König Albert von Sachsen für F Tdzuge m . Oktober 1893,"
j 1870/71, s 50jährigen
U egen den blauen Kopfstücke durh eine Reihe von Perlen abgeschlossen. earbeitete goldene sih große Brillanten herausheben. j bei einem messer von 4 cm und is in feiner künstlerishen Ausführung ein Meisterwerk der Königlich preußischen Hofgoldschmiede Sy u. Wagner
“find in den Hohlungen der Kopfstücke je 8 frei
Blumen eingefügt, aus deren Mitte
Der Marschalls\tab hat eine Länge von 495 cm
in Berlin,
Die feierlihe Begrüßung des General-Superintendenten Faber ber-Kirchenrath und die Berliner Geistlich- feit hat gestern Abend in dem mit Laubbäumen und Blumen ge- \{müdten Interimsdom stattgefunden. Vor dem Altarplatz hatten
Angelegenheiten Dr. Bosse mit dem Geheimen Ober-Regierungs. Rath Grafen Bernstorff, räfident des onsistorial-Präsident Schmidt mit dem Con- ath Arnold, der Wirkliche Geheime Ober - Regierungs- dem Professor Irmer, der andere der Wirkliche Geheime Rath Dr. Hermes als Präsident des Kirchen-Collegiums und die vier Berliner Superinten- laß genommen, während die Geistlichkeit die vierzehn ersten
dur den Evangelischen
der Minister der geistlichen 2c.
pvr von der Gol als Vice - ent der
sistorial - )
Rath von Meyeren mit
Verwaltungs8gerihts - Rath
Synodalyorstandes ,
ahn und
denten Î Bankreihen des Gotteshauses einnahm. Becker dirigirte Domchor eröffnete die \timmigen
Der
von der Golß vor, um im Anschluß an 1.
die Becker’\che
nsprache das Psalmenwort Psalm und mein Wirken, feines Grund weiter bauen zu fönnen, und er das Reich Gottes lieb ist.
hierauf Superintendent Kreibig. Mit einem
auf Allerhöchsten Befehl morgen nicht statt.
Nach Eröffnung der neuen Wasserwerke am Müggelsee ist die Verwaltung der städtischen Wasserwerke in die Lage verseßt, in Ber- bindung mit den Werken in Tegel die Stadt ausreichend mit Wasser
| Auf Antrag des Curatoriums der Wasserwerke hat
zu versorgen. Daher der „N. A. Z.“
Stralauer T uy des Magistrats
Ja
Tommen.
Die, wie seiner Zeit mitgetheilt, der Stadtgem cinde Berlin emachte letßtwillige Zuwendung der Bauunternehmer Schmidt- | ist. Lde Eheleute im üngefähren Betrage von 14 Millionen Mark zum | mit. Alle adet in der Stadt und den umliegenden Dörfern zer- Zweck der Errichtung eines Findelhauses batten die Kinder der- S Das Neichsgericht hat nun, wie die „N. A. 3." meldet, unter dem 30. Oktober endgültig diefe
selben im Wege der Klage angefochten.
eten i
vom 4. November, Morgens.
Da ——-
Ls T ei
Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeresf\p
red. in Millim. in 9 Celfius ¡59C, =49R.
Temperatur
ONO WNW
OSOD
3 wolkig halb bed. halb bed. Regen bedeckt Schnee wolkig beiter
Belmullet. . | 763 Aberdeen .. | 760 Christiansund | 746 Kopenhagen . | 744 Stockholm . | 748 aranda . | 747 t Petersburg| 747 Moskau . . . | 749 Cork, Queens- E C09 [bedeckt 9 Gherbourg . | 761 |W wolkig 12 Er. e « | (04 wolkig 12 (0460 (26 ¡Negen 11 mburg .. | 7560 |WSW 6\Negen!) 10 winemünde | 747 |SW Regen?) 10 Neufahrwasser| 750 |SSW BAN 4 Memel .…. . | 749 |W 4\wolkig 6 rin ... | 762 |\SSW 2sbedeckt 11 ister ..| (05 SW T7sbedeckt 11 Karlsruhe . . | 762 _3/bedeckt 11 Wiesbaden . | 760 ill bedeckt 10 München . … | 763 2\bedeckt 7 Ghemniy .. | 757 5 wolkig?) 11 D «« | (02 5¡bedeckt4) 12 Wien .... | 762 |WSW 2\Nebel T Breslau .… . | 7566 |SW
4bedeck |__8_ R Dir 760 |D Z Nebel L q G i Triest .. . . | 763 |DSO
2\wolkig 12 1 heiter 13 1) Gestern und Nachts Regen. 3) Nebel. 4) Nachmittags Regen und Graupel-
schauer. Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrishes Minimum, welches sich in der Nacht über der Nordsee ausgebildet hat, liegt über Dänemark, über Nordwestdeutshland starke \üdwestlihe und westlihe Winde hervorrufend. Auf der Nordhälfte der Britischen Inseln hat der Lusft- druck stark zugenommen. In Deutschland ist das Wetter trübe und erheblich wärmer; an der Küste liegt die Temperatur bis zu 6, im Binnenlande 3 bis 77 Grad über dem Mittelwerthe. Jn Nord- und Mitteldeutshland ist allenthalben Regen gefallen. pa ldermle hatte Gewitter mit Hagel. Die Abkühlung, welche fich heute über den Britischen pu eln zeigt, dürfte demnächst sich \südostwärts aus-
reiten. Deutsche Seewarte.
Theater - Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 227. Vorstellung. Der Freischütz. Ro-
Me Oper in 3 Acten von Carl Maria von ber. Dichtung von Friedrich Kind (nah
D O N ANNNR-
SW SW WSW
2) Nachts Negen.
