1893 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

ußerpreußi E taaten an den Arbeiten des schusses, über die vom Vorsißenden getroffenen Maß-

i zur eranziehung von Beamten ‘der Bau-, enbahn- und Forstverwaltung bei der Beobachtung von genstationen, Uber die Stellungnahme des Königlichen ats-Ministeriums zu dem Gutachten des Ausschusses, efffend die Einrichtung von Sitte Wasserbehörden in mittleren Jnstanz, über den Allerhöchsten Auftrag zur gut- achtlihen Aeußerung, betreffend die Einrichtung einer Reichs-

Centralstelle für Hydrographie u. a. m. Alsdann wurden die

‘Karten und Pläne erläutert, welhe für die Bereisung der nteren Oder vom Bureau des Ausschusses angefertigt worden nd, sowie Mittheilungen über den gegenwärtigen

Stand der Arbeiten zur Sammlung von Unterlagen für

die hydrographisch- wasserwirthschaftlihen Darstellungen der

einzelnen Flußgebiete, die Bearbeitung derselben und die son-

stigen Arbeiten des Bureaus gemaht. Nachdem hierauf die nah dem Beschluß des Ausschusses in einigen Punkten ab- geänderte Denkschrift über die Darstellung des Systems, welches bei der Regulirung und Kanalisirung der preußischen Flüsse bisher befolgt ist, genehmigt und festgestellt worden war, trat der Ausschuß in die Berathung einiger hohwichtigen Punkte ein, über welhe ihm von seinen Unterausschüssen be- sondere Berichte vorgelegt sind. /

Betreffs der Fragen über die Zurückhaltung des Wassers und der Geschiebe in den oberen Theilen der Flußgebiete und über die Waldwirthshaft in den Quellgebieten wurde be- schlossen, dem Bureau des Ausschusses Aufträge zu ertheilen, für geeignete Stellen der zu untersuchenden Flußgebiete zu- nächst des Gebiets der Oder festzustellen, wo und unter welchen

- Bedingungen die Anlage von Sammelbecken, thunlichst unter wvortheilhafter Ausnußung der aufgestauten Wasser- mengen, die Herstellung sonstiger kleineren Schuß-

mittel gegen Hochwasser im Gebirge, die Verbauung der Wildbäche, die Verbesserung der Vorfluth in den Gebirgs-

flüssen, die Aufforstung der oberen Hänge von Gebirgsthälern und die Erhaltung vorhandener Schußwaldungen möglich ist.

Auch betreffs der Frage über gewerbliche und landwirthschaft-

lihe Stauanlagen (Fischereianlagen) soll das Bureau in ähn-

liher Weise Ermittelungen anstellen, welhe vorhandenen

Stauanlagen zur zeitweisen Zurüchaltung von Hochwasser-

enen dienen Tonnen, wo \ch im Hügel und

Flahland solhe Anlagen ausführen lassen würden,

und welche Wehranlagen eine Verbesserung oder Be-

seitigung wasserwirthschaftliher Mißstände wünschenswerth erscheinen lassen. Ferner soll betreffs der Frage über die

Beförderung des Ho L durch Flußregulirungen

dem Bureau die Beschaffung einer Reihe von Unterlagen

aufgegeben werden, die sih auf den Verlauf der Hochfluth- wellen im Hauptfluß und in seinen nichtshiffbaren Neben- flüssen vor und nach der Regulirung beziehen.

Was die Frage über die Regulirungen Und Kanali- sirungen für Schiffahrtszwecke anbelangt, so wäre nah dem gemeinsamen Bericht der Mitglieder des Unterausshusses an- Ee mer, daß das bisher in Preußen befolgte System zur Steigerung der Hochwassergefahr niht beigetragen hat. Da jedoch der Bericht auf die in den Landtagsverhandlungen und der Presse erhobenen Einwände nicht näher eingeht und die Formulirung von Resolutionen unterlassen hat, so wurde die Beschlußfassung vertagt, bis der um “einige nihttehnishe Mitglieder verstärkte Unter-Aus\huß diese Einwände näher geprüft und darüber berichtet haben wird. Bezüglih der Maßregeln zur Bekämpfung der Hochwasser- und Eisgangsgefahren und des Hochwasser-Nachrichtendienstes stellte der Ausschuß fest, daß die gegenwärtig bestehenden Ein- rihtungen im allgemeinen den vorhandenen Bedürfnissen ent- sprechen, daß jedoch zur besseren Ermöglichung einer zuverlässigen Vorhersage der Wasserstände die genaueste Kenntniß der Abfluß- mengen erforderlich ist, wofür eine erheblihe Vermehrung der bisher aufgewandten Mittel niht gesheut werden darf: die obere Leitung der betreffenden Arbeiten würde am besten einer “ins Leben zu rufenden hydrologishen Reichsanstalt zu über- tragen sein. Schließlih wurde der in einer Beschwerdesache der Anwohner der Neßemündung vom engeren Ausshuß, der zu diesem Zwecke um zwei Mitglieder verstärkt worden war, erstattete Bericht genehmigt.

An der Bereisung der Warthe und unteren Oder nebst den Oderbrüchen nahmen außer den betheiligten Verwaltungs-, Bau- und Deichbeamten auh eine größere Zahl von Be- wohnern der Flußniederungen theil, um über die Einwände Auskunft zu geben, welche gegen das System der Regulirungen erhoben worden sind. Die Besichtigungsfahrt, welhe wesent- lih zur s der Meinungen über die schwierigen Ver- hältnisse der Oder- und Warthe-Niederungen beigetragen hat, ne ihren Abshluß am 29. v. M., Nachmittags 4 Ühr, in

ettin.

t Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt:

In Hamburg wurden vom 30. September bis 1. Of- tober Morgens zwei Neuerkrankungen, außerdem zwei Sterbe- fälle unter den früher Erkrankten festgestelt; vom 1. bis 2. Oktober Morgens drei Neuerkrankungen, darunter eine mit tödtlichem Ausgange, ferner zwei Sterbefälle unter den früher Erkrankten. | B Altona eine tödtlih verlaufene Erkrankung.

