1893 / 258 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

\chnittlich auf den Tag 40 523,77 4 eingenommen worden. Die Ein- nahme im Monat tember 1892 betrug 1223 959,09 oder durhschnittlih auf den Tag 40 798,64 M

Der Postdampfer „Edam * der Niederländisch-Amerikanischen Nahr. Gese schaft ist am 25. d. M. in New-York an-

ommen. 5 Bremen, 26. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat am 24. Oktober Abends die Reise von Southampton nah Bremen fori eseßt; er überbringt 493 Passagiere und volle Ladung. Der Rei 8-Postdampfer „Olden- burg“, nach Ost-Asien bestimmt, ist am 24, Oktober 6 “Uhr Aberds in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer , Havel“ it am 24. Oktober Vormittags von New-York nach der Wcï.r abgegangen. Der Scuelldampier „Spree“ hat am 25, Oktober Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Ohio“ hat am 24. Oktober Nachts die Reise von Antwerpen nah Bremen fort- gesept: Der Reichs-Postdampfer „Bayern“ is am 25. Oktober

ormittags in Hongkïtong angekommen.

Hamburg, 26. Oktober. (W. T. B.) amburg-Ameri- kanishe Padetfahrt - Actien - Gesellschaft. Die Post- dampfer „Grasbrock" und „Albingia“ sind am 24. und 2. d. in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Thuringia“ ist heute Nachmittag in Havre eingetroffen. Der Schnelldampfer „Fürst Bismark" ift heute Morgen in Southampton ein- 0 a Der Postdampfer „Moravia* hat heute Mittag Lizard passirt. 5 London, 26. Oktober. (W. T. B.) Die „Union-Dampfer „Spartan“ und „German“ find gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Concerte.

Im Saal Bechstein bot gestern der Pianist Paul Tidden (aus Amerika) einen Klavierabend. Der sehr begabte Künstler, der unter Leitung Kullak’"s und Mozskowski's ausgebildet ift, vereinigt in seinem Spiel bedeutende Kraft des Anschlags, musterhaft geschulte Technik mit interessanter Vortragsweise und tief eingehendem Ver- \ständniß: Vorzüge, die er in der A-moll Fuge von Bach-Liszt und in der großen C-dur- Phantasie von Shumann in reihem Maße zu entfalten Gelegenheit hatte. Diesen folgten Stücke von Scarlatti, Bargiel, Raff, Th. Kullak und anderen, in welhen man noch besonders seine große Sicherheit in Octavengängen und rapiden Pasffsagen er- kennen konnte. Wohblverdienter Veifall folgte seinen Vorträgen.

An demselben Tage fand in der Sing-Akademie ein Lieder- Abend der Mezzo-Sopranistin Fräulein Marie Bluhm statt, die dur frühere Concertleistungen hier bereits vortheilhaft bekannt ift. Aus der Schule O. Eichberg's hervorgegangen, leistete die Klinstlerin in 19 gut gewählten, meist bekannten und beliebten Gesängen sehr Tobenswerthes. Drei Novitäten von Felix Mottl, die, auf compli- cirte Modulationseffecte berehnet, besondere Schwierigkeiten darbieten, führte sie mit Standhaftigkeit durch und erfreute niht nur us trefflihe Schulung ihrer wohlklingenden Stimme, sondern au dur eine sehr empfindungsvolle Art des Vortrags sämmtlicher Lieder, deren Begleitung Herr Eichberg selbst übernommen hatte. Nach dem reihlichen Beifall des in großer Zahl erschienenen Publikums wurden noch einige Zugaben gewährt.

Zu “gleicher Zeit hatte in der Philharmonie der Sänger- bund des Berliner Lehrervereins ein Concert veranstaltet, an welhem sich Herr Professor Barth (Klavier) und das Phil- harmonische e betheiligten. Ein f\chr wirkungsvoller Männerchor mit Orchester von Rheinberger eröffnete die Reihe der Vorträge. Diesem folgten Chöre von A. Becker, Grieg, Gernsheim, Vierling und anderen. Auch diesmal befestigte der von Herrn Pro- fessor F. Schmidt vortrefflich geleitete Chor wieder seinen ehren- vollen Nuf, wovon der \{öne Stimmenklang und die durchgebildete, stets belebte Art des Ausdrucks ein glänzendes Zeugniß ablegten. Herr Professor Barth erfreute durch den Vortrag des feltner ge-

. geschaltet werden können.

hörten Klavierconcerts von Henselt. (F-moll), in welchem seine stets

bewährte, feinfühlende und E Art der Auffassung zur Geltung-

fam. Die Herren Dr. Curtius (Bariton) und G. Ritter (Tenor) bereicherten das Programm dur einige sehr gelungene Solo- vorträge, die gleih allen anderen künstlerischen Leistungen dieses genuß- reihen Abends mit großem Beifall aufgenommen wurden.

Im Königlichen Opernhause {wird morgen Ferdinand Lune u Oper „Mara*" mit Frau Pierson, den Herren Sylva, ränkel und der Balletelevin Felicitas Cerigioli, Brüll’s „Gringoire“ mit den Damen Leisinger, Kratnz, den Herren Bulß, Krolop, Philipp, Stammer und Mascagni’'s „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Pierson, Dietrich, Lammert, den Herren Sylva und Fränkel gegeben. Die Kapellmeister Sucher und Muck dirigiren.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Shake- E „Sommernachtstraum“ mit der Musik von Mendelssohn zur

ufführung.

Max Halbe’'s Drama „Jugend“ geht im Neuen Theater morgen zum fünfzigsten Male in Scene.

Für das N Saat 0E E Concert unter Leitung des Generaldirectors Hermann Levi und der folistishen Mitwirkung des Klaviervirtuosen Emil Sauer findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, die öffentlihe Hauptprobe statt; der Karten- Vera O) E bet Dole! u. Bos éroffnet. Der erste der diesjährigen vier Kammermusik-Abende des Halir’ schen Quartetts (Halir, Markees, Müller, Dechert) findet am 3. November im Saal Bechstein statt. Ein Abonnement zu mäßigen Preisen ist bei Bote u. Bock eröffnet.

