1893 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Kreuznach, 2. August. Seine Kaiserliche „Hoheit der Großfürst Alexis von Rußland is, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag zu längerem Aufenthalt hier ein-

getroffen. Baden.

Durch Entschließung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs vom 21. d. M. ist dem Vernehmen der „Bad. Corr.“ zufolge bestimmt worden, daß mit den Vor- bereitungsarbeiten zur Erneuerung der Zweiten Kammer sowie zu den durch die u ait des Herrn Heimburger zum Professor und den Wegzug des Professors Dr. von Holst nöthig fallenden Ersaßwahlen zur Zweiten bezw. Ersten Kammer begonnen werde.

Braunschweig.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, läßt si bei der Beiseßungsfeier Seiner Hoheit des verewigten Herzogs Ernst TT. von Sachsen-Coburg und Gotha durh den Kammer- herrn Freiherrn von Münchhausen vertreten.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Zu der heute in Coburg stattfindenden Beiseßzung weiland Seiner Hoheit des Herzogs Ernst von Sachsen- Coburg und Gotha sind daselbst bereits eingetroffen, bezw. werden erwartet: Seine Majestät der Kaiser und König, Seine E der König von Sachsen, Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Baden, der O von Wales, ber Herzog von Connaught, der Graf von Flandern, der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, der Fürst von Hohenzollern, die Erbprinzessin von Sachsen-Mei- ningen und die Prinzessinnen Clementine und Louise von Sachsen- Coburg und Gotha, Jhre Hoheiten der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, der Prinz Wilhelm von Baden und der Prinz Wilhelm von Pia Jhre Durchlauchten der Fürst Reuß jüngerer Linie, die Prinzen Philipp und Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha, der Fürst zu Hoßenlohe-Langen- burg und der Fürst von Leiningen. Jhre Majestät die Königin von Großbritannien und FJrland wird dur den großbritannishen Botschafter in Berlin Sir Edward Malet und den Hof-Marschall Cowell, Seine Mazestät der Kaiser von Oesterreih durh den österreichish-ungarishen Ge- sandten in Dresden Grafen Chotek bei der Beisezung vertreten sein.

Aus Gotha meldet „W. T. B.“: Die Ueberführung der Leiche weiland Seiner Hoheit des Herzogs Ernst von Sachsen - Coburg und Gotha von Reinhards- brunn nach Schnepfenthal fand heute bei herrlichem Wetter statt. Nachdem sih bereits um 4/5 Uhr früh die zum Leichenconduct Befohlenen und Geladenen bei Schloß . Reinhardsbrunn versammelt hatten, wurde der mit rothem Sammet bekleidete und mit dem Helm, Cüraß und Pallash geschmückte Sarg durh zwölf höhere Forstbeamte auf den Trauerwagen gehoben. Um 5 Uhr seßte sih der Zug in Bewegung, welchem Gendarmen zu Pferde und zu Fuß, eine Section Jnfanterie und ein Musikcorps voranschritten ; ein Fourier eröffnete sodann die dem Sarge unmittelbar vorangehende Begleitung aus der persönlichem Umgebung des verstorbenen Herzogs, die aus der Leibbienerschaft, den Beamten des Hofamts, den Forstmeistern, den Herren vom Dienste, der Geistlichkeit und der Adjutantur bestand. Dann folgten unter Vortritt des Hof-Marschalls vier Forstbeamte, welche die Orden trugen. Die sechs Pferde des Leichen- wagens wurden von sechs Postillonen geführt, neben denen sechs Schloßgardisten und zwölf höhere Forst- beamte einherschritten. Unmittelbar hinter dem Sarge schritt der Staats-Minister Strenge an der Spiße des Staats-Ministeriums und der demselben unterstellten Staats- beamten; hieran {lossen sich die Mitglieder des Landtags, ferner die Garnison-Aeltesten von Gotha mit den Reserve- und Landwehr-Offizieren, sodann Stadtrath und Stadt- verordnete von Gotha, Deputationen der Städte Walters- hausen, Ohrdruf und Zella, sonstige speciel Geladene und scließzlich sehr zahlreihe Vertreter von Vereinen aus den Thüringer Landen. Jn der Straße bildete der Gothaer Kriegerverband Spalier und {loß sich alsdann dem Zuge an, welcher sich unter Glockengeläute in allen Ort- schaften über den Herzogsweg nah Bahnhof Schnepfenthal bewegte. Daselbst wurde bei seinem Eintreffen um 53/ Uhr der Sarg unter Gesang in den Galawaggon ‘gehoben. Um 6 Uhr sehte sich der Zug nah Coburg in Bewegung.

Lübe.

Jhre Majestät die Königin von Griechenland ist dem „W. T. B.“ zufolge mit den Prinzen Georg, Nicolaus, Andreas und Christoph gestern Abend 9 Uhr in Travemünde eingetroffen und hat sich an Bord des bereit liegenden Dampfers „Dancbrog“ begeben, der um 10!/z Uhr nah Kopenhagen in See gegangen ist.

Großbritannien und Jrland.

Die Verwerfung der Homerule-Bill wird der „Allg. Corresp.“ zufolge im Oberhause vom Herzog von Devonshire beantragt werden. Jn einer am Donnerstag von ihm gehaltenen Rede 1 der Herzog von Devonshire s die Gründe an, auf die sein Antrag sih stüßen wird: ) Weil die Vorlage unverbesserlih shlecht im Princip O Mm hren Elinzelnhellen sel. 2 e e un Hause der Gemeinen niht einer Discussion unter- worfen worden sci, wie sie deren Wichtigkeit erfordere. Sp Weil man nicht wisse und niht wissen könne, ob die

ajorität der Nation das Princip oder die Einzelheiten der Vorlage billige. Das Oberhaus sagte der Herzog hat das Recht, zu verlangen, daß die Frage dem ruhigen und unpacteiishen Urtheil des v sa Volks unterbreitet werde. Das Oberhaus wird ohne Zweifel, wenn es die Bill verwirft, ‘beschuldigt werden, daß cs dem Willen der Ration Troß biete. Eine solche Anklage ist jedoch Geles Sollte die Home- rule-Bill für O je zum Geseß n werden, so werden die Unionisten Homerule für England verlangen und darauf bestehen, die Controle in Bezug auf ihre eigene Geseßgebung, auf die Wahl ihrer eigenen Regierung und die Aufrechterhaltung und Vertheidigung ihrer Freiheiten in ihrem eigenen Staat zu i 7 Im Laufe seiner Rede deutete der Herzog von Devonjhire noh darauf hin, daß es die Pflicht des Hauses der Lords sein werde, die Bill falls sie ihm in derselben Form oder wenig geändert zum A Mal rel ga werden sollte auch zum zweiten Mal zu ver- werfen.

