reichenden Ausseßungsstation (L 7) bringen. Dort werden mtlihe auf E ahrzeuge befindlihen Personen unter obahtung der durch die verschiedene Lage der Verhältnisse bedingten Vorsichtsmaßregeln an Land gebracht und der Orts- polizeibehörde, welche zu diesem Zweck vorher thunlichst zeitig zu benachrichtigen ist, behufs weiterer Veranlassung üÜber- wiesen. ‘Die Cholerakranken und -Verdächtigen werden sofort, und zwar bereits auf dem Fahrzeuge selbst, von den übrigen Personen abgesondert, auch getrennt von diesen ans Land Übergeführt. Sämmtliche Kleidungs- und Wäschestücke sind, in karboldurhtränkte Säcke verpackt, ebenfalls der Ortspolizei- behörde behufs Desinfection zu überliefern. Alles vorhandene Bettstroh ist auf dem Fahrzeuge selbst zu verbrennen.
Der dienstthuende Sanitäts: Offizier wird bei Ausführung vorstehender Maßregeln, auch soweit sie ihm nicht selbst ob- liegen, der Ortsbehörde mit seinem Rath und seinem Personal nah Kräften Hilfe zu leisten bereit sein. Der Orts- polizeibehörde ist kurze schriftliche Mittheilung über den Er- krankungsfall und die bezüglih der Entstehung desselben statt- gehabten Ermittelungen behufs Anzeige an die zuständigen Behörden zu erstatten. Sodann ist zu einer gründlichen Des- infection des ganzen Schiffes bezw. der Floßhütten unter Leitung und Verantwortlichkeit des dienstthuenden Sanitäts- Offiziers zu schreiten. Die Desinfection erstreckt sich auch auf die Wohn-, Schlaf- und Küchen-, sowie auf alle übrigen betretbaren Näume des Fahrzeugs. Zugleich ist das Fahr- geug auf Abgänge zu durchsuhen. Jm Auffindungsfalle sind eßtere, in geeigneter Weise desinficirt, zu beseitigen, wobei sorgfältigst zu vermeiden ist, daß dieselben in das Wasser gelangen.
Ín jedem Erkrankungs- oder Verdachtsfalle sind die genauesten Ermittelungen über den Ort und die Art der Ent- stehung der Krankheit, unter Zuhilfenahme der Ortspolizei- behörden anzustellen.
S 7. Diejenigen Orte, an welchen die Ausseßzung colera- kranker Personen, falls niht von denselben auf Aussezung an einem anderen Orte bestanden wird, der Regel nach statt- zufinden hat (Aussezungsstationen), sind die folgenden: Emmerich, Rees, Wesel, Ruhrort, Duisburg, Uerdingen, Kaiserswerth, Düsseldorf, Mülheim, Köln, Bonn, Remagen, Linz, Andernach, Koblenz, St. Goar, Rüdesheim, Bingen, Bieberich, Mainz, Cassel und Worms.
Die Controlstations-Vorstände haben \ih mit den Orts- behörden an den Aussezungsstationen ihrer Dienstbezirke in engster Verbindung und, zumal im Falle gere Verbreitung der Cholera, darüber unterrichtet ¿t halten, ob die an den Aussezungsstationen vorhandenen Einrichtungen zur Beförde- rung, Unterbringung und Behandlung bezw. Beobachtung von Cholerakranken und Choleraverdähhtigen sowie von Schiffs- mannschaften und Fahrgästen in Quarantäne gelegter Fahr- vis e genügen, auch ob gutes und für die Schiffsbevölkerung eiht erreihbares Trinkwasser in genügender Menge vorhanden ist. Wo eine Vervollständigung oder Erweiterung der vor- erwähnten Einrichtungen ¿iforberlid wird, hat der Control- stations-:Vorstand dahin zu wirken, daß solches schleunigst und in zweckmäßiger Weise geschehe.
Wird den Anforderungen, welche der Controlstations- Vorstand in dieser Beziehung stellen zu müssen glaubt, nicht gens t, so hat er an den unterzeichneten Reichscommissar zu
erihten. Das bie a6 hat von ihm zu geschehen, falls er der Ansicht ist, daß die niht mehr genügt.
S 8. Der dienstthuende Sanitäts-Offizier trägt Uniform.
S 9. Zugleih mit der gegenwärtigen Bekanntmachung ergeht an die Controlstations-Vorstände eine Anweisung be- züglich der von ihnen zu erstattenden Meldungen und Berichte, der Entnahme und Uebersendung von Untersuchungsobjecten, der erforderlichen bakteriologishen Untersuchungen, der von ihnen zu machenden wissenschaftlichen Beobachtungen und anderer Angelegenheiten des inneren Dienstes.
S 10. Um den Erlaß der zur Durhführung vorstehender Anordnungen erforderlichen Polizeiverordnungen sind die zu- ständigen Control- bezw. Landespolizeibehörden ersucht.
Koblenz, den 30. August 1893. Der Reichscommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiete des Rheins. Gescher.
ahl der Ausseßzungsstationen nicht, bezw.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Regierungs-Rath Friedrich von Moltke zum Geheimen Regierungs-Rath und vortragenden Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Änge- legenheiten zu ernennen.
