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handelt zu werden. Wenn die „Kreuzzeitung“ davon gesprochen hat, daß nur confessionslose Männer den Antrag unterschrieben haben, so begreife ih diesen Standpunkt nicht. Die Leute, welche mi ver- anlaßt haben, die Interpellation einzubringen, sind nicht confessions- lose Leute, sondern ebenso christlich wie die Leute der „Kreuzzeitung“. Unbegreiflih ist der Standpunkt der Socialdemokraten, welche mit der „Kreuzzeitung“ in ein Horn stoßen. Diese Uebereinstimmung scheint mir schr bedenklih und ich würde den Reichskanzler, wenn er anwesend wäre, auf diesen Gegenstand aufmerksam machen und auch darauf, daß die Socialdemokraten der Berliner Stadtverordneten- Versammlung unseren Antrag bekämpft haben, natürlich ebenso wie die Börsensteuer lediglich aus dem Grunde, um die bestehende Gesell- schaftsordnung und namentli den Mittelstand, der das Fundament des Staats is, zu vernihten. Wir erwarten von der Regierung eine günstige Antwort und die Anerkennung, daß das Verlangen ein berehtigtes ist.
Staatssecretär Dr. von Boetticher:
Der Herr Vorredner kann ih in der Beziehung beruhigen, daß der Herr Reichskanzler, wenn er anwesend wäre, ihm nit den Vor- wurf machen würde, daß er mit seinem Antrage, wie er es nannte — es ist übrigens kein Antrag —, die Socialdemokratie begünstige. Ich glaube nit, daß die Anfrage auf einem Gebiet liegt, auf dem sich eine Begünstigung der Socialdemokratie construiren läßt.
Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner die Erwartung aut- gesprochen, daß ih ihm und seinem Antrage gegenüber eine günstige Erklärung namens der verbündeten Regierungen abgeben werde. Dazu bin ih indessen zu meinem Bedauern nicht in der Lage; Den S lieg, wie O bereits andeutete, ein Antrag überhaupt nicht vor, sondern vielmehr nur die Anfrage,
in 4 die Anfrage gestellt ist, von den Vorschriften über den Handelsverkehr an den Sonn- und Festtagen zu Gunsten des 24. und 31. Dezember dieses Jahres eine Ausnahme zu machen.
Was diese Anfrage anbelangt, so bin ih nicht in der Lage ge- wesen, die Geneigtheit der verbündeten Regierungen festzustellen. Denn, meine Herren, der § 1056 der Novelle vom 1. Juni 1891 überweist die Auênahmen, welche nah diesem Paragraphen von den allgemeinen Vorschriften über den Handelsverkehr an Sonn- und Feier- tagen zulässig sind, den höheren Verwaltungsbehörden, und auch der F 105b, welcher mir für den vorliegenden Gegenstand der zutreffende zu sein scheint, überläßt es der Polizeibehörde, Ausnahmen für den Weihnachtsverkehr zuzulassen.
Nun ergiebt sich aus diesen beiden geseßlihen Bestimmungen, daß der Bundesrath — und den versteht man doch gemeiniglih unter den verbündeten Regierungen — garnicht in der Lage ist, in dieser Be- ziehung irgend welche Bestimmungen zu treffen; er würde damit der wohlerwogenen und wohlbegründeten Absicht des Geseßgebers entgegen- treten und entgegenhandeln, wonach man rücksichtlich dieses Ver- kehrs die Bedürfnisse, die Gewohnheiten und die Sitten der einzelnen Landestheile wollte entscheidend sein lassen. Der Bundesrath würde meiner Ueberzeugung nah einen geradezu s{hädlihen Eingriff in die Freiheit des Handelsverkehrs unternehmen, wenn er generell auch für diesen Verkehr, wie dies die Anfrage im Auge zu haben scheint, eine gleihmäßige, shablonenhafte Regelung vorschreiben wollte. (Sehr rihtig!) Ich bin ' deshalb der Meinung, daß die Herren, die aus irgend welchen Gründen, sei es wegen s{hlechter Geschäftslage oder weil die Bedürfnisse der Bevölkerung in einem bestimmten District auf eine Abweihung von den generellen Wor- schriften hinweisen, ih für die Tendenz der Anfrage interessiren, sehr wohl thun werden, sih zunächst an diejenige Behörde zu wenden, die in den betreffenden Paragraphen als die Stelle bezeichnet U De allein den Schmerzen Linderung verschaffen könnte.
Meine Herren, wenn ih nun bezüglih der Sache selb noch ein paar Bemerkungen machen darf, \o gehen diese dahin, daß die In- teresten auf diesem Gebiete doch schr divergirend find, und daß es ih
garniht mit positiver Bestimmtheit sagen läßt, daß man, wenn man heut eine folhe Abweichung von den allgemeinen Borschriften, wie sie die Herren Inzterpellanten im Auge haben, treffen würde, damit wirklich dem überwiegenden Interesse derjenigen Personen entsprehen würde, welche an diesem Verkehr cin Interesse nehmen. Daß Wünsche laut werden auf weitere Freigabe des Verkehrs über die im § 105 b bezeichneten fünf Stunden hinaus an Sonn- und Festtagen, ist ganz natürlich: wir ‘haben dies au, als wir die Novelle von 1891 beriethen, voraus- geschen. Wir werden aber bei der Ausführung des Gesetzes doch nie- mals den Gesichtspunkt außer Acht lassen dürfen, der für uns der leitende gewesen ist und dahin ging, daß wir eben für die Sonntags- ruhe der gewerblichen Gehilfen forgen wollten. Daß aber die ge- werblihen Gehilfen, wenigstens hier in Berlin, außerordentlich zu- frieden sind mit den Einschränkungen, die hier getroffen sind, er- giebt sih aus verschiedenen Eingaben, die uns vorliegen. Jch kann Ibren z. B. hier — der Herr Handels-Minister hat die Güte ges habt, mir das betreffende Schriftstück zur Disposition zu stellen — eine Resolution des Ortsvereins der deutschen Kaufleute mittheilen, in welcher ausdrücklih ausgesprochen ist, daß die am Freitag, den 10. November 1893, im Kaisersaal des „Berliner Clubhauses", Ohmgasse 2, ftattgefundene und zahlreich besuhte Versammlung des „Ortsvereins 11 der Kaufleute Berlins“ an die betheiligten hohen Behörden das dringende Ersuchen richtet, im Interesse sämmtliher Kaufleute, speciell der conditionirenden, eine erweiterte Thätigkeit im Handelsgewerbe an den Sonntagen im Monat Dezember nur für Sonntag, den 17. und 24. Dezember, bis Nachmittags 6 Uhr zu gestatten. Weitergehende Ausnahme- bestimmungen bitten wir höflichst nicht zu genehmigen.
