rihter Vogelreuter in Goldap, der Director Gutsche bei dem Strafgefängniß in Glückstadt und der Rechtsanwalt und Notar Hanow in Naugard sind aestorben.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Den Domänenpächtern Ernsst Wohlers in Halbemond und Karl Schmidt in T ZUAE Regierungsbezirk Stade, i]st der Charakter als Königlicher Ober-Amtmann beigelegt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Die Königlichen tehnishen Prüfungsämter in Berlin, Han- nover und Aachen sind für den Zeitraum vom 1. August d. J. bis dahin 1896, wie folgt, zusammengeseßt: j
a. Technisches Be iungzamt in Berlin: Geheimer Ober-Regierungs-Rath Oberbeck, Vorsißender.
Abtheilung I. Geheimer Ober-Baurath Jungniel, Vorsteher der Abtheilung, Professor Consentius, Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Doergens, Landesver- messungs-Rath Érfurth, Geheimer Regierungs-Rath Pro- fessor Dr. Hauck, Professor Dr. Herzer, Regierungs- und Baurath Hoßfeld, Professor Koh, Geheimer Regierungs- Rath Professor Dr. Lampe, Professor Ludewig, Professor Dr. Paalzow, Professor Dr. Pietsh, Professor Pr. Rüdorff, Professor Dr. Stahl, Professor Stra ck.
Abtheilung Il. Geheimer Ober-Baurath Stambke, Vorsteher der Abtheilung, Regierungs- und Baurath Ludwig Böttger, Regierungs- und Baurath Paul Böttger, Pro- fessor Brandt, Geheimer Admiralitäts-Rath Dietrich, Geheimer Baurath Ehlert, Geheimer Bergrath Ge- bauer, Professor Hörmann, Regierungs- und Baurath Housselle, Marine - Baurath van Hüllen, Baurath Professor Kühn , Marine-Bauinspector Lehmann, Pro- fessor Meyer, Professor Müller-Breslau, e Riedler, Marine - Ober - Baurath Schulze, eheimer Regierungs-Rath Professor Dr. Slaby, Geheimer Bergrath Professor Dr. Wedding, Regierungs - Rath Wehage, NRegierungs- und Baurath Werner, Geheimer Baurath Wichert, Baurath Professor Wolff. /
b. Technisches Prüfungsamt inHannover: E bahn-Directions-Präsident Reißenstein, Vorsißender, Ober- Bau- und Geheimer Regierungs-Rath Früh, erster Stell- vertreter des Vorsißenden, Geheimer Baurath Buhse, weiter Stellvertreter des Vorsißenden, Eisenbahn - Bau- inspector von Borries, Professor Rer, Professor Q, Baurath Professor Frese, Geheimer Regierungs-
ath Professor Hase, Oen D Soran, Professor Dr. Kayser, Professor Keck, Professor Dr. Kiepert, Baurath Professor Köhler, Königlicher Re- gierungs-Baumeister Krueger, Professor Lan g, Professor Mohrmann, Professor Dr. Ost, Professor Riehn, Professor Dr. Rodenberg, Geheimer Regierungs-Nath Professor Dr. Rühlmann, NRegierungs- und Baurath von Rutkowski, Königlicher Regierungs-Baumeister Scha t. j
c. Technisches Prüfungsamt in Aachen: Regie- rungs-Präsident von Hartmann, Vorsißender, Geheimer Baurath Kruse, Bauinspector Daniels, Baurath Professor Dr. Heinzerling, Geheimer Regierungs - Rath Professor N, Professor Dr. Holzapfel, Professor Dr. von
angoldt, Professor Pinzger, Geheimer Regierungs- Rath Professor Dr. Ritter, rofessor Schupmann, Pro- fessor Dr. Schur, Professor Werner, Geheimer Regierungs- Rath Professor Dr. Wüllner.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Dem Assistenz-Arzt bei der Zweiten medizinischen Klinik der Universität Berlin, Privatdocenten Pr. Karl von Noorden, und :
dem Bildhauer Gustav Eberlein zu Berlin ist das Prädicat Professor beigelegt worden.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Belau machung.
Die planmäßige 39. Ziehung von 50 Serien der Staats- Prämien-Anleihe vom Jahre 185, welche die am 15. Januar 1894 und an den folgenden Tagen zur Ver- loosung kommenden 5000 Stück Schuldverschreibungen dieser Anleihe enthalten, wird
am 15. September 1893, Vormittags 11 Uhr, in unserm Sizungszimmer, Oranienstraße 92/94, 1 Treppe, im Beisein eines Notars öffentlich stattfinden. Í
Die Nummern der gezogenen Serien werden demnächst durch Zeitungen und Amtsblätter bekannt gemacht werden.
Berlin, den 16. August 1893.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Merleker.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 19. August.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Mittag um 12 Uhr eine Anzahl Generale und Stabs- offiziere. Um 1/4 Uhr fand im Neuen Palais zu Ehren des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn, eine größere Frühstücks- tafel statt, zu welcher der österreichish-ungarishe Botschafter oes die übrigen Herren der iter geladen waren. Seine
ajestät der Kaiser, in der Uniform Seines österreichischen Husaren-Regiments, tranfen auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph als Seines lieben Vetters, Freundes und Bunbezaenolsen, Die Kapelle der 1. Matrosen-Division, welche während der Tafel concertirte, spielte darauf die österreihishe Nationalhymne, welche die Allerhöchsten Herr- schaften stehend anhörten.
