1894 / 36 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

E E R E

Im Berliner Theater geht Shakespeare's - „Timon von Athen“ in der Bulthau!-t'shen Bearbeitung, scenisch und tehnis{ch vollkommen neu ausgestattet, am Donnerstag zum erften Mal in Scene. Der morgige Abend und der Mittwoch bringen in neuer Einstudierung und mit Auguste Prasch-Grevenberg in der Nolle der Pop Wiederholungen von Oskar Blumenthal’'s Schauspiel „Ein

ropfen Gift“. Morgen Nachmittag, am Montag und Sonnabend geht Wichert's Schauspiel „Aus eigenem Recht“ in Scene. Am Diens- tag spielt Ludwig Barnay den Kean und am Freitag tonimt als 29. Lene Morg Gußkow’'s „Uriel Akosta“, ebenfalls mit Ludwig Barnay in der Titelrolle, zur Darstellung. Î

Im Lessing-Theater wird Victorien Sardou’'s Lustspiel „Madame Sans-Gêne“ morgen, am Montag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend zur Aufführung gelangen. Am Mittwoch und Freitag finden Wiederholungen des Schauspiels „Ohne Geläut“ von Fedor von Zobelti ftatt. Der Autor dieses Werks ist nah dem ftarken Erfolg, den sein Schauspiel gewonnen hat, von Herrn Dr. Oscar Blumen- thal kortraftlih verpflihtet worden, auch seine nädhsten Bühnenwerke dem Lessing-Theater zu überlassen.

Im Wallner-Theater wird morgen zum ersten Mal „Der ungläubige Thomas* in der Obiginslbeleg aller Hauptrollen gegeben, während das Lustspiel „Unter vier Augen“, das den Abend einleitet, in den beiden Hauptpartien zum ersten Mal von Franz Schönfeld und Marie Reisenhofer dargestellt wird. Im übrigen finden die Gesammt - Gastspiele des Lessing - Theaters auch in dieser Woche täglich statt. Am Montag, Dienstag, Donnerstag und Sonn- abend wird „Der ungläubige Thomas“ und „Unter vier Augen“ wieder- holt; am Mittwoh und Freitag gelangt Hermann Sudermann's Schauspiel „Heimath" mit Marie Reisenhofer als Magda zur Auf-

rung.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater wird bis einsGließli nächsten Donnerstag „Der Lieutenant zur See* gegeben. Am Freitag gebt zum ersten Mal „Brautjagd*, Operette in drei Akten von Hermann Hirschel, Musik von Franz von Suppé, in Scene.

Im Victoria-Theater wird, wie hon mitgetheilt, in der morgigen Nachmittagévorstellung zu ermäßigten Preisen „Lumpaci- vagabundus“ gegeben; am Abend findet die leßte Sonntags-Auf- fübrung des Ausstattungsftücks „Die Kinder des Kapitän Grant“ statt, das am Montag zur fünfzigsten Darstellung gelangt.

Im Theater Unter den Linden wird in der Operette , Der e eLget die Nolle des Martin von Montag ab Herr Druer ingen.

Im Zentral-Theater wird morgen die Revue „Berlin 1893“ zum fünfzigsten Mal aufgeführt. : Z

Das Bracnina des am Dienêtag in der Sing-Akademie stattfindenden Martha Remmert-Konzerts ist, wie folgt festgeseßt: Tris für Klavier, Violine und Cello op. 50 -von Tschaïkowsky, Fantasia apPassíionata für Violine von Vieurtemps, Klaviersoli von Schumann, Paderewski und Schubert- Liszt: Cello-Vorträge von Bach, Mafsenet und Piatti; Schottische Lieder mit Trio-Begleitung von Beethoven. Die Mitwirkung übernehmen Fräulein Elisabeth Gerash, sowie die Herren Kark Prill und Julius Klengel.

Im Konzerthause wird morgen der Komponist E Emil Hartmann mehrere ‘eigene Kompositionen und zwar: „Ein Karnevals- fest“, „Berceuse“, „Skandinavishe Volksmusik Suite Nr. und „Im Mondschein* unter persönlicher Leitung zur Aufführung bringen. ür Montag stehen auf dem Programm: Raffs Symphonie „Im e“, und Lieder von Hartmann, gesungen von Herrn Budde und Frau Sanda-Norden. |

Maunigfaltiges.

E tvas Mittheilung des Ministers der öffentlihen Arbeiten an den Magistrat is, nachdem Seine Majestät der Kaiser und Könitig enebmigt haben, daß die zur Aufrehht- erhaltung des erkehrs zwishen der S{hloßinfel und der Königstraße während des bevorstehenden Neubaues der Langen- (Kurfürsten-) Brücke erforderlihe Interimsbrücke auf- geführt und die I Beseitigung des Denkmals des Großen Kurfürsten bewirkt, demnächst aber mit dem Abbruch der vorhandenen Langen Brücke vorgegangen werde, der Polizei-Präsident ersuht worden, die landespolizeilihe Genehmigung für den Bau der Interimsbrücke zu ertheilen. Gleichzeitig ersuhte der Minister den Magistrat, die Beseitigung bezw. Wiederaufstellung des Denkmals oberhalb der alten Brücke in die Wege zu leiten. Das auf Veranlassung des Ministers angefertigte Modell des Neubaues der Langen Brücke, welches im allgemeinen, vorbehaltlih der genaueren Durchbildung der einzelnen Theile in arcitektonisher und technisher Hinsicht, die Zu- stimmung ebenfalls erhalten und welches der Ausführung des Neubaues zu Grunde gelegt werden soll, ist dem Magistrat von dem Minister zur Verfügung gestellt worden.