Die Ausgaben des britishen Reihs für die Marine belaufen sich nah einem soeben erschienenen parlamentarischen Ausweise auf jährlich 18480 916 Pfd. Sterl., bei einer Gesammteinnahme von 207 259 820 Pfd. Sterl.

Frankreich.

Der Sohn des Königs von Cambodja Duong-Chacr ist

am Sonnabend Vormittag verhaftet und nah dem Bahnhofe

ebracht worden. Duong-Chacr soll dem „W. T. B.“ zufolge über

arseille nah Algier geschafft und auf Beschluß der Re- gierung dort internirt werden.

Rußland.

Ein Kaiserlicher Tagesbefehl an die baltishe Flotte hebt, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters- burg, die Bedeutung des Libauer Kriegshafens hervor, zu dessen Bau kürzlich in Gegenwart des Kaisers der Grundstein gelegt wurde. Wegen der Entwickelung der internationalen Be- ziehungen Rußlands und zur Festigung der russishen Seemacht im fuhersten Osten sei die bereits von dem Vater des Kaisers ge- plante Errichtung eines nicht zufrierenden Hafens für die baltische Flotte dringend nothwendig geworden. Der Erlaß \chließt : der Kaiser sei überzeugt, daß die tapfere baltishe Flotte jeden Versuch, in russishes Gebiet einzudringen, zurückweisen und der russishen Flagge die ruhige Herrschaft. in ihren Gewässern zu sichern und rechtzeitig überall da zu erscheinen wissen werde, wo dies die Würde der russishen Macht er- heishen würde. Anläßlih des Baues des Libauer Flotten- hafens richtete der Kaiser ein gnädiges Rescript an den General-:Admiral Großfürsten Alexis.

Die von der Hauptintendantur der Verwaltung des Kriegs-Ministeriums einberufene Conferenz von Vertretern verschiedener Verwaltungszweige behufs Ventilirung der Frage des directen Einkaufs von Roggen von Landwirthen für die Bedürfnisse der. Armee hat eine solhe Maß- nahme, um die Getreidepreise zu halten, für zweckmäßig er- achtet und das Quantum des für das nächste Jahr anzuschaffen- den Noggens auf 30 Millionen Pud festgeseßt.

Die Reichseinnahmen in den ersten fünf Monaten des Jahres 1893 betrugen 444181 000 Rbl. gegen 461 137 000 Rbl. in demselben Zeitraum des Vorjahres. Die Ausgaben in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres betrugen 393 196 000 Rbl. gegen 415 631 000 Nbl. im Vorjahre.

Spanien.

Jn allen Provinzen herrscht, dem „W. T. B.“ zufolge, vollständige Ruhe, auch in Bilbao ist die Ruhe wieder hergestellt. Amtliche Berichte aus San Sebastian erklären es für unbegründet, daß Schwierigkeiten betreffs der Zustimmung zu den Budgetentwürfen entstanden seien.

Amerika.

Im Repräsentantenhause wurde, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, die Debatte über die Auf- hebung der Sherman-Acte am Sonnabend gegen Mitter- nacht geschlossen. Die erste Abstimmung findet heute statt.

Jnfolge der in Umlauf gebrachten alarmirenden Gerüchte hat, wie das „Reuter’she Bureau“ aus Buenos Aires von gestern meldet, ‘der Chef der Polizei die Redacteure der hiesigen Zeitungen zu sih berufen und ihnen die Ver- Vffentlihung aller militärischen und poltti hen Nachrichten untersagt. Der Gouverneur von Corrientes ist wieder über den Fluß zurückgegangen, um die Jnsurgenten von neuem anzugreifen.

Asien.

Wie der „Times“ vom gestrigen Tage aus Bangkok gemeldet wird, ist das französische Kriegs\{hi} „Alouette“ mit dem von Siam gezahlten Betrag nah Saigun abgegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zu dem Ausstand der englishen Grubenarbeiter liegen heute folgende Meldungen vor:

In Wales befindet sich nach einem Londoner Telegramm des „W. T. B.*, nachdem mehrere tausend Ausständige die Arbeit wieder aufgenommen haben, nur noch die Hälfte der Bergleute im Ausstand. Im NRhondda- Thale in Wales, besonders in Pentre, ist die Noth unter den Ausf\tändigen groß. Die Taff Vale-Eisen- bahn hat angekündigt, daß sie einen großen Theil ihrer Angestellten bis zur Beendigung des Strikes zu entlasscn genöthigt ist. Die London und South Western Eisenbahn hat ihre in Nine Elms bei London gelegene Locomotiv- und Waggonfabrik bis zum Montag wegen Kohlenmangels geschlossen. h l

Hier in Berlin dauert der Ausstand in den Werkstätten für Elektrotechnik von W illing und Violet fort. Von 71 in den Ausftand eingetretenen Arbeitern sind, wie im „Vorwärts" mitgetheilt wird, 20 anderwärts in Arbeit getreten, während noch 51 Ausständige mit 59 Kindern zu unterstüßen sind. Zu einem gemeinsamen Vor- gehen in der Kokskorb- und Fensterfrage haben fh, wie wir der „N. Pr. Ztg.“ entnehmen, die Stuckateure, Maler und Töpfer in diesem Jahre vereinigt, und die Maurer haben ihnen ihre Unter- stüßung zugesaat. Auf Bauten mit unverglasten Fenstern soll vom Oktober ah nicht gearbeitet werden, und wo Kokskörbe zum Heizen der Neubauten in VorfrifiStdetaer Weise verwendet werden, soll die Anzeige bei der Polizei erfolgen. Von den Töpfern und Maurern sind bereits Beschlüsse in diesem Sinne, gefaßt worden; es sollen in der nächsten Zeit noch größere Versammlungen einberufen werden, um die Stuckateure und namentlich auch die Maler für ein gemeinsames Borgehen zu gewinnen.

