1893 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. September.

Seine Majestät der Kaiser und König sind gestern p in allerbestem Wohlsein in Mohács eingetroffen, haben Sich sofort auf das Dampfschiff „Orient“ begeben und sind mit diesem donauabwärts in das Jagdrevier der Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albreht gehörenden Herre haft Bellye gefahren. Seine Majestät werden an Bord dieses Dampfers während des bis zum 25. September Abends dauernden dortigen Jagdaufenthalts wohnen.

Bei der gestrigen Morgenpürsche in dem Bellyeer Jagd- revier {oß Seine Majestät der Kaiser ilhelm, wie „W. T. B.“ aus Mohács meldet, einen Zwölfender, Prinz Leopold von Bayern einen Sechzehnender. Das Dejeuner fand um 12 Uhr stait. Um 3 Uhr Nachmittags wurde zur zweiten Pürsche aufgebrochen.

Zu den nunmehr abgeschlossenen Manövern von Güns meldet das „K. K. Telegraphen-Correspondenz-Bureau“ nachträglih noch Folgendes: Bei den Manövern erregten die kriegsgemäße Verwendung des Feldtelegraphen und des Feld- telephons, ferner die vom Generalstab neueingeführte, zu rein militärishen Zwecken dienendeEinrichtung der Berichterstattung an die Manóver-Oberleitung sowie die zweckentsprechenden Leistungen der Feldpresse das regste Jnteresse der erlauhten Manöver- Gäste und der fremdländischen Offiziere. Kaiser Franz Joseph drückte den Schiedsrichtern und den übrigen

unctionären, der Manöver-Oberleitung und den Ordonnanz- ffizieren die lobendste Anerkennung aus. Jn der Abschieds- audienz sprah Kaiser Wilhelm dem Chef des Generalstabs M. Freiherrn von Beck das wärmste Lob aus über alle affengattungen, das gute Ausschen, die feste Haltung, die außerordentlichen Marschleistungen, die Gefechtsruhe und die Feuerdisciplin der Jnfanterie, das prächtige Aussehen, die geschlossene Attacke sowie den wirksamen Nachrichten- und Auf- klärungsdienst der Cavallerie, die gute Vertheilung und das ganze Verhalten der Artillerie. Schließlich zollte Seine Majestät der Anlage und Durchführung der Manöver selbst die höchste Anerkennung und Befriedigung. Der König von Sachsen äußerte sich gegenüber dem FZM. von Bek ivesentlich in dem gleichen Sinne und hob besonders die Leistungen der Infanterie lobend hervor. Der Herzog von Connaught zollte vor allem der Cavallerie Bewunderung. Auch die fremd- ländischen Offiziere äußerten sich höchst schmeichelhaft über die Leistungen der Truppen. Wie die „Neue Freie Presse“ aus Güns meldet, hat Seine Majestät der Kaiser Wilhelm den Corps-Commandanten O «Freiherrn von Schönseld und F2M, n von Reinländer unter dem Ausdruck Aller-- höchstseiner Anerkennung Ehrensäbel überreichen lassen.

Die von mehreren Zeitungen gebrahte Mittheilung, wonah Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin von ciner Dame der Betrag von 100 000 # zur Verwendung für Arme überwiesen worden sei, ist unwahr.

Jn der Shlußsißung am Freitag Nachmittag berieth der Colonialrath über den ihm vorgelegten Entwurf einer Verordnung über die Enteignung von Grundstücken in Deutsch- Ostafrika. Das Neferat über die von der Commission ge- faßten Beschlüsse hatte Freiherr von Tucher übernommen. Die von der Commission gemachten Vorschläge wurden einzeln durchberathen und mit einigen Abänderungen angenommen.

Nach einigen Schlußworten des Wirklichen Geheimen Legations-Naths Dr. Kayser und nachdem Staats-PViinister a. D. von Hofmann dem Vorsißenden den Dank der Ver- lamung ausgesprochen hatte, ging der Colonialrath aus- einander.

Der Wiederbeginn der Sißungen der Börsen-Enquéête- Commission ist von Dienstag auf Mittwoh nächster Woche verschoben worden.

An den hygienishen Justituten der Universitäten Breslau, Königsberg, Kiel, Berlin und Marburg werden für Ver- waltungsbeamte Lac N Curse eingerichtet werden, die, soweit sich ein Bedürfniß dazu ergiebt und die nächst- elegenen Aufgaben der Anstalten es gestatten, von Zeit zu Beit wiederholt werden sollen. Als Ziel wird erstrebt, den durch Vorträge und Demonstrationen einen ihren Wirkungskreis berührenden Theile der Hygiene (also u. a. Wasserversorgung, Wohnungs- hygiene, Kanalisation, Volksernähruug, Desinfection 2c.) u verschaffen. Für diesen Zweck sollen die Sammlungen er Institute, sowie besonders die sanitären Einrichtungen der Lehrorte und ihrer Umgebung in möglichst ausgedehntem Maße nußbar gemacht werden. Zu den einzelnen Cursen können 15 bis 20 Theilnehmer, an dem hygienishen Jnstitut in Königsberg Honor nur 12 bis 15 Theilnehmer zugelassen

Theilnehmern Einblick in die

werden. Das Honorar ist auf 30 4 neben 6 A Jnstituts- ebühren bemessen. Nach einem Erlaß des Unterrichts-

inisters sind die Directoren und Lehrer der höheren Schulen und Seminare auf die getroffene Einrichtung aufmerksam ge- macht worden. :

Im hygienischen Jnstitut der Königlichen Universität Berlin findet in der Zeit vom 20. November bis 2. De- ember cr. ein Verwaltungsbeamten-Cursus statt. Anmeldungen hierzu sind an den Director der hygienischen Jnstitute Pro- essor Dr. Rubner, Berlin, Klosterstraße 36, zu richten.

