1893 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

zelnenGrundstücke vertheilen. Jeder von ihnen kann, soweit nichteine |

abweichende Vereinbarung getroffen ist, von den übrigen Eigen- thümern verlangen, daß. ihm die Hypothek an seinem Grund- Bus t dem Betrage zugetheilt werde, der dem Verhältnisse es Werthes seines Grundstücks zu dem Werthe der sämmt- lichen Grundstücke G bei der Bestimmung des Werthes wird der Werth der der Gesammthypothek vorgehenden Be- lastungen abgezogen.

5) Verzichtet im Falle einer Gesammthypothek der Gläu- biger auf die Hypothek an allen Grundstücken, so soll dasselbe Verhältniß eintreten wie in den Fällen der Nr. 2. Verzichtet der Gläubiger nur auf die Hypothek an einem der Grund- stücke, so erlisht die Hypothek an diesem Grundsück. Die

leihen Wirkungen sollen eintreten, wenn der Gläubiger in

Mecfchung aller Grundstücke oder in Ansehung eines Grund- stücks nah § 1103 des Entwurfs im Aufgebotsverfahren mit seinem Rechte ausgeschlossen wird. ,

4) Besfriedigt der persönlihe Schuldner den Gläubiger, so geht die Hypothek insoweit auf ihn über, als er von dem Eigenthümer oder einem früheren Eigenthümer des Grund- stücks Ersaß verlangen kann. Der Eigenthümer kann den ihm verbleibenden Theil der Hypothek niht zum Nachtheil des persönlichen Schuldners geltend machen. Besteht die Hypothek als Gesammthypothek an Grundstücken verschiedener Eigenthümer, so erlisht sie insoweit, als sie an dem einen oder dem anderen Grundstü auf den Schuldner übergeht, an den übrigen Grundstücken. Geht die Hypothek nur zu einem Theilbetrage auf den Schuldner über, so fällt der übrige Theil den Eigenthümern gemenschaftlich zu. Vertheilen diese die Gesammthypothek auf die einzelnen Grundstücke, so wird den ersaßpflichtigen Eigenthümern der von dem persönlichen Schuldner erworbene Betrag angerechnet. L

5) Wird im Falle einer an den Grundstücken verschiedener Eigenthümer bestehenden Gesammthypothek der Gläubiger von einem der Eigenthümer befriedigt, so erwirbt dieser die Honone an seinen Grundstücken ; die Hypothek an den übrigen

rundstücken erlisht. Jst jedoh der Eigenthümer, welcher den Gläubiger befriedigt, berechtigt, von einem der anderen Eigen- thümer oder dessen Rehtsvorgänger Ersaß zu verlangen, so geht bis um Betrage des Ersaßanspruchs auch die Hypothek an den Grund- üen des anderen Eigenthümers auf ihn über; sie bleibt mit der Hypothek an seinen eigenen Grundstücken Gesammthypothek. Der Befriedi ung soll es gleihstehen, wenn die Forderung und die Schuld Rh in einer Person vereinigen oder wenn das Gläubigerreht auf den Eigenthümer eines der belasteten Grundstücke übertragen wird.

Die. Commission trat sodann in die Berathung der Vor- tiften Ub die Hypothek mit Hypothekenbrief (SS 1106 bis 1124) ein. Nah dem Entwurf (S 1106) wird ein Hypothckenbrief nur ertheilt, wenn die Ertheilung zwischen dem Gläubiger und dem Eigenthümer besonders vereinbart und diese Vereinbarung in das Grundbuch eingetragen ist. Statt dessen wurde die umgekehrte Regel beschlossen, daß über die Hypothek ein Hypothekenbrief ertheilt werden soll, sofern nicht dur Vereinbarung zwischen dem Gläubiger und dem Eigen- thümer des Grundstüs die Ertheilung ausgeschlossen wird. Zur Gültigkeit dieser Vereinbarung sowie einer späteren Aufhebung derselben soll die Eintragung in das Grundbuch erforderlich fein. Die Vorschriften des § 1107 über die Umwandlung einer Briefhypothek in eine Hypothek ohne Hypothekenbrief fanden sahlich im wesentlihen Zustimmung; doh wurde die Vorschrift im Abs. 2 Say 2, daß die Eintragung der Umwandlung in das Grundbuh erst erfolgen darf, nachdem der Hypothekenbrief an das Grundbuchamt zurückgegeben worden ist, gestrihen, indem man davon ausging, daß die Grundbuchordnung eine Vorschrift enthalten werde, nah welher eine solhe Eintragung nur erfolgen dürfe, wenn der Brief dem Grundbuchamt zu- rückgegeben oder im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraft- los erklärt worden sei. Gegen den sachlichen Jnhalt des S 1108, welcher den Saß R daß die für die Hypothek ohne Hypothekenbrief geltenden Vorschriften auch auf die Briefhypothek Anwendung finden, soweit nicht in den P 1109 bis 1124 ein Anderes bestimmt ist, erhob e ein Widerspruch. Die Vorschrift des Z 1109 Abs. 1, wona das Eigenthum an dem Hypothekenbriefe dem jewei- ligen Gläubiger zusteht und mit dem Hypothekenreht untrenn- bar verbunden ist , soll durch die an passender Stelle einzu- schaltende allgemeine Vorschrift erscht werden, daß das Eigenthum an einem über eine Forderung ausgestellten Schuldschein dem Gläubiger zusteht und ein Recht, mit dem die Forderung belastet ist, sh auf den darüber ausgestellten Schuldschein erstreckt, und daß das Gleiche für die Ur- kunden über andere Rechte gilt, kraft deren eine Leistung gefordert werden fkann , U Da für Hypotheken- und Grundschuldbriefe. Die Vorschrift des § 1109 Ab. 2, daß, wenn die Hypothek erloschen ist, der Eigenthümer des Grund- stücks von dem Besiger des Hypothekenbriefs dessen Vorlegung bei dem Grundbuhamt zum Zwecke der Löschung der Hypothek verlangen kann, wurde gebilligt. Auch der § 1110, welcher dem Gläubiger, solange ihm nicht der Hypothekenbrief ausgehändigt worden ist, die Führung des Beweises der Entstehung der For- derung dur das Grundbuch und den Hypothekenbrief (S8 826, 1083) verfagt, gelangte im wesentlihen nah dem Entwurf jur Annahme. Zustimmung fand ferner der § 1111, welcher

