um von hier mit dem, von einer Damp Esigeleitrgast gation zur Verfügung gestellten Dampfer in den Michigan - See hinaus B den einzelnen Söpfstellen zu fahren. B dem Stadt- ngenieur Herrn - Artingstall, welcher selbst die Leitung und Ertlärung während der ganzen Excursion in liebenswürdigster Weise besorgte, befanden sich an Bord des Schiffes eine ee Anzahl deutscher Professoren und Ingenieure, darunter ie Herren Poren Barkhausen und Fischer aus. Hannover, Martens und Regierungs-Baumeister Hartmann, Vertreter des „Vereins deutscher Ingenieure“ in Chicago, aus Berlin, die Professoren Stribek und Engels aus Dresden, Dr. Bunte und Bußley aus Karlsruhe bezw. Kiel, Strom-Baudirector von Dömming aus Aeaebux und andere mehr. Von amerikanischen Ingenieuren be- theiligte id unter anderen en Rud. Hering — eine der ersten Autoritäten Amerikas im Gebiet des Wasserbaues und der Kanali- sation — an der Fahrt, welcher fortgeseßt bemüht war, da er des Deutschen vollkommen mächtig war, uns deutschen Ingenieuren die Ge enosie Belehrung über Anlage, Bau und Betrieb der Cribs zu geben. , : : Zunächst wurde die zweitnördlihste Station, die Old Crib, welche hon im Jahre 1866 erbaut worden war, und die nördlichen Stadttheile, speciell die North-Side- und West-Side-Pumping- Stations mit Wasser versorgt, besucht. Ungefähr 15—2 km vom Seeufer entfernt, erhebt sich im See ein, auf mähtigem Stein- unterbau ruhender einstöckiger Bau. Auf steilen, an der Außenseite befestigten Leitern mußten wir die ca. 4 m über dem Wasserspiegel liegende Plattform der Crib ersteigen, auf welcher das Stationshaus lag. Die Crib hat die Form eines gleichseitigen Fünfeck8 von ungefähr 10 m Seitenlänge. Im Innern dieses, aus gewaltigen, ca. 3 m dickden Mauern aufgeführten Baues liegt der Brunnen, in welchen das Wasser ca. 2 m unter dem Wasserspiegel durh Mauer- öffnungen einfließt. Zwei große, gußeiserne Kästen sind im Innern dieses Brunnens aufgestellt, an welhe sich unter dem Secegrund die beiden zur Stadt führenden Tunnels yon 5 und 7 Fuß (1,5 bezw. 2,1 m) Durchmesser anschließen. Die- selben liegen ca. 50 Fuß (15 m) tief unter dem Wasserspiegel, während «der Seegrund ca. 30 Fuß (9 m) unter dem leßteren liegt, so daß eine mittlere Erdschiht von 20 Fuß oder ca. 6 m zwischen dem Seegrund und der Tunneldecke vorhanden ist. Hochinteressant waren die Mittheilungen des Herrn Hering über die Pulsationen oder Schwingungen des Wasserspiegels des Michigan-Sees. Derselbe zeigt eine fortgeseßte Bewegung vom höchsten zum niedrigsten Wasser- stand, welche Differenz ungefähr 1 m beträgt. Die Dauer einer Schwingung beträgt etwa 20 Minuten. Eine wissenschaftlich be- gründete Erklärung konnte jedoch niemand für diese Erscheinung geben und dürfte es von hohem Interesse sein, wenn von berufener Seite diese Frage gelöst würde. : : i Interessant waren die täglihen Notirungen im Bureau des Crib- meisters über die meteorologishen Beobachtungen, Temperaturen, Wind- stärken 2c., von welhen Verfasser sich, soweit es die Kürze der Zeit er- laubte, einige interessante Auszüge machte. E / Demnach betrug die Luft - Temperatur auf dem See im Juli
1893 in Grad Celsius:
7 U. Mrgs. 2 U. Mitas. 7 U, Abds. E 209 20 18,4 09 E 29,09 300 300
am Tage vor dem Besuchs-
E % 2340 2609 29 0 Die Maximaltemperatur war 32,259, am 13. und 24. Juli. Dagegen betrugen die Lufttemperaturen im Winter 1893:
7 U. Mrgs. 2 U. Mttgs. 7U. Abds. — 0,29 — 029 — 0,59 ät 10. “ — 17,79 — 17,6 0 am ol. i — 17,69 — 17,50 am 15. März: — 109 — ÿ 9 am 31. März: +1849 —-1230 Die gleichzeitigen Wassertemperaturen betrugen im Januar und März fast beständig 009, im Juli : am 1. 18/49, Mittags und Abends gleich, am 15. 16,7 9, Mittags und Abends gleich, und am 2. 209, S
Der bee Dea der Luft- und Wassertemperatur betrug mithin im Juli, dem heißesten Monat, im Minimum nur 29°, im Maximum (am 15. Juli) 13—14 9.
Die zweite, mehr füdlih gelegene Station, die „14. Street- Station-Crib“, war gleichfalls bereits im Betriebe, indessen fehlte ihr noch das Wohn- oder Stationshaus für die Bedienungsmannschaften,
Die Höhe des Bauwerks vom Seegrund bis zum Wasserspiegel beträgt 40 Fuß (12 m), während die Tiefe vom Wasserspiegel bis zur Tunnelmitte 80 Fuß (24 m) betrug. / E
Im Mas zur Old-Crib war hier nur ein einziger, aus Schmiedeeisen zu)ammengenieteter Brunnen von 10 Fuß (3 m) Durchmesser im Innern der Station vorhanden.
n den JInnenraum der Crib, welche einen äußeren Durchmesser von 120 Fuß (36 m) und einen inneren von 70 Fuß (21 m), alfo cine Mauerdicke von 7} m besaß, strömte das Seewasser durch 6 nahe über dem Seegrund *angebrachte Einsaugeöffnungen von 5 Fuß oder 13 m Quadratseite ein, und hierauf erst in den \{chmiedeeisernen Brunnen, welcher unten in den zur Stadt führenden Tunnel mündete. Der leßtere hat 8 Fuß (2,4 m) Durchmesser und ist bis zur Pump- station 7 engl. Meilen (11,2 km) lang. Die durch denselben täglich der Stadt zufließende Wassermenge beträgt 100 Millionen Gallonen = 378 500 cbm. Das Wasser fließt dabei in dem Tunnel mit einer Geschwindigkeit von 0,96 m in der Secunde. Die Baukosten der Crib - allein beliefen sich auf 360 000 Doll. oder 1 510 000 4, die- jenigen der Gesammtanlage (Crib und Tunnel) 2 Millionen Doll. oder 8,4 Millionen Mark.
