1893 / 273 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Herrn Director Adolph Ernst is dic Auszeichnung zu theil eworden, von Seiner Majestät dem Kaiscr eine Einladung zu er- alten, mit seinen Mitgliedern den Schwank „Charley?s Tante morgen im Neuen O zur Aufführung zu bringen. Die Vor- ftellung im Adolph Ernst-Theater fällt deshalb morgen aus.

Der nächste Vereinsabend der „Freien Musikalischen VYer- einigung a findet Donnerstag, den 16: November, Abends 8 Uhr, im Duyfen’schen Saal, Aera rahe 219, statt. Zur Auffüh- rung gelangen Klavierstücke von Dito Oberholzer fowie Lieder von Mary Clement, Paul Frommer, Friedri Gernsheim und Vtîto Leßmann.

Mannigfaltiges.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Wirklichen Geheimen Natb und früheren Präsidenten des Evangelischen Ober-Kirchenraths D. Dr. Hermes fand gestern Nachmittag in der Kapelle _des Dom- Candidatenstifts statt. Seine Majestät der Kaiser ließ nah dem Bericht der „Tägl. Ndsch.“ dur den Chef des Civilcabinets, Wirk- lihen Geheimen Rath Dr. von Lucanus schriftlich Allerhöchstsein Beileid ausdrücen und sandte cinen Galawagen; Ihre Majestät die Kaiserin hatte der Wittwe durh die Gräfin Brokdorff Allerhöchstihre Theilnahme ausfprehen lassen und zu der Trauer- feier den Ober-Hofmeister Freiherrn von Mirbach gesandt. Das Cultus-Ministerium wurde durch den Staats-Minister h. Bosse ver- treten, der mit dem Ministerial-Director Dr. von Bartsch und dem Geheimen Ober-NRegierungs-Nath Grafen Bernstorff erschien. Unter den Leidtragenden befanden sih auch die Staats-Minister von Heyden und Thielen. Der Trauerfeier wohnten ferner zahlreiche Geistliche bei, darunter der Ober-Hofprediger a. D. Dr. Kögel. Die Rede hielt General-Superintendent Faber. Die Beiseßung erfolgte auf dem neuen Dom-Kirchhof in der Müllerstraße.

Die Trauerfeier für den Geheimen Negierungs-Rath Dr. Nobert Dohme hatte heute Vormittag viele Hunderte ven Leid- tragenden nah dem alten Jerufalemer Kirchhof geführt. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hatte den Ober-Hofmeister Grafen von Secken- dorf entsandt und den Sarg mit einem Lorbeerkranz schmüdcken lassen. Auch das Ober-Hof-Marschallamt Sciner Majestät des Kaisers hatte cinen Kranz gewidmet. Die Akademie der Künste, welche durch den Präsi- denten Beer und den stellvertretenden Secretär Dr. Müller repräsentirt war, die Ober-Beamten der Akademie, das Lehrer-Collegium der Akademishen Hochschule für die bildenden Künste, das dur Director Anton von Werner und Professor Teschendorf vertreten wurde, der in Wichs erschienene Aus\chuß der Studirenden der Akademie, die Königlihe Hochschule für Musik, der Deutsche Kunstverein, dessen dritter Vorsißender Dohme gewesen, sowie der Verein Berliner Künstler hatten Palmen und Kränze gewidmet. Für das Cultus-Ministerium erschienen der Geheime Ober-Negierungs- Nath Naumann und der Regierungs-Rath von Moltke, für die General-Verwaltung der Königlichen Museen, die zugleich einen Kranz übersandt hatte, der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Schöne, für die Direction der National-Galeric Geheimer Ober-Re- gterungs-Rath Jordan. l cinen Kranz nieder. Die Trauerrede hielt Pastor Hagenau. Bei der Ueberführung nah der reihgeschmüdckten Gruft fpielte die Musik des Garde-Cürassier-Regiments. _

Der am 10. d. M., früh 5 Uhr 35 Minuten in Charlottenburg aufgestiegene Ballon „Phönix“ landete, wie schon gemeldet, Nach- mittags 4 Uhr 17 Minuten in der Nähe von Beverungen a. d. Weser, bei VWuenförde, in durchaus glatter Weise. An Bord be- fanden {ih Premier -Li eutenant Groß als Führer des Ballons und Herr Berson vom Meteorologischen Institut. Zur Beobachtung der zahlreichen Instrumente während der Stunde vor Sonnenausgang führte man von Accumulatoren gespeistes elektrishes Licht mit. Die die Erde zunächst völlig verdeckende Nebelschiht war, wie der ante So! DeriOter n on n Doe von O0 m Mewunden, und in voller 9einbet sixahlten n Cd die Gle und spater die Sonne, die glühend, durch die Refraction riesenhaft vergrößert und

Wetterbericht vom 14. November, 8 Uhr Morgens.

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haus. Sevilla.

Stationen.

auf 0Gr.

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red. in Millim.

1 Wind. | Wetter. t f |

u. d. Meere Temperatur in 9 Celfius

50G. =49R.

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2 bedeckt 3\bedeckt 8'Regen 2 bededckt 2 bedeckt 2wolfig

Belmullet. . | 759 Mherdeen . . | 799 Shriftiansund | 755 Kopenhagen . | 764 Stockholm . | 761 Haparanda . | 747 i St Petersburg} 759 2 wolkig oSiait . . . | 768 1 bededt Cork, Queens- H Ion .., | (00 oen | Gherbourg . | 757 3 wolkig 10 ETDET s « e GOL 1 Nebel O Sylt L 2 l Dunst | —1 Iba « | 602 2 Nebel). | —1 winemünde | 764 3:bededt) | 0 Meufahrwasser| 766 Givebeat O Memel ... | 766 4 bedeckt 4 Münster .. | 761 2? wolfig —2 Karlsruhe . . | 764 till wolkig A Wiesbaden . | 764 stillibedeck1?) | 1] München . . | 765 3 Nebel —3 Chemniy .. | 765 3 wolkig) | —1 et e - | (64 2? wolfkenl.5) | —2 i l O9 Breélau... | 767

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1) Rauchfrost, 2?) Gestern bis heute früh Nebel, 2) Horizont neblig. 4) Nebel, Reif. %) Neif.

Uebersicht der Witterung.

