1894 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Jan 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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L É E E R E R E R L E E E R R S I

Frankreich.

Mit Bezug auf die Meldung des „Eclair“, der Kom- mandant des Expeditionskorps gegen die Sofas sei zurückgerufen und das Expeditionskorps habe den Befehl erhalten, gegen Timbuktu zurückzuziehen (siehe die gestrige Nummer d. Bl. unter den nah Schluß der Redaktion eingelaufenen Depeschen), wird bemerkt : die gegen Samory operirende Kolonne des Obersten Bonnier befinde sich gegenwärtig ungefähr 1400 km von Sierra Leone entfernt und könne deshalb mit dem Zwischen- fall von Warina nichts zu thun haben.

Eine von General Dodds, dessen neulich aus Paris ge- meldete Abreise nah Marseille sich nicht bestätigt, eingegangene Depesche meldet, daß der En Dahemes leit verfolgt werde und gezwungen sei, im Busch zu leben; er verlege jede Nacht sein Lager. Ein ernsterer militärisher Zwischenfall sei N eingetreten. Der Gesundheitszustand der Truppen ei gut.

Am Sonntag is, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, in Cempuis bei Beauvais der Sekretär des dortigen Waisen- hauses, das von der Stadt Paris abhängt, Leteu als Anarchist verhaftet. Man fand bei ihm Briefe, die seine Beziehungen zu den Anarchisten in der Provinz und im Auslande flarlegen. Das in Paris verbreitete Gerücht, Paul Reclus jei gestern verhaftet worden, bedarf dem „W. T. B.“ zufolge der Bestätigung. Die Zugänge zu den Wohnungen der Ge- \hworenen, die über Vaillant zu Gericht zu fißen haben, werden von der Polizei sorgfältig bewacht.

Ftalien.

Der Herzog von Genua ist, wie „W. T. B.“ meldet, anin in Siracusa eingetroffen, um der Eröffnung des erihtsjahres bei dem dortigen Zivilgeriht beizuwohnen. Die Bevölkerung und die Lokalbehörden bereiteten dem Prinzen einen herzlichen Empfang.

Durch ein geftern in Kraft getretenes Dekret des Generals Morra werden in Palermo, Messina und Caltanisetta Kriegsgerihtshöfe errichtet. Die Militär-Commandanten sind befugt, ein außerordentlihes Kriegsgeriht einzuberufen, wenn sie im Jnteresse der Disciplin und der Ruhe es für un- erläßlih halten, den Versuch einer Ruhestörung sofort zu unterdrücken. Die für Kriegszeiten bestehenden Bestimmungen find auch auf die in der Miliz dienenden Ausländer anzuwenden, wenn sie sich der im Militärstrafgeseßbbuch mit Bezug auf öffentlihe Kundgebungen, Tumulte und Aufstände vorgesehenen Delikte s{uldig machen. Diese Delikte werden dur die Kriegsgerichte abgeurtheilt. Die Kriegsgerichte haben ferner über jene Sirafthaten abzuurtheilen, welhe im Zivil- Strafgeseßbuch bezüglich der Unterstüßung oder Anstiftung des Verbrechens der Aufreizung zum Bürgerkrieg, der Bildung bewaffneter Schaaren und der Ein- shüchterung der Bevölkerung vorgesehen find. Eine Torpedoflotte überwacht das unterseeishe Kabel zwischen Neapel und Palermo.

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Palermo gemeldet, daß der vorgestrige Tag in den Provinzen Caltanisetta, Trapani und Siracusa ruhig verlaufen sei. Jn Trapani habe die Bewegung nachgelassen, mehrere Bürger- meister hätten ihre Posten wiedereingenommen. Jn Ragusa (Provinz Siracusa) dauere die Agitation theilweise noch fort.

In Rom wurde vorgestern das elektrische Kabel durchschnitten, durch das den Lampen der Via Nazionale und des Korso der Beleuchtungsstrom zugeführt wird. stern nahm die Polizei eine große Anzahl von Haussuchungen vor. Hierbei wurden in ciner Gastwirthshaft in der Via di Torino 10000 revolutionäre Manifeste, ein Verzeihniß über Waffen, die jedoch niht vor- gefunden wurden, sowie eine Liste der bereits ge- legten und explodierten Bomben und folher, die noch in Rom gelegt werden sollten, nebst näheren Angaben über die Oerilichkeit in Beschlag genommen. Jn Reggio Emilia sowie*?einigen anderen Städten Ober-Jtaliens haben in den legten Tagen einige belanglose sozialistische Kund- gebungen ftatigefunden. S E i :

Der Priester Urso und dessen Sakristan, bei denen, wie

estern gemeldet, die Korrespondenz des Abg. Defelice-

iuffrida aufgefunden worden ist, find gestern früh wieder verhaftet worden. Dem „Mefsaggero“ zufolge wäre au ein ee erge Ne der in der Angelegenheit Defelice-

iuffrida kompromittirt erscheine, verhaftet worden. Was den Jnhalt der beshlagnahmten Korrespondenz anbetrifft, so versichert der „Fanfulla“, unter den mit Beschlag belegten chiffrierten Korrespondenzen Defelice's sci der Chiffre- Schlüssel aufgefunden und dadurch ermöglicht worden, namentlich die Liste der in Sizilien bestehenden Waffenniederlagen, sowie die Organisations- pläne für die beabsihtige Hervorrufung von Unruhen zu ermitteln. DieRegierung habe durch die bei dem Priester Urso beshlagnahmten Papiere Defelice's Beweise dafür erhalten, woher das zur Organisation der Fasci ver- wendete Geld ftamme. Der „Opinione“ zufolge würden die erwähnten Papiere darthun, daß unter Betheiligung Ci- priani’'s und anderer auswärtiger Sozialisten und Anarchisten der Plan bestanden habe, einen Aufruhr nihi nur in Sizilien, sondern auch in anderen Theilen Jtaliens, namentlichch in der Romagna und den Marken hervorzurufen. Ferner sollen fich unter den Papieren chiffrierte, mit „Marchal“ unterzeichnete Briefe aus Marseille befinden. Weitere D Vartungen seien beabsichtigt. Nach einem vom „Corriere di Napoli“ ver- zeichneten Gerücht solle es in einem der mit Beschlag be- legten Schreiben heißen: „Befassen Sie sih mit Sizilien, ih denke an die Nomagna ; sobald Sizilien sih erhoben hat, wird die Romagna wie ein Mann O Entgegen allen der- artigen Gerüchten stellt die , ena Stefani“ fest, daß in der Romagna der gewöhnliche Zustan absoluter Ruhe herrsche.