Im Laufe des Nachmittags, nahdem an Bord des Schiffs eine Erfrischung geboten worden war, welche bei der brennenden Hiße eine roße Wohlthat roar, wurde endlich noch die „Hyde-Parc-Crih“ esuht. Die eigentliche Crib liegt 12000 Fuß (3,6 km) vom See- ufer entfernt. Zwischen dieser und leßterem, ca. 14 Meilen (2,4 km) vom Ufer entfernt, liegt die von uns befuchte „Fntermediant Crib“, von welcher aus sowohl nah dem Ufer, als nah der Hauptcrib hin Tunnel getrieben wurden. Der Tunnel nach der Stadt war bereits fertig, während an leßterem noch gearbeitet wurde. Die Wassertiefe des Sees beträgt an diefer Stelle 29 Fuß (8,7 m), während die Tunnelsohle 55 Fuß (16,5 m) unter dem Wasserspiegel liegt. Im Innern der auf dem Mauerwerk der Intermediant-Crib errichteten Bauhütte befand sich eine Aufzugsmaschine, welche die Mannschaften ein- und ausfuhr und die im Tunnel losgegrabene Erde von der Sohle des leßteren heben mußte. Der Scharbt hatte cine Tiefe von 75 Fuß (22,95 m) und wurde von unserer Gesellschaft auf der ziemlich primitiven Förderschale in einzelnen Abtheilungen befahren. Der Tunnel felbst war mit Schienengeleisen ausgelegt, auf welhen die Wagen befördert wurden. Derselbe hatte einen ener von 6 Fuß (1,8 m) und war bereits halb bis zur Hyde-Park.Crib vorgetrieben. Am äußersten Ende befand sih die Ee, in welcher die Erdarbeiten aus- geführt wurden. Um ein Einströmen des Wassers in diese Luftkammer zu verhindern, wurde in derselben ein Luftüberdruck von ca. 1 Atmosphäre erzeugt, zu welchem Zwecke in der Bauhütte eine Luftcompressions- maschine im Betrieb war, welche die comprimirte Luft lieferte, die odann in zweizölligen eisernen Nöhren zur Arbeits\telle geleitet wurde.
m zur eigentlichen Arbeitskammer zu gelangen, mußte man zunächst eine Vorkammer betreten, welche hierauf gegen den Tunnel ab- ges{lossen wurde. Erst nachdem in diefer Borlammer durch allmählihes Oeffnen eines Lufthahns derselbe Druck wie in der Arbeitekammer derge war, Tonnte man die eiserne Verbindungsthür beider Räume öffnen und in die Arbeits- Tammer eintreten. In derselben arbeitete ein Theil der T oder Schicht, welche aus je 12 Mann bestand, 8 Stunden lang, wäh- rend eine andere Gruppe den Transport der Wagen zum Schacht, das Ausschütten derselben in den See, die Bedienung der Maschinen u. st. w. besorgte. Auf die an einen Aufseher gerichtete Frage, ob der Jange Aufenthalt in dieser. hochgespannten Atmosphäre den Arbeitern
am 1. Januar:
wes Schaden zufügte, wurde uns mitgetheilt, daß dieselben si all- mählich daran gewöhnten, troßdem aber nah dem jedesmaligen Ver- lassen der Luftkammer noch einige Zeit von heftigem Ohrensausen und Glieder- und Gelenkshmerzen geplagt würden. E
Nach kurzem Verweilen an der Baustelle kehrten wir wieder durch den nur spärlih erleuhteten Tunnel nah dem Schacht zurück und fuhren hierauf bald zur Pumpstation der 68. Straße im Süden der M deren Besichtigung den Abs{chluß des interessanten Tages
ildete.
Außer der Ne Parb-Beio ist noch eine weitere Station ge- plant, welhe 4} Meilen (7,2 km) vom Seeufer entfernt angelegt werden und eine, im südlichen Theil der Stadt sehr nahe dem Ufer gelegene, ältere Schöpfstelle, welhe naturgemäß ein sehr stark verunreinigtes Wasser liefert, erseßen fol. s
Einigen neuesten Mittheilungen, welche Verfasser der Güte des Stadt-Ingenieurs Herrn Artingstall verdankt, i Folgendes entnommen.
Die Bevölkerungszunahme Chicagos betrug in den 20 Jahren von 1872—1892 über eine Million, indem die Stadt im ersteren Jahre 367 396 Einwohner, im leßteren 1 438 000 Einwohner besaß.
Im Jahre 1892 betrug die durchschnittliche täglihe Wassermenge pro Kopf der Bevölkerung 134 U. S. Gallonen oder rund 507 Liter. Der Wasserpreis beträgt gegenwärtig 8 Cts., für 1000 Gallonen (ca. 9 -S§ für 1 cbm). Derselbe "wird bei großen Abnehmern, Fabriken, Schlachthäusern 2e. auf Grund, der Angaben der Wasser- messer berechnet, während Privatabnehmer Naten bezahlen, welche fich nah der Größe der Straßenfront des Hauses und der Anzahl der Hausbewohner richten. F / i
Der Dru in den NRohrleitungen variirt in verschiedenen Theilen der Stadt von 1 bis 3 Atmosphären. /
Als Wasserspeiher und Druckregulatoren dienen zwei an ver- schiedenen Punkten der Stadt erbaute, 150—160 Fuß (45—48 m) hohe, schmiedeeiserne Wasserthürme von 5—6 guß (1,5—1,8 m) Durchmesser, welche fortwährend mit Wasser gefüllt sind und für be- Jens starken Wasserbedarf, bei großem Feuer u. \. w. als Reserven ienen.
Da der in den Hauptrohren herrschende Druck nicht ausreichen würde, um das Wasser bei Bränden der oft 18—20 Etagen hohen Geschäftshäuser in der sog. City, dem Geschäftsviertel Chicagos, auf die erforderliche Höhe zu sprißen, so befinden si in allen diesen Ge- bäuden unter dem Dache große Wasserkästen, welche durch die in jedem dieser Häuser zum Betriebe der Personenaufzüge vorhandenen Dampfmaschinen vollgepumpt werden und bei Feuersgefahr benußt werden können. In jeder Etage dieser Niesenpaläste G an vielen Stellen Hydranten mit bereits angeshraubten Schläuchen vorhanden, fodaß man in kürzester Zeit Wasser an beliebige Stellen des Ge- bäudes bringen und jedes Feuer im Keime ersticken kann.
Irgend welche Reinigung des aus dem Michigan-See gepumpten Wassers durch Filtration oder Ablagerung findet nicht statt. Daß unter diesen Umständen das Chicagoer Leitungswasser kaum trinkbar ist, braucht wohl nicht gesagt zu werden. Infolge dessen war für die Wasserversorgung der Ausstellung mit gutem Trinkwasser eine beson- dere neue Anlage geschaffen. Die „Waukesha-Hygieia-Spring- Water-Co.“ [eitecte das über 70 Meilen nördlich von Chicago und etwa 10 Meilen nordwestlich von Milwaukee einer hochgelegenen Quelle bezw. einem Bach entnommene Wasser zur Ausstellung, wo dasselbe in Automaten und besonderen Trinkhallen verkauft wurde. In den ersteren wurde dur Einwerfen eines Cents (4,2 „) ein Ventil geöffnet und ein unter dem Ausflußhahn stehendes Glas von circa 0,4 1 Inhalt mit Wasser gefüllt. Dasselbe war jedenfalls rein und uns{ädlih, s{chmeckte jedo, da die Automaten niht mit Eis- fühlern versehen waren, {hal und fade, weshalb man es wohl meistens vorzog, den Cent zu versünf- oder verzehnfahen und sih ein Glas frishen Biers zu Gemüthe zu führen!
