1893 / 251 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

E E E O BRES A R are w I E

E e r E

E R E Be R R E R

über die Gründyug eines Gymnasiums im Westen Berlins reichen bis in das Jabr 1883 zurück. Sie gewannen feste Gestaltung, als sechs Jahre später Schöneberg den Bauplatze im Akazienwäldchen an der Grunewaldstraße dem Fiscus schenkte. Nachdem der Bau da- dur gefichert war, wurde die Anstalt in dem von der Gemeinde gemietheten Schulhause am 13. Oktober 1890 unter Leitung des E Dr. D. Richter mit 8 Lehrern und 238 Schülern in 4 Gymnasialklassen und 3 N eröffnet. Jett ist die Zahl

Lehrer auf 18, die der Schüler auf rund 500, die der Klassen auf 11 gestiegen. Der Beginn des Gymnasialbaues erfolgte im Oktober 1891. Die Pläne des Gymnasialbaues, der Turnhalle und des Director-Wohn- hauses wurden im Auftrage der Königlichen Ministerial-Baucommission vom Baurath Schultze entworfen. Das Klassengebäude ist für 950 Schüler berechnet : es enthält 3 Vorschulklassen, 18 Gymnasialklassen nebst einer Reserveklasse, eine S Eb einen Bo, eine Aula, eine Lehrer- und eine Schülerbibliothek, ein Director- und ein Conferenz- zimmer und eine Wohnung für den Hauswart. Die Aula enthält 626 Sißpläße. Die Baukosten betrugen rund 585 000 A Davon entfallen auf das Klassengebäude 411500 46, auf das Director- Wohnhaus 46 500 #, auf die Turnhalle 30500 A und auf die beiden Abortgebäude 21 000 46 Neben dem Land-Bauinspector Poetsch (as 2 Bauausführung in den Händen des Regierungés-Baumeisters

rber.

Die Preußische Pap, DibolgetetlsGaft hielt gestern Abend in der Dreifaltigk. itskirhe ihr 79. Jahresfest ab. Nach der Festpredigt des General-Superintendenten Faber erstattete Lic. Breest den Bericht, dem wir entnehmen, daß die Gesellshaft im ab- geschlossenen Jahre 98 484 Bibeln, 41 459 Neue Testamente und 472 Pfalter ausgegeben hat. Tochtergesellschaften, Kirchen, Vereine und einzelne Arme erhielten an Geschenken 306 Bibeln, 326 Testamente und 120 Pfalter, die Berliner Stadtschulen für Er- träge der Bibel-Pfennigbüchsen 104 Bibeln, die Militärshulen 393 Bibeln. 3878 Bibeln und 19 203 Testamente wurden im Heer und in der Marine verbreitet, Trau- und Jubelbibeln wurden 23 794 von der Gesellschaft verlangt. Seit der Stiftung der Gesellschaft sind von ihr insgesammt 2 091 650 Bibeln, 510 237 Neue Testamente und 1186 Pfalter verbreitet worden.

Herr Privatdocent Dr. Carl Müller wird morgen Abend in der Urania einen durch mannigfahe und besonders lehrreiche Experimente erläuterten Vortrag über „Wirken und Schaffen der Pflanzenwelt“ halten. Es wird hierdurch allen Pflanzenfreunden Gelegenheit geboten, die wunderbaren Etin- Meungen des Pflanzenleibes und die überaus wichtigen Leistungen der N anzenwelt und ihrer Lebensvorgänge kennen zu lernen. Bei diesem

ortrage werden die kleinsten Organe der Pflanzen mit dem Sonnen- mikroskop der Urania gezeigt werden, welches eine 20 000 fahe Ver- größerung gestattet.

Memel, 16. Oktober. Das neue Postgebäude hierselbst ist heute in Gegenwart des Staatssecretärs des Oa Dr. von Stephan feierlich eingeweiht worden. Der Staatssecretär hielt bei der Einweihung eine Rede, der wir nah dem „Memeler Dampfboot“ olgende Stellen entnehmen:

„Hochgeechrte Herren ! Gestatten Sie mir, daß ih zunächst meiner Freude darüber Ausdruck gebe, hier in der altehrwürdigen Stadt Memel, dem Deutschen Hort der Ostsee, eine Versammlung so an- esehener Männer und s{chöner Damen begrüßen zu dürfen.

ch sage Ihnen auh gleichzeitig meinen Dank, den ih damit ver- binden möchte, dafür, daß Sie heute so zahlreih erschienen sind und damit das Wohlwollen bekundet haben, welches hier in- der nördlichsten Handelsstadt des Deutschen Reichs den Reichs-Verkehrscinrihtungen dargebracht wird. Wir haben erst vor kurzem an den Ufern des Boden- sees ein Neichsgebäude für Post und Telegraphie zu Konstanz eingeweiht. Heute befinden wir uns am nördlichsten deutshen Strande zu dem gleichen Zweck. Jch führe diese einfahe Zusammenstellung nur an, weil sie in Pier Weise die Verkörperung des Reichs- edankens darstellt, wie er auf dem Verkehrsgebiet, durh Post und elegraphie, unser nationales Institut, verwirkliht worden is. Es mag das auch gleichzeitig eine Mahnung sein dahin, daß wir in

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Wetter t vom 19. Oktober,

Morgens.

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Stationen.

Wind. Wetter. |

Temperatur in 9°C

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fang 7 Uhr.

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Belmullet. . 2 Aberdeen . . | 767 2|wolkig Christiansund | 759 4 Regen Kopenhagen . | 769 é Dunst 4 1 2

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7 Uhr.

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ats Thau. 4) Abends Regen.

Uebersicht der Witterung. Ein Hochdruckgebiet liegt über dem westlichen

Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele.

Schauspielhaus.

In Scene geseßt vom (Porzia“ Frau Clara Meyer, Ehren-Mitglied des Königlichen Schauspiels.) “Anfang 7 Uhr. 71 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 212. Vorstellung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Axel Delmar. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr.

Graeb. Musik

D « Vajazzi e ute u Die in cten und einem Prolog. usik un ihtung

von N. Leoncavallo, deuts von Ludwig Lautenburg. Anfang 72 Uhr.

