1894 / 20 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Jan 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Bradford, 22. Januar. (W. T. B.) Woll ig, fester. otany behauptet. Mohairwolle fans: s féster

Großbred in Stoffen einiges Geschäft.

t. Petersburg, 22. Januar. (W. T. B.) Die Ruff i Bank für auswärtigen Handel Gl Pro 1803 e De

(W. T. B.) Zeitungsmeldungen zufolge

von 20 Rbl.

Rom, 22. Januar. bat die Volksbank in Brescia ein V Die Aktiva follen die Passiva um 1 183 000 Fr. übersteigen.

Amsterdam, 22. Januar. good ordinarv 53. __ New - York, 22. Januar. in wei

Bankazinn 45.

war ruhig. Silbervorrath wird auf 155 000 Unzen geshägßt.

Weizen anfangs sehr fes und steigend in eige großer Nane ters, pater -

kalten Wetters im Westen und Deckungen der Bai s{chwächung und fallend, da eine geringere Abnahme der sihtbaren Vor- räthe als erwartet. Schluß s{wach. Mais einige Zeit steigend nah Eröffnung auf erwartete Abnahme der Ankünfte, später Reaktion auf bedeutende Zunahme der sihtbaren Vorräthe. Schluß träge.

Visible Apt an Weizen 80 384000 Bushels, do. an Mais 13 856 000 Bushels.

_ Chicago, 22. Januar. (W. T. B.) Weizen einige Zeit steigend nah Eröffnung auf Vorhersagung von Frost, später Reaktion auf lebhafte Verkäufe. Schluß träge. Mais stetig fallend von Anfang bis zu Ende.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

6. Februar, 12 Uhr. Magistrat (Magistratcns 4e Afdelings Secretariat), Lavendelstraede 1, Kopenhagen:

Lieferung des Bedarfs an salzglasierten irdenen Röhren im Jahre 1894 für das Wegewesen.

Bedingungen zur Einsicht auf dem Brolaegnings- og Ve- waesenets Contoir, Guldbergsgade, wodhentäglih 10 bis 4 Ubr. E Angebote mit der Aufschrift „Tilbud paasaltglacerede

eerrör“.

Ohne Datum. Hafenverwaltung (Havnekapitainens Contoir., Toldboden) Rovenhbagen:

Lieferung von ca. 2000 Stück halbrunden oder viereckigen bölzernen Fahrschwellen von ca. 34 Ellen Länge, 41“ à 5“ Breite und 24“ Höhe.

Verkehrs-Anstalten.

Krefeld, 22. Januar. (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn- Betriebsamt macht bekannt, daß die Trajektstörung Spyck-Welle auf der Strecke Kleve—Zevenar beseitigt ift. Der Verkehr auf der Strecke Welle—Zevenar if wieder aufgenommen.

Glückstadt, 22. Januar. (W. T. B.) Das Eisenbahn- Betriebsamt macht bekannt: Die Dampfschhiffahrten zwischen Karolinenkoog und Tondern sind wieder planmäßig aufge- Hamburg, 22. Januar. (W. T. B.) Der Postdampf

amburg, 22. Januar. «_ Wee er ostdambpsfer Gt pre ql ist gestern in St. Thomas eingetroffen.

ondon, 22. Januar. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer e«Dunbar Castle“ ist am Sonnabend und der Uniondampfer „Greek" gestern auf der Ausreise in Kapstadt angekommen. Der Uniondampfer „Scot* is heute auf der Ausreise in Kap - ftadt angekommen. Der Uniondampfer „Mexican“ is am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Uniondamvfer Athenian“ is gestern auf der Heimreise in Ply- mouth angekommen.

Theater und Musik.

_Im Königlichen Opernhause wird morgen „Tannhäuser“ mit den Damen Sucher, Leisinger, den Herren Gudehus, Betz in den Hauptrollen unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung gegeben.

Coratorium nachgesucht. (W. T. B.) Java - Kaffee (W. T. B.) Die Börse eröffnete

der Tendenz, später trat eine Erholung ein; der Schluß Der Umsaß der Aktien betrug 218 000 Stück. Der

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen „Die Braut von Messina“ (Sghiller- yclus, 9. bend) mit “s men Lindner, Stollberg, den wig, Matkowsky, Kahle in den tiesen Tag in Ee: ü zit T L. u an eits des für

en ll Be von ronn“ Kleift’'s „Pri Friedrich von Hom urg“ wiederholt. Os

Berliner Theater veranstaltet, wie alljährlih, am Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers für die Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten eine Aufführung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Für den kommenden 27. Januar wurde Wichert's vaterländishes Shau}piel „Aus eignem Recht“ bestimmt. Der Andrang zu dieser Vorstellung ist ein fo außerordentli starker, daß sih die Direktion genöthigt gesehen hat, diese Schüler-

Vorstellung viermal anzuseßen, um den Na(fragen nah Billets

M Februar Die Vorstellungen am 27. und 31. Januar fowie am ver

ebruar find bereits vollständig, die am 7. Ferrnar nahezu aus-

auft. Wie bereits gemeldet, findet die erste Aufführung des neuen Schauspiels von Olga Wohlbrück „Das Ret auf Glü“ morgen statt; die Verfasserin des Stücks, welche früher längere Zeit hindurch Mitglied des Odeon-Theaters zu Paris war, wird eine der weiblichen Hauptrollen ihres Werks darstellen. Die übrigen größeren Rollen finden ihre Vertretung dur die Damen Sauer, Tondeur, Wilke, und die Herren Kraußneck, Schindler, Stahl und Suske.

