1893 / 284 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Nov 1893 18:00:01 GMT) scan diff

triebenen , Schilderungen von den Folgen der Steuer, die er hier vorgetragen hat, will ich z. Z. niht eingehen, weil ich mich an den leider einmal gefaßten Beschluß des Reichstags in dieser Beziehung gebunden halte. Ih würde dann auch auf die Frage kommen, ob es richtig ist, daß das Programm der verbündeten Re- gierungen ein revolutionäres sei. Aber in dem Augenblick, wo Herr Bebel mir wankelmüthige Gesinnungen vorwirft, is es doch auffallend, daß er, der begonnen hat, wenn ih nicht irre, als Mitglied und Agent des Nationalvereins, dann übergegangen ist zum Communisten, nun hier behauptet, ein conservatives Steuerprogramm dem hohen Neichs- tag empfehlen zu können. (Widerspruh bei den Socialdemokraten.)

Staatssecretär Dr. Graf Posadowsky:

Meine Herren ! Der Herr Abg. Bebel hat über die Steuergeseße der vechündeten Regierungen fo viel thatsächlihe Unrichtigkeiten be- hauptet, daß ich es niht mit dem Respect vor der Tagesordnung dieses hohen Hauses vereinigen kann, diese einzelnen Unrichtigkeiten jeßt zu widerlegen. Jch behalte mir vor, dem Herrn Abg. Bebel zu antworten bei der Berathung der einzelnen Steuervorlagen, wenn sie auf der Tagesordnung stehen.

Staatssecretär des Reichs-Marineamts Hollmann:

Meine Herren! Der Herr Abg. Bebel hat auf Grund cines Zeitungsartikels Angriffe gegen die Marine und gegen das Flotten- material erhoben, die nicht unwidersprohen bleiben dürfen, umso- weniger, als ich ganz sicher bin, daß er daraus Waffen shmieden wird gegen die Forderungen der Marine in Bezug auf die Schiffs- bauten.

Meine Herren, der Herr Abg. Bebel bat sih in seiner Rede und besonders auh in diesem Fall auf fachmännishe Urtheile berufen. Ich habe nicht recht verstanden ; ih glaube aber der Herr Abg. Bebel hat die „Kölnische Zeitung“ hier genannt. Die „Kölnische Zeitung“ ist für mich in diesen Angelegenheiten niht fahmännisch. Herr Abg. Bebel hat sich aber auch auf den Fahmann bervfen. Jch weiß nicht, ob der Herr Abg. Bebel den Verfasser dieses Artikels kennt; ih habe nicht die Ehre; ich weiß aber, daß er kein Fahmann ist. Jch halte ihn für einen Menschen, der zum ersten Mal an Bord ge- kommen und sfeekrank geworden ist und der darüber mit dem Leben und dem Schiff gezürnt hat. Meine Herren, es ist höchst bedauerlich, daß solch ein nihtsnußiger Artikel sich an den Ruf der genannten edlen, \{chöônen Schiffe heranwagen darf, für die ih eintrete als lebende Wesen. Die Vergangenheit dieser Schiffe maht das Urtheil zu Schanden, was gefällt worden ift. Sie haben ein Leben ich will die Schiffe noch einmal nennen; soweit ih gehört habe, waren es „Deutschland", „König Wilhelm“ und „Kronprinz“ ; von dem letzteren braucht niht mehr die Rede zu sein, er gehört nicht mehr der Liste der Schiffe an, aber die beiden ersten diese beiden Ne laben ein Leben von jet nahezu 30 Jahren binter * fh, ein militärisWes. Leben; und man kann mit Recht sagen: sier dreißig Jahre sind sie alt, sie haben manchen Sturm erlebt und sie haben ihn mit Ehre überstanden.

Ich muß es bedauern, daß das Flottenmaterial vor dem Neichs- tag und dem Lande herabgeseßt wird. (Widerspruch bei den Social- demokraten.) Einen andern Zweck kann diese Aeußerung gar nicht haben, die jeder Thatsächlichkeit entbehrt und geschrieben is von einem Mann, der möglichenfalls die See zum ersten Mal gesehen hat, als er auf dem „König Wilhelm“ war.

Es erwächst in der That auf der See jedem Schiff gelegentlich ein Feind, das sind die Elemente, und gegen die wird jedes Schiff nußlos und ohnmächtig ankämpfen. Es ift sehr wohl möglich, daß auch diese großen Schiffe einmal in die Lage kommen können, wo sie die sämmtlichen Kanonenpforten \chließen, weil die See hineinschlägt. Dieses Uebel theilen sie mit allen anderen Schiffen, großen und Éleinen. Deswegen sind sie noch nicht {lecht und unbrauchbar.

Also ih resümire mich hiermit dahin : der Neichstag und Deuts\ch- land können beruhigt sein, sie haben in diesen Schiffen „König Wilhelm“ und „Deutschland“ sehr tüchtige Kriegsschiffe.

Aber jeßt zum Schluß möchte ich den Spieß umkehren und be- haupten : wenn der Herr Abg. Bebel aus diesem Artikel zu entnehmen glaubt, daß die Schiffe unbrauchbar sind, daß es die \ogenannten alten Kasten des Abg. Jebsen sind (Heiterkeit), so wäre es doch richtig und an der Zeit, uns au Stelle dieser unbrauhbaren Schiffe neue zu be- willigen. (Große Heiterkeit, Beifall rechts.)

Abg. Bebel (persönlih): Was den Spielerprozeß in Hannover betrifft, so habe ih mein Urtheil feineêwegs auf die Offiziere im all- gemeinen auêgedehnt. Uebrigens habe ih den preußischen Finanz- Minister Dr. Miquel nicht denunciren wollen. Wenn überhaupt davon die Rede sein kann, dann hat der Finanz - Minister \sih selbst denuncirt. Er nahm an, ih sei als Mitglied und Agent des National- vereins in das öffentliche Leben getreten. Jh war garnicht Mit- glied diefes Vereins, folglih auch nit Agent. Ich habe nur mit demselben sympathisfirt, einmal sogar 200 Tblr. zur Bekämpfung der focialdemokratishen Ideen bekommen. Ein Theil derselben i aber zur Bekämpfung der Nationalliberalen verwandt worden, weil ih in- zwischen Socialdemokrat geworden war.

