1913 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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des Reich sge ebblatts enthält unter

8gabe gelangende Nummer 60

Nr. 4296 eine Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues, vom 21. Oktober 1913.

Berlin W. 9, den 23. Oktober 1913.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Emmerich getroffenen Wahl den Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Florenz Dane daselbst als unbesoldeten Beigeordneten

der Stadt Emmerich auf fernere sechs Jahre und i infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in

Cronenberg getroffenen Wahl den Fabrikanten August Dörken daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Cronenberg für die geseßlihe Amtsdauer von sechs Jahren zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

dem Kaufmann Martin (genannt Maximilian) Stein in Berlin die Erlaubnis zur Annahme und Führung des ihm verliehenen Titels eines Königlich bayerischen Kommerzienrats mit der Maßgabe zu erteilen, daß bei Führung des Titels die fremdherrliche Verleihung ersichtlih zu machen ist.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Schiffswerft und Maschinenfabrik Joh. C. Teklen- borg A. G. A R und den Norddeutschen Seekabel- werken A. G. in Nordenham ist die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen in Silber, /

den Ersten deutschen Stok- und Klippfischwerken G. m. b. H. in Geestemünde, der G. Seebeck A. G. Schiffswerft, Maschinen- fabrik und Trockendocks in Geestemünde, und dem Kunstschlosser- meister J. Bremermann in Geestemünde dieselbe Medaille in Bronze verliehen worden.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten.

Der bisherige Präparandenanstaltsvorsteher Ludwig Tieß aus Danzig-Langfuhr ist zum Kreisschulinspektor in Sullenschin ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Der Forstassessor Hildebrandt in Rosenfeld ist zum Oberförster, zunächst ohne Uebertragung eines Reviers, ernannt worden.

Finanzministerium.

Der bisherige Kanzlist Hankel bei der Oberzolldirektion Magdeburg ist zum Geheimen Kanzleiseïretär beim Finanz- ministerium ernannt worden.

Ministerium des Jnnern.

DBOranntmaGuU na. Am 20. Oktober d. J. hat die Wahl des Vorstandes der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 16. Dezember v. J. (Geseßsamml. S. 233) errichteten Zahnärztekammer statt- gefunden. Es sind für die Dauer der Wahlperiode der Zahn- ärztekammer, also bis Ende Dezember 1915, gewählt worden : a. zum Vorsißenden: E Zahnarzt Adolf Scheele in Cassel; b. zu dessen Stellvertreter: l: Zahnarzt Osfar Kalisch in Brandenburg a. H.; M M : Zahnarzt Oskar Kalisch in Brandenburg a. H., Dr. Paul Treuenfels in Breslau, Ferdinand Baden in Altona, Albert Hake in Barmen ; „u deren Stellvertretern: Zahnarzt Konstantin Kaiser in Arnsberg, Paul Schwanke in Graudenz, Professor Dr. Paul Ritter in Berlin, Dr. Georg Kaminski in Schneidemühl.

Berlin, den 22. Oftober 19183. Der Minister des Jnnecn. N: Diétridi.

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Dem Gun g.

Diejenigen in Berlin und im Regierungsbezirk Potsdam wohnhaften jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährig - freiwilligen Militärdienst nachsuchen wollen, haben sich in der Zeit vom zurücgelegten 17. Lebens- jahre bis zum 1. Februar ihres ersten Militärpflichtjahres, d. i. des Kalenderjahres, in welhem sie das 20. Lebensjahr vollenden, bei der unterzeihneten Kommission schriftlih zu melden.

Der Meldung sind die im § 89 der Deutschen Wehr- ordnung aufgeführten Atteste in Urschrift beizufügen. E

Für diejenigen Bewerber, welche den Nachweis der wissen- \afilihen Befähigung durch Ablegung einer Prüfung er- bringen wollen, finden alljährlih zwei Prüfungen statt, die eine im Frühjahr, die andere im Herbst. 8 E

Das Gesuh um Zulassung zur nächsten F dordsung muß unter Beifügung der im § 89 der Wehrordnung be- zeichneten Schriftstücke und einer amtlih bescheinigten Photo- graphie sowie mit der Angabe, in welchen zwei sremden Sprachen der Bewerber geprüft werden will (es bleibt die Wahl zwischen dem Lateinischen, Griechischen, Französischen und Englischen, an Stelle des Englischen darf das Russische treten),

eben, ob, wie oft und wo sih der Bewerber bereits einer Prüfung vor E S CAA Ron für Einjährig-Frei- willige unterzogen hat. Berlin NW. 40, den 20. Oktober 1913. Heidestraße 1. : L Königliche Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige. Siber, Präsident.

Niqchfkamftliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 23. Oktober 19183.

Der Bundesrat versammelte si heute zu einer Plenar- sißzung; vorher hielt der Ausschuß für Handel und Vetkehr eine Sißzung.

Der Regierungsrat Karbe in Stralsund ist der Königlichen Regierung in Posen, der Regierungsrat Dr. Sheunemann in Posen der Königlichen Regierung in Stralsund, der Re- gierungsrat von Hanstein in Lüneburg der Königlichen Re- gierung in Cassel und der Regierungsassessor Wi es- mann in Stettin der Königlichen Regierung _in Lüne- burg zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen, der Regierungsassessor Wermuth in Wolmirstedt dem Land- rat des Kreises Waldenburg, der Regierungsassessor Koncher dem Landrat des Kreises Zellerfeld, der Regierungsasse\sor Danckelmann aus Salzwedel dem Landrat des Kreises Wolmirstedt, der Regierungsassessor Charisius in Gnesen dem Landrat des Landkreises Bromberg und der neuernannte Regierungsassessor von Knobloch aus Merseburg dem Landrat des Kreises Heydekrug zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Württemberg.