Die Hygieia-Co. hatte jedo niht nur in der Ausstellung, \on- dern au in der Stadt Verkaufsstellen ; desgleichen wurde viel Wasser in Flaschen von F und 1 Gallone Inhalt an Haushaltungen verkauft. _ Ueber die Anlagekosten* dieses Unternehmens und seine Rentabi- lität konnte Verfasjer' leider keine näheren Angaben erhalten, jeden- falls dürfte die Gesellschaft, vorausgeseßt, daß der Consum während der ganzen Dauer der Ausstellung ein nur annähernd fo großer wie in den heißen Julitagen war, bald auf ihre Kosten kommen. — Auf die Einrichtung ‘ der Pumpstationen und die Construction der mächtigen Pumpmaschinen Chicagos näher einzugehen, dürfte hier wohl niht am laue sein. Jedenfalls kann nur rühmend hervorgehoben werden, daß Chicago mit seiner Wasserversorgung, was die Quantität anbetrifft, an der Spiße aller amerikanischen Städte steht, daß ferner dur immer weiteres Hinauërücken der Schöpfstellen in den See auch die Qualität gehoben werden wird, daß endlich die Leitung der großen Anlagen in der Hand eines Mannes ruht, welher mit echt ameri- kanisher Zähigkeit und Energie die Einsicht für die stets wachsenden hygienishen Anforderungen an die Wasserversorgung einer Stadt von der Einwohnerzahl und Flächenausdehnung Chicagos verbindet.
2) Die Wasserversorgung Milwaukees.
Diilwaufee, gleichfalls am Michigan-See etwa 70 Meilen nördli von Chicago gelegen, zeigt naturgemäß in seinen Wasserversorgungs- anlagen große Aehnlichkeit mit Chicago, weshalb die Beschreibung O in kurzen Worten erledigt werden kann. Hier wie dort sind mehrere in den See gebaute Cribs vorhanden, aus welchen das Wasser gleichfalls durh zwei unter dem Seegrund liegende Tunnels den beiden am Seeufer erbauten Pumpstationen geliefert wird.
Die ältere Station, die North-Point-Pumping- Station liegt ganz im Norden der Stadt, empfängt ihr Wasser von einer im See liegenden ca. 600 m vom Ufer entfernten Crib, von wo das Wasser durch gußeiserne, auf dem Seegrund Dertegte Röhren von 3 Fuß (0,9 m) Durchmesser zur Stadt fließt. Diese Crib ist sechs\eitig mit einer äußeren Seitenlänge von 21 Fuß (6,3 m) und einer inneren von 8 Fuß (2,4 m). Die Anlage derselben erfolgte in den Jahren 1872/73. In der Mitte der 80er Jahre wurde eine Vergrößerung der Wasserwerke für unumgänglih erachtet, und daher die High-Service-Station angelegt, welche zunächst ihr Wasser aus der alten Crib erhielt, für die jedoh jeßt eine neue Crib angelegt wird, welche ca 1000 m vom Ufer entfernt ist, von hier aus jedoh noch zwei gußeiserne Rohrstränge entsendet, die in gemauerten, pa hte Sceegrund liegenden Einsaugethürmen von ca. 15 Fuß Höhe endigen.
Bei dem Bau des Verbindungstunnels zwischen der Crib und dem Ufer stellten sich im Sommer dieses Jahres erhebliche Schwierig- keiten heraus, indem beim Vortreiben des Tunnels an einer Stelle
eine unter dem Seegrund liegende Grundwassershiht angebohrt
wurde, welche alles weitere Vordringen unmöglih maht. In welcher Bene man diesen Uebelstand beseitigen oder umgehen wird, konnte Verfasser nicht mehr in Erfahrung bringen. Bis jeßt ist der Tunnel erst 1640 Fuß Ca m) weit vom Uferschacht in den See vorgetrieben und dürfte wohl nicht vor Ablauf des nächsten Jahres fertig werden. Beide Pumpstationen fördern ihr Wasser in ein Hochreservoir bezw. ein Standrohr, welche beide ca. 80 Fuß (24 m) über dem Wasser- spiegel des Sees liegen.
Das Reservoir hat einen Fassungsraum von 21.500 000 Gallonen (ca. 82 000 cbm) und bedeckt eine Fläche von 4 U. S. Ackern (1,62 ha). Das Standrohr is in eînem gemauerten Thurm von 175 Fuß (523 m) Höhe und 24 Fuß Seitenlänge an der Grundfläche aufgestellt. Aus diesem Standrohr führt noch ein ca. 1 m weites Rohr nach dem 17 km weit entfernten Reservoir, um beide Behälter mit einander in Verbindung zu“ seten. Die Leistungen der Pumpen auf den beiden Stationen beliefen ih im Jahre 1891 auf 8 756 954 720 Gallonen (rund 30 Millionen Cubik- meter) für die North Point Station und 1 762 601 380 Gallonen (ca. 63 Millionen Cubikmeter) oder täglih im Durchschnitt zusammen 28 804 300 Gallonen oder 109 023 cbm. Nach der Schäßung von 1891 hatte die Stadt 220 000 Einwohner, Her jeden Kopf der Bevölkerung 496 1 oder rund F cbm tägliher Wassermenge kommt.
Die Einnahmen für Wasserzins 2c. beliefen sich im gleichen Jahre auf 356 026 Doll. oder rund 1 500 000 4, fodaß die Durchscnitts- einnahme für einen Cubikmeter ca. 4,1 4 betrug.
liegender fleinerer Teiche und- Bäche mit dem Croton-See in
3) Die Wasserversorgung der Städte Pittsburg und Philadelphia. __ Beigten die Anlagen der Städte Chicago und Milwaukee bezüg- lih der Wassergewinnung und der ganzen Anlage viele Ueber- einstimmung, fo läßt fih dies ebenso von den Städten Pittsburg und Philadelphia sagen, mit dem wesentlichen Unterschied, daß beide ihr Wasser aus den Flüssen, welhe durch das Stadtgebiet ießen, entnehmen, dasselbe sodann auf Hochreservoire pumpen, von wo es den Städten zufließt. Jn Pittsburg ‘wird aus den beiden Flüssen, welche sih hier zu dem Ohiofluß vereinigen, dem Alleghany und dem Monongahela, das Wasser entnommen. Die älteste Station liegt am Alleghany ca. fünf Meilen oberhalb dex Stadt. 1878 wurde noch eine zweite Station, zehn Meilen oberhalb der Stadt, gleichfalls am Alleghany angelegt. Alle Pumpwerke liefern ihr Wasser in ofene Hochreservoirs, von wo es der Stadt zufließt.