In Wien-Penzing ist, wie der „Vorwärts“ berichtet, in der E von Karl Gabriel ein Ausstand aus- gebrochen.

Aus Neapel berihten Wolff’he Telegramme, daß die beiden leßten Tage ruhig verlaufen sind. Am Sonnabend waren bereits fast alle Kaufläden wieder geöffnet; die Tramway sowie die Omnibusse nahmen den Betrieb wieder auf. Jn der vorhergehenden Nacht wur- den 300 Verhaftungen vorgenommen. Gestern Abend spielten auf verschiedenen Pläßen die Musikcorps. Auch hatte eine Anzahl Droschken die Fahrten wieder aufgenommen. Man nahm an, daß mit dem gestrigen Abend der Kutscherstrike beendigt sein werde.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte und Saatenstandsbericht

des österreihischen Ackerbau-Ministeriums nah dem Stande Mitte August 1893,

Die Temperatur-Verhältnisse in der zweiten Hälfte des Juli und in der ersten Hälfte des August waren im allgemeinen ziemli normal ; nur in Galizien war theilweise kühle e mit manchmal geradezu falten R vorherrschend. Bezüglih der Niederschlags- verhältnisse R ih wie in den beiden vorhergegangenen Berichts-

perioden drei Gebiete unterscheiden. Doch hat das Gebiet mit

einem für die Vegetation günstigen Maße von Niederschlägen, wozu die Alpenländer (mit Ausnahme von Süd-Tirol und des Wiener Beckens), dann die nördliche Hälfte von Görz gehörten, nun bedeutend ver- rößert. Das den Charakter der Trockenheit tragende Gebiet beschränkte ih auf den Nordwesten und Westen Böhmens und das durch ein Uebermaß der Nässe harakterisirte Gebiet ¡auf Galizien. Für die Ernte-Arbeiten war die Witterung im allgemeinen. zwar weniger günstig als für die Vegetation, im großen Ganzen kann aber mit Ausnahme von Galizien von einer besonderen Ungunst der Witterung auh in dieser Beziehung nicht gesprohen werden. Doch ist die Ernte au, abgesehen von Galizien, vielfach durch Regen gestört worden, wodurch hier und da die eine oder die andere Getreideart durch Auswachsen in der Qualität geschädigt wurde. In großen Theilen von Böhmen und Mähren (und zwar im Nordosten und im Osten von Böhmen, in den westlichen und südwestlichen Gegenden von Mähren), welche bereits von der Dürre, jedoh in mäßigem Grade, gelitten hatten, erholten fi die Getreidefelder noch furz vor der Ernte infolge eingetretener Nieder- läge derart, daß die Ernte in Bezug auf den Körnerertrag biträcht- lih besser äusfiel, als erwartet worden war; während sich in den Alpenländern, in den übrigen Theilen Mährens und im Troppauer Kreise von Schlesien die Hoffnung des Landwirths auf gute Ernte vollkommen gerechtfertigt erwiesen hat. In Galizien dagegen, und zum größeren Theile auch in der Bukowina, verspätete sich die Getreide- ernte durchschnittlich um drei bis fünf Wochen. In Galizien konnte bisher mit Ausnahme der podolischen Gebiete nur ein Theil des Noggens und ein kleiner Theil des Weizens eingeheimst werden, während das Gros der Getreideernte noch auf dem Felde, und zwar, da der Boden mit Wasser gesättigt ist, niht selten im Wasser liegt. Im ganzen ist daher mit Ausnahme von Galizien die Getreideernte in den cigentlihen Getreidelagen ziemlich glücklich beendet worden. Was speziell die We izen- und die Noggenernte betrifft, so kann selbe

