sondern auch den gnädigen Herrn besißt, dessen landesväter- lichem Herzen sich aus der geringste seiner Unterthanen mit vollem Vertrauen nahen darf. Die Kundgebungen der Freude und Ergeben- heit am heutigen Tage kommen deshalb aus treuen Herzen, sie sind nur getrübt durch den Gedanken an die kurze Dauer des diesmaligen Besuchs. Sei uns gane, der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß wir Gure Majestät bald zu längerem Aufenthalt in unseren Mauern begrüßen dürfen !“
Seine Mazestät dankte mit huldvollen Worten für den gb Empfang, schüttelte dem Bürgermeister die Hand und tellte einen längeren Besuch Straßburgs für später in Aussicht. Vom Broglieplaß ritt Seine Majestät nah dem Gebäude des General-Commandos in der Brandgasse, überall von den in mehrfahen Reihen aufgestellten, von nah und fern Argen Menschenmassen stürmisch be- grüßt. Hier stieg der Kaiser vom Pferde und begab Sich in den Empfangssalon des commandirenden Generals von Blume, um bei diesem mit dem Kronprinzen von Jtalien, dem Groß- herzog von Baden, dem Statthalter und den höheren Offizieren und fremden Militär - Attahés einen Jmbiß einzunehmen. Die Kapelle des Jnfanterie - Regiments Nr. 138 concertirte dazu. Nah kaum einviertelstündigem Aufenthalt bestieg der Kaiser mit dem Kronprinzen von Jtalien den bereit stehenden Wagen, um über den Broglie, durch die Meisengasse, Hohen Steg, Alter Weinmarkt, Küßstraße zum Central-Bahnhof zu fahren. Einige Minuten nah 2 Uhr traf Seine Majestät auf dem reihgeschmückten Central-Bahnhof ein, um Seine Rückreise nah Mey anzutreten. Von den VaE ma begleitete Seine Majestät nur der Kron- prinz von Jtalien, während die anderen hohen Herren schon vorher abgefahren waren. Auf dem Bahnhof hatten sich der Staats- ga die Unter-Staatssecretäre, der Gouverneur, der Comman- ant, der Bezirks-Präsident, der Bürgermeister Bak, der Präsident Mebes und der Kreisdirector Graf Solms-Laubach zur Ver- abschiedung eingefunden. Seine Mazestät der Kaiser sprach hierbei nochmals Seine volle Befriedigung über den Empfan in Straßburg aus und beauftragte den Bürgermeister Bac dies den Einwohnern der Stadt zu verkünden. Unter lautem Hurrahrufen der Anwesenden verließ der Kaiserliche Zug ctwa um 2 Uhr 15 Min. den Bahnhof.
Der Bürgermeister von Straßburg machte noch am ( )
Sonnabend Abend Folgendes öffentlich bekannt:
Seine Majestät der Kaiser hat mich beauftragt, der Bevölkerung os für den überaus herzlihen Empfang, welcher Allerhöchst- ihm heute zu theil geworden, Seinen Dank auszusprechen.
Es gereicht mir zur Ehre und Freude, meinen Mitbürgern hier- von Kenntniß geben zu können. Straßburg, den 9. September 1893. Der Bürgermeister: Ba ck.
Um 4 Uhr 50 Minuten Nachmittags traf Seine Majestät mit dem Kronprinzen von Jtalien wieder in Metz ein; da kein officieller Empfang befohlen, war das Publikum auf den Bahnsteig und in die Empfangshalle zugelassen und zahl- reih erschienen. Als der Zug in die Bahnhofshalle cein- fuhr, ershollen laute Jubelrufe. Die auf dem Vorplayz des Bahnhofs und in den Straßen bis zum Bezirks- Präsidium angesammelte Menschenmenge begrüßte gleichfalls den Kaiser mit enthusiastishen Kundgebungen. Auf dem Kaiser Wilhelmsplaß war das Jnfanteric-Regiment Nr. 145, dessen Chef Seine Majestät der Kaiser ist, im Ordonnanzanzug aufgestellt. Seine Majestät stieg im Bezirks-Präsidium ab. Die Fürstlichkeiten, deren Abreise von Straßburg vor der- e Seiner Majestät des Kaisers und des Kronprinzen von Lia ten erfolgte, waren hon um 4 Uhr in Meß eingetroffen.
Um 7 Uhr fand im Allgemeinen Militärcasino für die Generale und Stabsoffiziere des XV. Armee-Corps, die mit Sonderzug von Straßburg um 61/4 Uhr in Meß eingetroffen waren, Parabetafel statt, wobei Seine Majestät einen Trinkspruch auf das Armee-Corps und den Großherzog von Baden, der an diesem Tage seinen Geburtstag feierte, aus- brahte; Seine Königliche Hoheit erwiderte den Trinkspruch mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser.
Abends um 91/2 Uhr fuhr Seine Majestät mit Sonder- zug nah Kurzel und von dort zu Wagen nah Schloß Urville E: Als Seine Majestät von dem Militärcasino nach dem
ahnhof fuhr, läuteten die Glocken der Kathedrale. Die Straßen, welche der Wagen passirte, waren festlih beleuchtet. Ueberall begrüßte eine dihtgedrängte Menschenmenge Seine Majestät mit jubelnden Zurufen. Dem Großherzog von Baden brachte aus Anlaß seines Geburtstags der Megzer Männergesangverein nah dem Paradediner ein Ständchen dar. — Wie „W. T. B.“ meldet, hat Seine Majestät der Kaiser dem Grafen Haeseler, commandirenden General des XVI. Armee-Corps, das Großkreuz des Rothen Adler-Ordens mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe verliehen.
