1893 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Der fahrplanmäßige Reichs-Dampfer „Karlsruhe“ des

Norddeutschen Lloyd ist mit den heimkehrenden Ablösungs-

transporten von S. M. Kreuzern „Bussar d“ und „Sperber“ Transportführer: Capitän-Lieutenant Shönfelder am 19. September, von Apia kommend, in Sydney eingetroffen und seßt am 23. September die Heimreise fort. : S. M. S. „Marie“, Commandant Corvetten-Capitän Freiherr von Lyner, ist am 18. September in Antofagasta (Chile) eingetroffen und beabsichtigt, am 20. nach Valparaiso in See zu gehen. N Die Kreuzer-Corvetten „Arcona“ und „Alexandrine find, wie „W. T. B.“ meldet, am 19, d. M. vor Rio

de Janeiro eingetroffen.

Württemberg. Jm Anschluß an das gestern mitgetheilte Schreiben

Seiner Majestät des Kaisers an Seine Majestät den König von Württemberg veröffentlicht der „St.-A. 1 Ab nachstehendes Schreiben des Königs an den Kriegs- Minister: | S

Indem Ich vorstehende Worte Seiner Majestät des Kaisers zur Kenntniß Meines Armee-Corps bringe, sprehe Jh auch Meinerseits sämmtlichen Offizieren und Beamten, Unteroffizieren und Mannschaften des Armee-Corps für ihre erfolgreiche Thätigkeit und ihren hingebenden Eifer und Fleiß, wodur inébefondere folh erfreuliche Resultate erzielt werden konnten, Meine volle Anerkennung und Meinen warmen Dank aus, und gete Ih Mich der Hoffnung hin, daß das Armee-Corps dur treue Pflichterfüllung und unermüdliche Arbeit sih auch fernerhin des ihm von feinem obersten Kriegsherrn gespendeten Lobes würdig erweifen wird.

Stuttgart, den 16. September 1893.

An .den Kriegs-Minister.

Wilhelm.

Baden. hre Königlichen Hoheiten der Großherzog «und die atn sind vorgestern von Karlsruhe nah Schloß Mainau zurückgekehrt. Der Aufenthalt daselbst dürfte der „Karlsr. Pg zufolge bis Anfang Oktober währen. _

Der bisherige Erste Vice-Präsident der Zweiten Kammer und langjährige Präsident der Budgetcommission Friedri ch hat nah 43 jähriger parlamentarisher Thätigkeit sein Mandat niedergelegt.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht ein Kaiserliches Patent, durch welhes der Landtag der Bukowina zur Berathung der Convertirung der Grundentlastungsschuld zum 95. d. einberufen wird. / :

Unter den Jungcezechen ist, wie der „Frkf. Ztg.“ be- richtet wird, ein so tiefer Zwiespalt ausgebrochen, daß vor- gestern in einer Versammlung in Kohljanowiß Stürme gegen die Parteileitung losbrachen und der Obmann der Versamm- lung, ohne Hinzuthun des Regierungs-Commissärs, die Ver- sammlung auflöste. Hierauf kam es zu wilden Austritten unter den Versammelten. j :

Eine gestern in Groß wardein abgchaltene Conferenz der liberalen Partei des Biharer Comitats hat dem „W. T. B.“ zufolge eine heute in der Generalversammlung der Partei cinzubringende Resolution angenommen, worin die Generalversammlung ihr Bedauern und ihre Mißbilligung über den Versuch, die bisher zwischen den Ungarn und den Rumänen des Comitats bestandene brüderliche Eintracht zu stören, ausspricht.

Großbritannien und Jrland.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses gab, wie O leitet der Parlaments-Secretär des Colonial- amts Buxton die Erklärung ab, daß die Regierung keine Bestätigung der Nachricht erhalten habe, daß Loben- gula’s Streitkräfte gegen das Maschonaland vorrüten. Dagegen meldet das „Reuter he Bureau“ aus Capstadt von gestern, der Verwalter der Britisch- e Gesellshaft Dr. Jamesson berichte aus Ma}schonaland, die Matabeles näherten sih Sinoia, 85 Meilen westlich vom Fort Salisbury. Die eingeborenen Häuptlinge des Districts befürchteten einen Angriff.

Die Annahme der Homerule-Bill im Unterhause hat, wie die „Allg. Corr.“ mittheilt, den irischen Kundgebungen zur Erlassung ciner Amnestie einen neuen Jmpuls gegeben. Am vorigen Sonntag zogen in Limeric 10000 Mann durch die Stadt und hielten unter dem Vorsiß des Bürgermeisters ein Amnestiemeeting. Cork, Tipperary, Waterford, Tralee, Ennis und andere Grafschaften hatten Contingente gesandt, sodaß der Versammlung nicht bloß eine örtlihe Bedeutung zukam. Die

ehaltenen Neden bildeten nur eine Anklage gegen die liberale egierung. Eine Miß Gonne behauptete, als die Liberalen niht im Amt gewesen seien, hätten sie die Conservativen aufgefordert, die irischen politischen Sträflinge freizulassen. Jeßt sei das anders geworden. Der Parlaments-Abgeordnete William Nedmond führte aus, die Liberalen sagten, es würde ihre Sache bei den nächsten Wahlen s{chädigen, wenn die irishen Dynamitarden in Freiheit geseßt würden. Nun, die Wahlen könnten auch gegen die Liberalen ausfallen; was dann aus den armen Sträflingen werden solle? Der frühere Sträfling James F. Egan er- klärte, man müsse dafür sorgen, daß der Minister Asquith und der irische Ober-Secretär Morley nicht wieder gewählt würden.

Frankreich.

Nach einer Meldung der „Magd. Ztg.“ hätte der Präsident Carnot die Ernennung des Generals Le Mouton de Boisdeffre zum Chef des Generalstabs bereits unterzeichnet.