Alt-Drewiß bei Küstrin (vergl. Nr. 235 des „R.-A.“) “#stt auch der andere erkrankte Schiffer gestorben, desgleichen in Bodenwerder der in Nr. 233 des „R.-A.“ gemeldete

: S. M. Yat „Hohenzollern“, Commandant Capitän „zur See von Arnim, if am 29. September in Karlskrona “angetommen und am 30. September nah Neufahrwasser in See gegangen.

Bayern.

Zur Feier des Namensfestes Seiner Majestät des Königs | in München am Sonnavend Vormittag 8 Uhr in allen fatholishen Stadtpfarrkirhen Hochämter siatt en meben zahlreichen Andächtigen hauptsächlich die Schuljugend eiwohnte. Um 10 Uhr begannen die officiellen Festgottes- ] . In der St. Michaels-Hoffirhe war Hochamt für die

arnison, dem neben Abtheilungen sämmtlicher in nd arnisonirenden Regimenter Seine Königlihe Hoheit der inz Rupprecht mit dem Kriegs-Minister Freiherrn von Und dem Stadt - Commandanten Freiherrn von Stein-

ling sowie lreihe Offiziere anwohnten. Zu gleicher Zeit lei in 2 Theatiner-Hoffkirhe der Stiftsdehant Babel das Hochamt, qu welchem sich Jhre Königlichen M die S eopold mit ihren Kindern, die Prinzessin udwig Ferdinand und die Herzogin Jsabella von Genua eingefunden hatten. Jm Dom celebrirte der Erzbischof von Thoma das Festamt, dem Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Regent, der Prinz N Ferdinand und der Herzog Ludwig, ferner der apostolishe Nuntius, die obersten Hofchargen, mehrere Staats - Minister, Mitglieder beider Kammern des Landtags, Beamte der ver- schiedenen Ministerien, sowie eine Deputation der städtischen Collegien beiwohnten. Jn der protestantishen St. Matthäus- Pfarrkirche hielt Pfarrer Reichenhart den liturgishen Gottes- dienst. Dazu hatten sih viele Staatswürdenträger, Offiziere und Beamte, sowie die protestantischen Mitglieder der städtischen Collegien eingefunden. Die Königliche Residenz, die Palais der Prinzen und der Gesandten, blu Gebäude des Staats und der Stadt, sowie viele Privathäuser trugen reichen Flaggenshmuck. : |

Die Kammer der Reichsräthe hat beschlossen, die Thronrede mit einer A zu beantworten und zu diesem Zweck einen Adreß-Ausshu}ß gewählt. ' |

Der Kammer der Abgeordneten ist von dem Finanz- Minister das Budget für die Jahre 1894/95 nebst Finanz- eseß zugegangen, sowie ferner die Rehnungsnachweisungen für ie Jahre 1890/91 und die Specialnahweisungen über Straßen, Brüccken- und Wasserbauten für die Jahre 1890/91. Der Kriegs-Minister hat in der Kammer den D der Militärverwaltung sowie die Nachtrags-Etats eingebracht. Der Militär - Etat für das Rechnungsjahr 1893/94 beziffert sich auf ins- gesammt 73 489 574 #6 für 66155 Mann; davon entfallen 6871531 auf die E der leßten Militärvorlage neu eingestellten 6981 Mann. ie Einnahmen der Armeever- waltung sind mit 376 650 6 eingestellt; für Pensionen sind ausgeworfen 6094 526 /( Die fortdauernden Heereskosten betragen insgesammt 50516 208 M, die einmaligen Ausgaben 17 234 001 /( und an einmaligen Ausgaben fallen künftig fort 202075 M

Bremen.

Wie die „Wes.-Ztg.“ meldet, ist nunmehr dem Senat die Mittheilung zugegangen, daß Seine Majestät der Kaiser am 18. d. M, Vormittags gegen 11 Uhr, in Bremen eintreffen und Sich sofort nah dem Katser Wilhelms-Plaß begeben werde, um dort der Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelm's I. beizu- wohnen. Seine Mazestät nebst Gefolge und die geladenen Herrschaften werden sodann auf der Domshaide die dort auf: gestellten Equipagen besteigen und eine Spazierfahrt durch den Bürgerpark antreten, die mit der Fahrt durchs Bischofs- thor, die Bischofsnadel und über den inzwishen von sämmtlichen Kriegervereinen besezten Domshof enden wird. Hieran schließt sich ein festlihes Mahl in der Rathhaus- halle, mit dem die officielle Feier ihren Abschluß findet. Gegen 5 Uhr wird Seine Majestät Sih vom Rathhause ab durh die Obernstraße, Kaiserstraße, Georgstraße und am Breitenweg entlang zum Bahnhof begeben und Bremen mittels Extrazugs verlassen.

Deutsche Colonien.

Ueber die siegreihen Kämpfe des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch - Ostafrika am Kili- mandjaro liegt nunmehr im „Deutschen Colonialblatt“ der ausführliche Bericht, dätirt aus Moschi vom 13. August d. Y., wie folgt, vor: :

Am 19. Juli d. I. wurde die 3. Compagnie auf S. M. Fahr- zeug „Möwe“ von Dar-es-Salam nah Tanga, am 8. Juli die 5. Compagnie von Lindi via Dar-es-Salam, woselbst der Stab des Erpeditionscorps und 47 Manjema hinzutraten, am 13. Fuli die 4. Compagnie von Dar-es-Salam auf G ouvernements-Fahrzeugen nal) Pangani befördert. Die 3. Compagnie trat den Marsch von Tanga am 12. Juli auf der Nordroute über Buiti, die 5. Com- pagnie, Stab und Manjema am 14. Juli, die 4. Compagnie am 16. Juli auf der Südroute über Mosinde nah Maxangu an.