in Bezug auf den Körnerertrag als gut geschäßt werden: in Ober-

Oesterreih, Steiermark und Vorarlberg, in der nördlichen Hälfte von Görz, in Triest, in der Hanna und den an dieselbe an- grenzenden Bezirken Mährens und im ehemaligen Troppauer Kreise Schlesiens. Als gut mittel is diese Ernte anzu- nehmen: in Nieder-Oesterreih, Salzburg, Kärnten, Deutsch-Tirol, Dalmatien, in den mehr gebirgigen füd-, öst- und nördlichen Rändern Böhmens; als mittel erscheint sie in der Südhälfte von Görz, in Böhmen mit Ausnahme der genannten von der Dürre heim- gesuhten nordwestlihen und westlichen Gegenden einerseits und der bezeihneten Grenzbezirke andererseits, dann in Mähren mit Aus- nahme der schon bezeichneten Theile, im ehemaligen Teschener Kreise und in der Bukowina. Als s{chwach mittel ist sie in Ftalienish-Tirol und in Fstrien, und \{lecht in den von der Dürre heimgesuchten Gegenden im Westen, besonders im Nordwesten von Böhmen zu schäßen. Für Galizien lassen sih mittlere bis chwach mittlere Ernten von Weizen und Noggen erwarten, wenn die Ginbringung entsprechend ausfällt. Weizen lieferte meist etwas bessere Ernten als Roggen ; do sind diese Unterschiede meistens nicht bedeutend. Alle diese Schäßun en beziehen sich auf die Körnerernten, während das Ergebniß an Geströh fft durchgehends geringer ges{chäßt werden muß. Die Qualität der Körner ist, abgesehen von den Beschädigungen durch ungünstiges Erntewetter, größerentheils eine gute, und nicht selten dort eine sehr gute, wo die Ernte quantitativ gut war. Klagen über Rost liegen mit Ausnahme Galiziens, wo derselbe häufiger vorkommt, verhältnißmäßig wenige vor; solche über Brand sind äußerst seltene Ausnahmen. Die quanti- tativen Ergebnisse der Gerstenernten stimmen mit geringen Ab- weihungen mit den für Weizen und Roggen angegebenen Schäßungen überein. Doch können die Ernten in Kärnten und Deutsch-Tirol als ut, dagegen jene für Ober-Oesterreih nur als gut mittel, dann jene in den Grenzbezirken Böhmens nur als mittel, und müssen jene im nordwestlihen Böhmen sogar als sehr s{lecht bezeihnet wer- den. Viele Gerstenfelder konnten niht gemäht werden, sondern die Frucht mußte ausgerauft und in Tüchern weggetragen werden. Auch bezüglih der Qualität der Gerstenernte gilt dasselbe wie für jene von Weizen und Roggen. Wo die Ernte gering war, sind auch die Körner meist flah, und wo die Ernte in die Regenzeit fiel, wurde die Gerste braun. Sehr s{chwere Gerste wuhs in der Hanna. Das Gerstenstroh wurde in Galizien und in der Bukowina häufig für das Vieh ganz ungenießbar. Die Haferernten fielen im Durchschnitt etwas geringer aus als jene von der Gerste. Namentlich in der Hanna lieferte Gier nur Mittelernten. Beregneter Hafer erlitt auch viel Verluste durch Körnerausfall. Ungleicher Reifezustand kommt beim Hafer noch mehr vor als bei der Gerste. In Galizien is viel Hafer noch grün; diefe Saaten versprehen dort etwas bessere Ernten, fodaß mindestens cine Mittelernte von Hafer erwartet werden darf. Die Hülsenfrüchte ergaben niht nur in den Alpen-, sondern auch in den Karstländern, in Mähren und in Schlesien vorwiegend ziemlich gute Ernten; auch in manchen anderen Ländern sind die shwachen und“ die {lechten Ernten von den Hülsenfrüchten verhältnißmäßig etwas seltener als vom Getreide; doch ergaben sich auch Verluste bei der Ernte durh Aufspringen der Schoten; in Galizien faulen die Hülsenfrüchte ziemlich häufig auf der Wurzel. Der Mais steht in den Alpen- und Karstländern fast durchgehends recht \{ön und hoffnungêvoll, in Galizien und in der Bukowina dagegen größtentheils {lecht. Sehr viel Mais konnte dort gar nicht behackt werden, ist also vom Unkraut erstickt. Auch steht das Ausreifen desselben in verschiedenen Gegenden dieser Länder in Frage. Nur in höheren Lagen, welche der Nässe weniger ausgeseßt waren, kommen auch s{öóne Maissaaten vor. Die Kartoffeln zeigen in den Alpen- und Karstländern sowie in Mähren und Schlesien einen erfreulichen Stand. Die Frühkartoffeln lieferten ziemli befriedigende Ernten, troß eines erheblihen Antheils fauler Knollen in den Alpen- und Karstländern. Bei den Spätkartoffeln zeigt sih in diefen Län- dern die Peronospora infestans bisher in mäßiger Verbreitung und in Mähren und S(hlesien bisher überhaupt kaum. Dasselbe gilt von Böhmen; dagegen ist dort der Knollenansat häufig gering, und sind die Knollen selbst meist noch sehr klein. In Galizien sind sie zumeist noch im Wachsthum zurück; doch zeigt sich die Peronospora, und ist derenLWerbreitung wegen der Bodennässe zu befürhten. Der Stand der Zuckerrüben sowie auch der Futterrüben hat sich im allgemeinen gebessert ; mit Ausnahme der von der Dürre und jenen von der Nässe leidenden Gebieten von Böhmen und Galizien stehen gute mittlere Ernten in Aus- sicht. Die im Juli beendete Klee heu ernte ist zwar im allgemeinen s{lecht und schr {hlecht, jedoch in Ober-Desterreich und Vorarlberg wer ens theilweise gut ausgefallen. Die Wiesen lieferten in den meisten Alpen- ländern sowie au in Nieder-Oesterreih, in Theilen von Mähren und im ehemaligen Troppauer Kreise im gren Durchschnitt Mittel- ernten von meist guter Qualität; auch gute Ecnten kamen nicht selten vor. Indeß in den Karstländern sowie auch in Süd-Tirol, in der Südhälfte ‘Mährens und ganz besonders mit wenigen Ausnahmen in Böhmen fielen die Ernten zumeist {chlecht aus. In Galizien und in der Bukowina war zwar viel Gras ge- Saciléni doch fonnte nur verhältnißmäßig wenig als Futter verwendbar eingeheimst werden, sodaß bestenfalls eine ittel- ernte angenommen werden kann. Un uge befindliche Grummet ernte von den Wiesen verspricht in den Alpenländern ein mittleres O in Böhmen fällt sie theilweise etwas besser aus als die Heuernte. Dagegen liefern viele Kleefelder und auch ziemlich viele Wiesen überhaupt keinen zweiten Schnitt. Der heurige oderS top pel klee ist an R vielen Orten entweder nicht aufgegangen oder zu Grunde gegangen. ie wegen des in vielen Gegenden drohenden Futter- mangels mehr als sonst angebauten Mengfuttersaaten lieferten zumeist ziemlih {wache Erträge. Der Raps lieferte die erwarteten \hlechten Ernten. Der Hopfen verspricht in der Sagzer Gegend, woselbst man mit dem Pflücken hon begonnen hat, „einen ziemlich uten, in andern Gegenden Böhmens nur etnen R Ertrag.

n Ober-Oesterreih ist derselbe größtentheils mißrathen. Aus Mähren und Galizien liegen günstige und aus Steiermark ungünstige Nachrichten - vor. Der Flads lieferte, beziehungsweise verspricht rößtentheils gute Ernten, doch ist Frühflahs hier und da mi rathen. Be onders s{ön hat sih der Wein entwickelt; soweit derselbe von den Winterfrösten verschont geblieben ist, verspriht er eine reih-

liche und sehr zeitliche E somit auch gute Qualität. Selbst in Böhmen waren Mitte August die Trauben {on weich und färbten sih bereits. Obst wird befonders in den Südländern, aber auch in den Alpenländern, und nah den neueren Nachrichten ziemlih häufig auh in den Nordwestländern, troßdem fortwährend viele Früchte abfallen, gute Ernten geben. Aus Böhmen z. B. liegt ein Bericht vor aus Melnik, wonach es dort außergewöhnlich viele Kirschen und Weichseln gab; auch Birnen, Aepfel und Pflaumen tragen reih. Doch giebt es in den letzt- genannten Ländern au ziemlich viele Gegenden, in welchen das Obst per mißrathen ist. In Galizien und in der Bukowina stehen zumeist chlechte Ernfen und gänzlihe Mißernten in Aussicht.

Die Weizen- und Roggenernte Ungarus im Wirthschaftsjahre 1893/94.