Bei der gestrigen Ersaßwahl im Oberamt Gera- bronn behauptete, wie „W. T. B.“ meldet, die Volkspartei im ersten Wahlgange ihr bisheriges Mandat. Nach dem Siege der nationalliberalen Partei in Rottweil verfügt nunmehr die Linke in der Zweiten Kammer über 47 Sitze, die Nut, die das Präsidium stellt, über 45 Sitze, während bisher beide Gruppen je 46 Sige hatten.

Baden.

Nach den endgültigen amtlichen Ermittelungen wurden bei den Wahlen zur zweiten Kammer, wie „W. D meldet, 29 Mitglieder des Zentrums, 5 Konservative, 8 National- liberale, 1 Wilder, 1 Fortschrittler und 9 Sozialdemokraten, zusammen 53 Abgeordnete gewählt, sodaß noh 20 Stichwahlen stattzufinden haben. Von den abgegebenen Stimmen erhielten das Zentrum 116153 Stimmen oder 34,7 Prozent, die Nationalliberalen 79994 Stimmen oder 23,9 Prozent, die Sozialdemokraten 74 638 Stimmen oder 22,3 Prozent, die Konservativen, der Bund der Landwirte und die Reichspartei 30 348 Stimmen oder 9,1 Prozent und die Fortschrittliche Volkspartei 30 301 Stimmen oder 9,1 Prozent.

Oesterreich-Ungarn.

Jm österreihishen Abgeordnetenhause unter- breitete gestern der Leiter des Finanzministeriums, Sektionschef Dr. Freiherr von Engel das Budget für das erste Halbjahr 1914, mit dem die Verlegung des Anfangs des Budgetjahres vom 1. Januar auf den 1. Juli vorbereitet werden soll. Das nächste ganzjährige Budget für die Beit voi, 1 JUuli! 1914 bis 807 Juni 1915 soll im Fe- bruar eingebraht werden. Das gestern eingebrachte halb- jährige Uebergangsbudget weist, wie „W. T. D meldet, an Ausgaben 1 564 458 879, an Einnahmen 1 564 528 620 Kronen, somit einen Uebershuß von 69741 Kronen auf. Ein ziffermäßiger Vergleih zwischen dem Uebergangsbudget und dem Budget für 1913 ist niht möglih. Wie in den früheren Jahren, so können auch diesmal nicht die gesamten Staatsausgaben aus den laufenden Einnahmen bestritten werden. Die Regierung erbittet die Ermächtigung zu Kredit- operationen in Höhe von 141,8 Millionen Kronen, wovon 59,9 Millionen Nachtragskredite zum Voranschlag für 1913 darstellen, mit Nücksiht auf die von den Delegationen bereits 1912 bewilligten außerordentlichen Kredite für Heeres- und Marinezwecke. Jm ersten Halbjahr 1914 werden ebenso wie im Jahre 1913 rund 94,3 Proz. der Ausgaben durch die [laufenden Einnahmen gedeckt. Von den Einnahmen aus Kreditoperationen sind für das erste Halbjahr 1914 30 Millionen Kronen für Eisenbahnzwecke bestimmt, ferner werden daraus die außerordentlichen Erfordernisse für Heer und Marine gedeckt werden. : 2

Jn dem Exposé, mit dem der Leiter des Finanz- ministeriuums Freiherr von Engel das Budget einleitete, be- tonte er die Notwendigkeit einer Gesundung der Finanzen durch Sparsamkeit und durch Erschließung neuer Einnahmequellen und führte dann aus:

Das Budget für das Jahr 1914 sei infolge der bekannten Ver- hältnisse der leßten Zeit nicht günstig. Industrie und Handel sei es in der letzten Zeit sehr {wzr gefallen, sih weiter zu entwickeln, do hoffe er, daß dur die nunmehr eingetretene Beruhigung die wirtschaft- liche Lage besser werde. Der Redner wtes weiter auf die in der leßten Zeit hartbedrängte Landwirtschaft hin. Insbesondere im Nordosten der Monarchie hätten die fortwährenden Regengüsse geradezu zu einer elementaren Katastrophe geführt, die eine \taatlihe Notstandsaktion notwendig gemaht habe. Der Redner verwies weiter auf die große Geldteuerung, die vielleicht noh nie in einer solhen Ausdehnung in Suropa beftanten habe. Gbeznso habe sich der Anleihemarkt noch nie auf cinem folche:n Tiefstand befunden. Die Finanzverwaltung set be- müht, alles zu tun, um den Anleihemarkt zu beleben. Aber man müsse si ni&t pessimistischer Verzagtheit hingeben. Man müsse die budgetären und finanziellen Widerwärtigkeiten zu überwinden suchen, um wieder in geordnete finanzielle Zustände zu kommen, was, wenn auch unter vielen Opfern, gewiß gelingen werde. :

Hierauf seßte das Abgeordnetenhaus die Debatte über die Automobilsteuer fort.

- Das Subkomitee des Budgetausschusses seßte gestern die Erörterung über die Auswanderungspropaganda der

Nach dem Bericht des ,W. T. B." wurde ein Sre

erwaltun srats der Austro-Amerikana vorgelegt, in dem e die Gesellschaft erhobenen Anschuldigungen als unrichtig zurück ewiesen werden. Bei der auf Verlangen der Gesellschaft seitens des Handels: ministeriums durchgeführten Unterfuhung habe \ih ergeben, eine Propaganda dur die Austro-Amerikana oder deren Agenten nicht ges trieben worden sei, daß es sich vielmehr um die Abwicklung eines Prepaidgeschäfts gehandelt habe, bei dem die Passage dur die brasi, lianishe Regierung bezahlt worden sei. Der Minister des Innern Dr. Fretherr von Heinold stellte fest, daß nah Lage der Akten ein die Beförderung von Freipassagieren der brasilianishen Regierung be- willigender Erlaß seitens des Ministeriums des Innern nit er,

sei. a 6 Großbritannien und Jrlaud.

