1893 / 300 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Dec 1893 18:00:01 GMT) scan diff

onderes Lob verdiente. Die Pianistin, aus der Schule Liszt's hervor- egangen, verbindet {chönen modulationsreichen Anschlag mit muster- ait geshulter Tehnik und verständnißvollem Ausdruck: Vorzüge, die besonders dem Vortrag der F-moll-Phantasie von Chopin zu statten kamen. Beiden Künstlerinnen wurde reicher Beifall gespendet.

Im Deutschen Theater wird morgen das Lustspiel „Die Journalisten“ gegeben. Am Montag geht „Faust“ und am Freitag „Faust's Tod“ in Scene. Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend kommt „Der Talisman“ zur Aufführung. Für Mittwoch ist „College Crampton“ angeseßt.

Das Berliner Theater bringt morgen Nachmittag das Schauspiel „Graf Waldemar* zur Aufführung mit Ludwig Barnay in der Titelrolle und Marie Pospischil, Elise Sauer und Ferdinand Suéske in den übrigen Hauptrollen. Wichert's Schauspiel „Aus eigenem Recht“ kommt morgen Abend, am Montag und Donnerêtag zur Aufführung. Am Dienstag wird Baron Noberts* Schau- spiel „Chic“ gegeben; in der Titelrolle nimmt Agnes Sorma, von ‘ihrem Urlaube heimgekehrt, ihre fkünstlerische Wirksamkeit wieder auf. Für Mittwoch is, vielfachen an die Direc- tion gerihteten Wünschen zufolge, „Kean“ angeseßt mit Ludwig Barnay in der Titelrolle. Am Freitag (17. Abonnements-Borstellung) fommt erstmalig in dieser Spielzeit Shakespeare's Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“ zur Darstellung; Ludwig Barnay und Margarethe Tondeur werden diesmal die Vertreter des Paares Benedict und Beatrice sein. Am Sonnabend findet eine Wiederholung von „Kean“ statt.

Im Lessing-Theater wird der dreiactige S{wank „Der un- gläubige Thomas“ von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby, der in Verbindung mit dem cinactigen Lustspiel „Ein Millionär a. D.“ morgen zur ersten Aufführung gelangt, am Mittwoch und am nächsten Sonnabend wiederholt. An den übrigen Tagen finden Gast- vorstellungen von Eleonora Duse ftatt, und zwar giebt die Künstlerin am Montag als ahten Abend „Casa paterna“, am Dienétag als neunten Abend „Die Cameliendame“, am Donnerstag als zehnten und vorleßten Abend „Cyprienne“ in Verbindung mit dem einactigen Dramolet „Diener und Herr“ von Christiane Gräfin Thun-Waldstein. Am Freitag verabschiedet sih die Künstlerin als Magda in „Casa paterna“,

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater wird morgen „Nanon“ wiederholt. Am Montag, Dienstag und Mittwoch kommt «Der Vogelhändler“ zur Aufführung. Am Donnerstag, 21. d. M,, wird zum ersten Mal mit vollständig neuer Ausstattung „Der Lieutenant zur See“, Operette in drei Acten, Musik von Louis Noth, gegeben.

Im Nesidenz-Theater wird das morgen, Sonntag Nach- mittag, zur Aufführung kommende Lustspiel „Marquise“ von Victorien Sardou folgendermaßen beseßt sein: Lydia: Rosa Bertens, Cam- panello: Richard Alexander, Natalie: Sophie Pagay, Fleuriot: Joseph Jarno, Piquenot: Rudolf Nittner, Maire: Eugen Pansa, Garousse: Hans Pagay. Am Abend gehen „Die Dragonec* zum 25. Mal ia Scene.

Im Victoria- Theater findet morgen die leßte Sonntags- / : t die

Aufführung der „Sieben Naben“ statt; am Montag folg führung dieses Ausstattungsstücks.

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1) Nachts Regen. *) Nachts Sturm und Regen. 3) Nachts Regen. 1) Reif. 5) Nebel. 6) Nachts Regen.

Opernhaus.

Emil Göße,

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum über 780 mm liegt über dem Innern Frankreihs und Südwestdeutsch- land gegenüber einem Minimum von etwa 750 mm an der mittleren norwegishen Küste. Dement- \sprehend wehen im Nord- und Ostseegebiet lebhafte westlihe Winde, unter deren Einfluß die Temperatur

Montag : Opernhaus. 266. Vorstellung. Richard ton! : S ! Wagner-Cyclus. 7. Abend. Die Walküre in | 3 Aufzügen nach einer Îdee des Bieville von M. ingfr h D - 3 Ucten von Richard Wagner. Dirigent : Kapell- | West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Regie: | Jn Vorbereitung: Hochzeitéflammen. Volks- meister Sucher. i Dirigent: Herr Kapellmeister Fedec- | tück von Max Kreter. Berlin 1892. Revue

Schauspielhaus. Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernft von In Scene geseßt vom Ober-Negisscur Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. 267. Vorstellung. Marga- rethe. Oper in ö Acten von Gounod. Text nach Goethe's Faust,

Dienstag: Mara. Bajazzi. Die Puppenfee. Mittwoch: Der Freischütz. E Schauspielhaus. Mittwceh: Die Ahrenshooper. SHannele. Donnerêtag: eyt Liebe. ag: Die Ahrenshooper. Hannele. Sonnabend: e Nob 6 Aufführungen. “Fz S Montag : Vasan- 1200) 0 Aufführunge tasena. Dienstag: Die Jungfrau von Orleans. | Decgrati GSostumen und Mittwoch: Ein Sommernachtêtraum. Mefarotionen, Colum i

Deutsches Theater. Sonntag: Die Jour- nalisten. Anfang 7 Uhr.

