1893 / 209 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Einem unter dem Vorsiß des Regierungs-Vice-Präsidenten Grisebach zu Wernigerode zusammengetretenen Comité ist die laubniß zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Wernigerode über Blankenburg nach Quedlinburg innerhalb des preußischen Staatsgebiets ertheilt worden.

Minisierium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Den Oberlehrern am Kaiserin Auguste- Victoria - Gym- nasium in Linden Dr. Hugo Hermann Carl Hänsel und Dr. Arnold A Kamp, sowie

dem Gymnasial-:Oberlehrer a. D. Dr. Fohannes Kal- mus in Charlottenburg is der Charakter als Professor bei- gelegt worden.

Veranntmachung.

Laut 8 42 des Reglements is die Universitäts- Bibliothek in der Woche vom 4. bis 9. September ge- schlossen.

Berlin, den 31. August 1893.

Der Director. Jn Vertretung : Graesel.

Abgereist:

Seine Excellenz der Unter-Staatssecretär im Finanz- Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Meinecke, auf Urlaub.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. August.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Morgen 6 Uhr mittels Sonderzugs in das Uebungs- Gelände des Garde-Corps zwischen Kyriß und Perleberg, um den heutigen Manövern beizuwohnen. Die Nückkehr nah dem Neuen Palais wird heute Nachmittag, die Abreise Fhrer Majestäten nah Koblenz heute Abend erfolgen.

Entgegen wiederholt vom Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten aus ergangenen Verfügungen kommt der Fall einer commissarishen Beschäftigung von pädagogish noch nicht geprüften Candidaten der Theologie in Rectoraten und ähnlichen Lehrstellungen namentlih da, wo diese mit einem geistlihen Amt verbunden sind, noch immer vor. Es liegt auf der Hand, daß cine derartige commissarische Beschäftigung oder vorläufige Anstellung für die Beamten il selbst spätere Nachtheile zur Folge haben muß, und nach Ein- 2 ührung des Dienstaltersystems werden diese Nachtheile für die 4 Zetheiligten noch empfindliher. Außerdem steht es außer

Zweifel, daß das Amt selbst leiden muß, wenn sein Jnhaber gerade in den ersten Jahren seiner Thätigkeit, wo er alle Kräfte nöthig hat, um sih in das neue Amt einzuarbeiten, genöthigt wird, sih auf eine Prüfung vorzubereiten. Endlich hat die Erfahrung gelehrt, daß die vorläufige Anstellung unter er Bedingung einer späteren Prüfung einen häufigen Stellen- wechsel herbciführt.

Die Fortdauer dieses mißlichen Verhältnisses hat ihren Grund in der Bestimmung der Prüfungsordnung für Rectoren vom 15. Oktober 1872, nah welcher Geistlihe und Candidaten der Theologie, welche in ein Amt als Seminar-Director, als Seminarlehrer, als Vorsteher von öffentlihen Präparanden- Anstalten, als Rectoren von Mittelschulen oder höheren Mädchen- schulen treten, oder die Leitung von Privatschulen, welche den Charakter von Mittelschulen oder höheren Mädchenschulen haben, übernehmen wollen, erst dann zur Rectoratsprüfung ugelassen werden dürfen, wenn ihnen der Ruf in die ent- D aGende Stellung geworden ist. Um diesem Uebelstand zu begegnen, hat der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten durch Verfügung vom 5. Mai d. J. („Centr.-Blatt für die Unterrichts-Verwaltung“ 1893 Seite 522) gestattet, daß Geist- lihe und pro ministerio geprüfte Candidaten des Predigtamts, welche zwar noch keinen Ruf in eines der bezeichneten Aemter erhalten haben, sich aber um ein solches zu bewerben beab- sichtigen, ohne vorgängige Mittelschullehrer-Prüfung zur Rectorats-Prüfung relassan werden können.

i n einem vom 23. August datirten Nunderlaß spricht der Minister die Erwartung aus, daß die Königlichen Regierungen nunmehr bei der Beseßung von Rectoraten auch bei combinirten Aemtern nur solche Candidaten berücksihtigen werden, welche durch Ablegung des RNectorats-Examens ihre Befähigung für das Amt bereits nachgewiesen haben.

Am 29., 30. und 31. August sind dem Kaiserlichen Gesundheitsamt nachstchende 6 Cholerafälle gemeldet: Weichselgebiet: Schulit a. d. Weichsel bei Brom- berg: 1 Todesfall (Holzwächter) ; °

Berlin: 2 Erkrankungen (Frau Schuster und Kind im Krankenhause Friedrichshain);

RNheingebiet: Emmerich: 1 Todesfall (Capitän eines Schleppdampfers aus Holland); Meiderich: 1 Erkrankung 4 Ruhrort beschäftigter Baggerarbeiter); Neuwied: 1 Er- rankung (Schiffer).

Der General-Lieutenant von Hoffbauer, Inspecteur der Feld-Artillerie, hat Berlin verlassen.

Der Königliche Gesandte am württembergishen Hofe von Holleben hat cinen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner ale Gadar fungirt der Ligations- Secretär von Portatius als Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in Weimar von Derenthall ist nah Theilnahme an den Beisezungsfeierlichkeiten in Coburg auf seinen Posten zurückgekehrt.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold begiebt sich morgen nah Meß.

Der Katholikentag beschloß, wie der „Allg. Ztg.“ aus Würzburg mitgetheilt wird, in seiner zweiten Versamm- lung am 29. d. M. eine Resolution N, der „Un: verjährbaren Rechte auf territoriale Unabhängigkeit und Souveränetät des heiligen Stuhls in Rom, mit Rücksicht auf dessen unbestreitbare Weltstellung.“ Eine weitere Resolution begrüßt die Gründung des katholischen Lehrervereins in Bayern und verurtheilt alles Simultanschulwesen, insbesondere bezüg- lih der Volksschulen. Eine Resolution des Prinzen Löwen- stein verlangt freie katholische Universitäten. Jn der gestrigen dritten Versammlung wurden weitere Anträge über Schulwesen und Vereine erledigt. Als Ort für die nächste Generalver- sammlung wurde Köln bestimmt.