Die „Riforma“ meldet, der Minister-Präsident Crispi werde der Kammer bei ihrem Wiederzusammentreten einen Geseßzentwurf über Oas Maßnahmen in Sizilien vorlegen und dazu die Vertrauensfrage stellen. Die „Ztalie“ führt aus, sobald der in Sizilien eingeleitete Prozeß ur Verhandlung komme, werde man erkennen, durch welche Verbindungen nh die aufftändishe Bewegung in Sizilien, Neapel und Rom vorbereitet habe. Man habe alles vor- bereitet gehabt, in der Hoffnung, daß bei der ersten Bewegung nicht nur in Sizilien, sondern in ganz Jtalien eine Revolution auf sozialer Grundlage ausbrechen werde.

Spauien. Dem Minifter des Auswärtigen ist die Mittheilung áugegangen, daß Mazagan Pascha die Vorbereitungen zu

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der Reisc der spanischen Gesandishaft nach Mara- Tesch treffe. Zwischen dem 12. und 15. d. M. werde alles zur Abreise bereit sein.

Der Bürgermeister Angulo hat seine am 4. d. M. ein- gereichte Entlassung zurückgezogen.

Serbien.

Der Gesandte Serbiens in St. Petersburg Da ic wird,

wie „W. T. B.“ meldet, am 25. d. M. in Belgrad eintreffen.

Er wird ?jedoch, da er sich nur kurze Zeit hier aufzuhalten gedenkt, das Skupschtina-Präsidium niht übernehmen. Schweden und Norwegen.

Die Königin leidet nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Stockholm seit ihrer Rückehr von Ulriksdal an einem Brust- und Luftröhrenkatarrh und periodischen Nervenschmerzen. Die Kräfte nehmen sehr ab. Die Königin hat die ganze Zeit das Zimmer nicht verlassen können. Die Kronprinzessin, deren Befinden in den lezten Wochen wenig befriedigend war, wird auf ärztlihen Rath Ende Januar nah Algier abreisen.

Der Führer der norwegishen Linken, Sören Jaabäk ist am Sonntag Abend im Alter von 79 Jahren gestorben.

Amerika.

Der neue Entwurf des Zolltarifs ist, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, gestern dem Repräsentanten- hause vorgelegt worden. Der Abg. Wilson hielt eine Nede, worin er die Finanzverwaltung der republikanishen Partei heftig angriff und ihr die ungünstige finanzielle Lage zur Last legte. Das Haus beschloß mit 175 gegen 1 Stimme in die Berathung des Entwurfs einzutreten und bis zum 27. d. M. einen definitiven Beschluß gu Fen.

Dem „New-York Herald“ wird aus Managua gemeldet, daß General Williams, der bei der Einnahme von Cholu- tecas durch General Bonilla gefangen genommen worden war, bei einem gestern unternommenen Fluchtversuch getödtet worden sei. i :

Der New-Yorker „World“ wird aus Tegucigalpa telegraphirt, daß dori am Sonnabend ein Artil leriekampf stattgefunden habe, in dem annähernd 100 Soldaten ge- fallen seien.

Dem „New-York Herald“ wird über Buenos Aires aus Nio de Janeiro gemeldet, daß die Schiffe der Auf- ständischen seit mehreren Tagen unthätig seien; das Geschüßfeuer beschränke sih auf die längs des Üfers des Rio- flusses befindlihen Schalupyen und Torpedoboote. Dem „W. T. B.“ zufolge wäre in Rio de Janeiro die Nachricht eingetroffen, daß Admiral de Mello Santa Catarina ver- sassen habe, um den General Saraiva bei seinen Angriffen gegen die Regierungstruppen in der Provinz Parana und später in Santos zu unterstüßen. Dagegen besagen Mesl- dungen aus Buenos Aires, das Jnsurgentengeshwader befinde sich noch immer in Desterro. Admiral de Mello soll erkranft sein. 5 :

Der argentinische Kongreß if gestern geschlossen worden. /

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen 22. Sigung d:s Reichstags, die um 2 Uhr ihren Anfang nahm, wurde in die erste Berathung des auf der internationalen Sanitäts-FKonferenz zu Dresden am 15. April 1893 unterzeihneten Ueberein- fommens nebst Beitrittsprotokoll eingetreten. Das Wort hatte zunächst der Abg. Dr. Höffel (Rp.). Die Berathung dauerte bei Schluß des Blattes noch fort.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Geburten und Sterbefälle im preußishen Staat im Jahre 1892.

Im Jahre 1892 wurden in Preußen 589 449 männliche und 954 455 weiblihe Kinder eins{ließlih der Todtgeborenen geboren; im Jahre 1891: 606 451 bezw. 570 956; im Jahre 1890: 581 964 bezw. 548 360. Die meisten Geburten erfolgten im Januar, nämli 51 861 männlihe und 48881 weiblihe, die wenigsten im Juni, nämli 45 658 bezw. 42814. Von den Geborenen waren todtgeboren im Jahre 1892: 20 988 männlide, 16 413 weiblihe Kinder, von diesen unebelich 2127 bezw. 1719. Von den Iebendgeborenen 568 461 männ- lien Kindern waren 43 203 unehelich, von den lebendgeborenen 538 042 weiblichen Kindern waren 41 238 unehelich. L

In demselben Zeitraum starben (einschließlich der Todtgeborenen) 391 934 männliche und 360 121 weibliche Personen; im Jahre 1891 : 379 203 bezw. 349 387, im Jahre 1890: 393 975 bezw. 361 277. i

Im ersten Lebensjahre starben (aus\{ließlih der Todtgeborenen) 129 674 männliche und 104 078 weiblihe Kinder ; im Alter von 1 bis 9 Jahren 52599 männliche und 50 631 weiblice Kinder; im Alter von über 5 bis 10 Sabren 12 117 männliche und 12266 weibliche Kinder; im Alter von über 10 bis 15 Jahren 5190 männliche und 5767 weibliche Kinder. Im Alter von über 15 bis 20 Jahren starben 7067 männliche und 6241 weibliche Personen; im Alter von über 20 bis 30 Jahren 15 075 männliche und 14597 weibliche Personen; im Alter von über 30 bis 40 Jahren 16 909 männliche und 16 760 weiblihe Personen ;: im Alter von über 40 bis 50 Jahren 21 960 bezw. 17 028; im Alter von über 50 bis 60 Jahren 27 890 bezw. 23 639: im Alter von über 60 bis 70 Jahren 35138 bezw. 37200; im Alter von über 70 bis 80 Jahren 34309 bezw. 39333; im Alter von über 80 Jahren 12673 bezw. 16044. Unbekannten Alters waren 345 männliche und 124 weibliche Personen. Ueberhaupt sind (mit Aus\{luß der Todtgeborenen) im Jahre 1892 gestorben 370 946 männ- liche und 343 708 weiblihe Personen = 714 654 Personen. ;

Der Ueberschuß der Lebendgeborenen über die Gestorbenen (aus- sließlich der Todtgeborenen) betrug im Jahre 1892 197 515 männ- liche und 194 334 weibliche Personen = 319 849 Personen.

