1893 / 206 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

in sehr befriedigender Weise; namentlich aber verdient Herr Sto ck- hausen für seinen Mortimer lebhafte Anerkennung. Ueber die neu engagirten Mitglieder läßt sih nihts Erhebliches sagen ; do verdient err Serafin, der in der Rolle des Davison ein hübsches Talent ekundete, besonders erwähnt zu werden. Residenz-Theater. e Die erste Aufführung nah den Ferien brachte zwei ältere Stücke: Marx Halbe’s Liebesdrama „Jugend® und Alexandre Dumas? einactiges Lustspiel „Besuch nach der Hochzeit“ fast durhgängig

in der alten Besetzung und in der bekannten musterhaften Dar-

stellung. Dagegen repräsentirten sich die Räume des Theaters in rishem Gewande; die Ausf{chmüdckung der Wände und Sitreihen, die

eleuhtung, die neuen Vorhänge des Bühnenraums haben im Verein aus dem früheren, etwas kahlen und düsteren Raum einen hellen behaglichen Saal geschaffen. Die Pracht der Bühnendecorationen, die im Residenz-Theater zur Gewohnheit geworden it , steht nun niht mehr inm Gegensaß zu dem Zuschauerraum. Der „Besu ch nach der Hochzeit“, auf der Anschauung eines Lebemanns aufgebaut, wurde wieder trefflih durch Frl. Bertens und Hrn, Nittner gespielt und fand. beim Publikum großen Beifall dur die D en Wendungen des Dialogs und die sehr komisch wirkende Miinte Das deutsche Liebesdrama „Jugend“, das der leichtfertigen ironishen Plauderei folgte, vermittelte hon eher die Empfindung echten Behagens; aber der in dem Stück wohnende Geist s{chwüler, schwerer leidenschaftliher Erregung behält natürlich immer * etwas Unerquickliches. Das Liebesdrama der kaum den Kindershuhen entwahsenen Jugendgestalten drängt sih wie das eiße, unnatürlich gesteigerte Treiben junger Pflanzen in heißer feuchter Warmhausluft in die FeunbliGe rühlingsstimmung, die den ersten Act beherrscht. Die Darstellung war auch hier tadellos; auch das neue Mitglied des Hauses, Fräulein Frieda Brock, fand sich gut in das Zusammen- spiel hinein. Ihr Aennchen is noch etwas zu aufgeregt, den fehnsüchtigen Klagelauten merkt man noch das Suchen nach dem rechten Ausdruck an, aber im ganzen fehlt es ihr nicht an Natürlichkeit und Frische und in den bewegten Momenten auch nicht an starker, wahrer Leidenschaft. In den übrigen Rollen glänzten wieder die Herren Jarno, Nittner, Hoppe und Biensfeld. Das vollbeseßte Haus folgte der Vorstellung mit erkennbar wachsen- der Theilnahme und rief niht nur die Darsteller, sondern auch den Dichter der „Jugend“ Marx Halbe und den Leiter des Theaters Herrn Lautenburg vor den Vorhang.

Im Krollschen Theater verabschiedet sich Signora Nevada morgen in der Partie der Amina in Bellini’s „Nachtwandlerin“. Signor Battistini singt am Mittwoch zum ersten Mal den „Nigoletto“ in Verdi's gleihnamiger Oper.

Mannigfaltiges.

Die Cinweihung der Emmaus-Kirche auf dem Lausigzer Ros hat gestern Vormittag in Gegenwart Ihrer Majestäten des daisers und der Kaiserin in Bierlidificr Weise stattgefunden. Der Festplaß und die angrenzenden Straßen hatten reichen Flaggenschmuck angelegt; zwischen der alten Kapelle und der stattlihen neuen Kirche war ein Podium für die Kinder der benachbarten Gemeindeschulen errichtet; die das Gotteshaus umgebenden Wege waren mit Tannen- reisig bestreut und das Hauptportal von einem reihen Blumenhain umgeben. Auch das Jnnere der Kirche prangte im Festshmuck. ur Theilnahme an der Feier hatten sih mit der Gemeinde zahlreiche hrengäste versammelt. Erschienen waren der Minister der geist- lichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse mit dem Ministerial-Director Dr. von Barth und dem Regierungs-Rath Steinhausen, der Minister für Landwirthschaft 2c. von Heyden, der Minister des Königlichen Hauses von Wedel mit dem Ministerial-Director Grafen von Unruh, der Unter-Staatssecretär im Ministerium des Innern Is mit dem Geheimen Ober-Regierungs-Rath Harder, der Präside des Bundesamts für das Heimathwesen Weymann, der Präsident des Evangelischen Ober-Kirchenraths D. Barkhausen mit dem Ober-Consistorial-Rath Noël, der Ober-Consistorial-Rath Meyerhofff als Vertreter des Consistoriums, die General-Superintendenten Faber und D, Brückner, die Superintendenten Hübner und Leonhardt und zahlreiche Geistliche. Für das Polizei-Präsidium exschien Ober-Regierungs- Rath Friedheim, als Vertreter der Stadt der Bürgermeister Kirschner, der Stadt-Schulrath Fürstenau, der Stadtverordneten-Vorsteher Dr. Langerhans mit mehreren Stadtverordneten und Bezirksvorstehern. Auch zahlreiche hohe Offiziere waren zugegen, so der Gouverneur