_ Nach dem Bericht des ungarischen Ackerbau-Ministeriums ergiebt, wie der „Wien. Ztg.“ aus Budapest gemeldet wird, die Gesammt- ziffer des vorauésihtlichen Ernteertrages an Weizen 50 Millionen und an Roggen 17,5 Millionen Hektoliter. Der innere Verbrauch erfordert an Weizen 34 Millionen, an Roggen 18 Millionen Hektoliter. Danach beträgt der Ernteübershuß außer den geringen vom Vorjahre übriggebliebenen Vorräthen 16 Millionen Hektoliter, während an Roggen kein Ueberschuß resultirt. Jn den beiden leßten Jahren betrug nun der Weizenerport nahezu 12 Millionen der MRoggenexport“ aber durdshnittlich etwa zwei Millionen Hektoliter. Nachdem heuer ein Noggenexport zu erwarten ist, vermindert sich der Weizenüberschuß entsprehend. Im Wirthschafts- jahre 1893/94 dürfte {ich daher der Erport Ungarns ähnlich gestalten wie im Vorjahre. Dem Berichte ist eine tabellarifde Uebersicht über den Bedarf und den Ernteertrag der verschiedenen Länder beigefügt, der wir folgende Daten entnehmen: Der Ertrag in den auf Weizen- zufuhr angewiesenen Ländern beträgt 254,55 Millionen Hefkto- liter, der Bedarf für ein Jahr 395,30 Millionen Hektoliter, der Abgang somit 133,70 Millionen Hektoliter. Die Einfuhr betrug im Jahre 1892 100,25 Millionen Hektoliter. Jn den auch für die Ausfuhr producirenden Ländern beträgt der Ernteertrag 548,76 Mil- lionen Hektoliter, der Bedarf 415,65 Millionen Hektoliter, der Ueber- \{huß somit 133,45 Millionen Hektoliter. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1892 129,49 Millionen Hektoliter. Die Gesammtziffer der Weizenernte ergiebt demnach 803,31 Millionen Hektoliter gegen 815 Millionen Hektoliter im Vorjahre, daher um 12 Millionen Hektoliter weniger. Die Roggenernte kann auf 480 bis 490 Millionen Hektoliter gegen 460 bis 470 Millionen Hektoliter im Vorjahre geschäßt werden; es resultirt daher ein Mehrertrag von 20 Millionen Hettoliter. Die Resultate bezeugen, daß die beiden A 1A Producte in der ganzen Welt eine ziemliche Mittelernte er- geben haben, fo daß sich nirgends’ ein größerer Abgang ergiebt. Der Ueber- [uß ift jedoch ein bedeutend geringerer als im Votiahre und wenn die Vorräthe aus den früheren Jahren niht \o bedeutend wären, so stünden wir an einer erfreulihen Wendung auf dem Gebiete des Fruchthandels. Zu bemerken is, daß der Ernte-Üebershuß der früh erntenden Staaten {hon als Vorrath aufgenommen erscheint und nur als folher in Betracht kommt, wodur der oben au8gewiesene Ueber- chuß sih von 133,45 Millionen Hektoliter auf 118 Millionen Hekto- liter verringert und der Ernte-Abgang ohne die Vorräthe 15,16 Mil- lionen Hektoliter beträgt. Indessen sind troß der großen Vorräthe die Aussichten für den Fruchthandel günstige, da einerseits die den meisten Weizen exportirenden Staaten infolge des Sinkens der Silber- preise mit einer Finanzkrife kämpfen, was den Getreideexport lähmt, und andererseits infolge der mangelhaften Futterernte der Gerste-, Hafer- und Maisverbrauch heuer beträchtlih zunehmen und demnach der Verbrauch von Weizen und Roggen als Lebensmittel bedeutend ausgedehnt werden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

i Malta.

Einer Verordnung der _Localregierung vom 19. d. M. zufolge unterliegen alle aus österreichish-ungarishen Häfen kommenden Schiffe einer Quarantäne von fünf Tagen.

L Spanien.

In der „Gaceta de Madrid“ vom 24. d. M. sind folgende von dem Königlich spanishen Minister des Innern erlassene Cholera- Quarantäne-Versügungen veröffentliht worden :

1) Einer Quarantäne unterliegen alle Herkünfte aus Rotterdam und Maasluis, welche diese Häfen seit dem 11. d. M. verlassen haben und nach dem 24. d. M. in einem spanischen Hafen eintreffen, ohne Nücksiht auf den Inhalt ihres S Gleichzeitig werden alle Hâfen, welche von den genannten Orten in gerader Linie weniger als 165 km entfernt sind, seit dem 21. d. M. für verdächtig erklärt.

2) Herkünfte aus Antwerpen, welche seit dem 10. d. M. von dort abgegangen sind und nah dem 24. d. M. in Spanien eintreffen, unterliegen gleichfalls einer Quarantäne. Häfen, welche weniger als 165 km in gerader Linie von Antwerpen entfernt sind, gelten seit dem 20. d. M. als verdächtig.

3) Quarantäne ist ferner angeordnet worden für Herkünfte aus Taganrog (Nußland), welche seit dem 12. d. M. von dort abgegangen find und nah dem 24. d. M. in Spanien eintreffen. Häfen, welche in gerader Linie weniger als 165 km von Taganrog entfernt sind, gelten seit dem 22. d. M. (incl.) als verdächtig.

Portugal. _ Nach einer im „Diario do Governo“ vom 22. d. M. veröffent- lichten _ Verfügung des portugiesishen Ministeriums des Innern gelten sämmtliche Häfen Rußlands seit dem 1. d. M. für von Cholera

verseucht. : GOrtieVenland. Die aus den Häfen von Odessa, Cherson und Kertsch seit dem 11. August d. J. abgegangenen Schiffe haben sich in Griechenland einer fünftägigen Beobachtungs-Quarantäne zu unterziehen, wenn sie nicht \{chon eine solhe von gleicher Dauer in einer türkischen Quaran- täne-Anstalt durchgemaht haben, bevor sie den Bosporus durh-

fahren sind. Bulgarien.

2 Die in Zaribrod angeordnete dreitägige Quarantäne ist vom 27. d. M. ab auf fünf Tage erhöht worden. (Vergl. „Reichs- Anzeiger“ Nr. 201 vom 22. d. M.)

Cholera.

