1913 / 257 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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das eselben christlihen Staaten, tie vor fünf Jahrhunderten der e SFnvasion unterlegen waren, wiederherstellen und der serbishen Nation fast alle Länder zurüdgeben wollte, die die Türken ihr bei Kossowo genommen hatten. Die Balkanvölker, die vor fünf Jahrhunderten ihre Unabhängigkeit verloren hatten, haben fie dur ihre Stärke und durch ihre gemetnsamen Anstrengungen wieder erlangt. Sie baben die türkis@e Macht beinahe bis vor die Mauern von Konstantinopel zurückgedrängt. Nach diesen großen und glänzenden Ecfolgen kamen Ereignisse, die in der Tat den Glanz der Elnigkeit unter den Balkanvsölkern verdunkelt haben, die sich aber gleichzeitig auch an den Schuldigen rächten, die diese Einigkeit gestört haben. Es ist ein Trost für Serbien, daß es das Unmögliche getan hat, um einen Kogaflikt und blutige Streitigkeiten über Fragen zu vermeiden, die im Laufe des Krieges auftauhten und die auf friedliche Weise gelöst werden konnten. Alle Weit weiß, daß Serbien der Ansicht war, alle Streitigkeiten betreffs der Verteilung der eroberten Gebtete sollten auf friedlichem Wege durch eine gemeinsame Verständigung auf der Grund- lage der wirklih zugestandenen Opfer und im Verhältnis zu den ein- geseßten Kräften gelöst werden. Es ist unsere aufrichtige Ueber- zeugung, daß diese Streitigkeit dur eine gemeinsame Verständigung und im Interesse der beiden Teile bätte geschlichtet werden können. Man wäre sehr leiht zu dieser Entente gelangt, wenn beide Teile von dem Wunsche nah der Aufrechterhaltung dieser Entente beseelt gewesen wären, so wie sie es bei dem Abschluß des Bündnisses waren. Aber die großen historischen Erfolge hatten die Einsicht schwacher Leute getrübt und den Appetit nah Erwerbungen anterer erregt, toobei man die Stärke der gegnerishen Verbündeten untershätzte und die eigene übershäßte. Serbien wurde von denselben Gefühlen und von demselben Geist gleitet, der es bei der Gründung des Balkan- bundes beseelte, als Fragen auf die Tagesordnung kamen, die sich im Laufe des Krieges nah dem Friedensshlusse von London erhoben. Serbien ist dem Geiste des Bündnisses treu geblieben, wenngleih es gezwungea war, Schßwierigkeiten zu überwinden, die ihm von seiten begeisterter Patrioten geschaffen wurden, die ihre Wünsche und Ge- fühle nit zu bemeistern vermochten in Fragen, wo es kalten Blutes zu einer gercchten Würdkgung der Umstände und Ereignisse be- durfte, und die großen Weltströmungen und Bestrebungen in Nech- nung gezogen werden mußten. Serbien verfuhte vor allem den Konflikt zwishen den verbündeten Regierungen zu lösen, auf der Grundlage von Opfern und Zugeständntssen ihn dur Staatsmänner zu lösen, die den Bündnisvertrag, die militäris{chen Kräfte und die zugestandenen Opfer kannten.

Amerika.

In der Bankkommission des amerikanischen Senats, die über die Geldumlaufmittel verhandelt, besteht, wie „W. T. B.“ meldet, Stimmengleichheit für eine einzige von der Regierung zu kontrollierende Zentralbank und für den Plan der Repräsentantenhausbill, eine größere Zahl von Distriktsbanken zu errichten.

Sir Wilfried Laurier hielt gestern im Wahlkreise

South Bruce (Ontario), wo heute eine Ersaßwahl stattfindet und ein Drittel der Wähler deutscher Herkunft ist, eine Rede, in der er die Flottenpolitik der canadischen Negierung kritisierte und obiger Quelle zufolge erklärte : Der Beitrag für die Neichsflotte, den die Regierung vorshlage, sei mit einer Notlage begründet worden, die tatsäcblich nicht bestehe. Der Nedrer bestritt des Vorhandensein einer deutschen Gefahr. Es sei nit richtig, daß Deutschland eine große Flotte baue in der Ab- iht, England anzugreifen. Zwischen den beiden Ländern habe nie ein Streit bestanden. Die deutsche Flotte werde vermehrt, um den großen Seehandel Deutschlands zu s{chüßzen. Ebenso müsse Canada zum Schutze seiner Seemacht eine eigene Flotte bauen.

TSheater und Musik.

Im Ksöniglihen Opernhause wird morgen, Freitag, Puccinis ,„Madama Butterfly“ aufgeführt. Die Titelrolle singt Frau Dux, Herr Jadlowker: den Linkerton, die Suzuki: Fräulein Not- hauser, den Sharpleß: Herr Wiedemann, den Goro: Herr Henke, den Bonzen: Herc Krasa, den Yamadori : Herr Philipp. Dirigent ift der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause werden morgen „Die Neuvermählten“ von Björnson und das Lustspiel „Die zärtlihen Ver- wandten“ von Benedix in der bekannten Beseßung wiederholt. Spiel- [eiter ist der Oberregisseur Patry.

__Im Deutschen Künstlerth eater (Sozietät) ersheint am nächsten Sonntag zum ersten Male in einer Nachmittagsvorstellung Gerhart Hauptmanns Diebeëtkomödie „Der Biberpelz“, mit Else Lehmann als Waschfrau Wolf und Oskar Sauer als Amtsvorsteher Wehrhahn. Auch die übrige Besetzung ist dieselbe wie in den Abendvorstellungen.

Mannigfaltiges. Berlin, 30. Oktober 1913.

