division, am 21. Januar 1889 die Ernennung zum General-Adjutanten, am 9. Mai 1890 jene zum commandirenden General des 11. Armee-Corps, am 29. Oktober 1890 die Beförderung zum General der Infanterie, am 28. August 1891 die Verseßung in das Verhältniß à la suite des Infanterie-Leib-Regiments.

Meckleunburg-Streligtz.

Zhre. Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben sih, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, am 14. d. M. auf etwa vier Wochen nah Sanct Moriy in der Schweiz begeben.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Das Ee Bulletin über das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs besagt: Der gestrige Tag verlief ohne besondere Aenderung des Befindens; die Nacht war gut, die Shwäche dauert an. i:

Seine Hoheit der Erbprinz und Jhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sa fene Meiningen sind gestern von Schloß Rosenau nah Meiningen abgereist.

Deutsche Colonien.

Ein in Dar-es-Salam in Deutsch-Ostafrika am 8. Juni d. J. erlassener Gouvernementsbefehl bringt zur öffentlihen Kenntniß, daß den Askaris der Kaiserlichen Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika nur gegen Zahlung in baar Tauschwaaren oder auf schriftlihe Anweisung des Compagnieführers bezw. Stationshefs Waaren u. \. w. ver- abreiht werden- dürfen. Zuwiderhandelnde sollen mit Geld- strafe bis zu 500 Rupien bestraft werden, und ihnen ein An- spruch due das Gehalt der Askaris für etwa vorhandene Forderungen nicht lehen. :

Seit Anfang dieses Jahres befand sich der Feldwebel

artmann mit 30 Soldaten und etwa 60 bis 100 Jrregu- läâren am Südende des Victoria-Sees, um dort Nuhe und Frieden herzustellen. Die Expeditionen fanden statt in Usmawo, Nasa, Kigadju und Urima und endeten mit der Unterwerfung der unbotinäßigen Völkerschaften. Kriegerische Zusammenstöße ließen sih dabei in einigen Fällen nicht ver- meiden. Doch waren die Verluste auf Seiten des Feldwebels dabei nur unbedeutend. Die Züge werden, wie das „D. Col.-Bl.“ hinzufügt, von dem Erfolge begleitet sein, daß man in Zukunft hoffentlih weniger von Räubereien und Ausübung des Faust- rechts in diesen Gegenden hören wird. :

Die Elfenbein-Ausfuhr aus Deutsh-Ostafrika be- zifferte sih im u d 1892/93 insgesammt auf 16544 Stück Zähne im Gewicht von 286 8401/4 Pfund english.- Die größte Ausfuhrzahl kam auf Bagamoyo (10 666 Stück im Gewicht von 200 548 Pfd. engl.); dann olgen Saadani (1891 Stück i. G. v. 240973, Pfd. engl.),

angani (1627 Stück i. G. v. 26849 Pfd. engl.) und in weiteren Abständen die Häfen von Lindi, Kilwa, Mikindani, Tanga und Dar-es-Salam.

Die Geschäfte des Jntendanten für Deutsch- Ostafrika Dr. Kanzki, der am 5. Juni einen Heimathsurlaub ange- treten hat, hat vom 1. Juni ab der Landrath von Bennigsen übernommen. :

Der Kaiserlihe Gouverneur des C von Kamerun, Zimmerer, hak nach dem „D, Col.-Bl.“ am 29. Juni das Schutzgebiet mit Urlaub verlassen. Von dem- selben Tage an ist die Leitung der Geschäfte an seinen Stell vertreter Kanzler Leist übergegangen. Auch der commissarische Bezirks-Amtmann von Oerßtzen ist am 29. Juni mit Urlaub abgereist. Der bisher in der Colonial-Abtheilung des Aus- wärtigen Amts beschäftigte Gerichts-Assessor Riebow hat sih am 4. August von Hamburg mit einem Dampfer der Woer- mann-Linie nah Kamerun begeben, um bei dem dortigen Kaiserlihen Gouvernement zunächst auftragsweise beschäftigt zu werden.

Der Kaiserlihe Gouverneur von Kamerun hat unter dem 25. Juni d. J. berichtet, daß die Hafenbauten daselbst einen rüstigen Fortgang nehmen. Die beiden Räume seitlich des Slips waren mit Lehm und Sand fertig aufgefüllt, sodaß hon mit der Auffüllung des Theils vor der Factorei von Rider Son and Andrew begonnen werden konnte. Auch die Landungsbrücke war bis auf den Brückenkopf, an welchem noch gearbeitet wurde, fertiggestellt. :

Nachdem bereits früher mit 17 Häuptlingen des Mabea- stammes Frieden H S worden, sind im Juni d. J. bei Gelegenheit der Anwe Vai gie des Assessors Wehl an in Groß- Batanga weitere Friedensabschlüsse mit den noch übrig ge- bliebenen 12 Mabeahäuptlingen “zu stande gekommen. Die Ruhe war damit vollständig wiederhergestellt worden, und die um Schuße von Groß-Batanga im März dort zurückgelassene

btheilung der Schußtruppe konnte daher im Juni zurück- gezogen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky ist gestern von Zshl nah Wien zurückgekehrt.

Großbritannien und Frland. Jn seiner vorgestrigen Sißung seßte das Unterhaus

‘die weitere Berathung der Homerule-Bill bei dem Antrag

Carson'’s fort, die irishen Landcommissäre sollten auch ferner von der Königin und die Hilfs-Landcommissäre vom Lord-Statt- halter ernannt werden, fort. Zuerst ergriff, wie die Londoner „Allg. Corresp.“ berichtet, Chamberlain das Wort und bemerkte, es sei von der größten Wichtig- keit, unparteiishen Männern ein solhes Amt zu übertragen. Die Gutsherren seien in Jrland verhaßt. Streitig- keiten zwischen ihnen und den Pächtern könnten niht zur Ent- scheidung Leuten überwiesen werden, die den Ankaufspreis eines Guts auf die fünffahe Pacht oder den Prairiewerth normiren wollten. Healy führte den Ausspruch des verstorbenen John Bright an, daß die irischen Güter vollkommen werthlos sein würden, wenn nicht von den Pächtern umfassende Ver- besserungen vorgenommen worden wären. Ein Angriff auf die Ernennung Vernon's zum Landcommissar gab dem remier - Minister Gladstone Gelegenheit, diese zu rechtfertigen. Er His nit, odaß - man den Führern der Nationalisten die Entscheidung über die Streitig- keiten zwischen Gutsherren und Pächtern entziehen müsse. Das Beste, was die irishen Gutsherren gegen die ns Regierung thun könnten, würde sein, das Reichs-Parlament ein wachsames Auge auf die Vorgänge in Jrland haben zu Ine Palsour gr den legien Sah auf und meinte, die Staatskunst Gladstone's bei Lösung der irischen agrarishen Frage bestehe also darin, im Reichs- N wiederum endlose irische Debatten zu schaffen.