Als dann cine Anordnung getroffen war — und zwar nicht ganz jener Resolution entsprehend, denn der Handelsverkehr ist bis 7 Uhr gestattet worden —, hat si dieser selbe Verein mit Worten lebhaften Dankes wieder an den Herrn Handels-Minister gewendet.
Also, wie jedes Ding, hat auch dieses seine zwei Seiten, und Sie dürfen niht darauf rechnen, daß, wenn Sie das Ziel, das Sie erreichen wollen, auch wirklich erreichen sollten, Sie damit allen an dieser Frage Betheiligten wirklih einen Gefallen erweisen würden.
Nun bin ich weiter der Meinung, daß die Beschränkungen für den Handeléverkehr an Sonn- und Festtagen in der ersten Zeit vielen dabei betheiligten Personen nicht bequem sind. Ich will auch zu- geben, obwohl nicht in dem Umfange, wie es der Herr Vorredner nahweifen zu wollen hien — nachgewiesen hat er es niht —, daß eine gewisse Beeinträchtigung des Erwerbes mit folhen Beschränkungen verbunden ist. Allein auf der anderen Seite muß man sih doch sagen, daß, wenn der Gesetzgeber es für rihtig befunden hat und dazu über- gegangen ift, solhe Beschränkungen einzuführen, man sie nicht, und noch dazu nach einer so kurzen Geltungsfrist, nun auf den Wunsch
irgend welcher Interessenten hin und ohne eine eingehende Unter- fuhung wird abändern dürfen. Das würde ein übereilter Schritt fein, der keine günstigen Folgen haben kann. Alfo, meine Herren, ih würde glauben, daß man es zunächst bei den Vorschriften, die in dieser Beziehung in Bezug auf den Handelsverkehr an Sonn- und Feiertagen bestehen, belassen soll, auch rücksichtlich dieser beiden Tage. Ich glaube das umfomehr, als im vergangenen Jahre, wie mir gleich- falls von Seiten der preußishen Verwaltung mitgetheilt worden ift, als es si um eine Erweiterung des Handelsverkehrs von dem foge- nannten goldenen Sonntag handelte und den hierauf gerichteten An- trägen entsprochen worden war, der Verkehr an den kritishen Stunden, die für diefen Sonntag über das vorausgeschene allgemeine Maß hinaus bewilligt waren, ein außerordentlich minimaler gewesen ift.
Also, meine Herren, Ihre Anfrage kann ih nit beant- worten ; ih weiß nicht, ob die verbündeten Negierungen zu Maß- nahmen im Sinne der Anfrage geneigt find. Von einem Antrage nah der Nichtung, wie sie die Anfrage verfolgt, möchte ih aber die Herren dringend bitten abzusehen; ih glaube niht, daß ein solcher Antrag einen guten Erfolg haben würde.
Damit ist die Juterpellation erledigt.
Es folgt die erste Berathung des Uebereinkommens mit der S{chwelz, betr. den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschug. :
Abg. Dr. Hammacher (nl.) weist darauf hin, daß das s{wei- zerishe Patentgeseß nicht fo umsasjend sei, wie das deutsche; es würden nur Erfindungen, aber nicht Verfahren patentirt, und es fei feinem anderen Staat, auch England und éFrankreich nicht, gelungen, die Schweiz zu „weiteren Zugeständnissen zu bewegen. Das sei be- greiflih, denn fein anderer Staat, als gerade Deutschland, habe ein fo erheblihes Interess daran, daß die Patentirung ausgedehnt wird namentlich zum Schuß seiner Farbenindustrie. In Basel bestehen einige Fabriken, welche sich lediglich mit der Ausplünderung deutscher Patente befassen. Man wundert sih z. B., daß Elfaß- Lothringen so wenig deutsche Farbwaaren verbraucht ; es ist aber eine Thatsache, daß diese Waaren aus der Schweiz über die Grenzen ge- fchmuggelt werden. e O
Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Geheimer Negierungs-Nath Hauß erkennt an, daß ähnliche Klagen der Ne- gierung bekannt geworden sind; aber BVerfassungsbedenken stehen dem entgegen, daß die Schweiz hier eine Aenderung eintreten läßt, und es würde, wenn Deutschland die Frage anregen wollte, vielleicht mehr Schaden als Vortheil entstehen. Nebrigens ist das Abkommen niht in perpetuum abgeschloffen, fondern auf _fechsmonatige Kündt- gung. Ergiebt sich die Schädlichkeit desselben, so kann die Kündigung erfolgen. Es ift also kein Grund vorhanden, das Uebercinkommen zu verwersen.
Das Uebereinkommen wird darauf der Handelsvertrags- commission überwiesen.
Es folgt die zweite Berathung des Geseßentwurfs, bc- treffend die Gewährung von Unters Ungen an Sn - validen aus den Kriegen vor 1870, über welche im Namen der Budgetcommission der Abg. Dr. Pieschel berichtet. Die Commission hat mehrere Aenderungen vorgeschlagen, namentlick den Rechtsweg eröffnet.
