1913 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Architekten Chr. Ludwig Thomas in Frankfurt a. Main und dem Werftdirektor Clgussen in Geestemünde den Charakter als Baurat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Kaufmann Paul Meiser, Jnhaber der Firma Ernst Scheldt, in Berlin,

dem Kaufmann Karl Schlesinger, Mitinhaber der Silber- warenfabrik in Firma H. Meyen u. Co., in Berlin und

dem Kaufmann Hans Lanzke, Inhaber der Firma F. Lanzke u. Co., in Berlin das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten,

dem Juwelier Max Grothe, Jnhaber der Firma Ge- brüder Sommé Nachfolger, in Breslau das Prädikat eines Königlichen Hofjuweliers,

dém Tischlermeister Heinrich Nibbes, Mitinhaber der Firma G. und H. Schütze, zu Berlin das Prädikat cines König- lichen Hoftischlermeisters,

deèm Buchbindermeister Georg Kuhlmann, Jnhaber der Firma C. W. Vogt u. Sohn, in Berlin das Prädikat eines Königlichen Hofbuchbindermeisters,

dem Tapezierermeister und Dekorateur Hermann Kromrei in Königsberg i. Pr. das Prädikat eines Königlichen Hof- tapezierermeisters und

dem Schornsteinfegermeister Max Benzinger in Han- nover das Prädikat eines Königlichen Hofschornsteinfegermeijsters zu verleihen.

Justizministerium.

Der Oberlandesgerihtsrat Dr. Nan g aus Frankfurt a. M. ist infolge seiner Ernennung zum Oberverwaltungsgerichtsrat aus dem Justizdienst geschieden.

Verseßt sind: der Amtsgerichtsrat Dr. Clamann in Schwerin a. W. nach Biedenkopf und der Amtsrichter Fehler vom Amtsgericht Berlin-Mitte nah Uelzen.

Die Versezung des Amtsrichters Jacobick in Lindow nah Kyritz ist zurückgenommen.

Den Amtsgerichtsräten Geheimer Justizrat Liebig in Bunzlau, Niemeyer in Harburg und Meyerow in Wehlau ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.

Der Rechtsanwalt, Landgerichtsrat a. D. Dr. Türke in Berlin ist ermächtigt, fortan den Titel „Justizrat“ statt des Titels „Landgerichtsrat a. D.“ zu führen.

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelösht die Rechts- anwälte: Justizrat Remer bei dem Landgericht in Naum- burg a. S., Justizrat Meyer bei dem Landgericht in Star- gard i. Pomm., Justizrat Wilke bei dem Amtsgericht in Sandau, Otto Müller bei dem Oberlandesgericht in Frank- furt a. M., Dr. Peyser bei dem Landgericht T in Berlin, Dr. Ludwig Wertheimer bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., Dr. Elsas bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Frankfurt a. M., Bohle bei dem Amtsgericht und der Kammer für Handelssachen in Barmen sowie bei dem Land- gericht in Elberfeld, Hans Krieger bei dem Amtsgericht in Charlottenburg, Ulrich bei dem Amtsgeriht in Zielenzig, Geisendorff bei dem Amtsgericht in Priebus und Dr. Hey- dorn bei dem Amtsgericht in Neumünster.

Mit der Löschung der Nechtsanwälte, Justizräte Nemerßt in Naumburg a. S., Meyex “in Stargard i. Pomm. und Wilke in Sandau sowie des Rechtsanwalts Dr. Heydorn in Neumünster in der Rechtsanwaltsliste ist zugleih deren Amt als Notar erloschen.

Jn die Liste der Nechtsanwälte sind eingetragen die Rechts- anwälte: Otto Müller vom Oberlandesgeriht in Frankfurt a. M. bei dem Landgericht daselbst, Dr. Knost aus Berlin bei dem Amtsgericht in Königs-Wusterhausen, Bohle aus Barmen bei dem Amtsgericht in Bütow, die früheren Nechts- anwälte: Dr. Müser bei dem Landgericht 11 in Berlin, Gustav Arndt bei dem Amtsgericht in Hermsdorf (Kynast), der bisherige Oberbürgermeister Menzel bei dem Landgericht in Breslau, die Gerichisassessoren: Dr. Sichel bei dem Oberlandesgericht in Frankfurt a. M., Dr. Kurt Liebert, Dr. Alfred Stern Dr. Szagunn und Bruno Wertheim bei dem Landgericht l in Berlin, Dr. Felix Levy und Dr. Segall bei dem Land- geriht 11 in Berlin, Dr. Georg Freund, Julius Fried- länder, Friemelt und Dr. Otto Pohl bei dem Amtsgericht Und dem Landgericht in Breslau, Dr. Adolf B rauer bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Oppeln, Hambac s bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Düsseldorf, Dr. Mugdan bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Frankfurt a. M,, Höhne bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Dortmund, Feddersen bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Kiel, Büchs bei dem Amtsgericht in Kosel, Cramer bei dem Amtsgericht in Neuhof (Kreis Fulda), Vogel bei dem Amts- gericht in Bockenem, Mallincrodt bei dem Amtsgericht in Wesel, Dr. Zerbe bei dem Amtsgericht in Pleschen, die früheren Gerichtsafsessoren: Paul Michelet bei dem Land- geriht IIT in Berlin und Friedrich Lindemann bei dem Landgericht in Halberstadt.

Der Amtsgerichtsrat Dr. John Roeder vom Amtsgericht Berlin-Mitte und der Rechtsanwalt Heil iger in Hannover sind gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Regierungsbaumeister Güldenpfennig (Georg) ist von Essen als Vorstand des Hochbauamts IT in Hannover verseßt.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent, Professor Dr. Wilhelm Lange in Greifswald ist zum außerordentlihen Professor in der medizinischen. Fakultät der Universität zu Göttingen und

der Kömponist, Direktor der Singakademie in Berlin, Froliior Georg Schumann zum Vorsteher einer mit der

kademie der Künste in Berlin verbundenen Alkademischen Meisterschule für musikalishe Komposition ernannt worden.