Feter otette „Der Geist hilft unsrer Shwachheit auf.“ 2 dem Choral „O heil’ger'Geist, kehr bei uns ein“ trat Propst Freiherr Petr. 4, 10 u: 11 die Be» grüßun me zu halten. Nachdem er geendet hatte, sang der Chor otette „Also hat Gott die Welt geliebt“. Dann er- rif General-Superintendent Faber selbst das Wort, indem er feiner „Der Herr is meine Macht und mein eil“ zu Grunde legte. Er würdigte das verdienstvolle auf der orgängers, gab der Freude Auësdruck, auf folhem rbat sich die Hilfe aller, denen dtg Als Vertreter der Brüder im Amt sprach | fu n Schlußgebet des Propstes Freiherrn von der Golß {loß der festliche Act.
Die Vereidigung der Nekruten der Berliner Garnison findet
zufolge der Magistrat in seiner gestrigen Sitzung Pen den Betrieb der Wasserwerke vor dem
or am Montag einzustellen. — Nach einem weiteren soll der Weihnachtsmarkt in diesem re auf dem Arcona-Plaß und an den Frankfurter Linden ab- gehalten werden und vom nächsten Jahre ab überhaupt in Wegfall
Verdienste im Fovenieog für toiganilia erklärt. Da auch der Stadtgemeinde die m
Militärdienst- Sammt sind Außerdem
öniglihe Geneh
Durch- | gemeldet wird, nah der
auf 165 354,35 M beläuft.
der Propst Dr.
Wassershichten abzufangen. Evangelischen i
worden.
Ober- Herren des vom Dache schwer verleßt.
von rofessor E Schirme, 1.
mit der acht- Nach erichtet :
Handwerk.
bevorzugt. So benußten
„{chwoarzen Wand“ Reiß,
ohne ihn zu treffen.
nahm hevte Nachmittag an Ort
sprangen.
bureau ift völlig zerstört worden.
der gleihnamigen Erzählung von August Apel). Neu in Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Diri- ent: Kapellmeister Weingartner. (Marx: Herr Emiï
öße, Königlicher Kammersänger, als Gast.) An- fang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 121. Vorstellung. Ein Sommer- nachtstraum von William Shakespeare, überseßt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von Felix Mendels\ohn-Bartholdy. Tanz von Emil S§raeb. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Pax Gre Dirigent : Musikdirector Dr. Muck. Anfang
L
Montag: Opernhaus. 228. Vorstellung. Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Text von Axel Delmar. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. ‘Dirigent: Kapellmeister Dr. Mud. — Das Nachtlager in Granada. Oper in 2 Ab- theilungen von M Text vom Freiherrn von E Dirigent : Musikdirector Wegener. Anfang
L
Schauspielhaus. 122. Vorstellung. Wohlthätige
rauen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph
"Arronge. In Scene geseßt vom Ober-NRegisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Opernhaus. 229. Vorstellung. Tann- Lmie und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Acten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene geseßt vom Nee Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 123. Vorstellung. Zopf und Schwert. Lustspiel in 5 Aufzügen von Karl Gußkow. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Opernhaus. Mittwoh: Die Hochzeit des Figaro. Donnerstag: 3. Symphonie - Abeud der Königlichen Kapelle. Anfang 74 Uhr. Frei- tag: Die Meistersinger von Nürnberg. (Walther von Stolzing: Herr (Emil Göße, Königl. Kammer- sänger, als Gast.) Anfang 64 Uhr. Sonnabend: Der Zigeuner. Sonntag : Mara. Die Puppen- fee. Cavalleria rusticana.
Schauspielhaus. Mittwoch: Ein Sommer- nachtstraum. Donnerstag: Zum 1. Male: Die Ahreushooper. Die Komödie der Jrrungen. Freitag : Auf Allerhöchsten Befehl: Die Jungfrau von Orleans. Sonnabend: Die Ahrenshooper. i Komödie der Jrrungen., Sonntag: Vasan- asena.
Deutsches Theater. Klaus. Anfang 7 Uhr. Montag: Zum 100. Male: Der Talismanu,.
Dienstag: Man sagt! Vierter Abend.
Mittwoch: Goethe - Cyclus. Die Tageskasse ist von 10—1} Uhr geöffnet.
Sonntag: Doctor
Iphigenie auf Tauris,
Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags S Uhr: Hamlet. Abends 74 Uhr: Chic. (Agnes
orma.) Montag: Der Veilchenufresser, Anfang 7 Uhr. Dienstag : Dorf uud Stadt. (Agnes Sorma.)
gung zur Annahme ertheilt ist, so rückt die Aus- führung dieser Stiftung ihrer Verwirklihung näher.
Für das dem Andenken des berühmten Chemikers A. W. von Hofmann zu weihende „Hofmannhaus* sind, wie der „N. A. Ztg. ufstellung des Schaßmeisters. Dr. I. F.
Holtz bis jeßt 1003 Beiträge gezeichnet , deren
Schneidemühl, 4. November. fließt heute, wie „W. T. B.“ meldet, viel Wasser aus, das H Thonstücke mit sich führt. Gleichzeitig entströmt auch dem Ausflußro viel Wasser. Brunnenmeister Beyer nimmt an, daß mehrere \chihten im Thonlager vorhanden sind. Er beabsichtigt, an der AusbruchsteNe ein sech8szölliges Nohr in ‘die Tiefe zu führen, um alle Die Lage is bedenklicher ge-
Mölln i. Lauenburg, 3. November. Gestern Abend kam hier | die eine Feuersbrunst zum Ausbruch, folge, zwanzig Häuser in Asche legte. die Gebäude niedrig oder garnicht versichert sin ursahe is unbekannt. Ein Feuerwehrmann wurde infolge Sturzes
November. französisher Wilddiebe dur den deutschen Förster Reiß veral. Nr. 264 d. Bl.) wird der „Straßb. Post“ folgendes Nähere Schon seit einer Reihe von Wilddiebe in den deutshen Grenzwäldern der Vogesen ihr unredliches Besonders find die auch den heutigen Feiertag, um in oberhalb Champenay zu Einer der Wilddiebe traf hierbei auf den in Plaine wohnenden begann fofort mit ihm ein Handgemenge und chte dem Förster das Gewehr zu entreißen. î fam dann ersterem zu Hilfe und schoß in einer Entfernung von wenigen Metern auf den Förster, wobei er jedoh fehlte. Dem Förster gelang es, sein Gewehr freizumachen, und mit sicherem Schuß streckte er seinen Angreifer zu Boden. Mit verdoppelter Wuth stürzte der erste Angreifer 4 wieder auf den Förster, wurde aber ebenso s{hnell von dem in höchster Tot Und Noth befindlichen Förster niedergeshossen. Inzwischen hatten drei andere Milddiebe von einer anderen Seite her versucht, auf den Förster zu schießen, Er sprang darauf, um sich zahl zu decken, von einer ziemlih hohen Felswand herunter, und es gelang ihm dadur, sich zu retten. V Gebiet, 200 m diesseits der Grenze statt.