Schluß nah 51/4 Uhr.

Statistik und Volkswirthschaft.

Stand der Industrie und des Arbeitsmarkts im Jahre 1892.

Nach den Jahresberihten der Gewerbe - Aufsichtsbeamten im Deutschen Reich hat sich in der Lage der Industrie im Jahre 1892 gegen- über dem Vorjahre zwar noch keine wesentliche Verbesserung erkennen lassen; indeß wird in einer Anzahl von Berichten betont, daß gegen den Schluß des Berichtsjahres im großen Ganzen eine günstiagre Wendung eingetreten sei, die vielfa die Aussicht auf dauernden Bestand eröffne. Daneben feÿlt es freilich nit an Aeußerungen, die das vergangene Jahr als ein noch ungünstigeres als das Vorjahr bezeichnen. Zu den bereits im Vorjahre geltend gemachten aligemeinen Gründen des nicht günstigen Geschäftsgangs kamen im Jahre 1892 noch die Furcht vor einer Cholera-Gpidemie und für eine große Zahl von Industriezweigen, die auf die Ausnutzung der Wasserkraft angewiesen find, ein vieclfach vollständiger Wassermangel infolge des trockenen Sommers hinzu.

Bon den Aeußerungen, die cine allmählihe Besserung der Verhältnisse bekunden, mögen hier die folgenden wiedergegeben werden. Die Industrie des Aufsichtsbezirks Unterfranken zeigte im allgemeinen zu Beginn des Jahres wenig Lebhaftigkeit. Gegen Ende des Jahres trat jedoch eine Wendung zum Besseren ein, sodaß im Vergleich zum Borjahr kein Nückgang, freilich aber auch keine wesentlihe Hebung - constatirt werden konnte. Der gegen- wärtig bessere Stand der Industrie i sowohl auf die zu- nehmende Bauthätigkeit seitens des Staats, als vielleiht „au ch auf die Veränderungen der Handelsbeziehungen zu anderen Staaten zurücckzuführen.“ Der Aufsichts- beamte des Bezirks Chemniß schreibt: „Die Vorgänge, welche sich

im industriellen Leben des Bezirks abspielen, zwingen dem Beobachter die Ueberzeugung auf, daß die allgemeine Geschäftslage sich gegen die des Vorjahres zwar etwas gebessert hat, aber immer noch viel zu wünschen übrig läßt.“ Aus dem Aufsichtsbezirk es wird berichtet : „Während der ersten Hälfte des Jahres 1892 war die Ge- \chäftslage im allgemeinen eine unbefriedigende; gegen die Mitte des Jahres wurde jedoch ein Umschwung insoweit erkennbar, als mehrfah die Wiedereinstellung vorher entlafsener Arbeiter erfolgte, die Ver- kürzungen der Arbeitszeit aufhörten und eineNeihe von Fabrikbetrieben den Eingang belangreicher Aufträge zu verzeichnen hatten, so daß, ungeachtet der Klagen über gedrückte Preise und geshmälerten Verdienst sowie über [Biele Zahlung seitens der Abnehmer, viele idt beim Jahres- schlusse mit Bestellungen in befriedigendem Umfange versehen waren.“ Der Beamte des Aufsichtsbezirks Zwickau schreibt: „Die Hoffnungen auf einen besseren Geschäftsgang haben \sih im Laufe des Jahres 1892, wenn auch nit vollständig, so doch wenigstens theilweise erfüllt.“ Hinsichtlih der Geschäftslage des Aufsichtsbezirks Baußen war „namentlich in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres mehrfach eine nicht unerheblihe Aufbesserung gegen das Vorjahr zu bemerken.“ Im Vergleiche mit dem Vorjahr war die Lage der Industrte im Bezirk

lauen „in der Hauptsache eine etwas bessere.“ Aus Aue wird erihtet: „Der Geschäftsgang war îim allgemeinen ein niht unbefriedigender, wenigstens insofern, als in den meisten Betrieben zu feiner Zeit ein wirklicher Mangel an

Arbeit eintrat, und in mehreren Fabriken s\ogar zeitweilig Ueberstunden eingelegt werden mußten. Dagegen ist die Klage über die niedrigen Verkaufspreife auch im Jahre 1892 nicht nur nicht ver- stummt, sondern lauter geworden, wobei die Schuld zum theil einer übergroßen, niht immer reellen Concurrenz beigemessen wurde. Auch haben ungünstige Zollverhältnisse, besonders Nord-Amerika gegen- über, bei einigen Zweigen der Textilindustrie sowie der Musik- instrumentenfabrikation hemmend auf den Geschäftsgang eingewirkt.“ Im Aufsichtsbezirk Annaberg hat sich der bisher fast allgemein unbefriedigende Geschäftsgang im Jahre 1892 in Bezug auf einige Industriezweige etwas gehoben, obwohl au bei den Betrieben, die ausreihende Aufträge hatten, über niedrige Verkaufspreise geklagt wurde. In Zittau machte sich „in den leßten Monaten ein Aufschwung wahrnehmbar und scheint es, als ob derselbe von Bestand sein wird.“ Im Ir. Aufsichtsbezirk Württemberg war während der ersten Hälfte cin Niedergang der Industrie nicht zu verkennen, in der zweiten Hälfte gelangte er zum Stillstand, wozu die gute Ernte wesentlich beitrug, und am Jahres\{luß wih er auf ver- einzelten Gebieten sogar einem erfreulihen Aufschwung. In Baden zeigten in der zweiten Hälfte des Jahres einzelne Industriezweige einen Aufschwung; nah den Veröffentlichungen der Konsulate hat sich der Export der Industrieproducte des Landes, und zwar bezüglich einzelner Gegenstände fogar erheblih, gesteigert. In Sachsen - Weimar haben sih die Befürchtungen wegen eines Nückgangs der Industrie in den meisten. Branchen nicht erfüllt und war sfogar in vielen ein lebhafteres Geschäft als in ten Vorjahren. Im Groß- herzogthum Sachsen - Altenburg konnte für fast alle Gewerbe ein gegen Schluß des Jahres eingetretener Auf- \{wung constatirt werden. In Schwarzburg - Sonders- hausen war die geschäftlißhe Lage im allgemeinen eine ee als im Vorjahre, da insbesondere in der leßten Jahres- älfte. in den meisten Fabriken erheblich mehr Aufträge eingegangen waren; auch in Shwarzburg-Nudolstadt besserten sih die Ver- hältnisse am Schluß des Jahres.