Montag: Faust.

Dienstag: Der Talisman.

Mittwoch: College Crampton.

Die Tageskafse ist von 10—1 Uhr geöffnet.

unter di Î Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags allenthalben gestiegen ist. Jn Deutschland is das 24 Uhr: Graf Waldemar. Abends 72 Uhr: Aus

Im Central - Theater werden von der Repertoirepofse „Die eiserne Jungfrau“ nur noch wenige Vorstellungen stattfinden, weil wegen der Vorbereitung der Weihnachtsnovitäten das Theater

¿wei Tage geschlossen bleiben muß.

Mannigfaltiges.

In der Urania findet morgen Abend die letzte Vorstellung vor Weihnachten statt. Das Institut wird bis zum 24. Dezember ein- \{chließlid geschlossen wegen der Vorbereitungen zu dem neuen Dioramen - Cyklus „Das Wunderland der Neuen Welt“, der am Weihnachtsfest zum ersten Mal in Scene gehen wird.

Wronke. Der Bau des hiesigen Centralgefängnisses ist soweit vorgeschritten, daß es voraussichtlich zum 1. April nächsten Jabres mit Ausnahme des Predigerhauses und des Remisengebäudes vollendet fein wird.

Leipzig, 16. Dezember. Jn dem beim Reichsgericht gegen die beiden franzöfischen Offiziere verhandelten Landes- verrathsprozeß (vergl. Nr. 298 und 299 d. Bl.) wurde, wie „W. T. B.“ weiter berichtet, gestern nah 2? Uhr Nachmittags d'e Oeffentlichkeit wieder hergestellt. Die Angeklagten gestehen zu, die Absicht gehabt zu haben, das gesammelte Material ihrer Regierung zu übermitteln. Reichsanwalt Treplin führte in seinem Plaidoyer aus, das Geseß vom 3. Juli 1893 komme zum ersten Mal zur Anwendung ; die Vorausseßungen desselben seien bei dem größten Theil der Anklage- punkte erfüllt. Die Angeklagten seien zwar nicht zu vergleichen mit den schlechten Subjecten der früheren Prozesse, maten au einen uten Eindruck; aber der Umstand, daß ein vollständiges Spionage- Pftem, vom Ministerium gebilligt, von Offizieren betrieben werde, wo- dur für Deutschland Unsummen von Geld und geistiger Arbeit ver- loren gegangen seien, müsse berücksihtigt werden. Er bean- trage gegen Degony fünf, gegen Delguey vier Jahre Zuchthaus, sowie Vernichtung der sämmtlichen vorgefundenen Schriftstücke, Zeich- nungen und Abbildungen. Auf die Bitte des Vertheidigers, welcher erklärte, wegen Erschöpfung die Vertheidigungsrede nicht halten zu können, wurde die Sitzung auf heute Vormittag 9 Uhr vertagt. Die heutige Sitzung wurde, nah dem Bericht des „D. O Um 9 Uhr mit dem Plaidoyer des Vertheidigers eröffnet. Dieser führte aus, seiner Anficht nah könne in diesem Fall das neue Spionagegesetz vom 3. Juli 1893 niht in Anwendung kommen, weil das Gesetz nur die Verschaffung von fremden Schriften und Plänen bestrafe. Er bitte, auf Festungshaft zu erkennen, weil die Angeklagten keine chrlofe Absicht gehabt hätten. Sollte das Reichsgericht das Spionagegeseß an- wenden, dann bitte er um die geringste Zuchthausstrafe. Der Ober- Neichsanwalt trat den Ausführungen des Vertheidigers entgegen und begründete eingehend die beantragte Strafhöhe. Es müsse ein Exempel ftatuirt und auf eine Strafe erkannt werden, die den Franzosen zu Gemüthe führe, daß die deutschen Küsten keine Versuchs- stationen für Entdeckungsreisen der französishen Marine, und daß besonders die Kriegshäfen keine Freihäfen für französisde Spionage seien. Alsdann erhielt der Angeklagte Degony das Wort. Er bat um Nachsicht für sih und den Mitangeklagten; er verlange

T S T G E E P E E P T C

Regie: Herr Schmidt. Anfang | Herr Unger. i mann. Änfang 7 Uhr.

163. Borstellung. Der neue

von Jules Barbier und Michel

(Faust : Herr Emil Göße, Königl.

Anfang 74 Uhr. Montag: Die fieben Nabeu.

Reisekomödie für Kinder.