Der Ministerrath beschloß, die von den nordfranzösischen Bergleuten nachgesuhte Vermittelung der Regierung bei den Bergwer E d enen E

Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim hat

der Regierung nunmehr das amtliche Ven fend für den

f aeg der russischen Flotte in den französishen Ge- wässern übergeben. Die Flotte wird vom 15. bis 27. Oktober in Toulon ankern; die Marine-Offiziere werden ohne Auf- enthalt auf den Zwischenstationen am 17. Oktober nah Paris abreisen und daselbst aht Tage verweilen, die Matrosen da- gegen werden Toulon nicht verlassen.

Der Gouverneur des französishen Congo de Brazza hat dem „W. T. B.“ zufolge dem Colonialamt die Mit- ? theilung zugehen lassen, daß sein Agent Ponel am 11. April

Geschäftssprache eingeführt worden.

in Yola eingetroffen und vom Sultan gastlih aufgenommen worden sei, jedoch infolge der Weigerung der Niger-Compagnie, ihm Proviant zu verkaufen, habe umkehren müssen. de Brazza protestirt gegen das Vorgehen der Niger-Compagnie.

Rußland.

Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, ist bei der Uleaborgshen Gouvernements - Regierung die finnishe Sprache an Stelle der shwedischen als officielle Als Motiv für diese Neuerung gilt der Umstand, daß das Gouvernement Uleaborg etwa 245 000 finnish sprehende und nur etwas über 2000 \hwedish sprehende Bewohner zählt.

Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ erklärt die Blättermeldung, daß der Justiz-Minister Santa Maria seine Entlassung ein- gereicht habe, für vollständig unbegründet.

Schweiz.

Der Bundesrath hat an die Cantons-Regierungen ein Schreiben erlassen, worin sie eingeladen werden, die Gesamm t- Erneuerungswahlen zum Nationalrath auf den 29. Oktober anzuordnen. Vorbehaltlih der Genehmigung der Bundesversammlung ist von dem Bundesrath die Prägung einer Million Fünfcentimesstücke verfügt worden.

Niederlande.

Die Königin-Regentin hat gestern im Haag die Generalstaaten mit einer Thronrede eröffnet, worin dem „W. T. B.“ zufolge die auswärtigen Beziehungen als sehr freundliche bezeichnet werden. Die Einladung zu der Conferenz für internationales Privatreht sei mit Wohlwollen an- genommen worden. Die Ernte in verschiedenen Gegenden sei wegen der Trockenheit weniger günstig gewesen. Der Gesundheitszustand sei im allgemeinen befriedigend, die ansteckenden Krankheiten hätten sich nicht weiter ausgebreitet. Die Königin-Regentin appellirt an die Mit- wirkung der Kammern in erster Linie zur Fortseßung und zum Abschluß der Berathungen über die Vorlage der Wahl- reform. Angekündigt werden Vorlagen über die Militär- disciplin, über die Gesundheits- und Sicherheitspflege in den Fabriken, über Verbesserung des Regierungssystems in Ost- indien. Der Stand der Finanzen wird als befriedigend be- zeichnet. Eine Erhöhung der Steuern sowie die Aufnahme einer Anleihe sei niht in Aussicht genommen.

Dänemark. Die Landgräfin von Hessen ist mit der Prinzessin R gestern Abend von Kopenhagen nach Fulda ab- gereist.

Amerika.

Nach einer Meldung des „New-York Herald“ aus Monte- video vom 18. d. M. verhielten sih alle Forts in Rio de Janeiro, ausgenommen das Fort Santa Cruz, entweder neutral oder fie hätten sich für den Admiral Mello er-

lärt. Munition und Lebensmittel gingen im Fort Santa Cruz zu Ende; die Armee, obwohl anscheinend Peixoto treu, befinde sich in größter Disciplinlosigkeit. Der Admiral Mello habe von verschiedenen Schiffen Vorräthe an Lebens- mitteln, deren er dringend bedurft habe, gekauft. Die am Lande befindlichen Marineoffiziere weigerten sich, gegen ihre alten Kameraden zu kämpfen. Drei ausfständische Schiffe hätten sih am Sonntag nah Santos begeben, um si des Zollamts zu bemächtigen und Peixoto diese Einnahme- quelle abzuschneiden. Es heiße, daß Rio de Janeiro sich nahezu im Zustande der Anarchie befände. Der Nedacteur der Zeitung „Heraldo“ sei in grausamer Weise ermordet worden. Der Abfall von Bahia, Pernambuco und des gesammten Geschwaders von Rio Grande habe fh vollkommen bestätigt. Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Buenos Aires von gestern berichtet, die aufständische Flotte in Nio de Janeiro habe ein starkes Bombardement der Stadt bisher aufrechterhalten. Jn der Stadt Nio de Janeiro fehle es bereits an Lebensmitteln. Mehrere mit Vieh beladene Schiffe für die Jusurgenten hätten La Plata verlassen. Jn Paris eingetroffenen Meldungen aus Rio Grande zu- folge hat zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen ein Scharmügzel stattgefunden, in welchem erstere siegreich waren.

Nr. 07 des „Centralblatts der Bauverwaltung" herausgegebenimMinisteriumder öffentlihenArbeiten, vom 16. September hat folgenden Inhalt: Das neue Großherzogliche Museum für Darmstadt. Die Architektur auf dec Münchener Kunstausstellung. Schalldämpfer für eiserne Eisenbahnbrücken. Aluminium im Eisen. Vermischtes: Wettbewerb um die Neubauten der Schüßengesellschaft in Bielefeld. Preisvertheilung an deutsche Architekten auf der Chicagoer Weltausstellung. Wettbewerb für Pläne zu einer Garnisonfirhe in Dresden. Kunstgeschichtlicher Congreß in Nürnberg. Generalversammlung der deutschen Ge- \{ichts- und Alterthumsvereine. H. Lang f.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die e dem Gegencontrahenten bei Eingehung eines Börsen- geshäfts bekannte Absicht des anderen Contrahenten, nicht effectiv zu erfüllen, sondern am Stichtage die Differenz aus- zugleichen, begründet, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, I. Civil- fenats, vom 24. Mai 1893, nicht den Einwand des klaglosen Differenzgeschäfts.