In einer Rede, die der Kanzler der Schaßkammer Ll oyd George gestern in Swindon über das Landproblem hielt, erklärte er laut Meldung des „W. T. B.“/, daß die Regierung beabsichtige, die Errichtung eines Landministeriums zu beantragen, das über alle Grundbesißfragen die Aufsicht haben würde, und führte weiter aus : 7

Die Mittel zur Lösung des Landproblems müßten durchgreifend und erschöpfend sein. Zuerst müßte das Landmonopol mehr unter die Aufsicht und Direktion des Staats gebraht werden. Die Fragen, betreffend die kleinen Pachtungen, die Pachtstreitigkeiten zwischen Be- fißer und Pächter, und die Auffoistung und Urbarmachung des Landes würden alle dem neuen Landministertum unterstellt werden. Vorschläge beruhten Kabinetts.

auf einstimmig gefaßten Entschlüssen des

Frankrei.

Der Kriegsminister Etienne hat dem Präsidenten Poincaré vorgeschlagen, bei jedem Armeekorps im Mutterlande einen Posten für einen Jnspektor der Reserveformationen zu schaffen, der auch die militärische Vorbereitung zu überwachen hat. Wie „W. T. B.“ meldet, wird dieser Posten einem Divisionsgeneral des aktiven Cadres übertragen werden. Die Jnspektoren werden die Oberleitung der Vereinigungen für militärische Vorbereitung und Schießausbildung erhalten und beauftragt werden, die Mobilmachung der Reserve- und Landwehrformationen zu überwachen und ihre Jnstruktion im Augenblick der Einberufung zu leiten. Die Jn}pektoren werden im Kriegsfalle das Kommando der Reserve- divisionen übernehmen. Durch eine sachverständige Auswahl unler den Divisionsgeneralen wird der Kriegsminister bei der Auswahl der Jnspektoren imstande sein, an der Spige der Junfanterie- und Kavalleriedivisionen eine gewisse Verjüngung der Führer eintreten zu lassen.

Der Panzerkreuzer „Condé“ hat Befehl erhalten, sich zum Schuße der französischen Jnteressen in Mexiko in die merxikanishen Gewässer zu begeben.

Portugal.

Im Laufe der Untersuchungen über die monarchistischen Um briebe wurden, wie ¡W. D B meld int Oporto und Aveiro wichtige Dokumente gefunden, die alle Einzelheiten über die Vershwörung enthalten, insbesondere auh die Namen der beteiligten Offiziere und den Versammlungsort an der Grenze, Salamanca.

Türkei.

Ein Jrade des Sultans, das Neuwahlen für die Kammer anordnet, ist gestern veröffentlicht worden.

Die Pforte hat die von der griechischen Regierung verlangte Liste der Krongüter nah Athen gesandt.

Griechenland. Der Unterausshuß der Friedenskonferenz ist gestern zusammengetreten. Wie die „Agence d'Athènes“ meldet, wurde über mehrere Punkte eine Einigung erzielt.

Rumänien.

Der endgültige Rechnungsabschluß des Finanz- jahres 1912/13 weist, wie „W. T. B.“ meldet, einen Ueber- shuß von 100 406 309 Lei zugunsten des Staatsschaßes auf. Troß der Unterbrechung in den Einnahmen infolge der Mobil- machung weisen die Einnahmen des Schatzes für September 1913 ein Mehr von 12 084 000 Lei gegenüber dem September 1912 auf.

Serbien.

Jn der Skupschtina stand gestern die Geseßesvorlage über die 250 Millionenanleihe zur Verhandlung.

Laut Bericht des ,W. T. B." legte der Finanzminister Pat schu in einem ausführlichen Erposs die schwere politische, finanzielle und internationale Lage dar, die in ungünstiger Weise auf den Geldmarkt zurückgewirkt habe. Troßdem fet es der Negterung gelungen, eine relativ günstige Anleihe abzuschließen, da sie bet einem Zinsfuß von 5 9/0 einen Nettokurs von 847 aufweist. Es sei fraglih, ob die übrigen Balkanstaaten eine derart günstige Anleihe würden erlangen können. Der Minister ersuchte {ließlich um Annahme der Vorlage.

Nach kurzer Debatte wurde die Sißung auf heute vertagt.

Das serbische Pressebureau meldet über den Vorfall bei Bojseriga: : i i

Das Grenzfort Bojserißa sollte ebenso wie alle Forts an der bulgarischen Grenze nah dem Friedenêvertrag an die Serben fallen. Troßdem bewachten Bulgaren das Fort und begann?n daseibst Deckungen zu bauen und Verschanzungen aufzuwerfen. Durh Ver- mittelung der russishen Gesandtschaft in Belgrad ersuchte die serbische Negterung die bulgarishe Regierung, den bulgarishen Soldaten zu befehlen, sih aus dem Fort zurückzuziehen, das nicht Bulgarien, sondern Serbien gehöre. Die serbischcn Militärbehörden verlangten direkt die Räumung des Forts. Troßdem eröffneten die bulgarischen Soldaten, als ein serbisher Offizier mit einer Patrouille in vie Nähe des Forts kam, das Feuer gegen thn. Nach einem kurzen Gefeht wurden die Bulgaren dann aus dem Fort vertrieben.

Bulgarien. : Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, dur die Vermittlung der russischen Gesandtschaft gegen den vorgestrigen jerbishen Angriff auf den bulgarishen Posten Bo jse- rißga Einspruh erhoben und Räumung des von serbischen Soldaten besezten Punktes verlangt. Sie hat ersucht, daß Maßnahmen ergriffen werden, um der Wiederkehr folcher Herausforderungen an der serbischen Grenze vorzubeugen.

