1894 / 24 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jan 1894 18:00:01 GMT) scan diff

eifel, daß damit für ihn die Auflösung des englischen Bundes esiegelt sei, was sich denn auh bald nachher amtlich bestätigte.

So erschien in diesen lezten Monaten 1761 die Lage des Königs verzweifelt. Seine Staaten, theils vom Feinde beseßt, theils auf das tiefite erschöpft, sein Heer auf 60 000 Mann geschmolzen, der Ersatz noch mehr als das Jahr zuvor s{wierig, jedes Anzeichen fremder Hilfe trügerish. Also kein Hoffnungéstrahl, kein Ausweg zur Rettung, auf keiner Seite. Ich lebe in Aengsten, sagte er, meine Nahrung ist Kummer und Sorge, und diese Speise stärkt nicht Aber in ihm erlosch wohl die Freude am Leben; aber, fo lange er athmete, nicht die Arbeitslust, die Pflichttreue, die geistige Fruchtbarkeit. Wenn er in den Friedensjahren feinen Tag von früh Morgens um vier bis Abends um zehn Uhr auf das strengste dahin ge- regelt hatte, daß er zehn Stunden der politishen Thätigkeit, dem Studium und der Bescheidung der Akten der Zivil- und Militär- Verwaltung fowie der einlaufenden Briefe und Bittschriften, und vier Stunden philosophischen oder historishen Forschungen, wissenshaft- lichen oder dichterishen Produktionen und Kunstgenüfsen widmete: fo war natürlich im Kriegslager feine derartige Regel möglih. Sicher war nur, daß er niht erst um vier, fondern hon um drei Uhr Morgens \sih erhob, weil um diese Zeit die Mehrzahl der Korps- Rapporte einlief und Befehle darauf . zu erlassen waren. Dann wurden, wenn es sih niht um weitere Märshe oder Schlachten handelte, die Quartiere revidiert, die Posten beritten, Mängeln und Bedürfnissen thunlihst abgeholfen oder neue Pläne geshmiedet. Mar damit das Tagewerk erledigt, so eilte der König zu seinen Büchern, seiner besten Freude im Glü, seiner Trostquelle in Bedrängniß. Es waren vor allem die philosophishen Schriften des Alterthums, namentlih die der Schule der Stoiker, aus denen er seit jungen

ahren seine innere Stärkung \{chöpfte. In seiner Seele lag ein unverwüst- liher Wifsenstrieb und ein unermüdliher Drang zur Sicherheit und Selbständigkeit des Urtheils. Er forderte festen Grund unter seinen rgen fürjede Lebenslage, unershütterlihePrinzipien für jeglihes Handeln. on Anfang an war ihm deutli, daß diese Forderung nur erreih- bar sei bei einer ebenso fest begründeten Stellungnahme zum Universum, und fo durchforshte er mit rastloser Gründlichkeit die theologischen und metaphysishen Systeme aller Zeiten. Ich babe mehr gelesen, meinte er, als alle Benediktiner zusammen. Das Ergebniß war, daß ibm die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele be- weislos erschienen, aber über jeden Zweifel hatte ih ihm das ewige Meoralgeseß erhoben ; die Pflicht also eines jeden, für die andern, des Königs, für Staat und Volk, zu leben und zu wirken, dafür alle seine Fähigkeiten auszubilden und alle seine Kräfte cinzuseßzen, unter Geringshäßung aller irdishen Aeußerlihkeiten, unter Hint- anseßung aller eigenen Vergnügungen, unter Verachtung aller Wider- wärtigkeiten des Schicksals. Und wahrlih, nicht leiht war gerade für ihn die Erfüllung der gebieter ischen Aufgabe. Denn ihn hatte die Natur neben der Genialität des Geistes und der Energie des Willens auch mit einer reihen und feinen Genußfähigkeit ausgestattet : er liebte den süßen Reiz des \tärkenden Schlafs, er würdigte als Kenner die Freuden der wohlbeseßten Tafel, er \{lürfte durstigen Ohrs den Wohlklang einer melodischen Musik ein, und nichts war ihm erquicklicher, als die Lust eines geistreichen, wißsprühenden Wechsel- Gespräes. Aber dies alles mußte zurücktreten vor dem Gebot der Herrscherpfliht. Mit eiserner Willenskraft beugte er jeden Trieb des enusses unter die unverbrüchlihe Regel. Ob ih lebe, ist gleich- ültig, aber es ist nöthig, daß ih handle war sein Lieblingswort. ollte einmal in {weren Augenblicken die Kraft ihm erlahmen, fo \stäh!te er fie aufs neue in den alten Quellen, in den Schriften feiner Philosophen. Hätte ih meine her nicht gehabt, ih wäre irrsinnig geworden, sagte er später von diesen Wintertagen in Strehlen und Breslau.

Immer drückender aber belasteten dennoh die finsteren Sorgen fein Gemüth. Oft stiegen Gedanken des Selbstmordes in ihm auf: ewozu dieses Hundeleben verlängern, wenn das unentrinnbare Ver- bängniß das Ende it? Das Leben if ein einziger fortgeseßter Schmerz, der Tod ist das Ende aller Schmerzen.“ Der Gedanke war kein neuer in ihm; seit Jahren trug er ein Bühëschen mit Opium- pillen bei sich, als Schild gegen die Gefahr, lebendig in Gefangenschaft zu gerathen. Jett, in Strehlen arbeitete er zwei größere Gedichte aus: Reden des jüngern Cato und des römischen Kaisers Otho, als sie im Begriff standen, nach der Niederlage ihrer Sache Hand an sih zu legen. Dann aber trieb ihn doch die Pflichttreue wieder von dem lockenden Ver- ehen hinweg. Ich werde aushalten, sagte er, bis zum leßten Augen- blie, aber den vollendeten Sturz werde ih nicht überleben.

Gegen Ende Dezember kam eine Nachriht aus Konstantinopel, daß bei der Pforte sich fkriegerishe Stimmungen zu regen begönnen. Auf der Stelle loderte bei Friedri Lebenslust und Thatendrang wieder auf. Er sandte dem Bruder einen Feldzugéplan, wie man dann die Offensive zu ergreifen und in Böhmen und Mähren einzubrechen habe. Sehr wohl, erwiderte der kaltblütige Prinz, aber wenn die Türken, wie ih glaube, doch nit losgehn ? Der König, durch diese Frage wieder vor die bisherige hoffnungslose Lage gestellt, entwarf darauf einen zweiten Plan, in dem sih auf wunderbare Art ete Strategie und tiefe Ver- zweiflung vermishten. Dann gebe ih alles Andere preis, versammele meine Soldaten bis auf den leßten Mann um meine Fahne, falle in s{chleunigem Zuge mit diefer Masse auf die nächste feindliche Armee und besiege sie, etle dann zur Schlacht mit der erschreckten zweiten, werfe auch sie, und verfolge dann die schon retirierende dritte. Woher die heimathlos gewordene Armee Ersay an Menschen und Material für die eigenen Verluste nehmen würde, blieb dabei ungesagt. Es war der strategische Grundgedanke, zur Entscheidung des ganzen Krieges die Schlacht zu suchen und dafür alle Kräfte zu vereinen, in einer, von dem wirklihen Boden abgelösten Ueberspannung: es war zugleich die Aufforderung zu einem glorreihen Todeékampf._