Am 31. Juli traf die 3. Compagnie, am 2. August Stab, Manjema und die 5. Compagnie sowie die aus Masinde und Kisuani 2 tin Verstärkung, am 4. August die 4. Compagnie dort- evi ein. | Aus den Manjema und den von Masinde und Kisuani mitgenommenen Mannschaften wurde eine combinirte Compagnie unter dem Commando des Lieutenants Ax in Stärke von 107 Mann formirt. Nachdem die Compagnien sich von dem Marsche in Marangu retablirt hatten, trat das Expeditionscorps in Stärke:

1. Compagnie (Iohannes) 5 Europäer, 116 Farbige,

3. ¿ (Podleh) 6 é 124 y 4. i (Mergler) 4 Ö 113 ï H; é (v. Elpons) 5 á 110 s

combinirte Compagnie (Ax) 3 f 103 5 den Vormarsh auf Moschi an. Die Station Marangu blieb unter Lieutenant von Dobeneck mit 60 Mann beseßt. Die von Compagnie- führer Johannes eingezogenen Nachrihten und angestellten Recognoscirungen hatten als günstigste Angriffsrihtung auf die allen Nachrichten nach stark befestigte Boma des Meli diejenige von Südwest bezeichnet; das Expeditionscorps marschirte deshalb in drei Märschen am Südfuß des Kilimandjarogebirges nördlich der Landschaft Kahe herum und erreihte am 11. August Nachmittags den Punkt, von wo aus der Angriff erfolgen sollte, ungefähr vier bis fünf Kilometer von der Boma entfernt. Es wurde Abends im Lager folgender Befehl

ausgegeben : E Expeditionébefebl, 11. August d. J. L. Das Erxpeditionscorps wird morgen nah Moschi marschiren. II. Um 6 Uhr steht alles zum Abmarsch bereit. 111. Marschordnung folgende :

Avantgarde: 1. Compagnie, 500 m Abstand.

Gros: Combinirte Compagnie Ax, Stab, die drei Geschütze und sämmtlihe Geshüßmunition, Spreng- und Beleuchtungsmittel, Com- pagnie von Elponé, Compagnie Mergler, Compagnie Podleh. Die Compagnien folgen mit 50 Schritt Abstand. Unmittelbar hinter jeder Compagnie folgt (wenn vorhanden) die Medizinlast. Hinter der Compagnie blech, gleichfalls mit 50 Schritt Abstand, sämmtliche Lasten des Stabs und der Compagnien fowie sämmtlihe Boys, mit Ausnahme der Guropäerboys. Hinter den Lasten und den Boys ein Zug der 3. Compagnie unter Lieutenant Kielmeyer und einem europäischen Unteroffizier. Aus diefer Marschordnung darf ohne meinen speciellen Befehl niemand ausbiegen. Jede Compagnie hat für ihre unmittel- bare SeitendeckŒung rechts und links selbständig Sorge zu tragen. Die Compagnien haben beim Antreten laden und sichern zu lassen.

Um 6} Uhr wurde der Vormarsch aus dem Lager in befohlener Weise angetreten. Um 7 Uhr 20 Minuten stieß die Spiye auf den Gegner, bog nah rechts aus und. marschirte auf; die Colonne, welche zu Einem auf dem Wege folgte, marschirte in folgender Weise auf:

Compagnie Ax, Bertangerung Compagnie Johannes in der rechten Flanke, Compagnie von Elpons in Compagniecolonne mit 100 m Abstand hinter dem reten Flügel; Compagnie Mergler mit gleichem Abstand în gleiher Formation hinter dem linfen Flügel. 100 m hinter der Queue der Flügelcompagnie Compagnie Podlech als Reserve, dahinter, unmittelbar aufges{chlo|\en,

fämmtiliche Lasten u. \. w., dahinter die Bedeckung unter Lieutenank Kielmeyer. Gleich nah dem Aufmarsh der Compagnie Johannes war das 6,5 ecm, das Marximgeshüß und das 3,7 cm Geschüß in Front genommen und die beiden ersteren in Wirksamkeit getreten. Das Marximgeschüß versagte schon infolge seines. Alters und seiner Abnußung nach den ersten paar Schüssen, das 6,5 cra Geschüß warf Granaten in den gegenüberliegenden Bananenhain, in welchem der Gegner anscheinend ztemlih stark saß, und in der yver- muthlichen Nichtung auf die Boma des Meli. Nachdem der Auf- marsch in oben befebelekeare Weise vollendet war, wurde der Vor- marsh um 8 Uhr 27 Minuten mit dem gesammten Corps ange- treten. Das Terrain war dur dihten übermannshohen Dornen- bus fast überall derartig unübersichtlich und ungangbar, Mh es- niht mögli war, die geschlossene Formation und Verbindung zwischen den einzelnen Theilen aufrecht zu erhalten. Um 8 Uhr 40 Minuten entwickelte sich auf dem reten Flügel ein sehr \harfes Feuergefecht ; ih begab mi dorthin, zog die Compagnie Podlech bis 100 m heran und fand die Compagnie Ax im Gefeht an der ersten Ver- theidigungslinie des Gegners. Dieselbe bestand aus einem über 4 n tiefen, unten ganz spiß zulaufenden steilen Graben in harter Erde und einem PRRRgazen am jenseitigen Rande, hinter welchem der Gegner lag. Als ich hinkam, hatte die Compagnie Ax bereits drei Mal einen vergeblihen Anlauf gegen die Bus des Gegners ge- macht, Lieutenant A x war gefallen und der Feldwebel M ittelstädt verwundet, mehrere Askari todt und verwundet, und der in der Compagnie noch übrige Europäer, Sergeant Weinberger, meldete mir, daß es nicht möglich wäre, ohne weiteres die Stellung des Gegners zu nehmen. Ich befahl, daß die Compagnie an Ort und Stelle liegen zu bleiben hätte und niht weitere Versuhe zum Vor- gehen unternehmen follte, und begab mich zur Compagnie von Elpons, welche dicht an die rechte pnee angeschlossen war. Die Compagnie, welche gleichfalls Feuer bekommen hatte, war nah der halben rechten Flanke aufmarshirt. Ich gab den Befehl, mit dem reten Flügelzug die rehte Schulter vorzunehmen und zu versuchen, den Gegner durch den Druck auf seine Flanke aus der Stellung herauszubringen. :