Amerika. / i Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist Felix Diaz gestern vormittag in Veracruz gelandet, ohne gehindert zu werden. Einige hundert Arbeiter auf dem Kai begrüßten ihn mit Zurufen. Er erklärte auf Befragen, daß er von der Präsidentschaftskandidatur nicht zurücktreten werde, auh wenn er gegen Huerta kandidieren müsse. Ein Agent der mexikanischen Regierung suchte Diaz noch an Bord des Dampfers auf, u ihn zu veranlassen, nah Tampico weiterzufahren. Diaz lehn dies jedoch ab.

spätestens bis zum 1. Februar k. J. eingereiht werden. Außerdem ist in dem Gesuche um Zulassung zur Prüfung an-

Canadian Pacific-Gesellschaft fort.

Diese .

Statistik und Volkswirtschaft. Die Ehbescheidungen in Preußen im Jahre 1912.

Nah der „Stat. Korr.“ wurden im Jahre 1912 rechtskräftig

Ehen geschieden:

e

in der Provinz

über- haupt |Städten

auf auf je 100 000 i stehende Ehen

em j 2 über- | in den | auf Lande haupt |Städten| E

in den

Ostpreußen Westpreußen . . .…. Stadtkreis Berlin . . Brandenburg Pommern Posen

(lesien Sachsen ' Schleswig-Holstein . Hannover Westfalen S IEs S Rheinprovinz Hohenzoll. Lande ….

1912

1909 c im Staate - 10 1907 1906 1905

2 297 1 782

1 566 9

10 797 9 L E 9782 7811

301 183 118 83 | 31 295 90} 108 2 297 562 1 206 576] 203 363 283 801 113 160 105 55 46 841 573 268 91 S0 672 198} 140 561 425 136} 181 5931 451 142} 107 604] 412 192 83 541 482 591 130 1 376 190 124

' j | j j | j

D T e 25 2106| 145 239 | 1964] 134 De 2 1825| 129 216 |

1896| 129 214 | ( FO2G6F 121 208

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Nachdem die Einführung des Bürgerlichen Geseßbuhs mit dem Jahre 1900 einen erheblihen Rückgang der Ghescheidungen in Preußen herbeigeführt hatte, ist deren Zahl seit dem Jahre 1901 von 4675 oder 77 auf 100 000 stehende Ehen von Jahr zu Jahr ununterbrochen bis fast auf das Doppelte jener Verhältnisziffer gestiegen. Gegen 1905 betrug die Zunahme tim Berichtsjahre nach vorstehender Vebersicht 55 o v. H. (in

den Städten 61,8 und auf

(bezw. 11,2. und 7,2) v. H. der Chescheidungen sowohl f

heblich stärker vermehrt

auch der Anteil des flachen

dem Lande 35 s v. H.), gegen 1911 dagegen 10 «4 In den Städien hat sich also die Zahl

ett dem Vorjahr wie auch seit 1905 er- als in den Landgemeinden; demgemäß ist Landes an der Gesamtzahl der Schei-

dungen von 22,4 Hundertteilen i. J. 1905 auf 20,1 i. J. 1911 und 195 v. H. im Berichtsjahre, also auf weniger als den fünften Teil zurü(-

gegangen. In den ländl richtszeit mehrfach

ichen Zaßblen findet man während der Be- mlich in den Jahren 1906, 1908 und 1910

eine kleine Verminderung, während die Ziffern der Städte alljährlich

einen Zuwachs aufweisen.

Auch im Verhältnis zur Zahl der bestehenden Ehen haben die Chescheidungen in den leßten aht Jahren beträhtliß zugenommen. Während im Jahre 1905 im Durchschnitt nur jede 944. Ebe gericht- lich gelöst wurde, war dies im Berichtsjzhre bereits bet jeder 689. der Fall. In den Städten waren dabei die Scheidungen während der ganzen Berichtszeit mehr als viermal fo häufig wie auf dem

Lande. Im Jahre 1912

entfiel in den Stadtgebieten hon auf an-

nähernd 400, in den Landgemeinden und Gutsbezirken jedoch erst auf

rund 1800 bestehende Gh

en eine gerihtlide Trennung.

Provinzrweise sind die Ehescheidungen im Bergleih mit der Zahl

der stehenden Ehen 1912 bemerikenswert zahlreich im Stadtkreis Berlin,

eine gerihtlich geschtieden wurde.

besonders selten in Hohenzollern und Posen, dagegen in der Provinz Brandenburg und wo durchschnittlih bereits von 180 Ehen Nach einzelnen Landesteilen waren

die Scheidungen ebenfalls in den Städten überall viel häufiger als

in den ländlihen Gemeinden ;

Provinz Hessen - Nassau,

1; am meisten gilt dies von ter wo in den Städten ein über ahtmal fo

großer Bruchteil der vorhandenen Ehen als auf dem platten Lande

gelöst wurde. In der gierungsbezirk Potsdam) Zweieinhalbfache des

Westfalen.

Prodinz Brandenburg (insbesondere im Ne- erreiht die ländliße Scheidungsziffer das

t ( „entsprehenden Staatsdurchschnitts und über- steigt erheblich dfe \städtishen Ziffern von Hohenzollern,

dosen und

Sonst halten sih die ländlihen Ziffern abgesehen

von Hohenzollern mit seinen geringen absoluten Zahlen durchweg

unter den städtishen; in

des kommen die LUndgemeinden Schleswigs-

Holsteins dem Stadtgebiete der Provinz Posen mit seiner auffallend niedrigen Ziffer sehr nahe.

Von den in den Städten gezählten Ehescheidungen kommen 1912 im cinzelnen auf die Städte bis zu 10 000 Einwohnern zusammen 992 (1905 nur 440), auf die von mehr als 10 000 bis 50 000 Ein- wohnern 1275 (867), auf die mit über 50000 bis 100000 Ein- wohnern 671 (514) und endli auf die Großstädte (mit über 100 000

Einwohnern) 6153 nur 23) Großstädte Pre als die Hälfte der Ges

(3549) Ehescheidungen.