Der ältere der beiden erschossenen Wilddiebe soll das Haupt einer fünfföpfigen, nur aus Wilddieben bestehenden Familie sein und hat bereits mehrere Jahre Zuchthaus wegen Todtschlags gehabt.
Madrid, 4. November. Aus Santander wird dem „W. T. B." gemeldet, daß dort ein mit Dynamit beladenes Schiff, welches in Brand gerathen war, unter heftig
Q
er Detonation in die Luft geflogen Das Feuer theilte sich dem L
uai und den benachbarten Häusern
rennende Trümmer ragen in weitem Umkreise hervor. Zahlreihe Opfer an Menschenleben sind zu beklagen. Das Telegraphen-
esammtsumme sich
,
An der Ausbruch stelle | ertrunken sind.
r
man glaubt, daß er bei der Katastrophe ums Leben gekommen sei. In der Bevölkerung herrs{cht eine panikartige Valencia, Burgos und Valladolid sind Sonderzüge mit der erbetenen Hilfe En en. gehörte einer \panischen Gesellschaft in Bilbao und
New-York, 3. November. Der Dampfer „City of Alexandria" aus New-York i} laut Meldung des „W. f
Das Schiff, auf welchem die Explosion stattfand, evilla.
L. D,
infolge einer Entzündung der Spiritusladung zwischen Mantanza und Havanna verbrannt.
Es wird vermuthet, daß 34 Perfonen
Wasser-
Wien,
S welche, dem „,W. T. B.“ zu- Pester
Der Schaden is bedeutend, da
Ueber
ahren pflegen französische | und
Sonntage von diesen Leuten mehrere französishe Wilddiebe den deutshen Staatswaldungen jagen.
Ein zweiter Wilddieb
„Neue
böhmischen gräß
gegen die Ueber- | Das
Vlatt
Der Vorfall fand auf deutschem
Eine Gerichtscommission und Stelle den Thatbestand auf.
voraus, was
Der Gouverneur is vershwunden ;
Lessing-Theater. Sonntag: Arme Maria ! Anfang 75 Uhr.
Montag: Mauerblümdchen.
Dienstag : Mauerblümchen.
Mittwoch: Arme Maria!
Sriedrich - Wilhelmstädtishes Tyeater. Chausseestraße 29.
Sonntag: Zum 23. Male: Freund Felig. Operette in 3 Acten nach einem älteren Stoffe von Nichard Genée und L. Herrmann. Musik von Richard Genée. In Scene geseßt von Julius Fribsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.
Montag: Freund Felix. )
Dienstag: Zum 25. Male: Freund Felix.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum 30. Male: Das Syftew Nibadier. Schwank in 3 Acten von Georges Feydeau und Maurice Hennequin. Deutsch von Emil Neumann. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 43/5).
Sonntag: 837. Ensemble-Gastspiel des Residenz- Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 58. Male: Jugeud. Ein Liebesdrama in 3 Acten von Marx Halbe. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7# Uhr.
Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
VPictoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8.
Sonntag, mit vollständig neuer und glänzender Ausstattung, zum 8. Male: Die fieben Raben. NRomantisches Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet. Anfanq 74 Uhr.
Montag: Die sieben Raben.
Theater Unter den Linden. Sonntag:
Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu halben Kassen- preisen. Lachende Erbeu. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger.
Abends 74 Uhr:
Gastspiel von Jlka von Palmay. Zum 5. Male : Münch’ner Kind’'l. Operette in 3 Acten nah einer französishen Idee von A. Landesberg und Leo Stein. Musik von C. Weinberger. Hierauf: Die Welt in Bild und Tanz. Phantastishes Aus- \tattungs-Ballet von Gaul und Haßreiter. Mufik von J, Bayer. Anfang 7{ Uhr.
Montag: Dieselbe Borstellung.
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum 50. Male: Charley’s Taute. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. — Hierauf: Die Bajazzi. Parodistishe Posse mit Gesang in 1 Act von Ed.
acobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7F Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
4, November.
Blätter melden übereinstimmend, daß
E s Bild Coaliti
Di " | gebotene Mission der Bildung eines Coalitions-
d. Die Entstehungs Miri bx tin 8
Voraussezung a dad der drei Coalitionsgruppen in Wien einzuleitenden
die Erschießung zweier erhandlungen über die Zusammenseßung der Cabinetsliste
und des Arbeitsprogramms.
versichert, in weitigen Meldungen, Graf Taaffe selbst habe den Fürsten Windisch- gräß dem Kaiser als den geeignetsten Leiter eines Coalitions-Min1- steriums vorgeschlagen. zuhalten, sei eine überaus schwere, aber äußerst dankbare Aufgabe. Die „Presse“ führt aus: nachdem das außerparlamentarische Cabinet Taaffe mit der Jdee der Coalitionsbildung gescheitert sei, solle nunmehr die Verwirklihung dieses Gedankens durch ein parlamentarishes Ministerium versuht werden. Das Ge- lingen seße das Zurüstellen aller speciellen Parteibestrebungen
Nach Sghluß der Redaction eingegangene
Depeschen.
