1893 / 232 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs-Anstalten.

Der Postdampfer „Amsterdam“ der Niederländisch - n len Dampfschiffahrts- Gesellschaft ist am 25. d. M. in New - York angekommen.

Bremen, 26. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer , Ems * ist am 23. September Vormittags von New-York nah der Weser aegen en. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist am 23. September mittags von New-York via Gibraltar nach Genua abgegangen. Der Tie „Stra ß- burg“ hat am 24. September Nachmittags die Reise von Vido nach Montevideo fortgeseßt. Der chnelldampfer „Kaiser Wilhelm 11.“ hat am 25. September Morgens Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 25. September Morgens Lizard passirt. Der Reichs-Postdampfer „Gera“, von Ost-Asien kommend, if am 25. September Vormittags in Singapore an-

ekommen. Der e: Playe Agen, nah Ost-Asien be-

immt, ist am 23. September Abends in Genua angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Habsburg“ hat am 23. September Nachts die Reise von Port Said nah Neapel fortgeseßt. Der Reichs-Post- dampfer „Oldenburg“, von Ost-Asien kommend, hat am 23. Sey- tember Nachmittags die Reise von Genua nah Southampton fort- geseßt. Der Postdampfer „Amerika“ hat am 25. September Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Hannover“, nah Brasilien bestimmt, ist am 24. September Nachmittags in Ant- werpen angekommen. Der Postdampfer „Stuttgart“ hat am 25. September Morgens Lizard passirt.

Hamburg, 26. September. (W. T. B) Hamburg- G ar ikantibe Padetfahrt - Actien - Gesellschaft. Der Postdampfer „Gellert“ hat heute Vormittag Scilly passirt.

Theater und Musik.

Theater Unter den Linden.

Mit lebhaftestem Interesse wurde der gestrigen Vorstellung ent- gegengesehen, wo in der jeßt mit glücklihem Erfolg in den Spiel- plan wiederaufgenommenen Operette , Lachende Erben" von Carl Weinberger die als Coloratursängerin von auswärtigen Bühnen her und auch von ihrem Auftreten hier bei Kroll als Amina in der

Nachtwandlerin“ vortheilhaft bekannte Opernsängerin Fräulein Jenn y Broch in ihrem Uebergange zur Operette zum ersten Mal als Margit van der Meeren auftrat. Die auf die ges{chätßte Künstlerin is rwar- tungen erfüllten si in vollstem Maße. Ihre schöne ad julte Sopran- stimme überwand alle Schwierigkeiten der Rolle mit spielender Leichtigkeit. Die Intonation ift rein, die Aussprache deutlich, das Spiel temperamentvoll und fympathisch. Im übrigen nahm die Vorstellung der im April d. J. bereits zur hundertsten Aufführung

elangten lustigen Operette den bekannten Verlauf. Neben Herrn teinberger, der mit seiner unverwüstlichen Komik als der alternde, aber immer noch liebebedürftige Oberst van der Beerbom die Zu- schauer erheiterte, trat als angenehme Ueberraschung für die Zuschauer der lang entbehrte, als Sänger und Schauspieler gleich beliebte Herr Drucker in der Rolle des Lieutenants Brandt zum ersten Mal wieder auf. Als die Tochter des Nachtwächters Bloonsen gefiel Fräulein Negri, während der nit unbegabte Herr Matscheg bei Darstellung des Offiziersburschen Cyprian doch sehr mit der Erinne- rung an den ihm überlegenen Herrn Fröden zu kämpfen hatte. Die von Herrn Binder mit der N Sorgfalt in Scene geseßte Vorstellung fand wieder vielen Beifall, besonders bei den vom Ballet- meister Gundlach arrangirten militärishen Evolutionen im dritten Act.

hilharmonie.

Der kleine Violinvirtuos Arthur Argiewicz, der bereits vor Turzem eine Fro seines außergewöhnlichen Talents ablegte, gab gestern fein erstes öffentlihes Concert, das sehr zahlreich besucht war. Dem Meferat über die bereits gehörten Musikstücke ist nur hinzuzufügen, daß auch in diesem großen Naum die Tonerzeugung von bewunderns- werther Kraft erschien, die besonders bei der Ciaconna von Bach zur Geltung kam, und daß der geniale Knabe in Mendelsfohn’s Concert den dritten Saß mit einer so staunenswerthen Schneliigkeit ausführte, val der Begleiter kaum folgen konnte. Auch M Diem Temp Pliedb edo alles far, Die Mika atetége der durh ihre Leistungen im Kroll'schen Theater vortheilhaft bekannten Sopranistin Fräulein Saarmann war eine sehr willkommene. Mit stets reiner Intonation, deutlicher Aussprache und empfindungsvollem Vortrag sang sie eine Arie aus

„Frithjof“ von M. Bruch und einige Lieder von Schubert, Büchner und Taubert. Reicher Beifall wurde allen Vorträgen zu theil, denen der kleine Concertgeber noch ein Salonstück von Wieniawski hinzu- fügte. Daß das Sbucert den Zeitraum von anderthalb Stunden eîn-

nahm, war nur zu billigen.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Mascagni's „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Dietrich, Lammert, den Herren Sommer und Bey unter Kapellmeister Dr. Mus Leitung, sowie Brüll’'s „Goldenes Kreuz“ mit den Damen Weiß, Fader, den Herren Philipp, Stammer, Schmidt unter Musik-Director

egener’s Direction gegeben. A

Im Neuen Theater gelangen durch das N Ae Schau- spiel morgen die Lustspiele „Vom landwirthschaftlißen Balle“, „Meister Gert Westfaler“, „Militärfromm“ zur Aufführung.