M S P C U T O R C L T E T E Bi R I R E S F 48 S RSE Dta Bt D E

Montag: Der Vogel!lhäundler. Operette in

Donnerstag: Mit vollständig neuer Ausstattung: Zum 1. Male: Der Lieutenant zur See. Operette | kasse von 64 Uhr ab. in 3 Acten nach einer älteren Idee von E. Schlack und L. Herrmann. Musik von Louis Roth.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- Sarré. Ballet von Emil Graeb. In Sce setz rg. S g, Nachmittags 21 : Me i f j) WNW 2\wolkenlos | 0 d S E S burg. Sonntag, Nachmittags 27 Uhr: Marquise, Karl Meyder-Concert. Anfang 6 Uhr, meister Sucher. Herr

1 bededt 0 Kammersänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

aaa ——— Schauspielhaus. 164. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pobl, mit freier _ 1 f. Benutzung der Dichtung des altindishen Königs | von Fedor von Zobeltißz. Anfang 74 Uhr. Sudrata. In Scene geseht vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Mittwoh: Richard Waguer- Cyclus. 8. Abend. Siegfried. Anfang G0 Lr. Donnerstag: Der Trompeter von Säfkkingen. Freitag: Richard Wagner-Cyclus, 9. Abend. Götterdämmerung. Anfang 6# Uhr. Sonnabend: Die luftigeu Weiber von Windsor. Sonntag:

Lustspiel in 3 Acten von Victorien Sardou. Abends: Zum 25. Male: A MEDOReS ank in 3 Acten von Bossu und Delavigne. Jn : , E A : L Schwank in. L t Bossu M O unter freundliher Mitwirkung des Mohr*schen. Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: | 1 h: E E Zum 8. Male: Dramenstoff. Schauspiel in 1 Act | Gesangvereins (Dirigent: Herr Otto Schmidt) und des Directors Herrn Wittmann.

Montag und folg. Tage: Die Dragoner.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42/5). Leßte Sonntags-Vorstellung. Sonntag: 81. Ensemble - Gastspiel des Residenz- Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Zum 99. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten |_ Geschlossen. Montag: Maragarethe. (Faust: Herr | von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund | stellungen. Königl. Kammersänger, als Gast.) Lautenburg. Anfang 74 Uhr. Montag und folg. Tage: Jugend.

Victoria-Thegier. Belle - A

Neqguisiten: Zum 49. Male: Die fieben Naben. ZtomantiiYes

:rmärcher it Gefan: d großem Ballet. y 5 4 4 gaubermärhen mit Gesang und groß Dalle Renz. „Blondel“ und Monstre- Tableau von 6

F” Bedeutend ermäßigte Preise. “Fug

Jeder Erwachsene ein Kind frei.

Theater Unter den Linden. Sonntag: Illa von Palmay als Gast. Novität! Die Kosakin. Novität! Vaudeville-

keine Schonung, - aber er bitte, ihm, als französischen Offizier, dex bisher chrenvoll gedient, niht die entehrende Zucht ausstrafe aufzu, erlegen. Um 11F Uhr zog sih der Gerichtshof zurück und verkündete gpaid, daß Nachmittags um 5 Uhr das Urtheil publicirt werden würde.

New-York, 15. Dezember. Aus Indianopolis wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Ein Theil der Brücke über den Ohio- fluß zwishen Jefferson und Louisville is heute früh eingestürzt, Soweit bisher festgestellt worden ift, sind zwölf Perfonen getödtet : viele Personen werden vermißt. ;

New-York, 16. Dezember. Aus B uffal o wird dem „W.T. B,° gemeldet, daß ein Personenzug der Western-New-York- und Pennsylyania-Bahn bei Dunk irk durch die Bockbrüce stürzte; acht Perfonen wurden getödtet, mehrere verletzt. L

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Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

München, 16. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sigung der Kammer der Abgeordneten erklärte bei dex Fortseßung der Generaldebatte über den Etat des Mini- steriums des Jnnern der Minister Freiherr von Feilißsch, gegen dieSocialisten könne nur Energie und scharfe Zurück weisung ctwas erreichen. Die Negierung werde den Socialisten entgegentreten, soweit es das Gesey erlaube; jedoch hätten die Socialisten nihts zu befürchten, wofern fie das Gesetz hbe- obachteten.

New-York, 16. Dezember. (W. T. B.) Ders „New- York Herald“ meldet aus Buenos Aires: (Bestern Wn u nah 10 Uhe versie n Rio 5 JZanciro eine Panik. Peixoto hatte einen Angriff auf die Jusurgenten gemaht. Die auf der Insel Cobras postirien Batterien Gama’s erwiderten sofort, indem sie etwa 50 Minuten lang Rio mit einem Hagel von Geschossen überschütteten. Jn Nio hatten gerade dice Theater ihre Vorstellungen beendet und zahlreihe Theater: besucher befanden sih auf den Straßen. Viele Häuser wur- den beschädigt. Nach der „World“ sollen auch viele Personen getödtet sein.

Mexico, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Congreß ist geshlossen worden. Der Finanz - Minister theilte mit, daß im Gegensaß zu früheren Jahren das Budget in Ein- nahmen und Ausgaben bilancire. Dasselbe schließe ab mit 45 014 371 Doll.

Fortsezung des Nichtamtlichen in der Erften und 2weiten Beilage.)