ie besonderen, für die Darlehnshypothek geltenden Vorschriften des S 1085 Abs. 2 über die Zuläigkeit der Eintragung einer Vormerkung auf Grund der Behauptung des Schuldners, daß das Darlehen nicht ausgezahlt sei, von der Anwendung auf die Briefhypothek ausschließt. Zu einer längeren Erörterung aben die Vorschriften des § 1112 über die Ab- retung der Briefhypothek Anlaß. Der Entwurf bestimmt, daß zur Abtretung der durch die Brief- Hypothek gesicherten Forderung der Abiretungsvertrag und die Uebergabe des Hypothekenbriefs an den neuen Gläubiger, nicht aber die Eintragung in das Grundbuch er- forderlih ist. Die Abtretungserklärung des bisherigen Gläu- bigers muß gerichtlich oder notariell beglaubigt fin. Die Nichtbeobachtung dieser Form hat die Nichtigkeit der Abtretung auch dann zur Folge, wenn diese in das Grundbuch eingetragen und der Hypothekenbrief dem neuen Gläubiger übergeben ist. Demgegenüber wurde beschlossen, daß die Abtretung in cinem solchen Falle gültig sein, die Eintragung in das Grundbuch mithin die besondere Form der Abtretungserklärung ersezen solle. Von einer Seite war ferner beantragt, für die Ab- tretungserflärung lediglih die Schriftform reen von dem Erforderniß gerichtliher oder notarieller eglaubigung aber abzusehen, eventuell nur öffentlihe Beglaubigung der Abtretungserklärung zu erfordern. Der Antragsteller ging bei diesem Vorschlage davon aus, daß der neue Gläubiger nah

g o (des Entwurfs Tl) von dem Magen Gläubiger die usstellung einer öffentlih beglaubigten Urkunde über die Ab- tretung verlangen könne. Die Berathung über diesen Antrag wurde nicht zu Ende geführt.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt:

In Stettin wurde bei weiteren aht Erkrankten (davon drei gestorben) Cholera nachgewiesen. Von den früher ge- meldeten Fällen sind drei tödtlich verlaufen.

Jn Hamburg eine Erkrankung mit tödtlihem Ausgange, außerdem unter den früher Erkrankten ein Sterbefall.

Der General-Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, Wirklicher Geheimer Ober-Medizinal-Rath, Chef des Sanitäts- Corps und der Medizinal-Abtheilung im Kriegs-Ministerium, ist hierher zurückgekehrt.

Vayern.

Die Kammer der Abgeordneten begann gestern die Besprechung der von dem Abg. Burger eingebrachten FJnter-

pellation über den diesjährigen landwirthschaftlihenNoth-

stand. Der Abg. Burger verlangte, daß Steuernachlässe und Stundung der Bodenzinse, unentgeltliche Streu- und Futter- abgabe aus den Staatswaldungen, weitere unverzinsliche Dar- lehen, eine Einfuhrsperre für Fettvieh und Aufhebung des öster- reichishen Futterausfuhrverbots angestrebt würden. Der Minister des Innern Freiherr von Feiliß\ch beantwortete die Jnter- pellation, indem er die bisherigen Maßregeln der Regierung aufzählte und weitere zusagte. Demnächst werde ein Geseßentwurf vorgelegt werden, wodurch der Finanz-Minister zu weiteren Grund- steuernahlässen in den Nothstandsgebieten ermächtigt werde. Bodenzinse würden gestundet, Streu und Futter aus Staats- wäldern zu ermäßigten Taxen abgegeben, in besonderen Fällen unentgeltlich, Bahnfrachten au ferner um50 Proc. ermäßigt wer- den. Bisher seien von der Regierung 1 987 000 é Baarvorschüsse an nothleidende Landwirthe für Futterankauf gegeben worden. Die Regierung werde demnächst beim Landtag die Er- mächtigung nachsuhen, im Bedarfsfalle weitere Vor- hüsse zu gewähren. Der Abg. Raginger warf der Regierung vor, die Hilfsaction zu spät begonnen und falsch organisirt zu haben; statt Geld, hätte man an die Bauern Futter vertheilen sollen. Die Regierung hätte chon früher verfügbares Heu zusammenkaufen sollen; sie möge das wenigstens jegt nahholen und eine Centralstelle mit einem tüchtigen Sativertlänkign hierfür einsezen. Der Minister des Jnnern Freiherr von Feilißsch vertheidigte die Regierung. Niemand habe die Futternoth hon im Winter voraussehen können. Wenn der Abg. Raßzinger sie vorausgeschen habe, so sei es seine Pflicht gewesen, die Regierung darauf aufmerksam zu machen. Geld abe Ten Val diet exe halten; das Geld sei ausschließlich zu Futterankäufen durch Preiscomités verwandt worden. Die unrichtige Jnfor- mation des Abg. Raßtinger wolle er, der Minister, richtig- stellen, damit dieser darauf nicht weitere Anträge aufbaue. Den Gedanken staatlicher Einkäufe lehnte der Minister ab; das sei Sache der landwirthschaftlichen Bezirkscomités, die der Minister gegen Ragzinger's Vorwürfe energisch in Schuß nahm. Die weitere Berathung wurde sodann bis Dienstag vertagt.