Im Neuen Theater wird am Freitag das Schauspiel „Gisela“ von Else von Schabelski zum ersten Male in Scene gehen. In- zwischen gelangen morgen Daudet's „Sappho“; am Donnerstag Sardou’s „Flattersucht" zur Aufführung.

Dem Direktor Adolph Ernst is nunmehr von Brandon Thomas, dem Verfasser von „Charley's Tante“, das Aufführungs- recht auch für Frankrei ertheilt worden. Es {weben bereits Unter- handlungen, um das lustige Werk in französisher Bearbeitung dem- nächst in Paris zur ersten Aufführung zu bringen.

In ihrem zweiten Lieder-Abend, morgen 7# Uhr im Saal

Bechstein, wird Frau Professor Selma Nicklaß-Kempner u. a. eine Arie (mit obligater Violine) von Mozart, Lieder von Schubert, Brahms und Cornelius, den Bolero aus Verdi's Sicilianischer Vesper, ferner eine Reihe von Gesängen des Wiener Kom- vonisten R. Mandl zum Vortrag bringen. Die Begleitung übernimmt auh diesmal Herr Professor Reinhold L. Hermann. Das Programm des Konzerts, welches die Sängerin Fräulein Helen e Schröter gemeinshaftlih mit dem Pianisten Georg Bud dus (Lebrer am Konservatorium in Erfurt) am Donnerstag, Abends 73 Uhr, im Saal Bechstein veranstaltet, enthält von Vokalwerken u. a. die Arie der Anna aus Marschner's „Hans Heiling® und Lieder von Wagner, Brahms, Schubert, Jensen, Franz, Raff, Massenet ; Herr Buddéus wird Liszt’'s Variationen über ein Thema von Bach, fowie die Ballade in H-moll, Cantique d’amour und die Spanishe Rhapsodie zu Gehör bringen. Das Programm der nächsten Quartett-Soirée der Herren Pro- fessor Jof. Joachim und Genossen an demselben Abend um 7¿ Uhr in der Sing-Akademie ist festgeseßt, wie folgt: - Quartett B-dur von Haydn, Sertett G-dur, op. 36 von Brahms, Quintett C-dur, on: 29 von Beethoven. Die zweite Viola übernimmt an diesem Abend Herr Konzertmeister Eldering, das zweite Cello Herr Kammermusiker Dechert. Im Konzerthause wird der Komponist Herr Emil Hartmann morgen seine Ouvertüre „Nordische Heerfahrt“, „Romanze und Scherzo“, „Skandinavische Volksmusik, Suite Nr. 4“, „Die Sirenen“ und einen „Skandinavischen Festmarsch" unter persönlicher Leitung zur Aufführung bringen.

Manuigfaltiges.

Am Sonnabend, dem Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs, werden sämmtliche städtischen Bureaux und Kassen um 1 Uhr Nahhmittags geschlossen.

In seiner gestrigen außerordentlichen Sißung seßte das Magistrats-Kollegium die Berathungen der Einzel-Etats zur Feststellung des Stadthaushalts-Etats für das Verwaltungsjahr 1894/95 fort. Der Spezial-Etat für die städtische Parkver-

zur Aufführung -

waltung ift, nah dem Bericht der „N. Pr. Zig.“, in Einn mit 14 Æ und in Ea mit 728 812 m festgestellt, sog

ushuß von 713 904 4 erforderli wird. In das Extraor ind an 432 e E O E Me E Ausgaben für

euanlagen a iedenen Pläßen und die Anpflanzungen v Bäumen in den Straßen der Stadt bestritten. Na Abzug t Summe des Extraordinariums verbleiben demnah von dem Ausgabe- posten zur Unterhaltung der vorhandenen Park- und fonstigen Garten- anlagen für das VBetivattun sjahr 1894/95 585380 A An zu unter- haltenden Parfkanlagen find vorhanden : Friedrihshain, Humboldt- hain, Treptower Park, Viktoria-Park, Kleiner Thiergarten, Invaliden- Bas 3200 find für den Betrieb des Wassersturzes im Viktoriz-

ark bestimmt; derselbe foll vom 1. Mai bis-15. Oktober aufrecht erhalten werden und täglich acht Stunden dauern. Der Spezial- Etat für die städtischen Markthallen is in Einnahme und Ausgabe mit 2717 053 Æ festgestellt. Die Uebershüsse, welche aus dem Markthallenbetrieb erzielt worden sind, sind bisher zu einem Erneuerungs- und Ergänzungsfonds angesammelt und nicht zur Stadt- hauptkafse abgeführt worden. Dieser Fonds hat geaenwärtig einen Bestand von 1 834466 Æ, wovon 1 812 240 4 in Effekten angelegt find, während der Rest von 22226 Æ in Baar vorhanden ist. Von den bestehenden 14 Markthallen liefern nur 8 einen Ueberschuß im Gesammtbetrage von 235 118 (, während die übrigen 6 einen Zu- {uß im Betrage von 197 963 Æ erfordern. Somit reduziert \ih der wirkliche Ueberschuß auf 37 155 M

Die Gruppe XI der Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896

„Wissenschaftliche Instrumente“ hat sih nunmehr ebenfalls konstituirt. Das Ehren-Präfidium hat der Wirkliche Geheime Rath, Präsident der Physikalishen Reichsanstalt, Professor Dr. von Helmholyt über- nommen; als sein Stellvertreter fungiert Professor Dr. Hagen, Direktor der Anstalt. Den Vorsiß in der Gruppe führt Kommerzien- Rath Paul Dörffel; die Vorsißenden der drei Unterabtheilungen find: 1) für wissenshaftlihe Apparate und Instrumente Herr H. Haensc, in Firma Franz Schmidt u. Haensh; 2) für Uhren Herr Hofuhr- mawer Engelbrecht, Vorsißender des Zentralverbands Deutscher Uhr- macher: 3) für chirurgische Apparate und Instrumente Herr C. Geffers, Obermeister der chirurgishen Instrumentenmacher.