Beim Z 1 richiet der |
Abg. Prinz Schönaich - Carolath (nul.) die Bitte an den Bundesrath, baldigst eine Borlage zu machen, wonach bei den JIn- validen, welhe im Neichs- und Staatsdienst sich befinden, die Pen- sionen nicht gekürzt werden sollen. Yedner wünscht ferner eine Aende- rung der Bestimmungen über den Civilversorgungsschein, und weist darauf hin, daß für Perfonen, die bei Friedensübungen verunglücken, garnicht gesorgt sei. 5 — e : —
Abg. Dr. Bachem (Centr.) weist darauf hin, daß nah feinen eigenen Erkundigungen Und Erfahrungen bei den leßten Manövern mehrere Landwehrleute direct an den Strapazen der Manöver gestorben sind. Die zahlen, welche darüber angegeben sind, waren zum theil abshreckend. Sache der obersten Kriegsleitung ist C9) DIe Dispositionen für dite Manöver zu treffen. Abex wenn Landwehrleute, welche meist Samilienväter sind, zu Schaden kommen, müssen ihre ¿Familien wenigstens ausreihend versorgt werden. Ießt besteht dafür keine
D C
daß ein folcher
geseßliche Bestimmung. Es ist eigentlich wunderbar, Vorschlag nicht sofort dem Reichstage zugegangen ist.
Abg. Richter (fr. Vp.): Wer beim Manöver zu Schaden tommt, hat weiter keinen Anspruch als auf die Invalidenpension, die feinem militärishen Nangverhältniß entspricht, niht aber den Aus- fall, den er in seinem Erwerbsleben erleidet. Für die Hinterbliebenen eines tödtlih Verunglückten giebt es überhaupt keine Entschädigung, obglei jeder Arbeiter der Privatindustrie und seine Hinterbliebenen in einem folhen Falle Renten erhalten. Was für die Arbeiter der Privatindustrie gilt, sollte auch für die Soldaten gelten.
Abg. Bebel (Soc.) bedauert, daß in der Commission die von seinen Freunden beautragte Resolution, welche die Invalidenpension nicht körzen will bei Invaliden, welche im Reichs- und Staatsdienst sich befinden, welche ferner die höchste Verstümmelungszulage bewilligt wissen wollte, abgelehnt sei; sie hätten es unterlassen, dieselbe jetzt wieder einzubringen, um die Berathung nit zu verzögern. Wenn aber von der finanziellen Bedeutung einer olen Maßregel gesprochen werde, fo verweise er darauf, daß 67 Millionen aus dem Invalidenfonds genommen werden sollen, die dazu verwendet werden könnten.
Abg. Thomsen (fr. Ver.) bittet, die Anstellungsentschädigung, d. h. die Entshädigung für die Nichtbenußzung des Civilversorgungs- scheins, auch den ehemaligen \{leswig- holsteinshen Militärs zu gewähren.
Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, General- Lieutenant von Spit erklärt, daß das niht angängig sei. Die Anstellungsentshädigung sei cingeführt worden nach dem Kriege von 1870, weil cine zu große Anzahl von Anstellungsberechtigten vorhanden war, die zum theil niht gewillt, zum theil auch niht fähig waren, eine Stellung anzunehmen. Auf die \hleswig-holsteinshen Militär- perfonen könne diese Entschädigung nicht ausgedehnt werden, weil sie in Schleswig-Holstein vorher niemals vorhanden war.
Darauf wird das Gesetz in seinen einzelnen Paragraphen angenommen. :
Es folgt die Berathung des Antrags der Abgg. von Benda u. Gen., der von Mitgliedern aller Partcien unter- stüßt worden ist:
den Reichskanzler zu ersuchen, die den Mitgliedern des Reichs- tags gewährten freien Eisenbahnkarten unter den Bedingungen, wie dieselben vom Beginn der zweiten bis zum Schluß der fünften Legislaturperiode im Gebrauch gewesen sind, wiederherzustellen und dem Reichstage von der Entschließung hierüber {chleunigst Mittheilung machen zu wollen.
Abg. von Benda (nl.): Wir haben uns vorher über die Aus- sicht unseres Antrags im Hause informirt, und er wurde von der überwiegenden Mehrheit und den einflußreihsten Mitgliedern des Hauses befürwortet. Jm ganzen Hause wird es erwünscht sein, über diese Frage niht in eine umfangreiche Discussion einzutreten. (Zu- stimmung.) Meine Freunde wünschen, daß einfach abgestimmt werde. Cin Mitglied des Hauses will gegen den Antrag sprechen. Ich habe dasselbe darauf hingewiesen, daß die Verhältnisse, welche zur Ablehnung der Freikarte geführt haben, sich wesentlih geändert haben, indem heute für einen Moibotarg-Allaedekneten die Mühen und Lasten, die er hat, um sich mit seinem Wahlkreise in beständiger Verbindung zu halten, wesentlich esteigert sind. Das Argument hat bei dem Herrn keinen Anklang E lracag Ich verzichte vorläufig auf weiteres, ich will hören, was dagegen angeführt wird, und dann erwägen, ob ich noch darauf erwidern muß. (Beifall.)
