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Beethovens Rondo a capriccio sowie mehrere fleinec Salon- ftücke von Dubois, Rubinstein und andern vortrug. Ihr petlendes Spiel, das fich besonders durch seinen reizvollen, fein- fchattierten Ausdruck {und ein \{önes Piano auszeihnet, war von glänzender Wirkung. Nach raushendem Beifall und Hervorruf ge- währte die unermüdliche Künstlerin noch einige Zugäben. Das Publikum war fehr zahlrei erschienen.
Im Königlichen Opernhause werden morgen Ferd. Hummel's „Mara“, Mascagni's „Cavalleria rusticana“ unter Kopellmeister Dr. Muck's Leitung und das Ballet „Slavishe Brautwerbung“ (Fräulein dell? Era) gegeben. :
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen „Vasanta- sena* (Damen von Hochenburger, Lindner, Herren Ludwig, Arndt, Klein, Herter) in Scene. E Ai l :
Im Friedrih-Wilhelmftädtishen Theater beginnt die morgige erste Aufführung der Suppé’schen Operette „Brautjagd“ bereits um 7 Ubr. Die reservierten Billets find bis morgen Mittag 12 Uhr abzuholen.
Mannigfaltiges.
Zur Herstellung des Gleich gewihts im Stadthaushalts- Etat für das Verwaltungsjahr 1894/95 wird es, nach der Feststellung dur das Magistrats-Kollegium, erforderlih, die Summe der G e- meindc-Einkommensteuer mit 23254000 Æ in den Etat ein- zusezen. Im laufenden Jahre waren zu diesem Zwecke nur 19 560 000 Æ erforderli.
Der bekannte Wiener Geologe, Professor Dr. A. Penck bielt gestern Abend im wissenschaftlichen Theater der Urania einen ebenso fesselnden wie lehrreihen und verständlihen Vortrag „Ueber Berg- und Felsformen *, worin er mit Hilfe zahlreiher nach Photographien angefertigter, vortreffliher Lichtbilder Gebirgsformen aus den ver- fchiedensten Gegenden der Erde befprach und die Ursachen ibrer Ent- stebung erklärte. Der Reichthum der Formen der Erdoberfläche, fo etwa führte der Redner aus, läßt keine sichere. Klassifizierung der Bergformen zu; au Berge mit ausgesprochener, im Namen bezeichneter
orm, wie das Wetterborn und die Dent blanche, zeigen, wenn ie anstatt von der Nord- bezw. Westseite, von Süden aus be- trabtet werden, eine ganz andere als die im Namen angedeutete Form. Wertbvoller und tiefer als die Betrachtung der Form an den Bodenerbebungen ist deshalb die Untersuchung ihrer Entstehung. Die Erdkruste ist keinen Augenblick in Ruhe. Sie biegt sih auf oder ift ruckweise beweglich. Zwei Ursachen sind es hauptsähli, welche die Entstebung der Gebirge und ihre Umgestaltung hervorbringen. Die inneren (vulfkanishen) endogenen Ursachen hafen Blöcke, die äußeren, die erogenen schaffen die Skulpturen. Die erhabenen Formen, welche unsere Bewunderung in fo bobem Grade erregen, find nit diejenigen, wel&e durch plötzliche Katastrophen entstanden sind, fondern diejenigen, welhe im Laufe von Jahrhunderten besonders durh die Arbeit des rinnenden Wassers, - den Einfluß des Windes, des Schnees, der Gletsher und der Lawinen bervorgebraht werden. Die aus verschiedenem Material und in mannigfaher Schihtung zu- sammengeseßten Felsen widerstehen den fie bearbeitenden äußeren Ein- flüfsen in der versMiedensten Weise ; das leichtere, durchlässige Mate- rial wird zerstört, das widerstandéfäbigere Material bleibt bestehen, und diefem Umstand verdanken wir die malerishen Formen, die uns in Bergen wie dem Popecatepetl, dem Kilimandjaro, den das Yofse- mitetkal und die S{luchten am Kolorado einshließenden Fel8wänden, in den Karpathen und an anderen Stellen der Erde so großartig entgegentreten. So fommt es, daß man den Satz aufstellen kann: Die innere Struktur beeinflußt das Aeußere des Berges. Das an den Abbängen berabrinnende Wasser führt nun aber die aus dem weniger festen Material bestehenden Theile in der Form von Schlamm,