Das „Armee - Verordnungs - Blatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Cabinetsordre, betreffend die größeren Truppenübungen im Jahre 1893: i :
Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich in Abänderung
* der dur Meine Ordre vom 14, Februar d. J. getroffenen Anord- nungen hierdurch:
Das VIII., XIV., XV. und XVI. Armee-Corps halten Manöver vor Mir ab. Fedes Armee-Corps hat für sich große Parade. a. Bei dem VIII. Armee-Corps fällt das in der Felddienst-Ordnung 2. Theil Ziffer 12 vorgesehene Corpsmanöver gegen markirten Feind aus. Bei dem XVI. Armee-Corps findet an Stelle des Corpsmanövers gegen markirten Feind ein Corpsmanöver in zwei Parteien gegeneinander tatt. Demnächst haben die beiden Armee - Corps dreitägige
anöver gegeneinander. b. Bei dem XIV. und XV. Armee-Corps aut as m Der Felddienst - Ordnung 2. Theil Ziffer 12 vorgesehene Corps-Manôver gegen markirten Feind ebenfalls aus. Demnächst haben die beiden Armee-Corps dreitägige Manöver gegen- einander. c. Das XV. Armee-Corps hat — mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit — seine igen Herbstübungen, abweichend von den Bestimmungen der Felddienst-Ordnung, zu bescheänken, Alle weiteren Anordnungen Meiner Ordre vom 14. Februar d. J. bleiben in Kraft. Kiel, an Bord M. V. „Hohenzollern“, den 11. August 1893. Wilhelm. von Kaltenborn. An das Kriegs-Ministerium.
Die Nr. 16 der „Amtlichen Nachrichten des RNeichs-Versicherungsamts“ vom 15. August 1893 enthält folgende Recursentscheidungen und Bescheide:
Die Zuständigkeit des Re1chs- Versicherungs- amts zur Entscheidung einer Streitsahe ist wegen der Mitbetheiligung einer anderen Berufsgenossen- schaft im Sinne des Lite Abs. 2 des landwirth- \chaftlihen Un fallversiherungsgeseßes niht nur dann gegeben, wenn die in dem s{hwebenden Verfahren den Entschädigungsanspruch ablehnende Berufsgenossenschaft die Zu- ständigkeit einer anderen — sei es auch vielleicht shon rehts- kräftig für nicht E erklärten — Berufsgenossenschaft, welche niht der Aufsicht desselben Landes-Versicherungsamts untersteht, ausdrücklich oder stillschweigend behauptet, sondern auh dann, wenn die ea von Amtswegen vor- zunehmende Prüfung ergiebt, daß eine andere, noch nicht an- gerufene oder bereits, wenn auch vielleicht erfolglos, angerufene Berufsgenossenschaft für die Entschädigungsleistung materiell in Betracht kommt oder möglicherweise in Betracht kommen kann.
Ein Handeln gegen ausdrückliches Verbot be- gründet grundsäßlih nur dann den Austritt aus dem Betriebe und damit den Verlust eines Entschädigungsanspruhs, wenn das Verbot zum Zwecke der Abgrenzung des BVe- triebes arlatfen und zu einem thatsächlich wirksamen ge- macht ist. /
Der Unfall eines elf Jahre alten Schulknaben, der verunglückt war, als er die Näder der Mühle eines Ver- wandten, bei dem er wohnte, shmieren wollte, ist als ent- \shädigungspflihtig niht erachtet worden, da die Ver- richtung niht im wirklichen oder vermeintlichen Betriebs- interesse, sondern offenbar nur aus Spielerei und Wag- halsigkeit vorgenommen worden war. i
Ein auf dem Rhein thätiger Lootse (sogenannter Stations- Steuermann) is nicht als ein Arbeiter des Schiffers, von welchem er gedungen war, sondern als ein selbständiger Gewerbetreibender und daher als gegen Unfall nicht ver- sichert erachtet worden. ;
Ausländische Eisenbahngesellschaften, welche den Betricb von innerhalb des Deutschen Reichs belegenen, den Grenzverkehr vermittelnden Eisenbahnstreden pachtweise über- nommen haben, sind, insoweit diesen Bahntheilen die Be- deutung von selbständigen inländishen, nah dem Aus- dehnungsgeseß vom 28. Mai 1885 versicherungspflichtigen Betricben zuzuerkennen is, als Mitglieder der Privat- bahn-Berufsgenossenscha ft in deren Kataster aufzunehmen. Das Personal is insoweit gegen Unfall versichert, als seine Beschäftigung auf den betreffenden deutschen Eisenbahnstrecken |tattfindet, wobei die Berehnung der Beiträge unter Zugrundelegung. derjenigen Lohn- und Gehalts- beträge zu erfolgen hat, welche auf die Thätigkeit desselben
auf jenen Strecken entfällt.
Die Nr. 16 der Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten des Reichs - Versicherungsamts, JFn- validitäts- und Altersversicherung“ vom 15. August d. J. enthält zunächst den Abdruck eines Rundschreibens der genannten Behörde vom 31. Juli 1893, betreffend das Er- gebniß der Rentenvertheilung für das Jahr 1892, dessen Zusammenstellungen insbesondere die Betheiligung des Reichs an den während des Jahres 1892 auf Grund des JInvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes geleisteten Rentenzahlungen ersichtlich machen. i :
Außerdem sind einige Revisionsentscheidungen mitgetheilt, die die Frage, unter welhen Vorausseßungen und bis zu welchem Zeitpunkt ein Leiden, das zu dauernder Er- werbsunfähigkeit geführt hat, -noch als. ans rehnungsfähige Krankheit im Sinne des § 17 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes anzusehen sei, einer grundsäßlichen Erörterung unterziehen.