__ Wie der „N. A. Z.* berihtet wird, hat Jhre Majestät die Kaiserin der Frau Brehmer, Zionékirhstr. 14, die, wie bereits emeldet, vorgestern ihren hundertsten Geburtstag feierte, in früber

orgenstunde telegraphisch Allerhöchstibren Glückwunsh übersandt. Gegen Mittag erschien bei Frau Brehmer der Pfarrer der Zionskirche Pastor Jacobi und überreichte der Jubilarin im Auftrage Ihrer Majestät eine der Anzahl der Jahre entsprehende Summe Geldes. Frau Brehmer is seit fünfzig Jahren Wittwe. Von ihren neun Kindern leben noch drei, die selbft Großeltern sind, und so war denn die E Greisin an ihrem Ehrentage von einem großen Enkel- und Urenkelkranz umgeben.

__ Da die bereits bestehenden Volksbäder einen erheblichen Zu- chuß seitens der Stadt erfordern, follen bei dem bevorstehenden Neubau der städtischen Badeanstalten solche Maßnahmen getroffen werden, daß Zuschüsse möglichst vermieden werden, und zwar joll die Unterscheidung von Bädern erster und zweiter Klasse fallen ge- lassen und der Tarif so berehnet werden, daß die Rei- nigungs- und die Shwimmbäder möglichst billig abgegeben, dagegen für Wannenbäder etwas höbßere reise erhoben werde. Der Magistrat hat daher der „N A. Z zufolge “in feiner gestrigen Sitzung beschlossen, folgende Preise für die neuen Badeanstalten festzuseßen : 1) für ein Brausebad mit einem Handtuch und

i s, 2) für ein Wannenbad gleihfalls mit einem Handtuh und Seife 30 4, 3) für éin Schwimmbad mit einem Stü Seife, jedoch ohne Wäsche, für Erwachsene 25 4, für Kinder 15 4. Das Schwimmunterrichts - Honorar für Erwachsene beträgt 5 4, für Kinder 4 A Die von dem Magistrat niedergesezte Kommission zur Vorberathung der Frage wegen dei Baues einer elektris ch en Howbahn in Berlin hat ihcen Bericht erstattet. Sie stellt den Antrag, zur weiteren Berathung dieser Angelegenheit eine ge- mischte Deputation von 22 Mitgliedern, und zwar 7 Magistrats- mitgliedern und 15 Stadtverordneten A Der Magistrat hat demgemäß beschlossen und wird hierzu die Genehmigung der Stadt- verordneten-Versammlung nahsuchen. Ferner beshloß der Magi- strat, dem Vorstand des Berliner Schwimmerbundes die Biite zu gewähren, dem Verein zur Abhaltung eines Shwimmfestes mit Wettshwimmen die städtische Badeanstalt in Moabit am Sonntag, 295. Februar, von Nachmittags 3 Uhr ab zur Verfügung zu {tellen.

Wien, 9. Februar. Die Leichenfeier für den verstorbenen Professor Billroth fand heute unter außerordentlih großer Be- R statt. Dem Leichenwagen folgten nah dem He cht des. „W. T. B.*: der Rektor der Universität mit dem akademischen Senat, der Lehrkörper der medizinishen Fakultät, die Vertreter der anderen Fafultäten der Universitäten von Prag und Graz, zahl: reide Schüler des Gelehrten, sowie die Vertreter der medizinischen und humanitären Vereine. Der Einsegnung in der evangelischen Kirhe wohnten der Erzherzog Rainer, die Minister Marquis von Bacquehem, Graf Schönborn, von Madeyski, Graf Falkenbayn und von Plener bei, ferner als Vertreter des deutschen Botschafters uptmann von Hugo und eine große An- zahl anderer hervorragender Persönlihkeiten. Pfarrer Fe: mann widmete dem Verstorbenen einen ergreifenden Nachruf. Die Beiseßzung erfolgte auf dem Zentralfriedhof, wo der Dekan der medizinishen Fakultät Professor Vogl namens der Universität Wien, Professor Gussenbauer-Prag namens der Schüler Billroth's und Profesor Chrobak-Wien namens der Gesellschaft der Aerzte sprahen. Der Wittwe des Professors Billroth gingen im Laufe des Tages weitere nei Beileids- kundgebungen aus dem Inlande und dem Auslande zu, darunter ein S Seiner Königlichen Hoheit des Prinz - Regenten von

ayern.

Marseille, 9. Februar. Zwölf Personen, meist Spanier, welche unter dem Verdacht stehen, Falschmünzerei in größtem e betrieben zu haben, sind laut Meldung des „W. T. B.“ verhaftet worden; als Mitschuldige wurden auch zwei Bankbeamte festge- nommen. :

Verona, 9. Februar. „W. T. B.“ meldet: Heute Nachmittag 1 Uhr 50 Minuten erfolgte hier ein ziemli heftiger Erd oß; au in Tregnago und Bardolino wurden starke Stöße verspürt.

(Fortsezung des Nichtamilichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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t vom 10. Februar, orgens.

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Breslau... | 754 | 4\wolkenlos | De. ¡[WSW 2hheiter A s ei O 1l\wolfig I oe ; still bedeckt

1) Nachts stürmische Böen 4 UVeRns und Nachts Regen. 2) Nachts Regen. ©) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein ungewöhnlich tiefes barometrishes Minimum unter 717 mm liegt an der mittleren norwegischen Küfte, auf seiner Südseite bis zu den Alpen stürmische Luftbewegung hervorrufend, welche stellenweise volle Sturmstärke erreiht. Am höchsten ift der Luftdruck, über 768 mm, über Südfrankreiß. Jn Deutsch- [and ift das Wetter warm, trübe und regneris, jat überall ift Regen gefallen, zu Gurhaven 26 mm, die Temperatur liegt 3 bis 9 Grad über Null und 4 bis 9 Grad über dem Durhschnittêwerth. Das

rostwetter beshränkt fich nur noch auf den hohen

orden Guropas. Auch Christiansund meldet 24 mm

Regen. Deutsche Seewarte.

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Theater - Anzeigen.

KVönigliche Schouspiele. Sonntag: Opern- haus. 37. Vorstellung. Die MWeisterfinger vou Nüruberg. Große Oper in_3 Akten von Richard Wagner. (Walther von Stolzing: Herr Gmil Göge, Königlicher Kammersänger, als Gast.)

