1893 / 281 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht T Berlin standen am 23. November die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Waldstraße 9, dem Maurermeister Carl Quast gehörig; Fläche 9,22 a; Nußzungswerth 15540 4; Mindestgebot 1400 4; für das Meistgebot von 200 000 46 wurde der Rentier Siegmund Saller, Blumeshof 3, Ersteher. Zimmerstraße 21, dem Buchdruckerei- besißer und Verleger Conrad Fischer zu München gehörig; Nußungswerth 19 250 4; Mindestgebot 1300 (4; für das Meistgebot von 425 000 s wurde der ies eta a. D. und Nitterguts- ia Hans von Westernhagen, Französischestraße 11/12, srsteher.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste englishe Post über Ostende vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Sturm im Kanal.

Der Postdampfer „Obdam“ der Niederländisch- Amerikanishen Dampfschiffahrts- Gesellschaft ist am 21. d. M. in New-York angekommen.

London, 23. November. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer «Garth Castle“ ist Sonntag auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Castle-Dampfer „Hawarden Castle“ hat gestern auf der Ausreise Madeira passirt. Der Union-Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capstadt abgegangen. Der Union-Dampfer „Trojan“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Concerte.

Der dänische Klaviervirtuose Herr Friß Scchousboe, der hier auch als Lehrer wohlbekannt ist, gab am Donnerstag in der Sing- Akademie ein Concert mit dem von Professor Ma nnstädt geleiteten Philharmonishen Orchester. Das PD-moll- Concert von Nubinstein, das beste dieses Meisters, und das Concert in F-moll von Henselt fpielte der Concertgeber mit gewohnter Bravour und cinsichts- voller Wiedergabe des Inhalts. Weniger glücklih war Herr Schousboe als Componist. Eine neue Suite für großes Orchester, die aus fünf Sägen bestand, enthielt manche originelle Motive, doch war die Ver- wendung der orchestralen Mittel sehr oft eine verfehlte, wie z. B. die fast unaufhörlihen Schläge der Pauke felbst im Scherzo leggiero und im Andantesaß zur Genüge erwiesen. Am gelungensten erschienen e und das Finale. Das Orchester leistete sehr Lobens- werthes.

Die beliebte Concertsängerin Lillian Sanderson gab am Donnerstag im Saal Bechstein ihren ersten Liederabend in dieser Saison. Das Programm enthielt meist ernste Gesänge von Schubert, Schumann, Mozart, Chopin, Liszt und anderen. Die sehr klangvolle Stimme und die an der Künstlerin stets gerühmte zarte und feinshattirende Ausdruksweise kamen in diesen Liedern wieder so vortrefflih zur Geltung, daß der Beifall kein Ende nehmen wollte. Der Pianist Herr Brüning, der die Klavierbegleitung übernommen hatte, erfreute außerdem durch einige sehr gelungen ausgeführte Soli von Chopin und Liszt.

u gleicher Zeit hatte die Berliner Liedertafel unter ihrem Eporineitiee Herrn A. Zander in der Philharmonie ein Concert veranstaltet, dessen Programmnummern wiederum überwiegend aus Chorliedern bestand, die dieser Verein zum ersten Mal öffent- lih sang. Unter ihnen erregte eine Composition von N. Schumann „Der träumende See“ durh die Zartheit der Be- handlung und discreten Vortrag vielen Beifall, während Atten- hofer’'s „Rothhaarig ist mein Schätelein" stürmisch da capo verlangt

24. November, Marx Kalbe.

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Stationen. Wind. Wetter.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr. N p bi C C0 in 9 Cel

u. d. Meere 509&.

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Belmullet. . | 770 |WNW d[bedeckt Aberdeen .… | 760 |WSW 3[wolkig Ghristiansund | 747 till wolkig Kopenhagen. | 757 |W 2 Nebel Stockholm . | 751 |WSW 2hbeiter

Sonntag :

C

Dirigent: Kapellmeister Sucher. Die Entführung aus dem Scrail. 3 Acten von Mozart. Text von Bregtner. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.

Schauspielhaus. 140. Vorstellung. Ein Sommer- nachtstraum von William Shakespeare, überseßt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. 0 Graeb. In Scene geseßt vom Ober-NRegisseur Max Ee Dirigent : Musikdirector Wegener. Anfang

B

Opernhaus. A j fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Acten von Nichard Wagner.

und wiederholt wurde. In diesen, wie auch den sonstigen Vorträgen befestigte der vortrefflih geleitete Chor seinen ehrenvollen Ruf, den er wegen des s{hönen Stimmenklangs und der fein schattirten Art des Vortrags mit Recht genießt. Diese Vorzüge gelan ten in dem auf Wunsch wieder auf das Programm geseßten Chorlied „Todten- volk“ von Fr. Hegar besonders wirkungsvoll zur Geltung. Das Concert erhielt durch Solovorträge der Concertsängerin Frau Margarethe Altmann, die cine Arie aus den „Hugenotten“, das Sopranfolo in „Glockenthürmers Töchterlein® und mehrere Lieder mit deutliher {öner Stimme wirkungsvoll vortrug, eine angenehme Abwechselung. Reichlicher Beifall des den ganzen Saal füllenden Publikums lohnte allen Mitwirkenden.

