“ behörden, die im Allgemeinen Militär-Casino stattfand. Vor der Tafel wurden die Abgesandten Seiner Königlichen Hoheit . des Mon I erzogs von Luxemburg, Staats-Minister Dr. Eishen und der luvemburgihe Gesanbte in Berlin Graf von Villers, von Seiner ale tät dem Kaiser in Audienz empfangen und mit einer Einladung zu dem Diner beehrt, zu welhem auch der deutshe Minister-Resident in Luxemburg von Bülow eine Einladung erhielt. Um 9 Uhr 30 Minuten begab Sih Seine Majestät mit Sonderzug nah Station Kurzel und von dort zu Wagen nah Schloß Urville zurück. Heute beginnen die Manöver des VIII. gegen das XVI1. Armee-Corps, die drei Tage dauern.
Der Trinkspruch, welchen Seine Majestät der Kaiser und König am Montag bei der Paradetafel im Allge- meinen Militärcasino in Meh ausbrachte, lautet:
„Der gestrige Tag, Meine Herren Generale, - führte uns mit dem größten Theile Ihres Corps zunächst zu der ernsten Stunde des Feld- gottesdienstes, in welhem wir unseren Dank dem Lenker der Schlachten aus\prachen, daß Er uns bis hierher geführt; den Dank, daß Er uns geholfen und dieses {öne Stück Erde, dereinst Deutschland gehörig, dem Deutschen Reich wieder einverleibt hat.
Sodann zogen wir hin zu dem Denkmal Kaiser Wilhelm's,
“Die ernsten Blicke der Mannschaften zeigten, wie tief ergriffen sie von dem Momente waren: vor uns die alten Höhen mit ihren Vesten gen Himmel ragend und ringsherum ein blutgedüngter histo- rischer Boden.
Am heutigen Tage hat das XVI. Armee-Corps seinen Ehrentag gefeiert, indem es auf die eifrige, unermüdlihe Friedensarbeit in der Parade seine Krone sette.
Ich wünsche Ihnen, Mein lieber Graf Haeseler, Glück zu dem heutigen Tage und danke Ihnen und dem gesammten Armee-Corps für den hingebenden Eifer und Fleiß, den Sie daran gewandt haben, um zu dem s{önen Ergebnisse zu kommen.
Sie haben die Ehre gehabt , uiht nur Meine Zufriedenheit sich zu erwerben ; das Corps hat vor den Augen Durchlauchtigster Vettern von Mir vorbeidefiliren dürfen, darunter zwei Heerführer, denen es vergönnt war, unter dem Oberbefehle Meines hochseligen Herrn Groß- vaters den Feldmarschallstab vor dem Feinde sich zu erwerben, das Herrlichste, was einem Soldaten blühen kann.
Indem Ich für die erfolgreihe Arbeit dem Corps Meine vollste Anerkennung und Meinen Kaiserlichen Dank ausspreche, ergreife Jch zu gleicher Zeit die - Gelegenheit, dem Corps Meine besondere Zu- friedenheit zu erkennen zu geben; und um auch unter den Lothringern ein Regiment zu haben, welhes in unmittelbarer Verbindung mit Meiner Person steht, erkläre Jch Mich hiermit zum Chef des allerjüngsten Regiments Meiner Armee, des 145., welches am heutigen Tage besonders gut bestanden hat.
Sie mögen daraus erkennen, daß das XVI. Corps, welches die Ehre hat, die Wacht an der Grenze der Marken zu halten, Meinem Herzen niht weiter steht wie jedes andere.
Ich erhebe Mein Glas und trinke auf das Wohl des Comman- direnden und der sämmtlichen Truppen des XVI. Armee-Corps. Hurrah! — nochmals Hurrah! — zum dritten Male Hurrah !"
Der commandirende General des XVI. Armee-Corps Graf von Haeseler erwiderte hierauf:
Eurer Kaiserlihen und Königlichen Majestät XVI. Armee-Corps hat heute den höchsten Lohn erhalten, den ein Soldat erhalten- kann, die Anerkennung seines Kaisers und Königs. Dieser Anerkennung würdig zu bleiben, wird das Bestreben des XVI. Armee-Corps, jedes A vom General bis zum Gemeinen, sein, im Frieden und im
riege!
Unsere Wünsche. gipfeln in dem Ruf: Seine Majestät, unser Sale Kaiser und König, Er lebe hoh! Hurrah! — Hurrah! — Hurrah !