Seine Majestät der König haben infolge der von der nung zu Kattowiß getroffenen Wahl den bisherigen unbesoldeten Beigeordneten Lier Stadt, Amtsanwalt Adolf Kosch als besoldeten Beigeordneten der Stadt Kattowiß für die geseßlihe Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen geruht.
Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinai-Angelegenheiten. Der Kreisphysikus Dr. Moriß in Schlochau ist aus dem Kreise Schlochau in gleicher Eigenschaft in den Kreis Solingen verseßt worden.
BVebanutmachung.
Mit Bezug auf meine in Nr. 109 des „Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeigers“ veröffentlichte Bekanntmachung vom 5. Mai d. J. E ih hierdurch zur Kenntniß, daß die gesundheitspolizeilihe Üeberwachung der im Stromgebiet der Weichsel verkehrenden Fahrzeuge durch Er- inna der nachstehend genannten Ueberwachungsbezirke er- weitert ist:
Ueberwachungsbezirk Kulm.
Leitender Arzt: Stabsarzt Vi,
Stellvertreter: Einjährig-Freiwilliger Arzt Doepke.
Ueberwachungsbezirk Graudenz.
Leitender Arzt: Stabsarzt Dr. Weber, Stellvertreter: Einjährig-Freiwilliger Arzt Dr. Schulz.
Ueberwach ungsbezirk Kurzebrack. Leitender Arzt: Dr. Wagner. Ueberwachun gsbezirk Piecel. Leitender Arzt: Stabsarzt Dr. Duden
Stellvertreter: Assistenz-Arzt zweiter Klasse Dr. Knaafk.
Ueberwachungsbezirk Dirschau.
Leitender Arzt: Stabsarzt Mersmann, Stellvertreter : Assistenz-Arzt zweiter Klasse Dr. Brunzlow.
Ueberwachungsbezirk Kaesemark.
Leitender Arzt: Stabsarzt Dr. Friedheim, Stellvertreter: Assistenz-Arzt zweiter Klasse Baumann.
Ueberwachungsbezirk Plehnendorf. Leitender Arzt: Stabsarzt Nite, Stellvertreter: Einjährig-Freiwilliger Arzt Dr. Hülse- mann. Ueberwachungsbezirk Danzig.
Leitender Arzt: Stabsarzt Dr. Jps\cher, Stellvertreter: Assistenz-Arzt zweiter Klasse Dr. Nits\c.
Danzig, den 2. September 1893.
Der Staatscommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Weichsel, Ober-Präfident Staats-Minister. von Goßler.
DVelanntmaGUÊnq:
Die Studirenden des Baufaches, welche die Vorprüfung oder die erste Hauptprüfung für den Staatsdienst in der dies- jährigen Herbstperiode hier abzulegen beabsichtigen, werden Ries aufgefordert, möglichst bis zum 24. d. M. schriftlich, unter Beifügung der vorgeschriebenen Nachweise, bei der unterzeichneten Behörde sih zu melden, die Studienzeichnungen aber im Präsidialbureau der Königlichen Eisenbahn-Direction hierselbst abzugeben. Wegen der Zulassung zur Prüfung wird denselben demnächst das Weitere eröffnet werden.
Meldungen, welhe nah dem 30. d. M. eingehen, würden unberücsihtiat bleiben müssen.
Hannover, den 1. September 1893.
Königliches technisches Prüfungsamt.
Abgereist: Seine Excellenz der General der Jnfanterie von Blom- berg, commandirender General des IT. Armee-Corps,
Seine T der Staatssecretär des Neichs-Marineamts, Vice-Admiral Hollmann.
Nichtamtliches.
Deutsches Neich.
Preußen. Berlin, 4. September.