chließlich wurde der Artikel der Vorlage, Tod die irische Regierung die Landcommissäre ernennt, mit 172 gegen 143 Stimmen angenommen. Fn der gestrigen Sigzung erklärte dem „W. T. B.“ zufolge der Premier-Minister Gladstone, es würde, selbst wenn es England frei stünde, niht im Jnteresse des Staats liegen, einen Ausfuhrzoll auf Kohlen angesihts des Strikes einzuführen; außerdem ver- hindere aber auch der Vertrag mit Deutschland die Einführung eines solhen Zolles. Der Parlamentssecretär des Auswärtigen Eir Edward Grey erklärte, niht Witu sei angegriffen worden, sondern eine Veste, worin sih ein Häuptling mit einer Räuberbande eingenistet habe. Da von dort verrätherische Schüsse auf eine Truppen-Eskorte abgegeben worden seien, sei es nöthig geworden, die Veste zu nehmen. Die Marine- Brigade habe, von den sudanesishen Truppen unterstüßt, die Veste erstürmt.

Bei der gestrigen Ersaßwahl zum Unterhause in Hereford für den Gladstoneaner Grenfell wurde der Conservative Cooke mit 1594 Stimmen gewählt. Der Gegencandidat Sir Joseph Pulley (Gladstoneaner) erhielt 1460 Stimmen. /

In einer am Sonnabend in Sheffield abgehaltenen Ver- sammlung gab Sir Henry James der in dem früheren Cabinet Gladstone’'s das Amt des General-Anwalts bekleidete, die Gründe an, weshalb seiner Meinung nah das Ober- haus die Homerule-Bill verwerfen müsse. Der erste Grund, meinte er, sei die häufige Anwendung der Bestimmung über den Schluß der Debatte. Das Oberhaus sei verpflichtet, davon Kenntniß zu nehmen, und müsse daher, sobald die Bill ihm vorgelegt werde, sagen, daß sie noch einmal in Erwägung zu. ziehen sei. Die Regierung möge ihre Pflicht erfüllen, das Haus werde dann die O thun. Zweitens müßten die Lords auf das Urtheil des Volks ahten. Durch die Ver- eung der Bill erhalte die Wählerschaft von Großbritannien die Gelegenheit, Ja oder Nein dazu zu sagen.

Rußland.

Der russishe Konsul in Serajewo Bakunin tritt nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg einen Urlaub an und wird später einen anderen Posten zuertheilt erhalten. Zum provisorishen Verwalter des Konsulats in Serajewo ist der Gesandtschafts-Secretär in Bukarest Junge l- ssttröôm ernannt worden.

Türkei.

„W. T. B.“ berichtet aus Athen, auf der Jnsel Samos seien blutige Zusammenstöße zwischen der Bevölkerung und dem Militär vorgekommen, mehrere Dörfer seien voll- ständig zerstört worden.

Serbien.

Die Skupschtina hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, das serbish-belgishe Handelsprovisorium in zweiter Lesung angenommen.

Dänemark.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kopenhagen hat ‘gestern die O dänishe Ackerbaugesellschaft eine Commission von sechs Mitgliedern O um die zoll- politishen Forderungen der Ackerbauer zu formuliren. Von den Commissionsmitgliedern sind zwei Schußzöllner, zwei Freihändler und zwei Opportunisten, unter diesen der¡National- öfonom Professor Falbe Hansen.

Amerika.

Gestern hat das Schiedsgericht in Paris in der Behringsmeerfrage sein Urtheil gefällt. Dem „W. T. B.“ zu- folge besagt dasselbe : 1) Rußland Bli Rap bis zu diesem Augen- blick Alaska oder das ausshließlihe Recht der Nobbenfischerei in dem Behringsmeer jenseits der gewöhnlichen Grenzen des Küstengebiets an die Vereinigten Staaten von Amerika ab- getreten. E Großbritannien hat Nußland gegenüber das Recht einer ausschließlichenGerichtsbarkeit über die Fischerei im Behrings- meer weder anerkannt noch bewilligt. 3) Das Behringsmeer ist einbe- zogen in dem Begriff „Großer Ocean“, welcher in dem Ver- trage vom Jahre 1825 zwischen Großbritannien und Rußland festgestellt ist. Nach diejem Vertrage hat Rußland weder das ausshließlihe Reht der Jurisdiction 1m Behringsmeer, noch das ausschließlihe Recht der Robbenfischerei außerhalb der

ewöhnlichen Grenzen des Küstengebiets ausgeübt oder be- essen. 4) Alle Rechte Nußlands in dem Theile des Beh- ringsmeers oöstlih der in dem Vertrage zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland vom März 1867 fest- es Seegrenze sind vollständig an die Vereinigten taaten - übergegangen. 5) Den Vereinigten Staaten feht kein Recht des Schußes oder des Eigenthums zu auf diejenigen Robben, die sih auf den den Vereinigten Staaten gehöri en D im Behringsmeer aufhalten, wenn diese Robben fich

außerhalb der gewöhnlichen Grenze von drei Meilen befinden.

Das e A e seßte sodann in Gehalten Artikeln ein

Reglement fest zum Schuß und zur Erhaltung der Nobben im Behringsmeer außerhalb der Grenzen der Jurisdiction der respectiven Regierungen.