«Mauerblümchen", das neue vieractige Lustspiel von Déêcar Blumenthal und Gustav Kadelburg, wird am Donnerstäg, 5. Oktober, im Lessing-Theater zur ersten Aufführung gelangen. ;

Das Friedrich - Wilhelmstädtishe Theater feiert am 3. Oktober den Gedenktag des zehnjährigen Bestandes ' der Operette im neuen Hause. Herr Director Frische beabsichtigt, diesen Tag dur eine Vorstellung, in welcher einzelne Acte der beliebtesten Operetten aufgeführt werden, festlih zu begehen. Für das Friedrich- ab 17 51 Dad Theater wurde die Sängerin Fräulein Ewald neu verpflichtet.

Im Nesidenz-Theater wird auh am nächsten Sonntag Nachmittag Max Halbe's Liebesdrama „Jugend“ als volksthümliche Aufführung zu bat en Kafsenpreisen in Scene gehen.

Mannigfaltiges.

Der „Voss. Z.“ wird berichtet: Die Entfernung der alten Fundamente auf dem Bauplatz des neuen Domes am Lustgarten wird noch eine geraume Zeit des nächsten Jahres in Anspruch nehmen. Weniger als die Fundamente des Fridericianischen Domes machen jene zu schaffen, die unter Stüler zum neuen Dome und zum Campo santo gelegt wurden. Sie reichen etwa fieben bis acht Meter in den Boden Yinab und wurden zu ihrer Herstellung Spundwände geschlagen, Beton geschüttet, stellenweise auch Kasten eingesenkt. Mit Keil und Hammer muß das meiste Mauerwerk, das oft cyklopishe Dicke hat, weggebrochen werden. Auch sind die Spundpfähle aus dem Boden herauéêzuziehen und die andringenden Gewässer dur ein Pumpwerk nach Möglichkeit abzuhalten. Im südlichen Theile des Bauplates, der von Fundamenten frei ist, wird zum Legen neuer Fundamente bereits mit Hilfe dreier Dampframmen eifrig gerammt. Mit Hilfe einer Zerkleinerungsmashine werden ferner Kalk- steine für den Beton zu kleinen Brocken verarbeitet. Welche gewaltigen Massen an Beton in die Baugruben behufs Herstellung des Fundaments hinabzulassen sind, geht aus dem mächtigen Berg von ne Steinen hervor, den man an der Westseite des Bauplatzes bereits aufgethürmt hat. Die gesammte Thätigkeit auf dem ausgedehnten Terrain gewährt {hon jeßt eine Vorahnung von dem bedeutenden Umfang der Anlage, die entstehen wird.

Die zu Anfang November d. J. bevorstehende Eröffnung der A Le als Fahrstraße macht es nothwendig, aub einen heil der Straße „An der #Fischerbrücke* zu reguliren. Nach dem hierfür dem Magistrat zur Genehmigung vorgelegten Project wird beabsichtigt, die Straße bis nahezu zum Insel- speiher auf die für die Brücke festgeseßte Normalbreite sowohl im Damm als Bürgersteig zu bringen. Hierdurch wird die Beseitigung des Hs längs des Fischerplatzes und eine Ein- {hränkung dieses Platzes selbst bedingt. Um den Fischern die Benußung des L auch ferner zu ermöglichen, follen an beiden Enden des Platzes Einfahrten hergestellt werden.

Um mehrfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen, hat der Magistrat genehmigt, daß die Schwimmhallen der städtischen Volks-Badeanstalt an der Schillingsbrüccke vom 1. Oktober d. J. ab bis auf weiteres für weiblihe Personen wie bisher an den Wochentagen nicht nur Vormittags von 9 bis 12 Uhr, sondern auch Nachmittags von 2—4 Uhr, fo lange die Betheiligung eine rege fein wird, geöffnet bleibt. Im übrigen tritt vom “1. Oktober ab die Aenderung ein, daß beide Volks-Badeanstalten

(Moabit und Schillingsbrücke) ex um 7 Uhr Morgens geöffnet und EaG Mittags statt um 12 erst um 1 Uhr Nachmittags geschlossen werden. L

Die Neue Berliner Pferdebahn-Gesellschaft bezw. Große Berliner Pferdebahn-Gesellshaft beabsihtigen vom 15. Oktober an die Linie der ersteren Gefsellshaft Ackerstraßze—Schlesischer Bahn- hof—Fichtestraße, vom Alexanderplaß niht mehr durch die Kaiser- straße, sondern über die Geleise der Berliner Pferdebahn-Gesellschaft dur die südlite Alexanderstraße, Blumenstraße, Grüner Weg, Andreasstraße, Köpenicker Brücke bis zur Fichtestraße zu führen. 2) Dagegen sfoll die Linie der Bie Berliner Pferdebahn- Gesellshaft Moabit—Rathenowerstraße—Küstriner Plaß nur bis zum Alexanderplayß (Königsgraben) betrieben werden. Die Genehmigung zu diesen Maßnahmen haben die beiden Gesellschaften beim Magistrat

nachgesucht.

Der Vorstand des Deutschen Shübßenbundes, die Herren Stadtverordneter Diersh, Bank-Assessor Wolf, Fabrikant Walter und Hof-Büchsenmacher Förster, haben sih heute mit dem z. 3. im Berliner Rathhaus verwahrten Banner des Deutschen SHütenbundes nach Gotha begeben, um dort der morgen stattfindenden Ent- hüllung des Denkmals beizuwohnen, welches die deutschen Schüßen dem Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden des Deutschen Schüßenbundes, dem Landgerichts- Präsidenten Sterzin g. errichtet haben.

Neustettin, 26. September. Der „Voss. Z." wird telegraphirt: In Hammerstein brah Nachts auf bisher unaufgeklärte Weise ein großes Feuer aus, das 26 Gebäude, darunter elf Wohnhäuser, vollständig einäscherte. Der angerihtete Schaden ist sehr bedeutend.

