1913 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Ritter, bisher in Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn- betrieb8amts 1 nah Gleiwiß, Froese, bisher in Neumünster, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebs8amts nah Ober- lahnstein, Lichtenfels, bisher in Hannover, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebsamts nah Küstrin, Miel, bisher in Breslau, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebs- amts nach Hoyerswerda, Gödecke, bisher in Posen, als Vor- stand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebsamts nah Lauenburg (Pom.), Popck e, bisher in Dirschau, nach Pollnow als Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahnbauabteilung, Dörffer, bisher in Frankfürt (Main), nah Offenbah als Vorstand der Eisegzbahnbauabteilung daselbst; die -Regierungs- baumeister des Maschinenbaufahes von Czarnows ki, bisher in Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn- maschinenamts 1 nach Bremen, Krohn, bisher in Königs- berg (Pr.), als Vorstand des Eisenbahnmaschinenamts nach Hannover, Erich Rosenthal, bisher in Düsseldorf, nah Saarbrücken als Vorstand (auftrw.) eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst, Frank, bisher in Elberfeld, zur Eisenbahndirektion nach Cöln, Sellge, bisher in Weimar (Thür.), zur Eisenbahndirektion nah Halle (Saale).

Der Regierungs- und Baurat Effenberger, Mitglied der Eisenbahndiréktion in Frankfurt (Main), ist mit der Wahr- nehmung der Geschäfte eines Referenten bei den Eisenbahn- abteilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten beauftragt. 7

* Dem Regierungs- und Baurat Modrze, bisher Vorstand des Eisenbahnmaschinenamts in Hannover, is die Wahr- nehmung der Geschäfte eines Mitglieds bei der Eisenbahn- dircktion daselbst übertragen.

Zu Eisenbähnverkehrsinspektoren sind ernannt : die Eisen- bahnbetriebsfkontrolleure Wilhelm Krüger, bisher in Münster (Wesif.), unter Versezung nah Düsseldorf und Verleihung der Stelle des Vorstandes des Eisenbahnverkehrsamts daselbst und Karl Kirste, bisher in Berlin, unter Versezung nah Guben und Verleihung der Stelle des Vorstandes des Eisenbahn- verkehrsamts daselbst. : | ;

Die Eisenbahndirektoren Nordmann, bisher Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts in Münster (Westf.), und Klemm, bisher Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts in Düsseldorf, sind in den Ruhestand getreten.

Verseßt sind ferner die Regierungs- und Bauräte Sommer- meier von Posen nah Erfurt, Saring von Allenstein nach Osnabrück, Tode von Hannover nah Posen, Flebbe von Allenstein näch Hildesheim, Sandmann von Erfurt nach Allènstein und . Kickton- von Posen nach Potsdam, diè Bauräte. Müundorf von Hildesheim an die Regie- rung in Schleswig, Glaeser von“ Stettin an die Elbstrombauverwaltung in Magdeburg, Herrmann (Jsmar) von Bromberg als Vorstand des Hochbauamts in Dortmund, Pabst von Magdeburg als . Vorstand * des Hochbauamts in Swinemünde, Soldan von Hemfurt als Vorstand des in Hänn. Münden neu einzurihtenden Bauamts (im Geschäfts- Hereih der Weserstrombauverwaltung), Quedefeld, bisher zugeteilt dem Kaiserlih deutschen Generalkonsulat in New York, nach Duisburg-Ruhrort (im Geschäftsbereichh der Kanal- baudirektion in Essen) und Buchholz (Richard) von Koblenz als Vorstand des Woasserbauamts in Stettin, ferner die Regie- rungsbaumeister Raddaß von Arnsberg als Vorstand des in Ottmachau ‘zu errichtenden Neubauamts (im Geschäfts- bereih der Oderstrombauverwaltung), Hermann (Konrad) von Krotoschin als. Vorstand des Hochbauamts L in Fulda, Fischer (Friß) von Berlin-Plögensee an die Regierung in Stettin, Gelinsky von Stralsund an die Rheinstrombau- verwältung in Koblenz, Westphal von Deutsch Krone als Vor- ständ" des Hochbauamts in Bromberg und Höhlmann von Berlin-Wilmersdorf als Vorstand des Höchbauamts in Deutsch Krone.

Jn den Ruhestand sind getreten die Regierungs: und Bau- räte, Geheimen Bauräte Professor Krüger in Potsdam und Siebert in Wiesbaden sowie die Bauräte Tiez in Swine- münde und Kopplin in Magdeburg.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

BéelanntmahuU n Am 30. September 1913 waren im Preußischen Staats8- schuldbuche eingetragen 79 177 Konten im Gesamtbetrage von 3 500 455 800 6.

Berlin, den 3. Oktober 1918.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Warnecke.

Bekanntm @ckGuU a.

Gemäß 46 des Kommunalabgabegeseßes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das auf das Aktienkapital der Aktiengesellschaft der C öln- Yonner Kreis bahnen aus dem Betriebe des Unternehmens im Rechnungsjahre 1912 zur Verteilung gelangte, im Jahre 1913 kommunalabgabepflihtige Reineinkommen auf 348 750 M festgestellt worden ist.

Cöln, den 1. Oktober 1913.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. Riesen.

Nicßtamlliches.

Deutsches Reich. Preufsen. Berlin, 4. Oktober 19183.

Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst- welcher héute früh von Rominten auf der Station Wildpark ein- getroffen sind, nahmen gestern nahmittag auf der Fahrt von Königsberg nah Danzig den Vortrag des Chefs des Militär- fabinetts, Generals der Jnfanterie Freiherrn von Lyncker eittgegen. Heute vormittag empfingen Seine Majestät im Neuen Palais bei Potsdam den bisherigen Marineattaché bei der hiesigen großbritannishen Botschaft, Kapitän Watson zur Abmeldung und hörten den Vortrag des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg.

