1893 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

10) der Allerhôöhste Erlaß vom 21. August 1893, betreffend die Genehmigung des Regulativs über die fernere Ausgabe auf den In- haber lautender Anleihescheine der Rheinprovinz durch Vermittelung der Landesbank der Rheinprovinz, durh die Amtsblätter

der Königlichen Regierung zu Koblenz Nr. 49, Beilage, aus- gegeben am 21. September 1893,

der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 38 S. 535, aus- Es am 23. September 1893,

der Königlichen Regierung zu Köln Nr. 38 S. 399, aus- gegeben am 20. September 1893;

der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 38 S. 461, aus- gegeben am 22. September 1893,

der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 43 S. 361, aus- gegeben am 21. September 1893;

11) das am 30. August 1893 Allerhöchst vollzogene Statut für die öffentlihe Wassergenossenshaft zur Regulirung des Krummen Grabens, des Mühlgrabens, des Shönwißer Grabens und des Kar- bishauer Grabens zu Norok im Kreise Falkenberg O.-S. dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 37 S. 370, aus- gegeben am 15. September 1893.

Angekommen:

der Ober-Bau- und Ministerial-Director im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Schroeder, vom Harz.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Oktober.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen, von Trakehnen kommend, am Sonntag Vormittag um 10 Uhr in Rominten ein, wo Allerhöchstdieselben bei dem Jagdhause von dem commandirenden General des 1. Armee-Corps von Werder, dem Ober-Präsidenten der Provinz Ostpreußen Grafen zu Stolberg, dem Landrath sowie der gesammten Jägerei er- wartet wurden. Um 11 Uhr fand in Gegenwart Beider Majestäten die Einweihung der neu erbauten St. Hubertus- Kapelle statt. Zu der Mittagstafel um 1 Uhr waren die um den Bau der Kapelle verdienten Herren, die Geistlichkeit sowie die Spizen der Behörden mit Einladungen beehrt worden. Nach Aufhebung der Tafel unternahmen die Majestäten eine gemeinsame Ausfahrt nach der Königshöhe und bestiegen den daselbst errihteten Aussichtsthurm. Nach der Rückkehr von dort fuhren Beide Majestäten abermals in den Wald hinaus. Um 7 Uhr fand die Abendtafel statt. Nach Aufhebung derselben begaben Sih Jhre Majestät die Kaiserin zu Wagen nah Trakehnen zurü.

Seine Majestät der Kaiser fuhren gestern früh bald nach 4 Uhr zur Pürsche in den Wald und kehrten gegen 7 Uhr mit einem Sechzehnender nah dem Jagdhaus zurü.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin sind chern Abend um 10 Uhr nah dem Neuen Palais zurü: gekehrt.

Der Ausschuß des Bundesraths für Nehnungswesen hielt heute eine Sizung.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt macht Cholerafälle bekannt:

Jn Hamburg wurden vom 2. bis 3. Oktober Morgens Neuerkrankungen nicht gemeldet; unter den früher Erkrankten sind drei gestorben.

folgende

Es sind verseßt worden: der Regierungs-Rath Dr. A ann von der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. D. an die Königliche Regierung zu Danzig, der Regierungs-Rath von Wuthenau von der Königlichen Regierung zu Köslin an die Königliche Regierung zu Frankfurt a. D., der Re- gierungs-Assessor Dr. Heimann von der Königlichen Re- gierung zu Königsberg an die Königliche Regierung zu Breslau, der Negierungs-Assessor Dr. Cremer von dem Königlichen Landrathsamt zu Wandsbek an die Königliche Regierung zu Aurich.

Der neuernannte Regierungs-Assessor Dr. von Rose aus Hildesheim ist dem Landrath des Kreises Westprigniß und der neuernannte Regierungs-Assessor von Goerschen aus Aachen E ea des Kreises Stormarn zur Hilfeleistung zugetheilt worden.

Der Regierungs-Assessor Dr. Lenz zu Oppeln is} mit

der commissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Beuthen beauftragt worden. : i Die E are Dr. jur. von Seidliß aus Frankfurt a. O., Albrecht aus Lüneburg, Dr. jur. Wilms aus Potsdam, Dr. jur. Lange aus Gumbinnen, Dr. jur. Stein iger aus Potsdam und Graf zu Dohna aus Hannover haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs- dienst bestanden.

S. M. S. „Nixe“, Commandant Capitän zur See Riedel, ist in Plymouth eingetroffen und beabsichtigt, am 4. d. M. nah Funchal (Madeira) in See zu gehen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Negent hat sich en zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Berchtesgaden egeben.

Der Minister-Präsident Freiherr von Crailsheim hat dem Landtag drei Creditvorlagen zugehen lassen. Es werden darin beansprucht: für Doppelgeleise und Betriebs-

material 30838 000 F, für Eisenbahnbauten u. #\. w. 11 077 000 M und für Postbauten und Telegraphenlinien 3 779 000 M, insgesammt aljo 45 694 000 M

Von den socialdemokratishen Mitgliedern der Kammer der Abgeordneten i} der ea Antrag auf amg eines neuen Landtagswahlge}eßes eingebracht worden :