Dem Oberregierungsrat Dr. Hoffmann ist die Stelle als Direktor des Provinzialschulkollegiums in Königsberg i. Pr. übertragen und A

der Provinzialschulrat Dr. Balzer dem Provinzialschul-

follegium in Münster i. W. überwiesen worden.

Dem Königlichen Gymnasialdirektor Dr. Alfred Rausch ist die Direktion des Friedrihs-Kollegiums in Königsberg i. Pr. übertragen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Regierungs- und Forstrat Henckel ist die Forst- inspektion Cafsel-Habichtswald übertragen worden.

Ministerium des Fnnern.

Das Diphtherieheilserum mit den Kontrollnummern 275, 278, 290 und 291, geschrieben: „Zweihundertfünfundsiebzig, Zweihundertachtundsiebzig, Zweihundertneunzig und Zwei- hunderteinundneunzig“, aus der Chemischen Fabrik E. Merck in Darmstadt ist wegen Abshwächung zur Einziehung bestimmt.

Niqcßlamiliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 25. Oktober 1913.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- Steuerwesen, für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll- Steuerwesen hielten heute Sizungen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten begann gestern die Beratung des Antrages der bayerischen Bauernbündler, der die Regierung ersucht, anzuordnen, daß die durch irrige Ver- waltungsübung in Bayern von Käufern kleiner Landgüter bis zu 20000 6 Erwerbspreis zu unrecht erhobene Reichs- ssttempelabgabe rücckvergütet wird, und ferner von der Re- gierung verlangt, dahin zu wirken, daß der Bundesrat aus Billigkeitsgründen in den Fällen, wo die zweijährige Erstattungs- frist abgelaufen ist, ausnahmslos den Nückersatß des zu Unrecht eingehobenen Reichsstempels eintreten läßt.

Ín der Begründung arif der Abgeordnete Luß (Bauernbund) laut Bericht des „W. L. B.“ die Regierung an, daß sie sih weigere, Gebühren zurüdzuzahlen, die nah den Erklärungen des Reichskanzlers im Reichstage niht hätten erhoben werden dürfen. Man habe beim Reichskanzler mehr Entgegenkommen gefunden, als bei den verant- wortlihen Organen dexr bayerischen Negierung. Es gehe nit an, daß die Negierung fch nur zur Nükerstattung der zu Unrecht er- hobenen Melchsstempelabgabe auf cin Jahr verstehe, nachdem der Reichskanzler gesagt habe, man sollte den zu Unrecht besteuerten Bauern die Beträge bis auf zwei Jahre zurücckerstatten. Der Ab- geordnete Hartmann unterstüßte namens der Liberalen den bauern- büntlezisWen Antrag. Der Finanzminister Breunig wird heute antworten.

Am Schluß der Sißung kam es zu erregten persönlichen Auseinanderseßzungen zwischen Abgeordneten der Sozial- demokratie und des Zentrums, wobei der Vizepräsident von Fuchs den Abgeordneten Freiherrn von Haller (Soz.) dreimal zur Ordnung rufen und auf die Folgen eines weiteren Ordnungsrufs aufmerksam machen mußte. Der Vizepräsident regte zur Einschränkung der persönlichen Bemerkungen eine Aenderung der Bestimmungen der Geschäftsordnung dahin an, daß persönlihe Bemerkangen nur dann zulässig sein sollten, wenn fie sich auf die Tätigkeit der Abgeordneten im Hause beziehen, und empfahl dem Hause, zu diejem Zweck die Ein- seßung einer Geschästsordnungskommission.

Defterreich-!îngarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde gestern über die Shaumweinsteuer verhandelt. Nachdem der Ruthene Staru cheine dreistündige Obstruktionsrede ge- halten hatte, wurde die Verhandlung auf nächsten Dienstag

vertagt. Ferankrei.

Der Etat für 1914 sieht, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, an Ausgaben 800 Millionen Francs mehr vor als der von 1913. Die Mehrausgaben für das Kriegsministerium be- tragen 475 Millionen, von denen 208 Millionen für Marokko, 170 Millionen für Ausgaben infolge des Dreijahresgeseßes und 33 Millionen für Erhöhung der Löhnung berechnet werden. Die Mehrausgaben für die Marine werden sich auf 48 Millionen belaufen.

Nach einer offiziellen Meldung legte der Finanzminister Dumont gestern dem Ministerrat dar, daß der Fehlbetrag im Budget des kommenden Jahres sich auf 850 Millionen beziffern lasse. Zur Deckung dieses Fehlbetrages wird eine Reihe neuer Steuern eingeführt werden. Unter anderen soll die gegenwärtig vor dem Senat s{chwebende Einkommensteuer ein Mehrerträgnis von 100 Millionen liefern. Weiter sollen 100 Millionen aus der geplanten Kapitalsteuer und 100 Millionen aus einer Steuer auf ausländische Wertpapiere erzielt werden.