Ein Vertrag, wonach cin noch zu ertheilendes Patent für cine bereits gemachte Erfindung als Ginlage oder als Bestand- theil einer Einlage in eine Actiengesellschaft eingebraht werde, ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Civilfenats, vom 7. Juni 1893, rechtswirksam; auch ist der Erfinder verpflichtet, der Direc- tion der Actiengesellsha# Anweisung über die Anwendung des paten- tirten Verfahrens zu ertheilen, falls die Patentschrift nicht die sämmt- lichen erforderlihen Erläuterungen enthält.

Statistik unnd Volkswirthschaft.

Weltausstellung in Chicago.

Die Mittheilung aus Chicago vom 17. d. M. über die Preis- vertheilung (vergl. Nr. 224 d. Bl.), bedarf, wie dem „W. T. B.“ von maßgebender Seite berihtet wird, insofern der Nichtigstellung, als Frankreich, dem nah jener Mittheilung eine Reihe von Preisen in der Fischerei-Abtheilung zugefallen sein sollte, an der Preisbewer-

‘ihre Geneigtheit bekunden, die

bung überhaupt nicht theilgenommen“ hat. Aber au die sonstigen

Angaben über die Zahl der zuerkannten Preise sind niht von Jrrthum

frei, da von den 38 deutschen Ausstellern von Spirituosen im Land-

wirthschaftsgebäude niht 7, sondern nah amtlihen Angaben 27 einen

E erhalten haben. Die Zahlenangaben stellen also noch nit das. ndergebniß der Prämiirungen dar.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der englishen Grubenarbeiter

reibt die Londoner „A. C.“, E immer mehr Ausständige

Arbeit ¿um alten Lohnsag wieder I In zwei Fällen haben die Localagenten den Entschluß angekündigt, den Arbeiterbund zu verleugnen und den Leuten die Wiederaufnahme der Arbeit F empfehlen. Jm übrigen entnehmen wir der „A. C.“ folgende Mittheilungen über die Lage des Ausstandes im einzelnen :

Die Arbeiter in den Gruben des Forest of Dean, etwa 5000 an Zahl, haben am Montag (vgl. Nr. 223 d. Bl.) die Arbeit wieder aufgenommen. Das Gleiche geshah in einzelnen Gruben Derbyshires. In, Nord-Wales dauert der Strike noch fort und alle Zechen liegen brah. Das Elend ist groß und die Hilfscomités, die sich ge- bildet haben, wissen kaum, wie sie das O beschaffen sollen. Während der leßten Woche sind sämmtlihe Kohlen- zehen in d-Wales und Monmouthshire mit Ausnahme von vier kleinen im Betrieb gewesen. Der District fördert jährlich 32 Millionen Tons Kohlen und troy aller durch den Strike veran- laßten Hindernisse sind in der lezten Woche 600 000 Tons gebrochen worden. Maschinenkohlen, die vor 14 Tagen noch zu 16 fh. kaum erhältlich waren, notiren jeßt 14 #h., und eine entsprechende Preis- herabseßzung hat auch bei Kohlen zu häuslichen Zwecken stattgefunden. Die Bergleute des Pelsall-DistrictsinNord-Staffordshire, die auf Befehl des Gewerkoereins die Arbeit niedergelegt hatten, troßdem ihnen keine Lohnherabseßung drohte, haben beschlossen, zu den alten Löhnen an die Arbeit zurückzukehren. Die meisten Zechen- besißer sind damit einverstanden. Die Great Northern Eisenbahn hat die beabsichtigte Beschränkung des Personenverkehrs- wieder aufgehoben, da am leßten Sonnabend genügend Kohlen zur Fortseßung des Betriebes von Durham und von Wales ankamen.

Im Norden Frankreichs gewinnt der Ausstand der Kohlengrubenarbeiter an Ausdehnung, und nach den lezten Nachrichten scheint der Strike bereits auf belgisches Gebiet, wenn auch vorläufig noh in kleinem Umfange, über- gesprungen zu sein. Die Grubenarbeiter des Departements Pas de Calais haben an die S in einer am 10. September abgehaltenen Versammlung zu Lens (vgl. Nr. 218 d. Bl.) folgende, von der „V. Z.“ mitgetheilten Forderun- gen gestellt: 1) Einführung doppelter Lohnhefte, um dem Gruben- arbeiterverband eine genaueUeberwachung der jeweiligen Löhne zu ermöglichen. 2) Zehnprocentige Lohnerhöhung und Festseßung eines Mindestverdienstes von 51/2 Francs. 3) Keine Ent- lassung von Arbeitern im Alter von mehr als 40 Jahren, weil solche Arbeiter infolge eines Uebereinkommens der Grubengesellshaften nirgends Arbeit finden können. 4) Ab- schaffung der Strafen für unreine Kohle. 5) Aufrechthaltung der gegenwärtigen Gedingelöhne. 6) Keine Entlassung von Arbeitern wegen Verurtheilung, soweit das betreffende Ver- gehen nicht die Grubengesellshaft geshädigt hat. Jm übrigen liegen folgende telegraphishen Meldungen vor:

Im ganzen Kohlenrevier des Pas de Calais ist die Nacht zum Dienstag sehr bewegt verlaufen. Die Strikenden fuhren fort, durch Patrouillen die Zugänge zu den Gruben bewachen zu lassen. Wegen Hinderung der Arbeitsfreiheit wurden drei Verhaftungen vorgenoms- men. In allen Kohlengruben wourde auch gestern vollständig gefeiert. Im. Nordrevier {t wie „W. S, B. aus LUUe beritel, die Lage unverändert. In Somain verursachte die Explosion einer Dynamitpatrone, die vor dem Fenster des Hauses eines Bergarbeiters niedergelegt worden war, materiellen Schaden. In Lievin demonstrirten Ausftändige vor einem Wirthshause, das von belgishen Arbeitern besucht wird; es wurden Nufe: „Nieder mit den Belgiern!" laut. Die Ausständigen \{lugen alsdann die Fenstersheiben des Wirthshauses ein. In Graissesac (Departement Herault) is ein Kohlenarbeiteraus\tand ausgebrochen. Aus Lüttich berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“ vom heutigen Tage, daß dort heute 400 Bergleute striken. Die Ruhe wurde bisher nicht gestört. E |