Scene geseßt vom Se ENeeT Teylaff. irigent: Kapellmeifter Dr. Muck. Anfang 6{ Uhr.

Schauspielhaus. 42. Vorstellung. Die gelehrten

en. Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean

tiste Molière. Jn deutschen Versen von Ludwig

ulda. In Scene gelebt vom Ober-Regisseur Mar

—— ebildete Kranke. Lustspiel

in 3 Aufzügen von Lan Baptiste Molière, mit

Benußung der Wolf Graf Baudisfin'schen Ueber-

seßung. In Scene gesezt vom Ober-Regifseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Montag: Opernhaus. 38. Vorstellung. Auf Allerhöhsten Befehl. Erster Gesellschafts - Abend. Vajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leon- cavallo, deutsch von L. Hartmann. Prometheus. Musik von Ludwig Beethoven. Nach einer mytholo- ischen Tanzdichtung Emil Taubert?s- in 2 Akten von

mil Graeb. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 43. Vorstellung. Die WMinne- fönigin. Komödie in 1 Aufzug von Hans von Gumppenberg. Verboteue Früchte. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach einem Zwischen)piel des Cer- vantes, von Emil Gött. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. Keine Vorstellung. 8s. Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle. Direk- tion: Herr Felix Weingartner, Königlicher Kapell- meister. Gedäthtaiß-Feler für Richakd Wagner. Anfang Ubr.

Schauspielhaus. 44. Vorstellung. Zopf und Schwert. Lustspiel in 5 Aufzügen von Karl Gußkow. Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. Mittwoch: Der fliegende Hol- länder. Donnerstag: Die Hochzeit des Figaro. Freitag: Mara. Slavische Brautwerbung. Cavalleria rusticana. Sonnabend, zum ‘ersten Mal : Die Mediei. Sonntag: Die Medici. Montag, auf Allerhöchsten Befehl: S, Gesell-

schafts-Abend.

Schauspielhaus. Mittwoch: Die Minne- fönigin. Verbotene Früchte. Donnerstag: Ein Sommernad,tstraum. Freitag: Vasanta- sena. Sonnabend: Der Kaufmaun von Venedig. (Porzia: Frau Clara Meyer, Ehrenmitglied des Königlichen Schauspiels. Lettes Auftreten in dieser Spielzeit.) Sonntag: Die Minnekönigin. Verbotene Früchte.

Deutsches Theater. Sonntag: Der Herr Senator. Anfang 7 Uhr. ; Montag: Der Herr Senator. Dienstag : Des Meeres und der Liebe Wellen.

Berliner Theater. Sonntag, Nahm. 24 Uhr: Aus eiguem Recht.

Abends 7x Uhr: Ein Tropfen Gift.

Montag: Aus eiguem Recht. Anfang 7 Uhr.

Dienstag : Kean.

Lessing-Theater. Sonntag: Madame Sar: Gêne.

Montag: Madame Saus-Gêne.

Dienstag: Madame Sans-Gêne,

Mittwoch: Ohne Geläut.

Wallner-Theater. Sonntag: Zum 1. Male: Der ungläubige Thomas. Unter vier

Angen. : E ontag, Dienstag: Dieselbe Vorstellung.

STiedri - Wilyelmsludiishes Theaier. Chausseestraße 25.

Tonas: Der Lientenaut gur See. Ope- rette in 3 Akten (nach einer älteren Idee) von E. Schlack und L. Herrmann. von Louis Roth. In Scene geseßt von Julius Frißsche. P ert: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr

Montag: Der Lieutenant zur See.

Freitag: Mit neuer Ausftattung. Zum ersten Male: Brautjagd. Operette in 3 Akten von H. Hirschel. Musik von Franz von Suppé.

Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Sonntag: Zum 49. Male. Der Muster- gatte. (Le premier mari de France.)

Schwank in 2 Akten von Albin Valabrègue. Vorher: Lolotte. Anfang 74 Uhr. /

Montag u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung. In Vorbereitung: Der Maskenball (Veglione). Schwank in 3 Akter von Alexandre Bisson. Deutsch von Benno Jacobson.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum achten Male: Gisela. Sdauspiel in 4 Akten von E. v. Schabelsky. Anfang (3 Ls

Montag: Gisela. Dienstag: Jugend. Mittwoh: Zum ersten Male. A Bass0

Porto. Scenen aus dem neapolitanischen Volks- leben von Gottfredo Cognetti.

Viktoria-Theater. Bee - Alliancestrafie 7/8.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, ermäßigte Preise: Lumpaci vagabundus, oder: Das lieder- liche Kleeblatt. Zauberposse mit Gesang und Ballet in 6 Bildern.

Abends 72 Uhr: 50 Pf.-Sonntag. Unwiderruflich leßter Sonntag. Die Kiuder des Kapitän Grant. Ausstattungs\ück mit großem Ballet in 12 Bildern.

Montag: Die Kinder des Kapitän Grant.

Theater Unter den Linden. Sonntag: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. T u L. Held. Musik von C. Zeller. Anfang {D Le

Adolph Ernst-Theater. Sonntag, 7{ Uhr: Charley’s Taute. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Bajazzi. Bare ette Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed.

acobfon und Benno Jacobson. Musik von Franz Roth. In Scene geseßt von Adolph Frnst.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Zum 14. Male, Herr Coulisset. Schwank in 3 Akten von E. Blum und R. Tos. Hierauf: Zum 50. Male. Berlin 1893, Revue in ei von L. Leipziger. Anfang Ta T

“Montag: Dieselbe Vorstellung.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert. Sonntag Anfang 6 Uhr, Montag Anfang 7 Uhr, unter freundl. Mitw. des Komponisten Herrn Hart- mann, des Opernsängers Herrn Budde u. d. Konzert- fängerin Frau Sanda-Norden.

Symphonie „Im Walde“ von Raff.

[66401]

M usikfest

zur Feier des 50 jährigen Bestehens

des Berliner Tonkünstler - Vereins.