Der Opernführer 2. Theil, Textbuh der Textbücher von W. Lackowitz. Berlin, Verlag anstalt Urania. —- Die beifällige Auf- nahme, welche der vor etwa Jahresfrist ershienene „Overnführer“ gefunden hat, legte den Gedanken nahe, ihn durch die damals fortgelassenen älteren und inzwishen erschienenen neueren Schöpfungen der Opernliteratur zu ergänzen und zu vervoll- fommnen. Die Auswahl war noch eine sehr reiche und so bringt das Werkchen die actweise Inhaltsangabe weiterer 112 Opern, wobei noch die neuesten Werke: Die Rantzau (Mascagni), Die Bajazzi (Leoncavallo), Falftaf\ (Verdi), A Santa Lucia (Tasca) und die Preisopern von den Musteraufführungen in Gotha „Die Rose von C R (Forster) und „Evanthia“ (Umlauft) Aufnahme gefunden aben; auch die erst jeßt in Deutschland größeren Kreisen bekannt ge- wordenen Opern von Smetana „Die verkaufte Braut“ und „Der Kuß“ fanden Berücksihtigung, Dem interessanten Inhalt schließt fich das Aeußere würdig an; Papier und D1uck find vorzüglich, der folide Einband flexibel, das ganze tin Taschenformat. Der billige Preis von 2 #( macht die Anschaffung dieses Büchleins allen Theaterfreunden und speciell den Besißern des 1. Theils des Opernführers zur Pflicht. Beide Theile zusammen kosten 4 M

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Stadtverordneten-Versammlung wurde, wie die Blätter melden, nach lebhafter Debatte der bereits erwähnte Ausschußantrag, der dahin lautete, die Grundstücke in der Stra- lauerstraße zum Gesammtpreise von 4965 000 (6 zum Bau eines neuen Rathhauses anzukaufen, mit 53 gegen 49 Stimmen ab- gelehnt. Auch die Magistratsvorlage, die R wesentlichen mit dem Ausschußantrag deckte, wurde mit großer Mehrheit verworfen.

Die elektrische Beleuchtung der L Ae oll, wie die „Nat.-Ztg.“ erfährt, nahdem die seit dem 23. Mai auf der Strecke Berlin—Frankfurt a. M. und neuerdings auch auf der Tour Berlin- Eydtkuhnen angestellten Versulhe zur Zufriedenheit ausgefallen find, nunmehr allgemein eingeführt werden. Die Wagen sind nah dem System der Firma W. A. Böse mit 9 Lampen von je 12 Kerzen Stärke ausgestattet, die nah Bedarf einzeln ein- und aus- Die ganze Batterie nimmt einen Raum

von 65 cm Tiefe, 70 cm Höhe und 23 cm Breite ein und wiegt 400 kg; fie besteht aus 8 einzelnen Kästen zu fe acht Volt. Die E der elektrishen Beleuhtung der Bahnpostwagen liegen neben der Billigkeit in dem ruhigen, gleihmäßigen Licht, in der geringen Wärmeerzeugung, sowie in der geringeren Feuersgefahr.

Ueber die gärtnerischen Arbeiten auf dem Gendarmen- markt berihtet die „Nat.-Ztg.“: Schon hat man an verschiedenen Stellen einzelne Bäume und Sträucher eingeseßt ; fodann werden jeßt die auszuschmücenden Flächen mit Rasenstreifen umsäumt. Die An- lagen auf dem Schillerplaß bekommen eine ganz neue Eintheilung. Zu beiden Seiten des Denkmals sind rehteckige Flächen abgegrenzt, die zunächst mit Rasen bedeckt werden. Vor dem Monument ist ein quadratförmiger Plah freigelassen, der noch der Regulirung harrt.

Hofschauspieler Ludwig Sternberg wird in seinem zweiten und legten dramatisch-humoristishen Reuter-A bend, der im Saal Bechstein am Montag stattfindet, „Hanne Nüte un Köster Suhr“, „Hanne Nüte's Abschied von sin Mutting“, „Bräsig bi den Einzug in Pumpelhagen“, „Bräsfig in de Waterkor“ und anderes frei aus dem Gedächtniß zum Vortrag bringen. s

Mittenwalde. Wie der „N. Pr. Ztg." gemeldet wird, ist in Mittenwalde auf dem Boden des dortigen Rathhauses ein bemerkens- werther Fund von alten Schuldurkunden gemacht worden. Die Urkunden befanden sih in versiegelten Blechkapseln. Die eiue ist von der Stadt Berlin im Jahre 1562 ausgestellt und lautet über 400 Gulden (mit 6 9% verzinsbar), aus einer anderen vom Jahre 1549 foll hervorgehen, daß Kurfürst Joachim sich von Mittenwalde 700 Gulden „Brandenburgisher Lande8werung oder 18 Silber- groshen auf einen Gulden“ zum halben Zinsfuße geliehen habe. In dcr vorerwähnten Urkunde verpflihte sich der Magistrat von Berlin, „jeder zeit“ der Stadt Mittenwalde auf deren Forderung das Geld zurückzuzahlen, und falls er die Schuld niht bezahlen könne, sich der Stadt Mittenwalde mit einer der Städte Berlin oder Cölln zu eigen zu geben mit aller beweglichen und unbeweglichen Habe der Einwohner, und diese den Mittenwaldern als „hörig“ zu unterstellen.