Aus Leipzig wird dem „Chemn. Tgb.“ geschrieben, daß die dortigen Wachstucharbeiter, nachdem auf der Anfang Sep- tember d. J. in Berlin abgehaltenen Generalversammlung der Wachstucharbeiter Deutschlands für einen allgemeinen Verband der Wachstucharbeiter Propaganda gemacht worden ist, beabsichtigen, ihren Fachverein in Leipzig aufzulösen und dem Verbande beizutreten. In fast allen foctaldemokratishen Versammlungen Leipzigs wird neuerdings darauf hingewiesen, daß das Gewerk- \chaftskartell unfähig sei, für die Gewerkschaften etwas Ersprieß- liches zu leisten, und daß es den Zankapfel der Leipziger. .Social- deinokratie bilde. :

Hier in Berlin fand am Montag eine Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, in der bemerkt wurde, daß die Arbeitgeber bereits wieder von den beim leßten Ausstand festgeseßten Lohnsägen und Arbeitstarifen abwichen. ie Versamm- lung erklärte nah der Berliner „Volksztg.* in einer Entschließung, daß es Pflicht der Gehilfen sei, für die Aufrechterhaltung der be- willigten Lohntarife einzutreten. Zu diesem Zweck sei es nothwendig, daß die Gehilfen einzelner Werkstätten und einzelner Geschäfte miteinander Fühlung nehmen. Die Agitations-Commission wurde beauftragt, den BPerkehr, namentlich mit den Gehilfen \olher Geschäfte, die Abzüge machen, zusvermitteln, um bei geeigneter Zeit gegen diese Firmen ent- schieden vorzugehen. Auf dem Neubau des Krankenhauses in Neu-Rahnsdorf follen, wie berichtet wird, 80 Maurer die Arbeit niedergelegt haben, weil sie mit dem ihnen gebotenen Stunden- lohn von 35 bis 37 H nicht zufrieden sind und einen Mindestlohn von 40 verlangen. : i

In Worcestershire und Staffordshire haben die Nagel- \chmiede beschlossen, einen Monat zu feiern, um die gegenwärtigen Lohnsäße aufreht zu erhalten. : : :

Fn Gothenburg in Schweden befinden A wie der „Vor- wärts" mittheilt, die Vauv, 320 an der Zahl, im Ausstande.

Kunst und Wissenschaft.

Der bekannte ausgezeichnete Hellenist Professor Hermann Sauppe in Göttingen ist am 15. d. M. im 84. Lebensjahre ge storben. Ueber feinen Aébendgant entnehmen wir der „Nat.-Z.“ die nachstehenden Mittheilungen: Gr war am _ 9. Dezember 1809 ß Wesenstein bei Dreéden geboren, studirte in Leipzig und wurde 18 Gymnasiallehrer in Zürih. Dort habilitirte er sich us an de Universität, wurde 1837 Ober-Bibliothekar an der Kantonalbibliothe und 1838 außerordentlicher Professor der klassishen Philologie. 18 i; folgte er einem Rufe als Director des Gymnasiums na ene und 1856 einem solchen als ordentlicher Professor an (e Universität Göttingen als Nachfolger von Karl Friedrich Der

ier trat ex mit Ernst von Lentsh, namentlich aber mit Ern

urtius in ein vertrautes Freundschaftsverhältniß. Er übernahm neben diesen Beiden die Leitung der philologishen und pädagogishen Seminare und begann eine umfassende Lehrthätigkeit. Gs Plautus und Terenz, Demosthenes, die kleineren Redner, nament ive aber Plato wurden in Vorlesungen erklärt, daneben late und griechishe Syntax, Kritik und Hermeneutik, Cultus, 3 und Recht der Athener und befonders Clare gelesen. Uer

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: i ie Arbeiten sind vorzugsweise der sprahlihen Seite der hilolog : Ea nao sein Hauptverdienst beruht in den delishen Aus

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1 gaben der attischen Redner. Hierher gehören die Ausgaben des euro, der oratores, Attici (mit Baiter), der Staatsreden des Demosthenes, der Grabrede des Hypereides, die berühmte „Epistola critica ad G. Hermannum“, Platon’s Protagoras x. In weiteren Kreisen wurde Sauppe's Name noch bekannt durch die von ihm und Haupt im Fahre 1848 begründete Weidmann’she Sammlung griehisher und sateinisher Schriftsteller mit deutshen Anmerkungen. Bis zum Schluß des leßten Sommersemesters hat der hohbetagte Gelehrte noch uner- müdlih seinem akademischen Lehrberufe obgelegen, und jeßt ist er seiner vor drei Wochen gestorbenen Gattin in den Tod nachgefolgt.

Zur Klärung der Frage, wie sich die Bebauung der Vor - orte von Berlin unter Einwirkung der einshränkenden Be- stimmungen der Baupolizeiordnung vom 5. Dezember 1892 gestalten wird, hat, wie wir dem „Centr.-Bl. der Bauv.“ entnehmen, der Architekten-Verein zu Berlin unter seinen Mitgliedern eine Preisbewerbung veranstaltet, deren Frist mit dem 2. Dezember d. J. abläuft. Die Aufgabe zerfällt in drei Theile. Erstens foll ein größeres Stück Bauland, welches bereits durch Bebauungsplan nach den Bestimmungen der neuen Bauordnung in Blöcke zerlegt ist, möglichst eg aufgetheilt und bebaut werden. Zweitens ist für ein ebenfolches Stük Bauland der Straßenplan auszuarbeiten und im übrigen wie vor zu verfahren; und drittens \foll ein unter Gel- tung der früheren Baupolizei-Bestimmungen ausfgetheiltes Bauland nach den Vorschriften der neuen Bauordnung bebaut werden. Die erforderlichen drei Grundrißskizzen sind vom Erdgeschoß und im Maß- stabe 1: 400 r M Den Bewerbern wird anheimgestellt, entweder die gesammte Aufgabe oder einzelne der drei Theile derselben zu bearbeiten. Zur Auszeichnung der besten Lösungen sind dem Preis- gerichte, welhes aus dem Hochbau- Beurtheilungsaus\{huß des Vereins besteht, von diesem 750 4 zur Verfügung gestellt worden.