Eine weitere Nevisionaentid eidung erachtet neue that- sächlihe Anführungen E über Verhältnisse, die erst nach Stellung des Rentenantrages bei der unteren Verwaltungs- behórde eingetreten sind, so lange für zulässig, als das Schiedsgericht sein Urtheil noch nicht gesprochen hat, und erklärt daher die Schiedsgerichte für verpflichtet, zu der Be- hauptung des von der Versicherungsanstalt als noh nicht erwerbsunfähig abgewiesenen Rentenbewerbers, die Erwerbs- unfähigkeit sei während des Berufungsverfahrens eingetreten, Stellung zu nehmen. | :
Endlich ist in einer Revisionsentscheidung ausgesprochen, daß die Nichtbefolgung der Vorschrift des § 81 des JFnvaliditäts- und A ero vor er angale enes, wonach die Revisionsschrift die Angaben enthalten soll, worin die Nichtanwendung oder unrichtige Anwendung des bestehen- den Nechts oder der Verstoß gegen den klaren Jnhalt der Acten bestehe, oder worin Mängel des Verfahrens zu finden seien, niht ohne weiteres die Zurückweisung der Revision zur
Folge hat.
Jn der 82. Sizung des Hauses der Abgeordneten am 28. Juni d. J. hat der Abgeordnete Hauptmann zur Sprache gebracht, daß nah ihm gewordenen Mittheilungen der Bau des neuen Bahnhofs in Köln infolge Unterlassung noth- wendiger Einrichtungen und -unrihtiger Baudisposition theils verzögert, theils erheblih vertheuert worden sei.
Die von dem tel der öffentlihen Arbeiten in jener Sizung zugesagte Untersuhung hat ergeben, daß jene Mit- O thatsählich unbegründet und anscheinend d
orgänge zurücfzuführen sind, die überall da unvermeidli
sind, wo ein so verkehrsreiher Bahnhof, wie der Haupt- bahnhof in Köln, während des Betriebes umzubauen
ist. Es müssen dann zur ordnungsmäßigen Durchführung des Betriebes und Befriedigung der Anforderungen des öffent- lichen Verkehrs provisorishe Anlagen hergestellt werden, die später wieder zu beseitigen sind; andererseits können viele Bau- arbeiten nicht in der Reihenfolge zur Ausführung gebracht werden, die bei andern Bauten die Regel bildet. Daß infolge dessen bei solchen A: deren Ausführung zu den schwierigsten Aufgaben des Eisenbahnbaubeamten gehört, Mehrkosten ent- stehen, ist selbstverständlih, und aper auch im Kostenanschlag für den hier in Rede stehenden Bahnhofsbau entsprehend be- rüdsichtigt worden. Es ist indeß unrichtig, daß dabei, wie vom Abg. Hauptmann behauptet ist, die Bauverwaltung nicht recht- jeitig für ausreichende e R des Bahnhofsgeländes orge getragen habe und daß infolge mangelhafter Bau- disposition die Bauarbeiten verzögert und Mehrausgaben von ungefähr zwei Millionen Mark entstanden seien. Die in Rede stehenden Arbeiten für Entwässerung und Beleuchtungs- Einrichtungen werden vielmehr voraussihtlich den dafür im Kostenanschlag vorgesehenen Betrag nicht überschreiten.
Aus Kreisen der Kleinindustrie ist darüber geklagt worden, daß bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen von seiten der Staatsverwaltungen häufig die Lieferfristen zu knapp be- Behel würden. Meist sei dies die Folge einer verspäteten Bestellung der Lieferung, welche dann in gedrängter Zeit be- werkstelligt werden solle, während welcher die Arbeitskräfte unter Zuhilfenahme von Ueberschichten und Sonntagsarbeit übermäßig angestrengt werden müßten. Nach Fertigstellung des Auftrags pflege später häufig in dem betreffenden Betriebe ein Mangel an Beschäftigung einzutreten, der den Betriebsinhaber zwinge, einen Theil seiner Leute zu entlassen. Um diesen Ucbelständet abzuhelfen, hat der Minister des Jnnern die Regierungs- Präsidenten ersucht, auf die zur Verwaltung des Jnnern ge- hörigen Behörden in dem Sinne einzuwirken, daß die Lieferungen, die von den Behörden zu vergeben sind, soweit dies angeht, gleihmäßig über das ganze Jahr vertheilt werden. Dies wird sich besonders bei der Ver- gebung der Herstellung von Bekleidungsstüken durhführen lassen, damit dadurch in dem betreffenden Betriebe eine gewisse Stetigkeit erzielt wird, die niht nur dem Betriebsinhaber allein, sondern auh seinen Arbeitern zu gute kommt. Vor allem soll darauf gehalten werden, daß alle Vergebungen von Lieferungsarbeiten möglichst frühzeitig erfolgen, und daß aus- reichende Lieferungsfristen gewährt werden, die ein ruhiges und gleihmäßiges Fertigstellen der Arbeiten gestatten.
Am 17. d. M. ist der vortragende Rath im Reichs- Eisenbahnamt, Geheime Ober-Regierungs-Rath Emmerich im kräftigsten Mannesalter einem längeren Leiden erlegen.