: Auf die 34 (1905 4ßens entfällt fomit 1912 wie 1905 mehr amtzahl der Ehescheidungen im Staate und

über sieben Zehntel (1905 erst zwei Drittel) derjenigen in den Städten

überhaupt ;

be an den Ghescheidungen der Großstädte wiederum ist die Reichshauptstadt mit rund vier Zehnteln beteiligt.

Bon je 100 000

steberden Ehen wurden in den Großstädten 1912 durch\chnittlich 339

(1905 259) gerihtli g alfo annähernd zweie*nha

etrennt; die Scheidungshäufigkeit war hier lbmal fo bedeutend wie im Gesamtstaate

und fast anderthalbmal fo hoh wie bei der Gesamtheit der Städte. Neben den Großstädten weisen seit 1905 den stärksten Zuwachs an

Ghescheidungen die wohnern auf.

Städte von über

10000 bis 50000 Ein-

(Weitere. „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweiten Beilage.) Kunst und Wissenschaft.

Die Erforschung der Polarlichter hat in

den leßten

Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, besonders durch dite Betätigung

des Physikers Karl St

{ließli und mit der größten Hingabe beschäftigt.

örmer, der sih mit diesen Aufgaben aus- Im Jahre 1910

fübrte er seine erste Nordlichtexpedition aus, deren Ergebnisse großes

und berehtigtes Aufsehen noch nit zufrieden und

erregten. Er felbst war aber mit ibnen hat in diesem Frühjahr die Arbeiten fort-

gefeßt. Sein Ziel war wiederum die Ortschaft Bossekop im nörd-

lichen Norwegen, die \{ achtung bon Störmer besonders m niht nur um die Er

Nordlichtern

on seit langer Zeit als Station zur Beob- bevorzugt wird. Diesmal hat si it photographischen Aufnahmen befaßt, scheinung selbst im Bilde festzuhalten,

sondern auch um ihre Höhe zu bestimmen und andere Messungen zu

ermöglichen.

Die Höhe einer Wolke, cines Meteors und also auch

eines Polarlichts beziehungöweise eines feiner Teile kann nur ermittelt

werden, wenn an zwei

gleichzeitig photographi\che Aufnahmen ausgeführt werden.

niht zu nahe beicinander gelegenen Punkten Da die

Feststellung der Höhe der Nordlichter von grundlegender Bedeutung für ihre Erklärung ist, so wandte Störmer dieser Aufgabe seine be-

sondere Aufmerksamkeit zu

. In wentg mehr als 4 Wochen hat er die

außerordentlich hohe Zahl von 636 Paaren gleidzeitiger photographischer

ufnahmen erzielt. gewählt, als die zweite de

27 km nördlih von Bossekop.

Als die eine Station dafür wurde Bofssekop selbst

r Ort Store Korsnes auf den Lofoten, etwa Die Lchtersheinungen bei diesem

Naturschausptel sind oft von so zarter Beschaffenheit, daß sh ein

Gelingen sämtlicher Aufnahmen von vornherein

Vielmehr ist es als ein a Jener Zahl 450, befriedigend erwiesen habe

estimmung der samm-lt worden is. Es Lage und Höhe aller Hau

also mehr als zwei

nit erwarten ließ. ußerordentliher Grfolg zu \{äßen, daß von Drittel, sich als völlig n. Sie stellen etn Material für die genauere

tordlihter dar, wie es bisher noch niemals ge-

wird die Möglichkeit gegeben, die Form, ptarten von Nordlichtern mit einem hohen

Grad von Genauigkeit zu berechnen. Die Photographien haben aber nur einen Teil der Arbeiten umfaßt. Daneben wurden wiederum genau gleichzeitig Photographien mit einer prisma- tischen Kamera ausgeführt, die nicht nur die Spektra der in der betreffenden Himmelsgegend sihtbaren Sterne, sondern auch mehrere übereintnder lagernde Bilder des Nordlichts darstellen, die versiedenen Linien des Spektrums entsprehen. Wie \ch{hon bei der ersten Expedition wurde auch diesmal außerdem ein Kinematograph in Tätigkeit gesetzt, da es niht nur von hôöchstem Reiz, \fondern auc für wissenshaftlihe Zwecke belehrend wäre, die Wechsel in den Formen des Nordlichts an etnem lebenden Lichtbild verfolgen zu können. Die früheren Versuche hatten wenig Erfolg gehabt, da die Lihtentwicklung meist zu \{chwach is, um mit genügender Shnelligkeit auf die photographishe Platte zu wirken. Dreimal aber is es Störmer in diesem Jahr gelungen, von ungewöhnlichß hellen Nordlihtern kinematographische Auf- nahmen zu machen, wobet die Belichtung für die einzelnen Platten nur eine halbe bis 1 Sekunde dauerte. Zuletzt wurden noh eine Reibe von etwa 100 Photographien mit dem Kinematographen erzielt, wobei 4 Sekunden auf jedes Bild gerehuet werden mußten. Die Möglichkeit einer Benußung des Kinematographen für das Nordlichtstudium ist jedenfalls erwiesen, und Störmer hat den Beleg dafür auch bereits ver- öffentlicht, indem er in den Sigzungsberichten der Pariser Akademie der Wissenschaften Neproduktionen von Teilbildern einer folhen Auf- nahme gegeben hat. Die Streifen sind dabei mit Marken für die Sekunden versehen, sodaß die Zeit genau bestimmt werden kann. Es zeigt sich an diesen Bildern deutlih, wie sich die Form und Dichte der Lichistreifen nah und nah verändert. Die Cinzelaufnahmen der Nordlichter sind selbstverständlih noch weit härfer. Das große Werk, das Störmer über die Ergebnisse seiner letten Expedition vorbeceltet, wird die Nordlichtforschung einen großen Schritt vorwärts bringen.