: Betreffs einzelner Industiezweige ist Folgendes zu berichten : die Ziegeleien waren wegen mangelnder Bauthätigkeit nicht ausreichend beschäftigt, ‘in der Glasindustri- haben ungünstige Verhältnisse vor- gelegen; ferner wird über die gedrückte Geschäftslage von Eisen- gießereien, Maschinenfabriken 2. in den Berichten aus der Pfalz, Württemberg 11 und Baden Klage geführt. Eine Ausnahme von der im allgemeinen wenig befriedigenden Lage der Maschinen - Industrie machte diejenige Industrie, die sich mit der Herstellung landwirthschaftliher Maschincn befaßt (Oberbayern, Leipzig, Döbeln, Württemberg 11, Baden und Oldenburg). Die chemischen Fabriken waren anscheinend von un- günstigen Einwirkungen weniger berührt. Die Textilindustrie ließ in zahlreichen Aufsihtsbezirken einen Aufschwung erkennen (so in Zwitau, Baugzen, Freiberg); doch wurde in Chemniß von den Strumpf-, Tricotwaaren- und Handschuh-Fabriken sowie den Färberei- und Appreturanstalten geklagt; aber au hier hob \sich dos Geschäft gegen Ende des Jahres. Ueber die Verhältnisse der Spinnereien liegen in den Berichten für Oberfranken, Annaberg, Zittau, Württemberg 11 und Baden einige weniger günstige Mittheilungen vor. Einen merk- lichen Aufschwung hat dagegen die Baumwollenspinnerei im Aufsichts- bezirk der Pfalz genommen. Die Stikerei-, Weißwaaren- und Wäsche- fabriken sowie die Confectionsgeshäfte des Aufsichtsbezirks Plauen hatten sich eines recht guten Geschäftsganges zu erfreuen, und die darin beschäftigten Arbeiter fanden zumeist dauern- den, zum theil au besseren Verdienst als im Vorjahr. Sehr günstig lagen im Großherzogthum Baden die Verhältnisse der Seiden- industrie, während in Württemberg 11 die Seidenzwirnereien kein günstiges Jahr hatten. Die Papierfabriken waren in Chemniy und Wurzen genügend, zum theil gut beschäftigt; in Annaberg, Württem- berg I und 11 litten sie unter früherer Ueberproduction und s{chle{chten Preisen. Die Cellulosefabriken in Baden waren voll beschäftigt. Ueber die Lage der Lederindustrie liegen aus mehreren Bezirken minder günstige Mittheilungen vor, auch die Schuhwaarenfabriken waren in Württemberg und Baden mit dem Geschäftêgang nicht zufrieden, wo- gegen sie in der Pfalz einen großen Aufschwung nahmen. In der Cigarrenfabrikation war der Nückgang der Production in Baden ein erhebliher; aber gegen Ende des Jahres - haben sih auch in diesem Industriezweige die Verhältnisse schr gebessert, was schon aus den zahlreihen Gesuchen um Bewilligung von Ueberarbeit für Arbeiterinnen hervorgeht.

Deutschlands Noheisenförderung.

_ Nach den sftatistishen Ermittelungen des. Vereins deutscher Cisen- und Stahlindustrieller belief sih die Roheisen- production des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Oktober 1893 auf 425 709 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 140 795 t, Bessemerroheisen 34 632 t, Thomasrobeisen 197 942 t, Gießereiroheisen 52340 t, Die Production im Oktober 1892 betrug 416 073 t, im September 1893 396339 t. Vom 1. Januar bis 31. Oktober 1893 wurden producirt 3 957 727 t, gegen 4 004714 & im gleichen Zeitraunt des Vorjahres.

Invaliditäts- und Altersversicherung.

Nach dem Geschäftébericht der Invaliditäts- und Altersversiche- rungéanstalt Schlesien für das Jahr 1892, der nunmehr im Druck vorliegt, betrug die Gesammteinnahme der Anstatt im genannten Jahre rund 5 695 000 46 (gegen 7 039 000 A im Jahre 1891) in Werthpapieren und 8569 000 Æ (gegen 8 683 000 4) baar, die Ge- sammtausgabe 619 000 6 (gegen 1811 500 4) in Werthpapieren und 3 669 000 6 (8 508 000 /6) baar. Der Bestand am Jahres\{chluß betrug somit 5 076 000 A in Werthpapieren, während die Baaraus- gabe um 100000 Æ höher war als die Baareinnahme; unter Hinzu- rechnung des Bestandes aus dem Jahre 1891 ergab \ich ein Ge- sammtbestand von rund 10400000 A in Werthpapieren und 74 000 #4 baar. Der Reservefonds belief sih ‘am Ende des Jahres auf fast 2 000 000 in Werthpapieren. Was die Vertheilung der Nentenempfänger nah Altersstufen, Berufsständen und Wohnort anlangt, fo sei hervorgehoben, daß unter den Invalidenrentnern der Jahrgang von 1825 weit überwiegt; der älteste Fnvaliden- rentner is im Jahre 1805 Maren, die beiden jüngsten im Jahre 1871. Im ganzen empfingen in Schlesien am Schlusse des vorigen Jahres 1929 (1315 u ännlihe und 614 weiblihe) Personen Invalidenrente, Altersrente empfingen zu derselben Zeit 17207 (10133 männ- lihe und 7074 weiblihe) Personen. In beiden Fällen entfiel der größere Procentsaß auf die Landwirthschaft; unter den Renten- empfängerinnen gehörte die nächstgrößte Zahl zu den im häuslichen Dienst einer Herrschaft Stehenden. Vom Lande (d. i. den Orten

mit weniger als 10000 Einwohnern) stammten 89,4 °%/% der mz lichen und 90,8 % der weiblihen Jnvalidenrentner, fowie L 6 04 der männlichen und 92,2 9% der weiblichen Altersrentner. Die Zahl der Berufungen ist im Jahre 1892 auf 3000 (von 1330 im No jahre), die Zahl der Revisionen auf 399 (von 41) gestiegen. E

