1912 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Nov 1912 18:00:01 GMT) scan diff

2) Im §8 8 „Drucsachen“ ist im Abs. XIV als leßter Satz hinzuzufügen: _ i : Drucksachen verschiedener Juteressenten, die als ein Ganzes hergestellt, dabei aber so angeordnet sind, daß sie fich in mehrere, einzeln versendbare Teile zerlegen lassen (z. B. vereinigte Reklame- und Bestell- farten verschiedener Firmen), sind von der Beförderung als außergewöhnliche Zeitungsbeilagen ausgeschlossen.

3 M S 19 „Postnachnahmesendungen“ ist hinter Abs. VI einzuschalten : VIa. Jst die Aushändigung einer Nachnahmesendung erfolgt, ohne daß der Nachnahmebetrag ordnungsmäßig ein- gezogen worden ist, so leistet die Postverwaltung dem Absender, aber nur bei Einschreib- und Wertsendungen sowie gewöhnlichen Paketen mit Nachnahme, für den entstandenen unmittelbaren Schaden bis zum Betrage der Nachnahme Ersaß, vorbehaltlich der Abtretung seines Anspruchs gegen den Empfänger. 4) Im § 22 „Durch Eilboten zu bestellende Sendungen“ ist der Abs. .IV zu streichen. : j Jn demselben § (22) erhalten die Abs. V—XII die Bezeihnung IV—XI. 5) Im § 29 „Ort der Einlieferung“ ist im Abs. T statt „Privat-Personenfuhrwerke“ zu segen : Privatfuhrwerke Jn demselben § (29) ist im 2. hinter „sriftlih“ einzuschalten: oder durh Fernsprecher

6) Im § 45 „Behandlung unbestellbarer Postsendungen am Bestimraungsorte“ erhält der leßte Abs. unter III1 folgende Fassung: i i

Hat der Absender die Sendung durch Preisgabe der Postverwaltung überlassen, so bleibt er verpflichtet, die aufgelaufenen Portokosten, die Gebühr für die Unbestellbarkeitsmeldung und sonstige der Verwaltung für die Sendung erwachsene Kosten bis zur Höhe des Betrags zu entrichten, welcher dur den Verkauf des Pakets nicht gedeckt wird.

Vorstehende Aenderungen treten fofort in Kraft.

Berlin, den 12. November 1912.

Der Reichskanzler. J. V: Katte.

Sage des Abs. UI

Bekanntma QUn s.

Der Fernsprechverkehr is eröffnet worden zwischen Berlin und den niederländischen Orten Berlikum (Friesland), Schinnen und Valkenburg bei Maastricht gewöhnliche Gesprächsgebühr je 2 4 sowie dem deutschen Orte Cunow bei Vierraden 50 H —.

Berlin C. 2, den 23. November 1912.

Kaiserliche Oberpostdirektion. Vorbe ck.

Königreich Preußen.

Ministerium der geistlihen und Unterricht s3- angelegenheiten.

Dem Lehrer am Konservatorium der Musik, Königlichen Musikdirektor Arnold Krögel in Cöln ist der Titel Professor verliehen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten.

Dem Tierarzt Dr. Hans Lucks zu Kaukehmen ist die fommissarishe Verwaltung der Kreistierarztstelle in Adelnau übertragen worden.

Der Kreistierarzt Möller zu Neumark Westpr. ist in die Kreistierarztstelle in Strasburg i. Westpr. verseßt worden.

Dem Domänenpächter Zenthöfer in Budweitschen, Re- gierungsbezirk Gumbinnen, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmtinn verliehen worden.

Ban t t 0s:

Aus dem Fonds der Louis Boissonnet-Stiftung für Architekten und Bauingenieure ist für das Jahr 1913 ein Reisestipendium von 3000 4 an einen Architekten zu vergeben. Nach der von dem Herrn Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten genehmigten Aufgabe für den Stipendiaten soll in Ergänzung der Aufgabe für das Jahr 1911 die monographishe Darstellung einer Gruppe von Bauwerken aus der Provinz Posen erfolgen. (Abzüge des genauen Wort- lauts der Aufgabe werden vom Bureau der Technischen Hoch- \chule kostenfrei abgegeben.)

Die Bewerber müssen einen wesentlichen Teil ihrer Aus- bildung auf der ehemaligen Bauakademie oder der Technischen Hochschule zu Berlin erlangt haben. Gesuche sind an das Rektorat der Königlichen Technishen Hochschule zu Berlin in Charlottenburg unter Beifügung des Lebenslaufs sowie der Nachweise über den Studiengang, die praktische und literarische Tätigkeit und unter Vorlegung von architektonishen Ent- würfen 2c. bis zum 10. Januar 1913 einzureihen. Dabei ist die Erklärung abzugeben, daß dem Bewerber für die Aus- führung der Reise und zur Berichterstattung ausreichende Zeit zur Verfügung steht.

Die Reise ist im Frühjahr oder Sommer 1913 auszu-

führen und der Bericht bis zum 1. April 1914 an das Nektorat abzuliefern. Charlottenburg, den 22. November 1912. » Der Rektor der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin.

Josse.

| direkt oder indirekt aufgeworfen werden könnte. ) | Mitgliedern des Ministeriums herrsche hierüber vollste Ein-

Niczlamilliczes. Deuts@ches Neid.

Preußen. Berlin, 25. November 1912.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen mit Seiner Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich und den übrigen Jagdgästen vorgestern abend von der Hofjagd in Springe auf der Fürstenstation Wildpark ein. Nach herzlicher Verabschiedung traten, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Kaiser- liche und Königliche Hoheit der Erzherzog von hier über Berlin die Rückreise nah Wien an. ;

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des

C

Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini.