Jn einer Verfügung des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 12. September die Königlichen Eisenbahn-Directionen wird darauf hingewiesen, daß die Unterbringung der Rei-

endeninden DurGgangs-M)Zügenauf Zwischenstationen ih nicht immer mit der den Jnteressen des Betriebes und des erkehrs entsprehenden Leichtigkeit und Schnelligkeit vollzieht.

Es sei nothwendig, daß die Fahrbeamten (Hugführer und Schaffner) sih in genauer Kenntniß der verfügbaren Pläße ihrer Wagen erhalten, um zugehenden Reisenden sogleich vom Bahnsteig aus diejenigen Wagen bezeihnen zu können, in welchen die gewünschten Pläße (Nicht- rauer oder _Raucher) frei ind, und day sre bei dem Aufsuchen der Pläße mit Zuvorkommenheit, Umsicht und Gewandtheit die Reisenden unterstüßen. Bei dem Einlaufen in Zwischenstationen, namentlich in solche, auf welchen ein er- heblicher s und Abgang von Reisenden erwartet wird, sei in höflicher Weise dafür Sorge zu tragen , daß die Seitengänge der Wagen für ein- und aussteigende Reisende frei gemacht und die etwa während der Fahrt vorübergehend beseßten Klapp- siße geräumt werden.

Dem Kaiserlichen Uan! sind aus Ham- burg 14 Neuerkrankungen , darunter 1 mit tödtlihem Aus- gange, außerdem 3 Sterbefälle unter den früher Erkrankten für die Zeit vom 22. bis 23. September Morgens mitgetheilt worden, ferner aus Jhehoe (Kreis Steinburg) und aus Bodenwerder E Hameln) je 1 Erkrankung. Jn Altona ist die gestern gemeldete Erkrankung tödtlich verlaufen.

Der Chef des Generalstabs der Armee, General der Cavallerie Graf von Schlieffen, General-Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, ist hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant Freiherr von Rössing, Com- mandeur der 28. Division, ist mit Urlaub hier angekommen.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Commandant Capitän- Lieutenant Grolp, ist am 21. September von Port Said nach Konstantinopel in See gegangen; der abgelöste Besaßungs- theil dieses Fahrzeuges hat an demselben Tage unter Führung des Lieutenants zur See Krüger die Heimreise von Port-Said nah Hamburg angetreten.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Kartoffeln, des Klees und der Wiesen um die Mitte des Monats September 1893 und über die Roggen- ernte des Jahres 1893, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistishen Amt, veröffentlicht.

Sachsen.

Jhre Majestät die Königin wird dem „Dr. J.“ zufolge bis zum 25. d. M. in efolbe in Mähren verweilen. Von dort gedenkt Allerhöchstdieselbe sich über Wien nah Keszthély am Plattensee in Ungarn zum Besuch des Grafen und der Gräfin Festetics zu begeben und dort mit Seiner Majestät dem König, Alerhöhstwelher von den Manövern bezw. Kaiserlichen Hofjagden in Ungarn kommt, zusammenzutreffen. Beide Majestäten werden etwa drei Tage in Keszthély verweilen und dann nach Wien reisen, wo ein eintägiger Aufenthalt geplant ist, Anfang Oktober wird Seine Mazestät der König zu den Kaiserlichen Hofjagden nach Steiermark reisen, während Jhre Majestät die Königin fich zu mehrwöchigem Besuche Jhrer Königlichen Hoheit der ver- wittweten Fürstin von Hohenzollern nah Umkirh im Breisgau

begiebt. Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog trifft, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, heute Nachmittag von Friedberg in Darmstadt ein, wo Höchstderselbe bis auf weiteres residiren wird.

Sachsen-Altenburg.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, ist gestern in Hummelshain eingetroffen. Jn Kahla war der Prinz von Seiner Hoheit dem Herzog empfangen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Q dem gestrigen Diner in Schönbrunn hatte, wie W: D B.“ berichtet der Kater an den Commandanten des Hauptquartiers Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm, General-Major von Plessen, den Haus-Marschall Seiner Majestät des Kaisers Freiherrn von Lyncker und den Ge- heimen Legations-Nath v on Kiderlen-Wächter Einladungen ergehen lassen. i

Seitens der jungczehishen Stadtverordneten war an den Bürgermeister von Prag eine Eingabe gerichtet worden um Einberufung einer außerordentlichen Sißung des Stadtverordneten - Collegiums zur Verhandlung über das Kaiserliche Rescript vom 12. September. Dies Gesuch ist von dem Bürgermeister abschläglih beschieden worden, da es sih hierbei keineswegs um eine die Stadtverwaltung be-

‘ria Angelegenheit, sondern um eine politische und staats-

rechtliche Angelegenheit handele, deren Erledigung den geseß- gebenden Körperschaften, keineswegs aber dem Stadtcollegium, als autonomer Körperschaft, zustehe.

Grofßbritaunien und Frland.

Das Unterhaus nahm gestern das Finanzgeseß in dritter Lesung an und vertagte sih sodann bis zum 2. No- vember. Im Oberhause wurde das Finanzgeseß in allen Lesungen angenommen, ebenso gelangte der Antrag auf Ver- tagung bis zum 9. November zur Annahme.

Frankreich.

Der Präsident Carnot begiebt sich heute von Fontainebleau nah Beauvais, um dort morgen der Revue über das II. und TIT. Armee-Corps beizuwohnen. Der Minister-Präsident Dupuy und der Minister der öffentlichen Arbeiten Viette werden sih in Epinay dem Präsidenten anschließen.