Im Jahre 1890 betrug der E Wasserconsum 47 000 000 U. S. Gallonen (rund 178 000 cbm) bei einer Bevölkerung von 238 617 Seelen, sodaß rund 750 1 auf jeden Kopf der Bevölkerung kamen.
Die, Ausgaben betrugen im Rechnungsjahr 1889 78 000 Doll, die Einnahmen rund 542 000 Doll., was bei einer für dasselbe Jahr gelieferten Wassermenge von rund 48,3 Millionen Cubikmeter einen Erlös von 5 4 für den Cubikmeter ergiebt.
Während die Alleghany - Wasserwerke von der Stadt betrieben werden, gehören die Monongahela- Werke einer Gesellschaft.
„Der bedeutend größeren Einwohnerzahl entsprechend, besißt
hiladelphia eine viel größere Anzahl von Wasserwerken. Dies elben liegen au hier an beiden Flüssen der Stadt, dem Schuylkill und dem Delaware und pumpen das Wasser entweder auf Hochreservoire, deren jeßt neun vorhanden sind, oder direct zur Stadt. Die Fassungs- menge aller Hochreservoire zusammen beträgt 887 Millionen Gallonen Wasser (ca. 3 360000 cbm). Da (im Jahre 1890) der tägliche Consum 138 Millionen Gallonen Wasser betrug, so enthalten die Hochreservoire zusammen eine für 6 Tage ausreichende Wassermenge für alle Nothfälle aufgespeichert.
Im Jahre 1890 betrug die Bevölkerung von Philadelphia rund 1047 000, die Anzahl der Zapfstellen des Wassers 171 000, so daß auf je 6 Personen eine Zapfstelle und auf jeden Kopf der Bevölkerung eine täglihe Wassermenge von 132 Gallonen oder rund 500 1 fam. Sehr gering war die Anzahl der ae deren nur 522 vorhanden waren, sodaß nur 0,3 9% aller Wasserentnahmestellen durch Wasser- messer controlirt wurden.
Bon den Stationen entnehmen die Fairmont, Spring Garden,
Belmont und Rorborough-Stationen ihr Wasser dem Schuylkill, während eine verhältnißmäßig geringe Wassermenge dem Delaware, welcher jedo auch bedeutend unreineres Wasser als der Schuylkill hat, in zwei Stationen, den Kensington- und Frankfordstationen, entzogen wird. Eine Station endlich, die Chestnut Hill-Station, liefert eine, wenn auch nur geringe Wassermenge, welhe dem Grundwasser ent- nommen ist. : __ Von der gesammten, von allen 28 Pumpen täglich im Marimum lieferbaren Wassermenge von 194 Millionen Gallonen wird nahezu ein Biertel, 44 Millionen Gallonen, durch Turbinen der Fairmont- Station gepumpt, welhe vom Schuylkill betrieben werden. Das Wassergefälle des leßteren beträgt 12 Fuß, die Druckhöhe, auf welche das Wasser R: wird, 50 Fuß.
Im Jahre 1890 betrugen die Gesammtunkosten für die Wafser- werke 712500 Doll., die Einnahmen 2381 000 Doll. oder 10 Millionen n woraus sich eine Einnahme von 5,5 4 für den Kubikmeter ergiebt. j
4) Wasserverfsorgung der Städte Boston und New-Vork.
Während bei den früher erwähnten Städten die Wasserbeshaffung durch Pumpwerke erfolgte, gelQIedt sie in Boston und New-York nah dem „Gravity-System“, d. h. dur natürliches Gefälle. Indessen ist in Boston für ein Werk, das Mystic-Departement, ein combinirtes System in Anwendung, indem das Wasser aus dem Muystic-See der Pumpstation zufließt und dort in ein Hochreservoir gepumpt wird.
Wie bereits früher erwähnt, ist Boston die älteste amerikanische Stadt, welche mit einer Wasserversorgungsanlage versehen war. Diese wurde im Jahre 1652 durch die „Water-Works-Co.* angelegt. Im Jahre 1796 bildete sih die ,Aqueduct-Corporation“, mit einem Stammkapital von 130 000 Doll. oder rund 550000 A Dieselbe leitete durh 4 Pith-Pine-Rohrleitungen von 3 Zoll bezw. 4 Zoll Bohrung das Wasser des „Jamaica-Teiches“ in RNoxbury nah Boston, woselbst auch bereits eine Wasservertheilung durch Holzrohre von 1¿ Zoll Durchmesser stattfand.
Erst im Jahre 1848 aber wurde eine ausgedehnte Wasser- versorgung und Vertheilung in der Stadt in Angriff genommen, wobei das Wasser dem Cochituate - See entnommen wurde. Im Jahre 1878 wurde der Sudbury-Fluß mit zur Wasserversorgung herangezogen, während die Mystic - Water - Works im Jahre 1874 durch Einverleibung der Stadt Charlestown in den Besitz der Stadt Boston übergingen. :
Der Cochituate-See liegt ca. 17 Meilen (ca. 27 km) westlih von Boston und hat eine Wasserfläche von 800 U. S. Ackern (rund 324 ha) und einen Gefammtinhalt von 2011 Millionen Gallonen oder rund 7,6 Millionen Kubikmeter bei einer Höhe von 136 Fuß (41 m) über dem Fluth-Meeresspiegel. Am Ausfluß des Sees be- finden sich zwei ältere Dâmme, welche jedo neuerdings dur einen einzigen neuen Damm erseßt werden sollen.
Der Mystic-See liegt ca. 64 Meilen (ca. 10 km) von Char- lestown entfernt und hat eine Wasserflähe von ca. 200 U. S. Atern (rund 81 ha), einen Gesammtinhalt von 380 Millionen Gallonen (oder rund 1 440 000 ¿bm) und liegt nur 7 Fuß (2,1 m) über dem Fluthwasserspiegel des Meeres. urh das Pumpwerk wird das Wasser in das Walnut-Hill-Hochreservoir gefördert, dessen Wasser- spiegel 147 Fuß (ca. 44 m) über dem Meere liegt, von wo es in die Leitungen fließt. /
Der Gesammtwafsserverbrauch Bostons belief sih im Jahre 1890 auf rund 58 Millionen Kubikmeter oder tägli 159 000 cbm, was bei einer Bevölkerung (einscchließlich der enen Städte Somerville, Chelsea und Everett) von 527 000 Einwohnern eine täglihe Wasser- menge von 300 1 auf den Kopf ergiebt. Die Gesammteinnahme durch die Wasserwerke betrug im gleihen Jahre rund 1 700 000 Doll. ien “ens A), was einem Betrage von 12,3 4 für den Kubikmeter entspricht.