In Stegliß foll ein Denkmal zur Erinnerung an die ho ck- seligen Kaiser Wilhelm T. und Friedrich Ill. errichtet werden; man hofft noch in diesem Jahre den Grundstein dazu legen zu können. Die Angelegenheit ist von der Stegliter Schüßengilde angeregt, die zu dem Jues einen Fonds von 2000 Æ aufgebracht hat. Um einen Anhalt für die Kosten zu gewinnen, hat der Vorstand Entwürfe von Autoritäten eingefordert.

Von dem Start des Distanzritts Berlin—Wien, wie er sich an dem Steuerhäuschen vor dem Tempelhofer Felde in den Morgenstunden des Oktober 1892 unter Anwesenheit einer nach Tausenden zählenden Menge vollzog, sind die hauptsächlihsten Mo- mente in Bildern festgehalten worden. Eine der s dieser Darstellungen ist das Bild des Rittmeisters Freiherrn von eitenstein auf „Lippspringe", welches die Hofphotographen H. Schnaebeli u. Ko. (Kunst-Verlag für Militär, Sport und Landwirthschaft, Berlin W., Unter den Linden Nr. 20) ausgeführt und gegenwärtig in ihrem Schaukasten ausgestellt haben. Der deutsche Sieger im Distanzritt steht auf dem Bilde im Begriff abzureiten ; General von Rosenberg, Oberst von Sichart, die österreihishen Delegirten und viele andere bekannte Persönlichkeiten beleben die außerordentlich naturwahr dar- gestellte Scencrie. Das vorzüglih ausgeführte Aquarell bildet eins A pohimiziga Erinnerungsblätter an jene denkwürdige sportliche

onkurrenz.

Toulouse, 23. Januar. Jn der Werkstatt eines Feuerwerkers fand laut Meldung des „W. T. B.* heute eine Explosion ftatt, E welche drei Personen getödtet und mehrere \{chwer verwundet rourden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Wetter

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Stationen. Wind. Wetter.

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Temperatur

in 9 Cel

NW ONO NNO SW SW

wolkenlos wolkig bedeckt Regen Regen wolkenlos bedeckt bedeckt

Belmullet . . Aberdeen . . Christiansund Kopenhagen . Stockholm . | 744 aranda . TOC

t. Petersbg. | 749 Mosfau . . . | 758

Cork, Queens- It «4 C02 Cherbourg . | 755 er L O2 E C mburg .. | 749 winemünde | 750 Neufahrwafser| 753 Memel (02

Die Ga T T ünster... | 749 Karlsruhe . . | 755 Wiesbaden . | 754 München . . | 757 Chemniß . . | 755 Berlin... . | 752 1 O Breslau . .. | 756 Ile d’Aix . . | 754 |NNW »5|Regen BUE 1 B02 Regen f E (l ftill|Regen

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heiter wolkig wolkenlos wolkenlos Negen bededckt bedeckt bededckt

bededckt Regen Regen bededt!) halb bed. wolkig wolkig Dunst heiter

Albert Lorting.

Senator.

Freitag: auf Glücf,

bs Én] Go l O Ls DO H D 1a LO U D LS R D

C3 N D] s DD O M BD CI C0 T H D L R T O TO I O

1) Gestern Vormittag Regen. Uebersicht der Witterung.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwo: Opern-

us. 22. Vorstellung.

gf auf Wartburg. Romantische Oper

in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil

1 Scene geseßt vom Ober - Regisseur

Ron. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang T

Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Schiller-Cyclus. 9. Abend. Die Braut von Mesfina, oder: Die feindlichen Brüder. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Friedrich von Schiller. In Scene ep! vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 U Donnerstag: Opernhaus. in 1 Sufon ves Rotre Mm Tor Sab L ug von o WMascagni. n em gleichnamigen Volksftück von G. Waffenschmied,

Schauspielhaus. 25. Vorstellung. Ein Sommer- nachtêtraum von William Shakespeare, übersetzt von Me Wilhelm von Shlegel. ai endelsfohn-Bartholdy.

raeb. Anfang 7 Ubr.

Deutsches Theater. Mittwech: Der Herr

Donnerstag : Der Talisman. Freitag: Der Herr Senator.

Berliner Theater. Mittwoch : Zum 1. Male:

Das Recht auf Glü. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Aus eiguem Recht. . Abonnementsvorstellung. Das Recht

Lessing-Theater. Mittwoh und folg. Tage: Madame Sans-Gêne. (Zweites Parquet 3 46).

Wallner-Theater.

fels. Anfang 7# Uhr.

tellung.

Ueues Theater.

Tannhäuser und der

Paul Block. Anfang 75 Udr.

Jahren.

Freitag: Zum 1. Male: T: 4 Akten von Else v. Schabelsky. 23. Vorstellung. Ca-

Verga. Komische Oper in 3

Der ften von

Anfang 7# Uhr.

if von

Tanz von Emil Kleeblatt.

6 Bildern.

Hierauf : 74 Uhr

Musik von Carl Zeller.

