1893 / 248 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Mecklenburg-Strelitz. Seine Königliche Hoheit der Großherzog is vorgestern nach Neustreliß zurückgekehrt. ;

Oesterreich-Ungarn.

Der österreichish-ungarische Botschafter in Berlin von Szögyeny-Marich ist gestern in Wien eingetroffen.

n der Sißung des ungarischen Unterhauses vom Freitag berief sih, wie die Wiener Blätter melden, der Minister-Präsident Dr. Wefkerle, in Beantwortung der Interpellation wegen des Nichtersheinens der Regierung bei der Einweihung des Honved-Denkmals, auf seine am G. Mai d. J. ertheilte Antwort, der er nichts hinzuzufügen pet Es folgten nun heftige Reden der Abgeordneten

óötvós und Graf Apponyi, worauf der Minister- Präsident ebenso energish replicirte. Er wies darauf hin, welhe Opportunitäts - Politik Graf Apponyi stets treibe. 25 Jahre hindurch habe man für das Honved- Monument gesammelt, und es finde sih keine Spur, daß Graf Apponyi sih an den Sammlungen irgendwie betheiligt habe. Er, der Minister-Präsident, habe allerdings als armer Beamter dazu beigesteuert. Als das Monument fertig geworden sei, von dem Graf Apponyi bis s nichts gewußt habe, und es eingeweiht werden sollte, da sei Graf Apponyi plöglih mit einem Kranze erschienen. Er (Wekerle) habe an der Feier nicht theilgenommen, weil er Demonstrationen befürchtet habe; er habe übrigens alles gethan, damit fein nationaler Skandal entstehe. Bei den Worten „nationaler Skandal“, die die Opposition auf sih bezog, ohne die Vollendung des Satzes abzuwarten, entstand ein wüstes Gejohle. Die oppositionellen Abgeordneten stampften mit den Füßen, schlugen mit den Fäusten auf die Bänke und riefen: „Schande! Schande!“ Jm ganzen Saale herrschte eine groß: Bewegung und ein Tumult. Ein Theil der Opposition verließ darauf, wie bereits in Nr. 247 d. Bl. kurz erwähnt, lärmend den Saal. Hierauf erklärte der Minister-Präsident, daß man ihn nicht vollständig angehört habe, denn er habe die Worte „nationaler Skandal“ nicht aut Abgeordnete beziehen wollen, und wenn diese troßdem einen Exodus inscenirt hätten, so scheine dies vorbereitet gewesen zu sein, um einen Skandal zu provociren. Unter unbeschreibliher Erregung des Hauses {loß Dr. Wekerle seine Rede, worauf das Haus die Antwort des Minister-Präsidenten zur Kenntniß nahm. Die oppositionellen Abgeordneten kehrten nun in den Saal zurück und ließen Bogen circuliren, in - denen sie die Abhaltung einer nichtöffentlihen Sißung für 5 Uhr Abends anregten, die auch stattgefunden hat. Die geheime Steen A wurde indessen gleih nah deren Eröffnung wieder geschlossen, da der Minister-Präfident nicht erschienen war und auch die Stenogramme noch nicht übertragen waren, somit der authentishe Text der Rede des Minister-Präsidenten nicht vorlag. Jn der Sißung vom Sonnabend verlangten mehrere Mitglieder der Nationalpartei Genugthuun vom Minister - Präsidenten Dr. Wekerle dafür, daß in der vorhergehenden Sißung der Skandal vorbereitet ge- wesen und Graf Apponyi persönlih beleidigt worden sei. Me Miner Dr, Wekerle und von Sztilagyi erklärten, daß weder die Nationalpartei noch Graf Apponyi in ihrer Ehre verleßt worden seien und daß auch ein Skandal niht angezettelt gewesen sei. Die Abgeordneten Graf Apponyiîi, Horanszky und Jvanka stellten darauf den persönlichen Kampf gegen die Regierung in Aussicht. Der Abgeordnete Abranyi bat, seine Fmmunität, die von einer Gerichtscommission in unerhörter Weise verleßt worden sei, zu aan, daf Der Antrag wurde-an den Jmmunitäts-Aus\{huß verwiesen. Das Haus beschloß sodann, bis gegen Ende des laufenden Monats keine Ds zu halten, um den Ausschüssen zur Erledigung ihrer Arbeiten Zeit zu lassen. Die nächste dûrtte f in welcher das Budget zur Verhandlung gelangt, dürfte kaum vor dem 4. November abgehalten werden.

Der Unterrichtsausschuß is den Geseßentwurf über die Reception der israelitishen Religion ange- nommen. Jm Laufe der Debatte erklärte der Minister Graf Csáty, die Regierung wolle ihr R ganz durchführen. Sie habe den größten Theil der Vorlagen bereits eingebracht und hoffe bestimmt, auch den Gesezentwurf der obligatorischen Civilehe in der nächsten Zeit vorlegen zu können.

Frankreich.

Die „Agence Havas“ theilt mit: Der Präsident Carnot habe bei dem Eintreffen des russishen Geschwaders in Toulon ein Telegramm an den Kaiser von Rußland gerichtet, das der Kaiser sofort beantwortet habe. Vorgestern habe der Präsident nochmals an den Kaiser gelegentlih dessen Besuchs der französischen Schiffe in Kopenhagen telegraphirt.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich- Este ist gestern Nachmittag, von New-York kommend, in R yre eingetroffen. Der öfsterreichishe Konsul begab sih an

ord zu dem Erzherzog. Leßterer reiste noch gestern Abend nach Paris ab.

Die Münzconferenz hat am Sonnabend die Prüfung der hauptsächlichsten Fragen beendet und sih sodann auf acht Tage vertagt, da die auswärtigen Delegirten den Wunsch äußerten, ihre Regierungen über gewisse Punkte zu befragen, insbesondere über die Bedingungen der von Jtalien zu leistenden Rückzahlungen an die anderen Staaten, die sich im Besiy italienisher Scheidemünze befinden.