Indessen dies Aeußerste blieb dem König erspart. Während dieser Erörterungen erhielt er die Nachricht, daß eine feiner grimmigen Feindinnen, die russische Kaiserin Elisabeth, gestorben war, und ihr Nach- folger, Zar Peter II1., sein begeisterter Verehrer, niht bloß Frieden, sondern Bündniß mit ihm zu 1chließen wünsche. Damit waren alle Wolken plößlih versheucht und zu einem ehrenvollen allgemeinen Frieden breite Bahn eröffnet. 7

In so fester und harter Arbeit ist der Bau der preußischen Groß- macht begründet worden. Hart und fest ist sie troy schwerer Un- wetter ein Jahrhundert lang geblieben. Dann hat die Härte sich ge- mildert, eine freiere Gesinnung und Bewegung hat Play gegriffen, ohne daß die Festigkeit des Baues darunter gelitten hätte. Ein französisher Diplomat hat vor dreißig Jahren einmal gesagt: in jedem Preußen f\teckt ein Stück vom alten Friß. Wenn dies Wort wahr bleibt, wenn in jedem Preußen ein Stück von Friedrih?'8 Fleiß und Pflichttreue fortlebt, so wird sein Werk zum Heil der kommenden Geschlechter fest bestehen. Es wird dann ein Sous sein, an welches die Winde stoßen und die Fluth heranbraust, und es fällt nicht, denn es ift auf einen Felsen gebaut.

Nede des Nektors der Technishen Hohshule, Ge- heimen Regierungs - Raths Professors Rietschel, gehalten am 26. Januar in der Technischen Hochschule.

Hochgeehrte Festversammlung !

Zu weibevoller Stunde haben wir uns versammelt; der Licbe und der Verehrung für unsern Allergnädigsten Kaiser, König und Herrn wollen wir Avsdruck geben. Nicht nur weil es Brauch ift, feiert das deutsche Volk das Geburtéfest seines Kaisers, sondern weil es durcdglüht ist von tiefem Danke gegen fein erhabenes Herrscherhaus. L / E G A: /

Noch ift kein Jahrhundert dabingeschwunden, daß Deutschland in der Knechtschaft shuinachtete; die Kraït des deutshen Volks und die Weisheit seiner Fürsten haben die Fesseln gesprengt und unter der er- leuhtetcn Führung des Hauses Hohenzollern ist Deutschlands Macht

und Herrlichkeit erstanden. Solche gewaltige Zeiten führen eng zu- sammen; tief und unvergeßlich wurzelt im deutshen Volke, was feine Fürsten ihm gewesen, und lebendig. ist in izm das Bewußtsein von der Kraft und dem Willen seines sefigen rrschers. Jn unwandel- barer Treue und Liebe schaart es sich um seinen Kaiser und fühlt fich Eins mit seinem Kaiserlichen Herrn. y

Und wenn wir heute für unsern erhabenen Monarchen des Himmels Segen erflehen und wenn wir wissen, daß Er Sein Glück nur in dem Glücke des Vaterlandes sucht und findet, dann gedenken wir auch Seines Volks und hoffen zu Gott, daß es Ihm als starkes Volk jeßt und immerdar erhalten bleibe.

Die Bedingungen für das Volkäwobl liegen auf verschiedenen Gebieten. Wie aber bei einem jeden Menschen Seele und Körper in Wechfelwirkung stehen, so kann auch nur dann ein Volk \tark bleiben, wenn die Bedingungen eines gesunden, kraftvollen Lebens erfüllt find. „Der Gesundheitszustand einer Nation bildet die Ee ihrer Größe, thres Glanzes* und so ist es eine der wihtigsten Aufgaben des Staats, das höchste Gut des Menschen, die Gesundheit zu {chüten und zu U.

Erhaltung und Förderung der Gesundheit bilden aber die Auf- gaben der praftishen Hygiene; nit soll sie Krankheiten heilen, \on- dern Krankheiten verhüten; was uns die Natur in treuer Fürforge bietet, foll sie uns lehren zu benußen; sie foll uns erfennen lassen, welche Bedeutung Luft, Licht und Wärme, Wasser und Nahrung, Kleidung und Pflege des Körpers für die Gesundheit baben, und foll uns zeigen, wie dementsprechend die Anlagen der Städte, die Ein- rihtungen des Hauses beschaffen sein müssen.

Bon den Wissenschaften können nur diejenigen fich frei und ohne Rücksicht auf das Kulturleben der Völker entwickeln, welche, wie die Mathematik, loëgelöst von allem Körperlichen, nur dem Gebiet des Gedankens angehören. Alle anderen Wissenschaften bleiben Kinder ibrer Zeit, sie dienen sich wechselseitig, in dem Ausbau hängt eine von der andern ab. So haben die Naturwissenschaften den mächtigen Aufschwung der technischen Wissenschaften ermöglicht und die letzteren wiederum rubmreihen Antheil an der Entwickelung der Naturwissen- schaften genommen, da sie es sind, welche erst häufig die Mittel zu deren S t die erforderlihen Instrumente und Apparate in einer Feinheit ermöglichen, die für die hohe Stufe, “auf welcher die Technik sich befindet, ein glänzendes Zeugniß ablegt.

Unserer Zeit auch ist es vorbehalten geblieben, die wissenschaft- lihen Grundlagen der Gesundbeitépflege zu schaffen. Gesundhbeits- pflege an sich ift zwar so alt als das Menschengeschlecht, da der Wille zum Leben und die Erhaltung der Gesundheit jederzeit treue Begleiter sind. Unter den Völkern des Alterthums gipfelte die Gesund- beitsvflege bei den Griechen vorwiegend in der Stählung des Körpers durch Gymnastik und athletishe Spiele, bei den Römern in der Pflege des Körpers durch Bäder, bei den Juden in der Wahl der Nahrung. Im Mittelalter, da die Medizin in die Hände der Mönche überging und die - Krankheiten als göttliche Strafen angesehen wurden, trat das Gebet an die Stelle der körper- lihen Pflege. Wie immer auch die Anschauung über die Erhaltung der Gesundheit bis zur neuesten Zeit Gestaltung angenommen hatte, stets blieb die Gesundheitspflege mehr oder weniger Sache des Ge- fühls; der Mensh suchte in der Hauptsahe nur Schuß gegen die unmittelbaren Einwirkungen der Natur und des Lebens, welche ihm Unbehagen, Krankheit und Siehthum brachten.

Bon einer wirklichen Gesundheitspflege kann aber erst dann die Nede sein, wenn die Erkenntniß der Ursachen der {hädlihen Wirkun- (n gefunden ist und von dieser Erkenntniß ausgehend, die Gesund- eits pflege zur Gefundheitswirthschaft sih entfaltet hat. Zu dieser Entwickelung aber is die Wissenschaft erforderlich.

Erst die leßten Jahrzehnte haben uns eine Gesundheitswirth- schaft gebraht und alle Kulturvölker wetteifern in dem Ausbau der fie aft und in der Verwerthung wissenschaftliher Erkenntniß für ie Praxis.

