1894 / 39 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

E E E

S alc i E E E E I E

erechte Behandlung des Unterbeamtenpersonals und die zulässige E itren ung desselben im Dienst, und sind amtlih verpflichtet, bei ibren Snspektionen dahin ju wirken, daß diesen Zielen und humanen ecken entsprohen wird. Uns ift auch aus Anlaß der neulichen de des Abg. Dr. Schoenlank von einem Postbeamten ein Schriftstück zugegangen. (Abg. Dr. Schoenlank: Das kenne ich!) Nein, das ennen Sie niht. Ein Postverwalter schreibt uns: „Von dem Abg. Schoenlank sind gegen die Postverwaltung und unseren hohverehrten E Staatssekretär Dr. von Stephan wiederum Verdrehungen und Berdächtigungen vorgebracht worden. Wir legen Verwahrung dagegen ein, daß die Sozialdemokraten \sich als Vertreter der Bolibecmten aufspielen; wir haben mit der Sozialdemokratie nihts gemein. Stolz find wir auf die Zugebörigkeit zur s{hönen deutshen Reichspost.“ Dem Abg. Singer will ih auseinandersezen, wie wir die Verhältnisse der Posftunterbeamten vorfanden. Bei vielen Postämtern standen die Unterbeamten fkontraftlich im Privatdienst der Postamts-Vorsteher. Das beseitigten wir durch Vermehrung der Unterbeamten und stellten auch bei den Postämtern I1. Klasse Unterbeamte fest an und aus den ‘Privatboten machten wir Postbilfsboten. Der Unterschied be- steht darin, daß bei den Postämtern I. und II. Klafse etatsmäßig an- gestellte Unterbeamte im Dienst sind, bei den Postämtern III. Klasse dagegen Posthilfëboten mit einem Gehalt bis zu 840 A Diese Hilfsboten erwerben \\ch nach diesem Vorbereitungsdienst die Anwartshaft auf die Anstellung als Unterbeamte. Da ist eine nmcht gleihmäßige Bezahlung {hon deswegen be- rechtigt, weil die Dienstverhältnisse bei den Aemtern IIk1. Klafse viel einfaher sind als bei den größeren Aemtern, und weil au die örtlihen Verbältniffe Einfluß üben. Die Behandlung der Beamten in Bezug auf die Kleiderkafje ist eine gleihmäßige. Was der Abg. Singer mit dem Unterschied der Militär- und Zivilanwärter meint, ist mir unverständlih. Die Militäranwärter erlangen die Berechtigung zur Anstellung nah zwölfjähriger Militärdienstzeit, und nah der Probezeit werden sie angestellt. Zivilanwärter kommen oft nah kürzerer Dienstzeit zur Anstellung. Auch ist der Zudrang in den verschiedenen Orten und Provinzen verschieden. Die lebenélängliche Anstellung ist bei beiden gleihmäßig; es wird den Militäranwärtern die Militärdienstzeit ebenso angerechnet, wie den Zivilanwärtern die “ais ae 15 Jahre nah der etatsmäßigen Anstellung kommen 1e zur lebenslänglihen Anstellung. Fest angestellt sind alle Unter- beamte; wir entlassen überhauvyt feinen, ohne daß er etwas Besonderes verfehlt hat, und für alle bestehen die gleihen Garantien, die ih vorbin anführte. Wieviel Unterbeamte lebenslänglih angestellt find, weiß ih nicht; das macht faktisch gar feinen Unterschied, denn die anderen werden von uns mit denselben Rechtsgarantien behandelt wie diefe.

Abg. Dr. Schoenla nk (Soz.) stellt fest, daß für den Nachtdienst eine baare Entschädigung nit gezahlt wird. Den einen Brief, den der Direktor Dr. Fischer verlesen bat, habe ih au erhalten, er stammt von einem ftrebfsamen Postverwalter in Visselhovede, der sh nah oben hin empfehlen will. Daß es nur bei einem Brief geblieben ist, beweist, daß die Postbeamten mit unserem Auftreten zufrieden find. (Widerspruch rets.) An die Konservativen wenden ih die Postbeamten niht; die Herren haben mit ihrem eigenen Nothstand zu viel zu thun, als daß fie sih darum lümmern fönnten, wie es mit den Notbständen der Beamten ftebt.

Abg. von Kardorff (Rp.): Dem Abg. Dr. Schoenlank gegen- über will ih auf eins aufmerksam machen. Die Post hat 140 000 Be- amte. Wenn von diefen so wenig Beschwerden kommen, fo ist das ein utes Zeichen für die Postverwaltung. Naturgemäß muß in einem G großen Kreise manches vorkommen. Auf das übrige will ih nicht eingehen. Es ist mir wirkli unmöglich, den Vorredner ernst zu nehmen.

Abg. Dr. SchoenLank: (Soz.) Den Postbeamten ist der Mund versiegelt, weil sie bei einem öffentlihen Auftreten gemaßregelt werden.

Der Titel wird bewilligt.

Beim Tit. 27, Landbriefträger, verweist der

Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) darauf, daß die Zusage der Post- verwaltung, für die Landbriefträger beffer zu sorgen, niht erfüllt sei. 650 Æ betfommen die Leute als Anfangsgehalt, d. b. 1,80 A pro Tag. Dafür arbeitet bei uns im Westen niht einmal ein arbeitsloser Vagabund. Der ortsübliche Tagelohn ift ja höher. Diese Landbriefträger sind nicht etwa junge Leute, fondern meist ältere Leute, welhe früher als Postillone 2c. thâtig waren. Ein Landbriefträger ist achtzig Jahre alt und befindet sich noch im Dienst. Als sein Sohn ein Auge verlor, wandte er sih um eine Unterstüßung an die Postverwaltung. Es wurde ibm erwidert, dazu sei kein Geld da; man gab ihm ter ein Darlehn aus dem Spar- und Vorschußverein zu 6 9/5 Zinsen! Was diese unterste Klasse des Postproletariats neben ihrem Gehalt für Patetbestellen x. erbält, ist nicht bedeutend. Die Leute wollen we- nigstens den Stadtpostboten gleichgestellt werden mit einem Gehalt von 700 bis 1000 Æ

RNegierungékommifsar, Direktor im Reichs-Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Den s{werwiegenden Vorwurf, wir bâtten den Landbriefträgern eine gemachte Zusage nicht gehalten, muß ih entschieden zurückweisen. Wir haben ihnen eine folhe Zusage für dieses Jahr garniht machen können, weil erft einige Jahre vorher eine durchgreifende Gehaltsaufbefserung eingetreten war. Ih möchte doch bitten, mit fo s{werwiegenden, in den Unterbeamtenkreisen weiter- flingenden Beschuldigungen nit um sich zu werfen. Der Vorredner hat die untersten Postbeamten Postproletarier genannt. Ih muß diese ehrenwerthen Beamten gegen diese sie herabseßende Bezeichnung biermit nahdrücklich in Schuß nehmen.

Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Es if gesagt worden, daß bei näâster Gelegenheit diese Beamten bedaht werden sollten. Diese Gelegenheit war die Vorlegung dieses Etats. Das Wort Proletarier ift kein Schimpfwort; es deutet nur eine bittere Wahrheit an. Es wird mitgetheilt, daß in Essen eine Bestimmung bestebt, wonach die Landbriefträger verpflichtet sind, eine wollene Dee auf ihre Kosten zu beschaffen, um die Padete, die fie befördern, vor Näffe zu schüßen. Dafür müßte doch eigentli die Postverwaltung selbft sorgen.

Regierungskommifar, Direktor im Reihs-Schaßzamt, Wirklicher Geheimer Rath Aschenborn verweist darauf, daß erst vor wenigen Jahren die Landbriefträger mit einer Gehaltsaufbefjerung von 120 M bedacht sind, d. h. mit einer höheren Aufbesserung als die anderen Beamten; sie steben noch beffer da als die Eisenbahnbeamten und erhalten ihr Höchstgehalt in viel kürzerer Zeit. Es kann doch nicht in jedem Iabre eine beliebige Beamtenklasse herausgegriffen werden für die Gehaltserhöhung.

Abg. Lenzmann (fr. Volkêp.): Die allgemeine Gehaltserhöhung ist 1890 erfolgt, aber die Zusage des Vertreters der Postverwaltung für die Landbriefträger liegt nah dieser Zeit.

Der Titel wird bewilligt.

Bei den Stellenzulagen für Beamte und Unterbeamte west der i

Abg. Dr. Förster- Neustettin (d. Refp.) darauf hin, daß die ulagen eigentlib gedaht seien als Entshädigung für besondere Schwierigkeiten der Dienstleistungen ; es sei aber die Sache jeßt dahin getvininen, baÿ dié Zulage eine persönliche geworden ift, daß ihre Vertheilung vom Zufall abhängt. Beschwerden der Beamten ändern daran nichts, da ja fchließlich doch die Vorgesetzten wieder Bericht darüber erstatten. Redner seyt auseinander, daß die Stellenzulagen immer geringer sind, sowohl in Bezug auf ihre Höhe als in Bezug auf ihre Zabl, je geringer das Gehalt der betreffenden Beamten ift; er glaubt, daß es am besten wäre, die ganze Stellenzulage abzuschaffen. Wenn die böheren Postbeamten von Behörden und sogar von Privaten Geschenke annehmen dürfen, so ist nicht ein- zusehen, weshalb den Poftunterbeamten die Annabme von Geschenken 1 Weihnachten oder Neujahr untersagt wird. Für das Gute und Braanisatorishe der Poftverwaltung find wir dankbar. Aber wir glauben den Dank am Besten abzustatten dadurch, daß wir den Staatssekretär Dr. von Stephan aufmerksam machen auf die Miß- ftände feiner Verwaltung.

Regierungékommifsar, Geheimer Ober-Postrath Wittko führt

aus, daß die Verwaltung diese Stellenzulagen für die verantwort- lichen Stellen nicht entbehren fönne.

Der Titel wird bewilligt. :

Beim Tit. 61: Erweiterungsbauten, hat ' die Budget- fommission 70400 # für eine Grundstückserwerbung in Wesel gestrichen. S

Abg. von Polenz (dkonf.) empfiehlt den Neubau des Post- gebäudes in Plauen im Vogtlande, welches den Anforderungen des Verkehrs niht mehr entsyriht,

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Ich kann dem, was der geehrte Herr Vorredner zur Begründung der Dringlichkeit des Baues über den Verkehr der ganz außerordentlich sich entwidÆelnden Stadt Plauen gesagt hat, nur zustimmen, ebenso au seinen Ausführungen über die Unzulänglichkeit der jeßigen Räume, die Schwierigkeit des Betriebes, die s@lechte Unterbringung des Personals und die mangelhafte Zugänglihkeit für das Publikum. Der Bau ist, wie er die Güte gehabt hat, zu erwähnen, auch von uns ins Auge gefaßt worden. Es sind angrenzende Grundstücke ge- kauft worden, und es handelt sich jeßt nur darum, eine Position für diesen Bau auf den Etat bringen zu können. Je eher das mögli sein wird, desto lieber soll es uns sein; wenn unsere Forderung dann bewilligt sein wird, so werden wir den Bau mit mögli{ster Energie in Angriff nehmen, da derselbe in der That für Plauen eine Noth- wendigkeit ift.

Negierungskommissar, Direktor im Reihs-Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer empfiehlt die Ablehnung des Antrags der Budgetkommission, weil fonst die Betriebsverhältnisse vershlehtert und die Beschaffung eines anderen Postgebäudes vertheuert würde.

Abg. Gescher (dkons.): Das jeßige Postgebäude liegt in der besten Geschäftsgegend der Stadt, das neue Grundstück liegt sehr viel ungünstiger. Es brauen nur die oberen Räume des alten Ge- bâudes, welche als Dienstwohnung für den Postdirektor benußt werden, zu dienstlichen Zwedcken verwendet werden. Ï

Negierungsfommifsar, Direktor im Reichs-Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Fischer: Die Hinzunahme von vorhandenen Räumen, so von der Dienstwohnung des Direktors, würde nicht er- möglihen, dem vorhandenen Bedürfniß auf die Dauer zu genügen. Kaufte man die drei Nachbargrundstücke an, so würde eine Mehr- ausgabe von 200 000 ( erwachsen. Das ist namentli in einer Zeit, wo die Mahnung zur Sparsamkeit an uns so bâufig auch bezüglich der Postbauten gerichtet wird, für eine Stadt wie Wesel zu viel.