Montag: Benefiz Ed. Shmasow. Die eiseruc Jungfrau. Herrmantt und Dorothea,

in 2 Abtheilungen. Musik von Alexander Krakauer. Tageskafse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend-

Concerte. Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonntag:

Montag: Karl Mee Anfang 7 Uhr. Weber - Feier

Preciosa. …_ Familien - Sylvester - Feier E unter gütiger Leitung des Kgl. Hofschauspieler3 a. D. Herrn Paul Dehnicke._ Villets im Bureau des Hauses.

Circus Renz (Carlftraße). Sonntag, 2 Vor- 1. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Komiker-Vorstellung mit eigens zur Belustigung der Jugend gewähltem Programm. Auf- treten fämmtliher Clowns in ihren wirkungsvollsten. Nummern. Abends 72 Uhr: .

V” Huldigungsgruß an Berlin, “L Großes Paradeschaustückd mit Festspielen, Aufzügen,

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utanceftraße 7/8,

Sonnta tit vollständig neuer Ausstattung an | L Ó 1 J DE e A | e Solo-_ und Ensembletänzen yon 80 Damen, arrangirt

vom Director Franz Nenz. i : Außerdem u. a.: „Prinz“, geritten von Herrn 16

Pferden, vorgeführt von Herrn N. Neuz. Der ur tomishe (FXlown-Jmitator Mr. VYbbs. Die MNetck-

Mi Min ae L n, Can us ; P: „Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Kinder - Vor- | tyrnerinnen Geschwister Hoffmann 2c. stellung. Robinson Crusoe. Romantisch-komische

(Bewöhnliche Preise. j A Billet-Vorverkauf an der Circusklasse Invalidendank, Markgrafenstraße 51a.

Montag: Große Vorstellung.

Zum 2. Male:

Wetter ungewöhnlih mild, vorwiegend trübe, im eigenem Necht.

Süden nebelig, an der deutschen Küste sowie in Ost- deutschland ist vielfah Regen gefallen. Im Innern eFrankreihs, in Südbayern liegt die Temperatur etwas unter dem Gefrierpunkt, sonst is Mittel- Europa frostfret.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 265. Vorstellung. Neu einstudirt : Marga- rethe. Oper in 5 Acten von Gounod. Text nah Goethe’s Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapell- meister Sucher. (Faust : Herr Emil Göße, Königl. Kammersänger, als“ Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 162. Vorstellung. Die Ahrens- hooper. Vaterländishes Schauspiel in 1 Auf- zug von Axel Delmar. In Scene i vom Ober-Regisseur Max Grube. Haunele. Traum- stück in 2 Theilen von Gerhart Hauptmann. Musßik

Montag: Aus eigenem Recht. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Chic. (Agnes Sorma.)

Lessing-Theater. Sonntag: Zum 1. Male: Der ungläubige Thomas. Vorher, zum 1. Male: Ein Millionär a. D. Anfang 7 Uhr.

Montag: 8. Duse-Abend. Casa paterna (Heimath).

Dienstag: 9, Duse-Abend. Die Camelien- dame.

Mittwoch: Der ungläubige Thoumas. Vorher: Ein Millionär a. D.

8 idtiad für alle Duse - Abende an der Tages- afse.

Friedrich - Wilhelmflädtisches Theater. Chaufseestraße 25.

Sonntag: Neu einstudirt: Nanon. Komische Oper in 3 Acten (frei nah einem Lustspiele der Herren Theaulon und d’Artois) von F. Zell und Nichard Genée. Musik von Richard Genée. Negie: Herr Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder-

Operette in 3 Acten nah Meilhac- Millaud's „La Cosaque“. Musik von Joh. Brandl. Hierauf: Grof:es Ballet-Divectissement, ausgeführt vom gesammten Balletpersonal. Anfang 74 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung. :

In Vorbercitung: Brahma. Phantastishes Aus- stattungs-Ballet von J. Montylaisir. Musik von C. Dall! Argine.

Adolph Ernil-Theater. Sonntag: Zum 90. Male: Charley’s Tautc. Scwank in 3 Acten von Brandon Thomas. Hierauf: Die Dajaggi, EC Lie Posse mit Gesang in 1 Act von Ed.

acobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7F Uhr. :

Montag: Charley’s Tante. Die Bajazzi.

Central-Theater. Direction: Richard Sculh, Alte Iacobstraße Nr. 30.

Leßte Sonntags-Aufführung.

Sonntag: Zum 39. Male: Die ciferne Jung-

frau. Posse mit Gesang in 3 Acten von Charles

7pamilien- Nachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Tschersich (Pfarrhaus Lättniy). Cine Tochter: Hrn. Pastor von Scheven (Kunow bei Bahn). Hrn. Prem.-Lieut. von Gundlach 1. (Wismar).

Gestorben: Hr. Rittergutsbesißer Nobert Knappe (Alt-Storkow). Fr. Rittmeister Therese Langé- dorff, verw. Günther, geb. Hövelt (Bad Nauheim). Hr. Dr. phil. Warl Gotthilf Büttner (Stegliß). Frl. Auguste von Unwerth (Niesky). Verw. Fr. Ober-Bürgermeister Emma Philips, geb. Hay (Breslau). Hr. Kreisgerihts-Rath a. D. Carl RNRhau (Görlitz).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Berlin: ———————

Verlag der Expedition (Scholz). E

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Ver agê- “Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Clairville. Musik von Louis Varney. Anfang

von Max Marschalk. Jn Scene geseht vom Ober- Negisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

mann. Anfang 7 Uhr.