Im Königlichen Opernhause nimmt morgen der Mozart- Cyklus mit „Bastien und Bastienne“ und „Die Entführung aus dem Serail“ seinen Fortgang. Kapellmeister Sucher dirigirt das Jugend- werk Mozart's. Fräulein Dietrih singt die Bastienne, außer- dem wirkêèn die Herren Philipp und Krolop mit. Jn der „Entführung“ treten die Damen Herzog, Dietrich, die Herren Mödlinger, Lieban und Schmidt auf. Herr Sommer singt zurn ersten Mal den Belmonte, Kapellmeister Dr. Muck dirigirt.

Am Sonntag wind Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ mten Dame Pierson Lammert, ven Herren Beg, Sommer, Stammer und Lieban unter Kapellmeister Wein- gartner’s Leitung gegeben. Die Königlihe Sängerin Fräu- lein Adrienne Weiß ist durch den Tod ihrer Mutter in tiefe Trauer verseßt. Fräulein Dietrich hat deéhaglb, wie {hon oben er- wähnt, die bisher von Fräulein Weiß gesungene Nolle der Bastienne übernommen; ebenfo trat Fräulein Krainz in der gestrigen „Carmen“ - Vorstellung als Micaëla für sie ein.

Im Königlichen Schauspielhause wird worgen Shakespeare’'s „Sommernachtstraum"“ mit Mendelssohn's Musik gegeben. Am Todtenfest-Sonntag gelangt Gerhart Hauptmanns „Hannele" zur Aufführung. Vorher geht Delmar's Schauspiel „Die Ahrenshooper“ in Scene.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater geht morgen und am Sonntag Zeller's Operette „Der Vogelhändler“ in Scene.

Im Central- Theater fällt am Todtenfest-Sonntag die Nach- mittagêvorstellung aus; es findet nur eine Abendvorstellung statt, zu der, wie {on erwähnt, „Drei Paar Schuhe“ aufgeführt ‘werden. Für Montag steht wiederum „Die eiserne Jungfrau“ auf dem Spielplan.

Der frühere Director des Königlihen Domchors, Professor Rudolf von Herßtberg ist in der Nacht zutn 22. d. M. hierselbst infolge Herzschlags im 76. Lebensjahre verstorben. Er hat den Dom- chor als Nachfolger Neithardt’'s vom Jahre 1861 bis 1889 ges leitet, wo Professor Albert Becker an seine Stelle trat. Um die Pflege des Kirchengesangs hat sih der Verstorbene bleibende Ver- dienste erworben.

Mannigfaltiges.

Die gestrige Stadtverordneten-Versammlung befaßte sich nach dem Bericht der „Nat.-Z.“ sehr eingehend mit dem Verkauf von Lebensmitteln nah dem Gewicht. Nah dem Antrag Weiß sollten Schwarz- und Weißbrot, Wild, geshlachtetes Geflügel, Krebse nah Gewicht verkauft werden, während der Ausschußantrag nur den Verkauf von Brot und Backwaare nah Gewicht erstrebte. Beide Anträge, die der Magistrats-Commissar, Stadtrath Mamroth, lebhaft bekämpfte, wurden {licßlich abgelehnt.

Der C ircus Renz eröffnete gestern Abend die diesjährige Spielzeit mit einer Gala-Vorstellung, für welche der thätige Director Herr Fra nz Renz dur Ankauf neuen trefflichen Pferdematerials, dur Engagement hervorragender künstlerischer Kräfte und durch