Alters- und Invaliditätsversicherung.

Bei der Versicherungsanstalt Baden sind, wie die „Bad. Korr.“ erfährt, im Monat Dezember 1893 161 Rentengesuche (59 Alters- und 102 Inbvalidenrentengefuhe) eingereiht und 128 Renten (44 4 84) be- willigt worden. Es wurder 18 Gesuche (4 + 14) abgelehnt, 92 (41 + 51) blieben unerledigt. Außerdem wurden in shietsgeriht- lihem Verfahren 4 Alters- und 2 Invalidenrenten zuerkannt. Bis Ende Dezember find im ganzen 5929 Renten (4130 Alters- und 1799 FInvalidenrenten) bewilligt bezw. zuerkannt worden. Davon kamen wieder in Wegfall 1143 (709 + 434), so daß auf 1. Januar 1894 thatsählich 4786 Rentenempfänger vor- handen find (3421 Alters- und 1365 Invalidenrentner). Verglichen mit dem 1. Dezember 1893 hat sich die Zahl der Rentenempfänger that- sählih gemehrt um 58 (6 Alters- und 52 Invalidenrentner). Die 4786 Rentenempfänger beziehen Renten im Gesammtjahreésbetrage von 599586 4 98 „4 (mehr seit 1. Dezember 1893 7072 Æ 35 A). Der durhschnittliche Jahresbetrag einer Alterêrente berechnet sih auf 128 Æ 93 A, einer Invalidenrente auf 116 Æ 13 4 (auf 1. Januar 1893 128 Æ 74 S und 114 Æ 53 4).

Die im Jahre 1893 bewilligten 672 Alterêrenten kommen zu

: 393 Versicherten im Alter von 70 Jahren, 168 im Alter von 1 Jahren und 111 im Alter von 72 und mehr Jahren, es ift somit die erfreuliche Thatsache festzustellen, daß auch în Baden die Ver- sicherten das Alter von 70 Jahren nit selten überleben. Der älteste Ee Se 1893 Altersrente erbielt, ift 1808 geboren, somit Ï ahre - Die 1094 Invalidenrenten, welhe im Jahre 1893 bewilli wurden, kommen zu gut: 81 Versicherten im Alter von 70 und E Jahren, 263 im Alter von 63 bis 69 Jahren, 298 im Alter von 53 bis 62 Jahren, 158 im Alter von 43 bis 52 Jahren, 129 im Alter von 33 bis 42 Jahren, 140 im Alter von 23 bis 32 Jahren und 25 im Alter von 21 und 22 Jahren.

Bei diesem Anlaß theilt ‘die „Bad. Korr.“ auch mit, daß der Voranschlag der Versi ng8sanftalt Baden die Einnahmen für 1894 auf 3 204 000 Æ veranschlagt. Diese Summe soll verwendet werden wie folgt: Für die laufenden Renten und für Heilverfahrenékosten 431 000 Æ (13,49%), für RentendeÆungskapital und Reservefonds 2595200 M (81,1%), für Verwaltung 177 800 Æ (5,5 9%). Es werden somit von 100 46 Einnahmen aus Beiträgen, Zinsen und dergl. im ganzen 5 # 50 S für Verwaltung gebraucht. pee ift jed ¿zu beahten, daß 75000 (2,5 09/0} an die

anfenkaffen für den Einzug und 3300 Æ (0,1 ©/6) für die Schiedsgerichte verwendet werden, daß fomit die Verwaltung der Anstalt selbft 2,9%, 2 M 90 S von 109 A Einnahme oder beziehungsweise 34 für jeden der ca. 326 000 Versicherten in Anspruch nimmt. Ob bier- nah die Klage über die Verwaltungskoften gerechtfertigt ift, kann wobl dem eigenen Urtheil der Leser anbeimgegeben werden.

Zur Arbeiterbewegung.

In Fürth wurde, wie der „Voff. Ztg.“ berihtei wird, eine von Sozialdemokraten einberufene Arbeiterinnenversammlung mit der TageSordnung: „Die Arbeiterinnen im Kampfe mit dem Kapita- lismus* vom Bezirksamt verboten.

In Amsterdam wurde, wie ein Telegramm des „D. B. H.“ meldet, cine Versammlung von Arbeitslosen, bei der es zu tumultuarishen Scenen fam, von der Polizei zerstreut.

Aus Brüfsel meldet „W. T. B.*, daß der Redakteur des sozialistishen Blattes „Peuple“ Volders, der angeklagt war, si dur einen in seinem Blatte veröfentlihten Artikel der Aufreizung ¿um Aufruhr s{uldig gemacht zu haben, gestern freigesprohen wurde.

In Zürich fand am 3. d. M. eine Sozialistenversamm- lung ftatt, in der der deutsche sozialdemokratisce Ses Abgeordnete Bebel sprach, und die nah dex „N. D. 3.7 Infolge der Ausführungen des Redners über die Anarchistenattentate einen se Ir stürmischen Verlauf nahm. Jm Verlauf seiner Rede unterschied, wie wir nach der Berliner „Volksztg.“ mittheilen, Herr Bebel zwischen einem flugen, vernünftigen und einem . un- flugen, unvernünftigen Anarchismus. Dieser fei eine patho- logishe Erscheinung, jener aber sei das Endziel der mensh- lien Gesellschaft, das erreicht werde, sobald die Sozialiften in den Besiß der Gewalt gelangten, die ste dann zum Abbruch des Staates und zum Aufbau der Sozialgefellshaft verwenden würden. Als der Redner das Milizsystem empfahl, wurde er durch Zwischen- rufe interpellirt: ob dann das Volk von den Waffen, die es damit erbalte, Gebrauch machen folle. Er antwortete: Darauf fage ih nichts. Oder halten Sie mih denn für einen folchen Esel, daß ih darauf Antwort gebe und mi in Deutschland kompromittiere !