Der Marineminister Baudin, der vorgestern von seiner Besichtigungsreise aus Tunis nah Paris zurückgekehrt ist, er- tlärte, wie „W. T. B.“ meldet, einem Berichterstatter, daß umfassende Arbeiten ausgeführt werden sollten, um Biserta zu einem Flottenstüßpunkt ersten Ranges zu gestalten. U. a. sollen die Vorratsmagazine, die sich gegenwärtig in Abdalah befinden, unmittelbar an die Landungspläße verlegt werden, um eine raschere Versorgung der Kriegsschiffe mit Proviant, Munition und Kohlen zu ermöglichen. Ferner sollen die Befestigungswerke in kurzer Frist mit 35-Zentimetergeshüßzen versehen werden, sodaß Biserta eine wirksame Verteidigung er- hält. „Biserta“, \{chloß der Minister, „hat eine große Zukunft. Wir müssen auf diesen Punkt unsere Hauptanstrengung richten, selbst wenn sie auf Kosten unserer alten Kriegshäfen geschehen sollie, die nicht mehr den Bedürfnissen der neuzeit- lichen Flotten entsprechen.““

Portugal.

Wie „W. T. B.“ meldet, werden andauernd zahlreiche Verhaftungen von Zivil- und Militärpersonen an vielen Stellen des Landes, in dem im übrigen Ruhe herrscht, vor- genommen. Zu den Verhafteten gehören auch der General Jaime Costa und der Major Mergumhao.

Griechenland.

Nach dem in der gestrigen Sizung der Subkommission zustande gekommenen Uebereinkommen in der Vakuf- frage werden, wie „W. T. B.“ meldet, solhe Grundstüte als Vakufs anerkannt, die vor dem Abbruch der Beziehungen

zwischen Griechenland und der Türkei in den einverleibten Gebieten als solche betrachtet wurden. Die Erhebung der Vakufzehnten „wird nicht anerkannt, doch über: nimmt die griehishe Regierung die Verpflichtung, die von Subsistenzmitteln entblößten Moscheen und Klöster finanziell zu unterstüßen. Die Verwaltung der aus den Vakuf- einkünften erhaltenen frommen Stiftungen wird von den muselmanishen Gemeinden der einzelnen Bezirke unter Ober- aufficht des griechishen Staates geführt werden. Alle gegen- wärtig für den muselmanishen Kultus bestimmten Oerilich- keiten werden respektiert werden. ; Die türkishen Bevollmächtigten haben noch keine Instruktionen der Pforte, betreffend die Ratifizierung des Uebereinkommens in der Valuffrage, erhalten.

Serbien.

DerAdreßaus\chu ß unterbreitete gestern derSkupschtina vier Adreßentwürfe, die im wesentlichen eine Paraphrase der Thronrede darstellen. Jn drei Adreßentwürfen drückt die Opposition, wie „W. T. B.“ meldet, ihr Bedauern über das feindselige Verhalten des früheren Bundesgenoffen Bulgarien aus, das zum Kriege zwischen Bulgarien und Serbien E r T l Ot lebten Ginfall ber Albanier teilweise auch die serbishe Negierung verant- wortlih gemacht, weil sie niht die cerforderliße Vor- sorge für einen hinreichenden Schuß- der serbishen Grenze gegenüber Albanien getroffen hat. Schließlich wird die Er- wartung ausgesprochen, daß der serbisch-montenegrinische Grenz streit in kürzester Zeit in einer beide Staaten befriedigenden Weise geregelt und das Verhältnis zu Montenegro möglichst eng gestaltet sowie das Bündnis mit Griechenland und die Freundschaft mit Rumänien befestigt werden. Die Regierung beschloß, das Moratorium für Wechselverpflichtungen bis zum 1. April 1914 zu verlängern. Für die Aufnahme der übrigen Forderungen wird im Verordnungswege ein Uebergangsstadium geschaffen werden.

Amerika.

Der Präsident Huerta erklärte gestern, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, vor dem diplomatischen Korps und den Ministern, daß er von seiner Amtsgewalt als interimistischer Präsident keinen anderen Gebrauh gemacht habe und machen würde als den, den Frieden herzustellen, sich in Uebereinstim- mung mit dem Gesez zu halten, gerechte Wahlen zu sichern und den vom Volk gewählten Kandidaten in die Präsidentschaft einzuführen. Die Regierung sei ent: schlossen, das Leben und die Interessen der Fremden zu schüßen, bestehe aber ebenso fest darauf, daß die inneren Angelegenheiten Mexikos durch die Mexikaner geordnet würden. Die Wahlen würden am 26. Oktober stattfinden : wenn das Wahlergebnis zeige, daß die Zahl der an der Wahl teilnehmenden Bezirke geringer sei, als das Gesetz es fordere, fo würden gemäß dem Geseße Anordnungen getroffen werden, neue Wahlen abzuhalten. FJnzwischen würde die im Besitze der Gewalt befindliche Regierung weiter amtieren. Er hoffe, daß in

diesem Fall die Regierung in Washington seine Regierung aner- tennen und ihre Hilfe zur Herstellung des Friedens im Lande leihen würde. Er würde fortfahren, seine Pflichten gegen das Ausland und nach innen zu erfüllen und das Leben und die Interessen der Amerikaner und der andéren Ausländer zu s{hühßen. Jnzwischen könne fein fremder Staat der Republik seinen Willen auf- zwingen, außer durh Gewalt. Wenn die Vereinigten Staaten seine Regierung nicht anerkennen sollten, so würden sie Gefahr laufen, die mexikanische Krise zu vershärfen, was einen Gegen saß zwischen der Regierung zu Washington einerseits und den Regierungen in London, Paris und Berlin andererseits herbei- führen und entweder einen Umsturz der Monroedoktrin oder die furhtbare Ungerechtigkeit einer Jatervention der Vereinigten Staaten zur Folge haben würde.

