1912 / 285 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1912 18:00:01 GMT) scan diff

inisterium des Königlichen Hauses.

Den Gutsadministratoren Wilhelm Eick in Mittweide, Kreis Lübben, Johannes Luther in Münchehofe, Kreis Beeskow-Storkow, und Friedrich Busse in Schildberg, Kreis Soldin, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann bei- gelegt worden.

Justizministerium.

Versetzt sind: der Landgerichtsrat Krieger in Allenstein nah Königsberg i. e und der Amtsrichter Dr. Hollender in Bergheim nah Euskirchen. E

B Amtsrichter “g Ziebarth in Stuhm ist die nach- gesuchte Dienstentlafsung mit Pension, _dem Amtsrichter Dr. Utsch bei dem Amtsgericht Berlin-Schöneberg die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt. c

Der Staatsanwalt Bogat\ch von der Staatsanwaltschaft des Landgerichts in N M an die Oberstaatsanwaltschast

i dem Kammergericht verjeßt. : E e R edieanmmalt Flatten ist in der Liste der Rechts- anwälte bei dem Amtsgericht in Aldenhoven gelöscht.

Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen : der frühere Landgerichtsrat Dr. Türcke bei dem Landgericht T in Berlin, der Rechtsanwalt Dr. Klukkert aus Tostedt bei dem Amtsgericht in Lauban, die Gerichtsassessoren: Dr. Salli Hirsch und Dr. von Ledersteger-Falfkenegg bei dem Kammergericht, Dr. Klostermann bei dem Landgericht T in Berlin, Georg Meusel bei dem Landgericht IIT in Berlin, Dr. Enders bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Gollmer bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Liegniß, Dr. Numberg bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bochum, Behnke bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Konitz, Dr. Heinecke bei dem Amtsgericht und dem Land- gericht in Magdeburg, Reinhard Hoffmann bei dem Amts- geriht in Friedland, Reg.-Bez. Breslau, und Solty bei dem Amtsgericht in Tapiau. i :

Der S bia und Notar, Justizrat Kamm in Königsberg i. Pr. und der Rechtsanwalt, Justizrat Dr. Albert Strupp in Meiningen find gestorben.

Finanzministerium.

Der Regierungsbaumeister Stausebach ist von München- Gladbah na Frankfurt a. M. verseßt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrihts- angelegenheiten.

Königliche Akademie der Künste in Berlin. Boa n nt maun @

Den für das Jahr 1912 auf dem Gebiete der Bild- hauerei ausgeschriebenen Dr. Hugo Raussendorff-Preis im Betrage von 4000 A zu einer einjährigen Studienreise haben wir nach stattgehabtem Wettbewerb auf Grund des ab- gegebenen Urteils der, berufenen Preisrichter dem Bildhauer Otto Placzek in Charlottenburg verliehen. Die für diesen Wettbewerb eingelieferten Werke sind am Mittwoch, den 4. De- zember d. J., von 10 bis 3 Uhr in der Großen Berliner Kunst- auéstellung am Lehrter Bahnhof zur unentgeltlichen Besichtigung ausgestellt.

Berlin, den? 18. November 1912.

Der Senat, Ï Sektion für die bildenden Künste. Ludwig Manzel.

Wettbewerb um das Stipendium der Karl Blechen-Stiftung Da A O Das Stipendium beträgt 1500 F und ist zu einer Studienreise ) Italien bestimmt. : i E R Zum Wettbewerb werden zugelassen unbemittelte, junge, befähigte Künstler ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses, aber deutscher Reichsangehörigkeit, welche als immatrikulierte Schüler einer der bei der Akademie der Künste bestehenden Unterrichtsanstalten dem Studium der Landschaftsmalerei ‘als Hauptfah obliegen oder diese Unterrichtsanstalten zur Zeit der Bewerbung nicht länger als ein Fahr verlaffen haben und nicht älter als 30 Jahre sind. j ls Konkurrenzwerke find e! durchgeführte Oelbilder und acht Studien nah der Natur vorgeschrieben. E j A Die Mbliesocunt, dieser Arbeiten nebst \{riftlihem Bewerbungs- gesuche an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Plat 4, muß bis zum 19. April 1913, Mittags 12 Uhr, erfolgt sein. d oiaria

Dem Bewerbungsgesuch sind beizufügen:

1) ein selbstverfaßter Lebenslauf, aus dem insbesondere der Gang der künstlerishen Ausbildung ersichtlich ist, -

9) ein amtlicher Nachweis über Lebensalter und Staatsange-

örigfeit, l h S) ein Besuchsattest der akademischen Lehranstalt,

4) ein Zeugnis vom Meister oder Lehrer, bei dem der Bewerber studiert bezw. zuleyt studiert hat, daß der Gesuchsteller aus eigenen Mitteln keine größeren Studienreisen unternehmen kann,

5) ein Verzeichnis der für die Konkurrenz bestimmten Werke, welches mit der eidesstattlichhen Versicherung zu versehen ist, daß die Arbeiten von dem Bewerber selbst gefertigt und ohne fremde Beihilfe ausgeführt sind. i 2 :

"Que, denen die vorstehend unter 1 bis 5 aufgeführten Schrift- stücke nit vollständig beiliegen, bleiben unberücsichtigt. Die Ein- sendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten zu erfolgen.