In New-York wurde zuerst im Jahre 1799 der Manhattan Co. die Concession zur Anlage einer Wasserversorgung ertheilt. Zu diesem Zweck wurde im damaligen Mittelpunkt der Stadt ein Brunnen von 25 Fuß Durchmesser und 30 Fuß Tiefe gebaut, aus welchem das Wasser in ein Reservoir gepumpt wurde. Jm Jahre 1823 waren bereits 25 Meilen Rohrleitung vorhanden und wurden 2000 Häuser und Fabriken mit Wasser versorgt. Im Jahre 183% wurde auf Anregung des Majors Douglas der Plan gefaßt, New- York aus dein nördlich der Stadt gelegenen Croton-See mit Wasser zu versorgen. Bereits am 27. Juni 1842 konnte der neue Aquäduct in Betrieb geseßt werden. /
Im Jahre 1884 wurde dann ein zweites Werk zur Verforgung a E gebaut, welches sein Wasser aus dem Brony-
iver erhält. :
Die gegenwärtige Anlage am Croton-See und Flusse gleichen Namens soll in den nächsten Jahren durch neue Dammbauten un Grweiterung des Sammelgebiets noch vergrößert werden. Leßteres beträgt augenblicklich 339 U. S. Quadratmeilen (878 gkm). Dex Hauptdamm des Croton-Beckens liegt 40 Meilen (64 km) nördli von der Battery, dem südlichsten Punkte New-Yorks. Die Zuleitung ein aus Mauerwerk hergestellter, allseitig geschlossener Tunnel von 7 Fu mittlerer Höhe und ca. 54 Quadratfuß (9 qm) Querschnitt, hat eine Länge von 38,1 Meilen bis zum Sammelreservoir im Centralyark New- Yorks. Der Wasserinhalt des Croton-Sees ist zu 5000 Millionen Gallonen berechnet, indessen ist die wirklich zur Verfügung stehene Wassermenge noch beträchtlich größer, da noch eine Reihe e
bindung stehen und thr Wasser in denselben abliefern. Das Reservoir
Centralpark, im Mittelpunkt von New-York, hat einen Inhalt von s Millionen Gallonen (4,5 Millionen Kubikmeter) eine Wasser- fläche s 9,6 U. S. Adern (3,89 ha) und eine Tiefe von 36 Fnß
0,8 m). : G ad befindet sich im Norden der Stadt ein Standrohr von 152 Fuß (45,6 m) Höhe und 6 Fuß (1,8 m) im Durchmesser, dessen Grundflähe noch 75 Fuß (22,5 m) über dem Meeresspiegel liegt. Im Jahre 1890 betrug der täglihe Wasserconsum New-Yorks im Durchschnitt 121 Millionen Gallonen (ca. 458 000 cbm), sodaß bei einer Depe llernmg von 1515 300 Einwohnern dur{s{nittlich nur 300 Liter auf den Kopf kamen, eine Menge, welche beträchtlich eringer ist, als beispielsweise in Chicago und Philadelphia. Die Zahl der Zapfstellen beträgt nur ca. 109 000, sodaß nur auf je 14 Personen eine solhe entfällt. Bedeutend größer als in Phila- delphia ist dagegen die Anzahl der Wassermesser, 22 000, sodaß mehr als 20% aller Zapfstellen controlirt werden, während diese Zahl in Philadelphia nur 0,3 0/0 betrug. Die jährlihen Einnahmen beliefen
fich 1890 auf 12 289 000 M, woraus sich ein Betrag von 7,3 H für en Kubikmeter berechnet. i
Die vorstehenden Beispiele geben ein Bild der drei verschiedenen Methoden der Wasserverforgung: Pumpen aus Seen und directes Eindrücken in die Hauptleitungen, Pumpen aus Seen und Flüssen auf Hochreservoire zur Speisung der Wasserleitungen und endlich lbe Gta OSelegener Wasservorräthe und Zuleitung durch natür- iches Gefälle.
Wie bereits früher betont wurde, is die Frage der Wasserver- sorgung Nord-Amerikas eine viel zu wichtige und umfangreiche, als daß sie im Rahmen dieser kurzen Skizze auch nur annähernd er- \{höpfend behandelt werden könnte, Dennoch werden die mitgetheilten Notizen manchen Einblick in die Methoden derselben, die procentualen Wassermengen und die Wasserpreise gewähren und dürften dazu bei- tragen, manche Urtheile übcz amerikanishe Verhältnisse zu klären, aber auch manche Scattenseiten derselben, namentlih in hygienischer Beziehung, zu beleuchten.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Straffälle in Bezug auf die Zölle und Steuern im Deutschen Reich im Etatsjahre 1892/93.
Im Etatsjahre 1892/93 wurden im Deutschen Reich (bezw. hin- sihtlih der Brausteuer im deutschen Brausteuergebiete, zu dem be- fanntlich Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lotbringen nicht gehören) 25 097 auf die Zölle und Steuern bezüglihe Prozesse neu anhängig -und 25%953 dergleichen, einschließlich derjenigen, welhe aus früheren Jahren stammten, erledigt. Gegen das Vorjahr 1891/92 hat bei den anhängig gewordenen Prozessen eine Abnahme um 3719 oder 12,9 9/0, bei den erledigten eine Verminderung um 3913 oder 13,3 9% stattgefunden. In den 25553 erledigten Prozessen des Berichtsjahres wurden inêgesammt 27 091 Personen verurtheilt (gegen 30 175 im Etatsjahre 1891/92). Und zwar erfolgte die Ver- urtheilung zu Geldstrafen wegen Defraudation im ersten Fall bei 15 331 Personen (17 395), im ersten Rückfall bei 447 (503),
im zweiten Rückfall bei 73 (80), zusammen bei 15 851 Personen (17 978), wegen Ordnungswi drigkeit bei 10784 (11 421), aus- \chließlih zu Freiheitsstrafen bei 456 (776) Personen. on den 26 639 (29 399) zu Geldstrafen Verurtheilten wurde bei 255 (317) daneben zusäßlich auf Freiheitsstrafen erkannt. Der Betrag der durch efraudation hinterzogenen einfahen Gefälle be- lief sh auf 1120500 A (2261S Æ); dagegen er- reichten die erkannten Geldstrafen hierbei eine Höhe von 983 977 M (1 655 806 6) und bei den Ordnungswidrigkeiten eine folhe von 53 208 M (59 424 ). Bei den vorstehenden Zahlen sind die Fälle, in denen ein Contravenient in demselben Prozeß zugleih wegen Defraudation und Ordnungswidrigkeit verurtheilt wurde, aus- s{ließlich unter den Defraudationsfällen, die dagegen, in denen, ob- gleih der objective Thatbestand einer Defraudation oder Contrebande vorlag, doch nur auf eine Orduungsstrafe erkannt wurde, lediglich unter den Ordnungswidrigkeiten gezählt worden.