74 Uhr.

(einschließlih Börsen-Beilage).

zum Deulschen Reichs-Anzeiger und K

A S1 E E S M Ds P

¿ 300.

Königreich Preufen.

Bekanntmachung,

Laut Allerhöchster Cabinets-Ordre vom 16. d. M. führen vom 1. Dezember 1893 ab der Landwehrbezirk Bernau die Be- zeichnung „LIIT Berlin“, der Landwehrbezirk Teltow unter vorläungem VBeibehalt seines Stabsquartiers in Steglig : V Bein. :

Von dem genannten Zeitpunkt ab erfolgt die militärische Controle des Beurlaubtenstandes innerhalb der Landwehr- bezie L bis TV Berlin (d! h. dex Hauptstadt Berlin, der Kreise Nieder-, Ober-Barnim und Teltow, sowie des Stadt- kreises Charlottenburg) unter Wegfall einer räumlichen Ab- grenzung der Controlbezirke nah Maßgabe der nachstehenden, vom Königlichen Kriegs-Ministerium festgeseßten

Geschäftseintheilung der Landw.ehrbezirke T bis IV Berlin. Controle bezw. Vi sen [Uh rung 1. #, w. E Derlt,

l) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Pro- vinzial-Jnfanterie ;

2) Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Verabschiedung den Linien-Infanterie-Truppentheilen bezw. dem Beurlaubtenstande der Provinzial-Infanterie angehört haben ;

3) Grsaßreservisten der Infanterie ;

4) Invaliden, welche von Linien-Infanterie-Truppentheilen aus- geschieden sind bezw. vor der Inbvalidisirung zur Provinzial-Infanterie entlassen waren, s

sämmtlih mit den Namens-Anfangsbuchstaben A bis R:

5) Angelegenheiten der Unteroffiziershüler, Unteroffiziervorshüler und der Schiffsjungen der Hauptstadt Berlin in dem Umfange, wie für Erfatangelegenheiten (siehe unten).

D BDevlin.

1) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Provinzial - Infanterie ;

2) Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Verabschiedung den Linien-Infanterie-Truppentheilen bezw. dem Beurlaubtenstande der Provinzial-Infanterie angehört haben :

9) Erfagtreservisten der Infanterie;

__4) Invaliden, welche von Linten-Infanterie-Truppentheilen aus- geschieden sind bezw. vor der Invalidisirung zur Provinzial-Infanterie entlassen waren,

fäammtlih mit dem Namens-Anfangsbuchstaben L bis Zi

9) Angelegenheiten der Unteroffizierschüler, Ünteroffiziervorshüler und der Schiffsjungen der Hauptstadt Berlin in dem Ümfange, wie für Ersaßangelegenheiten (siche unten).

xETL Berlin.

l) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Garde aller Waffen ;

2) Offiziere z. D. und a. D., welche bei ihrer Berabschiedung den Truppen oder dem Beurlaubtenstanoe der Garde angehört haben bezw. mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform eines Truppentheils der Garde ausgeschieden sind;

3) Sanitätsoffiziere des Beurlaubterstandes und der Inactivität, sowie Aerzte, welche ih für den Mobilmachungsfall zur Verwendung bereit erklären;

4) Beamte des Beurlaubtenstandes und der Inactivität ;

9) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Eisen- bahntruppen und der Luftschiffer-Abtheiluna, sowie Offiziere z. D. und a. D., welche beim Ausscheiden diesen Waffen angehört haben ;

6) das gesammte Sanitäts- und Beterinär-Personal ;

__, 7) sämmtliche Ersatzreservisten mit Ausnahme der zur Infanterie des1gnirten ;

9) Invaliden, welche bei den oben angeführten Waffen u. P vet. gedient bezw. den genannten Kategorien angehört haben :

9) Angelegenheiten der Unteroffiziershüler, Unteroffiziervorshüler und Schiffsjungen in dem Umfange, wie für Ersatzangelegenheiten (fiehe unten).

V Derlin.

1) Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Pro- inzial-Jäger, -Cavallerie, -Feld-Artillerie, -Fuß-Artillerie, :-Pioniere, es Provinzial-Trains, der Provinzial-Sonstige Mannschaften und der Marine;

2) Offiziere z. D. und a. D., welche beim Ausscheiden den vor- genannten Truppen und der Marine bezw. deu Beurlaubtenstande der- selben angehört haben ;

3) Feuerwerks- und Zeugpersonal des Beurlaubtenstandes und der Inactivität;

4) Invaliden, welche bei den oben angeführten Waffen u. D bezw. der Marine gedient haben;

5) Angelegenheiten der Unteroffiziers{üler, Unteroffiziervorschüler und der Schiffsjungen in dem Umfang, wie für Erfaßangelegenheiten (Nehe unten).

v d

Ersatzangelegenheiten. V Derlin Wehrpflichtige der Hauptstadt Beclin mit den Namens-Anfangs- buchstaben A bis H. . : , (Erfaßcommission Berlin 1 [A bis 13], y Ee UL Berlin. Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens-Anfangs- buchstaben J, K, L, N O R (Ersaßcommission Berlin 111 [I, K, L], i N O O R) VELE Berlin. _Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens-Anfangs- buhstaben 8 (Grsaßcommission Berlin V), sowie diejenigen der Kreise ber- und Niederbarnim. LV Berlin. . Wehrpflichtige der Hauptstadt Berlin mit den Namens-Anfangs- vuhstaben P und T bis Z (Grsaßcommission Berlin V1), sowie die- lemgen des Kreises Teltow und des Stadtkreises Charlottenburg.