Die Zuerkennung des Stipendiums erfolgt im April 1913. _Das Stipendium steht sofort zur Verfügung. Der Stipendiat ist ver flichtet, innerhalb Jahresfrist nah Zuerkennung des Stipendiums die tudien- reise anzutreten und sich mindestens vier Monate in Italien aufzu- halten. Die Reise darf ohne zwingende Ursache nicht unterbrochen werden. Jede Unterbrehung is dem Senat der Akademie sofort mit der Bitte um nachträgliche Genehmigung anzuzeigen. Die Zahlung des Stipendiums erfolgt in zwei Gleichen Raten, die erste beim Antritt der Studienreise, die zweite etwa sechs Wochen später, nachdem der Stipendiat dem Senat einen Bericht über die Reise und den Fort- gang seines Studiums eingereiht hat. i : |

Bei etwaigem Aufenthalt in Rom kann dem Stipendiaten ein der Akademie im Interesse ihrer daselbst studierenden Stipendiaten zur Verfügung \t-hendes Atelier kostenlos überlassen werden, wenn ein solches frei ist und ältere Ansprüche nicht zu berücksichtigen sind.

Auf Bestimmung des Senats kann eine öffentliche Ausstellung der Bewerbungsarbeiten stattfinden.

Berlin, den 21. November 1912. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste,

Sektion für die bildenden Künste.

Hauptverwaltung der Staaisschulden.

Bekanntmachung.

Die Zinsscheine Reihe IT Nr. 1 bis 20 zu den Schuld-

vert ccibis c REE for) chen fonsolidierten 3prozentigen

Staats ani eils von 1903, 1904 und Reihe IV Nr, 1 bis 20

zu den Schuldverschreibungen der preußischen fonsolidierten

31/, vormals 4prozentigen Staatsanleihe von 1883 über die

Zinsen für die zehn Jahre vom 1. Januar 1913 bis 31. De-

zember 1922 nebst den Erneuerungsscheinen für die folgende

Reihe werden

vom 2. Dezember d. J. ab

18gereiht, und zwar j ; l

Y ird fie Konteolle E Staatspapiere in Berlin SW. 68, Oranienstraße 92/94, / |

durch die Fonialihe Seehandlung (Preußische Staatsbank) in Berlin W. 56, Markgrafenstraße 46a, ;

durch die a Zentralgenofsenschaftskasse in Berlin C. 2, am Zeughause 2, i

durch sämiliche reue Regietungshauptkassen, Kreiskassen, Oberzay assen, Zollkassen und hauptamtlih verwaltete Forstkassen, |

dura iamiliche Reichsbankhaupt- und Reichsbankstellen und sämtliche mit Kasseneinrihtung versehene Reichsbank- nebenstellen. J i Jag i

Formulare zu den Verzeichnissen, mit welchen die zur Ab-

Geburia der neum Zinsscheinreihe berechtigenden Erneuerungs-

scheine (Anweisungen, Talons) den Ausreichungsstellen ein-

zuliefern sind, werden von diesen unentgeltlich abgegeben.

Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur

Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Er-

neuerungs\cheine abhanden gekommen find.

Berlin, den 23. November 1912.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen.

Nicgfamlliczes. Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 30. November 1912.

Die vereinigten Ausschüsse. des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Aus\chuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Jm Monat Oktober 1912 haben 5460 Schiffe (gegen 5510 Schiffe im Oktober 1911) mit einem Nettoraumgehalt von 1 027 873 Registertons (1911: 878596 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Ge nolabuabs in Anrehnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 478 141 6 (1911: 421 151 M) entrichtet.

Württemberg.

Bei dem © gestrigen zweiten Wahlgang zu den Landtagswaht. n standen 24 Mandate zur Entscheidung. Wie "M T. B. meldet erhielten die Volkspartei 8, die Konservativen und der Bund der Landwirte 6, die National- liberalen 5, die Sozialdemokraten 3 und das Zentrum 2 Mandate. Jasgesamt sind bis jegt gewählt: 21 Mitglieder des Zentrum, 17 Konservative und Mitglieder des Bundes der Landwirte, 15 Mitglieder der Volkspartei, 13 Sozial- demokraten und 9 Nationalliberale.

Elsaß-Lothringen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag in Straßburg einge- troffen und auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim empfangen worden. Heute früh reiste Jhre Majestät die Kaiserin nach herzliher Ver- abschiedung von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim zum Besuch der Fürstlich Hohenloheschen Familie nach Langenburg ab und triff Nachmittags zu mehrtägigem Auf- enthalt in Baden-Baden ein.

Defterreich-Ungarn. i

Das österreichishe Herrenhaus hat in der gestrigen Sizung ohne Debatte die Vorlage, betreffend den Einfluß höherer Gewalt auf wechselrechtlihe Handlungen, angenommen und sodann die zweite Lesung der Dienstpragmatik be-

gonnen. 4 Z :