Nach officiellen Angaben aus Washington wird der Betrag, welchen die Vereinigten Staaten von Amerika als Schadenersaß für die Beschlagnahmen im Behringsmeer infolge der Entscheidung des Pariser Schiedsgerichts zu zahlen haben, auf 11/7 Millionen Dollars geschäßt. ie Schiffsladungen seien zu vollen Marktpreisen verkauft worden, die Verluste würden demnach nur gering sein.

Wie aus Victoria (British-Columbia) gemeldet wird, tadeln die Behringsmeerfisher die Entscheidung des Schieds- gerichts. Das Reglement werde das Gewerbe ruiniren.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Buenos Aires- Auf dem Bahnhof in La Plata 100A gestern zwischen den Nationaltruppen und den Radicalen ein hartnäckiger Kampf statt, wobei drei Mann getödtet und etwa vierzig ver- wundet wurden. Alle öffentlihen Gebäude in La Plata sind von den Nationaltruppen beseßt. Die Mitglieder der von den Radicalen daselbst eingeseßten provisorishen Regierung haben ihre Posten verlassen. Der Bundescongreß hat gestern beschlossen, den Belagerungszustand über die ganze Argentinische Republik zu verhängen. Außerdem wurde eine Bundesintervention in den Noon Santa und San Luis beschlossen.

Asien.

Wie das „Reuter he Bureau“ aus Bombay von gestern berichtet, dauert dort die Nuhe fort. Die Wo der wieder geöffneten Magazine hat sich vergrößert. Für das heute stattfindende Hindu-Fest sind von den Behörden Maß- regeln getroffen worden, um etwaigen Unruhen zu begegnen.

Afrika.

Wie dem „Reutershen Bureau“ aus Capstadt von gestern gemeldet wird, hat der Häuptling Lobengula einen weiteren, dieses Mal drohenden Brief an die Chartered Company gerichtet, worin er Erklärungen über den Angriff auf seine Leute fordert, die Anerkennung jeder Grenze ablehnt und seine Absicht kundgiebt, eine neue Streitmacht auszusenden, um sein Vich aus dem Mashonaland zu holen.

Statistik und Volk8wirthschaft.

Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter nah den Berichten der Gewerb eräthe.

Die Jahresberichte der Königlih preußishen Regierungs- und Gewerberäthe und Bergbehörden für das Jahr 1892 enthalten, wie üblih, auch Material zur Beurtheilung der wirthschaftlihen Lage der Arbeiter. Wir stellen daraus die hauptsächlihen Angaben zusammen,

In den N Ost- und Westpreußen hatte der günstige Ausfall der Ernte die im Beginn des Jahres, troß voraufgegangener D mißlihe Lage der Arbeiter sehr wesentlich auf- gebessert.

In Berlin-Charlottenburg hat die Zahl der Arbeiter

seit den 19 Jahren, während deren der Regierungs- und Gewerbe- Rath Stülpnagel über diese Verhältnisse regelmäßig zu berichten hat, zum ersten Mal abgenommen. Die Zahl der gewerblichen An- lagen hat sih seit dem Vorjahre zwar um 196 vermehrt, dagegen die Zahl der in ihnen beschäftigten männlichen Arbeiter um 2766 vermindert, wogegen allerdings die Zahl der Arbeiterinnen um 404 ewachsen ist. An der Verminderung der männlichen Arbeiter nehmen ast alle Industriezweige theil. Ain meisten hat die Maschinen- industrie (2577) eingebüßt, insgesammt verminderte sich die Zahl der Arbeiter in den verschiedenen Industriezweigen um 38395, denen indeß eine Vermehrung von 1069 männlichen Arbeitern (in der chemischen Industrie 47, in der Textil-Industrie 70, in der Bekleidungs- und Meinigungs-Industrie 306, in den polygraphischen Gewerben 358 und in verschiedenen anderen Betrieben 288) gegenüber- steht. Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter is nicht wesentlih {chlechter geworden, neuerliche fr lbs f lassen sogar die Hoffnung auf Besserung der Verhältniffe zulässig erscheinen. Ihnen stehen aller- dings sehr zahlreihe Klagen über die große Geschäftsstille gegenüber. Bet der Besichtigung der Fabriken fällt es auf, daß viele Arbeits- läße leer sind, und daß manche Maschine {till steht; viele Werk- Hätten der Mechaniker, des Confectionsfahs, der Gold- und Silber- waarenfabriken wurden s{chwach beseßt gefunden. Im allgemeinen dürften aber \tihhaltige Gründe zu Befürchtungen bezüglich der wirth- schaftlichen Lage der Fabrikarbeiter-Bevölkerung nicht vorliegen. Lohn- herabseßungen in größerem Umfang sind troy Nachfrage nicht zur Kenntniß des Gewerberaths gelangt. /

