1893 / 298 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Laut telegraphisher Meldung an das Ober - Commando der Marine ist S. M. S. „Hyän e“, Commandant Capitän- Lieutenant Reincke, am 12. Dezember in Sao Thomé (West-Afrika) angekommen und geht am 18. Dezember von dort nah Kamerun.

S. M. S. „Wolf“, Commandant Corvetten - Capitän Kretshmann, ist am 13. Dezember in Hiogo angekommen und wird am 3. Januar von dort nah Yoktohama gehen.

Cassel, 183. Dezember. Der Communallandtag hat, wie“, W. T. B.“ erfährt, gestern den Landrath des Kreises Gelnhausen, Kammerherrn Riedesel Freiherrn zu Eisenbach zum Landesdirector gewählt.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten genehmigte in ihrer gestrigen Sißung die zweite Rate von 2264 000 6 für die neue Hafenanlage in Ludwigshafen, darunter 140 000 /4 Mehr- osten für Grunderwerb: Der Abg. Naßtzinger tadelte die Regierung, daß siefrüher das Preject ungenügend vorbereitet habe. DerSocialdemokrat Ehrhardt beleuchtete die Preistreibercien bei dem Grunderwerb und wünshte mehr Negiearbeit. Der Minister des Junern Freiherr von Feiliß\ch rechtfertigte das Vorgehen der Regierung, insbesondere gegenüber der Stadt Ludwigshafen. Die Regierung habe nit anders gekonnt, wenn fie niht wollte, bat der Bau sih um zwei Jahre ver- zögere. Zum Regiebau sei der Staat nicht ausgerüstet. Ein beträchtliher Theil werde übrigens in Regie ausgeführt. Dem Abg. Dr. Clemm gebühre ein großes Ver- dienst an der Ueberwindung der Schwierigkeiten. Die Abgg. Dr. Clemm und Conrad-Speyer empfahlen die An- nahme der Forderung. Die vorgekommenen Preistreibereien verdienten allerdings Verurtheilung. Die Kammer nahm so- dann cinstimmig in zweiter Lesung den Antrag Wagner betreffs authentisher Interpretatkon der Bestimmungen über die Veffentlihkeit des Verhörs und des Urtheils\spruchs beim militärgerichtlihen Verfahren an.

Sachsen.

Der Fürst Otto von Schönburg- Waldenburg, erbliches Mitglied der Ersten Kammer des Königreichs Sachsen, ist in der Nacht zum 13. d. M. in Waldenburg gestorben.

Die Zweite Kammer seßte gestern die allgemeine Vor- berathung über das Einkommensteuergeseß fort. Die Vorlage wurde der Finanzdeputation überwiesen.

Baden.

Die Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sigßung einstimmig den Antrag angenommen, die zur Linderung der Futternoth gemachten Vorschüsse unverzinslich auf Jahresfrist zu belassen und bei früßer stattfindenden Zahlungen Nabatt zu gewähren.

Hefsen.

Der Landtag ist gestern von Seiner Königlichen Hoheit

dem Großherzog mit folgender Thronrede eröffnet worden : Meine Herren Stände!

Ich beiße Sie zum 29. Landtage freundlih#t willkommen.

Die s{hwere Lage, in welhe zu Beginn des Sommers die Land- wirthschaft gerathen war und welche Ende Juni dieses Jahres die Be- rufung der Stände zu dem kurzen 28. Landtage nothwendig machte, ist glücklicherweise und zu Meiner großen Befriedigung einer Besserung der Verhältnisse gewihen. Verdanken wir auch diese günstige Wen- dung vor allem und hauptfsächlih der bald nah jenem Zeitpunkt ein- getretenen äußerst günstigen Witterung, so hat do auch einen wesent- lichen Antheil an derselben die anerkennenswerthe Negsamkeit der länd- lichen Bevölkerung, welher Meine Regierung dur geeignete Verwendung der ihr von den Ständen bereitwilligst zur Verfügung gestellten Mittel, sowie durch reichliche Zuwendungen aus den Domanialwaldungen in wirlfamster Weise unter die Arme zu greifen vermochte. Die ver- hôlinißmäßig reihen Herbsterträge dürften ernfte Befürchtungen für den Winter und felbst für das kommende Frühjahr aus\chließen ; jedenfalls reichen die noch zur Verfügung gebliebenen Mittel aus, um etwaigen Schwierigkeiten zu begegnen.

Ihre nächste und hauptsächlichste Aufgabe wird-die Berathung und Feststellung des Hauptvoranschlags der Staats:Einnahmen und ‘Ausaaben für die kommende Finanzperiode sein.

Die Thatsache, daß, abweichend von dem bisher zur Negel ge- wordenen Verhältniß, die an das Reich zu leistenden Matrikular- beiträge {on in dem laufenden Budgetjahre den Betrag der Ueber- weisungen des Reichs an die Bundesstaaten namhaft überschreiten, und die Besorgniß, daß ohne die angestrebte Verständigung der verbündeten Regierungen mit dem Reichstage über neue oder er- böhte -Ginnahmequellen eine {were Veberlastung der Einzel- staaten eintreten müßte, haben die Aufstellung eines Vor- anschlags, welcher das Gleihgewiht zwishen Einnahme und Ausgabe wahrt, zu einer s{wierigen Aufgabe gemacht und die größte Vorsicht in Ausgaben nothwendig ersheinen lassen. Die Lösung jener Aufgabe würde troß der einstweiligen Zurückstellung mancher sehr gerechtfertigter Anforderungen nit möglih gewesen fein, wenn nit die aus früheren Budgetperioden vorhandenen Ueber- schüsse der Haupt-Staatskafse gestattet hätten, zur Deckung einer Anzahl von Ausgabeposten, welche streng genommen in das ordentliche und nit in das außerordentliche Budget gehören, einen Theil jener Ueber- \chüfse beranzuzießen.