Weimar. Durch „die Zeitungen geht gegenwärtig eine Notiz über eine Stiftung der Frau Marie Seebach zu Gunsten eines für verdiente Schauspieler in Weimar zu errihtenden Heims. Die „Thür. Corr.“ schreibt dazu: Die berühmte Künstlerin hat in der That aus dem Erbe ihres verstorbenen Sohnes ein Kapital von 120 000 6 bestimmt für ein solches Heim, dem nach ihrem Tode noch weitere 100 000 6 zufallen werden, fodaß für diesen Zweck im ganzen also 220 000 Æ in Aussicht stehen. Das zu errichtende Heim wird zunächst für die Aufnahme von 10 bis 12 Pensionären der Genossenschaft deutschWer Bühnenangehöriger eingerichtet, die der Vorstand der leßteren aus der Reihe der würdigsten und verdientesten vorschlagen wird. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat das Protectorat über die Stiftung angenommen, die zu Ehren der sclbstlosen Stisterin den Namen „Marie Seebach - Stiftung“ führen wird. Seitens der Stadt Weimar wird der Stifterin bei der Aus- ns des s{öônen Projects das größte Entgegenkommen bewiesen werden.

Eisfeld. Am 22. d. M. fand, wie die „Goth. Ztg.“ meldet, auf dem Schloßplatz zu Eisfeld die Einweihung des Otto Ludwig- Denkmals statt, zu dem Seine Hoheit der Herzog von Sach) en- Meiningen die Bronzebüste des (dort 1813 geborenen) Dichters gespendet hatte. Die städtishen Behörden und Vereine begaben sich in festlihem Zuge nah dem Platz, woselbst unter Gesang und Fest- reden die Enthüllung vor sih ging. Die Büste ist von dem Bildhauer Professoc Adolf Hildebrand in München modellirt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 27. Oktober, Delmar.

8 Uhr Morgens.

Gringoire.

SIP

Victor Léon.

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Stationen. Wind. Wetter.

Temperatur in 9 Celfius 59C. =49R

Bar. auf 0 Gr . d. Meeresf\p. red. in Millim

u. d.

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bedeckt halb bed. Regen Dunst wolkig [wolkenlos wolkig heiter

Belmullet. . | 762 |WNW

Aberdeen .…. | 755

Christiansund | 741

Kopenhagen . | 748

Stockholm . | 743

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t Petersburg| 747

Moskau .. | 759

Gork, Queens- O, L 04 2 Cherbourg . | 762 5 E Su, 755 9 E e o G4O 3 mia... 761 5 winemünde | 751 4 Neufahrwasser| 752 2

Mal. 76 5\wolkig

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Grube. 7 Uhr.

heiter wolkig Gewitter wolkig bededckt wolkig!) bedeckt

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l TBO bedeckt Wiesbaden . | 757 beded!12) München . . | 759 Regen ?) Ghemuiß .. | 757 Negen lli... | 753 heiter) Wle 760 Nebel Bréslau... | 756_ Dunst le d’Aix 762 bededckt u C00 wolkig Triest 762 bedeckt

1) Abends, Morgens Regen. ?) Gestern und Nachts Regen. ?) Nachts Regen. 4) Früh starker Regen.

- Vebersicht der erbo de 1

Ein barometrisches Minimum unter 735 mm, die Witterung von fast ganz Europa beherrshend, liegt über Nordskandinavien, eine Theildepression über Südnorwegen. Am höchsten, über 765 mm, ist der Luftdruck über Südwest- und Südost-Guropa. Bei {wachen bis starken südlihen bis nordwestlichen Winden is das Wetter in Central-Europa vor- wiegend trübe, vielfach Francs und durch\{chnittlich etwas fälter; allenthalben ist Regen gefallen, am meisten, 17 mm, auf Helgoland. Im südlichen Mori eegebjete fanden Gewitter statt, zu Haparanda wurde Nordlicht beobachtet.

Deutsche Seewarte.

G R ZEME R H ESP N I PAO S E ONTAE A E A S TE X: Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend : Opern- haus. 219. Vorstellung, Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Text von Axel

historisches

TNANDOODN

—_—— C Uo

Anfang 7 Uhr. Montag:

blümchen.

In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Tetlaff. Dirigent : Oper in 1 Act von Ignaz Brüll. Text nah Banville’s gleichnamigem Schauspiel von In Scene Negisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Cavallería rusticana (Bauern - Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem gleihnamigen Volksstück von Verga. In Scene gefeßt vom Ober-Regifseur Teßlaff. Dirigent : Kapell- meister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 113. Vorstellung. Ein Sommer- nachtstraum von William Shakespeare, überseßt von August Wilhelm von Schlegel. n tendels\ohn-Bartholdy. raeb. In Scene G vom Ober-Negisseur Max Dirigent : Musi

Sonntag: Opernhaus. 220. Verstelung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Axel Delmar. Jn Scene Teßlaff. Dirigent : Die Puppenfee. tissement von Haßreiter und Gaul. In Scene geseßt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent: Musikdirector Vajazzi (Pagliazzi). Oper in 2 Acten und rolog. Musik und Dichtung von R. Leon- cavallo, veutsch von Ludwig Hartmann. gescßt vom Ober - Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

Schauspielhaus. 114. Vorstellung. Dás Käthchen von Heilbronn, oder: Die Feuerprobe. Großes i Ritterschauspiel in 5 Aufzügen von det von Kleist.

egisseur Max Grube.

Deutsches Theater. Sonnabend: Man sagt!

Sonntag: Man sagt! Goethe - Cyclus. von Berlichingen.

Die Tageskasse is von 10—1} Uhr geöffnet.

Berliner Theater. (Ludw. Barnay.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 24 Uhr: Julius Caesar. Abends 74 Uhr: Chic.

Montag: Chic.

Lessing-Theater. Anfang 7# Ubr. Sonntag: Mauerbliimcheu.

Friedrich - Wilhelmstödtishes Theater (Shaufseestraße 25. i

Sonnabend: Zum 15. Male: Operette in 3 Acten nah einem älteren Stoffe von

Nichard Genée und L. Herrmann.

Richard Genée. Jn Scene Fribsche.

Anfang 7 Uhr.

Kapellmeister Dr. Muck.

geseßt vom Ober- E D

Nibadier.

Emil Neumann. Lautenburg. Vorher: Zum 10.

Musik von

Emil | 7* Uhr.