__ Wie so oft Söhne Deutschlands in wissenshaftliher Beziehung die Führerschaft übernommen haben, so is es auch ein Deutscher, der uns zu den Grundlagen der wifsenschaftlihen Hygiene geführt hat. Es giebt wohl kein Gebiet der Hygiene, welches idt von dem durch- dringenden Blick und Verstand eines von Pettenkofer erleuchtet worden wäre; ihm is es zu danken, daß eine Schule der Hygiene entstanden ift und daß die Erkenntniß der Wissenschaft praktische Er- folge gezeitigt hat.

Kein Jahr vergeht, daß nicht die wissenschaftlihe Forshung neue Errungenschaften zu verzeichnen hätte ih brauche nur an die grund- legenden und bahnbrehenden Arbeiten Robert Koh's, Pasteur?s und Anderer zu erinnern.

Es würde eine zu große Aufgabe für mich und die mir zugemessene Zeit sein, wollte ih als Thema meiner Betrachtung die allgemeine Entwicklung der Gesundheitspflege erwählen; ih beschränke mi daher nur auf einen kleinen, wenn au wichtigen Theil des gewaltigen Ge- biets und will versuchen, ein Bild von dem Stande der wissenschaftlihen und praktischen Wohnungshygiene zu entwerfen, insoweit sie in Beziehung zur Luft steht.

Es ift eine allsecits bekannte Thatsache, daß ohne Luft, ohne Sonnenliht und Wärme kein Leben bestehen kann, daß der Mensch die Luft zur Ernährung und Abkühlung seines Körpers bedarf, daß er beim Athmen Sauerstoff der Luft entzieht und Kohlensäure abgiebt, die Pflanzen dagegen in ci dp Beziehung umgekehrte Lebensvorgänge zeigen. Allseits bekannt ist auch, daß auf das Wohlbefinden des Menschen die Luftströmungen, der Druck der Luft, der Feuchtigkeits- ehalt und die Niedershläge im Verein mit den Temperatur- ibardtkaet wesentlichen Einfluß ausüben.

Weniger allgemein verbreitet is aber die Erkenntniß, welhe hohe Bedeutung der Luft als Nahrungsmittel beizulegen ist, und do geht dieselbe aus der cinfahen Thatsache hervor, daß der Mensch innerhalb von 24 Stunden nur etwa 3 bis 5 1 fester und flüssiger Nahrung, dagegen 9000 bis 10 000 1 Luft bedarf und daß die feste und flüssige Nabrung täglich in beliebig zu wählenden Zeitabschnitten, die Luft aber PeLanns dem Körper zugeführt werden muß.

Diese Thatsache hat für viele Menschen, die doch alle vom Willen zum Leben erfülit find, weniger Interesse, da die Natur einem jeden Menschen ohne Arbeit die erforderliche Luft zur Verfügung stellt, ja nicht einmal ein beliebiges Ausseßen des Athmens dem Willen des Menschen überläßt. Keinem Menschen, der gewaltsam seinem irdischen Leben ein Ziel a will, ist es wobl mögli, durch freiwilliges einfaches Unterlasjen des Ein-. und Aueathmens seine traurige Absicht zu verwirklichen.

Troßdem nun aber die Natur uns jederzeit die Luft in der nôthigen Menge und mit geringen Schwankungen in derselben Zu- sammenseßung zur Verfügung stellt, so leben wir doch niemals in wirklih reiner Luft, da in derselben jederzeit, durch den ewigen Kreislauf der Natur bedingte ständige oder zufällige Beimengungen enthalten sind. Von der Art diefer Blofinétigunda ängt es ab, ob sie als schädliche oder unshädlihe bezeihnet werden müssen und eine Gegend als nit bewohnbar oder al3 gesund erscheinen lassen.

Die Luft erfährt aber stets eine Güteverminderung in den Stätten menschlicher Thätigkeit und hier ist die Stelle, wo die Hygiene einzu- seßen und Aufschluß zu geben hat, welcher Art diese Güteverminderung ist, welchen Einfluß dieselbe auf den mens{hlichen Organiêmus auszu- üben vermag und welche Mittel zu Gebote stehen, diesen Einflüssen in wirksamer Weise zu begegnen.

__Die hauptsächlidste Güteverminderung in ges{lossenen Räumen erfährt die Luft, sofern von mechanischen oder chemischen Vorgängen abgesehen wird, durh den Lebensrorgang der Menschen selbs, durch die Produkte der Ausdünstung und Auzathmung.

_Die Wissenschaft hat sich eingehend mit diesen Produkten be- schäftigt, die außer Wasserdampf und Koblensäure, der Haupsache nah aus organischen Körpern bestehen. Der Wasserdampf an fich ist als \chädlihe Beimengung der Luft nicht anzusehen ; gleichwohl gewinnt er in ges{lofsenen Räumen an Bedeutung dur den Umstand, daß er zum Träger von Staub und anderen Organiëmen werden und durch Berührung mit den Wänden, Möbeln u. #. w. an diesen sih nieders{lagen kann. Die Kohlensäure is zwar

als ein giftiges Gas, indessen bei der Verdünnung, welde sie nah

erfolgtem Ausathmen sofort durch Mischen mit der Luft erfährt unter gewöhnlihen Verbältnissen ebenfalls niht als eine der Gesund: heit nachtheilige Beimengung der Luft anzusehen. Die organischen Produkte dagegen, von denen Pettenkofer sagt, daß sie vorauss\ihtli die Widerstandsfähigkeit gegen krankmachende Agentien herabseten scheinen den Hauptantheil an der Güteverminderung der Luft in An: spruh zu nehmen. Ich fage „scheinen“, weil bisher allerdings nit er, wiesen ist, in welher Weise dieser Einfluß ausgeübt wird. Erwiesen ist nur, daß dur eine Sammlung der organischen Produkte ein un- gemein starkes Gift, das fogenannte Menschengift (Anthropotoxin) gewonnen werden kann. , __ Jedenfalls ist klargestellt worden, daß in unseren Räumen niemals die gleiche reine Luft herrs{cht und herrschen ann, die unsere Gebäude umgiebt, und daß bei unseren Räumen ein Austaush der Innenluft mit der Außenluft für Pflege und Gesundheit eine dringende Noth, Me keit E Ford [ließt f folgerid n diese Forderung i Ï olgerichtig fofort die Fra

nach dem Maße dieses Luftaustaushes an. Auch mit dieser Frage hat sich die Hygiene unausgeseßt beschäftigt, und ebenfalls ift es Pettenkofer, der versuht hat, die Antwort auf dieselbe zu geben. Da jedoch gerade diejenigen Produkte, welhe sich zur Zeit noch der näheren Bekanntschaft entziehen, als die gesundheits\{ädlihen zu bezeichnen find, hat Pettenkofer seiner Forderung die Annahme zu Grunde gelegt, daß die Güteverminderung, welhe die Luft in einem ges{lossenen Raum dur den Lebensvorgang der Menschen er- fährt, in gleihem Verhältniß zu der Zunahme des Kohlensäuregehalts steht, welche durh die Ausathmung bédingt wird. Ec bestimmt als- dann eine Grenze, über welche in einem geshlossenen Raum dieser Kohlensäuregehalt nicht ansteigen darf, damit infolge der übrigen Ausscheidungsprodukte die Luft nicht als eine gesundheits\chädlihe an- geleen Weren ifi schaft Sd

__ Wenn die Wissenschaft eine Forderung stellt, so hat die Praxi die Aufgabe, derselben gerecht zu werden ; wenn aber die Theo e vielleicht rihtige, aber doch nicht bewiesene Annahmen si gründet, dann wird gerade die Praxis die Lehrmeisterin für tie Nichtigkeit der aufgestellten Forderung.