Baden. Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird sich am 2. September zu den Manövern in Lothringen begeben.

Oldenburg.

Der Landtag berieth in seiner vorgestrigen Sißung die Vorlage der Regierung über Errichtung eines engeren Land- tags zur Erledigung der Eisenbahnangelegenheiten des Herzog- thums Oldenburg. Seitens des Landtagsausschusses war die Regierungsvorlage einstimmig abgelehnt, doch waren der „Nat.-Ztg.“ zufolge im Aus\huß verschiedene andere Vor- schläge cingebraht worden. Nach dem einen sollen die Eisen- an ganz der Beschließung des gesammten Landtags ent- zogen und einem engeren Landtage des Herzogthums überwiesen werden, dessen Competenz aber ausschließlich auf Eisenbahnsachen beschränkt sein solle und der deshalb über nihts Anderes ver- handeln und beschließen könne. Ein anderer Vorschlag will die Abgeordneten der Fürstenthümer Lübeck und Birkenfeld nicht ausschließen, aber den im ersten und zweiten Jahre der Finanzperiode zu berufenden gesammten Landtag auf Eisen- bahnsachen adt iten, Ein dritter Vorschlag verlangt, daß zur Nachprüfung des Eisenbahn-Etats im ersten und zweiten Zahre der Finanzperiode ein außerordentlicher Landtag mit voller Competenz einberufen werde. Jn der Sißung des Landtags gab der Minister Jansen im Namen der Regierung die Er- lärung ab, daß die Regierung mit dem ersten dieser drei Vorschläge einverstanden sei, wonach ein engerer Landtag, also bestehend aus Abgeordneten des Herzogthums allein, über Eisenbahnangelegenheiten des Herzogthums berathen solle, und wonach ferner die Voranschläge für die Eisenbahnen des Herzogthums alljährlih festgestellt werden sollen. Die Ab- stimmung wurde nach einer lebhaften Debatte auf acht Tage verschoben.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Staats-Minister Strenge veröffentlicht nachstehen- den an ihn gerichteten Erlaß Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs:

Der Heimgang Meines geliebten Oheims, Herzogs Ernst 11., hat im ganzen Lande so tiefe und einmüthige Trauer edorgenufen: daß Ih durch die darin bekundete warme Anhänglichkeit an das Herzogliche Haus, wie sie in diesen Leidenswochen aus beiden Herzog- thümern und zuleßt noch bei den Beiseßungsfeierlichkeiten in Meiner Haupt- und Residenzstadt Coburg in fo überwältigender Weise zum Ausdruck gekommen ist, aufs innigste bewegt worden bin. Es ist Mir ein Bedürfniß, Allen in Stadt und Land, Gemeinden, Vereinigungen und Einzelnen dafür herzlihs zu danken.

Ich beauftrage Sie, von diesem Meinem Dankgefühl für treu empfundene und bethätigte Theilnahme der Bevölkerung Meines Landes in geeigneter Weise Kenntniß zu geben.

Coburg, 30. August 1893. Alfred.

Jhre Hoheit die verwittwete Herzogin hat sih der „Goth. Ztg.“ zufolge auf mehrere Wochen zum Besuch des badischen Hofes nah Karlsruhe begeben.

Der Landtag des Herzogthums Gotha hat an Jhre Hoheit die verwittwete Herzogin folgende Beileids- adresse gerichtet :

Durchlauchtigste Frau Herzogin! An dem Schicksal und tiefen Schmerz Eurer Hoheit, Höchstwelcher troß aufopfernder Pflege in Seiner Hoheit dem Höchstseligen Herzog Ernst 11. ein langjähriger und herzlih geliebter Lebensgefährte entrissen worden is, nimmt das Herzogthum Gotha den innigsten, wärmsten Antheil und hofft, daß es Curer Hoheit vergönnt sein möge, den {weren Verlust als eine Schickung der Vorsehung mit frommer Ergebung in das keinem Menschen ersparte Loos zu ertragen. In tiefster Ehrerbietung der Landtag für das Herzogthum Gotha. Für denselben : Berlet, Nasch. Gotha, den 25. August 1893.

Oesterreich-Ungarn.

Den ungarischen Kaisermanövern werden, wie nun- mehr bekannt wird, die Militär-Attahés von Deutschland, Jtalien, Frankreih, Rußland, England, Spanien, Numänien, der Türkei, Schweden und Nord-Amerika beiwohnen.

Großbritannien und Jrland.

Die Königin ist vorgestern Nachmittag, begleitet von der Herzogin von Connaught und dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg, in Balmoral Eau S