Tanz von

kfdirector Wegener. Anfang

Text von eseßt vom er eur Kapellmeister Dr. Muck. Pantomimisches Ballet-Diver- Musik von J.

Theaters. 50, Male: Jugend. von Max Halbe. Lautenburg. Anfang 7F Uhr.

Steinmann. Victoria-Theater. In Scene

Anfang 7 Uhr. Ballet. Anfang 7F Uhr.

In Scene e vom Ober- t.

Anfang

Sataniel. (Nopität.)

den artistishen Leiter erx Kapellmeister Ferron. us\taitung. Hierauf:

2. Abend. Gö6 | Felt in Bild und Tanz.

von J. Bayer. T 7& Uhr. Sonntag: Dieselbe Bo Sonntag:

Sonnabend: halben Kassenpreisen.

Hamlet. Weinberger.

Musik von C. Weinberger.

Sonnabend: Maner-

von Brandon

acobson und

eund Felix.

Musik von |

1A i: eseßt von Julius Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten-

burg. Sonnabend: Zum 22. Male: Schwank in 3 Acten von Georges Feydeau und Maurice Hennequin. In Scene geseßt von Sigmund ale: Jllufionen. Lustspiel in 1 Act von Arpad von Berczill, für die deutshe Bühne bearbeitet von Josef Jarno. Anfang

Sonntag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Ueues Theater (am Schiffbauerdamm 4a/5). Sonnabend: 28. Ensemble-Gastspiel des Residenz- Direction: Sigmund Lautenburg. Zum Ein Liebesdrama in 3 Acten In Scene geseßt von Sigmund

Sonntag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Belle - Alliancestraße 7/8.

Sonnabend: Geschlossen wegen Vorbereitung.

Sonntag, mit vollständig neuer und glänzender Ausstattung, zum 1. Male: Die fieben Raben. Nomantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Operette von C. Görliß und A. Braun. Musik von Ad. Ferron. Couplets theilweise Ra Freund. Inscenirt durch

errn Ed. Binder. Mit vollständig neuer Neu einstudirt: Die Phantastishes Aus- stattungs-Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik

rstellung.

Nachmittags 3 Uhr : Vorstellung zu Lachende Erben. in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl

Mittwoch: Zum 1. Male: Münch’ner Kind'l. Operette in 3 Acten von Landesberg und Stein.

Adolph Ernsi-Theater. Sonnabend : Zum 42. Male: Charley’s Tante. Shwank in 3 Acten Thomas. Hierauf : Die Bajazzi. Parodistische Hane mit Gesang in 1 Act von Ed.

O E g E ai Scene gesetzt ( von Ado rnst. Anfang x. ;

Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Sechs Bei agen

Central-Theater. Direction : Richard Schulg. Alte Jacobstraße Nr. 30.

Sonnabend: Zum 61. Male: Berliner Vollblut. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer. Im dritten Act : Bajazzi-Parodié, vorgetragen von Frau nein Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Berliner Vollblut.

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend- kasse von 6F Uhr ab,

Das System Deutsh von

Concerte.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 74 Uhr: TL, ‘Quartett - Abend von Joachim, Kruse, Wirth, Hausmann.

Saal Lechstein, Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7F Uhr: Concert der Sängerin Clara Horsten, unter gütiger Mitwirkung des Concert- meisters Herrn Theodor Krelle (Violine).

Concerti-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend : Karl Meyder-Concert. Alx. Juternatioualer Abend. 1. Theil : Französisch. 11. Theil : Deutsch. TI1. Theil: English. Anfang 7 Uhr.

Familien-Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Docent Dr. med. Otto Lubarsch mit Margarethe Freiin von Hanstein (Warne- münde). Hr. Amtsrichter Viktor M mit Frl. Hedwig Lühe {Leobshüß—Breslau). Hr

e

in 3 Acten

Dirigent: | Militär-Intendantur-Rath Clausen mit Frl. Luci

Wedel (Breslau). : Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster M Ne Gilden in Westpreußen). Hrn. egierungs-Baumeister A. Thomas (Breslau). Rer Rittmeister von Glasenapp (Leobshüß). ine Tochter: Hrn. Major von Thiesenhaufen (Berlin). Hrn. Prem. Lieut. Wilhelm von Auer (Berlin). i / Glestorben: Hr. Gutsbesißer Julius Pilzecker P hixtaiia Hr. Professor Louis Drescher rad).

Operette

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Bévlin:

Verlag ver Expedition (Scholz).

dex Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Dr talt, Berlin l Wilbelmstraße Nr. 32.

(eins{ließlich Börsen-Beilage).

Literatur.

König Friedrich der Große,

pon Reinhold Koser, Professor an der Universität Bonn. Erster Band. Preis 8 4. Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta’schen Buch- handlung Nabialaes:

Das vorliegende Werk bildet einen Theil der von H. von Zwie- dineck-Südenhorst herausgegebenen „Bibliothek deutsher Geschichte“. Brat Koser beginnt sein Werk da, wo sein früher erschienenes