Die Fühlung mit der Compagnie Johannes und Mergler war gänzlich verloren gegangen. Nachdem dieselbe durch den Adju- tanten Lieutenant von Schrenck um 9 Uhr wieder hergestellt war, erfuhr ih, daß der Compagnieführer Johann es dieselbe Schlucht, ohne auf erheblichen Widerstand zu stoßen, passirt hatte und mit der Compagnie Mergler auf seinem linken Flügel ungefähr 300 Meter vorwärts Stellung genommen habe. Das Terrain war so buschig und fo unübersichtlih, daß man auf diese kurzen Distanzen selbst bsohut nihts voneinander fehen konnte. Compagnieführer Johannes bat, mit der ganzen as wieder auf ihn aufzurücken, auch schon deshalb, weil er durch unser eigenes Feuer von der rechten Flanke gefährdet war. Infolgedessen erhielt die combinirte Compagnie den Befehl, sich nah dem linken Flügel zu- fammenzuziehen, Compagnie von Elpons, gleichfalls links abzu- marschiren und sich bei der Compagnie Podl ech links vorwärts zu sammeln. Lieutenant Eberhard übernahm das Commando über die combinirte Compagnie. Der Stab mit der Compagnie P odlech überschritt um 9 Uhr 10 Minuten 100 m links von der Angriffsstelle der combinirten Compagnie unter großen Schwierigkeiten und leb- haftem Feuer den Graben und traf dann sehr bald auf die Com- pagnien Johannes und Mergler, welch erstere in der Front, die zweite in der linken Flanke entwickelt war, und cnariGtel in Compagniecolonne in Höhe der Compagnie Mergler auf. Die Geschüße, welche hinter der combinirten Compagnie abgeproßt hatten, erhielten gleihfalls den Befehl, sih zur Compagnie Podlech zu be- geben, ebenso die gesammte Bagage und die Bedeckung derselben. Der das Detachement begleitende Chefarzt hatte einen Verbandplat 100 m hinter der Gefechtslinie der combinirten Compagnie etablirt, wohin die Verwundeten geschafft wurden.

Während des Sammelns des Expeditions-Corps hinter der Com- pagnie Johannes, welhe Bewegung vom Gegner von der rechten Flanke her unter s{harfem Feuer gehalten wurde, sodaß die ab- marschirenden Compagnien des Oefteren halten und durch Salven den Gegner zurückhalten mußten, wurde dasselbe von der linken Flanke gleichfalls dur starkes Feuer des Gegners O sodaß das Maxim- ges{üß, welhes dank der Geschicklichkeit und Ruhe des Ober-Büchsen- machers wieder hergestellt war, in Wirkung geseßt wurde. Des- gleichen gab die Compagnie Mergler einige Salven und langsames Schütßenfeuer dagegen ab. Ebenso fielen im Rücken vereinzelte Schüsse. Da der Chefarzt die Verwundeten nicht über den s{wierigen Graben transportiren konnte, waren ihm vom Lieutenant Kielmeyer ein s{warzer Offizier und fünf Mann als Bedeckung zurückgelassen. Diese Bedeckung wurde jeßt nob durch 20 Mann verstärkt.

Nachdem um 12 Uhr 40 Minuten alles bis auf die Verwundeten versammelt war, wurde der zweite Angriff auf die Boma, welcher durch einige Schüsse aus dem 6,5 ecm Geschüß vorbereitet wurde, in folgender Ordnung angeseßt: A j

Front: Compagnie Johannes, unmittelbar hinter dem reten Flügel: Compagnie von Elpons, unmittelbar hinter dem linken: Compagnie Mergler in Compagniecolonne, Com- pagnie Podlech und combinirte Compagnie nebeneinander, unmittel- bar anschließend an die Queue der beiden Seitencompagnien; dit dahinter die Bagage; dicht dahinter die Bedeckung derselben. Die Geschüße waren der Compagnie Johannes überwiesen. Die Ent- fernung der Boma Meli wurde auf ungefähr noch 500 bis 800 m taxirt. _ Ein Theil der Anmarschrihtung, welcher mit dihten Bananen beseßt war, war durch die als Bundesgenossen erschienenen Leute des Sultans Sinna unter Führung des Schausch Murgan Mohamed und zehn Mann der 1. Compagnie unter leihter Belästigung durch den Gegner dur Niederhauen gangbar gemacht worden. ;

Troß dieses dichten Aufmarshes und des theilweisen Entfernens der hindernden Bananen trennte sich die linke Flügelcompagnie und die Queue, bei welcher ih mich befand, von der Compagnie Johannes und der rechten Flanke und gelangte um 1 Uhr 10 Minuten in die Boma Mandara'’s, des Vorgängers von Meli, welhe ohne Widerstand beseßt wurde. :

Während die von mir ausgeshickten Erkundungen nah dem Compagnieführer Johannes noch nicht zurück waren, erhielt ih um 14 Uhr ‘von ihm die A daß die Boma Meli's auch ohne Widerstand beseßt sei. Es stellte sich heraus, daß die beiden Bomas thatsächlich nur zwei Minuten auseinander lagen, troßdem hatte nientand vom andern etwas gesehen oder gehört. /

Beide Bomas bestanden aus etwa- 5 Fuß hohen festen Stein- wällen, unter vorliegendem dichten Gebüsh. Die Boma Mandara war jedoch zum theil verfallen, während die Boma Meli sich in vor- züglichem Zustand befand. Das in derselben befindli gewesene große Haus des Meli war abgebrannt ; ob von ihm felbst angesteckt oder durch unsere Granaten entzündet, konnte noch niht constatirt werden.

Die Bomas wurden sofort in folgender Weise beseßt und zur Vertheidigung eingerichtet: Boma Meli Compagnie Johannes, Compagnie v. Elpons, combinirte Compagnie (unter Befehl des Compagnieführers Johannes), die Boma Mandara or 11, P Bes und Mergler (unter Befehl des Compagnieführers.

odlech).

Der Gegner, welcher anscheinend durch den Angriff der com- binirten Compagnie doch erheblich erschüttert war, war geflohen und hatte si in die ösilih der Bergfläche, auf welcher beide Bomas ge- legen sind, ten e scharf eingeshnittene Schlucht zurückgezogen.