Wie esbaden, 28. August. Nach einer Meldung des „Rheinischen Kurier“ aus Nüdesheim ist auf dem Schiff „Flora ein Cholerafall vorgekommen. i

Duisburg, 26. August. Die Untersuchung bei dem in Hom- berg am Rhein am 23. d. M. gestorbenen Schiffsbeizer Philipsen hat der „Rhein- und Nuhr-Zeitung“ zufolge asiatishe Cholera als Todesursache ergeben.

. E, 26. August. Der „Budapester Correspondenz“ zufolge ist die Cholera in Ungarn laut amtlihen Berichten bedeutend in der Abnahme begriffen. :

Marseille, 26. August. An Bord des von Mekka zurückehrenden Transportshiffs „Gergovia* starben 20 arabishePilger an dêr Cholera.

__St. Petersbur g, 26. August. Nah dem heute veröffent- lihten Choleraberiht sind in Mos kau in der Zeit vom 19. bis 22. August 119 Personen an Cholera erkrankt und 67 Personen ge- storben. Ferner find constatirt: im Gouvernement Ki ew vom 17. bis 19. August 678 Erkrankungen, 227 Todesfälle; im - Gouvernement Orel in derselben Zeit 820 Erkrankungen, 32% Todesfälle; im Gouvernement Tula vom 13. bis 19. August 653 Erkrankungen, 139 Todesfälle; im Gouvernement Kalisch vom 17. bis 19. August 14 Erkrankungen. In St. Petersburg sind in der Zeit vom 183. bis 19, August 9 choleraverdähtige Erkrankungen und ein Todesfall vorgekommen.

Rom, 27. August. Wie die „Tribuna" meldet, kamen in Palermo bis heute Mittag 19 Erkrankungen und 5 Todesfälle an

Cholera vor. In Cas sino wurde in den leßten 24 Stunden kein neuer Cholerafall constatirt. In Neapel sind vom Freitag zum Sonnabend 7 Personen an Cholera verstorben.

Rotterdam, - 27. August. Gestern sind hier eine Person an der Cholera gestorben und zwei Personen erkrankt. Insgesammt be- finden fih fünf Kranke in der Cholerabaracke in ärztlicher Behand- lung. Seit gestern sind, dem „W. T. B.“ zufolge, keine neuen Cholerafälle vorgekommen. In Hansweert wurden zwei Cholera- fälle Spar

JuTtarest, 26. August. Nah amtliher Mittheilung sind in Braila 5, in Sulina 13, in Galatz 7, in Pr und See Le in L ao wig A r ven g omn, Im

nzen sin ersonen gestorben, cheilt; 99 befinden sich no fn ärztlicher Behenttnen, 2 N s i

alle arSs 27. August. In dem benachbarten Ort Kr öll- wtÿ war ein Steinseßer unter choleraverdähtigen Umständen er- krankt; die Untersuchung hat jedoch, wie „W. T. B.“ meldet, feinen Anhalt für Cholera ergeben.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 26. d. M. gestellt 10 777, nit A

veftellé feine Wagen. gef nicht rechtzeitig __ In VDberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 4696, nicht rect- zeitig gestellt keine Wagen. gef 3, niht reh

: _Zwangs-Versteigerungen, : Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin gelangten am 26. August die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Thaerstraße 22, dem Maurermeister Gustav Steinberg ge- hörig, Fläche 10/71 a, für das Meistgebot von 170 000 ( wurde der Kaufmann Wilhelm Polanth, Fürbringerstraße 30, Ersteher. Waldstraße 31, dem Ingenieur Ernst Blumenthal gehörig, Fläche 24,77 à; Nußungswerth 2770 4; für das Meistgebot von 98 300 s wurde der Bank-Director Paul Puchmüller zu Char- lottenburg, Leibnizstraße 61, Ersteher. Teltower straße 25 u. 26, der Frau Zimmermeister Hulda Logsch, geb. Schmechel, zu Stegliß gehörig, Fläche 9,27 a und 6,51 a; für das Meistgebot von je 212000 A wurde die tau Maurermeister Dorothea Storbeck, geb. Storbeck, zu Berlin Ersteherin.

Berlin, 26. August. (Wochenberiht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saber sky.) la. Kartoffelmehl 19}3—20 #Æ, Ta. Kartoffelstärke 19;—29 A, [Ta. Kartoffelstärke uno -Mehl 16—17} A, gelber Syrup 22—223 #4, Cap. - Syrup 233—24 ##, Cap. - Export 241-— 29 #6, Kartoffelzucker gelber 22—22} A, do. Cap. 231—24 M, Rum-Couleur 36—37 4, Bier-Couleur 35—36 4, Dextrin, gelb und weiß, Ta, 28—29 #Æ, do. secunnda 25—26 M, Weizenstärke (kleinst.) 313—327 4, Weizenstärke (großst.) 39—39L 4, Hallesche und Schlefische 405—41 4, Neisstärke (Strahlen) 48 bis 49 Æ, do. (Stücken) 46—47 #4, Maisstärke 33—35 #4, Schabe- stärke 30—32 4, Victoria-Erbsen 18—22 46, Kocherbsen 163—19 4, grüne Erbsen 17—19 Æ#, Futtererbsen 15—16 #Æ, inländische weiße Bohnen 18—20 4, weiße Flahbohnen 20—-22 4, ungarische neue Bohnen 16—17 , galizishe und russische Bohnen 15—16 M, große neue Linsen 42—50 #, mittel Linsen 30—40 A, kleine Linsen 24—30 A, Mohn, blauer 60—70 4, do. weißer 95—100 M, Hirse, weiße, 18—20 #, gelber Senf 40—50 4, Hanfkörner 18 bis 20 M. O M 15—17 M, Widcken 15—16 Æ, Pferdebohnen 16—17 Æ, Mais loco 12—124 A, Leinkuchen 163—17} 4, Rapys- fuhen 14—15 Æ, Roggenkleie 111—12 Æ, Weizenkleie 11—124 M, pa. helle getrockn. Biertreber 28—300/9 12—12} #, ya. getrocknete Mais- Roggenshlempe 30—320%/9 13}—14 #, pa. Maisshlempe 40 9/0

4—145 M, Kümmel 50—60 #, Leinsaat 25—27 (4 (Alles per 100 kg ah Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

__— Die ersteBerliner Herbstmesse, welche die 1893er Ver- einigung der keramischen, Bronze-, Kurz- und Spielwaaren- Industrie veranstaltet hat, ist heute eröffnet wordèn. Die Bureaur der Vereinigung befinden sich im City-Hotel. Fm Flur sind auf hohen Gestellen etwa 90 Placate von Firmen ausgestellt, in mehreren Zimmern is man mit der Aufstellung von Musterlagern beschäftigt. Das zur Ausgabe gelangte „Meßadreßbuh“ enthält gegen 2000 Firmen, wobei allerdings die großen Berliner Firmen der für die Messe in Frage kommenden Branchen eingeschlossen sind.