uch „Friedrih der Große als Kronprinz“ abbricht. Den Versuch einer neuen Zusammenfassung des biographischen Stoffes, wie er seit einem halben Jahrhundert in Deutschland nicht erfolgt ist, reht- fertigt der Verfasser damit, daß ein neues großes Material aus den . echtesten Quellen herbeigeshaff}ft worden sei, seit- dem die erlauhten Nachfolger des großen Königs die Wer- óffentlihung der urkundlihen Seuanifse seines Wirkens ge- stattet haben. Zugleih aber fei erst dem lebenden Geschlecht, welches unter dem Eindruck einer großen Herrschergestalt den monarchischen Gedanken mächtig erstarken sah, das volle Berständniß für einen König aufgegangen, der mit seiner Auffassung der Königspflicht und seiner Uebung des Königsamts, mit seinem Gelöbniß, des Staates erster Diener fein zu wollen, dem Königthum eine neue Wahrheit und eine neue Weihe gegeben habe. Dieses Verständniß zu erweitern und zu vertiefen, ist der leitende Gedanke des hervor- ragenden, die neu aufgedeckten Quellen gewissenhaft benußenden Werks, das uns den großen König in seinem vielgestaltigen Wirken als Feld- herr, Staatsmann, Diplomat, Volkswirth, Philosoph und Geschichts- chreiber vorführt und seine Größe darin sucht, daß er es Ee hat, seine auseinander strebenden Neigungen unter die monarchische Herrschaft eines höchsten Triebes zu zwingen, unter den kategorishen Imperativ seiner Königspfliht. Der erste Band zerfällt in fünf Bücher und {ließt mit dem Ausbruch des siebenjährigen Krieges ab. Das erste Buch „Vor dem Kampfe“ behandelt undd die NRegierungsaufgaben, die dem König nah der Thronbesteigung er- wudchsen, und die Vorbereitung der Unternehmung auf Schlesien. Das zweite Buch behandelt den ersten \chlesischen, das dritte den zweiten schlesischen Krieg, das vierte die Friedenswerke dieser Zeit, insbesondere die Rechtspflege, die innere Verwaltung, die Handels- und Gewerbepolitik, während das fünfte die politische Lage, die auswärtige Politik, die geistigen Bestrebungen und Ideen kurz vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges schildert.

s ist eine Niesenaufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, das ganze Wirken des Königs in allen seinen Richtungen zu verfolgen und daraus ein bis ins einzelne getreues und umfassendes Gesammtbild herzustellen, welches nicht nur dem Königlichen Helden gerecht wird, sondern au dem deutshen Volk einen Begriff von der E P die in Friedrih dem Großen verkörpert war. Diese Aufgabe zu

ewältigen, dürfte von den jetzt lebenden Historikern keiner so im stande sein wie Koser, und, soweit man aus dem vorliegenden Bruchtheil schließen darf, bat er sie in glänzender Weise gelöst: das Werk ift nicht nur ein Niederschlag aller bisherigen Forshungen, an denen der Verfasser selbst fehr wesentli betheiligt war, sondern eine auf eigenen Forschungen beruhende selbständige Gestaltung, die zwar begreifliher Weise auf den Schultern der Vorgänger (Preuß, Carlyle, Raumer, Ranke, Droysen, Dove, Orlih, Grünhagen u. \. w.) ruht, aber die zer- \streuten Bausteine zu einem neuen Gebäude mit eigenem Stil, mit eigener siherer Hand aufgerichtet hat. Die Darstellung ift lihtvoll, ohne durch Anmerkungen, die an den Schluß verwiesen sind und übrigens nur die genauen Quellen citiren, unterbrochen zu werden ; der Standpunkt ein gleih hoher politisher und historisher, der die Wesltverhältnisse mit umfaßt, um die Politik des großen Königs in allen ihren Gestaltungen und Bewegungen in das rechte Licht zu Fellén und zu zeigen, daß ohne die Heldenhaftigkeit des Herrschers das Preußen Friedrih's des Großen nie die Probe feiner Großmachtstellung hätte bestehen können.

Die inneren Angelegenheiten haben namentlich in dem vierten Buche „Friedenswerke“ cine umfassende Darstellung gefunden, wie sie bisher noch nirgends vorgelegen hat; sie reiht vom Dresdener Frieden (1745) bis zum Anfang des siebenjährigen Krieges. Es werden darin zunächst die Negierungsgrundsätze - des Königs, stets an der Hand authentischen Materials, sowie die Staatseinrichtungen im allgemeinen behandelt (S. 297 bis 320), um alsdann insbesondere auf die Besserung der Nechtspflege näher einzugehen (S. 320 bis 348). Was Stölzel, Ranke, Jsaacsohn, Trendelenburg, von Kamptz, Bornhak, Schmoller u.- a. auf diesem Gebiet vor- Ee haben, wird mit sachliher selbständiger Kritik zu einem cin- eitlihen Bilde gefocrmt. Die unablässigen Bemühungen, eine auf die Abkürzung des Prozeßverfahrens, Vereinfahung der Gerichts- verfassung, Hebung des MNichterstandes, Feststellung eines allgemein verbindlicben Landrechts, Trennung der Justiz von der Verwaltungs- erihtsbarkeit gerichtete Neform zur Durchführung zu bringen, werden in Vollständigkeit und Ausführlichkeit geschildert, die thatsächliche Entwickelung der Reform, sowie das Wirken des einigenden, \{öpfe- rischen, staatsbildenden Abfolutismus, das hier glänzend zur Geltung fam, in klaren Zügen dargelegt. Das Kapitel „Fortbildung der Verwaltung“ (S. 349 bis 388) beschäftigt sich mit der Centralverwaltung (General-Directorium), Provinzialver- waltung (Kriegs- und Domänenkammern), Verwaltung der Städte, der Domänenämter, des Kreises, mit den Ritterschaften, den Verhält- nissen der Bauern, mit den Dorfgründungen, der Bevölkerungszunahme und der Finanzverwaltung. Hier sind au) die Resultate der Forschungen Knapp's in Straßburg und verschiedene Special- publicationen in den Schmoller'shen Jahrbüchern, sowohl von Schmoller selbs wie von anderen, namentlich aber die Acten des General-Directoriums mit kundiger as benußt. Gerade dieses Kapitel nimmt lebhaftes Interesse für {ich in Anspruch, weil sich diesem Gebiet überhaupt in neuerer Zeit die Ausf- merksamkeit zugewandt hat. Die übersichtliße "Darstellung Kosers von dem Verwaltungsorganismus bringt Licht in die vielfa complicirten Verhältnisse; das Verständniß für die uner- müdlih reformirende Thätigkeit des Königs wird durch diese Dar- stellung wesentlich gefördert: fo vollständig und bis ins einzelne genau sie ist, so ist sie im Aufbau knapp und symmetrish, und sie wird fortan allen, die sich auf diesem Gebiet orientiren wollen, ein guter Führer sein. Der Geist, der die Verwaltung belebt, war Friedrichs eigener Geist; hier noch) mehr wie auf dem Gebiet der Rechtspflege gei er selbst persönli ordnend und fördernd ein, ohne sich auf einen