Zhre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin und Königin verließen mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Jtalien am Sonnabend, Morgens um 6 Uhr 40 Minuten, Koblenz mit Sonderzug und trafen um 9 Uhr 25 Minuten auf der Haltestelle Euren (südwestlih von Trier, am linken Moselufer) ein. Hier wurden die Allerhöchsten Herrschaften von dem Landrath Tobias, der an der Spiße des Kreisausshusses des Landkreises Trier erschienen war, mit einer An- sprache begrüßt, auf die Seine Majestät mit huldvollen Worten antwortete. Jn der* darauf folgenden Unterhaltung mit den Mitgliedern des Kreisausschusses berührte Seine Majestät, wié „W. L. B.“ meldet, die Frage N sowie das gute Weinjahr. Alsdann E die Majestäten zu Pferde und begaben Sich, von der herbeigeströmten Menge enthu- siastish begrüßt, nah dem Paradefeld zwischen Dorf Euren und Schloß Monaise. Jn Parade standen das VIII. Armee- Corps und die Cavallerie-Division A. Seine Majestät sezte Sih zweimal an die Spiße des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments, um es Jhrer Majestät der Kaiserin vorzuführen. Der Fürst von Hohenzollern führte Seiner Majestät das Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollerw Nr. 40, der Prinz Leopold von Bayern das Dragoner-Regiment Freiherr von Manteuffel Nr. 5 und General Strubberg das Jnfanterie-Regiment Graf Werder Nr. 30 vor. Nach dem Vorbeimarsh besichtigte Seine Majestät die Kriegervereine und beehrte viele Mitglieder, ihnen die Hand reichend, mit einer Ansprahe. ZJZhre Majestät die Kaiserin, Allerhöchstwelhe von der Parade um 121/4 Uhr mit Cavallerie-Escorte zu Wagen zurückehrte, wurde an der Moselbrücke von dem È die She her de Nys mit einer Ansprache empfangen, auf die Jhre Majestät einige Dankesworte erwiderte. Wenige Minuten später traf Seine Majestät der Kaiser an der Moselbrüccke ein, wo Allerhöchstderselble von dem Ober - Bürgermeister und den Vertretern der Stadt Trier empfangen wurde. Der Ober - Bürgermeister richtete eine ÄAn- sprahe an Seine Majestät und kredenzte den Ehrentrunk, worauf Seine Majestät huldvoll dankte und auf das Wohl der Stadt den Becher leerte. Während vdre Majestät die Kaiserin auf der Weiterfahrt dur die Stadt den Dom und die Liebfrauen-Kirche besichtigte, ritt Seine Majestät an der Spiße der Fahnen-Compagnie und der Standarten-Escadron durch die Stadt nah dem Bahnhof, wc der Vorbeimarsch der Fahnen-Compagnie und der Standarten-Escadron Ee Um 2 Uhr traten die Majestäten die Rückreise nah Koblenz an, wo Allerhöchstdieselben mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Jtalien um 4 Uhr 20 Minuten ein- trafen. Hier id um 61/2 Uhr im Königlichen Schlosse für die Offiziere des VIIT. Armee-Corps, welhe von Trier um 6 Uhr in Koblenz eingetroffen waren, Paradetafel statt. Während der Tafel erhob Sih Seine Majestät. der Kaiser und König zu folgendem Trinkspruch: :
Seine Majestät der König von Italien haben in alter Waffen- brüderschaft die Gnade gehabt, Seinen Sohn, Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen von Italien zu uns zu senden, damit Er einige Zeit unter uns weile. Indem, Jh Meine lebhafte Freude hierüber sowie Meinen innigsten Dank ausspreche, trinke Jh auf das
Wohl Seiner Majestät des Königs von Jtalien, Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Jtalien und der uns befreundeten italienishen Armee.
Hurrah! Hurrah! Hurrah!
_Alsbald erhob sich Seine Königliche Hoheit der Kron- prinz voy Jtalien zu folgender Erwiderung :
Sire! Ringrazio Vostra Maëstà delle molte o costanti gentilezze usatemi e delle amabili espressíioni che mi avete rivolte.
Sire, io bevo alla Vostra salute, a quella di Sua Maëstà PImperatrice e Regina e delle famiglia Imperiale e Reale. Bevo all’ Esercito Germanico.
Demnächst nahm Seine Majestät das Wort zu folgender Nede :
Meine verehrten Herren Generale! Neun Jahre sind es her, als das Corps zum leßten Mal seine Kaisermanöver- hatte. Der Kaiser Wilhelm nahm die Parade ab, Ihre Majestät die Kaiserin Augusta führte Ihr Regiment vorbei; Mein Vater und Feldmarschall Graf Moltke waren unter den Zuschauern.
Seitdem sind alle diese hohen Persönlichkeiten dahingegangen, und mit der Würde der Krone ist zu gleicher Zeit der Feldherrnstab über das preußische Heer, über die deutshe Armee in Meine Hände übergegangen.
Am heutigen Tage \prehe Jh Ihnen von ganzem Herzen Meine volle Befriedigung und Meinen Königlichen Dank aus für die Art und Weise, wie Sie Mein VIIL. Corps ausgebildet haben. Sie haben es verstanden, der alten preußishen Tradition entsprechend, einer Tradition, die auf jahrhundertelangen Erfahrungen beruht, dem Lobe, welhes Mein Hochseliger Herr Großvater Seinem Corps spendete, gerecht zu werden und das Corps auf der Höhe zu erhalten, wie es Ihre Monarchen von Ihnen erwarten.
Ich spreche den Glückwunsh für den heutigen Tag aus an Sie und das gesammte Corps von einer Stelle, wo schon so manches Wort zu Ihnen gesprochen wurde. Sind Wir doch in dem Hause, in dem vor Seinem Regierungsantritt in ernster, hingebender, ftiller Arbeit Kaiser Wilhelm Seine Pläne s{chmiedete und Seine Vor- bereitungen traf, um die preußische Armee zu dem Instrument zu schaffen, das dereinst im Verbande mit den deutschen Brüdern Unser Reich einigen und herrlih wiederherstellen sollte.
Und zu Ihnen, Meine Herren vom Königin Augusta-NRegiment, sprehe Ich hier Worte des Abschiedes. Sie scheiden von der Stelle, wo das Regiment 33 Jahre lang gestanden hat, in herzliher und inniger Vereinigung mit der Bürgerschaft, aufgewachsen und .ent- wickelt unter den Augen eines Chefs, der, wie es besser kaum mögli ist, für Sein Regiment gesorgt hat.
Die Augen der Höchstseligen Kaiserin haben auf dem Regiment geruht zu jeder Stunde, und die ernste Friedensarbeit, sowie die Lorbeeren, die Sie um Ihre Fahnen ges{lungen, haben stets die Krönung gefunden in der Gnade des Chefs zu Seinem Regiment.