Für Handel, Industrie und Gewerbe sind leiter die Verhältnisse immer noch nit viel günstiger geworden, wenn sich aub hier vnd da cin Anfang zur Besserung zeigt. Zu Meiner besonderen Genugthuung war es übrigens möglich, zur Förderung dieser Berufszweige nicht bloß ie seitheri sondern selbst etwas erhöhte Beträge in den Haupts-

[ nzustellen. Das Gleiche konnte au in Betreff der Land- r Meine Regierung fortdauernd ihre ganze enden wird.

eiten für die zu erbauenden Nebenbahnen sind derart g die Entwürfe für die Hälfte dieser Linien fertiggestellt (it aber mit Auênahme einer einzigen Linie die Inangriff- ¿aues noch nit mögli gewesen, weil die geseßlih vor- destellung seitens der Betheiligtcu niht zum Ab- ill. Ic hoffe indeffen, daß doch bei einem Theile ‘stellung in nälhster Zeit gesihert wird, sodaß Bauthätigkeit entwidckeln fann. In diefer Er- j 3 Millionen Mark zu Nebenbahn-

em Haupt- ¡lage vorgefehen. em ter auf tem 27. Landtag gemachte Bersuch r allge- Revifion Sesege über die innere Verwaltung zu feinem ê i Meine Regierung sih nunmehr die Auf- lnen Richtungen hin Verbesserungen in Anregung É zu dem (Ente baldthunlichst eine und die

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schon früher zur le Wrganijation

ie Versorgung

Ihre Thâätig- bten Land und

Volk zum Wohle gereichen und dazu beitragen wird, Frieden und Eintracht im Lande zu mehren, Zwietraht 1nd Unzufriedenheit zu mindern. Das gebe Gott!

Mecklenburg.

Jn der gestrigen Sihung des Landtags beharrten, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, die Stargarder Stände bei ihrem Beschluß, wonach für Streliß nur 8/9 Edict für 1894/95 bewilligt werden. Der Eisenbahn - Haupt - Etat für 1894/95 wurde im wesentlihen nah der Regierungsvorlage

genchmigt. Lippe.

Der Landtag hat das Einkommensteuergeseß mit 12 gegen 8 Stimmen angenommen. Nach dem neuen Geseß sind Einkommen unter 300 M steuerfrei. Die Steuer wird in monatlichen Beträgen erhoben, und der Landtag hat jähr- lih zu ‘bestimmen, wie viel Monatsraten erhoben werden sollen.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser ist aus Schloß Lichtenegg wieder in Wien eingetroffen.

Jn einem Communiqué des „Fremdenblatt“ wird mit- getheilt, daß bei dem neulihen Empfang des serbischen Sections - Chefs Milovanovic durch den Minister des Auswärtigen Grafen Käálnoky der erstere die Bereitwilligkeit der serbishen Regierung hervorgehoben habe, Bürgschaften dafür zu schaffen, daß die österreichisch - ungarische Geschästswelt bei der Bemessung der Obrtsteuer keine Nach- theile erleide. Graf Kálnoky habe entschieden erklärt, die Obrtangelegenheit sei niht*die einzige Frage, die zu gerectfertigten Klagen über die serbische Negierung und ihre Functionäre Anlaß gebe. Die Obrtsteuerfrage sei nur eine jener Fragen, die zu der seit längerer Zeit andauernden Verstimmung gegen Serbien geführt hätten und insgesammt zur Lösung ge- braht werden müßten. Das „Fremdenblatt“ erklärt, betreffs der Obrtsteuerfrage müsse erst der Gang der Verhandlungen lehren, in wie weit es dem serbischen Ünterhändler gelingen werde, genügende Bürgschaften für ein vertragsmäyziges Vor- gehen bei der Bemessung der Steuer zu bieten.

Nach Meldungen Wiener Blätter wird der Abschluß des Meistbegünstigungsvertrags zwischen ODesterreich- Ungarn und Numänien bestimmt noh vor Ende dieses Jahres erwartet. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge werde der Vertrag lediglih die Meistbegünstigung gewähren und keine speciellen Tarifconcessionen enhalten. Der Vertrag werde auf unbestimmte Zeit unter dem Vorbchalt beiderseitiger Kün- digung abgeschlossen werden.