Nach dem Bericht des „W. T. B." beantragte der Fürst Schwarzenberg eine Ercänzung der Bestimmungen, die geeignet fei, den syndifalistishen Vest:ebungen kräftig entgegenzutreten. Dr. Sieghart hielt eine mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede Über den Charakter dcs Staatsdienstes. Das Recht des Staates, diescr höchsten Koalition, müsse alle anderen Koalitions- rechte brechen, doch müsse den Beamten voller Rechts\chuß und das Rechtsversahren zum Schuße ihrer Stellung gewährt werden. Bezüglich der budgetären Lage sagte der Redner: „Wir besien mehr als genügend finanzielle Hilfékräfte, um unsere Interessen wirk- sam, nachdrücklih und andauernd zu verteidigen. Hohe Kassenbcstände sind eine starke Waffe zur Verteidigung des Friedens. ¿Je fester die Grundlagen des Staatshaushalts sind, um so nachdrückliher wird unser Wort bei den Entscheidungen internattonaler Fragen in die Wauschale fallen. Sorgen wir durch wohlwollende Ordnung ihrer Angelegenheiten, daß die Beamtenschaft, der sorgsame Hüter der Staa sidee, eine starke Stüge von Thron und Reich bleibt. Ler Minister des Innern La von Heinold begründete die Zweckmäßigkeit der Zeitvorrückung, für die geseßliche Kautelen zu schaffen seien, damit der Ehrgeiz der Beamten nicht er- tôtet werde. Die Bestimmung über die Vereinstätigkeit der Beamten set notwendig, um der Auffassung gewisser Beamtenvereine, daß St eik oder passive Resistenz mit dem Treueverhältnis der Beamten zum Staate vereinbar seien, entgegenzutreten. Der Minifter stellte mit Freuden fest, daß ein aroßer Teil der Beamtenschaft an den alten Ü: berlieferungen der österreihishen Beamten/schast festhalte und troy ungünstiger Verhältnisse gewissenhaft scine Pflicht erfüile. Die Regierung sei fest entschlossen, den Beamten zu helfen, soweit es möglich sei, müsse aber an dem Punkt mit den Steuervorlagen fest- halten. Der Minister bat {ließlich um Annahme der Vorlage. Der Profcssoc Freiherr von Philippovitsh billigte gewisse Be- \hränkungen des Koalitionsrechts und eikiärte, daß bei den Beamten

_— Der JZustizaus\chuß und der Wehraus\chu ß, denen estern die im Abgeordnetenhause eingebrachten drei neuen N egieruilésv orlügtnu sowie die Vorlage über das Re- frutenkontingent ohne erste Lesung zugewiesen worden waren, beschlossen obiger Quelle zufolge, nachdem die Regierung sich bereit erklärt hatte, die Berichte über die Motive sowie das einshlägige Geseßmaterial in der nächiten Sißung zu unter: breiten, am. Dienstagnachmittag in die Beratung der Geseßes- vorlagen einzutreten. : : : i ; E Ey der Kabinettskanzlei des Kaisers ist beim Bürger- meister Neumayer ein Schreiben eingegangen, in dem mit: geteilt wird, daß der Monarch die vorgestern von dem Wiener Gemeinderat beschlossene Resolution mit lebhafter Befriedigung zur Kenntnis genommen habe und seinen L ank für diese von Snerschütterlich treuen und patriotishen Gesinnungen getragene Kundgebung ausspreche. i Die ungarische Regierung hat folgende drei Gesegz- entwürfe vorgelegt: 1) Einen A betreffend Ver- hängung des Ausnahmezustandes im falle einer Mobilisierung; 9) einen Entwurf, betreffend Requisition von Pen, Fuhr- werken und Automobilen; 3) einen Entwurf, betreffend Re- quisition von Gebäuden und Wohnungsräumlichkeiten im Falle

einer Mobilisierung.

Grof:britannien und Frland.

Nach Meldungen des „Reutershen Bureaus“ findet seit einiger Zeit zwishen den Mächten ein Meinungsaustausch zum Zwecke der Berufung einer Bots chafterkonferenz statt, durch die eine wirkungsvolle Methode für den Meinungsaus-

tausch der beteiligten Mächte geschaffen werden soll. i | e Der erste Lord der Admiralität Churchill hielt gestern abend in London eine Rede, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärte, daß die s Lage fkeines- weas sforgenfrei sei und weiter ausführte :

s ras indessen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland keine Differenzen, die Geduld und guter Wille niht au®gleichen fönnten./ Ein Krieg zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland würde zu \chrecklich sein, als daß man daran denken könnte. Gn \solher Schrecken Ftönnte durch feine Ergebnisse, die fih erzielen (eßen, aufgewegen werden. Die christlihen Völker blickten über die Verwicklungen dir Diplomatie hiuweg zu den erhabenen Kaisern auf und fragten, ob das Königtum in dieser demokratischen Zeit nicht neuen Glanz gewinnen und fundtun könnte, daß die Monarchie d2s Bollwerk des europäischen Friedens sei. Ein großer Zwischenraum trenne die Differenzen Oesterrei-Ungarns und Rußlands von den Angelegenheiten der weit lien Mächte. England, Deutschland, Italien und Frankr ich seien im Frieden und wün!chten den Frieden. Es bestehe fein Grund zun Streit zwischen ihnen. Ste hätten in dieser Zeit der Unruhe nur einander zu vertrauen und keine Macht unter dem Himmel werde sie von dem A des gesunden Verstandes und ter Ehre abbringen fönnen. Englands Politik verfolge unter der Leitung der Minist.r Grey und Aequith nur zwei Ziele, nämlich erstens, den Schauplag des gegenwärtigen Krieges zu begrenzen, und zweitens, den Frieden, soweit sie rechtmäßig dazu in der Lage sei, zu fördern.

Frankreich.