Im Regierungsbezirk Potsdam hat sich die Anzahl der in den Fabriken besGäftigten Arbeiter gegen das Vorjahr infolge Zuwachses von gewerblichen Anlagen in den Kreisen Niederbarnim und Teltow, wozu auch die industriereihen Vororte Berlins gehören, mindestens um das Doppelte vermehrt. Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter gestaltete sih infolge der hohen Lebensmittelpreise zu Anfang des Jahres 1892 ziemlich ungünstig ; später urn he durch die gute Mittelernte und das Sinken der Getreidepreise erträglicher; ein Nothstand unter den Arbeitern der regelmäßig arbeitenden Großindustrien war nicht bemerkbar. Arbeitseinstellungen kamen A vor, Ursachen der Arbeitseinstellungen waren bis af einen Fall Lohnfragen bezw. Verkürzung der Arbeitszeit. Die wirthschaftlihe Lage der Arbeiter hat fich im Negierungsbezirk Potsdam im allgemeinen gegen das Vorjahr niht verschlechtert, in fast allen Betrieben haben sich die Löhne auf der gleichen Höhe erhalten. Da die Lebensmittelpreise namentlih für Brot und Kartoffeln niedriger geworden sind, fo hat sich der Ernährungszustand eines großen Theils der Arbeiter sogar verbessert und auch în solchen Betrieben, in denen geringe Lohnherab- sebungen stattgefunden haben, niht vershlechtert. Dennoch ist die Beobachtung gemacht worden, daß die Ernährungsweife selbst unter den besser gelohnten O Arbeitern, namentlich der Berliner Vor- orte, vielfah eine mangelhafte war. Der Grund hierfür liegt einer- seits darin, daß die Beschaffung eines warmen Mittagessens theuer ist, andererseits auch darin, da die Unverheiratheten einen großen Theil ihres Verdienstes für Vergnügungen verwenden. Im Regierungs- bezirk Frankfurt war die wirthschaftliche Lage der Arbeiterbevölkerung zu Anfang des Berichtsjahres ungünstig. Der allgemeine Geschäftsgang machte eine Einschränkung der täglichen Arbeitszeit und vielfa auch der Arbeiteranzahl nothwendig und ‘bedingte dadurch einen geringeren Arbeitsverdienst, theilweise auch geringere Arbeitsgelegenheit. Mit der langsamen Hebung der Jndustrie und des Handels im Laufe des Sommers stieg aber die tägliche Arbeitszeit und damit die _Arbeits- es wieder. Die Einheitslohnsäße haben im allgemeinen eine

eränderung gegen das Vorjahr n erfahren. Jn den Zeiten inanuftigen Geschäftsganges entschlossen sich die JIn- dustriellen troß directer Ver e n Jene under 00 Arbeiterentlassungen, sie suchten vielmehr die _ chlimmen Zeiten durch Verkürzung der Arbeitszeit ohne empfindliche Lohn- verkürzungen für ihre Arbeiter möglichst erträglih zu gestalten. Zur Flanttas billiger Lebensmittel und billiger Nahrung während der Arbeitszeit werden besonders von großindustriellen Werken auf dem Lande neuerdings immer bedeutendere Anstrengungen gemacht. neo H e u Cantinen errichtet, wie sie in Städten aum besser zu finden sind. : i

In der das Son hat sich die pn der Fabrikarbeiter von 1891 zu 1892 um 2,68 Procent, die Zahl der betriebenen Werke un etwa 6 Procent verringert. Die Zahl der Arbeiter betrug 34 307 im Jahre 1892 gegen 35 254 im Jahre 1891. Im Eisenbahnwerkstätten- Betriebe und in einer Glasfabrik haben nicht unwesentliche Arbeiter- entlassungen stattgefunden, in anderen Here wurde die Zahl der täglichen Arbeits\tunden und dementsprechend au der Lohnbetrag ver- mindert, i

Im Regierungs-Bezirk Liegniß zeigt sich die Arbeiterbevölke- rung im allgemeinen über die Wohlthaten befriedigt, welche ihr das neue AOS Lans gebracht hat. Die Lohnverhältnisse haben si gegen das Vorjahr wenig verändert; nur in einzelnen Eisenhütten hat eine geringe Lohnherabfeßung infolge gedrückter Preise für die Fabrikate eintreten müssen, die jedo in den niedrigeren Preisen für die Lebens- me ihren Ausgleih fand. An Arbeitsgelegenheit hat es nicht gefehlt. | / E

Im Negierungsbezirk Sporn ist die Gesammtzahl der Arbeiter von 84027 auf 81738, also um 2289, d. i. 30/6, zurückgegangen, während sie in den drei voraufgegangenen Jahren eine Steigerung von 5179, 5735 und 4949 Köpfen erfahren hatte. Besonders erheblih war der Nükgang bei der Hüttenindustrie, wo gegen 1500 Arbeiter weniger als im Vorjahre bes äftigt wurden. Die ungünstige Lage dieser Industrie, welche bei der infolge der Absperrungsmaßregeln gegen die Cholera hervorgerufenen Steigerung der Lebens- mittelpreise die wirthschastlißhe Lage der Arbeiter in der ungünstigsten Weise beeinflußte, stellt sih nicht nur in dieser Zahl dar, sondern wird noch vielmehr dadur gekennzeichnet, daß die Werke vielfa Ir waren, zum cisAidtigen Betrieb überzugehen, also die Arbeiterzahl herabzuseßen und dann noch zahlreiche Feier: {iten einzushieben. Unter diesen Umständen vollzog sich die Ein- \hränkung der Frauenarbeit obne irgendwelhe Schwierigkeiten und hat wohl die gute Wirkung gehabt, daß sich die Arbeitsgelegenheit für die Männer niht noch ungünstiger gestaltete. Der Niedergang der Eisenindustrie ist au nicht Rie Rückwirkung auf die Lohnverhält- nisse geblieben.

Im Regierungsbezirk Magdeburg erhöhte ih die Zahl der Arbeiter von 61 847 auf 62 633, die Zahl der Anlagen von 4350 auf 5100. Die wirthshaftlihe Lage der Arbeiter hat ih gegen das un- günstige Vorjahr nur unwesentlih verändert. Die Zahl der wegen {lehten Geschäftsgangs in Magdeburg entlassenen gewerblichen Arbeiter betrug 500; sie war erheblih geringer als im Vorjahre. Jn den Städten und Landbezirken wurden fast keine gewerblihen Arbeiter entlassen; nur in einem einzigen größeren Hüttenwerk sind infolge mangeln- der Aufträge 209/e der Arbeiter verabschiedet worden. In vielen Fabriken ist es zu 2 eshränkungen der Arbeitszeit und dadurch zu einem Ausfall in den Einnahmen der Arbeiter gekommen. Lohnherabsezungen haben nur ausnahmsweise stattgefunden. Die große Mehrzahl der Arbeit- geber trachtet danach, ihren ständigen Arbeitern bei der \{lechten Lage der Industrie die Noth mit Opfern fern zu halten, und ein großer Theil der Arbeiter erkennt dies au dankbar an. Die Locomobilen- fabriken und eine große Papierwaarenfabrik waren gut beschäftigt.

Die im Seeschiffsverkehr in den preußischen Häfen | angekommenen Schiffe 1892.