Abg. Gescher (dkons.): Die Berücksichtigung der Mahnung zur Sparsamkeit ist mir fehr erfreulih. Es mag ja auch sein, daß der Ankauf fehr viel Geld kosten würde, darum handelt es sich aber gar nit; denn ih schlage ja gerade vor, daß die Post sich mit den vorhandenen Räumen einrihten soll. Der Direktor Dr. Fischer sagt, es geht nit; aber warum es nit geht, haben wir nit erfabren.

Der Kommissionsantrag wird angenommen. Ebenso wer- den die leßten, noch übrigen Titel des Ordinariums der Aus- gaben bewilligt.

_ Zu dem Titel: Vergütungen an auswärtige Post- und Telegraphenbehörden u. \. w. und Telegraphen- und Dampf- schiffsunternehmungen, bemerkt der Referent

Abg. Möller- Dortmund (nl.), daß eine in der Kommission verlangte Uebersicht über die Kosten unserer Kolonien nah der An- gabe der Verwaltung nit gegeben werden könnte. :

_ Abg. von Reibniy (fr. Volksp.) hält die Erfüllung

dieses Verlangens, welches vom ganzen Volke gestellt werde, für dringend geboten; er ersuht außerdem um ttere Spezialifierung dieses bisher nur im ganzen mit 64 Millionen bezifferten Titels. Die Postverwaltung fei in der Kommission diesem Verlangen nur theilweise nachgekommen. Vor allem habe man niht erfahren können, für welhe Kabel Vergütungen gezahlt worden seien, wie theuer die einzelnen Kabel sich stellen, und welhe Benußung diese Kabel erfahren baben. Ein Kabel, welhes 140 000 M gekostet habe, iei nur für 50 Depeschen benußt worden ; jede Depesche habe also dem deutschen Volk 2800 Æ geftostet. Der General-Postmeister habe die Ertheilung einer Auskunft abgelehnt, weil diese Kabelanlagen noch embryonenhaft seien. Wenn das der Grund für diese Kostensumme jet, was würden erft für Kosten entstehen, wenn diese Embryonen sich zu gesunden, kräftigen Individuen ausgewachsen hätten!

Vom Bundesrathstish erfolgt eine Antwort niht. Der Refe- rent verliest ncch einmal die von der Verwaltung in der Kommission mitgetheilten Zahlen. ;

Abg. Dr. Müller-Sagan (fr. Volksp.) beantragt infolgedessen die Zurückverweisung des Titels an die Budgetkommisfion.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Es ist mir völlig unbegreiflih, warum der Herr Abg. Müller si fo aufregt. Wir haben noch niemals eine derartige Auskunft verweigert ; wir haben sie in der Kommission auf die erfolgte Anfrage auch bereit- willig ertheilt. Es if dort ausdrücklich erläutert worden, aus welchen einzelnen Beträgen \ich die verschiedenen Titelsummen zusammensezen. Insbesondere ist bei dem jeßt zur Diskussion stehen- den Telegraphentitel 63 erwidert worden, daß von den an Telegraphen- Unternehmungen zu zahlenden 1700000 der Betrag von 1461 384 Æ auf die Gebührenabrechnung mit den fremden Gesell- schaften und nur eine verhältnißmäßig kleine Summe auf die Kabel entfällt, die uns mit unseren Kolonien in Ost-Afrika und in Kamerun verbinden. Dieseleßtere Summe beträgt 238616 #, und zwar für das Kabel von Sansibar nach Dar-es-Salam—Bagamoyo 102 066 4 und für das Kabel Bonny—Kamerun 136 550 ( jährlihe Miethe an die Ge- sellschaften, von denen die Kabel angelegt sind. Auf den Telegraphen- dienst für die Kolonien fällt also nur ein ganz fleiner Theil, im Ver- glei zu den 14 Millionen Mark, die unter diesem Titel für Gebühren an fremde Telegraphenunternehmungen erscheinen und alle Jahre regel- mäßig zans phrase bewilligt sind, und die au ausbezahlt werden müssen, weil sie auf Abrehnungen beruhen.

Ich kann Ihnen übrigens die Mittheilung machen, daß der Zelegraphenverkehr in Ost-Afrifka in sehr erfreulihem Aufïhwunge begriffen ist. Dies liegt wesentlich daran, daß die Leute nah dem Innern weit lieber telegraßhieren als daß sie schreiben, weil die Kunst des Schreibens dort nech sehr wenig verbreitet ift. Es liegt mir eine Statistik vor, wonach in unseren oftafrikanishen Gebieten im Jahre 1891 11 000 Telegramme befördert worden sind. Das i für den Anfang einer jungen Kultur eine sehr an- ständige, i möchte sagen, eine imponierende Zahl ein Beweis, wie nothwendig diese Linie gewesen ist ganz abgesehen von der Wichtigkeit des Telegraphen im politishen, im Gouvernements- und Regierungsinteresse. Ohne Telegraphen fönnen Sie überhaupt feine Kolonien mehr regieren. 1892 hat si diese Summe von 11 000 auf 22 000, also gerade um das Doppelte vermehrt, und im Jahre 1893 hat \ich bereits im ersten Halbjahr, für welhes die Statistik jeßt vorliegt, ein Verkehr von 17 000 Telegrammen ergeben. Für das ganze Fahr 1893 wird also, da der Verkehr dort im Winter lebhafter ift, sicher auf 34 000 Telegramme, mithin auf eine Zunahme um das Dreifache zu rechnen sein. Diese Zahlen beweisen zweifellos den Segen der Einrichtung des Telegraphen.

Nun weiß i nicht, welGhe Zahlen der Abgeordnete noch zu haben

wünscht oder ob ihm meine Angaben ger ügen. Jh bin bereit, soweit ih dazu in der Lage bin, seine Wünsche zu befriedigen.

Jedenfalls i wohl kein Anlaß vorhanden, den Titel in die Budgetkommission zurückzuverweisen, um dort neue Debatten zu er- offnen.

Abg. von Fardorff (Np.): Die Mehrheit der Kommission ist mil der bei ibren Berathungen ertheilten Auskunft durchaus befriedigt gewesen. Eine Zurücverweisung des Titels würde in der That Teinen Zweck haben.