128. Male:

B i, disti von Me Inrobson und,

Donnerstag: Charley’s Taute.

Mittwoh: MWauer-

| E: Plauderei in 1 Akt von Hans von Rein-

Donnerstag und folgende Tage:

Schiffbauerdamm 3—5. Direktion : Sigmund Lautenburg.

Mittwoch: Sappho. Sittenbild in 5 Akten von

Alphonse Daudet und Adolphe Belot. Deutsch von

Donnerstag: Flattersucht. Vorher: Nach zwei Gisela. Schauspiel in

Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Mittwoh: Mit vollständig neuer Ausstattung, vorleßte Woche: Die Kinder des Kapitän Grant. Ausstattungsstück mit großem Ballet in 12 Bildern.

Sonntag: 3 Uhr Nachmittags, ermäßigte Preise; Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Posse mit Gesang und Ballet în

Theater Unter den Linden. Mittwoth:

Salon Pitelberger. Operette von J. Offenbach. rahma. Ausftattungs-Ballet.

Sonnabend: Zum 1. Male: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. West und L. Held.

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch: Zum Charley’s Tante. 3 “Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die ofse mit Gesang in 1 Akt enno Jacobson. In Scene gefeßt von Adolph Ernft. Anfang 7 z Die Bajazzi.

BPentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Ouverture „Eine nordische Heerfahrt“, „Skandi- navishe Volksmusik*, „Die Sirenen“, „Skandi- navischer Festmarsch“ von Hartmann, unter persön-

Dieselbe Ver- [licher Leitung des Komponisten.

BPirkus Renz (Karlstraße). Mittwoch, Abends A Uhr: Gala - Vorstellung. 100 Pferde in der

anege. U. a. der ostpreußishe Hengst „Blondel“ und Tableau von 60 Pferden, Lier und vorgeführt vom Direktor Hte E: die Post, mit 12 Pferden geritten von Herrn Gustav; Great Hurdle-NRace von 20 Pferden; Colmar u. d. Steiger Alep, ger. von Fräulein Oceana Renz; die Akrobaten auf dem Telephondraht Zalva, Espana und Alvar, Mr. Labater Lee 2c. Zum Schluß: -

E Ein Künstlerfeft. “Wg

Vollständig neue Ausftattung, neue Einlagen. Ueberraschende Licht- und Wastereffekte. Großes Brillant-Feuerwerk.

Preise wie gewöhnli.

Donnerstag: Ein Künstlerfest.

Sonnabend (Kaisers Geburtstag) : Parade-Fest- Vorstellung.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Ada von Warburg mit Hrn. Lieut. von Schlichting (Berlin). Frl. Martha Gubba mit Hrn. Landrath, Geh. Regierungs-Rath Friedrich Boehm (Altenkirhen, Westerwald). Frl. Editha von Corvin-Wiersbißki mit Hrn. Lieut. von Lettow- Vorbeck (Stettin— Pasewalk). Frl. Luise von Neumann mit Hrn. Rittergutsbesißer Eberhard von Zitewiß-Groß-Ganfen (Weedern).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Hee- ringen (Wittenberg). Eine Tochter: Hrn. Diakonus Päuß (Chemnitz).

Gestorben: - Stiftsdame Frl. Antoinette de Fontenay (Kiel). Verw. Fr. Alma Bertha Gräfin von Maltan, Reichsfreiin von Warten- berg und Penzlin, geb. von Veltheim aus dem Hause Bartensleben (Berlin). Hr. Oberft

Anfang

Schwank in

Uhr.

Das barometrishe Minimum, welches gestern west- lih von den Lofoten lag, ist nordostwärts nah Nord- \kandinavien fortgeschritten, eine Theildepression \üd- füdwestwärts nah Frankrei entsendend. Dement- iprehend wehen auf den Britischen Inseln meist ne s E P ite meist \ e Sande, we wach bis frish auftreten. euts{chlan ist das Wetter mild, im Südosten heiter, sonst überall trübe; in den nordwestlichen Gebietstheilen ist überall Regen gefallen. An den Britischen Inseln ift erheb- liche Abkühlung erfolgt, welche sich demnächst west- wärts auch über unsere Gegenden ausbreiten dürfte.

Deutsche Seewarte.

blümchen.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. : Chauffeestraße 25. ._ Mittwoch: Der Lieutenant zur See. Operette in 3 Akten (nach einer älteren Idee) von E. Schlack und L. Herrmann. Musik von Louis Roth. In Scene gesezt von Julius Frißzshe. Dirigent : Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Lieutenant zur See.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Mittwoch: Zum 31. Male: Der Mustergatte. (Le premier mari de France.) wank

Mittwoch: Ein toller Einfall. Schwank in 4 Akten von Carl Laufs. Hierauf: Zum 32. Male: Berlin 1893, Revue in 2 Abtheilungen von L. Leipziger. Anfang der Vorstellung 74 Uhr, der Revue 9+ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Saal Bechstein. Mittwoh, Anfang 74 Uhr: weiter Liederabend von Selma Nicklaf:- empuer aus Wien.

Konzert-Haus. Mittwoh: Karl Meyder- Konzert unter freundliher Mitwirkung des Kom-

in 3 Akten von Albin Valabrègue. Vorher: Jm

4

ponisten Herrn Emil Hartmann.

a. D. Ernst von Chamisso de Boncourt (Potkriß).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei ‘und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einshließzli4 Börsen-Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffeunt- li eigers (Kommanditgesellschaften auf Allien und Aktien gescllschaster) für bie Woche

vom 15, bis 20. Januar 1894,

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

. V 20.