Wer von Ihnen noch daran theilgenommen hat, der entsinnt sich mit dankbarem Herzen sein ganzes Leben hindur der \{önen Momente, die die Kaiserin Jhrem Regiment allezeit zu bereiten wußte. Und wie ernst und militärish Sie Fhre Pflichten auffaßte, das bewiesen namentlih die herrlißen Augenblicke, wo es den jungen Rekruten des Regiments vergönnt war, in Ihrer Gegenwart in dem Treppenhause dieses Saales vor ihren Fahnen, einmal sogar dem Kaiser Wilhelm persönli, den Eid zu s{wören.
Einen wie hohen Werth Ihre Majestät auf diesen Eid legte, bekundete Sie dadurch, daß Sie Mir persönli sagte, man könne dem jungen Soldaten nie früh genug die ganze Schwere seiner Ver- antwortung lar machen und die Größe seiner Pflicht, die ihm auf- erlegt wird.
Wie hat Sie alle Phasen des Regiments verfolgt! Jch erinnere vor allem an den Tag des Ausmarsches, als Sie das Regiment mit feuchten Augen mit Ihrem Segen entließ und den Offizieren zurief, daß, was auch kommen möge, sie si stets als Söhne ihrer Mutter fühlen und führen möchten.
Und als das Regiment am Abend des blutigen Tages von St. Privat nah s{chwer erkämpftem Siege zu drei Vierteln seiner Offiziere auf dem Schlachtfelde lassen mußte, erging von den Uebrigbleibenden, zugleih im Geiste der im Kampfe Dahingesunkenen, an Ihre Majestät die Meldung, sie wären ihrem Schwur und ihrem Versprechen als Söhne ihrer Mutter treu geblieben und hätten ihre Pflicht gethan.
Nun, Meine Herren, Sie scheiden von hier! Möge das Andenken an Ihren hohen Chef stets dem Regiment ein Ansporn sein, auf der Höhe feiner Thatkraft zu bleiben.
Wir alle aber rufen Jhnen hier aus dem Corps ein Lebewohl zu, und Ih rufe Ihnen aus Ihrer neuen Heimath ein Willkommen zu: Mögen Sie sih auf märkishem Boden heimisch fühlen und die- selbe Thatkraft entwickeln, wie Sie sie hier entwickelt haben. Ich bin der festen Ueberzeugung, Mein lieber Los, daß, obwohl von den hohen Herren, vor denen Sie vor neun Jahren das Corps comman- dirten, niemand mehr unter uns weilt, diese doch im Geist au am heutigen Lage bei uns waren und zufrieden gewesen sind, wie Jch es mit dem VIIT. Armee-Corps bin.
Ich trinke auf das Wohl des Corps.
Hurrah! Nochmals Hurrah! Zum dritten Mal Hurrah!
Um 9 Uhr Abends fand auf dem Play vor dem König- lihen Schlosse großer Zapfenstreih déèr Spielleute des VIIT. Armee-Corps statt, nah dessen Beendigung Seine Majestät der Kaiser, Jhre Majestät die Kaiserin und der Kronprinz von Jtalien auf den Balkon des Schlosses traten und von der dort harrenden zahlreihen Menge enthusiastish begrüßt wurden. i
Am Sonntag, Morgens um 6 Uhr 40 Minuten, fuhr Seine Majestät der Kaiser mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Jtalien mittels Sonderzugs von Koblenz, nah Meß, wo Allerhöchstderselbe um 10 Ühr 50 Minuten auf dem Bahnhof Devant les Ponts unter dem Donner der Salutshüsse von Fort St. Julien und der Veste „Prinz Friedrich Karl“ eintraf. Seine Majestät hatte die Zeifitepen der Garde-Husaren, der Kronprinz diejenige des Hessischen N are Ce Nr. 13 angelegt. Auf dem Bahnhof waren
hre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Baden, der Prinz Albrecht von Preußen, der Prinz Leopold von Bayern und der Reichskanzler Graf von Caprivi, welche bereits um 10 Uhr 23 Minuten eingetroffen waren, ferner der Statthalter E zu E der commandirende General des XVI. Armec- Sorps,
eneral der Cavallerie Graf von Haeseler, der Gou-
rei i E
Pa t dar ta are trt eon S E E
L N
verneur General der Jnfanterie von Fischer, der Commandant General-Major Patrunky, der Bezirkspräsident Freiherr von Hammerstein , der Kreisdirector Gundlah und der Polizei- Director zu Meß Meurer zum Empfange anwesend. Seine Majestät shritt mit dem Kronprinzen von Jtalien die Front der von dem Jnfanterie-Regiment Graf Barfuß 4. Westf.) Nr. 17 gestellten Ehrencompagnie ab, sodann er- Gigte der Vorbeimarsh der Compagnie vor dem Bahnhof. gera bestieg Seine Majestät mit dem Kronprinzen den
agen und fuhr, gefolgt von den anderen Fürstlichkeiten, unter einer Escorte vom Magdeburgischen Dragoner-Regiment Nr. 6 und unter dem Hurrahrufen der zahlreich zusammen- geströmten Bevölkerung nach dem Exercirplaß Ban St. Martin um Feldgottesdienst. Es waren etwa 8000 Mann in Cbatiaiger Ausrüstung im Viereck aufgestellt. Jn der Mitte des Vierecks, dem Kaiserzelt gegenüber, war ein Altar errichtet. Seine Majestät der Kaiser und die anderen Fürstlichen Personen wohnten im Kaiserzelt stehend dem „von 11 bis 111/25 Uhr währenden Gottesdienst bei. Seine Majestät der Kaiser seßte Sich alsdann an die Spiße der Truppen und hielt unter dem Geläut sämmtlicher Glocken den Einzug in die Stadt Meh. 7000 Schulkinder und 4000 Mit- lieder von Vereinen bildeten Spalier. Eine dichtgedrängte