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des Invalidenhauses General von Grolman, der Chef des Militär- cabinets General von Hahnke, der Con:mandant von Berlin Oberst von Natmer u. A. Vom Allerhöchsten Hofstaat waren ferner im Gottes3- hause anwesend der Ceremonienmeister von Veltheim, der Ober- Posmeisiee Freiherr von Mirbach, der Kammerherr Graf Keller und der hef des Civilcabinets Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus. Vor Beginn der GaE überreidte der Staats-Minister Dr. Bosse im Confirmandensaal der neuen Kirche die Allerhöchsten Auszeichnungen. Es erhielten das Patent als Geheimer Baurath der Architekt des Baues, Baurath Orth, den Rothen Adler-Orden vierter § tone der Pfarrer Grauenhorst, den Kronen-Orden vierter Klasse der Raths- Maurermeister und Kirchenälteste Biebendt, der Ban «Director und Kirchenälteste Prippenow und der Apotheker und Kirchenälteste, Stadtverordnete Schmeißer sowie der Orgelbauer Dinse, ferner das Allgemeine Ehrenzeilen der Maurerpolier Lauterbah. Kurz nah 9 Uhr rückte mit klingendem Spiel die aus der 1. und 2. Compagnie des 4. Garde-Regiments gebildete Ehrenwache an und nahm vor der Westfront der Kirche Aufstellung. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin hatten Sich von Potsdam aus mittels Sonderzugs nah dem Görlißer Bahnhof begeben. Seine Majestät der Kaiser hatte die Uniform des 4. Garde-Regiments nebst der Kette des Schwarzen Adler-Ordens angelegt; Ihre Majestät die Kaiserin erschien der Hoftrauer wegen in Schwarz. Im Gefolge der Allerhöchsten Herrschaften befanden sich der Ober-Hofmarschall Graf zu Eulenburg, der Pa Ras Graf Püler, die Flügel-Adjutanten von Hülsen und Freiherr von Seckendorff, die Qber- ofmeisterin Gräfin von Brodo1ff, die Hofdamen Fräulein von Gersdorf und Gräfin von der Schulen- burg sowie ter Kammerherr von. dem Knesebeck. Die Kaiserlichen Majestäten bestiegen am Bahnhof einen offenen, à la Daumont be- \spannten Wagen und fuhren unter dem Geläut der Glocken und dem RNühren des Spiels nah dem Gotteshause. Vor der alten Kapelle fand zunächst eine kurze- Begrüßung der Majestäten durh die Spivea «ter Behörden, die Geistlichkeit und die Mitglieder der Gemeindeorgane ftatt. Nachdem Seine Majestät der Kaiser die Front der Ehrenwache abgeschritten, begaben Sih Beide Majestäten nah dem Hauptportal der neuen Kirche, an dem die Ehrenjungfrauen Aufstellung genommen hatten. Die Führerin der Damen überreichte der Kaiserin ein Nosen- bouquet mit einer begrüßenden Ansprache. Dann erfolgte der feierliche Act der Kirchenöffnung. Negierungs-Bauführer Kolberg trat mit dem blauseidenen Kissen, auf dem der goldene Schlüssel lag, vor; Geheimer Baurath Orth nahm denselben und reichte ihn Seiner Majestät dem Kaiser dar. Seine Majestät übergab hierauf mit Worten der Freude über das vollendete Werk den Schlüssel dem General - Superintendenten Faber, der durch den Pastor Grauen- horst die Kirche öffnen ließ. Beim Eintreten der Majestäten intonirte der Kosleck’{he Bläserbund einen Chor von Händel. Nach der vom Domchor unter Prof. Beker’s Leitung gesungenen Motette „Erhaben, o Herr“ sang die Gemeinde unter Posaunen- begleitung den Choral „Lobe den Herrn“. Die Weihe vollzog hierauf der General - Superintendent Faber im Anschluß an das Weihegebet, das die Kaiserin in die Altarbibel geschrieben: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Er verknüpfte damit den Wortlaut der Inschriften auf den drei vom Bochumer Werk gelieferten Gußstahlglocken: „Ehre sei Gott in der Höhe“, „Kommt, es ist alles bereit“ und „Ein? feste Burg ist unser Gott". Die Liturgie hielt Superintendent Hübner, die erste Predigt Pastor Grauenhorst über das von Jhrer Majestät der Kaiserin in die Kanzelhibel CeMrievene Bb que Ser. 9, 0: Der, deine Augen sehen näh dem Glauben“. Gebet und Segen sprach General-Superintendent Faber. Mit Gesang, Orgelspiel und Geläut der Glocken {loß die Feier. Nah dem Parademarschh der Chrenwache fuhren die Kaiserlichen Majestäten nah dem Schlosse. Die Kirche macht im Innern einen prächtigen Eindruck. Das kleine Altar- bild, das die Kreuzigung darstellt, ist ein Geschenk Jhrer Majestät der Kaiserin. Der von Frau Baurath Wenzel, geborenen Heckmann, geschenkte Altar ist von Professor Tondeur aus Marmor gemeißelt und zeigt Christus mit zwei betenden Engeln. Der gleihfalls von Professor Tondeur gefertigte Taufstein ist ein Geschenk des Herrn Fr. Heckmann. Die von Dinse gebaute Orgel hat Com- Oa Eger. gestiftet. Die Kanzel haben die Gemeindeorgane geschenkt.

Die von dem Regierungs-Baumeister Stahn für die Villen- colonie Grunewald erbaute Kapelle, die ihren Plaß auf dem von den Geleisen der Ring- und Grunewaldbahn eingeshlossenen

Friedhof gefunden hat, is gestern Vormittag feierlich eingeweiht

worden. Die Weiherede hielt Consistorial-Rath Schrader. Die Kapelle, die mit ihrem {mucken Dachreiter einen recht freundlichen Eindruck macht, enthält 44 Sißpläte ; der Altar steht in einer Apsis, von der aus au gepredigt wird.

Montpellier, 27. August. Während der heutigen Messe der Kirche Sainte-Anne gab, wie ,W. T. B.* meldet, eine sehzigjährige Dame vier Revolverschüsse auf den Notar Jean ab. Dieser stürzte sofort todt nieder. Die Mörderin ver- weigert jede Aufklärung. Als Grund der Mordthat wird angenom- men, dab der Notar, welcher sih allgemeiner Achtung erfreute, fi geweigert habe, der Mörderin Geld auszuhändigen, das sie als ihr Eigenthum beanspruchte.