Unter der Wechselwirkung des Hochdruckgebietes öber Südost-Guropa und des verbältnißmäßig niedrigen Luftdruckes im Westen, wehen über Central- Europa schwace, vorwiegend. südlihe und südöstliche Winde. Ein tiefes Minimuni im ‘hohen Norden verursacht an der nördlichen und mittleren norwegischen Küste stürmische Westwinde. In Deutschland ift das Wetter ruhig, vielfah nebelig, im Westen durh- \chnittlich etwas wärmer, im Nordosten etwas kälter, ohne meßbare Niedershläge. Skandinavien fowie das ganze Nord- und Ostseegebiet, die deutsche Küste größtentheils ausgenommen, sind frostfrei; auch in Westrußland liegt die Temperatur über dem Gefrier- Tuntil.

blümchen.

Deutsche Seewarte, Mittwoch: Operette in 3

Die O Berliner Architekten legte -

Theater - Anzeigen. S —- | Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern-

236. Vorstellung. Komische von G. Rossini. von Cesar Sterbini, Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Cavalleria rusticana (Bauern - Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem gleichnamigen Volks\stück von Verga. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent : Kapell- meister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 131. Vorstellung. Die Ahrens- Vaterländifches zug von Axel Delmar. Ober-Regisseur Max Grube. Hannele. Traum- tück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Mußikf 7 pon Max Marschalk. Regisseur Mar Grukbc.

Donnerstag: Opernhaus. 237. Vorstellung. Tann- häuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Nomantische Oper in 3 Acten von Nichard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent : Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 132. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien. von Friedrih von Schiller.

Deutsches Theater. Mittwoch: Die Jour- Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Kain, Die Mitschuldigen. Freitag: Kain. Dic Mitschuldigen.

Die Tageskasse ist von 10—1§ Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Gut und Böse.

Donnerêtag : Jenscits von Gut und Böse.

Freitag: 12. Abonnements-Vorstellung. E

Die nächste Aufführung von „Hamlet““ (Ludwig Barnay) findet am Sonnabend ftatt.

Lessing-Theaier. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Manerblümchen.

Freitag: Der Erste scines Stammes. Ï

Sonnabend: Zum 1. Male: Der Andere. (Gast- spiel von Friedrich Mitterwurzer). der Tageskasse.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

U 331 cten nach einem älteren Sto Richard Genée und L. Richard Genee.

verzerrt, kurz nah 7 Uhr über dem Wolkenmecr auftauhte. Inter- essante Resultate ergaben die Tempcratur- und Feuchtigkeitsmessungen ; erstere nahm ‘unächst stark zu über der Nebelschicht, leßtere ungemein stark ab. Der Ballon, dessen Stellung dur Peilung nach dem schon um 8 Uhr fsihtbaren Brocken im allgemeinen dauernd bestimmt werden fonnte, erreihte um 3 Uhr, über Einbeck \{hwebend, seine größte Höhe von 4100 m. Die Temperatur war hier bis auf —139 gesunken, die Feuchtigkeit auf 0%. Die die Erde verhüllende Nebelschicht _ver- \chwand diht vor dem Harz, der in prachtvoller Klar- heit tausende von Metern unter den Füßen der _ Luft- \chiffer lag. Gegen Sonnenuntergang beshloß man, vor dem Solling zu landen, indessen schien dem Führer des Ballons die Gegend zu unwirthlih: er entschied sih daher, nahdem der Ballon schon fast die Erde erreicht hatte, dafür, noh einmal zu steigen, um das bereits sichtbare Weserthal zu erreichen. Das Manöver gelang, der Ballon ging tadellos sicher diht vor der Weser bei Lauenförde vor Anker uno war bald mit Hilfe zahlreicher Menschen entleert, verpackt und auf der Station aufgegeben. Die Luftschiffer übernachteten im nahen Beverungen und kehrten am folgenden Tage nah Berlin zurü.

In der Deutschen Colonial-Gesell schaft, Abtheilung Berlin, wird Freitag, den 17. November 1893, Abends 8 Uhr, (im Saal B des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92) Herr Pflugk-Hart- tung einen Vortrag über „Die Helden des Colonialwesens* halten.

Fn der Urania findet morgen Abend um 6 Uhr .der zweite Vortrag des Abonuements-Cyklus hervorragender Gelehrter ftatt, und zwar wird Herr Professor Raoul Pictet aus Genf „Ueber den Gin. der tiefen Lemperaluren im gelammLen Gebiete der Chemie" sprehen und seinen Gegenstand durch Experimente erläutern. Am Donnerstag Abend er- folgt dic erste Wiederholung des Vortrags des Directors der Urania, Herrn Dr. M. Wilhelm Meyer: „Durch den Yellowstone-Park bis zum Großen Ocean“, dem sich am Sonnabend der zweite Theil diefer Schilderungen der leßten amerikanishen Meise des Genannten unter dem Titel „Durch die Sierra zum Felsengebirge“ anschließen wird.

Eine große Canarien - Ausstellung wird der Verein „Canaria“ in den Tagen vom 8. bis 12. Dezember im ersten Stock der Kommandantenstraße Nr. 10/11 veranstalten. Ein besonderes Gewicht soll bei dieser Ausftellung auf Verktaufsvögel gelegt werden, um die Liebhaberei einer rationellen Canarienzuht in Weitere Gee h aen De Veren wird Jeloit eine Musterhecke mit 40 Weibhen ausstellen. An Preisen find bereits cine goldene, 9 große silberne, 5 kleine silberne und 5 große bronzene Medaillen auêgescßt ; außerdem stehen 13 Ehren- preise und Geldpreise zur Verfügung. Für Utensilien, Futterproben und ornithologi]sche Werke gelangen Medaillen und Diplome zur Ausgabe. S