Nach einer weiteren Meldung aus Meriko ist Felix Diaz von dem Zentralauss{huß seiner Partei aufgefordert worden, eilig]st nach der Hauptstadt zu kommen. Diaz will sich aber niht der Gefahr der Verhaftung aussezen und hat mitgeteilt, daß er wahrscheinlih bis nah der Wahl in Veracruz - bleiben werde. Der Minister des Aeußern Querido Grat, daß Dtäs volle Freiheit habe, nah der Hauptstadt zu kommen, wenn er wolle. Die Regierung beabsichtige nicht, ihn zu belästigen. Mohena hat im Namen Huertas allen Präsidentschaftskandidaten gegenüber die Bürgschaft dafür übernommen, daß sie während der Wahlen in keiner Weise behelligt werden würden.

Die Aufständischen haben, obiger Quelle zufolge, Monterey im Staate Nuevo Leon am Mittwoch von allen Seiten an gegriffen, find aber unter großen Verlusten geschlagen worden.

Wie das „Reutershe Bureau“ aus Veracruz erfährt, hat die mexikanische Polizei auf dem amerikanishen Dampfer „Morro Castle“ vier Mitglieder des Bundesparla- ments verhaftet, darunter den Kongreßabgeordneten Prida, die sich auf dem Dampfer nah Havana eingeschifft hatten. Die mexikanishen Behörden, die die Äbfahrt des Dampfers verhindert hatten, haben auf den Ein- spruh des amerikanishen Konsuls angeordnet, daß das Schiff formell für Havanna und New York zu deklarieren habe. An Bord befand sich auch die Gattin des amerikanischen Sondergesandten Lind. Es wird erklärt, die mexikanischen Be hörden hätten den Dampfer anfänglich nur zurückgehalten, um die Verhaftungen vorzunehmen. Prida hat beim amerikanischen Konsul Beschwerde über den Kapitän des Dampfers erhoben, weil er der Polizei erlaubt habe, die Abgeordneten ohne cinen gültigen Haftbefehl festzunehmen.

Im chilenishen Senate erklärte gestern der Finanz- minister, obiger Quelle zufolge, der Staatshaushalt für 1913 würde, da die Einnahmen die vorgesehenen Ausgaben überstiegen, mit einem Ueberschuß von 7 225 561 Pesos ab- schließen. Die Regierung plane eine Reform der Staatsdienste, Herabsezung der Ausgaben, Erschließung neuer Einnahmen und Herstellung eines endgültigen Gleichgewichts im Staatshaus- halte; die Ausgaben und Einnahmen würden im Jahre 1914 gleich sein, sich also kein Defizit ergeben.

L

Asien.

Wie die „Skt. Petersburger Telegraphenagentur“ melde, ist zwischen dem russishen Gesandten in Peking und dent chinesishen Minister des Aeußern eine Verständigung über den Inhalt des russis{ch-chinesischen Abkommens, be- treffend die Mongolei, erzielt worden.

Mohena Di

Koloniales.

Nach einer aus Neukamerun in Berlin eingetroffenen, von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung ist der Oberleutnant der Schußtruppe von Raven auf einer Dienstreise im Nola- bezirk bei Nguku durch Lungenshuß gefallen und bereits in Nola beerdigt. Nähere Angaben fehlen noh. Der gefallene Offizier stand bis zu seinem Uebertritt zur Schußtruppe (November 1910) im FJnfanterieregiment Graf Tauenzien von Wittenberg (3. Brandenburgischen) Nr. 20.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Mannheim beschloß, wie die „Frkf. Ztg." erfährt, der Verband der Zigarrenfabrikanten eine vom Zentral- perband der christlichen Tabakarbeiter geforderte allgemetne Lohnerhöhung als undurchführbar abzulehnen. Auch gegenüber anderen Forderungen der Arbeétterorganisation verhtelt man si ablehnend.

Aus Bremerhaven wird der „Rh.-Westf. Ztg." gemeldet: Eine neue Bedrohung des Friedens auf den Werften liegt in der Tatsache, daß 3590 Nieter und Bohrer der Firma Teckleuborg A.-G. die Arbeit niedergelegt haben und vertragsbrühtig geworden sind, angeblich, weil die Einstellung verzögert vor sih gehe. Die Ftrma hat, weil fie unter diesen Umständen den Betrieb niht aufrecht erhalten kann, ihren Arbeitern gekündigt. Es ist nicht ausgeshlossen, daß es wteder zu {weren wirischaftlichßen Kämpfen im deutshen Werftbetriebe kommt.

Viele der Offiziere der Pentnsular and Oriental Steamship Company, die sich zur Zeit in englischen He Dee: ind, wie T meldet Bon ihren Stellungen zurückgetreten, und die übrigen Offiziere haben fih verpflihtet, niht in die Posten ihrer Kameraden einzutreten. Dieser gemeinsame Nücftritt wird jedoch erst am nächsten Montag in Kraft treten, um die heute stattfindende Ausfahrt des Dampfers „Stzilia“ aus Tilbury zu ermöglichen. Es wird mitget?ilt, daß die übrigen Offiziere der Peninsular & Oriental- Steamship-Co., ungefähr 450 an der Zahl, diesen Schritt ihrer Ka- meraden billigen. Als Grund werden die ungenügenden Gehalts- verhältnisse dieser Schiffahrtsgesellshaft angegeben.

Aus Chicago wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: 40 000 Maschinisten und Heizer von 90 Westbahnen verlangen eine Lohnerhöhung, die eine Mehrausgabe von 50 Milltonen Dollar jährlih erfordern würde.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Jagd.

__ Dienstag, den 28. d. M., findet Königliche Parforce- jagd statt. Stelldichein Mittags 12 Uhr 30 Minuten an der einsamen PBappel.

Kunst und Wissenschaft.