Gestern, Sonntag, früh um 11 Uhr, wohnte Seine Majestät dem Gottesdienst in der kleinen evangelischen Kirche von Kurzel bei. Die unmittelbare Umgebung des Kaisers und die Gemeinde waren vollzählig erschienen. Seine Majestät wurde bei Seiner Ankunft von dem Gemeinde- rath, dem vor der Kirhe aufgestellten Kriegerverein von Kurzel und Ehrenjungfrauen empfangen und nahm, von dem Bezirks-Präsidenten von Hammerstein in die Kirche C auf der ersten Bank Play. Gebet und Segen sprah Consistorial-Präsident Braun aus Met, die O hielt Pfarrer Gerbert von Saarburg, der Meßer Männer- gesangverein sang die Liturgie. Nach Beérbiguna des Gottes- Dienstes reichte Seine Majestät den beiden Geistlichen die Hand und begab Sich sodann zum Bahnhof. Hier war inzwischen der Kronprinz von Jtalien an- a Au der General Graf Haeseler war zur
erabschiedung eingetroffen, eine combinirte Ehren - Com- pagnie daselbst aufgestellt. i 12 U ¿tfoläte unter enthusiastishen Hurrahrufen der zahlreichen Menge die Abfahrt nah Karlsruhe. Seine Majestät der Kaiser und der Kron- prinz von Jtalien fuhren in demselben Wagen.
__Um 5 Uhr Nachmittags trafen Seine Majestät der Kaiser mit dem Kronprinzen von Ftalien unter dem Donner der Ge- shüße und dem Geläute der Glocken in Karlsruhe ein und wurden am Bahnhof von dem Großherzog, den Prinzen des Großherzoglichen Hauses und von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen empfangen; außerdem waren die Mitglieder des badischen Staats-Ministeriums, des diplomatishen Corps, die obersten Hofchargen und die Generalität zum Empfang anwesend. Seine Majeslät der Kaiser, in der Uniform des Leib-Husaren-Regiments mit dem Bande des a Haus-Ordens, begrüßte den Groß- herzog sehr erzlih mit wiederholter Umarmung
und Kuß. Nah kurzem Verweilen schritten Seine Majestät der Kaiser, der Großherzog, sowie die übrigen Hohen Herrschaften die Front der auf dem Bahnhof aufgestellten Ehren-Compaguie ab, ließen diese im Parade- marsch vorbeimarschiren und bestiegen die Wagen zur Fahrt durch die prächtig geschmückte Stadt. Jm ersten Wagen nahmen Seine Mazestät der Kaiser mit dem Srohyerzog, in dem zweiten der Kronprinz von Jtalien mit Seiner König- lichen Foheit dem Prinzen Albrecht und dem Erbgroßherzog Play. Die auf den Straßen angesammelte Menschen- menge begrüßte Seine Majestät enthusiastish. Auf dem Marktplay bei dem Kaiserbrunnen, einem monumen- talen Decorationswerke, begrüßte der Ober-Bürgermeister Seine Mazestät den Kaiser mit einer Ansprache, in welcher hervor- gehoben wurde, daß die Stadt Seine Majestät den Kaiser in dem sihern Bewußtsein begrüße, daß das scharfe Schwert des Reichs in einer Hand ruhe, die niemals unbedacht das- selbe der Scheide entreißen, aber im Nothfall es kraftvoll führen werde für den Bestand und die Ehre des Vaterlands; auch in den inneren Gefahren richteten sih die Blicke ruhiger Zuversicht auf den Lenker der Geschike des Reichs, der klaren Blickes des schweren Amts gerecht und gütig walte. Seine Majestät dankte in huldvollen Worten und seßte die Fahrt nah dem Schloß fort, wo A S r von den Fürstlichen Damen begrüßt wurde. Abends fand im Schloß Familientafel und Marschalltafel statt. Um 9 Uhr wurde ein großer Zapfen- streih im Schloßgarten abgehalten.
Des E Und
Ueber den leßten Tag der Manöver „Straßb.
XVI. Armee-Corps (Freitag) berichtet die Corr.“ in Folgendem :
Nach dem Abbruch des Gefechts am Donnerstag erhielt der commandirende General des XVI. Armee-Corps die Nachricht, daß die (angenommene) Südarmee, deren linken Flügel das Corps bildete, bei Homburg einen erfolglosen Angriff auf den Feind gemacht habe. Die Südarmee hatte deshalb den Nückzug in der Richtung Château- Salins8—Delme angetreten, gedrängt von dem Gegner. Dem XVI. Corps wurde vom Ober-Commando der Befehl ertheilt, um der geschlagenen
auptarmee Luft zu schaffen, möglichst viel Kräfte des Feindes auf ih zu ziehen und den etwa erforderlichen Rückzug auf Meß zu nehmen. Hierdurch wurde die bisherige Manöverrihtung, Nord-Süd, vollständig geändert und bewegte sich diese nunmehr zwishen Westen und Osten. Auch die Stärkeverhältnisse hatten sich vers{choben. Von der bayerishen Division, die am Donnerstag auf dem rechten Flügel des XVI. Corps gefohten hatte, wurde angenommen, daß sie sich der Hauptarmee wieder anschließen solle. Jn Wirklichkeit wurde sie dem VI1iI. Corps beigegeben, welches damit eine Infanteriestärke von 45 Bataillonen erreihte. Dagegen war die Cavallerie-Division des VIII. Corps diesem genommen worden und bildete unter dem Befehl Seiner Majestät des Kaisers, vereint mit der Cavallerie-Division des X V1. Corps ein besonderes Cavallerie-Corps. Weiter war dem XVI. Corps die 59. Infanterie-Brigade unterstellt, bestehend aus den Megimentern Nr. 97 (Saarburg) und Nr. 136 (Dieuze). Diese Brigade, zum XV. Armee-Corps gehörig, ist während der Kaiser- man över zur Beseßung von Meß beordert.