In Scene geseßt vom

Dirigent: Kapell meister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 106. Vorstellung. Neu einstudirt:

Max Grube. Anfang 7 Uhr. Deutsches Theater. Freitag: Faust. Anfang

Sonnabend: Doctor Klaus.

Sonntag: Der Talisman.

Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Abonnements zu dem in der leßten Oktoberwoche beginnenden Goethe-Cyclus sind an der Kasse zu

M haben. 2) M stürmisch, Regen. 2) Gestern Regen. Die Tageskasse ist von 10—14 Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Freitag: 8. Abonnements-

{weren Zeiten, die ja keinem Gemeinwesen und keiner Stadt erspart sind, daß wir auch bei wolkenbehangenem Himmel nicht den Muth verlieren und nicht in Kleinmuth versinken sollen, daß wir im Gegen- theil in mannhaftem Stolz uns der großen Errungenschaften freuen, die uns das Heiligthum, von dem wir in unserer Jugend kaum zu träumen wagten, verwirklicht haben: das große, einige Deutsche Reich.

Meine hochverehrten Herren! Die Entstehung des hiesigen Bau- werks ist in erster Linie zurückzuführen auf die Allerhöchste Ent- \{ließung des Kaisers. Seine Majestät haben von vornherein diesem Bau ein lebhaftes Interesse zugewandt und dieses Interesse bis zum leßten Moment erhalten. Jh kann Ihnen hier etwas mittheilen, was dieser Behauptung zum Beweise dienen wird. Auf Allerhöchsten Befehl werden alle Regierungssachen, die ae dringliher Natur find, dem Kaiser nachgesandt, gleihviel wo Seine Majestät im Lee blick weilen mögen. Dazu gehören auch Pläne, Zeichnungen und Ent- würfe, dazu gehören Telegramme mit Hunderten und Tausenden von Chiffern und Zahlen. Ich bin in diesen Dingen {hon deshalb be- wandert, weil ih den ganzen Dienst organisirt habe. . Ih habe z¿. B. Allerhöchste Ordres in Händen gehabt, die vollzogen wurden hoch oben in den Alpen, in den Steyrischen Hirshhäusern und auch wieder folhe vom Nordcap. Es war bei den großen Schlesischen Manövern, bei Hohenstock, wo mehrere Armee-Corps vereinigt waren, und wo au Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich und Seine Majestät der König von Sachsen anwesend waren, wo ih Seiner Majestät die Pläne zum neuen Posthaus in Memel nachschickte. Mitten in jenen großen militärishen Anstrengungen und Aufgaben und mitten in der Erfüllung der Pflichten, die Fhm der Besuch hoher Gäste auf- erlegte, haben Seine Majestät Zeit gefunden, diese Pläne genau zu Een und mit folgender Allerhöchsteigenhändiger Bemerkung zu ver- ehen: „Genehmigt! Indem Jch den Geshmack des Entwurfs in jeder Beziehung lobe, gebe Jh anheim, den Giebel, wegen der starken See- winde, gründlich zu verankern.

IÎch habe die Originalzeihnung im Reichs-Postmuseum aufstellen und eine Copie mit dem Facsimile der Allerhöchsten Randbemerkung in der Reichsdruerei herstellen lassen. Wir werden uns nachher ge- statten, Ihnen je ein Exemplar dieser Copie als Andenken an den heutigen Tag zu überreichen

Das Postamt in Memel is eins der ältesten in der ganzen preußishen Monarchie. Es is im Jahre 1646 vom Großen Kur- fürsten eingerihtet worden. Damals {uf der Durchlauchtigste Kur- fürst in seinen Landen 50 Postämter, jeßt hat sich jene Zahl auf 24 000 vermehrt mit einem Beamtenpersonal von 140 000 Menschen. Das möge Ihnen beweisen, daß Sie einer schr großen Familie angehören, wahrscheinlih der größten auf dem ganzen Erden- rund. Friedrih Wilhelm T1., der dann ein s Postnet, „von Memel bis Neidenburg“, \{chuf, erwähnte in Seiner Ordre, er wolle ein Land haben, das cultivirt sei, und dazu gehöre auch die Post. So sprechen auch viele Reisende aus damaliger Zeit ihre Ver- wunderung darüber aus, daß sie in Deutschland nächst der Schule die Post am weitesten hätten verbreitet gefunden. König Friedrih Wil- helm I. war es auch, der den Ausspruch that, die Post sei das Oel für die große Staatêmaschine. Nun wohl, an Ihnen ist es, dafür zu forgen, daß das Oel nicht dick und träge wird, fondern flüssig bleibt und daß der Gang der Staatsmaschine ein gesicherter ist. . E

Wenn wir mit dem geistigen Auge hinuntersteigen in die Schachte und Tiefen der Jahrhunderte, dann schen wir vor uns die ganze große und denkwürdige Geschichte der Stadt Memel, von den ersten Kämpfen mit den Szameiten und Letten, die Wirren im Deutschen Orden, die Kämpfe mit Russen und Schweden, Blockadèn, Epi- demien, starke Feuersbrünste. Aber aus allen diefen Wechselfällen, wie man denn in jedem Kampfe die Kraft \tählt, ist die Stadt Memel immer wieder stärker und blühender hervorgegangen. Das beweist die vierfahe Zunahme seiner Einwohnerzahl gegenüber dem Anfange dieses Jahrhunderts, das beweist die Zunahme des Werths der Einfuhr, der 1791 nur eine halbe Million Mark, 1891 {hon 23 Millionen Mark betrug, während die Ausfuhr 1791 einen Werth von 34 Millionen, 1891 einen solhen von 27 Millionen Mark auf- wies; das beweist au die Statistik der Post und Telegraphie, deren Verbesserungen und Neuerungen (wie die Begründung der Telegraphie 1855 und die Einführung des Fernsprechwesens 1888) ja auch Memel zu gute gekommen sind. Die Ausdehnung des Eisenbahnnetes hat

RNibadier. 105. Vorstellung. Der Kauf-

Text von r

Mud.

Hartmann. Ober - Regisseur Teßlaff.