enshenmenge bereitete allenthalben Seiner Mazestät be- geisterte Ovationen. Die übrigen Fürstlichkeiten und deren Gefolge hatten sich {hon vorher zu Wagen nah der Stadt begeben. Die waren glänzend ge- {müdckt, das Wetter herrlih. Die städtischen Behörden hatten a dem Plaße am Südende der Pariser- straße Aufstellung genommen, um Seiner Majestät bei dem Einzuge namens der Stadt den. Willkommensgruß zu bieten. Der Bürgermeister Halm richtete an Seine Majestät eine Ansprache, in welcher er dem Dank der Bevölkerung für das Kommen Seiner Majestät des Kaisers Ausdru gab und gleichzeitig die Hoffnung aussprah, daß Seine Majestät der aiser bald wiederkehren möge, um Jhrer Majestät das Schloß Urville zu zeigen. Seine Majestät der Kaiser dankte für die Ansprache und überreichte zum Zeichen Seiner Huld dem Bürgermeister von Mey eine goldene Amtskette. Darauf führte Seine Majestät die Truppen bis zur Esplanade und nahm am Denkmal Seiner Majestät des hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm T. Aufstellung, um den Vorbeimarsh der Truppen abzunehmen. Alsdann nahm Seine Majestät bei dem commandirenden General ein Frühstück ein, worauf Allerhöchstderselve Sih zum Empfange Seiner Majestät des Königs von Sachsen nah dem Bahnhof begab und Allerhöchstdenselben nah dem Gouvernementsgebäude geleitete, wo der König Absteigequartier nahm.
Um 31/2 Uhr fuhr Seine Majestät mit Sonderzug vom Hauptbahnhof nah der Station Kurzel. Hier wurde Aller- höchstderselve durch die Vertreter der Bevölkerung des Bezirks Lothringen, durch die Mitglieder des Kreistags, des Staats- raths, des Landesausschusses und der Kreistage, Bürgermeister, Geistliche, Schulen und Vereine empfangen. Seine Majestät be- stieg mit dem Statthalter in Eisaß-Lothringen Gürsten zu Hohenlohe den Wagen, um Sih nah Seinem, einen Kilo- meter entfernten Schloß Urville zu begeben. An der Ehren- pforte vor dem Bahnhof, wo Seine Majestät halten ließ, wurde Allerhöchstderselbe von dem Präsidenten des Bezirkstags von Lothringen, Fabrikbesißer Jaunez aus Saargemünd, mit einer Ansprahe begrüßt, worin dieser namens des Landes den Kaiser willlommen hieß, während der 8ojährige Bürgermeister Dory aus Ogy-Pange in französischer Sprache Seine Majestät bewillklommte und in seiner Ansprache den Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit der lothringischen Bevölkerung Ausdruck gab. Nachdem darauf auch der Bischof Fleck an Seine Majestät eine Ansprache gerichtet, seßte Aller- höchstderselbe unter lautem begeistertem Jubel der spalier- bildenden Landbevölkerung die Fahrt nah Schloß Urville fort, wo Seine Majestät während der bevorstehenden Manöver Allerhöchstsein Hauptquartier aufgeschlagen hat.
Gestern Nachmittag traf Seine Königliche Hoheit der Erin Ludwig von Bayern in Met ein. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden war bereits am Sonnabend Abend, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar Sonnabend Nachmittag in Meß eingetroffen. Seine Majestät der Kaiser hat dem Statthalter Fürsten zu Hohenlohe, wie „W. T. B.“ meldet, die Krone zum Groß- kreuz des Nothen Adler-Ordens verliehen.
Dur Maueranschlag hat der Bürgermeister von Meß heute früh der Bevölkerung die Freude und den Dank Seiner Majestät des Kaisers für den so \{hönen und herzlichen Empfang übermittelt. Heute früh überreichten zweihundert in Meß beschäftigte italienishe Arbeiter vor der Ausfahrt zur Heershau dem Kronprinzen von Ztalien unter Entfaltung der italienishen Fahne eine Adresse. Der Prinz wurde mit stürmischen Evpivarufen begrüßt.
„Heute früh um 8 Uhr 20 Minuten begab Sich Seine Majestät von Station Kurzel aus mittels Sonder ugs nach Wärterhaus Nr. 1 (3,2 km von Meg) an der Strecke Meß— Ars und stiegen daselbst zu Pferde, um auf dem großen Exercirplay bei Mey (bei Schloß Frescati) um 9 Uhr die Parade über das XVI. Armee-Corps, dic Cavallerie-Division B die 59, Jnfanterie-Brigade und die in Meß stehenden Königlich bayerischen und Königlich sächsishen Fuß-Ärtillerie-Regimenter abzunehmen.