erather zu verlassen ; gerade hier zeigte er, wie ernst es ihm mit dem Grundsaß „dés Staates erster Diener zu E war. Als Zeug- niß seiner Fürsorge für die ländlihe Bevölkerung und den Aer- bau mag unter anderem die Cabinetsordre von 1746 erwähnt werden, dur welche Friedrich 11. für die Domänen den feldmäßigen Anbau der Kartoffel anordnete, dem beshränkten Verständniß feiner Unterthanen und selbst seiner Behörden zum Troß; die Bauern mußten an manchen | rten mit Gewalt zur Anpflanzung der ihnen als Geschenk über- assenen Saatkartoffeln i aalten werden; auch fremde Futterkräuter, wie

opfklee, Luzerne und Lupine wurden auf seine Anregun angebaut. ee Wohlwollen für den Adel bewährte er durch mancherlei Ver-

Ungen, unter anderm auch darin, daß er bedürftigen oder herunter- E nnenen Grundbesißern für die Hebung ihrer Güter mit Darlehen Dageringem Zinsfuß oder mit unmittelbaren Dellettn zu Hilfe fam. A betrachtete der König es als pay selbstverständlilhes Recht, sich

e Wirthschaft der Nittergüter ebenso wie um die der Staatspähter

Erste Beila ge zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 27. Oktober

zu bekümmern.. Eine Grenze in der Fürforge für den Adel fand er aber da, wo mit rittershaftlichen Ansprüchen bäuerlihe in Widerstreit kamen; hier war er, soweit es das bestehende Staats- und Personen- recht erlaubte, stets geneigt, sih auf die Seite des Bauern zu stellen. Gerade auf dem Gebiete der bäuerlichen Verhältnisse bekannte er sich zu der großen socialen Aufgabe, den Shwächeren gegen den Stärkeren zu s{hüßen. Die neueren Untersuchungen über seine Agrar- und Colonialpolitik, die in vielen Schriften zerstreut sind, finden hier eine schäßenswerthe zusammenfassende Darstellung (370 bis 379), an die sich die Finanz- und Steuerpolitik (380 bis 388) anschließt. Der Abschnitt „Die neuen Provinzen“ (390 bis 422) zeigt uns, wie der Königlihe Staatswirth die Einordnung von Schlesien und Ostfriesland in das bestehende Staatsgefüge durchführte, während der Abschnitt „Handels- und Gewerbepolitik“ (423—456) wieder zu den allgemeinen Verhältnissen überleitet. Auch auf diesem Gebiet sind in leßter Zeit vielfah neue Untersuhungen angestellt worden, die erfolgreih waren, aber bisher noch nicht Ge- meingut geworden Hub: die Ergebnisse werden an dieser Stelle in die Biographie des Königs einverleibt, und indem alles pam aeage wird, was der Fleiß der Specialhistoriker erforscht hat, erhalten wir auch ein in der Form angemessenes, in si ah- geshlossenes Bild von der umfassenden, M die wirthschaftlihe Ent- wickelung Preußens epohemachenden Thätigkeit des großen Königs. Auch dieser Abschnitt verdient besondere Beachtung. Friedrih der Große errichtete in dem fünften Departement des General-Directoriums ein Fach-Ministerium für Handel und Gewerbe, dessen Leitung nah dem Tode Marschall’s er selbst übernahm, indem er zum Chef niht wieder einen Minister machte, sondern einen vortragenden Rath; diefen aber nahm er niht aus dem Beamtenstande, sondern aus dem Handelsstande: den Kaufmann Fäsh aus der französishen Schweiz, für den der König selbs ein handelspolitishes Programm in einer Denkschrist „ldée générale du commerce de ce pays-ci“ ausarbeitete (vergl. Seite 428 und 429), welche von der Nothwendigkeit der Erweiterung des Absatzes und der Hebung der Industrie handelt. Akademische oder theoretishe Erörterungen bilden sonst aber nicht den Schwer- punkt der Handelspolitik des Königs, sondern die stets auf praktische Interessen gerichteten Anweisungen, die 19 auf die Förderung ver- schiedener Industrieen bezogen und fich selbst um Einzelnes und Kleines drehten; namentlich wurden die Textil- und besonders die Seiden- industrie, die Papterindustrie, die Tabackindustrie, die Salinen ge- pflegt, und zahlreihe Fabriken neu angelegt. Darüber wurde das große Ziel niht aus den Augen gelassen, die verschiedenen Theile des Staats wirthshaftlich auf gleihe Bedingungen zu stellen und gegen- über den nihtpreußischen Landen Schranken zu errihten, die die heimische Industrie zu heben geeignet waren: hier wurde der Grund zu einer staatlichen und nationalen Gemeinpolitik, zu einer Volks- wirthschaft gelegt; nur für Schlesien wurde gegenüber Oesterreich dem Freihandel8princip gehuldigt, das aber bei den entgegen- eseßten Interessen in Oesterreißh keinen Anklang fand, wes- alb“ & (1754| zu elne Sollfltleg: beider Länder. klaut Die Schußzollpolitik und Absperrung war keine principielle, sie wurde Frankrei gegenüber verlassen, um dort gleich günstige Einfuhrbedin- gungen für Preußen wie für Holland und Hamburg zu erzielen; wenn auch nit in dem gewünschten Umfange, so wurde doch eine Conven- tion uf zehn Jahre (1753) mit Frankreich abgeschlossen, welche eine Art Meistbegünstigungsvertrag (ohne Tarif mit Zollermäßigung) war; mit Spanien blieben die Verhandlungen ergebnißlos, ebenso mit Por- tugal und Nußland; auch mit der Pforte wurden Verhandlungen ein- eleitet. Auf die Einwanderung begüterter Geschäftsleute aus dem Auslande nah Preußen legte der König ebenso Werth wie auf die Herbeiziehung ausländischer Handwerksmeister und bäuerlicher E Die Begründung der Emder Handelsgesellschaft für den Verkehr mit Kanton (1752) beweist, wie sehr der Blick des Königs auch ins Weite gerichtet war. __ Dos fünfte Buh „Ausgang der Friedenszeit“ lehrt uns im zweiten Abschnitt den König als Philosophen von Sansfouci in seinem geistigen Verkehr mit den Vertrauten seiner Umgebung, fern von der Sorge um Staatsgeschäfte, näher kennen (S. 477—527). Fn dankenswerther Weise wird hier au der Hauptinhalt der Oeuvres du Philosophe de Sanssouci mit dihterishen Beispielen, in denen sich seine reihe Weltweisheit offenbart, mitgetheilt; seine Betrach- tungen über das Berliner Leben, die Reiselust, den Ehrgeiz, das Glück, die Zufriedenheit, das Vergnügen, das Streben nah Veränderung („Das Wünschen der Veränderlichen ist kurzsichtig und eitel, denn die Erfüllung wird oft zu ihrem Schaden aus\{hlagen“), die Kritiklust („Sind nicht unsere absprehenden Urtheile häufig durch unsere Vor- eingenommenheit, durch unsere Einseitigkeit dictirt 2“), die Arbeit, die Lernbegierde, Wissenschaft, Tugend, Pflichtgefühl, Vaterlandsliebe, Menschenliebe enthalten fo viel Wahres und zugleich Poetisches, daß sie Gemeingut Aller werden sollten. Seine theoretishe Philosophie dagegen unterlag den Einflüssen Locke's und hat als ein Kind ihrer Zeit heute nur noch historishes Interesse, wenngleich sie von dem erhabenen Gedankenfluge des Königs beredtes Zeugniß ablegt. Auf Einwände Maupertuis? gegen seine Auffassung von der Vorsehung antwortete er, und das ist für seinen Standpunkt bezeich- nend: „Borausgeseßt, daß man die Grundpfeiler der natürlichen Religion nicht ershüttert, kann man sich ohne Unzuträglichkeiten in allen Fragen der Speculation irren." Auch widerlegt sein ¿ganzes Leben, sein Pflichtgefühl, feine Strenge gegen fih selbst die von ihm zu Zeiten vertretene Meinung von der Naturnothwendigkeit aller Entwicklung und von der Abhängigkeit des Menschen von den Um- ständen und feinen Leidenschaften; niemals hat er in der „Unvermetid- lihkeit“ Entlastung von der Verantwortlichkeit gesuht; er irrte in den Speculationen, aber der Grundpfeiler der natürlihen Religion blieb ihm unershüttert. Zu einem System der Philosophie, in der seine Lieblingsfrage von dem Verhältniß der Freiheit zur Noth- wendigkeit eine Lösung gefunden hätte, kam er niht; ihn hatte das Nachdenken dahin geführt, daß er darauf verzihten müsse, ein ba tändiges System zu gewinnen und den Urgrund der Dinge zu auen: Verehren wir in Schweigen Die Ordnung, die der Welt von droben ward zu eigen. Zu eng ist unser Geist, das Irren ift sein Loos, Und unergründlich bleibt der dunklen Tiefe Schoß. Nur des sind wir gewiß troß unsrer Katastrophen : Der Himmel weiß viel mehr als alle Philosophen.