E Donnerstag, 22. Februar 1894, Abends 7 Uhr, Orchester-Konzert im Saal der Sing-Akademie, Freitag, 23. Februar 1894, Abends 7 Uhr, ten Douness in der Neuen Kirche, Am Gendarmenmarkt,

onnabend, 24. Februar 1894, Abends 7 Uhr,

ammermnsik-Abend im Saal Vechftein, Linkstr. 42.

Billets zum ersten Konzert à 3, 2 und 1,50, zum zweiten à 2, 1 und 0,50, zum dritten à 3 und 24 in den Musikalienhandlungen von P. Thelen, Friedrichstr. 233, Richard Rühle, Dranienstr. 150 (Moriß-

plaß) und Abends an den Kassen zu haben.

Zirkus Renz (Karlstraße). Sonntag: 2 Vor- ftellungen, Nachm. 4 Uhr (1 Kind unter 10 Fahren O. Auftreten der Künstlerspezialitäten 1. Ranges;

uftreten sämmtlicher Clowns. Zum Schluß: Wiederholung des Gala-Festaufzuges von Kaisers Geburtstag; mit Pracht-Feuerwerk.

Abends 7# Uhr: Ein Künstlerfest. Außerdem: das Feuerpferd Elimar, vorgeführt von Frl. Oceana Renz; das Schulpferd Prinz, geritten von Herrn R. Renz; die Trapezkünstlerinnen Geschw. Hoff- mann; Gebr. Frediani 2c.

Montag: Zum 150. Male: Ein Künstlerfest. Musterung der Neuerwerbungen für den Marstall.

E a E O E E a 25 Familien-Nachrichten.

Durch den am 8. Februar 1894 erfolgten Tod des Herrn [66362] _ Bernhard Friedheim hat unsere Gefellshaft einen chmerzlichen Ver- lust erlitten. Seit dem Jahre 1879 Mitglied des Auffichtsraths, hat er der Bank ftets ein lebhaftes Interesse gewidmet, sie mit seinen reichen Erfahrungen unterstüßt und sih dadurch ein bleibendes, dankbares Andenken bei uns gesichert. Berlin, den 9. Februar 1894. Der Aufsichtsrath und die Direktion der Deutschen Hypothekenbank (Actien-Gesellschaft).

tsbesißer Otto von Wer (Rothenhoff bei Haus- erge—Vberbehme bei Löhne). Frl. Elise von Wittgenstein mit Hrn. Regierungs-Assessor Mar Janssen (Köln—Aachen-Burtscheid). Verehelicht: Hr. Lieut. Otto von Zanthier mit Frl. Anna Ballhorn S, Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptm. Frhrn. von Wilmowski (Cassel). - Gestorben: Fr. Major Agnes von Kalckreuth, geb. Freiin von Reibni (Königsberg i. Pr.). . Oberst - Lieut. a. D. Wilhelm Schreiner D

Verlobt: Frl. Hedwig Caefar mit f Ritter-

r reienwalde a. O.). Hr. Hauptmann a. D. Herhard Goetz (Danzig). o VereacL Major z. D. Adolf von Feldmann (Hannover). Verw. Fr. Laura von Heynißz-Heynitz, geb. von Zezshwiß (Kölln bei Meißen). Hr. Forstmeister a. D. Gujtav Fickert (Neu-Ruppin). Fr. Wilhelmine Niedesel Freifrau zu Eisenbach, geb. Gräfin v

Otting-Fünfstetten (Eisenbah). Hr. Land- T bit la Dr, jur. Nitbard von P ubeage

(Langendorf).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buhdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

(einshließlih Börsen-Beilage), und 2 Besondere Beilagen.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Beriin, Sonnabend, den 10. Februar

P A I! 1 L L E “Aen

1894,

M 36,

Königreih Preuf2en.

Belanntmaqhuna,

effend das Staßts- Anlehen der vormals freien dir S antiort a. M. von 8 500 000 Fl. d. d. 9. A PrEil 1839.

Bei der am 15. d. M. stattgefundenen 53. Verloofung des 31/igen Staats: Anlehens der vormals freien Stadt Frankfuzrt a. M. vom 9. April 1839 wurden für die zur Kapitaltilgung in 1894/95 yorgeschene Summe die nahverzeihneten Schuldverschreibungen ezogen : : at 1) Zur Rückzahlung auf den 1. April 1894.

% Gl Lie B: 5 1000 Nl. = T1142 ÆM x 65 81 159 214 310 344 352 394 447 492 517 521 617 619 624 S867 85 930 839 853 864 952 976 1032 1038 = 42 857 A 25 _„K8-

9 Stück Litt. B. à 500 Fl. = 857,14 M Nr. 1170 1276 1305 1325 1327 1427 1430 1486 1522 1566 1578 1629 16380 1681 1706 1738 1735 1749 1829 1922 1929 1932 1945 1968 19% =

91428 M 50 S. E 94 Stü S B. à 300 Fl. = 514,29 6 Nr. 2122 2152

9929 2246 2259 2346 2376 2391 2575 2653 2674 2690 2706 2718 ;

9733 2832 2877 2889 - 2993 3021 3023 3043 3051 3089 = 12342 A % S.

% Stü Ltt. B. à 150 Fl. = 257,14 A Itr. 3134 3146 3275 3992 3319 3329 3330 3332 3470 3479 3484 3509 3511 3537 3636 3745 3790 3795 3828 3860 3880 3882 3908 3939 4042 = #428 Æ

Âs Stüd Litt. B. à 100 Fl. = 171,43 A Str. 4101 4133 4167 4189 4280 4312 4343 4370 4379 4408 4430 4486 4531 4538 4597 4606 4709 4832 = 3085 M 74 „4. - 117 Stüdck über 86 142 A 95 8. 2) Zur Rückzahlung auf den 1. Fuli 1894.

2% eee G. z 1000 L. = 1114290 6 ir. = G- 28.66 34 212 381 396 485 496 518 521 524 529 586 650 653 S890 740 818 862 868 989.1035 1085 = 42 857 M 259 8.