In H As M EMEL N, n Haynau foll Zeitungs8meldungen zufolge am 31. De d. J. und 1. Januar 1894 ein socialdemokratisGer Parteitag ee Bronzen Bes A h Ste ter tin Berlin fand am Sonntag eine von etwa 60

befudite Sifferverfammlunzg statt, in der, wie die „Vgl a2 berichtet, über die Gründung eines Centralverbandes nach \ocial- d emotratis hem Muster verhandelt werden sollte. Die Versammlung hatte niht den von den Einberufern erwarteten Grfolg. Die gemahten Vorschläge wurden mit fo [eb- haftem Widerspruch aufgenommen , daß die WVerhand- lungen inechrmals vertagt werden mußten. Schließlich verließ der bei weitem größte Theil der Versammelten mit dem Rufe Wir werden nie Socialdemokraten“ den Saal und das Häuflein der Zurükgebliebenen wählte eine Commission von fechs Personen zur Ausarbeitung eines Organisationsentwurfs und Anberaumung weiterer P,

Aus Wien wird dem „Vorwärts“ berihtet, daß der Ausstan der dortigen hertischler beendet ist. Die Arbeitgeber Polen die Forderungen bewilligt und die ahtstündige Arbeitszeit zugelassen haben. Der Ausstand der Drucker bei Herrn Arnold Fröhlich in Rannersdorf bei Schwechat (Oesterreich) wurde nach elf Tagen zu Gunsten der Arbeiter beendet. Erreicht wurde eine Lohnerhöhung von E f

Ver Ausstand der schottischen Bergleute dauert, wie di Londoner „A. C.° mittheilt, fort, da die Meister auf die M rae Lohnerhöhung von 1 sh tägli nit eingehen. Die Del-Gesell- E E 1 As u E beschäftigen, werden den Be- rieb einstellen, wenn der Auéëstand nicht sofor ndigt wi V N 28) d Bl) cht sofort beendigt wird. (Vgl.

Der Ausstand auf der Lehigh-Valley Eisenbab dauert fort; der Güterverkehr wird, wie ein Wolff’sches Sn aus New-York meldet, mit Hilfe der Nicht-Unionisten aufrecht erhalten. Man glaubt wegen der in Pennsylvanien verübten Ge- waltacte allgemein, daß der Gouverneur von Pennsylvanien die Bürgerwehr einberufen werde.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

N 4 S A Oen

«n der Nuhr lind am 27. d. M. gestellt 11 712, ni i gestellt feine Wagen. gef! niht rechtzeitig

In Dberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 5610, ni s zeitig gestellt keine A gel E

_ Zwangs-Versteigerungen.

7 Beim Königlichen Amtsgeriht [1 Berlin stand am 2 November das Grundstück des Architekten Fritz Lucas und des Malermeisters Hermann M oll, Putbuserstr. 20, zur Ver- steigerung ; Fläche 8,69 a; Nußtungêswerth 12 070 .46; für das Meist- gebot von 110500 #4 wurde der Rentier Alfred Wiencke zu Berlin, Ersteher. Eingestellt wurde das Verfahren wegen des Kurße-Finke schen Grundstücks, Thurmstr., Ecke Beu ßelstr. belegen. /

Die ordentliche Generalversammlung der Leipziger Bier- brauerei ¿u Neudnitz, Riebeck u. Co. genchmigte die Bilanz, seßte die Dividende auf 10% fest und ertheilte der Direction und dem Aufsichtsrath Entlastung.

___— Wie ein Wolff’shes Lelegramm aus Bremen meldet, hat ein Confortium_ unter Führung der General - Direction der See- ha ndlungs-Societät zu Berlin und der Bremer Bank zu Bremen cine neue 32%ige bremishe Staatsanleihe im Nominalbetrage von 25 Millionen Mark zum Curse vou 95% über- nommen.

i Magdeburg, 27. November. (W. T. B.) Zuckerberiht. Kornzucker excl, von 92% neue 13,60, Kornzucker excl., 98 9/0 Rendement 12,50, neue 12,80, Nachproducte excl., 75 9/6 Rende- ment 10,50. Nuhig. Brotraffinade 1. 27,00, Brotraffinade I[. 26,75, Gem. Raffinade mit Faß 27,00. Gem. Melis 1. mit Faß 24,75. Nuhig. Nohzucker. 1. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. No- vember R bez. 12,95 Br., pr. Dezember 12,50 bez., 12,524 Br., pr. Januar-März 12,65 Gd., 12,674 Br., ver April-Mai 12,871 Gd. 12,90 Br. Stetig. A d

Leipzig, 27. November. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per November Mh, per Dezember 3,425 , per Januar 3,45 4, per Februar 3,473 M, per März 3,90 4, per April 3,523 X, per Mai 3,55 A6, per Juni 3,60 46, per Juli 3,623 46, ver August 3,65 4, per Sep- tember 3,65 4, per Oktober 3,65 4/6 Umsaß 100 000 kg.

__ Bremen, 27. November. (W. T. B.) Börsen-Slußkericht. Naffinirtes Petroleum. (Officiele Notirung der Bremer Petroleum - Börse.) Sehr fest. Loco 4,80 Gd. Baumwolle. Weichend. Upland middling, loco 41} 4, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin - Lieferung, pr. November 41 K, pr. Dezemker 41 4, pr. Januar 41} A, per Februar 414 A, pr. März 412 s, pr. April 413 F. Schmalz. Sehr fest. Shafer S, Wilcox „, Choice Grocery 464 „K, Armour shield 451 9, Cudahy 465 A, Nobe & Brother (pure) 46 „4, Fairbanks 40 A. Spedck. Fest. Short clear middl. November - Abladung 43x, Dezember-Januar-Abladung 394. Taback. Umsatz: 560 Paten Havannah. /

London, 27. November. (W. T. B.) An der Küste 11 Weizen - ladungen angeboten.