Schneidemühl. Zur Brunnenkatastrophe wird der „Volks. Ztg.“ geschrieben: Der Brunnenmacher N., der an der Fertig- stellung eines artesischen Brunnens in der Jastrowerstraße arbeitet, hatte am Sonnabend ein Rohr herausgezogen. Infolge dessen \{oß plößlich erdhaltiges Wasser, wie dies beim Unglüs- brunnen der Fall gewesen war, aus der -Erde. In einer sofort einberufenen außerordeñtlihen Sißung des Magistrats und der Stadtverordneten wurde beschlossen, Herrn Beyer mit der sofortigen Schließung diefer Quelle zu beauftragen. Das Experiment der Klärung in der Quelle des Unglücksbrunnens ist Herrn Beyer vollständig gelungen. Man beabsichtigt, falls sich das Wasser als trintbar erweist, die unershöpfliche Quelle in einem großen Becken zu sammeln und eine Wasserleitung anzulegen, andernfalls das Wasser zum Spülen der Rinnsteine und der zahlreichen, die Stadt durch- ziehenden Gräben zu benuten.

Stamartngen, 26. September. Der „Köln, Z! wird telegraphirt: Zur Feier des 75jährigen Bestehens des hiesigen Gymnasiums fand ein glänzend gelungenes Fest statt, welchem Seine Durchlaucht der Erbprinz von Hohenzollern und die Spitzen der Behörden beiwohnten. Zugleich wurde der prächtige Neubau des Gymnasiums eröffnet.

Dresden, 26. September. Die zahlrei besuchte siebente Allgemeine Lutherische Conferenz wurde, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag in der Frauenkirhe durch den Grafen Vißthum eröffnet. Vertreter der Staatsregierung wohnten der Feier bei. Professor Hashagen aus Rostock hielt den Hauptvortrag.

London, 27. September. Der „Times“ wird aus Yokohama vom 15. d. M. über Victoria gemeldet: Durh starke Ueber - \{chwemmungen sind in Gifu mehrere Tausend Häuser zerstört worden. Zahlreihe Familien find ohne Obdach, fünfzig Personen sind beim Einstürzen der Häuser ums Leben gekommen. Der Hongwanii - Tempel ist durch Feuer zerstört worden.

Odessa, 26. September. Die große deutsche Colonie Olgafeld, Kreis Melitopol, Gouvernement Taurien, steht, wie der „Boss. Z.“ telegraphirt wird, seit zwei Tagen in Flammen. Sie scheint unrettbar verloren. Der Schaden ist sehr bedeutend.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

vom 27. September, r Morgens.

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1) Dunst, ?) Gestern Regen, Nachts Thau.

3) Früh Regen. UVebersicht der Witterung.

Barometrishe Depressionen unter 750 mm liegen über Nordwest- und Nordost-Europa, während ein Hochdruckgebiet über 765 mm si von den Ire näen ostnordostwärts nah den Alpen erstreckt, Dem- entsprechend find über Central-Europa südlihe und \südwestlihe Winde vorwiegend. In Deutschland ist das Wetter trübe und vielfach regnerish; die Tempe- ratur ist meist ziemlich erheblih gestiegen, liegt in-

en fast überall unter dem Mittelwerthe, am meisten, bis zu 4} Grad, in den Küstengebieten. Auf Borkum sind 24 mm Regen gefallen. Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen. Königliche Vchauspiele. Donnerstag: Opern-

haus. 191. Vorstellung. Cavalleria rusti- Cama Vauern-Ébre): Oper in 1 Aufzug voon Pietro Mascagni. Text nach dem gleidhaamigen Volks\tück von Verga. Jn Scene geseßt vom Ober- Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Das goldene Kreuz. Oper in 2 Acten von Ignaß Brüll. Tert nah dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. Diri- gent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr. Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4a/5). 203. Borstellung. Vom landwirthschaftlichen Balle. Lustspiel in 1 Aufzug von Emil Pohl. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Meister Gert Westfaler. Komödie in 1 Aufzug aus dem Dänischen des Ludwig Holberg (geschrieben 1722). Für die deutshe Bühne eingerichtet von Dr. Julius Hoffory und Dr. Paul Schlenther. Jn Scene geseßt vom Ober- Regisseur Max Grube. Militärfromm. Genrebild in 1 Aufzug von Gustav von Moser und Tilo von Trotha. Su Scene ge- E vom Ober - Regisseur Max Grube. Anfang r. Freitag: Opernhaus. 192. Vorstellung. Lohengriu. Nomantische Oper in 3 Acten von Richard Wagner. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Tehlaff. Dirigent : Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4a/d). 204. Vorstellung. Die Geschwister. Schauspiel in 1 Aufzug von Wolfgang von Goethe. Negie: Perr Plaschke. Die Komödie der Serungen, ustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. ür die deutshe Bühne eingerihtet von Karl von oltey. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur ax Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater.

Talisman. Anfang 7 Uhr.

Freitag : pur Erinnerung an die vor 10 Jahren erfolgte Eröffnung des Deutschen Theaters. Prolog, gesprohen von Nosa Netty. Schiller: Don Carlos. 1. Act, 3,, 4. u. 5. Auftritt. Grillparzer : Die Jüdin von Toledo. 4. Act. Goethe: Faust. 11. Theil, 5. Act, 3. Scene (Faust’s Tod.) Wildenbruch : Die Haubenlerche. 2. Act. Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. 4. Act. Hauptmann: College Cramptou,. 5. Act.

Sonnabend: Der Biberpelz.

Die Tageskasse ist von 10—1F Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Donnerstag: Wallen-

stein’s Tod. Anfang 7 Uhr. Freitag: 5, Abonnements-Vorstellung. Cornelius

of. Sonnabend: Der verarmte Edelmaun.

Donnerstag: Der

Lessing-Theater. Donnerstag: Erlaubte Sünden. (Les amants légitimes.) Un- fang 7+ Ubr.

Freitag: Erlanbte Sünden.

Sonnabend: Rosmersholm.

Sonntag: Erlaubte Sünden.

Friedrih - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Donnerstag: Der Vogelhäudler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von M. West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Negie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder- mann. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Der Vogelhändler.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- aus Donnerstag: Zum 6. Male: Madame Agnes. Lustspiel in drei Acten von Julien Berr de Turique. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Besuch nach der Hochzeit, (Une visîte de môces.) Lustspiel in 1 Act von Alexander Dumas. Deutsch von Paul Block. An- fang 74 Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Victoxia-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Donnerstag: Z. 133. Male mit vollständig neuer Aus- stattung: Frau Venus. Modernes Märchen (großes Ausf\tatturgs\tück) mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 7&4 Uhr.