Emil Emmerich, am 12. April 1838 in Trier geboren, bestand im Jahre 1865 die Baumeisterprüfung, wurde im August 1873 zum Eisenbahn-Baumeister ernannt und nach seiner im November 1873 erfolgten Beförderung zum Eisen- bahn-Bau- und Betriebs-Jnspector im August 1876 mit den Geschäften des Vorstandes des betriebstechnishen Bureaus der Königlichen Eisenbahn-Direction in Elberfeld betraut. Unter dem 12. November 1881 rourde er zum ständigen Hilfsarbeiter beim Reichs-Eisenbahnamt und gleichzeitig zum Kaiserlichen Regierungs-Rath ernannt. Am 6. Oktober 1884 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Regierungs- und vor- tragenden Rath und am 13. Oktober 1890 seine Beförderung zum Geheimen Ober-Regierungs-Rath. Am Krönungs- und Ordensfest im Jahre 1889 wurde ihm der Rothe Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife verliehen.
Mit einer gediegenen wissenschaftlichen Bildung und reicher Erfahrung im Eisenbahnwesen verband der Dahingeschiedene große Arbeitskraft und rastlosen Diensteifer. Er erfreute si der Anerkennung seiner Vorgeseßten und allseitiger Werth- \häßung. Sein Andenken wird in Ehren bleiben.
Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirkliche Geheime Rath p von Reben linie Köfering hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während feiner Abwesenheit fungirt der Legations-Rath Freiherr von der Tann-RNathsamhausen als Geschäftsträger.
Sigmaringen, 19. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max von Sachsen ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern hier eingetroffen.
Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold wird sich der „Allg. Ztg." zufolge am Sonntag in Begleitung der Offiziere des Stabes der 1Y. Armee-Jnspection nah Berlin begeben.
Württemberg. |
Wie der „St.-A. f. W.“ amtlich meldet, empfing Seine Majestät der König vorgestern den neu- ernannten preußishen Gesandten und bevollmächtigten Minister von Holleben, um dessen Beglaubigungs- schreiben entgegenzunehmen. Gestern hat Seine Mazestät mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Pauline Bebenhausen verlassen, um sih über E nach der Villa Seefeld bei Rorschach zu begeben, wo ein längerer Be- suh bei Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Catha- rina in Aussicht genommen ist. |
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Oesterreich-Ungarn.
( Das Geburtsfest des l ae ist gestern \in Wien, Budapest, allen Landeshauptstädten sowie größeren unpþ kleineren Orten bei zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung durch Fest“ ottesdienste, Shhmückung der Häuser und Straßen, Para, er Truppen und S von Volksfestem gefcier worden. Dem in Wien abgehaltenen L ee t in der evangelischen Kirche wohnte der deutshe Botschaftesr Prins Reuß bei. /
n Prag ist es vorgestern Abend bei der Vowfeier des Geburtstages des Kaisers zu Ausschreitungen g kommen. Als nah Beendigung der Serenade auf dem Altstädtr King play die Kapelle des 102. Jnfanterie-Regiments nach der K(serne
Karolinenthal marschirte, shloß sicheine Ee U R mise ource wurden stürmische e
übershreiend, an. Vor der adligen Re Pereatrufe ausgebraht, zur ebenen Erde mehrere gro Spiegelscheiben ein eschlagen und Zettel mit antidynastishen Bemerkungen vertheilt. Von der Ressource zog die Menge nah Karolinenthal, wo sie vor der Kaserne in Pereatrufe aus- brah. Von der Polizei zersprengt, rückte die Masse theilweise in die Jungmannsgasse, wö sie mit Steinwürfen die Wachtleute überschüttete, von denen einer schwer, ein anderer leiht verwundet wurde. Von der Jungmannsgasse zog die Menge dann durch die Wassergasse, wo Fenster und Laternen ein Dane wurden, bis nah 10 Uhr von der Polizei die Ruhe wiederhergestellt wurde. Jm ganzen wurden dem „Prag. Abdbl.“ rent fünf Polizisten verwundet. Vier Personen wurden während der Ércesse verhaftet.
Großbritannien und Jrland.
Jn der gestrigen S des Unterhauses kündigte der Premier-Minister Gladstone an, er werde am Montag eine Resolution beantragen, wonach der Schluß der Berathung des Berichts über die A A am nächsten Frei - tag erfolgen solle. Diese Erklärung wurde von den Ministeriellen mit lautem Beifall aufgenommeu. Chamberlain erklärte darauf unter dem Beifall der Unionisten, er werde den Antra
Gladstone’'s dur einen Unterantrag bekämpfen, dahingehend, da
Gladstone’s Antrag geeignet sei, das Unterhaus zu einer Ab- stimmungsmaschine zu degradiren und der britishen Majorität das Recht der Discussion über eine die britishen Jnteressen benachtheiligende Politik zu entziehen. Das Haus erkenne keine Nothwendigkeit für Gladstone's Vorschlag an. Er glaube, dieser sei durh Parteirücksichten dictirt; er verlange, daß die Negierung den Antrag zurücziehe und das Parlament baldigst auflôöse, damit die Wähler Gelegenheit hätten, ihre Ansicht über die Homerule-Bill auszusprechen, deren Einzel- heiten ihnen bei den leßten Wahlen absihtlicht verheimlicht worden seien.
Frankreich.