Nouen, 26. August. Die Schneidemühle von Loisel, sowie sech8 Häuser wurden dur eine Feuersbrunf\ zerstört. Zwet Feuerwehrleute wurden {wer verwundet. Der Schaden beträgt über drei Millionen Francs.

Nom, 26. August. Die Blätter {äßen den durch denBrand des Palazzo Negroni-Caffarelli (vergl. Nr. 205 d. Bl.) an- gerichteten Schaden auf 2 bis 3 Millionen Francs. Ein Tapezierer, welcher sih in demjenigen Naum befand, in dem das Feuer ausbrach, ist verhaftet worden.

Nom, 27. August. Heute Abend 102 Uhr explodirte, wie „W. T. B.* berichtet, vor dem Thor des Palastes Altieri eine Bombe. In dem genannten Palast befinden sih der Cassationshof und der Club der pâpstlihen Nobelgarde. Der angerichtete Schaden ist unbedeutend. An dem Thatort wurde ein junger neunzehn- jähriger Mensch, Namens Joseph Miccini, aufgefunden, der {wer Verwunder war. Miccint, welcher bei - einer Zeitung an- gestellt is, wird nah einem Gerücht für den Urheber der Grplosion gehalten; andererseits verlautet, er behaupte, im Augen- blick der Explosion nur zufällig an dem Palais vorübergegangen zu sein. In dem Hospital, in das Riccini geschaft worden war, wurde ihm ein Bein abgenommen. Vor dem Palast Altieri hatte sih nah der Explosion eine große Menschenmenge angesammelt.

Luxemburg, 26. August. In dem Nachbarort Hesperingen fand în der Kunstmühle von Tesh eine Explosion statt. Die Mühle stürzte infolge dessen zusammen und gerieth in Brand. Dem „W. T. B.“ zufolge nimmt man an, daß die Explosion durh Mehl- taub veranlaßt worden ift; die Wirkung war fo stark, daß die Dächer eines ganzen Häusercomplexes abgehoben wurden. Neun Arbeiter wurden verwundet, darunter vier lebensgefährlih; ein Arbeiter wird vermißt. Die Feuersbrunst dauerte am Abend noch fort. Der Schaden wird auf 800 000 Fr. ges{äßt. Mannschaften der hiesigen Garnison sind zur Hilfeleistung nah Heéperingen abgegangen.

Pera, 26. August. Ueber den bereits gemeldeten Zusammen- 0B der. Dampbrer .Numelia Und Euripos" (Ne: 205 d. Bl.) berichtet „W. T. B.“ noch folgende Einzelheiten: In dem Augenbli, da der Zusammenstoß erfolgte, befanden sich die Capitäne der beiden Schiffe niht auf ihren Posten. Auf der „Rumelia“ befehligte der Zweite Capitän, auf dem, Euripos“ ein Lieutenant. Unmittel- bar nah dem Zusammenstoß wurde ein Theil der Passagiere und der Mannschaft des „Euripos“ auf die „Rumelia* gerettet, während die übrigen erst von den Booten, welche die „Numelia“ auéseßte, aufgenommen wurden. Der Vorderraum des „Euripos“, welchen der Stoß ge- troffen hatte, füllte sich mit Wasser und sank, während der Hinter- raum, der mit Mineralien von beträchtliher Schwere beladen war, niht nahgeben konnte. Daher brach das Schiff in der Mitte aus- einander und vershwand in den Fluthen. Die Ladung des „Euripos“ bestand aus Chrom und Boracit für die Boracit-Compagnie in London und hatte einen Werth von 12 000 Pfund Sterling.

tach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Libau, 28, August. (W. T-B) Die Yacht „Polar- stern t mit der LUhen Kau erfamilte an Dor. erst heute früh 5 Uhr nah Kopenhagen in See gegangen, da \{hlechtes Wetter die frühere Abreise verhindert hatte.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetterbericht vom 28. August, 8 Ugr Morgens.

Stationen. Wind. Metter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p. red. in Millim Temyeratur in ? Celfius 59 C. =4NR.!

bedeckt wolkig Regen Negen heiter halb bed. | halb bed. bededckt

Belmullet. . | 772 \NNO Aberdeen .. | 770 |\NW Christiansund | 764 |WSW Kopenhagen. | 762 |NNW Stockholm . | 760 |WNW aranda . | 760 |NO t Petersburg] 758 |NNW Moskau... | 756 |WSW Cork, Queens- O L ND Cherbourg . | 758 |NO E s l COT D 604 mburg . . | 764 winemünde | 761 Neufahrwafser| 759 Memel .…. | 758

Paris e 766

R | (00

Karlsruhe . . | 766 Wiesbaden . | 766 München .. | 766 Chemniy .. | 764 Bin 760 Wien 764 |WNW Breslau... | 761 |\WNW

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wolfenlos halb bed. wolkenlos halb bed.1) halb bed. halb bed. 12

bededt 12 heiter 10 bedeckt2?) 12 wolkenl.3) | 12 wolkig 10 bededckt TL wolkig 1 wolkig 12 bededtt 12 heiter 15 heiter 21 heiter 18

A A QUND

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NNW

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D D l 5 5 DI L O E s DO! O O Do DI 5 D D

1) Gestern und Nachts Regen. 2) Nachmittags Regen. ?) Gestern Regen, Nachts Thau.

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckunterschiede zwischen Westen und Osten gleichen sich immer ide aus, und daher ist die Luftbewegung durchschnittlich {chwächer geworden. Ein barolnetrishes Maximum über 770 mm liegt über Irland und Schottland, eine Depression unter 755 mm über dem nördlihen Rußland, dem- entsprehend sind über Central-Guropa |{chwache nördliche bis westlihe Winde vorherrschend, unter deren Einfluß die kühle veränderlihe Witterung

ist die Witterung vorwiegend heiter. In Deutsche land, wo die Temperatur an der Küste bis zu 3, im Binnenlande bis zu 7 Grad unter dem Mittelwerthe liegt, ist fast überall Regen gefallen, am meisten

13 mm zu München. Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Deutsches Theater. Freitag: Eröffnungs- Vorstellung. Der Talisman. Sonnabend: Prinz Friedrich von Homburg. Sonntag: Der Compagnon.