Ueber die Festlichkeiten in Toulon liegen folgende Mit- Mittheilungen des „W. T. B.“ vor: Am Sonnabend früh be- ute eine große Anzahl von Personen das Admirals\chi} „Kaiser

icolaus 1.“ Später trafen an Bord die officiellen Abordnungen ein, von denen diejenige des iel Stadtraths zuerst empfangen

wurde, wobei der Präsident desjelben Humbert dem Admiral Avelane die Einladung des Stadtraths, Paris zu besuchen, Üübermittelte. Der Admiral dankte und fügte hinzu, die russishen Seeleute seien glücklich, nach Paris zu kommen, da jeder Schritt, den fie in Frankreich “machten, - im Geiste von ganz Rußland begleitet werde. Au . das Ansuchen des räfecten von Marseille, ‘da / das russische O diese Stadt ebenfalls be-

suchen e erwiderte der Admiral Avelane, er werde hierüber seiner Regierung Bericht erstatten. Der Präfect des Rhone- Departements lud den Admiral Avelane ein, auf der Rückehr von Paris Lyon ju besuhen. Der “Admiral nahm die Einladung an. Hierauf folgte der . Empfang von Abordnungen zahlreiher Städte Frank- xcihs, die Geschenke überbrahten und Adressen ver-

lasen. Nachmittags fand in Anwesenheit des Admirals Avelane und der russischen OIREER ein Turnerfest statt. D D En wurden N aufgenommen. Bei der Ankunft und Abfahrt wurden den Gästen lebhafte Ovationen dargebracht. Die Musik spielte die russische National- hymne und die Marseillaise. Am Abend veranstaltete der Commandant des französishen Geschwaders Boissoudy an Bord des festlih geshmückten Schiffs „Formidable“ ein Diner, woran Anszehn russishe Offiziere, das Personal der russishen Botschaft und mehrere französishe Marine-Stabs- offiziere theilnahmen. Am Schlusse des Diners be rüßteder Admiral Boissoudy in einem . Trinkspruh die russihen Gäste und gab seiner Freude darüber Ausdruck, sie empfangen zu können. Der Trinkspruh {loß mit einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin von‘Rußland, sowie auf die Größe und das Glück Rußlands. Jn einem zweiten Toaste brachte Boissoudy ein Hoh auf die russishe Armee und die T ufsislhe Marine aus und gedahte der Helden, die während des russisch - türkischen Krieges durch ihre Kühnheit und ihre militärischen Tugenden die Bewunderung von ganz Frankreich erregt hätten. Hierauf erhob sich Admiral Avelane und trank auf die Ge- sundheit des Präsidenten Carnot. Jn einem zweiten Toast hob er dann hervor, die russishen Offiziere seien stolz, an Bord eines französischen Schiffs zu sein; in ihrem Namen trinke er auf das Wohlergehen der französishen Marine und des französishen Heeres. Nah dem Diner fand ein Ball im e statt, der von den Offizieren der Armee und der Marine veranstaltet war. Bei dem Er- scheinen des Admirals Avelane wurde die russische Hymne gespielt. Wiederholt wurden die Rufe: „Es lebe Rußland, es lebe der Kaiser von] Rußland!“ laut. Mehr als 5000 Personen nahmen an dem Balle theil. Gegen Mitternacht zog sih der Admiral Avelane zurück. Während des Ballcs

“im Arsenal fand im alten Binnenhafen ein venetianisches

Fest statt; sämmtliche Schiffe waren prächtig illuminirt, die Häuser am Hafen erleuchtet und vor der Mairie spielte eine Militärkapelle. Die Betheiligung der Bevölkerung an dem Feste war cine sehr starke. | S Gestern Vormittag veranstaltete die Municipalität zu Ehren der russischen Offiziere in dem prächtig decorirten Hofe des Lyceums ein Dejeuner zu 800 Gedecken. Hierbei brachte der Maire einen Trinkspruch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland aus, der mit lebhaftem Beifall und den Rufen: „Es lebe der Kaiser, es lebe Rußland!“ aufgenommen wurde. Der Maire fügte hinzu, diese Rufe zeugten für die unlösliche Anhänglichkeit Frankreichs an Rußland. Die Vereinigung der beiden Völker beweise der ganzen Welt den lebhaften Wunsch, daß für Europa eine Aera des Friedens und Gedeihens beginnen möge. „Gerade in unserer Stärke werden wir eine Garantie für diesen der Freiheit so nothwendigen Frieden finden!“ Der Admiral Avelane ant- wortete mit einem Toast auf den Präsidenten Carnot und das französishe Volk. Der Admiral dankte für die sorgfältigen Veranstaltungen, die getroffen worden seien, um den Glanz des Empfangs des Geschwaders zu erhöhen. Diese Veran- staltungen bewiesen die Größe der anölischèn Nation, die Großartigkeit ihrer Gastfreundschaft und die gegen- seitigen Sympathien, die zwischen beiden Nationen be- ständen. Der Admiral {loß, er trinke auf die Gesundheit des Maire, das Gedeihen Toulons und ganz Frankreichs. Die den russischen Offizieren von der Stadt Toulon gestifteten Pokale waren vor den Toasten vertheilt worden. Nach dem Dejeuner defilirten verschiedene Musikvereine. Der hierauf veranstaltete Blumencorso verlief glänzend. Der Admiral Avelane D einen mit Blumen be- deckten Landauer und durchfuhr mehrere Male die Reihen unter enthusiastishen Kundgebungen der Menge und unter einem Regen von Blumen und Confetti. Die russishen Offiziere betheiligten sih ebenfalls an dem Corso. Später empfing der Admiral Avelane die mit der Organisation des Banketts für die russishen Seeleute beauftragte Touloner Abordnung. Es wurde festgeseßt, daß an dem Bankett, das während des Aufenthalts des Admirals in Paris statt- finden wird, 500 russishe und ebensoviel französische Seeleute theilnehmen sollen. Bei dem Diner, das der Admiral Vignes zu Ehren des Admirals Avelane in der See- präfectur gab und woran die Spizgen der Behörden theilnahmen, brahte der Admiral Vignes einen Toast aus, worin er sagte, er sei der treue Dolmetsh der Gefühle Frankreichs für den Zaren wegen der Sendung des Geschwaders, die ein neues Zeichen der hohen Sympathie sei und die Franzosen mit Dankbarkeit erfülle. Hierauf trank der Admiral Vignes auf die russische Flotte, als die Schwester der franzö- sischen. Nachdem der russishe Botschafts-Rath von Giers für die Worte des Admirals Vignes gedankt hatte, trank Admiral Avel ane auf den Präsidenten Carnot, indem er hervorhob, seine Gefühle steigerten sich in dem Maße, daß er bedauere, daß seine Beredsamkeit nicht in demselben Verhält- niß zunehme, um ausdrücken zu können, was er empfinde. Nach dem Diner fand im Grand Théâtre eine Galavor- stellung statt, bei der ein Chor von 200 Sängern die russische Hymne unter den „Vivats“ der Zuhörerschaft vortrug.