Freitag: Frau Venus.

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Neu einstudirt: Lachende Erben, Operette in 3 Acten von Horst u. Stein. Musik von G. Weinberger.

ierauf, neu ce. Die Welt in Bild und

anz. FARE ches Ausstattungs-Ballet von Gaul und L reiter. Musik von J. Bayer. (Europa) „Im Park von Sanssouci“, (Asien) „Ein Drachenfest“. (Grand pas de deux: Signora ri nte und Signor 6. Poggiolesi.) Anfang E Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernsl-Theater. Donnerstag: Zum 12. Male: Charley’s Taute. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. Hierauf: Die Bajazzi. Bare Posse mit Gesang in 1 Act von Ed.

acobson und Benno Jacobson. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7F Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direction : Richard Sul. Alte Jacobstraße Nr. 30.

Donnerstag: Zum 30. Male: Berliner Vollblut. Posse mit Gesang în 4 Acten von Jean Kren. Musik von Julins Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Berliner Vollblut.

Tageskasse: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend- kasse von 64 Uhr ab.

Coucerte.

Concert -Haus, Leipzigerstraße 48. Donnerstag : Karl Mevyder-Concert. Gesellschafts - Abend. Anfang 7 Uhr.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Maria Warns mit Hrn. Pastor Hermann Bartels (Gütersloh—Jerusalem). |

Verehelicht: Hr. Lieut. von Arnim-Suckow mit Frl. von“. Versen " (Berlin). Hr. Prem Lieut. Max Hoffmeister mit Frl. Marie von Nieff (Berlin). Hr. Hauptmann Bruno Löl- höffel von Löwensprung mit Frl. Frida von Wulffen (Blankenburg a. H.). Hr. Major Nichard von der Osten mit Frl. Martha von Goerschen (Aachen). Hr. Negierungs-Assessor Dr. jur. E. Witte mit Frl. Eleonore von Hahn (Bernstadt). Hr. Prem.-Lieut. Arthur Kroehe mit Frl. Else Meting (Berlin)

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann a. D. N. ao (Leipzig). Hrn. Ernst Frhrn. von Richthofen (Jauer). Hrn. Oberförster Gensert (Schirpiß). Cine Tochter: Hrn. Max von Binzer On Kreis-Schulinspector Dr. Böhm (Rybnik ; \

Gestorben: Frl. Louise von François (Weißen- fels a. S.). Verw. Fr. Pastor Ida Sander, geb. Hartung (Anklam). Hr. Rudolf von Kaltenborn-Stachau (Halle a. S.). Hr. General- Major z. D. Maximilian August von Schmieden (Niederlößniy bei Kößschenbroda). Hr. Superintendent Rudolf Reichert (Reppen). Hr. NRittergutspächter Julius Sierkawski (Ur banowigt).

Nedacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Bulßbruderet und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen ‘ein‘chlieglich Börsen-Beilage.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

N 2B2

Literatur.

Gesetze, Verordnungen 2.

Das Communalabgabengeseß und das Geseß wegen Aufhebung directer Staatssteuern vom 14. Juli 1893, von Dr. Conrad Bornhak. Preis 2 4 I. I. Heine's Verlag in Berlin. Diese Ausgabe verfolgt lediglich den Zweck praktischen Gebrauchs für die Gemeinde, und dürfte ihn auch erfüllen. Die Einleitung giebt eine Uebersiht über die geschäftlihe Entwickelung des vreubitsGen Communalsteuerwesens. Den Paragraphen sind Anmerkungen bei-

efügt, welhe die praktishe Anwendung des Geseßes unterstützen en. Ein Sachregister erleichtert die Benutzung.

Von der zweiten Auflage des Krankenversicherungs- S und des Hilfskassengeseßes von Ober-Negierungs-

ath von Schicker, vortragendem Rath im Königlih württem-

bergischen Ministeruum des Innern und stellvertretendem Bundes-

bevollmächtigten, ist fkürzlißh die zweite Lieferung im Verlag von

W. Kohlhammer in Stuttgart erschienen. Diese Ausgabe bringt aus

sachkundiger Feder einen Commentar nebs Musterstatuten und Vollzugs-

vorschriften. Die dritte (Schluß-) Lieferung soll in Bälde erscheinen. Volkswirthschaft.

Die Arbeiterfrage in der deutschen Landwirthschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der Erhebungen des Vereins für Socialpolitik über die Lage der Arbeiter, von Dr. Kuno Franken - stein, Docenten an der Humboldt-Akademie zu Berlin. Preis 6 M Verlag von Nobert Oppenheim (Gustav Schmidt) in Berlin. Der Verfasser hat hier den dankenswerthen Versuch gemacht, die Er-