Bemerkungen.

1) Sämmtliche Generale z. D. und a. D. werden vom Land- wehrbezirk 11T Berlin listlih geführt. l 2) Für die listliche Führung der Offiziere, welhe vom Kriegs- Ministerium, vom Generalstab, vom Cadetten - Corps, von der endarmerie, aus der Stellung eines persönlichen Adjutanten aus- heiden, fowie die reactivirten Offiziere, welche von ihren Stellungen wieder entbunden werden, ist je nah der Waffengattung u. \. w., welher diese Offiziere vor dem Uebertritt zu den betreffenden Be- hörden angehört haben, der Landwehrbezirk 1 bis 1V zuständig.

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 16. Dezember

l N e e der Bezirks-Commandos: T und I1 ) Landwehrdie Ä j o - ier- Nr. 11/12 80 9) fDtenslgebaude am Kaiser-Franz-Grenadier-Platz III Berlin: a4. Kaserne in der Kruppstraße Nr. 2—4 NW. *), b. am Luisenufer Nr. 17 8. (Controle der Gardemannscaften). IV Berlin in Steglig: _a. Dienstgebäude in der Birkbuschstraße Nr. 15 (Controle der Offiziere) *), : b, Birkbuschstraße Nr. 6 (Controle der Mannschaften). 4) In Oranienburg, Freienwalde a. O. und Königswusterhausen Wn Controlstellen zur Entgegennahme mündliher Meldungen bestehen.

Berlin, den 13. Dezember 1893. Landwehrbezirks - Commando T Berlin. Becher, Oberst und Commandeur.

__*) An diese Stelle ist der für das betreffende Bezirkêscommando bestimmte gesammte Schriftverkehr zu richten.

Deutscher Reichstag.

2l. Sißung vom Freitag, 15. Dezember, 11 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung der Handelsverträge mit Spanien, Rumänien und Serbien.

Ueber die Rede des Abg. Grafen von Bismarck-Schönhausen, der zuerst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer von Freitag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der

Staatssecretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Wenn ich es unternehmen wollte, auf alle die Ausführungen des Herrn Vorredners zu antworten, so müßte ih einen großen Theil der Neden noch einmal halten, die ih bereits in diesem Hause gehalten habe (sehr rihtig ! links), und ih nehme an, daß bei der Majorität des hohen Hauses doch nur ein sehr geringes Bedürfniß besteht, alles das, was bereits so häufig hon wiederholt worden ist, nun noch einmal hier wiederholt zu hören. Ich werde mich enthalten, auf die Ausführungen des Herrn Vorredners einzugehen, die eine eventuelle Auflösung des Reichstags betreffen. Es ift ja ganz interessant, was uns der Herr Abgeordnete über die Hoffnungen gesagt hat, die man in dieser Beziehung in agrarischen Kreifen hegt; aber ih glaube, die Hoffnungen werden zunächst niht in Erfüllung gehen. Denn, wenn meine Erwartungen mich nicht trügen, so wird der hohe Reichstag auch heute die drei Handelsverträge annehmen, und ich bin nach wie vor der Ansicht, daß damit dem Ansehen des Reichstags und des Deutschen Neichs am allerbesten gedient ist.

Der Herr Vorredner war gütig genug, den verbündeten Regierungen noch nicht einen absoluten Freihandel vorzuwerfen. Er konnte aber nicht umhin, eine Andeutung zu machen, als ob wir von dem Pfade der Zollreform vom Jahre 1879 erheblich abgewihen wären. Das trifft niht zu. Die verbündeten Regierungen stehen nach wie vor auf dem Boden des Schutzes der nationalen Arbeit. Sie stehen nah wie vor auf dem Standpunkt, daß der innere Markt den Vorzug ver- dient vor dem äußeren. Wir waren im Jahre 1879 vor der Gefahr, unseren inneren Markt zu verlieren, und haben damals den Zolltarif von 1879 gemacht; und wir waren 1892 vor der Gefahr, unseren äußeren Markt zu verlieren, daher die Tarifverträge. (Sehr richtig!) Nun, meine Herren, ist es ein Irrthum, wenn der Herr Vorredner glaubt, daß der Abs{chluß von Tarifverträgen überhaupt ein Einbruch in das Zollsystem des Jahres 1879 sei. Wir haben doh auch früher in den ahtziger Jahren, wenn au feine umfassenden Tarifverträge, so doch solche Handelsverträge abgeschlossen, bei denen Positionen unseres Zolltarifs ermäßigt und gebunden wurden. Wir haben beispielsweise im Jahre 1883 einen Handelsvertrag mit Spanien geschlossen, in dem der Zoll auf Roggen auf 1 #4 auf 5 Jahre ge- bunden worden ist. Warum es nun heute ein Einbruch in das Zoll- system von 1879 sein foll, wenn wir unsere Zölle auf 3,50 .( binden, das verstehe ih nicht.