Jn der gestrigen Sizung des Unterhauses beantragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Premier-Minister Gladstone in einer etwa einstündigen Rede die dritte Lesung der Homerule-Bill. Er erklärte, die Homerulc-Bill sei durch die Erfahrungen in Europa sowie durch die Erfahrungen in Amerika und in den britischen Colonien gerechtfertigt. Ueber- all, wo Homerule bestehe, bilde die Trennung der localen von den Neicheangelegenheiten die Basis und das Grund- princip. Die politischen Angelegenheiten Schwedens und Norwegens befänden sih freilich gegenwärtig in einem kritischen Zustande, es würde aber auf beiden Seiten cine große Thorheit dazu gehören, die Union zu lösen. Aber selbst wenn die Union gelöst werden sollte, bleibe ihr dié Anerkennung, daß sie achtzig Jahre hindurch die ungestörte Eintracht beider Länder zum großen Vortheil Europas und der A! bewirkt habe. Der Premier-Minister rehtfectigte sodann den Abschluß der Homerule-Debatten mit dem Hinweis darauf, daß die Discussion zu weit ausgesponnen worden sei. Wenn, wie zu erwarten jei, am Freitag die Abstimmung über die dritte Lesung erfolge, so sei die Homerule-Vorlage 82 Tage

nr berathen worden. Die Hauptgrundsägze der Bill seien urchberathen, wenngleih eine große Anzahl Paragraphen nicht erörtert worden sei. Die irishen Nationalisten hätten nie die moralishe Autorität der Unionsacte anerkannt. Werde der jeßigen Maßregel ein langer erbitterter Widerstand geleistet, {o werde dadurh ein neues gewaltiges Verlangen nah Trennung Jrlands von England entstehen. Alle von der Opposition gegen die Vorlage vorgebrachten Gründe ließen sih durh deren einfache Verneinung beantworten. Die Regierung baue auf die rationelle Freiheit und deren Wirk- me als Werkzeug der nationalen Wohlfahrt. Er glaube, ie Annahme dies großen Geseßes durch das Unterhaus müsse und werde den größten Schritt unter den bisher erreihten Schritten auf dem Wege zur Erreichung des baldigen vollständigen Triumphes bilden. Courtney bean- tragte die Vertagung des Hauses. Jm weiteren Verlauf der Sißung erklärte John Redmond, er werde für die dritte Lesung der Homerule-Bill stimmen, betrachte diese aber nicht als cine endgültige Lösung der irishen Frage. Die Annahme der Vorlage durch das Unterhaus habe den Werth , daß das die Masse der Demokratie Englands vertretende Haus die Politik der Unionsacte umgestoßen und das Princip der irischen Selbstverwaltung feierlih bestätigt habe.

Italien.

Der König und der Prinz von Neapel haben sich,

wie „W. T. B.“ aus Turin meldet, gestern Abend von Schloß Pollenzo nah Monza begeben, von wo aus der Prinz von Neapel die Reise nah Deutschland fortsetzen wird.

Die gestrigen römischen Abendblätter versichern, der Präfect Senator Calenda werde pensionirt werden.

Spanien.

Vorgestern Abend haben dem „W. T. B.“ zufolge in San Sebastian abermals Demonstrationen stattge- funden. Berittene Gendarmen griffen die Tumultuanten an und verwundeten mehrere leiht. Um Mitternacht war die Nuhe wiederhergestellt.

Jn Bilbao hat gestern Abend eine neue Kundgebung stattgefunden; die Gendarmerie s{hritt ein, mehrere Personen wurden leicht verwundet.

Amtliche Depeschen aus Madrid constatiren die voll- ständige Ruhe in San Sebastian. Aus den übrigen Pro- vinzen liegt nichts Neues vor. Die Gerüchte Über eine farlistishe Agitation in Guadalajara werden für unbegründet erklärt.

Bulgarien.

Ein Oppositionsblatt in Sofia hatte vor einigen Tagen gemeldet, der Metropolit Clement, der sih in einem Kloster in der Nähe von Tirnowa in Haft befand, sei in der Nacht vom 26. zum 27. August vershwunden. Wahrscheinlich handle

es sich um eine Verständigung zwischen dem Exarchen und der

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Regierung, um eine weitere Verhandlung des Prozesses gegen den Metropoliten vor dem Appellhofe unmöglich zu machen. Dem gegenüber bemerkt die „Agence balcanique“, es scheine diese Nachricht dadurch hervorgerufen worden zu sein, daß das Kloster Lesoveß, in welhem Clement bewacht wurde, in ein Spital umgewandelt und daher geräumt worden sei. Der Metropolit sei nah einem anderen Kloster gebracht worden. Betreffs der Fortseßung des Prozesses stellt die „Agence balcanique“ fest, daß für die Negierung die Angelegen- heit abgeschlossen sei, da ein rehtsgültiger Urtheilsspruch vor- liege. Die Wiederaufnahme des Prozesses könne nur der Metropolit durch Einlegung der Berufung herbeiführen; dies sei bisher nicht geschehen. Amerifa.

Wie dem „W. T. B.“ aus Washington gemeldet wird, begann gestern Vormittag im Senat die Berathung des An - trags Voorhees auf Aufhebung der Shérman-Acte. Sherman selbst hielt cine Rede für die Abschaffung der nach ihm benannten cte und hob dabei hervor, dic gegen- wärtige Krisis sei niht durch die Acte, sondern durch die Veränderungen in den Zolltarifen hervorgerufen. Sherman schlug die Emission von Obligationen vor, um die Krisis zu mildern und jedes Deficit zu vermeiden. Nach seiner Ansicht würde man jeßt noh den Uebershuß an Silber im Staatsschay in Geld ausprägen können. Die Rede machte großen Eindruck. Sherman's Meinung übte einen großen Einfluß auf die republikanischen Senatoren aus, die voraus- sichtlih den von ihm gemachten Vorschlag annehmen werden.

Asien.

Nach einer Meldung des „Standard“ aus Shanghai wäre die chinesische Regierung über die wachsenden For- derungen der Franzosen in Siam sehr erregt. Siamesische Abgesandte hätten wiederholte Unterredungen mit Li-hung- tshang gehabt; es seien energische Jnslructionen an den chine- sischen Gesandten in Paris telegraphirt worden.

Afrika.