Die Forschungen, die von der Entdeckung des Nadiums und der Strahlungserscheinungen überhaupt ausgegangen find, haben die alten Grundlagen der Naturwissenschaft bis ins Tiefste ershüttert. Der Aufbau der stoflichen Welt aus Atomen, von denen jedes Element sein befonderes besigen sollte, galt seit 100 Jahren als das unentbehrlihe Fundament der gesamten Naturauffassung. Obgleich niemand ein Atom gesehen hatte, noch jemals zu schen hoffen durfte, wurde mit den Atomen der einzelnen Elemente wie mit ciner unzweifelhaften Größe gerehnet. Jeßt ist die ganze Lehre von dec Unveränderlihkeit der Elemente ins Wanken geraten, und auch der Begriff des Atoms muß auf die alte verhältnismäßig einfache Erklärung verzihten. Die neuen Theorien vereinigen Kraft und Stoff in einer Weise, wie man es noch vor kurzem nit anzudeuten gewagt hätte. Eins der merkwürdtgsten Experimente, die auf diesem Gebiet in leßter Zeit ausgeführt worden sind, ist das von Professor C ollic und Patterson, das zuerst im Journal der chemischen Gesellschaft in London beschrieben wurde. Es zeigte die Gegenwart des seltenen Elementes Neon in Wasserstof, naGdem dieser bei ntederer Temperatur von einer elektrischen Entladung durchs{lagen worden war. Die beiden Physiker haben ih selbst mit allen Mitteln gegen die Annahme gewehrt, daß dabei das Neon aus dem Wafserstofff erzeugt, also ein neues Atom gleichsam geboren worden wäre; aber alle Einwände, die sie sih selbst gegen diese revolutionäre Vermutung gemacht haben, sind bisher durch die weiteren Untersuchungen entkräftet worden. So haber fie angenommen, daß das Neon vielleiht von den Wänden der Glasröhre oder von den Elektroden infolge der Erhißzung ausge- schieden werden könnte, aber die Prüfung hat die Unmöglichkeit dieser Annahme erwiesen. Ebensowenig konnte das Gas dur ein Leck in der Pumpe oder einem anderen Teil des Apparats in die Nöhre gee langt fein. Das Glas selbst ist weder für Neon noch für Helium durhdringlih, und der bei ten Erperimenten benußte Wasserstoff hat ursprünglih ganz gewiß kein Neon enthalten. Noch jeßt wollen die Forscher die Frage, wo die Atome dieses Gases hergekommen fein könnten, niht mit einiger Sicherheit beantworten, aber vorläufig gibt es überhaupt ketne andere Erklärung dafür als die tatsählihz Geburt eines Atoms8s.

Aus dem ältesten Aegypten. Der berühmte Aegyptologe Professor Flinders Petrie hat in der Monatsschrift „Man“ eine Be- schreibung der ältesten vollkommen erhaltenen Gräber gegeben, die er in der großen Begräbnisstätte von Tarchon 65 km südlih von Kairo entdeckt hat. Zwei von ihnen stammen zweifellos aus der Zeit des Königs Zet, der in der Mitte der ersten Dynastie regierte, also etwa 3000 Jahre v. Chr. Das Innere der Gräber wurde vollkommen ungestört gefunden. Die Körper lagen mit dem Kopf nah Norden und dem Gesiht nach Osten eiwas zusammengekrümmt auf der linken Seite und hatten reiche Betigaben von kleinen Töpfereien und Gazellenknohen. In den Wänden ter Grabkammer sind stets zwei Schliße, durch die wahrscheinli den Toten Speiseopfer dargereiht wurden. Professor Petrie hat bereits mehr als 600 Skelette auegegraben. Die weiblihen unter thnen zeigen eine vollkommene Uebereinstimmung, während ‘die männlichen zwei verschiedenen Gruppen anzugehören schienen, ein Anzeichen dafür, daß hon von den ältesten, eigentli als vorges{chichtlich zu betrahtenden Zeiten an eine langsame Vermischung der herrschenden Nasse mit den ursprünglichen Eingeborenen begann.

Literatur.

Die Zeitschrift für Politik (Carl Heymanns Verlag, Berlin W. 8) veröffentliht soeben das Schlußheft ihres sechsten Jahrgangs, das einen reihhaltigen Inhalt aufweiit. Besonders inter- efsieren wird darin die leßte Arbett des im August d. J. verstorbenen Göttinger Völkerrehtslehrers Ludwig von Bar mit dem Titel „Die Finnishe Frage“. Ein noch aktuelleres Problem behandelt der hwedische Soziologe und Statistiker Pontus Fahlbeck, Professor an der Universität Lund, der sich über den Geburtenrückgang vrer- breitet und hierbei viele neue Gesichtspunkte geltend maht. „Die Entstehung der Kabinettsregierung in England“ wird in einer aus- führlihen Abhandlung von dem Freiburger Historiker Professor Michael dargestellt. Die Frage, ob die deutshen Einzel- staaten immer mehr zu „Provinzen des Reiches“ werden, erörtert Dr. Dtto Koellreutter, Privatdozent in Freiburg, in einem Beitrag „Einzelstaat und Provinz“. In die Zeit von 1848 führt der Privat- dozent Dr. Bergsträsser, Greifswald, in einem Aufsay „Die partet- politishe Lage beim Zusammentritt des Vorparlaments*“. Erwähnt sei ferner ein Artikel „Bäuerliche Bevölkerung und politishe Parteien in Deutschland und Frankreih“ von Hans L. Nudloff, der reiche statistische Angaben bringt. Bemerkentwert ist wiederum der Nezensions- teil, der u. a. eine zusammenfassende Uebersicht über Schriften zur Geschihte der Politik von Dr. Carl Brinkmann und Ausführungen über die Fremdenlegion von Professor Karl von Stengel, München, enthält. Die „Zeitschrift für Politik“ kostet für den Fahresband von vier starken Heften 16 . In diesen Preis sind die etne politische Materialiensammlung bildenden Beihefte „Die Parteien, Urkunden und Bibliographie der Partetenkunde“ mit einbegriffen.