„Die Kammer der Abgeordneten wolle beschließen: Es sei an die Staatsregierung das Ersuchen zu richten, diefelbe wolle baldmög- list und jedenfalls noch rechtzeitig im Laufe der gegenwärtigen Tagung dem Landtag den Entwurf eines neuen Landtagswahl- geseßes zur Berathung und Beschlußfassung unterbreiten. Für

diesen Entwurf follen die nachfolgenden Grundzüge Mae sein : 1) Die Zahl der Abgeordneten soll sich nach den Bevölkerungs- zahlen der einzelnen Regierungskreise berechnen, in der Weise, daß durhschnittlich auf je 35 000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. 2) Dieser Sena soll die jeweils leßte allgemeine Volks- zählung zu Grunde gelegt werden, mit der Bestimmung, daß hierbei lediglih die Civilbevölkferung in Anrehnung kommt und demnach die S der Personen des activen Soldatenstandes von der Gesammt- inwohnerzahl abzurechnen find. 3) Es sollen nur Wahlkreise mit je einem Abgeordneten gebildet werden. 4) Die O Einthei- ung der Wahlkreise auf Grund des neuen Wahlgeseßes soll dur die Staatsregierung erfolgen. Fernere Abänderungen der Wahlkreise sollten nur unter Zustimmung des Landtags geschehen können. 5) Sobald die jeweils leßte allgemeine Volkszählung eine solhe Veränderun der Bevölkerungszahl in einem Regierungsbezirk ergiebt, A ì dadurch die auf denselben treffende Abgeordnetenzahl verändert, fo foll die Staatsregierung dem Landtag unverweilt, beziehungsweise in dessen nächster Tagung den Entwurf einer Neueintheilung des betreffenden Regierungsbezirks unterbreiten. 6) Wahlberechtigt soll jeder voll- jährige Bayer, wählbar jeder Bayer sein, welcher das fünfundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hat. Personen des activen Soldatenstandes folen weder wahlberehtigt noch wählbar sein. 7) Die Wahlen follen an einem Sonntag oder Landesfeiertag statt- finden. 8) Die Wahl foll eine unmittelbare und geheime sein. 9) Zur wirksamen Wahrung des Wahlgeheimnisses foll Größe und Gewicht der Stimmzettel gleihmäßig für das ganze Land festgeseßt und die Abgabe der Stimmzettel in amtlich herzu- stellenden Umschlägen e farlBrizban werden. 10) Die sonstigen Be- stimmungen, namentlih auch in Bezug auf die Herstellung und Aus- legung der Wählerlisten, den Verlauf der Wahlhandlung, die Vor- nahme von engeren Wahlen u. \. w. sollen im wesentlihen den ent- sprechenden Vorschriften des Wahlgeseßes, sowie den Reglements für die Neichstagswahlen nachgebildet werden.

Oldenburg.

___(H.) Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sih von Güldenstein zu mehrwöchigem Aufenthalt nah Eutin

begeben. Anhalt. Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sowie Zhre Durchlaucht die Prinzessin Alexandra sind aus Berchtesgaden am Sonnabend in Bernburg eingetroffen.

Deutsche Colonien.

Die „Köln. Ztg.“ meldet: Nach einem bei der Anti- sklaverei-Gesellschaft eingegangenen Telegramm ist Major von Wissmann am 7. Juli am Tanganyika eingetroffen, wo er sehr shwere Kämpfe zu bestehen hatte, die aber siegreih und mit Befreiung von mehreren hundert Sklaven endeten.

( Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser, dex König von Sachsen, der Prinz Leopold von Bayern und der Großherzog von Toscana sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag zu den Jagden nah Mürzsteg abgereist.

Der König Alexander von Serbien hat sich vor- gestern Abend von Abbazia nah Belgrad begeben.

Wie das „Fremdenblatt“/ meldet, ist der Sections-C hef im Justiz-Ministerium Freiherr Spens von Booden an Stelle des von seinem Posten zurückgetretenen Freiherrn von Loebl zum Statthalter von Mähren ernannt worden.

Gestern ist in Prag ein theils in Leipzig, theils in Pest gedrucktes jungczechisches Manifest, das sih gegen die Ausnahmeverordnung richtet, vertheilt worden. Fn der Nedaction der „Narodny Listy“ sowie in der Privatwohnung des Herausgebers Gregr fanden polizeilihe Haussuchungen statt.

Der Recurs der Prager Stadtverordneten gegen den Erlaß des Statthalters, worin die Anbringung czechisher Straßen- tafeln untersagt wird, ist vom Ministerium verworfen und gleichzeitig der Stadtvertretung der Auftrag ertheilt worden, binnen vier Wochen die einsprachigen Straßentafeln durch doppelsprachige zu erseßen.

Das Pilsener Kreisgericht hat an das Abgeordneten- haus des Reichsraths das Ansuhen um Auslieferung des Abg. Dr. Dyk behufs strafgerichtliher Verfolgung wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit ge- richtet. Dr. Dyk wurde der „Presse“ zufolge bei den Aus- \chreitungen nah der verbotenen Pilsener Rescriptfeier, wobei im Deutschen Hause und in der Schulvereins-Schule die

enster zertrümmert wurden, verhaftet, als er mit einem Regenschirm die Fenster im Deutschen Hause einschlug.

Jn der Sißung des i hga LBAN Unterhauses vom Sonnabend verlangte der Abg. Polon yi eine Znformation von Seiten der Regierung über das nächste Arbeitsprogramm des Reichstags und fand es befremdend, daß hinsichtlich des kirhenpolitishen Programms auf einmal Windstille eingetreten sei. Der Redner betonte die Dringlichkeit diejer Geseßentwürfe und fragte, inwiefern die Re- gierung bereit sei, dahin mitzuwirken, daß die Aus- Que. 11M. wahrend Der erathung des Budgets im Finanzausshuß auch mit den kirchenpolitischen Angelegen- heiten igen, Der Minister-Präsident Dr. Wekerle er- widerte, der Vorredner habe die Motive nicht gewürdigt, welche die Regierung zu dem Vorschlage veranlaßt hätten, daß das Haus während der Berathung des Finanzausschusses keine meritorishe Sitzung halte. Die Regierung wünsche, daß auch die anderen Ausschüsse die ihnen vorliegenden wichtigen Aufgaben erledigten. Was speciell die kirchenpolitische Frage betreffe, so befänden sich gegenwärtig drei Ent- würfe vor den Ausschüssen, denen dadur reichlihes Material für ihre nähste Wirksamkeit gegeben jei. Die Regierung wünsche, insofern es möglich sein werde, diese Entwürfe Ende des nächsten Monats berathen zu lassen. Hinsichtlih des Gesezentwurfs über das Ehereht möge der Abgeordnete überzeugt sein, daß die Regierung ihre Pflicht kenne. Sie kenne den ganzen Ernst ihres in dieser großen princi- piellen pee eingenommenen Standpunktes und sei bemüht, den Geseßentwurf über das Eherecht ehestens dem Hause vor- legen zu können. Er könne es nit zulassen, daß man gegen die Regierung die Anschuldigung erhebe, als ob sie die Krone in eine Zwangslage gebracht habe. Die Regierung habe den Gesehentwurf mit voller Loyalität der Krone vorgelegt, sie auf den Ernst und die Wichtigkeit der Frage aufmerksam gemaht und gebeten, daß die Krone ihre Einwilligung nur nach ganz gründlichem, entsprehendem Studium der Frage, sowie auf Grund einer nach jeder Richtung hin gewonnenen Orientirung ertheilen möge. Er habe die gründlihe und sihere Hoffnung, daß dies dem- nächst geshehen werde. Sollte dies nicht der Fall sein, so könne er nur wiederholen, was er bereits einmal erklärt habe, daß er seine Pflicht kennen werde. Sodann brachte der Abgeordnete