Ein Zug der Compagnie Podlech wurde zurückgeschickt, um den Chefarzt und die Verwundeten und Todten heranzuziehen; dieselben trafen um 54 Uhr im Lager ein. Um ungefähr 2 Uhr sah man aus der Schlucht, in welher von den Tor vorgeschickten stärkeren SOOAE ein permanentes Feuergefecht geführt wurde, ee

egner im ebüsch den jenseitigen Hang emporsteigen. Es wurden das Marximgeshüß, das 6,5 y auch das 3,7 cm Geschüß pagegen in Ttgeit ebracht, und die Compagnien Podlech und Mergler gaben Salven, so wie zahlreichere Gegner sihtbar wurden. Die Entfernung betrug etroa 500 m. Es-

cm und spater

ist anzunehmen, daß der Gegner hierbei noch erbeblihe Zerluste gehabt hat; denn nahdem auf einem 1500 m entfernten Hügel noch eine starke Ansammlung von Menfchen sihtbar wurde, wohin mit dem 6,5 cm E noch einige glüdlihe Schüsse abgegeben wurden, erschien auf dem jenseitigen Hange eine große deutsche Flagge, und es wurde von jenseits herübergerufen und um Frieden gebeten. Da kein Gegner meHr sihtbar war, wurde Das Feuer ein- gestellt und ein Unterhändler Hinübergeschickt, unx weiteres zu erfahren.

Der diesseitige Verlust beträgt: Todt: Lieutenant Arx und 4 Asfkari. Schwerverwundet : Feldwebel Mittelstädt und 12 Askari. Leichtverwundet : 11 Askari.

Die heute eeres Unterhändler geben ibren Verlust auf 80 Todte und 60 Verwundete an. 5

Das Verhalten sämmtlicher deutschen Offiziere, Unter- offiziere u, w. im Gefeht war musterhaft. Die neu angeworbe- nen Rekruten - Compagnien (3.,, 4. und 5.), welche allerdings niht in das särfste Gefeht, wohl aber in Fcharfes Feuer e sind, haben eine gute Haltung und FeuerdiSsciplin bewährt.

ie Manjema der combinirten Compagnie unter Sergeant Wein-

berger haben sih als tapfere Leute gezeigt, und obglei noch nit vollständig auêgebildet, gelang es dem Sergeanten Weinberger doch, dielelbin, namentlich auch was die Abgabe des Feuers betrifft, in der Hand zu behalten. ŒSs is anzunehmen, daß xwvir in diesem Stamm einen guten und billigeren Ersaß für eventuelle Neuanwer- bungen finden würden. A

Nach der gänzlihen Ordnung der Meli’sŒen Affaire is es nun noch nöthig, ind der Landschaft Groß-Aruscha zu mar] chiren, welche, durch das Beispiel Meli's aufgestahelt, sich seit Jahr und Tag gleich- falls unbotmäßig zeigt. :

_Es darf dabei nicht unbemerkt bleiben, daß es allein der geshickten Geschäftsführung des Compagnieführers Johannes gelungen is, ein ganzes Jah? lang die nach der Affaire Bülow äußerst s{hwierige Lage am Kilimandsharo vor weiteren Katastrophen zu Gewahren. Auch ift die militärische Situation von ihm mit großer Mübe fo rihtig erforscht und erkannt, daß das Gelingen Des Angriffs, neben der Bravour der Truppe, einzig und allein als fein Verdienst anzufehen ift.

von Schele, Oberst.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser besichtigte am Sonnabend Wormittag in Innsbruck in Begleitung der Erzherzoge die Ausstellung und äußerte seine Befriedigung darüber. Allerhöhstderselbe wurde überall mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Am Abend trat der Kaiser unter begeisterten Ovationen der Bevölkerung die Rülreise nah Wien an und empfing daselbst gestern Vormittag den ungarishen Minister-Präsidenten Dr. Wekerle.

Vor der Abreise von Fnnsbruck Hat der Ka iser an den Statthalter von Tirol Grafen Merveldt das nastehende Allerhöchste Handschreiben gerichtet :

Ueber Graf erveldt !

Feste von erhebender unD denkwürdiger Bedeutung haben Mich in Mein treues Land Tirol, in seine aufblühende Hauptstadt geführt, wo Ich eiten ebenso glänzenden wie herzlihen Empfang fand. Tief- bewegt sah Jch die Hülle des Denkmals sinken, welches eine nie er- löschende dantbare Erinnerung dem Helden und Blutzeugen von 1809 an jener Stelle errihtete, wo er die edlen opfermuthigen Sölne dieses Landes zum Siege geleitet Hatte. Daß der Geist karnpfgewohnter Vorfahren im Volke waltet, bewies Mir auch die Erridhtung der neuen Stätte, an welher si Aug und Hand im Gebrauche der Schußwaffe üben und stählen werden. Die hervorragende Wehr- haftigkeit Meiner getreuen Tiroler und Vorarlberger ift gepaart mit friedlihem Schaffen. Was die emsige Arbeit auf den mannigfacsten Gebieten leistet, konnte Jh mit Befriedigung wahrnehmen. Mähtig und Mein Herz ergreifend sind die Eindrücke, welhe Fch in diesen Festtagen aufgenommen habe. Ich weiß Mich und Mein Haus innig vereint mit diesem biederen Lande für immerdar. WMêein wärmster Dank und die Versicherung Weines Wohlwollens sind dem ganzen Lande und Allen gespendet, die, in welcher Weise es fei, dazu bei- getragen haben, Mich so wahrHaft zu erfreuen.

Innsbruck, am 30. September 1893. Franz Joseph.

Der König und die Königin von Sachsen trafen am Sonnabend Vormittag kurz vor 8 Uhr in Baden bei Wien ein. Auf dem Bahnhof waren zum Empfange anwesend die Erzherzoge. Albrecht, Wilhelrn und Eugen, die Erzherzoginnen Maria Theresia, Josepha und Elisabeth, der Prinz Johann von Sachsen mit seiner Braut, der Herzogin Jfabella von Württemberg, der Herzog Philipp und der Herzog Rokert von Württemberg. Die Fürstlichkeiten begaben sich fodann nah der Weilburg, Gestern Abend trat die Königin ihre Reise von Baden nah Umkirh an. Der König sowie der Erzherzog o Allerhöchstderselben das Geleit nah dem Bahnhof, wo- elbst die Spißen der Behörden zur Verabschiedung sih eingefunden hatten.