Jn Ergänzung des Verzeichnisses der mit dem Kontroll- stempel versehenen ausländischen Jnhaberpapiere mit Prämien (zu vergl. Nr. 297 des Jahrgangs 1909 des „Reichs- und Staatsanzeigers“) wird der nachstehende 10. Nachtrag zu diesem Verzeichnis bekannt gegeben.

B: STOTTE

3. Mailand, Städtische Anleihe von 1866. (Mailänder 10-Lirelose von 1866.)

Seite 20: Serie 3388 Nr. 93. E. RußlTän d.

1. Russische erste Staatsprämienanleihe von 1864. (Russische 5 9/9 100-Rubellofe von 1864.)

Seite 167 ff.: Serie 2227 Nr. 23, Serie 5547 Nr. 3.

2 R zweite Staatsprämienanleihe von 1866. Nussische 5 9/0 100-Rubellose von 1866.)

Scite 176 ff.: Serie Nr. | Serie Nr. | Serie Nr. | Serie

Nr. | Serie | Nr.

7796 | 41 9072 | 10 7713 | 44] 9507 | 29 7782| 1619668 127

G. Spanien. Madrid, Städtische Anleihe von 1868. (Madrider 3 9/9 100-Frankenlosfe.) Seite 228 ff.: Nr. 177410 237664.

Mi TULLTEE

Ottomanische Prämtenanleihe von 1870. (Türkische 3 9/% 400-Frankenlofe.)

Seite 255 ff.: Nr. 1463 159513 161674 385283 534919 556526 652577 763111 812041 831770 771 844001 846716 881377 887646 647 1013751 1014611 612 1027373 1030770 1037666 1043235 1052538 539 540 638 1078439 1082689 1096709 1125593 1139165 1180341 342 1197138.

6514 | 37

J 7294 | 12

3 3960 | 3 5488 | 38 5490 | 1

10260 | 33 10:82 | 30 14825 | 28 16539 | 39

475 | 20 2341 | 47 3820 | 37 3828 | 49

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Eber“

am 17. d. M. in Duala und am 22. S. M. S. „Cor- moran‘““ in Melbourne, S. M. S. „Luchs“ mit dem Chef des Kreuzergeshwaders in Schanghai und S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ in Canton eingetroffen.

und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurfkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Mülheim an der Nuhr, veröffentlicht.

Baden.

Durch eine Allerhöchste Entschließung Seiner König- lichen Hoheit des Großherzogs vom 22. November 1912 wird der Landtag 1911/12 als geschloffen erklärt.

Hessen. a

Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ernst Ludwig vollendet heute sein 44. Lebensjahr.

Frankrei.

Eine vom „W. T. B.“ verbreitete offiziöse Meldung be- sagt, die französische Regierung sei entschlossen, jedes Vor- gehen zu vermeiden, durch das die de andte Se

nter den

mütigkeit. 2 Türkei.

Die Botschafter berieten gestern bei dem Doyen, dem

Markgrafen Pallavicini, über die Note der Pforte, in der darum gebeten wird, daß die Landungsabteilungen an Bord der Kriegsschiffe zurückkehren, da sih nichts ereignet habe, was die Ordnung in der Hauptstadt gefährden könnte. Die Botschafter haben, wie „W. T. B.“ meldet, feinen endgültigen E gefaßt, doch glaubt man, daß die Wiedereinschiffung demnächst beschlossen werden wird. | Als Bevollmächtigte für die Beratung der Waffen- stillstandsbedingungen nach ihrer Abänderung durch Bul- garien sind von der Pforte außer dem Generalissimus der | L der Berliner Botschafter und der Chef des eneralstabes ausersehen. Die bulgarischen Bevollmächtigten sind vorgestern abend in der Stadt Tschataldscha angekommen. | Nach Konstantinopel wurde gemeldet, daß die Zusammenkunft der Bevollmächtigten zwischen den von den beiden Armeen ein- genommen?n Stellungen erfolgen werde.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Sofia haben die Türken in der Nacht zum Sonnabend und den ganzen Tag über die bulgarishen Verschanzungen vor Adrianopel mit \{hwerem Geschüß beschossen, jedoch ohne E Aus der Festung Adrianopel entflohene türkische Soldaten berichten, daß die Lage der Garnison Met sei. Die Lebensmittel-

! porräte seien dem Ende nahe, und die Soldaten erhielten nur

Jn der Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- J

jeden dritten Tag ein Stück Brot. Die Stadt sei von Fly lingen überfüllt, die Spitäler sowie die Prideigedaubs id voll von Verwundeten. Einem Konstantinopeler Blatt zuj( hat dagegen die Garnison von Adrianopel vorgestern früh ej erfolgreihen Ausfall unter empfindlichen Verlusten ‘für Bulgaren in der Richtung nach Kirkkilisse unternommen. Gegen einen Teil der bulgarischen Stellungen qn Tschataldschalinie haben vorgestern früh zwei türk Bataillone einen Angriff unternommen, der aber mit betrzg lihen Verlusten zurückgeshlagen wurde. Sonst haben y gestern an der Tschataldschalinie keine Kämpfe stattgefunden.