fleißige Arbeit auf dem Gebiete der Dressur die Zufammenstellun eines Programms ermögliht hatte, welhe fast in allen Nummer. erstaunlih viel Neues brachte und die weitgehendsten Ansprüche 7 hohem Maße befriedigte. Gingeleitet wurde die Vorstellung dur nze festlichen Aufzug des gesammten Perfonals mit einem reizenten Walzer-Divertissement. Der bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal erscheinende Director wurde von den Zuschauern, welche die weiten Näume des riesigen Circus anscheinend bis auf den leßten Plaß beseht hatten, mit jubelnden Zurufen begrüßt. Unter den equestriïhen Leistungen waren besonders bemerkenswerth die von Herrn Gustay mit zwölf Füchsen gerittene Post, die vollendete Ausführung der hohen Schule von Fräulein Oceana Renz auf dem ofstpreußischen Hengst „Cromwell“, _ die gemeinshaftlih von dieser Dame mit Frau Renz- Stark vorgeführten englischen Vollblut- Springpferde „Parthenia“ und „Paria*, die außerordent: lichen Productionen des Fräuleins Zeph ora auf ungesatteltem Pferde und des Saltomortale-Reiters Herrn Franconi, sowie die von sechz Damen und fechs Herren unter Leitung des Directors gerittene „Grande Quadrille de la haute Equitation“. Einen hohen, bisher wohl noch nicht erreihten Grad von Dressur bewies der vom Director persönlich gezeigte - ostpreußishe Hengst „Blondel“, der zum Schluß durch Umstürzen und Wiederaufrichten von aht Stühlen einen Beweis seiner großen Geschiklicbkeit und Klugheit gab. Die bedeutendste Leistung auf dem Gebiete der Pferdedressur bildete aber das auch vom Director Renz eingeübte und geleitete „Monstre-Tableau", bei welhem sechzig der edelsten und s{chönsten Freiheitspferde in der Manege auf einem vierstufigen terrassenartigen Rundbau und um ibn herum in fünf sih gegeneinander drehenden Kreisen in den \{ärfsten Gangarten bewegt wurden. Bewunderungêwürdige Leistungen führten die vier Gebrüder Frediani als Afrobaten vor, denen sich einzelne der Clowns, die auch sonst mit ihren gut und neu erdahten Scherzen die Zuschauer recht angenehm unterhielten, be- sonders der Clown Lavater Lee durch seine hervorragende Fertigkeit im Springen, würdig an die Seite stellten. Endlich trug der hon früher öfter dagewesene dressirte Esel, der wohl seinen Herrn, den Clown Merkel, als Reiter duldete, aber jeden andern, der dieses Wagniß unternahm, unerbittlich abwarf, viel zur Erheiterung des Publikums bei. Den glänzenden Abschluß der wohlgelungenen Vor- steluitg bildete ein vom Director Franz Nenz arrangirtes Aus. stattungs-Festspiel, das einen Huldigungs-Gruß an Berlin dar- stellen sollte. Die Pracht der Costüme, die Leistungen der eine Wand im Winkel von 45 Grad mit Sicherheit umwreitenden Herren und Damen in Ritterkleidung auf mit Silberbrokatdecken gezierten Pferden, zahlreihe Banner, cine Anzahl gut eingeübter reizender Tänze, eine in die Manege getragene mit Glühlämpchen erleuhtete Berolina, ein hübsch eis Modell der Berliner Siegessäule und eine von vier shneeweißen Pferden gezogene Nach- bildung des Siegeswagens auf dem Brandenburger Thor {steigerten die Freude und den Beifall der Zuschauer in ungewöhnlichem Maße, sodaß der Director nicht oft genug zum Zeichen des Dankes in der Manege erscheinen konnte.

Gablontz a. d. Neisse, 23. November. Jn der Maschinen- fabrik von John zu Tiefen bach explodirte laut Meldung des „W. T. B.“ eine Bombe unter ähnlihen Umständen wie jüngst in der hiesigen Fabrik von Mahla. Menschen wurden nicht verleßt; der Materialschaden ist gering. _

Paris, 23. November. Wie dem „W. T. B.“ aus Oléron (Bas - Pyrénés) gemeldet wird, sind daselbst acht Leute dur einen Lawinensturz getödtet worden.

Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und g & Dritten Beilage.)

C T

: Sonntag (Todtenfeft) : Oper in | Die arme Löwin.

Anfang 7 Uhr.

Tanz von Emil | 77. Male: Jugend.

von Marx Halbe. Lautenburg. Anfang 7F Uhr.

Victoria-Tyheater.

246. Vorstellung. Der

In Scene geseßt vom Ober-

Einmalige Aufführung : Montag und folg. Tage: Die Dragoner.

Neues Theater (am Shiffbauerdanm 43/5).

Sonnabend: 57. Ensemble-Gastspiel des Residenz- Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum Ein Liebesdrama in 3 Acten In Scene geseßt von Sigmund Sonntag und folg. Tage: Jugend.

Belle - Alliancestraße 7/8.

Circus Renz (Carlstraße). Sonnabend, Abends

Uhr: Große brillante Vorstellung. U. a: „Blondel“, neu dressirt und vorgeführt vom Director Fr. Renz. Monrstre-Tableau von 60 Hengsten, neu dressirt und vorgeführt vom Director Fr. Renz. „Gromwell“ und der Steiger „Alep*, geritten von Frl. Oceana Nenz. „Prinz“, geritten von Herrn N. Nenz. Das Springpferd „Blitz“, geritten von Frau Renz-Stark. Gebrüder Krasucki, Ie Clowns. Gebrüder Frediani, weltberübmte Akro- baten. Ferner Auftreten sämmtlicher Künstler- specialitäten ersten Nanges.