Abg. von Reibnit (fr. Volksp.): Es sind uns hier ver- schiedene Zahlen gegeben worden, die wir in der Budgetkommission nicht gehört baben. Ich habe son in der Budgetkommission gebeten, uns anzugeben, welche Telegraphenkabel von t zu Ort gehen, und wieviel sie einbringen, ferner diejenigen Ausgaben an- zugeben, die für jeden einzelnen Telegraphenkabel erforderli sind, und auch die Einnahmen, die auf jeden einzelnen Kabel tommen. Ich bin nicht in der Lage, so rasch die Zablen nach- zuschreiben, wie der General-Poftmeister sie angegeben hat. Es blieben 1 200 000 Æ übrig für andere Kabel, auch diese bitte ih den Staats- sekretär besonders spezialisieren zu wollen. Jm übrigen {ließe ich mich dem Antrag des Abg. Müller an, die Position an die Budget- tommission zurückzuverweisen, um daselbst noch einen besseren Einblick in die Sache zu gewinnen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Wenn mich mein Gedächtniß niht täusht und das hat es eigentlich in meinem langen Lbenslauf bisher felten gethan —, so habe ich in der Kommission dieselben Summen genannt wie bier (sehr rihtig! rechts) und beide Kabel bezeihnet; nur habe ih die Summen in Pfund Sterling genannt (Heiterkeit); heute habe ih sie, um es Ihnen bequemer zu maten, in Mark umgeseßt. Ih habe ausdrücklich gesagt: das Kabel Dar-es-Salam—Bagamoyo—Sansibar kostet 5000 Pfd. Sterling, und das Kabel Kamerun—Bonny kostet 6700 Pfd. Sterling. Ih hoffe, daß der Herr Abg. von Reibniß sich mit dieser Auëkunft über die Koloniekabel begnügen wird. Ferner sagt er: es fehlt noch eine Summe von 1 200000 A Das sind keine Kabelmiethen, Herr von Reibnitz; das sind Abrechnungen mit den großen Kabelgesellshaften für die einzelnen Telegramme. Sie erlauben mir wohl, Ihnen das etwas näher auseinander zu seßen. Wenn ih ein Tele- gramm nach China aufgebe, so werden die ganzen Telegraphen- gebühren in Berlin erhoben, vielleiht mit 30 4, davon behalten wir 1 Æ; die übrigen 29 A bekommt die Great Northern Kabelgesell- schaft, die den Dienst nah China besorgt, oder die englische Gesell- schaft, die den Dienst über England nah Indien versieht. Diese 29. & müssen wir im Wege wvierteljährlißer Abrechnungen an diese verschiedenen Kabelgesellshaften abliefern. Wenn Sie begierig sind, die Namen aller dieser Gesellshaften und der an sie gezahlten Summen zu erfahren, so will id sie Ihnen vortragen. (Unruhe und Zurufe links.) Es ist zwar noch niemals im Reichstag hiernach ge- fragt worden, aber wir können auch hierüber vollständig Rechnung legen. Wir zahlen an die Eastern and South African Company 12 000 Æ jährli; an die Indo-Europäische Telegraphen-Gesellschaft 240 000 Æ alles für Telegramme, die diese Gesellshaften befördert haben —. Ferner zahlen wir der Anglo-American-Gesellschaft, welche den ganzen Verkehr nah Nord-Amerika vermittelt, 1 200 000 A und endlid der African-Direct-Gesellshaft 9384 A Macht genau die Summe, die ih vorhin genannt habe: 1 461 384 A4 In der Budget- kommisfion ist den Herren das alles mitgetheilt worden und sie haben sich damit auch vollkommen zufrieden erklärt. Wenn Sie aber hier noch weitere Details wissen wollen, bin ih bereit, sie zu geben. Stellen Sie nur gefälligst die Fragen! Jh werde Ihnen die Antwort nicht s{huldig bleiben. (Bravo ! rets.)

Abg. Schmidt- Elberfeld (fr. Volksp.): Es lieat wohl kein Grund vor, daß der Staatssekretär hier über die Wißbegierde der Abgeordneten wißelk. Wir wollen wissen, was die Kolonien kosten, und ih glaube, es ist nothwendig, daß uns dieser Etat von 6¿ Millionen mehr spezialisiert wird, wie dies bei den einzelnen Post-Gebäuden auch der Fall ist Den Zahlen des Staatssekretärs konnte man nicht genügend folgen, und das ist ein Grund mehr, den Titel in die Budgetkommission zurück zu ver- weisen. Ih weiß nicht, ob der Staatssekretär in der Lage ift, bei der Zahl von 11 000 Telegrammen, die auf der Sansibar- linie befördert worden sind, anzugeben, wie hoch die Zahl der Staatstelegramme ist. Die Zabl wird sich nach Abzug derselben wohl erheblich reduzieren. Die Zurückverweisung des Titels an die Budget- kommission ist um so mehr nothwendig, als die Postverwaltung viel- leiht nicht darauf vorbereitet ist, hier Zahlen zu nennen. (Staats-

sekretär Dr. von Stephan: O ja!) Am vorigen Freitag wurden uns -

auch unri{tige Zahlen entgegengehalten. Ich mache dem Staats- sekretär keinen Vorwurf daraus, sondern nur dem Kalkulator.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Was zunächst den leßten Punkt betrifft, so haben wir die Zahlen über das Briefgewiht am Freitag hier vollständig angegeben, und zwar ganz genau nah den einzelnen Stufen. Der Herr Abgeordnete hatte uns aber den Jrrthum zugeschoben, als ob wir alle Briefe über 15 bis 100 g in Rechnung gebracht hätten, während wir ihm nachwiesen, daß es sich nur um die Briefe von 15 bis 20 g handelte. (Lachen links.) Fawohl! Es war das von 15 bis 20 g, das ist ganz klar! Jch gehe auf diese Sache jeßt nicht näher ein; sollte er es aber wünshen, so würde ich ihm ganz genau auseinanderseßen, worin feine Irrthümer bestanden haben. Ich habe die detaillierten Zahlen hier. Aber die Frage liegt jeßt nicht vor, und ih gehe auf die andere über.

Der Herr Abgeordnete hat damit angefangen, daß er sagte, s wären 11 000 Telegramme duf der ostafrikanishen Linie befördert worden. Das habe ich aber vom Anfangsjahr gesagt. Die anderen Zahlen, die erheblih höher sind, hat er weggelassen, nämli 22 000 für 1892 und 34000 für 18937 Wenn Sie demgegenüber sagen, es find nur 11000 Telegramme auf der Linie befördert worden, wenn Sie also frühere Jahre hier ins Gefeht führen, lo trägt das dazu bei, bei den Zuhörern Verwirrung hervorzurufen.