Sachsen.

Das „Consistorial-Verordnungsblatt“ bringt eine an die geistlihen Behörden der evangelisch-lutherishen Landes- kirche und die evangelisch-lutherische Landesgeistlichkeit gerichtete Verordnung des Landesconsistoriums folgenden Jnhalts :

Am 22. Oktober feiert Seine Majestät der König, so Gott will, das 50 jährige Jubiläum seines Waffendienstes in der Königlich sächsishen Armee. Es erscheint als eine Ehrenpflicht unserer Landes- kirhe, dieses hohen und seltenen Festtages, zumal derselbe an einem Sonntag gefeiert wird, auch in den Gottes- diensten zu gedenken und die dankbare Mitfreude unseres Volks an diesem Ehrentage® unseres Königs und des von ihm geführten sächsishen Heeres zu bezeugen. Zu diesem Zweck wird niht bloß in den Predigten Gelegenheit zu nehmen sein, auf die Bedeutung des Tages entsprehend hinzuweisen, sondern auch im allgemeinen Kirchengebet durch Dank und Fürbitte der all- gemeinen Theilnahme des Volks Ausdruck zu geben sein. Demgemäß werden die evangelisch - lutherishen Geistlichen des Landes gleichzeitig mit dem obengedahten Verordnungsblatt ein Gebet erhalten, welches Sonntag, den 22. d. M. statt des allgemeinen Kirchengebets zu verlesen ist. Nach dem Gebet soll der Ambrosianische Lobgesang, oder wo dies nicht thunlih erscheint, das Lied: „Nun danket alle Gott“ angestimmt werden.

Schaumburg-Lippe.

Höchster Bestimmung gemäß führt die oberste Fürstliche Landesbehörde fortan den Namen „Fürstlich shaumburg- lippishes Ministerium“.

Bremen.

Folgende Gäste haben der „Wes.-Ztg.“ zufolge ferner ihr Erscheinen bei der Enthüllungsfeier des Kaiser Wilhelm - Denkmals zugesagt: Der Staatssecretär des Auswärtigen Amts Freiherr Marschall von Bieberstein, der Staatssecretär des Reichs - Marineamts, Vice-Admiral Hollmann, der Staats- und Finanz-Minister Dr. Miquel, der General-Adjutant Kaiser Wilhelm's L. Fürst Anton Rad-

E, der General-Major Heinrichs aus Altona, der Eisen- ahn-Directions-Präsident F genen aus Hannover, der

Chef des Generalstabs des 1X. Armee-Corps, Oberst-Lieutenant von Prittwiß aus Altona. Jm Gefolge Seiner Majestät des Kaisers werden sich befinden: Der General-Adjutant und Chef des Militärcabinets, General der Jnfanterie von Hahnke, der R Se Graf zu Eulenburg, der Geheime Cabinets-Rath Dr. von Lucanus, der General-Major von Plessen, der Contre-Admiral und Chef des Marinecabinets Rer von Senden-Bibran, der General-Arzt, Professor r. Leuthold und drei Flügel-Adjutanten.

Oesterreich-Ungarn.

Zur Besorgung der Geschäfte des hydrographischen Dienstes werden, wie „W. T. B.“ berichtet, ein selbsläntgen Centralbureau beim Ministerium des Jnnern und hydro-

raphishe Abtheilungen bei den politischen Länder- flellen errichtet.

In der gestrigen Sizung des österreichischen Ahb- geordnetenhauses brahte der Abg. Baernreith 2 einen Antrag auf Wahlreform ein, wonach eine neue Wählerklasse der O e E Arbeiter gebildet werden soll, die zwanzig bgeordnete zu wählen habe. Die Zahl der Abgeordneten würde sih da- durch auf 373 erhöhen. Das Haus trat sodann in die erste Berathung der böhmishen Ausnahme- verordnungen ein. Der Jungczehe Eim erklärte, der Aus- nahmezustand werde in einer Weise gehandhabt, die an die traurigsten Epochen der Polizeiherrschaft, des „Nadererthums“ (Polizeispißel) und des Despotismus erinnere, und er appellire an sämmtliche Parteien, die Ausnahmeverordnungen abzu- lehnen. Die Jungczehen würden bis zum Tod für die Frei- heit und die Rechte des Volks eintreten. Der Abg. Bareuther (deiutfcnational erklärte, seine Gesinnungsgenossen würden dem Ausnahmezustand, der ein Gewaltact der Regierung sei, nicht zustimmen. Der Ausnahmezustand sei niht nur gegen die Jungczechen, sondern überhaupt gegen jede nationale Be- wegung gerichtet und auch auf die Deutsh-Nationalen gemünzt. Der Abg. Heilsberg gab namens der Vereinigten Linken folgende Erklärung ab: „Die Partei wird im Aus\{huß die Aufliärungen der Regierung entgegennehmen, erklärt aber heute hon, daß sie die Regierung für die beklagenswerthen Zustände in Böhmen verantwortlich macht, die sie wesentlich durch ihre verfehlte Politik in den böhmischen Angelegenheiten troß unserer wiederholten Warnungen herbeigeführt hat. Wir sprechen übrigens schon jeßt auh bei diesem Anlasse unscre entschiedene Verurtheilung der in der allerjüngsten Zeit an den Tag gelegten feindseligen Tendenzen der Regierung gegen die Interessen und den politischen Besißstand des Bürger- und Bauernstandes im allgemeinen und insbesondere jener des deutschen Volkes aus.“ Es sprachen ferner noch der Jung- czehe Slama und der Dalmatiner Biankini gegen den Ausnahmezustand. Der Antisemit Lueger sprach gleich- falls gegen den Ausnahmezustand, der nur zum Schuße der Vereinigten Linken geschaffen worden sei, welcher der Redner unter den heftigsten Angriffen den baldigen, völligen Untergang wünschte. Wenn einige Buben in Prag Hochverrath übten, so nähmen sie das Beispiel dazu an den Ungarn, die den crassesten Hochverrath trieben und damit große Erfolge erzielten. Auch in Oesterreih bevorzuge die Regierung die hochverrätherishen Jtaliener gegen die kaiser- treuen Slovenen. Nachdem noch der Jungczehe Kaunißt gegen die Ausnahmeverfügungen das Wort ergriffen hatte, wurde die Weiterberathung auf Dienstag vertagt.