L Bildern. Anfana 74 Uhr. Sonnabend: Frau Veuus.

us\tattung,. Hierauf: Neu

Mittel-Curopa, einen Ausläufer nordostwärts na | Vorstellung. Der Hüttenbefizer. Anfang 7 Uhr. von J. Büver. Anfang 74 Ubr,

Finland entsendend, während Depressionen im Nord- westen und Südosten Europas lagern. Ueber

vertheilt und dementsprehend ist die Luftbewegung {wah bei trockenem und theilweise heiterem Wetter. Die Abkühlung, welhe ih gestern über Nord- deutschland zeigte, hat sich auch über Süddeutsch- land, Oesterreich-Ungarn und Westrußland aus- | Anfang 74 Ubr. E Stellenwelse wurde in Deutschland Reif

eobachtet. In Süd- und Ostdeutschland ist gestern Megen gefallen. Im nordwestlihen Rußland und Nordschweden herrscht Frostwetter. Die gegen- wärtige Wetterlage läßt ruhiges, theils heiteres, theils nebliges Wetter erwarten, an exponirten

Orten dürften Nachtfröste eintreten. Freitag: Zum Operette in 3 Acten nach einem älteren Sto

Deutsche Seewarte.

Sonnabend: Hamlet. Sonntag: Nachmittags 24 Uhr: Der Hütten-

Deutschland ist der Luftdruck hoh und qleimábia be Us ic Nora,

Sonnabend: Mauerblümchen. Sonntag: Mauerblümchen.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Chausseestraße 25. von Adolph Ernst. Anfang 74 Uhr Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Carl Weinberger.

Lessing-Theater. Freitag: Mauerblümeben. s

von Brandon Th

acobson und

7. Male: reund Felix, e von

Richard Genée und L. Herrmann. l Nichard Genée. In Scene geseßt von Julius Freitag: Opern- | Frißshe. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. haus. 211. Vorstellung. Lohengrin. Romantische | Anfang 7 Uhr. Oper in 3 Acten von Richard Wagner. In Scene gesep! vom Ober - Negisseur Teßlaff. Dirigent: apellmeister Weingartner. (Lohengrin: Herr Emil Göße, Königlicher Kammersänger, als Gast.) An- burg. Freitag: Zum 14. Male:

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten-

Schwank in 3 Acten von Georges n orjtelung. a Feydeau und Maurice Hennequin. Deutsch von | kasse von 64 Uhr ab. mann von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen | Emil Neumann. In Scene geseßt von Sigmund von Shakespeare, E von A. W. v. Schlegel. | Lautenburg. Vorher: Zum 5.

ber-Regisseur Max Grube. Lustspiel in 1 Act von Arpad von Berczill, für die deutsche Bühne bearbeitet von Josef Jarno. Anfang

ale: Jllufionen.

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Borstellung.

Neues Theater (am Shiffbauerdamm 43/5). ; : Freitag: 20. Ensemble-Gastspiel des Residenz- Slavische Brautwerbung, Tanzbild von Emil Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum

componirt und arrangirt von | 40. Male: Jugend. Ein Lebesdrama in 3 Âcten von Marx oa In Scene geseßzt von Sigmund I. Populäres Orchester-Concert von Professor

Sappho, Trauerspiel in 5 Auf F Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Lig. Sn Scene a uszügen von Franz | Freitag: Zum 156. Male mit vollständig neuer Aus- | Wmm Grillparzer. In Scene gefeßt vom Ober-Regisseur | itattung: Frau Venus, Modernes Mär Aen iei

Aussftattungsftück) mit Gesang und Ballet in 12

Theater Unter den Linden. Freitag: Zum 21. Male: Sataniel. (Novität.) Operette in 3 Acten von C. Görliß und A. Braun. Musik von Ad. Ferron. Couplets theilweise von Jul. Freund. Inscenirt durch den artistischen Leiter Herrn Ed. Binder. Dirigent:

err Kapellmeister Ferron. Mit vollständig neuer

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. i

Boranzeige. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr : Vor- stellung zu halben Kassenpreisen. Lachende Erben. Dperette in 3 Acten von Horst u. Stein. Musik von

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zum | 3ex[in: 34. Male: Charley’s Taute. Schwank in 3 Acten

auch für Memel Vortheile im Gefolge ge auch den vielbegehrten Eifenbabuans{luk nach Moscheiki noch einmal erhalten werden. i

So hoffe ih denn auch, vas die fegenteartne \chwere Zeit, die wir ja nit verkennen und von der Sie ja die Ursachen kennen und wissen, is dieselbe vorübergehende sind, daß, falls es dem Herrn Reichskanzler gelingt, den Plan durchzusetzen, dem eine seiner Actionen augenblicklich gewidmet ist, daß dann auch bessere Zeiten kommen und die Morgenröthe eines besseren Tages anbrehen werde.

Schon heute aber kann ich Ihnen fagen, daß die landesväterliche Clrsorge unentwegt dem Wohlergehen dieser alten denkwürdigen

tadt zugewandt is und niht minder das Interesse der Königlichen

Staatsregierung. Wir sind alle, davon dürfen Sie überzeugt fein, auf Ihr Wohlergehen bedaht und betraten Sie nicht als verlorene Kinder. Wir wissen wohl, daß wir hier im äußersten Norden einen treu erprobten und starken Hort eht deutscher, vaterländischer Gesinnung haben, dessen Bewohner sammt und sonders einig sind in den Gesinnungen, die sie seit Jahrhunderten in guten wie in bösen Tagen bewahrt haben, in den Gesinnungen der Treue und Anhänglichkeit an unseren Kaiferlihen Herrn und fein Haus, in den Gesinnungen patriotischer Hingabe für das Gemeinwohl und der Liebe und unverbrüchlichen Treue zu unserem großen deuts{hen Vaterlande. Diese Gesinnungen, meine Herren, bitte ih zu bekräftigen dadurch, daß Sie mit mir in den Nuf einstimmen: Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr, Er lebe hoh, hoch, hoch !“

Stettin, 18. Oktober. Von einem heute früh von Berlin nah Stettin abgelassenen Güterzuge sind laut Meldung des „W. T. B." in der Nähe des neuen Rangirbahnhofs in Pankow infolge eines Dammrutsches zwei Wagen entgleist, wodurch das Geleise gesperrt wurde. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen bewirkt. Menschenleben sind bei dem Unfall nicht zu beklagen.