Troßdem das XV1. Corps am Donnerstag unter dem Befehl des Kaisers ganz entschiedene Bortheile errungen hatte, mußte es auf die Eingangs erwähnte VMeeldung von der Niederlage der Hauptarmee hin es aufgeben, die Vortheile auszunüßen und ging nah Abbruch des siegreichen Gefechts bis hinter die französishe Nied zurück, auf dem rehten Ufer nur die Vorposten zurücklassend. Ein gcoßer Theil der Truppen mußte auch diese Naht zum dritten Mal bivouaciren, während andere foweit als möglih bei dem \trömenden Regen in engen Nothquartieren untergebraht wurden. Sie konnten etwa in der sechsten Nachmittagsstunde abkochen.
Die Stellung westlih der französishen Nied ist für den Ver- theidiger eine außerordentlich günstige. Es wird der französischen Heercsleitung von 1870 von Militärkritikern mit vollem Necht der Vorwurf gemacht, daß sie nicht in dieser Stellung die von Saarbrücken vormarschirende deutsche Armee erwartet hat, sondern erst weiter rückwärts nah Met zu, unter weit ungünstigeren Verhältnissen, sich zur Schlacht zwingen ließ. Die Nied is ein in vielen Win- dungen fließendes s\chmales Wasser mit steilen Ufern und fsumpfigem Bett. Ein Ueberschreiten derselben ohne Brücke ist für keine Waffengattung möglih. Uebergänge finden ih etwa alle sechs8 bis acht Kilometer; für den heutigen Tag kamen die bei Pange und Urville in Betracht. divisben diesen beiden Ortschaften liegt auf der Höhe des fteil nach Osten abfallenden Abhanges, gleih einer Citadelle, der fleine Ort Mont mit einem thurmgezierten Schloß. Hier hatte während des ersten Theils des Manövers der Kaiser Auf- stellung genommen. Auch der Fesselballon versah hier seinen Kundschafterdiens. Den rechten Flügel der Aufstellung des lothringi- schen Armee-Corps bildete die 59. Brigade bei Laquenexy; bei Colligny stand die 38. Division, bei Lemmersberg die 34. Infanterie- Division. Die eine Cavallerie-Division befand sih noch jenseits der Nied, das Gelände aufklärend, die Corps-Artillerie zwischen den beiden Infanterie-Divisionen. Gegen 8 Uhr wurden die Spißen des Feindes sichtbar: die 15. Division marschirte auf Kurzel zu, die 16. Division auf Mont, die bayerische Division auf Pange. Zwischen den beiden letztgenannten Divisionen ging die ge- mischte Brigade „Königin Augusta Garde- Grenadier-Regiment Nr. 4 und zwei Neserve-Negimenter“, diese in voller Kriegbstärke, vor. Zu den leßtgenannten Regimentern sind aus der ganzen Rheinprovinz ältere Jahrgänge eingezogen worden; auch der bei weitem größte Theil der Offiziere gehört der Landwehr an. Troß der alle Kräfte in Anspruch nehmenden großen Anstrengungen der Uebungen waren gerade diese Reserve-Negtmenter in bester Verfassung. Nichts von Ermüdung und Erschlaffung war ihnen anzumerken. Ju der neunten Stunde begann das Gefeht mit dem Feuer der an der Spitze vorgehenden kleineren Infanterie - Abtheilungen. Ihrem Auftrage gemäß zogen sich die auf dem reten Niedufer noch befindlihen Vortruppen des lothringishen Corps ohne ernstlihen Widerstand zurück; um den Ort Kurzel entspann sich ein kurzes Jnfanteriegefeht. Weiter als bis an den Eisenbahndamm, welcher im allgemeinen der Nichtung der Nied folgt, konnten aber auch hier die feindlihen Plänkler niht vorrücken. Stloß Urville, Pont-à-Chaussy und die nöôrdlich am Abhang liegenden zum Schloß gehörigen Meierhôöfe waren von der vorgeshobenen Infanterie der 34. Division beseßt, welche den Uebergang bei Kurzel unter Feuer hielt. Zunächst griff auf beiden Seiten die Artillerie în das Gefeht ein. In langen Rethen entwickelten sich die beiderseitigen Batterien auf den sich gegen- über liegenden Höhen. Das VIII. Corps concentrirte nach und nach seine Kräfte auf den linken Flügel, und gelang es zunächst den Bayern, Pange wegzunehmen. Nach etwa einstündigem Gefecht mußte der rechte Flügel des XVI. Corps dem an Artillerie und Infanterie weit überlegenen Gegner weichen und zog sih langsam auf Colligny und den Wald von Maizery zurück, hier von neuem Front machend. Der rechte Flügel der bayerischen Division ging dur Pange vor und gewann die bis dahin von dem diesseitigen Corps Mig steilen Anhöhen. Der äußerste linke Flügel der bayerischen Division, der weiter südlich die Nied passirt hatte, um- faßte mehr und mehr den reten Flügel des zurückweichenden XVI. Corps, der dadurch in eine immer fkritisher werdende Lage verseßt wurde. Jett erschien die reitende Artillerie der beiden Cavallerie-Divisionen und eröffnete thr Feuer auf die vorgehende bayerische Infanterie. Die feindliche Artillerie, zum theil im Vor- gehen dur Pange begriffen, konnte nur {wach erwidern. Weiter
rückten von den Höhen zwischen Colligny und Laquenexy die langen
Schütenlinien der 59. Infanterie-Brigade vor. Der linke Flügel des VIII. Corps wurde zum Stehen gebracht, und plößlih brachen die 12 Cavallerie-RNegimenter, Seine Majestät der Kaiser in der Uniform des Leib-Garde-Husaren-Regiments, den gezogenen Säbel in der Hand, an der Be vor und attackirten die feindlihe {wer er- schütierte Infanterie, die Schügenlinien derselben vollkommen überreitend. Es war ein außerordentlich schwieriges Terrain, welches die Reiter zu passiren hatten. Gräben, Schluchten, Hecken, Gebüsche, steile Anhöhen waren zu passiren ; aber unaufbaltsam ging es vorwärts, der Kaiserlihe Kriegsherr auf Seinem Schimmel allen voran, auch das bedenklichste Hinderniß mit Leichtigkeit nehmend. Nach dieser glänzenden Neiterattacke, welche bewies, daß eine shneidige Cavallerie unter energischer und geschickter Führung LHeE Widerstand zu überwältigen im stande ist, wurde kurz nah 11 Uhr das Manöver beendet.