% Stück Litt. C. à 500 Fl. = 857,14 6 Sèr. 1107 1149 1156 1192 1277 1279 1352 1445 1541 1574 1580 1589 1624 1633S 1646 1674 1743 1766 1787 1817 1896 1912 2064 2079 2085 == 21 428A 0 A. % Stü Litt. C. à 300Fl. = 51429. 4 Itr. 2105 2144 2150 9317 2428 2481 2524 2570 2991 2611 2612 2629 2637 2739 2748 2754 2769 2849 2859 2886 2895 2947 2957 3029 3062 == 12 857M % A. : : % Stúdt Litt. C. à 150 Fl. = 257,14 6 Nr. 3112 3139 3198 3272 3304 3306 3485 3522 3538 3599 3605 3644 3647 3731 3737 3765 3830 3856 3863 3898 3901 3910 3945 4004 4060 =

2 O... M * L Stü Litt. C A I = 10145 M6 Vir. Le E 41984 4198 4316 4322 4335 4412 4444 4460 4537 4625 4751 4771 479 4821 = 2571 M 49 s. 115 Stü über 86 142 4 95 K. 3) Zur Rückzahlung auf den 1.Oktober 1894.

2% Gd Iott 1% A 1000 L == 1714209 6 Ir. 459 2 119 143 165 199 263 365 402 449 526 555 569 577 618 622 €641 645 714 783 992 1001 1003 1044 1051 1057 = 44 571 A 54 _.. :

% Stüd Litt. D. à 500Fl. = 857,14 Æ Itr. 1133 1182 119 1254 1344 1417 1442 1457 1466 1503 1534 1548 1623 1658 1666 1703 1750 1922 1946 1954 1983 1991 2045 2068 2088 == 21 428

V S. -

96 Stü Litt. D. à 300 Fl. = 514,29 A Ir. 2142 2143 22381 9302 2321 2352 2355 2362 2435 2446 2448 2452 2502 2505 2518 %39 2620 2669 2742 2772 2880 2891 “2906 2918 2972 3097 = 13371 M 54 S.

17 Stü Tätt: D. à 150 Fl. = 257,14 A Itr. 3159-3198 320 3361 3394 3403 3448 3501 3583 3660 3732 3772 3792 3909 4021 1044 4092 = 4371 M 38 S. E

14 Stück Litt. D. à 100 Fl. = 171,43 A tr. 4145 4162 4422 4430 4447 4502 4525 4537 4554 4562 4585 4615 4667 4T86 = 2400 A 02 4.

108 Stück über 86 142 A 98 „L. 4) zur Rückzah lung auf den 1. Jan uar 1895.

2 CRL latt A. A 1000 L 111429 6 At. 29 43 47 127 169 196 209 225 252 304 326 349 387 457 535 594 605 68 716 746 839. 847 927 1069 1086 = 42 857 A 25 _.

2G It A 2 JOU N = SOCIS G See. L 1119 1154 1213 1234 1290 1311 1335 1364 1421 1451 1456 1529 _ 1533 1596 1736 1832 1851 1885 1966 1981 -1985 1995 2020 2055 = 21428 A 50 .

20 Glut Jali A, à 3900 Fl = 91429 M Mr. S110 2157 2163 2167 2951 2257 2346 2426 2444 2481 2485 2486 2537 __2561 2671 2810 2851 2882 2971 3013 3016 3037 3039 3049 Z3OT6 = 12857 4 25 A. S

23 Gld Litt A. à 160 Al = 25714 Æ Nr. 3117 3171 3199 3225 3239 3337 3447 3460 3480 3486 3505 3542 3584 3802 3813 3839 3882 3886 3888 3958 3971 4048 4069 = 5914 6 22 A

18 Stüt Litt, A. à 100. Fl = 171,43 A Nr. 4104 4162 4238 2% 4317 4329 4342 4374 4387 4402 4507 4549 4592 4716 41730 1134 4749 4758 = 3085 A6 74 A.

116 Stück über 86 142 6 96 8. Zusammen: 117 Stück Litt. B. über . : O Ra 106 R E

86142. 95 s O » O S

O Me, I 96

456 Stück über . 3445271 '\ 84 5

Die Jnhaber dieser Obligationen werden hiervon mit Derr Be merten benachrichtigt, daß ge die Kapitalbeträge, Deren Werztrtsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin erfolgt, bei folgenden Stellen erhoben werden können: :

a. bei der Königlichen Kreiskasse in s rantfurt œ M, __b, bei der Königlihen Staatsshulden-Tilgunmngs- fasse in Berlin und , E

c. bei jeder Königlichen Regierungs -DHauptkaf f} e-

Die Auszahlung erfolgt bei Pos. 1, 2 und 3 (Tat B, C und D,) gegen Rückgabe der Obligationen mit den Zinsscheinen MetBHe 1 Nr. 2 bis eins{ließlih 5, bei Mos. 4 (Titt. A) agegen RüÆgaBe der Vbligationen mit den Zinsscheinen Reihe 111 Nr. 3 bis einfŒI. 6.

, Ver Geldbetrag der unentgeltlih zurückzugebenDden, aber feblenden Jinsscheine wird am Kapitalbetrag der Obligation zurückbehalterr- i __ Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weDer bei A Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. noch bei der FSnig- ien Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der Anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligattonen “nige Zeit vor der Auszahlung dur diese Kasse an Den Unterzeic(zrteten ¿ur Prüfung einzusenden.