Ueber die Parade am Montag entnehmen wir der „Straßb. Corr.“ folgenden Bericht:
Das zu erwartende militärishe Schauspiel löckte {hon in früher Morgenstunde Tausende und Abertausende aus Mey und der Um- gebung nah dem etwa acht Kilometer südwestlih der Stadt gelegenen roßen Erercirplay bei Schloß Frescaty. An das Schloß knüpfen ih befanntlih historishe Erinnerungen. Hier wurde vor 23 Jahren nah langer hbeldenmüthiger Vertheidigung die Capitulation ab- geschlossen, welche die jung\fräulihe Festung Mey wieder in deutschen Besiß zurückgab. Die nah dem _Paradefeld führenden Straßen waren von früh an bedeckt mit Truppen, Fußgängern und Fuhr- werken aller Art. Auf dem Playe selbst bot eine fahnengeschmückte Tribüne für 2400 Personen Gelegenheit, der Heerschau in bequemster Weise zuzusehen. ; j
Um 84 Uhr etwa hatten die Truppen ihre Aufstellung beendet. Sn der gegen Nordosten gerichteten Front \tanden im ersten Treffen 36 Bataillone, im zweiten 30 Escadrons, 96 Geschüße und 16 vier- \pännige Trainfahrzeuge. Vor der Zuschauertribüne waren in langer Linie 34 Kriegervereine aus Lothringen aufmarschirt; au standen hier die niht regimentirten Offiziere und die Meter Kriegsschule. Bei den Kriegervereinen befand -sih der Vorsitzende des Elsaß- Lothringischen Landesverbandes, General z. D. Freiherr MNRöbver von Diersburg. An den reten Flügel des ersten Treffens \chloß sih eine Reihe von Equipagen distinguirter Personen an. Es erwartete hier den Kaiser der Kaiserliche Statthalter Fürst von Hohenlohe, begleitet von dem Staatssecretär von Puttkamer, dem Geheimen Ober-Negierungs-Rath Dr. Ho]eus, Major von Dirings- hofen und Assessor Dieckhoff. Seine Majestät der Kaiser war in einem Sonderzuge' von Kurzel bis zu dem Bahnwärterhaus bei Tourne- bride gefahren, wo für Allerhöchstdenselben und die in Schloß Urville cin- quartierten Herren des Gefolges die Reitpferde bereit standen. Für dié von Mey zu Wagen kommenden Fürstlichkeiten und Offiziere der Suite waren in der Nähe des Parks von Frescaty etwa 150 Pferde bereit gestellt, welhe theilweise aus dem Kaiserlichen Marstall in Berlin gekommen, theilweise von Cayvallerie:Regimentern anderer Armee-Corps beigestellt waren. Punkt 9 Uhr erschien der Kaifer auf dem Paradefeld, erwartet von den Fürstlichen Herrschaften, an deren Spitze Seine Majestät der König von Sachsen. Der commandirende General Graf von Haeseler gab das Commando zum Präsfentiren, und mit einem dreimaligen Hoch grüßte das XV1. Armee-Corps unter den Klängen der ‘Musif und während dié Fahnen sich senkten, den “ Kaiserlichen Kriegern, Der Kaiser ritt die Front des ersten _ Treffens/ im Schritt vem rechten Flügel her ab, gefolgt von dem König von Sachsen, dem Großherzog von Baden, dem Kronprinzen von Italien, dem Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braun- \{chweig. Der Kaiter ‘hatte die Uniform des Letb-Cürassier-Regiments Großer Kurfürst (Schlesishes) Nr. 1 angelegt mit gelvem Di den Helm zierte der Generals-Federbush. Die sämmtlichen Fürstlich- keiten trugen Stern und Band des Schwarzen Adler-Ordens.
Am linken Flügel des ersten Treffens angelangt, ritt Seine Majestät dex Kaiser um denselben herum und das zweite Treffen vom linfen zum reten Flügel ab. ag a en formirten A die
“e rag zum Vorbeimarsh, der um 9 Ühr 45 Minuten seinen nfang nahm. Der Kaiser hatte Sich gegenüber der Tribüne auf-
g ‘Kronprinz von ‘Jtalien und “die anderen Der Großherzog ‘von Baden cotoyirte den Vorbeimars Borde und stellte s{ch während desfelben rechts vom com- iandirenden General Grafen von Haeseler auf, welcher . wieder unmittelbar rechts vom Kaiser die ganze Zeit über, den Säbel gesenkt, hielt. Die Infanterie marschirte in Compagniefront, die Cavallerie in Escadronsfront, die Artillerie in Batteriefront zu sechs Geschüpen, der Train in halber Compagniefront zu vier Fahr- zeugen vorüber. Als das Ulanen-Regiment Großherzog Friedrich von Baden (Rheinishes) Nr. 7 anrückte, sprengte der Groß- herzog an die Spitze desselben und führte es mit gezogenem Ten bei dem Kaiser vorüber. Unmittelbar an den ersten Vorbeimarsh {loß Ls der zweite, ‘die Infanterie in Regimentscolonnen, die berittenen
Pen in der gleichen Formation wie vorher, aber im Trabe. Um 12 Uhr war der zweite Vorbeimarsh beendet. Die Truppentheile waren fofort in ihre Quartiere abgerückt, mit Ausnahme der Fahnen- Compagnie und der Standarten-Escadron. Um Seine Majestät den Kaiser verfammelten si jeßt die höheren Offiziere zur Entgegennahme der Kritik, nah deren Beendigung der Monarch Sich zu den Krieger- vereinen begab und deren Front abritt. General Röder von Diers- burg erstattete Seiner Majestät die Meldung; viele der alten Soldaten, namentlich die Decorirten wurden von dem Kaiser durch Anreden ausgezeichnet.
__ Das Wetter war ausnehmend günstig, Troß des wolkenlosen
immels war es nicht übermäßig warm, und au der Staub machte ih erst beim Vorbeimarsh der Cavallerie im Trabe geltend.
In der Nähe des Paradefeldes brachten dieselben Jtaliener, welche Morgens den Kronprinzen von Italien bereits begrüßt hatten, auch dem Kaiser eine enthusiastishe Kundgebung. Seine Majestät licß halten und die Musik die italienishe Nationalhymne spielen, welche die lebhaften Südländer zu immer erneuten Evviva-Rufen veranlaßte. Der Kronprinz von Italien war so bewegt von dieser Kundgebung, daß er darüber sofort seinem Königlichen Vater telegraphisch Mit- theilung machte.