fleinen Steinchen u. st. w. weit fort in die Ebenen und noch weiter in das Meer und bildet so die sogenannten aufgeshütteten Theile der Erdoberfläche, die wie die Norddeutsche Ebene, die Umgebung von Berlin von geringerer Erhebung und daher auch E malerischem Eindruck find. Zum Schluß erwähnte der Redner, daß man fih von allen Bergformen infolge der von den Gelehrten und Künstlern bisher ent- worfenen Zeichnungen und Gemälde fast immer eine falsche Vorstellung gemacht habe. Wie man erst in neuerer Zeit durch die getreuen, auf photo-
aphishem Wege hervorgebrahten Abbildungen festgestellt habe,
ätten sih die Reisenden sowohl wie die Künstler die Abhängé der Berge stets viel steiler vorgestellt, als fie in Wirklichkeit seien ; felbst Alexander von Humboldt fei diesem Irrthum unterworfen gewesen. Die geringe Kenntniß über die Gebirgéformen in Künstlerkreisen sei nur damit zu erklären, daß in früheren Zeiten die jeßt von uns als erhabene Naturbilder bewunderten Gegenden den Gelehrten und Künst- [ern mehr Grausen als Freude eingeflößt hätten. Wie kein Dichter des Alterthums jemals die Berge besungen habe, so habe au kein Maler des Mittelalters oder der Renaifsancezeit fih mit Darstellung von Bergformen beschäftigt ; erst seit etwa hundert Jahren habe man angefangen, sih diesem Gegenstande fünstlerisch zuzuwenden. Wenn der Arzt sih dem Studium der Anatomie widme, um die Entstehung des menschlichen Körpers, seine Zusammenseßung und Organifation sowie die auf ihn eimvirkfenden äußeren Einflüsse genau kennen zu lernen, so sei es für den Maler, der die Formen der Erdoberfläche in ihrer ganzen Wahrheit und Schönheit zur Darstellung bringen wolle, ebenso nötbig, daß er sih mit der Anatomie des Berges, den Ursachen seiner Entstehung und seiner Umgestaltung genau beschäftige.
Die Vogel-Ausfstellung der „Aegintha* ist gestern in dem Lichthofe und den Sâlen des Grand Hötel Alexandervlaß eröffnet worden. Die Ausstellung ift von 70 Auëstellern bes{ickt ; außer Berlin sind Aachen, Hamburg, Königsberg, Oshay und einige fleinere Orie vertreten. Zumeist ist es Handelswaare, die aus- gestellt ist. Die 548 Papageien find bis auf wenige von drei Händlern ausgestellt. Die ausländischen Körnerfresser sind in nahezu 1000 Exemyplaren von fieben Händlern zur Schau gebracht, die Liebhaber feblen hier ganz. Beachtenswerth sind einige feltenere Bastarde, fo von Rotbkcpf-Amandine aus Bandfink und von Bartfink aus japanischen Mövchen. Fremdländishe Tauben find in selteneren Arten ausgestellt, wie Nicobartäubchen, Schopfwachteltäubchen und Dolchstihtäubhen. Die Gruppen der hbeimishen Sänger sind rei beschickt und übersihtlißch zusammengestellt; in ihnen liegt der Werth der ganzen Schau; der Zahl nach domi- nieren naturgemäß die Gattungen der Sänger. Hübsche Kollektionen bieten auch die Familien der Timälien, Baum- läufer, Lerhen, Stelzen, der Stare, Pirole, Raben, Würger und und Fliegenfänger. Interefsant ift die Zusammenstellung eines KuEuck3 und eines Kanarientweibchens » der Kuckuck is von dem Kanarien- weibchen ausgebrütet und aufgefüttert und hat \sich dabei selbst voll- ständig an Meblwürmèr und Fleis{nahrung gewöhnt. Vier vom Restaurateur Rausch ausgestellte Nebbühner sind von einer Haushenne aus- gebrütet und in der Gefangenschaft aufgezogen. Mit seltsamen Exemplaren besetzt ist die Gattung der Strandläufer, au ein seltener Regen- pfeifer, ein Triel, ift ausgestellt. Preiskanarien werden nur in 11 Kollektionen vorgeführt. Verkaufskanarien find dagegen 321 vorbanden, dazu kommen 10 Bastarde und Taubenkanarien. Sonst bietet die Schau nocch eine sehr bübsce Gierfammlung, reiche Kollektionen ausgestovfter Vögel, viele Gerätbe, Nisikästen, Futter- proben u. dergl. Die Ausstellung bleibt bis zum Dienstag geöffnet.