Die Gefammtheit aller 1892 in den preußishen Seehäfen an-

gekommenen Schiffe weist, wie die „Statist. Corr.“ mittheilt, auf- fallende Abweichungen gegenüber dem Vorjahre nit auf; es liefen ein 49 684 (im Vorjahre 50 563) mit einem Netto-Raumgehalt von 6229 569 (t. V. 6322388) Reg.-T. und einer Besaßung von 294 899 (i. V 291 592) Köpfen. Nicht zu Handelszwecken, sondern um Schuß zu suchen, wegen widrigen Windes, um Kohlen oder Pro- viant einzunehmen 2c., liefen ein 165 Schiffe mit 27 485 Neg.-T. und 1046 Seeleuten. __ Von den lediglich Handelszwecken dienenden Fahrzeugen ent- fielen auf die Dampfer 21 752 (gleih 43,93 v. H.) mit einer Ge- sammttragfähigkeit von 4 901 761 Reg.-T. (gleih 79,03 v. H.) und einer gesammten Besaßung von 215 880 Mann (glei 73,47 v. H. der Gesammtzahl). Von allen angelangten Dampfern waren ohne Ladung 1299 oder 5,97 v. H,, von allen Seglern 6409 oder 23,08 v. H. Der Nettoraumgehalt aller beladenen Schiffe betrug 5 614 203 Reg.-T. gleich 90,52 v. H, der Naumgehalt es Schiffe n alla O8TSTT Neg. 2 O Va L O Per den Dampfschiffen in Ladung belief ih der Naum- gehalt auf 4 492105 Reg.-T. oder 91,64 v. H., bet den Seglern auf 1122 098 Neg.-T. oder 86,29 v. H. Das Verhältniß der Mannschaft zum Tonnengehalt der Fahrzeuge stellte sich für Dampfer und Segel- schiffe zusammen wie 1:21,11, für erstere allein wie 1: 22,71, für die leßteren wie 1: 16,68. Hieraus ergeben \ich für die Segelschiffe wesentlihe Nachtheile gegenüber den Dampfern, welche im Laufe einer Schiffahrtsperiode einerseits viel mehr Fahrten machen, anderseits an Betriebskosten nicht unerhebliß sparen können. Ein Ver- gleih der statistishen Ergebnisse für 1892 mit denen des Vor- jahres ergiebt bezüglich der Schiffszahl eine Abnahme um 1,04, bezügli des Raumgcehaltes eine folhe um 1,05 und bezüglich der Mannschaften eine \olhe um 1,02 v. H. Hierbei is der Verkehr Helgolands, welher sih 1892 auf 1011 zu Handelszwecken ein- getroffene Schiffe mit 207 209 Neg.-T. und 9853 Schiffsmann- schaften belief, niht mitberücksihtigt, weil er 1891 nur für das leßte Vierteljahr in Betracht kommen konnte.

Eine Unterscheidung der im Berichtsjahre eingelaufenen Schiffe nah den einzelnen Küstenstrecken des preußishen Staats, an welchen ihre Eingangshäfen liegen, ergiebt folgende Uebersicht.

Es liefen 1892 ein: Segelschiffe Dampfschiffe auf der Küsten- Neg. -Tons| Be- [Neg. -Tons| Be- __s\trecke: Anzahl | netto | saßung | Anzahl | netto | saßung Ostpreußen . 763 80 454| 3607| 1682 709 749| 22 749 Westpreußen 926 94244| 3101 1168| 498648| 15287 Pommern .. 2455 174915) 84441 4143| 1 634 907| 57 419 Schl.-Holst., De, 8182 008 L011) 20 9001 G 101 STAT62I 01 279 L. Oftsee- gebiet .. 11876) 657764| 35684] 13 094| 3 715 066 147 222 Schl.-Holst., Nordsee .. 5443 236 302| 13 447! 5035| 564054| 36 967 Hannover, : oft)... 17621 194601 6630 8010| 2242008 9.372 Hannover, westlich .. 8668 210 105| 22 147 2926| 272 060| 21 764 Rheingebiet . 18 1 457 65 3871 126331 4565 Ux. Nordsee- i gebiet .. 15891| 642555| 42289] 8658| 1186695| 68658 überhaupt . 27767] 1300 319| 77 973| 21 752| 4 901 761/| 215 880

Bei einer Unterscheidung der zu Handelszwecken dienenden Schiffe nah den beiden Küstenstrecken zeigt {ich, daß von sämmtlichen Dampfern auf das Ost seegebiet der Anzahl nah 60,20, der Trag- fähigkeit nah 75,79 und der Mannschaft nah 68,20 v. H. entfielen. Für die Segelschiffe lauten die Zahlen bezw. 42,77, 50,58 und 45,76 v. H. Die Dampfschiffahrt an der Ostseeküste Preußens überstieg die an der Nordsceküste der Gütermasse nah um etwa das 32 fache, während sih die Segelschiffahrt in dieser Beziehung an beiden Küsten annähernd deckte; dagegen zeigt eine Vergleichung der gan der Segelschiffe im Nord- und Oftseegebiet, daß der Schiffsverkehr in den preußischen Nordseehäfen mehr aus kleinen Fahrzeugen besteht.