So genial die Pettenkofer’she Theorie auch genannt werden

muß, so kann do niht vershwiegen werden, daß sie der wissenschaft,

lichen Grundlage entbehrt. Ganz abgesehen davon, daß es fraglich ist ob die Ausscheidungsprodukte wirklih der ausgeathmeten Kohlensäure jederzeit proportional gefeßt werden können, hat Pettenkofer die Grenze des zulässigen Kohlensäuregehalts mit Hilfe des Geruchfinns bestimmt, und wenn au dieser in vielen Fällen als ausshlaggebend für die Luftreinheit gelten darf, fo kann er doch nit als beweiskräftig an- gesehen werden. Als ein weiterer Einwand gegen die Pettenkofer’"sche Theorie ist anzuführen, daß sie die vershiedenen Verhältnisse, unter denen ein mehr oder minder kräftiger Luftwechsel stattzufinden hat, nicht genügend in Rücksficht zieht. Der Luftwechsel richtet sich bei der- selben lediglih nach der Anzahl der im Raum befindlichen Personen e E Alter und Geschleht geben den Ausfchlag für die Größe esfelben.

Es dürfte aber wohl zu beahten sein, ob die Menschen gesund oder frank sind, ob bei dihter Beseßung der Näume die Benußung derselben nur eine vorübergehende und furze ist oder täglih und an- haltend stattfindet. Bei dihter Beseßung tritt noch der Umstand der leichten Ueberwärmung der Räume in Frage; auch auf diese nimmt die Forderung ers keine Rücksicht, obwohl die Einhaltung nit zu hoher Temperaturen in einem Raum cbenfalls ein wichtiges bygienishes Verlangen ist. Dasselbe kann meist nur durch Vergrößerung des Luftwechsels erzielt werden und sollte somit wohl eine ebenso große Berücksichtigung erfahren, als eine auf kurze Zcit bemess-ne, gesteigerte E e der aus Tbe f

roß der Einwände, welche sich also gegen die Pettenkofer"\ Theorie erheben lassen, ift sie doch bis jebt die E geblieben n da der mit ihrer Hilfe sih ergebende Luftwehfel ein ziemli bedeutender ist, wird sie noch zur Zeit von der Hygiene als Grundlage für das Maß des erforderlichen Luftwechsels angenommen.

Von Wichtigkeit ist nun die Frage, wie sich die Theorie in der Praxis cgeinnrs hat und wie sie sih in derselben bewährt.

Bei Beantwortung dieser Frage muß cin Unterschied gemacht werden: zwischen der Erkenntniß und dem Interesse, welche einerseits der einzelne in seinem privaten Leben und andererseits das Gemeinwesen der wissenschaftlichen Forschung entgegenbringt.

Im Volksleben ist leider von der Erkenntniß wissensaftlicher Forschung bis jeßt nur wenig zu verspüren. Gewohnheit und Besiß machen müde und der in feiner Vollkraft befindlihe Mensch erkennt und beachtet leider zu wenig das fköstlihe Gut, das ihm in der Ge- sundheit gegeben ist. Ec {chüßt sich gegen alle ibm sibtbaren Feinde oder unmittelbar fühlbaren s{ädlihen Einwirkungeù ; aber gegen die Feinde, welche wie ein langsam, aber ficher wirkendes Gift die Be- dingungen eines gefunden Lebens untergraben, verhält er sich bäufig gleihgültig. ;

Bei der Luft ist es eigentlih nur die Temperatur, welche ten Menschen unmittelbar fühlbar entgegentritt, und das Unbehager, welches er bei verhältnißmäßig fkleinen Temperaturshwankungen empfindet, hat ihn veranlaßt, auf die vollkommensten Einrichtungen zur Erwärmung seiner Räume Bedacht zu nehmen.

Für die Reinheit der Luft ift der Mens weit weniger feinfühlig ausgerüstet oder vielmehr feine feine Empfindung wird durch dic Verhältnisse, unter denen er auswächst und lebt, bekämpft und häufig vernichtet, und erst mit der zunchmenden Intelligenz und Verfeinerung des Nervensystems entwickelt sich wiederum das Bedürfniß, in reiner Luft zu athmen.

Die Behauptung wird keine zu weitgehende sein, daß heutzutage gerade so wie das Bedürfniß nah Reinlichkeit, dasjenige nah guter e nes oder weniger von dem Bildungsgrade der Menschen ab- ängig ist.

So finden wir bäufig dort, wo gerade die größte Verwöhnung in Bezug auf reine Luft zu erwarten ist, auf dem Lande, die höchste Geringshäßung für die köstlihe Naturgabe leben do die Bauern lieber in überwärmten, von Tabackrauch und Eßgerüchen erfüllten Räumen, als daß sie sich durch Oeffnen der Fenster den Genuß der reinen Luft vershafften. Und in den Städten ist es bei den niederen Volksschichten nicht viel anders ; nur wird für sie die Gleichgültigkeit gegen die Luftbeshaffenheit von viel einshneidenderer Bedeutung, da das enge Zusammenwohnen der Menschen die Güteverminderung der Luft wefentlich steigert. L

Die Natur sorgt nun zwar dafür, daß in unseren Häusern an den meisten Tagen des Jahres ein gewisser Luftwehsel auh ohne Oeffnen der Fenster stattfindet und die Güteverminderung ter Luft ih niemals derartig steigern kann, daß cine unmittelbare Gefahr sür das Leben zu befürchten steht. Unsere *meisten Baumaterialien sind für Luft durchlässig und die, Thür- und Fensterfugen s{licßen niemals luftdiht, sodaß bei verschiedener Innen- und Außentemperatur ein Luftwechsel ohne unser Zuthun stattfindet. :

Diese Thatsahe is zwar bekannt und kann in unseren Räumen tägli beobahtet werden, aber sie ift bei weitem nit genügend gewürdigt; denn sonst würde sie bei Errichtung unserer Gebäude in Nücksicht gezogen werden. Der Luftaustausch dur T Baumaterialien geht nichi in der Weise vor si, daß an jeder Stelle Luft cin- und Luft aus\trômt, sondern es bestehen in einem jeden Gebäude Luftströmungen, d. h. dur einzelne Gebäudctheile wird Je nah den gerade obwaltenden Verhältnissen Luft in das pat bäude eindringen, dur andere Luft aus dem Gebäude sich P fernen. So findet bei Durchläfsigtkeit der Fußböden und Deden während der fälteren Jahreëzeit in den Gebäuden eine Luftbewegun? von unten nach oben, in der wärmeren eine folche von oben 17 unten statt. Im Winter ist es also gesünder, in dem untersten S werke zu wohnen, im Sommer in dem obersten. Da man A Winter und Sommer die gleihe Wohnung inne hat, fo E: as Häusern mit mehreren übercinanderwobnenden Parteien Wade u werth, die Luftbewegung in senkrechter Nihtung möglichst aufzu

Wir sind in der Lage, unsere Fußböden und Deten ge li lässig herstellen zu können; es besteht aber wohl kein Miethshau®, in welhem aus dem angeführtem Grunde eine derartige Konstruttio

Anwendurg gebracht worden wäre. In den besseren Wohnungen ftrebt man es unbewußt an; Parquetboden mit Wachstränkung erfüllt nabezu den Zweck aber hier \priht nur der Luxus, nicht die Ge- sundbeitépflege, und au bei diesen Häufern werden die meist ungünstig elegenen Hinterzimmer, welhe leider für das Schlafen gut genug ind, mit einfahem Fußboden belegt, dur dessen Fugen noch immer eine reihlihe Menge Luft eindringen kann.