Jn der am 3..Oktober unter dem Vorsiß des Staats8- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Delbrück ab- gehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend Aenderung der Zuckersteuerausführungs- bestimmungen, die Zustimmung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner der Antrag, betreffend Ausführungs- bestimmungen zum Reichsstempelgese)he vom 83. Juli 1913 und die Vorlage, betreffend die Amtsdauer der gegenwärtigen nichtständigen Mitglieder des Reich8versiche-

rungsamts aus dem Stande der Arbeitgeber und der Ver-,

sicherten. Zu Beschlüssen. des Reichstags über eine Reihe von Petitionen wurde Stellung genommen. Den zuständigen Aus- \chüfsen überwiesen wurden der Entwurf eines Geseßzes über die Wiederaufnahme eines Disziplinarverfahrens, dec Entwurf von Bestimmungen über die Herstellung von Zigarren usw. in der Heimarbeit, der Entwurf von Ausführungsbestimmzungen zu 8 1071 des Branntweinsteuergeseßes, der Entwurf von Aus- führungs8bestimmungen über die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer, die Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zum Kaligeses und der Entwurf von Vorschriften zur Ab- änderung der Vorschriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll- und Steuer- wesen hielt heute eine Sißgung.

Jm Neichsamt das Jnnern fand gestern die ab- \chließende Konferenz zur Beratung der Sicherheits- maßnahmen für die überseeishe Personenbeförde- rung statt, an der laut Meldung des ,„W. T. B.“ neben den Kommissaren der beteiligten Reichsämter und preußischen Ministerien sowie der nahgeordneten Reichsbehörden Vertreter der Bundesregierungen und der bereits an den Konferenzen vom 6. Mai und 28. Oktober 1912 beteiligt gewesenen Körper- schaften Und Vereine teilnahmen.

Wie im Eingange der Verhandlung mitgeteilt wurde, hat die Großbritannische Regierung inzwischen die Einladungen zu der internationalen Konferenz in - London, für deren Beginn der 12. November 1913 in Aussicht genommen is, mit folgendem Programm ergehen lassen:

1) Die Grundfäte über die gegenseitige Anerkennung der Zertifikate und der Vorschriften über die Sicherheit auf der See.

2). Die Grundsäße über die Schotten und wasserdihten Ab- tetlungen sowie die Grundsäße über die Konstruktion von Schiffen bezüglih des Schiffskörpers, dér Ausrüstung und der Maschinen.

3) Die Grundsäße über die an Bord zu führenden NRettungs- einrichtungen, Bootsiypen 2c. und Anordnungen über die Ueber- wachung, Vexrstauung, Niederlassen und Handhabung der Boote und anderer Rettungseinrihtungen.

4) Die Grundsäße über die Kontrolle der Schiffahrt und des Sichérheitsdienst-s etnshließlich der drahtlosen Telearaphie, Signale, Hilfeleistung in Seenot, Eis- und Wrackmeldungyen, Dampferrouten 2c.

Mit Rücksicht auf das nunmehr vorliegende Programm und im Hinblik auf die in der Zwischenzeit erfolgte Stellung- nahme fremder Staaten zu den auf der Konferenz zu erörternden Fragen erschien es erwünscht, die an den Vorkonferenzen vom 6. Mai und 28. Oktober 1912 beteiligt gewesenen Behörden und Körperschaften nochmals gutachtlih zu hören zu dem Zweck, um sich nunmehr endgültig über die Stellungnahme der deutschen Delegierten auf der Londoner Konferenz schlüssig zu machen.

Sämtliche auf der internationalen Konferenz zu erörternden Fragen wurden nochmals einer eingehenden Besprehung unter zogen und über alle Punkte der umfangreichen Tagesordnung ein Einverständnis der Versammlung erzielt.

Laut Meldung des „W. -T. B.“ sind am 2. Oktober S. M S. „Bremen“ in Horta: S .M. S. „Sbér“ in St. Paul de Loanda und S. M. Flußkbt. „Vaterland“ in S{hunghui, am. 8. QOlióbèr S. M. S. „Nürnbérg“ in Miashima eingetroffen.

Königsberg i. Pr., 3. Oktober. Seine Majestät der Kwiser Und König traf, wie Wi Ti B meldet, höuté mittag von NRominten um 1 Uhr mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren seines Gefolges auf dem hiesigen Haupt- bahnhofe ein und begab sich im Automobil, in den flaggen- geschmückten Straßen lebhaft begrüßt, nach den neuen Kasernements seines Grenadierregiments König Friedrih Wilhelin I. (2. Ost- preußischen) Nr. 3 vordem Roßgärter Tor. Vor der festlich geschmückten Kaserne hatte das Regiment Aufstellung ge- nommen; auch der Verein chemaliger 3. Grenadiere war erschienen. Seine Majestät der Kaiser begrüßte das Regiment und den Verein und nahm im Kreise der Offiziere das Früh- stück ein. Kurz nah 3 Uhr reiste Seine Majestät nah Danzig- Langfuhr ab, wo er gegen 7 Uhr eintraf und im Kosino der Leibhusfarenbrigade an einem Mahl teilnahm.

Meeklenburg.

Wie die „Landeszeitung““ mitteilt, ist von Jhren König- lichen Hoheiten den Großherzogen von Mecklenburg die Wiedereröffnung der Verhandlungen des außerordent- lihen Landtags auf Montag, den 20. Oktober, festgeseßt worden. Die Verhandlungen finden wieder in Schwerin statt und betreffen die bekannten Verfassungsvorlagen voni Frühjahr dieses Jahres.

Oefterreih-Ungarn.

Gestern vormittag fand eine Ministerkonferenz statt, an der außer den gemeinsamen Ministern die beiden Minister- präsidenten, die beiden Landesverteidigungsminister und die Finanzminister, der Generälstabshef Freiherr Conrad von Hößen- dorf und der Admiral Haus teilnahmen. Wie „W. T. B.“ méldet, gab der Minister des Aeußérn Graf Berchtold in der Konferenz, die mit einer zweistündigen Unterbrechung von 11 ‘Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends dauerte, eine ein- gehende Darstellung der auswärtigen Lage. Ueber den- gemein- samen Voranschlag für das erste Halbjahr 1914 wurde eine prinzipielle Einigung erzielt; die Einberufung der Delegationen wurde für Mitte November in Ausficht genommen.