Ein in der serbishen Hauptstadt eingetroffener qy führliher Bericht über die Schlacht bei Monastir bes laut Meldung des „W. T. B.“:

Die Türïen hatten drei Armeekorps und zwei \elbstint Truppendivisionen. Am westli&en Flügel befand fi das Armeekorps unter Dschawid Pascha, welches das Terrain von Gey bis zur Höke ven 1150 m beseßt hielt. Das türkishe Zentrum (j 7. Korps unter Seibl-Falea befand sih auf der Linte Crncbef Kukurecani—Resna. Am öfstlihen Flügel stand das 6. Korps un Zekki-Pascha im Naum Trn—Karamona—Novaki. Die aus beiden Dj sionen bestehende Armeereserve stand bei Sveta—Nadelja. Die serbisg Truppen entwickelten sih zum Kampfe entlang des linken Ufers der Cer Der Fluß war infolge Ueberschwemmung stellenweise 800 m hr Der Flußübergang wurde von der in befestigter Stellung aufge fahren tür“isen Artillerie verteidigt, wodur die serbischen Truppen qr: Verluste erlitten. Die serbischen Soldaten wateten bis zu den Hüf im Wasser. Am ersten Tage der Schlacht überschritt die serbii Armee den Cernafluß und näherte sih den türkisden Berschanzung bis auf 200 m. In dzr darauf folgenden Nacht erstürmte d Regiment des Obersten Vasid die erste türkiihe Stellung und - möglichte hierdurch den Vormarsch der ferbishen Ärmee. Am zweit Tage forcierte die serbishe Moravya-Division die nordwestliche türki Stellung, um den Türken den Rückzug nah Ochrida abzuscneid Einer Division gelang es, im Laufe dcs Tages die Höhe 1150 zu stürmen. Am nächsten Tage kam es zu ein:m erbitterten Kampfe ß Marcia, in dessen Verlauf es der fserbischen Division gelang, | Straße nach Ochrida zu besegen. Da die Türken tn h fländigen und Feldbefestigungen vers{chznzt waren, mußten gu die sferbishen Truppen Brustwehren aufwerfen, von denen | h Schritt für Schutt den türkishen Stellungen näßerten, wo \chließ!ih zu einem blutigen Handgemenge kam. In der Nocht y vieiten Schlachttage zog sich eine Division des fünften !ürtiss Armeekorps mit Artillerie gegen Florina ¿urück, wurde jedo q Morgen von serbisher Kavallerie und Infanter'e verïfo!gt und k Mesdzidli aeschlagen. Am vierten Schlachttage unternahm das Kor Dschawid-Pascha einen verzweifelten Versuh, nah Ochrita du zubreten. Nach einem beftigen Kampf bei Poristeri, wobei t Türken durch die serbishe Kavallerie große Verluste zugefl wurden, entfloben sie gegen den Prespasee, wo sie s jeßt versteckt halten. Fethi-Pascha zog fich gegen Nesna zurüd, 1 er von einein Regiment der Nedic- Division gänzli ges{lagen wur Er selbst fiel im Kampfe. Die Schlacht bei-Moenastir spielte fi | einem Raume ven 50 km Breite ab und war äußerst blutig u erbittert. Nah Privatmeldungen blieben auf dem Schlacbtfel 17 000 Leichen und 30 000 türkishe Verwundete liegen. Die serbisde Trvppen hatten 3009 Tote und eine große Anz3hl Verwundet Beide Gegner kämpften mit wahrhafter Todesverachtung.

Wie das griechische Kriegsministerium, obiger Quel zufolge, mitteilt, hat vorgestern ein Kampf zwischen ein türkischen und einer griechischen Abteilung bei Chrysowiz stattgefunden, wobei die Türken nah achtstündigem Gefes mit einem Verlust von 200 Mann in die Flucht geschlags wurden. Auf griechischer Seite betrugen die Verluste ny 3 Tote und 10 Verwundete. .

Der Chef der griechishen Flottendivision im Aegäische Meer telegraphiert :

Torpedoboot Nr. 14 ist in den Hafen von Aivaly e gedrungen und hat ein türkifches Kanonenboot angegriffe Beim Anblick des Torpedoboots verließ die türkishe Mannschaft ib Schiff, nahdem sie die Wasserwege geöffnet hatte. GSriechisd Matrosen bestiegen das Kanonenboot, mußten es aber wieder verlas da cs ihnen nicht gelang, die Wasserivege zu schließen. Während da türkfishe Schiff sank, wurde ein Torpedo darauf abgeschossen. D gesunkene Schiff soll ter mit drei Kanonen ärmierte „Zephir* fein.

Infolge der Gerüchte, daß ein griechish-bulgarischer An griff gegen die Dardanellen-Forts vom Golf von Saro aus geplant sei, hat die türkische Regierung genügend Truppe! dorthin entsandt und den General Torgut Schewfkei Pascha mit dem Oberbefehl über die zur Abwehr des An griffs zusammengezogenen Truppen betraut.

Auf die Meldung, daß die türkishen Truppen voi

Skutari beabsichtigten, eine Verbindung nach der Mirdi! herzustellen, hat General Märtinowitsh seine Truppen v San Giovanni di Medua zurückgezogen und seine Streitkräsl vor Skutari gesammelt.

Vorgestern sind in Konstantinopel unter der Bevölkerun] und den Flüchtlingen 60 Cholerafälle vorgekommen. Di Zahl der bisherigen Fälle beträgt 531, wovon 247 tödlich vet liefen. Mehrere Dörfer zwischen Tschataldscha und Konstantino sind von den Bewohnern aus Angst vor der Cholera verla}! worden. Die Epidemie wütet fortgeseßt unter den Flüchtlinge und Verwundeten in San Stefano.

Griechenland.

Auf Vorschlag des Ministerrats ist, wie „W. T. V meldet, der Kronprinz Konstantin, der bisher Diviston general war, wegen der glänzenden Dienste, die er dem Vaite! lande im gegenwärtigen Kriege geleistet hat, zum Chefg eneral befördert worden.