Breslau, 18. Oktober. Heute Nachmittag fand die feierliche Grundsteinlegung zu der hier zu errihtenden „Lutherkirche“ statt. Der Festzug, an welhem nah dem Bericht des „W. T. B.“ der Ober-Präsident Dr. von Seidewiß , der General-Superintendent Erdmann und der Ober-Bürgermeister Bender theilnahmen, bewegte sih unter dem Geläute sämmtlicher Glocken von der Bernhardiner- Kirche aus durch die geschmückten Straßen nah dem Festplaß. Der Feier wohnten Vertreter der staatlichen, kirhlichen, militärishen und \tädtishen Behörden bei.

Breslau, 19. Oktober. Der langjährige Zweite Bürgermeister von Breslau, Geheime Regierungs-Rath Gustav Dicckhuth (seit Frlbtodr 1892 im Nuhestande) it, der „Schles. Ztg.“ zufolge, gestern verstorben.

Elberfeld, 19. Oktober. Der gestrigen Enthüllung der Denk- mâler für Kaiser Wilhelm 1. und Kaiser Friedrich (\. Nr. 250 d. Bl.) wohnte, wie ,W. T. B.“ meldet, auf Befehl und in Vertretung Seiner Majestät des Kaisers der General-Adjutant weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrih, General der Infanterie von Mischke bei.

London, 18. Oktober. Wie „R. B.* aus Honolulu vom 11. d. M. meldet, ist der der neugegründeten canadis{-australischen Dampfschiffslinie gehörige Dampfer ,Miowera“ am 2. d. 2M, am Eingang des Hafens von Honolulu gestrandet. Die zur Hilfe entsandten Bugsirdampfer konnten die „Miowera“ nicht flott machen. Die Passagiere sowie die Postsachen wurden gerettet.

New - York, 19. Oktober. Ein bedeutender Brand zer- störte, wie „W. T. B." meldet, die Fabrik bunter Papiere von Campbell u. Cie. in der Westfortystreet, ferner die Papierfabrik von Haviland und Nevins sowie die Pianofabrik von Chafstey und Cie. und die Möbelfabrik von Kimball. Außerdem wurden noch mehrere Privathäuser durh das Feuer vernichtet. Der Schaden wird auf 34 Millionen Dollars geschäßt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Musik von | Central-Theater. Direction: Richard Sculg.

Alte Jacobstraße Nr. 30.

Freitag: Zum 53, Male: Berliner Vollblut, Posse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer. Jm dritten Act: Vajazzi-Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Berliner Vollblut.

Das Sysftew i Tageskasse: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend-

Concerte. Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag, An-

fang 8 Uhr: Concert von Clara von Senfft (Alt) und Olga von Zerdahelyi (Violine).

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag:

Waldemar Meyer. Anfang 7 Uhr. Villets à 1 4 zum Saal, 2 zur Loge, Balcon,

Sonnabend und folg. Tage: Diefelbe Vorstellung. 1. Nang bei Bote u. Bock, im Bureau des Concert-

hauses und an der Abendkasse.

7ramilien-Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Friß von Frantius mit Frl. Margarethe Sieber (Chicago—Berlin). Hr. Lieut. Ekard Graf von Schlieben mit Frl. Elisa- beth Meier (Louisenberg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Baum- gart (Freiburg i. Schles.). Eine Tochter: Hrn. Forstmeister Frhrn. von Stenglin (Schelf- werder). Hrn. Geh. Regierungs-Rath Dr. von Glasenapp (Berlin). Hrn. Amtsrichter Neu- baur (Havelberg). Hrn. Kammerherrn Carl

Welt in Bild und Tanz. Phantustisches Mus Frhrn. Freytag von Loringhoven (Riga). stattungs-Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik

Gestorben: Hr. Major a. D. Gustav von Rosen (Neudorf a. Gbge.) Hr. Amtsgerichts-Rath Maximilian Schmid (Berlin). Hr. pa mann a. D. Gustav Frhr. von Grutschreiber (Bunzlau). Hr. L G a. D. Franz Eschner (Landsberg a. W.).

Nedacteur: Dr. H. Klee, Director.

Verlag ver Expedition (Scholz).

omas. Hierauf : Die Bajazzi. ; Parodistische Posse mi Geste A L M Dru der Norddeutschen Buchdruferei und Verlagse

enno Jacobson. In Scene geseßt

nstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{chließlich Börsen-Beilage).

habt und ih denke, daß Sie

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 251.

Die Wasserversorgung amerikanischer Städte.

Von Albrecht von JIhering,

ierungs - Baumeister und Docent an der Königlichen Technischen Bes Hochschule zu Aachen. d

Mit der e des Studiums amerikanisher Pumpwerks- anlagen zum Zwecke der Berichterstattung für die „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen“ betraut, bot sih dem ale ein so reihes Material über die Wasser- ewinnung amerikanischer Städte dar, daß er mit Freude der Auf- forderung Folge leistete, einen Theil desselben, welcher nicht nur rein wissenschaftlihes, sondern allgemeines Interesse besißt, nämlich die Art und Weise der Wassergewinnung und die \tatistishen Mit- theilungen über das Wachsthum der Wasserwerke, den Wasser- verbrauh, die Wasserpreise u. \. w. an dieser Stelle zur Veröffent- lihung zu bringen. /

Cs sei gleich anfangs bemerkt, daß es nicht in der Absicht des Verfassers liegt, eine BesGreibung einer größeren Anzahl ausgeführter Wasserwerke und Pumpstations-Anlagen zu geben ; vielmehr f\ollen hauptsählich die allgemein interessanten statistishen Erhebungen, welche erst in den achtziger und anfangs der neunziger Jahre in Amerika über die Wasserwerke der verschiedenen Städte angestellt wurden, zum Gegenstand der Betrachtung gemacht und hierauf der gegenwärtige Stand der Entwickelung der Wasserversorgung einiger der größten amerikanischen Städte, insbesondere von Chicago und Milwaukee, Pittsburg und Philadelphia, New-York und Boston erläutert werden.