Berliner Theater. Dienstag: Minna von Barnhelm. (Margarethe Tondeur.) Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Das Käthchen von Heilbronn. (Agnes Sorma.)

Donnerstag: Die Jungfrau von Orleans, (Marie Pospischil.)

Lessing-Theater. Dienstag: Das Recht, zu lieben. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Heimath. :

Donnerstag: Das Recht, zu lieben.

Freitag: Zum 1. Male: Der Oberst von Branit.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Dienstag: Der Zigeunerbaron. Operette in

3 Acten nach einer Erzählung M. Iokai's von J.

Schniper. Musik von Johann Strauß. Anfang

74 Uhr.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel-Con- cert, ausgeführt von der Berliner Concert-Kapelle, unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Guthshmidt, und dem Orthester des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters, unter Leitung des Concertmeisters Herrn Stiemer. ODrittleßtes Auftreten der Soubrette Thiedemaun, der Liedersängerin Kassai Araunka, der Wiener Duettisten Rosa und Rudolf Riedel und des \ächsishen Gesangshumoristen Zocher. Anfang 5 Uhr.

Um 10 Uhr: Die Fontaine lumineuse. Fn Berlin nirgends fonst zu sehen. Elektri\che

Mittwoch: Der Zigeunerbaron. Anfang 7F Uhr.

Anfang 6 Uhr.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Dienstag: Neu einstudirt: Jugend. Liebes- drama in 3 Acten von Max Halbe. In Scene ge- seßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Vesuch nach der Hochzeit. (Une visite de nôces.) Lustspiel in 1 Act von Alexander Dumas. Deutsch von Paul Block. Anfang 7s Uhr.

Mittwoh: Zum 1. Male: Verspielt. Der T L: leßte Act eines Dramas von Richard Skowronneck. Zum 1. Male: In Scene gesezt von Sigmund Lautenburg. Darauf: Jugend. Liebesdrama in 3 Acten von

Lautenburg. Anfang 74 Uhr. von 4—6 Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Im prachtvollen Park: Gr. Doppel - Concert. | 74 s J Er S4 Auftreten erster Gesangs- und Instrumental-Künstler. von Ed. Jacobson theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7F Uhr. Mittrwooch: Goldlotte.

EŒFck Der Sommer-Garten i} geöffnet. “A

Vollblut. Gesang in 4 Acten von Jean Kren. Julius O Aufgeld) 2 Ea \

j CŒœ 9 4 ; Borverkauf (ohne Aufgeld) an der Tageskasse des Max Halbe. In Scene gefeyt von Sigmund Theaters Vormittags von 10—12 Uhr, Nachmittags

Zum

Gesangsposse in 3 Actew

W. Mannstädt. Couplets

Central-Theater. Direction : Richard Schul. Alte Jacobstraße Nr. 30. E Donnerstag : Eröffnungs-Vorstellung. Novität l Posse mit Musik von

der Sgra. Nevada. Die Nachtwandlerin. (Amine: Sara. Nevada.) Anfang 7 Uhr. : S Mittwoch: Gastspiel des Sgr. Mattia Battistini. Nigoletto. (Nigoletto : Sgr. Battistini) onnerstag: Letztes Gastspiel des Kgl. preußischen

Olden. Der Prophet.

Großes Concert im Sommer-Garten. Anfang

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Dienstag: Zum 104. Male mit vollständig neuer Aus- stattung: Frau Veuns. Modernes Märchen (großes N mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 7F Uhr.

Jm Belle-Alliance-Garten :

Militär - Doppel - Concert. Auftreten von Specialitäten ersten Ranges. Anfang 5 Uhr. Brillante Jllumination . durch 25 000 Gas-

flammen.

Fürstl. (Köln).

Sonntags 4 Uhr, Wohhentags 54 Uhr. : Hrn. Forsk - Affsessor E Schmiegel). l e Egmont von Websky (Berlin). Hrn. Nitt- meister Frhrn. von Esebeck (Potédam). Hrn, ied. Kammer-Director Frhrn. von der Reck (Neuwied). Hrn. Hauptmann Moedebeck

Kroll’'s Theater. Dienstag: Lettes Gastspiel | mum

Familien-Nachrichten.

V e E: P Ge Schmiß mit Hrn. Oberlehrer: L e N Max Frick (Berlin).

Kammersängers Herrn Heinrich Ernst und Fr. Moran- Mere E En Hr. Legations-Natb Dr. jur. Johannes mit Frl. Elise Thiele (Berlin).

Täglich: Vor, während und nah der Vorstellung | Geboren: Ein Sohn: von Saurma-Jeltsch (Schloß Dyhernfurth). (Nitsche beit

Hrn. Thassilo Grafen

Lieut.

Gestorben: Fr. Landgerichts-Rath Louise Oppert, geb. von Kleiner (Zinnowiß). Fr. Amtsrath Laura von Osterroht, geb. Kaehne (Angermünde). Hr. Hauptmann a. D. und Kammerherr Berhhard Graf von Lüttichau (Wilhelmshaven).

Mittwoch: Frau Venus. Anfang 7# Uhr. Im Garten: Militär-Doppel-Concert. Auf- treteu von Specialitäten ersten Ranges. An-

Nedacteur: Dr. H. Klee, Director.

fang b Uhr. Berlin:

Saison: Mittwoch. Zum 1. Male: Die Gondo- liere. Operette in 2 Acten von Arthur Sullivan. Hierauf: Columbia. Ausstattungs-Ballet.

Fllumination. Sämmtliche Sebenswürdigkeiten

fortdauert, nur in den nordwestlichen Gebietstheilen

find geöffnet.