—- Sur Gewinnung des Entwurfs für ein Geriht8gebäude nebst Untersuchungsgefängniß in Gotha wird, wie das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ mittheilt, an die deutshen Architekten ein allgemeines Preisauss\chreiben erlasscn. Für beide Bauten, die zwar gefondert errichtet, aber durch einen Gang oder dergleichen mit- einander verbunden werden follen, ift eine Bausumme von 450 000 4 auégeworfen. Im Gerichtsgebäude sollen Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft untergebracht werden, dem Gefängnißgehäude ist ein Arbeitshof und eine Spazierbahn mit Aborten anzufügen. Die Bauweise wird anheimgegeben; nur is Pußbau ausge- {lossen und wird eine würdige, aber bescheidene Ausgestaltung gewünscht. Die Entwurfszeichnungen wien im Masstabe 1:100 geliefert werden, follen aber nur Skizzen fein ; der Kostenüberschlag ist nah Quadratmetern bebauter Grundfläche und nach Cubikmetern umbauten Raumes aufzustellen. Soweit wettbewerbsfähige Arbeiten vorhanden sind, sollen ein erster Preis von 5000 M, ein zweiter von 3000 M. und ein dritter von 1000 46 an die relativ besten Entwürfe verliehen werden. Nur wenn keine Arbeit des ersten Preises für würdig befunden wird, kann die für Preise ausgeseßte Gesammtsumme in anderer Vertheilung zur Auszeichnung der hervor- ragenden Entwürfe verwendet werden. Bezüglih der Ausführung des Baues nach . dem besten Entwurfe bleibt Entschließung vorbehalten. Preisrihter sind die Herren Ministerial-Rath Anacker, Geheimer Rath, Landtags- und Landgerichts-Präsident Berlet und Geheimer Regierungs- und Baurath Eberhard in Gotha, Geheimer Negierungs-Nath Professor Ende in Berlin, Ober-Baurath Hartmann in Coburg, Baudirector Licht in Leipzig und Ober - Baurath von Weltien in Darmstadt. Die Entroürfe sind bis zum 15. Januar 1894 an das Herzogliche Staats-Ministerium, Departement 111 in Gotha einzuliefern, woselbst auch das sehr eingehend bearbeitete Pro- gramm bezogen werden kann. Nach Entscheidung des Preisgerichts werden die Entwürfe zwei Wochen lang öffentlih ausgestellt.

Auf das vom Verein deuts{er Ingenieure erlassene Prei s- aus\chreiben zur Frage der Nauchbelästigung sind, wie das „Centr.-Bl. d. Bauv berichtet, se{chs Bewerbungen eingegangen, von denen jedoch nach einstimmigem Urtheil des Preisgerihts keine als annehmbare Lösung der gestellten Preisaufgabe bezeichnet werden kann. Gemäß Beschluß der leßten Hauptversammlung ist die erste Preis- aufgabe, betreffend die Dampfkesselfeuerungen, unter Erhöhung des Preises auf 6000 #4 nochmals ausgeshrieben worden und die Lösungéfrist auf den 31. Dezember 1895 festgeseßt. Die Lösungsfrist der zweiten Preisaufgabe, betreffend die Feuerungseinrihtungen für Haushaltungszwecke und für gewerblihe Betriebe, wird mit Rücksicht darauf, daß deren Bearbeitern die Ergebnisse der Lösung der ersten Aufgabe bekannt sein sollen, bis zum 31. Dezember 1897 verlängert.

Wie der „N. Pr. Z.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, ist auf der Insel Bornholm eine aus dem Bronzealter stammende \oge- nannte „Helleristning" aufgefunden worden. Bereits vor einigen Jahren wurden auf zwei Felsenwänden zwischen Allinge und Sandvig einige merkwürdige bildlihe Darstellungen von Schiffen, Rädern, Fußsohlen und einer einzelnen Menschengestalt, sowie eine Menge sogenannter urnenförmiger Vertiefungen entdeckt. Der eine Theil dieser „Helleristningen“, welcher die schönsten Schiffs- und Menschenfiguren ent- hielt, wurde leider kurz nahher durch eine Felsensprengung vernichtet ; der andere und größere Theil ist bisher bewahrt worden und in den leßten Jahren v-n Reisenden, namentlich von Deutschen, oft besichtigt worden. Wie aber erwähnt, ist es nun in den leßten Tagen geglückt, an einem anderen Felsen, etwa 200 Fuß entfernt, ein Seitenstük zu entdecken. Hier befindet sih eine ovale Felsenfläche, die sich in einer Länge von etwa 25 Fuß und einer Breite von 12 Fuß von dem Erd- boden abhebt und auf welcher eine Gruppe von 10 bis 12 Schiffen von verschiedener, zum theil fehr hübsher Form vorhanden ist. Von den Schiffen ist das größte 23 Zoll lang, sie liegen gleich den früheren Linienschiffen in drei ziemli regelmäßigen Reihen, ziemlih nahe an- einander. Außerdem gewahrt man etwa 20 urnenförmige Vertiefungen und eine eigenthümlihe Verzierung gleih einem liegenden 8. Ün- zweifelhaft stammen diese bildlihen Darstellungen aus der Bronzezeit, haben mithin ein Alter von nahezu 3000 Jahren.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

e WetETTetMUNgaArN,

Ebenso wie die K. K. österreichishe Seebehörde zu Triest hat auch die K. ungarische Seebehörde in Fiume unter dem 4. d. M. für SDlienten aus Smyrna die für holeraverdähtige Schiffe in der

resdener Convention enthaltenen Bestimmungen in Kraft gesetzt. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 215 vom 7. September.) L Spanien.