Kunst und Wissenschaft.

In Kiel verstarb am 7. d. M. im Alter von 37 Jahren der ordentlihe Professor für Strafrecht und Strafprozeß an der dortigen Universität, Dr. August vor Kries. L

Von einem bei dem römischen Kastell vonSchwäbisch- Gmünd aufgefundenen altrêömishen Gebäude mit Heizanlagen giebt das „Limesblatt“ folgende Beschreibung: Bei drei unter den fes beizbaren Gelassen waren die Hypokausten (Heizvorrichtungen) theilweise, bei einem sogar vollständig erhalten. Die Hypokausten- pfeiler ftanden noch auf dem Plate, an_ den sie bei der Erbauung

eseßt worden waren. Theilweise bestanden sie aus einem Stück Stuben-

fandstein, tbeils aus mehreren, über einander gestellten, gut bearbeiteten Steinen derfelben Steinart, theils aber auch aus quadratischen Ziegel- platten. Auf ihnen ruhten zunächst prol Platten aus Liassandsftein und auf diesen der 0,12 cm dicke Kalfboden, aus Kalk mit zerstoßenen Ziegelstücken gemengt. Auf dem Kalkboden fand sih bei einigen Gelafsen eine Lage aus Ziegelsteinen vor. Daß diese Hypokausten benußt worden waren, beweisen die rauh- und rußgeschwärzten Pfeiler und Wände, fowie Kohlenreste in den Praefurnien (Heizkammern), von denen drei gefunden wurden. Zwei von ihnen waren gut erbalten und sorgfältig überwölbt. Sie stammen aus der Zeit des älteren (später abgebrannten) Gebäudes und - scheinen in der zweiten Periode ¿ugemauert worden zu sein. j :

Das Comité für die Vorbereitung des internationalen Aerzte-Kongresses in Rom bat laut Meldung des „W. T. B.“ die Frist zur Anmeldung der für den Kongreß bestimmten Mit- theilungen bis zum 31. d. M. ausgedehnt. Die Anmeldungen sind an das General-Sekretariat in Genua zu ridten. S

Der Zoologe van Beneden, Professor an der katholischer Universität Löwen, ist nach einer Meidung des „W. T. B.“ aus Brüffel vom gestrigen Tage gestorben.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika in 1893,

Nach dem Bericht des Ackerbaubureaus betrug, wie ,W. T. B.* aus Wasbington meldet, das Ergebniß der Ernte im Jahre 1893 396 132 000 Bushel Weizen, 1 619 496 000 Busbel Mais, 638 855 000 Bushel Hafer, 26 555 000 Bufhel Roggen, 69 869 000 Bushel Gerste. Die im vergangenen Herbft mit Winter- weizen besäete Fläche beträgt 93,2 9% der im Jahre 1893 abgeernteten.

Gesundheit&wesen, Thierkraukheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Entschädigungen der Thierbesißer aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen im Jahre 189.

Nach dem soeben im Verlage ven Julius Springer in Berlin erschienenen fiebenten, das Jahr 1892 umfassenden Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuhen im Deut! Reich, welcher wic die früheren im Kaiserlihen Gesundheitsamt bearbeitet ist, find aus Anlaß der Bekämpjung von Thierseuchen auf Grund der §8 57 u. f. des Reichsgesezes vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unterdrüdung von Viebfeuchen, sowie der einschlägigen landeëgeseßzlichen Bestimmungen in den Bundesstaaten. und NReichslanden na&- stehende Entschädigungssummen an die Viehbesizer theils aus Staats-, theils aus Verbandskafsen gar worden.

Für aus Anlaß der Bekämpfung des Roßes (Wurmes) g tôdtete 1085 Pferde sind 400 624,16 Æ gezahlt, für weitere 49 Pferd ift auf Grund §S§ 61 bis 63 des erwähnten Reichsgesezes die Entschädigung versagt worden. 327 Pferde wurden zum volle Werthe mit 119 898,69 #Æ, 758 zu drei Viertel des Werths mi! 280 725,47 Æ entshäâdigt. Auf Preußen fommen 945 entschädigt: Pferde (285 zum vollen Werthe), und zwar auf die Provinz Oft- preußen 199 (130), Westpreußen 59 (13), Berlin 26 (2), Brander- burg 68 (6), Pommern 72 (15), Posen 251 (77), Schlesien 114 (21), Sachsen 33 (4), Shleswig-Holitein 12 (7), Hannover 23 (2), Westfalen 32 (1), Hefsen-Naffau 8 (1), Rheinprovinz 47 (6). und Loyezonan 1 (0); auf Bayern fommen 34 entshädigte Pferde (10 zum vollen Wertke), auf Sachsen 23 (2), Württemberg 21 (6), Baden 6 (2), Hessen 4 (0), Mecklenburg-Schwerin 34 (13), Mecklenburg-Strelitß 7 (6), Braun? schweig 3 (0), Sachsen-Meiningen 1 (0), Lippe 1 (0) Hs 2 () und Elsaß-Lothringen 4 (2). An Geldsummen ind gezahlt 1 Preußen 332 967,60 Æ, davon 97 406,03 A für die zum vollen Werthe entschädiaten Pferde: der höchste Betrag entfällt hier aus

die Posen mit 73 448,07 A g A folgen in abfteigender

r

en, er, Westfalen,

leswig - Holstein und Hobenzollern. Ferner in Meckl, burg- z b vent 22 881,25 Æ, Bavern 14 223,00 , Sachsen 13 299,50 4,

Württemberg 6541,00 A, Baden 3352,50 , Mecklenburg-Sitrelißtz

1577,50 Æ, Braunshweig 1335,00 4, Pen 1275,00 Æ, Elsaß-

Lothringen 1268,89 #4, Hamburg 1029,17 4, Lippe 562,50 4 und

Sachsen-Meiningen 311,25 4 Der böchfte Durchschnittsbetrag für

cin zum vollen he entshädigtes Pferd ift im Regierungsbezirk

Köln gezahlt worden (1194,00 H), der geringste im Regierungsbezirk Schwaben (71,00 4); verhältn ßig viele Pferde sind zum vollen Werth entschädigt worden in Ostpreußen (130 von 199 = 65.3 io), Schleswig-Holstein (7 von 12 = 58,3 9%), Medcklenburg-Strelitz (6 von 7 = 85,7 9/0) und Elsaß-Lothringen (2 von 4 = 50 0/0).