Rußland.

Der Finanz-Minister hat am 1./13, d. M, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, die zeitweilige Emission von 50 Millionen Rubel Creditbillets, sicher- gestellt durch Hinterlegung von Gold, verfügt.

Der bei dem Ministerium des Jnnern eingeseßten Com- mission für Revision des Volks-Verpflegungs-Reglements war 18 Ein R zugegangen wegen Einführung obli- Lo IeE ersiherung der Getreidejaaten gegen Mißernte: Die Commission hat infolge tien eine bezüg- liche Umfrage an 49 Gouverneure des europäischen Rußlands gerichtet, 42 von a sprachen sih entschieden gegen die er- wähnte Saatenversicherung aus.

Der Ee, veröffentliht die zwischen der russischen Regierung und dem fran ösifchen Bot- schafter ausgetaushten Noten in Betreff der Einwilligun ersterer dazu, daß die Schiffahrt P dle Frankrei ch und Algier als Küstenschi fahrt anzusehen und mithin aus\ließlich der französishen Flagge zu überlassen sei, was bisher nicht mit Artikel 17 des französisch-russishen Handels- vertrages von 1874 im Einklang war.

Ftalien,

Der König, die Königin, der Kronprinz, der Her §08 von Aosta, der Minister-Präsident Giolitti sowie die Minister des Krieges und der Marine trafen, wie

,W. T. B.“ berichtet, gestern Vormittag aus Monza in Say Martin o ein, um der Enthüllung des Denkmals für Victor Emanuel beizuwohnen. Bei der e ware außerdem zahlreiche Generale und Präfecten, der Sindaco, die Militär-Attachés von Oesterreih-Ungarn und Frankreich, dag Bureau des Parlaments, ferner Delegirte von 147 Vereinen darunter 113 Kriegervereinen, anwesend. Auf der Fahrt wurden der o und die Königin in Brescia mit enthu- siastishem Jubel begrüßt, der F bei der Ankunft in San Martino erneuerte. Zunächst wohnten die Herrschaften der Messe in der Kapelle des Beinhauses bei. Hierauf seßte sich der QUg unter militärishen Ehren nah dem Denkmal in Bewegung,

er Senator Brede, der Obmann des Ossuarium-Vereins hielt eine patriotishe Ansprache, worin er das Denkmal qls militärishes Museum der Einigung Jtaliens bezeichnete und das Gelübde aussprach, das Vaterland stets {chüßen zu wollen, Nach beendeter Feier fand in einem eigens erri e E ein Dejeuner statt, woran die Königli e die Behörden und die Militär-Attachés theilnahmen. Nah dem Dejeuner hielten der König und die Königin Cercle ab. Um 4 Uhr er: folgte die Rückkehr nah Monza.

Das britische Geschwader unter dem Oberbefehl des. Admirals Seymour trifft heute Vormittag in Tarent ein, Das Panzerschif} „Jtalia“ mit dem Admiral Corsi an Bord, kam gestern Nachmittag dort an, um das englische Geschwader zu empfangen.

: Spanien.

Das Befinden des Minister-Präsidenten Sagasta hat sich dem „W. T. B.“ zufolge gebessert. Zum Minister des Znnern ist Puigcerver ernannt worden ; die übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles.

Ein spanisches Geshwader, bestehend aus dem Flagg: hi} „Pelayo“ und 4 Kreuzern, unter dem Befehl des Admirals Ocana, ist gestern in Algeciras eingetroffen. Ein Kreuzer und ein Aviso blieben in Melilla zurü.

Jn Madrid ist es am Sonnabend zu einer patriotischen Kundgebung seitens der Studenten gekommen, die die Straßen unter dem Rufe „Es lebe Spanien! Nieder mit Marokko!“ durchzogen. Zwischenfälle kamen dabei nicht vor.

Rumänien.

Der König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, am Freita von Braila unter lebhaften Ovationen der Bevölkerung na Sinaia abgereist, wo .die Ankunft am Abend erfolgte. Zum Empfang war der Prinz Ferdinand am Bahnhof erschienen.

Die Prinzessin Ferdinand is gestern früh 2 Uhr auf Schloß Pelesh in Sinaia von einem Prinzen entbunden worden, Das frohe Ereigniß wurde im ganzen Lande mit großem Enthusiasmus aufgenommen. Jn sämmtlichen Städten des Landes wurde Flaggenshmuck angelegt. Die Minister und der Bürgermeister von Bukarest begaben sich Q Vor- mittag nah Schloß Pelesh, um den Civilstandsact aufzu- nehmen. Der neugeborene Prinz wurde unter dem Namen Carol eingetragen. Das Befinden der Prinzessin Ferdinand sowie des neugeborenen Prinzen is ein sehr befriedigendes.