Auch hat der Herr Abgeordnete mich mißverstanden, als ich von der Vergütung an die Nordische Kabelgesellshaft sprah. Jch wieder- hole es nohmals: es handelt sich hier um kein von uns gemiethet Kabel, es ist die Great Northern, die bekannte große Gesellschaft, die in Kopenhagen ihren Siß hat und die über Bornholm dur daé Baltishe Meer nah St. Petersburg führende Kabel betreibt. An diese shließen sich weiter Linien über Rußland und Sibirien na Wladiwostok, sowie Linien nach Japan und China an. Also von einem Miethen dieser Kabel ift nicht die Rede; es werden die eln zelnen Telegramme je nach dem Tarifsaßze vergütet, der für die betreffende Linie entfällt. s

Bei dieser Sachlage weiß ih nit, was Sie in der Kommission

mit cinem folchen Antrag wollen. Sollen wir Ihnen die Abrech- nungen mit jeder einzelnen Telegraphengesellshaft vorlegen, die wir obnehin alle Vierteljahr an den Rechnungëhof des Deutschen Reichs hien? Dann bekämen Sie wahrscheinlich den ganzen Saal der Budgetkommission voll von Material, von Rechnungen u. \. w. dieser Kabelgesellshaften! Die Prüfung derselben ist doch niht Aufgabe der Budgetkommission; hierfür wäre allenfalls die Rechnungskommifsion geeignet, der wir au jedes Material zur Verfügung stellen.

Also ih glaube, daß die Mehrheit des Hauses in diesem Fall auf unferer Seite steht, und ih möchte bitten, von einer nochmaligen Ueberweisung an die Budgetkommission Abstand zu nehmen, wovon ih mir in der That nichts versprechen fann. Ih will auch nichts Anderes als Sie, nämlich Klarheit in diesen Dingen. Die gereicht uns nur zum Vortheil und zur Ehre! Durch die Zurückverweisung erreihen Sie weiter nichts, als einen weiteren Zeitaufenthalt in dieser {on fo lang sih hinziehenden Debatte über den Post-Etat. (Unruhe und Lachen links.) Da ist nihts zu lachen; das ift bittere Wahrheit. (Sehr gut! rets.)

Abg. von Reibnißz: Die Zahlen über Ost-Afrika sind in der Kommission nit angegeben worden. Es ift uns bloß die Gefsammt- summe der Ausgaben für auswärtige Telegramme genannt worden. Und da. möchte ich den General-Postmeister nochmals fragen, wofür die 1200000 Æ ausgegeben worden find. Wir wollen selbstverständ- lih keine Vorlegung fämmtliher Rechnungen, sondern nur eine Dar- legung, mit welchen Gefellshaften Verträge und in welher Höbe sie abgeshlossen sind. Im Interesse einer gesunden Finanzwirthschaft bitte ih Sie um Zurückverweisung dieses Titels an die Kommission.

Staatssekretär Dr. von Stephan: !

Ich wollte den Herrn Vorredner nur darauf aufmerksam machen, daß ih die 1 200 000 Æ, die ibm in seiner Nehnung fehlen, vorhin genannt habe. Wahrscheinlich hat er es bei der etwaigen Undeutlich- keit meiner Aussprache und dem Geräusch, das im Saal herrschte, mißverstanden. Jch habe sie auëdrücklich genannt; es is die Ver- gütung an die anglo-amerikanische Gesellschaft für die einzelnen ihr zugeführten Telegramme nah Amerika. Wenn Sie diesen Betrag hinzuzählen, werden Sie af die richtige Summe kommen, die wir in der Budgetkommission gegeben baben.

Abg. Bebel (Soz.): In der Kommission hat die Postverwal- tung thatsählih auf die betreffenden Fragen geshwiegen, was den peinlichften Eindru® gemacht hat. Da nach der bisherigen Debatte die Sache eher unklarer als klarer geworden, muß die Zurückverweisung des Titels erfolgen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren ! Von einem peinlihen Eindruck in der Kommis- sion habe ih nichts bemerkt (Zuruf links), und ih hoffe, daß das der verehrte Herr Referent bestätigen wird. Ih habe au nit ver- schwiegen, wie der Herr Abgeordnete zu suppeditieren scheint, aus welchen Positionen die andere Summe si zusammenseßt, sondern ih habe aus- drücklich gesagt: diefe Summen sind Miethen für Kabel und die andere Summe seyt si zusammen aus Abrechnungen mit den einzelnen Staaten und Gesellschaften. Meine Herren, wenn Sie alle unsere Abrehnungen mit fremden Staaten und Gesellschaften sehen wollen, können Sie bei fämmtlihen Titeln des Etats unserer Verwaltung ähn- lihe Fragen stellen. Da finden Sie z. B. einen Titel von fünf oder zehn Millionen auf die Zahl kommt es ja niht an für Telegraphenleitungen. Nun können Sie ebenso gut fragen: für welche Telegraphenleitungen wird das auêgegeben? Sollen wir dann sagen: für die Telegrapbenleitung Berlin-Köln 100000 Æ, für Elbing-Danzig 20000 A u. st. w.? Dieselben Fragen können Sie auch bei der Post stellen, denn die hat noch viel umfangreihere Ab- rechnungen mit dem Auslande als die Telegraphie, weil sie mit jedem einzelnen- Lande der Welt in Verbindung steht. Jh sehe also gar keinen Nußen davon, ob die Budgetkommission diese Zahlen, welche sih jeden Tag und jedes Jahr beständig ändern, weiß. Sie kann doch nichts damit machen, denn es kommt hierbei feine Machtbefugniß in Betraht. Bereit sind wir jederzeit, alle gewünshten Einzelheiten anzugeben.

Abg. Schmidt- Elberfeld (fr. Volksp.): Auch am vorigen Freitag hat uns die Verwaltung über die Doppelbriefe statistische Zahlen gegeben, die nicht rihtig waren.

Regierungskommissar, Direktor im Reichs - Postamt, Wirklicher Geheimer Rath Sachße: Ih muß die damals von mir gegebenen Zahlen durchaus aufrechterhalten. Der Abg. Schmidt hat die Zahlen von 1891, ih diejenigen von 1892 gemeint; er hat ferner Bayern und Württemberg nit mit in Betracht gezogen. ;

: Fe Antrag auf Zurückverweisung wird abgelehnt, der Titel ewilligt.