Das ungarische Unterhaus nahm gestern bei der Abstimmung über die Petitionen wegen der Antworten des Kaisers in Güns den Antrag des Petitionsausshusses an, nah welchem die Petitionen im Archiv hinterlegt werden sollen. Alle Beschlußanträge wurden abgelehnt. Bei der sih hieran an- schließenden Beantwortung der FJunterpellation des Abg. Grafen Apponyi wegen Nichtbetheiligung der Regierung bei der Feier anläßlih der Enthüllung des Honved- Denkmals verließ die gesammte Opposition während der Aus- S des Minister-Präsidenten Dr. Wekerle in demon- trativer Weise den Saal, während die Regicrungspartei dem Minister-Präsidenten eine wahre Ovation bereitete. Als später der Minister-Präsident im liberalen Club erschien, wurde er daselbst mit stürmischen Ovationen empfangen.

Der „Pesti Naplo“ hatte, wie die „Presse“ berichtet, in seiner Nummer vom Donnerstag Morgen einige ihm auf unrehtem Wege zugekommenen Noten veröffent- liht, welhe im Laufe des Sommers zwishen dem ge- meinsamen Kriegs-Ministerium, dem Ministerium des Aeußern und dem ungarishen und österreichischen Ackerbau-Ministerium bezüglih des Futter- ausfuhrverbots gewechselt waren. Der Ackerbau-Minister Graf Bethlen erstattete die Anzeige bei der Staatsanwalt: schaft, und es wurde eine gerichtliche Durhsuchung im Redactionslocal verfügt. ährend die Polizisten nah dem Manuscript fahndeten, erschien der Chef-Redacteur, Abgeord- nete Abranyi. Er öffnete eine Schublade, - entnahm dieser ein Manuscript und erklärte, daß er dies, gestüßt auf seine Jmmunität als Abgeordneter, nicht herausgeben werde. Die Commission nahm ein Protokoll auf. Gestern ward in der Redaction des genannten Blattes abermals eine Haué- suhung vorgenommen. Da der Redacteur die Manuscripte nicht herausgeben wollte, wurde Gewalt angewendet, sämmt: lihe Schreibfäher wurden geöffnet und durchsucht; die Manuscripte wurden jedoch nicht gefunden.

Frankreich.

Ueber den - Empfang des russishen Geschwaders, welches gestern in Toulon angekommen ist, berichtet „W. T. B.“ weiter :

Das leichte Geschwader, das der russishen Escadre ent gegengefahren war, traf - diese um 9/5 Uhr Vormittags an. Der Maat von Giers und der Commandant Maréchal begaben sich an Bord des russischen Flaggschiffes, woselbst der Commandant Maré hal im Namen des Marine Ministers den Admiral Avelane bêwillklommnete und ihm die besten Grüße nicht allein der Marine, sondern ganz rankreihs entgegenbrachte, wovon der Admiral alsbald einen Beweis er- halten werde. Der Admiral dankte hierauf auf das innigste. Um 113/, Uhr passirte das russishe Geshwader die Einfahrt zum Hafen und wechselte mit den französishen Schiffen Salutshüsse. Sodann defilirte das Geschwader zwischen den französischen Schiffen, um seinen Plaz im Hafen einzunehmen. Die franzöósishen Seeleute in den RNaaen riefen: „Es lebe Rußland !“, die russischen See leute antworteten mit dem Rufe: „Es lebe Frankreich- Die Musikkapellen spielten die russische Hymne. Auf allen Schiffen und auf den Quais s{hwenkte die Menge Hüte und Taschentücher. Die russischen Schiffe ließen Boote ins Meer, um die Offiziere ans Land zu seßen. : 0

Bei dem Empfang des Admirals Avelane in der Set präfectur sagte der Marine-Minister Rieunier:

„In dem Augenblick, wo Sie den Fuß auf französishen Boden seßen, empfinde ih tief die Ehre, Sie im Namen der MNegierung f empfangen. Die denkwürdige Erinnerung an das Jahr 1891 unser aller Herzen gegenwärtig. Kronstadt und Toulon sind me fort Gedenktage, welhe von der Sympathie der Nationen Be reihs und Rußlands Zeugniß ablegen. Als aufrichtige Freun

rden Sie überall begrüßt werden. Jm Namen des Präsidenten Republik, der Regierung und des ganzen Landes niet aas wh Sie, Herr Admiral, und Sie alle, meine Herren, welhe Sie hier sind als Vertreter eines großen edlen Volkes.

Der Admiral Avelane erwiderte, er könne nicht Worte finden, welche genügten, um den Worten des Ministers zu danken. Nicht allein das russishe Geshwader, sondern ganz Rußland sei es, welches sich von der Herzlichkeit des Empfanges angenehm berührt fühle.