Durch Verfügung der Königlich spanishen Regierung vom 15. d. M. sind die gegen den Hafen von Hull und dessen Umgebung erlassenen Quarantänemaßnahmen aufgehoben worden. Schiffe, welche von dort nah dem 13. d. M. abgegangen sind, follen unter be- stimmten Bedingungen für unverdächtig gelten. (Vergl. „N.-Anz.“ Nr. 217 vom 9. September.) :

E Türkei. | Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths zu Konstantinopel vom 9. d. M. unterliegen Herkünfte von den Meer- engen und der ganzen Küste des Marmarameeres zwischen Kawak (ein- \{ließlich) und den Dardanellen (aus\{hließlich) einer 24 stündigen Beobachtung. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 219 vom 12. d, M.)

/ E Dänemark.

Die wegen epidemischen Auftretens der Kinderblattern in Gothen- burg für Dänemark angeordneten gesundheitspolizeilichen Den (vergl. „N.-A.“ Nr. 148 vom 23, Juni 1893) sind durch Bekannt- machung des Königlich dänischen Justiz-Ministeriuums vom d. Sep- tember 1893 außer Wirksamkeit geseßt worden.

Cholera.

Hamburg. Die Quarantänestation „Concordia“ auf der Langereihe tin St. Pauli, welhe am 15. d. aufgehoben worden war, ist infolge der abermals vorgekommenen Cholerafälle sofort wieder eröffnet worden. Sie brauchte indeß bisher niht in Benußung genommen zu werden,

Von dem Medizinal-Collegium is unter dem 18. d. M. folgende Beka Cs erlassen: Nachdem im Laufe der letzten Woche durch die Beobachtungen des Hygienischen Instituts festgestellt worden, n im Leitungswasser der Stadtwasserkunst eine {lehtere Beschaffenheit eingetreten sei, sind sofort von den \tädtishen Ingenieuren unter Zuziehung der Medizinalbeamten nähere Nachfors{ungen nah der Ursache dieser Erscheinung an- gestellt worden. Dabei 190 fi, daß zwar sämmtliche Filter tadellos arbeiteten und daß auh das Besammtfiltrat von vorzüglicher Be- \chaffenheit war, daß aber dur eine unvermuthet eingetretene Boden- fenkung im. alten Schöpfkanal auf der Kaältenhofe bei gewissen Wasserständen der Elbe ein Zufluß von Elbwasser zum Gesammt- filtrat stattgefunden bat. Gleich nach Auffindung dieses Bruches, am Grenag, 15. September, Abends, sind abseiten der ÎIn- genicure solche Vorkehrungen getroffen, daß {hon seit demselben Abend ein Zufluß von Nobwasser unmöglih geworden und die fernere Verschlehterung des Leitungswassers damit als beseitigt angesehen werden kann. Immerhin ift es niht unwahrscheinlich, daß die ungünstige Beeinflussung des Wassers sich noch vorübergehend in einzelnen Theilen der Leitung fühlbar maht. Das Publikum wird daher aufgefordert, für die nächste Zeit alles zu Genußzwecken be- stimmte Wasser zu kochen und die Wasserkasten in den Häusern noh einmal reinigen zu laffen.

___ Pest, 19. September. Nach dem heutigen Cholera-Bulletin sind in den leßten 24 Stunden 19 Personen an Cholera erkrankt und 18 gestorben.

London, 19, September. Der Präsident der Localverwaltung, Fowler, erflärte, laut Meldung des „W. T. B.“, im Unterhause, daß, mit Ausnahme von dret oder vier Häfen, alle Häfen Groß- britanniens das ganze Jahr hindurch cholerafrei gewesen wären. Es sei unbegründet, daß in irgend einem Theile des vereinigten König- reis eine allgemeine Epidemie der asiatishen Cholera geherrs{cht habe.

Charleroi, 19. September. Zeitungsmeldungen zufolge sollen unter den Arbeitern in den Kohlengruben von Dampremy eine Anzahl verdächtiger Erkraikungen vorgekommen sein, von denen neun einen tödtlihen Ausgang nahmen. Eine amtliche Mittheilung über diese Erkrankungen ist noch nicht erfolgt. Die Gesundheits- commission ist zusammengetreten. h

Brest, 19. September. Heute starben, wie ,W. T. B." meldet, hier acht Personen an Cholera.

St. Petersburg, 19. September. Vom 14. bis 17. d. M. kamen nah dem Bericht des ,W. T. B.* hier 206 Erkrankungen und 81 Todesfälle an Cholera vor; am 13. und 14. d. M. in Kron- stadt 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle; vom 11. bis 15. in Moskau 33 Erkrankungen und 17 Todesfälle; am 13. d. M. in Warschau 1 Erkrankung und 1 Todesfall; vom 3. bis 9. d. M. in den Gouvernements Wolhynien 303 Erkrankungen und 115 Todes- fälle, Woronesh 461 Erkrankungen und 254 Todesfälle, Kiew 1022 Erkrankungen und 398 Todesfälle, Kursk 474 Exr- krankungen und 157 Todesfälle, Moskau 392 Erkrankungen und 162 Todesfälle, Drel 411 Erkrankungen und 157 Todesfälle, Radom 27 Erkrankungen und 17 Todesfälle, Tula 331 Erkrankungen und 120 Todesfälle, O enan 216 Erkrankungen und 67 Todes- fälle; vom 27. August bis 9. September in Podolien 2362 Er- krankungen und 777 Todesfälle; vom 10. bis 16. d. M. in Minsk 126 Erkrankungen und 38 Todesfälle; in Wilna 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle und in Lomsha 70 Erkrankungen und 29 Todesfälle.