Der Luftaustaush durch die Wände sollte im Gegenfaß zu dem- ¡enigen durch Fußboden und Decke möglich\ gefördert werden, freilich nit etwa durh Anwendung ret shwaccher Wände, die im Winter nelle Abkühlung, im Sommer lästige Erwärmung der Räume zur Folge haben. Doch bei den meisten Miethshäusern wird der Luft- austausch dur Oelfarbenanstrich, bei vornehmen Gebäuden außerdem noch durch inneren Wechsfarbenanstrih, Ledertapeten u. \. w. ver- mindert. Ueberall \ößt "man auf Unkenntniß oder Nichtbeahtung der bygienishen Forderungen, und selbst das „einfahste Lüften der Räume dur das Fensteröffnen wird oft in recht falscher Weise gehandhabt ; man würde sonst nicht in ungebei ten Sclafzimmern oft en ganzen Tag die Fenster geöffnet balten und somit den Wänden die beste Gelegenheit geben, bedeutende Mengen Feuchtigkeit aufzu- nebmen. Ein ‘\tändiges mäßiges Erwärmen ter Schlafräume im Minter und ein tägliches unmittelbar nach und vor Benutzung der- selben nicht zu lange ausgedehntes Lüften durh Fensteröffnen ent)pricht unter gewöhnlichen Verhältnissen der Gefundheitspflege am besten.

Künstlihe Lüftunasanlagen, welche einen geregelten Luftaustausch zulassen, findet man in unseren Miethshäusern fo gut wie garnit, und in Familienhäusern, die solche etwa aufzuweisen haben, werden sie meist niht benußt, da der Hausberr bald dahinter kommt, daß der Betrieb, gleich wie derjenige für die Erwärmung, Geld kostet und um so eher unterbleiben fann, als sich ein unmittelbarer Einfluß auf die Gesundheit niht nahweisen läßt. : :

Fn allen Fällen, in denen die private Hygiene keinen Erfolg ver- spricht, gleihwohl aber das Gesammtinteresse in Frage kommt, haben Staat und Gemeinde die Pflicht, theils gesehuehert ey, theils dur eigene s M wissenschaftlihen Ergebnisse für den Gefsund-

¡ts\chußz des Einzelnen zu sorgen. : E : M Ttser Beziehung haben bei uns in neuerer Zeit die Verhält- nisse einen wesentlihen Aufschwung genommen. Abgesehen davon, daß man den Stadterweiterungen und den Straßen- und Pläye- anlagen besondere Aufmerksamkeit zuwendet und der freien Luft- bewegung möglihsten Vorschub leistet, kommt auch in den Bau- ordnungen der Städte tas Lustbedürfniß gege zum Ausdru. Die Vorschriften über das E bebauten zur unbebauten

lädhe cines Grundstücks, über die Höhe der Gebäude zur Straßen- ie über die geringsten Maßverhbältnisse, welhe ein bewohnter Raum besiyen muß, über die Anlage ter Wohnungen felbst u. f. w sprehen deutlih für die Erkenntniß der hygienishen Forderung be- züglich des Luftbedürfnifses.

Gleihwobl sind auch hier noch wesentliche Vervollkommnungen anzustreben. Gerade die Luftbewegung in den Gebäuden infolge der DurWlässigkeit der Baumaterialien wird von den Bauordnungen nicht

ofen. : ' / : Mein heute jemand auf den Gedanken käme, die Wände seines Gebäudes vollkommen undurdläfsig gegen Luft herzustellen, fo könnte ihn feine Bauordnung daran hindern, und doch würde er Räume schaffen, die als im höchsten Grade gesundheitshädlich bezeichnet

rden müßten. e E Es scheint keine unüberwindliche Schwierigkeit zu besteben, Apparate zu ersinnen, welche geeignet sind, den in einem Raume that- \ählich stattfindenden Luftwehsel anzugeben. Dieselben würden wesentlich dazu beitragen, eine nah Maßgabe der Lage und der Benugzungsart der Gebäude größere Sichtung der zur erwendung fommendten Materialien, beziehungsweise eine _hâufigere Anwendung fünftlihher Lüftungsanlagen zu bewirken und könnten fomit für den E E Zustand es Wohnräume von nicht zu unter-

äteender Bedeutung werden. i :

E *Bei allen vom Staat oder von der Gemeinde. errihteten Ge- bäuden, sobald sid in Räumen derselben eine Anzahl Perfonen dauernd aufzuhalten hat, finden wir jederzeit die wissenschaftliche Er- fenntniß d. h. die Anschauung vertreten, daß der zufällige, außer- ordentli schwankende Luftwehîsel durch die Wände hindurch den Be- dingungen der Gesundheitspflege niht en1svricht und daß besondere Einrichtungen, die einen bestimmten und regelbaren Luftwechsel ge- wäbren, erforderlich sind. l

Einen Beweis, mit welcher Fürsorge von seiten der Regierung die Frage des Luftwecsels behandelt wird, liefert die im Jahre 1884 mid neuerdings die im vorigen Jahre vom Minister der öffentlichen Arbeiten erlassene und für alle vreußischen Staatsaebäude gültige „Anweisung über Herstellung und Unterbaltung von Zentralheizungs- und Lüftungsanlagen.“ In dieser Anweisung findet fich für die ver- shiedcnartigen Gebäude ein in bestimmten Zablen angegebener Luft- wechsel vorgeschrieben, welcher in den Räumen einzuhalten ist und nach defsen Größe ih naturgemäß der Umfang der erforderlichen Anlaae zu richten hat. : E

So zweckentsprechend die Vorschrift-n au genannt werden müfßsen, und so segensreih es wäre, wenn die Einhaltung derselben auch allen Gemeinden zur Pflicht gemat werden fönnte, dürfen wir gleibwohl niht behaupten, daß durch diefelben jederzeit der wissenschaftlichen Forderung völlig Genüge geshähe. | :

Sobald nur eine verhältnißmäßig geringe Anzahl Personen in den Räumen sich aufzuhalten hat, wird der vorgeschriebene Luftwechsel jederzeit mit der wissenshaftlihen Forderung im Einklang stehen ; sobald aber eine volle Beseßung der Räume erforderlich i, wird der Uiftaustaush noch niht der Forderung der Vygtene entsprechen. _

Aus dieser Thatsae kann indessen ein Vorwurf für den Staat nit abgeleitet werden, da nicht allein die wissenschaftlie Erkenntnif, sondern aub noch andere Fragen bei Errichtung der Gebäude eine entsbeidende Stimme abzugeben haben. ; e