Der Ministerpräsident Poincaré hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ dem Obmann des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten Barthou mitgeteilt, daß er am nächsten Donnerstag vor dem Ausschuß eine Erklärung über die äußere Lage abgeben werde, doch dürfte an ihn keine besondere Frage gerichtet werden. Poincaré hatte es hon vorher abgelehnt, eine etwaige Interpellation über die äußere Politik zu beantworten. / Die Deputiertenkammer beriet gestern das Geseß über die Reorganisation der Cadres für die Jn- fanterie. ; | Nach dem Bericht des „W. T. B." begründete der Vorsißente der Armeekommission Joseph Reinach hierbei unter großem Beifa die Notwendigkeit, starke Cadres für die Reserven zu schaffen und be- kämpfte den Begtnvor Mag Jaurès?, der. eine defensive Haltung und eine Konzentration an dec Loire und in der Auvergne, um den Gegner zu erwarten, empfiehlt. NReinach wies eingehend auf die Abnahme der Geburtenzahl Frankreihs und die Folgen hin, die diese Tatsade für die Armee nah sich ziebe. Die Zahl der männlichen Geburter, die vor 40 Jahren 494000 gewesen sei, betrage ¡e 400 000 und nehme täglich ab. Die Zahl der Gestellung? pflichtigen sei im Jahre 1823 343 000 gewesen und belaufe sich gegenwärtig aus 301 000. Die Zabl der eingestellten Rekruten, die 1904 238000 betrug, sei auf 215009 zurückgegangen und nehme noch ab. Man fönne voraussehen, daß die Zahl der eingestellten Nikruten im Jabre 1927 auf 196 000 zurückgehen werde, mii anderen Worten: Franfi1e Ÿ habe 1908 48 Batatllone, 1912 94 Bataillone verloren und werde in Fahre 1921 110 Bataillone und im Jahre 1928 154 Bataillone ver lieren. Angesichts dieser Lage gäbe cs nur eine Abhilfe: die Ein- rahmung (encadrement) ter Resfervetruppen, font würde man die Truppen, wie groß auch ihre Tapferkeit und ihr Kampfesmut wäre, niht zum Siege, sondern zur Schlachtbank führen. Der frühere Kriegsminister Messimy griff im weiteren Verlauf der Sißung gelegentlich der Interpellation über die Lehrer den „Sou du Soldat“ und die verb recherische

und erklärte der Kammer: 5

Die Regierung habe im Juli und August des leßten Jahres ti Möglichkeit einer Mobilisierung obne Schwäche ins Auge fassen un! damals verstärkte Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung \n Snnern niht gegen Spione, fondern gegen Sabot-ure des Arbeiter verbandes erareifen müssen, da diese Verbereitungen trafen, die Mobili- fierung zu lähmen. Antimilitaristishe Herde habe es bereits 1911 g geben. Damals seien in etwa fünfzehn Regimentern die gefährlichsten Soldaten in Strafkompagnien gesteckt worden. Gegenwärtig sei der Geist im Heere gut, aber man suche 80 000 Soldaten, die sich nidt gestellt hätten. ;

Im Budgetaus\{chuß der Kammer rief der Berit erstatter für das Marinebudget, Professor Painlevé, obige Quelle zufolge, durch die Erklärung, daß eine Anzahl fra öjischer Kriegsschiffe keine vollständigen und vorschriftsmäßig? Borrâte an Pulver, namentlich an dem neuen Pulver, avs einen tiefen Eindruck hervor. Der Ausschuß beschloß nah Q hafter Erörterung, die Minister der Marine und des Ke sowie den Ministerpräsidenten vorzuladen und ihnen eine Hen von Fragen vorzulegen, mit deren Abfassung der Berichterstailt Painlevé betraut wurde.

Rußland. d

Der Ministerrat hat gemäß dem Gutachten des n hen Senats und in Uebereinstimmung mit der Meinung d Generalgouverneurs von Finnland nah einer Meldung ; W. T. B.“ beschlossen, eine Petition des finnischen Landtag?" rennung zweier Kirchspiele Einspruch erhe

die gegen die Ab abzulehnen. i i J Der Marineminister hat in der Reichsduma eine heime Geseßvorlage eingebracht, die sih auf Hafenbau d und auf die Vorbereitung künftiger Flottenaktionen im

von etaem allaemeine Rechte der Koalition oder gar der Arbeiténieder-

Ludwig Manzel.

legung keine Rede sein könne.

sammenhang mit dem Programm des verstärkten Flotten baues für die Jahre 1912 bis 1916 bezieht.

n

Propaganda des allgemeinen Arbeiterverbandes an

Dänemark.

Auf die Entschließung des Landwirtschaftsministeriums und unter der Mitwirkung der vom Ministerium eingeseßten Export- kontrolle wird, wie „W. T. B.“ meldet, auf Wunsch des Ministeriums von der Königlichen dänischen Landhaushaltungs- gesellschaft und dem Dänischen Exportverein versuchsweise eine Kontrolle der Qualität des von Dänemark nah dem Aus- lande ausgeführten frishen Fleisches eingerichtet. Die Kontrolle, die eine freiwillige ist, wird vom Dänischen Export- verein geleitet und von den vom Staate autorisierten Export- tierärzten ausgeführt.

Türkei.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ wird von zuständiger bulgarischer Seite versichert, daß die Türken gestern nach- mittag einen Gegenvorschlag mit ihren Bedingungen für einen Waffenstillstand bezw. einen Präliminarfrieden gemacht hätten. Der Minister des Aeußern Noradunghian erklärte nah dem gestrigen Ministerrate, daß die Verhandlungen einen guten Fortgang nähmen und heute weitergeführt werden würden. Man hoffe, daß der Waffenstillstand in zwei Tagen abgeschlossen werden würde.

Wie der „Jfdam“ erfährt, haben die türkischen Botschafter in London, Paris und St. Petersburg der Pforte die Rat- schläge des englischen, französishen und russishen Ministers des Aeußern übermittelt. Diese Raischläge besagen, das Juteresse der Pforte erfordere einen \hne llen Abschluß des Friedens. Wenn der Krieg fortgeseßt würde und unter den Mächten Konflikte entständen, würden diese nicht zum Vorteil der Türkei auslaufen. Die Mächte der Tripleentente hätten auch den Balkanlärdern geraten, Frieden zu \chließen, ohne auf über- triebenen Forderungen zu bestehen, da die Türkei den Frieden nur unter Wahrung ihres militärishen Ansehens und der nationalen Jnteressen wünsche.