_— Das „Gewerbeblatt aus Württemberg“, welches von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart herausgegeben wird, hat in der Nr. 35 vom 27, August folgenden Inhalt: Weckung des Sparsinns. Kollergang-Beton. Mit- theilungen aus dem chemischen Laboratorium. Verschiedene Mit- theilungen. Literarishe Erscheinungen. Neues im Landes- Gewerbe-Museum. Gebrauchsmuster von Erfindern aus Württem- berg. (Eintragungen.) Aus dem Lesezimmer der Königlichen Centralstelle.

Magdeburg, 26. August. (W. T. B,) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92% —, Kornzucker excl., §8 9/9 Rendement —, Nachproducte excl, 75 9/0 Rendement 12,50. Matt. Brot- caffinade I. —. Brotraffinade Il. —, Gem. Raffinade mit Faf 30,00. ‘Gem. Melis I. mit Faß —. Geschäftslos. Robzucker [, Product Transito f. a. B. Hamburg pr. August 14,20 bez. u. Br., pr. September 14,222 bez. und Br., pr. Oktober 13,772 bez., 13,80 Br., pr. November-Dezember 13,65 bez. u. Br. Alte Ernte hwach, neue stetig.

Leipzig, 26. August. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per August 3,50 4, per September 3,923 #4, per Oftober 3,577 #4, per November 3,60 4, per De- zember 3,625 #, per Januar 3,65 #4, per Februar 3,65 #4, per März 3,672 #4, per April 3,70 4, per Mai 3,675 #4, per Junt 3,70 A, per Juli M Umsay 10 000 kg.

„Mannheim, 26. August. (W. T. B.) Productenmark!t1. Weizen pr. November 16,05, pr. März 16,55, pr. Mai 16,80, Roggen pr. November 14,50, pr. März 14,50, pr. Mai 14,50,

aser per November 15,10, per März 15,40, pr. Mai 15,30, Mais pr. November 11,20, pr. März 11,35, pr. Mai 11,60.

Bremen, 26. August. (W. T. B.) (Börsen-Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officiele Notirung der Bremez Petroleum-Börse.) aßzollfrei. Matt. Loco 4,45 Br. Baum- wolle. Fest. Upland middling, loco 403 &Z. Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin-Lieferung, Mb August 40 4, pr. September 40 Z, pr. Oktober 40} H, pr. November 404 §, pr. Dezember 40} =, pr. Januar 407 „. Schmalz. Sehr fest. Shafer 47 4, Wilcox 45 „, Choice Grocery „g, Armour 45 &Z, Cudahy 46 4, Rohe & Brother (pure) 45 S,

airbanks 39 4. S peck. Besser. Short clear middl. September-

bladung 47, Dezember-Januar-Abladung 42, Taback. Umsay 26 Fässer Kentucky, 84 Seronen Havannah.

Wien, 27. August. (W. T. B.) Bei der Constituirung der Internationalen Commission für denSaatenmarkt wurde der Vice-Präsident der Productenbörse Schöller zum Präsidenten, Brunninger- München und er Bef Werthheim - Berlin zu Vice - Präsidenten gewählt. Der Besuch des Saatenmarkts ist ein befriedigender, namentlich ift eutschland f\tark ver- treten Die ziffermäßige Darstellung der Ernte von 1893 ergiebt nach den Aufstellungen der Commission des Internationalen Saatenmarkts, wenn eine Mittelernte gleih 100 ge- seßt wird, Fe die einzelnen Länder Europas folgendes Resultat : Desterreich: Weizen 90, Roggen 89, Gerste 94, Hafer 83; Ungarn: Weizen 98—100, Roggen 85—92, Gerste 83—118, Hafer 79—97; Deutschland: Wein 75—105, Roggen 80—109, Gerste 79—105, Hafer 45—82; Dänemark: Weizen 100, Roggen 100, Gerste 70, Hafer 50; Schweden: Weizen 100, Roggen 90,

Gerste. 85, Hafer 85; Norwegen: Weizen fehlt, Roggen 95, Gerste 99, Hafer 101; Jtalien: Weizen 100, Roggen fehlt Gerste 90, Hafer 90; Schweiz: Weizen 80, Roggen 70, Gerste fehlt, Hafer 65; Holland: Weizen 87, Roggen 92, Gerste 77, Hafer 72; Belgien: Weizen 87, Roggen 9%, Gerste 77, Hafer 50; Frank- reich: Weizen 82, Roggen 85, Gerste 86, Hafer 86; Groß- britannien: Weizen 90, Roggen fehlt, Gerste 75, Hafer 80; Rußland: Weizen 75—150, Roggen 70—120, Gerste 70—115,

afer 75—130; Rumänien: Weizen 111, Roggen 130, Gerste 100,

afer 130; Serbien: Weizen 80, Roggen 75, Gerste 90, Hafer ehlt; e Weizen 74, Noggen 61, Gerste 77, Hafer 80.

Pest, 26. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen fest, pr. Herbst 7,37 Gd., 7,39 Br., per Frühjahr 7,70 Gd., 7,79 Br. Hafer pr. Herbst 6,45 Gd., 6,47 Br., pr. Frühjahr 6,94 Gd., 6,96 Br. Mais per August-September 4,75 Gd., 4,72 Br., pr. Mai-Juni (1894) 5,04 Gd., 5,06 Br. Kohlraps pr. August-September 16,30 Gd., 16,40 Br.

London, 26. August. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten.

4 o Javazucker loco 173 ruhig, Rüben-Rohzucker loco etig.

28. August. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be- trugen in der Woche vom 19. August bis 25. August : Cbe Weizen 934, fremder 93 761, engl. Gerste 589, fremde 2% 156, engl. Malz- S 16 937, fremde —, engl. Hafer 824, fremder: 80 040 Qrts., engl.

chl 14741, fremdes 50483 Sa.