Der serbishe Ministerpräsident Paschitsch stattete

‘gestérn -nahmittag dem Minister des Aeußern Grafen Berchtold

einen Bejuch ab und“ gab sodann bei dem Ministerpräsidenten Grafen Stuergkh und den anderen österreichischen Ministern seine Karte ab. Ueber seine Unterredung mit dem Grafen Berchtold äußerte Paschitssh einem Vertreter der „Neuen Freien Presse“ gegenüber u. a. das Folgende.

Meine Unterredung mit dem Grafen Bertold trug ein freund- \haftlihes Gepräge. Ich hatte und habe dite Ueberzeugung. das die Kontroversen zwischen uns und Oesterreih-Ungarn nit solher Natur sind, daß sie nicht überbrückbar wären. Wenn auf bejden Seiten guter Wille ist, fo können sie unschwer ausgeglichen werden. Jch hatte den Eindruck, daß hier in Wien guter Wille herrs{t, und darum sehe ih hoffnungsvoll in die Zukunit. Es wurden Fragen erörtert, die in naher “Zukunft den Gegenstand von Unterhandlungen zwischen uns und Oesterreih-Ungarn bilden follen: die Frage des Handels- vertrages und die Frage der Eisenbahnen. Ich hoffe, heute noch etne Begegnung mit dem Neichsfinanzminister zu haben und mit ihm tie Srage des Anschlusses unserer Bahnen an das bosnische Cisenbahnneyz erörtern zu können. In bezug auf Albanien bemerkte der Minister- präsident, es sei durhaus Serbiens Wunsch, daß die Bestimmungen des Londoner Vertrages betreffs des zukünftigen Albantens ganz aus, geführt werden.

Gegen Abend fand im Finanzministerium eine längere Unterredung zwischen dem gemeinsamen Finanzminister Ritter von Bilinski und dem Ministerpräsidenten Paschit sch statt.

Frankreich.

Der frühere Ministerpräsident Briand hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in einer Rede vor seinen Wählern in St. Etienne die jüngst von Barthou abgegebene Erklärung bestätigt, daß weder unter dem gegenwärtigen noch unter den vorhergegangenen Ministerien jemals die Rede davon gewesen sei, die. diplo- matischen Beziehungen zum Vatikan wieder anzuknüpfen. Der Beweis dafür werde im Verlaufe der über diese Frage angekündigten Jnterpellationsdebatte gegeben werden.

Schweden.

Das Befinden des Königs Gustav gibt, wie „W. T. B.“ meldet, nah dem leßten Bulletin keinen Anlaß zu Befürchtungen. Der Kronprinz, der der Hochzeit des Prinzen Arthur, des Sohnes des Herzogs von Connaught, ‘in London beizuwohnen beabsichtigte, hat seine Reise aufgegeben, da ihm die Negenischaft übertragen worden ist. Die Königin reist heute von ihrem Sommeraufenthalt auf Oeland nach Drottningholm, wo der König für die Dauer seiner Krankheit Aufenthalt nimmt.

Türkei.

Der Generalissimus hat an alle Armeekorps einen Tagesbefehl gerichtet, in dem er von der Unterzeichnung des türkish-bulgarishen Friedensvertrages Mitteilung macht und laut Meldung des „W. T. B.“ sagt:

Nach großen militäri\chen Unglücksfällen und ernsten Gefahren für den Bestand des Reiches wurde eine feste Grenze erreicht, und die durch geschichtliche lleberlieferungen- mit der Türkei verknüpften Städte wurden zurlückerobert. Die Negierunzy hat die politishe Lage gewonnen. Diese glüdcklihen, alle Hoffnungen übertreffenden Ergebnisse find* die Folge der Autdauer, Festigkeit und Nuhe, die die Armee bei Aus- führung der Wünsche des Sultans und der Bestrebungen der leitenden Männer an den Tag gelegt hat. Der Tagesbefehl dankt der Armee und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß sie auf diesem Wege fortfahren werde. Denn etne Armee, die frei von persönlihem Ehrgeiz und dem Dienste für das Vaterland ergeben sei, könne in naher Bukunft ncch größere Erfolge erringen und Verlorenes wiedergewinnen.

Der Delegierte Herant Abro ist gestern zu den Friedensverhañndlungen nah Athen abgereist.

Serbien.

Wie die „Südslavische Korrespondenz“ meldet, ist amtlichen serbischen Berichten zufolge der Aufstand im Abflauen be- griffen. Die serbischen Truppen haben im. südwestlichen Auf- standsgebiete die Ruhe fast vollständig wieder hergestellt. Jm Ljurnagebiet dauern die Kämpfe noch an.

Vulgarien. Die „Agence Bulgare“ ist ermächtigt, die Meldungen über Bildung von Banden zum Einfall in serbisches Gebiet auf das bestimmteste als unzutreffend zu bezeichnen.

Amerika.

Das amerikanishe Repräsentantenhaus hat, wie „W. T. B.“ méèéldet, gestern dem Bericht des Konferenz- komitees über die Tarifbill zugestimmt. Nachdem der Speaker das Schriftstück unterschrieben hatte, wurde es dem Senat zugestellt, von dem es an den Präsidenten 1weiterging, der es am Abend unterzeichnete. Der neue Tarif tritt heute in Kraft. Doch werden die Abgaben vorläufig nach den alten Säßen festgeseßt, um die Einfuhr nicht zu verzögern. Die erforderlihen Berichtigungen werden später vorgenommen.