Gestern haben sich, wie „W. T. B.“ meldet, zwei türkische Redifdivisionen nah erbittertem Kampfe den bulgarishen Truppen bei dem Dorfe Merhumli zwischen Dedeagatsh und Dimotika ergeben. Die beiden Divisionen wurden von Yaver Pascha kommandiert und bestanden aus zwei Paschas, 252 Offizieren und 8879 Soldaten. Außer den Gefangenen fielen den Bulgaren acht Gebirgsgeshüßze, zwei Maschinengewehre, über tausend Pferde und eine Menge Kriegs- material in die Hände.

Die serbishe Armee ist vorgestern nach heftigem Kampfe gegen einige türfishe Abteilungen, die nah der Schlacht bei Monastir zersprengt worden waren, in Dibra eingerückt. Jn Monastir wurden 66 Kanonen, große Mengen Munition für Gewehre und Kanonen und Magazine mit Lebens- mitteln und Kleidung erbeutet. Vorgestern haben sich in Resna und Ochrida 2 Bataillone mit ihren Offizieren ergeben.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hat die Versamm- lung der albanesischen Delegierten in Valona nah Verkündigung der Unabhängigkeit Albaniens eine vorläufige Regierung gebildet und zum Präsidenten den Muselmanen Jsmail Kemal Bey, zum Vizepräsidenten den Vertreter des ftatholi- schen Klerus Nikolaus Cacciero aus Durazzo und zum Sekretär den Katholiken Louis Guracusci gewählt.

Der Präsident Js mail Kemal Bey richtete an den italienischen Minister des Aeußern Marchese di San Giuliano laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Depesche:

Die Nationalversammlung, die ch aus Delegierten aus allen Teilen Aibaniens ohne Unterschied der Religion zusammenseßt, - hat gestern in der Stadt Valona die politische Unabhän», igkeit Albaniens und eine vorläufige Negierung eingeseßt, die die Existenzrehte des albanesischen Volkes, tas durch die serbischen Armeen mit Ausrottung bedroht wird, verteidigen und den nationalen Boden, ter von den ver- bündeten Armeen übers{chremmt ist, Lefreien soll. Indem ich das Vor- fiebende zur Kenntnis Euer Exzellenz bringe, bitte ih die Regterung Seiner Königlichen Majestät, diesen Wechsel im politischen Leben der albanesis@en Nation gütigst anerkennen zu wollen. Die Albanesen, die in die Familie der Völker Osteuropas eingetreten find, {in der sie ih \{bmeicheln, die ältesten zu sein, verfolgen nur ein einziges Ziel, nâmlich mit allen Balkanstaaten in Frieden zu leben und ein Element des Gleichgewichts unter ibren zu werden. Sie sind überzeugt, daß die Regierung Seiner Königlichen Majestät sowte die ganze zivilisierte Welt ihnen einen woblwollenden Empfang bereiten und sie gegen jede Antastung ihier nationalen Existenz und jede Verstümmelung ihres Territoriums {hüten wird.

Eine gleichlautende Depesche richtete Jsmail Kemal Bey an den österreichish-ungarishen Minister des Aeußern Grafen Berchtold.

Infolge der Nachricht von der durch die Serben erfolgten Beseßung Durazzos und Elassonas gab Jsmail Kemal Bey telegraphisch den Befehl, keinen Widerstand zu leisten, da Albanien sih von nun an als neutrales Gebiet be- trachte, dessen Verteidigung die Mächte übernehmen würden, und dessen Grundlage die Anwendung des Nationalitätsprinzips auf die Balkanfrage bilde.

Die amtlichen türkischen Listen verzeichneten gestern 51 Cholerafälle in Konstantinopel, von denen fast die Hälfte tôdlih verlief. Die Epidemie wütet noch immer unter den türkishen Truppen der Tschataldschalinie und in dem Cholera- lager von San Stefano, wo die Lage trostlos sein soll. Die Regierung hat beschlossen, außer in San Stefano auch in H demköj Cholerabaracken zu errihten. Der Oberste inter- nationale Gesundheitsrat hat die Flüssigmachung eines neuen Kredits beschlossen.

Numänien.

Der österreichisch - ungarishe Armeeinspekteur Freiherr Conrad von Hößendorf ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Bukarest zur Ueberreichung eines Handschreibens des Kaisers Franz Joseph an den König Karl eingetroffen und auf dem Bahnhofe vom General Crainiceano, dem öster- reichish-ungarishen Gesandten Prinzen zu Fürstenberg, dem österreichish-ungarischen Militärattahé von Hranilovic-Czvetassin und dem ihm zum Ehrendienste zugeteilten Hauptmann Ressel empfangen worden.

Amerika.

Nach einem vom „W. T. B.“ verbreiteten Telegramm ist der Erzbischof Nouel zum Präsidenten der Domini- kanischen Republik gewählt worden.

Asien.

Nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Ardebil haben alle Schahsewennenhäuptlinge gestern in Gegen- wart des russishen Vizekonsuls der persishen Regierung den

reueid auf den Koran geschworen. i

Die unabhängigen Fürsten und Edlen Jndiens

beraten, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, über den Plan,

Klasse, die nötigen Summen zu sammeln. Man nimmt an, daß die Kriegsschiffe im Roten Meer, im Mittelmeer und im Indischen Ozean stationiert werden sollen.

Vie die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet, hat sih in Hankau eine „Gesellschaft zur Rettung der Mongolei“ gebildet. Dieje {hlägt vor, die Bevölkerung solle, falls das russish-mongolishe Abkommen in Kraft bleibe, die rusfishen Waren boyfottieren, russishes Geld nicht annehmen und die bei der chinesish-russishen Bank eingezahlten Depofiten zurückverlangen. Die Handelskammer agitiert in a ns Richtung und die Obrigkeit verhält sich vollständig untätig.