Ueber den Stand der Cholera-Epidemie in Polen wird Folgendes berichtet : In Jadow (Gouv. Warschau) sind am 14. September 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen; in Kolo (Gouv. Kalisch) am 12. und 13. September 4 bezw. 2;. in Wojtowstwo (Gouv. Radom) an denselben Tagen 5 bezw. 3; in Prasnysz (Gouv. Pleck) am 14. September 4 bezw. 1 (fämmtliche in Pro Er- trankten find Mannschaften des daselbst in Garnison stehenden Poltaw’schen Infanterie-Regiments); in den Kreisen Mazowieck, Makob und Lomza (Gouv. Lomza) am 15. u. 16. September 34 bezw. 13.

Nom, 19. September. In den leßten 24 Stunden kamen nach Meldung des „W. T. B.“ in Livorno fünf Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall vor. In Rom starb eine von den zwei noch im Cholera-Lazareth befindlichen Personen ; die andere, eine Frau, \chreitet der Genesung entgegen.

Konstantinopel, 19. September. Jn den O 48 Stunden sind, wie „W. T. B.* berichtet, in der Irrenanstalt zuSkutari 2 Personen an der Cholera erkrankt, 3 gestorben und 8 von der Krankheit genesen; in der Stadt Skutari sind 5 erkrankt, 21 ge- storben und einige genesen. Weder in Galata noch in Pera sind neue Erkrankungen vorgekommen. In Smyrna erkrankten am Sonnabend, 17. d. M., 4 Personen und s\tarben 21; vom 6. bis 13. d. M. erkrankten dort 55 und starben 15.

Der Gesundheitsstand in Berlin gestaltete sich in der Woche vom 3. bis 9. September wieder günstiger und auch die Sterblich- keit zeigte eine weitere Abnahme (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 23,1 gegen 24,0 der Vorwoche). Einen weiteren Nückgang erfuhren acute Darmkrankheiten, obwohl die Zahl der durch dieselben veranlaßten Sterbefälle (180 gegen 257 der Vor- woche) noch immer eine erheblih größere als sonst um diese Jahreszeit ist. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine verminderte: von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 94 Säuglinge. Acute Entzündungen der Athmungsorgane wurden Meier beobachtet, die Zahl der Todesfälle war jedoch eine etwas größere als in der Vorwoche. Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe sind niht gemeldet worden. Erkrankungen an Cholera sind nah dem Statistischen Amt der Stadt Berlin drei zur Feststellung gekommen und ein Todesfall (das kleine Kind der {hon früher ge- meldeten erkrankten Frau Schuster). Weitere Erkrankungen sind nicht vorgekommen. Von den anderen Infectionskrankheiten zeigten Masern eine weitere Abnahme, Scharlach und Diphtherie eine größere Zunahme der Erkrankungen, und zwar waren Erkrankungen an Scharlach aus dem Wedding, Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt und dem Wedding am zaßlreicsten zur Anzeige gebracht worden. Auch Erkrankungen an Unterleibstyphus kamen etwas mehr (23 gegen 18 der Vorwoche) zur Meldung. Er- kranfungen?an Kindbettfieber wurden 8 bekannt. Rosenartige Ent- zündungen des Zellgewebes der Hp zeigten sowie rheumatishe Be- {werden aller Art im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Ver- änderung. Auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 11 Fällen zum Tode führten, waren nicht lten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. __ In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 3568, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.,

Beim Königlichen Amtsgericht [l Berlin standen am 19. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung : orsterstraße 53, dem Zimmermeister E. N. Raue gehörig; läche 3,86 a; ¿Ps 6820 Æ; für das Meistgebot von 116 000 / wurde der Kaufmann Eberhard Pfeiffer, Möckern- straße 83, Ersteher. Perleberger straße 47, ‘dem Kaufmann Ludwig Giesen zu | data gehörig; Fläche 3,95 a; LUUGgg 8100 6; für das Meistgebot von 120 000 6 wurde der Malermeister Marx Hollän der, Am Nordhafen 6, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des H. und P. Gaertke? schen Grund-

tücks in der Danzigerstraße.

In der Generalversammlung der Württember gischen Kattun-Manufactur vom 18. d. M. wurden die Anträge der Verwaltung sowie die Bilanz genehmigt und die Vertheilung einer

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Dividende von 22 9/6 beschlossen. Das nach dem Statut aus dem Aufsichtsrath ausgeschiedene Mitglied Herr Wilhelm Kayser wurde wiedergewählt.

Magdeburg, 19. September. (W. T. B.) Seen erIE Kornzucker excl., von 92% 16,10, neue 16,20, Kornzucker excl., 88 9/0 Rendement —,—, neue 15,40, Nachproducte excl., 75 9% Nendement 12,75. Kornzucker stetig, Nachproducte chwach. Brot- raffinade T. —, Brotraffinade 11. —. Gem. Raffinade mit Faß 29,90. Gem. Melis 1, mit Faß 29,00. Fest. Rohzuter. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. September 14,95 bez. u. Br., pr. Oktober 14,177 bez., 14,20 Br., pr. November-Dezember 13,972 bez. u. Br., pr. Januar-März 14,124 Gd., 14,20 Br. Flau.

Leipzig, 19. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per September 3,50 A, per Oktober 3,52è 4, per November 3,55 4, per Dezember 3,60 4, per Januar 3,60 4, per Februar 3,62} #4, per März 3,65 , per April 3,672 #, per Mai 3,673, per Juni 3,70. Umsay 45 000 kg.

Die Ledermesse war wenig belebt, die Preise ähnlich der

leßten Ostermesse. Zufuhren gering, Stimmung matt. _ Bremen, 19. September, (W. T, B.) (Börsen-Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Dfficielle Notirung der Bremer Petroleum-Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,35 Br. Baum- wolle. Stetig. Upland middling, loco 44} S, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin-Lieferung, pr. Sep- tember 433 4, pr. Oktober 433 4, pr. November 432 », pr. De- zember 44 , pr. Januar 44 { 4, per Februar 444 9. Schmalz. Steigend. Shafer 49 4, Wilcox 47 4, Choice Grocery Z , Armour 47 S, Cudaby 48 4, Rohe & Brother (pure) 47 A4, Fairbanks 40} „. Speck. Sehr fes. Short clear middl. De- zember-Januar-Abladung 43. Taba ck. Umsatz: 48 Fässer Kentucky, 270 Paten Carmen.