Einer der wichtigsten Punkte der Ausführungs- bestimmungen zu der Zolltarifbill besagt:

Der fünfzehnyrozentige Strafzoll für Verweigerung der Vor- legung der Geschäftsbücher wird“ nicht erhoben, wenn der Exporteur vor Legalisierung der Konsulatéfaktura seine Ungaben beeidigt. Es wird befürchtet, daß die vorgeschriebene Erhebung von Gebübren für die Etnlegung von Berufungen gegen Entscheidungen der I WENer und ferner die Bestimmung, die den Importeuren verbietet, die wälte an den durch fie erstrittenen Zollnachlässen teilnehmen zu lassen, das Berufungsverfahren derartig verteuern wird, daß dle Importeure von der Einlegung von Berufungen absehen werden.

Asien.

Zwischen dem Prinzen Salar ed Dauleh und der Regierung des Schahs ist ein Uebereinkommen getroffén worden, das nah Meldungen des „W. T. B.“ folgende Be- stimmungen enthält: Die Regierung bewilligt dem Prinzen eine jährlihe Pension von 10 000 Toman, deren Auszahlung in monatlichen Raten erfolgen wird. Salar wird 3000'Toman für seine Reise nah der Schweiz erhalten, wo er seinen Auf- enthalt nehmen wird. Eine plößlihe Rückkehr Salars näch Persien löst den Vertrag auf. Salar verläßt in diesen Tagen. Kermanschah. Seine Abreise von Kaswin wird durch eine Abteilung persisher Kosaken überwacht werden. Von Kaswin ae wird: sih der Prinz über Rußland nah der Schweiz be- geben.

Australien.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Neuguinea hat ein Streiftrupp aht Anführer der Eingeborenen, die den Mineralogen Werner, einen Deutsh-Amerikaner, ermordet und aufgefressen haben, verhaftet. Der Streiftrupp hat, da ér bei der Verhaftung der Papuas auf Widerstand stieß, vier Einge- borene erschossen und mehrere verwundet.

Koloniales.

Der Staatssekretär des Neichskolonialamts Dr. Solf kam nâcch einer Meldung von „W. T. B.“ am 2. September in Lagos, der Hauptstadt der britischen Kolonie Nigerien, an, wo ihm ein festliher Empfang durch die britishe Regierung bereitet wurde. Alle Schiffe im Hafen hatten geflaggt. Der Gouverneur erschien mit seinen Beamten an der Landungs- brücke, wo eine Ehrenfompagnie aufgestellt war. Im Gouvernementsgebäude fand ein Diner statt, bei dem der Gouverneur eine deutsch-freundlihe Rede hielt, worauf der Staatssekretär entsprechend erwiderte. Am: 27. Sep- tember fuhr ein Sonderzug nah Kano ab. Die Lokomotive war mit dem Reich3adler und deutshen Flaggen geshmücdkt. An sämtlichen Hauptstationeén fand eine Begrüßung durch die Beamten, die Kaufmannschaft und die eingeborenen Machthaber statt. Jn Zungeru, der Hauptstadt von Nordnigerien, war am 28. September ebenfalls offizieller Empfang. Am 30. Sep- tember traf der Staatssekretär in Kano (Nordnigerien) ein, wo ihn der Resident und der Emir mit Reitersharen und orientalishem Gepränge am Bahnhof erwarteten. Der Staats- sekretär hat überall die herzlihste Aufnahme gefunden.

Ueber die aus Deutsh Südwestafrika gemeldeten Kämpfe der Schußtruppen mit Buschleuten erfährt das „W. T. B.“, daß es sich dabei lediglih um eine stärkere Pa- trouille der vierten Kompagnie gehandelt hat, die auf An- weisung des Gouvernements den nordöstlichen Teil des Bezirks Grootfontein, in dem sich die Klagen über das Treiben der Buschleute in leßter Zeit vermehrt hatten, absuhen und von dem herumstreifenden gefährlihen Gesindel säubern sollte. Bei der Streife wurde ein größerer Erfolg deshalb niht erzielt, weil nur auf den Farmen be- \chäftigte Buschleute als Führer der Patrouille dienten, die ihre Stammesgenossen nicht veèrraten wollten und deshalb als Führer versagten. QJunfolgedessen gelang es den verfolgten Buschleuten in den meisten Fällen, rechtzeitig zu entkommen. Auf der Flucht wurden drei Mitglieder einer Werft erschossen, zwei Weiber mit einem Kind wurden festgenommen.

Statistik und Volkswirtschaft. Die Scchlachtungen'in Preußen im Jahre 1912.

Das Königliche Statistische Landesamt hat in etner umfangreihen Söndernummer der „Statistishen Korrespondenz“ (Nr. 47 vom 27, September d. I., 17 Seiten) die Ergebnisse der Shlachtvieh- und Fleishbeschau im preußishen Staate für das Jahr 1912 ver- öffentliht und dabei wie früher zu Vergleihszweckèn durchgängig die ahlen des Vorjahres beigefügt. Von besonderem Interesse ist die Uebersicht, die die Zahl der Shlachttiere, an denen im Jahre 1912 die Beschau vorgenommen wurde, enthält ; ihr seien die folgenden Angaben entnommen.

Wie in früheren Jahren stehen bei weitem an erster Stelle dte Sch{ weine, von denen 10 978 788 geschlahtet und bes{haut wurden ; im Vorjahre waren es 11173 378, sodaß sich ein RNüdgang der Schweines{chlachtungen ton 194 590 oder 1,74 v. H. ergibt. Dieses (Frgebuis mag befremden; denn man hätte bei dem jähen Absturz der Schweinezahl im Jahre 1912 eher eine Steigerung der Shlachtungen erwarten sollen. Tatsächlih sind auch in den ersten beiden Biertel- jahren des Jahres 1912 mehr Schweine (+ 337 469 oder 6,45 v. H.) als in der gleichen Zeit des Vorjahres ges{chlachtet worden ; dagegen bleiben die Sc{hlachtungen der zweiten Hälfte des Bertchtsjahres um über eine halbe Million hinter den Z'ffern der gleichen Zeit des Vor- jahres zurüd.