Berlin, Dienstag, den 23. Januar

1894.

Deutscher Reichstag. 32. Sißung vom Montag, 22. Januar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die Jnterpellation der Abgg. Auer und Genossen (Soz.) wegen des „Nothstands“.

Die Nede des Abg. Liebknecht zur Begründung der Interpellation, über deren Jnhalt bereits in der Nummer vom Montag berichtet worden ist, beantwortete der Staatssekretär Dr. von Boetticher mit folgender Rede:

Wenn der Herr Vorredner am Schluß feiner Begründung der Interpellation an den Staat die Aufforderung gerichtet hat, er möge schleunigst in andere Wege einlenken, so, glaube ich, befinde ich mich im - Einverständniß mit der überwiegenden Majorität dieses Hauses, wenn ih sage, daß das jeden- falls niht die Wege sein werden, die uns der Herr Vorredner als Allheilmiitel gegen die Noth vorgeshlagen hat. Wir würden glauben, im sfozialistishen Staat dieses Heilmittel nit zu finden. Wir werden deshalb wohl daran thun, auf Grund unserer heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung zu bessern und zu helfen, wo bessern und helfen noththut, uns aber nicht auf Experimente ein- zulassen, deren Werth denn doch noch ers an der Hand des Erfolges würde geprüft und bestätigt werden müssen.

Nun beschäftigen wir uns heute, meine Herren, mit derselben Interpellation, welhe im vergangenen Jahre von der s\ozialdemokra- tishen Partei eingebracht is. Diese Interpellation enthält für uns nidt8 Neues; der Herr Vorredner hat au nihts Neues beigebracht (Heiterkeit), und ih in meiner Antwort werde auch \{chwerlich auf neue Momente hinweisen können, die etwa dem Streben, welches in der Interpellation seinen Auëdruck gefunden hat, besser entgegen- zuhalten wären als die von mir im vergangenen Jahre angezogenen Gesichtépunkte.

Meine Herren, daß ein Nothstand innerhalb der Grenzen des Deutschen Reichs unter den arbeitenden Klassen in vershiedenen Orten und Betriebszweigen besteht, das zu leugnen fällt mir nicht ein, ebensowenig wie ich es.im vergangenen Jahre geleugnet habe, obwohl nah meiner damaligen Rede mir sofort entgegengehalten wurde: wie kommt der Herr Staatsfekretär dazu, einen Nothstand zu leugnen ? Jch erkenne also, um einem ähnlihen Einwurf auch heute von vornherein zu be- gegnen, bereitwillig an, daß unter den arbeitenden Klassen an ver- schiedenen Orten in Deutschland Noth vorhanden is, und daß diese Noth auf den einzelnen unter Umständen recht hart drückt.

Was aber meines Erachtens für uns*allein hier Gegenstand der Er- wägung sein kann, das ift die Frage: wie kann das Reich Mittel und Wege beschaffen, um dieser Noth zu begegnen? In diefer Beziehung haben die heutigen Ausführungen des Herrn Vorredners ebenso wie die aus8giebigen Auseinanderseßungen der vorjährigen Debatte mich im Stich gelassen.

Meine Herren, ich war gefaßt darauf, daß wir diesmal eine abermalige Nothstandsdebatte hier haben würden. Der Herr Abg. Bebel hatte bereits in seiner Etatsrede angekündigt, daß diese Frage von seiner Partei hiér angeshnitten werden würde, und ih bin des- halb als vorsihtiger Mann bemüht gewesen, vor der heutigen De- batte ein möglichs#t klares Bild mir darüber zu verschaffen, wie es mit dem Nothstande aussieht. Ich habe das Ersuchen an die Regierungen der Hauptindustriestaaten Deutschlands gerichtet, mir ein ungefähres Bild von der Lage des Arbeitsmarktes, von der Lebenshaltung der Arbeiter, von der Höhe der Löhne und von denjenigen Momenten zu geben, welWe etwa geeignet sind, ein so trübes Bild darzustellen, daß das Einschreiten des Reichs auf dem Gebiete unserer Arbeit erforderli roerden könnte. Jch habe aber auch aus den Berichten, die mir daraufhin zugegangen find und theilweise ein eingehendes Material enthalten, fein anderes Bild gewinnen Éônnen, als ich mir im allgemeinen {hon vorher hatte ausmalen können. Denn das war mir von vornherein klar, daß die Verhältnisse in diefer Bezichung innerhalb des Deutschen Reichs außerordentlich verschieden liegen.