Wie das „Neuter'she Bureau“ aus Sansibar von gestern meldet, griffen die Somalîis, nachdem ste am 11. August bei Turks-Hill den Beamten der British-Ostafrika- nischen Gesellschaft Hamilton getödtet hatten, am 18. August Kismayu an, wurden jedoch nach hartem Kampf von der Garnison unter dem Befchl des FJtalieners Lovatelli zurückgeshlagen. Darauf eroberten vierzig Matrosen des Kriegsschiffs „Blanche“ mit Hilfe Lovatelli's das Fort Turks- Hill zurück, zogen dann den Jubafluß hinauf, nahmen Hajowen ein, tödteten viele Somalis und verbrannten die Stadt.

Kunst und Wissenschaft.

Im Kontaliten Institut Ur GIaeitalerer ju Charlottenburg sind, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, ‘in den leßten Tagen drei für die Emmauskirhe am Lausißer Play be- stimmte Chorfenster mit überlebensgroßen Figuren im Mittel- fenster Christus, in den Seitenfenstern Moses und Johannes der Täufer, diese in sizender Stellung ausgeführt worden. Die Skizze rührt von dem Erbauer der Kirche, Baurath Orth her, die figürlihen Cartons hat der Maler Heynacher gezeichnet. Die Ausführung lag in den Händen des Directors Bernhard, der in der knapp bemessenen Zeit von einigen Wochen sih seiner shwierigen Aufgabe entledigt hat. Jedes Fenster hat cine Höhe von 5,10 m, eine Breite von 2 m und ist von cinem breiten in Acanthusformen gebildeten Fries auf blauem Grund eingerahmt. Das mittlere Fenster ist eine Stif- tung Ihrer Majestät der Kaiserin. Es stellt den Heiland dar, in rothem Gewand mit blauem Mantel, in den Händen das Buch des Lebens, darin die Worte: „Jh bin das A und das O, der An- fang und das Ende, spricht der Herr, dex da ist und der da war und

der ba kommt, ‘der Allmähtige.“ J befindet sih das Wappen der Kaiserin und darunter die Inschrift : 27. August 1893. Auguste Victoria. Die anderen beiden Fenster enthalten ebenfalls die Wappen ihrer Stifter.

Das Pin für den XXII. deutschen Pur N aE: welcher vom 6, bis 10. September in Augsb urg abgehalten wird, ist den „M. N. Nachr.“ zufolge jeßt aufgestelt. Am 6. September findet Empfang der Gäste, Abends eine Begrüßungsfeierlihkeit statt. Am 7. is die erste Frenarl Junt, der sih die Sizungen der drei Abtheilungen anschließen. ierauf folgt Vormittags ein von der Stadtgemeinde gegebenes Frühstück, Nachmittags 5 Ühr ein Garten- fest. Am Freitag, 8. September, sind wieder Abtheilüngssißungen, Nachmittags Gartenfest. Am 9. werden Vormitiags Abtheilungs- fißungen gehalten ; dann folgt eine Plenarversammlung ; Nachmittags Diner, Abends Festvorstellung im Stadt-Theater. Am 190. wird der Juristentag mit einem Ausfluge nah Neuschwanstein geschlossen.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte 1893 in Rußland.

Nach einer vom russishen Departement für Ackerbau nah dem Stande am 27. Juli veröffentlihten Broshüre über den zu er- wartenden mittleren Ernteertrag in Rußland find die Aussichten für die Noggenernte nur in wenigen Gegenden als nicht befriedigend, in dem größten Theile Nußlands als gut und im Gebiete der Schwarz- erde als sehr gut zu bezeichnen.

Vom Winterweizen wird im Durhschnitt nicht mehr als eine

Mittelernte erwartet, da gerade in den dafür wichtigsten Gegenden nicht unerhebliche Flächen im Frühjahre umgepflügt und mit Sommer- korn bestellt werden mußten. _ Das Sommergetreide sand mit Ausnahme des Gouvernements Kostroma und einzelner Theile der Gouvernements Jaroslaw, Kurland, Kowno, Wilna und Grodno gut und sehr gut. Besonders günstig dafür sind die Aussichten in Südrußland und im europäishen Theile des Kaukasus. Von Hafer, Gerste und Sommerweizen wird ein Ertrag erheblih über mittel erwartet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Griechenland.

Die griechische Regierung hat folgende Quarantänen angeordnet :

1) Eine zehntägige Effectiv-Quarantäne für die Schiffe, welche vom 21. bezw. 22. d. M. die Küsten des Asowschen Meeres bezw. von Tunis verlassen haben, und

2) eine fünftägige Beobachtungs-Quarantäne für die seit dem 22. d. M. aus Notterdam abgefahrenen Schiffe.

Í : Bulgarien.

Zufolge Beschlusses des bulgarishen Gesundheitsraths vom 24. d. M. ist das im „NR.-Anz.“ Nr. 282 vom 28. November 1892 unter Rubrik 13 abgedruckte Verzeichniß der aus olerainficirten Ländern kommenden Waaren und Gegenstände, deren Einfuhr in Bulgarien verboten ist, wie folgt, abgeändert und erweitert worden. ZU den verbotenen Waaren werden gezählt :

1) Früchte jeder Art (frishe, getrocknete, gesalzene), außer Citronen, Orangen, Cedratcitronen und Granaten ;

2) Gemüse und Blumen jeder Art;

3) vegetabilishe Früchte, wie Kartoffeln, Nadieschen, Rüben 2c. ;

4) Mehlproducte, wie Brot, Biscuits u. \. w.;

9) Hefe;

6) Olivenöl oder anderes Oel (mit Ausnahme von ‘folhem in hermetisch vershlossenen Büchsen);

7) Wachs und Honig von Bienen;

Ber alle Arten Conserven (außer solchen in hermetish vers{lossenen VUqM|!en) ;

9) alle Arten Milchproducte, wie Milch, Sahne, frische oder ge- salzene Butter , frischer oder gesalzener Käse, sowie Speck und Fett von Schweinen, Gänsefett und Talg;