Zm Verlauf der Berathungen des österreichischen Abgeordnetenhauses über die A usnahmeverfügungen trat gestern, nah dem Bericht des „W. T. B.“, der Minister des Junern Marquis de Bacquehenm der Behauptung entgegen, daß die frühere Regierung für die Zustände in Böhmen ver- antwortlich sei. Ebensowenig könne den Behörden, insbesondere dem Statthalter von Böhmen die Schuld an den Excessen zuge- {hoben werden. Sodann widerlegte der Minister die Ausführungen der czechischen Redner, die Böhmen mit Zrland verglichen, und erklärte: „Noch habe ih meine frishen Erinnerungen aus dem Handels-Ministerium. Jh kenne die wirthschaftlihen Ver- hältnisse dieses herrlichen arbeitstüchtigen Landes. Die statt- gehabten häßlichen Ausschreitungen bilden wohl cinen dunkeln Fleck auf dem EÉhrenschilde Böhmens. Die Jung- czehen elbsi sollten die Fortseßung solher Aus\chrei- tungen verhindern.“ Hierauf legte der Minister Verwahrung ein gegen den verleßzenden Ton, in welchem von dem gesammt- staatlichen Bewußtsein in Böhmen gesprochen werde. Die Regierung sci dem böhmischen Volke schuldig zu erklären, daß die dynastishe Treue desselben keine bedingte sei, daß sie Proben bestanden und Stürme überdauert habe, ohné ZzU wanken. Diese Treue des böhmischen Volkes gegen Kaiser und Reih werde andauern und an ihr würden die ver- hüllten gestrigen Drohungen Gregr's spurlos abprallen. (Stürmischer Beifall, anhaltende Bewegung.) Der Abg. Graf Deym erklärte namens der böhmischen Großgrundbesißer, sie würden die Vorlagen zur Kenntniß nehmen, da die Regierung in erster Reihe berufen sei, zu beurtheilen, welche Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Nuhe und Ordnung nöthig seien. Er hoffe, die Wirkung der Ausnahmevorlägen werde eine baldige Be- seitigung derselben ermöglichen. Der Kroate S pincic sprach sich gegen die Vorlage aus, da er principiell gegen alle Ausnahmebestimmungen sei. Der Prinz Schwarzenberg führte aus, es gebe keinen Unterschied zwischen österreichischem und böhmischem Patriotismus und verurtheilte sehr scharf das Auftreten Gregr's. Es sei Pflicht der Regierung, nichi ab- zuwarten, bis die Agitationen noch bedenklicher geworden, sondern rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Er hoffe von den Aus- nahmeverfügungen eine Besserung der Verhältnisse in Böhmen. Der Abg. Zacek sprach namens der mährishen Czechen gegen die Ausnahmebestimmungen, weil fie geschwidrig seien. Graf Franz Coronini erklärte sih für, Kaizl gegen die Vorlagen. Der Deutsch-Nationale Bars uther er- tlârte, er sei mitNüdcksiht auf die Reden Gregr’s einerseits und des Ministers des Janern andererseits von seiner beabsichtigten Stellungnahme gegen die Ausnahmeverfügungen zurüctge- tfommen. Die Debatte wird heute fortgeseßt werden.

Das ungarische Unterhaus seßte gestern die Ver- handlung über das Finanzgeseh fort. Dabei betonte der Serbe Drakulics den Patriotismus der Serben in Ungarn. Die ungarischen Serben gravitirten niht nah auswärts und hegten feine separatistishen Bestrebungen. Wenn hie und da Unzufriedenheit wahrnehmbar sei, so liege der Grund dazu in localen Umständen. Die Serben brauchten fein Nationalitätengesez, sie forderten zwar die ungarische Sprache als Staats\sprache, doch solle niemand in der Pflege seiner Muttersprache behindert werden. Der Minister-Präsident Dr. Wefker le erklärte darauf, er glaube gern, daß die Serben keine separatistishen Tendenzen verfolgten: sie thäten das aber niht nur aus Vaterlandsliebe, sondern auch aus wohl- verstandenem cigenem Interesse. Schließlih wurde das Finanz- gesch mit großer Mehrheit angenommen.

Großbritannien und Frlanud.

Die Prinzessin von Wales ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge an der Jnfluenza erkrankt.

Das Unterhaus nahm gestern die zweite Lesung der indishen Anleihebill an. m Laufe der Debatte erklärte der Kanzler der Schaßkammer Sir W. Harcourt: es handle fih nicht um ein Mittel, die Vermehrung der Ausgaben

Indiens zu verhindern, sondern darum, dem zeitweiligen Uebel zu begegneñ, da der Bimetallismus von der Regierung nicht angenommen worden sei. Die Vorlage sei der beste Ausweg, eine temporäre Schwierigkeit zu bekämpfen, die dur ein ernstes, Experiment geschaffen worden sei.

Frankreich.

Die Commission der Deputirtenkammer zur Vor- berathung der Vorlagen über die Vereinigungen von Anarchisten und die Herstellung sowie den Ve- sib von Explosivstoffen hat diese gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit einigen unerheblichen Modificationen angenommen. Die beiden Berichterstatter werden den Be- richt heute der Kammer vorlegen; ebenso wird heute der Bc- riht der Commission vorgelegt werden, die mit der Vorberathung des Antrags, einen Credit zur Vermehrung der Polizei- beamten zu eröffnen, beauftragt war.

Der socialistishe Schriftsteller Deville, aus dessen Artikeln der Minister der öffentlihen Arbeiten Jonnart vorgestern Auszüge mitgetheilt hatte, hat dem Minister feine Zeugen geshickt und Berichtigung oder Genugthuung ver- langt. Der Minister hat erwidert, das officielle Sißunggs- protokoll lasse seine Worte niht mißverstehen ; infolge dessen konne er dem Verlangen, seine Zeugen namhaft zu machen, nicht nachtommen.

Bei einer gestern Vormittag bei dem Jngenieur Paul Neclus, dem Neffen des Geographen Elysée Reclus, vor- genommenen Haussuchung wurde cine umfangreiche Cor- respondenz beschlagnahmt, die den Beweis liefern soll, daß Paul Reclus ein thätiger Anarchist sei und mit den Anarchisten aller Länder ununterbrochene Verbindungen unterhalte.

Dem „Matin“ zufolge hat die Polizei Anweisung erhalten, die in Paris lebenden ausländischen Anarchisten heute Vormittag oder spätestens morgen zu verhaften. Gegen etwaige Erxplosionen sind in allen Ministerien besondere Vor: lehrungen getroffen worden.

cFtalien,

Ueber die Beseßung der Minister-Posten des Aus: wärtigen und des Krieges ist laut Meldung des „W. T. B.“ noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Wakhr- scheinlih werde die Lösung der Krise heute erfolgen.