ebnisse der vom „Verein für Socialpolitik“ im vorigen Jahre ange- tellten Erhebungen über die ländliche Arbeiterfrage, die in drei starken Bänden niedergelegt sind, in einem übersichtlichen Bilde zusammenzufassen und sie so weiteren Kreisen zur Kenntniß und zum Verständniß zu bringen. Der LVer- fasser hat selbst (außer den Herren K. Kärger, M. Weber, H. Losch, F. Großmann und O. Anhagen) zu den Bearbeitern des Enquête- Materials gehört und sich hierdurch einen tieferen Einblick in die Frage wie in das umfangreiche Material verschafft. Nach seinem Urtheil sind die Ergebnisse der Enquête troß manher Mängel und Fehler derart beschaffen, daß man daraus ein zutreffendes Bild von der materiellen und socialen Lage der Arbeiter gewinnen und andererseits das Wesen der ländlichen Arbeiterfrage überhaupt erkennen kann. Diesem Urtheil können wir vollkommen beipflihten : das Material ist thatsächlich werthvoll und verdient, daß es zu einer über- sichtlihen Durcharbeitung PenuBr, „worden l wie Ne Frankenstein in dem vorliegenden Buch geliefert hat. Wir können im übrigen auf ein näheres Eingehen auf den Inhalt dieses Buchs verzichten, da wir seiner Zeit die wesentlichsten Punkte aus den Veröffentlihungen des „Vereins für Soctialpolitik“ hervorgehoben und auch über die Berhandlungen des Vereins, die im März d. F, in Berlin stattfanden und die sich unter zu Grundelegung der Enquête- Ergebnisse ausshließlich mit der ländlichen Arbeiterfrage beschäftigten, berichtet haben. Für alle, die sih für die Frage interessiren, bietet rankenstein’s Bearbeitung jedenfalls ein willkommenes Mittel, die Ouintessenz der Erhebungen kennen und die thatsächlihen Ver- hältnisse beurtheilen zu lernen. Nur auf die Scchlußbetrachtungen über „die Uebelstände und Eefahren der ländlihen Arbeiter- verhältnisse“ und über „die Aufgaben der Arbeitgeber und des Staats“ möchten wir noh besonders aufmerksam machen. Frankenstein ist in Vebereinstimmung mit Sering und von der Golß der Meinung, daß den Uebelständen und Gefahren der Arbeiterverhältnisse nur dadur begegnet werden kann, daß die ländlihen Arbeiter in Bauern - dörfern ansässig gemacht werden: nur fo werde einerseits den be- rechtigten Forderungen der Arbeiter (Sicherung ihrer wirthschaftlichen Lage, Theilnahme am Grundbesiß und Befreiung aus ihrer isolirten focialen Stellung), andererseits dem Verlangen des Großgrundbesitzes nah Arbeitskräften entsprohen werden können. Der Verfasser fordert (wie von der Golß) eine umfassende colonisatorische Thâtigkeit des Staats, um Bauerndökfer zu schaffen, wo sie fehlen, in den neuangelegten wie in den bereits vorhandenen Dör- fern die Ansiedelung von Landarbeitern zu befördern, die Ansiedelungen und die wirthschaftlihe CEristenz der Ansiedler aber dadurch zu sichern, daß man an Stelle der röômisch-rehtlihen Bestimmungen über Ver- \{uldung, Theilbarkeit und Vererbung von Grund und Boden deutsch- rechtliche, die Verschuldung, Veräußerung und Theilung verhütende oder einschränkende Bestimmungen seßt, daß man den länd- lien Arbeitern wie das im Süden und Westen viel- fah der Fall * durch Betheiligung an dér Nuzßung von Gemeindeländereien einen Rückhalt in wirthschaftliher Beziehung gewährt, daß man aber auch durh ihre Betheiligung am Gemeinde- leben ihr Interesse für die Heimath erhöht; auh den Erlaß eines Gesetzes, das die Wanderarbeit regelt und damit den Contractbruh eindämmt, befürwortet Frankenstein, Auch für die Arbeitgeber stellt er gewisse Aufgaben zureht, in der Hauptsache aber befürwortet er eine Jnitiative des Staats auf den Domänen, um jenen ein Vor- bild zu geben. Das Buch ist der Beachtung in weiteren Kreisen werth. Das Programm der Handwerker, eine gewerbepolitische Studie von Hugo Böttger. Braunschweig, Verlag von Albert Limbach. Dies Buch enthält eine Gesammtdarstellung der Hand- werkerfrage in Bezug auf ihr Wesen und ihre Geschichte, in Bezug auf das bestehende Handwerkerreht und auf die Forderungen der Handwerker. Da alle diese Fragen gegenwärtig das öffentliche Interesse in hohem Maße beschäftigen und die Reorganisation des Handwerks durch die kürzlih veröffentlihten Vorschläge des Handels-Ministers vom 15. August d. J. über Fachgenofsenshaften und Handwerks- ammern in Anariff genommen worden (t, wnd 08 jedem Politiker, Handwerker, Laien sehr willkommen sein, ih an der Hand dieses Buches genauer orientiren zu können. Das Buch i} keine Streit- oder Tendenzschrift; es darf den Anspruch erheben, einé-gründliche geschihtliche, wissenshaftlihe und sachliche Untersuhung anzustellen, wenn der Verfasser auch mit der auf Grund seiner Studien gewonnenen Ueberzeugung nicht zurückhält, ja diese mit Beredsamkeit vertritt. Im ersten Theil wird „das Hand- werk und seine Verfassung“ behandelt. Hier wird eine ausführliche Geschihte des deutschen Handwerks von seinem Beginn, von der Blüthezeit und dem Verfall der Zünfte bis zur Neuzeit und der Gewerbefreiheit gegeben, und alsdann werden die Nechtsgrundlagen des Handwerks auf Grund der neueren Geseßgebung, zugleich mit einer Erörterung der Gewerbe- geseßzgebung im Mlislande (Desterreih, Ungarn, England, Frankreich, Schweiz, Îtalien und Rußland) dargestellt. Schon hieraus ift der Werth der Schrift ersichtlich: sie bietet ein umfassendes geschihtlihes und rechtlihes Material in knappen Umrissen, wie man es fonst nur in verschiedenen Werken zerstreut findet. Der Verfasser hat hierzu Arbeiten von Schmoller, Swönberg, Stieda und Bücher benußt, und im ganzen eine sorgfältige Darstellung geliefert, die demjenigen, der sih gründlich mit der Manbwwéekerfrage beschäftigen will, ein vor- trefflihes Hilfsmittel bietet. Der zweite Theil bespriht das Reformprogramm der Handwerker. Hier wird zunächst eine Geschichte der Handwerkerbewegung von der Zeit von 1869 bis zur euzeit gegeben. Alsdann werden die Forderungen des andwerks im einzelnen durchgegangen. Der Verfasser weist, mit dem Material ausgerüstet, welhes ihm die Geschichte des Handwerks an die Hand giebt, nah, daß die Hauptforderungen: Obligatorische