__ Aus Anlaß der Lun enseuche wurden für 1752 Stück Rind- vieh 323 085,52 Æ Entschädigung gezahlt. Eine solhe wurde auf Grund §S 61 bis 63 des erwähnten Reichsgeseßzes versagt für 10 Stück Rindvieh. Zum vollen Werth entshädigt sind 163 Stück mit 42954,02 Æ, zu vier Fünftel des Werths 1589 Stück mit 280131,50 «Æ# In Preußen wurden 1392 Stück Rindvieh ent- schädigt (76 zum vollen Wertb), davon allein 1090 (63) in der Sen Sachsen, in Bayern 67 (32), Königreich Salsen 95 (2),

E RAE 3 (3), _ Heffen 1 (l), Sathsen - Weimar 13 (0; ecklenburg - Streliz 1 (1), Braunschweig 47 (0), Anhalt 20 (0), Waldeck 1 (0) und Elsaß-Lothringen 112 (48) Stück. An Entshädigungsfummen sind gezahlt in Preußen 246 691,02 4, davon in der Provinz Sachsen 172 967,14 4: ferner in Bayern 8268,06 A, Königreich Sachsen 24 765,59 4, Württemberg 881,00 4, Hessen 465,00 4, Sachsen-Weimar 2396,00 4, Mecklenburg-Streli 250,00 Æ, Braunschweig 15 800,00 Æ, Anhalt 3882,00 4, Wald 130,00 Æ und Elsaß-Lothringen 19 556,85 4 Der hötste Dur@- scnittsbetrag für ein zum vollen Werth entshädigtes Stück Nindut® wurde gezablt in Oberhessen (465 .4), der geringste in Oberfranken (97,10 4). Verhältnißmäßig viele Thiere sind zum vollen Werth entshäâdigt worden im Regierungsbezirk Arnsbera (5 von 11 = 45,5 9/6), in R bon 67 = 47,8 9%) und Elfaß-Lothringen (48 von 112 = 1 10).

Die Gesammtsumme der aus Anlaß des No (Wurmes) und der Lungenfeuche entschädigten 1085 Pferde und 1752 Stück Rindvieh beläuft fich auf 723 709,68 __ Außer den vorstehenden sind auf Grund landesgeseßliher Be- stimmungen Entschädigungen gezahlt für Verluste an Milzbrand in Bayern für 23 Pferde und 431 Rinder 76 366,60 4, im König- reih Sachsen für 428 Stück Rindvieh 109 508,48 4, in Württem- berg für 7 Pferde und 388 Stück Rindvieh 86 884,00 4, in Baden für 189 Stück Rindvieh 43 152,80 J, in Sachsen-Weimar für 40 des- gleichen 9790,00 A und in Neuß ä. L. für 13 desgleichen 3196,00 4, für Verluste an Milzbrand und Rauschbrand in Elsaß-Lothringen für drei Pferde und 102 Stück Rindvieh 24 633,29 4, für solde an Rauschbrand im Königreih Sachsen für 3 Stück Rindvieh 736,00 , in Baden für 85 desgleichen 11 858,20 .%, zusammen für wegen Milzbrand und Rauschbrand entshädiate 33 Pferde und 1679 Stück Rindvieh 366 125,37

Handel und Gewerbe.

_, In der Reichsbank fand heute Vormittag 10 Uhr eine Sißung des Zentralaus\husses stati. Der Vorsitzende, Reichs- bant-Präfident, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch führte aus, daß seit dem Jahresshluß die Lage der Bank sih wesentlich gefräftigt habe, wenn dieselbe auch nicht so stark sei, als zu der gleihen Zeit der beiden leßtverflosenen Jahre. Die Anlage sei in der leßten Woche um 92 Millionen, der Notenumlauf um 38 Mill. Mark zurückgegangen, während der Baarvorrath um 11 Mill. Mark, die Reserve steuerfreier Noten um 51 Mill. Mark gewachsen sei. Bei günstigen, obschon geftiegenen Wechselkursen erhalte die Reichsbank fort- während Gold vom Auslande. Die fremden Gelder hätten allerdings um 42 Millionen abgenommen, aber der Zinsfuß am offenen Markte sei niedrig. Der Unterschied des iesigen Börsendiskonts vom Bankdiskont betrage fortgeseßt 2 Prozent. Da in nächster Zeit noch eine weitere Erleichterung wahrscheinlih sei und auch auf den ausländischen Geldmärkten Geldflüssigkeit herrshe, so beabsichtige die Reichsbankverwaltung eine Ermäßigung des Diskonts um ein volles Prozent. Der Zentralauss{chuß er- flärte sich hiermit widerspruchslos einverstanden. Andere Gegenstände gelangten nicht zur Berathung.

_ Von heute ab beträgt der Diskont der Reichsbank für Wechsel 4 Proz., der Lombardzinsfuß für Darlehen gegen ussließliche Verpfändung von Schuldverschreibungen des Reichs oder eines deutschen Staats 41/, Proz., gegen Ver- pfändung sonstiger Effeften und Waaren 5 Proz. Die einzelnen Säße find also um 1 Proz. ermäßigt worden: ‘der Diskontsaz von 5 Proz. bestand seit dem 11. August v. J.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks H an der Ruhr und in Obersch(lesien. __ An der Ruhr sind am §8. d. M. geftellt 10 740, nit iti geftellt feine Wee E j Ln

Zwangs-Versteigerungen.

. Leim Königlihen Amtsgericht I. Berlin standen am

Januar die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: - beilung halber Kottbuser Damm 16/17, den Kaufleuten Zv. Li ebert und A d. Auerbach gehörig; für das Meistgebot von Ea 900 A wurde der Kaufmann Siegfried Tepper, Unter den Elnden 64, Ersteher. Im Wege der Zwangsvollstreckung: Ramm ler - raße 33, dem Bauunternehmer Otto Lambrecht gehörig, Släde 9,33 a, Nugzungswerth 12 800 M; für das Meistgebot von 210 090 A wurde der Klempnermeister Eduard Kreußig zu Charlottenburg, Ersteher.