Die Kriegsschiffe „Stromboli“, „Fieramosca“ und „Zride“ sind in Palermo eingetroffen. Jn Giardinello, wo die gerichtliche Untersuchung begonnen hat, ist die Nuhe wiederhergestellt. Auch in Partinico kehrt die Ruhe zurü: die Erhebung der Verzehrungssteuer ist daselbst wieder auf genommen worden.

Shanien.

Zn Madrid eingetroffenen Nachrichten aus Melilla zufolge hat, wie „W. T. B.“ meldet, Muley ALaaf; der Bruder des Sultans, dem Marschall Martinez Campos die Zusicherung ertheit, daß die Feindseligkeiten nicht wieder beginnen würden; er werde so lange in Melilla bleiben, bis der Zwist beigelegt sei, und erwarte die Ankunft des Sultans um aisdann die Rebellen zu züchtigen. Auf Befehl Araaf's zerstörten die Kabylen die von ihnen auf spanishem Gebict angelegten Verschanzungen.

Griechenland.

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte, wie „W. D. Y.2 berichtet, dex Minister-Präsident Trikup is, daß die mit einer Gruppe von Kapitalisten angeknüpften Ver handlungen zu einem Abschluß noch nicht gelangt seien. Da der Fälligkeitstermin für den Coupon vom 15. Dezember vor der Thür stche, fei die Negierung gezwungen, eine Vorlag einzubringen, welche ihr erlaube, mit den Inhabern der An leihen von 1881, 1884, 1887, 1889 und 1890 zum Zweck einer endgültigen Regelung in Verhandlung zu treten. D!e Vorlage ge- statte ferner der Negierung, die bereits verfallenen Couvons vorläufig in folgender Weise zu bezahlen: 30 Proc. in Gold werden auf die Coupons der genannten Anleihen bezahlt werden; 50 Proc. Papier auf die am 15. Dezember und 1. Januar fälligen Coupons; die bereits am 15. Un L Juli und 1. Oktober verfallenen Coupons endlich, die nit in Gold bezahlt worden sind, sollen mit 50 Proc. in Papier discontirt werden. Die Rede des Minister-Präsidenten wurde günstig aufgenommen.

Rumänien.

Bei der gestern im Sénat fortgesezten Adreßdeba tte vertheidigte, ciner Meldung des „W. T. B.“ zufolge, der Kriegs - Minister J. Lahovary seine Verwaltung und wies nach, daß die Controle, welhe heute existire, früher gefehlt habe. Der Senator Aurelian (liberal) kritisirte die wirth- schaftliche Politik der Negierung und den Handelsvertrag mit Deutschland. Der Minister des Auswärtigen Lahovary und der Minister für Ackerbau, Jndustrie und Handel Carp cr- widerten. Leßterer wies darauf hin, daß die von dexr Nc- gierung befolgte wirthschaftlihe Volitik die einzig mögliche sci, weil fie die Unabhängigkeit des Zollwesens sichere.

Serbien. Der ehemalige Minister-Präsident Dokic ist in der Nach! zu gestern infolge von Entkräftung in Abbazia gestorben. Die Leiche wird nah Belgrad übergeführt werden.

Amerika.

Nach einer telegraphishen Meldung aus Washington hat das Repräsentantenhaus eine Bill, wonach das Territorium Utah zum Staat erklärt werden soll, mit dem Amendement angenommen, daß die Vielweiberei zu ver- bieten sei.

Dem „New-York Herald“ wird aus Montevideo gemeldei, daß das Manifest des Admirals Saldanha die Lage in Nio de Janeiro vershlimm ert „habe. Der Handel liege darnieder, viele Geschäftshäuser und Banken seien geschlossen. Nach Meldungen aus Buenos Aires, die gestern in London eingetroffen sind, blo ckire das Kriegsschiff „Aquidaban“ Nio de Janeiro. Der Seeverkehr sei gehemmt.

Afrika.

Dem „NReuter'schen Bureau“ wird über Kapstadt aus Bulumwayo gemeldet, daß cine Abtheilung unter Hauptmann Wilson, die von dem Major Forbes vorgeschickt war, den Shangani=Fluß überschritten und mit Lobengula Lund genommen habe. Lobengula habe versucht einen Hinterhalt zu legen, und die Abtheilung sei genöthigt worden, d fämpfend zurüc{zuziechen. Jn der Zwischenzeit sei der Shangani-Fluß digüidevp alis und es sei für den Major Forbes s{chwierig, der Abtheilung Verstärkung zu senden.

Australien.

Nah Meldungen aus Honolulu wünsche der Präsident Cleveland ein english-amerikanishes Protectorat über die Sandwich-Jnseln zu errichten, sobald die Königin wiedereingeseßt sein werde.

Parlamentarische Nachrichten. Deutscher Reichstag.

Der Bericht über die gestrige Sizung befindet sich in der Ersten Beilage.

20. Sigung vom Mittwoch, 14. Dezember, 1 Uhr.

Der Sißung wohnen bei der Reichskanzler Graf von Caprivi sowie die Staatssccretäre Dr. von Boetticher und rer von Marschall.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Gewähru ng von Unter- stüßungen an Jnvaliden aus den KLitegen vor 1870 und an deren Hinterbliebene. Dazu lag ein Antrag des Abg. von Schöning vor, wonah die Militärpersonen, welche infolge Verwundung an den ferneren Unternehmungen des Feldzugs theilzunehmen gehindert waren, berüdcsichtigt werden follen bei der Berechnung der Dienstjahre. Der Antragsteller zieht den Antrag für jeßt zurück und behält sih vor, ihn später wieder einzubringen.