Rumänien.

Das Ministerium des Aeußern hat die amtliche Mitteilung aus Sofia erhalten, daß der Präsident der Sobranje Dane!

nach Bukarest kommen werde. Da er an den Waffenstillstand

verhandlungen in Tschataldscha teilnimmt, wird seine Ankunft im Laufe dieser Woche erwartet. 4

Bei den gestrigen Kammerwahlen im zwei Wahlkollegium sind laut Meldung des „W. T. B.“ 13 Konjer vative, 38 konservative Demokraten, 12 Liberale und 3 Unab

hängige gewählt worden. Sechs Stichwahlen find erforderli.

Serbien.

Der König is vorgestern Vormittags in Belgrad el geirollen und von der Bevölkerung begeistert begrüßt worde! bends wurde, wie „W. T. B.“ meldet, unter überaus groß Beteiligung der Bevölkerung ein Fackelzug veranstaltet. Dem auf dem Balkon erschienenen König wurden stürmische Huld? gungen dargebracht. Der Präsident der Belgrader Kaufman" tal! Vuletic begrüßte den König namens der freien Bürge? chaft und feierte ihn als den siegreihen Befreier Serbenvolkes in der Türkei. Der König dankte für die da gebrahten Kundgebungen in kurzer Rede, die wiederholt dur lebhaften Jubel unterbrohen wurde.

Nath einer der österreichisch - ungarishen Gesandtschaft sugbgangenen Meldung ist der Konsul Edl vorgestern in Uesfüb eingetroffen und hat gestern die Reise nah Prizrend

fortgeseßt. Amerika.

Die fkürzlih erfolgte Ankündigung, daß Dampfmaschinen sowie andere Haupt- und Hilfsmaschinen für Schiffe unter dem Panamakanal geseß frei eingeführt werden dürfen, hat unter den Schiffbauinteressenten lebhaften Einspruh hervorgerufen. Wie „W. T. B.“ meldet, gibt das Schaßamt mit Zustimmung des Präsidenten Taft nun bekannt, daß nicht Maschinen, sondern nur Materialien für den Bau von Maschinen zollfreie Einfuhr nah den Vereinigten Staaten genießen sollen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Ernte Bayerns im Jahre 1912.

Nach den Feststellungen des bayerischen Statistishen Landesamts ist die diesjährige Ernte Bayerns der Menge nach sehr günstig, der Qualität nah dagegen weniger befriedigend ausgefallen.

Die Getreideernte übertrifft mit eincm Körnerertrag von rund 29 Millionen Doppeklzentnern die des Vorjahres um 2,2 Mil- lionen und den Dur(hschnilt der zehn Jahre 1901 bis 1910 um 0,7 Million Doppelzentner. Die Qualität ist geringer als im Jahre 1911, namentli bei Hafer und Gerste. E

Der Körnerertrag der einzelnen Getreidearten ist De Ä

c Durdci)schni 1912 1911 1901/10

Tausend Doppelzentner 4 556,7 3 890,8 4 296,1 341,1 423,2 3ILS 4 897,8 4 314,0 4 627,9 8 871,7 T2EL9 8 521,5 424,7 436,6 487,0 9 296,4 7 643,5 9 008,5 895,0 895,9 1157/8 6 687,8 627 6 639,0 E s 7 446,6 7411,5 7 689,3 Getreide insgesamt 292236 269826 28 522,0.

Der Strohectrag bereBbnet sich auf 48,7 Millionen Doppelzentner gegen 42,2 Milltonen im Vorjahre.

Die Kartoffelernte hat gleihfalls einen hohen Ertrag ge- liefert. Mit 47 1 Millionen Doppelzeatnern war sie fast doppelt jo groß wie im Jahre 1911. Sie überragt au den zehnjährigen Durch- \chnittsertrag um 3,3 Millionen Doppelzentner. Allerdings ist der Prozentsaß der erkrankten Kartoffeln infolge der langanhaltenden Nässe außergewöhnlih hoh (6,2 9/9 gegen 1,5 0/9 im Vorjahre).

Die Futterernte hat im allgemeinen befriedigt. Vit einem Gesamtertcag von 78,8 Millionen Doppelzentnern hat die Heuernte 21,2 Millionen Doppelzentner mehr ergeben als im Jahre 1911. Die Qualität des Futters hat allerdings unter der Ungunst der Witterung ge- litten. Günstiger stellt fich noch das Ernteergebnis für Futterrüben, die einen doppelt so hohen Ertrag brachten wie im Vorjahre und au der Qualität nah besser beroertet wurden. Im einzelnen wurde an Futter geerntet :

Dur(bscnitt

ä 1911 1901/10

Taufend Doppelzentner 12 659,1 9 408,5 14 049,9 2768,0 1 971,9 2 613,8 63 387,9 46 280,8 64 031,5 78 814,6 57 661,2 80 695,2 224198 11 801,6 _— ,

Winterweizen Sommertwveizen . zusammen

Winterroggen Sommerroggen . zusammen Winterspeklz . Sommergerste .

1912

Klee

Luzerne

Wiesen N a insgesamt . Futterrüben .

Zur Arbeiterbewegun(.

Aus Anlaß des heute vor dem Pariser Schwurgericht beginnenden Prozesses gegen 19 Aus\{ußmitglieder der Vereinigung „Le sou du goldat“ beschlossen am Sonnabend, wie „W. T. B." meldet, mebrere dem Baugewerbe angehörende Arbeitersyndikate, am heutigen Mèontag einen 24 stündigen Ausstand zu veranstalten.