Auf eine Anfrage des Abg. Müller-Sagan erwidert der

NRegierungskommisjar, Direktor im Reichs-Postamt Scheffler, daß die Verwaltung successive mit der Erseßung der alten Eisendraht- leitungen durch Bronzedrahbtleitungen vorgehe, daß zunächst die ferneren Leitungen an die Reihe kämen.

Der Titel wird bewilligt und darauf Vertagung beschlossen.

Schluß 6 Uhr.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Das heimliche, unberechtigte Mitfahren auf dem Tritt- brett eines in einen Eisenbahnzug eingestellten Personenwagens in der Absicht, sich fo eine unentgeltlihe Beförderung zu verschaffen, ist, nah einem Urtheil des Reich8gerihts, 1V. Strafsenats, vom 20. Oktober 1893, als Betrug zu bestrafen.

In Bezug auf § 127 der Reichs - Gewerbeordnung: „Der Lehrling ist der väterlihen Zucht des Lehrherrn unter- worfen“ bat das Reichsgericht, 1V. Straffenat, durch Urtheil vom 24, Oktober 1893 ausgesprochen, daß im Gebiet des Preuß. Allg. Landrehts nur der Gesundheit des Lehrlings unshädlihe Zwangs- maßregeln zu gebrauchen sind. Schläge, insbesondere fog. Kopf- ffüdck e, welhe die Gesundheit schädigen können, P _als Ueber- sreitungen des Zuhtrehts, eintretenden Falls als fahrlässige Körper- verleßzung zu bestrafen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zum deutsch-russischen Handelsvertrag.

In der Berliner Volkswirthschaftlihen Gesellschaft hielt Pro- fessor von Schulze-Gaeverniß aus Freiburg 1. B. am leßten onnabend einen Vortrag: „Rußland und der Handels- vertrag“, in welhem der Redner zu dem Schlußergebniß kam, daß seie Ablehnung des Vertrags unter keinen Umständen zu rechtfertigen ei; sowohl politishe wie wirthschaftliGe Gründe sprächen vielmehr Fiagend für die Annahme. Nach der dem Vortrage folgenden Dis- pussion bemerkte der Vorsißende Dr. Max Weigert, es sei zwar in er Volkswirth\chaftlichen Gesellschaft nicht üblich, Resolutionen an- ¡unehmen, er halte ih aber für verpflichtet, festzustellen, daß die Ver-

sammlung sich- durchaus den Shlußfolgerungen des Vortragenden an- \hließe. Hierauf erfolgte kein Widerspruch.

ie in der gestrigen Nummer 38 d. Bl. erwähnte Eingabe der 8 württembergischen Handeléekammern (Stuttgart, Heil- bronn, Reutlingen, Ulm, Calw, Heidenheim, Ravensburg, Rottweil) an die württembergischen Reichstags-Abgeordneten beginnt mit dem weiterhin eingehend begründeten Ersuchen, dem soeben abgeschlossenen deutsh-russishen Handelêvertrage, der die fonsequente Fortseßung der im Jahre 1891 mit überwältigender Reichstxgsmehrheit ange- nommenen friedlichen Handelspolitik bildet, ihre unbedingte Zustimmung ertheilen zu wellen. - i

Die Aeltesten der Kaufmannschaft zu Magdeburg und die Handelskammer Halberstadt haben zur Erörterung des deuts{- russischen Handelsvertrags eine Versammlung der Kaufleute und In- dustriellen der Stadt und des-Regierungsbezirks Magdeburg einberufen, die, wie die „Mgdb. Ztg.“ mittheilt, morgen Nachmittag zu Magde- burg in den oberen Börfensälen stattfirden wird.

Die Essener Getreidebörse bittet, wie der „Köln. Z.* ge- shrieben wird, in einer Eingabe den Reichstag,- im Intereile der heimischen, {wer geschädigten Mühlenindustrie und Landwirthschaft für möglichst rasche Aufhebung der Staffeltarife einzutreten und dem deutsch-russischen Pairs zuzustimmen.

Die Handelskammer in Wiesbaden hat der „Frkf. Z.“ zufolge in ihrer gestrigen Sißung nit nur einstimmig beschlossen, der am Sonntag in Frankfurt a. M. von den Handelskammern Hessen- Naffaus und des Großherzogthums Hessen gefaßten Entschließung zu- zustimmen (vgl. Nr. 37 d. Bl.), fondern auch ‘selbständig eine Er- lärung an den Reichstag zu richten.

Die Handelskammer von Saarbrücken nahm einstimmig einen Beschluß zu Gunsten des deuts-russishen Handels3vertrags an. Die unterfränkische Handelskammer richtete eine Petition an den Reichstag für Annahme des russischen Handelsvertrags und forderte die unterfränkishen Abgeordneten auf, für den Vertrag zu stimmen.

Die Chemnitzer Handels- und Gewerbekammer ver- öffentliht eine vom 6. d. M. datierte längere Auseinandersezung über den deuts-russishen Handelsvertrag, in deren Einleitung es heißt: Der Abschluß des deutsch-russishen Handelsvertrags hält seit langem die Erwerbskreise unseres Landes in Spannung; in der That knüpfen sih an eine zutreffende Lösung dieser Frage die Hoffnungen eines großen Theils unserer Industrie direkt und die des anderen Theils mittelbar ; denn die Erweiterung des rufsishen Markts bildet eine Lebensfrage für das deutsche und in ganz besonders hervorragendem Maße auch des sächsishen Groß: und Kleingewerbes.

Zur Arbeiterbewenung. Ï

In Hof i. B. war, wie aus einer Mittheilung im „Vorwärts“ hervorgeht, bei der Firma Ah ein Ausstand der Nadler eingetreten, der durch Einigung mit dem Fabrikanten beigelegt worden ist. Die Arbeiter ließen die Forderung einer fünfprozentigen Lohnerhöhung fallen, während der Fabrikant die elfstündige Arbeitszeit später ein- zuführen versprach. _ ) .

Hier in Berlin haben sämmtliche Tischler der Werkstatt von I. Sprange (26 Mann) die Arbeit niedergelegt. Als Ursache wird im „Vorwärts* angegeben, daß die Arbeiter mit der Behandlung durh den Werkführer unzufrieden waren und der Arbeitgeber seinen vermittelnden Einfluß geltend zu machen ablehnte. : i

Zuw Ausstande in der Teppichfabrik von Ginzkey in Masffersdorf (vgl. Nr. 38 d. B[.) wird dem „Wolff'shen Buréau“ aus Reichenberg i. B. gemeldet: Eine Versammlung der Ausständigen hielt die Forderung der Wiederannahme der entlassenen Arbeiter aufrecht. Da die Leiter der Fabrik keine Konzessionen machen, dauert der Ausstand fort; ide arbeiteten geftern Nachmittag 450 von den 1200 Arbeitern der Fabrik. Die Erregung unter den Strikenden ist im Wachsen begriffen; Ruhestörungen sind niht vorgekommen.