(W. T. B.) Die hiesigen wie Fürst ihm gestern vom Kaiser an- habe, unter der
sofort mit den
übernommen des Gelingens der
Die Parteiorgane der deutschen
v
Linken sehen einen günstigen Erfolg dieser Verhandlungen voraus ziehen vielfa Thatsache in den Kreis ihrer Erörterungen. Presse“ bezeichnet den Fürsten Windischgräß als einen Con- servativen des 19. Jahrhunderts, der allem Radicalen, aber keineswegs der organischen Fortbildung des Bestehenden abhold sei. Als Mann von gesammtösterreichischer Gesinnung erscheine Fürst Windischgräg befähigt, an die Siße eines Coalitions- Ministeriums zu treten. Wennschon niemand dembetreffenden Ver- suhe mit Optimismus entgegensehen könne, sei doch anderer- seits auch S Grund, ihn als aussihtslos zu betrahten. Das
iener Gesinnungstreue in der NAusgleichs in den
das Ministerium Windischgräß bereits als ie „Neue Freie
Tagblalt“ erklärt, die Standhaftig- Angelegenheit des hätte dem Fürsten Windisch- deutshen Kreisen nur Freunde erworben. Uebereinstimmung mit ander-
Die Cooperation der Parteien fest-
gerade in dem gegenwärtigen Fall besonders
schwierig sei, da so wichtige Fragen wie die Wahlreform und der böhmische Ausnahmezustand auf der Tagesordnung ständen.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Central-Theater. Direction : Richard Sul. Alte Jacobstraße Nr. 30. Sonntag (leßte Sonntags - Vorstellung): Zum
| leßten M.: Berliner Vollblut. Posse mit Gesang
in 4 Acten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Bajazzi-Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 74 Uhr. i:
Montag: Wegen Vorbereitung geschlossen.
Dienstag: Zum 1. Male: Die eiserne Jung- frau. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles Clairville. Musik von Louis Varney.
Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend- kasse von 64 Uhr ab.
Concerte.
Philharmonie. Montag: Philharmonischer Chor (Dirigent : Siegfried Ochs). Franciscus von E. Tinel. Soli: Frau Julia Uzielli, Herr N. Rothmühl, Herr Professor Fel. Schmidt.
Saal BKechflein, Linkstraße 42, Montag, Anfang 8 Uhr: Concert des Baritonisten Carl Paasch, unter gefälliger Mitwirkung des Violin-
virtuosen Herrn R. Hagemeister.
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Karl Meyder-Concert. Anfang 6 Uhr.
Montag: Karl Meyder-Concert. 2. Virtuosen- Concert unter Mitwirkung der Herren Professor Bohm, Federhof-Möller, Victor, Ebann, Smit, Schmidt, Carnier, Neumann, Schäfer, Werner, Fräul. Kahl, Fräul. Danziger und des Mohr’schen Gesangvereins (Dirigent : Herr Otto Schmidt). An- fang 7 Uhr. E)
Familien-Nachrichten.
Veerlobt: Ae: Bertha Rabs mit Hrn. Real- \chullehrer Wilhelm Voigt (Gnadenfrei). -— Miß Mabel Buchan mit Hrn. Alexander Frhrn. Pawel- Rammingen (Thal in Thür.). :
Verehelicht: Hr. Rittergutsbesißer Volkland mit m Gertrud Grosser (Nifklasdorf). — Hr. Pastor Wilhelm Rösfer mit Frl. Marie Noack (Buckau).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Schiller C peiwda d y — Hrn. Grafen von der Groeben (Groß-
chwansfeld). — Hrn. Rechtsanwalt von der Lü So, — Eine Tochter: Hrn. Landschafts- yndikus Laske (Frankenstein).
Gestorben: Hr. Oberlehrer Dr. Wilhelm Strehlke
, (Strasburg 2 -Pr.). — Hr. Pastor om. Car
iper (Gr. Jannewitz). — Fr. Oberst-Lieut. Marie
rüßschler von Falkenstein, geb. Vogel von Falcken- stein (Frankfurt a. O.). — Fr. Ida von La Che- vallerie, geb. von Berg (Wernigerode).
Nedacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Sonntag:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeu druckerei unh Verlags» uE der Norddeutshen BuBbruderei une Bert
Fünf Beilagen (einschließli}4 Börsen-Beilage).
Erregung. Von *
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.
M 265.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die A f Me, ein Mittel zur Lösung der ländlichen Arbeiterfrage von Dr. tar Kaerger, Privatdocent an der Königlichen Landwirthschaftlichen
Hochschule zu Berlin. Verlag von Gergonne u. Cie. in Berlin.
Die vom Verein für Socialpolitik im vorigen Jahr veranstaltete Erhebung über die ländlihen Ar eiterverhältnisse, deren Ergebniß in drei starken Bänden in den „Schriften des Vereins“ niedergelegt ift, hatte zu einem abschließenden Urtheil über die betreffenden Verhält- nisse nicht geführt. Es lag dies einmal in dem verschiedenen Stand- vunkt der Bearbeiter der Enquête, dann aber auch_ in der Nerschiedenheit der thatsählichen Verhältnisse von Ost und West. Der Bearbeiter des Enquêtematerials von Nordwest- deutshland Dr. Kaerger hatte von den Arbeiterverhältnissen einen günstigen Eindruck erhalten, derjenige der ostelbishen Provinzen Dr. Max Weber einen ungünstigen. Ersterer hatte das namentlich in Westfalen bestehende Heuerlings- (Pacht-) Verhältniß als ein geeignetes Mittel zur Lösung der Arbeiterfrage auch im Osten empfohlen; “leßterer erblidckte, ohne a gegen diefen Vorschlag zu er- flären, ein Mittel zur Löfung der Arbeiterfrage im Osten in der Seßhaftmachung der Arbeiter, die ihnen die Möglichkeit gewähre, vorwärts zu kommen und selbst Bauern zu werden. Für die Er- rihtung von Bauerndörfern und die Seßhaftmachung von Arbeitern in folhen trat in diesem Frühjahr Freiherr von der Goly ein in seinem Werk: „Die ländliche Arbeiterklasse und der preußische Staat“, ebenso Sering in seinem Bu: „Die innere Colonisation“. Der von Dr. Kaerger empfohlene Gedanke, die Heuerlingsverfassung des Westens auf den Osten zu übertragen, hatte mehrere Grundbesiper zu weiteren Anfragen nach dieser Richtung veranlaßt, und hieraus nahm er Veranlassung, die bestehenden Arbeiter-Pachtverhältnisse noch ein- gehender an Ort und Stelle zu studiren und in zusammen- hängender Darstellung zur óffentlihen Kenntniß zu bringen. Dr. Kaerger wurde anf seinen Antrag von dem Minister für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten mit der Untersuchung jener Ver- hältnisse beauftragt, und dementsprechend hat er in diesem Vorsommer eine große Anzahl von Gütern besucht, auf denen eine Arbeiterpacht- verfassung besle)t. Er hat dort cinmal von den Gutsbesißern oder deren Verwaltern über die wirthschaftlihe