Das Einigungsamt, das zur Untersuchung des Streits zwischen den Lokomotivführern und den Verwaltungen von 52 Bahnen 3stlich von Chicago und nördlich von Norfolk in Cincinnati eingeseßt war, hat, wie dem „W. T. B.“ aus Washinaton telegraphiert wird, den Angest:llten einen Mindestlohn zugesprochen, der höher ist, als der Mindestlohn, der bereits von einigen Bahnen geplant war. Der Sthiedsspruch ist auf den 1. Mai zurückdatiert und gilt für ein Fahr. Er sichert ferner bessere ein- heitlihe Dienstvorschriften, erklärt aber, daß eine einheitliche Lohn- erhöhung nidt gercchtfertigt sei. Weiter wird die Einseßung von Bundeskommissionen zur Regelung der Lohnverhältnisse im öffent- lichen Verkehr angeregt. Die Lokomotivführer von Perfonenzügen hatten um einen Lohn von 4,4 bis 46 Doll. den Tag und 100 Meilen ersucht und haben einen Mindestlohn von 4,25 Doll. zugesprochen erbalten. Die Lokomotivführer von Güterzügen erhtelten ihre Forderung von 5,25 und 5,75 Doll. beroilligt.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweiten Beilage.)

Fagd.

Morgen, Dienstag, den 26. d. M,., findet Königliche PVarforcejag d statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 30 Minuten in Dorf Döberiß. i

Kunft und Wissenschaft.

In seiner Villa in der Kolonie Grunewald ist am Freitag- na@mittag der Bildhauer, Professor Otto Lessing, Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der Künste, nah längerem Leiden im Alter von 66 Jahren gestorben. Lessina, ein Sohn des Geschichts- malers Karl Friedrih Lessing, war in Düsseldorf geboren und hatte die Akademien in Karlsruhe und Berlin beiuht; anfangs mit Malerei beschäftigt, wandte er sh bald der Bildhau-rkunst zu und wurde einer der bekanntesten Plastüiker der Re chshauptstadt, in der eine große Anzahl seiner Werke ihren Play fanden. Von Bild- werken de- Verstorbenen tn Berltn seien genannt das Standbild seines Urgroßonkels Gotthold Ephraim Lessing an der Tiergartenstraße und dasjenige des Markgrafen Albreht Achilles in der Siegesallee, plastishe Aus\{müdckungen im Reichstagsgebäude, am neuen Ma'stall und im Weißen Saale des Königlichen Schlosses sowie der Nolands- brunnen auf dem Kemperplay und der Herkulesbrunnen auf dem Lüßowplaßz. Für Weimar {uf Lessing das Shakespearedenkmal und für Hildesheim ein solches Kaiser Wilhelms I.

Aus der beim Auëwärtigen Amt verwalteten Gustav Müller Kunststiftung stehen für das Jahr 1913 etwa 17 000 4 zum Ankauf eines Oelgemäldes für die Be: liner Nationalgalerie zur Ver- fügung, das von einem reichsdeutschen Künsiler auf der nächstjährigen internationalen Kunstausstellung in Rom ausgestellt wird. Die Aus- stellung soll am 1. Februar 1913 eröffnet und am 30. Juni geschlossen werden. Als Schlußtermin für die Anmeldung der auszustellenden Kunstwerke ist der 2. Januar 1913 in Aussicht genommen. Anmel- dungen sind an die Società degli Amatori e Cultori di Belle Arti in Rom (Palazzo dell’ Esposizione, Via Nazionale) zu richten.

A. F. Die ordentliche Sizung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie vom lezten Sonnabend begann mit eincm festlichen Akte: Es ist aus früheren Berichten bekannt, daß der Direktor des Berliner Pfandbriefamts Dr. jur. Georg Minden und seine Gattin zu dauernder ehrender Erinnerung an Rudolf Virchow zu- gunsten der Gesellshaft für Anthropologie eine Virhowplakette gestiftet haben, die sazungs8gemäß an folhe Forscher zu verleihen ift, welche sih auf dem Gebiet der Anthropologie, Ethnologie und Urgeschihte um die Wissenschaft verdient gemaht haben. Als erster aue diese Medaille der Professor Dr. med. et phil. Karl von den

einen.