Ich habe hier den bekannten Brief des früheren Reichskanzlers vom 15. Dezember 1878 vor mir, in dem ausdrüklih die Noth- wendigkeit eines höheren Zolltarifs von dem Gesichtspunkt aus be- gründet wird, daß wir möglicherweise Tarifverträge mit dem Aus- lande {ließen müssen, und es dann nötbig sei, vorher auf autonomem Wege ein Zolsystem zu s{hafen, welches die Inlandsproducte den ausländischen gegenüber in die möglichst günstige Lage seßt. Ich habe hier einen Erlaß des Fürsten Bismark vom November 1879 an den Staats-Minister Hofmann; er war als vertraulih bezeichnet, ist aber inzwischen durh Herrn von Poschinger juris publici geworden. Da heißt es es wird Instruction gegeben bezügli der Verhandlungen mit Oesterreich :

„Es wird für uns nicht thunlich sein, nah irgend einer Seite hin einen noch nicht vollständig in Kraft getretenen neuen Tarif hon jeßt zu Gunsten Oesterreih-Ungarns herabzuseßen. . . . Das Einzige, was wir Oesterreih-Ungarn in Aussicht stellen können, ist die Zusicherung ihm gegenüber, unsere Tarife nicht zu erhöhen und die Freiheit des Transits beibehalten zu können . . . . Die Zölle auf Bodenproducte werden meiner Ansicht nah in der Eigenschaft von Kampfzöllen gegenüber den Ländern des Prohibitivsystems, namentlich Nußland und Nord-Amerika gegenüber, erhöht werden müssen. Alsdann können wir Oesterreih, und das wäre für dieses von größter Bedeutung, die niedrigen Zölle des jetzigen Tarifs auf Bodenproducte einräumen.“

(Hört! hört! links.) Alfo, wenn es kein Einbruch in das Zollsystem von 1879 war, Oesterrei den niederen Tarif von 1 M auf längere Zeit zu binden, fo wird es wohl auch heute keine Verletzung jenes Princips sein, wenn wir Oesterreih-Ungarn gegenüber eine Bindung dieses Zolles auf 3,50 4 angenommen haben.

Mit lebhafter Genugthuung habe ih aus den Worten des Herrn Vorredners entnommen, daß er entschieden eintritt für die Erhaltung der Interessengemeinschaft von Jndustrie und Landwirthschaft. Jch

öniglich Preußischen Staats-Anzeiger.

bin der Hoffnung, daß er die Consequenz dieses Antrags dahin zieht, daß er seine politischen und agrarishen Freunde dringend warnt Vor einseitigen Uebertreibungen, die ihrer Natur nah tofoR r L c de "er Ce ; : E günstige Verhältniß lösen müssen. Ih darf noch in dieser Beziehung an die Geschihte unserer Zollpolitif in den leßten zehn Jahren erinnern. Landwirthschaft und Industrie sind Hand in Hand gegangen im Jahre 1879. Das gleihe war der Fall im Jahre 1885. Dagegen hat 1887, als die Getreidezölle von 3 M auf 5 4 erhöht worden waren, die Landwirthschaft selbständig einen Schritt voran gethan, und dem Herrn Vorredner ist ja wohl bekannt, daß bei der Erhöhung der Getreidezölle vön 3 é auf 5 M im Jahre 1887 nicht nur die Interessen der Landwirthschaft mitgespielt haben, daß ein gewihtiges Motiv jener Erhöhung war, einmal Antwort zu geben auf die Erhöhung der rufsishen Eisenzölle und dann fih einen Compensationsfactor zu schaffen für die bevorstehende Tarif- erhöhung mit Oesterreich - Ungarn. Das ist aus der Geschichte des Jahres 1887; und wenn nun, nachdem eine Verallgemeinerung des Schußzzolls eingetreten ist, die Existenz unserer Exportindustrie zum theil davon abhängt, daß die Landwirthschaft von diesem Vorsprung, N sie damals gethan hat, cinen Theil abgiebt, so kommt eben in diefen Tarifverträgen die Interessengemeinschaft zwischen Landwirth- haft und Industrie zum Ausdru.

Der Herr Vorredner sagte dann: die deutschen Arbeiter find uns die nähsten. Gewiß; gerade darum habe ich Sie dringend gebeten, diese Verträge anzunehmen, denn wenn Sie sie ablehnen, so nehmen Sie vielen deutshen Arbeitern das Brot (sehr rihtig!), und dann werden auch unsere deutshen Arbeiter in der Lage sein, die Fcage zu stellen: „woher nehmen und nit \teblen ?"