‘eftellt links neben Allerböchftdemselben der. König von Sachen, ges ne erhöchstdems r König M i teen
Zu dem Empfange Seiner Majestät des Kaisers auf Station Kurzel am Sonntag ist noch die Rede des Bischofs von Mey nachzutragen, die nah der „Straßb. Corr.“ folgendermaßen lautete:
„Eure Kaiserliche Majestät mögen mir gnädigst gestatten, Aller- hödstderselben im Namen der Geistlichkeit der Diözese Metz und in meinem eigenen Namen unsere Huldigung darzubringen. Die Ehre, welche unserem Lande durch den Besuch des Deutschen Kaisers zu theil wird, \hätßzen wir um so höher, weil Eure Majestät einen eigenen Wohnsiß in Lothringen haben wollen, und wir freuen uns dieses Umstandes wegen ganz befonders, weil Eurer Kaiserlichen Majestät die Ge- legenheit dargeboten wird, mit unserem Volk in engere Beziehung zu treten, feinen fciedlihen, arbeitsamen und religiösen Sinn tennen zu lernen und demselben Allerhöchstihr väterliches Wohl- wollen entgegenzubringen. Was die Geistlichkeit Lothringens be- trifft, möchte ih Eure Kaiserliche Majestät bitten, uns niht nach dem, was feindlih gesinnte Blätter gegen uns in die Welt aus- streuen, sondern nah unserer Handlungsweise gütigst beurtheilen zu wollen. Unser vorzügliches Bestreben geht dahin, jene verderblichen Lehren, welche die menshliche Gesellshaft untergraben, und was dazu führt, wie Genußsuht und Zügellosigkeit, von unserem Volke fern- zubalten durch die Pflege der Yeligion und der guten Sitten. Dadurch hoffen wir, dem Deutschen Neih nah Vermögen nüylih zu werden und die hohe Anerkennung unseres Kaisers zu verdienen.“
Die ersten Nachrichten über das Ergebniß der Preis- vertheilung auf der Columbishen Welt-Ausstellung in Chicago liegen nunmchr vor und lassen, wie angesichts des Umfanges und des Charakters der deutschen Abthei- lung zu erwarten war, bereits erkennen, daß die deutshen Aussteller in einem hervorragenden, andere Länder - fast überall numerisch und procentual zurück- lassenden Maße mit Preisen bedacht worden find. Ein Namen- verzeichniß der preisgekrönten Aussteller liegt erst in der Gruppe der bildenden Künste vor. Dieses Verzeichniß, welches wir in den nächsten Tagen zur Veröffentlichung bringen werden, er- giebt einen entscheidenden Sieg in erster Linie der deutschen Bildhauerkunst; denn es sind in der deutshen Kunst- ausstellung 18 Bildhauer, dagegen beispielsweise aus den Vereinigten Staaten 13, aus Ftalien 12, aus Groß- britannien 7, aus Spanien 6, aus Dänemark und Schweden je drei Künstler mit Preisen bedacht worden. Auf die Aus- teller deutsher Oelgemälde sind 70 Preise entfallen, und es ist damit ein Procentsay erzielt worden, welchen Großbritannien nur annähernd erreicht hat, wobei hervorzuheben ist, daß leßteres Land bekanntlih seine in der Judustriegruppe ver- hältnißmäßig shwache Vertretung durh eine großartige, die besten Erzeugnisse britischer Künstler enthaltende Aus- stellung in der Kunstabtheilung wettzumachen bestrebè ge- wesen ist. Jn den Jndustriegruppen einschließlih derjenigen, welche das Kunstgewerbe umfassen, ist das Resultat für Deutschland ein noch weitaus günstigeres, in einzelnen Guuppen derart, daß nahezu 90 Proc. der betreffenden Aussteller prämiirt worden sind. Die Einzelergebnisse in diefen Gruppen werden sih binnen kurzem endgültig übersehen lassen.
Der hiesige französische Botschafter Jules Herbette hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschaßts-Rath Soulange-Bodin als Geschäftsträger.
S. M. Fahrzeug „Loreley“, Commandant Capitän- Lieutenant Grolp, ist am 5. Septembér von Konstantinopel nah Port Said in See gegangen.
Posen, 6. September. Jn der heutigen Sipung des Provinzial - Ausschusses wurde nah einer Meldung des „W. T. B.“ an Stelle des zum Staatssecretär im Reichs- haßamt ernannten Grafen von Posadowsky - Wehner der
ber-Präsidial-Nath Dr. von Dziembowski zum Landes-
Hauptmann der Provinz Posen mit Einstimmigkeit gewählt.
Teutsche Colonien.
Der Dampfer „Marie Woermann“, welcher am 20. Juli von Hamburg mit einer größeren Anzahl Ansiedlerfamilien
und einer 120 Mann betragenden Verstärkung der Schußtruppe i m Deutsh-Südwestafrika abgegangen wär e
C „hat sein nah etwa hir Fahrt ME E ree O: eim- Lau
Zi iger eingelaufener Drahtnachricht ist der
reise am 2. September in Loanda“ eingetroffen. Dieser
ist von Walfishbai etwa 1300 Seemeilen entfernt. Ob die annschaften hon diesmal haben am Swakop gelandet werden können, darüber is Näheres noch nicht bekaunt.
Oesterreich-Ungarn.
Der Kaiser hat gestern und vorgestern den Manövern bei Jaroslau in Galizien bis zum Schluß beigewohnt. Der Gesundheitszustand der Truppen ist troß der großen Strapazen ein fortdauernd günstiger.
Großbritannien und Frlaud.
In der gesirit en Sizßung des Oberhauses beantragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Erste Lord der Admiralität Lord Spencer die zweite R der Homerule-Bill. Alle bisherigen Mittel, Jrland zu befriedigen, seien erfolglos geblieben. Der Redner beshwor das Haus, die nicht abzulehnen; jezt sei die Gelegenheit gegeben, ein großes Zugeständniß freiwillig zu machen. riede beide überall, auch Jrland sei ruhig. m irischen Volke lebe jegt infolge der leßten allgemeinen Wahlen und infolge der vom Unterhause angenommenen Maßregel die Hoff- nung anstatt der Verzweiflung. Der Redner {hloß: „Zer- stóren Sie diese Hoffnung niht! Wenn Sie das Zugeständniß verweigern, wird das irishe Volk wieder der Verzweiflung anheimgegeben sein. Die Verantwortlichkeit dafür würde eine \chwere Fein. Dex Herzog voli Devonshire : VE antragte die Ablehnung der zweiten Lesung und moti- virte seinen Antrag in zweistündiger Rede, indem er hervorhob, &œ dürfe seine LeECrIeRCngen niht den Wünschen des Volks an aber der gegenwärtige ati sei kein derartiger. as Oberhaus erfülle nur die rflicht, eine große Veränderung in Ermangelung eines klaren Ausdrucks des Willens der Volksmajorität zu verhindern. Das Unterhaus habe kein Mandat für Homerule erhalten ; überdies hätten es die Verhältnisse, unter denen das Unter- haus die Vorlage erörtert habe, dem Oberhaus unmöglich ge- macht, das Urtheil des Unterhauses anzuerkennen. Sein (des Redners) Antrag basire niht nux auf Einwänden gegen die Hauptbestimmungen der Bill, sondern auch darauf, daß die vorgeschlagene Veränderung zu bedeutend und wichtig sei, um ohne die Gewißheit, daß die Volksmehrheit sie billige, an- genommen zu werden. Redner stellte dann weiter in Abrede, daß die Vorlage die Suprematie des Parlaments behaupte und die Minorität shüße, und ersuchte das Haus, die Bill abzulehnen.