Auf welche Gattung der gefährdeten Abgaben x. sh die vor- stehenden Zahlen beziehen, erhellt aus folgender Uebersicht:
anhängig |
Pte e
wordenen |
Zahl der 1892/93
ge- | erledigten
Verurtheilungen zu Geldstrafe Zahl der
aus- \chließlich
zu
wegen
wegen Defraudation Ordnungswidrigkeit
in Beziehung auf
Prozesse
|
Fretheits- strafe Ver-
urtheilten
hbinter-
zogene erfannte
Geld- strafen
erkannte Geld- strafen
Zahl der Ver- urtbeilten
Zahl der einfache Ber- Gefälle urtheilten
M. | h 6. M.
Zölle 14 426
Tabacksteuer 1 944 Wechselstempelsteuer 210 Spielkarten\tempelsteuer 47
Reichs\tempelabgaben 254 476 2252 | 1 095 136 Uebergangsabgaben 854 845 28 f! 228 587
2 400
Branntweinsteuer 1 109
Brausteuer
14714 Ein-, Aus- und Durcchfuhrverbote 479 570 122 Rübenzuckersteuer ._ 2 213 Abgabe von inländishem Salz 660 677 35 43 1946 596 618 2 689
45 172 1 500 89 148
292 996 5 779 18 240 67 8 109 29 133 375 2386 97 1012 2 1748 692 2133 3 097 1 000 1 855 60 730 8 | 41 1274 23 143 26 903 215 1 833 152 999 1 481 17 126 33 507 881 9 265
1 427
8 657
9 394 1 859 96 3l 1 758 488 289 279 57 721 2879
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25 097
Bei den Zollcontraventionen sind unter den wegen Defrau- dation erfolgten Verurtheilungen zu Geldstrafe 59 Fälle (gegen 102 im Vorjahre) enthalten, in denen auf Grund der Bestimmungen in den §8 146 und 148 des Vereinszollgeseßes 139 Personen (187) zusäßlich mit Freiheitsstrafe belegt wurden. Bei den Bestimmungen im erstgenannten Paragraphen handelt es sich um den sogenannten Banden- hmuggel, d. h. die Vereinigung von drei oder -mehr Personen zur gemeinschaftlihen Ausübung einer Contrebande oder Defraude, und in § 148 des Vereinszollgeseßes is die Strafverschärfung gegen solche Personen ausgesprochen, welhe bei Verübung einer Contrebande oder Defraudation behufs Widerstandes gegen die Zoll- beamten 2x. Waffen mit sih führen. Die Uebertretungen des Zucker- steuergeseßes umfassen auch solhe Fälle, in denen eine Steuer- vergütung oder ein Ausfuhrzuschuß unrechtmäßig zu erlangen oder au die Rückzahlung einer Vergütung oder eines Zuschusses zu um- shen unternommen wurde. In der Hauptsache handelt es sich aber ei diesen Uebertretungen um die unangemeldete Entfernung von fleinen Zuckermengen aus den Fabriken durch die Arbeiter.
Unter den entweder bei unmittelbarer Cinschwärzung über die Zollgrenze oder erst nah erfolgter Zollabfertigung wegen Defraudation confiscirten Waaren nahm im Jahre 1892/93 der Wein in Fässern mit 24 734 kg die erste Stelle ein; dann folgten Salz mit 10161 kg, Branntwein (Liqueure) mit 2640 kg, roher Kaffee mit 2630, fabrizirter Tabak (außer Cigarren und Cigarretten) mit 1697 und Zucker mit 1103 kg. Von allen übrigen Waaren wurden nur geringe Mengen confiscirt. Von dem confiscirten Wein wurden über 23 000 ke erst nah erfolgter Zollabfertigung (im Großherzogthum Baden) beshlagnahmt; dagegen kamen die meisten übrigen Confiscationen bei unmittelbarer Einshwärzung vor, so 4321 kg Salz an der nieder- ländischen, 1447 an der belgishen und 4054 kg an der russischen Grenze, 1609 kg Branntwein (Liqueure) an der O 2157 kg roher Kaffee und 1268 kg Rauch- und Schnupftaback an der nieder- ländischen Grenze. Im vorhergegangenen Etatsjahre 1891/92 waren außer an Salz (9718 kg) besonders an eingeschmuggeltem Brannt- wein erbebliche Confiscattionen erfolgt. 9
Gelegentlih der unmittelbaren Einshwärzungen zollpflichtiger Waaren über die Zollgrenze is während des Berichtsjahres ein Auf- sihtsbeamter verleßt und ein Schmuggler getödtet worden.
Deutschlands Noheisenproduction.
_Naqch den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen- production des Deutschen Reichs (einshließlich Luxemburgs) im Monat September 1893 auf 396 339 §; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 129 304 t, Bessemerroheisen 28 378 t, Thomas- roheisen 191 663 t, Gießereiroheisen 46 994 t. Die Production im September 1892 betrug 397458 t, im August 1893 407 095 t. Vom 1. Januar bis 30. September 1893 wurden producirt 3 532018 t gegen 3 588 641 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
zusammen . .
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber den Ausstand der englishen Gruben- arbeiter liegen neue bedeutsame Nachrichten nicht vor, doch wird über arohete Ausschreitungen von Ausständigen Folgen- des berichtet :
In Ashton Green in Lancashire kam es der Londoner „A. C.* zufolge am Dienstag zu ernstlichen Ruhestörungen. Die nah Tausenden zählenden Ausständigen vergriffen sih an den Leuten und Knaben, die das Wasser in einem Bergwerk auspumpten. Die rasende Ménge ging soweit, daß sie versuchte, die Unshuldigen zu er- tränken. Nur die anwesende, 25 Mann zählende Schußmannschaft, ver- hinderte dieses Vorhaben, Der Unter-Betriebsdirector Briscow wurde furchtbar zugerihtet. Die Menge bombardirte die Polizisten mit Steinen, sodaß sie si vor der Uebermacht zurückziehen E
inige erlittèn Beinbrüche und mußten fortgetragen werden. — s: uh em-
25 993
i den Bedford-Zechen, | unweit Leigh kam es an selben Tage zu einem Zusammenstoß mit der Polizei. Gestern brachen, wie ein Londoner Telegramm des
15 851 | 112060 | 583 977 10784 | 53208 456
„H. T. B." berichtet, in der Nähe von Wigan {were Unruhen aus; 6000 Ausftändige griffen die Wohnungen mehrerer Arbeiter an, welche die Arbeit wieder aufgenommen hatten. 150 Polizisten schritten gegen die Menge ein und nahmen zahlreihe Verhaftungen vor. Auf beiden Seiten gab es Verwundete.