„Auf, auf zur fröblihen Jagd!“ ift der Titel des neuen Sport- ihausftüdé, weldbes am Sonnabend im Zirkus Renz zur erften Auffübrung gelangt, und zu dessen wirkungsvollec Inscenierung Direktor Renz große Anschaffungen an Gespannen aller Art, Wagen-, Neitpferden und echten s{hottischen Hundemeuten, kurzum an einem
. geschenkt bat.
F rat gemaht hat, wie man ibn sonft nur bei einer Hofjagd ¡u seben Gelegenheit hat.. Das prächtige „Künstlerfest“ geht demna morgen zum leßten .Mal ‘in Szene.
Stettin, 14. Februar. Wie hoh sich der Schaden beläuft, welcher durch den Sturz des Thurms der Jakobikirhe an dem Kirchendah und demn Gebäude überbaupt angericztet worden, läßt F zur Zeit noch uicht übersehen. Dagögek font ber Werle eit, ber dur den Herabsturz der Thurispitze selbst erwahfen is. Jhre Auf- seßung hat einen Kostenaufwand von etwa 18 000 f erfordert. Dieses Kapital würde dem angesammelten Fonds für die Wiederberstellung des Thutms verloren geben. Wie die „N. St. Z.* indeffen erfährt, Hat Herr Karl Gerber, welcher für Wiederherstellung der Kirche son zweimal Schenkungen im Gesammtbetrage von 91 000 #4 gemacht bat, gestern dem Gemeinde - Kirhenrath angezeigt, daß er zur Ausgleihung des leßteren Verlustes eine weitere Schenkung von 20000 Æ, welche sofort erhoben werden fann, zur Verfügung stelle. Der Gemeinde - Kirhenrath beschloß ferner, die Koften für die Be- erdigung des beim Sturz des Thurmes ers{chlagenen Kir@Weurendanten Nadcke auf die Kirenkafse zu übernehmen, indem er fic weitere Anträge, betreffend die Versorgung der Wittwe, bei der Leméinde- vertretung vorbehielt. j
Wittenberg, 13. Februar. Der „Köln. Z.® wird geschricbLen : Durch den Sturm sind die evangelishe Stadtkirhe und die wiedér- bergestellte Schloß kir che {wer beschädigt worden. - In das mätige Dach der Stadtkirhe wurden große Löcher gerissen, die Notenbretter von den Galerien lTo8gebrohen und ein fteit vier Jabrbundetten auf dem SgulgloÆenthurm an der nordöstlichen Eke der Kirhe stehendes eisernecs Kreuz berabgeshleudert. Noch f{&limmer erging es der Schloßkirhe. Auf dem Westgiebel ter Kirte war als Uebergang von dem neuen prächtigen Thurm zum alten Scloß, der jeßigen Schloßkaferne, eine aus mit Maßwerk verbuudenen Fialen bestehende Sandsteingalerie errihtet. Diese Galerie ift nit mehr. Bald nah 2 Uhr warf der Orkan die Kreuzblume der einen Fiale und glei darauf den größeren Theil der Galerie herab. Die Trümmer, darunter Steine ‘bis zu 7 Ztr. s{chwer, durchscklugen einen großen Theil des mit bunt glafierten Ziegeln eingedeckten Daches, während die Hauptlast auf das Dach der Schloßkasetne fiel, diefes durs{lug und mit den Trümmern des Kasernendaches in die Mon- tierungskammer der 1. Kompagnie des 20. Regiments stürzte. Kirchen- dach, Fasétnenbäth und Kammer bilden ein Bild wüfter Zerftêrung ; der sofort abgesperrte Schloßplaß is mit Dachsteintrümwmern und Maßwerkstücken bedeckt. Das kostbare Deckengewölbe der Kirche und der Thurm find unverfehrt.