Bauwesen.

Ueber das Völkerschlachtsdenkmal bei Leipzig

veröffentliht das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ (Nr. 83 und 84) einen längeren Aufjay, dem hier einige Angaben entnommen find, aus denen die gewaltigen Abmessungen des Bauwerks hervorgehen. Auf der Gründungsfohle wurden 65 Pfeiler errichtet, die in 26,04 m Höhe überwölbt und mittels steigender Gurtbogen untereinander ver- bunden sind. Die vier Hauptpfeiler beginnen auf der Grundplatte mit 19 m Breite und verjüngen \ich bis auf 11,50 m. Die mächtigen Säulen, auf denen das ganze obere Bauwerk ruht, sind in den Fahren 1901 bis 1905 in reinem Beton ohne jede Eiseneinlage erbaut worden. Die wagerechte Eisenbetondecke, die das Pfeilergewölbe in der Mitte abschließt, ist unten mit vorspringenden Balken verankert. Oben ruht auf ihr der kreisrunde Fußboden der Krypta, auf einer Sand-

unterlage, aus s{chwarzen und grünen geshlifenen Granitplatten zu-

fammengeseßt. Sein Durchmesser beträgt 11,60 m. Der f i Teil des Bauwerks is in Beuchaer ranitporphyr Donn E geführt. Im ganzen wurden hierbei 26 500 Granitwerkstüdcke mit zusammen 12500 cbm Rauminhalt verseßt und 120 000 cbm Zementstampfbeton hergestellt, wozu gegen 20 000 000 kg Zement nötig waren. Das bedeutet einen Erddruck von 300 000 000 Le oder reihlich 6 kg auf 1 gcm der 4900 qm großen Grundfläche der Pyramide. Die einzelnen Granitquadern wiegen bis zu 10 000 kg. Die im unteren Teil in einer Höhe von 23,01 m eingebaute Krypta hat einen Durhmesser von 23,16 m. Ihre Pfeiler mit der Scicksals- maske find 5 m und die vor ihnen stebenden Krieger 3,90 m bo. Das auf den Pfeilern rubende Gebälk mit einem lihten Durhwesser von 13,20 m trägt den auf 29,31 m Höhe liegenden Fußboden der gee Ruhmeshalle. Ihren unteren Teil überspannt ein Kugelgewölbe bon 28,86 m Durchmesser. Es wird an allen vier Seiten von 13,66 m breiten Rundbogen durchbrochen, in die je fieben kleine und zwei große, innen mit 24 Bildwerken ge\{chmüdckte Steinrippen eins gebaut find. Das Gewslbe ist ganz aus Stein auégeführt, ohne be- sondere Eisenanker. Den obersten Schlußring bilden mit 19,68 m Durchmesser 40 Quadern, von denen jede 5000 kg wiegt. Auf dieser Kuppel ruht in 49,26 m Höhe der Fußboden des oberen inneren Umganges. Von hier aus steigt die noch 30,19 m hohe, steil empor- strevende obere Kuppel bis zu einer Höhe von 79,45 m über dem Boden. Während ihr unterer Durchmesser 22,50 m beträgt, mißt ihre obere Oeffnung im Lichten noch 4,40 m. An ibrer Innenfläche find in elf übereinander stehenden Reihen 324 Neiterfiguren plastisch herausgearbeitet. Für diesen Teil des Bauwerks wurde O Stampfbeton verwendet. Ueber der großen Kuppel liegen noch zwe fleinere mit 8,40 und 7,60 m Durchmesser. Die Wand der oberen, der sogenannten Stifterkuppel, ist mit 8 Bronzetafeln geschmüdckt, auf denen die Namen der um das Denkmal besonders verdienten Spender verzeihnet sind. Der Gipfelstein umfaßt reidlich 1 a. Er besteht aus fünf Schichten von zasammen 3,97 m Höhe und ist aus 120 Quadern zusammengeseßt, von denen die größten 10 000 kg wiegen. Die obersten Kantea dieses Gebildes liegen in 91 m Höhe. Die begehbare Fläche als Kuppel bietet Naum für 150 Personen. Ueber dem Mittelteil des Bauwerks, wo die 1 m hohe Inschrift „18. Oktober 1813" zu lesen ist, liegt außen das Hauptgesims. Es weist eine Höhe von 5,80 m auf. Hinter ihm läuft in der Höhe von 56,65 m ein 0,70 m breiter Umgang. Weitere Umgänge befinden sich in den Höhen von 67 und 75 m; zu ihnen führen aus der Krypta Wendeltreppen mit je 500 Stufen empor. Außerdem ist ein elektrischer Personenaufzug eingebaut Der Aufbau des Denkmals begann zu Anfang Oktober 1900 in 3,03 m Höhe unter dem Boden und wurde am 31. Mai 1912 auf 91 m über dem Boden beendet. Von den Bildwerken sind außer den Figuren in der Krypta die vier fißenden Niesengesialten der Ruhmeshalle, die Denkmäler des deutschen Erwachens, besonders bemerkenêwert. Sie sind 9,35 m boch und bestehen aus je 100 bis 116 Steinblöcken, die über 200 00 kg wiegen. Die ungewöhnlichen Größenverhältnisse der Bildwerke mögen fol- gende Angaben beleuhten: Der Kopf des opferwilligen Neichen ist 1,65 m ho und 0,94 m breit. Das Ohr mißt 0,40 m, die Nase 0,35 m : die Schulterbreite beträgt 4 m, der Oberarm ift 1,10, der Unterarm 0,92 m stark. Der Mittelfinger ist 1,10 m lang, der Fuß 2,25 m, die große Zehe 0,70 m. Der betende Knabe im Schoße des Vaters hat eine Körper- länge von 7 m; die beiden Säuglinge der nährenden Multer sind 4,70 m groß. Die zwölf Krieger der Freiheitswaht sind 12,76 m hoh und besteben aus 47 Steinen, die ein Gewicht von 200 000 kg haben. Die Michaelsgestalt ist 11 m hoch, ihre Kopflänge beträgt 1,60 m. Die Adler spannen 7 m. Die Buchstaben der Inschrift „Gott mit uns“ find 1,80 m hoch.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Gnrico Carusos diesjähriges Gastspiel im Königlichen Operas- hause brachte in seinem weiteren Verlaufe Puccinis „Bohême“ und Bizets „Carmen“. In beiden ist er hier bereits wohlbekannt. Ganz besonders geshäßgt und beliebt ist sein Rudolf in „Bo hême“, und bei allerbester \timmliher Disposition sang er am Sonntag diese Partie. Hier bietet sich dem Künstler vollauf Gelegen- beit, den ungehemmten Fluß lyrishen Schöngesangs, in dem er Meister ift, herrlich ausstrômen zu lassen. Was ein „Legato* in Wahrheit bedeutet, hier könnten es unsere Sänger, denen diese Erkenntnis noch nicht aufgegangen it, erfahren. Neben dem \{önen Singen vernachlässigt er aber auch niht den Ausdruck in Wort und Gebärde, er ist auch als Darsteller stets ganz bei der Sache. So wußte er diesmal befonders die Szene am Sterbebette Mimis tief ergreifend zu gestalten. Kein Wunder, daß ihm än blesen Larehast glanzyoll verlaufenen Gastspielabende das Publikum zujubelte. Die Gerechtigkeit erheischt es aber auch zu sagen, daß die Mimi dec Frau Dux fast ebenbüritg neben den Rudolf Carusos trat. Die Künstlerin gehört zu denen, deren Lei- stungen seit ihrem Wirken am Königlichen Opernhause einen zuvor ungeahnten Aufschwung genommen haben. Das zarte Wesen der Mimi findet sowohl in threm Gesang wie in ihrem Spiel eine Wiedergabe, die kaum elnen Wunsch unerfüllt läßt, und so teilte Frau Dux mit Caruso mit vollem Necht die Ehren des Abends. Auch sonst konnte sich Berlin an dieser Auf- führung, die der Generalmusikdirektor Blech feinsinnig leitete und in der Fräulein Alfermann sowie die Herren Bronsgeest, Habich, Bach- mann, Schulz und Philipp verdienstlih mitwirkten, als an einer aus- geglichen hohen Kunstdarbietung ersreuen.