__ Vor kurzem ist ein neues Reglement erlafsên worden, worin die Zulassung fremder Kriegsschiffe in den Häfen Oesterreih-Ungarns geregelt wird. Jn einigen publizistischen Kreisen war diese Thatsahe mit gewissen im Mittelmeer be- vorstehenden maritimen Vorgängen in Zusammenhang gebracht worden, Dem gegenüber Hemerkt die „Pol. Corresp.“, das Reglement sei lange ausgearbeitet gewesen, bevor die ange- deuteten Vorgänge angekündigt worden seien. Maßgebend für das neue Reglement sei die Reformbedürftigkeit des früheren vielfah veralteten Meglements gewesen, ferner der Umstand, daß verschiedene Staaten, darunter talien und Holland, die gleichzeitige Anwesenheit fremder Kriegsshiffe in ihren Häfen auf drei festgeseßt hätten, was seitens Öesterreich- Ungarns mit der Erweiterung nahgeahmt worden sei, daß die Gesammtzahl der an der Küste Oesterreich - Ungarns ankernden Kriegsschiffe eines fremden Staats nicht fes über- steigen dürfe.

Frankreich,

Der Präsident Carnot ist dem „W. T. B.“ zufolge A Nachmittag von Fontainebleau nach Paris E gekehrt.

Nach einem der „Magd. Ztg.“ zugegangenen Telegramm stände es jegt fest, daß weder der G ro ERE st A S arin noch der im Seebad Biarriß weilende Großfürst Wladimir den russish-französishen Festen beiwohnen würden. Der Großfürst Alexis verlasse am 5. Oktober Beh unD reise nah

dessa ab, während der Großfürst Wla mir bis Ende Oktober in Biarriß: verbleiben werde.

Ftalien,

Ueber einen dem Kön ig zugestoßenen UnfaU berichtet „W. T. Y.“ aus Mailand olgendes: Der Könt ga be ib fi vorgestern zu e von onza nah Mailand. An e Nähe von Mailand glitt das Pferd aus und kant zu Fall.

er König blieb unversehrt, bestieg das Pferd wieder und ritt weiter nah Mailand, Von da kehrte Allerhöchst: derselbe später wieder zu Pferde nah Monza zurü.

, Spanien.

Die Besserung in dem Befinden des Minister-Präsidenten Sagasta macht, wie „W. T. B.“ berichtet, Eten Fort-

schritte. Der Marschall E Campos hat sih soweit erholt, daß er bereits das Bett verlassen konnte.

__ Der Urheber des Attentats gegen den Marschall Martinez Campos Paz; as ist vom Kriegsgeriht zum Tode verurtheilt worden. Der oberste Kriegsrath bestätigte gestern das Todesurtheil, das Zus Vormittag 11 Uhr auf einem Kasernenhof in Barcelona vollstreckt werden soll. Payas, dem seine bevor- stehende Hinrichtung angekündigt wurde, nahm, wie der „Magd. Ztg.“ berichtet wird, die Nachricht ganz gleichgültig auf, wies jeden geistlichen Beistand zurück und verlangte nur, seine Frau und Kinder zu sehen, was ihm gewährt wurde. Der Kasernen- hof, auf dem morgen die Erschießung des Verbrechers stattfinden joll, ist abgesperrt und wird von allen Seiten militärish be- wacht. Der Marschall Martinez Campos hat ein Gnaden- gus für Payas überreicht, man glaubt jedoch nicht, daß die

önigin-Regentin dem Gesuche willfahren wird. Acht An- archistèn, die in einem Kaffechause in Barcelona wegen der Hinrichtung des Payas Drohungen ausgestoßen hatten, wurden verhaftet. Vor dem Palaste der shönen Künste daselbst wurde eine Dynamitbombe gefunden.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Bangkok von gestern wäre dajelbst zwishen Frankreich und Siam ein endgültiges Abkommen getroffen worden; die Unterzeihnung werde morgen stattfinden, und der französishe Specialgesandte Le Myre de Villers am nämlichen Tage nah Saigon abreisen. Nach einer Meldung der „Times“ «sei dem Vertrage eine Convention ange- {lossen worden, wonach Frankreih Ch antaboon besetze, bis das linke Ufer des Mekong vollständig geräumt sei. Frankreich er- kläre jedoch formell, es werde Chantaboon sobald als möglich räumen. De Villers habe die Forderung auf Abseßung der dänischen Offiziere zurückgezogen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der englishen Grubenarbeiter kann noch immer* kein Ende finden. Aus dem Beschluß des Verbandes der Bergleute in Chesterfield (vgl. Nr. 235 d. Bl.) theilt die Londoner „A. C.“ folgende Erklärung mit: Wir sind bereit, den alten Lohnsaß anzunehmen und verbürgen uns, keine Erhöhung zu verlangen, bis nicht die Preise von 1890 und 1891 erreicht sind. Ueber die shlimmen Folgen des Ausstandes für die Jndustrie berichtet die Correspondenz weiter :

Der Strike bringt allmählich die gesammte Industrie aus Nand und Band. Seit Wochen wird in der Baumwollindustrie nur „turze Zeit“ gearbeitet. 10000 Baumwollenarbeiter mindestens sind infolge des Koblenmangels entlassen worden. Tausende von Eisen- bahn-, Eisen-, Glas- und Papierarbeitern sind brodlos. Am meisten leidet natürlih die Eisenindustrie. In Lancashire und Vorkshire, wie niht minder in den Uen, sind viele Werke geschlossen worden. In Leeds und Ümgegend wurden am leßten Freitag wieder mehrere bedeutende Fabriken, u. a. die große Dedenfabrik von Wormald u. Walker geschlossen.