Nischny- Nowgorod, 26. August. (W. T. B.) Bei dex gestrigen Eröffnung der Messe ersuchte der Fee des Meßcomités den Finanz- Minister Witte, dem ai ser die Gefühle treuer Unterthänigkeit und ehrfurhtsvoller Dankbar- keit für die Gnadenbeweise zu unterbreiten, die der Kaiser der &ndustrie und dem Handel dur den Bau der sibirishen Eisenbahn sowie dur die Genehmigung zu der in Nishny-Nowgorod im Jahre 1896 zu eröffnenden national-russishen Gewerbeausstellung gegeben have, Der Finanz-Minister unterhielt sih mit einer Deputation von Kaufleuten über die Angelegenheiten und die Bedürfnisse der Industrie und besichtigte darauf die Messe.

Amsterdam, 26. August. (W. T. B.) Java - Kaffee good

ordinary 504. Bancazinn 528, -

New-York, 26. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest, im weiteren Verlauf trat Reaction ein; Schluß fest. Der Umsaß der Actien betrug 84000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 161 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht s B Silberankäufe für den Staatsshat betrugen 161 000 Unzen zu 73,75.

Die „Frkf. Ztg." veröffentliht über die gestrige Tendenz der

New-Yorker Fondsbörse folgendes Telegramm: Die Stimm der Börse war durhweg fest unter Führung der Industriewerthe und Granger-Bahnen; sie wurde beeinflußt dur die Erwartung eines guten Bankausweises und durch die Berichte aus Washington. . Das Vaargeldagio belief sih durchschnittlich auf F 9%; Bankreserve betrug 6 736 000 Dollars unter dem geseglihen Minimum. e W eizen eröffnete stetig, _stieg dann plöplih auf Deungen der Baissiers, schwächte sich aber spâter infolge geringer Nachfrage für den Erport etwas ab. Schluß ruhig. Mais allgemein fest während des ganzen Tages auf Deckungen seitens der Plaßspeculanten und in- folge besserer Finanzlage.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten W aaren betrug 6 281 193 Dollars gegen 5 516 134 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2260 437 Dollars gegen 2 457 690 Dollars in der Vorwoche.

_ Chicago, 26. August. (W. T. B.) Weizen anfangs höher auf Zunahme der Realisirungen und festere ausländishe Märkte, später abgeschwäht auf lebhafte Verkäufe. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald wieder.

Verkehrs-Anstalten.

Vom 1. September ab werden die Worttaren für Tele- gramme aus Deutshland nah Brasilien, Uruguay, der Argentinischen Republik und Paraguay, welhe auf dem Kabelweg über England befördert werden, mit den Taxen für die anderen Wege gleichgestellt. :

Der Postdampfer „Rotterdam“ der Niederländis ch- Amerikanischen Dampfschifffahrts - Gesellschaft i 25, d. M. in New-York angekommen. E

Bremen, 26. August. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 24. August Boer A Baltimore angekommen. Der Postdampfer „Berlin“ hat am 25. August E ODuessant passirt. Der Reichs-Postdampfer „Hohenzollern“ hat am 25. August Nachmittags die Reise von Port Said nach Neapel fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Gera“ ist am 25. August Nachmittags in Singapore ange- kommen. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 25. August Morgens in Le N e d i

26 August. . T. B.) Der Swhnelldampfer „Werra“ hat am 25. August Abends die Reise von Gibtraltae nah Nerwo- York fortgeseßt. Der Postdampfer „Köln“ hat am 25. August die Meise von Bahia nach Lissabon fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Braunschweig“, von Ost-Asien kommend, is am 25. August Abends in Genua angekommen. Der F „München“ ist am 26. August Morgens von Baltimore nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Amerika“ hat am 26. August Nachmittags Lizard passirt. Der Postdampfer „Condor" ist am 26. August orgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Stuttgart“ hat am 26. August Vormittags Lizard

passirt.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) Hamburg- Ameri- fanisde Pacetfahrt-Actiengesell/Gaft, Der Postdampfer „Wieland“ is, von Hamburg kommend, gestern Na mittag in aaf s engee (W. T

ondon, 26. August. . T. B.) Der Castle-Dampfer „Dunottar Castle“ ist gestern auf der Heimreise in plymoutb A Ln A Der Castle-Dampfer „Drummond Castle“ ist beute auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

Theater und Musik,

¿a e 2E Berliner Theater.

as Berliner Theater begann gestern seine Winterspielzeit mit der Aufführung von „Minna von Barnhelm“ in einer tcitte g- vorstellung, während Abends „Maria Stuart“ gegeben wurde. Als Maria Stuart trat Fräulein Pospishill auf, die früher im hiesigen Deutschen Theater und zulegt im Wiener Hofburgtheater beschäftigt war. Ihre Kunstleistnng war eine recht bedeutende und sie verdient den ungetheilten Beifall, der ihr gestern Abend in reihem Maße zu theil wurde. Nichts von Effecthascherei war an dieser Maria Stuart gu entdecken, sie gab sie einfach und groß; den Glanzpunkt bildete die egung mit der Königin, in der sie mühsam den Stolz zu bändigen und zartere Tône echter Weiblichkeit an u A en wußte, um alsdann um so mähtiger die Gefühle des Hasses und der Rache Ausdruck zu geben; niht minder er-. greifend war die Ruhe und Ergebenheit in der Stunde des Abschieds vor dem Gang nach dem Schaffot. Die Königin Elisabeth der Frau Rosa Hildebrandt war eine öniglihe Er- scheinung, aber „fie entsprah nicht ganz dem Charakter, wie ihn der Dichter gezeichnet; sie ließ viel von der Kälte und Schroffheit, von dem rah- und eifersüchtigen Herven vermissen, welches die Unterzeichnung des Todesurtheils erklärlichß macht. e Gesamintaufführung hielt sich auf angemessener t: De altbewährten Mitglieder des Berliner Thoniees (ere, Blank -, stein als Graf Leicester, Herr Theodor Weiß als Graf von Shrewsbury, Herr Nollet als Burleigh, *Herr Jacobi als Ritter Paulet) entledigten \sich der ihnen gestellten Aufgaben