Der Minister-Präsident Dupuy hat, wie „W. T. B.“ meldet, über die Vorfälle in Aigues-Mortes (siehe Nr. 196, 197 und 199 des „N. u. St.-A.“ unter der Rubrik „Arbeiterbewe( s eine Untersuhung angeordnet und Be- richte eingefordert. Der italienische Botschafter Neßman begab sih gestern Vormittag in die Ministerien des Auswärtigen und des Znnern. — Wie die „Agenzia Stefani“ mittheilt, hat der italienishe Minister des Auswärtigen Brin den italienischen General-Consul in Marseille angewiesen, sich nach Aigues-Mortes zu begeben, um sih über die Vorfälle und die Situation dortselbst genau zu informiren. — Die italienischen Zeitungen sprechen die Zuversicht aus, daß Frankreich Gerech- tigkeit üben und die nöthige Genugthuung ertheilen werde.
Ftalien.
Der König, der Prinz Heinrich von Preußen und der Prinz von Neapel, sowie der Marine-Minister Admiral Racchia trafen, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Neapel, gestern früh an Bord der Yacht „Savoia“ zwishen Cap Misenum und Capri auf das in Doppellinie aufgestellte permanente Geschwader und das Manövergeshwader. Während die „Savoia“ jenseits der Geshwaderlinie Aufstellung nahm, um von dort aus den Evolutionen der Flotte beizuwohnen und die Flotte Revue passiren zu lassen, salutirten die Schiffe die Königliche und die deutsche Flagge.
Belgien.
Die Deputirtenkammer hat vorgestern mit der Be- rathung der vom Senat abgeänderten Paragraphen der Ver- fassung begonnen. S1, der den Congostaat und die Formirung einec Colonialtruppe durch Werbung von Freiwilligen betrifft, wurde nah der „Frkf. Ztg.“ endgültig angenommen. Die Kammer genehmigte auch den neuen Paragraphen 36, welher die Wiederwahl der Minister abschafft. Bei dem Paragraphen über die freie Fahrt der Deputirten auf den Eisenbahnen änderte die Kammer die vom Senat vorgenommene Redaction dahin ab, daß die freie Fahrt nur vom Wohnort des Abgeordneten bis nah Brüssel gültig sein soll. Jn ihrer gestrigen Sißung verwarf die Kammer den S856, der von den Bedingungen der Wählbarkeit der Senatoren handelt, und hielt an der früheren Bestimmung fest, wonach für die Wählbarkeit zum Senat ein Census von 1000 Fr. ge- fordert wird.
Amerika.
Die Finanzcommission des Senats hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington beschlossen, unverzüglich eine Bill zu Gunsten der Abschaffung des Ar- tikels der Sherman-Acte über den Silbereinkauf einzu- bringen. Ferner beantragt die Finanzcommission, daß ein festes Werthverhältniß zwischen Gold und Silber auf dem Wege internationalen Uebereinkommens oder durch legislative Maß- nahmen festgeseßt werde. Die Regierung soll aufgefordert daa alles aufzubieten, um ein bimetallistisches System auf- zustellen.
Nach einer Meldung des „Reuter’shen Bureaus“ aus Buenos Aires von gestern marschiren die Aufständischen nach der Stadt Corrientes, nahdem sie den Truppen der Provinzialregierung eine C bereitet haben. Jn La Plata ist alles ruhig. Der als Vermittler von der Central- regierung entsandte Dr. Tejedos nimmt bei allen Behörden Veränderungen vor.
Statistik und Volkswirthschaft.
Der Verwaltungsberiht der Knappschafts-Berufs- genossenschaft für 1892
veröffentliht in der üblichen Weise ein reihhaltiges statistisches Ma- terial Ae welchem sich M Tati Zahlen für die Unfallversicherung der Bergleute ergeben. Im Durchschnitt waren 424 440 Perfonen versichert. Es kamen im ganzen 34 463 Unfälle vor, d. i. 81,20 auf 000 versiherte Personen (gegen 79,61 auf 1000 versicherte Personen im Jahre 1891 ; entshädigungspflichtig hiervon waren aber nur 4182 Unfälle = 9,85 (9,51) auf 1000 versicherte Personen. 830 Un- fälle oder 1,96 (2,32) auf 1000 hatten einen tödtlihen Aus- gang. Fur Bestreitung aller Aufwendungen waren im Berichtsjahre erforder G 7 381 704,45 A Der Betriebsfonds beträgt 600 000 M, e bereits angesammelte Reservefonds beziffert sch auf rund 8 Millionen ark. Die anrechnungsfähigen Lohnsummen, nah wel en die von den Betriebsunternehmern aufzubringenden Beträge ert eilt werden, betrugen rund 380 Millionen Mark, oder auf
Arbeiter 900 (6 ie Unfalllast, ausgedrückt in Procenten
der Lohnsumme, beträgt 1,94 (R %; für 1 Arbeiter waren im Durchschniit zu zahlen 17,39 # gegen 7,55 M in 1886, 11,49 Æ in 1887, 13,10 in 1888, 13,47 6 in 1889, 15,00 A in 1890 und 15,42 in 1891; die bis jeßt beobachtete Steigerung wird auch für die nähsten Jahre noch eintreten. Die gesammten Verwaltungskosten betrugen 5,9 9% der Jahresumlage gegen 6,3 9% im Jahre 1891. Im ganzen wurden 12 156 be- rufungsfähige Bescheide erlassen, wogegen 2076 Berufungen - bei den Schiedsgerihhten erhoben wurden, d. i. 17,08 % der berufungsfähigen Bescheide. Es wurden 527 neue Recurse eingelegt und zwar 116 vom Genossenschaftsvorstande und 411 von den Verleßzten, bezw. deren Hinterbliebenen. Das Neichs-Ver- sicherungs8amt erledigte 434 Recurse, wovon 284 oder 44,94 9/% zu Gunsten und 150 oder 23,73 9% zu Ungunsten der Berufsgenossen- schaft entschieden worden sind. Gegen 56 Unternehmer (31 im Jahre 1891) wurden Ordnungéstrafen im Gesammtbetrage von 954 M (215 4 im Vorjahre) verfügt.