Abg. Gamp (Rp.): Die meisten Abgeordneten befinden ih hon jeßt im Besiß von Karten, die sie in die Lage verseßen, mit ihren Wahlkreisen in Fühlung zu treten. (Widerspruch.) Dann könnte man die Freikarten nah dieser Richtung erweitern. 1873 war man allgemein der Meinung, daß die Eisenbahnfahrkarten ‘ nur gelten follen für die Fahrt zwischen Berlin und dem Wohnorte. Redner beruft fich auf die Aeußerungen der einzelnen Redner bei jener Berathung, u. a. auch auf Schulze-Deliß\{ch. (Zuruf links: Er wollte noch mehr, er wollte Diäten!) Wenn Diäten eingeführt werden, wird eine gewisse Einschränkung des allgemeinen Wahlrechts noth- wendig fein. Wenn ih mich zu entscheiden hätte, würde ih mich lieber für Diäten als für die freie Fahrt entscheiden. Die leßtere kommt nur den Agitatoren zu gute. Zur Information wären die Neisen allerdings sehr gut, aber die Freifahrtkarten sind früher nicht dazu benußt worden, denn fonst könnte z. B. nicht eine so große Un- wisscnheit über die Verhältnisse der östlilen Provinzen herrschen, man könnte niht von der großen Grundrente und von der Liebesgabe reden. Ich stelle Ihnen anheim, die Resolution anzunehmen; ih bin persönlich dagegen und ein Theil meiner politishen Freunde \timmt mir zu.
* Abg. von Kardorff (Np.): Ein Theil der Gründe des Bor- redners ift unshwer zu widerlegen. Ich will darlegen, weshalb i
für den Antrag stimme. Der Reichstag hatte auf seinen Antrag die
Freifahrtkarten erhalten und es lag kein Grund vor, darin eine Aende- rung eintreten zu lassen ohne Zustimmung des Reichstags. Darin habe ih eine Verminderung der Nechte des Neichstags gesehen und deshalb stimme ih für den Antrag.
Abg. Nickert (fr. Ver.) verzichtet auf das Wort.
Abg. Richter (fr. Vp.) tellt fest , daß Schulze-Delißs{ch sich 1874 für die Einrichtung ausgesprochen habe.
Damit s{licßt die Debatte. Der Antrag wird mit großer Mehrheit angenommen.
Schluß 5 Uhr.
Statistik und Volkswirthschaft.
Der Handel Deutschlands. Von den nachstehenden beiden Tabellen giebt die erste eine An-
shauung von der Stellung Deutschlands (des deutschen Zollgebiets)
als Handelsland unter den bedeutendsten Handelsgebieten und die
zweite cinen Üeberblick über die Entwickelung des deutschen Handels
seit 1880.
l) Der auswärtige Handel Deutschlands (des deutschen
Zollgebiets) im Vergleich mit dem anderer großer Handelsgebiete.
Special - Handel.
Q) : Bei ‘PO)- Werthe in 1000 M, Q! Umrech
nung der Lan- | deswährung | in deutsche Jteidémart
Land | P E wurden |
Einfuhr gerechnet :
Groß- | Pfd. Sterl. britannien 1892 9 304 91916 539 23715 844 156} = 2040 M Ber: SIA0L 1/0. 91— [ Dollar v. Amerika | 30./6. 92 67 639/4518 437| 8 286 076l = 4,20 M Deutsches Zollgebiet 1892 14° 0100 104 (37108 — — Franftreich J 3 997 8703/3 023 442) 6 961 3151 Fr.=—0,80 Europâisch. | | Nubel Nußland *) 1891 1 353 7972 092 643| 3 446 440] = 0,20 M Desterreich- 1 Gulden Ungarn 892 209 0571 260 660| 2469717] = 1,70 A Italien 973 891| 809 675! 1 78 l G
" 99 96611 Lire=0 §0 *)| Anmerk. Nah dem Curs des Creditrubels im Jahre 1891 (100 Creditrubel = 198,60 A6) berehnen sih die Werthe für die Einfuhr auf 827 274, für die Ausfuhr auf 1 278 (66, Total auf 2106 040 (1000 46). 2) Die Entwickelung des deutschen auswärtigen Handels 1880 bis 1892.
3
Deutsches Zollgebiet. Special- Handel. Werthe in 1000 4
Jahr Einfuhr Ausfuhr Total
I l | 1880 2844268 | 2976701 | 5 820 989 1881 990 248 | | 6 084 556 1882 3 104 696 | | 6414577 1883 3 248 692 | O 024 31 6 573 043 1884 3 260 999 | 3 299 93 6516 938 1885 290107 | O 5 886 625 1886 9402| 3 | 5 982 486 1887 3 186 388 | 3 193 023 | 6 379 411 1888 3429400 | 3 356 429 1389 4 087 060 0206 421 1890 4202910 3409 584 1891 4 403 404 | 0000.00 1392 422004 3150 104
Zur Arbeiterbewegung.
In Hamburg haben, wie der „Oamb. Corr.“ berichtet, am Sonnabend 300 Arbeiterinnen einer Kaffeefirma Am Sande ent- standener Streitigkeiten halber ihre Arbeit eingestellt. Sie wünschten bei geringerer Arbeitszeit eine Erhöhung der Einnahme; diese Forde- rungen sind bewilligt worden. Die Veranlassung zu dem Ausstand foll der Auss{luß der aus sieben Personen bestehenden Unterhandlungs- commifsion von der Arbeit gewesen fein.
Hier in Berlin beschlossen die Steinseßrammer und Be-
—
rufsgenossen in einer Versammlung am leßten Sonntag, eine Filiale des Verbandes der Steinseßer und Berufsgenossen Deutschlands zu gründen, und wählten, wie der „Vorwärts“ mittheilt, einen vor- läufigen Vorstand. Aus der Mittheilung des Blattes geht hervor, daß von den Arbeitern des Steinseßergewerbes eine Lohnbewegung beabsichtigt wird. — Am Sonntag fand eine Versammlung von BVor- ständen und Mitgliedern hiesiger Ortskramwkenka \sen statt, in der die Verschmelzung sämmtlicher Berliner Orts-Krankenkassen in eine einzige allgemeine Kasse für Berlin zur Verhandlung stand. In der Versammlung erhoben sih nur vereinzelt Stimmen gegen die Cen- tralisation, die meisten Nedner sprachen sich, wie die Berliner „Volksz.* berichtet, rückhaltlos dafür aus. Bei der Wichtigkeit der Frage soll aber zunächst eine gründliche Aussprache erfolgen und sodann follen in allen Stadttheilen Versammlungen stattfinden. Die Debatte wurde demnach vertagt.