10) frisches, zubereitetes, geräuchertes, gesalzenes oder getrocknetes Fleish, wie Würste, Schlakwurst und Schinken ;

i 11) frische, gesalzene, geräucherte und marinirte Fische, wenn sie in Fässern ankommen;

12) \{chwarzer, rother und fonstiger Caviar (außer solchem in hermetish vershlossenen Büchsen) ;

13) Meer- und Flußkrebse und andere Krustenthiere (außer solchen in hermetish verschlossenen Büchsen):

14) Schildkröten und Schnecken ;

15) Heu, Stroh und anderes Futter ;

16) lebende und todte Bögel;

17) rohe, trockene oder gesalzene und halbbearbeitete Häute ;

18) Haare jeder Art (mit Ausnahme von Geweben aus gefärbtem Noß- oder Kameelhaar für Siebe und andere Zwecke), Mähnen, Hedern zu Kissen; Hörner, Hufe und Knochen; Schläuche; rohe, ge- trocknete oder gesalzene Därme; flüssiges oder getrocknetes Blut; Tischlerleim, Gelatine und andere klebrige Stoffe; rohe Wolle; Thierabfälle und Dung;

19) Papierabfälle und alle Arten von alten Geweben, alte und gebrauchte Baumwolle, Lumpen, alte Leinwand, alte Neße, Stricke und andere alte Artikel des Seilerhandwerks;

20) gebrauhte Säcke (außer folchen, welhe für den Getreide- transport bestimmt sind);

21) alle Arten Gewebe, Kautschuk, Wachstuch, Häute, getragene Pelge, Teppiche, Möbel 2., wenn sie niht zum Gepäck der Reisenden gehören ;

22) die Verpackung von Waaren, wenn sie aus Stroh, Heu, Papierschnißeln oder Zeug oder aus anderen oben erwähnten Gegen- {ständen besteht ;

23) gebrauchte Sättel und Wagengeschirr ;

24) Droschken und Wagen, welche bereits benußt sind ;

25) Mineralwässer.

Australien.

Der Gouverneur von Neu-Süd-Wales hat durch Verfügung vom 12. Juli d. J. gegen alle Herkünfte von Frankreih Quarantäne an- geordnet, deren Dauer in jedem einzelnen Fall von dem Gesundheits- beamten festgeseßt wird.

Cholera.

__Der Polizei-Präsident, i. V. Ober-Regierungs-Rath Friedheim, erläßt folgende, vom 30. August datirte Bekanntmachung: „In den Tagen vom 26. bis 28. August cr. sind sämmtliche 890 Fluß- \chiffe, welche auf Berliner Stromgebiet zwischen dem Mark- grafendamm und der westlihen Weichbildgrenze angetroffen wurden, ärztlich auf den Gesundheitszustand der Schiffsbevölkerung untersucht worden. Die Untersuchungen haben ein befriedigendes Ergebniß ge- habt. Cholerafrantke oder choleraverdähtige Personen wurden auf keinem Schiffe aufgefunden.“

Nach amtlicher Angabe hat im städtishen Krankenhause zu Moabit bis heute Vormittags 10 Uhr ein Zugang von 2 Männern stattgefunden. Vier zur Beobachtung eingelieferte Per- sonen sind entlassen, einer nah ciner anderen Station verlegt worden. Es verbleibt hiernah ein Bestand von 10 Köpfen (8 Männer, 2 Frauen), darunter nur die bisherigen beiden Fälle echter Cho- lera. Bei einem von den MNieselfeldern gestern eingelieferten Arbeitshäusling liegt feine Cholera asiatica vor. Vom Krankenhause am Urban is noch kein Fall gemeldet. Aus dem Krankenhause am Friedrichshain liegt die Meldung vor, daß eine dort eingelieferte_ B nebst Kind, bei welchen asiatishe Cholera constatirt war, si auf dem Wege der Besserung befinden. Ein aeRE: derselben Familie angehöriges Kind, vier Wochen alt, ift sehr elend und fast hoffnungslos aufgenommen. Es leidet angeblich ae Ag an Brechdurhfall. Die bakteriologishe Untersuchung

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ schreibt: „Nachdem der „Neichs- Anzeiger" kürzlih erklärt hat, die bisher in Berlin vorgekommenen

Im unteren Theil der Bordüre-

Grkrankungen an Cholera legten die Annahme nahe, daß stellenweise cine Infection der schiffbaren Gewässer in Berlin stattgefunden hat, erscheint es uns von großer Wichtigkeit, daß fortan Spreewasser nur dann der Wasserleitung zugeführt wird, wenn es vorher einer vollwirk- samen n unterzogen worden is. Diese Aufgabe erfüllt nun bedauerliher Weise das Stralauer Wasserwerk nicht vollständig. Gs ist daher dringend zu wünschen, daß es gelingt, die bereits be- Mane Arbeiten an den Müggelseewerken möglichst bald fertigzustellen, damit dann das Stralauer Wasserwerk einstweilen ganz außer Betrieb geseßt werden kann.“

_In Schulit, Kreis Bromberg, ist der 69 jährige Holzwähhter Heinrih Bensel aus Getau an asiatisher Cholera gestorben. Freitag Nachmittag erkrankte er, dessen Beruf es ift, die aus Polen kommen- den Flöße Nachts zu bewachen, und nah noch nit 36 Stunden, am Sonntag Vormittag, war er eine Leihe. Man vermuthet eine Anstekung dur seinen Verkehr mit aus Polen kommenden vielleiht kranken Flößern oder durch den Genuß von Weicselwasser.