Abg. Beckh (fr. Vp.) macht darauf aufmertfsam, daß die Be- amten des Heeres und der Marine, welche in diesem Gesetze den übrigen Personen des Soldatenstandes gleichgestellt sind, in dem Militär-Pensionsgeseß von 1886 vollständig übergangen seien, und fragt die Reichsregierung, ob sie diese Lücke au8zufüllen gesonnen sei.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, General- Lieutenant von Spiß erwidert, daß die gewünschte Gleichstellung der Militärbeamten mit den Offizieren nur auf dem Wege einer Aenderung des Reichsbeamtengeseßes- erfolgen könne.

Das Gese wird hierauf unverändert nach den Beschlüssen ¡weiter Lesung angenommen.

Es folgt die zweite Berathung des spanischen Handelsvertrages, von welchem zunächst die Art. 1 und 8 zur Berathung gestellt werden. Ersterer enthält die Bestim- mung der Gleichberehtigung der Angehörigen beider vertrag- shlicßenden Theile, leßterer enthält als Anlage den Tarif.

Abg. Dr. Bürklin (nl.) weist darauf hin, daß in diesem Ver- trage der Weinzoll das Hauptcompensationsobject bilde. Die Yegie- rungen haben über die Wirkungen des italientishen Handelsvertrages günstig berichtet ; aber diese Berichte beruhen wohl auf dem Urtheil der Handelskammern, die nur das Interesse des Weinhandels berüdsichtigen, was begreiflich ist, woraus ihnen auch niemand einen Borwurf machen tann. Aber die Weinbauern sind anderer Meinung; sie fühlen den Preisdrud des ausläntischen Products fehr stark. Wenn 2000 Waggons Trauben nah Württemberg, Baden und der Pfalz allein kommen, so muß das cine: Einwirkung haben. Die portugieser Traube wird am meisten angebaut; aber man geht von den besseren Sorten zurück zu \{lechteren, welche das Vermischen mit italienischen Trauben cher vertragen können. Man macht frei- lich die Geseßze niht bloß für den Rothwein; die weißen Weine werden mit italienischen NRothweinen verschnitten, und das soll sih sehr gut bewährt haben. Aber was da entsteht, ist nicht ein Nothwein. Die Kunstweinfabrikgtion hat sich dieser Sache be- mächtigt und diese Concurrenz ist eine sehr bedenkliche geworden. Redner ist troßdem für den Vertrag, weil der spanische Verschnittwein besser sei als der italienishe; man braucht vom s\panischen Wein weniger zum Verschnitt und seßt deshalb mehr deutschen zu als bei dem italienishen Wein.

(Schluß des Blattes.)

In der Reichstags-Commission zur Berathung der Novelle zum Viehseuchengeseß wurden heute die Art. 3, 4 und 5 der vorlage, welche die §§ 22, 27, 28 und 29 des Geseßes (Sperre, Desinfection u. #. w.) abändern, mit untwefentlihen Abänderungen angenommen.

Statistik und Volkswirthschaft.

ZUr Arbeiterbewegung.

_ Aus Brandenburg a. H. theilt der „Vorwärts“ mit, daß der Ausstand der Steindrucer und Lithographen in der dortigen Kauffmann schen Anstalt (vgl. Nr. 180 1 Nad: D.OL)- beendet i, Nah cinem 17 wöchigen Kampfe, schreibt das Blatt, mußten die Arbeiter die Waffen "ltrecken, weil die Mittel nicht mehr in dem gewünschten Maße eingingen und weil sich einige Strikebrecher gefunden hatten.

In Lübben befinden si, wie der „Vorwärts" mittheilt, die rechsler und Tischler im Lohnkampf. Ferner ftchen die

teinarbeiter von Dresden, Pirna und Umgebung in einer Lohnbewegung. Ste fordern Verlängerung des am 1. Mai 1894 ab- laufenden Lohntarifs unter Erhöhung sämmtlicher Säße um 1009/6. 41s Minimallohn sind 60 4 pro Stunde angenommen. Gleichzeitig jollen die Meister ihre Zustimmung zur Einsetzung ciner Schieds- commission ertheilen.

Aus Wien wird demselben Blatt gemeldet: Der Ausstand in

den Gerbereien ist nah 21 wöchentliher Dauer zu Gunsten der Arbeiter beendet worden. Es wurde eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde, die Sonntagsruhe und 5 bis 10% Lohn- erhöhung erreiht. In der Kla vierfabrik von Brüder Stingl in Favoriten befinden sih sämmtliche Klaviermacher, 50 an der Zahl, im Ausstande. Als Forderungen der Arbeiter werden 20 prozentige Lohn- erhöhung und neunstündige Arbeitszeit genannt. î Aus London meldet ein Wolff’sches Telegramm : Die Vertreter der Grubenarbeiter und die Bergwerksbesfißer traten gestern nach dem Uebereinkommen, welches auf der Schiedsconferenz unter dem Vorsiß Lord Nosebery?s getroffen war, zusammen. Da sie si über die Wahl eines Vorsißenden nit einigen konnten, wurde be- [hlossen, daß der Präsident des Unterhauses gebeten werden solle, einen Vorsitzenden zu bezeihnen.

Kunst und Wissenschaft.

In der Richard Mühl mann'schen Verlagsbuhhandlung (Mar Groffe) in Halle a. S. ist f\oeben das wohlgetcoffene Porträt des General-Superintendenten D. Ernst Dryander, nach einer Photo- graphie in Kupferäßung von L. Angerer in Berlin ausgeführt, er- [hienen. Der Preis stellt sich auf 8 4%.