Den ersten Vortrag des Abends hielt Herr Christian Leden- Christiania über seinen Aufenthalt unter den Indianern Canadas. Begleitet war der Vortrag dur zahlreihe Licht- und Bewegungébilder und durch mehrfache phonographishe Aufnahmen. Der Vortragende bat \sich zur Aufgabe gejeßt, den Zusammen- hang zwishen Indianern und Eskimos, die er als vom gleihen Ursprung und der gleihen Rasse angehörig ansieht, entgegen abweichenden ethnologishen Ansichten, zu erweisen. Diese Absicht hat ihn bereits dreimal auf längere Zeit nah Grön- land bis zu den unter 77° n. Br. wohnenden Polaretkimos geführt, die noch Heiden sind. In gleicher Absicht hat Leden von Ende Juli 1911 bis Mai 1912 West- und Nordwest-Canada bereist, in der von Erfolg gekrönten Ecwartung, in diesen entfernten Teilen des aus- getehnten Gebiets noch Indtaner von geringer Berührtheit dur die Kultur der Weißen und zugaleih Nachbarn der nördlicher wohnenden Eéfimos, vielleicht arch Uebergänge zu diesen vorzufinden. Seine Forshungsreise, die si der Unterstüßung der norwegischen Majestäten erfreute und zugleih dem verabredeten Zweck der Samm- lurg ethnologisher Bescnderheiten für das Berliner Museum für Völkerkunde und die Universität in Christiania diente, follte ihm fomit die Vorbereitung für spätere Studien der ihn interessierenden Fragen, vielleiht au für fünftige noch ausgedehntere Forshungsreifen liefern. Jn einer langen, 4 Tage und 4 Nächte in Anspruch nebmenden CEisenbahnreise erreihte Leden Edmonton, das iíin den östlißen Ausläufern der MRocky Mountains am oberen nördlihen Saßsfatschawanfluß liegt, und benußte von hier aus erst Pferd und Wagen, dann Reitpferd allcin, um in Begleitung eines Weißen und später eines sich trefflich bewährenden intianisen Dolmets®ers nördli und nordwestlih in die unendlich ausgedehnte Prärie eiwa bis zum 60° n. Br. vorzudringen, also etwa bis zur mittleren gecgrapbishen Breite der Hudsonbai, von deren Westküste er aber sehr entfernt blieb. In dem durhwanderten ausgedehnten Gebiet hat der Reisende im wesentlichen die genaue Bekanntschaft von 4 verschiedenen Indtanerstämmen gemacht, von denen ihm die Cree- indianer und die Stonyindianer die interessantesten waren. Die Kopfsitärke eines Stammes ist verschieden, die hêhsfle Kopfzahl dürfte 30 000 nit übersteigen; doch wurde auch einem bis auf 238 Köpfe zusammenges{molzenen Stamme begegnet. Sie leben selten in größeren Lagern zusammen. Meist findet man ganz vereinzelte Siedlungen von 3 bis 4, höchstens 12 Zelten, alle nah dem gleichen, aus früheren Vorführungen in der Gesellschast bekannten, spißen Modell errihtet. Mit ganz geringen Ausnahmen find diefe Indianer Fäger und Fischer. Den Acker zu bauen, verschmähen sie, da sie nach höchstens 2—3 Stunden täglicher Arbeit im Zelte zu liegen und zu rauben vorziehen; wenn sie niht von allerlei Kurzweil, Tanz, Gesang und dergl., in Anspru genommen find. Die oben erwähnten Aus- nabmen gelten von Indianern, die in der Nähe größcrer Ansiedlungen der Weißen und in der Nähe der Cisenbahn hausen und eben erst begonnen haben, avch Vieh zu ziehen. Bisher \ind sie aber nicht zu bewegen ge- wesen, Milchwrirtschaft zu treiben, ja fie s{lachten das Vieh für den eigenen Fleishbedarf niht, sondern erschießen es, fo wie fie gewohnt find, das zahlreih vorhandene Wild zu töten. Die Indianer find z. Z. noch mit äußerst geringen Auänahmen Heiden. Sie verehren die Sonne, den „alten Mann“, wie sie diese nennen, als den Urguell aller Dinge. Von großem Einfluß ist der Medizinmann, der bei dem Fneinanderarelfen bygtenischer und religtöser Vorschriften, die das Wesen der aeringen, aber sehr alten Kultur dieses Volkes bilden, gewöhnlich zu- gleich Priester ist, doch kaum bei anderen Gelegenheiten hervortritt als bei dem großen Mittsommerfest, das beim höchsten Sonnenstande ge- fetert wird und Tage und Nächte dauert. Es werden dabei, zumeist nur von Männern, in höchst phantastisher Vermummung wilde Tänze aufgeführt, die neuerdings zu Verboten geführt haben, weil sie in Naserei und \{chwere SelbstbesGädigung der rasenden Tänzer aus- arteten. Zu den religiös-hygienishen Bräuchen, auf deren Innehaltung geschen wird, gehört dte Gewohnheit eines jede Woche von jedermann einmal zu nehmenden Dampfbades. Es wird hergestellt, indem man in einem Reisigfeuer Steine erhizt, diese dann mit Wasser begießt und fich nackt dem entstehenden Dampf überläßt. So beliebt wilde Krieg8gesänge find, so ist doch zu sagen, daß die Judtaner der canadishen Prärie (es gibt in diefer auch Wälder, aber darunter viele auf großen Sebleten durch Waldbrand zerstörte) im ganzen friedfertiger Gesinnung sind. Die früheren häufigen Kämpfe der Stämme untereinander sind höchst \elten geworden, und mit den Weißen Streit anzufangen, unterlassen sie, obgleich sie fortfahren, gegen sie ein lebhaftes Mißtrauen zu hegen. Die Indianer dur besondere Maßnahmen der Kultur zu gewinnen, unterläßt bisher die canadische Regierung voludig: Sie erlaubt gern den Missionaren, ihr Heils- werk an ten Eingeborenen zu versuchen, auch den Kindern einige Kenntnisse beizubringen , jegliher Zwang ist aber streng verboten. So waren und sind die westcanadishen Indianer für den Forscher der solche Ziele wie der Vortragende verfolgt, noch fast völlig dur Kultur unbeleckt und als ein Naturvolk, das von „Europens über- tünchter Höflichkeit“ au heute noch geringe Ahnung hat, ein fehr wertvolles Untersuhungsobjekt. In welchem Grade sie noch heute der Kultur abhold, das erfuhr der Neisende in vielen Fällen, wo er Dienste und Gefälligkeiten beanspruhte. Für seinen Unterhalt batte er selbst zu sorgen, fih das Wild felbst zu erlegen, selbst zuzubereiten, und, wo er etwa frishe wilde Gemüse gegen allerlei Tand, Steck- nadeln, Perlen c. von thnen einhandelte, blieb ihm die Zubereitung auch überlassen. Nur ein von den Indianern in ausgezeichneter Güte hergestelltes Nahrungsmittel handelte er gern von ihnen ein, weil es ihm, wie beiläufig auch andern Weißen, recht gut shmedckte und als hervorragend nabrhafr erkannt wurde. Dies Erzeugnis der indianischen Frauen hetßt Pemmikan und ist etne Mischung von gedörrtem und zerriebenem Fleish mit gedörrten und zerriebenen Beeren. Unter den vom Vortragenden gezeigten Licht- und Bewegungébildern gaben die Landschaftsbilder von den landschaftlichen Reizen der Prärie einen geringen Eindruck. Einige Berge und Seen und ausgedehnte Wälder zeigende Bilder von male: ischer Wirkung gehörten den Vorbergen der Nocky Mountains an. Um so interessanter waren die zahlreichen Bilder von Volkstypen, Männer, W-iber und Kinder. Das Klima nötigt die Menschen, Kleidung anzulegen. Sie wählen solche, vorzüglich die Männer, aber in fo bunter, übertriebener und phantastisher Art, namentlih für ihre Kriegstänze, daß der Einbildungskraft und Er- findung dieser Indianer ein erites Zeugnis auszustellen ist. Natürlich sind sie für viele der benußten Stoffe und s{mückenden Zutaten dem weißen Händler tributä. Von hervorragendem Interesse waren auch die vom Phonographen vorgeführten Kriegs-, Tanz- und Liebesgesänge: stets nur von einzelnen Personen vorgetragene Gesänge von einem verwickelten Rbythmus, dunch Noten kaum wiederzugeben, von fremdartigen Intervallen. Begleitet werden die Gesänge gewöhnlich von Trommelschlag ; doch auch hier ist es s{wer, den meist von der Melodie abweichenden Takt unserem musikalischen Empfinden einigermaßen verständliß und erträglih zu machen. Gleihwohl legte der Vor'ragende gerade auf diese mttgebrachten Grammophonplatten großen Wert, machte darauf aufmerk\am, a wir z. B. nach R von Japanern und Chinesen keinen Anspru darauf erbeben dinfen, im Alleinbesiß der höchsten ästhetishen Weite von Mußk und Gesang zu sein, und hofft, daß gerade auf diesem Gebiet ihm mit der Zeit und durch weitere Sammlung von Volks- gesängen vielleiht noch überzeuaender als durch Vergleich von Sprachen und Bräuchen der Beweis uralter Zusammenhänge zwischen Indianern und Eskimos gelingen werde. Lebhafter BeifaU folgte diesen Ausführungen. | In dem fich an den Vortrag anschließenden Meinungsaustausch Î