Oesterreich-Ungarn. Der österreichishe Minister des Aeußern hat dur Cirkular vom 18. August den Vertretecn der auswärtigen Mächte mitgetheilt, daß sich in Galizien im District Delatyn (Verwaltungsbezirk Nadworna) ein Choleraherd gebildet hat. Vom 15. bis einfchl. 22. August Vormittags sind, wie das „D. österr. San.-Wesen“ mittheilt, in Galizien 78 Cholera-Erkran- kungen und 46 -Todesfälle angezeigt worden. Nah der „Wiener Abendpost“ vom 24. August is die Krankheit ferner in dem Bezirk Kos ow aufgetreten: es \tarb in der Gemeinde Chomczym am 22./8. ein aus Kolomea am 20./8. bahin gekommener Maurer. Fn der Bukowina sind in der Vorstadt Horecza der Hauptstadt Czernowiß 2 Cholerafälle am 16. bezw. 19. August festgestellt worden, von denselben ist einer tödtlih verlaufen. Der Ausbruch der Cholera in Ungarn ist von dem ungarischen Ministerium des Innern unterm 22. August bekannt gegeben worden. Das Amtsblatt in Budapest veröffentliht am 23. d. M. nachstehende Bekanntmachung: „Der Königlich ungarishe Minister des Innern hat, nahdem in den Gemeinden Kisvárda und Dombrád das Vorhandensein eines Choleraherdes constatirt worden i, das Komitat Szabolcs als colerainficirt erklärt und hiervon im Sinne der Dresdener internationalen Convention den gemeinsamen Minister des Aeußern, sowie die Budapester Vertreter der auswärtigen Mächte amtlih verständigt.“ Die Zahl der bis zum 22. August er- krankften Personen in den Comitaten Zemplin, Szabolcs, Erlau, Szolnok, Cfongrad, Torontal, Budapest, Klausenburg und Békés be- ziffert sich nah den „Veröff. d. Kais. Ges.-Amts* auf 450, der Ge- storbenen auf 240. Besonders heftig tritt die Epidemie angeblih am Lauf der Flüsse Maros und Theiß auf.

Wien, 30. August. Nach dem amtlichen Choleraberiht sind gestern an der Cholera in der Stadt Kolomea 4 Personen erkrankt und eine Person gestorben, in der Gemeinde Krasna, Gerichtsbezirk Delatyn, 4 Personen erkrankt und eine Person gestorben, in Stanislau eine Person erkrankt; in den anderen inficirten Bezirken sind nur vereinzelte Fälle vorgekommen.

Pest, 30. August. In den leßten 24 Stunden bis heute Abend sind dem „W. T. B.“ zufolge in Pest 4 Personen an der Cholera erkrankt. In den Comitaten sind in derselben Zeit 116 Personen erkrankt und 67 Personen gestorben. Jn der Altofener Ziegelfabrik- Colonie erkrankten zwei Kinder unter verdächtigen Erscheinungen. Die Schließung sämmtliher Mittelschulen ist verfügt worden; gleichzeitig rihtete der Bürgermeister von Pest an den Unter- richts-Minister Grafen Csáky eine Vorstellung betreffs Schließung der Universität.

Frankreich. In Marseille siad nach den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ in der Zeit vom 8. bis eins{l. 19. August nachstehend tageweise aufgeführte choleraverdächtige Sterbe- falle belannt geme 21 03121 00 an 20. und 21. August zusammen 3. In Nantes haben die Er- krankfungs- und Todebfälle neuerdings eine ansehnlihe Zunahme er- fahren; ihre Zahl betrug vom 10. bis 22. August (tageweise ge- Lo) L 2 2102 U 10:08, 11/13) 19:7, 26:10 wammen 109: 98.

„W. T. B.“ meldet aus Nantes vom 30. August: Gestern find hier vier Personen an der Cholera gestorben.

Rußland. Ueber die in Nr. 203 d. Bl. berichteten Erkran- fungen in den Gouvernements Kalisch und Lomza liegen in den „Veröff. d. Kais. Ges.-Amts“ folgende weiteren Mittheilungen vor : Am 14./8. fanden in Kolo (Gouv. Kalisch) 58 verdächtige Erkran- kungen mit 18 Todesfällen statt, von denen sch 16 zufolge der bakte- riologishen Untersuchung als Cholera erwiesen; am 15 /8. erkrankten und skarben an der Cholera daselbs 13 bezw. 8 Personen, am 16,/8. 18 bezw. 10, vom 17./8, bi8:19/8, 36 bezw, 16, am 20/8. 9 bezw. 5, ferner im Dorfe Nzuchowo des Kreises Kolo am 16./8. 3 bezw. 1. Die Zahl der Erkrankten (und Gestorbenen) in Mazowieck (Gouv. Lomza) betrug am 14./8. 4 (1), am 15./8. 5 (4), am 16./8. und 17./8. 5 (2), in Czyzew (Kr. Ostrow) am 16./8. und 17./8. 12 (2), in den beiden leßtgenannten Orten und in der Stadt Lomza vom 17./8. bis 19./8. zusammen 28 (12). Vou 20./8. bis 22./8. erfranften und ftarben in Mazowieck, Czyzew, Zambrow und Andrzejew (Kr. Ostrow) 33 kezw. 21. -— Die Zahl der Cholera-Erfrankungen (und -Todesfälle) in Bialystok (Gouv. Grodno) betrug vom 12./8. bis einschl. 18./8. 8 (4), 15 (2), 15 (2), 15 (2), 13 (2), 14 (6), 16 (4), zusammen 96 (22).