Im Laufe der vorigen Woche wurde, wie das „Els. Journal“ meldet, zu CEgisheim im Ober-Elsaß cin Fund aus prä- hiftorif ch er Zett gehoben. Auf einem Gelände, welches sich durch ¡rühere Fundstücke als vorgeshihtliche Beerdigungsstätte erwies, gelang es, ein bis Jeßt vollkommen unversehrt gebliebenes Grab freizulegen. 7,98 ziemlich gut erhaltene Skelett einer, Frau von 1,50—1,55 m range kam zum Vorschein, An beiden Armen war dasselbe Mit einem breiten, braunen Armbande von Holz oder t geshmüdt; im Becken lag ein bronzenes Schloß von einem | malen Ledergürtel, bestehend aus einer Agraffe, die in einen ein- en Ning eingriff ; außkrdem fanden sich noch viele kleine, theil-

fil dur zu starke Oxydation unkenntlich gemachte glatte und erhabene Bronzestückhen von dünnem Blech, die unstreitig als

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An der“ linken Seite

Peiralh dem Gürtel ausgeheftet waren. l Das erste hat etwa 12 cem

anden vier sehr charafkteri tishe Gefäße.

Lihtweite und 6 cm Höhe, ift nach unten rund gewölbt ohne Fuß. Der Rand is mit Graphit \chwarz gefärbt, der übrige Theil außen roth bemalt. Dann folgte eine größere, ziemli flahe Urne von 31 ecm oberem Durchmesser und 15 ecm Höhe, durchgehends mit Gravyhit geren Alsdann kam eine kleine niedere Schale von der Form eines lumentopfuntersaßes, ebenfalls ganz shwarz. Das leßte Gefäß ist das merkfwürdigste : ähnlih beschaffen wie das erste und ebenso bemalt, nur etwas ÎUeiner, zierliher gearbeitet und außerdem durch eingerißte Striche, welhe voin Nande zum tiefsten Punkte des Gefäßes führen, mit regelmäßigen ODreiecken und Nhomben geziert. Von dem früheren Inhalt war keine Spur mehr zu entdecken, hingegen fand sih auf dem Grunde der aróoßeren Urne noch eine kleine schwarze Schale. Sämmtliche Gefäße sind aus einer feinen Thonerde gebildet und haben merkwürdig dünne Wan- dungen. Auffallend war die Lage des vorgefundenen Skeletts. Das- selbe war mit dem Antliß nah Westen gerihtet, während alle früher entdeckten nach Norden zugekehrt lagen mit Ausnahme des einen ag C pon 9 bis 10 Jahren, der nach Osten gewendet var. Vie Funde liefern einen neuen Bereits dafür, Sgishein einst ein keltishes Dorf war. P O

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absfperrungs- Maßregeln.

A ; Cholera.

Vesterreih-Ungarn. In Galizien wurden in der Zeit vom 28. November bis 5. Dezember Morgens dem „Oesterr. San.- Wesen* zufolge in 6 zu 5 politishen Bezirken gehörenden Gemeinden 18 Erkrankungen (mit 8 Todesfällen) festgestellt; davon entfielen auf die Weile Brody 6 () Liko 2 (Sor L) Sanok 5 (2, Stanislau 4 (2). Von den früher Erkrankten abet 3. S U ngarn wurden vom 25. November bis 1. Dezember 23 Erkrankungen und 11 Sterbefälle angezeigt, darunter 5 bezw. 6 für B udapest. In Bosnien zählte man vom 8. bis 15. November 61 Erkrankungen (27 Todesfälle), davon im Kreise Dolnja-Tuzla 35 (18), in Derwent 4 (1), im Kreise Travnik. an der Bahnbaustrecke 22 (8). Von den leßterwähnten 22 Fällen betrafen 20 Eisenbahnarkbeiter. |

S panien. Vom 14. Oktober bis 29. November sind, wie in den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gefundheitsamts* mitgetheilt wird, auf der Insel Teneriffa 827 Cholera-Grkrankungen mit 192 Todesfällen amtlih festgestellt worden, davon 706 bezw. 167 in Santa Cruz. ;

Türkei. In der Zeit vom 19. bis 25. November wurden nah demselben Blatt in und um Konstantinopel 264 Cholera- Erkrankungen (140 Todesfälle) gemeldet und zwar für die Kaserne Selimié und das Hospital Haiderpascha 2 (8), Skutari 9 (5), Haidervascha 2 (1), Kadikdi 1 (—), Kuzgundschuk 3 (2), Stambul 134 (70), Fana Balat 15 (5), Pera 13 (5), Tophane 4 (1), Galata 15 (6), Kassimpascha 12 (4), Admiralität 23 (3), Hasföi 13 (11), Ejub 9 (4), sonst noh 13 (10). In Eski-Chehir und Umgebung zählte man vom 20, bis 26. November 5 Erkrankungen (und 4 Todesfälle), in Kjutahia am 23. November 9 (4), in Trapezunt vom 18. bis 26. November 117 (68), im Bezirk von Gümüschhane zu Kozel am 23. November 2 (1), in Dentzli an demselben Tage 1. Von den Passagieren des Dampfers „Alphée“, welcher aus Trapezunt am 17. November in Sinope eintraf, erkrankten 3 und starb 1 an Cholera. Im Vilajet Bagdad wurden [Ur Kerbela bom 18. bis 25. November 58 Todesfälle angezeigt, Kiabul bei Kerbela vom 6. bis 14. November 97 Erkrankungen mit 52 Todes- fällen, für einige andere Orte in der Zeit vom 8. bis 2%. November 30 Todesfälle.