Während der nun folgenden Kritik marschirten die verschiedenen
Truppentheile ab, die Meter Garnison thren Quartieren zu, die anderen nach den verschiedenen Eisenbahnhöfen. ___ Die bayerische Division marschirte nah Colligny und nahm dort in zwei Treffen Paradeaufstellung. Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern führte die Division in einmaligem Parademarsch dem Kaiser und dem Kronprinzen von Jtalien vor. Alsdann ritt Seine Majestät an das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment und die Reserve-Brigade des VIII1. Corps heran.
Der Kronprinz von Jtalien wohnte auch heute den Manövern von Anfang bis zu Ende bei und verfolgte mit sichtliher Theilnahme die Bewegungen der Truppen. Sein ganz besonderes Interesse erregte Maa der von dem Kaiser so glänzend geführte Cavallerie- Angriff. i
Zum Schluß versammelten sich sämmtlihe Fürstlichkeiten zur Frühstüstafel bei Seiner Majestät in Urville.
Nach der im Reichs - Eisenbahnamt aufgestellten N a ch- weiung Wer die m Monat Zuli d J guf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen ) bei den Zügen mit Personenbeförderung vorgekommenen Verspätungen haben auf 36 größeren Bahnen und Bahnneztzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 37 124,26 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sich ver- spätet: 1167 Schnellzüge, 1715 Verianentiga und 161 zur Me sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende
üge, zusammen 3043. Von den Fibplaninäligen Zügen
mit Personenbeförderung wurden geleistet: 15729738 Zug- filometer, 323552 168 Achsfilometer gegen 15 220 977 Zug- und 302349482 Achskilometeer 1m Vormonat und gegen 16080736 Zug- und 331 995309 Achskilometer in demselben Monat des Vorjahres. Von den Ver- igen wurden 1054 durch das Abwarten verspäteter An- chlußzúge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen selbst 1989 Verspätungen zur Last fallen, gegen 837 im Vormonat und 2166 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vorgekommenen Verspätungen entfallen auf 1 Million Zugkilometer 126, 1 Million Achskilometer 6, min U L Mlion Suaiulometer 9 = (C 0 Q. weniger als im Monat. Juli des Vorsiahres — und (1 = 129 v. O. mehr als m. Vormonat, Und (auf 1] Villion Achsktilometer 1 = 14 v. H. weniger als im Monat Juli des Vorjahres und 3 = 100 v. H. mehr als im Vormonat. Infolge der Verspätungen wurden 1564 An- {hlüsse versäumt (gegen 1516 in demjelben Monat des Vor- jahres und 538 im Vormonat). Bei 6 Bahnen sind Zug- verspätungen und bei 10 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. Jn der Nachweisung - sind die Bahnen, auf denen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältniß- ahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den Ahroliuttian Der Ter dienenden Zügen auf 1 Million Zugkilometer und der auf 1 Million Achs- filometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Altdamm-Colberger Bahn und die Bahnen in den Bezirken der Königlichen Eisenbahn-Directionen zu Erfurt und zu Frankfurt a. M. die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah der Anzahl der Ver- Pa nah der Anzahl der Anschlußversäumnisse be- timmt, so treten die Bahnen in den Bezirken der König- lichen Eisenbahn - Directionen zu Frankfurt a. M., zu Erfurt und (linksrheinische) zu Köln an die ungünstigsten Stellen.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt sind seit dem 9, September nachstehende aht Cholerafälle gemeldet worden.
Nheingebiel. Jn PaplermUble bei. Solingon erkrankten weitere vier Personen; ferner ist bei einem schon früher Erkrankten, auf welchen die Jnfection wahrscheinlich zurückzuführen ist, nachträglich Cholera festgestellt; endlich ist eine in Papiermühle beschäftigte Arbeiterin zu Kohlfurt im Kreise Mettmann erkrankt.
Ein Specialsachverständiger ist seitens der Königlich preu- ßischen Regierung nah Papiermühle entsendet worden.
In St. Goar starb am 8. September die Frau eines Schiffsführers (Dampfer Matthias Stinnes 6) an Cholera.
Weichselgebiet: Jm Ueberwachungsbezirk Kurz e- brack wurde ein Flößer todt aufgefunden, als dessen Todes- ursache bakieriologish Cholera festgestellt worden ist.