Schneidemühl, 14. November. ( waren in der Nähe des Unglücksbrunnens Wahrnehmungen ge- macht worden, aus denen man auf den baldigen Eintritt einer Katastrophe schließen konnte. Erdrutshe im Innern wieder- holten ih in kurzen Zeiträumen. Am Freitag Abend um 8 Uhr senkte {ih der gemauerte Brunnenshacht um mehrere Zoll, und um den Brunnen herum bildeten sich weite Erdrisse. Am Sonnabend Nachmittag 2 Uhr versank nun, wie bereits telegraphish gemeldet, der ganze Brunnenschacht plößlih zehn Meter tief, und man sieht jeßt an dessen Stelle cinen kleinen Tümpel, gefüllt mit \{chmutigenm;, \{häumigem Wasser. In buntem Durcheinander liegen um den Tümpel die Gerüststangen, Balken und Bretter. Wie tief der Brunnenschacht gesunken ist, konnte noch nicht festgestellt werden; auch ob die Gefahr dur den Einsturz des Brunnens größer geworden ift, läßt sich nah dem „Schneidemühler Tageblatt“ zur Stunde noch nicht beantworten; der Brunnenbaumeister Beyer verneint auch jeßt noch das Vorhandenscin einer Gefahr. Die benachbarten Häuser sind durch die Brunnensenkung nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Der tiefe Graben nah der Küddow ist beinahe fertig und das ausfließende Wasser wird in denselben abgeleitet werden. Die „Schneidem. Ztg.* berichtet noh folgendes Nähere: Am Freitag

Anfang 7 Uhr. i Donnerstag: Freund Felix.

Der Varbier von Oper in 2 Außlügen Dichtung nah Beaumarchais, überseßt von Ignaß Koll-

burg. RNibadier. Feydeau und Maurice Emil Neumann. Lautenburg. 1 Act von Arpad Berczinski. Jarno. Anfang Uhc.

Schauspiel in 1 Auf- In Scene geseßt vom Theaters.

In Scene geseßt vom Ober-

von Max Halbe. Anfang 7 Uhr. ;

Lautenburg. Anfang 7F Uhr.

In Scene geseßt vom

Kay if : J 2 Kapellmeister Decorationen , Costumen

19, Wale: Die

Trauerspiel in 5 Aufzügen | Anfang 75 Uhr Anfang 7 Uhr.

brödel.

Sataniel. Nittwoh: Jeuseits von | A. Braun. S) p d

o des Corps de Ballet; b.

Dora.

Ballabile. Anfang 7# Ubr.

Mittwoh: Mauer- | f alben Kassenpreisen.

Weinberger.

Vorverkauf an e-Charley’s Taute“‘

Chausseestraße 25. Der Bi

Male:

Freund Felig, der Theaterkasse statt.

e von Herrmanu. Musik von geseßt von Jultus

In Scene

In den leßten Tagen bereits 4

| Frivshe. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.

Refsidenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- Mittrooch: Zum 40. Male: Schwank in 3 Acten von Georges Henneqguin. In Scene gesezt von Sigmund Vorher: Jllusionen. Deutsch von Iosef

Donnerstag und folg. Tage: Diefelbe Vorstellung.

Ueues Theater (am Schiffbauerdamm 4a/5). Mittwoch: 47. Ensemble - Gastspiel des Residenz- Direction: Sigmund Lautenburg. 68. Male: Jugeud. Ein Liebesdrama in 3 Acten In Scene geseßt von Sigmund

Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Victorio-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Mittwoch , mit vollständig neuer Ausstattung an und NReguisiten : sieben Raben. Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet.

Nachm. 34 Uhr: Kinder - Vorstellung. Aschen-

Nomantisch - komishes Feenmärhen mit

Gesang, Ballet und Kinder-Evolutionen.

E Bedeutend ermäßigie Eintrittspreisc. “Fs Donnerstag: Die sieben Naben.

Theater Unter den Linden. Mittwe: Operette in 3 Acten von C. Görliß und Musik von Ad. Ferron. Neu!! Im 2, Act: a. Pierrot-Gavotte, getanzt von den Damen Grand getanzt von der Prima Ballerina Sgra. Elia und dem Primo Ballerino Sgr. Poggiolesi; c.

Donnerstag: Dieselbe Borstellung. E Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu E Lacheude Erben. in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl

Adolph Ernst-Theater. Auf Kaiserlichen Wunsch findet am Mittwoh eine Aufführung von mit den Mitgliedern des Adolph Ernst-Theaters im Neuen Palais statt; die Berns fällt daher an diesem Tage hier aus.

etverkauf zu den nächstfolgenden Tagen findet ununterbrohen von Vormittags 10 Uhr ab an

Donnerstag: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. Hierauf : Die Vajazzi,

Abend in der neunten Stunde vernahmen die Wächter am Brunnen und mehrere Anwesende ebenso wie in der Naht vorher un- gewöhnlihes Geräusch, welches aus dem Erdinnern herrührte. Der gemauerte Brunnenkranz begann zu sinken und das Wasser hörte auf zu laufen. Sonnabend früh zeigten sih um den Brunnen herum im Erd- boden klaffende Risse. Unter dem Brunnen muß sih dur das heraus. strömende Wasser cin Kessel gebildet haben, in den nah und nach die darüber eine Decke bildenden Erdschichten hberabstürzen, welche dag Geräush verursachen und die Röhren momentan vershlammen. Der Magistrat und die Stadtverordneten haben in ihrer gestrigen Sitzung b schlossen, daß, wenn die Arbeiten des Brunnenmeisters Beyer bis Sonnabend erfolglos blieben, das Project des Ober-Bergrathz Freund zur Ausführung kommen solle. Nach diesem Project foll der Brunnen mit Sand und Erde ausgefüllt und auf die Aus füllung Lagen von Faschinen und Sandsäcken geschihtet werden, Ueber das ganze Brunnen-Terrain wird dann eine Bodenaufschüttung gchäuft, deren Gewicht den Druck des Wassers aufheben foll.

Breslau, 13. November. Der Canonicus Dr. Franz; Lorinser, Nath der fürstbishöflihen geheimen Kanzlei und des General-Vicariats, ist laut Meldung der „Schles. Ztg.“ gestern ge- storben.

Görlitz, 13. November. Nach einer Meldung des „Neuen Görlißer Anzeigers“ hat das Kaiser Wilhelm-Denkmals- Comité beschlossen, den nah Errichtung des Kaiser Wilhelm- Denkmals übrig gebliebenen Uebershuß zur Errichtung eines Denk; mals für den früheren Kriegs-Minister Grafen Roon zu verwenden, Dieses soll nach dem Entwurf des Bildhauers Johannes Pfuhl in Charlottenburg ausgeführt werden.