Bulgarien. Dle Sobranje ist der Verfassung gemäß auf den 27. Oktober einberufen worden.

Amerika.

Die brasilianishe Regierung hat, wie „W. T. B.“ erfährt, unter dem 10. d. M. ein Decret veröffentlicht, wonah die den Befehlen des Admirals de Mello ge- horhenden Schiffe der Jnsurgenten, sowie jene Schiffe oder Forts, die. mit der Ansurveetton emein})ame Sache machen, als außerhalb des Gefeßes stehend erklärt werden.

Jn i eingetroffenen Nachrichten aus Rio de Janeiro zufolge sind daselbst mehrfache Verhaftungen vorgenommen worden. Das Panzershi} „Sete Setembro“ soll an der Küste gestrandet und der Regierung in die Hände gefallen sein.

Nach Meldungen aus Montevideo wird das Krieg? E von Uruguay erhöht werden.

Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, ist daselbst der Belagerungszustand bis zum Dezember verlängert worden. Die Verbannungen dauern fort. Jn der Provinz Santa ist die Nationalgarde verabschiedet worden.

Da in Chile nunmehr Ruhe herrscht, so wird nah einer in Paris eingetroffenen Meldung der Bela gerungszustand aufgehoben werden.

Asien.

Der „Times“ wird aus Simla vom 13. d. M. gemeldet, die Nussen hätten den Versuh gemacht, ihre Ansprüche auf die von den Afghanen beseßten Districte Shignan und NRoshan mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Der Oberst War N ein Sohn des ruffisen Kriegs-Ministers, habe dur) das Murghab-Gebiet nah Darwaz in Buchara marschiren

wollen : die t hätten Widerstand geleistet, auf

die Russen "geschossen und sie zurückgedrängt. Diese hätten sih auf das andere Ufer des Murghab zurückgezogen und dor! verschanzt.

Afrika.

Der „Times“ wird aus Sansibar gemeldet, daß Sir Gerald Portal in Korokor'o angelangt sei und den Tan(/ fluß abwärts nah Witu anstatt auf der gewöhnlichen Roult nah Mombasa komme.

Der britishen Süd-Afrika-Gesellschaft ist der „Mt Corr.“ zufolge am 10. d. M. die Meldung jugegan en, da die beiden Colonnen, welhe gegen die Matabeles voi Fort Victoria und vom Fort Charter gezogen sind, ihre Ver- bindung bewirkt hätten, Jede der beiden Colonnen sei ungefähr 400 Mann stark.

Parlamentarische Nachrichten.

ornstein, Mitglicd ahlkreis (Binninge"/

Der 2 Freiherr von Konstat

des Neichstags für den 2. badischen Amt Kaiserhof, m ai 14 D, De N

Engen) gestorben.

“nimmt.

Nr. 40A des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Ar- beiten, vom 11. Oktober hat folgenden Inhalt: Das Bauwesen der Stadt Berlin (Schluß). Brückeneinstürze in den Vereinigten Staaten. Vermischtes : Vereinbarungen zwischen P reuges und den Niederlanden über Maßregeln bei Hohwasser- und Eisgefahr im Rhein. —— Ausstellung in San Francisco, Vertiefung der Charente.

Entscheidungen des Neichsgerichts.

Der Verkäufer eines mit Shwamm behafteten Hauses, welcher diesen Umstand beim Verkauf absichtlich verschweigt, macht ih, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, TV. Strafsenats, vom 90. Juni 1893, dadurch nur dann wegen Betrugs strafbar, wenn er geflissentlich durch besondere Manipulationen das Erkennen des Schwamms erschwert hat.

Bei einer Seeversichherung für eine Schiffsladung Kohlen gegen die Gefahren der N E Ina na und ihre olgen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Civilsenats, vom 98, Juni 1893, der Versicherte bei einer durch Unfälle während der Fahrt herbeigeführten nahen Gefahr der Selbstentzündung berechtigt, im nächsten Hafen die Kohlen zu verkaufen und die Differenz zwischen dem versicherten Werth und dem Erlös der Kohlen von dem Ver- sicherer zu verlangen.

Kunst und Wissenschaft.

Die vorgestrige erste Wintersißung der Berliner Gesell - \chaft für Erdkunde war wegen der angekündigten Bericht- erstattung der Theilnehmer an der Grönland-Expedition sehr zahlreich besucht. Der Vortrag konnte indeß nicht stattfinden, da die Reisenden laut Drahtmeldung ers am Sonnabend in Kopenhagen ein- getroffen find und noch etwa acht Tage zur Abwikelung der Geschäfte dort werden verweilen müssen. Der Reiseberiht über das Ergebniß der Forschungen wird erst in der nächsten Sißung der Gesellschaft, am 4. November, erstattet werden. Die verzögerte Ankunft i} auf einen {weren Sturm zurückzuführen, den das Schiff auf seiner Fahrt von Frederiköhaven, wo es am 10. d. M. eingetroffen war, nach Kopenhagen zu bestchen hatte. Den Vortrag des Abends hielt Dr. Gerhard Schott über seine Meeresbeobahtungen auf der Neise nah Indien.