Zurück stehen noch aus der 42. Verloosung: Litt. B. 4025, 9. Verloosung: Litt. B. 2667, D. 4180, A. 4501. 46, Verloosung: Litt. A. 2464. 47. Verloosung: Litt. B. 4179, C. 49 D. 4217. 48, Verloosung: Litt. B. 37% 3938 O L S0OL A. Me,

49. Verloosung: Litt. B. 3803 3849 3923 4561, C. 2572 3955 4182 4452 4633, D. 251 3902 4249 4325.

50. Verloosung: Litt. C. 2969, D. 2104 2344, A. 4523.

951. Verloosung: Litt. B. 1526, C. 267 2778 3334 4234, D. 2370 3346, A. 2847 3142 4745.

92. Verloosung: Litt. B. 1919 3228 4619. O. 22/8 2004 2763 3358 4220 4776, D. 862 900 1629 1938-2693 2940 3588 4247 4423 4639 4767, A. 103 112 174 211 231 398 709 829 916 1040 1103 1130 1367 1491 1534 1602 1669 1784 1935 1939 2030 2065 2093 2122 2338 2348 2363 2431 2575 2725 2728 2785 2796 2897 2899 2987 3203 3271 3300 3419 3646 3693 3790 3832 4158 4246 4271 4525 4637. ;

Wiesbaden, den 17. Januar 1894.

Der Regierungs-Präsident. In Vertretung: Freiherr von Reiswit.

Deutscher Reichstag. 45. Sigzung vom Freitag, 9. Februar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsezung der Etats- berathung: Post-Etat. ;

Die Einnahmen aus Porto- und Telegraphengebühren beziffert der Etatanschlag auf 2451/7 Millionen.

Ueber den ersten Theil der Rede des Abg. Dr. Schoen- lank (Soz.), der zunächst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Freitag berihtet worden. Nachstehend geben wir den Jnhalt der Fortseßung seiner Rede wieder :

Durch die s{chle{chte Bezahlung werden die Postunterbeamten zu Nebenerwerben gezwungen, und auf diesem Wege wird andern gewerblichen Arbeitern die {limmste Konkurrenz gemaht. Es ift be- reits fo weit gekommen, daß unsere Gerichte die Postbeamten, wenn sie wegen Eigenthumsvergehen vor Gericht stehen, anders als andere Vebertretey beurtheilen, daß sie ausdrüdlich auf die schlechte Bezah- lung des Boislenuton als auf einen mildernden Umstand Rücksicht nehmen. (Redner führt eine Anzaht gerihtliher Entscheidungen und Erkenntnißgründe diefer Kategorie an.) Eine wunderbare Einrichtung ist auch der berühmte oder berüchtigte Spar- und Vorschußverein für die Postbeamten; es werden 5 und 69% Zinsen für die Vorschüsse berehnet, gleichwohl baben 37 000 Mann diesen Verein in Anfpruch nehmen müffen, also mit ihrem Gehalt nicht auskommen können. Dieser Verein liegt der Verwaltung so am Herzen, daß sie Pressionen auf die Beamten ausübt, um die, welche niht Mitglieder sind, zum Eintritt zu zwingen. Die von Amtswegen eingeführte Lebensversiherung will nit recht florieren; troßdem die Verwaltung 17 9/6 der Prämien zu- zahlt, sind nur wenige Tausende ihrer Beamten in der Lage, ih versihern zu können. Aus der Kaiser Wilhelm-Stiftung wurden von den 65 462 # Einnahme nur 2583 Æ zu Gunsten der Unterbeamten ausgegeben, für die sie doch hauptsächlich bestimmt war, wie sie auh zum großen Theil aus deren Beiträgen stammt. Aus dem Titel 38, der zu Unterstüßungen für Unterbeamte und nur in Ausnahmefällen für höhere Beamte bestimmt ist, wird ganz unverhältnißmäßig viel an höhere Beamte gegeben. Große Erbitterung erregt ferner unter den Unterbeamten die Bemessung des Wohnungsgeldzuschusses. Die höheren Beamten und zum theil auch die Assistenten erhalten einen hin- reihenden Zushuß, die Unterbeamten nur einen solhen von 240 M, mit dem in den Städten der Servisklasse a, Berlin, Hamburg, u. st_ w. niht auszureihen ist. Der Wirklihe Geheime Rat Dr. Fischer verweist die Postbeamten auf die Aftervermiethung von Zimmern und Schlafstellen. Es muß noch eine höhere Servisklasse zu 360 A eingeführt werden. Ein Postbeamter mußte, obwohl unschuldig, 7 Wochen in Untersuchungshaft fißen; er wurde dann freigesprochen, war aber inzwischen aus dem Postdienst entlassen worden. Was ist aus dem Manne geworden ? Hat man ihn wieder angestellt? Hat man ihm eine Genugthuung gewährt? Ein Postsekretär aber, der sih gegen die Vorgeseßten und gegen das Eigenthum s{chwer vergangen hat und flüchtig geworden ist, wird in der „Deutschen Verkebrszeitung“ als „freiwillig aus- eshieden“ gemeldet. Die Postassistenten sind. verurtheilt, ewig Hlssistenten zu bleiben, sie müssen dieselben Arbeiten verrihten wie die Postsekretäre, aber nur diese können die höheren Staffeln er- steigen, weil sie die Söhne der Bourgeois sind; jenen bleiben die böberen Karrièren immerdar vershlossen. Mindestens der Weg zum Sekretariat müßte den Assistenten und Ober - Assistenten eröffnet werdèn. In den Post- und Telegraphenschulen ertheilen die Ober- Posträthe und -Direktoren des Reichs-Postamts den Unterricht während ihrer Dienststunden, und da kommt man uns mit der Forderung eines neuen Direktors, eines Unter-Staatssekretärs für das Reichs - Postamt! Die Lehrer beziehen ihr Gehalt un- verkürzt, ebenso aber auch die Schüler der Post-. und Telegraphenshule, ja zu Weihnachten erhalten fie für ihre praktische Thätigkeit noch Diäten dazu von 8 (4! Der Willkür auf dem Gebiete der Gehaltêbemessung würde allerdings sofort ein Ende gemacht sein, wenn das System der Dienstalterszulagen eingeführt würde. Mit den, Stellenzulagen werden die Beamten der Zentralverwaltung ganz anders bedacht, als die übrigen im Lande. Am 6. Februar 1879 erließ der Staatssekretär Dr. von Stephan die Verfügung, welche das Briefgeheimniß für Sozialdemokraten außer Kraft seßte. Das Sozialistengeseß is am 1. Oktober 1890 außer Kraft getreten, dieser Erlaß aber ist noch heute nicht aufgehoben! Allerdings ift auf dem Mege einer Berichtigung der Dienstanweisung die Streichung des in die Dienstanweisung aufgenommenen Erlafses verfügt, aber kein Beamter braucht davon Kenntniß erhalten zu haben. Der Erlaß muß auch durch einen befonderen Erlaß wieder aufgehoben

rverden.