Aus Chicago meldet ein Wolffhes Telegramm: Die Zahl der Beshästigungslosen in Chicago wird t 117 000 geschäßt. In einer Conferenz der Vertreter der Wohlthätigkeitsanstalten des Staates Illinois wurde ein Comité ernannt, um einen Unterstüßungs- fonds von einer Million Dollars aufzubringen.
zum Deulschen Reichs-Anzeiger und K
M 296.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die endgültigen Ergebnisse der Viehzählung vom 1. Dezember 1892 für den preußischen Staat.
Die jeßt von der „Statist. Corr.“ veröffentlichten endgültigen Ergebnisse beruhen auf sämmtlichen, einer eingehenden Prüfung unter- zogenen Zählpapieren, welche hierbei gegenüber den im Frühjahr mit- getheilten ee Zahlen zahlreiche Berichtigungen und Vervoll- ftändigungen erfuhren. Gegen die ursprünglichen werden jeßt etwas höhere Gesammtzahlen für die einzelnen Viehgattungen nagewie\ en. Das Mehr beläuft sib, wenn man von den Maulthieren, Mauleseln und Eseln absieht, bei den Ziegen auf 0,52, den Bienenstöcken auf 0,35, den Schweinen auf 0,27, ten Pferden auf 0,24, den Nindern auf 0,21 und den Schafen auf 0,17 Hunderttheile. Noch unbedeutender (0,02 v. H.) ist der Zuwachs der viehbesißenden Haushaltungen. Die Gehöfte überhaupt zeigen ein Weniger von 1,18 und diejenigen mit Vieÿstand ein solches von 0,90 Hunderttheilen.
Wir laffen nunmehr eine Zusammenstellung der bei der Biehs- zählung vom 1. Dezember 1892 im preußishen Staat für die ver- schiedenen Thiergattungen und deren wichtigste Unterabtheilungen er- mittelten Zahlen folgen, welchen, sorweit angängig, die Angaben für die vorhergebende Zählung hinzugefügt worden sind. : en 4 ) G m Gegenstände: i Ne 10. e Zahl der Häuser (Gehöfte) überhaupt 3 164632 2954815
L Í z A mit Viehstand 2534702 2410317 Zahl der viehbesißenden Haushal- Un e 09297600 83127 144
I. Pferde:
D unler 1 Sar alte Sollen ,. 186845 137 168 darunter im Zählgehöft geborene 104 189 103 943 2) von 1 bis noch nicht ? Fahre alte Mee 188618 138 799 3) von 2 bis noch nit 3 Jahre alte V 4718 124 437 4) von 3 bis noch nicht 4 Jahre alte Me Loe Darunter Ditarbfade 8 160 9) 4 Jahre alte und ältere Pferde, und zwar : O S 8 500 1) 8 925 b. ausfchließlich oder vorzugsweise zu landwirthschaftlicher Arbeit be- E E GS O0! l) 1 514 330 e He N 67 232 1) 66 712 . alle anderen mindestens 4 Jahre 266818 1) 426 996 zusammen 4 Jahre alte und ae Dee 28608 2) 2/016 963 überhaupt. .. 2653644 2417367 Veaulthtere und Maulesel 220 592 O 4355 6 446 „Mindvteh: L) unter 6 Wochen alte Kälber... 9286455 203.116 2) von 6 Wochen bis noch nicht 3 Jahr E (12 949 570 876 3) # bis noch nicht 2 Jahre altes U 23905600 18983494 darunter zur Zucht benußte Bullen 61 262 45 294 4) 2 Iahre altes und älteres Nindvieh,
und zwar:
S I U O 1
b: sonstige Stiere und Ochsen... 676428 4
c. Kühe, Färsen und Kalbinnen. . 5687570 513
zusammen 2 Jahre altes und alters V... 646407 6 000 155 UDerbaupt. . 9671981 9737641
9 793 6 d 226
7 L 2
«
Schafe: l) unter 1 Jahr alte Schafe (Lämmer) 2799 827 3 437 268 2) 1 Jahr alte und ältere Schafe, und ¿war : N S 14? 862 b Mutter (Abbe) 00839 897 G Damme (S). 2082958 zusammen 1 Jahr alte und ältere C T2007 11 315 060 Verbau t. 101095 14 752 328 Darunter Mer, L05081 5 318 550 Schweine: 1) unter 1 Jahr alte Schweine, ein- [Men G O82 811 D 190 2) 1 Jahr alte und ältere Schweine, und zwar: a U E 39 981 ¿ D U 4298 9514 076 c. fonstige mindestens 1 Jahr alte Sw A L295 367 2) 793 925 zusammen 1 Jahr alte und ältere E. 872 6: 1 308 001 Uer bau. 5 819 136 Ziegen und Ziegenbödcke, ein- Meld anme 1 680 686 tene E 1 238 049 darunter Stöcke mit beweglichen Waben 273 307 178 989 Eine Betrachtung der beiden Zahlenreihen zeigt, daß vom 10. Ja- nuar 1383 bis zum 1. Dezember 1892 die Gehöfte überhaupt mit (,10 v. H. erbeblih stärker zunahmen, als diejentgen mit Viehstand und die viehbesitzenden Haushaltungen, deren Wachsthum nur O16 bezw. 5,45 Hunderttheile betrug. Bei den acht Biehgattungen wird cine Vergleichung dadur sehr ershwert, daß die auf den Unter- schieden im Alter, Geschleht und in der Benußung beruhende Gliede- chng L die beiden beregten Zählungen meist erheblich von einander abweicht. ___Unter dem Großvieh vermehrten ih sämmtlihe Pferde um 9,77, alle drei Jahre alten und älteren sogar um 11,73, die zwei bis noch nit drei Jahre alten aber nur um 0;22 v. H., wogegen sich die ein bis noch nit zwei Jahre alten Pferde um 0,13 und die unter ein Zahr alten Fohlen um 0,24 verminderten. Hiernach erscheint zu Ende vorigen Jahres wohl der Bestand an ausgewachsenen Pferden als ein befriedigender, nicht aber die Nachzucht. Letztere Thatsache erhält auch dadur eine Bestätigung, daß die Zahl der während des Zählungs- jahres auf dem betreffenden 0 ehöft selbst geborenen Fohlen um nur 0,24 Hunderttheile gestiegen ist. Die drei und mebr Jahre alten Militärpferde nahmen um [3,01 v. H. zu. Von den übrigen Ein- bufern verringerten sih die Maulthiere und Maulesel um 62,89, die Esel um 32,44 Hunderttheile. Weit beträchtlichere Schwankungen ommen bei den Unterarten der Rinder vor, während sich deren elammtzahl um 12,98 v. H. vergrößerte. Es vermehrten \ih die unter 6 Wochen alten Kälber um 118, die 6 Wochen bis unter è Jahr alten Kälber um 24,89, das è bis unter zwei Jahre alte Jungvieh um 27,19, das zwei Jahre alte und ältere NRind-
1) Drei Jahre alte und ältere Pferde. — 2) Einschl. Zuchteber.