Die Rinderschlahtungen sind seit dem Jahre 1910 (4 729 513) bei gleichzeitigem Wiederansteigen der preußishen Ninder- bestandsziffer ununterbrohen zurückaegangen und beliefen sich im Berichtsjahre auf insgesamt 4 361520 gegen 4531 085 im Vorjahre.

Von den Unterarten des Nindvtehs stehen in allen Jahren die unter 3 Monate alten Kälber bei weitem an erster Stelle. Ihre Schlachtung8ziffer ist, wie die der Rinder überbaupt, seit dem Iahre 1910 (2 496 205) im Sinken begriffen, was im Interesse einer baldigen Wiederauffüllung der Bestände nah den Verlusten der Jahre 1908 und 1909 als günstiges Ergebnis angesprohen werden fann. Im Berichtsjahre sind im ganzen 2 298 022 Kälber gegen 2 427 939 im Borjahre geshlachtet und beshaut worden.

Dann folgen die Kühe mit einer Schlahtungsziffer von 1 054 160; im Vorjahre find insgesamt 1 069 628 Kühe geschlachtet und beshaut worden; es ergibt fich somit eine Abnahme der Schïkachtungen von 15 468 oder 1,45 v. H, Auch im Vorjahre war die Schlachtungsziffer der Kühe und zwar um 22 856 oder 2,09 v. H. zurückgegangen.

Als einzige Unterabteilung der Rinder haben die über Z Monate alten Jungrinder éine freilich nur ganz geringe Z1- nahme der Schlachtungen aufzuweisen, nahdem auch ihre Schlach- tungsziffer in den Jahren 1910 und 1911 zurückgegangen war. Ge- \hlachtet wurden intgesamt 485 994, das sind 802 oder 0,17 v. H. mehr als im Vorjahre (485 192).

Gs folgen dann die Bullen mit 271273 und die Ochsen mit 252 071 Cthlachtungen. Für beide Unterarten bedeuten die diesjährigen Ziffern eine abermalige Abnahme der Schlachtungen, und zroar bei den Bullen um 3969 oder 1,4 v. H., bei den Ochsen um 21 013 oder ‘7,69 v. H.

Immer noch bedeutsam troß der fortshreitenden Abnahme des Levendbestandes sind die Schlahtungen der Schafe, deren Ziffer mit 1 555 759 gegenüber dem Vorjahre fogar noch ein Mehr von 26 269 Swlachtungen oder 1,74 v. H. aufweist.

Die Schlachtungsziffer der Ziegen hat in den leßten 5 Jahren abwechselnd eine Zu- und eine Abnahme zu verzeihnen. Im Bericht s- jahre (165 159) find 9282 Tiere oder 5,32 v. H. weniger als im Vorjahre (174 441) geshlahtet worden.

Die Pferde schlachtungen sind gegen das Vorjahr (101 635) ver- hältnismäßig beträchtlich, um 21 192 Stück oder 20,85 v. H,, gestieaen und gewinnen mit ihrer Gesamtziffer von 122 827 im Berichtsjahre immechin {on eine gewisse Bedeutung für die Volksernährung.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Hafenarhetiter in Emden beschlossen gestern, wie die „Rh.-Westf. Ztg." erfährt, ihren vor geraumer Zeit begonnenen Aus- stand als endgültig verloren zu beenden. j

Aus M oskau wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die Stadt- duma hat allen ausständigen Straßenbahnangestellten be- kanntgegeben, daß sie am 4. Oktober entlassen werden, wenn sie nicht bis Nachmittags 2 Uhr die Arbeit wieder aufnehmen würden. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Ausständigen ein Gerihtsverfahren eingeleitet auf Grund des neuen Gesetzes über den Ausstand hei Unter- nehmungen, die dffentliher Nugnteßung unterliegen (vgl. Nr.234 d. Bl.).

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. |. d. Ersten Beilage.)

Jagd. __ Die erste der diesjährigen Königlichen Parforce- jagden findet Dienstag, den 7. d. M., statt. Stelldichein : Mittags 12 Uhr 30 Minuten, Gasthof „Zum Gardestern“ am Döberißer Lager.

Kunst und Wissenschaft.

_ Dr. Filippi, der den nächsten Sommer von Italien aus eine Forshungsreise nah dem Himalaja unternehmen will, hat jeßt einige Etnzelheiten über seinen Plan veröffentliht. Dem Unter- nehmen wird auch von der indishen Regierung Interesse zugewandt, das sih in der Bewilligung einer Summe von 20 000 4 und in der Beglettung etnes Beamten der trigonometrischen Landesvermessung bekundet. Die Arbeiten werden \sich weniger auf den eigentltcchen Himalaja, als auf das Gebiet des Karakorum erstrecken. Jn diesem Herbst wtrd die Expedition Beobachtungen im chinesischen und rufssishen Turkestan ausführen, im Winter das Hauptquartier in Skardo am unteren Indus aufschlagen und zu Beginn tes Frühjahrs aufwärts nach Leh vordringen. Von Leh aus sollen dann die un- bekannten Teile der Karakorumkette zwischen dem gleichnamigen Paß und dem Siachemgletscher durhforscht werden. Der nächste Herbst würde dann auf einz zweite Bereisung des chinesi|hen Turkestan verwandt und die Nückfehr nach Europa um die Weih- nachtszeit angetreten werden. Mit Unterstützung der brasilianischen Regierung will Dr. Farabee eine Forshungsreise zu den Ur- stämmen im Waldgebiete des Amazonen stroms ausführen. Als Ausgangèpunkt ist die Stadt Para an der Mündung des Stroms gewäblt wotden. Von dort soll der Amazonas und weiter aufroärts der Rio Negro, der größte linke Nebenfluß, verfolgt werden. Die Dauer der Expedition is auf ein halbes bis ein ganzes Jahr ver- anshlagt worden. Es sollen hauptsählich Sammlungen von Waffen, Geräten und Kunsfterzeugnissen der vershiedenen Stämme, mit deren baldigem Aussterben gerehnet wird, angelegt werden.