Berlin, Mittwoch, den 27. September

Innung und Befähigungsnachweis, unerfüllbar seien (vgl. Seite 181 bis 217). „Würden sie erfüllt, so wäre eine gänzlihe Versumpfung unseres Geschäfts- und Erwerbslebens die Folge, und das Ausland würde sowohl die dringenden und ftändigen Bedürfnisse wie auch die wechselvollen Launen des consumirenden Publikums zu befriedigen in die angenehme Lage kommen ; Deutschland würde damit aufhören, eine auf dem Weltmarkt concurrirende und gefürhtete Macht zu bilden“: die weitere Folge würde Verarmung des Volks, das Brotloswerden vieler Kräfte und \{chließlich eine Schädigung des Handwerkerstandes felbst sein. JInsonderheit werden die Gründe und Gegengründe betreffs des Befähigungsnachweises sahgemäß besprohen. Weiter erörtert der Verfasser die anderen Forderungen wegen des gewerblihen Bildungs- wesens und der Handwerkskammern und diejenigen Forderungen, welche [9 auf den Schutz gegen gefährliche Concurrenz und gegen Geschäfts- chädigung beziehen (Pfandvorreht der Bauhandwerker, die weitere Ausdehnung der Unfallversiherung auf das Handwerk, das Sub- missionswesen, die Gefängnißarbeit, die Consumvereine, die Abzahlungs- geschäfte, die Wandergewerbe 2c.). Auch wo man zu anderen (nsichten neigt, wird man dem Verfasser die Anerkennung niht vorenthalten können, mit Einsicht und Klarheit die betreffenden Fragen behandelt zu haben. Die neuen Vorschläge des Handels-Ministers sind hierbei noch niht berücksichtigt worden, jedoch werden in dem Abschnitt: Handwerkskammern, gegen die f. Z. von dem Staatssecretär des Innern Dr. von Boetticher im Neichstag am 6. Dezember 1892 über die Errichtung von Handwerks- kammern geäußerten Ansichten einige Einwendungen erhoben, die darin gipfeln, daß den Handwerkskammern zu viel Competenzen zugedacht seien; im übrigen wird der Idee selbst in der Hauptsahe bei- Verfasser ist für obligatorische Hand- werkskammern. Die beabsichtigten „Fachgenossenshaften“ werden n dem Due nit berubrt, da die Vorschläge des Handels-Ministers dem Verfasser noch unbekannt sind. Statt dessen redet er den Versuchen, auf genossenschaftlihem Wege dem Handwerk sowohl die Maschinenkraft wie die Kapital- und Creditmacht zu- gänglih zu machen, das Wort. Alles in allem verdient das Buch als ein Wegweiser in die Handwerkerfrage Beachtung, wenn auch die vorgetragenen Ansichten und Schlußfolgerungen niht immer acceptirt werden dürften; das reiche Material, das es bietet, ist unter allen Umständen zur Orientirung in den eins{hlägigen Fragen willkommen.

Arbeiterbewegung und Socialreform in Deuts\ch- land. Vortrag gehalten auf dem internationalen Congreß für Ar- beiterfragen in Chicago vom 28. August bis 4. September, von Dr. Zacher. Berlin, Carl Heymann's Verlag; Pr. 0,50 A In einem Ueberblick über Entstehung, Zweck, Umfang und Bedeutung der Socialreform redet der Verfasser der weiteren Ausdehnung der gewerblihen Selbstverwaltung auf berufsgenossenschaftliher Grundlage das Wort. Es soll jedes Gewerbe eine Unternehmer und Ar- beiter gleich berüdsihtigende corporative Verfassung erhalten, damit Atileter und Arbeitgeber niht gegen einander, sondern mit einander ihre Interessen, d. h. Negelung der Production, Ver- meidung der Absaß- und Arbeits\tockungen, wahren. Für die Arbeiter würde es si dabei vornehmlich darum handeln, die Arbeitsbedingungen, alfo Arbeitszeit und Arbeitslohn, Arbeitsnahweis und Arbeitsordnung, die Arbeits\tatistik, das Lehrlings- und Schiedsgerichtswesen innerhalb der einzelnen Branchen zu regeln. Es bedürfte nur (nah Ansicht des Verfassers) einer zweckentsprechenden Eingliederung der Arbeiter in die durch die neuere Reichs- gesegebung geschaffenen Gewerbecorporationen, um die dazu noth- wendige Organisation zu erhalten; natürlih hätten Geseß und Statut den Wirkungskreis der Corporationen und der Competenzen beider Theile innerhalb der corporativen Verfassung kÉlarzulegen. Als Sclußstein einer solhen Gewerbeautonomie bezeichnet der Verfasser die Versicherung gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit. Fm übrigen umfaßt das kleine Heft cine gute Uebersicht über Inhalt und Erfolge der socialreformatorischhen Geseße Deutschlands.

Militärisches.

Der vom Obersten z. D. von Elpons-Berlin (Verlag von Funde und Naeter) herausgegebene „Deutsche Armee- und Marine-Anzeiger“, Zeitung für die Geschäftsverbindung des deutshen Handels und Gewerbefleißes mit Armee und Marine, welche für den Preis von 1 A vierteljährlich wöchentlich einmal erscheint, hat neuerdings zahlreihe namhafte Militär-Schriftsteller als Mit- arbeiter gewonnen und dadurch seinen militärwissenschaftlihen und militärtehnischen Inhalt bedeutend erweitert. Die s\oeben er- \hienene Nummer 14 des Blattes enthält u. a. cinen Aufsatz über „Ballistit und Filit“ vom General - Major Wille - Berlin und einen zweiten Auffaß über zwei praktishe Neuerungen für die Armee, deren Zweckmäßigkeit bei den in otesem Jahre in Galizien abgehaltenen Manövern der österreichish-ungarishen Armee dur ihre probeweise Einführung geprüft worden ist. Die eine betrifft die Schaffung eines der Gesundheit unschädlihen Trinkwassers; die andere dient dazu, dem zum Genuß bestimmten Wasser einen belebenden und ebenfalls prophylaktishen Beigeschmack zu geben. Außerdem bringt diese Nummer wie gewöhnlih eine große Zahl von Lieferungs- ausshreibungen, Bauverdingungen u. st. w. von Verwaltungsbehörden des deutschen Neichsheeres zur öffentlihen Kenntniß.