Die amtlichen Ermittlungen über die Entstehungs8- ursache des Absturzes des Marineluftshiffs L 22 Babén: wie der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ mitgeteilt wird, nach-

stebendes ergeben: „Bildung etnes luftverdünnten Naums in der *

vorderen Gondel, hervorgerufen dur die bei * dieser Kon- struktion erstmals angewandte Art des an der Vorderseite der Gondel befindlichen Schußschirms. Ansaugen des an der Unterseite des Luftschiffs austretenden Gases. Entzündung des* in die Gondel hineingesogenen Gas- gemisches durch elnen Funken am Motor. Die Entstehungs- möglichkeit einer folchen verhängnisvollen Saugwirkung bei diesem neuartigen Schußschirm haben weder die Konstrukteure der Marine, noch die der Zevpelingesellshaft vorauëgesehen. Bis dahin hatte sich die biéherige Schußschirmkonstruktion durhaus bewährt. In ver- \{Gtedenen Veröffentlihungen haben Fachmänner und Laien thre mut- maßlien Ansichten geäußert, und unkontrollierbare Gerüchte sind entjianden. So soll der mit dem Luftshiff umgekommene Maschinist Lasch vor dèm Aufstieg die Offiziere darauf aufmerksam gemaht haben, daß die Motoren nicht in Ordnung seien. Die Offiziere aber hätten auf der Fahrt bestanden mit der Begründung der Anwesenheit der Ab- nahmekommission. Für die Nichtigkeit cines ‘folhen, an sich sehr wenig glaubwürdigen Vorganges fehlt nicht nur jede Unter- lage, sondern es ist festzustellen gewesen, daß das Verhalten der Motoren vor dem Aufstieg einwandfrei gewesen ist. Weiter foll die Zeppelingesellshaft felbst und insbesondere der Luftschiffkapitän Gluud die [chwersien Bedenken gegen die angebli}h von der Marineverwaltung geforderte Konstruktion des Luftschiffs, insbesondere gegen die Verlegung des Lauf- ganges in das Schiff selbst, gehabt haben. Dies trifft nach einer ausdrücklihen Erklärung der Zeppelingesell\ch2ft niht zu. Die Verlegung des Laufganges in den Schiffskörpec ist auch zuerst von der Aevpeltngesell ait angeregt worden. Derartige Bedenkcn der Gesellshaft sind auch {hon deshalb völlig ausgeschlossen, weil andernfalls die über die Konstruktion vertraglih bestimmende und für sie verantwortliche Gesellschaft ganz selbsiverständlih weder die vorher- gehenden Werftprobefahrten vorgenommen, noch der Marine das Schiff auf der Fahrt von Friedrihthafen nach Johannisthal unter Führung des Kapitäns Gluud zur Abnahme vorgeführt hätte, noch endlich den Kapitän Glund und seine Techniker als Vertreter der Gesellschaft an den weiteren Abnahmefahrten hätte teilnehmen lassen. Mit dieser auch im Namen der Zeppelingesellshaft abgegebenen Erklärung werden alle Gerüchte und jede Legendenbildung widerlegt. Die nunmehr er-

kannten Gefahrenquellen werden künftig ausgemerzt. Uber den hier einzushlagenden Weg besteht zwishen Marine und Zeppelt G völliges Cinvernehmen.“ D ANIPaR

Braunschweig, 30. Oktober. (W. T. B.) Nachdem gestern nachmittag die Studentenschafi der Tehnischen Hochschule Ihren Hoheiten dem Herzog-Negenten und der Herzogin ihre Huldigungen durch eine Auffahrt der Chargierten in vollem Wichs dargebracht hatte, bei der der Nektor der Hchs{ule Beckurts und der Vorsitzende der Studentenschaft stud. ing. Meyer im Ballsaale des Schlosses Ansprachen an Seine Hoheit den Herzog- Regenten hielten, in denen sie thren Dank für die der Hochschule jederzeit bewiesene Förderung zum Ausdruck brachten, folgte am Abend die Huldigung der Bürgerschaft auf dem großen Vorplaß vor dem S&hlosse. Nah dem Vortrage zweter Chöre dur die Saängerschaft der nationalen Vereine hielt der Stadtrat von Frankenberg eine Ansprahe an da3 NRegentenpaar, in der er den Dank der Braunschweiger Bürgerschaft für die jeder Zeit und auf allen Eebieten erwiesene Fürsorge ausfprah. Er {loß mit einem dreifahen Hoh auf Ihre Hoheiten den Herzog-Regenten und die Herzogin, das in der den mättigen Schlcßvorhof .tiht beseßt haltenden Menge einen brausenden Widerhall fand. Der Vortrag des „Weihegesanges“ von Abt bi dete den Abs{luß der großartigen Kundgebung Darauf empfing das Negentenpaar im Schlosse die Vorstände der Bereire, die an der Huldigung teilgenommen hatten. Bei der Huldigung der Studentenschaft überreihte Seine Hoheit der Herzog-Negent der Hoch- {hule sein lebens8großes Bildnis, das ihn in Generalsuriform mit dem roten Mantel, der Amtstracht der Professoren, darstellt.

St. Petersburg, 29. Oktober. (W. T. B.) Bei Ver- suchen, die mit einer elfzölligen Haubißze auf dem hiesigen Artillezie- polygon angestellt wurden, sprang der hinter2 Verschlußteil ab. Das Geschoß flog zurück und explodierte diht bei dem Geschüß. Ein Offizier und sieben Soldaten wurden \{chwer verletzt.

Warschau, 29. Oktober. (W. T. B.) Auf dem hiefigcn Ba h n- hof der Kovelbahn rannte bei starkem Nebel ein Pers onenzug auf etnen anderen Zug, der si auf einem Neservegleise b-fand. Fünf Personen wurden sofort getötet, 37 größtenteils \{chwer verlegt; zwei von ihnen sind inzwishen gestorben, sodaß der Unfall bereits sieten Tote gefordert hat.

Brüssel, 30. Oktober. (W. T. B.) Heute abend nah 7 Uhr bra im Stadtviertel Altflandern auf der Welts- ausstellung in Gent Feuer aus. Sieben Häuser wurden zerstört. Fünf Häuser stellten die Nachbildung eines Hospizes aus dem 16. Jahrhundert dar. In den beiden anderen war ein Zigarrengeshäft und eine Speisewirtschaft unter- gebraht. Der Schatben soll bedeutend sein. Das Feuer war nah Berlauf ciner Stunde gelö\ht. Das Stadtviertel Altflandern war eine Wiederherstellung der interessanteslen Gebäude und Pläße aus den verschiedensten Städten von Flandern.