Zunächst ist die Technik zur Zeit nit im stande, einen beliebig großen Luftwechsel in einem Raume zu bewirken und gleichzeitig mit Sicherheit störende Erscheinungen, namentlich diejenigen von Zug zu vermeiden. : : E ,

Während der Mensch im Freien eine Geschwindigkeit der Luft- bewegung von 0,3 m in der Sekunde kaum wahrnimmt, empfindet er dieselbe in einem geschlossenen Raume bereits als unan enehmen Zug, und da Luftwechsel ohne Luftbewegung nicht denkbar ist, bildet die Vermeidung von Zugerscheinungen eine der \hwierigsten Aufgaben bei Errichtung einer Lüftungsanlage. |

Der vorzuschreibende Luftwechsel darf daher ein gewisses Ver- hältniß zur Größe des Raumes nicht "überschreiten und der nach wissenschaftliher Forderung bestimmte Luftaustausch kann daher bäufig bei Anwesenheit einer großen Anzahl von Perfonen nicht eingehalten werden. Das einzige Mittel zur Beseitigung dieses Mangels besteht alsdann nur in der geringeren Beseßung der Räume. Das würde aber z. B. gleihbedeuteud K mit der Errichtung von etwa der doppelten Anzahl Schulen, als gegenwärtig vorhanden n. Mie hierzv erforderlihen Mittel würden ungemessene Millionen betragen, welche aufzubringen Staat und Städte nicht in der Lage wären.

So fann also in einer Reihe von Fällen den zur Zeit an- erkannten hygienishen Forderungen nit voll entsprohen werden, und die Frage, wieweit cine Schädigung der Gesundheit für die hier- durch getroffenen Personen stattfinden kann, erscheint von besonderer Vedeutung. | /

Kommen im wesentlichen hierbei auch nur die Schulen in Betracht, da lediglih bei diesen die Räume fast auznahmslos voll beseßt sind und die Schüler si einen großen Theil des Tages in den Näumen aufzu- balten haben, so ift dcch gerade diesen Gebäuden, denen das jungeLeben der

tation zu fraftvoller Entwicklung anvertraut wird, die größte Fürsorge zuwidmen. Die Beantwortung dec gestellten Frage ist an der Hand wissen- saftliher Erkenntniß oder mit Hilfe statistishen Materials nicht zu geben ; aber auch die Praxis liefert glücklicherweise keinen Beweis dafür, daß in den Lehranstalten der neuesten Zeit, deren Einrichtungen dem Können der Technik entsprehen allerdings aud nur bei

lesen die Luftverbältnisse ungünstige zu nennen sind. Bei der

Vasen Sorgfalt und Aufmerksamkeit, welhe die Behörden den ge- undbeitlihen Zuständen der Schulen angedeihen lassên, müßten si in den Schulgebäuden, die mit den zur Zeit vollkommensten Lüflungs- anlagen ausgerüstet sind, wohl Anhaltspunkte ergeben, welche die An- nahme eines ungenügenden Luftwechsels rechtfertigen ließen. i

So wird man unwillkürlich darauf verwiesen, die wissenschaftliche

Forderung einer Kritik zu unterwerfen und kommt dahin, daß es eine wichtige Aufgabe der Hygiene ist, die Pettenkofer’\{che Theorie für Be- stimmung des Luftwechsels einem weiteren forgfältigen Ausbau oder einer Umgestaltung entgegen zu führen. An Stelle der Annahme muß der Beweis treten und um fo berechtigter. ist diese Forderung als einshneidende wirthschaftliche M davon getroffen werden. __ Pettenkofer giebt selbst im Jahre 1882 in der Einleitung seines Handbuchs der Hygiene seiner Anshauung dahin Ausdruck, „daß die Gegenstände der Hygiene mit dem Fortschreiten der Er- kenntniß der näheren Umgebung des Menschen und der An- wendung verschiedener Einrichtungen und ihrer Einwirkung -auf die Gesundheit niht immer die gleichen bleiben können, sondern si ändern müssen.“ Selbstverständlih darf troy des Wunsches nah einem weiteren Ausbau der Pettenkofer’]|chen Theorie der segensreihe Einfluß niht verkannt werden, welchen sie auf die Einrichtungen unserer öffentlichen Gebäude ausgeübt hat; auch soll nicht gesagt sein, daß Staat und Gemeinden niht nah wie vor bestrebt sein müssen, den zur Zeit noch anerkannten Forderungen der Hygiene in der Praxis nach Möglichkeit gerecht zu werden. Da findet sich noch ein reihes Gebiet der Arbeit in der richtigen Gestaltung und Ausführung der betreffenden Anlagen, in Verfolgung des Grundsatßes, mit den geringsten erforderlichen Mitteln das denkbar Vollkommenste zu hafen. Ganz befonders muß die größere Verbreitung der wissenschaftlihen Erkenntniß angestrebt und dahin gewirkt werden, daß nicht nur der Staat und die Gemeinden, sondern auch alle Private, welche Gebäude dem öffent- lichen Dienst übergeben, dem erforderlichen Luftwehsel durch an- gemessene Anlagen Rechnung tragen. So sollte die staatliche Genehmigung einer Privatschule auh von der Erfüllung derjenigen bygienishen Bedingungen abhängig gemaht werden, welche der E A Uu Einrichtung seiner eigenen Schulen zu stellen sich ver- pflichtet hält.

Abgesehen davon, daß alle hygienishen Einrichtungen der Er- baltung der Gesunobeit dienen, üben sie auf alle, die unter ibrem Schutz stehen, einen erzieherishen Einfluß aus. Das Schulkind, welches zu Hause keine körperliche Pflege findet, weil die Eltern das Bedürfniß tasür nicht empfinden, wird durch szubere, gut ge- lüftete Shulräume, durch Benußung der vielfa jeßt eingerichteten Schulbäder, kurz durch die ihm erwiesene Wohlthat körperlicher

flege, ein unbewußter Förderer der gesundheitlihen häuslichen Ver- ältnisse werden. l A i

Zur Zeit geht die wissenschaftlihe mit der praktishen Hygiene nicht genügend Hand in Hand. Die reine Wissenschaft muß ja natur- gemäß völlig von praktishen Rücksichten losgelöst bleiben ; sobald sie aber für die Praxis Forderungen stellt, muß sie fich Nechenschaft geben können, ob die Mittel zur Erfüllung derselben vorhanden find. Die Praxis dagegen muß alles shablonenmäßige Arbeiten vermeiden und jederzeit bestrebt bleiben, niht nur der technishen, fondern au der hygienishen Wissenschaft nah besten Kräften gerecht und so gleichzeitig ein Förderer der leßteren zu werden. L

In dieser Beziehung bedürfen wir noch fehr der Hilfe des Staates. Die Hygieniker und Techniker sind noch zu sehr auf sich und das Allgemeinwohl dadurch auf das Interesse angewiesen, welches die wissenschaftlihe und die praktische Hygiene vird ihre Vertreter an einander nehmen. y /

Necht augenfällig tritt der geringe Zusammenhang, welcher häufig zwischen Theorie und Praxis besteht, in die Erscheinung, wenn ein Hygieniker berufen wird, ohne Beistand eines Technikers eine Ein- rihtung zu prüfen oder zu untersuhen. Es findet dann gar leicht und zum Schaden der richtigen Entwickelung gesundheitstehnisher Anlagen eine Verwechselung statt zwishen den Fehlern der betreffenden Ein- richtung und dem Können der Technik überhaupt.