trat Dr. von Hornbostel, Leiter des seit etwa einem Jahrzehnt an der Berliner Universität A F M t N E s, der Meinung tes Vortragenden über die hohe Bedeutung phonographischer Auf- nahmen in allen Siüten bei und erbat die Erlaubnis, sogleich an dem Phonogramm eines Kriegêgesanges, das von Indianern des Feuerlandes an Ort und Stelle aufgenommen worden ist, den Beweis von der Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhanges zwischen Indianern des Nordens und solhen des Südens zu führen. Die Vorführung oteses Phonogramms ergab in der Tat ungefähr dieselben Eindrücke eines nach unserm Empfinden böchst ungeregelten und barbarischen Gesanges, wie vorber die canadischen Phonogramme.

Den zweiten Vortrag des Abends hielt Herr Louis Lewin über „Neue Untersuchungen über Pfeilgifte der Buschmänner“. Nichts cheint dem Redner so beweiékräftig für einen hohen Grad von ntelligenz der Naturvölker als ihre genaue Kenntnis gefährlichiter Gifte, wie des bekannten Pfeilgiftes, das in geringsten Mengen dur plößliche Herzlähmung tödlich wirkt. Man würde aber in der An- nahme feblgehen, irgendwo fei durch Zufall oder durch besondere öIntelligenz eines einzelnen dies Gift entdeckŒ und das Geheimntis der Herstellung dann an andere Völker weiter- verbreitet worden. Dem widerspriht die Tatsache, daß es nicht ein, sondern mehrere Pfeilgifte, von verschiedenen Pflanzen herrührend, gibt und daß sich das Gebiet der einzelnen Gifte diesec Art umgrenzen läßt, also daß es z. B. ein besonderes Pfeilaift für den Malaiischen Archipel, ein anderes für das innere Vorterindien, ein drittes für Inner-Brasilien, ein viertes für die \üdamerikanische Westküste gibt uff. Die Entdeckung oder Erfindung ist somit an verschiedenen Punkten der Erde ganz unabhärgig gemacht worden, auf Grund des gemeinsamen Antriebes der von starken und wilden Tieren bedrohten Menschen, sich dieser durch Beibringung von unter allen Umständen tödlichen Verwundungen zu erwehren. Die weitere Nußanwendung im Kampf von Mensch gegen Mensch ist wobl jüngeren Ursprungs. Bezeichnend füc das hobe Alter der Ermittlung und Anwendung von Giften ist es, daß ein Volk, das man mit Ret wohl für Nachkommen der ältesten Ureinwohner Afrikas hält, die Buschmänner, im Besiß von 5 Giften der gedachten Art ist, die sie streng geheim halten, die Tennen zu lernen jedo gelungen ist. Das gefährlihste davon ist ein Pflanzen- gift, von der in der Kalahariwüste gedeihenden Pflanze Haemanthus herrührend, das, in geringster Menge in Wunden gebraht, den Tod verursaht. Dann ist von gleicher Wirkung der Lebensfaft etner zerquetshten Raupe, bekannt und gefürchtet unter dem Namen N'ga. Endlich sind die drei kleinen (in Glasgefäßen vorg-zeigten) unscheinbaren Käfer, die zerquetscht ganz dieselbe zu Pfeilgift geeignet machende Wirkung besizen wie N'ga. Diese Käfer leben in der Kalahariwüste, und es er‘cheint für die Bewohner von Deutsh Südwestafrika sehr wichtig, sie kennen zu lernen. Es handelt fih um folgende Dreibheit: Diamphidea simplex, Blepha- rida evanida und Blepharidella. Zum Sdhluß feines mit all- seitigem Beifall aufgenommenen Vortrages erinnerte der Redner noch daran, daß diese uralte Bekanntschaft der Naturvölker mit von der Natur gebotenen Kräften und Stoffen von ver- schiedener Wirkung ja keineswegs einseitig nur Gifte betreffe, denn auch das einzige bekannte Heilmittel gegen Malaria, die Chinarinde, fei dieses Ursprungs, ebenso die Coca, bekannt dur das wertvolle Cocaïn, und manches andere. Uebereinstimmend fei bei allen Völkern, die im Besiß solcher Heilmittel sich befinden, die strenge Geheimhaltung. In Peru mußte um 1720 erst die tur ihre Wohltätigkeit bekannte Gattin des englischen Ministerresidenten er- kranfen, um einem alten Peruaner die j: Mine über die Heilwirkungen n Me ias zu Iösen! Erst seit dieser Zeit ist uns das Chinin efannt.