„er, Im Ruhrkohlenrevi er wurden der „Rhein.-Westf. Z.“ ¿ufolge im Jahre 1893 3 246354 Doppelwagen, glei 32 463 540 t Koblen und Koks „mit der Eisenbahn zur Versendung gebracht, oder 9,8 %% mehr als im Jahre 1892. Der Versand im Saar-Kohlen- revier betrug 456 429 g R gegen 481 720 Doppel- waggons im Jahre 1892. Der Versand in Ober-Sthlesien betrug 1 206 066 Doppelwaggons gegen 1 119 299 Doppelwaggons im Jahre E Zusammen gelangten 1893 in den drei Bezirken dur die isenbahn 49 088 490 t Koks und Kohlen zur Versendung gegen 46 688 450 t im Jahre 1892, das ift eine Gesammtsteigerung von I s s bee Ar [lshaf E Die Liquidatoren der tiengesellschaft für Eisen- Pub Wellble-Konstenktionen vorm. Breeft u. Ko. machen Ltlannt, daß vom 20. d. M. ab 4090/5 auf das Aktienkapital zur Aus- [{üttung kommen. Die Auszahlung erfolgt bei dem Bankhause Jacquier u. Securius. Magdeburg, 8. Januar. (W. T. B,) Zuckerbericht. La L exkl, von 92% —,—, neue 13,60, Rornzuder ert. E GA envement ——, neue 12,85, Nachprodukte exkl., 75 9/6 Rende- en A - Schwach. Brotraffinade I. ——,—, Brotraffinade 11. —,—, Sn zie nade mit Faß ——. Gem. Melis 1. mit Faß —,—. ei, astslos. Robzucker. 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. 15 24/2 bez, 12,50 Br., pr. Februar 12,50 Gd., 12,55 Br., Matt, # 12,99 Gd,, 12,60 Br., per April 12,60 Gd., 12,65 Br.

Leipzig, 8. Januar. bandel. & Plata Grun Feenar 3,45 „c, per März 3,477 90 4, per Juni 3,55 4, ver Juli per September 3,627 .4, per Oktober 3,65 Bremen, s. Januar. (W. T.

a Ea

örse. o 4,85. Baumwolle. Höher. Upland middling, loko 41 4, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, äuf Termin - Lieferung, vr. Januar 402 4, pr. Februar 41 A, pr. März 41} &, pr. April 412 4, pr. Mai 41Î S, pr. Juni 42 3. S6ómalz. Rubig. Loko Armour shield 447 „j, Fairbants 36 4, Januar Abladung Armour shield 422 S, Cudabv 44 K, Choice Grocery 44 4, Robe & Brotber

Virginy, 10 Fässer Stengel, 225 Seronen Karmen.

London, 8. Januar. (W. T. B.) 96% Javazudcker loko 153 rubig, Rüben-Robzuder loko 122 matt. Chile- tee S pr. J O 423.

e Derlretdezufsuhren betrugen in der Woche vom 30. De- zember bis 5. Januar : englischer Weizen 1560, fremder 32 682, E H lage P fremde 17 p, aue Malzgerfte 15 209, fremde 125, engl. Hafer , fremder“ 27 334 Qrts., engl. Mebl 14 072, fremd 64 044 Sack und 150 Faß. G Y S

Glasgow, 8. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 2319 Tons gegen 4287 Tons in der entsprehenden Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 8. Januar. (W. T. B.) Wolle ruhiger, stetig. Mohairwolle rubig. Garne fester. In Stoffen einiges Speku- lationsgeshäft für Amerika.

Amsterdam, 8. Januar. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinarv 523. Banfkazinn 452,

New-York, 8. Januar. (W. T. B.) Die Börse eröffnete zu böberen Kursen, die später jedo nahgaben. Der Verlauf war unregelmäßig. Der Umsas der Aft ien betrug 295 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geschäßt.

Weizen anfangs fest und steigend infolge großer Käufe und in der Erwartung, daß die sichtbaren Vorräthe bedeutend abnehmen würden, fowie auf Deckungen der Baissiers, später abgeshwäct und fallend, da die Abnahme der sihtbaren Vorräthe eine geringere war, als erwartet wurde. Schluß hwach. Mais fteigend; na Er- offnung infolge großer Käufe, hierauf abgeschwäht und fallend, da die E Donathe E ige ‘wr Mpaus Luen,

ttble subply an Weizen 79953 000 Busbels, do. an Mais 9 526 000 Busbels. i E . Chicago, 8. Januar. (W. T. B.) Weizen fteigend auf seitere ausländische Märkte, Abnahme der Eingänge und auf die er- wartete Abnahme der sihtbaren Vorräthe, später jedo fallend, da die Abnahme der sihtbaren Vorrätbe geringer war, als erwartet wurde. Mais eröffnete fehr fest, fiel aber bald darauf.f

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

11. Januar, 2 Uhr. De maatschappy tot exploitatie van Staatsspoorwegen in ibrem Sentralbureau in Utrecht. Lieferung der Dienstmüßzen und -Hüte für die Zeit vom 1. Januar 1894 bis 31. Dezember 1898. Bedingungen gegen 0,25 Fl. erbâltlich bei dem Magazinmeister der gedahten Gesellichaft.

12. Januar. De afdeeling Kruiningen der zeeuwesche landbouw maatschappy. Lieferung von 132 900 kg Superphosvhat und von 11 000 kg Gbilesalveter bis späteftens zum 15. Januar. Be dingungen zu beziehen bei Herrn O. Dominicus, Sekretär der Ab- theilung Kruiningen.

15. Januar, 12 Uhr. MAinisterie van Kolonien im Haag. L008 147: Das Eisenwerk für zwei Drehbrücken, Loos 148: Lieferung von Flußeisen, Loos 149 : 20 Untergestelle für Güterwagen auf Java, Loos Litt. Et.: Flußeisen für die Devartements des Krieas und der Oeffentlihen Arbeiten auf Java. Bedingungen erbältlih bei Mar- tinus Nyhoff, Nobelstraat 18, im Haag, und zwar für 3,51 Fl. bezw. 1 FL., 6,50 FIl. und 1 F1. Y

17. Januar. Ministerie van Kolonien im Haag, im Loftal van de Maatschappy tot Nut vant Algemeen N. Z. Voor- burgwal n. 212 in Amfterdam: in 39 Abtheilungen Bedürfnisse sur die Kolonien, darunter Chemikalien, Medizinen, Eisen, Färberei- waaren u. f. w. Bedingungen gegen 0,25 Fl. und tehnische Vor- schriften gegen 2,20 Fl. bei Gebrüdern van Cleef im Haag, Hofspui 28a. erbältlich.