96 %/% Javazucker loco 153 ruhig, Nüben-Rohbzudcker loco 125 fest. Chile-Kupfer 427, pr. 3 Monat 433,

Glasgow, 27. November. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4539 Tons gegen 3717 Tons in der entsprechenden Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 27. November. (W. T. B.) Wolle fest, ruhig; man wartet die Eröffnung der Londoner Wollauction ab; in Garnen: t mäßig, die Spinner halten auf feste Preise. Stoffe eher

auer.

Luzern, 27. November. (W. T. B.) Ju der heutigen Ver- sammlung der Actionäre der Gotthardbahn wurde dem Antrag des Verwaltungsraths gemckß die Statutenänderung beschlossen, die zu Neujahr in Kraft tritt und für das gegenwärtige Jahr rückwirkende Kraft hat.

Anisterdam, 27. November. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 53. Bancazinn 473.

__ New-York, 27. November. (W. T. B.) Die Börse er- öffnete fest und lebhaft und chwächte sich im weiteren Verlaufe ab; der Schluß war lustlos bei festen Cursen Der Umsay der Actien betrug 343 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschäßt.

Weizen einige Zeit nah Et1öffnung fallend, dann lebhafte Neaction auf Abnahme der Vorräthe und Deckungen der Baissiers, später wieder fallend auf träge Plaßfrage. Schluß schwach. Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung entsprehend der Festigkeit des Weizens, später Reaction auf zunehmende sihtvare Vorräthe. Schluß träge.

Visible supply an Weizen 77 286 000 Bushels, do. an Mais 7 520 000 Bushels.

Chicago, 27. November. (W. T. B.) Weizen anfangs steigend auf festere ausländische Märkte, dann abgeschwächt auf Nach- riht, daß der sehr nothwendige Negen jeßt eingetreten ist und auf Zunahme der Eingänge, später wieder fester, da die sichtbaren Vor- räthe in geringerem ase zugenomtinen haben als erwartet wurde. Mais allgemein fest während des ganzen Börsenverlaufs.

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Zweite Beilage | E zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 28. November

189,

Literatur.

Nechts- und Staatswissenschaft.

Kr. Die Reform unserer Strafrehtspflege. Von C. reiherrn von Bülow, Neichsgerichts - Nath. Berlin 1893, Carl Dns Verlag. 8. S. 52. 1 A —- Der Verfasser, der seiner Zeit als Vorsitzender eines Schöffengerichts thätig, die Strafreht8- pflege in allen Instanzen kennen gelernt hat, erhebt seine „warnende Stimme“ gegen die Einführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern. Nachdem entwidckelt ist, wie die Geseßgebung zur Ausschließung der Berufung gelangt ist, wird auf die Vorwürfe ein- gegangen, welche gegen die Urtheile der Strafkammern erhoben werden, und dabei der Beweis erbracht, . daß die Wiedereinführung der Berufung keineswegs das Mittel zur Abhilfe ist. In scharfen Zügen wird dargelegt (S. 16 ff.), daß die Quelle, aus der der Berufungs- richter \{öpfe, mit Nothwendigkeit trüber sei als die, welhe dem ersten Nichter zu Gebote stehe ; es ergehe, falls man bei dem öffentlich mündlichen Verfahren, wie wir es haben, in der Berufung die erneute Verhandlung der CThatfrage zulasse, die Entscheidung nicht von dem besser, sondern von dem \{chlechter informirten Richter, und diese * Erwägung müsse dahin führen, von jeder Berufung abzusehen wie es ja auch bei den Schwurgerichtssachen, also gerade bei den {wersten Straffällen, wo es sih um Tod oder Leben handle, niemand einfalle, die Einführung der Berufung ein höheres Schwurgericht zu verlangen. Wenn [chon vom reinen Stanbonit der Nechtsprehung ganz überwiegende Gründe gegen die Berufung sprächen, so träten dazu noch die erheblichsten Bedenken, wenn man die Sache vom rechtspolitishen, finanziellen und volkswirthschaftlihen Gesichtspunkt aus betrachte. Hier wird dann die Verzögerung der endgültigen Erledigung vorgeführt und mit sach- fundiger Wahrscheinlichkeitsrehnung der Kostenpunkt beziffert; wo- bei die Berufung den Landgerichten oder gar fliegenden Kammern zu übertragen durhaus verworfen wird. Wenn der Verfasser nicht ver- kennt, daß das Streben nah Einführung der Berufung sih auf er- fannte Mißstände zurückführe, namentlich, daß möglicherweise für den nicht gewandten Angeklagten ein Nachtheil eintreten kann, falls er zu spät erfahren, worauf es ankomme, so werden von ibm Vorschläge zur Aufbesserung der Strafprozeßordnung gemaht. Es ist dankbar anzuerkennen, daß der Verfasser Mängel des Verfahrens kennzeichnet, durch die der Angeklagte in der That mitunter unbillig benahtheiligt wird, und Mittel nennt, jenen Mängeln wirksam abzuhelfen. „Giebt es folche Mittel“ heißt es S. 25 „so wird das um so mehr dazu beitragen, das Verlangen nah der Berufung zum Schweigen zu bringen. Denn es bleibt unbestreitbar wahr, was die Commission sagt: die Hauptsache ist, das Verfahren bereits in erster Instanz fo zu ordnen, daß das Vertrauen zu der Rechtspflege in vollstem Maße gesichert und gewahrt bleibe." Es sei hier davon abgesehen, die eigenen Vorschläge mitzutheilen; aufmerksam sei aber nachdrücklich auf das gemacht, was über die Abfassung und Verlesung des Protokolls (S. 32 ff.) gesagt ist. Nachdem die Zusammenhanglosigkeit der heutigen deutshen Strafgerichtshöfe dargestellt ist, geht der E auf die Mitwirkung des Laienelements in den Gerichtshöfen über und äußert zutreffend (S. 41): „Wer den Zug der Zeit versteht, muß sfih überzeugen, daß das Laienelement nicht vershwinden, sondern daß seine Betheiligung an der Air Von Justiz und Verwaltung einen weiten Umfang annehmen wird.“ Den Abschluß bildet eine einheitliche, gleichartige Gestaltung der Straf- SCHRHSDBTE und zwar in der Weise: Für die hwersten Verbrechen das reorganisirte Schwurgericht (3 Nichter und 6 Geschworene mit völlig gleihem Stimmrecht), an Stelle der Strafkammer das große Schöffengericht (2 Richter und 3 Schöffen), für die kleinen Sachen das jeßige Schöffengericht. Es sei der Schlußabsaß der Schrift nach- stehend wörtlih mitgetheilt: „Die Hauptsache bleibt, daß nach einem klaren festen Plane vorgegangen wird, daß also bei schrittweisem Vorgehen nicht das Endziel der in Vorstehendem angedeuteten vollen, consequent durhgeführten Reform aus dem Auge verloren wird. Dies geschieht aber, wenn man das Rechtsmittel der Berufung wieder ein- führt; denn damit würde wieder cine neue wichtige Kategorie reiner, zur Entscheidung über die Thatsrage berufener Beamtengerihte etablirt. Sind einmal die großen Kosten und legislativen Mühen und Arbeiten auf diese Neus- \chopsung verwandt, so Wi damit. sür absehbare Zeit der wirklih nüßlihen und nöthigen Neform unserer Strafgerichte der Weg versperrt. Kann man daher diese leßtere Reform jeßt weder ganz noch theilweise in Angriff nehmen ; fehlt es an Mitteln, an Zeit, oder glaubt man, daß die Ansichten noch nit genügend geklärt sind, so. shreite man zu ciner Verbesserung des Gerfaltcens und namentlich zu ciner vermehrten Sicherung des Angeklagten gegen Ueberraschung, man verstärke die geseßlihen Garantien für eine wirklih gründliche Behandlung der Sachen gemäß den oben näher ausgeführten, der Praxis entnommenen Gesichtspunkten; man bewillige vor allem die nöthigen Nichterstellen, damit die Nichter Zeit haben, die ihnen übecr- wiesenen Sachen prompt, aber auh sorgfältig zu bearbeiten. Die Wiedereinführung der Berufung nüßt garnicht, sondern schadet nur, sie leitet die Reformbestrebungen in eine falsche Bahn und bildet ein Hinderniß für die nothwendigen MNeformen“. Es darf dem Verfasser, der rückhaltlos seine Ansicht vertritt, der Dank dafür ausgesprochen werden, daß er "eine folhe Form für seine Darstellung und Begründung gesuht und gefunden hat, welche für den in den Gerichtshöfen thätigen, wie für den außerhalb derselben stehenden Staatsbürger gleih anziehend ist. Unterhaltung:

Kaptein Meerrose und ¿hre Kinder, Erzählung in drei Bänden von Balduin Möllhausen. Berlin W., F. Fon- tane u. Co. 1893. Der bejahrte Schriftsteller hat an seiner Iugendfrische und Jugendfreude wie auch an feinem Erzählertalent noch nichts eingebüßt, ja „Kaptein Meerrose“ ist in vieler Be- ziehung vielleiht das Beste, was der fruhtbare Schriftsteller bisher producirt hat. Mit jedem Kapitel steigert sich das Interesse an der mit kundiger Hand geleiteten Entwickelung der Handlung, die überaus reich und mannigfaltig ist und, obwohl in verschiedenen Weltgegenden sih abspielend, doch der harmonischen Ein- heit und inneren Geschlossenheit, ja eines \traffen dramatischen Zu- sammenhangs nicht entbehrt, sodaß man mit Behagen die Entwirrung des geschickt geshürzten Knotens verfolgt. Die Schilderungen der Natur, ob sie nun die Majestät des Oceans, den deutschen Wald oder die Tropendickihte Amerikas betreffen, sind voll farbenprächtigen Lebens ; die Charaktere, ob sie groß und edel sind, wie die seltsame Heldin des Buches, oder ob sie die Verworfenheit der Spelunken, in denen gewisse Subjecte hausen, widerspiegeln, find mit festen Strichen und sicherer Pinselführung entworfen. Sittenreinheit und. Anmuth bilden dabei das bevorzugte Nelief des Unter- rundes und den versöhnenden Abschluß. „Kaptein Meerrose" is ein

uh, welches deutsher Art gerecht wird und in jeder deutschen Familie gern gelesen werden dürfte. Wenn auch nicht beabsichtigt, so bildet es doch in feiner Wirkung einen beredten Protest gegen die Mißzgeburten krankhafter Phantasie, die jeßt den Büchermarkt be» herrschen. Möllhausen huldigt bei aller Phantasie, die ihn aus- zeichnet, viel eher als es die Producte des modernen sogenannten Realismus thun, einem wirkli i MNealismus, indem er sich mit Necht fern hält von allen ästhetischen und ethishen Gemein- heiten, die uns heutzutage als das wahre Wesen des Yealismus vor- gesptegelt werden. Wir zweifeln nicht, daß man in Deutschland si

von diesem Unwesen bald wieder abkehren und desto mehr Geshmack an Büchern wie „Kaptein Meerrose“ finden wird.

Der bekannte Historiker und Publicist Professor Dr. Alfred Dove ist mit einem historishen Noman unter dem Titel „Caracofa“ (Verlag der I. G. Cotta’shen Buchhandlung, Nachfolger, in Stutt- gart) zum ersten Male als Novellist vor die Oeffentlichkeit getreten. Der Noman spieli im dreizehnten Jahrhundert in Ftalien, - untex dem großen Staufenkaiser Friedrih 11. Die außergewöhnliche Sach- kenntniß und Formbeherrshung des Autors bieten die beste Gewähr einer lehr- und genußreihen Lectüre.

Von der Gesammt - Ausgabe der Romane von Georg Ebers, welche in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart er- erscheint, liegen uns ses neue Lieferungen, 7 bis 12, vor. Sie enthalten den Schluß des ersten Romans „Eine egyptishe Königstochter“, der den Weltruf des Autors begründete, sowie den Anfang des zweiten, eUarda“. In diesen beiden Romanen führt der berühmte Gelehrte den Leser in das geheimnißvolle alte Wunderland der Pyramiden und weiß ihn durh sein bedeutendes Erzählertalent mit weitentlegenen Zeiten und fremdartigen Sitten ras vertraut zu machen. Georg Ebers? gesammelte Werke sind auf 105 Lieferungen zu je 60 4 oder 25 Bände zu je 2 4 50 S (elegant gebunden 3 #4 50 S) berechnet. Bis jeßt liegen 12 Lieferungen oder 2 Bände in gediegener Aus- stattung vor; für das kommende Weihnachtsfest bilden fie ein {önes Geschenk auf dem Gabentisch.