Vor dem Jahre 1878 war kaum eine zuverlässige, auf Grund statistisher Grhebungen abgefaßte Veröffentlihung über die Größe, die Verbreitung, die Anlage- und Betriebskosten und die sonstigen wichtigen Daten der amerikanischen Wasserwerke erschienen. In diesem Jahr zuerst erschien in den „Engineering News“ eine Reibe von Aufsäßen, Beschreibungen amerikanischer Wasserwerke, soweit dieselben dem Verfasser jener Mittheilungen, dem Ingenieur I. J. R. Croes zugänglih waren, bezw. ihm die nothwendigen, statistishen Angaben zukommen ließen.

Erst im Jahre 1883, also vor kaum zehn Jahren, war diese Zusammenstellung vollständig und erschien als zusammenhängendes Werk unter dem Titel „Statistical Tables of American Water Works“, Hierauf ließ die Nedaction der vorerwähnten „Engineering News“ zu New-York es sich angelegen sein, das statistishe Material fortwährend zu ergänzen, dasselbe gegen Ende der achtziger Jahre insgesammt zu veröffentlichen und jährlih durch eine neue Znsammen- stellung zu ergänzen. Diese Beröffentlihungen „Manuals of American Water Works“ bieten niht nur für den Statistiker, sondern auh für den, mit der Ausführung und Ueberwachung städtischer Wasser- werke betrauten Ingenieur des Interessanten ungemein viel. Dem Herausgeber dieses Werks verdankt auch der Verfasser dieser Zeilen D Jrouen Theil seiner, im Nachfolgenden wiedergegebenen statistischen

ngaben.

Die leßten, zusammenfassenden, statistishen Erhebungen beziehen sih auf die Zeit bis zum 1. Juli 1891. An jenem Tage waren in den Vereinigten Staaten Nordamerikas 2037 Wasserwerke theils im Betrieb, theils noch im Bau begriffen. Von diesen Werken waren allerdings einige, 29 an der Zahl, in einzelnen Städten als Er- gänzungswerke vorhanden, sodaß \sich nah Abzug dieser 29 Werke 2008 verschiedene Städte und Ortschaften ergeben, welche dur künst- liche Ao mit Wasser versorgt wurden. Rechnet man indessen hierzu noch 179 fkleinere Gemeinwesen, welche von den in größeren Nachbarstädten befindlihen Wasserwerken gleichfalls mit Wasser versorgt werden, so ergiebt sih als Gesammtzahl aller in den Ver- einigten Staaten bis zum 1. Juli 1891 mit Wasserleitung versehenen Städte die Zahl 2187. |

In dem benachbarten Canada befanden. sih bis zu dem genannten Zeitpunkt 95 Werke mit 7 an andere Städte angeschlossenen Orten, also 102 Anlagen zusammen, sodaß die Gesammtzahl aller in den Vereinigten Staaten und Canada (eins{ließlich Newfoundland) mit Leitungéwasser ausgerüsteten größeren und kleineren Städte 2289 betrug.

Die größte Anzahl von Anlagen unter allen Staaten der Union besißt Pennsylvanien mit 216 Werken für 245 Orte, hieran {ließt sich der Staat New-York mit 199 Werken für 218 Gemeinden, sodann P eNE mit 128, Michigan mit 113, Californien mit 103 und Illinois mit 102 Werken, sodaß 6 Staaten mit je über hundert Werken vorhanden sind. Im Gegenfaß hierzu haben die Staaten Louisiana und Arizona nur 1 Werke, der Staat Delaware nur \cchs, und die Staaten Süd-Carolina, Mississippi, Nord-Dakota und Utah nur je sieben Werke. Es ist wohl zweifellos, daß dieser auffallende O einmal mit der wesentlih höheren, procentualen und absoluten Bepölkerungsziffer der östlihen Staaten und Californiens, sowie mit der, namentli in Pennsylvanien und dem Staate New-York so ungemein hoch ent- wickelten Industrie, ferner aber auch mit den in den großen Städten dieser Staaten getroffenen Wohlfahrtseinrihtungen, wie öffentlichen Trinkwasserbrunnen, Springbrunnen, Straßensprengung, Straßen- reinigung, sowie endlih mit den fast in jedem Privathause zu findenden Badeeinrichtungen und den vielen öffentlihen Bädern zu- sammenhängt. Interessant ist die folgende Vertheilung der Wasser- werke auf die einzelnen Staatengruppen.

Es besaßen beispielsweise: :

Die Mittelstaaten, New-York, New-Jersey, Pennsylyanien, Delaware, Maryland und ein Theil von Columbien 498 (24,4 9/0) Werke für 563 (26 9/0) Städte. N /

Die Neu-England-Staaten, Maine, New-Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island und Connecticut 290 (14,2 9/6) Werke für 348 (16 %/) Städte. / A

, Die Pacific-Staaten, Washington, Oregon, Californien, Arizona, Nevada, Utah und Idaho 197 (9,6 9%) Werke für 200 (9,15 9/0) Städte. i, L

Dagegen die Süd-Central-Staaten, Alabama, Miississippt, Louisiana, Tennesscee und Kentucky nur 70 (3,4 9/6) Werke für 72 (3,3 0 Städte. : :

Mehr als ein Viertel“ aller mit Wasserwerken versehener Städte gehören somit allein den 6 erstgenannten Staaten an, während die in ihnen vorhandenen Werke fast ein Viertel der- Gesammtzahl aller

erke ausmacht. Á

Die an die Wasserwerke „autges{lossene“ Bevölkerung der Ver- einigten Staaten betrug nah der Schäßung des Jahres 1890 22 470 608, diejenige Canadas 1 026 184, oder zusammen 23 496 792, Rechnet man für das Jahr 1891 die runde Zahl von 2 000 000 Ein- wohnern, j kommt im Durchschnitt auf je 11 700 Abnehmer ein

asserwerk. Etwas höher stellt ih g Zahl für die erste er oben angeführten Staatengruppen, die ‘Mittelstaaten New-York, ennsylvanien 2c. Bei einer Gesammtzahl von 8423 678 Con- Umenten (ca. 35,8 9/) sämmtliher Consumenten Amerikas und Wg nadas) und 471 Werken kommt dort auf je 17 900 derselben ein

t.

n derselben Staaten ruppe betrug die Anzahl der Wasser- entnahme- oder Zapfstellen 921 48, diejenige der Wassermesser dge nur 49 782, sodaß ungefähr auf je 9 Consumenten eine Zapfstelle, aber nur auf je 170 derselben ein Wassermesser kommt.