Wiederauftreten der Prima Ballerina Signorina Carolina Elia,

: i Verlag der Expedition (Scholz). Theater Unter den Linden. Beginn der Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen {eins{chließliÞz Börsen-Beilage).

(13704)

V 206.

Königreich Preußen.

Concesstons-Urküunde,

betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Meppen nah DAI Ane für Rechnung des Kreises eppen.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

__ Nachdem von dem Krsise Meppen darauf angetragen worden ist, ihm die Concession zune Bau und Betriebe einer für den Betrieb mittels Dampfkraft und für die Beförderung von Personen und Gütern im öffentlichen Verkehre bestimmten, den Bestimmungen der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands unterworfenen Eisenbahn von Meppen nah Haselünne zu ertheilen, wollen Wir diese Concession, sowie das Necht zur Entziehung und Beschränkung des Grundeigenthums nach Maßgabe der geseßlihen Bestimmungen unter den nachstehenden Bedingungen hierdurch ertheilen.

Li Der Concessionar ist den bestehenden wie den künftig ergehenden Reichs- und Landesgeseßen ohne weiteres unterworfen.

E Die Leitung des Baues und Betriebes is einer Person zu über- tragen, welche für die Geschäftsführung, insoweit dieselbe der \taat- lihen Beaufsichtigung unterliegt, der Aufsichtsbehörde verant- wortlich int,

__ Die Wahl des Geschäftsleiters und seines Verwaltungs\itzes sowie die Geschäftsordnung für denselben bedarf der Bestätigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten.

E

__ Für den Bau und Betrieb der Bahn sind die Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892 (veröffentlicht in Nr. 36 des Reichs. Gesetblatts von 1892) und die dazu ergehenden ergänzenden und abändernden Bestimmungen (cfr. § 55 daselbft) maß- gebend. Die Spurweite der Bahn soll 1,435 m betragen.

Für den Bau insbesondere gelten folgende Bestimmungen:

1) Der Staatsregierung bleibt vorbehalten :

___ die Feststellung der Bahnlinie in ihrer vollständigen Durch- führung durch alle Zwischenpunkte,

a die Bestimmung der Zahl und der Lage der Stationen und Halte- stellen,

die Feslstellung der Projecte aller für den Betrieb der Bahn be- stimmten baulichen Anlagen und Einrichtungen sowie die Feststellung der Projecte für die Betriebsmittel und threr Anzahl,

__ Für alle durch die Ausführung der genehmigten Projecte be- dingten Benachtheiligungen des Gigenthums oder sonstiger Rechte des Staats bleibt demselben der Anspruch auf vollständige Entschädigung nach Maßgabe der geseglichen Bestimmungen gegen den Concessionar vorbehalten.

__2) Der Concessionar hat allen Anordnungen, welche wegen poli- zeiliher Beaufsichtigung der beim Bahnbau beschäftigten Arbeiter getroffen werden mögen, nachzukommen.

9) Die Vollendung und Inbetriebnahme der Bahn muß längstens bis zum 1. Juli 1895 erfolgen. t

Für die Vorlage der ausführlichen Bauentwürfe, sowie für die JInangriffnahme, die Fortführung, die Vollendung und Inbetriebnahme der einzelnen Strecken und Bauwerke der Bahn können vom Minister der öffentlichen Arbeiten besondere Fristen festgesetzt werden.

4) Falls die oben festgeseßte allgemeine Baufrist oder eine der von dem Minister der öffentlichen Arbeiten festgeseßten besonderen Baufristen niht innegehalten wird, kann die ertheilte Concession durch landesherrlihen Erlaß zurückgenommen und die im 8 21 des Gefeßes vom 3. November 1838 vorbehaltene Versteigerung der vor- handenen Bahnanlagen eingeleitet werden. Sofern die Regierung von dem Vorbehalt der Versteigerung der Bahnanlagen Gebrauch zu machen beabsichtigt, soll jedoh die Zurücknahme der Concession nicht vor Ablauf der in dem angezogenen § 21 festgeseßten Schlußfrist er- folgen. :

Vi

Für den Betrieb insbesondere gelten folgende Bestimmungen :

l) Die Feststellung und die Abänderung des Fahrplans erfolgt unter den nahfolgenden Beschränkungen durch die \taatlihe Aufsichts- behörde. Der Concessionar soll niht verpflichtet sein, zur Ver- mittelung des Perfonenverkehrs mehr als zwei Wagenklassen in die Züge einzustellen. Auch soll derselbe, so lange die Bahn nah dem hierfür allein maßgebenden Ermessen der Aufsichtsbehörde vorwiegend von nur öôrtliher Bedeutung ist, nicht angehalten werden können, mehr als zwei der Perfonenbeförderung dienende Züge in jeder Richtung zu fahren. Die Feststellung des Fahrplans derjenigen Züge, welche der Concessionar freiwillig über die Zahl 2 hinaus fahren läßt, wird bei Wahrung der bahnpolizeilichen Vorschriften und unbeschadet der D der Postverwaltung dem Ermessen des Concessionars über- assen.

2) Für die ersten 5 Jahre nach dem auf die Eröffnung der Bahn folgenden 1. Januar bleibt -dem Concessionar die Bestimmung der Preise sowohl für den Personen- als für den Güterverkehr über- lassen. Für die Folgezeit unterliegt die Feststellung und die Ab- änderung des Tarifs der Genehmigung der ftaatlichen Aufsichtsbehörde. In Betreff des Güterverkehrs werden jedoch nah Ablauf jenes 5 jährigen Zeitraums, so lange die Bahn nach dem hierfür allein ent- scheidenden Ermessen der Aufsichtsbehörde vorwiegend von nur örtlider Bedeutung i}, wiederkehrend von 5 zu 9 Jahren Marimaltarifsäße für die einzelnen Güterklassen unter Berücksihtigung der finanziellen Lage des Unter- nehmens von dem Minister der bffentlißhen Arbeiten fest- gestellt und ist dem Unternehmer überlassen, nah Maßgabe der reihs- resp. landesgeseßlihen Vorschriften innerhalb der Grenzen dieser Spe die Säße für die Tarifflassen nah eigenem Ermessen festzuseßen bezw. Erhöhungen wie Ermäßigungen der Tarifklassensäße ohne die Zustimmung der Aufsichtsbehörde vorzunehmen.