In den öffentlihen Vorlesungen des Kunstgewerbe - Museums wird infolge der nöthig gewordenen Aenderung nun- mehr Herr Dr. von Falke sieben E über „die Kunst des Morgenlandes und ihre Einwirkung auf das Abendland“ halten. Diese Vorträge finden jeden Freitag, Abends von 8# bis 9F Uhr, statt, und beginnen Queen den 20. Oktober. Im Lichthofe des Kunstgewerbe - Museums wird morgen eine Ausstellung von alten und neuen Kunststikereien eröffnet werden. Die für den Fachabend des Kunstgewerbe Vereins (f. u.) zusammengestellte Sammlung von Arbeiten aus Privatbesiß, vornehmlih der Frau Lipperheide, nebs den Arbeiten hervorragender Kunstwerkstätten ift durch hervorragende Stücke aus den Beständen des Kunstgewerbe- Museums ergänzt, sodaß die Ausftellung den ganzen Lichthof aus- füllen wird.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittwoch einen Fachabend für Handstickerei. Herr Hof- sticker R. Thiele madite eingehende Mittheilungen über die Technik der Handstickerei und thre Verwendung zu deécorativen Zwecken. Zur Erläuterung des Vortrags war eine Fülle mustergültiger Arbeiten

meist großen Maßstabs aus der reichen Dung der Frau Lipper-

heide ausgestellt. An älteren Stickereien des Königlichen Kunst- gewerbe-Museums erläuterte Herr Secretär Heiden die hervorragendsten Methoden der Vorzeit. In der Concurren z des Vereins für deutsches Kunstgewerbe um Entwürfe zu einem Meisterbrief für die Innung „Bund der Bau-, Maurer- und Zimmermeister in Berlin" haben er- halten : den 1. Preis (150 4) Maler August Glaser in München, den 2. Preis (100 4) Maler Paul Klinka in Berlin. Mit ehren- voller Erwähnung wurden bedaht: die Maler Z. Steirowicz, Ed. Liesen, Otto Gußmann und John Schmidt, sämmtlich in Berlin. Der Entwurf von Steirowicz wurde außerdem von der Innung für 50 4 angekauft.

Sehr merkwürdige Ansichten findet man häufig in Zeitungen be- züglih des Genusses von Pilzen ausgeführt, besonders wenn einmal ein Vergiftungsfall zur allgemeinen Kenntniß gelangt ist. Es wird dann gewöhnlich dargelegt, wie gefährlich das Essen von Pilzen sei, wie viel Unheil dadur angerichtet werde und wie es sich über- haupt niht verlohne, eines Gerichts wegen, das do nur selten ge- nossen wird, sih sfolchen Gefchren auszuseßen. Es soll im

olgenden kurz ausgeführt werden, wie sehr unrichtig solche Unsblen snd und wie ehr se ol [dazu ¿peitragen, dem Volke ein Nahrungsmittel zu wvergällen und zu

entziehen, das vielfah verdiente, hervorragend Veranletogen zu werden,

das niht nur für jedermann leicht selbst zu sammeln ist, sondern auch wenigstens für viele Gegenden einen werthvollen Handelsartikel zu bilden geeignet wäre. Es ist vor allem hon vielfa nachgewiesen worden, daß Speisepilze einen außerordentlih hohen Nährwerth be- fißen, der sie hoh über die Kartoffel und andere dieser ebenbürtige, allgemein gebräuchlihe Nahrungsmittel telt. Speisepilze könnten also nicht nur Genußmittel, sondern wirklihe Nahrungsmittel sein, wie dies ja auch für viele Gegenden für Berlin zum Beispiel für den bekannten Pfefferling {hon seit lange zutrifft. In vielen Ländern is} der p ilagenuß bbn seit Jahrhunderten so allgemein, daß Pilze dort ohne Bedenken als Volksnahrungsmittel bezeihnet werden dürfen. So ist dies der Fall in Jtalien, vor allem aber in Nord-Afrika, wo die Eingeborenen zeitweise fast nur von einem trüffelähnlihen Pilze leben, den fie aus dem Wüstensande aus- graben und der, an den Wurzeln von dürftigen Pflanzen wuchernd, dort 0g die Stellung unserer Kartoffel im Haushalt des Menschen cin- as nun ferner die Aehnlichkeit mancher Speisepilze mit D

die unleugbar vorhanden is betrifft, so sei auf folgende Er- wägungen hingewiesen. Jedermann weiß, daß es zahlreihe Blüthen- pflanzen giebt, welche unseren Küchengewächsen zum Verwechseln ähn- lich sehen und die scharfe Giftstoffe enthalten. Es soll als. Beispiel nur E und die f\tarkgifti L Verte angeführt werden. Und doch, wie selten ereignet es f , daß wirklich Tae S cen zwischen diesen beiden Kräutern vorkommen. Oder ließe fich etwa jemand aus Angst vor einer etwaigen Verwechselung vom Genusse der 2 ekn abhalten? uf der anderen Seite kann auf ein noch viel typischeres Beispiel hingewiesen werden, welches zeigt, wie schr die Furcht vor den Speisepilzen nur der Unkenntniß derselben entspringt. Jedermann genießt z. B. in Berlin den Pfeffer- ling, weil ihn jedermann als un efährlih kennt. Und doch kommt in unseren Wäldern auch ein Pilz vor, welcher als nächster Ver- wandter dem Pseferting außerordentlich E (Cantharellus aurantiacus), niht leiht von demselben unterschieden werden kann und dem giftige Wirkungen zugeschrieben werden. Aehnliche e iele eßen sp noch zahlrei beibringen. Jedoch die beiden Fälle zeigen s{hon, daß der häufige Gebrauch der betreffenden Pflanze den Sammler oder Esser in die Möglichkeit verseßt, mit leichter Mühe die giftige Art von der gefährlihen zu unterscheiden. Sehr viel wäre in dieser Hinsicht von der ule zu leisten, wo an der Hand ausgezeichneter in neuerer Zeit erschienener billiger Tafelwerke der Schüler mit Leich- tigkeit lernen würde, die hervorragendsten Speisepilze von den giftigen rten zu unterscheiden. Und nur um diese hervorragend- sten brauchte es {ih ja zu handeln, denn {hon dadurch würde gewiß sehr viel Vortheil dem Volke zugewendet

{ und im Gegensaÿ dazu, manches Unheil abgewendet werden. Denn

Speisepilze giebt es ganz außerordentli viele, nur es sie eben nicht

jedermann zu finden, resp. giebt man sich keine Mühe, dieselben zu finden. - Sie treten häufig in den Wäldern, und nicht zuleßt in den Wäldern der Umgebung Berlins, in solhen Mengen auf, daß in wenigen Minuten für Familien ein außerordentlich wohlschmeckendes und nährstoffreihes Gericht gesammelt werden könnte, welches in fast allen gige die gewöhnliche Kartoffelnahrung übertrifft, zum mindesten aber eine angenehme Abwechselung bedeuten würde. Und wenn ferner die fp erung allgemeiner in Auf- nahme käme, wie leiht fönnte sh der Arme durch Sammeln der Speisepilze einen gewissen Gelderwerb sihern, ganz davon abgesehen, daß ihm dadurch man Es Tag erspart bliebe! Es ist unzweifelhaft, daß in dieser Hinsicht vieles geshehen müßte, um den Speifepilzen bei uns eine allgemeine Aufnahme als Volksnahrungs- mittel zu sichern; für denjenigen aber, welcher sie kennt und säßen gelernt hat, ist es faum faßlich, daß eben noch so wenig gethan worden ist.