Wie vom Christenthum, so will er sich auch von der Philosophie nur die Sittenlehre nehmen. Wäre der Mensch für die Metaphysik geschaffen, es würden ihm Organe von anderem Stoffe verliehen fein : „Der Mensch ist geschaffen zu handeln, nicht zu philofophiren“. Bon dem komischen Heldengediht Le Palladion giebt Koser einen aus- führlihen Auszug. eiter erwähnt er die dramatischen Versuche des Königs, die auch mehrfach aue wurden. Auch über das Wesen und den Zweck des Dramas hat sich der König geäußert, und hier verdient hervorgehoben zu werden, daß nach seiner Auf- fassung das Lustspiel nicht den Zweck habe, das Leben zu bessern. „Der Lasterhafte, den die Komödie zur Tugend bekehre, sei erst noch nachzuweisen; dieses hohen Amtes habe sie nit zu walten. Besserung werde nicht spielend erzielt, [L nur dur ernste Selbstprüfung und inneren Kampf.“ „Mehr Natur!“ ruft er der französischen Tragödie zu, „ein Zuviel des Erhabenen {lage

in das Ueberspannte um.“ Für mehrere Vpern in dem seit 1743 er- bauten Opernhause {rieb der König selbs die Grundzüge zum

1893.

Libretto. Als Musiker hat der König nur ausnahmsweise Beiträge für seine Opernbühne geliefert; hauptsächlich schrieb er Sonaten für die Flöte, von denen 121 außerdem vier Flötenconcerte auf uns überkommen find; er hielt ih dabei an die italienishe Schule, die Fran eie Musik taugte nah feiner Meinung nichts. Auf das Leben Voltaire’s am Hofe Friedrih's des Großen brauchen wir hier niht näher einzugehen; es is ällgemeiner bekannt, und die Darstellung enthält nihts Neues, sie ist aber wegen der ausgezeichneten Charafkteri- firung und Schattirung höchst lesenswerth.

Der dritte Abschnitt des fünften Buchs handelt von dem „König Connetable“. Es wird darin über die Stellung des Königs zum Heer, zum Offizier-Corps, zur Truppe, die Stärke des Heeres, die militärishen Friedensübungen und die Strategie Friedrih's des Großen berichtet; in leßter Beziehung wird auch indirect die neuerdings aufgeworfene Controverse über das angeblih doppelte System der Kriegführung des großen Königs beleuchtet. Die beiden leßten Abschnitte handeln von der „Auswärtigen Politik in den Jahren 1750—1755*“ und von dem „Ausbruch des siebenjährigen Krieges“. Beim Schluß des ersten Bandes, der die politishe Lage. und die Vorbereitungen zu dem großen Kriege schildert, drängt fich Einem der lebhafte Wunsch auf, daß bis zur Fertigstellung des zweiten Bandes nicht allzulange Zeit verstreihe: Koser's Werk errihtet dem großen König ein Denkmal, dessen Betrachtung Gegenwart und Zukunft mit eht preußishem Geiste erfüllen und die Erkenntniß von dem egenen Wirken des Königs als Monar, Staatsmann, Feldherr, Volkswirth, Philosoph und Mensch noch allgemeiner verbreiten wird, als es an der Hand der bisherigen historishen Werke geschehen fonnte.