Paris, 14. November. Auf ten früheren serbischen Gesandten in Paris, Georgiewits\ch, wurde, wie „W. T. B.“ meldet, bei der Durchreise durch Paris, als er in cinem Restaurant der Nue des Petits Champs dinirte, ein Attentat verübt. Ein Schuhmacher brachte ihm mit einem Schustermesser einen Stich in die rehte Seite bei. Die Verwundung ist nicht sehr s{chwer. Der Thäter Namens Lauthier wurde verhaftet. Man vermuthet, er sei geisteskrank. Einzelne Blätter glauben, es handele sh um ein anarchistisches Attentat.

N18 Saar Wem M L aus Doro an vom 27. Oktober gemeldet wird, sind nah näherer Feststellung bei den leßten Uebershwemmungen 532 Menschen umgekommen; außerdem werden noch 477 Personen vermißt. 3772 Häuser find zer- itôrt, 34 Brücken weggeshwemmt. 144 Schiffe haben Schiffbruch erlitten, außerdem sind 194 kleinere Boote verloren gegangen. Die Noth ift groß.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Parts, 14 November, (W D. B) Loro belon in einer Bankettrede: das französische Volk habe ein Recht, zu wissen, ob zwishen Frankreich und Rußland eine aus einem diplomatischen . Act oder auf bloßer gegenseitiger Sym- pathie beruhende Allianz bestehe. Es würde klug fein, eventuelle Jllusionen und spätere Enttäushungen zu ver: hindern. L O

Tanger, 13. November. (W. T. B.) Der marokkanische Minister Mohammed Tous macht bekannt, ‘er habe ein Schreiben des Sultans an dic Häuptlinge der Risfkabylen gesandt mit der nachdrücklichen Aufforderung, während der Verhandlungen angesichts der Regelung der Ausführung des Vertrages von Wadras die Feindseligkeiten einzustellen.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

E Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. acobson und Benno Jacobson. In Scene gefchk von Adolph Ernft. Anfang 7F Uhr.

Central-Theater. Direction: Richard Schulz, Alte Iacobstraße Nr. 30.

Mittwoch: Zum 9. Male: Die eiserne Jung- frau. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles A Musik von Louis LVarney. Anfang 7X Uhr.

Donnerstag: Die eiscrne Jungfrau. Sonntag: Nachmittags - Vorstellung. Vollblut. : |

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend- kasse von 64 Uhr ab.

Das System Deutsch von Lustspiel in

Berlincr

Zum Concerte.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Mittwo, Abends 7F# Uhr: Ux. populäres Orchester- Concert von Professor Waldemar Meyer. Dirigent : Prof. Reinh. L. Herman.

i Zum Nomanti)ches

Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Friederike Perels mit Hrn. Fabrikl- besißer Dr. phi). Georg Kauffmann (Berlin Wüitegiersdorf). Verehelicht: Hr. Lieut. Hans von Werder mik

Frl. Elisabeth von Goerke (Berlin). Geboren: Edn Sohn: Hrn. Oberst-Lieut. a. Adalbert von Versen (Friedenau bei Berlin). Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieut. von Laucher! (Berlin). Hrn. Stabsarzt PDr. Landgra! (Berlin) Hrn. Erich Neander von Petersheitcn

(Chursdorf). r. Major Leopold von Werner

GeiLorven C l n h (Hannover). Fr. Helene von Blücher, ge?-

Oerthling (Charlottenburg). Hr. General-Lieuk-

D,

»as de deux, rand Lieut. Wedig von der Osten (Wilhelmshaven).

Operette Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —— R ———— Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags? Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage), sowie die Juhaltsangabe zu Nr. 6 des öffen lichen Un cuere (Comman ige tas aus

Actien und Äctiengesellschaften) für die Woch‘ vom 6. bis 11. November 18983.

z. D. Julius von Boehn (Berlin). Hr. Prem.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 273.

Literatur.

Gesetze, Verordnungen 2c.

Das Wuchergeseß, in der Fassung des Geseßes vom 19, Juni 1893, mit ausführlichen Erläuterungen In eil von Dr. Ludwig Fuld, Rechtsanwalt in Mainz. Leipzig, NRoßberg'sche

o¡o\uhhandlung. Preis 1 4 Die Einleitung giebt einen kurzen Mai über die Erweiterungen des jeßigen Gesehes gegenüber dem früheren und einen Bericht über die parlamentarischen Verhandlungen. Es folgt der Text mit knappen \achlichen Erläuterungen und im An- hang die bisher geltende Wuchergeseßgebung.

Das Strafgese buch für das Deutsche Neich nebst nem Anhang, enthaltend Vorschriften über Zuständigkeit, Tertausgabe nit Anm artyngen und Sachregister zum praktishen Gebrauch von Reichsgerihté- Nath Dr. Justus ODlshausen Berlin, Franz Vahlen. Preis 0,80 A Die O N L elen gelege, Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister zum praktischen Ge- brauch von Reichsgerichts-Hath Dr. Justus Olshausen, Berlin, Franz Vahlen. Preis 1,20 4 Beide Bände bilden Band T und 11 der Strafgeseßgebung des Deutschen Reichs, Der Textausgabe des T1. Bandes soll ein Commeatar folgen, wie der Textauégabe des 1, Bandes bereits ein Commentar zur Seite getreten ist.

Nechts- und Staatswissenschaft.

Kr. Die Sprache in den gerichtlichen Entscheidungen, von Herm. Daubenspeck, Reicbsgerichts-Nath. Berlin 1893. Franz Vahlen. kl. 8. 50 S. Der Verfasser hat sih um die gute Ge- staltung der Relation, rechtlichen Gutachten und Urtheile durh seine bereits in vierter vermehrter und verbesserter Auflage erschienene Sqrift: „Referat, Votum und Urtheil“ (Berlin 1892, Franz Vahlen) verdient gemacht. Besonders anregend war sein Aufsaß: „Der Urtheils-