Legt man den gemeinsamen Nettoraumgehalt als Maßstab für die Beurtheilung zu Grunde, so kommen ron ihm auf das Oftsee- gebiet 70,51 v. H. Von der Summe des Raumes entfielen auf Pom- mern 29,18, Schleswig-Holstein an der Ostsee 18,95, Ostpreußen 12,82, Schleswig-Holstein an der Nordfee 12,91, Westpreußen 9,56, Hannover im westlihen Theil 7,77, und im östlichen 6,75, endlich das NRhein- (A 2,06 v. H. Das starke Uebergewicht der Ostsee über die Nord- ee in dieser Hinsicht gilt lediglih für die preußischen Häfen; würde man den großen Sceverkehr Bremens und Hamburgs mit in den Kreis der Betrachtung ziehen , o würde die Schiffsbewegung Bien Hâfen der Nordsee diejenige in den Ostseehäfen erheblih über-

gen.

l Zur Arbeiterbewegung. j | Zum Aus stand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Meldungen vor: A Wre Grubenarbeiter in Northumberland haben, wie ein olf’s{hes Telegramm meldet, einen Beschluß gegen den Strike gefaßt. Der „Frkf. Ztg.“ zufolge beschlossen die Gruben-

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ph von Süd-Wales, die Forderung der Arbeiter auf Lohn- erhöhung abzulehnen. Der Strike habe ju über ganz Süd-Wales und Monmouthshire ausgedehnt. In Rhederkreisen herrshe große Besorgniß, da Süd-Wales fast alle Schiffskohle liefere. Nach Mittheilungen der Londoner „Allg. Corr.“ stiegen Wallisische Maschinenkohlen auf der Londoner Kohlenbörse um weitere 2 sh. die Tonne. Im Ganzen beträgt der Aufschlag somit 7 fh. die Tonne. Der Kohlenvorrath os Eisenbahnen \oll nur ncch für drei Wochen reichen. n einer vorgestern in Wigan abgehaltenen Bergwerkvereins - Versammlung betheiligten {sch 12000 Arbeiter. Die von dem Führer Aspinwall gehaltene Rede klang wenig versöhnlih. Der an- wefende Parlamentsabgeordnete W oods betonte, die an den echen unen Kohlenvorräthe bildeten in Wirklichkeit die Ufa der Krisis. Der Erecutiv-Ausshuß des Verbandes der Bergleute wind feme Conferenz am 2; d. M in Birmingham wieder aufnehmen. E wird vor allem die Frage ent- schieden werden, ob es den Mitgliedern gestattet werden \oll, in Zechen zu arbeiten, welche die alten, oder gar öbete Löhne zahlen wollen. In Wales betrifft die Arbeitssperre jeßt 60 000 Mann. Vorgestern zog ein nah Taufenden zählender Haufe von Ausständigen nach den Lloyd - Zechen im Waunllyd - District und verlangte die Schließung der Zechen. Die Bergwerks - Directoren mußten der Gewalt nahgeben, haben aber seitdem Militär requirirt. Die Nichtausständigen beshlossen am Abend, weiter zu arbeiten, aber nur unter ausreichendem militärischen Schuß. In den Docks von Barry und Penarth liegen 82 Schiffe, die nit fortfahren können, weil fie keine Kohlen bekommen können.

Hier in Berlin sollte, wie die Berliner „Volks- tg.“ berichtet, eine Generalversammlung der Kistenmacher vorgestern über die Auflösung des Interessen-Vereins der Kistenmacher und den Anschluß an den deutschen Holzarbeiter-Verband beschließen. Nach längeren Debatten über die Frage, ob Local- oder Centralorganisation vor- zuziehen sei, wurde beschlossen, den Verein der Kistenmacher fortbestehen zu lassen. Der bisherige Vorstand legte darauf sein Amt nieder Dio Silzshuharbeiter beabsichtigen bei ihren Waaren die Controlshutßmarke einzuführen. In einer vorgestrigen Versammlung wurde der „V.-Z." zufolge eine Entschließung angenommen, wonach, da in der Filzschuh-Branche die Controlmarke Aussicht auf Erfolg habe, die Filzshuharbeiter und -Arbeiterinnen sich verpflichten, dafür einzutreten, daß die Controlmarke eingeführt werde ; ferner verpflichten sich die Anwesenden nur die mit Controlmarke ver- fehenen Consumartikel zu kaufen.

Kunst und Wissenschaft. Der außerordentlihe Professor an der Universität Breslau

Dr. med. F. Sommerbrodt, bekannt als Specialist für Krank- heiten der Athmungsorgane, ist am 14. d. M. Abends gestorben.

On Veeuenabr: wie „W. T. B.* meldet, gestern der Director der Kunst - Akademie in Düsseldorf, Professor Karl Müller gestorben. Der Künstler war im Jahre 1818 in Darmstadt geboren und hatte sich in e Mee unter Sohn und Schadow zum Maler ausgebildet. Na einem Auf- enthalt in Italien widmete er sih seit 1843 vorzugsweise der religiösen Malerei und {uf außer verschiedenen Altarwerken mit seinem älteren Bruder Andreas die Fresken in der Apollinariskirhe zu Remagen am Rhein. Seine Gemälde bekunden bei genauem Naturstudium eine ideale Auffassung und sorgfältige Ausführung.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs: Maßregeln.

i Großbritannien.

Durch eine ‘von dem Local Government Board in London für England und Wales erlassene und am 9. d. M. in Kraft getretene Verordnung vom d. d. M. sind die auf die Einfuhr von Lumpen, Bettzeug und abgetragenen oder \{mußigen Kleidungsstücken aus Frankreich, aus den europäishen Häfen nördliGß von Dün- kirchen (mit Ausnahme von Schweden, Norwegen und Däne- mark), den Häfen des Schwarzen und Asowshen Meeres und den Häfen der asiatishen Türkei bezüglichen Verordnungen vom 11. und 13. Juli, 11. August und 14. Dezember v. J. aufgehoben und durh neue Bestimmungen erseßt werden. (Vergl. „Meichs- Anzeiger“ Nr. 169, 170 und 200 vom 20., 21. Juli und 25. August 1892 und Nr. 4 vom 5. Januar 1893).

Nach diesen neuen Bestimmungen müssen s{chmutziges Bettzeug und abgetragene oder {mußtige Kleidungsstücke aus den oben an- A Ländern und Häfen bei der Einfuhr nah England und

ales desinficirt werden, widrigenfalls sie der Vernichtung unterliegen. Dagegen kommt für Lumpen, die aus jenen Ländern in Ballen ver- pat als E eingehen, die Nothwendigkeit der Desinfection künftig in Fortfall ; die Einfuhr von Lumpen nah England und Wales ift also fortan ohne a Pen Beschränkungen gestattet.

alien.