Auf der Nordterrasse des alten Stadthügels von Pola ist ein zweites antikes Theater festgestellt worden. Daraufhin unter- nommene Ausgrabungen haben Klarheit über den Bau gebracht. Es steht noch der Unterbau der Szenenwand und dahinter das durch eine niht gegliederte Fassade nah der Straße zu abgeschlossene Post- jzentum. Wie der Konservator Gni1s in den Jahresbeften des Desterreichischen Archäologishen Instituts berichtet, ist in der Architektur unverhältnismäßiger Aufwand gemaht. An der hügel- seitigen Front des aufgedeckten Baues ist sein Bruchsteinwerk mit hohkantig gestellten Stetnplatten verkleidet, um Quaderwerk nahzu- ahmen. Verwendet ist weißer, aus den Brüchen von Cave Nomane und von Promontore stammender Kalkstein, der sorgfältig bearbeitet ist. Archit+kturteile und ihr Unterbau sind ebenfalls monolith. Jm Grundriß wie im aufgehenden ist der archttektonischen Gliederung das im römischen Theaterbau anderwärts bisher niht beobachtete Prinzip zugrunde gelegt worden, das Mitteltor nur dur seine größere Breite, lonst aber durch Zurückseßen seiner Fassade und kräftigeres Flankieren mit den vortretenden Pendants der Seiteneingänge als zentrales Haupt- glied einer monumentalen Bühne zu widmen. Die drei Portale der Bühnen- wand sind zu einer Einbeit von großer Wirkung zusammenges{lossen. Auch von der reichen Dekoration der Architekturglieder sind vorzügliche Proben ausgegraben worden. Ueber den Grundriß der Bühne ift größtmögliche Klarheit erzielt. Ein großer Teil des Zuschauerraums war von einem gewaltigen Bauwerk getragen, dessen Unterbau noch vorhanden ist. Die Bühnenlänge betrug 47 m das andere Theater in Pola, das außerhalb der Stadtmauer lag, war wesentlih größer. Die Ausgrabungen sollen fortgeseßt werden, da das Theater zu den wertvollsten Schöpfungen der römischen Architektur auf österreihischem Voden zählt. Auch einige Kleinfunde wurden gemacht, die in Be- ziehung zum Theater stehen, z. B. alte Beleuchtungskörper, bet denen Figuren als Lampenträger verwendet sind.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßzregelu.

In der gestrigen gutbesuchten Sitzung des 11. Internationalen Tuberkulosekongresses, die unter dem Borsit des Präsidenten des Neichsversiherungêsamts, Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats Dr. Kaufmann stand, wurde über die Bedeutung des Ver} iche- rungswesens für die Bekämpfung der Tuberkulose yer- handelt. Als erster \sprah Fuster-Paris über die Bedeutung der Versicherung auf Gegenseitigkeit von jenem Gesichtspunkt. Besondere Veachtung fand ein Vortrag des Präsidenten Dr. Kaufmann, der über die deutsche Arbeiterversiherung im Kampf gegen die Tuberkulose berichtete. Der Redner gab zunächst einen Veberblidæ über die Entwicklung dieses Kampfes. Die erste Lungen- heilstätte wurde im Jahre 1895 gegründet; im Fahre 1902 zählte man ihrer 15, und bis zu diesem Jahre waren über 50 000. Lungen- franke unter einem Kostenaufwand von 192 Mtllionen Mark in Deutschland ärztlih behandelt. Neben den Versicherungsanstalten aben die Krankenkassen den Kampf gegen die Tuberkulose mit Nach- ruck geführt und zum Teil mustergültige Heilstätten erbaut. Die Heilstättenbehandlung müsse durch eine Fürsorge für unheilbare ubeifulose ergänzt werden ; hier hätten die Auskunfts- und Fürsorgestellen dankenswerte Hilfe geleistet. Auf Mahnung Robert Kochs seien die ersiherungsanstalten auch eifrig auf dem Gebiet der Verbesserung der

obnungsverhältnisse tätig; bis Ende 1912 hätten fie für diesen Zweck 418 Millionen lethweise hergegeben. Der Redner besprach dann die Mittel, 1e man zur Heilung der ofenen Tuberkulose und der tuberkulöfen

nder angewendet hat. Ueber Ängestelltenversicherung und Tuberkulose sprach der Wirklihe Geheime Oberregierung8- rat Ko ch, Präsident des Direktoriums der Neichsversicherungs- anstalt für Angestellte. Bei der Schaffung des Ver- esa gogeleges für Angestellte set von Anfang an auch auf eine qroßzügige eilfürsorge Wert gelegt worden, die in geeigneten Sâllen nah dem Ermessen der Neichèversicherungsanstalt unabhängig V. der Dauer der Beitragsleistung und auch unabhängig von der du glezeit, die für den MRenten- oder Ruhegeldbezug festgeseßt ist, G. geführt werden soll und {on kurz nah dem Inkrafttreten des elepes eingesegt hat. Im Vordergrunde der Heilfürsorge stebt auch a die Tuberkulose, und wenn bet dem kurzen Bestehen der Neichs- ersicherungéanstalt ein eingehender statistisher Nachweis dafür E erbraht werden fann, so kann man doch ohne weiteres die ¡e ahrungen der Arbeiterversiherung auch auf diese neue œdale Eiarihtung übertragen. Vielleiht wird die Zahl der wegen cievellulose zu behandelnden Fälle in der Angestelltenversidherung

ien noh höheren Prozentsaß erreihen, da gerade die Angestellten,

J die [ih früher in Ermangelung des ihnen jet durch die Relchs-

mehrfaden pekuniären NRückhalts

versiFerungsänstalt gebotenen Verlust ihrer Stellungen

und oft auch aus Furt vor einem Heilverfahren nicht unterztehen konnten, jeyt in erx- höhtem Maße der Segnungen des Geseßes teilhaftig zu werden suhen. Ein Heilverfahren kann in verschiedener Gestalt ge- währt werden, einmal vorbeugend bei Versicherten, deren Berufs- PyigreiL durch Tuberkulose bedroht ist, dann bei solGen Perfonen, die bereits ein Krankenruhegeld beziehen oder Aussicht auf Wieder-