Gestern sang Enrico Caruso als dritte Rolle seines dies- maligen Gastspiels den Don Joss in „Carmen“. Die Leistung des Künstlers in Bizets Meisterwerk zwingt, obwohl fie schon oft gewürdigt ist, zu immer neuer Bewunderung. Wenn man die wunder- bare Stiwmmbegabung Carusos auch allmählich als etwas Alt- bekanntes hinnimmt, wird man immer wieder von seiner shau- spielerischen Gestaltungskraft, die auf der zeitgenössisen Opern- bühne an Innerli(hkeit und Vertiefung nicht ihre8gleihen hat, überwältigt werden. Jn der Nolle des José, die in starker dramatischer Steigerung die Entwicklung einer verderbenbringenden Leidenschaft verkörpert, zeigte Herr Carufo so eiadringlich sein geniales scauspie- lerisches Können, daß die vom Komponisten musikalisch so viel reicher bedahte Partie der Carmen dadur fast zurücktrat. Diese Wirkung seiner tief dur&dahten und doch auch fo unmittelbaren, temperament- vollen Kunft war aber eine durhaus unbewußte, da Herr Caruso nie- mals das künstlerishe Gebot, seine Persönlichkeit, ohne Nüdsicht auf die Mitspieler, zu stark in den Vordergrund zu stellen, außer acht zu lassen beabsichtigt. Stimmlich stand der berühmte Gast gleihfalls ganz auf seiner Höhe. Seine Gesangskunst lieferte wieder den Betveis, daß auch äußerlih anmutende melodische Wendungen zu seelisch vertieften Aus- drucksmitteln werden können, wenn ein Sänger von Gottes Gnaden sie singt. Frau Salvatini bot in der Titelrolle eine sehr aner- lennenswerte Leistung. Man hat in neuerer Zeit Carmen oft ein- feitig als ein Mädchen aus der Hefe des Volkes darstellen gesehen, sodaß die Auffassung von Frau Salvatini, die der verführerischen Yigeunerin auch Züge wilder Grazie und eines gewissen natürlichen

nstandes verlieh, durchaus überzeugend wirkte.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen das Lust- sptel „Die dret Brüder von Damaskus“ von Alexander Zinn in der bekannten Besezung wiederholt. Die Spielleitung hat der Obers regisseur Patry.

Das für den 24. Oktober angeseßt gewesene Konzert zum Besten des Vereins „Kinderhilfe“, das {on einmal widriger Umstände halber hatte verlegt werden müssen, findet nunmehr am 9. November in der Königlichen Hochshule für Musik in Charlottenburg, Abends 8 Uhr, statt. Die bereits gelösten Karten können sowohl an der Abendkasse wie bei Herrn Prediger Schneider, Berlin, Tilsiterstraße 25, umgetausht werden, wo au nähere Auskunft erteilt wird.