New Y ork, 29. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus San Salvador haben dort ungewöhnlich starke RNegenfälle stattgefunden, wodurch große Uebershwemmungen verursacht wurden. Weie bisher festgestellt wurde, sind 54 Personen er- trunken, doch wird befürchtet, daß ncch weit mehr umgekommen sind. Die Landwirtschaft hat großen Schaden erlitten. Der Eisen - bahn- und der Telegraphenverkehr find unterbrochen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

M EICA

Theater.

Königliche Schauspiele. Freitag: | Mai. Opernhaus. 212. Abonnementsvorstellung. Madama Butterfly. JapanischWe Tra- Mai gödie in drei Akten. Nach I. L. Long L und D. Belasco von L. Illica und | ¡inst im Mai G. Giacosa, deutsch von A. Brügge- d ub mann. Musik von Giacomo Puccini. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Negie: Herr Regisseur Bachmann. Anfang 73 Uhr. Straße. stellung. Die Neuvermähltea. Schau- e spiel in zwet Aufzügen von Björnstjerne Henrik Ibsen. Björnson. Deut|ch von Julius Elias, Text der großen Qa, In Szene geseßt von Herrn Oberregisseur Patry. Die zärtlichen Verwandten. Kroubraut Lustspiel ‘in drei Aufzügen von Roderich MRPAUE Benedix. In Szene geseßt von Herrn Oberregisseur Patry. Anfana 74 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 213. Abonne-

Frankfurter. Sonntag: Macbeth.

Komösdienhgus.

vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nach Beaumarchais, von | Mauern. Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung | .„ revidiert von H. Levi. Anfang 77 Uhr. | fünf Fraufkfurter.

Schauspielhaus. 206. Abonnementsvor- stellung. Dienst- und Freipläte sind auf- gehoben. Neu einstudiert: Hans Lauge. Anfang 75 Uhr.

Ueues Operntheater. (Kro).

Direktor Xaver 8 Uhr:

(Leitung:

Terofal). / Freitag, Abends Galsworthy

Abschieds- bayerisWes Charakterbild aus dem Nißtal

von Maximilian Schmidt und Nichard Manz.

Dentsches Theater. Freitag, Abends | Lessingtheater.

Galotti. Finsternis.

Sonnabend und Sonntag: Emilia Galotti. Montag: Torquato Tasso. Kammerspiele. Freitag, Abends 8 Uhr: Bürger Schippel.

malion.

loreue Sohn. straße 104—104a.)

Berliner Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit | heitere Residenz. Gesang und Tanz in vier Bildern von

Bernauer und Schanzer. idealecr Gatte.

Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Ein Volksfeiud. Abends: Wie einst im theater.)

Sonntag, Nachmittags Z Uhr: Bumnrtel- R S s studeunten. bends: Wie ceinft im Björnson.

Montag und folgende Tage: Wie

Theater in der Königgrüher 8 Uhr: Rosenmontag. Offizterstragödie | A Freitag, Abends 74 Uhr: Schauspielhaus. 205. Abonnementsvor- Brand. Drama tin fünf Akten von |und Schwert. Abends: Jugend-

Sonnabend und Montag: Die fünf

Dienstag: Zum ersten Male: Die

Freitag, Abends | Direktion: Georg Hartmann.)

mentsvorstellung. (Gewöhnlihe Preise.) | 8 Uhr: Hinter Mauern,

igaros Hochzeit. Komis in vier Akten von Henrxt Nathansen. Fig Bos E PEE in Sonnabend und folgende Tage: Hinter

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die | Freishüg. Abends: Undine.

Deutsches Künstlertheater (So-

zietät). (Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber i Trt M - dem Zoologischen Garten.) Freitag, r ag e aa Julius Abends 8 Uhr: Der BViberpelz. nus Ee

Sonnc : 1 : . s Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ Shauspiel in M e Kampf. | nd A. Grünwald.

ck N i: : vorstelung: Die Ameiseuhex. Ober- BibeDe e Gaus Der | ¡ideale Gattin.

: (E i Montag: Der zerbrochene Krug. mit Gesang und Tanz in fünf Aufzügen | Vorher: L aaleles Bilmieiatet, m8

Freitag, 7 Ubr: Zum ersten Male: Emilia 8 Uhr: Und das Licht scheinet in der | ersten Male: Polenblut.

Sonnabend: Zum ersten Male: Pyg- | liebe Augustin. Abends 8 Uhr: Sonntag und Montag: Pygmaklion.

O Deutsches Schauspielhaus. (Direk-| Male: Der Sonnabend bis Montag: Der ver- | tion: Adolf Lanß. NW. 7, Friedrich- | Operette in drei Akten von L. Jacobsohn. Freitag, Abends | Musik von N. Benaßky. i; l Sonnabend, Nachmittags 37 Uhr: Bei |8 Uhr: Einziges Konzert vor der Ab- in Berlin. ;

Amerika von Beatrice | Druk der Norddeutschen Buchdruerei und d Harrison (Cello) mit dem Philhar- Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. h Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Orpheus | mouischen Orchester unter Leitung von Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein [in der Unterwelt, Abends: Der | Camillo Hildebrand und Eugen

8 Uhr: Die heitere Residenz. Lust- spiel in drei Akten von Georg Engel. Sonnabend und folgende Tage: Die |— Abends: Der lacheude Dreibund.

Schillertheater. O. (Wallner-

Sonnabend: Die Grofistadtluft.

wild. Abends: Rosenmontag. Charlottenburg. Freitag, Abends

in fünf Akten von Otto Erich Hartleben.

Lands freunde. Landsberger

Pfarrer von Kirchfeld. Abends: Jugendfreuude.

Deutshes Opernhaus. (Char- lottenburg, Bismarck - Straße 34—37.

Freitag, | Schönfeld.)