Im Unterhause gab gestern auf eine Anfrage der Staatssecretär des Krieges Campbell-Bannerman die Erklärung ab, die Absicht, in Egypten ein Linien-Bataillon durch ein Bataillon Garde abzulösen, werde in der gegen- wärtigen Saison nicht ausgeführt werden. Bei der sodann folgenden Debatte über den Ausgaben-Etat wurde éin Antrag Hanbury”s, die Gehälter der Beamten des Oberhauses um 500 Pfd. Sterling zu reduciren, mit 103 gegen 95 Stimmen angenommen. Der Kanzler der Schaßkammer Sir W. Harcourt erklärte, die Regierung sei nicht für Dinge, die das Oberhaus beträfen, verantwortlich; die Frage bedürfe jedoch der Erwägung, und er werde das Verhalten der Regierung bei dem Bericht über den Beschluß mittheilen.
orlage
Frankreich.
Der Präsident Carnot, der sih volllommen guter Gesundheit erfreut, präsidirte einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge gestern Vormittag dem in Fontainebleau abgehaltenen Ministerrath. Es wurde beschlo}sen, unverzüglih mit der Berathung des Voran\chlages für das Budget von 1895 zu beginnen. Die Decrete, durh die der Admiral Boissoudy zum Commandanten des westlichen Mittelmeergeshwaders, der Admiral de La Jaille zu dem des Reservegeshwaders für das westlihe Mittelmeer und der Admiral Brown de Colstoun zu dem des Nordgeschwaders ernannt werden, wurden von dem Präsidenten unterzeichnet. :
Der Minister des Junern Dupuy hat an den Gouver- neur von Algerien und an sämmtliche Präfecten ein Tele- gramm gerichtet, worin in Hinblick auf die von gewissen Beitimden und Agenturen verbreiteten alarmirenden Gerüchte über den Gesundheitszustand des Präsidenten Carnot constatirt wird, daß. das Befinden desselben ein ausgezeichnetes sei.
Wie der „Temps“ meldet, ist eine ee edfive über die Urheber der gestern verbreiteten Nachricht, der Präsident Carnot sei gestorben, vom Polizei- Präfecten eingeleitet worden.
Schweiz.
Der Bundesrath hat dem „W. T. B.“ zufolge die zwischen der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und Oesterreich - Ungarn abgeschlossene Vereinbarung er- leihternder Vorschriften für den wechselseitigen Eisenbahnverkehr genehmigt, ebenso das Ab- fommen mit Deutshland über Verkehrserleichte- rungen für einzelne Güter, und endli quch das Schlußprotokoll der internationalen fach- männishen Conferenz für den Eisenbahnfracht- verkehr. Leßteres wird auf der zum 18. September ein- berufenen Conferenz unterzeichnet werden. Zu Delegirten für die in Paris demnächst stattfindende Conferenz der Staaten der lateinishen Mü nzunion behufs Berathung des Ausschlusses der italienishen Silberscheidemünzen aus den übrigen Staaten hat der Bundesrath den Gesandten und bevollmächtigten Minister in Paris, Dr. Lardy und den National-Rath Cramer in Zürih ernannt. Ob die Con- ferenz bereits am 15. September zusammentreten wird, ist zweifelhaft, da Frankreich diesem Zeitpunkt noch nicht zu- gestimmt hat.
Der König von Rumänien ist gestern auf Schloß Weinburg eingetroffen, wohin der Fürstlich Hohenzollernsche Hof übergesicdelt ijt.
Serbien.
Der Staatsgerichtshof hat, wie die „Magdb. Ztg.“ erfährt, vorgestern den sämmtlichen angeklagten Ministern die Anklage zustellen lassen und ihnen die höchste gesegliche Qrist von dreißig Tagen zur Einbringung ihrer schriftlichen
inwendungen gewährt.
Schweden und Norwegen.
Bei der vorgestrigen Galatafel auf Schloß Drottningholm
u E des Großherzogs von Sachsen, des Prinzen
riedrih Leopold von Tae en, des Kronprinzen von ‘Däne- rit
mark und der Großfürsten Michael und Georg brachte, wie
M. T. B.“ berichtet, der König einen Toast auf die fremden i
Fürstlichkeiten aus, der vom Großherzog von Sachsen mit einem Hoch auf den König erwidert wurde. Die \chwedishe Kirche und die Universität Upsala begingen gestern den dreihundertjährigen Gedenktag der Versammlung von Upsala. Der Sai mit O drei Söhnen, der Großherzog von Sachsen, er Prinz Friedrih Leopold von Preußen und der Kronprinz von Dänemark trafen um 10 Uher Vormittags (i ‘Upsaláä © ein. Aus ganz ‘Schweden war daselbst eine große Zahl von Personen zu der ‘Feier zusammengekommen. Ein aus den Ministern , den Profes] oren und Studenten der Universität, Geistlichen, Beamten und Reichstags-Abgeordneten bestehender Lug begab sih um 111/42 Uhr in die Kathedrale, woselbst der Erz ischo die Predigt hielt. Heute und morgen werden die Universitäts-Festlichkeiten ihren Fortgang nehmen.
Dänemark.
Der Prinz Wilhelm zu Sen en, Sonderburg-Glücksburg ist, nah einer Meldung des „V. T. B.“, gestern Abend in Schloß Fredensborg gestorben. Der König und die Königin sowie der Kaiser und die Kaiserin von Rußland waren am Sterbelager anwesend.
Der Verstorbene, der ältere Bruder des Königs von Dänemark, geboren am 10. April 1816 zu Gottorf als der älteste Sohn des am 17. Februar 1831 verstorbenen Herzogs A der am 13. März 1867 verstorbenen Herzogin Luise, geborenen Prinzessin von Hessen- Cassel, war General-Lieutenant in der dänischen Armee, sowie öiter- reihish-ungarisher General der Cavallerie und Inhaber des öster- reihischen Infanterie-Regiments Nr. 80.