Zum Schluß der Vorstellung: Huldigungsgrufß an Berlin. Großes Paradestück mit Fejtspielen,

Haparanda . | 743 ftill!bedeckt St. Petersbg. | 7466 |SSW 1bedeckt Mosfau .…. | 757 |SW bededt

Cork, Queens-| fon. 72 __NW : Cherbourg 766 bededckt Id | 763 1 wolkig GIE l eis 09 wolkig amburd « . | 760 wolkenlos | —1 winemünde | 757 3 halb bed.1)) Neufahrwasser| 756 wollia | Memel 08 : bededckt

(7 f EOVEN f 06 S wolkenlos |

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Münster .. | 761 3\wolkenlos | Karlsruhe . . | 764 ill heiter?) Wiesbaden . | 763 ill/bedeckt

München .. | 762 |NW bededckt?) Ghemnig .. | 762 |SW _ 2wolkigs) Din. 760 |W bededck15) Wien .... | 760 |\NW 2Sthnee

Breslau... | 760 |W bedeckt

Ile d'Aix .… | 765 [NO heiter Nai... |/ 00 [D eiter Triest ... . | 752 |ONO 6\|Regen

NAINIOOmO

1) Nachts wenig Schnee. 2) Reif. Schnee. 4) Nebel. 5) Mittags Regen.

Uebersicht der Witterung.

Tiefe barometrische Minima lagern über Nord- finland und jenseits der Alpen, thren vorm Kanal ein barometrisches Marimum si befindet, welches sih oftwärts nah Nordösterreih ausbreitet. Fm Nord- und Ostseegebiet wehen ziemli frische, meist westliche und nordwestliche, im Binnenlande Central- Europas meist s{chwache, vorwiegend nördliche bis westliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur meist etwas herabgegangen is. Jn Deutschland ift das Wetter ziemli kalt und vorwiegend trübe; in den Küstengebieten ist vielfach, im Binnenlande ver- einzelt etwas Niederschlag gefallen. Deutsche Seewarte.

E E B CZE A T ORE N IRE M I S P 2E IRE P T BRS A. N T2 RTCC A C F I U I}

Theater - Auzeigen.

Königliche Sthauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 245. Vorstellung. Mozart-Cyclus. 2. Abend. Vastien uud Bastienne. Singspiel in 1 Act

3) Nachts

von Wolfgang Amadeus Mozart. Neuer Tert von

Negisseur Teplaff. Dirigent: Kapellmeister Wein- gartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 141. Vorstellung. Die Ahrens- hooper. Vaterländishes Schauspiel in 1 Auf- zug von Axel Delmar. In Scene geseßt vom ODber-Regisseur Max Grube. Haunele. Traum- \ück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Musik von Max Marschalk. Jn Scene geleßt vom Ober- NMegisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Weg zum Herzen. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Montag: Göthe-Cyclus. 7. Abend. Faust.

Die Tageskafse ist von 10—1 Ubr geöffnet.

Berliner Theater. Sonnabend: Dorf und Stadt. (Agnes Sorma.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Abends 7 Uhr: Chic. (Agnes Sorma.)

Montag: Hamlet. (Ludwig Barnay.)

Lessing-Theater. Sonnabend: Der Andere. (Friedrich Mitterwurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Andere. (Friedrih Mitterwurzer, als Gast.) _Für das Duse-Gastspiel findet der Vorverkauf für die ersten 4 Abende täglich an der Vormittags- kasse statt. Für dic fünfte bis siebente Vorstellung (5. Heimath, 6) Cavalleria rusticana und Cyprienne, 7) Fedora) sind \criftliche Bestellungen bis zum 28. d. Mts. an Herrn Dr. Déêécar Blumenthal zu richten.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Chaußeestrafie 25.

Sonnabend: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von M. West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder- mann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Vogelhäudler.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Zum 5. Male: Die Dragoner. Schwank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. Fn Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Musotte. Ein Act von Guy de Maupassant. Deutsch von Emrich von Bucowicz. Jn Scene ge- seßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend, mit vollständig neuer Ausftattung an Decorationen, Costumen und Nequisiten: Zum 27. Male: Die fieben Naben. NRomanti|ches Zaubermärchen mit Gesang und großem Ballet. Ärfang 75 Uhr. L

Na niicns 33 Uhr: Kinver-BVorftellung. Snee- wittchen und die fieben Zwerge. Romantisch- komisches Kinderwärchen in 9 Bildern.

S Bedeutend ermäßigte Preise. “Fz

Sonntag: Die fieben Naben.

Theater Unter den Linden. Sonnabend:

Die Gondolicre. Operette in 2 Acten von V. S. Gilbert. Musik von A. Sullivan. Hierauf : Pierro-Gavotte. Ballet - Divertissement. "Grand pas de deux, getanzt von der Prima Ballerina Sgra. Elia u. dem Primo Ballerino Sgr. Poggiolesi. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Sataniel. Operette in 3 Acten von C. Görliß und A. Braun. Musik von Ad. Ferron.

In Vorbereitung: Der Micado. (Nanki Pooh: Ilka von Palmay, als Gast.)