In dem Wettbewerb um die künstlerishe Aus- gestaltung der Großen Weserbrücke in Bremen is, nah dem „Centr.-Bl. d. Bauv.*, der erste Preis dem Entwurf des Architekten H. Billing in Karlsruhe, der zweite dem Entwurf des Negierungs-Baumeisters C. Moriß in Berlin zuerkannt worden. Angekauft wurden die beiden Arbeiten des Architekten Bruno Möhring in Berlin und des Regierungs-Baumeisters Walther Kern in Stegliß. Alle Entwürfe werden in der Kunsthalle in Bremen vom 15. bis 28. d. M. ausgestellt werden.

Ueber Hunnengräber, welche bei Bonyhad in Ungarn aufgedeckt wurden, berihtet Pfarrer Wosinski aus Apar dem „N. Wiener Abendbl.*“ Folgendes : „Die Ausgrabungen geschehen unter meiner Leitung in Cziko, Komitat Tolna, bei Bonyhad, in einem sehr ausgedehnten Gräberfelde der Hunnen, wo ih bisher nahezu 500 Gräber geöffnet habe. Die Skelette find in streng eingehaltenen Reihen zu finden. Sie liegen auf dew Rücken, mit ausgestreckten Händen und Füßen und zwar so, daß die Füße öftlich und das Haupt in westliher Richtung ist. Es sind meistens Skelette von Frauen, Kindern und alten Personen. Oft liegen Mann und Frau ganz nebeneinander in demselben Grabe; oft wieder die Mutter mit ihrem quer über die Brust gelegten Kinde. Die Leihname wurden in die ganz s{hmalen, aber sehr (meist 2 bis 3 m) tiefen Gräber ohne Sar gelegt. Hervorragende Personen wurden mit Pferden begraben. Au in diesem Falle liegt das menschliche Skelett in der erwähnten Lage und Richtung, dicht daneben aber das in voller Nüstung aufgesattelte, abyeschlachtete G Bei dem Pferde sind immer Steigbügel, Etsen ebiß, auf ‘beiden Enden mit sehr {chôn verzierten Hirsch- geweihstücken versehen, Schnallen und aus Silber und Bronze verfertigte Beschläge des Pferdegeschirrs zu finden. Unter 500 Todten waren bisher nur 7 mit Roß begraben. Die Beigaben der Männerskelette sind Waffen und zwar Messer, Pfeilspißen, dreischneidige Wurfspeere, Lanzenspißen und Beile, Die Gürtelbeshläge sind aus Silber und Bronze sehr \{hön gearbeitet und verziert. Sehr oft haben fie in der linken Hand, außer römishen Münzen vom Ende des vierten Jahr- hunderts, Feuersteine (Silex und Jaspis) und Stahl. Die Beigaben der Frauen bestehen aus Ohrgehängen, oft in der Größe der heutigen Armbänder, Halss{chmuck, Fibula (Sicherheitsnadeln) und Arm- bändern, die aus Gold, Silber, Bernstein, Bronze und Glas verfertigt sind. Auch fehlen selten bei den Frauen ein fleines Messer, Spinnwirtel und mit Wellen - Ornament welches bisher irrthümlih für flavishes Motiv gehalten wurde verzierte Gefäße für Speisen. Unter diesen Speiseresten kommen häufig Eier vor, deren Schalen noch erhalten sind. .… . Ich habe bei diesen Gräbern der Hunnen, die wir bisher als ein culturloses, barbarishes Volk gekannt haben, {on in drei Fällen einen. Stylus gefunden, wie er bei den Römern im Gebrauch war, die mit diesem Stylus. auf mit Wachs überzogenen Tafeln s{hrieben. Ja sogar eine Frau, die mit massiven goldenen Ohrgehängen ges{müdckt war, hatte einen aus Silber verfertigten prahtvoll verzierten Stylus in der Hand.“

Anläßlich ihres 75 jährigen Bestehens ernannte, wie ,„W. T. B." meldet, die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden 22 Aerzte zu Ehrenmitgliedern, darunter die Geheimen Medizinal-Räthe und Professoren von Bergmann, Gerhardt und Olshausen in Berlin und von Esmarch in Kiel.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrun gs- Maßregeln.

Spanien.

Die gegen den Hafen von Mogador und Umgebung erlassene Quarantäne-Verfügung is aufgehoben worden, (Vergl. „R.-Anz.* Nr. 214 vom 6. September.) :

Die Königlich spanische Regierung hat Herkünfte von Maas[uis unter gewissen Bedingungen für rein erklärt (vgl. „R.-Anz.“ Nr. 206 vom 28. August), dagegen für Herkünfte aus Kertsch, welche nah dem 12. d. M. in Spanien eintrafen, und aus Rotterdam, welhe nah dem 23. v. M. von dort abgegangen sind, Quarantäne angeordnet. Gleichzeitig werden diejenigen Häfen, welhe von den beiden leßt- genannten Orten in gerader Linie nicht weiter als 165 km entfernt sind, für choleraverdächtig erklärt.