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitag, Abends 8 Uhr: | Freitag, Abends Wenn der ueue Weiu blüht. Lust- Richard Alexander: Die Vuppenklignik. | trag von Prof. Eugea Feuchtinger. spiel in drei Akten von VBjörnsijerne | Lustspiel in drei Akten von Franz von | Mitw.: Opernsänger R. v. Rebczynski. Schönthan und Rudolf Presber. S Sonnabend und folgende Lage: Die R Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Frei- | Puppenklinik.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: 777: 10.

Residenztheater. Freitag, Abends x E 8 Uhr: Soheit der Franz! Musi- Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Zopf | tische Groteske in drei Akten von Artur en E Willt Wolff. Mußk | Freitag, Abends 8 Uhr: 2. Kammer- i L Î von Nober interberg. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Der | Sonnabend und folgende Tage: Hoheit | quartetts. der Franz! Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Frau Präfidentin.

Bechstein-Saal. Freitag, Abends 8+ Uhr: Gafisptiel | 77 Uhr: Stimmtwissenschaftlicher Vor-

Am Klavter: Jgnaz Neumark.

Beethoven-Saal. Freitag, Abends 73 Uhr: L. Klavierabeud (im Abonne- ment) von Edouard Risler.

Klindworth-Scharwenka-Saal. musikabend des Vrüfseler Streich-

PBirkus §humann. Freitag, Abends

73 Uhr: Große Galavorstellung. Vorzügliche& Programm. Zum

Thaliatheater. (Direktion: Kren und | Shluß: Tango vor Gericht. Eine Freitag, Abends 8 Uhr: | Pantomimenburleske mtt Gesang und Tanz

Schauspiel | Abends 8 Uhr: Die Jüdin, Große | Die Tangopriuzessin. Posse mit Ge- | in drei Akten.

Oper in fünf Akten von I. F. Halévy. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Montag: Lobetauz.

Neues Theatec.) Freitag,

Gattin. | Geliebte. Operette in drei Akten von F. Bramer Gener

von John | Febsr. Sonnabend und folgende Tage: Die

; ang und Lanz i i Sonnabend: Zum ersten Male: Undine. an und ae L R

Sonnabend und folgende Tage: Die | - : Taugoprinzessin. 75 Uhr:

Zirkus Busch. Freitag, Abends

Große’ Galavorsftellung. Nuftreten sämtlicher Spezialitäten. Zum Sæ&luß: Die große Prunk-

: j Triaonontheater. (Georgerstr., nahe pantomime: Aus unseren Kolonien. Montis Operettentheater.(Früher: Bahnhof Friedrichstr.) Freitag, Abends | @ «idi 3E E S E E O E E

Abends | 8 Uhr: Seine Geliebte. Sonnabend und folgende Tage: Seine

Familiennachrichten.

L tag, it E s ; Frey- ARUAE Tas Mani Ge b tags 3 Uhr: Die | Vereheliht: Hr. Hauptmann Frey

muth Riesen mit Frl. Olly von Zastrow (Berlin).

Theater des Westens. (Station: Zoologisher Garten.

itag: C : Abends Freitag: Geschlossen

Sonntag, Nachmittags 34 Ubr: Der konzerte.) Polenublut.

Freitag, Abends 75 Uhr: Zum ersten | Heß lahende Dreibund. j

kleinen Preisen: Jphigenie auf Tauris. | reise nach

locende Dreibund. d’Albert.

Konzerte.

: 5 mann Hantel (Santiago, Chile). Kantstraße 12.) Ag sür Musilt, Hrn. von Leyden (Potsdam). Hrn.

dd 71 Ubr: n | mentsfouzert der Berliner Vereini- | ( On i S t,

Philharmonie. 3 Uhr: Konzert des „Berliner Lieder-

Theater am Nollendorfpla. E E Chormeister: Ernst

Singakademie.

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Haupt- mann Günther (Ulm a. D.). Hrn. Richard Grafen von Wartensleben (Forsthaus Grauert). Hrn. Haupt-

Dr. Ferdinand von Gerhardt (Breélau).

Professor Dr. Henry Potonié (Berlin- Lichterfelde). Königl. dänischer Kammerherr Johannes Wolfgang von Haffner (Brodda i. Schweden). Frl. Anny von Johnston (Westend).

Freitag, Abends

Solist: . Will ; O Gs Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. T yrol in Charlottenburg.

Freitag, Abends | Verlag der Expedition (He idrich)

Sieben Beilagen (eins{chließlich Börsenbeilage).

zum Deutschen Reichsanze

M D

Statistik und Volkswirtschaft.

Veber die Herstellung und Besteuerung von Zigaretten, Zigarettentabak und Zigarettenhüllen in Deutschland im Nehnungsjahre 1912

hat das Kaiserlibe Statistische Amt eine Statistik veröffentlicht, nach der im deutschen Zollgebiete während des RNechnungsjahres 1912 im Betriebe waren: 1006 (1911: 1003) Fabriken, die nur Zigaretten, 314 (1911: 309) Fabriken, die Zigaretten und Zigarettentabak, 46 (1911 : 46) Fabriken, die nur Zigarettentabak, und 26 (1911 ; 32) Fabriken, die nur Zigarettenhüllen herstellen. Im Laufe des Jahres wurden hergestellt: an Zigaretten 10 995 (1911: 9382) Millionen Stü, an Zigarettentabak 13 186 (1911: 12172) dz, an Zigaretten- büllen (Hülsen und Blätthen) 3920 (11: 3409) Millionen Stü. In diesen Zahlen sind die Mengen an Zigarettentabak und Zigaretten- hüllen, die in Zigarettenfabriken hergestellt und im eigenen Betrieb auf Zigaretten wetter verarbeitet wurden, nicht enthalten.

Aus den Fabriken entfernt und versteuert wurden: an Ziga- retten 10 771 (1911: 9164) Millionen Stück, an Nigaretténtabak 3270 (1911: 2965) dz und an Sigarettenhüllen (Hülsen und Blättchen) 63 (1911: 52) Millionen Stück. Außerdem wurden aus dem Zoll- ausland eingeführt und versteuert 747 (1911: 689) Millionen Stück Sigaretten, 56 (1911: 63) dz Sigarettentabak und 197 (1911: 241) Millionen Stück Zigarettenhüllen (Hülsen und Blätthen). Der Ge- famtwert der im Rechnungsjahr 1912 verkauften Zigarettensteuer- zeichen und Steuerzcichenvordrucke betrug 41,2 Millionen Mark gegen 34,6 Millionen Mark im Vorjahr.