Amerika.
Die Bank-Commission des Repräsentanten- hauses, die mit der Jnitiative für alle finanziellen Maß- regeln betraut ist, hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington gestern Vormittag eine Sißung abgehalten. Hierauf vertagte sih die Commission auf eine e nach- dem zu ihrer Kenntniß gekommen war, daß der Präsident Cleveland sowie der E Carlisle den Wunsch geäußert hätten, daß alle Maßnahmen zur Beseitigung der Krisis verschoben würden, bis der Senat über die Abschaffung der Sherman-Acte abgestimmt haben werde.
Afrika.
Wie in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgetheilt worden ist, hat der zehn Jahre im Dienste der Londoner Missions- Gesellschaft in Ujiji thätig gewesene und jezt nah London zurückgekehrte Missionar A. J. Swann einem Vertreter des „Reuter’shen Bureaus“ Mittheilungen über die ihm zuge- gangenen Nachrichten von dem Tode Emin Pajcha's gemacht. Jn der Londoner „Allg. Corresp.“ liegt jeßt ein ausführlicher Bericht über - dies Jnterview vor. Danach sagte Herr Swann:
Was den Tod Emin Pascha's betrifft, so ist kein Zweifel darüber. Im Innern des Landes wird derselbe als eine Thatsache angesehen. An der Küste jedoh is man darüber noch nicht sicher. Was mich persönli anbetrifft, fo bin ih fo gewiß, daß Emin todt ist, als ih sicher bin, daß ih hier sige. Die Nachricht von seinem Tode erreichte mich in Ujiji infolge cines Briefes, der dort ankam und worin angefragt wurde, was mit Eimin's Effecten geschehen solle. Jch fing darauf sofort an, Nachforschungen anzustellen, und erfuhr, daß er in dem Manyema-Lande von Seyd Bin Abed getödtet worden sei, und daß die 30 nubishen Soldaten, die ihn begleiteten, dasselbe Schiksal erlitten hätten und gegessen worden seien. Dieser Bericht ging mir von vier vers#tedenen Quellen in Ujiji zu, und ih halte ihn für einen cbenso vollgültigen Beweis der Thatsache, wie man nur irgend etwas in Afrika dafür betrahten kann. Die Thatsahe wird von allen Arabern geglaubt, und sie \{heinen froh zu sein, daß fie endlich Emin les geworden find. Einer meiner Berichterstatter war ein Araber,
welcher die von Emin eingeschlagene Noute bereist batte. Dieser Araber
beschrieb niht nur Emin's Reise, sondern skizzirte au) — obwohl er wahr- \ceinlich nie in seinem Leben eine Karte gesehen hatte — auf einem Stück Papier die verschiedenen Orte, die der Pascha berührt hatte. Er be- \chrieb auch ferner, wie die Araber, die den Entschluß gefaßt, ihn zu tödten, seine Spuren verfolgten. Emin passirte durch das Nuanda- ‘Land und folgte einem der Flüsse, welhe sich in den Congo er- gießen; so kam er zur Residenz Seyd Bin Abed's, woselbst er einen Stillstand machte. Kurz nach feiner Ankunft kam eine Anzahl von Arabern und fragte Emin, wohin er gehe. „Jch gehe westwärts“, antwortete dieser. Dann kam ein anderer Araber auf ihn zu und sagte: „Du bist Emin Pascha, welcher die Araber am Victoria Nyanza getödtet hat. Jch werde Dich tödten.“ Er nahm darauf ein großes gekrümmtes arabishes Messer aus seinem Gürtel, s{chwenkte es und {nitt seinen Kopf ab. Sein Körper wurde den Manyema zugeworfen, die ihn verzehrten. Emin's nubishe Begleiter wurden naher getödtet und gegessen. Wenn man die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung in Erwägung zieht, muß man sich erinnern, daß Ujiji dem Orte am nächsten liegt, von wo man von Emin zuleßt gehört hatte. Emin war auf dem Wege nah der Westküske begriffen. Die Erzählung machte einen solchen Eindruck auf mich, daß ich Bumalezia sofort den Befehl gab, Papiere oder Briefe, die Emin hinterlassen habe, an sih zu nehmen, und er ver- sprah mir, dies zu thun. An der Küste herrscht über diesen Gegen- stand große Ungewißheit; die Thatsache jedoch, daß Emin — seit seiner Ankunft in Ruanda — weder gesehen worden is, noch daß man etwas von ihm gehört hat, ist sehr vielsagend.
Statistik und Volkswirthschaft.
Invaliditäts- und Altersversiherung.
Dem soeben erschienenen Verwaltungsbericht der Invaliditäts- und Altersversiherungsanstalt Berlin für das Kalenderjahr 1892 entnehmen wir folgende Angaben: Im Jahre 1892 lagen vor 617 An- trâge auf Altersrente, von welchen 390 bewilligt, 167 abgelehnt, 15 anderweit erledigt und 45 unerledigt auf das Jahr 1893 über- nommen wurden, Insgesammt sind bei der Anstalt Berlin bis "Ende 1892: 1795 Altersrenten mit einer Jahresrente von 282 790,40 4 einschließli des Reichszuschusses von 50 4 für ‘jede Rente festgeseßt worden. Bis Ende 1892 waren ausgeschieden durch Tod oder aus sonstigen Gründen zusammen 175 Altersrenten, sodaß ein Bestand von 1620 Altersrenten verblieb. Anträge auf Invalidenrente lagen vor 442, von denen 179 bewilligt, 196 abgelehnt, 24 anderweit erledigt und 43 unerledigt auf das laufende Jahr übernommen wurden.
Bis zum Schlusse der Berichtszeit waren insgesammt 193 Jn- “validenrenten festgeseßt worden mit 21 378,20 M4 Jahresrente ein- \chließlich tes Reichszushusses von 50 4 Ausgeschieden sind 14 Jn- H sodaß Ende 1892 179 Jnvalidenrenten-: Empfänger ver-
eben.