Der Herr Vorredner hat dann längere Ausführungen über die Bedeutung der deutschen Landwirthschaft gemacht, die sowohl seiner Sachkunde wie feinem Herzen alle Ehre machen. Das meiste von dem, was er gesagt hat, kann ich unterschreiben : auch ih erachte eine gesunde und blühende Landwirthschaft als den gewichtigsten und festesten Wall gegen alle umstürzenden Tendenzen, und ih ziehe mit ihm daraus die Folgerung, daß es eine der wichtigsten Pflichten der verbündeten Regierungen ist, alle Zeit für das Wohl der Landwirthschaft einzutreten. Aber cinen Punkt hat der Herr Vorredner mit einer ganz ungewöhnlichen Sorgfalt umgangen, nämlich den Punkt, um den es ih hier handelt: die Frage, ob und inwieweit die Handelsverträge der Landwirthschaft zum Schaden gereichen. (Sehr rihtig!) Er hat si in dieser Beziehung die Sache etwas leicht gemacht, indem er si als Cideshelfer auf den Herrn Abg. Luß berufen hat. Ih habe die Nede des Herrn Luß mit der Aufmerksamkeit angehört, auf die ein praktisher Landwirth Anspruch hat; ih habe aber aus feinen Beweisführungen eigentlich cin weiteres nicht entnommen, als daß er für den größten Schaden der Landwirthschaft die vollen Ge- treidespeiher betrahtet. Ja, meine Herren, wenn sie mit aus- ländishem Getreide gefüllt wären, so könnte ih das begreifen; aber die bayerishen Speicher sind heute nicht mit auêländishem Getreide gefüllt, sondern mit dem Getreide, was der liebe Gott in diesem Jahre in Bayern hat wahsen lassen (fehr richtig!), und es kommt doch nit nur auf den Preis an für die Landwirthschaft, sondern auch auf den Ertrag; so viel verstehe ih auh von der Landwirthschaft (Heiterkeit), und wenn die Herren immer reden von den hohen Preisen vor zwei Jahren, so sage ih: für den kleinen und mittleren Bauern- stand, der bei uns im Süden vorwiegend ist, ist das Iahr 1891 troß der hohen Preise eines der {chlechtesten gewesen, jedenfalls \{chle{ter als dieses und das vorige Jahr, in dem sie über reiche Getreide- erträgnisse verfügen.

Der Herr Vorredner ist dann auch auf England gekommen. Es scheint das nunmehr ein beliebter Vergleich zu werden, daß man die agrarischen Verhältnisse von Deutschland mit denen von England vergleicht, und dabei den Getreidezoll von 3,50 M gleihstellt einem Zustande, in dem gar kein Getreidezoll besteht. Als ih vor zwet Jahren einmal dem Herrn Abg. Grafen von Kanitz den Einwand machte, bei ihm scheine der Getreidezoll überhaupt erst mit 3,50 anzufangen, so wurde mir erwidert, das sei eine vollkommen unzu- treffende Behauptung. Ja, nachdem ih von dem Abg. Grafen Mirbach und heute vom Abg. Grafen Bismarck nunmebr gehört habe, daß nah ihrer Anschauung ein 3,50 4-Zoll auf derselben Stufe stehe wie der Zustand in England, so muß ich die Behauptung in vollem Maße aufrecht erhalten.

Ferner, meine Herren, hat der Abg. Graf von Bismarck gesagt, es sei irrig von unserer Seite, daß wir aus Angst, es könne ein Vacuum entstchen, in so großer Eile den Vertrag mit Oesterreich- Ungarn vor 2F Jahren abgeschlossen haben. Von einer großen Eile war garnicht die Rede. Wir haben das genau fo, wie es in früberen Jahren geschehen ist, während Monate mit Oesterreih-Ungarn ver- handelt. Wenn aber der Herr Vorredner der Anschauung Ausdruck giebt, daß die deutshe Industrie \ich bei den früheren Proviforien gut gestanden hat, so möchte ih dem auf das Entschiedenste wider- sprehen. Nach den Erfahrungen, die ih in der leßten Zeit ge- macht habe, giebt es nichts, was die Industrie so {eut als Provi- forien (sehr richtig! links), und nihts, was die Industrie so wüns(t, als eine Stabilität der Verhältnisse. (Sehr richtig! links.) Darum scheint mir au der Antrag des Grafen Kanitz, wir follen diese Ver- träge auf ein Jahr s{ließen, in der That das Absonderlichste, was jemals in einem Parlament vorgekommen ist. (Zustimmung links.) Es heißt niht mehr und nicht weniger, als daß unsere Industrie auf den wichtigsten und entschiedensten Vortbeil, den wir von den Verträgen hoffen, verzichten foll, nämli auf den der Stabilität (sebr rihtig! links); daß wir Concessionen machen sollen, aber den Concessionen, die wir be- Tommen, die Spiße abbrehen, und daß wir von vornherein bei Ab- {luß eines Handelsvertrages es unserer Ausfubr unmögli maden, dort mit siheren Factoren zu renen, Geschäftsverbindungen anzu- knüpfen und sich dort auf längere Zeit einzuriten. Das, meine Herren, ist eine Zollpolitik, die ja symptomatisch einen gewissen Werth haben mag, daß es möglich ist, solhe Vorschläge zu maden (sehr gut!