Perczel cine Jnterpellation ein, warum im Juli das E a e Soibeu erlassen worden sei, welhe Er- ahrungen in der Manet gemacht worden seien, und was die Regierung auf Grund dieser Erfahrungen zu thun gedenke. D seiner gestrigen s nahm das Haus zunächst den Geseßentwurf über die Regulirung der Theiß an. Jn Beantwortung der Ie ation des Abgeordneten Neu- mann, ob die Regierung die österreichisch - ungarische Bank wegen Erhöhung des Bankdisconts be- einflussen könne, erklärte der Minister - Präsident Dr. Wetkerle, die Festhaltung des Discontosaßes liege in dem autonomen Wirkungskreis der Bank. Er habe indessen, weil er die Erhöhung des Zinsfußes vom Standpunkt der Valutaregulirung niht für begründet gehalten habe, alle möglichen moralischen Mittel dagegen angewandt, indem er dem Markt ansehnlihe Beträge aus Kassenbeständen sowie durch Einziehung von 10 Millionen Gulden Salinenscheinen, die er in der ungarishen Staatskasse zinstragend hinter- legt habe, zur Verfügung gestellt habe. Jn der leßten Zeit seien die Lombardcredite bei der österreichisch-

ungarischen Bank eingeschränkt worden, woraus er auf stets

wachsende Creditansprüche des Geldmarktes schließe. Sollte die österreichish-ungarishe Bank zur Erhöhung des Disconts ge- zwungen sein, so werde er derselben nicht hindernd entgegen- treten. Die Antwort des Minister-Präsidenten wurde zur Kenntniß genommen.

Die Enquêtecommission im Ackerbau-Ministerium hat si in ihrer Mehrheit für die Beibehaltung des Futter- ausfuhr-Verbots ausgesprochen.

Frankreich.

_ Der Präsident Carnot empfing dem „W. T. B.“ zufolge gestern Vormittag das Preßcomité und äußerte diesem gegen- Uber sein Einverständniß mit den zum Empfang der russischen Seeleute vorbereiteten Festlichkeiten. Der Präsident bemerkte dabei, diese Festlichkeiten würden einen unauslöschlihen Eindruck auf die Russen machen; er selbst werde der Galavorstellung in der Oper beiwohnen. Der cue Botschafter Baron von Mohren- gen stattete gestern dem Minister-Präsidenten Dupuy einen Besuch ab und legte diesem ein Telegramm des Kaisers von Rußland vor, worin dieser seinen aufrichtigen Dank für die Beweise von Sympathie ausspricht, die der Präsident und die Regierung der französishen Republik aus Anlaß des Unter- ganges des russischen Kriegsschiffes „Nussalka“ an den Tag gelegt hätten. L

Der „Temps“ veröffentlicht einen Artikel über den „Geist in der Armee“, der im wesentlihen wie folgt lautet:

Die oberste Heeresleitung scheint zu den MReserve - Regi- mentern geringes Vertrauen zu haben, sie hat uns diese Formationen nur in ganz embryonärem Zustande vorgeführt. Ihre Zurückhaltung beweist, daß die jeßige Organisation das Mißtrauen eines Theils der Armee gegen die Reservisten nicht hat überwinden fönnen. Die Neserve-Offiziere sind überall zurückgeseßt, die Reservisten mit starken Abtheilungen der activen Regimenter vermischt worden ; kurz, die Er- fahrung hat kein vollständiges Ergebniß gehabt, sié muß ganz von neuem gemacht werden. Es ist \{wierig, in der Armee Vorurtheile auszurotten, die so alt sind, daß man sie als eine Art Atavismus betrahten kann. Wir haben gesehen und sehen heute wieder, daß bei vielen Offizieren die Ansicht wieder auflebt, die Mobilgarde möge nur auf dem Papier bleiben bis zu dem Augenblick, wo man sie braucht, d. h. also bis es zu spät ist. Die Truppe felbst, die eben noch vom Regiment geshulten Mannschaften, die auf der Höhe ihrer bescheidenen Aufgaben stehen, will man zwar gelten lassen, aber der Offizier ist Begenstand der Mißgunst und des Vorurtheils. Die Vorurtheile mögen noch hingehen, sie erklären fi vielleicht bei den einen aus ihrer Unerfahrenheit und Schüchternheit, bei den anderen aus ihren mangel- haften Leistungen; aber die Mißgunst! Viele Lieutenants und Unter- Lieutenants des activen Heeres betrahten es als einen an ihnen be- gangenen Diebstahl, daß Civilisten (pékins) die Dffiziertressen tragen, und daraus entspringt den Reserve-Öffizieren gegenüber eine verhal- tene Feindseligkeit, die im Wachsen begriffen ift. Wenn man sich in einigen Corps bemüht hat, diesen vorübergehenden Gästen kamerad- \haftlich zu begegnen, so hat man sie anderwärts planmäßig bei Seite geshoben, hat nichts gethan, um ihnen bei Erlernung ihrer Aufgabe zu helfen, und hat ihnen untergeordnete Posten angewiesen, ban. für le Und für bie Utmee_ wre Instructionscurse nur verlorene Zeit und verlorenes Geld gewesen sind. Das Ergebniß hat denn au nit auf sih warten lassen: unsere Reserve- Offiziere sind entmuthigt, die Kluft zwischen beiden Kategorien von Offizieren i noch vertieft worden, unsere Reservecadres sind, von ehrenvollen Ausnahmen abgeschen, hinter threr Aufgabe zurückgeblieben. Statt sih nun zu fragen, ob man nicht in Anwendung des frucht- baren Princips der Zutheilung des Offiziergrades an die Elite der Bourgeoisie gefehlt habe, haben die Führer der Armee nur das Er- gebniß gesehen. Einer, der Armee-Inspecteur General de Cools, hat, wenn man der Zeitung „L’Armée Territoriale“ glauben darf, nah Be- endigung der Manöver des d. Corps Folgendes aussprehen können : „Ich habe im Laufe der Manöver die ande Unzulänglichkeit der Reserve-Offiziere feststellen können. Man sollte deshalb die Frage prüfen, ob man nicht statt dieser halben Bourgeois, die sih nur zu Offizieren ernennen lassen, um die Uniform zu tragen und nichts zu thun, an die Spiße der Sectionen ausgewählte Unteroffiziere stellen soll, die bei ihrer Entlassung als adjudants (also etwa Feldwebel- Lieutenants) zur Reserve überträten. Diese wahren Söhne des Volkes, die militärische Erfahrung haben und gewöhnt find, zu commandiren, würden ihre Leute vortrefflich in Zucht haben; die Lieutenants und Unter-Lieutenants der Reserve könnte man inzwishen ruhig in den Depots lassen.“ Eine ee Sprache muß felbst denen übertrieben erscheinen, welche die ershreckende Unfähigkeit einiger Reserve-Dffiziere bemerkt haben; denn wie kann man verlangen, daß das Reserve- Officiercorps Autorität bei den Mannschaften habe, wenn feine Vor- gesetzten ih so über es auêsprehen. Das heißt geradezu, den Sol- daten Mißachtung ihrer Offiziere einflößen, wir hoffen deshalb, daß diese Worte widerrufen werden. Diese Neigungen sind leider au bei der jüngsten Einziehung der Reserve Regimenter vorherrschend gewesen. Man versichert uns, daß beim 2. und 3. Corps alle Gesuche von Reserve- Offizieren um Entbindung von der Uebung bewilligt worden sind, wo aber die Offiziere eine Ehre darin gesucht hatten, an der Spitze ihrer Compagnie oder ihrer Section zu marschiren, hat man sie in den Depots gelassen! Dieser Schimpf ist auch zwei Hauptleuten der Reserve angethan worden, die durch höheren Befehl durch zwei Lieutenants des activen Regiments erseßt worden sind. Unter diesen Um- ständen braucht man sih niht zu wundern, daß es den Referve-Offi- zieren an Eifer und Hingabe fehlt, daß bei ihnen die höne Begeiste- rung der ersten Tage einer tiefen Entmuthigung Plaß machte. Die- jenigen, die ihnen ihre Unzulänglichkeit vorwerfen, sollten sich fragen, ob sie nit selbst einigermaßen an der s die sie beklagen, {huld ind. Soviel über die Offiziere. Die Mann aften dagegen erregen keine Mißgunst ; sie wurden von den activen Offizieren, die zu den Reserve- Regimentern commandirt waren, aufrichtig bewundert, Wir müssen os unserem Bedauern darüber Ausdruck geben, dai man demn

ersuch niht ganz Eee, daß man sich davor gefürchtet hat, die Reservisten allein zu lassen. Bei einigen Regimentern is diese

urht so stark gewesen, daß man bis zu 25 Mann des activen

ecres in jede Compagnie des MReserve-Regiments eingestellt hat.

iese Mannschaften , die die Nummer des Nelerve-Re iments trugen, sollten na einung der Veranstalter dieser kleinen List die Reser- visten im Zaum halten und verhindern, daß sie sich wie National- garden benähmen.

P

Jtalien.

Die „Agenzia Stefani“ dementirt auf das entschiedenste die Gerüchte von dem Bestehen einer Mini sterkrisi s.

Die Zolleinnahmen im Monat September beliefen fih, wie „W. T. B.“ meldet, auf 23 400 000 Lire gegen 20 486 105 Lire im September 1892. Die Einnahmen vom 1. Juli bis 30. September 1893 betrugen 60754 084 Lire gegen den gleichen Zeitraum des vorigen Jahres 1 589 971 Lire mehr. /

Dänemark.

Der Graf von Paris hat gestern Kopenhagen wieder verlassen, um sich über Kiel nah England zu begeben.

Der Reichstag ist gestern eröffnet worden. Die Prä- sidien beider Kammern wurden wiedergewählt.

Amerika.

Einem in London eingetroffenen Privattelegramm zu- folge wären die Bemühungen des diplomatischen Corps in Rio de Janeiro, eine friedliche Lösung herbeizuführen, ohne Erfolg geblieben. Der Admiral de Mello habe E während des ganzen Tages die Forts bombardiren lassen. Die Preise für Lebensmittel seien so hoh wie wäh- rend einer Hungersnoth. Jn der Stadt herrsche eine Panik. Aus Montevideo wird gemeldet, daß die Blokade von Rio de Janeiro und Santos fortdauere. General Peixoto beharre auf seinem Widerstande.

Nach einer dem argentinischen Gesandten in Washing- ton von dem Auswärtigen Amt in Buenos Aires am Sonnabend zugegangenen Depesche habe General Pellegrini in der Provinz Tucuman die Ruhe wieder- hergestellt. In der Hauptstadt und den Staaten der Republik herrsche vollständiger Friede, und die öffentlihe Ordnung werde nirgends mehr wesentlich gestört. Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Buenos Aires von gestern gemeldet, der radicale Parteiführer Dr. Al em sei verhaftet worden.