Ueber die Ausschmückung der Stadt Met ent- nehmen wir der „Straßb. Corr.“ Folgendes :
Auf dem kleinen Bahnhof Devant les Ponts is ein von der Kaiserkrone überragter Pavillon errichtet, der sich an das Bahnhofs- gebäude anlehnt und gewissermaßen den Ausgangspunkt der ingen Via triumphalis bildet, welche der Kaiser aisirte. Die Straß, auf beiden Seiten eingesäumt von venetianishen Masten, die unter \ich dur grüne Tannengewinde verbunden sind, führt zunächst nah dem Erxercir- plaß vor dem Französischen Thor, wo der Feldgottesdienst abgehalten wurde. Es dürfte sich so leicht kein önerer und geeigneterer Plaß für eine derartige militärishe Feier finden. en Hintergrund bilden steil ansteigende Höhen, welhe gekrönt sind von den aus- gedehnten erken der Veste „Prinz Friedri Karl“. Auf dem Plaß war für den Kaiser und seine nächste Um- gebung ein großes Zelt aus dhe b ait i ‘Stoff errichtet; in weitem . Kreise umgeben ihn Fahnenmasten, den Eingang ziert eine geschmadckvoll ausgeführte Ehrenpforte. Am Ende a RaeS straße, durch die der Kaiser feinen Einzug hielt, und wo Seine Majestät von der O end begrüßt wurde, erhebt \sih vor der Todtenbrüe, die über die ofe in- das Mgen alte Meß führt, ein großes, im Stile des Mittelalters gehaltenes Th hürmen, Zinnen und Shhießscharten. Ueber der Mitte des Thorbogens steht in doppelter Lebensgröße die Metis, mit der linken Hand gestüßt auf das \{hwarz-weiße Metzer Wappenschild, die rechte Hand weit ausgestreckt, dem einziehenden Herrsher einen Lorbeerkranz entgegenreichend. Nechts und links des Thores, welches in seiner stilgerehten Aus-
Straßen der Stadt
or mit
führung dem Erbauer alle Ehre mat, sind im Halbkreis Tribünen errihtet. Auf der einen nahmen die s\tädtishen Be- hörden Aufstellung, während auf der anderen die Ehren- Jungfrauen standen, die dem Kaiser Blumenspenden darbrahten. Auf der Todtenbrücke sind beiderseits hohe ee gestrihene Soel errihtet, auf denen, aus großen Blumenkörben hervorwachsend, 4 emporsteigen. Die Aizugoltonne wird noch verschiedent- ih durch fleinere Ehrenpforten unterbrohen. Einen ganz hervor- ragenden Schniuck bildet der große, auf dem Kaiser-Wilhelm-Play er- ciciteie Pavillon, in. dem der Kaiser sich am Montag Abend während des großen Zapfenftreißs mit feinen Fürstlilhen Gästen und bem Gefolge aufhalten wird. Der ein länglihes Viereck bildende Bau bietet Play für einige hundert Personen. Der mittlere etwas vor- springende Theil läuft in eine . goldene Kuppel aus, auf der eine mächtige Kaiserkrone ruht, während vier goldene Adler die Eten zieren. In der ganzen Stadt waren die öffentlihen Gebäude wie die Privathäuser auf das glänzendste geschmüdt.
Jhre Majestät die Kaiserin und Königin begab Sich gestern von Köblenz nah Frankfurt a. M., wo die An- kunft um 111/72 Uhr erfolgte, und seßte alsbald mit Jhrer Königlichen L der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe die Reise nah Homburg v. d. H. fort, wo Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich die Hohe N auf dem Bahnhof empfing. Heute früh traf Jhre Majestät um 10 Uhr 10 Mi- nuten in Köln ein.
In der Zeit vom 1. bis einschließlich 4. September sind dem Kaiserlihen Gesundheitsamt sieben neue E D gemeldet worden, welche si vertheilen wie olgt:
Weichselgebiet: 0.
Berlin: 5 Erkrankungen (3 weitere Kinder und eine Sclafstellenmietherin, die bereits früher erkrankte Frau E ferner ein Knabe, welcher in den Nordhafen gefallen war).
Rheingebiet: 2 Todesfälle in Meiderih (Ruhrorter Hafen), — beide Fälle von einem aus Rotterdam kommenden Schiffe stammend.
Jn den Tageszeitungen werden manche Fälle von ver- schiedenen Orten gemeldet (z. B. der leßte Neuwieder Fall, auch von Andernach oder Weißenthurm; der gee von St. Goarshausen, auch von Rüdesheim, wohin der betreffende Kranke später gelangt war), sodaß die irrige Meinung ent- stehen kann, es handle sih um eine größere Zahl von Er- kfranfungen; an dieser Stelle wird jeder Fall nur einmal aufgeführt.
Der Kaiserliche Botschafter in St. Petersburg, General von Werder hat einen ihm Allerhöhst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von St. Petersburg fungirt der Erste Botschafts-Secretär, Legations-Rath Graf von Rex als Geschäftsträger.