Individualität der Güter \ih Auskunft erbeten, sodann stets mehrere Arbeiterpächterfamilien und deren Wohnungen aufgesucht und fie über ihre wirthschaftlichen Verhältnisse und, soweit möglich, au darüber befragt, wie sie im allgemeinen über ihre Lage denken. Das Ergebniß feiner Unter- fudiimcen ist in dem vorliegenden, 18 Bogen starken Buche nieder- gelegt. Er spricht sich darin zunächst über das Wesen der ländlichen Arbeiterfrage, sodann über die gegenwärtig vorhandenen Arbeiter- pachtverhältnisse aus und zum Schluß redet er der Einführung der Arbeitervachtverfassung das Wort, von deren Nugen er nach seiner letzten Untersuhung noch mehr als vorher überzeugt ist. Für die Darstellung der thatsächlihen Verhältnisse der Arbeiter- vachtverfassung ist ein reihlihes Material beigebracht. Jn einer Tabelle (Seite 178) ist das Verhältniß der Arbeiteranzahl zu den von den Gütern bewirthshafteten Flächen, in einer zweiten Tabelle das Verhältniß der Anzahl der Arbeiterpächter zu den bewirthschafteten Aerflächen dargelegt. Es ergiebt sich hieraus, daß bei Gütern von mäßigem oder größerem Umfange die Beseßung mit Arbeiterpächter n nicht stärker zu sein braucht, sondern vielmehr in vielen Fällen \{chwäher sein kann als bei einer anderen Arbeiterverfassung, d. h. daß der Großgrundbesißer, der mit Arbeiterpächtern wirthschaftet, unter Umständen es möglih machen kann, mit viel weniger Arbeiter- familien auszukommen als der, der Gutstagelöhner beschäftigt. Gerade dieses Ergebniß seiner Untersuhungen hält Kaerger für die Frage der Uebertragbarkeit derHeuerlingsverfassung auf denDiten für bedeutungsvoll. Nach seinen Untersuhungen würde die Arbeiterpacht sowohl in cinem Bauernlande wie in cinem Großgrundbesitzergebiet gut gedeihen können, nicht aber dort, wo große industrielle Betriebe in der Nähe sind, weil die Anziehungskraft der Industrie auf die Landarbeiter zu groß ist, als E letztere ihr Pachtverhältniß aufrehterhalten, wenn sie Gelegenheit haben, die steigenden Conjuncturen în der Industrie auszunußen. Gegen die Anseßzung von Pächtern mit Arbeits- verpflihtungen seien die Bedenken, die man gegenüber den Eigen- thümern haben fönnte, durhaus nit vorhanden. Die Möglichkeit, nach Ablauf des Pachtvertrags seine Stelle zu verlaffen, die ungleich größer ist als die Möglichkeit, ein einmal zu Eigenthum erworbenes Stück Land unter günstigen Bedingungen und unter Ersaß der hinein- gesteckten Arbeiten und Kapitalien wieder loszuwerden, sichere dem Pächter seine persönlihe und wirthschaftliche Freiheit nah jeder Nich- tung hin und erlaube ihm, bei Erneuerung des Vertrags etwaige Mißstände in Uebereinstimmung mit dem Arbeitgeber zu beseitigen. „Er hat infolge dessen auch nicht das Gefühl des unterthänigen Schollenpflichtigen, wie es der zur Gutsarbeit contractmäßig ver- pflihtete Kleineigenthümer wohl haben mag, sondern er fühlt fich nicht nur als rechtlich, Piten auch als thatsächlich freier Mann dem Gutsherrn gegenüber. Daß ihm dieses Gefühl aber nit fehle, darauf legt in der Gegenwart der Arbeiter den größten Werth (auch Dr. Mar Weber bebt dies in seiner Bearbeitung des Enquêtematerials be- sonders hervor), und eben deswegen muß der Unternehmer, der sich einen zufriedenen und darum scßhaften Arbeiterstand heranziehen. will, aufs ängstlichste alles vermeiden, was den Schein erwecken könnte, als wollte cr die alte Schollenpflichtigkeit und Gutêunterthänigkeit nur in veränderter Gestalt wieder aufleben laffen. Aber auch für den Arbeitgeber ift es vortheilhafter, wenn er auf feinem Gute Pächter und nit Eigenthümer angeseßt hat, weil er jenen gegenüber nicht in der Zwangslage ist, sie unter allen Umständen beschäftigen zu müssen, er vielmehr die shlechteren Elemente unter ihnen nah Ablauf der Pachtverträge abstoßen und tüchtigere Leute an ihre Stelle segen kann.“ Die Bedenken, die Kaerger gegen die namentli vom Frei- herrn von der Golß empfohlenen Arbeiterrentengüter an ich hat, er- scheinen indeß nit hinlänglih begründet. Für die Arbeiter- paht dürfte allerdings im ganzen mehr die Abneigung des Grundbesißers zur Errichtung von Nentenstellen sprechen, und da, wo diese Abneigung vorliegt, dürfte sich wohl ein praktischer Verfuh mit dem Pachtverhältniß lohnen, über weldes das vorliegende Werk eingehende Rathschläge ertheilt. Jn jedem P bietet die Untersuchung eine willkommene Anregung zur weiteren theo» retishen wie praktishen Behandlung der Arbeiterfrage. Der Verfasser hat Net, wenn er meint, in dem Kampf der Meinungen_um die E Gestaltung der ostelbishen Arbeitsverfassung werde das Schlacht- gerei in Zukunft lauten: Hie Rentengut und Massivbau, hie Deuerling (das is der für den Arbeiterpächter empfohlene Name) und Lehmfachwerk! In diesem Kampf liegt bis jeßt noch keine Ent- eidung vor; theoretish kann fie au nicht erfohten werden, die praktishe Erfahrung allein kann es thun. Vom Staat verlangt er die Schaffung von Vorbildern für die Einführung der Arbeiterpaht auf seinen Domänen und ferner Maßregeln gegen den Import russischer und galizisher Arbeiter. Jm übrigen bedarf es nach seiner Meinung — und das fällt ins Gewicht — für eine solche Umgestaltung der ganzen Arbeiterverfassung des Ostens weder gefeßlicher Veranstaltungen, noch einer öffentlich-rehtlihen Procedur, noch der Mitwirkung einer Behörde, noch der Inanspruchnahme des Staats- credits, noch überhaupt etwas Anderes als einiger Tausend Mark Kapital und des festen Willens des Gutsbesigers, die E ende Arbeiterverfassung einzuführen. Hiermit sei auh das am schnellsten
Berlin, Sonnabend, den 4. November
wirkende Mittel zur Seßhaftmahung der größeren Masse der jeßt fluctuirenden Bevölkerungselemente und somit der thatsählichen Lösung der ländlihen Arbeiterfrage gegeben. Fedenfalls empfiehlt sih das Buch, dem auch eine Reihe von Arbeiterpachtverträgen beigegeben ift, fowie eine ernste Prüfung der darin enthaltenen Vorschläge allen denen, die selbst Hand anlegen wollen an die Löfung dieser Frage, und deshalb haben wir geglaubt, die Aufmerksamkeit an dieser Stelle darauf hinlenken zu follen.