Nunmehr liegt auch das Ergebniß der Preisvertheilung in der Architektur-Abtheilung der Chicagoer Welt- ausstellung vor. Auch hier hat Deutschland einen großen Erfolg erzielt, indem es die gleihe Zahl von Prämien wie die Vereinigten Staaten von Amerika erhalten, alle übrigen Staaten aber weit hinter sich gelassen hat.
Mit Preisen sind bedaht worden: das Reichsamt des Jnnern, das Königlich preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Ende & Böckmann, G. Hauberisser, K. Hofmann, Kayser & von Großheim, E. Klingenberg, H. Licht, Skjold Neckelmann, Salzmann, A. Schmidt, V. Spitta, Franz Schwechten, Paul Wallot.
Der General der Cavallerie von Ae L à la suite
des ls fal Vigd von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3 E nspecteur der 2. Cavallerie-Jnspection, ist hierher zurüd- gekehrt.
Nachdem der hiesige mexikanische Gesandte Don Romero Vargas Berlin vor kurzem mit Urlaub verlassen, ist der Legations-Secretär Federico Larrainzar in der Eigen- haft als Geschäftsträger bei der Kaiserlichen Regierung be-
glaubigt worden. i
Homburg v. d. Höhe, 10. September. Der Prinz
von Wales ist heute Nachmittag von hier nah London ab-
gereist. Baden.
Der Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit des Gr oß- herzogs ist vorgestern im ganzen Lande festlich begangen worden. Jn Karlsruhe wurde die Feier durch Choralmusik und Kanonenschüsse eingeleitet. Am Vormittag fand in den Gotteshäusern der verschiedenen Glaubensbekenntnisse Fest- gottesdienst statt. Jhre Königlichen Hoheiten die Groß- herzogin, der Erbgroßherzog und die Erbgroß- herzogin wohnten dem Gottesdienst in der cevan- gelishen Stadtkirhe an. Um 111/25 Uhr nahm FJhre Königliche Hoheit die Großherzogin im Großherzoglichen Schlosse die Glückwünshe der Herren und Damen des Hofstaats entgegen. Mittags fand im Großherzoglichen Schlosse Familientafel statt, an der Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin, Jhre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm sowie Jhre Hoheit die Erbprinzessin von Anhalt theilnahmen. Dem Festmahl im Museum wohnten die Mitglieder des Großherzoglichen Staats- Ministeriums, der Präsident der Ober - Nehnungskammer, Staats - Minister a. D. Dr. Turban und andere hohe Hof- und Staatsbeamte, die S des diplomatischen Corps, der commandirende General des XIV. Armee-Corps, General der Jnfanterie von Schlichting und die Vertreter der städtischen Behörden vei. Den Trinkspruh auf Seine König- lihe Hoheit den Großherzog brachte der Staats-Minister Dr. Nokk aus. Abends fand eine Festvorstellung im Großherzog- lichen Theater statt, der Jhre Königlichen Hoheiten die Groß- herzogin und der Erbgroßherzog beiwohnten.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird nach seiner Rückkehr von Schweden auf der Wartburg Aufenthalt nehmen. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin gedenkt sih, wie die „Th. C.“ mittheilt, von Helgoland auf ihre Be- sizungen in Schlesien zu begeben und am 14. d. M. in Schloß Heinrichau einzutreffen.
Oesterreich-Ungarn.
Seine Majestät der Kaiser ist vorgestern aus Galizien u den ungarischen Manövern in Boros-Sebes eingetroffen. Allerhöchstderselbe wurde daselbst von den Behörden und zahl- reichen Deputationen empfangen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Gestern früh wohnte der Kaiser der Messe in der Patronatskirhe bei und empfing später Deputa- tionen im Empfangssaale des Casinos. Auf die Ansprache der Deputation des röômisch-katholishen Klerus ant- wortete der Kaiser mit dem Ausdruck des Dankes für die neuerliche Versicherung ihrer traditionellen Gefühle und fuhr dann, wie „W. T. B.“ meldet, folgendermaßen fort :
„Ich zweifle niht, daß der römisch-katholishe Klerus seinem heiligen Berufe entsprehend au in diefer Gegend in der Bevölkerung die confessionele Ruhe und die friedlihe Eintraht ohne Unter- ied der Confession und Nationalität pflegen wird, in welchem Be- streben Sie auf Meine unveränderlihe Gnade und Mein Wohlwollen sicher rechnen können.“
Die Ansprache des griechisch-katholischen Klerus erwidernd, sagte der Kaiser:
„Mit Freude höre Ih den Ausdru Jhrer Ueberzeugung, wonah {i Meine väterlihe Fürsorge dahin richtet, daß die ge- sammten Staatsbürger Meines geliebten Ungarn, ohne Unterschied der Religion und Sprache, im engen Zusammenhalten und in gegenseitiger Eintraht ruhig den Segen des Friedens, des Fort- \chritts und des Wohlseins genießen follen; Ih zweifle nicht, daß auch Sie bei der Verwirklihung dieses Meines Wunsches mit voller Hingebung wirken werden; denn sowie einerseits die Betonung leerer Schlagworte, übertriebener Chauvinismus und verdammungswürdige Straßenausschreitungen dem wahren Patriotis- mus fernstehen, so ist es andererseits patriotishe Pflicht und erfor- dert es das wirklihe Interesse der gesammten Staatsbürger, daß die friedliche Eintracht zwischen den Nationalitäten sowie die Achtung der Verfassung und der Gesetze des Landes überall und überhaupt in dieser Gegend sorgsam gepflegt und gesichert werden.“
Jn Erwiderung auf die Ansprahe des Bis chofs Metianus, als des Führers einer griehisch-orientalisch- rumänischen Deputation, äußerte der Kaiser:
„Ich hoffe und erwarte, daß auch Sie durch Ihren Einfluß Ihre Gläubigen von jenen {ädlihen Aufreizungen fernhalten werden, welche in manchen Gegenden die Jrreführung des Volkes bezwecken. Denn jede Nationalität ist verpflichtet, die friedlihe Eintracht mit den anderen Nationalitäten aufrecht zu erhalten und die Geseßze und die Verfassung des Landes gleihförmig zu achten.“
Auf die Ansprache der Deputation der evangelish- rerormiyten Gelde erwiderte " der „Kater, er empfange mit besonderer Befriedigung und mit Dank den Aus- druck ihrer Treue und ihre Huldigung. Sie möchten über- zeugt sein, daß ihre Kirhe und deren Verfassung auch fürder- hin auf seinen Königlichen Of rechnen könne. Der Depu- tation der Augsburger Confession antwortete der Kaiser, er nehme dankend und mit Freuden die ihm dargebrachte Huldigung entgegen und bitte, den Religionsgenossen seinen Gruß und die Versicherung weiterer Gnade zu überbringen.