Vize-Präsident Freiherr von Buol: Der Nedner hat von einer berüdhtigten Anordnung der Verwaltung gesprohen.- Jch kann diefen Ausêdruck nicht als zulässig erklären. i 5

Direktor im Reichs-Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr.Fi scher: Meine Herren, die Rede des Vorredners hat in ihrer Dauer von 14 Stunden im Fluge eine solhe Unzahl von Dingen berührt, daß es {wer möglich sein wird, alles einzeln hier zu erörtern, was zur Sprache gekommen is. Die Eile, mit der der Redner den ganzen Post-Ctat unter dem Vorwande, zum Gehalt des Staatssekretärs zu sprechen, einer Kritik unterzogen hat, wird ja begreiflich durh das, was er am Schluß gesagt hat, daß- er nämlich der Meinung wäre, im Namen der gedrückten, hungernden Postbeamten hier das Wort ergreifen zu müssen. Meine Herren, ih lege Protest cin gegen das Mandat, welhes der Abgeordnete sich in diesem Ausdruck vindiziert. (Lebhafter Beifall.) Das kommt ihm nicht zu. Er hat “iht im Itamen der hungernden und gedrückten Postbeamten zu sprechen. Allerdings weiß ih schr wohl, daß die Seite, auf der der Ab- geordnete sißgt, fih häufig den Anschein giebt, als sei sie die eigentlihe Volksvertretung für die Postbeamten allein. Das ist ih möchte nicht gern einen unparlamentarischen Ausdruck gebraudjen eine Ueberschäßung, will ich sagen, der Wirksamkeit jener Herren. Sie, meine Herren, auf allen Seiten des Hauses, haben genau dasselbe Wohlwollen, dasselbe Herz und dasselbe Interesse für die Postbeamten, was von jener Seite allein für sie in Anspru ge-