LELtTAa.

Von Neumann's Ortslexikon des Deutschen Reichs, das ein gutes Hilfsmittel für Handel und Verkehr ift, beginnt soeben eine neue, auf Grund der neuesten amtlichen Veröffentlihungen um- gearbeitete und um nahezu die Hälfte vermehrte Auflage im Verlag des Bibliographishen Instituts in Leipzig und Wien zu erscheinen. Das Werk wird nah seiner Vollendung in ca. 70 000 Artikeln über alle auf Deutschland bezüglichen topographishen Namen sowie über sämmtliche Staaten oder deren Verwaltungsbezirke knapp und klar Auskunft geben. Als Orktslexikon enthält das Buch alle Orte mit mehr als 300 Einwohnern. Bei den einzelnen Orten sind der Reihe nach aufgeführt: Name Zugehörigkeit zur Verwaltung, zum Amtsgericht, zur Post Gewässer Einwohner nah der Zählung von 1890 Garnifon Verkehrsanstalten Banken und Geld- institute Behörden Kirchen, Schulen sonstige Merkwürdig- keiten Industrie, Handel historishe Notizen. Die neue Auf- lage, welcher außer einer politischen Uebersichtskarte auch zwei statistische Karten und 31 Städtepläne beigegeben werden, erfährt eine Aus- {müdckung durch 275 Abbildungen deutscher Staaten-, Provinzen- und Städtewappen; sie wird zunächst in 26 Lieferungen zu je 50 „g (30 Kr.), später in Halbleder gebunden zum Preise von 15 4 (9 Fl. ô. W.) ausgegeben.

gepflichtet; au der

Unterhaltung.

Aus dem Moor. 1. Der „rothe Gerd“ und andere Ge- \chihten. Von Heinrich Schriefer. Bremen 1892, M. Heinsius Ae Ver Titel giebt die Oertlichkeit an, in welcher die Erzählungen spielen: das ehemaligen Niedersachsen , es ist hier- o auch die umfangreihste benannt. Sie darf auh als die vollendetste bezeihnet werden, wenn auch ihr Schluß etwas gezwungen in das Grausenhafte unnöthig hineinsti®&@t; die Schilderung des Schmugglertreibens i} vortrefflih, man glaubt mit den Shmugglern ih Aut dem s{chwankenden Boot in dunkler Nacht zu befinden, die leelishen Empfindungen der einfachen Dorfbewohner find klar entwidckelt und deshalb ergreifend. Die Unterredung zwischen Jan und seinem Weib, das ihn von der Theilnahme an dem Schmuggel abhalten will, kann als ein Meisterstück bezeichnet werden. Während die Erzählungen felbst

hochdeutsch mitgetheilt sind, werden die Gespräche in niedersächsischer Mundart geführt, welhe man mit gleicher Leichtigkeit versteht wie das mecklenburgishe Plattdeutsh Reuter's. Durch das 1 äuf dem Titelblatt wird noch ein zweites Bändchen in Aussicht gestellt. Wo das vor- liegende anerkennende und theilnehmende Leser gefunden hat, wird das zweite mit Freuden begrüßt werden. - - A

Vom Wegrand. Kleine Bilder von Wilhelm Jensen. Berlin 1893, Emil Felber. kl. 8. 264 S. Es war gewiß für den dur manche anmuthige, frische, eigenartige Erzählung wohlbe- kannten Verfasser eine s{hwierige Aufgabe, der Sammlung zufälliger Aeußerungen, denen in vielgeübter Gewandtheit ungereimte und ge- reimte Gestalt in Abwechselung gegeben ist, einen chönen Gesammt- titel zu verleihen. Die getroffene Wahl steht vielleiht mit der Frage auf S. 242 in Verbindung: „Sind wir auf dem reten Weg?“ Der \stimmungsvolle Leser nene die Antwort geben! Aeußerlih ist die vom Verleger gewählte Ausstattung einnehmend.

Kürzlich hat die Octav-Ausgabe von „Ueber Land und Meer (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) einen neuen Jahrgang begonnen. Diese prächtig ausgestattete illustrirte Familienzeitschrift hat es seit ihrem Erscheinen verstanden, sih die Gunst des Lesepublikums in allen Kreisen zu gewinnen durch die große Reichhaltigkeit und vor- nehme Gediegenheit des darin Gebotenen. Das vorliegende Heft ent- hält zunächst die interessanten Anfänge zweier vielversprehenden größeren Erzählungen: „Der blonde Adjutant“ von Osterloh und „Die Teufelin von Ivesti“ von Marco Brociner. Von den anderen mannigfaltigen Artikeln seien !noch erwähnt: „Sulden und das Payer-Denkmal“, „Franzensbad“, Neustreliy und Umgebung“, „Aus dem Verbrecheralbum der Berliner Polizei“, „Eine Wanderung nah den Ostseebädern" u. a. m. Viele treffliche Jllustrationen bieten eine willkommene Erläuterung zu den verschiedenen Artikeln, und vollendet ausgeführte Kunstbeilagen gereichen dem stattlihen Heft, das um den billigen Preis von 1 M in jeder Buchhandlung zu haben ift, zu ganz besonderem Shmuck.

Im Verlage der Hofbuchhandlung von W. Moeser wird in den nächsten Tagen eine Monatsschrift „Die Frau“ erscheinen. Die Redaction wird von der dur ihre vielfa dargelegten vortreff- lichen Ansichten über L und Frauenbewegung allgemein geshäßten Pädagogin und Schriftstellerin Fräulein Helene Lange geleitet. Mit Rathschlägen für Erwerb8zweige alleinstehender Frauen und mit Erweiterung des Gesichtskreises der Eltern in Bezug auf Erziehung der Töchter will das Blatt zuglei eine gewählte und vornehme Art des Unterhaltungs\toffes verbinden. Die Schrift kann daher als eine zeitgemäße willkommen geheißen werden.