Der Nothstand auf industriellem Gebiet zeigt \sich in der Hauptsahe lediglich in großen Städten und trifft nit allein den industriellen Arbeiter, sondern beschwert auch den in- dustriellen Arbeitgeber. Es wird berihtet ich Éönnte hier auf eine ganze Reibe von Spezialitäten eingehen, und vielleicht is es den Herren interessant, etwas Näheres darüber zu hören —, daß folgende Industrien besonders ungünstig liegen: die Baugewerbe in verschiedenen Distrikten des Deutschen Reiches; günstiger liegt der Zustand für sie in Schlesien, im Elsaß und in Franken. Ungünstig ist ferner auch die Geschäftslage der Ziegeleien; aber auch hier fehlt es nit an Distrikten, in denen das Geschäft besser und Tlobnender is, dabin gehören Ost- und Westpreußen, zum theil Sthlesien und ein Theil von Hannover. Nicht günstig ift die Lage der Eisenindustrie, des Erzbergbaues und der Spiegelglasfabrikation. Andererseits fehlt es doch auch nicht an einer ganzen Reihe von Industrien, in denen man nicht über \{lechte Geschäftslage klagen kann, und in denen die Arbeiter ausreihende und lohnende Beschäfti- gung finden. Dahin gehören vor allen Dingen die Zudckerindustrie, ein großer Theil der chemischen Industrie, die Shuhwaarenindustrie, die Brauereien, der Kohlenbergbau, der zwar mit gedrückten Preisen zu kämpfen hat, sich aber gegenwärtig in einer sehr erfreulichen Thätigkeit befindet; dann die Textilindustrie, die eine große Menge Arbeiter beschäftigt. Diese Industrie zeigt nur in verhältnißmäßig wenigen Branchen ein trübes Bild; zu diesen Branchen, in denen eine Besserung dringend zu wünshen wäre, gehören die Sammt- und Seidenindustrie am Niederrhein, die Tuhwirkerei in der Mark und verschiedene Branchen im Königreih Sachsen.

Es ist nun gegenüber dem Rückgange des Geschäfts, der

auf den von mir bezeihneten SIndustriegebieten heraus- gestellt hat, in hohem Grade anerkennenswerth, daß die Arbeitgeber, zum theil mit sehr s{chweren persönlichen Opfern, doch bemüht gewesen sind, die Löhne zu haltenz und daß die Arbeitgeber sehr {wer und sehr ungern daran gegangen

sind, Arbeiterentlassungen da vorzunehmen, wo die Beibehaltung des vollen Arbeiterstammes nit mehr möglich war. Meine Herren, es ist eine ganz ungerechtfertigte Behauptung, wenn der Abg. Liebkneht die Sache so darzustellen suht, als ob es dem deutschen Arbeitgeber Freude macht, den Arbeiter auf die Straße zu seßen. Der Herr Abg. Liebknecht möge sich darüber klar werden, daß, abgesehen etwa von einzelnen Ausnahmefällen, die innerhalb eines großen Industrie- bezirks immer vorkommen werden, der deutsche Arbeitgeber immer bereit sein wird, dey Arbeiter, den er in seinen Diensten hat, auh weiter zu beschäftigen, selbst dann, wenn der Ertrag seiner Thätigkeit kein vollständig zufriedenstellender ift. Meine Herren, es ift nicht gut, daß Sie solhe Aeußerung in die Welt \{chleudern. Sie wirken damit nah der Seite des Arbeitgeberthums nicht günstig, Sie möchten, wo etwa Herzlosigkeit besteht, diese nur fördern, und das liegt nicht im Interesse der Arbeiter.

Daun, meine Herren, kann ich Ihnen ferner mittheilen, daß die Nachfrage nah Axbeit zwar in vielen Distrikten eine recht erhebliche gewesen ist, daß es aber andererseits auch nicht an Distrikten fehlt, in denen umgekehrt die Nachfrage nah Arbeitern nit hat be- friedigt werden können. Jch kann Ihnen in dieser Hinsicht beispiels- weise anführen, daß über Arbeitermangel geklagt wird einmal auf dem Gebiete der Landwirthschaft in den preußishen Ostprovinzen . (Zwischenruf bei den Sozialdemokraten) ja, meine Herren, es sind nit bloß die berühmten preußischen Ostprovinzen, sondern es kommen noch ganz andere Distrikte, wo \ich dieser Mangel fühlbar gemacht hat, Distrikte, die Sie vielleiht nicht in Ver- gleich stellen werden mit den östlichen Provinzen also dieser Mangel war auch vorhanden in der Pfalz, in Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken, in Schwaben und im Königreih Sachsen. (Hört! hört!) Ein {wer zu befriedigender Mangel an brauchbaren Arbeitern hat \ih herausgestellt in der Bernsteinindustrie, die ja freilih feine große Rolle spielt; ferner bei der Textilindustrie in der Provinz Hannover und einem Theil der Provinz Westfalen, wo ge- lernte Weber fehlen, ebenso in Württemberg. Der Arbeitermangel ist weiter fühlbar geworden beim Handwerk in der Oberpfalz, in Württemberg. in Shwaben und im Bezirk Lothringen.