Zweite Beilage
Berlin, Dienstag, den 12. Dezembe
vieh um 7,94 Hunderttheile. Faßt man leßtere Gruppe allein ins Auge, so nahmen die Kühe nebst Färsen und Kalbinnen um 10,80 v. O. zu; es fielen indeß die Bullen um 6,16, sowie die fonstigen Stiere und Ochsen um 9,46 vom Hundert. Dieser Rück ang bei den 2 Jahre und darüber alten Zuchtbullen wird jedoch bitt etne Stei- gerung um 35,25 Hunderttheile bei den L bis noch nicht 2 Iahre alten zur Zucht benußten jungen Stieren reihlich ausgeglihen. Die Vermehrung der Zahl der Kühe während des in Rabe stehenden Jahrzehnts entfpricht vollkommen dem Anwachsen der Bevölke- rung (10,94 v. H.), welches einen erhöhten Milchbedarf hervorrief. Dagegen befremdet die starke Verringerung der «sonstigen Stiere und Ochsen*, welche hauptsächlih einerseits zu landwirthschaftlichen Arbeiten, andererseits für die Herstellung der Fleishnahrung Verwendung finden. Furüd uhren dürfte diese Erscheinung auf Aenderungen im landwirthshaftlihen Betriebe durch Benutzung von Dampfpflügen 2c., ganz befonders aber darauf sein, daß gegenwärtig für die Srnäbriin 18e ¿wede wesentlih solhe Schläge gezüchtet werden, welche sich rascher entwickeln und dabei mehr Fleis liefern. Daher auch die hohen Ziffern beim Jungvieh und bei den fech8s Wochen bis unter ein halbes Jahr alten Kälbern, während der niedrige Saß bei den unter fechs Wochen alten Kälbern \ich wohl vorzugsweise durch die veränderte Zeit der Zählung erklärt.
Beim Kleinvieh sind die Gründe für die außerordentliche Ein- buße, welche die Schafe im allgemeinen erlitten, hinlänglich bekannt : dieselbe erreichte für sämmtli )e Schafe 31,47, für die 1 Jahr und darüber alten 35,40, für die unter 1 Jahr alten 18,54, für die Merinos sogar 80,10 vom Hundert. Diese Zahlen zeigen, daß von der Ver- minderung, welche, nah den Lämmern zu urtheilen, übrigens neuer- dings cine langfamere Bewegung eingeschlagen hat, beinahe aus- \chließlich die feinen Wollschafe, dagegen die veredelten Fleish- und die gewöhnlichen Landschafe nur wenig betroffen werden. Ferner nahmen die Schweine üterhaupt um 32,76, die unter 1 Jahr alten um 29,74, die 1 Jahr und darüber alten um 43,17, von leßteren aber die Zuchtsauen um bloß 5,30, die Zuchteber und sonstigen mindestens ein Jahr alten Schweine gemeinsam um 67,69 Hundert- theile zu. Leider verbietet es der verschiedene Zeitpunkt der Zählung, aus diesen Ziffern weitergehende Schlüsse zu folgern, weil in der Zeit vom 1. Dezember bis zum 10. Januar einerseits eine Menge Schweine ges{hlahtet wird, andererseits aber viele Ferkel durch Wurf in Zugang kommen. Die anfehnlihe Vermehrung der Ziegen und Ricgenböcke, die Lämmer mit einbegriffen, um 16,85 Hunderttheile rührt wesentli daher, daß neuerdings — und zwar nicht selten au behufs Ernährung von Kinder: Wohlhabender — die Nachfrage nach Ziegenmilh bemerkenswerthe Fortschritte maht. Endlich bestätigt das Steigen der Bienenstöcke mit beweglichen Waben um 52,69 vom Hundert, während sih die Zahl sämmtlicher Bienenstöcke nur um 1,28 Ounderttheile vergrößerte, aufs chlagendste den Aufschwung, welchen die Bienenzucht gegenwärtig bei uns nimmt. /
Literatur.
Un Ter altung.