Wie der „New-York Herald“ aus Valparaiso meldet, hat die chilenishe Regierung ihren Gesandten in Washington angewiesen, die Ansicht der Regierung der Ver- einigten Staaten einzuholen über die Jdee der Einberufung einer Convention der südamerikanishen Republiken und der Vereinigten Staaten über die Silberfrage.

Asien.

Der französische Abgesandte in Siam Le Myre de Vilers hat dem Minister des Auswärtigen Dev elle telegraphish den Abschluß der Verhandlungen mit Siam mitgetheilt. Vorgestern seien in Bangkok der Vertrag und die Convention unterzeichnet worden, worin die Clauseln des Ultima- tums und die von Siam bereits angenommenen weiteren Bürgschaften sanctionirt worden seien und deren Ausführung geregelt werde. Beide Parteien hätten die baldige Einführung eines Zollregimes, das den Handelsbeziehungen zwischen den französishen Besißungen und den angrenzenden Ländern möglichst günstig sei, ins Auge gefaßt. Die siamesische Regierung habe sich verpflichtet, den Arbeiten am rehten Ufer des Mekong, die der Schiffahrt wegen erforderlih seien, alle nöthigen Erleichterungen zu sihern. Frankreih werde Chantaboon beseßt halten bis zur völligen Durchführung aller Abmachungen und vor allem bis zur friedlichen Räumung des linken Mekong-Ufers durch die Siamesen.

Afrika.

Jn Paris eingetroffenen Nachrichten zufolge hat die marokkanische Regierung, troy der von den Vertretern vershiedener Mächte gethanen Schritte, die Ausfuhr- erlaubniß für Weizen und Gerste vom 9. Dezember ab aufgehoben.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid hätten gestern Vormittag zahlreihe Mauren die Forts bei Melilla angegriffen. Acht Soldaten wären dabei getödtet und dreiund- dreißig verwundet worden. Die Verluste der Marokkaner seien sehr erheblih. Spanien werde von Marokko sofortige Genug- thuung verlangen. Man nehme an, der Sultan werde eine Armee absenden, um die Mauren in der Umgebung von Melilla zu züchtigen, die das spanische Lager troß des Wider- standes der marokkanischen Behörden angegriffen hätten.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Capstadt von gestern gemeldet: Gegen eine zur Recognoscirung ausgesandte Truppenabtheilung der Südafrikanischen Gesell- schaft seien von einem Trupp Anhänger Matabele's, dessen Zahl auf 7000 geschäßt werde, Schüsse gerichtet worden. Der Administrator der Gesellschaft habe von dem Gouverneur der Kapcolonie die Ermächtigung erhalten, zur Feststellung der wirklichen Stärke des Gegners eine AY ein größeres T ASGnaiebot unterstüßte starke Patrouille zu entsenden.

Nr. 39 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegebenimMinisterium der öffentlihenArbeiten, vom 30. September hat folgenden Znhalt: Von der Weltausstellung in Chicago. Das mittelalterlihe Krakau und seine Beziehungen zur deutshen Kunst. Der Kirchenbau des Protestantismus (Forts.). Vom Bauwesen der Stadt Berlin (Forts.) Vermischtes: Von der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbe-Museums in Berlin. Patentlisten von N. Bayer. Eröffnung des Manchester Seecanals. Personenverkehr in den einzelnen Wagenklassen auf den Eisenbahnen Europas. Der neue Hafen von Tunis.

4 Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die (ene Verpflichtung des testamentarishen N u nene rs des Erbtheils zur Leistung der usufructuarischen Caution, welhe nah dem Römischen Recht durch den Erblasser nicht erlassen werden kann, findet, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, VI. Givil- senats, vom 1. Juni 1893, im heutigen gemeinen Recht keine An - p edu, Nach diesem is der in leßtwilliger Anordnung 'ausge- [erogene rlaß der eidlichen Inventarlegung und der usufructuarischen aution wirksam; wohl aber steht dem durch den Nießbrauh be- \hränkten Eigenthümer auch während bestehenden Nießbrauchs das Recht zu, gegen den über die Grenzen seines Rechts hinaus mit dem M des Nießbrauchs verfahrenden Nießbrauher auf Schaden- ersaß bezw. auf Wiederbringung in das dem Nießbraud unterliegende Vermögen zu klagen, sowie gegenüber fein Recht gefährdenden Ver- fügungen des Nießbrauchers auf Sicherungömaßregeln anzutragen.

Kunst und Wissenschaft.

_Im Verein für deutshes Kunstgewerbe machte am Mittwoch v. W. Abends Hofgraveur R. Otto, der in Chicago als Preisrihter mitgewirkt hatte, Mittheilungen über die dortige Welt- ausstellung. Er schilderte den Gindruck des Landes, der Stadt und der Ausstellungsgebäude und besprah insbesondere die Industriehalle, welche das eigentliche Kunstgewerbe umfaßt. Der Eindruck des Jnnern und die Wirkung der ausgestellten Gegenstände seien durch die vielen eingebauten breiten Galerien stark beeinträhtigt. Der Erfolg der deutschen Ausstellung sei besonders ein moralischer, er fei dem Deutschthum in Amerika sehr zu gute gekommen; dagegen würde man auf geschäftliche Erfolge s{chwerlich rechnen dürfen. In launiger Weise schilderte Redner sodann einzelne Züge des amerikanishen Lebens. Zur Veranfchaulihung des Vortrags waren Pläne und Ansichten von der Ausstellung ausgestellt, welhe das Reichsamt des Innern und Mitglieder und Freunde des Vereins freundlichst hergeliehen hatten.