Die Anstalt Berlin hatte im Jahre 1892 174 856,75 M für Altersrenten und 10335,30 4 für Invalidenrenten als eigene An- theile zu zahlen.
j Gegen Bescheide der Anstalt Berlin wurden bei dem für die Anstalt errichteten Schiedsgericht anhängig 285 Berufungen, von “welchen sich richteten 53 gegen Feststellung einer Alters- oder Jnva- lidenrente und 232 gegen die Ablehnung eines Rentenanspruchs. „60 Berufungen hatten Erfolg, während die übrigen durch Zu- -rücknahme der Berufung oder Bestätigung des angefochtenen Bescheides « etledigt wurden.
Gegen Urtheile des Schiedsgerichts wurde in 59 Fällen Revision beim Reichs-Versicherungsamt eingelegt, und zwar entfielen 35 Revisionen auf Altersrentensachen,: 24 auf Invalidenrentensachen.
Streitsachen - hinsichtlih der Versicherungspfliht, an welchen die Anstalt betheiligt war, wurden bei der unteren Verwaltungsbehörde 71 anhängig, von welchen in 43 Sachen die Ansicht der Anstalt be- stätigt, in 28 Fällen gegen den Antrag der Anstalt entshieden wurde.
Die Vertrauensmänner dèr Anstalt erstatteten insgesammt 429 Guta@ten über Anträge auf Invalidenrente, während die 16 Ver- trauensärzte in 222 Fällen ie Gutachten über die Erwerbs- fähigkeit von Invalidenrenten-Antragstellern abzugeben hatten.
Durch die Controlbeamten der Anstalt wurden 4147 Betriebe in der Berichtszeit revidirt. Gegen 91 Arbeitzeber sind Ordnungsstrafen wegen Verstoßes gegen das: Invaliden- und Altersversicherungsgeseßz im Betrage von 1 bis 20 Æ festgeseßt worden.
An Quittungékarten wurden 397 465 Stück in der Berichtszeit für Versicherte neu ausgestellt. Bei der Anstalt gingen insgesammt 387192 im Verkehr gewesene Quittungskarïien ein, von welchen 348 404 den Namen der Anstalt Berlin und 38 788 den Namen einer fremden Anstalt trugen.
Die Anstalt Berlin hatte im Jahre 1892 aus dem Erlöse ver- faufter Beitragsmarklen eine Einnahme von 4738 167,28 4 Rach dem Jahresabs{chluß der Anstalt pro 1892 beliefen sich die Gesammt- einnahmen auf 13 824 492,18 Æ, die Ausgaben auf 4 783 952,06 M, sodaß ein Bestand van 9 040 540,12 4 verblieb.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der britishen Grubenarbeiter hat in den leßten Tagen zu neuen großen Arbeiteraus- tete geführt, Uber die „W. T. B.“ Folgendes meldet:
In dem Bezirk Alfreton (Grafschaft Derby), wo gegen 1000 Bergarbeiter beschäftigt werden, sind gestern ernstlißhe Ruhe- störungen vorgekommen. Ausständige Arbeiter griffen die Gebäude, die zu den Kohlengruben Toadhole und Oakethorpe gehören, an und zerbrahen alles, was sie fanden. Hierauf zogen die Meuterer nah den Kohlengruben von Shirland. Da die Polizei dem Vorgehen der Meuterer nicht Einhalt thun konnte, wurde eine Abtheilung Infanterie aus Sheffield herbeigerufen. Auch an anderen Orten sind Unruhen von Ausständigen erregt worden; fo wird dem „R. B.* aus Barnsley berichtet, daß mehrere Tausend Bergarbeiter die Steinkohlengruben von Silkstone und Hoyland plünderten, den Director, sowie mehrere Beamte verwundeten und die Bureaus der Gruben in Rockingham in Brand \teckten. Die Behörden von Barnsley beschlossen, Truppen aus Chesterfield herbeizurufen. Die Strikenden, mit eisernen Stangen bewaffnet, beherrschten die Steinkohlenaruben und forderten die Polizei heraus, die unter dem Schuß der Truppen sich nur unter großen Schwierigkeiten den Weg bahnen fonnte. Die Behörde erließ die geseßlihen Aufforderungen und kündigte an, daß nah Verlauf von 20 Minuten Feuer gegeben werden würde. Die Bergarbeiter zogen sich hierauf zurück. j,
Ferner berichtet die Londoner „Allg. Corr. “:
Fn Doncaster verübte ein Haufe von Männern, Kindern und Frauen bei der Grube Manvers in Süd-Yorkshire Gewaltthätig- eiten, die zu verhindern die vereinigten Polizeimannshaften von Doncaster und Notherham erst nach einiger Zeit im stande waren. Eine Versammlung von Ausständigen mißbilligte den Vorfall.
Im übrigen liegen folgende Meldungen über den Aus-
stand vor: i __In Fife beschlossen die Ausständigen, die Arbeit unter der Be- dingung einer 124 9%/o igen Lohnerhöhung wieder aufzunehmen. — In- folge Kohlenmangels hat, wie ein Wolff’shes Telegramm aus Lon- don mittheilt, die Midland-Eisenbahn-Gesellschaft bekannt gemacht, daß ihre großen Werkstätten und Maschinenfabriken in Derby künftighin von Mittwoh bis Montag jeder Woche geschlossen werden. Hiervon werden 6000 bis 7000 Arbeiter betroffen.