Die Herstellung und Besteuerung von Zündwaren und Leuchtmitteln in Deutshland im Rechnungsjahre 1912.

Ciner im 3. „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Neichs*, Jahrgang 1913, enthaltenen Veröffentlihung des Kaiser- lichen Statistishen Amts zufolge waren im deutschen Zollgebiete während des Rechnungsjahrs 1912 74 (im Vorjahre 76) Betriebe zur Herstellung von Zündwaren vorhanden, in denen durchshnittlich 1732 (im Vorjahre 1764) männlihe und 2336 (im Vorjahre 2171) weiblihe Arbeiter beschäftigt wurden. An Zündhölzern wurden 87 049 (1911: 81 190) Millionen Stück, an Zündspänchen 222 (1911: 438) Millionen Stück hergestellt. Vom Ausland wurden 306 (1911: 236) Millionen Zündhölzer und 6 (1911: 6) Milltonen Zündkerzchen eingeführt. Der Ertrag an Zündwarensteuer ergab für Zündbölzer 79 344 793 (im Bortahre 20 915 839) 4, für Zündkerzchen 19 561 (um Vorjahre 20 722) 4, insgesamt 22 364354 (im Vorjahre 20 936 561) M.

In der Leuchtmittel fabrikation waren im Nehnungsjahre 1912 176 (im Vorjahr 166) Betriebe vorhanden, in denen 21 (25) Millionen Stück Kohlenfadenlampen, 76 (47) Millionen Stück Metallfadenglüh- lampen, 0,08 (0,13) Million Stück Nernstbrenner usw., 0 015 (0,012) Million Stück VBrenner zu Quelsilberdampflampen, 135 (126) Millicnen Stück Glühkösrper für Gaslampen usw., 8 (8) Veillionen Kilogramm Brennstifte für Bogenlampen aus Reinkohle und 2,9 (2,6) Milltonen Kilogramm Brennstifte für Bogenlampen mit Leuchtzusäzen hergestellt wurden. Die Einnahmen an Leuchtmittelsteuer betrugen für Kohlenfadenglühlampen 1,70 Million Mark (im Vorjahre 2,15 Millionen Mark), für Metallfadenlampen und Nernstbrenner 7,77 (5,84), für Brenner zu Queksilberdampflampen 0,05 (0,03), für Glühkörper zu Gasglüh- lihtlampen 464 (4 30), für Brennftifte zu Bogenlamven aus Neln- foble 1,67 (1,82), für folde mit Leuchtzusäßen 1,44 (1,26), insgesamt 17,27 (15,40) Millionen Mark. Der Steuernachlaß auf Grund des S 28 der Ausführungsbeslimmungen belief fh für das Nehnungsjahr 1912 auf 1,12 (im Vorjahr 0,82) Million Mark, sodaß ein Ertrag an Ras von 16,15 (im Vorjahr 14,5885) Millionen Mark verblieb.

Zur Arbeiterbewegung.

Unter der Leitung des Beigeordneten Nath (Essen) fanden, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, kTürzlih in Düsseldorf Einigungs- verhandlungen über den Abschluß eines neucn Tarifvertrags für das Plattenlegergewerbe statt (vgl. Nr.. 250 d. Bl.). Es fam zu einiger Einigung für die Gebiete Cöln, Mülheim am Rhein DUsselootf, Neß unv dus hett» westfälishe Industriegebiet. Für Cöln und Mülheim wurde, unter Beibehaltung der bisherigen Arbeitszeit von 84 Stunden, der Stundenlohn um 5 4, für die übrigen Gebiete um 8 s er- höht und die Arbeitszeit von 9 auf 87 Stunden festgeseßt. Die Akkordlöhne erhielten größtenteils eine Aufbesserung. Dem Ver- handlung8ergebntis stimmten die Plattenleger zu. Es ist nunmehr in Cöln und Duisburg, wo die Arbeit seit 14 Tagen ruhte, diese Montag wieder aufzenommen worden.

In den Kunstmühlenwerken und Biskuitfabriken vorm. F. Kriet\ch A.-G. in Wurzen (Sachsen), die 600 Arbeiter beschäftigen, ist, wie die „Köln. Ztg." erfährt, am 27. d. M. ein Ausstand ausgebrochen. In der Mühlenabteilung feiern 113 Leute, 50 arbelten noi.

Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß der Ausstand der Offiziere der Peninsular u. Oriental- Dampfs\chiffsgesellscchaft, durch den die Abfahrt der Dampfer der Gesellschaft verzögert zu werden drohte, gestern abend beigelegt worden ist. Die Offiziere haben die Vorschläge der Gesellschaft an- genommen. (Val. Nr. 253 d. Bl.)

In Wellington (Neuseeland) liegen, wie ,W. T. B.“ meldet, infolge eines sett geraumer Zeit andauernden Ausstandes der Hafenarbeiter Schiffe mit einem Tonnengehalt von über 70 000 t untätig im Hafen. In Auckland sind die Hafenarbeiter ebenfalls in den Ausstand getreten.

Wohlfahrtëpflege. Bekämpfung der Arbeitslostgkeit.