Hierauf empfing der Kaiser das Offizier-Corps und sprach sodann der Aas des Comitats und der Stadt Arad gegenüber seine Ueberzeugung aus, daß das Municipium der Stadt Arad die Anhänglichkeit an seine Person auch dadurh bekunden werde, daß es die Be- völkerung, welhe ohne Unterschied der Confession und Nationalität seinem Herzen nahe stehe, vor Wühlerçien aller Art \{hüßze; denn die Bevölkerung könne nur in freundschaftliher Eintracht - und A Arbeit die Garantie ihres Wohles und ihrer wahren Jnteressen er- langen, wie er dies aufrichtig wünsche. Die Worte des Kaisers wurden mit begeisterten Eljenrufen aufgenommen. Um 6 Uhr Abends fand ein Wner statt, nah welchem der Kaiser t A Me Den Schluß des Tages bildete ein prächtiges Feuerwerk.
Seine Majestät der Deutsche Kaiser wird dem Frdbl.“ zufolge am Sonntag, den 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in Güns eintreffen, wo die übrigen geladenen Gäste des Kaisers Franz Joseph, Seine Majestät der König von Sachsen und Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Leopold von Bayern und der Herzog von Connaught, ebenso wie Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph selbst, bereits verweilen. Der Kaiser Franz Joseph und die Erzherzoge begrüßen den Kaiser Wilhelm auf dem Bahnhofe, auch stellen sich hier der Königlih ungarische Minister-Präsident und die Spißen der Localbehörden vor. Gleichzeitig melden sich von den zum Ehrendienst befohlenen Herren : der General der Cavallerie Ludwig Prinz zu Windischgräß, Commandant des X1. Armee-Corps und commandirender General von Lemberg, sowie der Obersl Freiherr von Königsbrunn, Commandeur des Jnfanterie - Regiments Wilhelm T, Deutscher Kaiser und König von Preußen Nr. 34; der ebenfalls befohlene Oberst Freiherr von Steininger, Flügel - Adjutant und Militärbevollmächtigter in Berlin, wird {hon von Stutt- gart ab. im Gesolge des Kaisers velsen An die Begrüßung {ließt si{ch um 61/, Uhr Abends ein gemein- schaftlihes Diner. Am 18. (Montag), 19. (Dienstag), 20. (Mittwòdh) und 21. (Donnerstag) finden größere Manöver statt. Am 21., Nachmittags 5 Uhr, erfolgt die Abreise der Monarchen zu dem Jagdaufenthalt in Bellyn nah Mohacs. Am 22. früh zwishen 1 und 2 Uhr wird die Ankunft in Mohacs erwartet; nah kurzem Aufenthalt auf dem Dampfschiff „Orient“ findet der Aufbruch M Pürsche statt. Eben)o wie der 22. is auch der 23. vollständig der Jagd gewidmet. Am 24. ( S begiebt sih der KaisereWilhelm zum evangelischen Gottesdienst nah Jsabellenfeld. Während der Kaiser Franz Joseph bereits am 24. Abends von Mohacs abreist und nah Schönbrunn fährt, verbleibt der Deutsche Kaiser noch 24 Stunden länger an dem Jagdplag, bricht also von Mohacs erst am 25. Abends 9 Uhr auf, trifft in Wien- Hetendorf am 26. früh 8 Uhr 10 Minuten ein und begiebt sh zu Wagen nah Schönbrunn. Die Abreise von Wien erfolgt an demselben Tage Nachmittags 4 Uhr vom Nord- bahnhof aus. /
Jhre Majestät die Kaiserin hat Jshl am Freitag ver- lassen und is, wie die Wiener „Presse“ berichtet, vorgestern zu mehrtägigem Aufenthalt in Venedig eingetroffen. Mitte dieses Monats begiebt sih die Kaiserin zum Besuch der Prinzessin Leopold nah München, dann nah Schloß Lichtenegg zum Be- such der Erzherzogin Marie Valerie, und shließlih nach Gödöllö.
Gestern sollte, wie aus Budapest berichtet wird, in Maria- Theresiopol eine große Katholiken-Versammlung statt- finden, worin gegen die Kirchenpolitik der Regierung demonstrirt werden sollte. Der Minister des Jnnern hat nun unter Hin- weis auf die Choleragefahr dieses Meeting, zu dem bereits 38000 Personen angemeldet waren, verboten.