Champignonzucht. Jedermann kennt den Champignon und weiß ein Champignongeriht oder eine mit diesem Pilz gewürzte Speise zu shäßen. Nur wenig is es dagegen bei uns bekannt, wie leiht es im allgemeinen if, diefen herrlihen Speisepilz zu züchten, um dadurch jederzeit in der Lage zu sein, im Bedarfsfall mehr oder weniger große Mengen den Culturen zu entnehmen. Wie weit uns in dieser Hinsicht die Franzosen voraus sind, kann man daraus er- sehen, daß allein in der Umgegend von Paris jährli für 10 Millionen Francs gebaut werden! Hier liegen allerdings die Verhältnisse auh außerordentlich günstig, da in grofer Anzahl Katakomben und früher unterirdish betriebene, jeßt verla}ssene Steinbrühe vorhanden sind, Plätze, wie sie vorthéeilhafter für die Champignoncultur nicht gedacht werden könnten. Wenn man aber bedenkt, daß diefer Pilz in jedem geschlossenen, einigermaßen warmen Raum getrieben werden kann, ja felbst wie einmal ein alter Gärtner behauptete in einem Commißbrot im Tischkasten, daß ferner in vielen großen englishen Hotels die Champignons gleich in der Küche in besonderen Schubladen, welhe unter den Küchentischen stehen, gezogen werden, so muß man sich doch wundern, s diesem auch bei uns hochgeshäßten Pilz im allgemeinen no wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und Culturen desselben in aus- gedehntem Maßstab eigentlich ganz fehlen! Jeder dunkle, temperirte, etwa 13—1809 C. warme Raum, also Pläge, die oftmals völlig leerstehen in Haus, Keller und Gewölben, sind zur Cultur geeignet, ebenso Gruben und Stollen, welche nicht von Feuchtigkeit zu leiden L aben, Die Hauptsache ist die Beschaffung des richtigen Bodens, eine Bodenmischung, welcher bis zu einem bestimmten Grade reihlich Düngemittel zugeseßt werden müssen. Natürlih müssen gerade diese Düngemittel sehr ver- chieden sein, je nahdem es sich um Culturen handelt, welche in be- sonders zu diesem Zweck hergerihteten Räumen, Gewächshäusern, Mistbeetkasten 2c. eingerihtet werden, oder aber um folche, die in Wohnräumen untergebracht werden ollen und infolge dessen geruchlos.sein müssen. Doch haben sich gerade in diesem Punkte die Culturmethoden so vervollkommnet, daß fiherlich für jeden einzelnen Fall leiht aus den zahlreichen über Champignoncultur in der leßten Zeit erschienenen Abhandlungen das Richtige herausgefunden werden kann. Für den ersten Fall würde z. B. folgende Culturmethode anzuempfehlen sein, welche besonders in England meist eingehalten wird: Aus zerbröckelten Pferdeäpfeln wird ein Haufen von etwa 25 cm Höhe aufgeschüttet, welcher durch mäßiges Begießen und Druck auf etwa 10 cm Höhe ebraht wird. Nach etwa 14 Tagen brinat man kleine Stücke der D „Pilzmutter“ (aus sehr vielen großen Gärtnereien, z. B. von

Plaß und Sohn in Erfurt billig zu beziehen) auf die Mitte

des Haufens, welher dann mit einer dünnen Schicht fein- gesiebter Erde bedeckt wird. Nachdem man hierauf den Haufen noch mit Stroh bedeckt hat, ersheinen die Fruchtkörner des Cham- pignon (das, was man eben gewöhnlih den „Pilz“ E nach 90 bis 30 Tagen, und die Culturen geben lange Zeit hindurch reih- lichen Ertrag. Für die Cultur im Hause i} folgende Methode zu empfehlen: Trockener, pulverisirter Kuhdünger, welcher fast oder ganz geruchlos i}, wird mit einer 1092/6 igen Lösung von Pottasche über- gossen. Die anfangs 15 cm hohen Beete werden dann bis auf 3 ecm zusammengetreten und nachdem die * Dibente ves oben darauf gebracht ist, mit Gartenerde überstreut. Die Pilzhüte erscheinen dann nach 35—40 Tagen und können fast tägli in E Menge geerntet werden. Bet London findet endlih oft eine sehr einfahe Cultur in der Weise statt, daß die abgeernteten Gurkenbeete mit Stalldünger und einem Gemenge von Erde und Chausseestaub be- deckt werden. Solche Culturen geben oft fogar sehr reiche Erträge, sodaß in manchen Gärtnereien täglich 90—100 Pfund Pilze von thnen gewonnen werden. Bedenkt man den verhältnißmäßig sehr hohen Preis, zu dem bei uns der Champignon verkauft wird, so ist es doch gewiß angebracht, auf diesen in vielen anderen Großstädten so außerordentlih lohnenden Erwerbszweig hin- zuweisen, welcher bisher weder in Berlin selbs noch in der Umgegend von Berlin auch nur in annähernd ausreichender Weise aus8genußt wird.