Bei dem Besuche des Stadthauses empfing der Maire den Admiral Avelane mit folgender Ansprache:

„Alle französishen Herzen {lagen Ihnen einmüthig entgegen. Die enthusiastischen Leue ganz Frankreichs werden Jhnen beweisen, wie tief die Freundschaft der Franzosen für die Nussen ist. Toulon ist stolz darauf, für diesen B auserwählt zu sein, der die Freund- schaft zweier großer Nationen besiegelt.“

Der Admiral Aveláne reichte darauf dem Maire herzlich die Hand und dankte im Namen aller Russen für den Empfang. Er empfing sodann den ‘dinis dre des Pariser Stadtraths und äußerte diesem gegenüber, er sei glücklih, nah Paris zu kommen. Hierauf begab sich der Admiral in Begleitung des Präsidenten und des Bürgermeisters nah dem Rathhause, wo er sich der nah Tausenden zählenden Menge auf dem Balcon zeigen mußte. Nach dem Empfang mehrerer anderer Ab- ordnungen empfing der Admiral auch Frau Adam, welche die Andenken für die russishen Frauen überreichte. Später er- widerte der Marine - Minister den Besuh des Admirals Avelane an Bord des russischen Flaggschiffes.

Zu Ehren der russishen Gäste gab der Marine-Minister Rieunier gestern On iag ein Diner in der See-Präfectur, wobei er einen Toast auf den Kaiser von Rußland in folgenden Worten ausbrachte:

„Jch erhebe mein Glas zu Ehren des Kaisers Alexander II1., dessen Name Loyalität und Macht bedeutet und in den Augen der Welt als Symbol des Friedens erscheint. Im gleichen Gefühle tiefen Nespectes {ließe ih in diese Huldigung die Kaiserlihe Familie ein, welche für uns unzertrennlih mit den Wünschen verbunden ist, die wir an das erlauchte und geheiligte Haupt des Kaiserlichen Hauses richten. Seine Majestät der Kaiser und die Kaiserliche Familie, sie leben hoh!"

Hierauf spielte die Tafelmusik die russishe Hymne. Der Admiral Avelane erwiderte mit einem Hoch auf den Präsi- denten Carnot. Der Marine-Minister Rieunier erhob sich hierauf zu folgendem zweiten Toast:

„Ich erhebe mein Glas auf die russishe Armee und Marine sowie auf die ruhmreihen Erinnerungen, die auf allen Blättern ihrer Ge- schichte eingetragen find und auf die Waffenbrüderschaft, die, hervor- gegangen aus gegenseitiger Achtung und Sympathie, unsere beiden tavferen Nationen verbindet und alle Zeit verbinden foll. Die russische Marine und Armee, sie leben hoch !“

Der Admiral Avelane erwiderte :

„Als ih heute Vormittag auf der Nhede von Toulon die Schiffe der französishen Escadre betrachtete, begriff ich die Macht Frankreichs zur See. Ich zweifle niht daran, daß dessen Armee ebenso mächtig ist. Jch bin stolz darauf, vom Kaiser auserwählt zu sein, den Besuch von Kronstadt zu erwidern, und {äge mich glücklih, mich einen Freund Frankreichs zu nennen. Jch trinke auf die Marine, auf die Armee, auf das gesammte Frankreich.

Die Worte des Admirals wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Í

Gestern Abend war Toulon glänzend beleuchtet. Auf einer an der „Place de la Liberté“ errichteten Bühne wurde von Mitgliedern des Balletcorps der Oper ein Gelegenheitsballet aufgeführt. Der Admiral Avelane, der Marine - Minister Rieunier, die russishen und zahlreiche französishe Offiziere wohnten der Aufführung bei, nah deren Schluß die Volks- menge den russishen Offizieren lebhafte Ovationen bereitete. Eine sehr große Volksmenge begrüßte auch den Admiral Avelane als er auf dem Balcon der Seepräfectur erschien ; der Admiral dankte, indem er sih gegen das Publikum verneigte. Als dann auf ein gegebenes Zeichen völlige Ruhe eingetreten war, erhoben, sämmtliche russishen Offiziere den Nuf: „Es lebe Frankreich!“ Die russischen Offiziere kehrten um 11 Uhr Abends an Bord ihrer ZVOE zurück, abermals durch lebhafte Zurufe vom Volk begrüßt. Admiral Avelane hat 50 russische Offiziere ausgewählt, die ihn nah Paris begleiten sollen.

Auch in zahlreihen anderen Städten, insbesondere in Havre, Troyes und Cherbourg sind gestern zu Ehren des Besuchs des russishen Geschwaders Festlichkeiten ver- anstaltet worden. , d p einem Artikel über die Ankunft des russischen Ye

waders in Toulon schreibt das „Fournal de St. Petersbourg“:

_Das Geschwader ist beauftragt, im Namen unferer Marine den Besuch zu erwidern, welchen ein französisches Geschwader im Jahre 1891 in Kronstadt abgestattet hat. Zwei der gegenwärtig unter dem Admiral Avelane vereinigten Schiffe kommen aus Amerika zurück, wo sie an den Jubiläumsfeierlihkeiten Theil genommen haben. Man weiß, welch ein warmer Empfang ihnen bei dieser Gelegen- heit bereitet worden ist. Unsere Leser kennen die Art und Wrise, wie unsere Seeleute soeben in Cadix gefeiert worden sind, und wir nehmen mit Vergnügen diese unserer Flagge gespendeten Sympathie-Beweise entgegen, dieser Flagge, welhe überall, wo sie fih zeigt, nur Gedanken der Sicherheit und des Friedens erregt. Darin liegt die hohe Bedeutung dieser Kundgebungen, von welchen wir oben orden. sowie derjenigen, welche jeßt in Prei unserer Marine werden dargebraht werden. Nach den Vorbereitungen, über die wir an anderer Stelle berichten, wird dieser Empfang nicht bloß der traditionellen Höflichkeit, die im französischen Charakter licgt, sondern auch der Freundschaft entsprehen, welche beide Nationen und ihre Regierungen verbindet. Diese Freundschaft hat sih bereits von beiden Seiten bei vershiedenen Gelegenheiten be- stätigt. Man darf erwarten, daß ihre gegenwärtige Bethätigung ebenso treu den Charakter der B R welche den Besuch iilferes Geschwaders in Toulon auszeihnet, widerspiegeln wird, wie die herz- lie Stimmung, in der si dieser Besuch vollzieht.