Zufolge einer seesanitätspolizeilihen Verordnung vom 9. d. M. werden die Bestimmungen der Verordnung vom 11. November v. F. (vergl. „NR.-Anz.“ Nr. 270 vom 14. November 1892) bis auf weiteres auf die aus den russishen und rumänischen ee der Donau in italienischen Häfen ankommenden Schiffe ausgedehnt.

l / Marokko.

Der internationale Gesundheitsrath in Tanger hat folgende Be- stimmungen getroffen :

Provenienzen aus Cette sind wieder zum freien Verkehr zuzulassen (vergl. „R.-Anz.“ Nr. 160 vom 7. Juli 1893).

__ Provenienzen aus Smyrna unterliegen einer fünftägigen Quarantäne im Hafen von Tanger, bevor sie zur Landung gelangen dürfen.

___ Die Küste des Senegal von Gambia bis zur Bank von Arguin

gilt vom 25. v. M. ab als seuchenverdächtig. ; Cholera.

Ueber die gestern von uns gemeldeten drei Cholerafälle in Berlin berichtet des näheren die „Nat. Ztg.“, daß der erste Fall ih {hon am 5. August ereignet habe. An jenem Tage starb in der

rankfurter Allee Nr. 136 unter seucheverdächtigen Umständen der Arbeiter Ignaz Kynal. Dr. Zenthöfer stellte auf der Station des Professors Koh den Kommabacillus fest. Die Frau des Verstorbenen wurde unter ärztlihe Beobachtung gestellt, aber nah einigen Tagen als unverdächtig entlassen. Jett ist nun in der Pallissaden- und Friedenstraße je ein Cholerafall vorgekommen und zwar bei einem Mann und einer Frau. Beide Kranke ia nach dem Krankenhause am Friedrihshain gebraht worden. er ver- storbene Kynal sowohl als der zwêite Kranke haben mit der von der Cholera befallenen Frau verkehrt.

, Wien, 16. August. (W. T. B.) Gegenüber der Meldung ver- schiedener Blätter von einer verdächtigen Erkrankung im Bruder Lager bei Wien wird auf Grund der bakteriologishen Untersuchung der Dejecte auf das bestimmteste constatirt, daß ein Choleraverdaht aths ausgeschlossen ist; der L der Truppen in

ien und Umgebung fet äußerst befriedigend.

emberg, 15. August. In Mikuliczyn, Delatyn und Dobrotow find, wie ,W. T. B.* meldet, je zwei Todesfälle und in Tartarow ein Todesfall an Cholera vorgekommen. In Tulukow, Bezirk Sniatyn, sind am 10. d. M. eine Cholera- Erkrankung und gestern drei neue Erkrankungen constatirt, von denen eine tödtlih verlief.

_London, 15. August, Wie. dem „Reuter'shen Bureau“ aus Gibraltar gemeldet wird, befindet \sich an Bord des englischen Dampfers „George isher*, der, von Malta kommend, heute nach Stettin abgegangen ist, ein Matrose, der an Cholera erkrankt war, jest aber fast wiederhergestellt ist.

Konstantinopel, 15. August. Die nah der Türkei ver- kehrenden Personenzüge werden, dem „W. T. B.“ zufolge, in N 0a «Paf ‘angehalten und unterliegen einer dreitägigen Beobachtung. Die Reisenden werden laut telegraphischer Mittheilung

ärztlih untersucht nnd die Gepädstüccke desinficirt.

__ Bukarest, 15. August. Vom 14. auf den 15. d. M. kamen einer Wolff’shen Meldung zufolge in Braila 12 Erkrankungen uad 6 Todesfälle an Cholera vor, in Sulina 14 Erkrankungen und 12 Todesfälle, in Cernawoda 9 Erkrankungen und in Galaßz 11 Erkrankungen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 15. d. M. gestellt 10 432, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