In diesen Tagen, da nah einigen Jahren günstiger geshäftlicher Entwicklung etne gewisse rückläufige Bewegung eingeseßt hat man ist sich noch nit darüber einig, ob es sih um etnen vorübergehenden Nückshlag oder bereits um den Ums{wung der Konjunktur handelt, den manche erst für das nähste Jahr erwarten —, steht tas Wort „Arbeitslosigkeit“ wieder einmal im Mittelpunkte der Erörterungen. Non der etnen Seite wird die Vorbersage einer größeren winterlthen Atrbeitslosigkeit dazu benußt, den Ruf nah Arbettslofenverficherung oder Geldunterslüßung der Arbeitslosen zu erheben. Auf der anderen Seite is mar, ganz abgesehen von gewichtigen Bedenken politischer und sozialpolitisher Art gegen diese Form eines Löfungsversuchs des \{wierigen Problems der Arbeitslofenversiherung, der Ansicht, daß es wichtiger wäre, die Arbeitslosigkeit selbst zu bekämpfen, als für die Shäden aufzukommen, die sie anrihtet. Man verweist dabei einmal auf die Möglichkeit, öffentliche Arbeiten auf Zeiten der Arbetts- losigkeit zu verschieben, vor allem aber auf die Tatsache, daß es immer noch eine Unmenge von volkswirtshaftlich unnötiger Arbeitslosigkeit gibt, die ch durch bessere Organisierung des noch sehr mangelhaft und téilwetse überhaupt noch nicht organisierten Ärbeitsmarkts be- seitigen ließe. Wieviel auf diesem Gebiete au in Deutschland noch

Erste Beilage

zu tun ist, wo der offentliche Arbeitsnahweis bisher die stärkste Ent- widcklung erfahren hat neuerdings hat England auf dem Wege der Gesetzgebung die deutsche, bis jegt fast ganz der Selbstverwaltung überlassene Organisation mit Riesenschritten eingeholt —, darüber belehrt .uns ein Bericht, der tin der Genter Hauptversammlung der Internationalen Vereinigung zur Bekämpfung der Arbeits- losigkeit im September d. F. auf Grund eines reihhaltigen Materials von deutsher Seite erstattet worden und im Ofktoberheft des „Neichsarbeitsblatts“ wörtlich wiedergegeben ist. Der Bericht stellt fest, daß in fast allen Ländern die Organisation des Arbeits- nahweises noch ein Bild großer Lückenhaftigkeit und starker Zer- \plitterung zeigt. Neben den öffentlihen und gemeinnüßigen Arbeits- nachweisen stehen die Facharbeitêsnahweise der Arbeitgeber und Arbeit- nehmer, und in Ermangelung einer zielbewußten Führung von etn- heitliher Stelle arbeiten sie nebezn- oder durheinander. Es feblt daher an wirklihem Ausgleich von Angebot und Nachfrage zwischen verschiedenen Orten, namentlich zwischen Stadt und Land. Hierzu bedürfe es eines organisch?:n Aufbaues von Orts-, Bezirks-. und Landesarbeitsnahweisen, welhe die Arbeitsvermittlung ohne Neben- zwecke, also mit unbedingter Unparteilichkeit betreiben, und denen öoffentlih-rehtliher Charakter, behördlthe Befugnisse und Ver- günstigungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln zu verleihen wären. Auch die Geschäftsführung erfordere einheitliche Grundsäge, namentlich zum Zweke der Herbeiführung einer wirklich vergleihbaren und die Vebersiht über den Arbeitsmarkt ermöglichenden Statistik. Das ganze Arbeitsnahweiêwesen sei der staatlicen Aufsibt zu unter- stellen. Zur Durchführung einer solchen systematischen Organisierung des Arbeitsnachweises, die für weitere Maßregeln auf dem Gebiete der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihrer Folgen unerläßliche Voraussezung set, bedürfe es der Mitwirkung der staatlichen Ver- waltung und Gesetzgebung.

Literatur.

Bismarck und Leopold von Gerlach. Ihre persön- lichen Beziehungen und deren Zusammenhang mit ihren politischen Anschauungen von Richard Augst. VIIT und 108 Seiten. Brosch. 3 6, geb. 3,50 6. Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig. 1913. Das vorliegende Buch ist als Vorstudie zu einer Untersuchung iber Bismarcks Stellung zu einzelnen Problemen der Staatsgrund- reite entstanden. Man weiß, daß der geistvolle Generaladjutant Friedrih Wilhelms 1V., Leopold von Gerlach, Bismark, der fünfs- undzwanzig Jahre jünger war, als seinen politishen Zögling angesehen hat, und Bismarck schließt án einem Brief an Gerlach seine Ergeben- heitsbezeigung mit den scherzhaften Worten: „Ew. Exzellenz diplo- matischer Säugling“. Gerlach hat das Mißtrauen Friedrih Wilhelms IV. gegen Bismark, von dem er einmal bemerkte: „Nur zu gebrauchen, wenn das Bajonett \chrankenlos waltet“, {ließlich so weit über- wunden, daß Bismarck zunächst als Geheimer Legationsrat nah Frank- furt geshickt wurde und noch in demselben Jahre (1851) den Posten des Bundestagsgesandten erhtelt. Der Verfasser geht nun an der Hand des Briefwechsels zwischen Bismarck und Gerlach zunächsk den per- sönlichen Beziehungen der belden PVéänner nach, die überaus herzlich waren und ih zu einem FreundsGaftsbund gestalteten, dem Offenheit und Wahrheitéliebe nie verloren gingen. Eine Untersuchung der yolitishen Anschauungen der beiden Freunde führt aber zu dem Er- gebnis, daß zwar viele Berührungspunkte vorhanden waren, daß aber von einer ursprünglichen Abhängigkeit Bitmarcks und späteren Abkehr von den Parteigrundfäßen Gerlahs nicht die Nede sein könne. Selbsi da, wo thre Forderungen auf civs hinausliefen, wie in der Olmüßer Frage (1850), waren die Begründungen nicht miteinander zu veretnigen. War für Gerlach die Gruppierung dec Mächte, die mit dem Begriff der Heiligen Allianz verknüpft ist, ein für allemal maßgebend, so stand für Bismarck in allen Wendungen der Politik der preußishe Staatsgedanke obenan, der zur Kraftentfaltung nah jeder Seite drängte, von der er eingeengt wurde. Das Buch gibt in anziehender Darstellung eine gute, wissen- \chaftlih verläßliche Einführung in Bismarcks politische Denkweise währènd der Frübzeit seiner staatsmännischen Laufbahn.