Der Ministerrath wird am Montag nohmals die Frage der Reise des Präsidenten Carnot nah Toulon er- wägen. Dem ne in Kronstadt entsprechend, dürfte der Präsident behufs Verabschiedung von den russishen Gästen am 26. Oftober in Toulon N

Das Comité, das von der Münzconferenz beauftragt worden ist, eine Zusammenstellung der Fragen vorzunehmen, die durch die Forderung der Nationalisirung der italienischen oweidemünze Aufgemglfen wurden, ist gestern Abend zusammen- getreten,

JFtalien.

Der Papst empfing dem „W. T. B.“ zufolge gestern den preulaen Qs von Bülow nach der Nütehe von seinem Urlaub. Der Gesandte machte nach der Audienz beim Papste dem Cardinal-Staatssecretär Ra mpolla einen Besuch.

Spauien. Der Minister des Jnnern beharrt, wie „W. T. B.“ meldet, auf seinem Rücktritt. Die Lösung der Krisis ist auf- geschoben. Ein Ministerrath wurde auf heute zusammenberufen.

Von Malaga werden heute weitere Verstärkungen na Melilla abgehen. Jn der nächsten Woche dürfte das Bie Armee-Corps dort vereinigt sein. Gegenüber von Melilla haben die Kabylen vier ältere Geshüße aufgefahren. Jm übrigen ist die Lage dort unverändert.

Türkei. Die „Politishe Correspondenz“ berichtet aus Konstan- tinopel, der Justiz-Minister bereite ein an die Mächte mitzutheilendes Schriftstück vor, worin die Vorwürfe be- treffs einer ordnungswidrigen Führung des Angora-Pro- zesses widerlegt werden sollen.

Numärnien.

__ Der König ist vorgestern, nah einem kurzen Aufenthalt in Gal ag, während desen die Civil- und Militär-Etablisse- ments daselbst besichtigt wurden, in Braila eingetroffen und mit lebhaften Kundgebungen empfangen worden.

Dänemark.

Der gestrigen Kiellegung für die Kaiserlich russische Lustyacht wohnten, wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen berichtet, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Groß- fürst-Thronfoilger, die Großfürstin Xenia, der Prinz Waldemar von Dänemark und die Prinzessinnen Louise, Victoria und Maud von Wales mit zahlreichem Gefolge bei. Die Herrschaften wurden auf der Schiffswerft von s von dem Admiral Doubassow empfangen. Hier stellte der Geheime Etatsrath Tietgen dem Kaiser mehrere Personen vor. Der Kaiser legte am Kiel des Schiffes eine Platte nieder, auf welcher eine Zeihnung und die Dimensionen des Schiffes cingravirt waren, und wünschte mit entblößtem Haupt dem Schiff Glück und Segen. Hierauf schlug der Kaiser den ersten und die Kaiserin den zweiten Nagel dur Befestigung der Platte ein. Eine zahlreiche Menge hatte sich in er Umgebung der Werft eingefunden. Gestern Nachmittag begaben sih der Kaiser von Rußland, der Großfürst-Thron- folger sowie der Großfürst Michael an Bord des fran- zösischen Kriegs\chiffes „Jsly“, das im Flaggenshmuck vor der Einfahrt in den inneren Hafen lag. Der Kaiser begrüßte die Offiziere des Schiffs sowie die anwesende französishe Ge- sandtschaft, nahm alsdann die Einrichtungen des Schiffs in Augenschein und sprach seine hohe Befriedigung über das Gesehene aus. Nach halbstündigem Aufenthalt verließen die Herrschaften das Schiff. Auf besondere Anordnung des Kaisers salutirte der „Polarstern“ die französischen Schiffe mit 30 Kanonenschüssen. Hierauf kehrten der Kaiser und die Großfürsten nah Fredensborg zurü.

“Der Finanz - Minister hat dem Reichstag einen Vorschlag auf Herabseßung des Einfuhrzolles auf Korkpfropfen von 61/4 auf 3/; Dere pro Pfund vorgelegt, da Spanien diese Zollermäßigung als conditio sine qua non für die Abschließung eines Handelsvertrags aufgestellt habe.

Amerika.

Nach einer nahezu neununddreißigstündigen Sißung ver-

tagte sih, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, der Senat gestern auf Antrag Voorhees’ wegen Beschlußunfähig- keit auf 2 Uhr Nachts. Die Beschlußunfähigkeit wurde Mir die Weigerung mehrerer demokratischer Anhänger des Silbers herbeigeführt, an der Abstimmung theilzunehmen. Die Ver- tagung wird als ein Sieg der Anhänger des Silbers auf- efaßt. Auf eine an ihn gerichtete Anfrage erklärte Voor- ees, er werde heute Abend um 6 Uhr nohmals im Senat den Antrag stellen. die ganze Nacht zu tagen und die Sißung fortdauern zu lassen, bis eine Abstimmung erfolgt sei.

Nach einem voy dem Konsul der Vereinigten Staaten in Guatemala an seine Regierung gerichteten Telegramm hat sich der Präsident von Guatemala gestern zum Dic- tator erklärt. Der Congreß ist aufgelöst, neue Wahlen sind angeordnet worden.