Der Bergarbeiter-Ausstand im Norden Frank- rei chs dauert im wesentlichen unverändert fort. Seit dem Beschluß der Conferenz der Delegirten des Bergarbeitervereins in Lens am vorigen Sonntag (vgl. Nr. 248 d. Bl.) ist der Ausstand, wie man dem „Vorwärts“ \chreibt, ents{lossener als je fortgeseßt worden. Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Bethune fand in der Naht zum Mittwoh in dem Hause eines Bergarbeiters in Bruay, der die Arbeit wieder aufgenommen Paite, eine Explosion statt, wodurch die Fenster des Hauses zertrümmert und die Decken der Zimmer beschädigt wurden. Menschen sind niht zu Schaden gekommen.
Der Ausstand in dem belgischen Bezirk von Charle- roi kann nah den leßten Nachrichten als beendet gelten. Sämmtliche Arbeiter mit Ausnahme von etwa tausend haben die Arbeit wieder aufgenommen.
Aus Leipzig schreibt man der „Ger.-Z.“: Die focial- demokratishe Nadfahrervereinigung, deren Gründung auf einem Anfang dieses Monats abgehaltenen Congresse deutscher \ocial- demokratischer Nadfahrer beschlossen wurde und ih über ganz Deutsch- land erstrecken sollte, ist von der Leipziger Polizeibehörde aufgelöst worden. (Vgl. Nr. 237 u. 238 d. Bl.)
Litexatur.
Gesetze, Verordnungen 2c.
— Die gesammten Reichs -Justizgeseße und die sämmt- lihen für das Neich und in Preußen erlassenen Ausführungs- und Einführungsgeseße, Verordnungen, Erlasse und Verfügungen nebst den Urtheilen des Reichs8gerihts untd den endgültigen Entscheidungen des Kammergerichts. Mit Anmerkungen und Sachregister von Dr. P. Kayser, Kaiserlihem Wirklichen Geheimen Legations-Rath und Diri-
enten der Colonialabtheilung im Auswärtigen Amt. 5. Auflage, be- forat von Ernst Kayser, Königlich preußischem Amtsrichter und Schrift- führer der Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürger- lichen Geseßbuhs für das Deutsche s Berlin 1893, H. W. Müller. — Die Sorgfalt des Drus, die Vollständigkeit der Samm- lung, die Kürze und Schärfe der Anmerkungen, das vortrefflihe Re- gister haben diesem Sammelwerk große Verbreitung verschafft. Möge dem Bearbeiter dieser neuen Auflage, von welcher Heft 1 vor- liegt, die rührige, nie ermüdende Kraft des Begründers beiwohnen, damit das Werk bald wieder abgeschlossen werde.
— Als Nr. 12 der in Carl Heymann's Verlag erscheinenden Taschen-Geseßsammlung ist das Pa en Lg Le, V 7. April in einer zweckmäßigen A von H. Nobolski, Regierungs-Rath und L Oen m Kaiserlichen ain! (Preis 2 M4) herausgegeben; als Nr. 13 das Geseß, betreffend den Schuß von Gebrauchsmustern, vom 1. Juni 1891, S von Nobolski erläutert. (Preis 1 4) Beide Ausgaben bringen den Text mit praktischen, das geltende Necht darstellenden Anmerkungen, sowie die in Betracht kommenden Entscheidungen des Patentamts und des Neichsgerichts, und die wichtigeren Bekanntmahungen, Ausführungs- bestimmungen u. \. w. g
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2 L Die Verlagshandlung des Bibliographishen Instituts in Leipzig und Wien hat veben die fünfte, gänzlih umgearbeitete if tage von Meyer’s Hand-Lerxikon des allgemeinen Wissens in einem Band auf den Büchermarkt gedraht. Das in S veränderter Gestalt vorliegende Buch is von hohem praktishen Werth. Mit Schnelligkeit, Klarheit und Präcision giebt das Buch auf alle Ren die menshliches Wissen zu beantworten vermag, in lakonischer rze Auskunft. Man will niht immer in bändereihen Werken suchen, nicht immer nah einem {weren Lexikonband greifen, niht immer in langen Artikeln blättern um einer kurzen
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Auskunft willen, eines Namens, eines Begriffs, eines Fremd- wortes, eines Ereignisses, eines Datums, einer Ziffer, einer Thatsache halber, wie sie beim Zeitungs- und Bücherlesen, im Gespräch, beim Nachfinnen, Beschauen, Schreiben 2c. so oft einem aufftoßen und im Sebi oder Wissen eine Lücke fühlen lassen. Ein bequemer Band zur Hand, der auf den ersten Griff und ersten Blick den begehrten Nachweis liefert, kurz, bestimmt und rihtig, das ist, was man tausendfältig im Leben braucht, und diefem Bedürfniß hilft Meyer’s Hand-Lexikon ab. Der Band umfaßt in Klein-Octay 1700 Seiten. Der verhältnißmäßig billige Preis von 10 A sichert dem Werk große Verbreitung. :
— In ihrer Uebersicht des deutshen Büchermarktes zollt die „Times“ der neuen 5. Auflage von Meyer’'s Conversations- Lexikon uneingeshränktes Lob; sie nennt es „ein Wunder deutscher Arbeit und Gründlichkeit“. f
Unterhaltung.
7 Emilie Mvgare- Zar Sn Imm t RE Romane. palte wohblfeile BVolksausgabe. “Stuttgart, Franckh’s{che Verlags- andlung, W. Keller u. Co. (Zu beziehen in 86 wöchentlichen Liefe- rungen zu je 25 S oder in 35 Bänden zu je 60 4.) — Die Romane der frudtbaren hochbegabten \{wedischen Dichterin Emilie Flygare- Carlén haben fi d interessante Handlung, eigenartige scharf ge- zeihnete Charaktere und den warmen, herzlihen Ton, in welchem \ie erzählt sind, seit langer Zeit die Gunst der deutschen Leser gewonnen. Die Verfasserin besaß eine umfassende Kenntniß des Lebens; ein freier Blick und ein reiches, edles Gemüth befähigten sie, mit leiter Hand so viele und fo verschiedenartige Lebensbilder zu entwerfen. Zu thren eden Gestalten gehören die schöne Eveline in der Erzählung „Eine Naht am Bullarsee“, mit der die Serie beginnt, und ferner die anmuthige „Rose von Tistelön“, deren Bildniß den Umschlag der ersten Hefte ziert. Dabei haben die Romane und Erzählungen der Frau Carlén den Vorzug, daß sie Jedermann unbedenklih in die Hand gegeben werden können. Diese neue wohlfeile Ausgabe empfiehlt fh daher als eine gute Familienlectüre.