Auch ist der Concessionar verpflichtet, das jeweilig auf den preußi- schen Staatsbahnen bestehende Tarif syften: anzunehmen und hinsichtlich der Einrichtung directer Tarife die für die preußischen Staatsbahnen jeweilig bestehenden generellen Grundsäße zu befolgen, wenn und soweit solhes von dem Minister der öffentlichen Arbeiten für er- forderlih erahtet wird.

3) Der Concefsionar hat mit der Eröffnung des Betriebes der ganzen Bahn einen Erneuerungsfonds und einen Reservefonds nach den bestehenden Normativbestimmungen und dem zur Ausführung der leßteren unter Genehmigung des Ministers der öffentlihen Arbeiten aufzustellenden, periodish zu revidirenden Negulative zu bilden.

Der Erneuerungs- und Reservefonds sind sowohl von einander, als au von anderen Fonds des Kreises getrennt zu halten.

Der Erneuerungsfonds dient zur Bestreitung der Kosten der regelmäßig wiederkehrenden Erneuerung des Oberbaues und der Betriebsmittel.

In den Erneuerungsfonds fließen:

a. der Grlös aus den entsprehenden abgängigen Materialien ;

b. die Zinfen des Fonds;

c. eine den Betriebseinnahmen alljährlih zu entnechmende Rück- lage. Die Höhe dieser Nücklage wird durch das Regulativ festgeseßt.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 28. August

Der Reservefonds dient zur Bestreitung von solhen dur außer- gewöhnliche Elementar-Ereignisse und größere Unfälle hervorgerufenen Ausgaben, welche erforderlich werden, damit die Beförderung mit Sicherheit und in der der Bestimmung des Unternehmens entsprechen- den Weise erfolaen kann.

In den Reservefonds fließen :

a. eine im Regulativ fe\tzuseßende, alljährliß den Betriebsein- nahmen zu entnehmende Rücklage,

b. die Zinsen des Reservefonds.

__ Erreicht der Reservefonds die Summe von 5000 (4, \o können mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten die Nück- lagen fo lange unterbleiben, als der Fonds niht um eine volle Jahres- rüdcklage wieder vermindert ist.

__ Die Werthpapiere, welhe zur zinstragenden Anlage der ver- einnahmten und nit sofort zu verwendenden Summen zu beschaffen sind, werden durh das Regulativ bestimmt.

Läßt der Uebershuß eines Jahres die Deckung der Rücklagen zum Erneuerungs- oder Reservefonds niht oder niht vollständig zu, so ist das Fehlende aus den Uebershüssen des bezw. der folgenden Betriebsjahre zu entnehmen. Abweichungen hiervon sind mit Geneh- migung des Ministers der öffentlihen Arbeiten zulässig. Für die Rücklagen geht der Erneuerungsfonds dem Reservefonds vor.

V

Der Concessionar ist verpflichtet :

a. seine Betriebsrechnung nah den vom Minister der öffentlichen Arbeiten zu erlassenden Vorschriften einzurihten, der Regierung zu der von leßterer zu bestimmenden Zeit den jährlichen Betriebs- Nechnungsab|chluß einzureichen und seine Kassenbücher vorzulegen ;

b, der Aufstellung der Rechnung den Zeitraum vom Anfang April jeden Jahres bis Ende März des folgenden Kalenderjahres als Rechnungsjahr zu Grunde zu legen;

C. die von den Aufsichtsbehörden zu statistishen Zwecken für nöthig erahteten Nachweisungen, sowie deren Unterlagen auf seine Kosten zu beshaffen und der Aufsichtsbehörde in den von derselben festgeseßten Fristen einzureichen.

VII.

Nach Eröffnung des Betriebes is der Concessionar zur Aenderung und Erweiterung der Bahnhofsanlagen verpflichtet, sofern und soweit folches der Minister der öffentlihen Arbeiten im Interesse des Eisen- bahnverkehrs, insbesondere im Interesse der Sicherheit des Betriebes für erforderliW erachtet.

Der Contessionar ift verpflichtet, 1

er Voncessionar ist verpflichtet, hinsihtlih der Beseßung der

Subaltern- und Unterbeamtenstellen mit Militärenärtera “infoweit dieselben das 40. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für den Staatseisenbahndienst in dieser Beziehung und insbesondere bezüg- lih der Ermittelung der Militäranwärter bestehenden und noch zu erlassenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.

Für seine Beamten hat der Concessionar auf Verlangen des Ministers der öffentlichen Arbeiten nach Maßgabe der Grundsätze, welche bis zum Erlaß des Gesetzes, betreffend die Pensionirung der unmittelbaren Staatsbeamten 2c., vom 27. März 1872 für die Staats- eisenbahnen bestanden haben, für feine Arbeiter nah Maßgabe der jeßt und fTünftig für die Staatsbahnen bestehenden Grundsäge, Pensions-, Wittwen- und Unterstüßungskassen einzurihten und zu denselben die erforderlichen Zuschüsse zu leisten.

EX

Die Verpflichtungen des Concessionars zu Leistungen für die Zwecke des Postdienstes regeln sich nah dem Eisenbahn-Postgesete vom 20. Dezember 1875 (Neichs-Geseßblatt für 1875 S. 318) und den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen, jedo mit der Erleichterung, daß für die Zeit bis zum Ablauf von 8 Jahren vom Beginn des auf die Betriebseröffnung folgenden Kalenderjahres an Stelle der Art. 2, 3 und 4 des Gesetzes die im Erlasse des Neichskanzlers vom 28. Mai 1879 (Centralblatt für das Deutsche Reih S. 380) ge- troffenen Bestimmungen treten.