Tripolis (Afrika). Jn der Zeit vom 21. bis zum 25. No- vember wurden in Tripolis 22 Cholera:Grkrankungen mit 6 Todes- fällen unter dem Militär festgestellt. Die Civilbevölkerung blieb bis dahin angebli frei.

Influenza.

Für die Woche vom 26. November bis 2. Dezember wurden nah den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*“ für Berlin 46 Todesfälle an Influenza gemeldet, Charlottenburg 3 (außerdem nachträglih 4 für die Borwoche), Danzig 7, Stettin 4, Altona 7, Hamburg 34, Lübeck 3, Bremen 9, Hannover 20, Köln 3, Barmen 3, Magdeburg 5, Braunschweig 8, Darmstadt 11, Mainz 6, Frankfurt a. M. 14 (außerdem 9 für die beiden Borwochen), München 10, außerdem an Erkrankungen aus Frankfurt a.O. 248 Fälle, den Regierungs- bezirken Marienwerder 25, Posen 89, Düsseldorf 163 (mit 3 Todesfällen), Sigmaringen 24 (m Monat Oktober), der Stadt Nürnberg 53, Hamburg 818. In die Krankenhäuser zu Berlin wurden 41 Kranke aufgenommen, davon starben 6. Aus dem Auslande wurden für New-York vom 12. bis 18. November 3 Sterbefälle angezeigt, Buda- pest vom 19. bis 25. November 2, Moskau 8, Prag vom 26. No- vember bis 2. Dezember 6, London 74, Kopenhagen 2 (außerdem 271 Erkrankungen). In Wien wurden 93, in Stockholm 50 Krank- heitsfälle festgeitellt.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vgm 26. November bis 2. Dezember ein der Vorwoche ähnlicher, doch zeigte die Sterblichkeit wieder eine Abnahme: von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 21,1 gegen 22,8 der Vorwoche. Noch immer kamen acute Entzündungen der Athmungsorgane in großer Zahl zur Anzeige und endeten in großer Zahl tödtlich. Auch Erkrankungen an Grippe zeigten sih in großer Menge und führten in 46 Fällen zum Tode. Dagegen blieben acute Darm- kranktheiten in geringer Zahl und verliefen au meist gutartig. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb die gleihe, mäßig hohe. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr Mate, 92 Säuglinge. Erkrankungen an Cholera sind nit vor- gekommen. Von den anderen Infectionskrankheiten blieben typhöse Fieber selten; Erkrankungen an Masern, Scharlach und Diphtherie wurden etwas weniger zur Anzeige gebraht, und zwar zeigten sich Masern in der Tempelhofer Vorstadt, dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten, während Er- krankungen an Scharlach aus der Rosenthaler Vorstadt, an Diphtherie aus der Tempelhofer und Rosenthaler Verstadt am zablreihsten zur Meldung kamen. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 7 bekannt. Nosfenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut haben abge- nommen; auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 13 Fällen tödtlih endeten, wurden etwas seltener beobahtet. Nheumatishe Bes{bwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.

Handel und Gewerbe.

Zwang3-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amts8geriht 1 Berlin standen am 13. Dezember die nachbezeichneten Grundstütcke zur Versteigerung: Alexandri nenstr. 58, dem Brauereibesizer Nu dolf Sternecker gehörig; Nugzungswerth 9610 4; für das Meistgebot von 170 001 4 wurde die offene Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Neu: burger in Fürth (Bayern) Ersteberin. Reinickendorfer- straße 40, dem Rentier Anton Dyb owsky zu Stegliß gebörig: Fläche 7,46 a; Nußungswerth 11 300 4; für das Meitftgebot von 115 000 # wurde die offene Handelsgesellschaft in Firmina J. L, Stolzenbura, Königlicher Hoflieferant, Müllerstr. 15/16. Er- steherin. Aufgehoben wurde das Verfabren der Zivangd: versteigerung wegen des Grundstücks H öcbstestr. 19, dem Heinri Huß gehörig.

Die Einnahmen der Wars{hau-Wiener Eisenbabn betrugen im Monat November 1893 58 800 Rbl. mebr als îim ent» sprechenden Zeitraum des Vorjahres. Die fserbischen Special + Anlebenskaîsen verein- nahmtenu, wie ,W. T. B.* meldet, im Monat November 1433 110.62 Fr.

Die Guthaben der Kassen betrugen insgesammt 5 601 100 Fr., und

¿war befinden sih hiervon in Berlin 3903154 r, i Paris 1259537 Fr., in Belgrad 438 418 Fr. Y S

Magdeburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., „von 92% —,—, neue 13,75, Kornzuder erc. 88 9/0 Rendement —,—, neue 13,00, Nalhproducte excl., 750/6 Rende- ment 10,60. Ruhig. Brotraffinade I. —, Brotraffinade T1. —,—, Gem. Raffinade mit Faß —,—. Gem. Melis 1. mit Faß 24,75. Nuhig. Nohzucker. L Brabuet Transito f. a. B. Hamburg pr. De- zember 12,25 Gd., 12,30 Br., pr. Januar 12,427 Gd., 12,474 Br., L nas 12,90 Gd., 12,55 Br., per März 12,60 bez., 12,65 Br. AuDtg.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Oberhausen hat die erste englishe Post über Vlissingen vom 13. d. M. in Ober- hausen den Anschluß an Zug 5 Köln— Hannover nicht erreicht. Grund : Zugverspätung auf der Strecke Vlissingen—Bostel.

Laut Telegramm aus Herbesthal isst die zweite englische Post über Ostende vom 13. d. M. ausgeblieben. Grund: Sturm an der englishen Küste.