Handbuch für den Geschichtsunterriht. Erster

Band. In Verbindung mit Th. Lenschau und P. Pape heraus- gegeben von P. Groebe. 1913. Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig. 311 Seiten, geb. 6,60 46. Das. vorliegende Handbuch, für Lehrer und Lernende bestimmt, ist ein wissenshaftliher und zugleich pratftisch pädagogisher Kommentar zu Gottfried Kos Lehrbuch der Geschichte, das bereits in zweiter Auflage erschienen ist. Die Quellen- und Literaturnahweise sind bei den einzelnen Paragraphen cingetragen ; ein Verfahren, das nur bei klarster Gliederung und Zusammenfassung mögli war und ein schnelles Zurechtfinden sibert. Bei den Literatur- angaben ist mit N-cht auf eine äußerlihe Vollständigkeit verzichtet worden, um so mehr Wert ist gelegt auf Einführung in den gegen- wärtigen Stand der Forschung, wie er sich innerhalb der leßten Generation, etwa seit dem Jahre 1880, berausgebildet hat. Wo es fich um strittige Fragen handelt, wird das Problem kurz formuliert und eine Andeutung über die Richtung der Lösungen gegeben. Grund- säuglih ist auf die ncueste Auflage verwiesen, deren Zahl oberhalb der Fahres- oder Bandzahl in Kletndruck beigefügt ist. Unter Stich- wörtern folgen die Belege für die Ausarbeitungen im Lehrbuch. dier wird in fkfnappster Form das geboten, was der Lehrer zur Vor- ercitung und Vertiefung setnes Unterrichts und der Studierende zur Erweiterung seinex Kenntnisse brauht. Am Schluß der einzelnen Abschnitte der Paragraphen stehen in Schräg- druck Fingerzeige für die Behandlung im Unterricht, Beispiele für kleinere Aufgaben Hinweise auf geeignete Lektüre, Anshauungsmittel und etwaige Anschaffungen für die Bibliothek und aadere Samm- lungen. In diesen Bemerkungen ist alles zusammengestellt, was einer Konzentration der Unterrichtsgegenstände dienen kann. Das bei- gegebene Personen- und Sachregister erleichtert die Benußung. Zwei Borzüge sind in diesem Buch aufs glücklichste vereinigt: es kommt dem Bedürfnis nah einem kritish-wissenshaftlihen Apparat für den Ge- \{ihtsunterriht entgegen und es liefert eine Propädeulik für dieses Fach, wie sie nur aus inniger Vertrautheit mit den Schwierigkeiten des Gegenstands erwachsen kann.

Sophie Charlotte von Sell: Fürst Bismarcks Frau. Ein Lebensbild. Ein staitliher Ges{Wenkband von VIII, 952 Seiten und 14 Einschaltbildern. 6 46. Verlag von Trowißsch u. Sohn, Berlin SW. Der Frau, deren Glück und Ruhm es war, ihrem großen, im Kampf der Welt flehenden Gatten ein friedliches Heim zu bereiten, ihm in allen Zeiten des Lebens die gleiche gläubige Liebe entgegen zu bringen, ohne daß die ausgesprochene Eigenart ihres Charakters dadur) beshränkt worden wäre, hat Charlotte von Sell in threm {önen Werk ein würdiges Denkmal geseßt. Sie urteilt u. a. von ihr: „Sie war nur die Frau ihres Mannes und begehrte nichts anderes zu sein. Sie begriff, daß das Interesse sich ganz auf ihn konzertrierle; es war thr lieb und rechi so. Wer ihr aber wirk li persönli nahetreten wollte, fich vor allem in Liebe und Ver- ehrung für ihn mit ihr fand, der war ihr willkommen.“ Diese s\elbstlose Liebe aber ward ihr auch von threm Bismard, wie sie ihn in ihren Briefen nennt, tief und treu bis zum legten Atemzug thres Æbens gedankt und durh- innigste Für- sorge und zarteste Ritterlichkeit vergolten. Vei ihr ruhte er aus, sammelts er neue Kräfte. So berichtet die Verfasserin, daß er ihr einst {rieb: „Mir ist die glüä&lihe Ehe und die Kinder, die Gott

iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 30. Oktober

1913.

mir geschenkt hat, wie der Regenbogen, der mir die Bürgschaft der Versöhnung nach der Sintflut von Verwilderung und Liebesmangel aibt, die meine Seele in früheren Jahren bedeckte.“ Das in etnem klaren, s{lichten Stil geschriebene Buch erfreut auch durch die ihm eingefügten Bildnisse, die im Hause Bismarck besonders ges{äßt sind, und namentli dur die vielen noch unveröffentlihten Briefe der Fürstin an ihre Freunde, die getreu ihr äußeres und inneres Erleben widersptegeln und zuglei durch ihre originelle Ausdrucksweise entzücken, dur die. tiefe Empfindung, die aus thnen spricht, zu Herzen gehen, sodaß man stark die Wahrheit des Ausspruchs an ihrem Grabe empfindet : „Das Lieben war ihr Leben.“ :

Marg. Nicolaus: Sonnenkind. Eine Familien- geshihte. Mit Bildern und Vignetten. Verlag von C. Ludwig Üngelenk. Preis 2 4 geb. Eine liebe, freundlihe Erzählung ent- hält dies- Buh des „Sonnenkindes", das als Greisin seine Jugend vor uns wieder erstehen läßt. Der kindlih reine Sinn, die Herzens- einfalt, die aus jeder Zeile sprechen, können die heutige Jugend lehren, mit wie geringen Mitteln man froh und tankbar zu sein vermag, wenn das Herz nur recht beschaffen ist und auf Gottes Güte vertraut. Namentlich enthalten die Schilderungen des Familien- lebens viel zarte FInnigkeit, und über den Erlebnissen, die meist harmlofer, alltägliher Natur sind, liegt es wie ein Schimmer von gesponnenem Jugendgold.

Technik.