23. Januar, 2 Uhr. Justiz-Ministerium im Haag: Lieferung von 60362 kg Flußeisen. :

30. Januar, 10 Uhr. Nederlandsche Zuider - & OOTWEL- maatschappy. Der Direktor derselben in seinem Bureau in

eerlen (Limburg): Lieferung des eisernen Oberbaues für Eisen- ahnbrücken und von Eisenbahnweichen u. f. w. Bedingungen und S aumgen erhältlih für 1,50 Fl. bezw. 9 Fl. und 2 Fl. vom Eisen- bahn-Sektionébureau in Heerlen. Numänien.

15. Februar. Gemeindeamt in Jassy. Bau eines National- Theaters im Kostenbetrage von 1 390 000 Fr.

16. Februar, ebenda. Bau einer Schlahtbank und einer Viehb- markthalle im Kostenbetrage von 1 859 693 Fr.

…_ Bedingungen und Pläne der beiden vorstehenden Submissionen liegen im technischen Bureau der genannten Behörde zur Einsicht aus.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite Englische Post über Ostende vom 8. d. M. in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim nicht er- erreiht; Grund : Zugverspätung in England und Belgien.

Bremen, 8. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer „Aller“ is am 5. Januar auf der Weser angekommen. Der Postdampfer , Amerika“ ist am 4. Januar Mittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der Post- dampfer „Graf Bismarck*" ist am 5. Januar von Babia nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer eStraßburg“ hat am 5. Januar Nachmittags die Reise von Vigo nach Montevideo fortgeseßt. Der Reichs - Postdampfer „Preußen“ ist am 5. Januar Nachmittags in Colombo angekommen. Der

ostdampfer „Baltimore“ hat am 6. Januar Nachmittags die

eise von Lissabon nah Bahia fortgeseßt. Der Reichs-Post- dampfer „Hohenzollern“ ist am 5. Januar Nachmittags in Aden angekommen.

Wien 8s. Januar. (W. T. B.) Verschiedene Firmen über- reihten dem Comité des Donau-Moldau-Elbe-Kanals Vor- projekte für die Ausführung des Kanals. Diese Vorprojekte werden n d. M. dem tehnishen Subcomité zur Prüfung vorgelegt werden.

London, 8. Januar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Scot“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Union-Dampfer „Merxican* is am Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Union-Damypfer „Trojan“ ift heute auf der Ausreise in Capftadt angekommen. Der Caftle-Dampfer «Drummond Castle“ hat am Sonn- abend auf der Ausreise die Canarischen Inseln passirt. Der Castle-Dampfer „Pembroke Caftle* ist gestern auf der Ausreise in Cap stadt angekommen. |

Theater und Musik.

i Wallner - Theater. _ Die bundertste, von einem Theil des Künstlerpersonals vom Lessing-Theater an dieser Stätte zur Darstellung gebrachte Aufführung des Schauspiels „Heimath“ von Hermann Sudermann gab

am Sonntag Abend dem geschäßten früheren Mitgliede des Berliner

(pure) „4, loko Wilcox 442 4. Taba &. Umsaß: 40 Fäffer -

- &

Theaters Fräulein Nuscha Bugze zum erften Mal der Rolle der Magda hier aufzutreten, Gasftspielreise durch das Deutsche Reich schon die größten Triumphe i Rolle batie. Im Gegensaß zur Frau Duse, die vor wenigen Wochen in italienisher Sprahe am biesigen Lessing - Theater unter allgemeinster _¿Anerkennung die Magda gegeben hat, aber niht zum Nachtheil für die Darftellung, brahte Fräulein Buße etwas weniger drastish als ihre italienische Kollegin die in der Fremde beim freies Leben der umberziehenden Künstlerin angenommenen burshikosen Gewohnheiten zur Geltung. Doch ließ \ie in Mienen und im Ton in den Gesprähen mit dem Pfarrer geshickt die feine Ironie, dem Regierungs - Rath von Keller, ihrem Verführer, egenüber zuerst den beißenden Spott und dann mit der ganzen Wucht ¡hrer tragischen Kraft ihre Empörung über sein feiges und bentblerisches Wesen fowie das ibr angethane Unrecht hervortreten. Dän Vater begegnete fie mit kindlicher Liebe und mit Festigkeit, fodaß die leßte Scene, wo diefer die Shußwaffe auf die eigene Tochter richtet, von besonders ergreifender Wirkung war. Ihre Leistung wurde mit be- geistertem Beifall von dem ausverkauften Hause aufgenommen und durch mehrere kostbare Kranzsvenden anerkannt. Aug - die Uebrigen entledigten fih ihrer Aufgaben zur allgemeinen Befriedigung, nament- lich Herr Reicher als der zu übermens(@lihen Opfern bereite Pfarrer Vefsterdingk und Herr Kober als der dur den Schmerz um den moralischen Untergang seiner Tochter tiefgebeugte und zum Tode ge- troffene Oberst-Lieutenant Schwarßze. Der im Hause anwesende Dichter konnte mit den Darstellern häufig Gelegenheit nehmen, si [E E dem Werk wie dem Spiel gespendeten reichlichen Beifall zu edanken.

Central-Theater. __ Der Revue „Berlin 1893“, welche seit dem Weihnachtsfest eine bedeutende Anziehungskraft durch die Pracht der Kostüme, die anmuthigen Tänze, die wizigen, gut vorgetragenen Couvlets ausübt, ging am Sonnabend zum ersten Mal der vom Wallner-Theater dur mehr als 150 Aufführungen wohlbekannte Schwank „Ein toller Einfall“ von Carl Laufs voran und verfehlte auch bier, in mehreren Rollen von denselben Mitgliedern wie dereinst im Wallner-Theater beseßt, seine erbeiternde Wirkung nicht. Die vielen überraschend komischen Situationen, in die ein junger stets geldbedürftiger Student dadur verseßt wird, daß er die ihm von seinem Onfel während einer Reise zur Ueberwachung anvertraute Wohnung zimmerweise an verschiedene Personen _vermiethet, erwiesen sh in der von srüber betannten trefflihen Darstellung des Herrn Direktors Schulz von ungeschwähter Wirksamkeit. Ebenfo waren „Frau Walthber- Troft als die herrsch- und eifersühtige Gattin und Herr Worlißsch als der nervöse, sich durch Champagner beraushende Komponist von überwältigender Komik. Den kleinstädtischen, unter dem Druck seiner Frau seufzenden Rentier gab Herr Helmerding mit großer Zungenfertigkeit und körperlicher Beweglichkeit. Auh Frau Dora als kokette Operettensängerin, Fraulein Pallas als die mit dem gedrückten Vater unter der Verrshfucht der Mutter leidende Tochter, Herr Schmasow als der erfinderische Birnftiel und Herr Müller als Pulvermacher ernteten für ihr erbeiterndes Spiel lebhaftesten Beifall. -

j Konzerte.