thatbestand in sprachliher Beziehung“ (Sander's Zeitschrift für deutsche Sprache, Jahrgang VI. Heft 11, auch Sonder- abdruck Paderborn 1893. Ferdinand Schöningb). Die vorliegende Schrift deckt eine Reihe von landläufigen Fehlern, Mißgriffen und Unschönheiten in den Urtheilen auf, wobei auch das Reichsgericht niht ungerügt bleibt (S. 15). Namentlich zutreffend ist es, wenn (S. 7 ff.) dafür eingetreten wird: „die Urtheil®gründe sollen von bündiger Kürze sein und sich auf den Gegenstand der Ent- scheidung beschränken“. Die breiten Entscheidungsgründe veransau- lichen häufig nur die mühselige Vorbereitung, welcher der Urtheilfasser bedurfte, um sich in die Sache hineinzuarbeiten; zu einer festen Ge- {lossenheit is er noch niht gelangt. Wenn das Neichégeriht auch in der Urtheilsform vorbildlih sein soll, so wäre es erwünscht, wenn auch hier (Geschäftsordnung § 18 im vorliegenden Buch S. 7, Jahrbuch der deutshen Gerichtsverfassung 1880 S. 381 ff.) eine mög- lihste Kürze angestrebt. würde. Dieses Ziel würde erreiht, wenn die Nechtsform, deren Verleßung für die Aufhebung des Vorderurtheils veranlassend ift, angegeben würde ; damit würde man sih dem weiteren, s{wierig zu erreichenden Ziel (Bolze, Praxis Band 1. Vorrede) nähern, nämlich die That- und Nechtsfrage in der Revision {arf zu sondern. Dankenswerth ift es, wenn Verfasser für ein richtiges Latein eintritt (S. 36); dabei sei bemerkt, daß es vorzuziehen is, statt „Neferat* „Nelation“ zu shreiben. Bei der berechtigten Vermeidung von Fremdwörtern eifert Verfasser gegen „Abtheil“ für „Coupé“ ; das Bolk (Publikum) hat si erfreulih an das gut kennzeinende Wort bereits gewöhnt. Weshalb das Wort „Mindestbetrag“ anstößig sein soll, dürfte nit abzusehen sein, wie das gleichartig gebildete „Fehlbetrag“ durchaus zu empfehlen ist. Daß überflüssige Verstärkungsworte zu vermeiden sind und sogar lächerlich klingen (S. 10), darf nahdrüdlich hervorgehoben werden; die Wörter „voll und ganz“ (S. 10) find in den Nechtsausführungen gewisser Anwälte, betreffend die Beweis- beurtheilung, mundüblih; in Urtheilen dürften fie bisher s{werlich nachweislih sein. Aufmerksam gemacht sei bei dieser Gelegenheit auf Goethe’'s Sammlung von „Nedensarten, welche der Schriftsteller ver- meidet, sie jedoch dem Leser beliebig einzuschalten überläßt“ ; der Nichter darf die Worte „unzweifelhaft" „naturgemäß“ unterdrücken. Endlich sei Sparsamkeit in der Verwendung des Wörtchens „nun“ empfohlen. Der Verfasser glaubt ferner auf den mangelhaften Unter- riht im Deutschen auf den Schulen hinweisen zu sollen (S. 48) ; gute sprachlihe Vorbilder sollten jedem Referendar zur Hand sein, wozu eSander's deutsches Stil-Musterbuch“, Berlin 1886, H. W. Müller, empfohlen sei; das Buch wird auch dem Amts- und Landrichter u. \. w. nußbringend sein. Für die hiermit angezeigte Schrift, deren Verbreitung fich jeder Richter angelegen sein lassen möge, darf dem Verfasser Dank ausgesprochen werden.

Von dem bekannten und bewährten „Lehrbuch des Deutschen Verwaltungsrechts* von Georg Mayer, ordent- lihem Professor der Nechte in Heidelberg, ist soeben die zweite Auf- lage erschienen, von der indeß zunähst nur Theil 1, enthaltend Allgemeine Lehren und innere Verwaltung, vorliegt. Pr. 14 4; Leipzig, Dunker u. Humblot. Die zweite Auflage stellt sich gegenüber der ersten als eine vollständig umgearbeitete dar, was dur die inzwischen eingetretenen Fortschritte auf dem Gebiete der Verwaltungs- rechtswissenschaft und dem der Geseßgebung bedingt ist. Einzelne Partien, z. B. die allgemeinen Lehren, das Heimaths- und Nieder- lafsungétreht, das Preßrecht, Schulreßt, Gewerberecht haben eine schr bedeutende Umgestaltung erfahren; neu hinzugekommen ist das Arbeiter- versicherungsrecht. Jn der neuen Auflage ist die Darstellung auch auf die Verwaltungseinrichtungen in Elsaß-Lothringen erstreckt worden. Der Stoff ist übersichtlih geordnet und bei aller Fülle in der Dar- stellung knapp und gedrängt. Das Buch wird niht nur den Ver- waltungsbeamten, fondern allen, die sih genauer über das in Deutsch- land bestehende Verwaltungsrecht orientiren wollen, ein fehr pRBA Ee Wegweiser sein. Es ist nur zu hoffen, daß der zweite Theil bald e ; sein Erscheinen is „in niht allzulanger Frist“ in Aussicht gestellt.

__— Gemeindeordnungen und Gemeindezwangsdienfst in Sachsen bis zum Jahre 1835, cine wirthschaftlihe Studie von Nobert Wuttke, Preis 5,40 46 Leipzig, Duncker und Humblot. Diese Abhandlung bildet das 4. Heft des X11. Bandes der staats- und socialwissenschaftlihen Forshungen von Gustav Schmoller; sie schildert im Anschluß an das archivalishe Material die Entwickelung des Gesinderechts und die Lage der dienenden Klassen im Königreich Sathsen. Es ift hierkei naturgemäß auch auf die Verhältnisse der Landwirthschaft eingegangen, da diese den Rahmen bildet, innerhalb dessen sich die Kämpfe um den Gesindezwangsdienst abspielen.

Vaterländisches.