A Intere ant ist eine geshichtliche Zusammenstellung über die ersten nagen künstlicher Wasserwerke in Amerika. Am Schluß des vorigen Jahrhunderts waren 16 Städte Nord-Amerikas mit Wasserwerken

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 19. Oktober

versehen, während in Canada erst im Fahre 1801 das erste Waffer- werk in Montreal von einer Gesellshaft ausgeführt wurde. Das älteste Werk besaß Boston, welches im Jahre 1652 gleihfalls von einer Gesellshaft ausgeführt und betrieben wurde. Erst über 100 Jahre später, im Jahre 1761, erhielt eine zweite amerikanische Stadt, Bethlehem in Pennsylvanien, ein Wasserwerk. :

Die folgende Uebersicht zeigt die Entwickelung der sämmtlichen 16 ersten amerifanischen Eee:

Es wurde gebaut eine Anlage in

O Bethlehem L O O Meorristown i. St. Rew-Jersey Geneva i. St. New-York . . Peabody i. Massachusetts Plymouth, ebendort . XBOVCelter, ebendort Hartford i. St. Connecticut a Or

ortsmouth, New-Hampshire . s L098 tew-York, Salem u. Lynhburg . .. . 1799 Newark, Albany u. Winchester gegen das Jahr 1800.

Es ist selbstverständlih, daß diese älteren Werke nah den heutigen Begriffen von der Anlage und Wirkun E eines Wasser- werkes niht als solche zu betrahten sind, indessen at doch bereits ein Sammeln, Heben durch Pumpen und eine Zuleitung nah ver- schiedenen Punkten der Städte stattgefunden. In Boston waren bohgelegene Quellen gefaßt und durch Holzrohre nah Sammelbecken in der Stadt geleitet worden, während in Bethlehem bereits 1769 Wasser- [eitungen volhanbn waren, da in jenem Jahre eine Erneuerung der „Pitch- Pine“-Nohre nachweislich vorgenommen wurde, während dieselben i. F. 1786 durch Bleirohre erseßt wurden. Das erste größere Werk dieser Stadt wurde im Jahre 1799 durch die Manhattan Co. gebaut. Dieselbe war contractlich verpflichtet, ein Hochreservoir stets mit Wasser gefüllt zu halten, zu welhem Zwecke Wasser aus einem tiefer gelegenen Teiche oder Sammelbecken in den Hochbehälter 7M werden mußte. Von leßterem wurden verschiedene, in der Stadt gelegene Becken dur Leitungen mit Wasser gefüllt.

In den ersten 50 Jahren dieses Jahrhunderts wurden in den Ver-

einigten Staaten nur 67 neue Anlagen gebaut, sodaß im ganzen 83 Werke vorhanden waren. Erst in den leßten 40 Jahren, ja man tann sagen den leßten 10 Jahren, nahm die Zahl der Anlagen rash zu. Während Ende 1880 nur 598 Werke oder noch nicht ein Drittel der jeßigen Anzahl im Betrieb waren, betrug zu Ende 1890 die Zahl derselben 1878 und 2037 bis zum 1. Juli 1891, eine Zahl, die gegenwärtig auf fast 2500 gewachsen sein dürfte, wenn man das gleiche Wachsthum wie in den Jahren 1890 und 1891 annimmt. Die Ge- fammtlänge aller Hauptrohrleitungen der gesammten amerikanischen und canadishen Wasserwerke betrug am 1. Juli 1891 33 848 engl. Meilen. Rechnet man dieselben zu rund je 1,6 km, so ergiebt 1h eine Länge von 54157 km oder, da eine geographische Meile 7,42 km lang ist, eine Länge von rund 7300 geographischen Meilen. Da der Erdumfang am Aequator gemessen 5400 Meilen beträgt, so ließe fich die obenerwähnte Rohrleitung 1 und § mal um unseren Planeten [{chlingen! Eine ret ahtunggebietende Länge !

Die Anlagekosten sämmtlicher Werke der Vereinigten Staaten haben sih auf 542 770 143 Doll., diejenigen Canadas auf 26 131 390 Doll., also zusammen auf 568 901 533 Doll. oder rund 2389 Millionen Mark oder im Durchschnitt für jede Anlage auf 1 120 000 ( belaufen.

Der täglihe Wasserverbrauh der einzelnen Städte sowohl der Gesfammtmenge nah als auch im Verhältniß zur Bevölkerungszahl ist schr wechselnd. Den größten absoluten Bedarf hatte (1. Juli 1891) Chicago mit über 152 000 000 U. S. Gallonen oder 575 000 ebm. Ihm folgt Philadelphia mit 137 736 000 U. S. Gallonen oder 9339 727 cbm, während erst in dritter Linie New-York, obwohl der Bevölkerungszahl nah die größte Stadt Amerikas, mit 121 000 000 U. S. Gallonen oder 457 985 cbm kommt. :

Die 50 größten Städte Amerikas (bis zu einer Einwohnerzahl von 50 000 Seelen herab gerechnet) hatten am 1. Juli 1891 bei einer Gesammtbevölkerung von rund 11 370 000 Einwohnern einen täg- lichen Gesammt-Wasserverbrauchßh von 1 177 450 000 Gallonen oder 4 456 650 cbm, woraus sich eine durchschnittlihe täglihe Wassermenge pro Kopf der Bevölkerung von 103,6 Gallonen oder 392 1 ergiebt.