Der russishe Botschafter Baron von Mohrenheim hat,

von Rußland für die russishen Feste in ne mit- getheilt. Darnach soll der Besuch der russischen Flotte in Ae genau nah dem Besuch der französischen Flotte in

ronstadt geregelt werden, wobei in Rechnung zu zichen sei, daß Toulon viel weiter von Paris, als Kronstadt von Petersburg ent- fernt sei. Die Einzelheiten des Empfangs sollenmit der französischen Regierung geregelt werden. Zur Ankunft der russishen Schiffe wird sih der Botschafter nah Toulon begeben. Der russische Admiral Avelane wird unter seinen Offizieren die aussuchen, die ihn nach Paris begleiten sollen. ran li Matrosen kommen niht nah Paris. Da die französishen Schiffe sechzehn Tage in Kronstadt blieben, wird der Besuch der russischen Schiffe in Toulon ebenso lange währen: Das Bankett auf dem Marsfelde soll unter der Bedingung, daß keine Reden ge- halten werden, gestattet werden. Der Vorstand des Gemeinde- raths hat das Programm seiner Feste vorgestern vorgelegt. Die Kirmes, die in der Maschinengalerie stattfinden sollte, ist daraus gestrichen worden.

Der Municipalrath von Paris hat einen Credit von 350 000 Fr. für die Festlichkeiten zu Ehren der russischen Seeleute bewilligt und beschlossen, dem Commandeur des russishen Geschwaders, Admiral A velane, eine silberne Statue, den bewaffneten Frieden darstellend, zu überreichen. Ferner foll an dem von Turgeniew bewohnten Hause eine Gedenk- tafel angebracht werden. / |

Das heutige „Journal officiel“ veröffentlicht eine Ver- ordnung, wonach alle öffentlihen Verwaltungen die An - nahme fremder Münzen zu verweigern haben.

Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet, daß der Justiz-Minister Santa Maria gestern dem Minister-Präsidenten Giolitti seine Demission eingereiht und diese mit seinem Gesund- heitszustande begründet habe. Dem „Popolo Romano“ zufolge hat der Ministerrath beschlossen, die Demission des Fusliz-Ministers Santa Maria anzu nehmen; die Ernennung Des E atous Armo zum Justiz-Minister werde als sicher

angesehen.

Niederlande.

In dexr Zweiten Kammer brate, wie „V D D“ berichtet, der Finanz-Minister gestern das Budget pro 1894 ein. Die Ausgaben beziffern ih auf 136 Millionen Gulden. Das Deficit wird auf 3 Millionen Gulden geschäßt. Alle Ausgaben mit Ausnahme von 41/5 Millionen außerordentliche Ausgaben für öffentliche Arbeiten sind durch die ordentlichen Mittel gedeckt. Das Deficit der lezten Budgetjahre und das- jenige pro 1893 beträgt zusammen 8 Millionen; jedoh sind noch 13 Millionen aus der Anleihe von 1892 disponibel.

Schweden und Norwegen.

Vei den gestern inStockholm vollzogenen Wahlen für die Zweite Kammer des Reichstags wurden im ersten, zweiten, dritten und fünften Wahlkreise die Candidaten des freisinnigen Wahlvereins gewählt, dagegen siegten im vierten Wahlkreise die Candidaten der Rechten.

Amerika.

Nach Meldungen des „New-York Herald“ aus Montevideo von gestern wäre das aufständishe Geschwader bei Santos geschlagen worden. Das Feuer der Landtruppen habe das Geschwader gezwungen, nah einem zweistündigen Kampf in südlicher Richtung abzusegeln. Die fodera- listishen Truppen der Provinz Rio Grande hätten die Belagerung von San Eugenio aufgeben müssen, da der Ort zu start verthewigl sel. Die NaGriGien «aus Rio de Janeiro lauten für die Aufständischen aünstiger als die Meldungen aus den südlichen Landestheilen. Das Geschwader de Mello’s verhindere noch immer den Verkehr der übrigen Schiffe mit dem Lande, und da sih Mangel an Lebensmitteln geltend mache, #so erwarte man, daß de Mello sich vor Ablauf dieser Woche in den Besitz von Rid seben“ werde “Bie “brastlianide Ge= TanodiIMat in Paris ertlari dancaen Ne bade die Mittheilung bekommen, daß die beabsichtigte Landung der Aufständischen in Nictheroy nicht geglückt sei. Der Belagerungszustand in Rio de Janeiro, der gestern ab- gelaufen gewesen sei, sei niht erneuert worden.

Nach einer heute aus Paris eingetroffenen Meldung des „W. T. B.“ blockirten die Jnsurgenten Santos. Gerücht- weise verlautet, daß sie Desterro beseßt hätten.

Der „New-York Herald“ meldet aus Valparaiso, nach dort vorliegenden Depeschen aus Buenos Aires sei die Lage in Argentinien sehrern st. Ein Bataillon Bundestruppen, das nah Tucuman zur Unterdrückung des Aufstandes geschickt wurde, sei desertirt und habe sich den Aufständischen angeschlossen. Präsident Pena dringe darauf, daß Ellauri die Präsident- [al annehme, da er hoffe, alsdann die gegenwärtige ODppo- ition zu bewältigen. Die bundestreue Partei tin Tucuman habe den Präsidenten ersuht, im Senat einen Geseßentwurf über die Bundesintervention in den aufständishen Pro- vinzen einzubringen. Den Truppen in den Kasernen sei durch Polizeibeamte mitgetheilt worden, sie würden mit dem Tode bestraft werden, wenn sie die Aufständischen unterstüßten. Jn London wird indessen die Nachricht, daß der Präsident Pena darauf dringe, daß Ellauri die Präsidentschaft an- nehme, angezweifelt, da sie anscheinend auf Jrrthum beruhe.