_ Sofern innerhalb des vorbezeihneten Zeitraums in den Ver- bältnissen der Bahn infolge von Erweiterungen des Unternehmens oder durch den Anschluß an andere Bahnen oder aus anderen Gründen eine Aenderung eintreten sollte, durch welche nah der Ent- scheidung der obersten Reihs-Aufsichtsbehörde die Bahn die Eigen- schaft als Nebeneisenbahn verliert, tritt das Eisenbahn - Postgesetz mit den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen ohne Einschränkung in Anwendung.

c F. X.

__ Der Concessionar is} verpflichtet, sich den bezüglih der Leistungen für militärishe Zwecke bereits erlassenen oder künftig für die Eisen- bahnen im Deutschen Reich ergehenden geseßlichen und reglementarishen Bestimmungen zu unterwerfen.

X 1E __ Der Telegraphenverwaltung gegenüber hat der Concessionar die- jenigen Verpflihtungen zu übernehmen, welche für die preußischen Staatsbahnen jeweilig gelten.

L

_ Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die Bahn mittels Zweigbahnen, als die Mitbenußung der Bahn ganz oder theil- weise gegen zu vereinbarende, eventuell vom Minister der öffentlichen Arbeiten festzuseßende Fracht- oder Bahngeldsätße vorbehalten.

A

Sollten nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen

Arbeiten resp. der obersten Neichs-Aufsichtsbehörde die Vorausf\etungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Concessionirung die Anwendung der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands [Ur JOTEDATE ertiurt 1E (fr Ztel 1X (n 0e) 0 E der Concessionar verpflichtet, auf Erfordern des bezeichneten Ministers die baulichen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nach Maßgabe der für Haupteisenbahnen bestehenden Bestimmungen den desfallfigen Anordnungen. des Ministers entsprehend umzuändern. Kommt der Concefsionar dieser Verpflichtung L der ihm dieserhalb geseßten Frist niht nah, fo hat derselbe auf Verlangen der Staatsregierung das Eigenthum der Bahn nebst allem Zubehör gegen Gewährung der in Nr. 4 sub a, b und c des § 42 des a a vom 3. November 1838 bezeichneten Ent- s{ädigung, mindestens aber gegen Zahlung des auf den Bau der Bahn verwendeten Anlagekapitals an den Staat oder einen von der Staatsregierung zu bezeichnenden Dritten abzutreten.

L V Die Bahnanlage sowie deren Betrieb kann nur mit Genehmigung der Staatsregierung aufgegeben oder an andere übertragen werden. Die gegenwärtige Urkunde foll in Gemäßheit des Geseßes vom 10. April 1872 veröffentliht und eine Ausfertigung derselben dem Kreise Mopven ausgehändigt werden. __ Urkundlich unter ere Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. „Gegeben an Bord M. Y. „Hohenzollern“ Helgoland, den

8. August 1893. Wilhelm R.

(L, 8.) svon Boetticher. von Schelling.

Graf zu Eulenburg. Freiherr von Berlep\ch. Dr. Miquel. Thielen. Bosse.

1893.

Literatur. Militärisches.

Mit Prinz Friedrih Karl. Kriegs- und Jagdfahrten und am häuslihen Herd. Von Heros von Borcke. Berlin 1893. Verlag von Paul Kittel. Preis geh. 6 M, geb. 7,50 A Dieses aus dankbarem Herzen entstandene Werk is nach Inhalt, Form und Ausftattung als ein -würdiges Denkmal für den am 15. Juni 1885 im kräfti sten Mannegtalter dahingerafften, wegen feiner hervorragenden militärishen Begabung namentlich in Offizierskreisen hohgeschätten, in der preußish-deutschen Geschichte mit Stolz als einen der ersten Feldherren genannten Prinzen Friedrih Karl zu betrachten, das um fo freudiger begrüßt werden wird, als in weiten Kreisen des Volks die hier wahrheitsgetreu gerühmten vortrefflichen Charakter- eigenschaften des Prinzen weniger bekannt waren, und er wegen der scheinbaren Schroffheit seines Wesens sogar an vielen Stellen ganz falsch beurtheilt wurde. Der durch sein Werk „Zwei Jahre im Sattel“ rühmlih bekannte Verfasser, welher feine Erlebnisse während des großen amerikanishen Krieges auf der Seite der Südstaaten als Oberst und Chef des Hauptquartiers des bekannten Reitergenerals Stuart und General-Inspecteur der Cavallerie der Armee von Virginien , in „den lebhaftesten Farben geschildert hat, war als junger Offizier beim Garde-Cürassier-Regiment in Berlin lange Zeit vor seiner Amerikareise mit dem Prinzen Friedri Karl, damaligen Commandeur des Garde-Dragoner-Negiments, häufi zusammengekommen und wiederholt von ihm durch Beweise von Wohl- wollen erfreut worden. Beim Ausbruch des Krieges von 1866 gerade in London anwesend, zögerte der amerikanishe Oberst von L ore, troß zerschossener Luftröhre und eines Geschosses im reten Lungen- flügel, keinen Augenblick, dem Vaterlande wieder seine Dienste anzu- bieten und war glücklich, als einfacher Second-Lieutenant im Neumärki- schen Dragoner-Regiment Nr. 3 durch die Gnade Seiner Majestät des Königs Wilhelm I. wiederangestellt zu werden. Am Morgen der Schlacht von Königgräß hatte der Lieutenant vo1 Borcke die Genugthuung, in Anerkennung feiner in Amerika bewiesenen militä- rishen Fähigkeiten und der dort gesammelten fkriegerischen Er- fahrungen, in das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl be- rufen zu werden und nun den ganzen Feldzug in der unmittel- baren Umgebung des Prinzlihen Feldherrn mitzumachen. Er hatte sfonach reihlich Gelegenheit, den Prinzen in allen Lebenslagen als Feldherrn und als Menschen zu beobahten. Häufig mit Ein- ladungen zu JIagdfahrten beehrt, nah Beendigung des Krieges auh zu einem längeren vertraulihen Aufenthalt im Schlosse des Prinzen zu Klein-Glienicke bei Potêdam herangezogen und im Sep- tember des Jahres 1875 fogar durch einen Besuch seines hohen Gönners auf seiner Besißung Zyhce in Westpreußen ausgezeichnet, war es ihm mehr als vielen Anderen vergönnt, die großen Eigen- schaften des Prinzen, sein zartes Gemüth und sein Familienleben kennen zu lernen. Dhne die Shwächen des Prinzen zu vershweigen, schildert er mit rührender Anhänglichkeit und aufrichtiger Bewunderung in vielen fleinen Zügen das rüdcksihtsvolle, bescheidene und einfache, von eter Menschlichkeit durhdrungene Wesen und Benehmen seines Helden. Mit ganz besonderem Interesse wird der militärisde Leser die lebensvolle Darstellung der Schlacht von Königgräß, welche der Verfasser sehr treffend mit dem glänzenden Sieg der amerikanischen conföderirten Truppen bei Fredericksburg am 13. Dezember 1862 vergleicht, und die sachlichen Urtheile über die Leistungen der preußischen Reiterei ver- folgen; während die Beschreibung der beiden Einzugstage in Berlin wie des Aufenthalts in der Familie des Prinzen Friedrih Karl als Meisterstücke der erzählenden Literatur angesehen werden müssen.