Bremen: 13. Dezember. (W. T. B), Norddont\cher Lloyd. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 12. Dezember Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Frankfurt* hat am 1E Dezember Nachmittags St. Vincent patiiet. Der ostdampfer „Köln“ hat am 11. Dezember Nach- mittags St. Vincent passirt. Der Reichs-Postdampfer „Gera“ hat am 11. Dezember die Reise von Suez nah Port Said fort- geseßt. Der Postdampfer „Roland“ ist am 11. Dezember Nach- mittags in Antwerpen angekommen.

13. Dezember. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Spre e“ hat am 13. Dezember Vormittags von Southampton die Reise nah Bremen fortgefeßt; er überbringt 392 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „A ller“ hat am 13. Dezember Vor- mittags Dover passirt. Der Schnelldampfer „Lahn“ ift am 12. De- zember Vormittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der Reichs-Postdampfer „Bayern“ hat am 13. Dezember Morgens die Reise von Genua nah Southampton fortgeseßt. Der Post- dampfer „Hannover“" hat am 12. Dezember Nachts die Neise von Lissa bon nach Antwerpen _fortgeseßt. Der Postdampfer „Straß- burg“ ist am 13. Dezember Bormittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Ohio“ hat am 13. Dezember Vormittags St. Vincent passirt.

_ London, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Castle - Dampfer 4 arth Castle“ ist am Montag auf der Heimreise von Capstadt abgegangen.

Theater und Musik.

Z Königlihes Schauspielhaus.

Sn dem ausgelassensten aller Sh akesveare'’schen Lustspiele „Was Ihr wollt? traf gestern Abend Herr Adolf Müller vom Thalia-Theatemin Hamburg in der Rolle des Malvolio zum ersten Mal als Gaît auf. Seine Darbietung war zroeifellos eine ahtungswerthe Leistung und wurde au als solche von den zahlreihen Zuschauern anerkannt, die dem Gast nah dem zweiten Act und am Sgluß der Vorstellung lebhaften Beifall \pendeten. Her Müller zeigte große Bühnenroutine und lieferte den Beweis, daß er mit Fleiß und Verständniß die Rolle sorgfältig studirt hat. Besonders gut gelang ihm der Monolog im zweiten Act, den er mit gescickter Behandlung der Sprache maßvoll in feinen Gesten und im Mienenspiel vortrug. Auch der weiteren Durchführung feiner Aufgabe entledigte er sih durchaus tadellos. Es tann dem Künstler eine gewisse natürlihe Begabung für das Fah der Charakterharge nicht abgesprochen werden, jedoch muß ein absließendes Urtheil über feine allgemeine Befähigung bis zur Darstellung anderer Rollen vorbehalten bleiben. Im übrigen nabm die Vorstellung einen \o erbeiternden Verlauf, wie stets. In erster Linie maten fich um den Erfolg der Aufführung on Hochen- burger durch die sympathische Darstellung der Viola, als Dlivia, Frau Conrad als Maria, Herr Ludwig ;

Purschian als Narr, Herr Arndt als Junker Tobias und Herr als Junker Christoph von Bleichenwang verdient. Concerte.

Ueber das Concert, das Frau Anna Jensen-Mehlhausen an Dienstag im Saal der Sing-Akademie gab, ist nit viel Erfreuliches zu berihten. Die Sängerin besißt einen fräftigen, ziemlich umfangreichen Mezzosopran; jedoch ift die Klangfarbe in allen Lagen verschieden, der Tonansaß in der Höhe niht siher genug und der Vortrag ohne Wärme der Empfindung, sodaß cine reifere Ausbiltun ihrer Gesangsfunst noch fehr zu wünschen ist. Beethoven“ „éFreudvoll und leidvoll“, S{umann’s „Mondnacht*“ und Nubinstetz „Neue Liebe“ gelangen der Sängerin am besten. Der Klaviervirtuos Herr Scho u8boe, der für einen erkrankten Collegen Herrn M ar eingetreten war, spielte außer vier etwas inhaltsleeren Piécen Grieg noch einige Stücke von Scarlatti, Chopin und anderen, in deren Vortrag er sich wiederum als ein trefflich durhgebildeter Musiker bewährte. E

Herr Theodor Krelle (Violine) gab a Bechstein ein Concert unter Mitwirkung Clara Schacht, des Professors Ecnft Ie der Königlichen Kammermusiker Emil Ö Rüdel (Horn). Außer dem oft und gern gebs von Node, das der Concertgeber mit d musterhaft geschulten technishen Fertigkeit weise spielte, brate er noch im Ver zwei selten gehörte, sehr interessante W sür Violine, Flöte und Klavier t Trio für Klavier, Violine ur Concert- und Oratoriensängerin Fri fehr klangvoller und gut gesulter hoven, Scarlatti, Pergolcse, Brahms:

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Im Königlihen Opernhause meister Dr. Mus Leitung der V. Svymv Kapelle ftatt. Auf dem Programm steben nur Beethoven's, nämlich die Ouverturen zu „Egmont“ und fowie die Svymphonien Nr. 4, B-dur, und Nr. 5 C Im Königlihen Schausvielbaufï Withert's Lustsviel „Ein S{ritt e Im Friedrih-Wilbelmstädtisden onnabend in Richard Genée's komisher Over hon mitgetheilt, zum 393. M 7 cene gebt, Herr Welibof zum erf

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Das Programm des üUrkt-Robn, Bechstein J ompPponUten Hans Smidt od. und dem Erbprinzen Auntalt: dit Mitwirkung übernimmt er Hefceltiit Derr Detuteäld Seiusteid.

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