Die Ausgrabungen in Nivppur, der berühmten Nuinenstadt in Babylonien, die in den Jahren 1888 bis 1900 von der John Hopkins Universität in Baltimore ausgeführt worden find, haben eine fo große Zahl von Tontafeln mit Inschriften zutage gefördert, daß ihre Be- arbeitung immer noch niht abgeschlossen {. Vielmehr {einen fie etne Fundgrube für neue wichtige Entdeckungen zu sein, wie eine Ver- öffentlihung von Dr. Arno Pöbel im Philadelphia Museum Journal beweist. Dieser Forscher hat auf einer letder unvollkommen erhaltenen Tafel eine neue Fassung der Schöpfungsgeschichte entziffert. In ihr wird der Ursprung des Menschenges{chlechts auf die Götter Enlil und Enki und auf die Göttin Ninkarsagga zurückgeführt. Diese Gottheiten waren {hon früber bekannt geworden, aber ihre Bedeutung war eine ‘Streitfrage zwishen den Bibelforschern und den Assyriologen. Nach der jeßt gefundenen Tafel ist Enlil der Schöpfer des Himmels und der Erde, der die Welt mit menschlichen Wesen zu bevölkern wünsht. Der Gott Enki war die Verkörperung der Weisheit, ersann die Schaffung des Menschen nah göttlichem Vorbild, und die Göttin Ninharsaaga formte die ersten Vtenshen aus Ton. Enlil gab ihnen‘ dann von seinem Blut und verlieh ihnen da- durch Leben und Geist. Diese Sage weiht aber von der biblischen Darstellung, die eine Belebung durch den Odem Gottes bedingt, noch weiter ab, indem \sich der Gott Enlil zu diesem Zweck selbst den Kopf abschneidet. Diese Vorstellung ift vollkommen neu, und es ist abzuwarten, ob sie sih auch in anderen ketlschriftlihen Urkunden finden wird.

Literatur.

Nachdem in den beiden leßtvergangenen Jahren die zwei ersten Bände von Walter Bloems RNomantrilogie, in der er das Ningen zwischen Deut|hland und Frankreih im Kriege 1870/71 \childeit, „Das eiserne Jahr“ und „Volk wider Volk“ erschienen waren, liegt eßt der dritte Band „Die Scchmiede der Zukunft", und damit das Gesamtwerk abgeschlossen vor (Verlag von Grethlein und Co. in Leipzig, geh. 5, geb. 6 H). Der leßte Band sch{ildert die leßten Zuckungen des republikanishen Widerstandes, die Ausfälle der Pariser Besaßung, Bourbakis WBorstoß, die dreitägige Winter- \chlacht an der Lijaine, die Uebergabe von Paris und den Ab\s{chluß des Friedens. Die Kraft des Dichters, kriegerishe Greignisse, nament- lih das wildbewegte Ringen der Schlahten packend und anschaulich zu schildern, erscheint in dem dritten Band n!‘cht verringert, die Schilderungen bleiben vielmehr lebensvoll und fesselnd bts zuleßt ; das rein Nomanhafte, der das große geschihtlie Gemälde zusammen- fassende Nahmen, ist in diesem Schlußbande scgar fester gefügt und individueller ausgestaltet. Die spannenden, großen Momente, die der Stoff als Höhepunkt bot, so die Schilderung der Versailler Kaifer- verkündung, der verzweifelten Lage in der belagerten Hauptstadt, hat Bloem sehr geshickt auszunußzen verstanden; ja mehr als das, er hat den Stoff} niht nur gemeistert, sondein er war von thm zuglelt tief ergriffin und diese Ergriffenheit teilt sih dem Leser mit. Dabei ist der geshihtlißen Wahrheit nirgends Zwang anzetan, und die wahrhaftige Schilderung auch der inneren Schwierigkeiten, unter denen \sih das neue Neih zusammen- chloß, erböht die Anteilnahme des Lesers, läßt thn die beteiligten großen Männer nur um so größer und das Errungene um so wertt- voller erscheinen. Der Dichter war in diesem leßten Band genötigt, die geschichtlichen Hauptpersonen des gewaltigen Dramas vielfach felbst handelnd vorzuführen, und dieser Charalkterisierung ist die dihterifhe Kraft Bloems nicht gewachsen gewesen. Der alte Kaiser Wilhelm, der Kronptinz, Biemarck und Moltke sind mehr äußerlich

eshildert, als innerlich lebens8voll und persönlih dargestellt. ls Ganzes hinterläßt das Buch aber einen starken Eindruck. Die Trilogie ist namentlich in der Schilderung der äußeren kriegeris{hen Vorgänge so packend und lebensvoll, das ganze Werk ist so von echter Begeisterung durhglüht und die aewaltige Stoffmasse erscheint so stark beberrscht, daß troß der Veängel des ay Noman- hasten das Werk den Leser bis zuleßt fesselt und sich Achtung erzwingt. Die überaus warme Anteilnahme, die die beiden ersten Bände in den weitesten Kreisen gefunden haben, wird siher auch dem Schlußband entgegengebracht werden und fie wird wohlverdtent sein.

Der rührige Verlag von J. Neumann in Neudamm is} seit Jahren mit Erfolg bemüht, ältere wertvolle Jagdliteratur weiteren Kreisen durch die Veranstaltung von Neudrucken oder durh die Sammlung bisher in allerlei Zeitschriften verstreuter Stücke wteder zugänglich zu machen. Jeßt hat sie zwei stattliche Bändchen herausgegeben, tin denen die jagdlidben Schriften des als Weidmann wke als Forscher ervrobten Hans Marie von Kadich gesammelt sind. - Sie betiteln sich „Aus Desterreichs Bergen“ und „Jm amerikanischen Busch“ und die Gattin des verstorbenen Verfassers hat sie ptetätvoll gesammelt und zusammengestellt. Die Schriften waren des Gesammeltwerdens wert, denn in ihnen find eine Fülle wetdmännischer Kenntnisse und vielseitige, in den verschiedensten Jagdgebieten gesammelte Erfahrungen niedergelegt, und zwar in etner sehr anregenden, ansprehenden Form. Die Bänden, jedes kostet geh. 2.40 4, geb. 34, werden in Jägerkreisen jedenfalls etne freund- lihe Aufnahme finden.