Großer Dank gebührt der Regierung für die in den leßten 10 Jahren an den Universitäten geschaffenen Lehrstühle für Hygiene. Die Erfolge diefer thatkräftigen Förderung der Wissenschoft sind nit auêgeblieben und haben sih in den beiden leßtvergangenen Jagren glänzend durch die wirksame Bekämpfung der Choleragefahr gezeigt, nachdem die Seuche plößlih in der Schwesterstadt Hamburg in ver- heerender Weise ihre Opfer gefordert hate. :

In allen Fällen aber, in denen es auf ein inniges Jneinander- greifen der Hygiene und Technik ankommt, in denen die hygienische Erkenntniß nur mit Hilfe der tebnischen Wissenschaft praktische, nußz- bringende Gestaltung erfahren kann, ist noch eine fühlbare Lücke vor- handen. Diese kann nur dadurch ausgefüllt werden, daß den Technikern an den Hochshulen Gelegenheit gegeben wird, fich in allen Fragen der praktishen Hygiene die nöthige wissenshaftlihe Grundlage zu verschaffen, und andererseits, daß die Hygieniker mehr als bisher nicht in das Handwerksmäßige, sondern in das Wesen der Technik eingeführt werden. : i O .

Bereits für das heute besprochene kleine aber wihtige Gebiet wäre mit Leichtigkeit der Nußen nachzuweisen, welchen hygienisch ge- {ulte Ingenieure und technisch geshulte Hygieniker dem Staate und der Allgemeinheit bringen würden. : «

Mit wenigen Ausnahmen wird der Wohnungshygiene von seiten der Architekten nur diejenige Aufmerksamkeit ges{ch-nkt, welhe nah Maßgabe der bestehenden Vorschriften unerläßlich ist; es fehlt vielfach die wissenschaftlihe Erkenntniß zu einer höheren als der shablonen- mäßigen Anwendung. A S

: Auf diese Weise werden Anlagen geschaffen, welche häufig ihren Zweck nicht in der gewünschten Weise erfüllen, welche auf der einen Seite falsch angebrachte Ersparnisse, auf der andern dagegen un- nöthige Ausgaben erkennen lassen. Bei den Schulräumen z. B., auch bei denjenigen Räumen, die durch zeitweise Ansammlung einer großen Anzahl von Personen eine bedeutende Steigerung der Temperaturverhältnisse erwarten lassen ist zur Zeit vielfach noch eine weitgehendere n der Lüftungsfrage erforderlich ; bei den Krankenhäusern dagegen geht man im Hinblick darauf, daß die Kranken in den Ränmen Genesung finden sollen, oftmals weit über das nöthige Maß hinaus, ohne doch gerade bei diesen Gebäuden \{chwerwiegende Fehler in der Anlage der Lüftungseinrihtungen zu vermeiden. So halte ich unter anderem die Lüftung der Operations- räume, in denen häufig über Leben und Tod entschieden wird, zur Zeit in den meisten Krankenhäusern für geradezu fehlerhaft. ;

Sobald auf unseren Technischen Hochschulen dahin gewirkt würde, der wissenschaftlihen Hygiene mehr Geltung zu geben, auf unseren Universitäten den Aerzten das Eindringen in die einshläglihen teh- nishen Wissenschaften mehr zu ermöglichen und bei ihnen besonders au die praktishe Anschauung durch wiederholte, unter sachkundiger Leitung auegeführte Besichtigungen tehnisher Anlagen zu wecken : 10 würde auc, und nicht zum kleinsten Theile durch die Techniker, welche im Leben steben und unmittelbar für das praktische Leben wirken und schaffen, die Erkennt der Wichtigkeit praktisher Gesundheitspflege in die breiteren Volks\chichten getragen werden. E O

Es ist häufig der Vorschlag gemaht worden, wirkliche Sanitäts- beamte auézubilden, die hygienish und tehnisch glei gut geschult sind und dies in beiden Fächern durch ein Examen zu bethätigen haben.

Fc glaube indessen nicht, daß dadurch das erreicht werden könnte, was von seiten der praktishen Gesundheitspflege anzustreben ist, da ein gleihmäßiges Beherrschen der beiden großeti in Frage kommenden Gebiete, von denen ein jedes jahrelanges Studium und noch längere Praxis erfordert, nit verlangt werden kann. /

Das höchste anzustrebende Ziel besteht meines Erachtens darin, daß tüchtige und in der erwähnten Weise gebildete Hygieniker und Techniker bei allen Fragen von wissenschaftlich-praktischer Bedeutung gemeinsam ihre entscheidende Stimme abzugeben haben. Die Er- reihung dieses Zieles bietet die sicherste Gewähr für einen kräftigen, segensreihen Ausbau der gesammten Gesundheitswirthschaft.

Die geistige Arbeit der Jahrhunderte, der hohe Stand der Wissenschaften unserer Zeit weisen dem einzelnen {heinbar immer

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kleinere Gebiete an und zeigen ihm E. leihzeitig, wie dieselben groß und unermeßlih sind. Eine jede Wissenschaft hat die gleiche Berechtigung und in sih den gleihen Werth und jeder, der seiner Wissenschaft treu dient, dient in gleihem Maße der Menschheit. Aber nur unter dem Scuy eines kräftigen Staats kann der Baum der Wissenschaft Blüthen und Früchte treiben und nur unter der ung einer weisen Regierung die Kraft des Staats erhalten eiben.

Die Aufgaben, die ein jeder Tag dem Menschen stellt, lassen ihn e niht „immer eingedenk sein der Woblthaten, die er genießt duch das Dankgefühl bedarf der inneren Mannzung,

Nber Tage wie der heutige find gemacht, die Alltagsarbeit einmal ruben zu lassen, und zumal für uns Deutsche gilt der Geburtstag unseres Kaisers als der Tag des Dankes gegen unser erhabenes pen erhaus, das unser Deutschland durch Nacht zum Lit, durch

ampf zum Sieg geführt hat. Die glorreihe Entwickek&y unseres theuren Vaterlandes läßt in uns des Dichters Worte lebendig

werden : L „Es ist kein s{hön'’rer Anblick in der Welt, Als einen Fürsten seh’n, der klug regiert, Das Reich zu seh’n, wo Jeder stolz gehort, Wo Jeder fich nur selbst zu dienen glaubt, Weil ihm das Rechte nur befohlen wird.“

Hochgeehrte Festversammlung! Lassen Sie uns den Gefühlen, die uns heute bewegen : den Gefühlen des Dankes, der Liebe, der Verehrung gegen unseren erhabenen Kaiser, und dem heißen Wunsche, daß Gott Ihm eine lange und gesegnete Regierung verleihen möge, Ausdruck geben durch den Nuf:

Seine Majestät unser Allergnädigster Kaifer, König und Hercr lebe hoch!