Portugal. Durch Verfügung des portu ¡efisen Ministeriums des Jnnern sind die Häfen von Stettin und Blyth seit dem 15. v. bezw. 1. d. M. für choleraverseuht und die übrigen Häfen der Grafschaft Northumber- land mit Ausnahme von New-Casile, welhes nah wie vor als ver- seuht gilt (vergl. „R.-Anz. Nr. 237 vom 3. Oktober), für cholera- verdächtig erklärt worden. : i Durch Verfügung des PorlugenlSen Ministeriums des Innern werden die Häfen der Provinz Messina seit dem 15. v. M. für choleraverseuht erklärt. Griechenland.

Die gegen Herkünfte vor Alexandrien angeordnete fünftägige Beobachtungsquarantäne ist in eine \trenge ärztliche D um- gewandelt worden. (Vgl. „NR.-Anz.“ Nr. 240 vom 6. Oktober.)

Schweden.

Durch Bekanntmachung des elen Commerzcollegiums vom 13, d. M. ift die Stadt Stettin für holeraverseuht erklärt worden, und sind die unter dem 22. v. .M. angeordneten Schußmaßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera in Schweden über nicht für cholerainficirt erklärte Häfen tat „R.-Anz." Nr. 236 vom 2. Oktober) auf Passagiere der aus Mecklenburg-Schwerin und anderen pommerschen Häfen als Stettin kommenden e anzuwenden.

Durch eine weitere Bekanntmachung dieser Behörde vom 10. d. M. ist die Insel Sizilien für choleraverseuht, dagegen die Stadt Neapel und die Provinz gleihen Ngmens für holerafrei erklärt werden. (Vergl. „RN.-Anz.“ Nr. 194 vom 15. August.)

Norwegen.

Einer Verordnung der norwegishen Regierung vom 11. d. M. zufolge ist ganz Holland, fowie in Spanien Bilbao nebst der Provinz Biscaya für cholerainficirt, dagegen die Stadt Neapel nebst der

Provinz gleichen Namens für rein von Cholera erklärt worden.

Dänemark.

Durch eine sofort in Kraft an Bekanntmachung . des dänischen Justiz-Ministeriums vom 12. d. M. sind die gesundheits- polizeilichen 2 ena des Geseßes vom 2. Juli 18 bis auf weiteres gegen Schiffe aus Palermo in Wirksamkeit geseßt worden. Gleichzeitig ist das Verbot der Einfuhr von Lumpen und von nicht vorschriftsmäßig desinficirter Kraßwolle, von gebrauhten nicht zur Reise oder Umzugsgut gehörenden Kleidungsstücken, Bettzeug und Leibwäshe auch auf Provenienzen aus dem genannten Hafen aus- gedehnt worden.

Uruguay.

Die Regierung von Montevideo hat unter dem 15. v. M. fämmtliche brasilianishe Häfen für rein (aal „R.-Anz,“ Nr. 225 vom, 19. September), dagegen alle deutschen, österreihishen und spanischen Häfen für choleraverdähtig erklärt.

Auf Grund einer Verfügung der Gesundheitsbehörde vom 16. v. M. werden demnach die Provenienzen der gedachten Häfen einer ahttägigen Quarantäne unterworfen. Diese Verfügung findet auf alle Schiffe Anwendung, welche seit dem 7. v. M. den bezüglichen deutschen, österreihishen oder spanishen Hafen verlassen haben. Cuba.

Schiffe, welhe Antwerpen nah dem 14. v. M. verlassen haben, elten als rein ; dagegen ist für Herkünfte von Fernenzen und Ham- urg (vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 230 vom 25. September), welche diese

Orte nach dem 23. August, bezw. 4. v. M. verlassen haben, Quaran- täne angeordnet worden.

Cholera.

St. Petersburg, 14. Oktober. Vom 9. bis 12. d. M. sind nah dem Bericht des „W. T. B.“ in St. Petersburg 89 Er- frankfungen an Cholera und 42 Todesfälle vorgekommen, vom 6. bis 10. d. M. in Moskau 9 bezw. 5, vom 1. bis 7. d. M. in Warschau 7 bezw. 3, in Dorpat 11 bezw. 5, in den Gouvernements Bessarabien 25 bezw. 12, Lom scha 381 bezw. 190, Minsk 39 bezw. 17, Plotk 4 bezw. 3, Nadom 2 bezw. 4, Smolensk 16 bezw. 9, vom 24. bis 30. September in dem Gouvernement Warschau 14 bezw. 7, vom 24. September bis 7. Oktober in Woronesch 116 bezw. 54. :

Rom, 15. Oktober. Bis gestern erkrankten in Livorno 47 Personen an Cholera und 9 starben, in Patti Marina 3 bezw. 1, in Palermo 23 bezw. 12. Jn den leßten 24 Stunden sind, wie „W. T. B.“ meldet, in Livorno 26 Personen an Cholera erkrankt und 30 gestorben, in Palermo 8 Personen erkrankt und 7 gestorben.

Sofia, 14. Oktober. Nach einer Bekanntmachung des Sanitäts- raths sind in Tutracan 5 Cholerafälle vorgekommen, von denen 2 tödtlich verliefen.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 14. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer Aller“ hat am 12. Oktober Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 12. Oktober Nachmittags von Baltimore nah der Weser abgegangen. Der Reichs-Postdampser „Bayern“, nah Ost-Asien bestimmt, is am 13. Oktober Vormittags in Colombo angekommen. Der Post- dampfer „Köln“ hat am 13. Oktober Ouessant passirt. Der Reichs-Postdampfer „Oldenburg“, nah Ost-Asien bestimmt, ist am 13. Oktober Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ is am 13. Oktober Morgens, in Balt i - more angekommen. Der Postdampfer „Amerika hat am 13. Ok- tober Nachmittags Lizard passirt. Der Reihs-Postdampfer „Hab s- burg“ ist am 13. Oktober Abends auf der Weser angekommen.