Italien. Jn Neapel haben nah den „Veröff. d. Kais. Ges.- Amts“ in der Zeit vom 8. August bis einscließlich 21. August 3, 6, 3, 10, 7, 4, 11, 7, 7, 6, 7, 7, 12 und 6 choleraverdächtige Todesfälle stattgefunden; außerdem starben an Darmerkrankungen noch insgesammt 31 Personen. In der Nähe von Neapel ‘wurden in Capri vom 1. bis 8. August 11 holeraverdähtige Erkrankungen und 4 Todesfälle, ferner bis zum 12. August in Barra 60 : 26, in Vorre-Annunziata 26:14 n Sau Giovanni Teduccio (?2):15, in Nocera inferiore 3:2, in Scafati 2:2 und îin Capaccio 1:1 beobahtet. In Scafati (Prov. Salerno) fanden vom 13. August bis 17. August 3 choleraverdächtige Erkrankungen und 2 Todesfälle statt. Zufolge einer Nachricht vom 21. August sind in verschiedenen Punkten der Stadt Palermo 5 Personen an Cholera erkrankt und davon 2 gestorben.

Nom, 30. August. Dem «Popolo Romano“ zufolge sind in der hiesigen Irrenanstalt zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen. In Neapel sind, wic ,W. T. B.* meldet, im Laufe des heutigen Tages drei Personen an Cholera gestorben. In Casfssino sind drei neue Grkranfungen und drei Todesfälle: vorgekommen.

Belgien. Jn Antwerpen wurden zufolge einer amtlichen Auskunft vom 19. August seit dem 28. Juli insgesammt 15 Choleraerkrankungen mit 8 Todesfällen festgestellt, ebenso in

Hingene (Arr. Mecheln) 7 bezw. 6. Drei verdächtige Sterbefälle, welche in Puers (Arr. Mecheln) sich ereigneten, wurden auf eine Vergiftung mittels verdorbener Fische zurückgeführt.

Niederlande, Vom 15.—25. August sind den „Veröffentl. d. Kaiserl. Ges.-Amts* zufolge mehrere Fälle asiatisher Cholera in Rotterdam, theils unter der Schifferbevölkerung, theils in der Stadt selbst beobahtet worden : Am 21. August kam im Binnenhafen dortselbst eine tödtlich endigende Erkrankung vor; unterm 23. August wurden 3 neue Fälle, davon 1 mit tödlihem Verlauf, gemeldet. In Maasluis verslarb am 22. August ein auf einem Werkplaß am Flusse Scheur beshäftigter Arbeiter. Auh in Leerdam an der Waal wurde neuerdings cin Fall festgestellt. Ferner sind auf verschiedenen, aus Antwerpen kommenden RNheinschiffen beim Ueberschreiten der n Gen Grenze bei Hansweerd Cholerafälle ermittelt worden. _ Aus Amsterdam vom 30. August meldet „W. T. B.*: Heute ist in Alphen am Nhein ein neuer Cholerafall vorgekommen, in S liedreht ein Todesfall, in Deventer an Bord eines aus Notterdam kommenden Dampfers ein verdächtiger Fall, in Sp yk bei Gorinchem ein Todesfall. In Leerdam sind seit gestern 9 neue Cholerafälle constatirt, von denen 5 tödtlich verliefen. Rumänien. Bukarest, 30. August. Nach den heutigen

Cholera-Berichten sind, dem ,W. T. B.* zufolge, insgesammt 19 neue

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Erkrankungen und 13 Todesfälle festgestellt. 14 Personen wurden als-

geheilt entlassen, 104 verbleiben in ärztlicher Be andlung.

Infolge der anhaltend beißen Temperatur der Luft, die während der Woche vom 12. bis 19. August vorherrschte, steigerte ch- in Berlin wieder das Vorkommen von acuten Darmkrankheiten erheblich und führten dieselben in 310 Fällen (gegen 213 der Vor- woche) zum Tode. Aus die Sterblichkeitsziffer war infolgedessen auf 29,9 (von 22,4), pro Mille und Jahr berechnet, gestiegen, sowie die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit - von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 140 Säuglinge. Wenn auch diese Krankheitsformen in überwiegend großer Zahl Kinder im Alter bis zu 2 Jahren betrafen, T erlagen denselben do auch mehrfach erwachsene Personen; ste fordern deshalb au zu größerer Vorsicht auf. Béi zwei erwachsenen weiblihen Personen, die zu dem Hausstand eines Schiffers gehörten, wurden Erkrankungen an Cholera festgestellt; die angeordneten Maßregeln haben bis jeßt eine Weiterverbreitung fit Erfolg inhibirt. Im übrigen war der Gesundheitsstand in Berlin éin günstiger. Erheblich abge- nommen haben acute Entzündungen der Athmungs- organe; auch Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe sind niht zur Meldung gekommen. _ Von den JInfectionskrank- heiten wurden Erkrankungen an Masern seltener, an Scharlah und Diphtherie etwas mehr als in der Vorwoche zur Anzeige gebracht. Masern zeigten sih am häufigsten in der diesseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt, Scharlah und Diphtherie mehr in Moabit, Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben in beschränkter Zahl; dagegen kamen Erkrankungen an Kindbettfieber wieder zahl- reicher zur Anzeige. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zeigten feinen Nachlaß. Erkrankungen an Keuchhusten blieben häufig. Etwas mehr als in der Vorwoche gelangten rheumatishe Beschwerden aller Art zur ärztlihen Behandlung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestéllung für Kohlen und Koks an dex Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 30. d. M. gestellt 10 518, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. __ In Oberschlesien sind am 29. d. M. gestellt 4917, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

i _Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 30. August die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Kleine Markusstr. 4a, dem Klempnermeister Fran z Sonntag gehörig, Fläche 4,81 a, Nußungswerth 7700 4; für das Meistgebot von 126 000 4 wurde der Verlagsbuchhändler Friedrih Jonas, Charlottenstr. 2, Ersteher. Glogauerstr. 28, dem Kaufmann Otto Adler gehörig; Fläche 6,96 a; für das Meistgebot von 79 005 M. wurde der Maurermeister A u gust Linke zu Charlotten- burg Ersteher. Aufgehobey wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Köpnickerstr. 22, dem Tischlermeister R. Weise und

_,

dem Glasermeister O. Grigoleit gehörig.