Einem Aufsay des „Ch. Tgbl.“ über die Erfordernisse guten Trink- und Gebrauchswassers, sowie seine Be- schaffung entnehmen wir die nachstehenden Ausführungen: Die Forderung der Hygiene geht bekanntlich dahin, zu Zeiten, in denen epidemi)]che Krankheiten drohen, selbst das Gebrauhswasser abzukochen, um durch die Hiye die etwa im Wasser befindlichen s{ädlihen Lebe- wesen zu ertödten; ja in manchen Orten, deren Wasserversorgung vom hygienishen Standpunkt aus viel zu wünschen übrig läßt, wäre zu allen Zeiten ein derartiges Verfahren rathsam, auf daß man die Gefahr nicht erst zu bekämpfen sucht, wenn fie sch in ihrer verheerenden Wirkung äußert, fondern {on im vorhinein, daß man also vorbeugt, ehe es zu spät ist. Da nun die Beschaffung folhen Wassers in größeren Mengen ziemliche Kosten verursacht, so is die ärztliche im Verein mit der tehnishen Wissenschaft scit Jahresfrist damit beschäftigt, die zur Unschädlihmachung des Wassers nothwendige Erwärmung billiger zu stellen. Werner von Siemens hat den Rath gegeben, dazu das so- genannte Gegenstromverfahren anzuwenden. Die kürzlich mit Apparaten nah dem System Siemens im hygienischen Institut der Universität Berlin angestellten Versuche ergaben, daß die Sterilisirung von 1000 1 Wasser auf nur 1 4 98 4 zu stehen kam. Ein noch weit erfreulicheres Grgebniß könne wir aber aus Chemniß berihten, wo nit allein sterilisirtes, wie bei den vorerwähnten Apparaten, fondern ugleih destillirtes Wasser gewonnen worden ist. Es ist Herrn Josef tagel, Besizer der Kupfer- und Metallwaarenfabrik und Kessel- \hmiederei in Chemnitz, gelungen, einen continuirlih wirkenden Apparat herzustellen, der bei denkbar geringsten Feuerungskosten in verhältniß- mäßig kurzer Zeit überrashende Mengen assers destillirt und \terilisirt, wenig Raum beansprucht und sowohl mit directer Heizung, wie auch mit Vampfheizung in Betrieb gesegt werden kann. Wir sahen mehrere Exemplare von verschiedener Dimension in Thätigkeit und konnten feststellen, daß volllommen \{chmußiges Wasser des Chemnißflusses, das überdies noch stark mit Lehm verseßt worden war, in der Zeit von kaum 5 Minuten krystallklar aus dem Abflußrohr für das destillirte Wasser hervorquoll. Es hatte die Temperatur frischen Wassers, während das mit Macht hervorströmende fterilisirte Wasser siedend heiß war. Leßteres wird daher im Washhaus und in Bade- zimmern, wie namentlich auch in der Küche jederzeit willkommen sein, umsomehr als zur Erzielung von 50 1 sterilisirten Wassers mit einer Temperatur von etwa 90% C. und dazu noch eines Quantums von 7 1 destillirten Wassers nur 2,800 kg ‘tohle, daher ein Heizungsaufwand von etwa 42 Ä erfordert wird; das wären bei 1000 1 sterilifirten und 1401 destillirten Wassers 84 „4. Durch diese agel Fen combinirten Apparate für Wasser-Destillation und -Sterilisirung, deren einige {on in Chemniß und Umgebung. sowie auch bereits in Stralsund in Thätigkeit sind, wird jen das unreinste Wasser genießbbar gemacht. Sie eignen sich haupt ächlih für Mineralwasserfabriken, Apotheken, Laboratorien, sowie 1E Schiffe und rößere Industrie: Etablissements, werden fe aber auch in allen Privat- Banêbaliimaen, denen ein reines Trinkwafser abgeht, als sehr segens- reih erweisen. Die Erfindung des Herrn Nagel ist vom Kaiserlich deutschen Reichs-Patentamt patentirt worden.

Wie man der „Frkft. Ztg.“ reibt, feierte am 26. September der ehemalige General-Arzt der griehishen Armee, Dr. Ornstein, ein Hannoveraner, der am 26. September 1833 an der Gießener Universität promovirt hat, sein sehzigjähriges Doctorjubiläum. Am 14. Februar 1894 wird Dr. Ornstein seine goldene Hochzeit feiern, und am 26. Oktober 1894 werden es 60 Jahre sein, daß er als Frei- williger in die griehishe Armee eintrat. Der Jubilar, welcher jeßt noch in Athen seinen Wohnsiß hat, erfreut sich einer rüstigen Gesund» heit. Gegenwärtig mat er eine Rundreise dur fein Vaterland und besucht einige noch lebende alte Waffengefährten. Ornstein beschäftigt (d, E er aus dem Militärdienst geschieden, mit wissenschaftlichen

tudien,

„Wer seine Sprachkenntnisse nicht immer wieder auffrisht, - dem gehen fie ungenügt verloren“, so lautet das Motto eines soeben im 11. Jahrgang erscheinenden Journals: Le Maître frangais The English Teacher. Verlag der Renger’shen Buchhandlung in Leipzig. Belehrender und amüsanter Stoff, sowie eine instructive Methode machen die Lectüre diefes Blattes zu einer äußerst an- genehmen, die es auh jedem, der mit den nöthigen Vore- kenntnissen versehen ift, res, sich spielend und in der leichtesten Weise in“ -bkiden Sprachen zu üben und zu ver- vollfkfommnen. Der aus Zeitungen entnommene Stoff des Blattes giebt die moderne Sprache des Dae Lebens wieder und gewährt vielfahe Einblicke in das enken und nen des betreffenden Volkes. Die soeben erschienene französische

ummer hat folgenden Inhalt: Une enfant terrible. Pierre à Paris. Comment se fait une pièce de théâtre. Un curieux testament. Mario Charmeur. Les faux objets d’art. L’Illustration. Anecdotes. Spre-, Schreib- und Ueberseßungsübungen. Preis für beide Journale {jährlih 1 4 50 s, für franzöfisch bezw. englisch allein Zjährlich 1 . Bei directer Zusendung mit entsprehendem Portozushlag. Probenummern liefert jede Buchhandlung oder die Verlagshandlung.