15. Oktober. Der Postdampfer „Frankfurt“ hat am 13. Oktober Abends Santa Cruz passirt. Der Postdampfer -, H. H. Meier“ hat am 13. Oktober Nachmittags Dover passirt. Der Reichs: Postdampfer „Gera“, von Ost-Asien kommend, is am 14. Oktober Vormittags in Suez angekommen.

Theater und Musik.

Königlihes Schauspielhaus.

Shakespeare’s „Sommernachtstraum“ gelangte am Sonnabend neu einstudirt zur Aufführung; es war dies eine Art von Jubiläumsvorstellung zur Erinnerung an den Tag, an dem vor fünfzig Jahren die Dichtung zum erften Mal von Königlichen Schauspielern, begleitet von Felix Mendelsfohn-Bartholdy's Musik, im Neuen Palais in Potsdam dargestellt wurde. Derbe Wirklichkeit und märchenhafter Elfenzauber finden sih in diesem {önen Phantasie- spiel zu ebenso erheiternder wie fein poetischer, stimmungsvoller Wirkung in seltsamer Verbindung zusarnmen. Der lustige Geisterspuk voll holder Poesie, hier von Mendelsfohn in singender und klingender Tonpracht wiedergegeben, wie er hon früher die Tondichter als ein für die musifalishe Bearbeitung besonders geeigneter Stoff zu empfindungsvollen Schöpfungen anregte, hushte und \{wirrte in fünstlerisher Vollendung über die Bühne. Der fommerlihe Wald, vom feuchten Mondesftrahl erhellt, der s{himmernde Glanz der Ge- wänder, die leiht beshwingte zarte Elfenshaar in Oberon's und Titania’s Gefolge, der liebliche Gesang beim Schlingen des Elfenreigens, die Musik, die den anbrehenden Lag verkündet, die kühle Frische der Morgendämmerung, technisch überrashend {ön ausgeführt, boten ein abwechselungsreihes Märchenbild, dem gegenüber die irrenden und suchenden, Treitonden und liebenden Menic{engeftalitn und das ein- fältige, treuherzige Treiben der Rüpel derb komisch contrastirten. Die sommerliche Traumnacht, die den Vorbereitungstag zur Hochzeits- feier des Theseus mit. dem eigentlihen Hochzeitstage verbindet, nimmt nah der gewohnten Eintheilung die drei mittleren Aufzüge der Dich- tung in Anspru. Um den yauber bieser Traumnacht niht zu stören, wurden bei der NMeueinstudirung am Sonnabend die drei Mittelacte ohne Unterbrechung gespielt. Der leitende Gedanke dieser Veränderung der Sceneneintheilung is vom künstlerischen Standpunkte aus durchaus begreiflich und zu billigen, wenn er auch praktisch nicht unbedingt günstig wirkt, weil die drei durch die aus- \{chmüdende Musik noch gedehnten Acte in der unmittelbaren Auf- einanderfolge die Zuschauer doch etwas ermüden. Das Rüpelspiel im leßten Act wurde in drastisher Weise und mit ergößlicher Wir- kung vorgetragen; Herr Vollmer als Pyramus stolzirte mit lächerliher Würde und fagte feinen Part mannhaft mit geschraubter Uebershwänglichkeit her, ‘bis er endlih nach verschiedenen krampfhaften Anstrengungen den Schwertgriff und den tragishen Tod fand. Diefe Rüpelkomödie hat noch ihre besondere Geschichte, die beweist, daß e um ihrer unübertrefflißen Ironie willen immer beim Volk wie vei den Künstlern besonders beliebt war. Wie sie einige Zeit nah dem Erscheinen des „Sommernachtstraums" niht nur in England, sondern auch in Deutschland selbständig das Publikum erfreute, so trägt sie auch heute noch als Bestandtheil der Elfen- kfomödie ihren reihlihen Antheil zum Erfolge bei. Als Mitwirkende in der Sonnabendvorstellung sind no zu erwähnen Herr Blencke als biederer Peter Squenz und Herr Hartmann als Thisbe, die sich nach dem Erdolhen mit zierlihem Anstande sittsam auf die Erde streckte. n der Rolle der Titania war Fräulein von Mayburg fein und geshmeidig in den Bewegungen und zärtlich im Ausdruck. Frau Conrad war ein behender, anmuthiger Puck, der in fröhliher Neckerei sein Spiel mit den verzauberten Menschenkindern trieb und beim Epilog mit lieblicer Schelmerei das geflügelte Köpfhen durch die geschlossene Gardine steckte, um Nachsicht für die traumhaften Schatten der Sommernacht zu erbitten und mit s{halkhaftem Blinzeln Gute Nacht u wünschen. Die beiden verliebten Athener stellten die Herren atkowsky und Purschian mit fröhlicher Laune dar, und die Damen von Hochenburger undLindner shmachteten zärtlih in thren Liebes- träumen und vgs fih als Nebenbuhlerinnen tapfer aus. Fräu- [ein Doape atte als Amazonenkönigin fast nur \tolz und kriegerish auszusehen und ihre glänzende Gewandung mit Königlicher Würde zu tragen, da sie nur wenig zu Worte kommt; Herr R sprach als Theseus mit ernster Freundlichkeit und bewegte sich majestätish

vornehm. Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater.

Die neue Operette „Freund Felix“ von Richard Genée und L. Herrmann errang am Sonnabend bei ihrer ersten Aufführung einen durchs{chlagenden U Das nah einem älteren Stoff, der fast vergessenen S e von Angely „Von sieben die Häß M geshickt verfaßte Libretto is troß feiner Einfachheit \spannend und unterhaltend. Der Erbe eines bedeutenden Vermögens hat der testamentarischen LARE u unterwerfen, die unter den sieben des Verwalters der für thn bestimmten Güter von drei älteren Damen als die E an bezeichnete zu heirathen, bevor er in den der Erbschast treten kann. Da er jedo die fchönfte von den tera liebt und diese feine Neigung erwidert, so wenden die beiden jungen