(ah einer Meldung des „Neuter schen Bureaus“ aus Buenos Aires von gestern wären die Aufständischen von Tucuman in die Provinz Santiago eingedrungen, wo sie mit den Truppen des Gouverneurs kämpfen. Der Minister- Präsident habe dem Gouverneur befohlen, sich bis auf den leßten Mann zu schlagen und alles aufzubieten, um sich bis zur Ankunft des Generals Pellegrini zu halten. Der Telegraphen- und Eisenbahnverkehr in Tucuman sei unter- brohen. Die Nationalgarden in Santa seien mobilisirt worden.

Afrika.

Wie bereits in der gestrigen Nr. d. Bl. mitgetheilt wurde, ist den belgischen Blättern die Mittheilung zugegangen, daß sih der Commandant der Expedition am oberen Congo, Lieutenant Dhanis im Besiße eines Koffers Emin Paschas befinde. Wie jeßt weiter mitgetheilt wird, wird Lieutenant Dhanis den Koffer, der u. a. das Reisetagebuh Emin's vom Abgange von der Ostküste bis zum 12. Oktober 1892 birgt, bis ju seiner Rückkehr nah Europa in seiner persönlichen Obhut ehalten. Ueber die wahrscheinlichen näheren Umstände der Ermordung Emin's äußert Dhanis: Muini Moharra hefand sih im Kriege mit Said ben Abed, dem muthmaßlichen Mörder

wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, gestern dem Vorsißenden und dem Schriftführer des Preßaus\u}fes die Weisungen des Kaisers

Emin'’s, weil jener des leßteren Mutter getödtet hatte. Said

nahm Moharra gefangen, aber noch rechtzeitig gelan anderen Arabern, diesen zu retten und Said “- Niangwe zu ao jagen. Dieser beschloß nun, „um seine Nache ausführen zu können, sih mit den Weißen zu verbinden. Jnzwischen hatte das Massacre bei Riba-Riba stattgefunden. Moharra, welcher erfahren, daß Said mit Emin zusammen etroffen, jog gegen Kibange und licß Said wissen, daß er dessen Land plündern werde, wenn er den weißen Anführer nicht tödte. Said, eingeshüchtert, be- folgte die Weisung Moharra’s, und Emin wurde gegen den 20. Oftober, vier Tagereisen von Kibange, sechs Tage nach- dem er Kinene oder Mujomema, sechs kleine Tage- märshe östlich vom Congo, verlassen hatte, ermordet. Der Führer Jsmalli vollzog den Mord. Aus den Mittheilungen aus Emin's Tagebuch n sih, daß er durch die Nachlässig- feit „seines Manjema - Häuptlings“ im Flusse Tunda alle seine Sammlungen verloren habe. „Wie hade!“ fügt Emin bei. Die leßte Notiz stammt aus Kinnene, dessen gleihnamigen Häupt- ling er als einen Trunkenbold und Uniamwesi-Sklaven Said ben Abed's % g Die „Nat.-Ztg.“ macht hierbei darauf aufmerksam, daß die Nachrichten über den Zeitpunkt und den Ort der Ermordung Emin Pascha’'s weit auseinander gehen. Er soll ermordet worden sein: 1) am Zturi zu einer mindestens tief im vergangenen Jahre gelegenen Beit, 2) in der erheblich südlicher gelegenen Residenz des Araberhäuptlings Said ben Abed, welchem er. sich leihtfertig anvertraut haite, 3) etwa am 26. Februar des gegenwärtigen Jahres am A in einem Gefeht mit den von Norden her den Arabern von Niangwe gegen die Expedition Dhanis zu Hilfe eilenden Sklavenzägern von den Stanley-Fällen und 4) am 20. Oktober 1892, wie oben erzählt, vier Tagereisen von Kibange, östlich vom Congo, durch seinen Führer. :

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Der Verkauf von verdorbenem Getreide, unter Ver- {weigung dieser Eigenschaft, an einen Getreidehändler ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 111. Strafsenats, vom 1. Juni 1893, als Verkauf verdorbener Nahrungsmittel aus § 10 Abs. 2 bezw. § 11 des Nahrungsmittelgeseßes zu bestrafen.

Kunst und Wiffenschaft.

Der künstlerische Nachlaß des? bekannten Schlahtenmalers

Georg Bléibtreu, bestehend aus Gemälden, Entwürfen und Studien, wird im Laufe des Oktobers in den Ausstellungsräumen e Kunsthandlung von Amsler u. Ruthardt zur Ausstellung ge- angen. T In diesen Tagen ist ein altgermanishes Gräberfeld in Schöneberg entdeckt und vom Märkischen Museum aus unter- sucht worden. Es liegt, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, auf der Höhe des ehemaligen Mühlberges, hinter dem jeßt abgebrohenen „Schwarzen Adler“ und dem Akazienwäldhen, nahe bei der Stelle, wo die E Paulusstraße die Nostoker Straße \chneidet. Die Sand- massen des Berges werden zur Verwerthung bei der Mörtel- bereitung abgefahren und dadurch das ungefähr 15 m über den Straßen liegende Gelände planirt. Dabei sind von oben enige Gräber in dIÉ Diese gourzi, und der Inhalt Un- beachtet vershwunden, bis der Verwalter der Besißung das Märkische Museum benachrichtigte, das dann die weitere UntersuGung dur Nachgrabungen vornahm. Auf dem etwa einen Morgen großen Grâäberfelde standen die cinzelnen, mit wenigen kleinen Steinen um- seßten Gräber 40—60 cm unter der Oberfläche und ungefähr 75 bis 100 cm von einander entfernt. Fedes Grab enthielt eine Haupt- urne, in der der Leichenbrand (Knochenasche) lag, bedeckt mit einer Schale, daneben noch ein bis zwei kleinere Gefäße; in einem Fall standen zwei Urnen mit Leichenbrand dicht beieinander in demselben Grabe. In zwei Fällen wurden Stückchen von einem Bronce-Fingerring in dem Leichenbrand ge- funden. Die Gefäße, von denen einige verziert, waren fast immer in Scherben zerdrückt und außerdem der nur {wack gebrannte Thon durch die Feuchtigkeit so wei, daß die Scherben beim Anfassen noch weiter zerfielen; nur eine verzierte Urne konnte ganz gehoben werden. Die Sachverständigen \chäyen die Anlage des Friedhofs in die leßten Jahrhunderte vor Christus und haben die dazu gehörigen Wohnstätten am südlihen und nördlichen Abhang des Berges, wo früher \sch größere Fenne ausbreiteten, ge- funden. So is denn “nun südli von Berlin, am Nande der Teltower Hochebene, eine ununterbrohene Reihe von altgermanishen Niederlassungen an denselben Stellen festgestellt, auf denen sich im Laufe vieler Jahrhunderte die heute von Nudow bis Charlottenburg bestehenden Ortschaften entwickelt haben. Das Fehlen folher Gräberfelder auf der Stelle von Kölln und Berlin kann nur dadurch erklärt werden, daß sie bei der viel stärkeren Entwickelung der au hier einst bestandenen heidnischen Wohnstätten, namentli bei der Anlage der Stadtbefestigungen, zerstört worden sind, ohne daß eine Nachricht davon auf uns gelangt ist.