Parlamentarische Nachrichten,

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichs - tags befindet fih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (74.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück, der Staats- sekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Neichsjustizamts Dr. Lisco und der bayerische Ministerpräsi- dent Dr. Freiherr von Hertling beiwohnten, fand zunächst die namentliche Abstimmung statt über den Antrag der Sozialdemokraten zu der Jnterpellation Albrecht, betreffend die Teuerungsverhältnisse. Der Antrag lautet:

„Der Reichstag wolle bef{hließen: die Behandlung der den Gegenstand der Interpellation bildenden Angelegenheit durch den Reichskanzler entspricht niht der Anschauung des Reichstags.“

Der Antrag wurde mit 174 gegen 140 Stimmen ahb- gelehnt; 9 Mitglieder enthielten fih der Abstimmung.

Bi ersten Beratung stand sodann der Geseßzentwurf über den Zusammenstoß von Schiffen sowie über die Ber- gung und Hilfeleistung in Seenot. Durch die Vorlage werden das Handelsgesezbuch und die Strandungsordnung für das Deutsche Reich mit den Vorschriften des internationalen Abkommens über die gleihen Materien vom 23. September 1910 in Uebereinstimmung gebraht. Das Geseg soll gleich- zeitig mit diesem Uebereinkommen in Kraft treten.

Als erster Rednex ergriff der Staatssekretär des Reichs- justizamts Dr. Lisco das Wort, dessen Ausführungen über- morgen im Wortlaut werden mitgeteilt werden.

“Hi (Schluß des Blattes.)

Seous r &

h Bei der Reichstags ersaßwahl im Wahlkreis Greifenberg-Kammin am 25. November erhielten nach den vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlihen Ergebnissen von 13567 abgegebenen gültigen Stimmen der Rittergutsbesißer von Flemming- Kammin (deutsh- konservativ) 9726, der Hauptmann a. D. von Puttkamer - Eberswalde (national- liberal) 3079 und der Geschäftsführer Meyer-Stettin (Sozial- demoïrat) 750 Stimmen. Zersplittert waren 12 Stimmen. Die Gesamtzahl der Wahlberechtigten betrug 18 588.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung,

Am 27. d. M. tagten in Berlin dié Vertreter des Arkeit- geberverbandes der Herren- und Knabenkleider- fabrikanten Deutschlands und der Deutshen Tuch, konvention, um wegen der Wünsche des Arkteitceberverbandes betreffs Abänderungen der derzeitigen Konventionsbestimmungen und wegen eines zwishen beiden Verbänden abzuschließenden Kartellvertrags, Verhandlungen zu pflegen. Obwohl man, wie „W. T. B.“ berihtet, von beiden Seiten bestrebt war, ein beiden Teilen gerccht werdendes Ergebnis zu erzielen, mußten die Verhandlungen vertagt werden, da seitens der Vertreter der Deutshen Tuchkonvention

bindende Erklärungen über eine verpflihtende Einführung der Musterbezahlung, die für s{chwarze Ware 1% und für jede andere Ware 2 09/9 betragen foll, nicht abgegeben werden

konnten. Ein Teilausstand ist nach dem „Berl. Lokal-Anz.“ im Berliner Bildhauergewerbe ausgebrohen, und zwar ein Ausstand der Holzbildhauer, soweit dieje im „Zentralverein der Bildhauer Deutschlands* organifiert sind. Bei mehr als zehn Firmen, darunter recht namhaften, ruht die Arbeit. Die Arbeitsniederlegung erfolgte infolge Lohnstreitigkeiten.

Ende August d. J. war in Velbert über die Bau- und Möbelbeschlagfabrik Wilhelm Weidtmann die Sperre ver- hängt worden, weil fie eine Aenderung der Arbeitsordnung geplant und angekündigt hatte. Eine Entscheidung der Firma über die von den Arbeitern eingereihten Abänderungs- vorshläge hatten die Arbeiter nicht abgewartet. Infolge dieses Vorgehens der Arbeiter hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, der Fabzrikantenverein nunmehr beschloffen, der Firma Schuß zu gewähren. Er wird beute 10% aller in dem dortigen Bezirk beschäftigten Arbeiter kündigen. Etwa 8000 Arbeiter werden davon betroffen. Falls bis zum 14. Dezember die Sperre nicht aufgehoben ist, follen weitere 15 9% au8gesperrt und, falls auch das noch nicht biltt, sollen noch \chärfere Maßnahmen getroffen werden.

Jagd.

Dienstag, den 3. Dezember, findet Königliche Parforce- jagd statt. Stelldihein: Mittags 12 Uhr 45 Minuten am Dyroter Schafstall. f

Kunft und Wissenschaft.