Der Ausstand der Steinmeßzen in Dresden und Umgebung (vergl. Nr. 204) wird durch die Berufsgenossen in mehreren anderen Städten unterstüßt. Nach einer Kund- gebung der Arbeitgeber ist, wie wir dem „Ger. Tgbl.“ entnehmen, der Ausstand auf folgende Umstände zurückzuführen :
Auf dem Werkplay Spitbarth-Dresden wurde über Lohnfest- stellung sogenannter Vereinbarungsstückte Verhandlung gepflogen, welche, da eine Einigung nicht gleich zu erzielen war, am selben Tage erst Nachmittags 6 Uhr erfolgte. Die Sache war geordnet und bei- gelegt. Von den Arbeitnehmern wurde die Arbeit aber nicht wieder aufgenommen, sondern die Forderung aufgestellt, daß der Arbeitgeber einem jeden der während der Dauer der Unterhandlungen feiernden Leute, zusammen etwa 45 Mann, eine Buße von 6 # zu zahlen habe; ja, nicht ¡nur auf dem hiervon betroffenen Werkplaß, sondern auch auf zwei anderen Stellen, wo. an der Sache ganz unbetheiligte Leute beschäftigt waren, wurde das gleiche Verlangen gestellt. Infolge dieser Forderung wendete si der Steinmeßmeister Spibbarth an die Vereinigung der Arbeitgeber, zu der er gehörte, und die Vereinigung bes{chloß in einer Versammlung einstimmig einzuschreiten. Sie that dies, indem sie die Arbeiter aufforderte, die Arbeit bedinaungslos wieder anzutreten, mit der Androhung, daß sonst auf allen Werkpläßen der Mitglieder der Vereinigung vom 21. August an keine neue Arbeit mehr herausgegeben werde. Da die Arbeiter hierauf niht eingingen, \fondern den allgemeinen Strike begannen, so beharrten die Meister (mit Ausnahme eines einzigen in Pirna) bei ihrem Beschlusse. Ueber die legten Versammlungen der Ausgesperrten, die in Dresden und Pirna stattfanden, berichtet das „Dr. Jrn.“:
An der Dresdner Versammlung betheiligten sich etwa 800, an der is vielleicht 400 Steinmetßen und Gewerkschaftler. In beiden Versammlungen \prach Steinmey Gerber. Er forderte unter Hinweis auf die Hilfeleistungen von - anderen Städten und der verschiedenen Gewerkvereine zum Ausharren auf und veranlaßte nach längeren erregten Debatten die Annahme von Resolutionen, welhe die Solidarität der Steinmeßen mit den übrigen Gewerkschaften erklären und die Entschlossenheit bekunden, mit allen Mitteln den Steinmeßen zum Siege zu verhelfen. — Von den feiernden 1000 Steinmeten sind etwa 200 nah anderen Pläyen abgereist, eben)oviel haben anderweitig Arbeit gefunden und gegen 600 erhalten Unterstüßung. Der Verfuch, selbständige Arbeiten auszu- e scheiterte an der Weigerung der Bruchbesißer, Material zu tefern.
___ Wie in andern Städten versuhen die Socialdemokraten in legter Zeit auch in Braunschweig“ die Handlungs- ee in ihre Bewegung hineinzuziehen, ohne aber, wie rüher {on in Berlin und Leipzig, wesentlihe Erfolge zu er- Alelen De ODD, 3/1 t Socialdemokraten geschrieben :
„ Die \ocialdemokratishen Agitatoren, die unter dem Vorgeben, daß nur dur die Socialdemokratie die Lage der kaufmännischen An- gestellten wirksam gene werden könne, die E an sich zu ztehen suchen, haben bisher damit kein Glüd gehabt; denn eine neuliche Ver- sammlung. in der ein Berliner socialdemokratischer Kaufmann die Hand- R E über ihre Lage aufklären wollte, verlief ergenen und fo tumultuarish, daß sie aufgelöst werden mußte. Nun haben die Socialdemokraten soeben unter der Bezeihnung: „Freie Vereinigung der Kaufleute zu Braunschweig“ einen Verein begründet, der unter den Handlungsgehilfen Propaganda nahen soll. Die Gründung ist von einer Versammlung béshlossen worden, die von noch nici éimnem Duyend Personen besucht war.
In Belgien steht ein allgemeiner Kürschnerstrike bevor. Wie aus einer Mittheilung im „Vorwärks“ hervorgeht, haben die belgischen Kürschner neunstündige Arbeitszeit und Lohnerhöhung ge- fordert. Jnfolge der Ablehnung dieser Forderungen is am 1. Sep- tember in allen Werkstätten gekündigt worden und vom 9. d. M. ab
über dies Vorgehen der
wird der Strike beginnen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absp Maßregeln. Spanien.
Der Königlich spanishe Minister des Innern hat unter dem 1. d. M. folgende Quarantäne-Verordnung erlassen:
Einer Quarantäne unterliegen:
1) Herkünfte aus Brest, welhe diesen Hafen nah dem. 10. Juli verlassen haben. i __2) Herkünfte aus Mogador und Mazagán (Marokko), welche diese Häfen nah dem 20. August verlassen haben. ___ Gleichzeitig werden alle Häfen, welche von den genannten Orten in gerader Linie niht weiter als 165 km entfernt sind, für cholera- verdächtig erklärt, und zwar ad 1 seit dem 20. Juli, ad 2 seit dem 30. v M. L
ürkei.
T
Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesundheitsraths zu Konstantinopel sind folgende Quarantänen angeordnet worden:
1) Diejenigen Schiffe, auf welchen während der Quarantäne in Sinope Cholerafälle vorgekommen sind, haben sich auf dem Wege nah E noch einer 24 stündigen Beobachtung in Kavak zu unterwerfen. Jst kein Cholerafall an Bord constatirt worden, so unterliegen sie nur einer ärztlichen Untersuchung.
2) Provenienzen von Odessa unterliegen Beobachtungsquarantäne in Kavak.
3) Herkünfte von Sebastopol haben sih vom 23. August ab einer Sagen Quarantäne in. Sinope zu unterwerfen (zu 2 und 3 vergl. „NR.-Anz.“ Nr. 207 vom 29./8. 93).
4) Herkünfte von Antwerpen und Rotterdam unterliegen seit dem 24. August einer 24 stündigen Beobachtungsquarantäne und ärztlichen E
5) Herkünfte von Monaco unterliegen denselben Bestimmungen, wie solhe von der französishen Mittelmeerküste (vergl. „R.-Anz.* Nr. 158 vom 5./7. 93).
Norwegen
Durch Bekanntmachung des Königlih \{chwedischen Commerz- Collegiums werden St. Petersburg und die übrigen Theile Rußlands (ohne Finland), welche bisher noch als colerafrei galten, seit dem R und Ungarn seit dem 29. v. M. für choleraverseuht erklärt. s
einer fünftägigen
Cholera.