Kalender.

Köhler's Deutscher Kaiser - Kalender für 1894 (XIV. Jahrgang.) Mit Wandkalender. Verlag von Wilhelm Köhler in Minden. Ca. 170 Seiten gr. 89 mit ca. 120 Bildern. Preis 90 §. Der Kalender bringt an erster Stelle ein Originalbild Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm in der Uniform der s{warzen Husaren, Moment-Aufnahmen des Kaisers auf Schloß Prökelwit, auf S. M. Sch. „Mars“ und „Hohenzollern“, des Reichstagsgebäudes u. st w. Würdig {ließen fih hieran „Unseres Kaisers Ahnen“ mit Bildnissen der preußischen Könige und Deutschen Kaiser aus dem Hause Hohenzollern. Von den Erzählungen heben wir hervor: Die Kaiserkrone von R. von Hagen, mit Jugendbildniß des Kaisers Wilhelm 1.; Des Kaisers Fürsprahe von Fedor von Köppen; Der Armenarzt von Frida Schanz. Für das Humoristische sorgen die Humoresken: Die gefrorene Glockte und JIugend- Erinnerungen, sowie die zahlreihen im Text zerstreuten Humoresken, Gedichte 2c., alles mit Bildern verziert. Einige sehr zeitgemäße Artikel sind die Beschreibung der deutschen Kriegsmarine in Wort und Bild, die Truppendislocationen an der französischen und russishen Grenze; „Aus unseren Arbeitercolonien* (\{ildert das Leben und Arbeiten in diesen sehr wihtigen Anstalten), sowie die sehr reich illustrirte Abhandlung über die erste Hilfeleistung bei Unglücks- und plößlichhen Erkrankungsfällen. Ferner enthält der „Kaiser-Kalender“ die vom Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten herausgegebenen Belehrungen über das Wesen der Cholera und das während der Cholerazeit zu beobahtende Verhalten, sowie Falb’s Wetterprophezeiungen.

Taschenkalender für Verwaltungsbeamte auf das Jahr 1894, herausgegeben vom Geheimen Regierungs-Rath Freiherrn von Fircks und Professor Dr. Petersilie. Berlin, Carl Heymann?s Verlag. Preis 3 ( Das Erscheinen dieses Kalenders fällt regelmäßig ctwa in die Mitte zwischen je zwei auf einander folgende Auêëgaben des Staatshandbuchs. Der erste, die Behörden und Beamten be- handelnde Theil bietet daher eine willkommene Ergänzung zu diesem, da er die Personalien aller Verwaltungszweige, mit. Aus- nahme der Eisenbahn- und der Justizverwaltung, jeweilig nah einem etwa sechs Monate neueren Stande enthält als das leßte Staatshandbuch. Wie {hon die Vorgänger, so bringt au der neue Jahrgang wieder die interessanten Nanglisten der Näthe und Assessoren. Als beiondera bemerkenswerth sei aus diesen Nanglisten hervorgehoben, daß die ibrer Ernennung zum Nath vierter Klasse nah ältesten Beamten der all- gemeinen Verwaltung aus den Jahren 1856, 1857 und 1858 stammen. Bei den Negierungs-Assessoren is der Jahrgang 1886 bis auf einen Vertreter durd) Aufrücken aufgebrauht. Die ältesten Räthe der land=- wirthschaftlichen Verwaltung stammen aus den Jahren 1859 und 1860, in der Forstverwaltung aus 1864, in der Verwaltung der in- directen Steuern aus 1854 und 1859. Neu ist in dem ersten Theil des Kalenders eine Uebersicht über die obersten katholischen Kirchenbehörden im Deutshen Reih mit Angabe der Ab- grenzung der bishöflihen Sprengel, eine Zusammenstellung, welche für manchen Benußer des Kalenders von großem Werth sein dürfte. Die alphabetishe Nachweisung sämmtlicher Städte des Deutschen Neichs, mit Angabe der Einwohnerzahl, der Lage, der Servisklasse, der Gerichtsbehörden, der Schulanstalten und der Bürgermeister (1. und 2.), ist ein weiterer Vorzug des Kalenders. Auf andere einzig- artige Zusammenstellungen und Nachrichten, welhe dem Kalender einverleibt find, gehen wir hier nihi näher ein. Der Il. Theil ist dem Beamten- und Verwaltungsreht gewidmet und bildet ein werthvolles Compendium der für oder von Verwaltungs- beamten häufig anzuwendenden Bestimmungen und einer Reibe von allgemein gültigen geseßlihen Bestimmungen, welde im täglichen Leben oft gebraucht werden. Auch dieser Theil hat in dem neuen Jahrgang mehrere wichtige Ergänzungen erfahren. Der Taschen- kalender für Verwaltungsbeamte kann \omit bestens empfohlen werden, nicht bloß den Verwaltungsbeamten, Bürgermeistern u. \. w., sondern au dem größeren Publikum, das heute bei der vielfältigen ehrenamtlichen Betheiligung an der Verwaltung den Kalender oft als bequemes Ned scllageburd zu Nathe ziehen wird.

—- Der im Verlag des „Evan gelischen Arbeiterboten* (Verbands- organ der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands) C. Hundt fel. Wwe. in Hattingen a. d. Nuhr erschienene Ev'angelt\ch - sociale Arbeiter-Kalender pro 1894, herausgegeben von Pfarrer Lic. Weber in M.-Gladbach, bietet au diesmal bei dem ungentein billigen Preife von 30 A (pr. Dußend 3 4) in 200 Seiten Il. eine folhe Fülle belehrenden und unterhaltenden Materials, daß er für evangelische Arbeiterfamilien vor allen anderen Kalendern zu empfehlen fein dürfte.