— Die Kunstreiterin, Roman von Paul Perron. Berlin, Verlag von Carl Georgi. Pr. 2 (. — Wenn dieser Noman, vom êsthetischen Standpunkt aus betrachtet, auch nicht zu der feinsten Sorte gehört, so ist er doch in hohem Maße spannend, und er besitzt, hei aller Ungewöhnlichkeit der Verhältnisse, die er \{childert, den großen Vorzug, daß ihn auch junge Damen ohne Erröthen lesen können. Die Heldin kann vielmehr in Bezug auf die Energie ihres Charakters, die De in den s{wierigsten Lebenslagen bethätigt, als ein ideales Vorbild be- zeihnetwerden. Nur anwenigen Stellen empfindet man eine gewisse Breite, in der Hauptsache ist die Darstellung fesselnd, und das Interene steigert sih bis zum Schluß. Der Roman spielt in Paris; glei wohl kann man nicht sagen, daß die Verhältnisse, in die er einführt, für Paris und Frankreih charakteristisch seien; es ist eher ein Criminalroman, der ebenso in jedem Lande der Welt sih zutragen fönnte. Es find außergewöhnliche Lebenéschicksale einer Kunstreiterin, die wegen der begleitenden Umstände und wegen des Charakters der Heldin Theilnahme finden, wenn sie auch mehr der Phantasie als dem Leben entnommen erscheinen.
— Der neue achte Jahrgang der illustrirten Zeitschrift „Moderne Kunst“ (Berlin W. 57, Verlag von Rich: Bong, Preis des Heftes 60 ,Z) veröffentliht in dem soeben erschienenen ersten Hefte den Anfang einer größeren Studie über „Unsere lieben Lieutenants“, deren Verfasser Hans Nagel von Brawe als genauer Kenner deutschen Offizierlebens bestens bekannt ist. Die lebendig und anregend geschriebene Studie schildert zunächst die verschiedenen Möglichkeiten des Eintritts als Offizier in das Heer in einer trefflihen Charakteristik der Fähnrihe 2c. Ausgezeichnete farbige Bilder von dem bekannten Militärmaler E. Bedcker ergößen das Auge und illustriren den Artikel, dessen Fort- seßungen gewiß mit höchstem Interesse gelesen werden. Das erste Heft des neuen Jahrgangs führt fich, abgesehen von diesem glücklichen Griff in das militärische Leben, überhaupt in glänzender Weise ein. Die Pracht der Bilder wetteifert mit der Gediegenheit des Inhalts, und namentlih im Farbendruck hat die „Moderne Kunst* jeßt eine hohe Stufe erreiht. Vor allem verdient die doppelseitige Ertra- Kunstbeilage „Billet-doux“ von F. Andreotti das größte Lob. Dieser prächtigen Gabe {ließen sich weitere Farbenbilder an, wie „Ein Meister- {\chuß“ von F. Lingston, „Wüstenidyll“ von A. von Meckel, Serpentin- tänzerin vön E. Thiel mit 6 allerliebsten farbigen Text-Jllustrationen, die einzelnen Phasen des originellen Tanzes darstellend. Reich ist auch der Bildershmuck, der die Artikel begleitet; wir erwähnen u. a. die Illustrationen von Professor Koppay zu dem Artikel „Fechterinnen“ von Paul Dobert, ferner die High-life-Bilder aus den böhmischen Vâdern zu dem Texte von L. Hevesi, und die anmuthigen Darstellungen zu dem Artikel „Blumen“ von Oskar Cordel. Auch die Zick-Zack- Nubrik enthält interessante Bilder. Im Romantheil treffen wir auf eine Erzählung von Helene Böhlau „Im alten Rödchen zu Weimar“, eine jener gemüthvollen Schilderungen, die den Ruf der Verfasserin begründeten. Die Holzschnittbeilagen enthalten Bilder von H. Fechner, M. Nonnenbruh und P. Meyerheim.
— Die erste Nummer des neuen Jahrgangs 1894 von „Ueber Land und Meer (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt) bringt einen Noman „Die Schwestern“ von Ida Boy-Ed, dem sih ein spannender Künstlerroman von Nobert Misch, „Der JIrrweg“, anschließt. Von den aàänderen literarischen Beigaben seien noch erwähnt: „In den pontinishen Sümpfen“, „Das neue deutshe Reichstag8gebäude“, „Paul Wallot“, „Paderewski“. Unübertrefflich ist der Bildershmudck, von dem wir nur die herrliche, extra beigegebene Kunstbeilage „Ein Freiwilliger für das Rettungsboot“ namhaft machen wollen, Der Preis dieser gediegenen Zeitschrift beträgt vierteljährlich 3 #, das l4tägige Heft 50 „8.
__— Die am 14. Oktober 1893 im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erschienene Nr. 2624 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Für die Mutter Gottes. Nach einem Gemälde von Karl Zewy. — Das 1. Damenwettfahren auf der Nad- fahrerbahn in Halensee bei Berlin. Nach einer Skizze von E. Hosang. — Der am 23. September im nes Meerbusen untergegangene rufe Monitor a nein — Das Fest der Enthüllung des Andreas-
ofer-Denkmals in Innsbruck. — Von der Weltausstellung in
hicago, 2 Abbildungen, eing von E. Limmer. — Die Strandpromenade. ( Zweiseitig. ) as Innere des Krupp’schen Pavillons. — Aus den Ennsthaler Alpen. 2 Abbildungen. Nach der Natur gezeichnet von A. Heilmann. Das Hochthor und die Heß- ge Der Wasserfallweg im Gesäuse. — Aufforderung zum Kampf. tah einem Gemälde von C. F. Deiker. — Skatbilder. 2 Abbildungen. Originalzeihnungen von Otto Andres. — Photographien des Staubes.
— Bolvtecbnisebe Mittheilungen. — Frauen-Zeitung. — Moden. Verschiedenes. ;
__— Zur Lehre vom Luftwechsel, von Dr. Gustav Wolff- hügel, ordentl. Professor und Director des hygienischen Instituts an der Universität Göttingen. München, Verlag von R. Oldenbourg. — Der Verfasser dieser, dem Professor von Pettenkofer, als dem Altmeister der hygienishen Forshung, zu seinem Doctorjubiläum ge- * widmeten Schrift weist darin von neuem auf die hohe hygienische Bedeutung des Luftwechsels hin, wie das sein Lehrer be- reits vor 35 Jahren in dem Buche „Ueber den Lust- wechsel in Wohngebäuden“ gethan, und bespriht avsführlih dié Aufgaben und Ziele des Luftwechsels, die Beurtheilung der Luft be- wohnter Räume und die Berechnung des Ventilationsbedarfs. Von der richtigen Ansicht ausgehend, daß die ie ias welche die Fort- ' schritte und Leistungen der Hygiene auf das Bauwesen ausüben, des- halb fo hâufig zu nachtheiligen Wirkungen führen, weil zwischen den Hygyenikern und den Bautechnikern kein reger geistiger Verkehr und kein Austausch von Meinungen und Tse fahrungen besteht, hat Dr. Wolffhügel in feiner Festschrift die neuesten wissenshaftlihen Ergebnisse über den Luftwechsel in Wohnungen zusammengestellt, um dadur dem Techniker Gelegenheit u geben, diese an Stelle der zum theil mangelhaften Berichte seiner - Facblätter und Handbücher praktis zu verwerthen. Für fie dürfte
die r y daher auch in erster Linie von Bedeutung sein, wenn sie
gleih au für Aerzte und selbst Laien des Interessanten viel bietet.