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 68. Male: Charley’s Taute. Schwank in 3 Acten von Brandon Thomas. Hierauf : Die Bajazzi, Lie Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. Jacobson und Benno Jacobson. Fn Scene gefeßt von Adolph Gruft. Anfang 7{ Uhr.

Sonntag: Charley’s Tante. Die Bajazzi.

Central-Theater. Direction : Rihard Schul.

Alte Jacobstraße Nr. 30.

Sonnabend: Zum 18. Male: Die eiserne Jung- frau. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles Clairville. Musik von Anfang E

Sonntag (Todten-Sonntag) : Einmalige Aufführung von: Drei Paar Schuhe. Lebensbild mit Gesang in 3 Acten mit einem Vorspiel von Carl Görlit, Dees) von Millöcker. (Schusterfrau Leni: Josephine Dora.

Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend- kasse von 64 Uhr ab.

Louis Varney.

Concerte.

Concert-ÿaus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend : Karl Meyder - Concert. 4, Internationaler

Abend. Anfang 7 Uhr.

Aufzügen, Solo- und Ensembletänzen von §0 Damen. Preise der Pläße: Nummer. Vorderlogensiß 5 , nummer. Hinterlogensiß 4 #4, alle übrigen Preise der Pläße wie fonst. Sonntag: Große außerordentlide Vorstellung. Fr. Renz, Director.

¿Familien-Nachrichteu,

Verlobt: Frl. Elsa Lobah mit Hrn. Negierungs- Baumeister Hans Winterstein (Oppeln). i Frl Cäcilie Weniger mit Hrn. Pastor Julius Kirchner (Weimar—Capelle).

Verehelicht: Hr. Amtsrichter Georg Conrad mit Frl. Antonie Becker (Mühlhausen, Kreis Pr.- Holland).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer Dr. I. Bolte (Berlin). Hrn. von Hatten-Lemitten. Hrn. Dietrich von Bredow-Jhlow (Zhlow). Hrn. Oberförster Werner von Freier (Woidnig). Hrn. Prem.-Lieut, Moeller (Havelberg). EineTochter: Hrn. Prem.-Lieutenant Balthafar (Schöneberg bei Berlin). Hrn. Lieut. Graf Hoffmansegg (Hannover). Hrn. Regierungs“ Nath von Horn (Hannover). :

Gestorben: Hr. Geh. Ober-Regierungs-Rath Louis Lipmann (Stuttgart). Fr. Major Ida Klaatsch, geb. Kraemer (Trier). Verw. Fr. Major Eveline von Langen, geb. Frein von Lyncker (Eberswalde). Hr. General-Commission-Prä- sident Otto Grein (Düsseldorf). Fr. Adelaide von Nikish-Rosenegk, geb. Freiin von Falkenhayn (Fürstenwalde). Verw. Fr. Kreisgerichts- Director Luise von Trotha, geb. Anderten (Berlin). Verw. Fr. Kreisgerichts-Rath Caroline Müller, geb. Steinbeck (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (einchließli} Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 281.

Berlin, Freitag, den

24. November

Deutsches Reich.

Der ma urna betreffend die Unfallversichherung.

Zu dem im „Reichs-Anzeiger und Königlich Preußis

zeichniß von Mitgliedern der auf Grund des Gesetzes

vom 28. Mai 1885 (R.-G.-Bl. S. 159) in Preußen erri

Folgendes nachzutragen: ¿

Bepinl | Sit |

des Schiedsgerichts.

Name, Stand und Wohnort

Vorsitzenden.

chen Staats-Anzeiger“ Nr. 268 für 1892 veröffentlichten Ver- über die Ausdehnung der Unfall- hteten Schiedsgerichte für die

und Krankenversicherung Heeresverwaltung ist

des stellvertretenden | b Belsiüet | Beisitzer.

der stellvertretenden Beisißer.

des Vorsitzenden. | | |

] Garde-Corps | Berlin Brüggemann, Ober- u. Gouvernements- | Auditeur, Geh. Justiz- Nath in Berlin

L. Armee-Corps | Königsberg i. Pr.

Heer, Ober- u. Corps-Auditeur des 11. Armee-Corps in Stettin

3. [1T. Armee-Corps | Stettin |

Spandau

| | . [TIT. Armce-Corps)! | | |

| | |

V. Armee-Corps | Posen

8. [VIT.Armee-Corps| Münster

|

VIIT. Armee- | Corps |

Köln

. IX. Armee Corps| Altona

| | X. Armee-Corps | |

Hannover

j

2. IX1. Armcee-Corps| Frankfurt a. M.

XVII. Armee- | Corps

Danzig ¿ |

| | Berlin, den 18. November 1893.

Der Minister für Handel und Gewerbe.

In Vertretung: Lohmann.

Dentscher Reichstag. 3. Sißung vom Donnerstag, 23, November, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die erste Berathung der Handelsverträge mit Spanien, Rumänien und Serbien.