Arbeiterstatistik.
Die Verhandlungen der von Reichswegen eingeseßten , Commission für Arbeiterstatistik" werden jeßt der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Als erstes Heft der in Carl Heymann's Verlag in Berlin erscheinenden „Drucksachen der Commission für Arbeiterstatistik" liegt das Protokoll über die Verhandlungen der Commission vom 30. Juni bis 3. Juli 1893 vor; es trägt die Nummer 3 und kostet 60 Z§. Die Nummern 1 und 2 werden später erscheinen und follen zusammen 1 M fosten. ‘Die vorliegende Nummer 3 der Ver- handlungen - bctrifft die Untersuhung über die Verhältnisse der in Gast- und Schankwirthschaften beschäftigten Personen, ferner die Frage, ob, inwieweit und wie die bereits vorgenommene Erhebung über die Verhältnisse im Handelsgewerbe zu ergänzen sei, die Frage der Erhebung einer Lohnstatistik (die verneint wurde) sowie die Frage der Erhebung einer Statistik über Arbeitslosigkeit (die gleichfalls verneint wurde). Als Anlagen sind dem Heft bei- gegeben 1) der Fragebogen für Gast- und Schankwirthschaften, in denen mindestens ein Kellner oder eine Kellnerin oder ein Kellner- lehrling beschäftigt wird; 2) der Fragebogen nur für Vertretungen von Kaufleuten und Handlungsgehilfen; 3) Fragen für Einzelvernehmungen im Handelsgewerbe.
Zur Arbeiterbeweguna.
Zum Ausstand der englishen Grubenarbeiter meldet ein Telegramm des „D. B. H.“:
Die Delegirten der Grubenbesizer und der ausftändigen Arbeiter hielten gestern zwei Sißungen im Westminster Palais ab. (Vgl. Nr. 263 d. Bl.). Eine Verständigung wurde noh nicht erzielt ; die Conferenzen werden heute noch fortgeseßt. S :
Der Ausstand der Kohlengrubenarbeiter im Norden Frankreichs nimmt weiter ab. Jm Departement du Nord wird der Strike nah cinem Telegramm des „W. T. B.“ bereits als beendigt angesehen. Jm Departement Pas de Calais waren gestern einer Meldung des „D. B. H.“ zufolge in 14 Kohlencompagnien im ganzen a Arbeiter angefahren, während 11027 noch aus|ständig
leben.
In Leipzig fand am Donnerstag eine Versammlung der f ocial- demokratischen Radfahrer Leipzigs statt, in der ein zur Förderung der socialdemokratishen Partei bestimmter Verein gegründet wurde. Der Verein führt den Namen „Freie Vereinigung der Nadfahrer von Leipzig und Umgegend“. Die Gründung des Vereins wird von der „Lpz. Z." mit dem polizeilihen Verbot der Organisation in Zu- fammenhang gebracht, die auf dem Anfang Oktober in Leipzig abge- haltenen Congreß der deutshen Radfahrer zu gründen verfuht wurde (Vgl. Nr. 237 u. flgd. d. Bl).
Hier in Berlin haben die Töpfer, wie im „Vorwärts" mit- getheilt wird, die über die Werkstatt des Töpfermeisters Carl Koch verhängte Sperre aufgehoben, nahdem der Meister erklärt hat, die Löhne nah Maßgabe des Tarifs zahlen zu wollen.
Veber eine Auss\chreitung fsocialistischer Arbeiter berihtet ein Wolff’shes Telegramm aus Wien: Etwa 1000 \ocia- listishe Arbeiter versuhten heute Abend, trog Ermahnung der Polizeiwahe, in eine von dem liberalen Verein ein- berufene Versammlung einzudringen. Die Versammlung be- zweckte, dem Abgeordneten Kronawetter wegen seiner Hal- tung in der Wahlreformfrage ein Mißtrauensvotum zu ertheilen. Die Polizei war genöthigt blank zu ziehen und mit flacher Klinge auf die Eindringenden einzushlagen. Die Menge wurde zerstreut, fammelte sih jedo bald wieder, sodaß es aufs neue zu Zusammen- tößen kam, wobei zwei Arbeiter und 3 Wachleute verwundet und mehrere Personen verhaftet wurden.
In Grammont haben, wie ein Brüsseler Telegramm des „D. B. H.* meldet, sämmtliche Arbeiter der Zündholzfabriken die Arbeit niedergelegt. Ruhestörungen sind bis jeßt niht vor- gekommen.