Während der Grubenarbeiterausstand im Norden Frankre i chs bereits sihtbar im Rückgange war, scheint eine neue Ermuthigung der Ausständigen durch die Betheiligung der Bergleute anderer Districte am Ausstande zu drohen. Jn Saint-Etienne beschloß, wie „W. T. B.“ meldet, eine in der Arbeitsbörse abgehaltene Versammlung von Bergarbeitern, sih an dem allgemeinen Ausstand zu betheiligen. Der Strike soll beginnen, sobald ein Einvernehmen mit den Bergarbeitern der übrigen Kohlenbecken erzielt ist. Aus den nordfranzösi- hen Bezirken liegen folgende telegraphischen Meldungen vor :

In dem Kohlenbecken des Departements Pas de Calais ist die Nacht zum Sonnabend ziemlich unruhig verlaufen. Die Ausf\tändigen wollten die Bewegung zu Gunsten der Wiederaufnahme der Arbeit hemmen. Zahlreihe Gruppen von Ausständigen versuchten die übrigen Arbeiter an der Arbeit zu hindern, doch wurden fie durch die vom Militär unterstützten Gendarmen zerstreut. In O stricourt fand ein Zusammenstoß zwischen Gendarmen und Ausständigen statt. Die Gendarmen, die mit Steinwürfen angegriffen wurden, mußten von ihren Waffen Gebrauch machen und Feuer geben. Mehrere Aus- ständige wurden verwundet, fünf von ihnen verhaftet. i

In den belgischen Kohlengrubenbezirken hat die Ausdehnung des Ausstandes bisher langsam zugenommen und die Zahl der Ausständigen war sogar im Borinage shon wesentlich zurückgegangen. ‘Kür den heutigen Montag aber wurde ein starkes Anwachsen des Strikes befürhtet. Vom Sonnabend liegen folgende Telegramme vor:

Im Kohlenbecken von Mons find 2700 Bergleute ausständig ; man glaubt, daß am Montag die Zahl der Ausständigen wachsen werde. In Lüttich, wo sich 800 Bergleute im Ausstand befinden, herrs{cht vollkommene Ruhe. In dem Kohlenbecken von C harleroi belief sich die Zahl der Ausständigen auf 12000; am Montag soll taat Ausstand beginnen; es herrs{cht überall vollkommene

uhe. : Aus Manchester berihtet ein Wolff’shes Telegramm: Ein von der Gruppe der hiesigen Anarchisten einberufenes Meeting wurde auf Beschwerde der in der Nachbarschaft des Versammlungsortes Wohnenden polizeilih aufgelöst, wobei die Anarchisten mit Stühlen auf die Polizei einschlugen. Mehrere Polizisten wurden verwundet, vier Anarchisten verhaftet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Spanien. Herkünfte aus Häfen, welhe von Manchester niht weiter als 165 km entfernt sind, unterliegen, wenn sie von dort nah dem 15, v. M. abgegangen find, je nahdem fie mit reinem oder einem mit dem Vermerk über einen vorgekommenen Cholerafall versehenen Schiffspatent ankommen, einer dreitägigen Beobachtung bezw. der Quarantäne. Herkünfte, welhe Stettin nah dem 12. v. M. ver- lassen haben, unterliegen der Quarantäne.

ürfkei.

Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat die für europäishe Reisende in Mustafa Pascha und in Zibeftsche GNSeCTLIEN Quarantäne auf fünf Tage erhöht. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 196 vom 17. August und Nr. 210 vom F Me,

weden.

Durch Bekanntmachung des Commerz-Collegiums vom 29. v. M. ist der Pa von Lübeck mit Umgebung für Fle erklärt worden. Vergl. „N.-Anz.* Nr. 228 vom 22. v. M.) Jedoch haben die Passagiere derjenigen Schiffe, welhe nah dem 28. v. M.. Lübeck oder einen in dessen nächster Umgebung gelegenen Hafen verlassen haben, fih den Schußmaßregeln einer neuerdings unter dem ¿ M. erlassenen Verordnung zu unterwerfen.

Diese Verordnung, welche eine De vang der Cholera nah Schweden über nicht für cholerainficirt erklärte aua ede H en verhüten foll, schreibt eine ärztliche Untersuchung der Passagiere n dem ersten s{wedischen Ankunftshafen und die Beibringung eines Beugnisses vor, in welchem von einem s{chwedis{ch-norwegisdhen Konsul,

interessanten Scene im Tabackse

der Obrigkeit des Einschiffungshafens oder einer on, deren würdigkeit durch eine dieser Amtsstellen nachgewiesen ist, besceinig wird, daß der betreffende Passagier während mindestens achtund vierzig Stunden, bevor das Schiff den Abgangshafen verl sich“ in einem Bezirk aufgehalten hat, wel. dur Con'merz-Colle ium nit für cholerainficirt erklärt worden ift. 1 dem haben sih die Pasa iere gemäß den Bestimmungen der Be kanntmahung vom 14. Juli d. F während 3 Tagen einer ärztlichen Beobachtung zu unterwerfen. Ist aber der amtlihe Nachweis er- bracht, daß der Passagier während der leßten 5 Tage, b A 1 Schiffes ging, sich in einem niht für holerainficirt er« tlärten Orte aufgehalten hat, so bleibt er, wenn nit besondere Um- stände vorliegen, von der Ie Beobachtung befreit. j orwegen.

Nach einer Verordnung der Königlich norwegischen Regierung vom 26. v. M- -ist das Einfuhrverbot von gebrauchter Wäsche ge- brauchten Kleidungsstücken, gebrauchtem Bettzeuge, gebrauchter atte, sowie von Lappen und Lumpen, welches zur Zeit noh gegenüber Ruß- land und Finland, dem Deutshen Reich, Frankreich und Belgien în Gültigkeit ist, auch auf Ungarn, Galizien, die Bukowina und Holland ausgedehnt worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 203 vom 29. Auguft 1892, Nr. 213 vom 9. September 1892.)

Gleichzeitig ist au unter denselben ausnahmsweisen Bedingungen, unter welchen die Einfuhr von Lappen und Lumpen im März d. F. aus Deutschland, Frankreich und S erlaubt worden war, die Einfuhr der gedachten Artikel aus Rußland und Finland, Ungarn, Galizien, der Bukowina und Holland gestattet worden. (Vergl. eR.-Anz." Nr. 66 vom 17. März 1893.)

Argentinien.

Durch Decret der argentinishen Regierung vom 1. September cr. sind sämmtliche europäische na Ie holeraverdächtig erklärt worden.

ustralien.