„… Von der bekannten Sammlung patriotisher biographisher Er- ¿ählungen: Bruno Garlepp: ie Paladine Katser Wil- helm?s L, find soeben Band XI., enthaltend August von Goeben, preußischer General ter Infanterie, und Band XII., enthaltend Ed. Friedr. von Fransecky, preußischer General der Sasgnterte, zu e 1,50 A in Leinwandband im Verlage von Max oywod in Breslau erschienen. Diese leben8geshichtlihen Erzählungen reihen ih würdig den früheren an, welche u. a. den Fürsten Bismarck, den Feldmarschall Grafen Moltke, den ehemaligen Kriegs-Minister Grafen von Roon, den Feldmarschall Freiherrn Edwin von Manteuffel u. st. w.

behandeln. Militärisches. „Armee-Eintheilung und Quartierliste des Deutschen NReichs-Heer es und der Kai N EN Marine. 1894. Ab- e\Mlofsen am 15. Oktober 1893. Berlin W. . Gerstmann's erlag. Die bereits seit 35 Jahren als Nachschlage- und În-

Berlin, Dienstag, den 14. November

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structionsbuch bewährte Zusammenstellung, welche in leiht über- sihtliher tabellarisher Form sämmtliße Truppentheile der deutshen Armee und Marine mit Angabe der Garnisonen, der Chefs und Commandeure enthält, ist jeßt in der 317. Auf- lage besonders zeitgemäß erschienen, da die mit dem 1. Oktober d. J. eingetretenen umfangreichen Verstärkungen der Armee zahlreiche Aenderungen zur es gehabt haben, die sämmtlih berücksichtigt werden konnten. ech haben sich, anscheinend infolge der eiligen is p des Buches, diesmal einige Versehen eingeschlihen, die ei der Herausgabe einer neuen Auslage leiht vermieden werden können. So ist z. B. das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 als Kaiserin- u. #. w. Regiment bezeihnet und als Garnison dieses Negiments Berlin statt Spandau angegeben. Aehnliche Irr- thümer sind u. a. bei dem Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Tuben (2. Magdeburgisches) Nr, 27, beim Husaren-Regiment Fürst BlühXck von Wahlstatt ene Nr, 9 Und beim 2 Hale noverschen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 26 vorgekommen. Trotz dieser kleinen Fehler verdient das forgfältig und im übrigen auch zuverlässig aufgestellte Buch die ihm fcüher wiederholt an dieser Stelle aus- gesprochene Anerkennung und Empfehlung zur weiteren Verbreitung um so mehr, als der {hon sehr mäßige Preis von 60 „gz für das ein- zelne Exemplar für den Massenabsaß bei 25 Exemplaren auf 30 -, bei 200 Exemplaren sogar auf 20 herabgeseßt ift.

C N U N S U oe Vier An aden Der Kriegswaffen in ihren ges{chichtlichen Entwickelungen, eine Encyklopädie der Waffenkunde von August Demmin, Wies- baden. Verlag von Nud. Bechtold und Comp. Das als Hand- und Nachschlagebuh für größere Waffensammlungen und als Hilfsbuch zum Studium der Waffenkunde von allen Fachkundigen und Lieb- habern hodgeshäßte Werk über die Entwickelung der Kriegswaffen von den ältesten Petès bis auf die Gegenwart, welhes in Wort und Bild fast alle Shuß- und Trußwaffen, die jemals im Gebrauch ge- wesen sind, zur Anschauung und zum e bringt, von einzelnen Musterstücken auch die vollständige Geschichte giebt, hat jeßt durch den uns vorliegenden Ergänzungsband eine sehr werthvolle, das Werk abschließende Bereicherung erfahren. Zu den über 4400 Abbildungen der vierten Auflage sind hierdurch noch 600 Abbildungen an Waffen und Ausrüstungen aller Zeiten hinzugekommen, die si leiht in die dritie und vierte Auflage einfügen lassen, da bei jeder Abbildung die entsprehende Setlenatt des Hauptwerks angegeben ist. Außer zahlreichen, hier zum ersten Mal abgebildeten Waffen und Rüstungen von Grab- wie fonstigen Denkmälern und Ausgrabungen enthält dieser Ergänzungsband zahlreiche gleihfalls noch unyveröffentliht gebliebene Angriffs- elle fast sämmtlicher Bilderhandschriften der öffentlichen

üchereien.

Der Nekrut der deutschen Infanterie im Offizier- Unterricht. Nach den neuesten Bestimmungen bearbeitet von Nobert von Bartsch, Second-Lieutenant im Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3. Berlin 1893. E. S. Mittler und Sohn. Preis 25 . Das kleine Büchlein enthält in knapper aber vollständiger Darstellung alles, was der Soldat im Offizier- Unterricht über die Kriegsartikel, den Beschwerdeweg, Schießdienst, Felddienst, Waffengebrauch des Militärs und die Verhaftungen und vorläufigen Ergreifungen während seiner Dienstzeit zu lernen hat und kann als ein brauhbarer Anhalt für den Nekruten-Offizier, sowie als ein nüßlihes Handbuch zur Wiederholung und festeren Einprägung der beim Unterricht gelernten Instruction für den Rekruten bestens

empfohlen werden. Religiöses.

„Sonn- und Festtagspredigten. Eine Sammlung von Predigten gläubiger Zeugen der Gegenwart über Perikopen und freie Texte." Herausgegeben von D. Emil Quandt, Erstem Director des Königlichen Prediger-Seminars, Superintendenten und Oberpfarrer in Wittenberg. Band I.: „Die frohe Botschaft.“ Predigten über die altkirhlihen Evangelien. Leipzig, Verlag von Fr. Richter. (Pr. geh. 7 4, in Originalband mit Goldschn. 8 4A 50 §.) Diese neue Sammlung {ließt sich den vor sechs Jahren im gleihen Verlage erschienenen drei Bänden mit Festpredigten an. Aber sie bietet bedeutend mehr, nämlich Predigten für das ganze Kirchenjahr, zunächst über die alt- kirhlichen Evangelien. Dieser erste Theil liegt unter obigem Titel vor; in einem zweiten Bs: „Die Erkenntniß des Heils" follen Nredigien über die altkirchlichen Episteln, in einem dritten, „Der Weg des. Lebens* betitelt, solhe über freie Texte folgen. Unter den Verfasser- namen begegnet man einer Reihe hervorragender Kanzelredner, die in ihrer Gesammtheit ein ebenso {ônes Bekenntniß evangelischen Glaubens wie glänzender Beredsamkeit darbieten. Auch die neue von dem Herausgeber \orgfältig ausgewählte Sammlung dürfte bei Seelsorgern wie der Erbauung bedürftigen Laien gleihen Beifalls sicher sein wie die frühere. Den Geistlichen dürften diese ausgezeich- neten Predigt-Vorbilder auch willkommene Anregung für die eigenen Ausarbeitungen gewähren. L