herstellung der Berufetätigkeit bieten, und \{chlleßlich bei Renten-

empfängern in Form einer Unterbringung in geeigneten Anstalten gegen Abgabe der Nente. Da ferner für hinterbliebene Kinder von Versicherten bis zum 18. Lebensjahre eine Rente gezahlt wird, können unter ihnen die Tuberkulosebedrohten oder beretts tuberkulos erkrankten Kinder in entsprehenden Heilstätten unter- gebraht werden. Die Behandlung der Tuberkulose in ihren ver- schiedenen Erscheinungen erfolgt au bei der Neichsversicherungsanstalt hauptsächlich in Heilstätten und bejonderen Anstalten. Entsprechend ihren gesellschaftlihen Stellungen wird man aber diese Kranken unter Berücksichtigung der üblihen ODreiklasseneinteilung der Krankenhäuser in der 11. Verpflegungsklasse unterbringen; da- durch wird die Schaffung von Mittelstandssanatorien begünstigt, die eine große Notwendigkeit für den Mittelstand überhaupt sind. Neben der Behandlung kommt aber auch Pecophylaxe in Betracht; dieser ist bereits dadurch Nehnung getragen worden, daß man tas Heilverfahren auch Blutzrmea und Bleichsüchtigen gewährt, die bekanntlich besonders durch die Tuberkulose bedroht sind. Aus gleichem Grunde werden auch Zahnheilverfahren gewährt. Zur Aufgabe der Prophylaxe gehört ferner die Unterstüzung von gemeinnügigen Baugenossenschaften, die den Zwecken der bei der Neichs- versicherungsanstalt versicherten Angestellten dienen, da die Tuberkulose ja in erster Linie eine Wohnungskrankheit genannt werden muß. An solche Genossenschaften sind bereits rund 4! Milltonen zur Verbesserung von Wohnungen ausgeli-hen oder in Ausficht ge- stellt worden. So tritt die Reichöversicherungsanstalt als ein wohl- gerüsteter Bundesgenosse mit ein tn den Kampf gegen die Tuberkulose, und indem sie die Wohltaten der sozialen Versicherung in neue Kreise bineinträgt, gibt sie eine kraftvolle Stüße ab für die Arbeiten, die im

ange find, um auch im Mittelstande dem verheerenden Wirken dieser Volksfeuche zu begegnen.

Der General)ekretär, Professor Dr. Pannwitz richtete den Appell an die privaten LebensversicherungEgesellshaften, mit der Internationalen Vereinigung gegen die Tuberkulose und mit den staatlichen Versicherungen Schulter an Schulter die Tuberkulose zu bekämpfen, indem sie in geeigneten Fällen ihren Versicherten das vor- beugende Heilverfahren in Heilstätten durch Uebernahme der Kosten ermöglichen. Dieser Appell fand lebhaften Anklang, und der Vor- sißende sprach unter dem Beifall der Versammlung dem unermüd- D und hochverdienten Generalsekretär der Vereinigung besonderen

ank aus.

Es folgten Vorträge über Bèrufs\chulen für tuberkulose- gefährdete Kinder, gehalten von Blumenthal - Moskau, Chaptal-Paris und Franz - Berlin. Der Regierungsrat Or. Franz, Vorsißender der buhgewerblihen Abteilung des Volk3- heilstättenvereins vom Noten Kreuz in Hohenlychen, führte dabei aus, daß sich tin Fortführung des als segensreih erkannten Gedankens einer Fürsorge für |chwächliche, blutarme und bleibsüchtige Kinder in frühem Alter die Notwendigkeit einer weiteren Für- forge im Entwicklungsalter ergebe. Die Gefährdung, die in dem Pubertättalter an sch liege, werde noch erhöht durch die gesundheitlißen Nachteile, die die Uebernahme beruflicher Tätigkeit, zu der die weltaus überwtegende Mehrzahl der Jugend beiderlei Gesledts nah dem Verlassen der Schule durch die wirt- schaftlichßen Verhältnisse der Eltern genötigt sei, mit sich bringe. Die Gefahren der - üblihen - Lehrzeit und die Möglichkeit, überhaupt einen gewerblichen Beruf zu ergreifen, würden für folde Kinder vermieden durch Berufs\{hulen und Erziehungs- werfstätten, deren Ziel darauf gerichtet fein müsse, die Vor- bereitung für das Erwerb8leben dur allgemein hygienisch-erzieherische Maßnahmen und eine individuell-beobahtende ärztlihe Fürsorge so zu gestalten, daß nit nur eine vollgültige Ausbildung in dem gewählten Beruf gewährleistet, sondern auch eine möglichst vollkommene Gesun- dung und Erstarkung des Körpers erreiht werde. Besonders zweck- entfpreend erschetne die Angliederung solher Schulen an Kinderheil- stätten. Erforderlich sei, daß Kommunen, Organisationen der Woblfahrts- pflege und andere Verbände ih mehr und mehr entschlteßen, Geldmittel für die gesundheitlihe Fürsorge bedrohter Jugendliher aufzuwenden und in gleiher Weise, wie sie heute gesundhettlih gefährdete Kinder auf ihre Kosten in die Heilstättten \{chickten, au folhe des Ent- wicklungsalters den Berufs\{hulen zuführten. Solche Schulen (ländliche Kolonie, Gärtnerlehrs{ule, Schule für Grob- und Fein- stidkeret, Fahshule für das Buchgewerbe) beständen schon bei den Kinder- heilstätten in Hohenlychen und hätten sich bereits gut bewährt oder seien doch in guter Entwicklung begriffen i