Ueber die Nede des Abg. Grafen zu Limburg-Stirum (dcons.), welcher zunächst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Donnerstag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der

Staatssecretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Jh werde dem Herrn Vorredner auf seine Kritik unserer Handelsverträge mit aller Nuhe antworten.

Er hat mit Recht hervorgehoben, daß die drei Handelsverträge, die wir Ihnen vorgelegt haben, sich eng anschließen an die Verträge, die vor zwei Jahren Ihre Genehmigung gefunden haben. Die Schaffung eines deutschen Konventionaltarifs hat, wie wir das erwarte- ten, den Anknüpfungspunkt gebildet für Verhandlungen mit anderen Staaten, und bei diesen Verhandlungen ist für uns der maßgebende Grundsaß gewesen, daß wir die ermäßigten Zollsäße unseres Conven- tionaltarifs au anderen Staaten gewähren unter der Voraussetzung, aber allerdings auch nur unter der Voraussetzung, daß volle Aequivalente dafür geboten werden.

Die Frage: welche Opfer legt uns die Gewährung des Conven- tionaltarifs an einen anderen Staat auf, welche Vortheile gewähren wir demselben dadurch? die Frage: was ist ein vollgewichtiges Aequivalent ? wird ja natürlih im einzelnen Falle streitig sein, und der Tarifvertrag wäre erst noch zu \chließen, dem nicht von dec einen oder anderen Seite der Einwand entgegengehalten würde: hier ift zu wenig erreicht, hier ist ju viel concedirt worden!

Der Herr Vorredner hat gleich im Beginn ein sehr absprechendes Urtheil über die Art und Weise gefällt, wie die Verhandlungen mit den deei Staaten geführt worden sind. Er sagte, wir hätten à tout Prix abschlicßen wollen und wir seien mit viel zu großer Hast vor- gegangen. Jch erwidere darauf mit der Frage: woher weiß denn das der Herr Vorredner ? (Heiterkeit.) Die Verhandlungen sind während anderthalb Jahren durchaus geheim geführt worden, und mir ist nicht bekannt, daß dem Herrn Vorredner zu irgend einer Zeit ein Einblick in die Verhandlungen gewährt worden sei. (Heiterkeit.) Es fehlt ihm also jedes Material zu seiner Kritik, und ih kann seiner bezüg-

Garnifon-Auditeur in Spandau

, | | Divisions-Auditeur der 10. Division | in Posen

Dr, Mörler, | 2, | Garnifon-Auditeur in Altona

| | Divisions-Auditeur | in | | der 36. Division | in Danzig |

¿ Posner,Garnison-Verwaltungs- Director in Königsberg i. Pr.

| | | | ; | | |

| 2. Kecker, Proviantamts - Contro- | leur in Stettin. | 2. Straube, Lazareth-Inspector in i | Stettin. Seim, | l | |

. Fröscher, Proviantamts - Con-

Esche troleur a. Pr. in Posen.

. Iungklaus, Proviantamts- Director in Posen. j . Dahms, Proviantamts - Con-

troleur a. Pr. in Müníter.

. Pfaff, Betriecbsführer bei der

Geschoßfabrik in Siegburg.

1. Saigge, Garnison-Bauinspector _in Köln.

2. Krieger, Betriebsführer bei der Geschoßfabrik in Siegburg.

. Zimmermann, Betriebsführer bei der Artillerie- Werkstatt in Deuß.

| E | 2. Lange, Lazareth - Inspector in | Altona.

| 1. Menne, Garnison-Verwaltungs- | Director, Nechnungs- Nath, in | Hannover.

| Les

N S E De

| 2. Neuß, Controleführender Kaser-

| nen-Inspector in Hannover. Pro-| s

Yten-|

| |

| ;

| 1. Nathke, Garnifon-Bauinspector

| in Danzig.

2. Gallaus, Lazareth-Inspector in Danzig.

. Walter, viantamts - dant in Bocken- heim.

Trefßz, 2,

Der Kriegs-Minister. Im Austrage: von Goßler.

lichen Aeußerung einen anderen Werth niht zumessen als den, daß er der Negierung gern etwas Unfreundliches gesagt hat, ohne in der Lage zu sein, irgendwie einen Beweis dafür beizubringen.