Zur Arbeiterbewegung.
__ Ueber den Ausstand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Nachrichten vor:
Seit leßtem Mitiwoch sind, wie ,W. T. B.“ meldet, in London 27 ¿Dampfer mit 27 000 t Kohlen eingetroffen. Der Preis für Maschinenkohle is gegenwärtig 26 bis 28 Sh. für die Tonne frei London. Die Händler sind der Meinung, der Strike werde nicht vor Ende September zu Ende gehen. Die „Daily News“ glauben, die Grubenbesißer würden alsbald von der vorgeshlagenen Lohnherabsezung, die den Aus- stand hervorgerufen hat, zurückfommen. Die Bergleute beschuldigen die Grubenbesißer, die Bewegung hervorgerufen zu haben, um ihre Kohle mit großem Gewinn zu verkaufen. — Das Mitglied des Par- laments Woods erklärte in einer in Wigand gehaltenen Rede, die in der fommenden Woche stattfindende Conferenz der Bergleute werde über die Mittel berathen, die Anhäufung von Kohlen in den Magazinen der Bergwerke zu verhindern. Die Arbeiter würden nur auf täglihe Contracte anstatt der monatlichen eingehen, damit sie im Falle einer Anhäufung der Vorräthe die Arbeit verlassen könnten, in- dem ihre Verträge einen Tag um den andern ablaufen würden. — Die Zinn-, Kupfer-, Stahl- und Eisenwerke in den Districten von Swansea und Neath werden wegen der Kohlen- kÉrise Montag geschlossen werden. Die Werke beschäftigen etwa 12 000 Arbeiter. — Gestern Abend sind 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Cavallerie mittels Sonderzügen von Aldershot nach Cardiff und Newport abgegangen, um Unruhen unter den Arbeitern der Steinkohlengruben zu verhindern. 500 Mann Infanterie gingen von Plymouth ebenfalls dorthin ab, denen morgen noch roeitere 600 Mann folgen werden. — Nach ciner Meldung aus Ebbw Valle (Wales) befindet fic die dortige Gegend infolge des Versuchs der \trikenden Grubenarbeiter, die nihtstrikenden Arbeiter zum Eintritt in den Strike zu zwingen, in einer Art von E us, Die Wege sind dur polizeilihe und militärishe Cordons abgeschlossen. Gestern zogen 20 000 Bergleute von Nhondda (Wales) nah Merthbyr Vale und Treharris und zwangen die dortigen Arbeiter zur Ein- stellung der Arbeit, — Aus Glasgow wird berichtet, daß die Besißer der dortigen Hüttenwerke im Begriff stehen, ihre Hochöfen wegen der Kohlenkrisis außer Thätigkeit zu seten. Sie Die LoNDONEE „U Go Met, Dat die Knappheit und L der englishen Kohlen verschiedene Kohlenlieferanten der großen Oceandampferlinien veranlaßt, Poca- hontas Kohlen von Norfolk in Virginien zu bestellen, die nah den verschiedenen atlantishen Häfen und Anlegepläßen ge- braht werden sollen. Die optimistishe Ansiht etner baldigen Beendigung des Strikes i}, wie die Correspondenz bemerkt, in den leßten Tagen stark ershüttert worden. Die Bergwerksbesißer sind wie die Arbeiter entschlossen, keinen Zoll breit nahzugeben. Ab- gefallen sind bisher nur kleine Zechen, die auf das Endresultat keinen Einfluß ausüben.
In Oberröblingen haben, wie der „Magd. Ztg.* aus Eis- leben geschrieben wird, 150 Arbeiter, die mit dem Ausshachten zum Legen der Wasserleitungsröhren beschäftigt sind, wegen Lohn- streitigkeiten die Arbeit eingestellt.
Zu den Arbeiterunruhen in Aigues -Mortes berichtet „W. T. B.“ weiter, der Maire habe eine Bekanntmahung an- {lagen lassen, in der er mittheilt, daß die Salinéñgesell\cchatt den italienishen Arbeitern alle Arbeit abgenommen habe und die Werk- stätten morgen wieder eröffnen werde. Gleichzeitig fordert er die Bevölkerung zur Nuhe , Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Wiederaufnahme der Arbeit auf, da die fran- zösischen Arbeiter Genugthuung erhalten hätten. Infolge der Vor- gänge in Aigues-Mortes herrschte gestern Abend in den Vorstädten von Marseille, wo sehr zahlreiche italienishe Arbeiter wohnen, große Erregung. Die Polizei erhielt strenge Befehle für den Fall von etwaiger Verwickelungen.
Aus Madrid meldet ein Wolff\{hes Telegramm vom heutigen Tage: Die Ausständigen in Bilbao seßen ihre friedlihen Kund- gebungen fort. Es herrsht die Meinung vor, daß die Arbeit demnächst wieder aufgenommen werden dürfte. Die in Vitoria von den Behörden ergriffenen Maßnahmen begegnen einem passiven Widerstand der Ausständigen.
Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 6. August bis incl. 12. August cr. zur “ Anmeldung gekommen: 205 Eheschließungen, 993 Lebendgeborene, 21 Todtgeborene, 750 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Herr Amtsvorsteher Brunow in Tegel hat, wie die „Voss. Ztg.“ meldet, der prähistorishen Abtheilung des Museums für Völkerkunde wiederum einige interessante Alterthumsfunde ge- schenkt, die vor kurzem bei einem Neubau in Tegel zu Tage gekommen sind. Fast das ganze N Ufer des Tegeler Sees, wo jeßt das Dorf steht, bildete ein\|t in altgermanisher Zeit ein weites ausgedehntes Gräberfeld, in dem Hunderte von Urnen mit Leichen- brand und Thongefäße der verschiedensten Art, sowie au zahl- reihe Bronzen und andere Beigaben gefunden worden sind. Wie gewöhnli i} früher das meiste zerstört oder achtlos bei Seite ge- worfen worden, aber auch manche hübsche Stücke, Thongefäße ver- schiedener Form und Größe, einige Steingeräthe und Bronzen, wie Celte (Aexte), Nadeln, Ringe, Fibely eine Speerspitze 2c. sind er- halten geblieben und im Königlichen Museum zur Aufstellung gelangt. Die neuen Funde bestehen in drei Urnen aus {chön geglättetem braunem Thon von doppeltkonisher Form, ohne Taler mes aber doch sehr sauber und regelmäßig gearbeitet und zum theil mit eingefurhten Linien verziert. - Ihre Höhe beträgt 18 bis 21 cm, der größte Durch- messer 20,5 bis 30 ecm. Als Beigabe fand sich in der einen Urne zwischen den Knochen des Leichenbrandes eine zwar etwas verrostete, aber im all- eds wohlerhaltene eiserne Lanzenspiße von 13 cem Linge. —
inen anderen archäologish ‘wichtigen Fund, ebenfalls eine Graburne, hat Herr Kastellan Strumpf der prähistorishen Ab- theilung geschenkt. Diese stammt aus Verfailles und is während des leßten Krieges bei Anlegung eines Grabens von einem Soldaten gefunden und als Andenken mit in die Heimath gebraht worden. Es ist ein E kleines tas mit starker Aus- bauhung und leiht ausgelegtem ande von genau dem- selben Typus wie die Grabgefäße der nordwestdeutschen Stämme, es der Longobarden, und dann der sächsischen Stämme während der Zeit der Völkerwanderung. Es i} ohne Scheibe aus grauem Thon hergestellt, 7,3 ecm hoh und in der Mitte ca. 11 cm breit, Die noch erhaltenen Knochen des Leichenbrandes sind so zart, daß sie von einem Kinde herzurühren seinen. Zwischen
denselben lag ein Stückchen Räucherharz, dieselbe ceremonielle Bei- gabe, die wir sonst in Deutschland fast aus\hließlich nur in den Grab- urnen der nordwestlihen Germanenstämme, während der späteren römischen Zeit und der Periode der Völkerwanderung wiederfinden.
— Der Botaniker und Forschungsreisende Dr. ermann Karsten begeht heute sein fünfzigjähriges Doctor-Jubiläum. Zu seinem wissenshaftlihen Ehrentage hat ihm die philosophische Facultät der hiesigen Universität das Diplom erneuert und bringt ihm darin zugleih ihre Glückwünsche dar.
Sans Marburg starb am Mittwoch, wie die „Mgdb. Ztg.“ mittheilt, der Director der dortigen Irrenheilanstalt und ordentliche Professor der Psychiatrie an der hessishen Landes - Universität Dr. Heinrich Cramer, einer der hervorragendsten Psychiater, so- wohl in wissenschaftliher wie praktischer Bethätigung.
Laud- und Forstwirthschaft. Ernteaussichten in Norwegen. (Vgl. „R. -Anxp.“ Nr. 172 vom 21./75)
,_ Die Witterungsverhältnisse sind während des Monats Jult günstig gewesen. ie in dem Bezirk von Christiania hat nun au in Bergen und Moß die Heuernte ein sehr gutes Ergebniß gehabt, während sie in Laurvig etwas hinter der einer Mittelernte zurü- geblieben ist. Jn leßterem Bezirk dürfte au die Wintersaat kaum eine Mittelernte erreihhen, während die Sommersaat vielversprecherd ausfieht. Im übrigen wird sowohl im Bezirk Christiania wie au in den Bezirken Bergen und Moß eine im allgemeinen recht befrie- digende Ernte erwartet,
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Brasilien.
__ Zufolge ciner im „Diario Official“ vom 19. v. M. veröffent- lihten Verfügung der brasilianishen Regierung vom 15. v. M. sind die im Mai d. I. gegen die französishen Häfen von Morlair am Kanal bis St. Michel en l’Herm am Atlantischen Ocean verhängten und im Juni d. I. wieder aufgehobenen Cholera-Quarantänemaß- regeln für die seit dem 10. v. M. aus jenen a abgegangenen Schiffe von neuem in Kraft gefeßt worden. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 145 vom 20./6. und Nr. 175 vom %25./7. d. J.)
Cholera.