Frankreich.
Der Großfürst Alexis von Rußland und der Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend in Paris eingetroffen und von dem Botschafter Baron von Mohrenheim empfangen wor- den. Dieselben werden sich zunächst nah Vichy und später nah Toulon begeben, woselbst der Grof fürst Alexis die Nevue über die russishe Flotte abnehmen wird. — Der General Saussier hat als Präsident des militä- rischen Clubs eine Festcommission berufen zur Berathung über Veranstaltungen, die in Paris für den Empfang der Offiziere des russishen Geshwaders getroffen werden sollen. Zu dem nämlihen Zweck wird der Municipalrath von seinem Vorsißenden einberufen werden.
Das Actions-Comité der liberalen Linken ver- öffentlicht eine Erklärung, worin auf die aus der socialisti- schen Bewegung erwachsende Gefahr hingewiesen wird, welche die Gesellschaft und vielleiht Frankreich und die Republik bedrohe. Das Comité richtet an alle Republikaner die Auf- forderung, diese Gefahr zu bekämpfen.
NufßlanD.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters- burg werden die russischen Delegirten zu den Zollverhand- lungen mit Deutschland am 27. d. M. von dort nah Berlin abreisen.
Spanien.
Jn Santander haben einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid zufolge am Freitag und Sonnabend Aus- schreitungen stattgefunden. Die Gendarmerie trieb die Ruhe- stórer zurü. Fünf Personen wurden verleßt, elf verhaftet.
Dänemark.
Der französishe Gesandte am dänischen Hofe Graf d'Aunay ist, wie „W. T. B.“ meldet, aus Gesundheitsrük- sichten von seinem Posten zurückgetreten; als sein Nachfolger ist der Einführer des diplomatishen Corps in Paris Graf d'Ormesson designirt.
Aus Jsland auf dem Postwege eingetroffene Nach- richten vom 26. August besagen, daß beide Abtheilungen des Althings die Verfassungsrevision angenom- men haben. Danach soll das jeßige isländische Ministerium in Kopenhagen aufgehoben und die Regierung Jslands einem. Gouverneur und drei vom Gouverneur zu er- nennenden Ministern übertragen werden. Der Gouverneur ist vom König zu ernennen, ist unmittelbar dem König verant- wortlih und soll in Reykiavik wohnen. Diese Revisionsvorlage wird jeßt dem König zur Sanction unterbreitet werden.
Amerika,
Wie der „Agenzia Stefani“ aus Rio de Janeiro ge- meldet wird, wurde die Barke des italienishen Kon- suls, der sih von Bord des italienishen Kreuzers „Bausan“ an Land begeben wollte, von brasilianishen Soldaten ohne vorheriges Avertissement beschossen. Dabei wurde ein Matrose verwundet, der am folgenden Tage starb. Der Com- mandant des „Bausan“ und der italienishe Konsul protestirten bei der brasilianischen Negierung, die alsbald Genugthuung gab, indem sie ihr Bedauern ausdrückte, das Begräbniß des Matrosen auf Kosten der Regierung anordnete, den Com- mandanten der betreffenden Truppenabtheilung dem Kriegs- gericht überwies und dem italienishen Gesandten eine Entschä- digung von 100 Contos übersandte. — Eine bei dem Staatsdepartement der Vereinigten Staaten eingegangene Depesche meldet, daß in Rio de Ainéiro der E (nand erklärt sei und daß befürchtet werde, das aufständische
Geschwader werde die Stadt bombardiren. Jm Marine-
Ministerium in Washington wird gegenwärtig erwogen, wie viele Schiffe zum Schuße der amerikanishen Jnteressen nah Rio de Janeiro entsandt werden sollen.
Dos „Reuierhe Bureau“ meldet aus Buenos Aires vom Sonnabend, die in Tucuman ausgebrochene Revolution breite sich über das Land aus. Der Gouverneur, der sich mit 1000 gut bewaffneten Soldaten in Cabillo verschanzt habe, rüste sich zu hartnäckigem Widerstand. In den Straßen von Tucuman jeien die Uf ständischen und die Provinzialtruppen handgemein geworden, wobei von den Dächern und aus den Häusern geschossen worden sei. Die Aufständishen hätten den Bahnhof beseßt, nachdem sie die Truppen der Regierung von dort vertrieben hätten, und versuchten den . Gouverneur in Cabillo einzu-
\hließen.
Nr. 36 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben imM inisterium der öffentlichen Arbeiten, vom 9. Seplember hat folgenden Inhalt: Ausführung eines Sammel- fanals in der S Bano ate in Köln. — Kreisständehaus in Wer- nigerode a. H. — Die Dolmen und ihre Stellung zur Baugeschichte. (Schluß.) — Vermischtes: Denkschrift über den Dortmund-Rhein- Kanal. — Drehbrüccken Schwedlersher Construction. — Wettbewerb für Pläne zu einem Kreishaus in Neu-Ruppin. — Preisertheilungen auf der Weltausstellung in Chicago. — Ausftellung für Moaltechnik in München.
Kunst und Wissenschaft.
Der Botaniker Professor Dr. Küßing ist laut Meldung des „W. T. B.“ aus Nordhausen am Sonnabend im 87. Lebensjahr gestorben.