_ „Um Pflicht und Recht" ist der Titel eines historischen Romans, den C. Beyer, der Verfasser mehrerer anderer Noman- dihtungen, im Verlage von Friedri Bahn in Schwerin i. M. hat erscheinen lassen. Das Buch führt uns in die Zeit der Vitalien- brüder, in jene vorreformatorische Zeit zurück, in der bereits die Gedanken erwahten, die in der befreienden That Martin Luther?s ihre Lösung fanden. Von dem geschichtlichen Hintergrunde heben sich eine HKeibe lebensvoller Gestalten ab, in denen der Verfasser den Geist der Zeit in großen Zügen, aber in wesentlichen in freier Erfindung, sich widerfpiegeln läßt. Der Held der Erzählung ist ein kühner Seemann und Krieger voll Willenékraft und Thatendrang, voll ernsten Pflicht- bewußtseins, strenge in seinen Handlungen, aber gerecht, der von den andern die gleiche sittlihe Kraft fordert und sih durch keine unter- geordneten menschlichen Gefühle von seiner Pflicht und seinem Necht abwendig machen läßt. Fhm gegenüber steht, nit weniger fraftvoll und unbeugsam, ein geistliher Herr, der, charafkteristish für die Zeit, auszieht, die keßerishen Lehren Wycliff's und ihre Anhänger im guten oder mit Feuer und Schwert auszurotten. Zwischen beiden steht die milde Gestalt der Frau Herburg, die das Bekenntniß evangelischer Freiheit treu bewahrt und mit dem Tode büßt. Neben diesen im Vordergrunde der Er- zählung sich bewegenden Gestalten lernen wir zahlreiche andere fennen, die mit weniger Strichen, aber nicht minder klar in ihrem Wesen und ihrem sittlichen Leben gezeichnet sind. So bietet der Noman ein geshlossenes Bild des Lebens aus jener Zeit um die Wende des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Nicht nur die Charaktere der handelnden Personen sind lebendig und lebenêwahr gezeichnet, sondern die im leßten Grunde den Willen bewegenden Gedanken der Zeit treten deutliß vor unsere Seele und gewinnen unsere volle Theilnahme. Der Dichter ift niht nur ein guter Er- zähler, sondern au ein poctisher Schilderer in leinen und großen Thaten und in den Erscheinungen des Lebens in der Natur. — Ver Noman darf als eine erfreuliche Erscheinung anerkannt werden. Non echt evangelishem Geist durhweht, möchte er die Liebe zum deutschen Volk und zu deutscher Art fördern und kann und wird jeder Familkten- bibliothek zur Zierde gereichen.
— Von der Octav-Ausgabe der illustrirten Familienzeits{rift „Veber Land und Meer“ (Stuttgart, Deutsche Verlägs-Anstalt) erschien das 5. Heft des Jahrgangs 1893/94, dessen erster Band damit abgeschlossen wurde. Alle bedeutenden Zeitereignisse finden darin ein- geheude Behandlung; Romane und Novellen beliebter Autoren forgen für Unterhaltung, und eine Menge anderer Artikel aus allen Gebieten des mens{lichen Lebens und Wissens gewähren reichhaltigen Stoff zum Nachdenken und zur Belehrung. (Preis des Hefts 1 K, des ganzen Bandes, elegant in Leinwand gebunden, 7 M)
Weihnachts - Literatur.
Deutschlands Heer und Marine in Bildern von G. Krickel. Verlag von J. C. Krüger - Berlin. Preis der Pracht- auêgabe 7,50 4, der gewöhnlichen Ausgabe 6 A — Die uns vor liegende Prachtausgabe dieses Werkes enthält in höchst ges{chmackvoll ausgestatteter, mit dem Bildniß Seiner Majestät des Kaisers und den in buntem Farbendruck hergestellten Wappen sämmtlicher deutschen Staaten und der freien Neichsstädte ges{müdckten Mappe vierzehn Tafeln, deren erste eine f{wungvolle patriotische Dichtung «Deutsche Heershau" von Johannes Wilda, die zweite aber eine in Aquarellfarbendruck ausgeführte bildlihe Darstellung des Deutschen Kaisers in der Uniform des Regiments der Gardes du Corps, umgeben von allen deutschen Bundesfürsten und den beiden ältesten Kaiserlichen Prinzen in der Paradeuniform des Ersten Garde- MNegiments z. F. bringt; während auf weiteren zwölf Tafeln sich Abbildungen der einzelnen Truppentheile des deutschen Heeres in ihren verschiedenen dienstlichen Verrichtungen: in der Garnison, auf dem Erercirplatz, dem Schießplatz, beim Felddienst, beim Brücktenbau, beim Sanitätsdienst, beim Luftschifferdienst, beim Dienst der Colonial- Truppen in den Tropen u. \. w. béfinden. Die hübschen Bilder sind nicht nur eine angenehme Augenweide für den Sachverständigen, der hier die Uniformen alley deutschen Truppentheile in getreuer Nach- bildung wiedergegeben sieht, sondern auch eine belehrende Unterhaltung, die den angehenden Soldaten und den Freund des Soldatenstandes
öniglih Preußischen Slkaats-Anzeiger.
1893.
in der anziehendsten Weise aufklärt über die Uniformabzeichen im deutshen Heer. Das Werk kann deshalb, besonders auch mit Rück- ficht auf den erstaunlih geringen Preis, als eine ebenfo zierlihe wie nüßlihe Weihnachtsgabe warm empfohlen werden.