Gestern ist in Stuttgart die erste Hauptversammlung des Gesammtvereins der deutshen Geschicht s- und Alterthums- vereine eröffnet worden. Als NRegierungsvertreter nehmen dem „Schw. Merk.“ zufolge daran theil: von der preußischen Staats- arhivverwaltung Geheimer Archiv.Nath Dr. Reuter, von dem Groß- herzoglich mecklenburgischen Ministerium des Innern zu Schwerin Archiv- Rath Dr. Grotefend, vom Ministerium für Elsaß-Lothringen Archiv- Director Dr, Wolfram - Meß, vom Königlich württembergischen Ministerium des Kirchen- und Schulwesens Negierungs - Director von Finckh, von der Herzoglih braunshweigischen Regierung Archivar Dr, Zimmermann. Ueber den Fortgang der Limesforschungen berihten in der eben erschienenen Nr. 5 des „Limesbl.“ die Streckencommissare Folgendes: - Im Castell von Markübel (Hessen-Nassau), wo im vorigen Jahre mehrere Thore, die Gußmauerfundamente des Prä- toriums und andere Bauanlagen ausgegraben worden waren, fand man zwischen der Mitte und der nördlihen Seitenmauer des Prä- toriums ein aus fünf starken Sandsteinplatten hergestelltes , kasten- artiges Gelaß, welches \o in den Fußboden eingelassen war, daß sein oberer Rand in gleicher Höhe mit dem alten Bauhorizont lag. Eine der Platten bildete den Boden des Gelasses, die anderen standen auf ihr gegen den natürlihen Boden gelehnt und waren augenscheinlich ehemals mit einer sechsten Platte bedeckt, die in gleicher

dhe mit dem Fußboden den 1,18 m langen, 0,74 m breiten und 0,60 m hohen SInnenraum abschloß. Wenn der Fußboden, wofür manche Anzeichen sprechen, mit Steinfliesen belegt war, so war der Ort des Gelasses für UÜneingeweihte verborgen. Der Raum diente jedenfalls als „Geheimarchiv“ zur Auf- ewahrung der Kasse und wichtiger Documente. Jm Castell von Groß kroßenburg (Hessen-Nassau) wurde u. a. ein voUkommen unversehrt erhaltener Entw äs} Lane! aufgedeckt, der dur eien Thurm hindurh nah dem Main führte. Grabungen in fi zum Castell gehörigen bürgerlichen G förderten emerkenswerthe Sculpturen und Inschriften zu Tage, besonders solche, v ¿um Marseultus in Beziehung standen. Ueberreste des Steinkörpers U von Großfkroßenberg nah Miltenberg durch das Mainthal führenden dmischen Heerstraße wurden 170 m mainaufwärts vom Castell

u bei Miltenberg und weiterhin aufgefunden. Auch wurden die ihaeinia en einer anderen alten Ne entdeckt, die sich von der Main- A straße abzweigte; do konnte der weitere Verlauf dieser Straße