In der Nachmittagssiz ung sprachen zunähst Dr. Bru ck- Berlin und Dr. K. Pan nwit-Hohenlychen über die Bedeutung der Hetlstättenkuren für tuberkulose Kinder. Möglichst früh- zeitige Kuren wourden empfohlen. Das Anlagekapital von 200 bis 300 „# für die Kur und Kind verzinse si, von Gemeinden für arme lungenkranke Ktnder aufgewendet, reihlih, da die Erkrankten der Er- werbsfähigkeit wiederzugeführt würden vnd später nit der Armenkafse zur Last fielen, abgesehen von dem tdeellen Wert, der darin bestehe, daß die Änsteckungögefahr vermindert werde. Große Gemeinden schickien denn auch {on Kindec mit dem Anfangsstadium der Krankeit, während kleine Gemeinden \olange roarteten, bis die Fälle verzweifelt lägen. Der Landesdirektor von Glasenapp- Arolsen befürwortete die Anzeigepflicht für Todesfälle an Lungen- und Kehl- Topftuberkulose und Erkrankungen daran, wenn Tuberkelbazillen im Auswurf nachgewiesen seten, und wenn cin derartig Erkrankter die Wohnung wechsele. Professor No sin - Berlin verbreitete sich über die Diagnose der beginnenden Tuberkulose der rechten Lungenspiße. Professor Bernard- Paris sprach über die Bacillaemia bei den Tuberkulosen und gab dabei die Ergebnisse einer neuen, alle Irrtümer aussch{ließenden Methode der Untersuhung der Tuberkulose auf Bazillen im Blut bekannt; diese Methode besteht in einer direkten Prüfung und einer Einspritzung ins Blut. Professor Moeller- Berlin erläuterte die Behandlung der Tuberkulose mit Kaltblütertuberkelbazillen, die zwar einen die Krankheit hemmenden, aber nit die Krankheit verhindernden Erfolg gezeitigt und die er zuaunsten der Tuberkulinbehandlung aufgegeben habe. Mme. An emans- Brüssel erstattete Bericht über die Wirksamkeit des belgishen Comités de Dames Patronesses; fie erwähnte die Propaganda und vielseitige Tätigkeit der Fürforgestellen und sprach den Wunsch nach Zusammenshluß der Frauen aller Nationen zur Bekämpfung der Tuberkulose aus. Die Präsidentin dés Badischen Frauenvereins, Frau Lauter - Karlsruhe erläuterte im einzelnen die Kleinarbeit der deutshen Frau, der die Bekämpfung der Tuberkulose Herzensfsache sci und dite sich in erster Linie mit dem kranken Kinde befasse und weiter die Wohnungsfürsorge umfasse. Dr. Guinard - Bligny erläuterte in ähnliher Weise die Tätigkeit der Tuberkuloses{chwestern in Frankreih. Obersanitätsrat Alt schul - Prag und Lorent - Berlin erörterten die Tuberkuloseverhält- nisse in der Lehrershaft. Ersterer regte die Einsetzung eines besonderen Komitees zum Studium der Erkrankungen tn der Lehrer- schaft an, ferner Einführung eines s{chulärztlichen Attestes über die Tauglichkcit der Kandidaten sowie Krankenversicherung der Lehrer. Leßterer forderte sofortige Behandlung jedes Tuberkulosefalles, Zu- gänglihmachung der Fürsorge- und Beratungsstellen für die Lehrer und Gewährung der Mittel zur Genesung an Erkrankte. Hillenberg- Zeiß sprach über epidemiologishe Untersuchungen zur Frage der Phthisiogenefe, Dr Espina y Cayo- Madrid über die Entwicklungsphasen der Tuberkulose, die er einteilte in: die Kindheit oder Wébitadanglièns kettenperiode, die Zeit der - Mannbarkeit oder des Lungenkehl- Topfes, die Zeit der allgemeinen MReinfektion. Dr. Karo- Berlin wies darauf hin, daß die Nieren häufig von der Tuberkulose befallen werden und daß für das Studium der allgemeinen Tuhber-

kfulose die Wedselwirkungen zwischen Nieren und anderen Organen von grundfäßliher Bedeutung find. Weiter sprahen Dr. Cred é- Hörder- Beclin über Tuberkulose und Schwangershaft, Dr. Ster- ling-Lodz über neue Einteilung der chronishen Lungentuberkulose, Professor König-Marburg über Lichttheravie der chirurgischen Tuberkulose, Professor Petr us chky- Danzig über vlanmäßige Ge- sundung von Xamilien und Ortschaften und Professor Ziemann- Berlin über Tuberkulose bei Naturvölkern. Den SHSluß bi: deten wtederum Lichtbildervort:äge. Am Abend gab die Stadt Berlin den Konferenzteilnehmern ein Festmahl tm Nathaus.

Am Vormittag hatte der Staatsminister, Staalssekretär des Innern Dr. Delbrück zu Ehren der Konferenz ein Frühstück gegeben, zu dem auch der Reichskanzler erschienen war.

Land- und Forfstwirtschaft. Weizeneinfuhr nach Marseille. Nach den Wochenberichten der in Marseille ersheinenden Zeitung „Le Sómaphore“ hat die Weizeneinfuhr nah Marseille auf dem Seewege betragen : in der Zeit vom 21. bis 26. September . Tee, dabon aus Ra E nb qu S L in der Zeit vom 28. September bis 3. Oktober | DOPOH Aus Mugen S in der Zeit vom 5. bis 10. Oktober davo aus Rind und avs Hamburg .. in der Zeit vom 12. bis 17. Oktobe davon aus Nußland . 151/310 und aus a E In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am 15. Oftober 58 600 dz. (Bericht des Kaiserlihen Konsuls in Marseille vom 18. Oktober 1913.)