Die diesjährige November-Dezember - Aut stellung bei Keller u. Neiner ist umsomehr geeignet, das Interesse der Berliner Kunst- kreise zu erregen, als es sich um eine Sonderdarbietung von Werken des Professors Albin Egger-Lienz handelt, der cine Ausstellung seiner Bilder in Dreéden im verlaufenen Sommer zum Anlaß nahm, an dem Kunstschaffen einer Reibe bervcrrager der zeitgenössischer Maler eine sebr abfällige Kritik zu üben. Man hat jeßt für die Beurteilung von Alktin Eggers eigener Kunst, die sich in Dreéden durchaus nicht siegbaft etwa Hodlers Malereien gegenüber be- hauptete, reichlihe Unterlagen zur Verfügung, denn er tritt bei Keller u. Reiner mit alten und mit neuen, sogar leßten Werken bervor. „Am Tischeaädes Herrn“ und „Erde" sind Leistungen dieses Jahres; das Uebrige, im ganzen neunzehn Bilder, geht vom Jahre 1905 bis auf die jüngste Zeit. Doch der Erfolg ist der er- wartete: aus diesen Bildern spriht niht das Monumwentale, über die Aeußerungen einer seelishen Ergriffenheit gespannt, fondern das Monotone, aus der Anstrengung einer über|pannten Willens- betätigung geboren. Der Wille ist fiber eine Eigenschaft dieses Malers, der auf Rbythmus des Aufbaues bei größtmöglihem Umfang und auf Symbolik oder Allgemeinwert der Darstellung sein Schwergewicht verlegt. Und diesem starken Willen, der als ver- haltene Qualität den Bildern innewohnt, wird au der Beschauer sich nit entziehen können, der weniger geneigt wäre, die Kunst bloß im Bereich ihrer äußersten Kraftproben zu fuchen. Allein, der bloße Wille tut es niht. Und gerade, daß Egger-Lienz, die Größenwirkung

für ein Geschenk an die Kaiserliche Negterung, nämlih für drei Dreadnoughts und neun Panzerkre

uzer erster

zu forcieren trahtend, im Tleinen Raum fih niht ergeben fann und

eine Wand benötigt, um zwei Menschen, besser: einen einzigen in ge- paarter Faffung, darzustellen, könnte als Beweisgrund für eine Pseudomonumentalität bei ihm selbst angeführt werden, gegen die derx Kürstler fich zu verwahren glaubt. So fallen denn auch seine Skizzen oder Studien wesentlih gegen die auëgeführten Riesenbilder ab, deren Wirkung, wie man erst nachträglich erfährt, in der Haupt- sache dur das rein Körperlihe ihres Umfangs, die Aufdringlick&keit ihrer Gliederungen und Belastung an gleichlautenten Motivabschnitten erzielt ist. Bei aller Trefflichkeit der Arbeit urd angestrengten Be- deutsamkeit des Inhalts, kann der Beschauer sich der Eintönigkeit

folhen Resultates niht errehren, die womöglich turch das fast mangelnde Farbentemperament des Malers noch erhöht wird. B. G.

A. F. In ter Novemberversammlung der „Brandenburgia*" bielt der Schriftsteller Eberhard König einen Vortrag „über die komishen Dichtungen Friedrihs des Großen“ mit Proben aus der deutschen Nachdichtung des Vortragenden. Eine voll- ständige deutsche Ueberseßzung der auss{hließlid in französisder Sprache geschri:benen Werke des großen Königs ist be- fannilich bis beute noch nicht vorhanden Diese Dankes\{hvld des deutshen Volkes an den genialen Verfasser soll jeßt ganz abgetragen werden. Es wird demnächst im Verlage von NReimar Hobbing in Berlin in 10 Bänden eine tatsächlich vollständige UVeberseßung in würdigster Form erscheinen, die u. a auch auêgezeichnet sein wird durch eine lückenlose Veröffentlichung der Adolf Menzelschea Zeichnungen aus friderizianisher Zeit, deren begeisterter Schilderer der große Künstler war. Zu den bisher nicht überseßt gewesenen und daber wenig bekannten Schriften Friedrihs gehören an erster Stelle dessen zahlreiche satirisWe Schriften in Prosa und in Versen. Man kann es verst:hen, daß von einflußreihen Kreisen dem genaueren Bekannt- werden gerade dieses Teils der Werke Friedrichs von jeher eifrig wider- strebt worden ist; denn der Freund und Bewunderer Voltaires nahm im Kampf für Aufklärung natürlich niemals ein Blatt vor den Mund. Aber schon die flühtizge Bekanntschaft mit einer der bervor- ragenden Schriften dieser Gattung, welhe Herr Eberhard König für jene Gesamtausgabe überseßt oder, wie er sagt, nahgedihtet bat, ver- \haffte den Hörern die Ueberzeugung, daß bier dem deutschen Volke

nachträglißh ein wertvolles Geschenk zuteil wid. Sebr zu- treffend bemerkte der Redner einleitend, daß Friedri seinen Gegnern nicht nur als Feldherr, sondern auch an

Geist, Wissen und Witz so außerordentlih überlegen war, daß er es als ein Bedürfnis empfand, fih auch dieser Waffen zu bedienen, und daß in den unfäglih s{chwierigen Lagen, in denen er si zeitweise befand, die literarische Beschäftigung von ihm als eine große Erleichterung von angesammeltem Groll und Unmut empfunden wurde. Wenn demnächst diese Schristen mit den begleitenden Zeitumständen bekannter sein werden, als sie es heute find, wird das deutshe Volk noch mit ungleich größerer Verehrung zu dem Manne aufschauen, der nie verzagte, der in den Pausen zwischen den entscheidenden Schlachten die Muße und Sammlung gewann, sich die Sorge vom Herzen zu \{chreiben, und der dabei doch echt deutschen Idealiëmus entfaltet, der ihn turmhoch über die Spôtter stellt, deren lustige Behandlungsweise der menschlichen Dinge er sih gleihwobl zu eigen macht. Der Vortragende las zuerst ein schwungvolles Gedicht Friedrihs vor, das der Eigenart seiner wadckeren Preußen voll gerccht wird, und gab alsdann längere Aus- züge aus einer umfangreihen Satire, bezeihnet „Das Palladium“, die während des Zweiten Schlesischen Krieges, zwischen der Schlacht bei Hohenfriedberg 4. Juni 1745 und der Schlacht bei Socr 30. September im Feldlager geschrieben sein muß: denn sie behandelt mit verdientem Spott ein Ereignis aus diefer Zeit. Be- fanntlih war damals Frankreich im Bunde mit Preußen, und der französische Gesandte Marquis Valori im preußishen Feldlager an- wesend. Diesen aufzuheben und gefangen zu nehmen, hatte der öôster- reichische Heerführer Prinz Carl von Lothringen (Karlhen Charlot nenrt ihn der Verfasser nur) Befehl gegeben. Es wurde von den Panduren aber nur der Sekretär des Gesandten, der sich für seinen Herrn ausgab, gefangen genommen. Das Ereignis scheint an sich ziemlih unbedeutend, der Königliche Dichter, der es in Versen besingt, benußt es aber, um die Bewobnez bon Himmel und Hölle fih über die Vinge dieser Erdenwelt unterhalten zu lassen, wobei es nicht ohne scharfe Hiebe nah allen Seiten abgeht und wofür es bezeihnend ist, daß zum Schluß Gott Vater sehr entschieden für den Philo- sophen John Locke gegen die Mönche eintritt. Wunderlicherweise find von allen Heiligen, die den Himmel bevölkern, nur die heilige Genoveva und die beilige Hedwig auf Seite Preußens, andererseits treten Luther und Calvin mit einmütiger Entschiedenheit für die preußishe Sache ein. Die Uebertragung der Dichtung durch Eberhard König wurde \prachlich als eine treffliche Leistung empfunden und all- seitig gerühmt.