Nach den bis heute 10 Uhr Vormittags im Rathhause ein- gelaufenen Meldungen aus den drei städtishen Krankenbäusern wurden im Srankeny aufe Moabit neu eingeliefert 2 männl. Personen. Aus den Krankenhäusern am Friedrichshain und am Urban sind keine neuen Erkrankungsfälle gemeldet. Der gestrige Bestand in allen drei Krankenhäusern betrug 26 Personen (17 mänül., 9 weibl.), darunter Fälle von Cholera asiatica 8 bei 3 männl. und 5 weibl Personen. Entlassen wurden 7 männl. und 3 weibl. Personen, gestorben is 1 männl. Person. Es bleibt somit heute ein Bestand von 16 Personen (10 männl., 6 weibl.), darunter 7 Fälle von Cholera asíatica. — Der Abgang durch Tod im Krankenhause zu Moabit betrifft den früher wiederholt erwähnten vier Wochen alten Knaben. Die in S Anstalt befindlihe Mutter und Schwester des Knaben gehen der Genesung entgegen.
Köln, d. September. Der hier zugereiste und gestern wegen verdächtiger. Erkrankung in das Augusta: Hospital gebrachte Italiener (vergl. Nr. 213 d. Bl.) ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute an ani ee Cholera gestorben,
Mannheim, 95. September. Wie von amtlicher Seite fest- gestellt worden ift, ist hier ein Schiffshilfsheizer an asiatisher Cholera L Es ist eine Controlstation für Rheinschiffe hierselbst er- richtet.
London, 5. September. In Grimsby sind nach einer Mit- theilung des „Wolff hen Bureaus" seit gestern drei weitere Todesfälle infolge Cholera sowie ein verdächtiger Krankheitsfall vorgekommen.
St. Petersburg, 5. September. Vom 31. August bis 2. Sep- tember kamen nah cinem Bericht des ,W. T. B.“ in St. Petersburg vor 26 Erkrankungen an Cholera und 13 Todesfälle, in Moskau vom 27. bis 30. August 108 Erkrankungen und 57 Todesfälle, in den Gouvernements Podolien vom 19. bis 26. August 1229 Er- frankungen und 604 Todesfälle, Orel vom 20. bis 26. August 689 Er- frankfungen und 243 Todesfälle, in demselben Zeitraum in den Gouverne- ments Kiew 740 Erkrankungen und 284 Todesfälle, M in sk 232 Er- krankungen und 101 Todesfälle, Poltawa 283 Erkrankungen und 127 Todesfälle, Charkow 182 Erkrankungen und 87 Todesfälle, Grodno 187 Erkrankungen und 59 Todesfälle, Kalisch 114 Erkrankungen und 61 Todesfälle und im Dongebiet vom 27. bis 29. August 132 Erkrankungen und 66 Todesfälle. — Im „Regierungsboten“ wird ein Rundschreiben des Ministeriums des Innern mit Anweisungen veröffentlicht, um eine Beaufsichtigung auf Reisen befindlicher Arbeiter, Auswanderer und Wallfahrer zur Cholerazeit in gesundheitlicher Hin- sicht zu ermöglichen. — Ueber den Stand der Cholera-Epidemie in Polen wird Folgendes mitgetheilt: Jn der Stadt arschau sind vom 30. August bis 2. September 1 Erkrankung und 1 Todesfall vorgekommen, in Kolo, Lenczyca und Ozorkow (Gouvernement Kalisch) vom 28. bis 31. August 43 bezw. 19, in Kreis Mazo- wieck, Kreis Ostrow und Stadt Lomza (Gouvernement Lomza) vom 31. August bis 2. September 39 bezw. 26.
«Rom, d. September. „W. T. B.“ meldet: Der Gesundheits- zustand der Stadt is vortrefflich. Alle unter verdächtigen Erschei- nungen in das Lazareth Santa Sabina eingelieferten Personen konnten heute als geheilt entlaffen werden. — ie die „Tribuna“ meldet, sind in den leßten 24 Stunden in Neapel 9 Todesfälle an Cholera vorgekommen, in Cassino 2 Erkrankungen, in Palermo 5 Er- krankungen nnd 5 Todesfälle, wozu noch feit Mitternacht bis heute Nachmittag um 4 Uhr 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle kommen und in der Provinz Salerno, in Scafati, 3 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in A lbanella 1 Erkrankung.
Rotterdam, 5. September. Hier sind nah Meldung“ des „W. T. B.“ neuerlich 1 Todesfall und 2 Erkrankungen an Cholera festgestellt. Eine Person ist als. gesund entlassen. In Assen sind 3 Todesfälle und 2 Erkrankungen, in Wonbrügge und Amméers8- thal je ein Todeéfall vorgekommen.
Konstantinopel, 5. September. Nach einer Meldung des „W. T. B.* sollen in der Jrrenan stalt zu Skutari bei Kon- stantinopel 22 Cholerafälle vorgekommen sein, welhe dié Aerzte für Cholera nostras erflärten, während hier angenommen wird, da Cholera asíatica vorliege. Im r französischen Pop, if eine Person unter choleraverdähtigen Erscheinungen gestorben. *
Handel und Gewerbe.
Hamburg, 5. September. (W. T. B.) Auf Veri na des Aufsichtsrathes der 7. Assecuranz-Compagnie von 18 it der bisherige Director dieser Gesellschaft wegen Untershlagungen, die si auf 200 000 4 belaufen s verhaftet worden. Der Ver- haftete soll in Fonds speculirt haben. |
St. Petersburg, 6. September. (W. T. B.) Die Reichs bank wird zufolge einer heutigen Bekanntmachung von heute ab in St. Pêtersburg erheben: Für Vorschüsse auf Specialrechnungen, sichergestellt durch zinstragende Fee: 8 9/0, für Vorschüsse auf uo tragende Papiere, von Banken, Creditinstituten und Banguiercomptoirs 89/6, und von anderen Instituten und Personen 7 9%. e i
Verkehrs-Anstalten.
Zwischen Lissabon und den Azoren - Jnselnn San gus! und Fa yal ist eine telcgraphiide Verbindung her- gestellt. Die Worttaxen für Telegramme aus Deutschland nah jenen Jnseln betragen für den Weg über Fran 70 „3, über England 1 M : 9