__ Zum Besten des Frauen-Vereins „Octavia Hill“ fand in der Sing-Akademie gestern Abend ein Konzert statt, in dem die Herren Professor Jof. Joachim, der Klaviervirtuose Felir Drevschock, die Konzertsäugerin Lillian Sanderson und der Kammersänger Herr F. StaUdigl zusammenwirkten. Die Namen diejer Künstler, dic alle einen guten Klang in der Musikwelt haben, hatten cine große Zubörerschaft heranc ezogen. Herr Dreyschock er- öffnete den Abend mit einem Pastorale und Capriccio von Scar- [latti und einem Andante von Beethoven, dem er später zwei Chopin’ she Piècen folgen e: der Künstler spielt mit glatter Technik und besißt die Sie, ei feinem musikalischen Verständniß geschmadckvoll vorzutragen. Frau LillianSanderson sang mit ihrer angenehmen, nur in der Mittellage-zuweilen etwas fla Élingenden Alt- sUmme einige Lieder sehr reizvoll und empfindungswarm; besonders glüdlich war sie im Vortrage von Chopin’s „Ütthauishem Lied“, das fie mit tiefer Beseelung durchdrang ; auch Taubert?’s „Gras- müdcklein* und E. d’Albert’s „Zur Drossel sprach der Fink“ fanden vielen Beifal. Herr Staudigl beschränkte sh auf Kompositionen von C. Löwe und A. Wal l- nôöfer, Balladen und Lieder, die er mit marktiger, \ch{öner Stimme und mit treffendem Gefüblsausdruck wiedergab. Stürmische Begeisterung weckte Herr Prof. Joachim bei den Hörern durch seine Violinvorträge; mit klassisher Ruhe und doch warmhberzig und voller Empfindung gelangten die G-moll-Sonate von Tartini, ein Romanze eigener Komposition und drei Ungarische Tänze von Brabms zum Vortrag. Der klare, kraftvolle Ton des Instruments, die vollendete Ausführung, die frishe urwüchsige Stimmung riefen andätige Be- wunderung hervor. 8

Das zweite Konzert des Philharmonischen Chors, welches gestern im Saal der Philharmonie stattfand, brachte neue Kompositionen von hervorragender Bedeutung, von denen zunächst Eugen d’Albert’s Chorwerk „Der Mens und das Leben“ zu erwähnen ist. Dieses für sechsstimmigen Chor und Orchester ge- schriebene, unter Leitung des Komponisten ausgeführte Werk erregte in hohem Grade die Bewunderung der Zuhörer. Der Kern der von Otto Ludwig verfaßten Dichtun „Die Mil den Worten: „Mensh, du armer, Leben geheßter, ewig hoffender, ewig getäushter Tantalus* beginnt, zieht sh durch das anze Werk hindurch, und die musikalische, oft dramatisch belebte Be- andlung des Gedihts is dem Komponisten vortrefflich gelungen. Stürmischer Beifall und Hervorruf folgten am Schluß. Hierauf kamen vier neue Werke von Hugo Wolf ¿ur Ausf rung: „Margit's Gesang“ - aus Ibsen'ss „Fest auf Solhaug“ für eine Singstimme mit Orchester, „¿Anakreon's Grab“ für Tenor, „Clfenlied“ für Sopran und Frauenhor, und als viertes Werk eine Ballade für gemishten Chor und Orchester „Der Seuerreiter“. Unter diesen Gesängen sind besonders das fehr melodishe „Elfenlied“ mit seiner tonmalerischen Begleitung und „Der Feuer- reiter“, der die Schrecken einer Feuerébrunst aufs ergreifendste schildert, hervorzuheben. Zwei Gefangéterzette von Martin und Cherubini beschloffen den ersten Theil des Konzerts. Den zweiten Theil bildete das „Te Deum“ für eine Soloftimme, Chor, Orgel und Orchester von Anton Bruckner, das größte und fünftlerish bedeutendste Werk des Abends, das die andahtsvolle Stimmung der erhabenen fkirhlihen Gesänge Paläftrina's wie der Gefangfülle Cherubini's auf das wirkungsvollste vereinigt. Von nabezu überwältigendem Eindruck waren die Chöre: «Tau rex gloriae, Christe!“ und daë „Miserere nostri“ mit dem folgenden „In te, Domine. speravi*. Nach mehrmaligem Rufen des Febr zahlrei er-

schienenen Publikums r sich der bereits bejahrte Tondichter und dankte,

sichtlich gerührt, für die Dvationen, zu denen auch ein großer Lorbeerkranz gehörte. Die Ausführung durch den von Herrn Siegfried Ochs geleiteten Chor wie das Vrchester war cine in jeder Beziehung voll- endete; auch die mitwirkenden Solisten: das holländische Terzett _der Damen Jeanette de Jong, Anna Corver und Marie „Snvders, Herr Hofopernsänger Georg Ritter, Herr Lurgenftein sowie Herr Dr. Reimann, der das Konzert mit dem meifterhaften Vortrage der Bach’schen D-mo1I-Toccata eröffnete, waren vortrefflih an ihren Plätzen.

Fräulein Martha Hornig, eine der besten vom Professor Kullak ausgebildeten Pianistinnen, gab am Sonnabend im Saal Bechstein ein Konzert, welches sie in Gemeinschaft mit den Krelle (Violine) und Hutshenreuter (Cello) durh ein Trio B-dur) von Rubinstein eröffnete. Hierin sowie in Beethoven's

[avier-Sonate in D-moll und einigen Salonstücken von Ih. Kullak, Dvorák und anderen bewies die Künstlerin in noch vorgeschrittenerem Maße die lobenswerthen Eigenschaften ibres Spiels, das perlende Klarheit in den rapidesten Läufen zugleih mit tief empfindender Wärme des Ausdrucks vereinigt. Die oben genannten Herren erfreuten noch durch