Der Gouverneur von Neu-Süd-Wales hat durch Verfügung vom 22. August d. I. gegen alle Herkünfte aus den Häfen des Mittelmeeres Quarantäne angeordnet. (Vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 209 vom 31. August.)

Cholera.

Nach den aus den städtishen Krankenhäusern bis 11 Uhr Vormittags im Rathhaus eingegangenen Meldungen is Berlin au heute frei von cholerakranken und choleraverdähtigen Personen.

Stettin, 30. September. Das hiesige Polizei - Präsidium macht bekannt, daß gestern hier ein Arbeiter an Cholera gestorben ist.

Hamburg, 1. Oktober. Von gestern früh bis heute früh sind laut Meldung des ,W. T. B.“ zwei neue Erkrankungen an Cholera E Von den früher erkrankten Personen sind zwei ge-

orben.

Brest, 1. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Gestern as hier drei Personen an Cholera gestorben. Der Gesundheitszustand der Stadt hat sich gebessert. : ___St. Petersburg, 30. September. Vom 26. bis 28. d. M. sind, nah dem Bericht des ,W. T. B.*“, in St. Petersburg 166 Er- franfungen an Cholera und 78 Todesfälle vorgekommen, vom 23. bis 26. d. M. in Moskau 18 Erkrankungen und 9 Todesfälle, vom 17. bis 23. d. M. in Warschau eine Erkrankung und ein Todesfall, vom 10. bis 16, d. M. in den Gouvernements Warschau 7 bezw. 5, Plozk 8 bezw. 4, vom 17. bis 23. d. M. in den Gouvernements Wilna 15 bezw. 4, Wolhynien 670 bezw. 240, Wo rouesch 251 bezw. 147, Grodno 109 bezw. 38, Lom sha 138 bezw. 63, Moskau 88 bezw. 39, Orel 158 bezw. 57, Nadom 13 bezw. 5, St. Peter s- E bezw. 65 Tula 239 bezw. 75. ___ Kom, 1. Oktober. Wie „W. T. B.“ meldet, sind bis gestern. in Livorno 10 Personen an Cholera erkrankt und 12 gestorben, darunter 11 bereits früher erkrankte. In Palermo sind 32 Er- krankungen und 10 Todesfälle vorgekommen, in Patti und Marino 2: Grkrankungen und 2 Todesfälle, in Rom 2 Erkrankungen und 1 Todesfall. . In den leßten 24 Stunden is in Rom eine Person unter choleraverdähtigen Erscheinungen erkrankt; in Livorno [6s in derselben Zeit 8 Personen an Cholera erkrankt und eine gestorben.

Neapel. 1. Vltober. An Bord der Panzerschiffe „Affondatore“ und „FJtalia“ wurden, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, einige Cholerafälle festgestellt. Die Schiffe sind deshalb nah Asinara in Quarantäne geshickt worden. Die Ent- fendung eines Geshwaders nah Tarent unterbleibt.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Mit dem gestrigen Abend hat das Königliche Schauspiel wieder das Haus am Gendarmenmarkt bezogen, nahdem es mehrere Monate hindur wegen umfangreicher Wiederherstellungsarbeiten Gastreht im Neuen Theater hat in Anspru nehmen müssen. Wie {hon kürzli an diefer Stelle erwähnt, erstreckten sich die baulichen Veränderungen haupts- ächlih auf die Nebenräume des Theaters: Corridore, Garderoben und

ufgänge haben eine wesentlihe Veränderung und Verbesserung er- fahren. Aber auch der Zuschauerraum ist außer der Erneuerung der Wände mit Tapeten, Anstrich 2c., die ihm ein beha liches Ansehen geben, in so fern zweckmäßiger gestaltet, als. durch Beseitigung der Parquetlogen und S Vermehrung der Zugänge zum Parquet, der Eintritt mit weniger Gedränge und Störung vor sich geht, besonders aber eine sehr viel shnellere Entleerung des Theaters ermöglicht wird.

Zur Eröffnungs-Vorstellung war das bekannte historische Lustspiel „Zopf und Schwert" von Karl Gußkow gewählt worden, das an dieser Stätte zum ersten Male gegeben wurde. Das {on vor etwa fünszig Jahren entstandene und in mancher Beziehung veraltete, dem heutigen Geshmack niht mebr ganz entsprehende Werk wird immer noch mit Interesse aufgenommen, weil es innere Vorgänge in der preußischen Königéfamilie behandelt und die Charakteri der darin - gezeichneten Hauptpersonen, des Königs Friedri Wilhelm I., seiner Gemahlin der Prinzessin Wilhelmine und des mit Erfolg sih um ihre Hand bewerbenden Erbprinzen von Bayreuth als eine wohlgelungene und annähernd G treue angesehen werden kann. Den hohen Anforderungen, welche das Stück an die Darstellungsfähigkeit \ämmtliher mitwirkenden Schauspieler stellt, wurde in poliiem Maße entsprochen; die Aufnahme der Vor- Lees von dem dichtbeseßten Hause war deshalb eine sehr freundliche. Den in strengem und rauhem Ton stets polternder dabei - aber doch gutmüthigen, auf das Wohl seines Volket und feiner Familie bedahten König Friedrich Wilhelm 1. ga

err Molenar mit ehter militärischer Bals und Töônig ürde, ohne in den s{chwer zu vermeidenden Fehler zu verfallen,

uten Eindruck dieser Rolle .durch zu scharfe Hervorkehrun chroffheit des Wesens zu beeinträhtigen. Mit Es Feinheit

mit viel Geshick stellte Frau Kahle die Köni h

von Hochenburger fand als Prinzessin t

im Interesse der hohen Politik ihre Hand zu

lischen rinzen, dann einem rinzen des öster

Kaiserhaufes geben follte, ea aber doch ihrem ei

folgen durfte, wieder häufig clgre ves ihren reù

tieser Empfindung, Seelengröße un auch an Hum

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Gewalt zu dem ihm fomoctbisden Manne zic

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Herrn Vollmer mit vielem usgesl

wie die ganze Vorstellung den leb

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Die Operette . L Couplets theilweise von Julius Freu erron) errang bei ihrer ersten Auffi

ret freundlichen Erfolg ‘vor ini