__ In Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 4345, nicht rect- zeitig gestellt keine Wagen.

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ schreibt in ihrem vom 4. d. M. datirten Wochenbericht: Die commerzielle und finanzielle Lage unseres Landes is immer noch eine höchst precäre, und es gehört großer Optimismus dazu, zu behaupten, daß das Schlimmste bereits überwunden sei. Die immer noch fehr langen Listen der Bankerotte geben ein trauriges, aber yetreues Bild von den Verwüstungen, welhe die Geldnoth anrihtet. In allen Landestheilen und in allen Geschäftsbranhen wüthet der Sturm, und wenn wir bis jeßt von einer vollständigen Panik verschont blieben, fo ist dies hauptsählich dem Umstand zu verdanken, daß \ich die Geschäfte des Landes auf gesunder Basis befanden und überdies die Calamität nit unvorbereitet kam. Die hiesigen Banken haben durch die Aus- gabe von G e, DaE bei Zeiten Vorkehrung getroffen, den Mangel an Baarmitteln, soweit es anging, zu erseßen, und wenn auch die Einziehung des bisher emittirten großen Betrages von etwa 34 100 000 Doll., der beiläufig bemerkt bereits um ca. 9 000 000 Doll. größer ist als der während der großen Panik in 1873 ausgegebene, später noh Schwierigkeiten verursahen mag, so ist doch jedenfalls durch dieses Aushilfsmittel eine Katastrophe vermieden worden. Ein gutes Zeichen ist es, daß unser Waarenexport groß bleibt, sodaß auf eine eversion des bisherigen ungünstigen Verhältnisses in unserer Handelsbilanz und damit auf einen fteten Zufluß des gelben Metalls gerehnet werden kann. Das Geschäft am Waaren- und -Productenmarkt lg Wt allen Branchen vollständig darnieder. Auf der einen Seite {ränkt sich der Consum immer mehr ein, und auf der anderen Seite wird das Incasso mit jedem Tage shwieriger. Nur der Export bleibt, wie erwähnt, infolge des Rückgangs in den hauptsählihsten Export- artifeln zufriedenstellend. Was die einzelnen Artikel betrifft, so hat Baumwolle während des ersten Theils der Woche eine feste Tendenz gehabt, mußte aber im weiteren Verlauf des Geschäfts nach, geben, da sich die ungünstigen Ernte-Nachrichten nicht bestätigen und außerdem die Geldnoth vor größeren Operationen zurückhält. Brot- stoffe haben sih dagegen nah einem anfänglihen starken Nück- gang s{ließlich eher etwas höher gestellt. Am Kaffee-Markt haben Brasilsorten im Laufe der Woche langsam nachgeben müssen, obwohl der Schluß auf bessere Nachrichten von Europa wieder fester war. Milde Sorten haben fich besser gehalten, standen aber in fehr \tillem Ver- kehr. Das Geschäft in Metallen war höchst unbedeutend, und fast alle Artikel haben dabei eine weihende Tendenz gehabt, nur Eisen blieb nominell unverändert. In Provisionen hat am Dienstag ein ungewöhnlicher Preissturz stattgefunden. Der in Chicago feit längerer Zeit eristirende „Corner“ kam dur den Bankrott der Spe- culanten zu einem jähen Abschluß. Infolge dessen fiel Schweine- fleisch etwa 4 Doll. pro Faß und Schmalz etwa 24 C. per Pfund. Der Rückgang hat zu einem lebhaften Geschäft namentlih für den Export Veranlassung gegeben. Raffinirtes Petroleum blieb rubig und unverändert bei anhaltend guter Nachfrage für den Export, während in Pipe Line Certificates auf niedrigerer Basis während einiger Tage ein ziemlih lebhaftes Geschäft stattgefunden hat. Der Schluß war jedoch nominell höher. Für Wolle hat sh die Stim- mung au in dieser Woche gebessert. Die Kauflust blieb \{chwach und die Tendenz der Preise weihend. Rohzucker ruhig und un- verändert, aber auf bessere Berichte von Europa in festerer Haltung am Schluß. NRaffinirter Zucker ebenfalls ohne wesentliche Verände- rung. Für einheimische und fremde Manufacturwaaren hat sich in dieser Woche eine etwas bessere Kauflust gezeigt, das Geschäft leidet N sehr durch das s{lechte Incasso. Der Import fremder Webstoffe betrug für die am 3. August cr. beendete Woche 2 828 673 Dollar gegen 2 689 589 Doll. in der Vorwoche und 2930510 Doll. in der Mueallelvocde des Vorjahres. c Magdeburg, 15. August. (W. T. B.) Zutckerbericht. Kornzucker excl., von 92 9/0 —, Kornzucker excl., 88 9% Rendement —, Nachproducte excl, 75 9% Rendement 13,15. Matt. Brots- raffinade 1. —. Brotraffinade Il. —,. Gem. Raffinade mit Faß —. Gem. Melis 1. mit Faß geräumt. Ruhig. Robzucker [. Product Transito f. a. B. U pr. August 15,10 bez., 15,15 Br. pvr. September 14,95 bez. und Br., pr. Oktober 13,85 bez., 13,874 Br., pr. November-Dezember 13,60 bez., 13,70 Br. Alte Ernte matt, neue behauptet.

Lei pzig, 15, August. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per August 3,60 4, per September 3,623 H, per Dfktober 3,623 4, ver November 3,671 46. per De- zember 3,70 #4, per Januar 3,723 4, per Februar 3,75 4, per März 3,75 46, per April 3,80 4, per Maî-Juni 3,80 4, per Juli M Umsay 5000 kg.

Bremen, 15. B (W. T. B.) (Börsen-Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum-Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,50 Br. Baum- wolle. Schwach. Upland middling, loco 41} „K. Upland, Basis middling, nihts unter low middling, auf Termin-Kieferung, pr. August 407 4, pr. September 41 4, pr. Oktober 414 F, pr. November 414 F, pr. Dezember 41} 4, pr. Januar 41} „g. Schmalz, Sehr fest. Shafer 48 3, Wilcox 46 „Z, Choice Grocery s, Armour 455 s, - Cudahy 463 A, Rohe & Brother (pure) 454 4, AUans 395 K. Spe, short clear middl. September-Ab- adung 46. Wolle. Umsay 253 Ballen. Taback. Umsay 303 Fäffer Virginy, 393 Packen Paraguay, 163 Seronen Havanna.

Wien, 15. August. (W. T. B.) Die Brutto-Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 30. Woche (vom 23. Juli bis 29. Juli 1893) 232511,98 Fr. Zunahme gegen das Vorjahr 36 324,28 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 29. Juli 1893) betrugen die Brutto-Einnahmen 7 095 529,75 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 734 733,87 Fr.

Ausweis der Südbahn in der Woche vom 4. August bis 10. August 846 277 Fl., Mehreinnahme 33 228 F[.

London, 15. August. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen- ladungen angeboten.

69/0 Javazucker loco 18} träge, Rüben-Rohzucker loco 143 träge. Ga TA pr. 3 Monat 4111/16.

16. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der Times" aus Philadelphia repräsentirt das im Prüfungsbureau lagernde Gold in Barren einen Werth von 72 Millionen Dollars und würde jederzeit ausgeprägt werden können.

Manchester, 15, August. (W. T. B.) 12r Water Taylor 52, 30r Water Taylor e 20r Water Leigh 68, 30r Water Clayton 7d, 32r Mock Brooke 7#, 40r Mayoll 74, 40r Medio Wilkinson 82, 32r Warpcops Lees 6}, 36r Warpcops Rowland 78, 36r Warxcops Wellington 77, 40r Double Weston 84, 60r Double courant S gut, 32" 116 Yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/4€r

. Rubig.

St. eures, 15. August. (W. T. B.) Producten- markt. Talg loco 58,00, pr. August —, Weizen loco 11,00, oggen a O Hafer loco 4,75. Hanf loco 44,00, Leinsaat loco

,75. Frisch.

Amsterdam, 15. August. (W. T. B) Java - Kaffee good ordinary 504, Ban cazinn 54.

New-York, 15. August. (W.T.B.) Der Bundesgerichts- hof ernannte heute Thomas Oake, H. C. Baue und Henry Rousfe zu Liquidatoren der Northern-Pacific-Ra ilway.

Die Börfe eröffnete niedriger, besserte sich aber im weiteren Verlauf und {loß unregelmäßig. Northern-Pacific-Railway flau.