Berlin, 31. August. (Monats-Bericht der Ständigen Deputation der Wollinteressenten.) Das Geschäft in dem eben beendeten PVèonat nahm einen ruhigeren Verlauf. Es wurden etwa 3500 Ctr. Nückenwä schen und etwa 1500 Ctr. ungewaschene Wollen zu ziemlich unveränderten Preisen verkauft. Bedarf scheint vorhanden zu sein, die Preise find niedrig und die Auswahl bleibt eine gute. In Colonial-Wollen war die Nachfrage zu Anfang des Monats ziemli lebhaft. Im ganzen wurden etwa 2200 Ballen Cap- und Australishe Wolle zu den früheren Preisen umgeseßt.

Magdeburg, 30. August. (W. T. B.) Zutdckerbvericht. Kornzucer excl., von 929/00 —, Kornzuter excl., §8 9/5 Rendement —, Nachproducte excl, 75 °/ Rendement 12,30. Ruhig. Brot- raffinade L. —. Brotraffinade Il. —. Gem. Raffinade mit Faß —,—, Gem. Melis I. mit Faß —. Geschäftslos. Rohzucker L Product Transito f. a. B. Hamburg pr. August —,—., pr. September 14,475 bez., 14,50 Br., vr. Oktober 14,00 bez. und Br. pr. November-Dezember 13,85 Gd., 13,874 Br. Stetig.

Frankfurt a. M., 31. August. (W. T: B) Wie „Frkf. Ztg.“ aus New-York meldet, wird die Northern Pacific Nailroad Company den September-Coupon auf Pend d’'Oreille Div. Bonds und den Oktober-Coupon auf Coeur d’Alène Rv. u. Nav. Co. bezahlen.

Leipzig, 30. August. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per August 3,55 (, ver Sevtember 3,974 46, per Oktober 3,574 #4, per November 3,60 4, per De- zember 3,625 #, per Januar 3,65 #4, per Februar 3,70 4, per März 3,70 4, per April 3,75 #4, per Mai 3,75 #4, per Junt 6, per Juli A Umsay 20 000 kes.

Mannheim, 30. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen pr. November 16,15, pr. März 16,65, pr. Mai 16,90, Roggen pr. November 14,50, pr. März 14,35, pr. Mai 14,45, Haser per November 15,20, per März 15,35, pr. Mai 15,50; Mais pr. November 11,20, pr. März 11,45, pr. Mai 11,55.

Bremen, 30. August. (W. T. B.) (Börjen-Schlußberiht.) Naffinirtes Petroleum. (Officiele Notirung der Bremer Petroleum-Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,45 Br. Baum- wolle. Stetig. Upland middling, loco 414 4. Upland, Bafis middling, nihts unter low middling, auf Termin-Lieferung, pr. August 414 s, pr. September 414 4, pr. Oktober 41} 4, pr. November 415 S, pr. Dezember 414 , pr. Januar 412 K. Schmalz. Nuhig. Shafer 464 «, Wilcor 444 „4, Choice Grocery F, Armour 445 4, Cudahy 46 A, Rohe & Brother (pure) 443 S,

Fairbanks 39 4. Speck. Fest. Short clear middl. September- Abladung 42. Wolle. Umsay 91 Ballen (gestriger Umsay nur: 62 Ballen). Taback. Umsay 5 Fässer Kentuckyv.

Wien, 30. August. (W. T. B.) Die Brutto-Einnabmen der Orientbahnen betrugen in der 32. Woche (vom 6. August bis 12. August 1893) 194 823,87 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 33 398,29 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 12. August 1893) betrugen die Brutto-Einnahmen 7 564 30142 Fr., Zunabme gegen das Vorjahr 709 302,34 Fr.

Pest, 30. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen rubig, pr. Herbst 7,32 Gd., 7,34 Br., per Frühjahr 7,72 Gd., 7,74 Br. Hafer pr. Herbst 6,47 Gd., 650 Br., pr. Frübjah 6,592 Gd., 6,94 Br. Mais per August-September 4,60 Gd., 4,63 Br., pr. Mai-Juni (1894) ‘5,03 Gd., 5,05 Br. Koblraps pr. August-September 16,45 Gd., 16,55 Br.

London, 30. August. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizens« ladungen angeboten.

6% Javazucker loco 17È rubig, Rüben-Robzudcker loco 147 stetig. Chile-Ku pfer 414, pr. 3 Monat 422.

—31. Auguie (Wi B) Die „Times* meldet aus Philadelphia, der Staats s\chay habe 30000 Unzen Silber zu 14,75 angekauft. Die Berathungen im Senat über die Silber- angelegenheit würden zwei Wochen dauern. Das Finanzcomité des Nepräsentantenhauses beschloß, vor der Vorbereitung eines Zoll» revisionsgeseßes sich mit den hierbei interessirten Parteien ins Ein- vernehmen zu seßen. Nach einer Meldung des Blattes aus Varna hat sih in Bulgarien eine Schiffabrtsgesellshaft mit 2 000 000 Fr. Kapital gebildet, wovon 1 300 000 Fr. bereits gezeichnet sind. Die Regierung bewilligte eine Subvention in der Höde vou 9 0/0 ge R ee D

msterdam, 30, August. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinary 50. Bancazinn 53è. Î D j

New-York, 30. August. (W. T. B.) Für die Nicaragua.

Kanal-Baugesell\{chaft wurde ein Receiver ernannt. , Die Börse eröffnete stramm und erhielt sich bis zum ( in lebhafter und strammer Haltung. Der Umsay der Actien 304 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 161 000 Yazen

geshäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Die Sülberankäufe

für den Staatsschay betrugen 30 000 Unzen zu 74,75.