Diese Zahl wird von 19 dieser Städte (oder 38 9%. der Gesammt- zahl) mehr oder weniger überschritten. Die größte Wassermenge pro Kopf hat Alleghany, die Schwesterstadt von Pittsburg, welche bei einer Bevölkerung von 105287 Einwohnern einen täg- lichen Wasserconsum von 25 000 U. S. Gallonen (oder 94 625 cbm) oder 238 U. S. Gallonen = 900 11 auf den Kopf der Be- völkerung besißt. Die kleinste verhältnißmäßige Wassermenge auf einen Einwohner zeigten die Städte Fall River mit nur 29, Atlanta mit 36 und New-Orleans mit 37 Gallonen bezw. 110, 136 und 140 1, während Scranton mit 75215 Einwohnern die abfolut kleinste täglihe Wassermenge von nur 24 Millionen Gallonen oder 9463 cbm aufweist. Die drei Millionen-Städte Amerikas rangiren in folgender Reihenfolge: in erster Linie Chicago mit 140 Gallonen (530 1), sodann Philadelphia mit 132 Gallonen (500 1) und New-York mit nur 79 Gallonen (300 1) auf den Kopf der Bevölkerung. i

Bezüglich der Art der Wasserentnahme sind drei Methoden zu unterscheiden : erstlih die Entnahme aus Seen, sodann diejenige aus Quellen und Flüssen, endlih die Entnahme aus Brunnen oder dem ae Von den in Betrachtung gezogenen 50 Städten war die erste Art bei 5 Städten, die zweite Art bei 37 Städten, die dritte Art bei 5 Städten vertreten. Bei verschiedenen Städten waren ge- mischte Methoden, sowohl See- und Flußwasserentnahme als auch

lußwasser- und Grundwasserentnahme in Gebrau, während die ntnahme aus Seen und Grundwasser si in keiner Stadt vorfindet, wie dies wohl auch leicht einzusehen ist.

Die Wassergewinnung bezw. Zuführung erfolgt auf zweierlei Art, entweder dur natürlihes Gesälle von höher gelegenen Seen, Flüssen und fkünstlih hergestellten Sammelbecken, „Lhalsperren“ aus oder indem das Wasser durch Pumpen aus den Seen, oten oder dem Grundwasser gehoben und entweder direct in das Rohrneßz gedrückt, oder zunächst auf ein Hochreservoir gehoben wird, von wo es in das Leitungsneß gelangt. Die Amerikaner nennen das erstere System

Water supply by gravity“, das leßtere „Supply by pumping“. Das leßtere ist das weitaus o mit Þ indem 40 von den vor-

i. J. 1652 "1761 12 . 1209 U 2 1790 " 1796 ©1796

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betrahteten 50 Städten, also 809% mit umpanlagen versehen sind, während nur 6 Städte, darunter New-York, Baltimore und San Francisco, nur das Gravity-System haben, die übrigen Städte sich beider Systeme bedienen. Das auffällige Vorwiegen des ersteren Systems hat seinen guten Grund in dem Mangel hochgelegener Wasserquellen in der Nähe der großen Städte, sowohl des Ostens als au des mittleren Amerikas. Aber auch dort, wo solche Bezugs- quellen vorhanden sind, ist häufig entweder ihre Menge für den Bedarf nicht ausreihend, sodaß von vornherein von ihrer Benußung Abstand genommen worden ist, oder die Gewinnung und Leitung tößt auf große technishe und finanzielle Schwierigkeiten, O die ntnahme aus den en bei allen 0reuertn tädten vorhandenen Flüssen oder Seen wesentli einfaher und bequemer ist.

„Vom hygienishen Standpunkt aus ist freilich dies Verfahren niht zu billigen, da das Wasser der Seen und Flüsse E stark verunreinigt is und au bei den meisten Wasserwerken keine Filter-

1893.

anlagen vorhanden sind, das Wasser vielmehr in große, teichartige, ganz offene Bassins gepumpt wird, wo es allen Witterungseinflüssen wie Negen und Schnee, sowie den die a inge durch Staub, Rauch, Kohlenruß und andere, dur die Luft mitgeführten shädlichen Stoffe ausgeseßt is. Verfasser dieser Zeilen hat in den ver- \chiedensten Städten die Wasserwerke und- Hochreservoire besucht, fand die leßteren jedoch stets unbedeck und vielfah auf der Wafserober- fläche mit einer wenig appetitlichen Schicht Eten, in welcher Heu- und Strohhalme, Blätter u. |. w. noch die harmlosesten Substanzen waren. Daß hierdurch kein gesundes Wasser erhalten werden kann, ift wohl ohne weiteres einleuchtend. 7

Noch gefährlicher aber ist die Entnahme aus den Flüssen und ce da dieselben auch vielfach die Ausflüsse der Kanalisation in sich aufnehmen.

Was die Frage der Verwaltung der Wasserwerke an- langt, so sind mehr als die Hälfte aller Werke der Vereinigten Staaten (ungefähr 57 9/6) in den Händen von Gesellshaften, welche die Concession des Betriebs auf längere oder kürzere Zeit erhalten haben. Im ganzen sind 1159 Wasseranlagen auf diese Weise ver- geben, wovon allein auf die oben erwähnten sechs Mittelstaaten 333 Concessionen oder mehr als das Doppelte wie auf irgend eine andere Staatengruppe entfallen.

Unter ca. 400 der größten dieser von Gesellshaften verwalteten Anlagen waren nur 2 mit 5jährigem Contract, 15 mit 10, 9 mit 15 Jahren. Die meisten Contracte, 132 von 400, laufen 20 Jahre. 20, 21, 25 und 30 Jahre Dauer haben die Verträge von zusammen 267 Gesellshaften, darunter 66 mit 25 Jahren, 59 mit 30 Jahren. Ueber dreißig Jahre haben im ganzen nur 59 Gesellshaften, darunter 46 auf 50 und 11 auf 99 Jahre. Verhältnißmäßig groß ist die Zahl derjenigen Gesellschaften, welche eine unkündbare, sozusagen ewige Con- cession besißen, nämlih 39. Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß diese leßteren Concessionen die für das Gemeinwohl der betreffend-n Städte nachtheiligsten sind, und wird wohl auch in diesen Städten eine Zeit kommen, wo diese Privilegien, wenn auch dur noch so große pecuniäre Opfer werden abgelöst werden.