Land- und Forstwirthschaft.

Deutsche Landwirthshafts - Gesellschaft.

Die unter dem Jahres-Präsidtum Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen stehende Deutshe Landwirthschafts- Gesellschaft bält in der bevorstehenden sogenannten gran landwirth- schaftlichen Woche hier eine Reihe von Sitzungen ab. Die öffent- lihen Sißungen finden wie folgt statt: i

Am Dienstag, 20. Februar, versammelt sich Vormittags die Dünger-Abtheilung und die Thierzucht-Abtheilung, Nachmittags die Akerbau-Akbtheilung und am Donnerstag, 22. Februar, Vormittags, die Landeskultur-Abtheilung. Alle diese Versammlungen finden im Klub der Landwirthe, Berlin W., Zimmerstraße 90/91, statt. Die Hauptversammlung wird am Donnerstag, 22. Februar, Mittags 127 Uhr, im Kaiserhof, Berlin SW., Mohrenstraße 1/5, abgehalten werden. In dieser werden Vorträge über die Lehren, welche der Futtermißwahs des Jahres 1893 gegeben hat, fowie über die Rinder- und Schafzucht Nord-Amerikas gehalten werden.

Saatenstand in Süd-Italien.

Die Witterungsverhältnisse des Monats Januar sind der Ent- wicklung der Saaten in Süd-Italien und Sizilien günstig gewesen. Der Stand der Kornfrüchte sowie der Hülsenfrüchte und Futterkräuter ist überall recht befriedigend.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 13. d. M. gestellt 11 075, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. i In Oberschlesien sind am 12. d. M. gestellt 4002, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Der Aufsichtsrath der Scchlesishen Bodenkredit- Aktienbank hat auf Grund der von dem Vorstand vorgelegten Bilanz bes{lofsen, der diesjährigen ordentlichen Generalversammlung die Festseßung einer Dividende von 7 9% zu empfehlen. Gleichzeitig wird der Generalversammlung eine Erhöhung des Aktienkapitals um 2 700000 Æ empfohlen werden. A E

Ueber die zur Errichtung des rheinisch-westfälischen Walzwerkverbandes in Düsseldorf abgehaltene ergebnißlose s wird der „Köln. Z.“ noch Folgendes Ene eilt:

s hat an der Versammlung eine ganze Anzabl größerer und kleinerer Werke nit theilgenommen, deren Darstellung 28 9% Stabeisen und 38 9/9 Bandeisen beträgt. Unter folhen Umständen haben fich die Aussichten auf eine baldige Verständigung der in Betraht kommenden Betriebe sehr vershletert, sodaß wenig Hoffnung auf Erzielung eines Abschlusses in naher Zeit bleibt. ,

In der gestrigen Auffichtsrathssißung der Dresdner Bau

esellschaft wurde die Bilanz für 1893 vorgelegt. Bei Abschrei- bingen von etwa 82809 und nach Abzug des Uebertrags aus dem Vorjahr ergiebt \sih ein Reingewinn von etwa 1 000250 A Es wurde beschlossen, der Generalversammlung vorzuschlagen, eine Divî- dende von 1209/9 auf beide Aktienarten zu vertheilen, den Dividenden- Meservefonds mit 300000 #4 zu dotieren und auf neue Rechnung etwa 160 000 Æ vorzutragen.

Der Aufsichtsrath der Leipziger Kredit- und Spar!- bank hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 9/9 vorzuschlagen. Die neuen Aktien partizipieren mit der Hälfte. i

Die Direktion und der Verwaltungsrath der Ri chen

ypothekenbank in ‘Meiningen werden der bevorstehenden

eneralversammlung vorschlagen, für das Jahr 1893 auf das jeßt eingezahlte Aktienkapital von rund 16800000 M (gegen rund 14 400 000 Æ im Jahre 1892) die gleihe Dividende wie im Vor- jahre (6 9/9) zu vertheilen und dem Spezial-Reservefonds 260 000 #4 zu überweisen.

Magdeburg, 13. Februar. (W. T. B.) Zuckerberiht. Kornzucker exkl.,, von 92% —,—, neue 14,00, Kornzucker exkl. 88 9/9 Rendement —,—, neue 13,35, Nachprodukte exkl., 75 9%/ Rende-

_-

ment 10,80. Rubig, aeg OURITE: Brotraffinade I. 26,00, Brot- raffinade 11. 25,75, Gem. Raffináde mit Faß 26,25. Gem. Melis I. mit Faß 24,75. Ruhig. Robzucker. I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Februar 12,974 bez., 13,00 Br., pr. März 12,972 bez. u. Br., pr. April 13,00 Gd., 13,024 Br., per Mai 13,072 bez.

u. Br. Schwach.

Leipzig, 13. Februar. (W. T. B.) Kammzug-Termin- bandel. Plata Grundmuster B. per Februar 3,40 4, per März 3,427.4, per April 3,427 4, per Mai 3,45 4, ver Juni 3,90 #4, per Juli 3,525 #, per August 3,55 #, per Septenber 3,972 , per Oktober 3,577 #4, per November 3,60 4, per Dezember 3,60 A Umsay 10 000 kg.

Bremen, 13. Februar. (W. T. B.) Börsen-Sthlußbericht. Naffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Ruhig. Loko 4,85 Br. Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loko 391 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 404 F, Arpigur shield 40 §, Cudaby 4!7 A7 Fairbanks 35 4. Sd.

„Fest. Short clear middl. loko 36, Februar - Abladung 36.

olle. Umfaß 196 Ballen Taback. Umsay 52 Faß Kentucky, 313 Seronen Carmen, 500 Paten Brasil.

London, 13. Februar. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen - ladungen angeboten. ;

. 9699/6 Javazucker loko 153 stetig, Rüben-Rohzucker loko 13F stetig. Chile- Kupfer 41, pr. 3 Monat 41F.