t fe tgestellt werden, sodaß es zweifelhaft bleibt, ob die aufgefun-

denen Steinreste einer die Odenwaldcastelle verbindenden Precstrahe, deren Dasein man vermuthen muß, angehörten. Auf der fünf Kilo- meter langen Limesstrecke von der bayerish-badischen Grenze bei Neichartshausen bis nah Neusaß wurde das Zwischencastell Haselb ur g durch ausgedehnte V ta prr eingehend untersucht. Es bildet ein Viereck, dessen Vorder- und Hinter eite 43,25 m und 41,60 m und dessen Flanken 92,40 m und 93 m lang sind. Die Castellmauer is größtentheils zerstört. Innen an der abgerundeten linken Ecke der Vorderseite fand sich ein scharfkantiger Mauervorsprung, der mit der Haupt- mauer zusammen ehemals eine ungefähr 2 m breite Plattform gebildet hat, wie folhe an größeren Castellen gefunden und dort als Standort für Wurfgeschosse erklärt wurden. Von der 2,30 m breiten Porta decumana dürfte eine Zugbrüde über den vor- liegenden Wallgraben geführt haben, welche zugleich zum Verschluß der äußeren Thoröffnung diente. Die Porta praetoria, von der nur spärliche Ueberreste gefunden wurden, war nicht, wie sonst mehrfach, enger als das Hinterthor oder gleich breit mit diesem, sondern ihre Breite betrug 3,75 m; au sie scheint außen durch eine Zug- brüde verschließbar gewesen zu sein. Der JInnenraum des Cafîtells war ehemals so diht bewohnt wie kein anderes römisches Lager. Spuren fester gemauerter Gebäude wurden jedoh nicht aufgefunden ; die Wohnungen waren augenscheinliß nur Baracken mit Lehm- fahwänden gewesen. An der Vorderseite des Castells und an den vorderen Eckabrundungen konnte auch der ehemalige Wallgang nachgewiesen werden. Von Gefäßscherben, Bronce- und Elsen- geräthen wurde nur wenig ‘gefunden, woraus zu {ließen ist, daß die gus beim Abzug Muße genug hatte, um alles einigermaßen Werthvolle mitzunehmen. Bei der Bloßlegung eines römischen Wachhauses bei Walldürn (Baden) fand A rings um den stellenweise noch mit 80 cm hohem Obergemäuer erhaltenen Thurm noch ein aus unbehauenen Steinen errihteter Wall in Form eines kleinen CGastellhens, wie er {on mehrfach gefunden wurde und auch nah den Darstellungen der Trajans- fäule allgemeiner vorgekommen zu sein scheint. Bei Robern (Baden) wurde „ein Zwischencastel der Mümlinglinie, vom Volke „Honehaus“ genannt, näher untersucht und in seinen Dimen- sionen festgestellt. Die Umfassungsmauer, die auf den besterhaltenen Stellen noch eine Höhe von 0,60 bis 0,70 m aufweist, ist 0,95 bis 1,04 m dick und besteht aus kleinen, forgfältig gerihteten und ver- seßten Sandsteinquadern, welche ursprünglih einen Mörtelverpuß mit rothausgefülltem Fugenstrih zeigten. Ein abgeshrägter Sockel sowie ein {chöôn profilirtes Gesims, von dem 68 Platten mit zusammen über 27 m Zan gefunden wurden, belebten noch weiter die Außenseite ; eine Anzahl rechteckiger Decktelplatten mit aufgeseßten Pyramiden- R fowie halbcylindrischer Zinnendeckel bildeten eine Art Be- rönung.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Bayern berichtet wird, sind dort im Monat August die Ausgrabungen an A römischen Stand- la ger bei Faimingen wieder aufgenommen worden. Zuerst wurde ein Theil der nördlichen Umfassungs- (Wall-)Mauer mit den Funda- menten eines innen angebauten Thurmes zu Tage gefördert. Der Eingang war von Osten her hart an der Wallmauer. Der Umfang und die räumlihe Ausdehnung des einstigen römischen Lagers kann nunmehr annähernd bestimmt werden. Die [südliche Umfassungs- mauer sammt Thor, Thürmen und Brücke find von der Donau weggeshwemmt worden; Theile davon find seinerzeit aus dem Flußbett der Donau ausgehoben und zu Bauten, z. B. zur Dillinger Donaubrücke, verwandt worden. Die Abbiegung der Mauer nah Süden i\t aufgefunden und es ist hiermit ermöglicht, deren Lauf genau anzugeben. Die in den letzten 14 Tagen an 15 Stellen bloßgelegte Wallmauer hat eine Länge von 800 m; die Ostseite hält noch 400, die Westseite 5660 m; die Südseite kann auf 700 m geschäßt werden. Rechnet man hierzu nur noch 40 m, die an Länge im Osten und Westen verloren gegangen, so ergiebt sich ein Umfang von 25 km, eine Lagerfläche von 57,5 ha. Das gegenwärtige Dorf æaimingen liegt im südwestlichen Viertel des Lagerplaßes. Durch die Kreuzung der gegenwärtigen Landstraße Gundelfingen—Lauingen, die römische Unterlager haben dürfte, mit dem Nömersträßchen Faimingen— Wittislingen wurde das Lager in vier Näume getheilt, wovon die beiden nach Osten gelegenen erheblich größer waren als die westlichen. Am Ausgang der Nömerstraße dur die nördlihe Wallmauer finden sich noch die Fundamente eines aus mächtigen Steinquadern erbauten Thores von 16,20 m Breite. Die Mauer war noch mit sieben Thürmen bewehrt, wovon die fünf zwischen Thor und Nordostecke be- findlichen sämmtlich aufgefunden sind.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Verbreitung der Thierseuchen im Deutschen Neich im August 1893.

(Nah amtlihen Mittheilungen; für Preußen und Braunschwei liegen Nachweisungen nur über Maul- und Klauenseuche s N Fâlle von Not (Wurm) sind festgestellt in je 1 Gehöft der

Bezirke Bruck (Oberbayern), Neuburg a. D. (Schwaben), n Oper Amtsbezirke Maulbronn (Neckarkreis), Nagold (Schwarzwaldkreis) und des Kreises Weißenburg (Unter-Elsaß).

Die Maul- und Klauenseuche hat gegen den Vormonat im allgemeinen abgenommen, namentlih in den Regierungs- 2. Be- zirken Potsdam, Liegniß, Merseburg, Erfurt, Arnsberg, Mittel- franken, Jagstkreis, Lothringen; eine stärkere Zunahme weisen äuf Gumbinnen und Schleswig. Am stärksten betroffen waren nah Verhältniß der vorhandenen Gemeinden die Regierungs- 2c. Be- zirke Gumbinnen, Ober- und Niederbayern, Ober- und Rhein- hessen, das Herzogthum Anhalt, Hamburg, am schwächsten dagegen Breélau, Liegniß, Magdeburg und die thürin- gishen Staaten. Verschhont geblieben sind während des Berichtsmonats Oberfranken, Unterfranken, die Kreis- bhauptmannschaften Bauten, Dresden, Leipzia, der Schwarzwald-, Neckar- und Donaukreis, der Landescommissärbezirk Karlsruhe, ferner Sachsen-Weimar, Oldenburg, Sachsen-Altenburg, beide Schwarzburg, Waldeck, beide Reuß, beid: Lippe, Lübeck, Bremen, Unter-Elsaß und Lothringen ; außerdem waren Ende August seuchenfrei die Negierungs- 2. Bezirke Berlin, Stettin, Stralsund, Merseburg, Lüneburg Stade, Osnabrück, Aurih, Münster, Minden, Cassel, Wiesbaden, Koblenz, Düsseldorf, Trier, Sigmaringen, ferner Starken- burg, Rheinhessen, Ober-Elsaß.