Der Herr Vorredner hat dann mit ziemlich großen Worten unsere Handelsvertragspolitik angegriffen, er hat aber merkwürdigerweise etwas unterlassen, was cigentlich das Allernatürlichste gewesen wäre, nämlih für seine Behauptungen Zahlen beizubringen. Das ist doch eigentlih die Grundlage jeder ernsten handelspolitischen Discussion, daß man die grünen Bücher zur Hand nimmt und sagt: fo und so gestaltet si die Handelsbilanz, hier is eine Mehreinfuhr, da ist eine Minderausfuhr zu verzeichnen, deshalb ist der Handelsvertrag ungünstig! Alles, was der Herr Vorredner sagte, das is von jeher gegen alle Tarifverträge geltend gemaht worden. Es ist noch niemals ein Tarif- vertrag geschlossen worden, ohne daß von der Seite einzelner Jn- teressenten oder ganzer Interessentengruppen demselben der Vorhalt gemacht worden wäre: es sind Fehler geschehen, das hätte anders sein sollen! und weil dics in der Natur eines Handelsvertrages liegt- als eines Vergleihs über divergirende Interessen, so ist gar nichts leihter auf der ganzen Welt, als auf Grund einzelner Klagen mit großen Worten Sturm zu laufen gegen ein Vertragswerk und sich auf die Stimmung im Lande zu berufen, nahdem man vorher ein Jahr lang alles gethan hat, um Verstimmung im Lande zu erregen. (Sehr richtig! links.)

Also, meine Herren, ich will das ergänzen, was der Herr Vor- redner unterlassen hat; ih will die Frage, ob es wirklich ein Fehler war, daß wir die Verträge abgeschlossen haben, mit einigen Zahlen beleuhten. Wenn ih auf unsere Handelsbilanz hinweise, so weiß ich genau, welhe Einwendungen man dagegen machen kann ; daß man namentlih darauf hinweisen kann, daß in den Ausfuhrzahlen gar manche sehr opfervolle Geschäfte enthalten sind. Aber immerhin bietet doh die Gestaltung der Ausfuhr und der Einfuhr eines Landes in großen Zahlen ein einigermaßen zutreffendes Bild, wie sih die Wirth- haft in Beziehung zu anderen Ländern gestaltet. Wir hatten bis zum Jahre 1887 eine active Handelsbilanz, d. h. einen Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr; das hat sich geändert. Wir haben im Jahre 1889 bereits eine Unterbilanz von 824 Millionen gehabt, im Jahre 1891 eine solhe von 975 Millionen, und im vorigen Jahre ift unsere Unterbilanz um etwa 90 Millionen weiter gestiegen. JIch erinnere mich, daß damals in den Kreisen der Gegner der Handels-

verträge ein großes Geschrei war: nun sei es aber definitiv, daß die Handelsvertragspolitik vollkommen Fiasko gemacht habe, denn die Handelsbilanz habe si vershlechtert. Nun, meine Herren, gestatten Sie, daß ih Ihnen die Zahlen dieses Jahres mittheile. Dieselben gehen dahin, daß in den neun ersten Monaten dieses Jahres die Einfuhr nach Deutschland sich um 50 Millionen verringert und die Ausfuhr sich úm 185 Milliönen vermehrt hat (hört, hóôrt !), und um ret sorgfältig zu Werke zu gehen, will ih Ihnen auch die Gegenprobe machen aus dem Lande, wo ja das System des Vorredners eingeführt wurde, nämli auf Frankreich. In Frankreich hat sich in derselben Periode die Ausfuhr um 93 Millionen Franken vermindert gegen das Vorjahr und um 125 Millionen gegen das Jahr 1891. Ich habe hier eine Zusammenstellung, wie sih die Handelsbilanz der großen Staaten Oesterreih-Ungarn, Deutschland, Italien, England und Frankrei in diesem Jahre gestaltet, und daraus ergiebt fich, daß die deutsche Handelsbilanz weitaus die günstigsten Zahlen aufweist, die beste Jllustration zu den Ausführungen des Herrn Vorredners. (Hört, Hört!)

Der Herr Vorredner hat dann unseren österreihish-ungarischen Handelsvertrag cinen Subsidienvertrag genannt. Ich habe hier ein Verzeichniß der Gewichtszahlen unserer Ausfuhr nah Oesterreich im vorigen Jahre nah den Gruppen unserer deutschen Waarenstatistik, und daraus ergiebt sih, daß von den 43 Gruppen unsere Ausfuhr nach Oesterreich sich vermehrt hat in 36 Gruppen und sih in 7 Gruppen vermindert hat. Nur eine Position von den leßteren is von Be- deutung, das sind Steinkohlen, die mit den Handelsverträgen gar nichts zu thun haben. Ich habe hier ferner die Statistik der ersten neun Monate dieses Jahres. Daraus ergiebt sich, daß unsere Aus- fuhr nah Oesterreih weiter zugenommen hat in den wichtigsten Branchen, Baumwollwaaren, Lederwaaren, Kürschnerwaaren, Eisen- waaren, Maschinen u. st. w. Wir haben in diesem Jahre gegenüber der entsprehenden Periode des Vorjahres nah Oesterreich 651 000 t, also ungefähr 13 Millionen Centner Waaren mehr geliefert (Hört, hört !), und was die Einfuhr Oesterreihs nah uns betrifft, \o ist dieselbe stabil geblieben, sie ist bezüglih einiger Positionen mehr gewachsen, sie ist aber sehr wesentlih zurückgegangen bezüglih der landwirth- {chaftlißen Producte. (Hört, hört !)