Manchester, 13. Februar. (W. T. B.) 12r Water Taylor 51, 30r Water Taylor 73, 20r Water Leigh 64, 30r Water Clayton 7k, 32r Mock Brooke 62, 40r Mayoll 77, 40r Medio Vilkinson 84, 32r Warpcops Lees 63, 36r Warpcops Rowland 74, 36r Warpcops Wellington 7, 40r Double Weston 87/16, 60r Double courant E 112, 32“ 116 Yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r

. Stetig. :

Paris, 13. Februar. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Suezkanal-Gesellschaft wählte Ferdinand von Lesseps zum Ghbren-Präfidenten. Senator Guidard wurde zum Präsidenten gewählt. Charles und Viktor von Lesseps traten aus der Verival- tung aus.

St. Petersburg, 13. Februar. (W. T. B.) Produkten- markt. Talg loko 58,09, pr. August —. Weizen loko 10,00. Roggen loko 6,35. Hafer loko 4,10. Hanf loko 43,00. Leinsaat [ofo 14,50.

Amsterdam, 13. Februar. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinary 523. Bankazinn 433.

Antwerpen, 13. Februar. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 1132 Ballen Buenos Aires, 385 B. Montevideo, 505 B. Entrerios, 42 B. australishe Wollen. Verkauft wurden 491 B. Buenos Aires, 199 B. Montevideo. 405 B. Entrerios, 18 W australische Wollen. Preise 5 Centimes niedriger, ausgenommen Entrerios. i

_New- York, 13. Februar. (W. T. B.) Die Börse war von Anfang bis zum Swluß durhweg s{chwach. Der Umsatz der Aktien betrug 171 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschäßt.

Weizen eröffnete fest und stieg während .des ganzen Börsen- verlaufs mit wenigen Reaktionen auf große Käufe zur Erfüllung von Verträgen, ausländishe Käufe und reihlihe Käufe „der Exporteure. Schluß fest. Mais entsprechend der Festigkeit des Weizens, sowie auf erwartete Abnahme der Ankünfte und ungünstiges Wetter im Westen allgemein fes während des ganzen Börsenverlaufs.

Visible supply an Weizen 79460000 Bushels, do. an Mais 17 000 000 Busbels.

Weizen - Verschiffungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereirägten Staaten nah Groß- britannien 64 000, do. nach Frankreih 14 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 39 000, do. von Californien und Oregon A Ens 24 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents

_ Chicago, 13. Februar. (W. T. B.) Weizen fallend einige Zeit nah Eröffnung auf niedrige Kabelmeldungen und reihlihe Ver- kâufe, dann lebhafte Reaktion auf Abnahme der sihtbaren Vorräthe, spâter wieder fallend auf finanzielle Störungen. Mais fiel heftig Ras Hung, Träftigte sih dann auf Kaufordres, {ließlih wiederum fallend.

Verdingungen im Auslande.

Belgien.

21. Februar 12 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von ver- schiedenen Gegenständen an Ersaßmaterial in Eisen, Guß, Stahl, Kupfer u. \. w. für die Bedürfnisse der Staatseisenbahn-Verwaltung im Jahre 1894 in 28 Abtheilungen. Spezielles Lastenheft Nr. 311, sowie Pläne, leßtere zum Preise von 2,25 Fres. per Quadratmeter, find im Zentral-Auskunftsbureau (Musée commercial), rue des Augustins 17 in Brüffel, ertältli.

Serbien.

26. Februar, 12 Uhr. Direktion der Serbishen Staatsbahnen in Belgrad. Schriftliche Lizitation.

20 000 Bogen weißes Papier für lithograpbisWe Presse. Null-

format Nr. 1. 10 000 Bogen Pavier hochkarirt. Nullformat Nr. 20. 5 000 Bogen weißes Löschpapier 47 x 60 cm Nr. 22.

10 000 Bogen braunes Packvapier 6390 ecm Nr. 33.

10 000 Stück Kuverts, blau, mittel, 13% 19 cm Nr. 1 mit der

: Ueberschrift: „Cpmexe 1pxaBue ze1e3unune“.

25 000 Stück Kuverts, blau, groß, 1924 cm Nr. 2 mit der Ueberschrift : „Cpmecxe 1pxaBue zezegHune“. ;

50 000 Stück Kuverts, blau, klein, 1216 cm Nr. 3 mit “der Ueberschrift: „Cpmcxe xpxaBne zexzesnnune“,

20 090 Stück Kuverts, blau, klein, 1216 cm Nr. 4 mit der Ueberschrift: „Direction des chemins de fer de l’Etat Serbe“.

200 kg rothen Siegellack Nr. 100 (16 Stangen in 1 kg).

50 Dutzend Roth- und Blaustifte Nr. 700.

72 Bleistifte, shwarz, Nr. 2.

48 é L Z I 3.

24 ,y , N L

20 Radiergummi in Holz.

50 Swhahhteln Stahlfedern 0 Nr. 323 E. F.

30 A L L L 024 D P,

10 ï Ï Oesterr. Nr. 335 F.

20 Federn, bronziert, Klays Nr. 155 E. F. 10 u ü B. Vir, 12590.

10 s d Nr. 450 E. F.

10 Aluminium-Federn Nr. 529 E. F.

30 z 5 Mk: 330 D In

20 A G Nr. 535 F. O s Q E N In.

3 Groß Federhalter, verschiedene Sorten. «

Bleistifte und Radiergummi aus der Fabrik L. & C. Hartmuth, Federn und Federhalter aus der von Carl Kuhn & Co. êi bt m liegen in der ökonomischen Abtheilung der Direktion zur

insiht aus.

Ueferung bis zum 1. April d. J. franko Belgrad inklusive Zoll- kfaution 300 Dinar.

Dem Lieferanten werden von der Rehnung 19/9 für Obrtsteuer und 1 9/00 für Taxen nach den bestehenden Gesetzen abgezogen.

Als Einheitsmenge für den Preis des Materials it anzugeben :

für Papier: das Nies zu 500 Bogen für Kuverts: 1000 Stück für das andere Material : wie üblich.

Jede Offerte, welche deutlich zu s{hreiben is und in welcher die einzelnen Preise für das gesammte Material genau angegeben sein müssen, ift im vershlossenen Umschlag mit der Adresse :

: Direktion der Serbischen Staatsbahnen in Belgrad" einzureichen und mit einer Stempelmarke von 10 Dinar zu versehen.

Näheres an Ort und Stelle.

„Offerte für die Lieferung von Kanzleimaterialien an die

oui É E E E E E E 27 M Eer L E Eon E L E E E E E e E E e L