392258 dz 208 342 2000 340 165 158 496 145 918 9013 21 410 217 126

D 9. 4E

Ernteergebnisse in Frankreich.

Der Kaiserliche Konsul in Havre berichtet unterm 17. Oktober : Das französische Landwirtschaftsministerium hat im „Fournal Officiel" vom 15. d. M. nunmehr auch über den Stand der übrigen ländlichen Erzeugnisse (aus\{lteßlich Weizen, Roggen, Hafer und Gerste) seinen Bericht veröffentliht. Die E haben folaendes Ergebnis gehabt: *) 1. Juni 1. September 1. Oktober

1913 1913 1913 e E 66 65 63 Rar S 61 56 Topinambours . ,, 66 72 Sud ben 2 72 73 Destillationsrüben . 66 72 Futterrüben . Ol 68 Klee, Luzerne usw. . , 80 71 Zeitweilige Wiesen . 78 69 Huttergewächse, sonstige jährtge E 69 natürlihe Wiesen . . i 68 R O 49 Ciderfrüchte , . . 54 D, s ne 58 60 S e s 64 72 Ee 69 65 Kotbwéeiden 2, 74 78 E E 68 67

Aus den gleichzeitig veröffentlihten Angaben über die Ernte- ausfichten in den einzelnen Departements ist folgendes zu entnehmen : Bei Mais wird die Ernte im allgemeinen zufriedenstellend ange- geben. Kortoffeln, deren Aufnahme begonnen hat, haben fehr durch die ungünstige Witterung gelitten und die Ernte wird beschleunigt, damit die “auftretenden Krankheiten nicht mehr Schaden anrichten. Nur aus einigen Departements des Westens und der Mitte, wie insbesondere Eure, Orne, Sarthe, Haute Loire, Vienne wird eine bessere Ernte berihtet; auch im De- partement Jura haben sich die Aussichten gebessert. Rüben und Futtergewächse stehen gut oder haben einen guten Ertrag gehabt. Bei Hopfen wird die Ernte als gut angegeben, do fehlen nob die Berichte aus fast allen Departements für den 1. Oktober. Cider- früchte stehen, namentlih in den westlihen Departements, gut und lassen eine retihliche Ernte erhoffen. Veber Flachs steht das SchäßungEergebnis noch aus. Hanf ist zwar etwas zurückgegangen doch lautet die Shäßzung in dem hauptsächlih produzierenden Departement Sarthe gut.

*) Bei den Schäßungen bedeutet 100 sehr gut, 80 gut, 60 fast gut, 50 genügend, 30 mittelmäßig, 20 {chleckcht.

Bauwesen.

Wie bereits mitgeteilt wurde, wird im November im Seminar für Städtebau (Königliche Technische Hochschule in Charlottenburg) eine Reihe von Vorträgen über ausgewählte Kapitel des angewandten Städtebaus aechalten werden. Den ersten Vortrag hält der Professor Dr. Brinckmann- Karlsruhe am 5. November über „Stadtbaukunst im 18. Jahrhundert“. Der Vortrag beginnt um 4 Uhr Nachmittags. Karten für die Einzelvorträge sind bei der Geschäftsstelle des Berliner Architektenvereins, Wilhelm- straße 92/93, zu haben.

Verkehrstvesen.

Laut Telegramm aus Aachen ist die heute nahmittag um 6 Uhr 3 Minuten in Berlin fällige Post aus Frankreich ausgeblieben. Grund: Zugverspätung.

Neue Sqghiffslinie zwischen dem Mexikanischen Golf und dem Mittelländischen Meere.

Wie verlautet, wird anfangs 1914, vielleiht aud \{chon früher, eine ungarishe Sciffahrtsgesellshaft einen regel- mäßigen monatlihen Dienst tien Golfhäfen der Vereinigten Staaten von Amerika und Häfen des Mittelländishen Meeres auf- nehmen. Diese neue Linie ist die , Atlantica Sea Navigation Com- pany Ltd." in Budapest. Die Schiffe sollen Fraht und Passagiere befördern und die Golfhäfen New Orleans, Galveston, Tampico, Vera Cruz und Havanna anlaufen. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in New Orleans.)

Theater uud Musik,

Kammerspiele des Deutschen Theaters.

Wilhelm Schmidtbonn, der mit seinem Drama „Der Graf von Gleichen“ und „Der Zorn des Achilles“ auf den Reinbardt- bühnen bereits heimisch geworden ift, wählte für feine neue Bühnen- dichtung einen biblishen Stoff. „Der verlorene Sohn“, ein Legendenspiel in drei Akten, ist der Titel des Werks, das gestern zum ersten Male itn Kammerspielhause erschien und beifällig aufgenommen wurde. Man muß es dem Dichter zugesteben, daß er mit Glü bestrebt gewesen ist, das Gleihnis vom verlorenen Sohn mit der Shlichtheit, die die biblishe Erzählung auszeichnet, in dialogisierter Form E au feine freien, ungereimten Rbythmen ahmen nit ohne Erfolg die Sprache des Evangeliums nach und geben dem Ganzen die Weihe einer höheren ftünstlerishen Wirklichkeit. Die Vorgänge ereignen SN in Palästina. Imersten Akt sehen wir Jether, den jüngeren der beiden Söhne Ioas, auf dem väterlichen Gute seine Tage vertcäumen, während dke andern zur Feldarbeit gehen. Ein Freund hat ibm von dem verlockenden Leben in Jerusalem erzählt, und in ibm reift der Plan, sich fein Erbe auszahlen zu lassen und in die Großstadt zu „ziehen. Umsonst fleht ihn die Mutter an, zu bleiben, umsonst beschwört ihn der Vater, -