Die Angestellten der Bahn Zaragossa-Alicante haben, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag die Arbeit eingestellt. Sie verlangen die Abberufung des Betriebs-Chefs. Der Güterverkehr mußte eingestellt werden. Vom militärishen Standpunkt aus ist die Lage ernst, weil alle Truppentransporte auf dieser Linie stattfinden.
Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Bexlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 92. Oktober bis incl. 28. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 445 Ebes{ließungen, 859 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 603 Sterbefälle.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Ab sperrungs®- Maßregeln.
Gesundheits- und Sterblichkeitsyerhältnisse während des Monats September 1893.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts sind im Monat September von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr be- rechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 20,7, in Breslau 25,7, in Königsberg 28,4, in Köln 20,4, in Cassel 16,1, in Magdeburg 23,3, in Stettin 24,7, in Altona 15,7, in Hannover 20,3, in Frankfurt a. M. 15,3, in Wiesbaden 15,7, in München 28,5, in Nürnberg 23,3, in Augsburg 26,8, in Dresden 21,6, in Leipzig 19,6, in Stuttgart 19,0, in Karlsruhe 17,1, in Braunschweig 17,9, in Hamburg 22,7, in Straß- burg 16,7, in Mey 16,6, “in Amsterdam 15,7, in Brüssel 16,7, in Budapest 22,4, in Christiania 17,0, in Dublin 24,3, in Edinburg 18,6, in Glasgow 19,5%, in Kopenhagen 19/5, in Krakau 35,5, in Liverpool 24,9, in London 18,8, in Lyon 17,0, in Moskau 32,8, in Odessa 27,3, in Paris 17,1, in St. Petersburg 32,9, in Prag 23,6,
in Nom (August) 20,1, in Stockholm 15,5, in Triest 24,5, in Turin ,
(August) 18,1, in U 18,8, in Warschau 27,3, in Wien 18,0, in New-York 19,8. (Für die nichtdeutschen Städte ist der Zeitraum I Wochen, vom 3. bis 30. September incl., zusammengefaßt worden.
Der Gesundheitsstand im Monat September war in der überwiegenden Mehrzahl sowohl der deutschen wie der nichtdeutschen Städte ein bedeutend gan gecer als im vorangegangenen Monat August, und auch die Sterblichkeit ha1 fast allgemein, zum theil recht erheblih, abgenommen. Die Zahl der deutschen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit (mit einer Sterblichkeit von noch nicht 15,0 pro Mille und Jahr) \tieg auf 15 (von 5 im Vormonat), und zwar erfreuten ih Altendorf, Bielefeld, Kaiserslautern, - g eim, Lehe, Lüden- cheid, Malstatt-Burbah, Neisse, Neunkirhen, Saarbrücken, Trier, Velbert, Pirmasens, Werdau und Darmstadt einer solch_ geringen Sterblichkeit. Dagegen fank die Zahl der deutshen Orte mit hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer Über 35,0 pro Mille), die im
1893.
August 33 betrug, auf 4 im September (Eshweiler, Langenbielau, Tilsit , Zaborze). Das Sterblichkeitsmarimum, das im August 63,3 pro Mille betrug, erreichte im Berichtsmonat Langenbielau mit 47,4 pro Mille. — Die Zahl der deutschen Orte mit günstiger Sterb- lichkeit (Sterblichkeiteziffer bis 20,0 pxo Mille) stieg von 35 im August auf 79 im September, und nennen wir aus der roher Zahl derselben hier nur: Altona, Barmen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Elberfeld, Erfurt, Essen, Frankfurta. M., Glogau, Insterburg, Cassel, Koblenz, Krefeld, Kreuznah, Liegniß, Memel, Osnabrück, Potsdam, Wesel, Wiesbaden, Wilhelmshaven, Speyer, Leipzig, Meißen, Zittau, Cann- statt, Stuttgart, Ulm, Freiburg i. B., Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mainz, Offenbach, Worms, Rosto. Schwerin, Weimar, Braunschweig, Gotha, Dessau, Bremen, Colmar, Straßburg, Meh und von niht- deutschen Städten: Amsterdam, Brüssel, Christiania, Edinburg, Glasgow, Kopenhagen, London, Lvon, Paris, Stockholm, Venedig, Wien, New-York. Auh die Zahl der deutshen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 23,0 pro Mille) war eine größere als im August, 46 (gegen 39), und wollen wir aus der Zahl derselben hier nur Berlin, Charlottenburg, Duisburg, Gleiwiß, Görliß, Halle, Hannover, Kiel, Kolberg, Köla, Münster, Schleswig, Stargard i. Pomm. Bamberg, Bayreuth, Würzburg, Dresden, Freiberg 1. S.,, Glauchau, Heidelberg, Eisena, Bernburg, Lübeck, Bremerbaven, Hamburg, Mülhausen i. E. und von nichtdeutshen Städten Budapest erwähnen. Die Betheiligung des Säug- lingsalters an der Gesammtsterblihkeit war fast allgemein, zum theil recht erheblich, vermindert. “ Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Dresden 76, in Berlin 77, in Stutt- gart 84, in Hamburg 111, in München 145 Säuglinge. Diese erheb- liche Abnahme der Säuglingssterblichkeit wurde durch das allgemein seltenere Auftreten von acuten Darmfkrankheiten hervor- gerufen, die zwar immer noch etwas mehr als sonst im September, aber doch bedeutend feltener als in den Vormonaten zum Tode führten, wie in Aachen, Barmen, Berlin, Breslau, Charlottenburg, Danzig, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Franffurt a. O., Görlitz, Halle, Hannover, Köln, Königsberg, Krefeld, Magdeburg, Stettin, Augsburg, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Karls- rube, Mannheim, Braunschweig, Bremen, Mülhausen i. E., Straß- burg i. E., Amstertam, Brüssel, Budapest, Christiania, Dublin, (Edin- burg, Kopenhagen, Krakau, Liverpool, London, Lyon, Moëkau, Odessa, Paris, St. Petersburg, Prag, Stockholm, Triest, Venedig, Warschau, Mien, New-York u. a. Nur in Tilsit, Plauen, Gera und Hawburg war die Zahl der Todesfälle an diesen Krankheitsformen eine größere als im Vormonat. Auch in den höheren Altersfklassen war die Sterblichkeit eine geringere, infolge des selteneren Auftretens von acuten Entzündungen der Athmungsorgane, die in fast allen Groß\tädten weniger, nur in Halberstadt, Stuttgart, Christiania, Krakau, und Moskau etwas mehr Todesfälle als im August hervorriefen. Auch ESrtanlungen an Grippe waren bedeutend seltener und kamen Sterbefälle an Grippe nur aus Berlin, Guben, Leipzig, Braunschweig je 1, aus Dresden 3, aus London 17 zur Mittheilung. An Lungen- \chwindsucht war die Zahl der gemeldeten Sterbefälle eine dem Vormonat fast gleiche.