Die bekannten sechs Vorlesungen von Thomas Carlyle über Helden, Heldenverehrung und das Heldenthüm- lihe in der Geschichte sind in der deutschen Ueberseßung von J. Neuberg in N. von Deter's Verlag (G. Schenck) in zweiter Auf- lage erschienen. |

Novellene-Bibliothek der „Jllustrirten Zeitung“. Vierzehnter Band. Preis 2 4, in Original-Leinenband 3 4 Ver- lag von I. J. Weber in Leipzig. Dirie gediegene, mit bewährtem Geschmack zusammengestellte „Novellen - Bibliothek der Jllustrirten Zeitung“ is wieder um einen neuen Band, den vierzehnten, vermehrt worden, der sich gerade zur rehten Zeit vor dem Weihnachtsfest ein- stellt. Die „Novellen-Bibliothek der Illustrirten Zeitung" mit ihrem reichen, wechselvollen Jnhalt von ausgewählten Schöpfungen der besten Schriftsteller hat sich seit lange einen großen Freundeskreis erworben, da sie allen Anforderungen, die man an eine Lectüre für die Familie stellt, in vollkommenster Weise entspriht und für jung und alt Stoff zu angenehmer,Ÿ erquicklicher Unterhaltung liefert. Der 14. Band reiht sich in dieser Beziehung seinen Vorgängern würdig an und ent- hält niht weniger als neunzehn Erzählungen, von denen jede ihren besonderen, eigenartigen Reiz besißt. i

Von Walther Siegfried, dem dur seinen Künstler- roman „Tino Moralt“ {nell vortheilhaft bekannt gewordenen neuen schweizer Nomanschriftsteller, ersheint noch vor Weihnachten im Ver- lage von Dr. E. Albert u. Co. in München ein zweites Werk mit dem Titel „Fermont“. 9

. Die Illustrirte Frauen-Zeitung stellt im Verein mit der „Modenwelt“ eine zeitgemäße hauswirthschaftlihe Preis- frage, zu welcher Einsendungen bis zum 1. Januar 1894 erbeten werden. Schon jetzt zeigt si eine rege Betheiligung an dieser Con- currenz, für die drei Preise in der Höhe von 150, 100 und 50 M ausgeseßt sind. In dem neuesten Heft des beliebten Frauenblatts beginnt eine fesselnde Novelle „Ohne Fächer“ von dem leider inzwischen verstorbenen jungen Autor Heinrich Kana. Ferner seien erwähnt eine stimmungéêvolle Gebirgsgeschichte „Solanum Dulcamara“ von O. von Oberkamp, sowie eine ansprehende Betrachtung über die „Sorge“ aus der Feder von P. G. Heims. Der bekannte Kunsthistoriker J. von Falke biete einen interessanten Beitrag zur Geschichte des Krystall- glases. Unter den illustrativen Beigaben seien hervorgehoben: L. von Zumbusch’s Bild „Spätherbst" und eine flotte „Oftseestrand“-Schil- derung des Malers K. Müller-Kurzwelly.

Verschiedenes. \

DeUut[he Kern» Und Zetitfragen. Bon Dr, Albert Schäffle, K. u. K. Minister a. D. Berlin. Ernst Hofmann u. Co. 1894, In einem starken Bande von 30 Bogen (472 Seiten) be- handelt der Verfasser in gemeinverständlicher populär-wissenschaftlicher Darstellung hauptsählich Fragen von staatlicher Bedeutung, Fragen der auswärtigen Politik eins@ließlih der Colonial- und Handelspolitik, sowie volkswirthschaftlihe, sfocialpolitishe und finanzpolitisGe Hauptx-robleme. Zum theil sind einige dieser Abhandlungen schon früher gelegentlich in Zeitschriften er- schienen. Aber au diese sind erheblich erweitert und um- gearbeitet worden, andere neue sind hinzugekommen; dies be- zieht sich namentli auf die Untersuhungen über Volkêvertretung und Berfassungspolitik. Ferner aber is um alle diese Abhandlungen ein einbeitlihes geistiges Band geshlungen, sodaß sie nit als zer- streute oder gesammelte Aufsäße, sondern als Theile eines Ganzen ersheinen, das die zeitbewegenden staatlihen Fragen umschließt. Es ist niht nur der erfahrene Socialpolitiker und Volks-

wirth, der sich hier kundgiebt, sondern auch der tiefe Denker, |

der auh die schwierigsten Fragen in furhcht-, partei- und leidenschaftsloser und deshalb woblthuend ruhiger Weise behandelt, Wir lassen hier die bebandelten Gegenstände in ihren Üeberschriften folgen: Kernfragen der Entwickelungeweise oder Socialausklese unseres Zeitalters; Kern- und Zeitfragen der Entwickälungsspannung, ins- besondere der Bevölkerungsspannung ; Kern- und Zeitfragen der Ver- fassungspolitik überhaupt; Kern- und Zeitfragen der Volksvertretung inóbesondere; Kern- und Zeitfragen der auswärtigen Politik und der Colonialpolitik; Kern- und Zeitfragen der Handeltpolitik, der Agrarpolitik. der Sotialpolitik und der Finanzpolitik. Vieles von seinen Ausführungen ist sehr eigenartig, fo die Theorie von der Socialauslese, worin philosophisch nachgewiesen wird, daß di fociale Entwickelung nicht nach einem bestimmten metaphysishen System vor sich geht, sondern daß sie das Product der Daseinskämpfe ist, in denen die socialen Kräfte sich cinander anpassen und organisiren zum Kampf gegen andere ähnliche Organisationen und die stärkste Organi- sation den Sieg davon trägt. Das gegenwärtigeZeitalterbezeichnet Schäffle als das fünfte; es ist das Zeitalter der „volklih-großftaatlich-natio-

nalen und déèr völkergefammtstaatlihen Verfassungsbildungen“ ; als das j

vielleicht in Zukunft mögliche, feßt er ein Zeitalter von 5 c : f Me niht aber den (focialdemokratischen) Welte Er stellt eine Lehre von den Verfaffungëestufen

sechste, vi «Unionsreichen" voraus, oder Menschheitsstaat.