„Im Sonntagsfrieden"“. Ein Erbauungsbuch für die Sonn- und Festtage eines Kirchenjahres zum Vorlesen in Haus und Kirche, von Dr. Alfred]Bienengräber, Oberpfarrer in Meerane. Leipzig, Fr. Richter. Zweite Auflage (Pr. geh. 5 M, Le eb. 6 M). Dieses Erbauungsbuch zeichnet 8 durch gapoLe

ertauffassung, herzgewinnende, stets auf das wirkliche Leben Nücksicht nehmende Ausführung, sowie dur einfahe, allgemein verständliche Darstellung und strenge Bekenntnißtreue vor ähnlihen Werken vor- theilhaft aus. Ein ‘weiterer Vorzug liegt in der geschickten, eigen- artigen Bearbeitung. Der Verfasser hat das Buch ganz besonders zum Vorlesen in Haus und Kirche eingerichtet, indem er alles vermied, was etwa nur eine bestimmte Gemeinde oder einen bestimmten Ort angeht; quch sind alle Nedewendungen und Ausdrücke entfernt, welche lediglich für die Kanzel sich eignen. Der Umstand, daß nah wenigen Jahren bereits eine neue Auflage nöthig geworden ist, spriht noch besonders zu Gunsten des Buchs. i : E

Von der in demselben Verlage von Fr. Richter in Leipzig unter dem Titel „Die Gn der Kirche“ erscheinenden Klassiker- Bibliothek der christlißen Predigtliteratur mit einleitenden Mono- raphien (herausgegeben von dem Licentiaten der Theologie Gustav T VA liegen zwei neue Bände vor: Band 22, „Origenes und die Predigt der drei ersten Jahrhunderte“, ausgewählte Reden in deutsher Ueberseßung von Lic. theol. F. J. Winter, Pfarrer an St. Afra in Meißen, und Band 23, „Jacques Bénigne Bofsuet“, auêgewählte Predigten und Lrauerreden, von. Dr. phil. Heinrich Seyfarth, Pfarrer in Herbsleben in Thüringen. edem Bande dieser schon öfter erwähnten und empfohlenen Bibliothek sind aus- führliche erläuternde Einleitungen vorangeshickt. Jährlich erscheinen 4 bis 6 Bände. (Preis des Bandes elegant gebunden 1 4 60 8.)

Cre O hon erwähnte von Fr. Richter (Leipzig) ver- legte Sammlung von CasualpredigÆn mit dem Titel , Im Neiche der Gnade“, herausgegeben von G. Leonhardi, ift bis zum 6. Heft des 11. Bandes gediehen. Heft 4 enthält Kirch- weihpredigten , Heft 5 Reformationspredigten, Heft 6 Todtenfest- predigten. Jedes Heft (Pr. 1 46) dieser vortrefflihen Sammlung enthält etwa zehn bis elf ausgewählte Predigten namhafter Geist- lihen, weldhe jüngeren Theologen als Muster dienen können.

Aus dem gleichen Verlage liegen uns vor: „Die innerliche Sammlung und Vertiefung des Geistlichen“, ein Beitrag zur Pastoraltheologie, den Trägern und Freunden des Amts dargereicht von A. Breithaupt, Superintendenten in Gransee. (Preis

1893.

den Geistlichen, die es

60 5) —. Die: eine Schrift dürfte mit ihrem D ernst meinen, viel As bieten. „Der Consirmanden- Unterricht“, im Anschluß an den kleinen Katehismus Dr. M. Luthers, datgestellt von C. Fengler, t in Wandsbeck. (Preis geh. 1 4 40 4). Diese Dar- tellung des Confirmanden-Unterrichts_ ist aus der Praxis hervor- gegangen. Der Verfasser hat “sich bestrebt, die christliche Lehre ein- fa, faßlich und auf das Gemüth der Confirmanden wirkend vorzu- tragen, ihnen auch zu zeigen, wie wichtig sie für ihr Leben in Zukunft sein wird. Darum sind Sprüche der heiligen Schrift und Kirchen- lieder meist ganz mitgetheilt. Der Verfasser nimmt an, daß sie mit den Kindern gelesen und ihnen kurz erkflärt werden; daher find die Sprüche nah dem Urtext überseßt. . Archäologie.

Die nordische Herkunft der Trojasage, bezeugt dur den Krug von Tragliatella, eine dritthalbtausendjährige Urkunde, von Dr. Ernst Krause (Carus Sterne). Mit zwölf Abbildungen im Tert. Pr. 1 4 Glogau, Verlag von Carl Flemming. Der Ver- fasser hat zuerst in einemBuch über ,Tuiscoland“, dann in einem anderen mit dem Titel , Die Trojaburgen Nord-Curopas“ die Hypothese aufgestellt und zu befräftigen gesucht, daß nit die in der Ilias ausgearbeitete Form