nommen wird. (Lebbafter Beifall.) Wenn ich namens der Post- beamten gegen das Mandat protestiere, welhes der Abg. Dr. Schoen- lank sih bier beigelegt hat (lebhafte Unterbrehungen; Gloe des Präsidenten) meine Herren, Sie haben jeßt 13 Stunden gesproches; nun gestatten Sie auch, daß wir einige Worte erwidern (lebhafter Beifall), fo thue ich das auf Grund von Wahrnehmungen, die mir aus der Mitte der Beamtenschaft zugegangen did Mir liegt bier ein Zeitungsausshnitt aus den „Bremer Nachrichten“ vor, _worin es im Sprechsaal heißt, unterzeihnet „Ein angestellter Feier beamter für viele gleigesinnte Kollegen“: Geehrter Herr NRedafteur! Mit Ihrem Artikel: „Die Postunterbeamten und die Sozialdemokratie“ in der Sonntags-Nummer haben Sie ganz Recht; es fällt uns Post- unterbeamten garnicht ein, mit den Sozialdemokraten zu har- monieren: Und der Mann fährt weiter fort: Es ist seltsam, daß sich die Sozialdemokraten als unsere Freunde aufzuspielen suchen, während sie bei anderer Gelegenheit uns feindlih gegenübertreten. Da heißt es denn für uns auch: Gott bewahre uns vor unseren Freunden, vor unseren Feinden wollen wir uns schon selbst shügen! (Lebhafter Beifall.) Nun, meine Herren, wenn mit solhen Worten ehrenhafte Beamte bezeichnet werden, wie es vom Vorredner. geschieht : ih habe eine wahre Blumenlese von Worten, die er gebraucht hat, e, Postsklaven, Proskriptionslisten, e: er wirft uns arbarische Bebanklia vor, spriht vom Mandarinenthum. Jch bin der Meinung, wir wollen das nicht fo tragisch nehmen, wie ih das anhôrt. Ich weiß ja, daß diese Worte weniger für diesen Saal berechnet find, als für die, die draußen das lesen follen. (Sehr rihtig!) Sie werden mir alfo vergönnen, daf ich gegenüber den starken Ausdrücken, in denen der Vorredner sein, wie er meinte, gutes Herz für die Postverwaltung hier zur Schau getragen hat, ihm in ganz gelafsener und sahkiher Weife antworte. Ich fange dabei mit dem Dinge an, was uns von allem, was uns vorgeworfen werden kann, am meisten berührt, von der Verleßung des Briefgeheimnisses und da hat es mi allerdings gefreut, daß, um eine solche Anklage zu begründen, der Abg. Dr. Schoenlank auf einen Erlaß zurückgekommen ist, der 15 Jahre alt ist und der unter cinem Sondergesetz erlassen worden ist. Neuere Fälle hat selbst das eingehende Studium. dessen der Abg. Dr. Schoenlank sih rühmt, nicht ermitteln können. Er hat einen Fall zur Sprache gebracht, und hat einen Amtsvorsteher mit Namen genannt er hat gemeint, daß es am Namen läge; einen folhen Scherz berühre ih nicht. Jch kann ihm erwidern, taß der Fall si allerdings so zugetragen hat, wie er- ihn vorgetragen bat; der Abgeordnete hat nur vergessen, das eine mitzutheilen, daß für den offenbaren Mißgriff, dessen der Amtsvorsteher sih \{uldig emacht hat, er in unzweideutiger Weise von feiner vorgesezten Be- hörde rektifiziert worden ist. (Hört! hört!) Damit, meine i, ist die Sache aus der Welt gethan, und wenn der Abg. Dr. Schoenlank meinte, daß jeder Erlaß, da er im „Post-Amtsblatt“ gestanden habe, auch dur Publikation im „Post-Amtsblatt“ hätte aufgehoben werden müfsen, fo ist das geschehen; denn die Abänderungen der Allge- meinen Dienstanweisung werden in ° „Post-Amtsblatt" bekannt ge- macht, und es wird dort darauf hingewiesen, daß sie publiziert werden. Ich wende mi dann zu einer Gruppe von Einzelheiten, die der Abgeordnete, wohl, um seiner Rede ein gewisses drastishes Inter- effe zu verleihen, vorgebracht hat. Er hat sie aus dem Gebiet der Postkriminalistik entnommen. Da is es mir sehr beruhigend, daß ein selbst so scharfer Kritiker, wie der Abg..Dr. Schoenlauk, anerkannt hat, daß die Zahl der Kriminalfälle bei der Postverwaltung eine verhältnißmäßig geringe ist, und es freut mich, dem hohen Reids- tage mittheilen zu können, daß die Zahl fogar von Jahr zu Jahr ge- ringer wird. (Bravo!) Ich habe die Lifte hier. Sie erstreckt fh auf mehr als 30 Jahre. Vor 30 Jahren fiel eine \trafre{chtlihe Unter- sfuhung im Jahre auf 136 Beamte; im Jahre 1870 ih nenne das Jahr 1870 absihtlih betrug diese Zahl eine Verfolgung auf 196 Beamte, und von Jahr zu Sabr hat sich die Zahl der Beamten, auf welche je eine Verfolgung entfällt, vermehrt, alfo die Zahl der Kriminal- fälle im Verhältniß zur Zahl der Beamten verringert. Gegenwärtig entfällt eine Kriminaluntersuhung auf 352 Beamte. (Hört, hört!) D. h. also seit dem Jahre 1870, seitdem der Staatssekretär Dr. von Stephan an der Spiße der Postverwaltung steht, hat die Zahl der Kriminalfälle im Verhältniß zur Zahl der Beamten ih auf die Hälfte verringert. Jch meine, meine Herren, daß eine folche Thatsache mehr beweist als einzelne drastishe Fälle, die auf Grund von Zeitungsberichten hier ins Haus hineingebracht werden (sehr richtig!) und die im einzelnen {wer zu widerlegen sind, die aber nah der Art, wie solhe Zeitungsberichte entstehen, ficherlih niht als beweiéfräftig von Ihnen gehalten werden. (Sehr richtig!) Nun erlauben Sie mir, meine Herren, auf einen dieser Fâlle einmal etwas näher einzugehen, weil er fowohl in der Presse, wie in der Rede des Abgeordneten eine gewisse Rolle gespielt hat; das ist der Fall Thau. Es handelt sih um einen Hilfsunterbeamten, der hier zur Untersuhung gezogen ist, weil er in Verdacht gerathen war, einen Werthbrief, in dem sich 6000 A in Hurdérimarkscheinen befunden hatten, untershlagen zu haben. Der Mann ift vom Gericht freigesprohen worden; allein niht, wie die Zeitungsberichte und na ibnen der Vorredner annahm, weil seine Unschuld erwiesen war, sondern im Gegentheil, der mir vorliegende Bericht sagt: Wenn s\chließlich, heißt es hier in dem Bericht, der dem Justiz- Minister über den Fall erstattet worden ist die Freisprehung er- folgt ist, so ist das keineswegs deshalb geshehen, wie man nah dem Bericht des „Vorwärts“ annehmen müßte, weil kein Schatten von Schuld auf dem Angeklagten gehaftet habe; im Gegentheil, das Gericht hat nur nicht die Ueberzeugung von der Schuld gewinnen können. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ja, meine Herren, wissen Sie denn nicht, daß das ein großer Unterschied ist, dann ist es mit Ihren kriminalrechtlihen Kenntnissen sehr {lecht bestellt. Man nennt das absolutio quia non liquet und das ift feine absolute Freisprehung. Nun heißt es in diesem Bericht weiter, daß die ge- rihtliche Haft über den Angeklagten es handelt sich, wie ih dabei betone, um eine aéritblive Haft; denn wenn man den Vorredner reden hörte, so fonnte man glauben, daß wir den Mann 7 Wochen eingesperrt hätten die eridtliche Haft hat er sih im wesentlichen zugezogen, weil -er sowohl, wie seine inzwishen verstorbene Frau, völlig unwahre Angaben über den Erwerb der in ihrem Besiß gefundenen auffallenden Anschaffungen gemacht hat. Der Mann war 23 Jahre alt, er hatte vor kurzem geheirathet, hatte damals Möbel auf Borg genommen und seit dem 9. Mai, wenige Tage nach dem Diebstahl. wegen dessen er verdächtigt wurde, hatten diese Leute plöglih für 186 Sachen angeschafft, darunter einen Negulator, einen Damenmantel für 32 4 und folche Dinge mehr. Nach dem Erwerb des Geldes, welches für diese Dinge bezahlt worden war, gefragt, hat die Frau gesagt, sie habe den Hundert- markschein, von dem der Vorredner gesprohen hat, aus ihren Er- sparnissen eingewechselt. Der Mann, darnach gefragt, gab eine andere Angabe, und beide haben nachher vor Geriht roiederum andere An- aben gemacht und haben dabei erklärt, sie hätten geglaubt, dem Postinsvektor gegenüber niht die Wahrheit sagen zu brauen. Sie haben auch vor Gericht nicht die Wahrheit gesagt. Ja, meine Herren, wenn darauf hin die Gerichte Haft beschließen, wo ein dringender Verdacht vorlag, so wird man das wohl niht mit dem Namen „Kabinetjustiz“, wie der Vorredner es gethan, zu belegen brauen. Jch wende mih nun zu einer anderen Gruppe von Aus- führungen, die der Abgeordnete gemacht hat, und ih gehe glei ein auf die Hauptsache. Er erhebt die heftigsten Anklagen gegen die Sozial-