Gelegentliß der Eröffnung des Kaiser Wilhelm-Instituts für experimentelle Therapie durch Seine Majestät den Kaiser und König hat, wte \chon kurz berihtet wurde, der Professor Dr. Haber einen Vortrag über die Schlagwetterpfeife gehalten, die er gemeinsam mit Dr. Leiser erdacht und angefertigt hat, und die geeignet erscheint, die Sicherheit in von Schlagwetter bedrohten Erkan bedeutend zu erhöhen. Bisher dienten das NVerhalten der Grubenlampen und das Nayleighshe Inter- ferometer dazu, das Vorhandensein gefährliher Grubengase anzu- zeigen; fie haben auh vielfah gute Dienste geleistei, vermochten aber nit immer gefährlihe Explofionen zu verhindern. Die „Schlag- wetterpfeife“ nußt nun niht wie jene beiden Schußvorrichtungen die chemischen, sondern die physikalishen Eigenschaften des Grubengases zu Warnungszeichen aus. Beim Anblasen derselben Pfeife mit Luft und mit Leuchtgas entstehen verschiedene Töne, was namentlich dann sinnfällig wird, wenn gleichzeitig zwei gleich- gestimmte Blatinsirumente benußt werden und das eine mit Luft, das andere mit Gas zum Töônen gebraht wird. Die neuerfundene Sglagwettervfeife besteht aus einem glatten, geshlossenen Metall- zylinder von 25 ecm Länge und 6 ecm Durchmesser. Dieser Zylinder enthält zwei Lippenpfeifen, die auf den gleichen Ton (bei gleicher Gasfüllung) gestimmt sind und durh ein und denselben Gas\trom angeblasen werden. Die Eigentümlichkeit der Pfeife besteht nun darin, daß das Gas im Pfeifenrohr, dessen Beschaffenheit die Tonhöhe der Pfeife bestimmt, durh eine dünne Glimmerscheibe gegen däs anblasende Gas dicht abgeschlossen ist und sch darum unverändert in der Pfeife erbält, wenn man nicht besondere Zu- und Abführungen vornimmt. Die eine Pfeife wird nun über Tage mit reiner Luft angefüllt, die ih mit der Grubenluft niht vermischen kann, weil sie mit ihr nur dur eine enge, lange Röhre (Erxpansionsspirale) in Verbindung steht. Das Rohr der anderen Pfeife wird unter Tage mit Grubenluft gefüllt, die auf dem Zuführungswege durch ein leiht auswechfelbares, eingebautes Retnigungérohr von Staub, Feuchtigkeit und Kohlensäure befreit wird. Die Handhabung des Apparats geht nun derart vor sich, daß der als Pumpe ausg-bildete Mantel nah unten gezogen wird. Dabei wird die Grubenluft durch den Reiniger und die Gasvfeife in den Pumpenraum gesaugt. Ein Bakuumstempel in der Mitte des Apparats zieht den Pumpen- Folben beim Loslassen zurü und treibt das angesaugte Gas durch den Druckregler zu ten Mundstücken der Pfeifen. Enthält die Gaspfeife ein Prozent Methan, so hört man rund zwei Schwebungen in der Sekunde. Mit steigendem WMethangehalt nimmï die Schwebungszahl rasch zu, und in der Nähe der Erplosionsgrenze (fünf Prozent) verwandelt \sich die Erscheinung in ein harakteristisGes Trillern. Das Ohr faßt die Unterschiede leiht auf. Ste sind in der Grube auf gerader Strecke noch in mehr als hundert Meter Entfernung völlig deutlich vernehmbar. :

Der Vortrag, den der Dr. Haber über die „Schlagwetterpfeife" vor Seiner Majestät gehalten hat, wird in der nähsten Nummer der im Verlag von Jultus Springer in Berlin erscheinenden „Natur- wissenschaften“ im Wortlaut veröffentlicht weiden.

Land- und Forftwirtschaft.

Getreideernte und Getreidehandel in Spanien.

Die spanische Landwirtschaft hat wiederum eine wenig be- friedigende Getreideernte zu véêrzeihnen. Bereits im vergangenen Fahre war deren Ergebnis hinter dem des allerdings recht guten Fahres 1911 um etwa 25 9% zurügeblieben und die diesjährige Ernte dürfte nicht viel besser ausgefallen sein. Der Minderertrag ist in der Hauptsache auf die andauernde Trotenheit im Frühjahr zurückzuführen. Nur in vereinzelten Gebieten hatte sich die Saat infolge des Ende April und im Mai gefallenen Regens erholt. Vielfach, namentlich beim Weizen, wird über Taubheit der Achren geklagt. In der Ernte zeit war die Witterung im allgemeinen günstig.

Eine sehr gute Ernte wird amtlich aus den Provinzen Alava, Lugo und Orense, cine gute aus den Provinzen Cadiz, Cordoba, Coruña, Guipuzcoa und Segovia, eine \{lechte unter anderen aus den Provinzen Albacete, Cuenca, Madrid, Toledo und Zamora gemeldet.

Hinsichtlich der in einigen Provinzen geernteten Mengen mak das „Boletin de Agricultura Técnica y Económica“ für déñ Monat August folgende Angaben (Doppelzentner): ;

Provinz Weizen Gerste Roggen Hafer G O 9OB 83 814 528 52 300 Castellon . 460 843 9289 894 5 088 8119 Madrid 4 ET8:800 555 500 66 500 120 000 Baleäxen . « «366/000 169 000 122 000

Die Märkte waren in den lezten Wochen wenig belebt und die Preise bis auf Madrid fest. Es wurde für den Doppelzentner Weizen

bezahlt (Pesetas): u E am 20,9% M 410 o in Mao O B E in Nibstco M2 2/2 2800 200 in Medina del Campo - 28,87 28,58 2858 28,29 in Valladolid . 9887 2887 28987 E00 in Barcelôna. . . «+3363 33,18 (Wan Eingeführt wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres: Weizen . .… . . 668 344 dz im Werte von 14703 582 Pesetas, (kam fast zu zwei Drittel aus Nußland) Mais . …. ¿ . 2610 309 dz im Werte von 41764948 * y (Einfuhr begünstigt durch vorübergehende Zollermäßigung) Reis 9 200 dz im Werte von 271 213 Pesetas, Gerfte u. andere A Getreidearten . 259 784 , é 3896 770 e Menn man die vorstehend angegebenen Einfuhrmengen mit denen

des gleichen Zeitraums im vergangenen Jahre vergleiht, fo ergibt sh