Behufs Theilnahme an den Kaisermanövern sind von hier abgereist : der General-Jnspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, General der Jnfanterie von Keßler, der Inspecteur der 1. Cavallerie-Jnspection, General der Cavallerie von Krosigk, à la suite des Leib-Garde-Husaren-Regiments, und der Director des Militär - Oekonomie - Departements, General-Lieutenant Freiherr von Fun.
Der Königliche Gesandte in Karlsruhe, Wirkliche Geheime Rath von Eisendecher ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Königlich württembergische Geschäftsträger am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Oberst Freiherr von Watter hat Berlin verlassen, um an den Herbstmanövern in West- und Süd- deutshland theilzunehmen.
S. M. Kreuzer-Corvette „Marie“, Commandant Cor--
vetten-Capitän Freiherr von Lyncker, ist am 31. August in Callao eingetroffen und geht am 8. September nah Arica.
4. September. Die Manöver- flotte ist heute früh nah der Nordsee ausgelaufen.
Sigmaringen, 3. September. Der Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Jnnern Graf zu Eulen- burg ist, aus der Schweiz kommend, hier eingetroffen.
E
Württemberg. Seine Majestät der Kön ig und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Pauline sind, wie der „St.-A. f. W.“ meldet, am Freitag Abend von Seefeld wieder nah der Villa Marienwahl zurückgekehrt.
Baden.
Die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers in Karlsruhe is der „Karlsr. Ztg.“ zufolge vorläufig auf Sonntag, den 10. September, Abends 5 Uhr, festgeseßt. Es findet großer Empfang statt. Mit Seiner Mazestät kommen dorthin Seine Königlihe Hoheit der Kronprinz von Jtalien, Seine Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Ludwig und Rupprecht von Bayern und Seine Königliche Hoheit der Herzog Wilhelm von Württemberg; am gleichen Tage trifft auch Seine Durh- lauht der Fürst Reuß, jüngere Linie, ein. Sämmt- liche Höchsten Herrschaften steigen im Großherzoglichen Schlosse ab. Bus Parade des folgenden Tages werden au Jhre Kaiser- liche Hoheit die Prinzessin Wilhelm und JZhre Hoheit die Erbprinzessin von Anhalt in Karlsruhe anwesend sein.
Zhre Königliche Hoheit die Großherzogin beabsichtigt am 5. September von Mainau nah Ee zu reisen.
Zur Verminderung der Futternoth hatte das Groß- herzoglihe Ministerium des Jnnern, wie bereits [ca mitge- theilt, im Laufe des Monats Zuli sowohl in den östlichen Provinzen ia als auch in Ober- und Nieder- österreih größere Quantitäten Heu ankaufen lassen, um das- selbe dirs Vermittlung der Gemeinden zum Selbstkosten- preise an die Landwirthe abzugeben. Das in Preußen angekaufte Heu — etwa 30 000 Centner — ist inzwischen
auch bereits zur Vertheilung gelangt, die in Oester- reih bereitgestellten 60 000 Centner dagegen wurden dort sistirt, weil unmittelbar nah dem Ankauf ein Ausfuhrverbot erlassen wurde. Die Hoffnung, auf N Wege ausnahmsweise die Genehmigung zur Ausfuhr des Heu- vorraths zu erhalten, hat sich nit verwirkliht;, vielmehr hat die Kaiserlich österreihishe Regierung einer am 1. d. M. eingetroffenen Nachricht zufolge beschlossen, Ausnahmen von dém Ausfuhrverbot überhaupt nicht eintreten zu lassen. Unter diesen Umständen und da u mit Sicherheit darauf zu renen ist, durch anderweite Ankäufe ausreichenden Ersaß zu Ra hat sich, wie die „Bad. Corr.“ erfährt, das Großherzogliche Ministerium des Jnnern genöthigt gesehen, die Annahme weiterer Bestellungen vorerst abzulehnen. Die Bemühungen, Heu von guter Qualität in der nöthigen Menge anderweit anzukaufen, werden aber fortgeseßt, und je nah dem Umfange, in welchem . dies gelingen wird, werden die bis jegt vorliegenden Bestellungen der Reihe nah zum Vollzuge gebraht werden. Jedenfalls wird aber eine Ver- zögerung in der Lieferung eintreten, und es is außerdem frag- lich, ob der früher festgeseßte Preis von 550 H unter allen Umständen wird aufrecht erhalten werden können.-
Hessen.
Von den 50 Abgeordneten der Zweiten Kammer der Stände scheiden vor Beginn des 29. Landtags 25 Mit- glieder aus. Die Ergänzungswahlen sind auf den 4. Oktober, die Nane auf den 25. September angeseßt worden.
Oldenburg. Seine Königlihe Hoheit der Großherzog ist, wie die „Magd. Ztg.“ berichtet, am 1. d. M. in Eutin eingetroffen und hat Rd von dort nah Schloß Güldenstein begeben.
Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog hat seine Kur in Gastein be- endet und wird fih anfangs dieser Woche wieder auf längere Le nach Berchtesgaden begeben. Ebendorthin sind auch Jhre
oheiten der Erbprinz und die Erbprinzessin von Scheveningen abgereist.