Lungenseuchefälle sind niht gemeldet worden.

Aus rüche von Schafräude sind in einer Gemeinde von Schwaben und in zwei Gemeinden von Oberhessen ermittelt.

Portugal.

_Das Königlich portugiesishe Ministerium des Innern hat die Häfen von New-York und New-Jersey sowie die Häfen in der Bai von New-York wieder für rein von Cholera erklärt. (Vergl. „R.-A." Nr. 225 vom 19./9.)

Cholera.

Nach den bis heute Vormittag 10 Uhr aus den drei städtischen Krankenhäusern im Rathhaus eingegangenen Meldungen haben neue Einlieferungen von cholerakranken oder choleraverdächtigen De in keiner der genannten Anstalten stattgefunden. Der Zustand der im Krankenhause Moabit befindlichen drei cholerakranken Personen hat FA gebessert. Die Krankenhäuser im Friedrichshain und am Urban ind also nah wie vor frei von cholerakranken und choleraverdähtigen Personen

Hamburg, 22. September. Von den gestern gemeldeten 17 Erkrankungen ist nah Mittheilung des „W. T. B.“ in 9 Fällen Cholera fklinish festgestellt worden, während bei - den 8 übrigen erkrankten Personen als Erkrankungsursahe leihte Durch- fälle mit Kommabacillen festgestellt wurden. Von den früher

Erkrankten ist ein vier Wochen altes Kind gestorben. Die

Gesammtzahl der an Cholera Erkrankten beträgt bis jeßt 54, gestorben find davon 15. In Altona ift eine Erkrankung an Cholera in der Großen Johannisstraße vorgekommen. Ein gestern in Altona an Cholera erkrankter Arbeiter ist heute gestorben.

Hamburg, 23. September. (W T. B.) Die Gerüchte, wonach an Bord des Schnelldampfers „Augusta Victoria“ mehrere Cholerafälle vorgekommen fein follen, werden von der „Hamburgischen Börsenhalle“ als gänzli aus der Luft gegriffen erklärt. Der Capitän des gestern in Southampton angekommenen Dampyfers habe auf eine tele- Ca che Anfrage geantwortet: „Gesundheitszustand an Bord vorzüglich.“

er Dampfer verbleibe auf Anregung der hiesigen Beamten der amerikanischen Sanitätsbehörden 48 Stunden tn Southampton unter Beobachtung eines amerikanishen Arztes, damit in New-York keine Ouarantäne-Schwierigkeiten entständen. Am Sonntag Mittag wird die „Augusta Victoria“ die Reise nah New-York fortsetzen.

Straßburg i. Elf., 22. September. Die auswärts verbreitete Nachricht über zwei hierselbst vorgekomanene Cholerafälle ist, wie „2, D. D Perier, unbegründet. Der Gesundheitszustand in hiesiger Stadt is} vortrefflich.

London, 21. September. Wie die „A. C.* berichtet, lautet das gestrige Cholera-Bulletin des ersten Sanitätsbeamten des Local- Verwaltungsamts folgendermaßen: „Kein weiterer Cholerafall ift von Hull, Cleethorpes oder Notherham gemeldet worden. Ein Todesfall kam gestern in Grimsby vor, ein anderer in Ilkeston. Die Natur des leßteren muß jedoch ers untersucht werden. Bei drei in London vorgekommenen Todesfällen läßt sich der ausgesprochene Verdacht niht aufrecht erhalten. Mrs. Moon, die Puterin des Unter- hauses, ist nicht an Cholera, sondern an einer ganz anderen Krankheit gestorben. Das Wasser des Ashbourne-Brunnens, welhes 15 Cholera- Grkrankungen und 9 Todesfälle vom 6. bis 14. September veranlaßt haben foll, hat sich bei der Untersuhung voll von Bacillen gefunden, die in jeder Beziehung den Cholerabacillen ähnlih waren.“

Brest, 22. September. In dem hiesigen Arrondissement sind, laut Meldung des „W. T. B.*, innerhalb acht Tagen 126 Personen an D A Ca.

. Petersburg, 22. September. „W. T. B.“ berichtet: Vom 18. bis 20. d. M. erkrankten hier an Cholera 166 Me und starben 78; vom 16. bis 18. d. M. erkrankten in Moskau 13 und starben 10; vom 15. bis 20. d. M. erkrankten in Kronstadt 20 und starben 8; vom 15. bis 19. d. M. erkrankten in Sebasto- pol 3 und starben 3; vom 10. bis 16. d. M. erkrankten im Gou- vernement St. Petersburg 78 und starben 11; im Gouverne- ment Moskau erkrankten 124 und starben 74; im Gou- vernement Grodno erkrankten 189 und starben 114; im Gouvernement Woronesh erkrankten 397 und ftarben 207 : U Gouvernement Orel erkrankten 225 und starben 80, im Gouver- nement Poltawa erkrankten 139 und starben 68; im Gouvernement Tula erkrankten 221 und starben 83 und im Gouvernement Charkow S E a starben 58.