Wie der „New-York Herald“ aus Montevideo von gestern erfährt, gelte es nach den vorliegenden Nachrichten aus Rio de Janeiro für wahrscheinlih, daß die Armee, die bisher Peixoto treu war, sich den Aufständischen an- schließe. Zwei Bataillone National-Garde hätten revoltirt und sh. für die Aufständischen erklärt. Man glaube, daß die Peixoto feindlihe Stimmung rashe Fortschritte machen werde. Admiral de Mello verbalis sih unthätig, da es ihm vorübergehend an Munition fehle. Der Aufstand in Rio Grande do Sul gewinne an Umfang. Eine starke Streitmacht der Aufständishen belagere Livranido.

Jn Paris eingetroffenen Nachrichten aus Buenos Aires zufolge ist der Minister Quintana nah Santa ab- gerei|t, um dort die Ruhe wiederherzustellen.

Afrika.

Der Reisende Mizon ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Paris, am Dienstag in Kotonu einge- troffen und hat sich am Donnerstag nach Frankreih einge- schiff. Infolge des Gesundheitszustandes am Senegal ist es unmöglih, Truppen von dort nah Dahomey ab- zusenden.

Land- und Forstwirthschaft.

Getreideernte in Nußland.

Ueber das diesjährige Ernteergebniß in Nußland liegen hier aus

einzelnen Gouvernements folgende Nachrichten vor : Liv-, Kur- und Estland.

Die Noggenernte hat bei günstiger Witterung stattgefunden und wird, was Qualität anbelangt, als gut bezeichnet; der Erdrusch aber entsprah nicht überall den Erwartungen. Winterweizen hat meist ein s{chwaches Ergebniß gehabt, ebenso wie Hafer, wel leßterer unter dem zur Zeit des Schnitts stattgehabten Regen bedeutend gelitten hat. Nur in Nord-Livland und Estland hört man von zusrieden- stellenden Erträgen in dieser Fruht. Auch die Gersteernte läßt Mes zu wünschen übrig. | :

n O ist die Kartoffelernte im allgemeinen *gut ausgefallen ; nur an den niedrig gelegenen Orten haben die Kartoffeln durch die PUSLOE gelitten. Auch die Ernte der Zuckerrüben verspriht ein

efriedigendes Resultat. i

In den Gouvernements Wilna, Kowno und Grodno hat das Sommergetreide durch die Wochen andauernde Feuchtigkeit sehr gelitten; besonders ist Hafer fast überall {lecht, während Gerste ein besseres Resultat ergeben hat. : E

Auch im centralen und östlihen Nußland is die Ein- bringung des Sommergetreides durch anhaltenden Regen allgemein verzögert wordén und hat dasselbe nit unbedeutend darunter gelitten. Im Durchschnitt dürfte sih aber troydem das Ergebniß der Ernte als über mittel herausstellen.

Dagegen wird von den Südwestprovinzen E daß die Ernte im großen Ganzen keineswegs den gehegten Erwartungen ent-

\priht. Die „ganz vorzügliche" Ernte, auf welche man gerechnet hatte, stellt sich immer mehr als eine nur mittlere in Roggen Gerste und Hafer und als eine knappe Mittelernte in Weizen heraus.

In den Gouvernements Tiflis und Elisabethpyol ist das Ernteergebniß ein mittelmäßiges; in Erivan und dem Gebieten von Kars infolge Negenmangels ein {lechtes.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Tie 00G Spanien. ie spanische Negierung hat die gegen die Häfen von Terneuzen (vgl. „R.-Anz.“ Nr. 230 vom 25. Séptembes: Rotterdam (vgl. „MN.-Anz.“ Nr. 206 vom 28. Aug Rio de Janeiro (vgl. „R.-Anz.“ Nr. 89 vom 15. April) und Jersey City (vgl. „R.-Anz.“ Nr. 225 vom 19. September) und deren Umgebung angeordneten Quarantäne- d r wieder aufgehoben. „Dagegen i} Quarantäne verfügt „worden für Herkünfte von Philippeville (Algier), Blyth (England) und Stockholm, welche diese Hâfen nah dem 8. bezw. 23. und 24. v. M. verlassen habeu. Gleich- zeitig werden alle Häfen, welche von den genannten Orten in gerader Linie niht weiter als 165 km entfernt sind, für seit dem 19. v., bezw. 4. und 5. d. M. choleraverdächtig erklärt.

: Portugal. Das portugiesishe Ministerium des Innern hat die O aus Manchester und Liverpool wieder für rein (vgl. „R.-Anz.* Nr. 243 vom 10. Oktober), dagegen die Häfen von Gothenburg und Umea für choleraverseuht und die übrigen Häfen von Schweden für choleraverdächtig erklärt.

i E Rumänien.

__ Die rumänische Regierung hat den Grenzpunkt hin (im District Fälciu) an der russishen Grenze für den Verkehr geöffnet und daselbst einen gesundheitlihen Revisions- uud Desinficirungsdienst eingerihtet. (Vergl. auch „R.-Anz.“ Nr. 239 vom 5. Oktober.)

E Norwegen.

_ Die Königlih norwegishe Regierung hat Stettin und Swine- münde, sowie die übrigen Häfen an der Oder am Großen und Kleinen Haff für cholerainficirt erklärt.

| : “Dänemark. e Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz-Ministeriums vom 10: d. M. sind dié aus Anlaß der Cholera gegen Hamburg, die übrigen Häfen der Elbe, Lübeck, Kiel und Warnemünde angeordneten Schußmaßregeln au auf Stettin und Swinemünde ausgedehnt worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 228 vom 22. September und Nr. 242 vom 9. Oktober.)