12. Sonderheft der Architektur des XX. Fahr- bunderts. Hans Erlwein, Das italienische Dörfhen in Dresden. Verlag von Ernst Wäasmuth A.-G., Berlin. Das vor- liegende Sonderheft der Architektur des XX. Jahrhunderts bringt Dar- stellungen des Restaurantgebäudes, das Erlwein am Theaterplat in Dresden an Stelle der abgebrochenen Bauhütten und Arbeiterhäuser Chiaveris errichtet hat Die Aufgabe erforderte viel künstlerts{chen Takt, besonders im Hinblick auf die bestehenden bedeutenden Bauten, den Zwinger, das SÊ&Hloß, Theater und HofkirGße. Der Bau häli den Play näch der Elbe hin genügend zuiammen und steigert von der Elbe gesehen dur seine gut abgewogenen Verhältnisse die Wirkung der historishen Gebäude, ohne ihnen Konkurrenz zu mahen. Die Ausbildung der Einzelheiten verrät ebenso viel Ges{mack wie die farbenfrobe RNaumgestaltung des Innern, das mit Eifer bis in alle Einzelheiten sorgsam durchgearbeitet ift.

Im gleichen Verlage ist er{chienen: Berliner Architektur - welt. Zeitschrift für Baukunst, Malerei, Plastik und Kunstgewerbe der Gegenwart. Preis des Jahrgangs, 12 Hefte, 20 #4. In den Heften 4-—6 des laufenden X11, Jahrgangs finden sich zunächst

Wohnhäuser aus Neu Tempelhof, das Geschäftshaus Kersten u. Tuteut mit Berkaufs- und Empfangsräumen fowie das Bankhaus Delbrü, Scickler u. Co., dessen ruhige, an die Formen von 1870 anshlicßende Außengestalturg man sich bei den guten Verhältnissen und Einzel- heiten gern gefallen läßt. Die Lanthäuser in Zehlendorf in ihrer ge- wollten formalen Einfachheit wirken wohl doch etwas zu nüchtern, um so mehr, als sie noch fast ganz frei in fkahbler Landschaft herumstehen. Floderers Entwurf zum Historischen Museum für Wien zeigt Verständnis sür großzügige und monumentale Platzgestaltung. Die Farbenskizzen zum Festschmuck Berlins beim Kaitserjubiläum beweisen, daß die Künstler mit gutem Geshmack und Berständnis für die gegebene Situation ihre Vorschläge gemacht haben; wenn bei der übergroßen Eile der Aueführung nitht alles ihren Anordnungen gemäß durchgebildet werden konnte, so darf män daraus feine Kritik ihrer fkünstleri!{chen Leistung herleiten. Das liebenswürdige Werk Hoffmanns sei noch erwähnt, der Märchen- brunnen mit feinem stimmungévollen Zusammengehen von Natur und Kunst und einige Landhäufer, bei denen oft zu sehr auf malerische Gruppierung hingearbettet ist.

Im gleichen Verlage ist weiter erschienen: , Der Städtebau“, Monats\ch1ift für die künstlerishe Auégenaltung der Städte nah ihren wirtshaftlichéen, gesundheitlihen und sozialen Grundsätzen. Begründet von Thb. Goedcke und C. Sitte, Preis des Jahrgangs 20 Æ. Die Hefte 7—9 des X. Jahrgangs haben folgenden Inhalt: Heft 7, Wettbewerb üm einen Plan für die Bundes- hauptstadt von Aufiralien, von Wernekke-Zehlendorf; Ueber Straßen- kreuzungen von Schachenmeyer-Offenburg, Schluß; Bebauungsplan für Landhaussiedlung Schulensee bei Kiel von Goedte-Berlin; Bücher, Chronik. Heft 8. Dorf Neu Bezich voa Meyer-Hannover; Bundes- hauptstadt Australien, Schluß; Ideenskizze für das Königliches Opern- haus von Kobtz-Friedenau; Beiträge zur Bezeichnung der Straßzn von Chlgöß-Mannheim und Hoch-Göttirgen; Bilder vom Rhein von Kapvel-Barmen; Langula i. Th. von Schäfer-Hagen: Bücher, Chronik.

Hest 9. Oeffentliche Parkanlagen in Boston und Philadelphia von Naumann-Charlottenburg; Bezeichnung der Straßen, Schluß; Wornah die Beaydeten Censores sich zu verhalten, von Eblasöß- Mannheim; Bau der indischen Neichshauptstadt von Bencke-München. Pèitteilungen, Deutshes Opernhaus in Charlottenburg, Aufnahmen avs Königsberg i. Pr., Vergebung von Bauprämien für Neubaut:n des Stadtgebiets Baden-Baden, Chronik.