Einen zweiten Vortrag bielt Fräulein Elisabeth Lemke über „Kulturgeshichtliches von der Zitrone“. Erinnernd an ein ähnlihes Thema, das sie vor Jahr und Tag in der „Branden- burgia“ behandelt, nämlich über den Kaffee, stieg die Rednerin gleich mitten in die Sache. Sie hatte, entgegen anderweiter Smpfehlung einer Tulturgeshihtliden Behandlung des Tabaks, die Zitrone gewählt, denn diese ist noch niemals von einem Arzt in den Bann ge!an worden, sie hat nur gute Seiten, was vom Tabak mit nihten gesagt werden kann. Also die Zitrone gehört gleich der Apfelsine und Pomeranze einer nur Segen spendenden Pflanzengattung an. Doch ist in dem großen Verwandtenkreis der Zitrone, wie wir fie beute kennen und teben, die ihr zukommende richtige Stelle niht ganz leiht nah- zuweisen. Der medishe Apfel, wie die Alten die Zitrone nannten, war nah Victor Helm eine dickschalige, oft kopfgroße, zuweilen stachlige Frucht mit verbältnismäßig geringem Fleis und Saft. Sie hetßt in Italien noch heute cedro und stammt tatsächlich aus Medien. In der beute persischen Previnz Gilân findet sich der Baum in Menge. Die Frucht wurde nah dem Zeugnis des Dicscorides mit Wein und Honig eingekocht. Die fehr viel wertvollere Limone, die wir fäls{chlich Zitrone nennen, ist biel später in Gurova eingeführt worden. Das Wort Limone stammt aus dem Indischen. Damit sind Herkunft, Weg und Zeit genugsam angedeutet. Zur Zeit Karls des Großen ift die Limone schon an den Ufern des Comer Sees nachgewiesen. Zwei Jahr- hunderte später benußte der Fürst von Salerno die Limone, um

sie einer Gesandtschaft nach der Normandie mitzugeben und durch sie zur Ansiedlung in Italien anzureizen, wo so fkêstlidhe Frucht reife. Die Limonenbäume müssen zu

dieser Zeit und noch später (um 1200) in Jtalien aber ncch ziemli selten gewesen sein. Ein Kardinal beschreibt sie zu dieser Zeit als ein Naturwunder des Heiligen Lantes, dem auch die Pampelmuse entstamme. Durch die Kreuzzüge fand dann aber die allgemtine Verbreitung fiatt ; denn die Kreuzfabrer hatten die belebende. Wirkung des mit Zitronensaft verseßten Wafsens kennen gelernt. Irrig ersheint die Meinung, der ?iame Limone komme von einem diesen Namen tragenden Ort am Gardasee. Der Sachverhalt ift umgekehrt. Der Ort verdankt seinen Namen der bier reihlich kulti- vierten Limcne. Gegenwärtig ist der Zitronen- oder Limonenbaum in ganz Südeuropa stark verbreitet. Die Fruht wird jährli dreimal geerntet, aber der Ausfuhr zuliebe häufig vor der Neife ab- genommen. Den Hauptanteil an dieser Erzeugung hat Sizilien, wo tausende von Zentnern zitronenfauren Kalkes bergestellt und zur späteren Gewinnung von Zitronensäure überallhin verfrachtet werden. Der ungefähre Wert von 100 kg diefes Kalkes ist 280 #. Ueber den de ata großen wirtschaftlichen Wert der Zitrone glaubte die Vortragende sich nit weiter verbreiten zu follen. Mit um so größerer Liebe verweilte fie bei der sinnbiltliden Bedeuturg, welche die Zitrone fast überall inder Welt wie es s{eint, von Indien ausgehend erlangt .hat, allerdings auch ersihtlich gegenwärtig mebr und mehr verliert. Die Redrerin hat mit großem Fleiß, aus Deutschland vornehmlich, eine bedeutende Anzahl von Beispielen zu- fammergetragen, welhe Rolle die Zitrone bei Todesfällen, Begräbniffen, hin und wieder av bei Hochzeiten spielt oder bis in die jüngste Zeit gespielt hat. Die Erklärung dieser Symbolik suchte die Vortragende mit

I. B. Friedreih in folgendem: Das Aromatishe, Erquikende und