auf, die er as fünf abgrenzt, und führt im einzelnen durch, wie sie !

ich gebildet haben. In der Erörterung über die Kern- und Zeitfragen der Volksvertretung stellt er Grundsäße für die Bildung von Volks: vertretungen auf: die Vertretung muß „vollständig“, mäßig", „unabhängig“ und „tüchtig®“ sein; weiter redet er dem allgemeinen StimmreWt das Wort, fordert aber als

Ergänzung eine gliederschaftlich „körperschaftliche Vertretung. In der |

Abhandlung über die Haudelspolitik interessirt der Nachweis, daß die Handelsverträge von 1892 allen verständigen Forderungen der Fütanzs olitik, der Étleickiterung fremder Einfubr und der Schonung des ebens lebensfähiger oder entwidelungsfäbiger Productionszweige Weiter tritt der Verfasser für Beseitigung der weit» Üebershuldungen dunc MNeformen im Agra ht, insbesondere im Agrarcreditredt einz exr legt dar, daß die unwirthschaftliße Verschuldung zablreider Kaundwirthe in der Ueberzablung der Güter, im Mangel an Betriedscredit und im Mangel geregelter Tilgung der Hypotbekar» und der Perfonal+ schulden wurzelt, und is der Meinung, daß die Grundurfa@eu de

entsprechen. verbreiteten

„Verhältniße }

Uebels dur fkörpershaftlih-genofsenschaftlihe Standesorganifation des landwirthschaftlißen Credits mit vollkfommenem Erfolg und für immer beseitigt werden können. (Vergl. S. 280 u. ff. sowie den be- fonders beahtenswerthen Abschnitt über „Agrarpolitik® S. 296 bis 349, wo ein besonderes Agrarreformprogramm formulirt ift, das das „ultra - liberale Bauernreht“ umwandeln will, und dem Nachdenken und der Prüfung aller, die die s{chwebende Streitfrage interessirt, empfohlen sein mag.) Wir begnügen uns mit diesen Andeutungen. Die Darlegungen, die selbst- verständlich niemals parteipolitisch sind, enthalten eine Fülle ans regender Gedanken und ebenso viel historishes wie volféwirthschaft- lihes Material. Wird man auch im einzelnen oft von den mit- getheilten Ansichten und Urtheils{lüssen abweichen, so wird man doch stets die Wissenschaftlichkeit dankend anerkennen, mit der die staatsrechtlihen und volkswirthschaftlichen Untersuhungen geführt werden. Die in der Formt populär-wissenschaftliche, sehr klare und eindringlihe Darstellung macht cs mögli, daß viele sich mit den Kern- und Zeitfragen vertraut machen werden ; jeder wird wenigstens einigen Nuten daraus ziehen. Kalender.

Als einer der bewährtesten Freunde der deutshen Familien hat fich feit langen Jahren stets Trowißsch's Volkskalender (Verlag von Trowibßsch und Sohn in Berlin, Preis 1 4) gezeigt. Er bestätigt diefen Nuf auch durch den neuen Jahrgang 1894, în welhem Georg Ebers mit tiefempfundenen Gedichten und trefflichen Sprüchen vertreten ist, während P. K. Nosegger ein reizvolles Bild aus dem Kinderleben: „Unser zweijähriges Dirndel“, Herrmann Heiberg eine spannende Novelle: „Um tausend Mark“, und Professor Dr. Brugsch- Pascha eine fesselnde, in das novellistishe Gewand gekleidete cultur- bistorishe Skizze: „Ein Tag vor dreitausend Jahren“ beigesteuert hat. Ferner erwähnen wir noch besonders Paul Lindenberg's: „Aus dem Alltagsleben unseres Heldenkaisers". Nach den „Erinnerungen eines Ein- See b erzählt er allerlei Mittheilungen, die uns in stimmungs- voller Weise viel Neues aus dem Leben Kaifer Wilbelm?s I. berichten. Während des Feldzuges von 1870/71 spielt eine außerordentlich packente Erzählung von Karl Tanera: „Dicnst um Dienst“. Dem Humor trägt I. Zinks frishe Novellette: „Grethel’s Hans“ Rechnung, während Emmy Nossi's Novelle: „Geheilt“ ein ernstes Problem in origineller Lösung behandelt. Die reih illustrirte „Geschichte der jüngsten Ver- gangenheit“ enthält in anregender Zusammenfafsung die Chronik des leßten Jahres. Neben Gedichten von Johannes Trojan und Friedrich Stork bringt der Kalender ncch außer den üblichen statistischen und Kalendernotizen allerhand wihtige und bemerken8werthe fürzere Aufsäße. Endlich bietet er neben einem effectreihen Farkben- bild von Adalbert von Rößler: „Die Heimkehr des Reservisten“ und vielen humoristishen Zeihnungen zablreie [ igina illustrationen von Wilh. Weimar, Hans Loofschen,

Mar Rabes x. sowie verschiedene Kunstblätter in au8gezeid schnitt.

Trowibßsch’s Damen-Kal Trowißsch und Sohn in Berlin) brin Marie von Ebner-Eschenbach.

Novelle in Versen von Emmy Rossi:

beiden Beiträge empfehlen an ft bereits Tre

der sich aber auch {hon dur sein schmuckcs Gewand 3

und noch mehr Freundinnen erwerbcn wird. Eine Heliogravure n einein Gemälde von Hans Looschen: „Der rechte Ton“ künstlerishen Schmuck des Bücbleins, dessen Preis (1,50 ringer ist und das auch als Festgeshenk übe in f

tommen finden wird.

Ein elegantes, kleines Geschenk für diesem Jahre wieder erschienene Haude : Almanach (28. Jahrgang für 1894. Berlin). Das geschmackvoll und feir in fih Taschenkalender, Noti gemüthvolle Erzählu boht den Neîiz des (Preis 2 A6) als bei werden Tann.

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