Gesetze, Verordnungen x.

Die Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 nebst dem Geseß, betreffend die Geschäftsfähigkeit Minderjähriger und die Aufhebung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, vom 12. Juli 1875 sowie der Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879. Verlag von Franz Vahlen in Berlin. Pr. 50 §. Von dieser kleinen hand- lichen Textausgabe mit erläuterndem Vorwort und vollständigem Sachregister ist soeben die 31. Auflage erschienen.

Erdkunde. Deutscher Colonial-Atlas. Dreißig Karten mit vielen pa Nebenkarten, entworfen, bearbeitet und herausgegeben von aul Langhans. Gotha. Justus Perthes. Fünfzehn Lieferungen, jede mit zwei Karten zum Preise von je 1,60 4 Die uns jeßt- vorliegenden Lieferungen 3 bis 5 dieses bedeutenden Kartenwerks bringen mit den Blättern 4 bis 6 die Beendigung der Karte des Schutzgebiets der Neu-Guinea-Compagnie mit Begleitworten von Paul Langhans. Diese Karte, welhe auch als Sonderausgabe für den reis von 6 M. bezogen werden kann, bietet ein érs{chöpfendes über- ihtlihes Bild der Colonie. Auf 69 Nebenkarten sind die für die wirthschaftlihe Entwickelung wichtigsten Gegenden in größerem Maßstabe und sämmtliche Tabackspflanzungs- stationen besonders dargestellt. Ebenso werden die Handels- und Verkehrsverhältnisse im Schußtzgebiet, die Missionsthätigkeit und die ethnologishe Stellung der Eingeborenen veranschauliht. Das bei- grgene Begleitwort weist die wirthschaftlichen s des andes und ihre bisherige Verwerthung nah. Nach dem ebenfalls beigefügten Verzeichniß der Quellen if die Karte auf 213 Positions- bestimmungen und 186 Originalkarten aufgebaut. Die Karte ift somit eine wissenshaftlih gründliche Arbeit. Außerdem enthält die vierte Lieferung eine Karte über das Schußgebiet * der Marschall- Inseln mit zahlreichen Nebenkarten, auf denen der Umfang der Kokospflanzungen, die Verwaltung und der Handel auf den Marschall-Jnfeln dargestellt werden, sowie ein interessantes Bild der Entdeckungsgeschichte dieser Inselgruppe gegeben wird. Der fünften Lieferung ist endlih noch eine Karte beigegeben, auf welcher der deutsche Handel und Verkehr auf der Erde mit Anaube der Reichs-Postdampfer- linien (die fubventionirten unterschieden) dargestellt wird. Fünf vor- züglich ausgeführte Nebenkarten unterrihten über den Weltpostverein, den internationalen Telegraphenverein, die zollpolitishen Beziehungen des Deutschen Reichs zum Auslande, die Hauptcolonialwaarenmärkte Europas und die Thätigkeit der deutschen Kriegs-Marine. Dichtkunst. __Körner's Werke mit Körner's Leben, Porträt und Facsimile, Einleitungen und erläuternden Anmerkungen herausgegeben von Hans immer. 2 Bände in Leinenband. Preis 4 « Bibliograpbishes Institut, Leipzig und Wien. Durch die Aufnahme von Theodor Körner's Werken in Meyer's Bibliothek der deutschen und ausländi- schen Klassiker hat diese weitbekannte und von Literaturkundigen ge- [châßte Sammlung eine sehr erwünschte Bereicherung erfahren. Ins: besondere wird sich die Zimmer'she Körner-Ausgabe der Aufmerkjamfkeit aller Ps und Verehrer des Dichters zu erfreuen baben ; denn sie ift das Erge ne einer überaus fleißigen, auf gründlicher Forshungen und reicher OQuellenkenntniß beruhenden Arbeit. Nachdem aus Anlaß der hundert- jährigen Geburtsfeier des Dichters im Jahre 1891 eine ganze Reihe neuer Entdeckungen über Körner zu Tage getreten if, war es an der Zeit, daß eine neue Ausgabe alle diefe bisher unbekannten Resultate der Forschung verwerthete. Jn diesem Sinne zeichnet sich die Zimmer’she Bearbeitung dadurch aus, daß sie eine Anzahl bisher ungedruckter Gedichte und manche anziehende Aufs{lüfsse und fefselnde Einzelheiten über Körner's poetishes Schaffen bietet. Hervorzuheben sind die vorzüglichen Einleitungen zu den einzelnen Werken, besonders die zum „Joseph Heiderich“, wehe ganz neue Thatsachen bringt. Der Tert ist Unter Zugrundelegung der besten Orizinalausgaben hergestellt; ein kurzer, trefflicher Leben8abriß Körner's erleichtert zugleich das ästhetishe Verständniß für seine Werke, und die Anmerkungen unter dem Text ziehen die für unsere Zeit mehr oder weniger ver- dunkelten Anspielungen näher ans Licht. Zimmer's Ausgabe umfaßt nit den ganzen Körner, wohl aber enthält fie alles, was von des Dichters Werken bedeutend und von wirklichem Interesse erscheint, denn das Bild des jungen „Sängers und Helden* wird nur gewinnen können, wenn es sih ungetrübt von minderwerthigen Erzeugnissen dar» bietet. Die innere und äußere Ausstattung entspricht dem vor- nehmen Charakter der Meyer'schen Klassiker-Ausgaben: Papier, Druck aR ee GTgEnTE Einband sind vollkommen einwandfrei und verdienen alles Lob.

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