Ueber das neuentdeckte „attishe Pompeji“, Theriko

(Thor ik os) bei Laurion, wird dem „N. W. Tgbl.“ geschrieben: Die Stätte von Thorikos war einst eine vielgenannte attische Stadt, eine der ältesten der zwölf Städte dieses Landstrihes, und von dem ältesten Mythus {on vielfah gefeiert. Sie war im alten Hellas glei Laurion wegen seiner mächtigen und reichhaltigen Bergwerke erühmt. Heiße Kämpfe wurden um ihren Besiß geführt, den hauptsählich die Bergwerke ringsum zu einem so verlockenden machten. Entscheidend für die Besißfrage war die große E welche Kimon, der Held, gegen die rivalisirenden Thasier lieferte. Er besiegte die leßteren auf dem Meere vollständig, nahm ihnen eine ganze Anzahl von Schiffen ab und machte dadurh Athen zur unbestrittenen Herrin des ganzen lauriotishen Gebiets und damit der Stadt Tho- rifos. Die Bergwerke lieferten Silber, Blei, Kupfer und Zink, aber fein Gold. Der Staat verpachtete die Bergwerke an E Bürger und FJsotelen, freie Männer, welche die Bergwerksarbeit, wie dies bei jeder bid od Sitte war, durch Sfklaven verrichten ließen. Indem der Staat also die Exploitirung der Bergwerke nicht direct in Händen hatte, bezog er aus denselben nur ein verhältnißmäßig geringes Einkommen, und zwar betrug das- selbe um das 6. und 5. Jahrhundert der vorchristlihen Zeitrechnung, wo es sein hôöchstes Maß erreichte, auch niht mehr als 30 oder 40 Talente. Einen neuen Zug brachte in die Verwaltung der Berg- werke Themistokles, der es durhseßte, daß der ganze Gewinn aus- \{ließlih für die Erbauung von Kriegsschiffen verwendet wurde, mit denen der große Heerführer später seine ruhmvollen Siege über die Perser errang. Aber auch Thorikos selbs wurde nun, um gegen die Üeberfälle der Böotier gesichert zu sein, befestigt. Das, Gros der Bewohnerschaft waren Sklaven. Mit dem Untergange der atheni- {hen Herrschaft verfiel au der lauriotische Bergwerksdistrict immer mehr. Erst in unserer Zeit, in den sechziger Jahren, kam wieder neues Leben in das Gebiet. Eine französisch - italienishe Gesellschaft begann nämlich die riesigen, noch aus altersgrauer Zeit \tam- menden Schutthalden geschäftlich auszubeuten, indem sie aus dem Schutt das Blei und sonstige Metalle auslöste. Sie fand auch ziemlich reihe Ausbeute, da die Alten, mit dem Schmelz- prozeß ungenügend vertraut, werthvolle Metalle im Schutt iti gelassen hatten. In der Folge wuchs dann Laurion denn unter diesem Namen is Thorikos heute eee bekannt zu einer kleinen Fabriks\tadt empor. Vor einer Reihe von Jahren machte die ame- rikanishe arhäologishe Schule in Athen in Thorikos eine wichtige Entdeckung. Man grub nämlich ein antikes Theater aus dem Schutt heraus. Zweifellos sind nun die in der Depesche bezeichneten Funde die Fortseßung jener Entdeckung.

Von dem Fund zweier römischen Steindenkmale, von denen das eine auf cinem Acker bei Nordheim, das andere un- mittelbar am NRömercastell bei Köngen ausgepflügt wurde, berichtet der „Schwäb. Merkur“: Im ersten Fall handelt es sich um das Steinbild eines Löwen (in halber Lebensgröße), wie folche sih in Gallien und Germanien sehr häufig auf Grabdenkmälern finden. Diese Löwen dienten ebenso wie die Löwenköpfe an den Sarkophagen als Apotrophäen, d. h. als Abschreckungs- mittel zum Schuß des Denkmals. Besonders interessant ist der zweite Fund, einGigant von einer sogenannten Fupttersäule. Diese Gattung von Denkmälern findet sich in der Zahl von über sechzig in den gallishen und germanishen Provinzen des römischen Reiches; am bedeutendsten, d. h. am besten erhalten sind die Monumente von Heddernheim, Schierstein, Merten. Es handelt na um ein zweitheiliges Postament, defsen untere Hälfte cine vier- eitige Ara bildet, während die obere kleinere, meist sechs- oder acht- seitige, auch rund ist. Der untere wie der obere Stein ift mit Götterbildern geschmüdckt. Auf dem Postament erhebt sich eine Säule (meist geschuppt) mit Capitäl, auf dem eine Reitergruppe ruht. Der Reiter mit unbewehrtem Haupt trägt cin Unterkleid, einen Ma und einen rückwärtsflatternden Mantel. Zwischen den Vorder- üßen des Pferdes befindet sih vorwärts blickend cine in die Knie ge- sunkene unförmlihe menshlihe Gestalt mit Schlangenfüßen, der Gigant. Die Deutung der Gruppe is viel umstritten. Im all- gemeinen stehen sih die mythologishe und die allegorische Erklärung gegenüber. Erstere sicht in dem Reiter den gigantenbezwingenden Jupiter oder Neptun, letztere erblickt darin ein Sinnbild des über Germanien siegreichen römischen Kaiserthums.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Oesterreich-Ungarn.

Durch erfügung der Seebebörde zu Fiume vom 24. v. M. ift das zur Zeit Rußland gegenüber unter bestimmten Einschränkungen bestehende Ein- und Durchfubrverbot gewisser Gegenstände (vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 136 vom 9. Juni 1893) auf alle Häfen Ku“ mäniens ausgedehnt worden.

A Spanien.

Die Königlih spanishe Regierung hat unter dem 28. v. M. Quarantäne angeordnet :

1) gegen Herkünfte von Antwerpen (vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 228 vom

22: D. U);

2) gegen Herkünfte von New-Castle welche diesen Hafen nah dem 12. v. M. verlassen haben.

Gleichzeitig werden alle Häfen, welche von den genannten Orten in gerader Linie nicht weiter als 165 km entfernt sind, für cholera- verdächtig erklärt, und zwar 9 Meyn ‘an 23. v. M.

ortugal. : __ Durch Verfügung des portugiei chen Ministeriums des Innern ist der Hafen von New-Castle seit dem 10. v. M. für choleraverfeuht erklärt worden. Lari | LTEL

Laut Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Kon- stantinopel werden die mit irgend einer Quarantänemaßregel belegte europäischen Provenienzen im Hafen von Smyrna mit freier jugelafen, dürfen aber mathe mit einem anderen Hafen des türkischen

eis nit verkehren, ohne sich einer zehntägigen Quarantäne in