Verkehrswesen.

Im Sitzungssaale der Handelskammer in Essen fand am Sonn- abend unter dem Vorsiße des Ministers der öffentlihen Arbeiten von Breitenbach eine Besprechung mit den Vertretungen der Industrie und des Handels über die Verkehrslage im rheinisch-west- fälishen Industrierevier statt, an der u. a. auch die Ober- prâsidenten der Nheinprovinz und von Westfalen, der Negte- runggpräsident zu Düsseldorf, ein Vertreter des Negierungs- präsidenten zu Arnsberg sowie als Verterter des Handelsministers der Oberberghauptmannn von Velsen teilnahmen. Der Minister von Breitenbach konnte ,„W. T. B." zufolge als Ergebnis seiner Reise dur das Revier feststellen, daß die Betriebslage sih wesentlih ge- bessert habe und daß, wenn nicht unvorhergesehene Umstände eintreten, eine baldige Gesundung der Verhältnisse erhofft werden könne. Er hob ferner hervor, daß er zu seiner Freude mittetlen könne, daß das Personal in jeder Weise seine Schuldigkeit getan habe und noch tue. Er könne die Dienstfreudigkeit und den Diensteifer des Personals nur durchaus anerkennen. Der Minister gab so- dann einen Ueberblick über die Bautätigkeit der Staatseisen- bahnverwaltung und gab seiner Auffassung dahin Ausdruck, daß die Durchführurg der Bauprogramme wesentlich bes{leunigt werden müsse. Er ftellte den {leunigen Auébau z¿ablreiher Bahnhöfe und Abfuhrlinien in Aussicht und teilte mit, daß über den festgestellten Bauplan hinaus erhebliche Beträge aufgewendet würden, um \chon bis zum nächsten Herbst die Leistungsfähigkeit des Cisenbahnnetzes wesent- li zu erhöhen. Auch die Verstärkung des Betriebsmittelparkes folle in beshleunigtem Tempo erfolgen. An die Mitteilungen des Ministers {loß sich eine freie Aussprache über die WBerkehrslage und über die geplanten und möglihen Abhiifemaßnahmen. Von verschiedenen Seiten wurde auf die Frage des Schleppmonopols eingegangen, worauf der Minister die Erklärung abgab, daß diese Frage zurzeit in der Kommission des Abgeordnetenhauses behandelt werde und daß eine Aenderung der durch das Wasserstraßengescß gegebenen Stellung seitens der Regterung nit in Ausficht gestellt werden könne. Als Ergebnis der Besprechung, in der zablreihe Einzelfragen erörtert wurden, glaubte der Minister eine gewisse Beruhigung der Verkehrs- welt feststellen zu können. Er sprah \chließlich seinen Dank für die erhaltenen Anregungen aus. :

Nr. 54 des „Zentralblatts für das Deutshe Neich“ herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 22. November 1912 hat folgenden Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung; Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstandshardlungen; Exequaturerteilungen. Marine und Schiffahrt : Er\cheinen des dritten Nachtrags zur „Amt- lichen Liste der deutschen Seeschiffe mit Unterscheidungsfignalen für 1912". Finanzwesen: Nachweisung von Einnahmen der Reichs- Post- und Telegraphen- sowie der Reichseifenbahnverwaltung für die Zeit vom 1. April 1912 bis zum Schlusse des Monats Oktober 1912. Post- und Telegraphenwesen: Aenderung der Postordnung vom 20. März 1900.

Nr. 95 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, beraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 23. November 1912, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrihten. Niht- amtliches: Die neuen Gerichtsgebäude in Cöln, Hannover und Halber- stadt. Die Rostgefahr bei Eisen- und Eisenbetonhohbauten. Die erste mit Zwischenstüßen versehene Personenbergseil\chwebebahn deutsher Bauart. Vermischtes: Neubau des Königlichen Opern- hauses in Berlin. Wettbewerbe um Pläne zu einem Nathaus in Auerbach i. Vogtl. und um Entwürfe für Möbel des Vereins für deutsches Kunstgewerbe in Berlin. Bücherschau.