Das am 1. Oktober erschienene 19. Heft des laufenden Jahrgangs der vom Verbande Deutscher Beamtenvereine heraus- gegebenen „Deutschen Beamtenrundschau*“ (Abonnementspreis der Halbmonatet\ch{rift jährlich 6 4) hat folgenden Inhalt: 1. Ab- handlungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts: Das neue Reichs- und Staatsangehörigkeitsge/ez. Von Theodor Meyer, Rechnungsrat im Ministerium des Innern. Das amtliche Verkündigungswesen in Preußen. Von Nadke, Charlottenburg. Arbeitslosenversiherung. [I. Rechtsverhältnisse der Beamten. A. Erörterungen und Nach- tihten über Fragen des Beamtentums. Ein Kolorialuerihtshof. Die Abänderung des Befoldungsgeset: Schaffung großer etnheit- liher Beamtenklassen. Die Befreiung der Privateisenbahnbeamten von der Angestelltenversiherung. Das Landratsamt und die Verwaltungs- reform in Preußen. Die mittleren Beamt?:n und der Registratur« dienst. Weängel des Beamtenrehts im Lichte des Versicherunaëgeseßzes für Angestellte. Zum „Warenhandel“ der Beamten. Kosten kreisärzt- licher Atteste. Militärkantinen als Verforgungsbstellen. Neuordnung der juristishen Prüfungen in Elsaß Lothringen. Vakante Stellen. B. Entscheidungen: Entscheidungen des. Reich2gerihts. NRechtsgrund« säße urd Entscheidungen der obersten bundesstaa!lichen Gerichtshöfe. [1l. Vereinênachrihten. A. Verband Deutscher Beamtenvereine und Berbandseinrichtungen : Nachrufe für Herrn Hermann Walter, Haupt=- kassenrendant a. D. Genehmigung einer Saßzungéänderung. Auf- nahme eines neuen Vereins. B. Mitteilungen von Verbandevereinen : Der Verband vermessungstehnischer Beamten. C. Aus anderen Ver- bänden und Vereinen: Verband der unteren Zivilbeamten der Reichs- heere8verwaltungen und der Marine. 1V. Vermisbtes: Das Uni» versitätéstudium in Deutschland im Sommer 1913. V. Bücherschau. ÜUnterhaltungsbeilage.

Theater und Musik. Marionettentheater Münchener Künstler.

Paul Branns in Berlin {on wohlbekanntes „Marionetten- theater Münchener Künstler* ist seit gestern im Kunstsalon von Keller u. Netner in der Potsdamer Straße wieder zu schen. Man gab gestern das âlteste deutshe Faustsyiel, jenes Puppenspiel von dem „laster- vollen und erscröcklihen Ende des weltberühmten, jedermärniglih bekannten Crßzauberers Dcctoris Johannis Fausti*, von dem Goethe die erste Anregung zu seiner gewaltigen Faustdihtung empfing. Der Abend beanspruchte also mehr als gewöhnlihes Interesse. Paul Brann hat das Werk geschickt für die Zwecke seiner kleinen Bühne bearbeitet. Man wird zunächst in Plutos Nei geführt, wo Mephostopheles den Auftrag erhält, den Pakt mit Faust abzuscbließen. Dann geht es auf die Oberwelt in Fausts Studierstube, wo man den alten Nekro- manten bei setnen Beshwörungen am Werke sieht, seinen Famulus Wagner und den in seinen Dienst genommenen Hans Wurst kennen lecnt, welher Teitere mit Hilfe des Zauberbuhs auf eigene Hand in belustigender Weise Geister beschwört. Es folgt der Pakt mit Mephoftopheles, die Luftreise auf feurigem Drachen nah Parma, wo Xaust am Hofe des Herzogs mit seinen Künsten aufwartet, und \hließlich Fausts Verdammnis und Höllenfahrt. Die einzelnen Rollen wurden von ungenannten Künstlern hinter der Szene vortrefflih gesprochen, und troy aller Naivetät des Ausdrucks und der Voraänge leuhtete etwas von dem auf, was der Goethesden Faustdihtung Ewig- keitswert verleiht. Ganz vortreflich machte sich der Zauberspuk auf der kleinen Bühne. Die charakteristis{en Figuren waren Werke des Professors Jakob Bratl, die stimmungévollen Dekorattonen waren von Paul Neu entworfen und machten bei einer Beleuhtungskunst, die auf großen Bühnen nicht vollkommener sein könnte, viel Eindruck. Wer dem Marionettentbeater cinen Abend widmet, wird den Besuch keineófalls zu bedauern haben.

Im Köntglihen Opernhause geht morgen, Sonntag, Nah- mittags 23 Uhr, zu ermäßigten Preisen „Hänsel und Gretel“ und das Ballett „Die Puppenfee“ in Szene. Die Beseßung der Hauptrollen ist die bekannte. Dirigent der Oper ist der Kapellmeister Lauas, Dirigent des Balletts der Kapellmeister Dr. Besl. Abends 71 Uhr wird „Mignon“ mit Frau Salvatini in der Titelrolle gegeben. Im übriaen lautet die Beseßzung: Philine: Fräulein Alfer- mann, Wilhelm Meister: Herr Jadlowker, Lothario: Herr Schwegler, Laörtes: Herr Habich, Friedrih: Herr Böttcher, Jarno : Herr Krasa. Im Aufzug der Zigeuner sind Fräulein Peter und das Soloperfonal des Königlichen Balletts beshäfligt. Der Kapellmeister Dr. Bes]! dirigiert. Am Montag wtrd „Tristan und Isolde“ unter der musikalischen Lettung des Generalmusikdirektors Blech wiederholt. Die rasche Aufeinanderfolge der zweiten, bereits angekündigten Vorstellung auf die erste bedingt cine anderweitige Besetzung des Tristan, für den an Stelle des Herrn Kraus Herr Maclennan vom Stadttheater in Hamburg gewonnen ist. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen |sst die gleihe wie am Abend der Neueinstudiecung- (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Schauspielha«ause wird morgen abend Alexander Z'nns Komödtenspiel „Die drei Brüder von Damabkus“ in der Beseßung der Etstaufführung wiederholt. Die Spielleitüng hat der Oberregisseur Patry. Am Nachmittag 214 Uhr wird „Wilhelm Tell“ als Schülervorstellung zu ermäßigten Preisen mit Hérrn

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Sommerstorf in der Titélrollè gegeben. In den Hauplrollen wirken mitt:

die Damen Bußze (Hedwig), von Mayburg (Gertrud), Ressel (Bertha -

von Bruneck) fowie die Herren Kraußneck (Stauffacher), Eggellig (Attinghausen), Boettcher (Nudenz), Mannstädt (Walter Fürst), Zimmerer (Geßler) und Geisendörfer (Melchthal). Am Moutag wird „Schwanenweiß" gegeben. Die Spielleitung hat Herr Dr. Bruck,

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