Kriegs- und Expeditionsführung in Afrika. Vou C. Morgen, Premier-Lieutenant à la suite des 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiments Nr. 63, commandirt zum Auswärtigen Amt. Berlin 1893, Hermann Peters (Paul Leist), kl. 8. 20 S. Ver- fasser stellt in kurzen, sharf und klar gefaßten Säßen seine Ansicht hin, welche in ihrer O überzeugungskräftig ist. Besonderes Interesse dürfte für die Mehrzahl der Leser Abschnitt 11. „Waffen- gebrauh der Eingeborenen und ihre Kampfesweise“ darbieten.

Verwaltung.

Waldemar Erdmann, Magistrats-Secretär in Forst i. L.: B Handbu ch für die Gemeindeverwaltungen des eutshen Reihs in Militär-Angelegenheiten. Berlin 1893, S. Gerstmann. 8. S. 260. Bei der Fülle der für die allgemeine Civilverwaltung bestehenden Geseße, Ausführungsverord- nungen, Entscheidungen und Verwaltungsverfügungen ist es dem Be- amten ein Bedürfniß, Bücher zur Hand zu haben, welche ihm mit Sicherheit und Vollständigkeit das esammte Material darbieten. Eine \olche Zusammenstellung Lat der dur andere ähnlihe Arbeiten (Praxis in der Polizeiverwaltung) bereits bewährte Verfasser für das im Titel bezeichnete Gebiet mit Sachkunde und Sorgfalt bearbeitet, und zwar in folgender Anordnung: 1. Abschnitt. Die Militärpfliht. 2. Abschnitt. Naturalverpflegung der Truppen durch die Gemeinden im Frieden, Vorspannleistung und Unterstüßung der Familien von zur Uebung eingezogenen Reserven und Mannschaften. 3. Abschnitt. Die Leistungen der Gemeinden im Mobilmachungsfalle. Die Unterstüßung der Familien eingezogener Mann- schaften. Der 4. Abschnitt enthält namentlich das Gefeß über die Anstellung von Mikitäranwärtern bei den Communalverbänden mit Erläuterungen, und giebt eine Uebersiht über die Miklitärbeamten-Lufbahn und die Aufnahme in die Unteroffiziers\{ulen und Schiffsjungen-Abtheilung. Befonders willkommen werden die zahlreihen Formulare sein, von denen Seite VII ein Verzeichniß gegeben is. Abgesehen davon, daß ein ähnliches Handbuch nit vorhanden ist, kann dasselbe bestens empfohlen werden; auch sei D NLO e solide Ausftattung gelobt.

rahtwerke.

__ Von der Pracht-Ausgabe der Grimm'*schen Kinder- und Hausmärchen, welhe die Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart veranstaltet, find wiederum vier neue Hefte (9 bis 12, Preis je 1 M6) ershienen. Auch in ihnen erweist sich der zu früh verstorbene Jllustrator P. Grot Johann als ein Interpret dieser Schöpfungen des deutschen Volksgemüths, wie er berufener niht hätte gefunden werden Eönnen. Welchen feinen, naiven, grotesken Humor hat er in die Bilder zum „Jungen Riesen“, zum „König vom goldenen Berge“, zu „Des Teufels_ rußigem Bruder“, zum „Armen Müllerburschen“*, zu den „Sieben Schwaben“, welches Pathos in die zu den „Beiden Wanderern“, welche Innigkeit in die Bilder zu den „Drei Vügelkens*“, zur „Gänsemagd“, zu den „Klugen Leuten" zu legen verstanden! Kinder wie Kunstverständige werden mit dem gleichen Vergnügen das Werk durchblättern, das wie kaum ein anderes ein Haus- und Familienbuch zu werden verdient.

Wr e 0 D S R ß

„Allgemeine Meereskunde von Johannes Walther.

Mit 72 in den Text gedruckten Abbildungen und einer Karte. Seits 1893, J. J. Weber. Wer ih zur Erholung an der See aufhält, wird gern über vielerlei unerklärliche gelegen Auskunft und Belehrung aben wollen; zu [Nh Zweck füge man das sauber ausgestattete Buch dem Reisegepäck bei, und n an der See nicht die Zeit ge- funden werden, alles zu lesen, so wird dadurch in der Herbst- und Winterzeit die Erinnerung angenehm aufgefrisht werden. Besonders sei auf Helgoland aufmerksam gemacht (S. 62) und auf Rügen (232).