Was nun die Lohnverhältnisse anlangt, so sind au in dieser Beziehung Aeußerungen eingegangen, welche darauf {ließen lassen, daß die Löhne in einzelnen Bezirken eine steigende Tendenz verfolgen, und es hat weiter eine Berechnung, die wir auf Grund der Rec- nungsübersihten über die Berufsgenossenshaften aufgemaht haben, ergeben, daß es ganz unzweifelhaft ist, daß in der Industrie die Ar- beitslöhne seit Jahren im Durchschnitt ih auf dem auf- steigenden Ast bewegen. Damit ist selbstverständlich nicht aus- gesprohen und ich mache auch hier wieder gegenüber möglichen Einwendungen einen entsprehenden Vorbehalt —, daß man in ein- zelnen Industriezweigen und Betrieben zu Lohnreduktionen über- gegangen ift, weil man eben mangels genügenden Ertrags dazu hat übergehen müssen. Meine Herren, die Berechnung, von der ih soeben sprah und die gar keinen Zweifel darüber läßt, daß die Löhne eine erfreulich steigende Tendenz verfolgen diese Berechnung beruht auf der Vorschrift des Unfallversicherungs- geseßes, wonach die Begräbnißgelder für durch Unfall verunglückte Arbeiter im allgemeinen berechnet werden follen nah dem Individual- verdienst des betreffenden Arbeiters; sie sollen das Zwanzigfache seines täglihen Durchschnittsverdienstes betragen. Es muß in jedem Falle, wenn es sih um Anweisung solcher Begräbnißgelder handelt, festgestellt werden, wieviel Arbeitsverdienst der betreffende Arbeiter in dem Be- triebe, oder wenn der betreffende Arbeiter nicht ein Jahr hindurch in dem Betrieb beschäftigt gewesen ist, wie viel Arbeitsverdienst ein gleih- artiger Arbeiter in ähnlihen Betrieben während des leßten Jahres vor dem Unfall thatsählich gehabt hat; hieraus wird dann sein durh- \hnittliher Tagesverdienst ‘gefunden, von dem das Sterbegeld ein vielfaches darstellt. Die Zahl der thatfächlich entschädigten Sterbe- fälle und der Gesammtbetrag der hierfür thatsählich gewährten Sterbe- gelder wird in den Rechnungsergebnifsen der Berufsgenossenschaften jährliß nachgewiesen. Und wenn nun aus diesen Uebersichten si ergiebt, daß die gezahlten Begräbnißgelder von Jahr zu Jahr steigen, so ist, da die Grundlagen der Berehnung die gleichen geblieben sind, nothwendigerweise der Nückschluß gerehtfertigt, daß in gleihem Ver- hältniß auch die Individuallöhne gestiegen sind. Die Berechnung, die mir für die Zeit vom Jahre 1886 bis zum Jahre 1892 vorliegt, ergiebt ein jährlihes Anfsteigen des Begräbnißgeldes ; für jeden bei den industriellen Beruf8genossenschaften versicherten, infolge Betriebsunfalls Gestorbenen ist im Jahre 1886 ein Begräbniß- geld von durhschnittlih 48,80 A gezahlt worden, während fih im Sahre 1892 das Sterbegeld auf 57,86 4 erhöht hatte. Wenn man hierauf die durchs{chnittlichen Jahreslöhne berechnet, so betrug der ‘durchschnittliche Individuallohn im Jahre 1886 732 4, während er im Jahre 1892 867,90 Æ ausmachte. (Hört, hört!)

Auf die Summen lege ih, zumal sie ja nur einen Durchschnitt darstellen, weniger Werth ; werthvoll aber ist das Verhältniß, in welchem die in den einzelnen Jahren nah gleidhen Grundsäßen ge- zahlten Beiträge zu einander stehen, und da ergiebt .sich, daß die prozentuale Steigerung vom Jahre 1886 bis zum Jahre 1892 18,5% beträgt, im Durchschnitt jährlichß 9,7 9/. (Hört, hört!)

Man wird aus dieser Thatsache wohl kaum den Schluß herleiten fönnen, daf der Arbeiter im Jahre 1892 hinsichtlih seines Lohnes im allgemeinen {lechter gestellt gewesen sei wie im Jahre 1886.

Nunist aber leider und damit komme ih auf das von dem Herrn Abg. Liebknecht gestreifte politishe Gebiet unter dén Gründen, die den Noth- stand, ih will nit sagen, erzeugen, aber befördern, au der bemerkbar ge- worden, daß von gewissen Agitatoren nah der Rihtung der Ver- änderung der Arbeits\tätten, des Fluktuierens der arbeitenden Bevölkerung, eingewirkt wird. (Sehr rihtig) Ich behaupte ja nicht, daß das sozialdemokratishe Agitatoren sind (Heiter- feit, Zurufe links); aber die Sache hat sich nach den mir vorliegenden Berichten in der Weise abgespielt und spielt si

weiter ab, baß man in verschiedenen Industriebezirken, geleitet von dem Bestreben, den Arbeiter dazu zu nöthigen, einen fixierten Minimal- [ohn innezuhalten, den er natürli nicht innehaltey #znn, wenn er nit soviel verdient, den Arbeiter, der bei dem Arbétjeber, welcher diefen Minimallohn nicht gewähren will, in Thätigkeit ftcht, dazu bestimmt, die Arbeit zu- verlassen. Diese Einwirkung hat felbstver- \ständlich an verschiedenen Stellen ihren Erfolg gehabt: der Arbeiter ver- läßt die Betriebsstätte, findet niht sofort eine andere feste Stelle, und was folgt daraus? die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Arbeits- losen wird dadurch vermehrt. (Zuruf links.) Ich habe nit ver- standen, ich werde das wohl aber alles nahber zu hören bekommen. (Heiterkeit.)

Nun ift auch von der Statistik der Arbeitslosen die Rede gewefen. Auch auf diesem Gebiet habe ih mich bemüht, die Sache zu prüfen; ih bin der Frage näher getreten, ob man nit im geordneten Wege eine Statistik der Arbeitsloseni aufmachen könne. Jch schlage zwar den Werth einer solchen Statistik nit übermäßig boch an, denn in dem Augenblick, wo die Statistik fertig ist und nußbar gemacht werden soll für irgend welche geseßgeberische oder administrative Maß- regeln, wird fie in der Regel bereits ihren Werth verloren haben. (Zuruf links.) Die Verhältnisse ändern \ich, und daraus, daß ih die Zahl der Arbeitslosen in einem gegebenen Moment in einer bestimmten Höhe feststelle, folgt noch nicht, daß diefe Zahl der Arbeits- losen auch die ganze Periode hindur, um die es sih handelt, dieselbe bleiben wird. Ich werde also niemals ein vollständig sicheres und für die Geseßgebung verwerthbares Material aus dieser Statistik ent- nebmen können. 8