Rede des Professors Dr. Pinner, gehalten am 27. Januar in der thierärztlihen Hochschule.

Hochansehnlilhe Versammlung! Werthe Herren Kollegen! Liebe Kommilitonen! : ;

Fast ein Jahrhundert is verflossen, seitdem mit dem Wieder- aufblüben der Vaterlandsliebe, welche unser Volk zu jener herrlichen That der Befreiung von fremdem Joch begeistert hat, immer mehr und mehr die Sitte bei uns sich eingebürgert hat, den Geburtstag des Vaters unseres Vaterslandes als Familienfest zu feiern. Nament- lih in allen Anstalten, in denen für die Entfaltung und gedeihlihe Entwicklung des Geistes und des Gemüths unserer Jugend Sorge getragen wird, giebt dieser Tag Veranlassung, Dank abzustatten unserem erlauchten Herrscher als dem Beshüßer und Förderer der edelsten Güter des Volks, der Wissenschaft und der Kunst. Auch unsere An- stalt hat fi seit ihrer Erhebung zur Hochschule den anderen Hoch- \chulen angeschlossen in dem Gebrauch, diesen Tag dur eine Festrede zu feiern. Wenn ih als Vertreter der Chemie den ehrenvollen Auf- trag erhalten habe, als Redner heute vor Ihnen zu erscheinen, fo liegt nihts näher, als Jhnen in O Strichen das Anwachsen der n R der von mir vertretenen Wissenschaft an unserer Hochschule zu \fkizzieren. ;

Welchen Aufshwung hat die Chemie während diefes Jahrhunderts genommen und welche A deutung hat sie für die Heilkunde sich er- obert! Mit Staunen und Bewunderung blicken wir zwar auf die geniale Größe eines Parac&sus, der vor nahezu 400 Jahren bereits das Gebäude der Heilkunde auf chemischer Grundlage aufzubauen unternahm. Aber dieses Gebäude konnte keine Festigkeit besißen, war doch der Grund felbst noch nicht festes, aus unumstößliher Wahrheit bestehendes Gestein, sondern Flugsand der Phantasie. Erst in dem- selben leßten Jahrhundert, in welhem unsere Hochschule aus kleinsten Anfängen zu hoher Blüthe emporgewachsen, sind auch die chemischen Grundwahrheiten aufgefunden worden und haben in raschester Folge zur Entdeckung der so sehr zablreichen, niht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Industrie und für die Heilkunde wichtigsten Thatsachen geführt. Zur Zeit der Gründung unserer Hochschule hatte eben Lavoisier die Rolle, welche der Sauerstoff, die „Lebensluft“, in der Natur und zumal in der organishen Welt spielt, kennen gelehrt, nachdem fowohl von dem Engländer Priestley, als auch von dem in Stralsund geborenen und deshalb damaligen Schweden Scheele dieses Gas zwar in reinem Zustande gewonnen, in feiner Bedeutung jedoch nit erkannt worden war, weil Beider Vlick durch die die Ge- dankenwelt der Chemiker allgemein beherrshende Phlogistontheorie getrübt war. Kaum aber war die grundlegende Entdeckung Lavoisier’s Gemeingut geworden, * so wurde auch {hon das chemishe Grundgesfeß, „die Konstanz der Verbindungsverhältnisse“, bei chemischen Ver- bindungen durch seinen Landsmann Prouft aufgestellt und troß der anfänglihen Bekämpfung seitens eines Mannes, wie Berthollet, in verhältnißmäßig kurzem Zeitraum in unumstößliher Weise erwiesen. Gleichzeitig begründete der Engländer Dalton, nahdem er das Gesetz der multiplen Proportionen aufgefunden, die Theorie von der atomistishen Zusammensezung aller Materie. Freilih konnte diese Theorie, welche wir heutzutage fast als felbstverständlih zu betraten gewohnt sind, weil alle die unübersehbar vielen Thatsachen, welche wir seit jener Zeit kennen gelernt haben, uns durch dieselbe fich erklären lassen, wegen der Unsicherheit der Untersuhungsmethoden nur nah Ueberwindung vielfaher Schwierigkeiten unwiderlegbar dar- gethan werden. / :

Wie unsicher die Untersuhungsmethoden am Anfange unseres Jahrhunderts gewesen, und welche eigenthümlichen Schlüsse aus der Verschiedenartigkeit der Resultate bei der wiederholten Analyse einer und derselben Substanz gezogen worden find, erhellt unter anderem daraus, daß zu jener Zeit auf Veranlaffung von Alexander von Hum- boldt die atmosphärishe Luft in vielen Straßen von Berlin auf ihren Sauerstoffgehalt untersucht wurde, und daß die Behrenstraße als die gesundeste erklärt wurde, weil man in ihr den größten Sauerstoffgehalt in der Luft gefunden hatte. Wir wissen heute, daß auf allen Theilen der Erde und in allen bisher erforshten Schichten der Luft der Sauerstoffgehalt derselben vollkommen konstant ift.

Es würde viel zu weit führen, an dieser Stelle die vielen hervor- ragenden Männer zu erwähnen, welche sih an der Begründung scharfer Untersuchungsmethoden betheiligt haben. : :

Nachdem durch Avogadro 1811 die Unterscheidung zwischen den vhysikalisch kleinsten Theilhen der Materie, den „Molekülen“, und den chemisch kleinsten Theilchen, den „Atomen“, klargelegt, und nach- dem durch Dulong und Petit 1819 die Beziehungen zwischen den Atom- gewichten und den \pezifischen Wärmen der Elemente erkannt worden waren, konnten die Atomgewichte der meisten Elemente mit Sicherheit festgestellt und dadur der Boden zur Auffindung neuer Naturgesetze bereitet werden. Zugleich konnten in der chemishen Schreibweise die alten chemishen Aequivalentgewihte von Berzelius durch die wahren Atomgewichte erseßt, dadurch jede Willkür beseitigt und die vershiedenartigsten Be- iehungen der Elemente zu einander anshaulich gemacht werden. Die {Hönste Frucht dieser Neuerung war die Anordnung sämmtlicher Elemente nach ihren Atomgewichten seitens des russishen Chemikers Mendelejew, das „periodishe System der Elemente“, durch welches ezeigt werden konnte, daß die Eigenschaften eines Elements abhängig find von dem Gewicht seines Atoms, oder mit anderen -Worten, daß die Materie die Verschiedenartigkeit ihrer Eigenschaft der größeren oder geringeren Zusammenballung der kleinsten Theilchen einer und derselben Urmaterie dankt; ebenso wie lediglich die verschiedene Schnellig- keit der Bewegung der Moleküle die physikalishen Erscheinungen : „Licht, Wärme, Elektrizität“ bedingt.

Daß die unendlihe Mannigfaltigkeit der uns umgebenden Körper- welt ihren Ursprung in der verschiedenen Aneinanderhäufung der Theilchen einer einheitlichen Urmaterie hat, ist seit langer Zeit bereits geahnt worden. Schon 1815 hat Proust die Behauptung aufgestellt, die Atomgewichte der sämmtlichen Elemente seien ganze Vielfache des Atomgewichts des Wasserstoffs, somit Wasserstoff selbst die Urmaterie ; allein diese Behauptung konnte nach den sorgfältigen Atomgewichts-