Posen, 19. August. Infolge der hier eingetroffenen amtlichen Meldung, daß in den nahe der Grenze gelegenen russischen Ort- schaften Colo und Conin der Ausbruch der Cholera festgestellt worden fei, haben sich nach der „Posener Zeitung“ gestern der Medizinal-Rath Dr. Géronne und der Regierungs-Rath Degner zur näheren Feststellung nah der Grenze begeben. Die Warthe wird voraussihtlich noch heute für inficirt erklärt und die Badeanstalten werden geschlossen werden. Die Militär-Badeanstalten wurden bereits gestern geschlossen.
Karlsruhe, 18. August. Nach einer officiellen Mittheilung wurde, wie „W. T. B.“ meldet, bei einem am 15. d. M Donaueschin en gestorbenen Gymnasiasten, der von einer Reise nah Marseille bereits leidend nah Donaueschingen zurückgekehrt war, Cholera als Todesursache bakteriologish festgestellt.
__ Mom, 18. August. Jn Neapel sind dem ,W .T. B.* zufolge in den leßten 24 Stunden 8 Personen an der Cholera gestorben.
Bukarest, 18. August. Jn den leßten 24 Stunden bay an der Cholera in Braila 9 Perfonen erkrankt und 2 gestorben, in Sulina 10 Personen erkrankt und 3 gestorben, in Galaß 10 Personen erkrankt und 7 gestorben, in Festesci 5 Perfonen erkrankt und 2 gestorben.
Handel und Gewerbe,
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 806, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. __ In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4466, niht reckcht- zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs8-Versteigerungen.
__ Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am 18. August die nacverzeihneten Grundstüke zur Versteigerung: Straße 69 und 59b, Abtheilung 13 11, dem Maurermeister Gustav Schindler gehörig; Fläche 5,65 a, für das Meistgebot von 29800 «e wurde der Kaufmann Marx Franke, am Slesishen Bahnhof 4, Ersteher. — Straße 69, Plaß R., gleich- falls dem Maurermeister Gustav Schin dler gehörig, Fläche 6,60 a ; für das Meistgebot von 35500 A wurde der Kaufmann Wilh. RNenze, Tempelhofer Ufer 8, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des F. Seiffert’ schen Grundstücks, Köpnicker- straße 70a und Holzmarktgasse 17 belegen.
Berlin, 18. A (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Shmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof- und Ge- nossenshafts - Butter Ta. 110—112 M, Ila. 107—109 s, Ila. —,—, do. abfallende 102—105 H, Land-, Preußishe 87—90 4, Neßbrücher 87—90 #4, Pommersche 87—90 4, Polnische 87— 90 4, Sen e Sennbutter —— A, do. Landbutter —,— s, Schlesishe 90—93 #, Galizishe 75—80 A, Margarine 40— 70 M — Käse : Schweizer, Emmenthaler 83—90 #4, Bayerischer 60—70 #4, Ost- und Westpreußischer la. 60—70 M, do. Ila. 55— 60 M, Holländer 80—85 4, Limburger 38—45 A, Quadrat-Mager- fäse Ia. 20—24 Æ, do. Ila. 10—12 — Schmalz: Prima Western 17% Ta. 54,00 4, reines, in Deutschland raffinirt 59 4, do. Berliner Bratenshmalz 57 A — Fett, in Amerika raffinirt 47 #&, do. in Deutschland raffinirt 43,00 4 — Tendenz: Butter: Bei lebhaftem Geschäft zogen Preise ferner an. — Schmalz: Fest.
— Die Semestral-Bilanz der Oesterreihischen Credit» anstalt weist folgende Posten auf: Gewinn an R 959 738 Fl., an iüten 1838 127 Fl., an Devisen 306 921 FIl., an Effecten und onsortialgeshäften 729 907 Fl. , Verschiedenes 122 836 Fl., Gewinn bei der Ungarischen Creditbank 113 000 F[., zusammen 4 070 528 Fl. ; Lasten und Verluste: Gehälter 531 012 F[l., Spesen 264 444 Fl., Steuern und Gebühren 272 067 Fl., Ab- schreibungen an Forderungen 2394 Fl., Verschiedenes 21 607 F[l., zu- sammen 1091524 Fl. Der Reingéwinn stellt somit auf 2 979 004 Fl. Die Resultate der Consortialgeshäfte find, soweit sie am 30. Juni vollständig abgerechnet waren, in der Aufstellung be- reaus Der Reingewinn von 2979003 Fl. ist um 1 006 63 Fl. größer als im Vorjahre. Die Provi- sionen ergaben ein Plus von 290 793 Fl. , die Zinsen ein Plus von 35 451 Fl., Devisen ein Plus von 74 292 F[l., der Gewinn an Effecten und Consortialgeshäften ein Plus von 606924 F[., Verschiedenes ein Minus von 39 247 Fl., Gewinnantbeil bei der Ungarischen Creditbank ein Plus von 50 901 Fl. Bei den Lasten erhöhten sich die Gehalte um 13 082 Fl., die Spesen um 21333 F1., die Steuern und Gebühren um 6096 Fl., Verschiedenes um 678 Fl., wogegen die Abschreibungen an Forderungen um 28 708 Fl. zurückgingen. Abs gerechnet erscheinen nah der „V. Z.“ der Gewinn am Con der 12 625 000 Fl. Terilieimaarion briefe des Ungarischen Boden- credit-Instituts, 11 Mill, Fl. Triester Lagerhaus-Anleihe, 60 Mill. Desterreichishe Goldrente. Noch nicht abgerehnet sind die Mineralöl+ Raffinerie - Actien, die Brünner tearinkerzen - Fabriksactien,