Wien, 20. September. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 8. September bis 14. September 986 249 Fl., Mehr-

“äinnahme 46 139 Fl.

London, 19. September. (W. T. B.) Die heute eröffnete Wollauction war gut besucht bei lebhafter Betheiligung. Australische und Capwolle gegen Schlußpreise der vorigen Auction unverändert. Das Totalangebot beträgt 219 000 Ballen, heute wurden 10 664 Ballen angeboten.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

__60%/9 Fana-Zucker loco 174 fest, Rüben-Rohzucker loco 147 träge. Centrifugal-Cuba 16}. Chile-Kupfer 425, pr. 3 Monat 421/16.

Manchester, 19. September. (W. T. B.) 12r Water Taylor 53, 30r Water Taylor 73, 20r Water Leigh 62, 30r Water Clayton 7, 32x Mock Brooke 72, 40r Mayoll 75, 40r Medio Wilkinson 82, 32r Warpcops Lees 77, 36r Warpcops Rowland 77, 36r Warxcops Wellington 83, 40r Double Weston 87, 60r Double courant R En 32" 116 Yards 16 K 16 grey Printers aus 32r/46rx

est.

St. Petersburg, 19. September. (W. T. B.) Producten- markt. Talg loco 58,09, Weizen loco 10, Roggen loco 6,75. Hafer [oco 4,00. Hanf loco 44,00. Leinsaat loco 14,00.

Zürich, 19. September. (W.T. B.) Die Betriebs-Einnahmen der Schweizerischen Nordostbahn betrugen im August 1893 für den C tene 978 000 (im August 1892 952 255) Fr., für den Süterverkehr 959 000 (im August 1892 893 630) Fr., diverse Ein- nahmen im August 1893 82 074 (im August 1892 71 191) Fr. Total- Einnahme im August 1893 2019 074 (im August 1892 1 91 E Fr. Die Betriebs-Ausgaben betrugen im August 1893 862 103 (im August 1892 841 692) Fr. Demnach Uebershuß im August 1893 1 156 971 (im August 1892 1 075 384) Fr.

Amsterdam, 19. September. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 514. Bancazinn 55.

New, Vork, 19. September. W. T B) Die e war Vormittags träge, {loß nach theilweiser Steigerung lustlos aber mit festen Cursen. Der Umsay der Actien betrug 153 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 161000 Unzen geschäßt. verkäufe fanden nicht statt. Î

Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf Zunahme

der Ankünfte im Innern und s{hwächere Kabelberichte, erholte si später auf Deckungen und {loß stetig. Mais nah Eröffnung abgeschwäccht auf günstiges Wetter und allgemeine Liquidation, später erholt. Schluß stetig. : Weizen-Vershiffungen der leßten Woche von den atlan- tishen Häfen der Vereinigten Staaten nah Großbritarnien 168 000, do. nah Frankreih 46 000, do. nah anderen Häfen des Conti- nents 63 000, do. von Californien und Oregon nah Großbritannien 101 000, do. na anderen Häfen des Continents 17 000 Orts.

Chicago, 19. September. (W. T. B.) Weizen s{chwädte ih nah Eröffnung etwas ab auf günstiges Wetter im Westen, große Ankünfte im Nordwesten und Zunahme der englischen Versorgungs- menge, später erholt. Schluß stetig. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald darauf.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

12. Oftober, 12 Uhr. Junta de Economica de la Maestranza de Artilleria de So Villa: _ 6000 m halbseidenes Zeug zu Säckchen für Kartuschen größeren Kalibers. Voranschlag 1 m = 2,07 Pes. : 1.62 Def m desgleichen für Kartuschen kleineren Kalibers 1 m = ,62 Pe

30 000 m halbseidene Bänder für obige Säckchen, 100 m = Pes. 8.

Näheres in spanisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 19. September. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm Il. * is am 16. September Nachmittags von New-Yorf nah der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat am 17. September Abends die Reise von Southampton nah New-York fortgeseßt. Der Pomp „Baltimore“ hat am 15. September Nachmittags Santa Cruz passirt. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ ist am 16. September Nachmittags von New-York nah Neapel abgegangen. Der Neichs - Postdampfer „Gera“ ist am 17. September Vormittags in Hongkong angekommen. Der Reichs - Postdampfer „Oldenburg“ hat am 17. September Vormittags die Reise von Port Said nah Neapel fort- gesept. Der Schnelldampfer „Fulda* is am 17. September Morgens in New-York angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Bayern“, nah Öst-Asien bestimmt, hat am 18. September Morgens Ouessant passirt. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 17. September Abends in Antwerpen angekommen. Der Schnell- dampfer „Werra“ hat am 18. September Vormittags die Reise von Gibraltar nah Genua fortgeseßt. Der Postdampfer „Köln * hat am 18. September Nachmittags die Reise von Antwerpen nah Bremen fortgeseßt. Der Postdampfer „Frankfurt“, vom L Plata kommend, is am 18. September Nachmittags in Antwerpen angekommen.

20. September. e T. B.) Der Postdampfer „Darm- stadt“ ist am 19. September Morgens in New-York angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ hat am 19. September Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Saale* ist am 19. September Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „E m s* ist am 18, September Abends in New-York angekommen. Der Reichs - Postdampfer „Hohenstaufen“ hat am 18. September Nachmittags die Reise von Suez nah Aden fortgeseßt.

__ Hamburg, 19. September. (W. T. günstigen niedrigen Wasferstandes der Elbe sind 107 Kähne der deutschen Elbschiffahrts-Gesellschaft „Kette“, die im hiesigen Hafen liegen, an der Weiterfahrt verhindert.

Silber-.

B.) Infolge des un-

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