Die Nachrihten über die Verbreitung der Cholera lauteten im allgemeinen nicht günstiger als im August. Die Seuche erscheint fast in allen Ländern Europas in bald mehr, bald minder größerer Ausdehnung. Im Deutschen Reich blieb die Ausdehnung im allgemeinen eine beschränkte. In Berlin erkrankte am 3. September das vierte Kind der {hon im August von der Cholera befallenen Familie und starb, und in der dritten Septemberwote tamen auf einem Flußfahrzeuge drei Erkrankungen an Cholera, von denen eine tôdtlih endete, zur Feststellung. Ende des Monats war Berlin seuchenfrei. Aus dem Rheingebiet kamen 35 Erkrankungen mit 12 Todesfällen (davon auf die Papiermühle bei Solingen 19 bezw. 8);* aus dem Odergebiet fünf Erkrankungen mit drei Todesfällen (davon auf Stettin zwei tödtlih ausgehende Erkrankungen), aus dem Elbgebiete 18 (in der Provinz Schle8wig, davon zehn in Altona) zur Feststellung. In Hamburg wurden am 7. September auf einem von Rotterdam kommenden Dampfer sc{chs Cholera-Erkranktungen (davon eine mit tödtlihem Ausgange) festgestellt. Bis Ende des Monats stieg die Zahl der Gesammterkrankungen in Hamburg auf 109 mit 43 Todesfällen, wovon jedoh zwei Erkrankungen und zwei Todesfälle auf Curhaven entfallen, zu Ende des Monats war jedo eine erbeblithe Abnahme ersichtlih. In Oesterreih-Ungarn herrschte die Epidemie im September in größerer Ausdehnung in Galizien und Ungarn. Von 99. August bis 26. September waren in Galizien 783 Erkrankungen mit 477 Todesfällen gezählt. Der Ort Rymanow (Bezirk Sanol) wurde für verseucht erklärt. In Ungarn kamen vom 1. September bis 2. Oktober 1268 Erkrankungen mit 804 Todesfällen zur Fesk- stellung; davon entfielen auf Budapest 36 Erkrankungen mit 11 Todes- fällen. Zu Ende des Monats war aber dafelbst cine Abnahme der Erkrankungen eingetreten. In Semlin (Kroatien) sowie in der Bukowina und in Bosnien kamen Ende September nur wenige Fälle zum Vorschein. In Wien starb am 3. September ein aus frank angekommener Arbeiter an der Cholera; cin weiterer Fall if nit vorgekommen. In Jtalien zeigte die Epidemie in Neapel cine allmähblihe Abnahme; auch in der Provinz Annunziata fowie in Livorno war Ende des Monats ein erheblicher Nachlaß ersichtlih. Aus der Provinz Salerno sowie aus Udine, der Provinz Messina, aus Träpani, Rom kamen nur vereinzelte Fälle zur Feststellung. Dagegen hat die Epidemie zu Ende des Monats in Palermo und Caffino größere Aus- dehnung gewonnen. In Frankrei ch trat die Evidemie Anfang Sep- tember in Lorient und zu Ende des Monats in Quimper wieder von neuem auf; in Marseille s{heint sie erloschen zu sein. Heftig herricht die Cholera jedoch in Nantes. téerner kamen Cholerafälle in den Departements Pyrénées orientales, Ariòge, Finistère (Iniel Molène), fowie in Brest und Umgegend, auch in der Vendée, Basses-Alpes und um die Mitte des Monats in dem nördlichen Frankreich (Departement Pas de Calais) zum Vorschein. — Jn Großbritannien bat dée Seuche in Grimsby und Hull eine größere Zahl von Erkrankungen hervorgerufen. Mehr vereinzelt gebliebene Fälle werden aus einer Za von Orten aus den Grafschaften Lincoln\sbire, Derby, Vort Staffordshire, Norfolk gemeldet. Cholerafälle kamen aus urs, Manchester, Mansfield, South-Sbields, Ashton, Asbburne, Gravesend, Newcastle upon Tyne, Lendon (4) u. a. O. zur Feststell Vom ersten Auftreten der Cholera bis Ende September wurden n ganz P 335 Erkrankungen mit 103 Todesfällen wovon auf Hull 157 Erkrankungen mit 17 Todesfällen, auf 120 Erkrantungen mit 32 Todesfällen kamen. In Shweden Er- krankte ein Mädchen auf cinem Dampfer von Stockholm nah Umea am 27. September und starb am 30. an Cholera. In Belg fam die Epidemie in den Provinzen An , Westflan flandern, Hennegau, Lüttich, Namur, jedo in mäßiger Vorschein. Jn Antwerpen, wo sie zumeist Seeleute oder ergriffen hatte, war sie in der zweiten Hälfte des Monats start der Abnahme. In den Niederlanden “wurden Unse September auch auf der Geldershen Vel fowie in Ÿ lingen, Ablasserdam, Gorincchen, Haaftar a. d. Waal, # kelum, am Leydenschen Rhein, in Nordholland, Nordbrabant {u bei Schiffern), aus Amsterdam vereinzelte Fälle und Leerdam war die Zahl der bekannt doch war auch bier zu Ende des Monats ein Nachla Rußland hat die Cholera im September wieder größere gewonnen; besonders war in Po Wolbynien, au