om, 22. September. In den leßten 24 Stunden sind einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge in Livorno 2 Personen an der Cholera erkrankt und ebensoviel gestorben, in Palermo 20 Personen erkrankt und 10 gestorben. Jn leßterer Stadt sind seit dem Beginn der Epidemie 245 Personen erkrankt und 134 gestorben.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht am Sonntag Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ mit den Damen Lei inger und Lammert, den Herren Gudehus, Be, Schmidt, Sommer, Kro- lop, Krasa, Stammer, u unter Kapellmeister Weingartner's Leitung in Scene. Am Ug wird „Die Regimentstochter“ mit Fräulein Dietrich in der Titelrolle gegeben. Hierauf ¡olgt das Ballet „Die Puppenfee“ mit den Damen dell? Era, Urbanska, Stoßmeister, Sonntag, Kaselowsky, Delcliseur, Kierschner. Im Laufe des Oktober gelangt Richard Wagner's Trilogie „Der Ring des Nibelungen“ und des Meisters „Tristan und Isolde“ zur Aufführung. Verdi?s „Falstaf“ e edt a A fe U E O Bulß als u ist für

ie zweite oberhaälste îin Ausficht genommen. apellmeister

Dr. Muck studirt das Werk ein. / :

Im Deutschen Theater ist der Spielplan für die kommende Woche folgendermaßen festgeseßt : Sonntag : „Der Biberpelz“, Mon- tag: „Der Talisman“, Dienstag : „Der Biberpelz“, Mittwoch: „Der Compagnon“, Donnerstag: „Der Talisman“, Freitag: Zur Er- innerung an die vor zehn Jahren erfolgte Eröffnung des Deutschen Theaters : Prolog. Gesprochen von Rosa Retty. Schiller : „Don Carlos“, 1. Act, 3., 4. und 5. Auftritt. Grillparzer: „Die Jüdin von Toledo*, 4. Act. Goethe: „Faust“, Il. Theil, 5. Act, D Scene (Faust's Tod). Anzengruber: „Der Pfarrer von Kirch- feld*, 4. Act. Wildenbruh: „Die Haubenlerhe“, 2. Act. Hauptmann: „College Crampton“, 5. Act. Sonnabend : „Der Biberpelz“. ]

4 Im Berliner Theater geht „Wallenstein's Tod“ morgen Nachmittag und am Donnerstag, „Wallenstein's Lager“ und „Die Piccolomini" am Dienstag in Scene; in allen diesen Aufführungen werden Ludwig Barnay _ den Wallenstein, Marie Pospischil die Gräfin Terzky spielen. Das Schönthan'she Lustspiel „Cornelius Voß“ kommt morgen Abend, am Mittwoch und am Freitag (5. Abonnementsvorstellung) zur Aufführung mit Agnes Sorma, Margarethe Tondeur, Ernst Formes, Ludwig Stahl und Ferdinand Suske in den Hauptrollen. Am Montag spielt Ludwig Barnay den Grafen Waldemar, in den Hauptrollen von Agnes Sorma, Marie Pospischil und Ferdinand Suske unterstüßt. Se Sonnabend is eine Wiederholung von Feuillet's Schauspiel „Der verarmte Edelmann“ mit Agnes Sorma und Ludwig Stahl in den Hauptrollen angeseßt. :

Im Lessing- Theater ist der Spielplan der kommenden Woche folgendermaßen festgeseßt: Sonntag: „Erlaubte Sünden“, Montag: „Die Ehre“, Dienèötag: „Erlaubte Sünden“, Mittwoch: „Heimath“, Donnerstag und Freitag: „Erlaubte Sünden“, Sonn- abend: E itk

Im Friedrich - Wilhelmstädtishen Theater bleibt Zeller’s Operette „Der Vogelhändler“ bis einschließli Mittwoch auf dem Spielplan. Am Donnerstag und Freitag gelangt die Strauß’sche Operette „Die Fledermaus“ zur Darstellung.

Im Theater Unter den Linden geht Weinberger's Operette „Lachende Erben“ morgen, neu einstudirt, in Scene. Das Gaul-Haß- reiter'she Ballet „Die Welt in Bild und Tanz* bleibt bis auf weiteres auf dem Spielplane.

Bm Neuen ‘Theater finden die Darstellungen des König- lihen Schauspiels „mit Ende der kommenden Woche ihren Ab- \{luß. Am Sonnta wird „Vasantafena*, Montag „Emilia Galotti“ gegeben. Das Kön N Schauspielhaus wird am 1. Oktober mit Gußkow's Lustspiel „Zopf und Schwert“ (erste Aufführung an dieser Stätte) eröffnet.

Im Concerthaus wird am Montag Kapellmeister Meyder Goldmark's Symphonie „Ländliche Hochzeit“, die Ouverturen „Anakreon von Cherubini, „Don Juan“ von Mozart u. \. w. zur Aufführung bringen.

Mannigfaltiges.

__ Dex Umbau des Berliner Schauspielhauses is bis auf die leßten Decorationsarbeiten nahezu vollendet, und auch bereits als Eröffnungsvorstellung ‘der Wintersaison Sonntag, der 1. Oktober be- stimmt. Die vorgenommenen Veränderungen innerhalb der Corridore, Foyers und der Zuschauerräume in beiden Vorstellungssälen sind, wie wir einem Bericht der „Nat. Z.* entnehmen, mannigfaher Art, ge- stalten den Aufenthalt angenehmer und erfreuen das Auge nah jeder Richtung. Zunächst verdienen die neue Beleuchtung und die verbeßerte Heizung Erwähnung. Schon wenn man durch die Einfahrt unter- halb der UGrane eine der drei neuen vergitterten Glasthüren oder die Eingänge von der Jäger- und Taubenstraße passirt, wird man von dem Glanz und Comfort der langen Corridore überrascht. Von den zart geweißten Deckenbögen hängen stark