Ueber die Wasserpreise selbs und die Art und Weise der Fest- seßung der Naten kann Allgemeines kaum gesagt werden. Fast jede Gesellschaft hat ihre besonderen Contracte mit den Stadtverwaltungen, welche ihr jedenfalls nicht zum Schaden gereihen. In manchen Städten wird der Wasserzins auf Grund der Angaben der Wasfer- messer erhoben, in anderen auf Grund der Anzahl der Zapfstelien eines Hauses, wobei Badeeinrichtungen besonders besteuert werden. Wieder andere Verwaltungen erheben den Zins nah der Kopfzahl der E oder nah der Länge der Straßenfront der Häuser.

weifellos aber is, daß in vielen Fällen die Höhe der gezahlten Ab- gaben zu der Qualität des Wassers in einem \hreienden Mißverhältniß steht. Nicht zu verkennen aber und lobend hervorzuheben is tas in neuester Zeit sih bemerkbar machende Streben vieler Verwaltungen, die Entnahmestellen des Wassers (sei es aus Flüssen oder besonders aus Seen) derartig anzulegen, daß \{chädigende Einflüsse durch Kana- lisation, Rauh und Staub der Großstädte u. \. w. mehr und mehr vermieden werden. Dies gilt besonders von den neuesten Anlagen der Städte Chicago und Milwaukee, deren Besprehung nun folgen möge.

1) Die Wasserversorgung von Chicago.

Während bis zum Sommer des Jahres 1892 ses Pumpstationen von verschiedener Leistungsfähigkeit im Betrieb waren, wurde im August des vorigen Jahres die siebente Station, die 14th Street Pumping Works, gleihfalls in Thätigkeit gefeßt, jedoh der Betrieb zeitweilig unterbrochen, sodaß die Leistung dieser Pumpen feine regel- mäßige war, dieselbe daher auf die Gesammt-Jahresleistung von untergeordnetem Cinfluß war. Im laufenden Jahre ist dagegen au diese Station voll im Betrieb und kann na den früheren Durch- Oa die gegenwärtige Tages- und Jahresleistung berechnet werden.

: Ode Dae anen höpfen ihr Wasser direct aus dem Michigan-See. ei zweien derselben liegt die Entnahmestelle in nächster Nähe des Sees, während sie bei den übrigen Schöpf- stellen ca. 14—2 n Meilen (ca. 2,5—3 km) weit im See liegt. Bei der neuesten Anlage, der 14. Street Station, liegt die Schöpfstelle 4 Meilen (ca. 6,4 km) weit vom Lande entfernt und ist für eine andere Entnahmestelle, welhe zwei der größten Pump- ftationen, die West Pump Works und die Central Pump Works bes dient, cine Hinausshiebung von 2 auf 44 Meilen (3,2 auf 7,2 km) Entfernung vom Ufer projectirt.

__ Der Umstand, daß die Schöpfstellen des Wassers stets weiter hinaus in den See verlegt werden, wodur sehr kostspielige und schwierige Wasserbauten, Tunnels und Sammelthürme bedingt sind, beweist besser als lange Auseinanderseßungen über die Schädlichkeit des durch die Kanalisation _verunreinigten Wassers, daß die Stadt- verwaltung von der Unzulänglichkeit und der Gefahr der bisherigen Anlagen für die Gesundheitszustände der Stadt überzeugt ist und eine allmähliche Verbesserung der Schöpfstellen bezw. die Entnahme reineren und taten Wassers aus dem See anstrebt. -

| ie Gesammtwassermenge, welhe von allen 7 Pumpwerken (einshließlich des nur vorübergehend in Betrieb befindlihen Pump- werks der 14. Street Station) im Jahre 1892 gefördert wurde, betru 71 035 462 221 Gallonen Wasser oder rund 269- Millionen Cubik- meter, oder täglich im Mittel 737 600 chm. Da nah amtlichen Feststellungen die Bevölkerung der Stadt Chicago am 1. Juli 1892 rund 1 450 000 Seelen betrug, so ergiebt dies eine tägliche Wasser- menge von 508,6 1 oder mehr als § cbm pro Kopf der Bevölkerung. Unter Berücksichtigung des vollen Betriebes der siebenten, neuesten U wird diefe Zahl für das Jahr 1893 noch beträchtlich größer ausfallen.

Die größte Wassermenge, welhe überhaupt an einem Tage gepumpt wurde, betrug 241 Millionen Gallonen oder rund 913 390 ebm, was einer Sekunden - Leistung aller Pumpen zusammen von ca. 107 cbm und einer Wassermenge von rund 630 1 pro Kopf der Bevölkerung entspricht.

Die Generalunkosten für den ganzen Betrieb, eins{ließlich aller Löhne 2c. betrugen 446 974 Doll. oder rund 1 852 000 4, sodaß die Betriebskosten pro Cubikmeter Wasser sich auf 0,16 Cts. oder 0,68 „L

belaufen. ie Zuleitung des Wassers zu den Pumpen erfolgt dur Tunnels, welche 20 Fuß und mehr unter dem Seegrund liegen und im See in lothrehte ächte oder Sammelbrunnen, „Cribs* münden, in welche das Wasser 10—20 Fuß tief unter dem Neripige, einfließt. Die Construction und Einrichtung sowie der Neubau dieser Schöpfstellen ist speciell für die Wasserbau-Ingenieure von hohem Interesse und es war daher mit Freuden zu begrüßen, daß das Entgegenkommen des Chef-Ingenieurs der asserwerke, des Herrn Saml. G. Ärtingstall, es einer großen Anzahl amerikanischer, deutsher und anderer aus- wärtiger genaue ermöglihte, fowohl die fertigen, im Betrieb hes enba en, als -auh eine im Bau begriffene Anlage dieser „Cribs* zu gen. ; „Es dürfte wohl nit ohne Interesse sein, die Einrichtung dieser Cribs etwas näher kennen zu lernen, und glaubt Verfasser diese schreibung am besten dur eine kurze Swilderung der erwähnten Bea Va M Zuli, Aaczens 10 Ube ais m 28. Juli, Morgens r, versammelte eine : Anzahl von Besuchern der Chicagoer Stu an arate

Landungsbrücke des Chicagoflusses im nördlichen Theil der Stadt,