Die Einfuhr Oesterreih-Ungarns nach Deutschland hat betragen in den ersten neun Monaten des Jahres beim Weizen im Jahre 1891 668 000 Doppel-Centner, im Jahre 1892 384 000 Doppel-Centner und in diesem Jahre 172 000 Doppel-Centner. Die Einfuhr von österreihish-ungarishem Noggen hat betragen im Jahre 1891 302 000 Doppel-Centner, im vorigen Fahre 341 000 Doppel:-Centner und in diesem Jahre 3286 Doppel-Centner. (Hört, hört!) Ih habe hier eine Zusammenstellung, welche ergiebt, daß in diesem Jahre, im Vergleich zu der entsprehenden Periode des Vorjahres, im Ganzen 71/2 Millionen Doppel-Centner Getreide im Werthe von circa 123 Millionen Mark weniger nah Deutschland eingeführt worden sind. Und angesichts dieser Zahlen durchziehen Emissäre das ganze Land mit der Behauptung, daß in Folge der Handelsverträge gegenwärtig Deuts{- land mit billigem österreihish-ungarishem Getreide überschwemmt wird. (Sehr gut !) Ja, meine Herren, ih bin weit entfernt, die Behauptung aufzustellen, daß diese Zahlen irgend ein abschließendes Urtheil gewähren. Es muß sih die Industrie in die neuen Verhältnisse ein- gewöhnen. Das kann nicht in cinem, nicht in zwei Jahren geschehen. Aber in einer Beziehung ist allerdings jeßt schon ein definitives Urtheil möglich, nämlich daß alle die großen Worte, die man in die Welt geworfen hat, über den Tribut, den wir nah Oesterreich zahlen, über die Bercicherung des österreihish-ungarischen Grundbesitzes, über den Subsidienvertrag, doch eben nur große Worte waren, hinter denen irgend welche sahlihe Argumente nicht gestanden haben, daß sie nur ein dünner Deckmantel waren für die Verlegenheit, überhaupt etwas Sachliches gegen die Regierung sagen zu können. (Schr richtig! links. Oh! rets.) Ja, meine Herren, verzeihen Sie, Sie haben die Regierung so lebhaft angegriffen, daß sie mit Freude die erste Gelegen- heit benüßt, um auf diese Angriffe zu antworten und Rede und Ant- wort zu stehen; und ih hoffe, daß Sie die Angriffe, soweit Sie fle für eine parlamentarische Behandlung geeignet halten, etwas näher begründen werden, als dies bis jeßt dur den Herrn Vorredner ge- schehen ift.

Der Herr Vorredner spra dann von der Stimmung in Oester- reih-Ungarn und stellte die Sachlage so hin, als ob dort eitel Freude und Genugthuung über das ausgezeichnete Geschäft herrschte, das man mit dem Handelsvertrage mit Deutschland gemacht habe. Ich habe davon nichts wahrgenommen. Die Stimmung in Oesterreich ist genau so, wie sie bei uns ist Es giebt dort Anhänger der Handelsverträge und es giebt Gegner; es giebt dort Leute, die umgekehrt wie bei uns sagen: die Landwirtbschaft hat Vortheil, die Industrie hat Nachtheil. Und in diesem Frütjahr, zu derselben Zeit, als ih hier die Handels- verträge vertheidigte, war der frühere österreichische Handelsminister gezwungen, in öffentliher Sißung des Neichéraths Front zu machen gegen den*Slurm auf die Handelsverträge mit der Behauptung : er könne heute die Resultate nicht übersehen, aber es sei jedenfalls ein großer Erfolg errcicht, das sei die Stabilität auf 12 Jahre; genau das- selbe Argument, was ih hier geltend gemacht habe. Und wenn der Herr Vorredner davon sprach, daß manche Industrielle damit unzufrieden seien, so kommt es do sehr wesentlih auf die Fragestellung an. Wenn ih die Industrie frage: seid ihr nun zufrieden mit diesem Vertrage mit Oesterreih-Ungarn? so wird mancher mit Nein antworten. Wenn ih aber die Frage so stelle: würdet ihr vorziehen, daß an Stelle dieses Handelsvertrages nun der Zustand wiederhergesteilt werde bis zum Jahre 1904, der von 1879 bis 1882 bestand, wo in diesem Jahre Deutschland, im anderen Oesterreih-Ungarn die Zölle erhöhte? dann wird, glaube ih, die gesammte Industrie einmüthig mit Nein ant- worten. (Sehr richtig! links.)

Der Herr Vorredner ist dann au auf allgemeine Gesichtspunkte eingegangen und hat die Frage aufgeworfen, was denn eigentlih die Handelêverträge für einen Nuygen gebraht hätten? Jch sage, genau den Nußen, den die verbündeten Regierungen und der Reichstag davon