— Zu dem unter den Mitgliedern des Berliner Architekten- vereins veranstalteten Kreishaus - Wettbewerb für Neu- Ruppin sind, wie wir dem „Centr.-Bl. d. Bauw.* entnehmen, neun zum guten Theil verdienstlihe und eigenartige Arbeiten eingegangen. Den ersten Preis (1000 4) erhielt Negierungs-Baumeister Schilling in Berlin. Der zweite Preis (900 4) wurde den Regierungs-Bau- meistern Solf und Wichards zugesprohen. Der dritte Preis (500 46) fiel den Herren Bau-Inspector Endell und Regierungs-Baumeister Kern in Berlin (Steglitz) zu. :
— Aus dem Oberamt Welzheim, 6. September berichtet der „Schwäb. Merk.": In den leßten Tagen war die Neichs-Limes- forschung in unserem Oberamt thätig. Major Steimle aus Stuttgart leitet die Grabarbeiten; er hat am germanischen Limes, dem sogenannten Schweinsgraben, auf der Strecke zwishen Breh und Haaghof, vier römische Wachtthürme theilweise frei gelegt. Es find jeßt von der Gozenmühle bei Lorch bis zum d mit den {hon früher bekannten und theilweise ganz ausgegrabenen aht solher Thürme, was Lage und Beschaffenheit anbelangt, nach- gewiesen. Vier davon befinden sich im Pfahlbronner Walde, die vier anderen auf freiem Felde, nur ca. 50 ecm unter dem Boden; sie sind bis auf einen, beim Haaghof, noch gut erhalten. i
— Der in München versammelte deutshe Mathematiker- tag wählte nah dem Bericht des ,W. T. B.“ zu“ Vorsitzenden die Professoren Weber-Göttingen und Frobentus-Berlin. Der nächste Bersammlungsort ist noch nicht bestimmt.
— Der Juristentag berieth, wie „W. T. B.“ weiter be- rihtet, am Sonnabend in seiner leßten Sitzung die Frage der Aus- dehnung der Schöffengerichte auf alle Strafgerichte erster Instanz. Es wurde ein Antrag des Professors Merkel-Würzburg angenommen, welcher besagt: es empfiehlt sih die Durchführung der Schöffengerichts- verfassung an den Gerichten mittlerer Ordnung.
— Unter dem Vorsiß von Professor Faye, Mitglied des „In- stitut de France“ und Director des „Bureau des Longitudes" in Paris is heute in Genf die Commission des inter- nationalen Verbandes für Erdvermessung zusammen- getreten. Die Schweiz ist vertreten durh Professor Hirsch, Director des
bservatoriums in Neuenburg, ständigen Secretär der internationalen Commission; Jtalien durch General Ferrero von Florenz; Deutsch- land durch den Director der Berliner Sternwarte, Professor Dr. Förster und den Major à la suite des Generalstabs der Armee und vom Neben-Etat des Großen Generalstabs von Schmidt. Der Verband umfaßt gegenwärtig 30 Staaten.
— Der „Moniteur belge“ in Brüssel hat am 4. September die für das Jahr 1897 ausgeschriebene internationale Preisfrage veröffentlicht, für deren Lösung der belgische Königspreis in Höhe von 25 000 Fr. ertheilt wird: Es follen vom gesundheitlihen Standpunkt aus die meteorologischen, hydrologischen und geologischen Verhältnisse von Aequatortal-Afrika auseinandergeseßt werden. Der Ein- lieferungstermin für die Arbeiten ist der 31. Dezember 1896.
Land- und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Ungarn.
Aus Budapest, vom 9. d. M., wird über den Saatenstand nad den am 1: d. M. beim ungarischen Ackerbau-Mini- sterium eingelangten Berichten der „Wien. Ztg.“ telegraphish be- richtet: Das mit Mais bebaute Areal beträgt 3 602 998 Katastraljoch (im Vorjahre 3 632 027 Katastraljoch). Der Mais hat infolge der Trockenheit und der kalten Nächte fehr gelitten, an vielen Orten ist fehlerhafte Körnerbildung bemerkbar und wird das Reifen durch ungünstiges Wetter Pn, Hülsen # rüchte und Gartengewächse stehen auch nicht überall zufriedenstellend. Kraut, Bohnen und Gurken versprehen das beste Resultat. Die Hanf - und Flachsernte ist im allgemeinen gut. Der Tabak ist mit wenigen Ausnahmen zufriedenstellend. ie Futterrübe steht nur an wenigen Orten zufriedenstellend; auch die Zuckerrübe hat dur Unkraut, Trockenheit und durch die Peronospora Schaden gelitten. Das mit Kartoffeln bebaute Areal beträgt 795 067 Katastraljoh (im Vor- jahre 795 038 Katastraljoh). Die Kartoffeln haben dur die Peronospora sehr gelitten. Dem künstlichen Futter wurde durch Regen viel Schaden zugefügt. Der Grummetertrag der Naturwiesen ist größtentheils zufriedenstellend. Das O bst wurde in letzter Zeit sehr durh Würmer geschädigt. Der Aepfel-, Birnen- und Pflaumenertrag kann im Durchschnitt als „schwachmittel“ und theilweise als „mittel“ be- zeihnet werden. Der Weinstock wird durch die Peronospora sehr
geschädigt.
Ernte in Nord-Amerika,
Nach dem Bericht des Ackerbaub ureaus is, wie „W. T. B.“ meldet, der Durchschnittsstand der Baumwolle in den 11 Baumwoll- staaten 734/10. Der Rückgang ist durch \{chlechtes Wetter, Trockenheit, Raupen und Rost, sowie dur den L Schaden, den der Sturm vom 28. August anrichtete, verursaht. Der Durchschnittsstand von Mais is} 767/10, von Weizen 74. Der Durchschnittsstand der Gerste ist etwas niedriger als im vergangenen Monat, der Durch- \chnitts\tand der Kartoffeln 718/10.