Die oben erwähnte Bekanntmachung enthält eine kurze Uebersicht der aus Anlaß _ der Cholera in Dänemark gegen Herkünfte zur See angeordneten Schußmaßregeln und derjenigen Orte und Länder, denen gegenüber dieselben in Kraft geseßt sind. Wir entnehmen dieser Uebersicht Folgendes :

Quarantäne findet zur Zeit nit statt.

A. Die Bestimmungen im 2. Abschnitt 1 des Geseßes vom 2. Juli 1880 sind folgenden Orten gegenüber in Wirksamkeit :

Den rufsischen Häfen in der Olisee und der finischen Bucht, Stettin und Swinemünde, Warnemünde, Lübeck, Kiel, Hamburg und anderen Häfen an der Elbe, London, Grimbby, Hull, sämmtlichen niederländishen Häfen, sämmtlichen belgishen Häfen, sämmtlichen französischen Häfen, Neapel, den Häfen im Schwarzen und Asowschen Meer, Konstantinopel, den Häfen in Syrien, sämmtlichen Hafenstädten in Egypten, den Häfen im Rothen Meer, den Häfen in Tongking und Cochinchina nebst Ostindien , darunter die niederländischen ostindischen Colonien und Japan.

B. Verbot gegen Einfuhr und Gebot der Desinfection. Einfuhr von Lumpen i} verboten aus Nußland, Finland und Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Japan und Italien, sowie aus den unter Läitt. A. genannten in anderen Ländern belegenen Häfen London ausgenommen. Aus diesen Ländern und Orten is es ferner verboten, Kratwolle einzuführen, sofern sie niht nah erbrachtem voll- it ist Beweise carbonisirt oder gewashen oder auf 809 Celsius erhißt ift.

Aus den unter Litt. A. genannten Orten mit Ausnahme von London i} es endlich verboten, çebrauhte Wäsche, gebrauchte Kleidungsstücke und gebrauhte Bettwäsche einzuführen, wenn sie nicht als Reisegepäck mitgeführt werden, oder wenn nicht von dem Em- pfänger auf Treu und Siáuben \{riftlich bezeugt wird, daß die genannten Gegenstände nur ins Land kommen infolge einer Aufenthaltsveränderung des Eigenthümers. Sofern die betreffenden Gegenstände infolge der obenerwähnten Vorschrift eingeführt werden dürfen, können sie doch, wenn sie von besonders unreiner oder fonst bedenklicher Beschaffenheit befunden werden, zurück- gehalten werden, bis sie unter öffentliher Aufsicht der Desinfection unterzogen worden sind. -

C. Die ärztlihe Beaufsichtigung in Uebereinstimmung mit der Bekanntmahung vom 9. v. M. (vergl. „R.-Anz.“ Nr. 223 vom 16. September) wird, was auf dem Seewege ankommende Personen bétrifft, in Kraft gesegt bezüglih solcher, welhe ankommen von St. Petersburg, Stettin und Swinemünde, Warnemünde, Lübe, L Hamburg oder anderen Häfen an der Elbe, Grimsby, Hull oder ODouand.

Cholera.

Nom, 13. Oktober. In Patti Marina ist nah dem Bericht des „W. T. B.“ eine von den früher an Cholera erkrankten Personen gestorben. Außerdem starb ein Matrose daselbst, welcher an Bord eines englishen Packetboots an Cholera erkrankt war. In Livorno kamen fieben Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall vor.

London, 13. Oktober. - In dem Armen-Asyl zu Greenwich sind, wie ,W. T. B.* berichtet, 150 Personen von einer Epidemie mit gastrishen und Darmerkrankungserscheinungen befallen worden. Zwei Perfonen find gestorben.

Handel und Gewerbe.

Nachrichten aus Rom zufolge hat das italienische hobene Forderung einer Cautionsstellung in baar für den zur Alkoholisirung von Weinen nach Jtalien eingeführten Sprit wieder Verzicht geleistet. Es wird jeßt nur noch die Versicherung der Waaren gegen Feuersgefahr gefordert, wobei die Police die Erklärung enthalten muß, daß die Versicherung zu Gunsten der italienischen Finanzen bis in Höhe des Guthabens für die zu erhebenden Zölle stattfinde.

Liverpool, 13. Oktober. (W. T. B.) (Baumwollen- Wochenbericht.) Wochenumsaß gegenwärtige Woche 60 000 oige Woche 66 000), do. von amerikanischen 50 000 (55 000), do. für Specu- lation 1000 (1000), do. für Export 1000 (4000), do. für wirklichen Consum 48 000 (50 000), do. unmittelb. ex. Schiff 57 000 (64 000) wirkliher Export 6000 (6000), Import der Woche 27 000 (12 000), davon amerikanische 20 000 (7000), Vorrath 846 000 (882 000), davon amerikanische 660 000 (691 e s wimmend D N M D Aae 100 000 (52 000), davon amerikanische 90 000

Manchester, 13. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 53, 30x Water Taylor 7}, 20r Water Leigh 7, 30r Water Clayton L 32r Mock Brooke 75, 40r Mayoll 7}, 40r Medio Wilkinson 82, 32r Warpcops Lees 7}, 36r D arves s Rowland 77, 36r Warpcops Wellington 84, 40r Double eson 9, 60r Double courant Qualität 12, 32" 116 Yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r

168. Anziehend. 5 Glasgow, 13. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von

Hobene Forderung einer auf die in leßter Zeit von ihm er-

Roheisen in den Stores belaufen auf 330 930 gen : 368 752 Tons im De Jahre. Die Br dir im Betrich eo lichen Ho fen beträgt 48 gegen 77 im vorigen Jahre.