Deutsche Colonien.
Der zum Auswärtigen Amt commandirte Major von Wrochem vom Jnfanterie-Reziment Nr. 131 ist dem Kaiser- lihen Gouvernement in Deutsch-Ostafrika zur Dienst- leistung überwiesen und beabsichtigte, die Ausreise mit dem am 30. August von Neapel abgehenden Reichs-Postdampfer anzutreten. Gleichzeitig begiebt sich auch der bisher im Aus- wärtigen Amt thätige Gerichts-Assessor Freiherr von Rechen-. berg nah Ost-Afrika. Der leßtere ist dem Gouvernement zur commissarischen Beschäftigung zugetheilt worden.
Die Second-Lieutenants a. D. Stengzler, bisher vom Znfanterie-Regiment von Boyen (5. Ostpreuß.) Nr. 41, und von Berken, bisher vom Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, sind vom 23. August d. J. ab der Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika zugetheilt.
Nach Meldungen aus Dar-es-Salam hat der Ober- rihter für das Schußgebiet von Deutsch-Ostafrika, Legations- Rath Sonnenschein mit dem am 3. August von Sansibar abgehenden französishen Dampfer eine Urlaubsreise in die Heimath angetreten. Bis auf weiteres ist- dem aa ra der Schußtruppe Freiherrn von Manteuffel die allge- meine Vertretung des Gouverneurs übertragen worden. An den oberrichterlichen Geschäften und zur Unterstüßung des stell- vertretenden Gouverneurs in juristischen Angelegenheiten hat der Kanzler Eschke die Vertretung des beurlaubten Ober- richters übernommen.
Ueber eine von Kamerun aus unternommene Expedi- tion des Premier-Lieutenants von Stetten berichtet das V COL O:
Nach hier eingegangenen telegraphischen Nachrichten ift E Lieutenant von Sketten an der Nigermündung eingetroffen. Herr von Stetten war mit der Leitung einer Erpedition ins Hinterland von Kamerun beauftragt worden und brach am 16. Februar d. J. von Kamerun auf. Das Expeditionscorps bestand außer dem Leiter aus dem Premier-Lieutenant Haering, dem später zur Küste zurückgekehrten und inzwischen verstorbenen Unteroffizier Bärwald, dem Gärtner Nette und etwa 190 farbigen Soldaten und Trägern unter dem bereits von der Morgen’shen Expedition ber bekannten farbigen Erpeditionsmeister Cornelius.
von Stetten passirte am 26. Februar Idia, überschritt am 3. März bei Mangambe den Sannaga und erreihte, nahdem er des öfteren Angriffe der Eingeborenen mit bewaffneter Hand abzuwehren f gezwungen gesehen batte, am 13. März die Station Balinga. Nachdem er von hier den Unteroffizier Bärwald mit einem Theile seiner Mannschaft nah Yaunde abgeordnet hatte, um dieser Station Ersaß an Mannschaften und Tauschartikeln zu bringen und dann zur Küste zurückzukehren, seßte von Stetten mit den übrigen Mitgliedern der Expedition und einer etwa 150 Köpfe zählenden Mannschaft Ende März den Vormars von Balinga nah dem Norden fort.
Demnächst folgte ein längerer Aufenthalt in der Landschaft Tikar, welche als besonders reich und bevölkert geschildert wird. Hier und auf dem Weitermarsche knüpfte von Stetten Beziehungen zu den ein- geborenen Häuptlingen an und {loß Verträge ab. Von Ngaundere erreichte die Expedition Yola, von wo sie nah der Küste zurückehrte.
Ausführlichere Nachrichten über die Schicksale und Erfolge der Expedition dürften zugleich mit dem Leiter derselben, welcher von Braß die Heimreise antreten wird, in Deutschland eintreffen. ;
Nah hier eingetroffenen Berichten aus Togo hat Lieutenant von Doering am 3. Juli seine Reise nah Bis- marckburg angetreten, um die Leitung der dortigen Station zu übernehmen. Nach seiner Ankunft wird der bisherige Leiter in der Zwischenzeit, Techniker Hille, nah der Küste zurück- Q um Ende November mit Urlaub die Heimreise anzu- treten.
Zum Commissar der R E ist in Gemäßheit der statutarishen Bestimmungen für die „Hanseatishe Land-, Minen- und Handelsgesellschaft für Deutsh-Südwes- afrika“ der Kaiserliche Legations-Rath von Schelling er- nannt worden.
Das „D. Col.-Bl.“ berichtet aus Deuts d-SANRMEs: Nach einem Telegramm aus Kapstadt hat am 10. Juli d. J. Aen der Truppe des Majors von François und den Wi tboois bei Naos (nordöstlih von Hoornkrans auf dem Wege nah Gurumanas) ein Gefecht egen, Die Witboois verloren fünf Todte. E deutscher Seite sind die Reiter Baumgarten, Grünberg un L verwundet worden. — “Rall ltanEea haben ergeben, daß der in dem Bericht des Kaiserlichen Commissars , Majors von E vort 24. Mai d. J. als vermißt bezeichnete Reiter Meyer bei dem Recognoscirungsgefeht am Karibiberge gefallen ist.