„der Trojasage die ursprüngliche sei, sondern daß diese Sage ihren Ursprung im

ng im Norden Europas habe. Dort giebt es eine Reihe aus der prähistorishen Zeit \stammender sog. „Trojaburgen“, die das labyrinthishe Wintergefängniß der Sonnenjungfrau (Brunhild-Helena) sein sollen. Eine vor zwölf Jahren in Etrurien gefundene Vase mit Bilderschmuck wird nun in der vorliegenden Broschüre als ein Beweis für die Nichtigkeit dieser Hypothese ausgegeben. Die Darlegung ist inter- essant und wird jeden wissenshaftlich gebildeten Menschen fesseln. Gleichwohl können wir diesen Beweis noch nicht als erbracht sehen, wie der Verfasser glaubt. Denn einmal steht das Alter der Vase noch nicht fest, wenn auch Archäologen sie in das 6. oder 7. Jahr- hundert v. Chr. verseßen; zweitens kann die Meinung, daß die Vilder der Vase das Paris-Ürtheil darstellen (der Verfasser sieht vielmehr darin eine Darstellung der nordishen Sage von der Befreiung der Sonnenjungfrau), nicht ohne weiteres mit der Bemerkung zurügewiesen werden, daß dieses Urtheil, wo es in der Ilias auftritt, eine spätere Einschiebung und erst eine Erfindung der sog. Kyprien „sein soll“. Mit demselben Necht könnte man die Paris-Darstellung als einen Beweis dafür ansehen, daß das Paris-Urtheil eben keine spätere Ginschiebung sei. Zweifellos is die Gleichheit und Aehnlichkeit der Sagen, welche die Ilias, die Nibelungen und das indische Maha- bharata behandeln; dies ist aber keineswegs eine neue Entdeckung : die arishen Stämme haben eben dieselben Götter und Göttinnen gehabt. und jeder hat fie nah den Bedingungen seines Landes, in welchem er Wohnung nahm, und seines Volkscharakters später um- und ausgebildet. Nun meint der Verfasser: die Trojaburg, welche die Einkerkerung der Sonnenjungfrau durch den Wintergott darstelle, könne nur dort entstanden sein, wo der Winter rauh is und wo er die Sonne für einige Zeit gefangen nimmt. Zugegeben. Aber Winter und Sommer, Tag und Nacht, Licht und Finsterniß giebt es auh in Griechenland, Kleinasien und Indien, und diese Natur- erscheinungen haben hier wie dort Ausdruck in Sprache, Sage und Religion gefunden; hierzu bedurfte es für die Südländer nicht erst einer Anleihe bei den Stämmen des Nordens; überall haben sich die ursprüng- lih gemeinsamen Vorstellungen parallel entwickelt. Dieser Parallelismus kann bei der gemeinshaftlihen Grundlage nicht befremden, und selbst die Wiederholung des Namens „Troja“ ist nicht verwunderlih. Ein lesenswerther Aufsaß in einer hiesigen Zeitschrift von Dr. Thomas Achelis führt in dieser Beziehung zutreffend allgemein sogar Folgendes aus: „E lassen fich auch Ucbereinstimmungen und Parallelen denken, die s{hlethin jeden sprahlichen und ethnographishen Zusammenhang überschreiten, wo also jede Entlehnung sofort O L ist, wie anderseits eine gemeinsame Ableitung aus einer gleichen cultur- geschichtlihen Basis.“ Aus der Aehnlichkeit der Sagen oder auch aus der genannten etrurishen Vase läßt ih jedenfalls kein genügender Anhalt für die Nichtigkeit der Hypothese des Verfassers gewinnen, und daher werden denn auc die nordischen Trojaburgen nicht als die Eltern des homerischen Troja, sondern höchstens nur als Vettern in Anspruch zu nehmen sein. Uebrigens wollen wir mit diesen Bemerkungen von der Lectüre der bezeichneten Broschüre niht abhalten; im Gegen- theil, wir erkennen gern an, daß sie viel Material bringt, dessen nähere Betrahtung sih verlohnt und das den Archäo- logen und Sprachforshern der Verfasser ist sehr s{chlecht auf leßtere zu sprechen, aber mit Unrecht; die hierfür angegebenen Gründe streifen nahezu an Lächerlichkeit für die weitere Bebandllins der aufgeworfenen Frage von 9 r sein wird. E __ Erdkunde.

7 Dm Grgänzungsheft Nr. 109 von Dr. A. Petermann?s Mittheilungen aus Justus Perthes? Geographischer Anstalt, heraus- gegeben von Professor Dr. A. Supan, berihtet Dr. Gerhard Schott über die „Wissenschaftlihen Ergebnisse einer Forschungsreise zur See“, ausgeführt in den Jahren 1891 und 1892. Die lediglih hydrographishen und maritim-meteorologischen Forschungen gewidmete Reise wurde auf dem viermastigen Segel[hiff „Nobert Rickmers“ am 1. Oktober 1891 von Bremerhaven aus angetreten und hatte zu ihrem Ziel Pinang, die Westküste der malaiischen Halbinsel, welhe nah einer, von England ab gerechnet, sehr schnellen Fahrt um das Cap der Guten Hoffnung herum in 84 Tagen, am 18. Januar 1892 erreiht wurde. Von hier aus wurden im Februar und März weitere Reisen auf dem Dampfer „Oceana" unternommen, die den Forscher bis nah Yokohama führten, ihn aber bis zum 22. März wieder nah Pinang zurückgelangen ließen. Am 6. April 1892 wurde von Olehleh, dem Hafenplaß Atjehs, aus éine neue Segelfahrt auf dem Bremer Viermaster „Peter Nickmers* angetreten, die zunächst nah Saigon, dann nah Nieder-Cochinchina führte, von wo_nach einem einmonatigen Ege am 3. Juni 1892 auf demselben Segelschiff die Heimreise bewerkstelligt und nach erneuter glückliher Umsegelung des Caps der Guten Hoffnung mit der Ankunft in Bremerhaven am 8. Oktober 189 be» endigt wurde. Ueber die während dieser E gesammelten Erfahrungen E Dr. Schott in erzählender Form für ein größeres Publikum zu berihten und dadur einen Einblick in die heutige Segelschiffahrt und einen Ueberblick über die vielfachen That- sahen und Probleme der Meereskunde zu geben. Wie aus dem jeßt vorliegenden Bericht hervorgeht, wurde den Meeresströmungen mit Ra von Temperaturbeobahtungen und Messungen des specifischen

ewihts des Seewassers, sowie den Salzgehaltsbestimmungen be- sondere Aufmerksamkeit zugewendet. Außerdem wurden die Wellen und damit verbundene Erscheinungen untersuht und Studien gemacht über die gegenseitige Abhängigkeit der Oa arp N Factoren von den Vorgängen in der Atmosphäre, von Wind, Niederschlägen, der Sonnenstrahlung u. \. f. Abgesehen von dem Interesse, welches die Wissenschaft an diesen Studien hat, kann auch die Schiffahrt in vielen Fällen praktishen Nußen aus ihnen ziehen. Die Seereisen, besonders die Segelschiffreisen, werden um so scchneller und sicherer ausgeführt werden, je eingehender die Kenntnisse von den Winden und Meeresströmungen sind, da die Schiffe dann in der Lage sind, e nah Jahreszeit und Ort günstige Winde und Strömungen aufzusuchen, ungünstigen aus dem Wege zu gehen. Auf fechs dem Werke beis gegebenen Tafeln und in neun im Text eingedruckten Figuren sind die gewonnenen Ergebnisse äußerst klar veranschaulicht.