Dazu kommt aber und das if die Haupts{hwierigkeit —, daß es an einer Fesisiellung des Begriffs der Arbeitélosigkeit, dessen, was man unter einem Arbeitslosen zu verstehen hat, bisher durchaus fehlt, und daß man sih wahrscheinlih nicht leiht darüber verständigen wird, wer als arbeitslos anzusehen ift. Jh will in diefer Beziehung bloß an einem einzigen Zweifel, der jedem, der über diese Dinge nachdenkt, sofort entgegentritt, erinnern nämlich daran: Jf bloß derjenige arbeitslos, der arbeiten will, aber feine Arbeit findet, oder ift auch der als ein Arbeitsloser anzusehen, der nicht arbeiten will (sehr richtig!) und keine Arbeit nahsucht? Jch glaube, die Zahl der [leßteren wird zwar bei einem umfassenden Nothstand nicht sehr ins Gewicht fallen, aber immerhin wird sie do von einiger Bedeutung sein für den fozialpolitishen Werth, der einer etwaigen Statistik bei- gemessen werden kann.

Nun habe ih {hon vorher daran erinnert, daß die Lebenshaltung der Arbeiter im allgemeinen, darüber lassen. unsere Berichte gar keinen Zweifel, gegen früher nit \{lechter geworden ist. Daß der Arbeiter ver- mehrte Bedürfnisse hat gegenüber früheren Perioden, verdenke i ihm gar nicht, und ih wünsche von Herzen, daß es gelingen möge, ihm die Mittel zur Befriedigung sêiner berechtigten Bedürfnisse voll und ganz zu gewähren. Allein wenn darüber geklagt wird, daß wir uns gegen- wärtig in einer ganz besonders ungünstigen Periode bezüglih der Lebenshaltung des Arbeiters befinden, so kann ih dem auf Grund der Aufnahmen, die mir vorliegen, doch nit beistimmen. Es handelt si dabei natürlich nur um Symptome, denn man kann niemandem in sein Portemonnaie sehen und kann nit feststellen, wieviel er zu seiner Verfügung hat. Nun wird in einzelnen Berichten darauf hin- gewiesen, daß von Steuerrüständen im leßten Jahre weniger die Rede gewesen i} als früher. Hier werden Sie sofort den Einwand machen: im allgemeinen zahlt der Arkeiter nur indirekte Steuern, er ift bei keiner direkten Staatsfteuer be- theiligt. Indessen ergiebt doch die Kommunalbesteuerung in dieser Beziehung einen Anhalt für die Leistungsfähigkeit der arbeitenden Klassen. Es ift also berihtet worden, daß Steucerrückstände in ver- hältnißmäßig geringerem Umfange vorliegen und Anträge auf Steuer- erlâfse ebenfalls nur in verminderter Zahl gegen früher geftellt worden find. Auch von einer vermehrten Jnanspruchnahme der Armenpflege wissen meine Berichte nichts.

Weiter ergiebt sich aus dem mir vorliegenden Material, daß im vergangenen Jahre 1893;die Leibhaus-Verwaltung einen nicht unbedeutend verminderten Geschäftsbetrieb gegen früher aufzuweisen hat. Es liegt mir hier eine Mittheilung vor über die Leihhaus-Verwaltung in Berlin. Darnach ist die Ziffer, welhe rückichtlich des Geschäfts- umfangs sih ergiebt ich kann dieselbe augentlicklich nicht auffinden, aber es sind, wenn ih mich recht erinnere, 250 000 6 weniger an Pfandgeldern auf Pfänder verliehen worden, und die Zahl der Ver- pfändungsanträge hat gegen 67 000 im Vorjahre sich um 11 000, also etwa um 1/7 vermindert. (Zuruf von Seiten der Sozialdemokraten.) Auf diesen Einwand war ih gefaßt, daß nämlich die Leute nichts haben. Wenn man nun aber sieht, wie gesagt, ih finde im Augenblick das Nähere niht wie \sich die Darlehnsanträge auf die verschiedenen Klafsen vertheilen, so ergiebt fich do daraus, daß immerhin auch die arbeitenden Klassen dabei noch betheiligt sind.

Weiter habe ih rücksihtlich dieses Punktes die Sparkassen in das Gefecht zu führen. Im vorigen Jahre legten die Herren Redner von der sozialdemokratischen Partei ein ganz besonderes Gewicht darauf, daß die Sparkafseneinlagen sich so sehr erheblih vermindert hätten. Ich habe damals schon diesen Punkt beleuhtet und die Gründe, die damals für die Verminderung fprachen, angeführt und erfche zu meiner Freude aus den mir verliegenden Berichten, daß, wenn auch nicht überall, so doch an verschiedenen Orten cine niht unerhcblihe Vermehrung der Spareinlagen ftattgefunden hat.

Nun, meine Herren, wird der Nothstand und diefem Umstand möchte man allerdings eine gewisse politishe Bedeutung beimessen hier und da erbeblich übertrieben. Es ergiebt sih beispielsweise aus einem Bericht aus Hamburg, welcher sich auf eine Periode er- streckt, in welher in Hamburg über die Nothlage der Arbeiter ganz außerordentlich geflagt und nach Mitteln verlangt wurde, um tem Nothstand abzuhelfen, daß dort im Herbst 1892 keine Arbeiter für Quaiarbeiten, Straßenreinigung und Bäckerei zu haben gewesen sind, (Unruhe bei den Sozialdemokraten) zu derselben Zeit, in welcher über