— Der Verlag von Franz Hanfstaengl in München hat kurz vor dem Weihnachtsfeste noch eine prächtig ausgestattete Kunstgabe fertig e die sih Fin de Siècle betitelt. Es sind 16 Bilder von
. Strathmann, launige Caricaturen der Hauptvertreter des Gigerlthums: ein Moderner, der erste Unterriht, der Ge- sangverein, die Begrüßung, auf der Straße, Gigerl-Rendez- vous, das Sectfrühstück, der Herr Baron auf dem Lande, Nadaustudent in Thätigkeit, der Knallpros, nah dem Stiftungsfest, der Clown-Stammtish, nah dem Kampfe mit dem Drachen, die Huldigung, die Parade, die shöône Helena. Die Bilder sind sehr charakteristisch und werden überall, wo man für caricatur- artige Uebertreibungen Sinn hat, viel Heiterkeit erregen, zumal da sie genial entworfen und in der coloristischen Ausführung vortrefflich lind. Der Preis für die in einer gleichfalls mit einem Caricaturbild versehenen Leinwandmayppe enthaltene Sammlung beträgt 20 4
— Der Mutter Tagebuch. Aufzeichnungen über die ersten Lebensjahre ihres Kindes. Herausgegeben von Amal ie Baisch. Mit Bildern von Ludwig von Kramer. In elegantem Einband 12 A (K. Thienemann's Verlag Anton Hoffmann in Stuttgart.) — Als ein kleines Prachtwerk mit 64 feingetönten Bildern tellt ih dieses Gedenkbuh dar. Es is jungen Müttern gewidmet, die alle den Wunsch haben, die erste Entwiklung ihrer Lieblinge, die leibliche wie die seelishe, in geshichtliher Aufzeihnung festzuhalten, denen es aber an Zeit und Sammlung, oft auch an Anleitung dazu gebricht. Hier wird ihnen nun gleichsam die Hand geführt und mit Anweisungen, Eintheilungen, Tabellen das Geschäft des Schriftstellerns beinahe ab- genommen. Daß aber für jede Familie ein solches Hausbut nicht bloß nüßliche und erfreuliche Érinnetunasbtätta, fondern einen werth- vollen, dauernden Schaß bedeutet, springt in die Augen.
T ŒUE Uno Leid derx Kinderzeit* heißt ein von M. Rüdiger, der Verfasserin mehrerer lesenswerther Erzählungen
und Romane, verfaßtes Büchlein, das, für ältere Kinder bestimmt,
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zahlreihe leine Erzählungen und märchenartige Geschichten enthält, die den für dieses Lebensalter angemessenen Ton gut treffen und für ein Kindergemüth reiche Anregung bieten können. Die kleinen Lesestüle, die hin und wieder von stimmungsvollen Ge- dichten unterbrohen werden , gehen liebevoll auf das Wesen und die Bedürfnisse der Erziehung und des Unterrichts ein und laffen erkennen, daß sie aus einem ristlihen Gemüth ges{öpft find. Das Büchlein ist von dem Verleger F. Morgenbesser in Bremen
nicht nur äußerlich hübsch ausgestattet, sondern auch dur einige den Tert erläuternde farbige Bilder und Holzschnitte für das Kinderauge erfreulih ausgestattet und darf als Weihna )tésgabe empfohlen werden.
— Zum Weihnachtsfest hat K. Thienemann’s Verlag Anton Hoffmann in Stuttgart eine Fülle neuer, guter und empfehlenswerther Jugendschriften herausgegeben. Vor allen seien bier die zwei Jahrbücher für Knaben und Mädchen genannt :
Deutsches Knabenbuch. Ein Jahrbuch der Unterha tung und Belehrung für unsere Knaben. Bd. VI11. 400 Seiten Tert mit vielen hundert Illustrationen und acht farbigen Bildern. Prächtig gebunden 6,70 M — Der frishe Hau, der durch dieses bisher unter dem Titel „Buch der Jugend“ erschienene Jahrbuch weht, der sichere Takt, mit dem es unsere Knaben zu fesseln weiß, sie dauernd vergnügt und beschäftigt, haben es {hon in Tausenden von Familien eingebürgert und schließen ihm immer neue Wohnstätten auf. Sein reicher Fnbalt ift geeignet, dem jungen Besitzer des Buches für das ganze Jahr gute Kameradschaft zu leisten. Der neue (8.) Band, un liegt, zeihnet fih dur große Mannigfaltigéeit aus. 1 zählungen (Der rothe Seeteufel, Wo liegt Amerika ? von pfarrer Heims; Das Orakel von Königsberg; Ehrich Hochberg D. Weymann ; Der trockene Sommer in Froschhausen von Z berger ; Joly, Das Bild der Mutter, von H. Hirschfeld : rumpelung von Greetsel von W. Fisher: Im
C. Würthmann ; Der \{chwarze Ja von F. J. Pajeken: F: Curs von- H. Pichler; Im Reiche Brahma's und L M. Lilie; Willi von R. Werner: Stadt de Schubflicker von K. dazu: Im Schlaf, ein aufzuführendes Lustsviel von H. Ste mit Bildern aus Geschichte, Geogravbie (Die Veränderlichkeit des Osterfestes : K- Cloß; Die Weltsprahe der Seefah Brot der Armen von Maaggiore don S. B mischem (Sichtbarkeit großen S wir zum Telegraphen gekommen sind): Thierwelt und dem Pflanzenreih : Staare ; Aufopfernde Liebe einer Störchin: ( [ôtve von Dr. Weinland: Die Silbermöve Auf Sumatra von Dr. Weinland: Biog Beschäftigungen und Spielen | Intarsia, Die Bildschnitzerei ¿ußballspiel, Golf, ei Ballfpiel von Prof. Aufgaben und Denkü und s{müdckenden Fllu prächtige Einbanddecke Knabenbuch zu einetn
Deutsches J Belehrung und von Frida S und aht farbigen zweiten Mal erscheint die na&tstisch junger Mädcher fältigen Stoff durchs gan Hand von Frida S lichen in gefälliger blühende Jugen! zu sinnigem beiteren Erzäblunge Neiffe nah dem N und gefelligen Scherze Kunstgeschichte mit einer Fülle Ret mit allerlei Dies alles ist dur bunten, anschaulich d prächtiger Einband mit einer anm Buch fei aufs wärmste empfohlen!
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