Boppard, 12. Februar. “Gestern brach bier ein verheerendeë Feuer aus, das erft gegen Morgen gelös{t werden konnte. Die Gasthöfe „Zum Hirs“ und „Zum Schwanen“ (beide am Rhein ge- legen), fowie zwölf andere Häuser sind eingeäshert worden. Ein Feuerwebrmann wurde dur eine einstürzende Wand verletzt.
Grevenstein. Hier ist die Anlage einer Wasserleitung in Ausführung begriffen; sie verdankt ihre Entstehung vorzugsweise dem bochherzigen Geschenk des in Amerika wohnenden Pastors Nagel,
eines gebürtigen Grevensteinerës, welcher zu diesem Zweck 11 000 .4
New-York, 14. Februar. Aus Philadelphia wird dem „D. B. Hd.“ gemeldet, daß dort dur einen Erdruts\ch dreißig Per- fonen vershüttet wurden. Dreizehn Todte hat man bis ießt unter den Erdmafen hervorgezegen.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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1) Nachts leichter Scbneefall. 2?) Früh Gewitter. 3) Nachts en und Schnee. 4) Nathhis wenig E E E pr N Sthnee. 5) Reif, geftern Morgen Schnee. 6) Gestern Regen, Graupel und Schneeschauer.
VUebersiht der Witterung.
Eine Zone hohen Luftdrucké erftreckt fih von der norwegtihen See sütwärts nah Südfrankreid und scheint fic langsam oftwärts fortzupflanzen. De- pressionen liegen westlid von Irland und über Rufß- land. Bei \chwachen bis frischen, meist westlichen und nordwestlichen Winden und durdschnittlih nor- malen Wärmeverbältnifsen ift das Wetter in Deuts- land veränterli ; vielfa ift Regen oder Schnee in geringer Menge gefallen, geftern Nachmittag und în der Nat fanden an der Unterelbe und an der füd- lichen Ostsee stellenweise Graupelböen ftatt. Ham- burg hatte heute früh Gewitter. In Oft- und Süd- deuts&land berrs{t leiter Froft.
Deutshe Seewarte.
s E L LS Theater - Auzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern-
hané. 41. Verstelung. Mara. Oper in 1 Aft ven Ferdinand Hummel. Text von Axel Delmar.
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In Scene gesezt vom Ober-Regifseur Teßlaff. Diri- gent : Kapellmeister Dr. Muck. — Slavische Braut- werbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik kom- poniert und arrangiert von P. Hertel. (Mit Ein- lagen von F. Brahms.) — Cavalleria rusti- cana. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Tert nad dem gleih1amigen Volksstück von G. S In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Ln, Dirigent: Kapellmeifter Dr. Muck. Anfang 7 Ubr
Schausvielbaus. 47. Vorftellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pobl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindishen Königs Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-NRegissenr Mar Grube. Anfang 7 Ubr.
Sonnabend: Opernhaus. Mit aufgehobenem Abonnement und unter Fortfall der permanent reservierten Pläße, Zum ersten Mal: Die Medici. Historishe Handlung in 4 Akten, Dichtung und Musik von R. Leoncavallo. Ueberfezunag von Emil Taubert. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober-Regifseur Tetlaff. Anfang 7F Ubr.
Erhöbte Preise: Fremden- und Orchester-Loge 12 4 Erfter Rang Balkon und Loge, Parquet und Parquet-Loge 10 # Zweiter Rang Pro- sceniums-Loge 7 #Æ Zweiter Rang Balkon und Loge 6 A Dritter Rang Balkon und Loge 4 M Parterre und Amphitheater Sißplaß 2 M Ampbi- theater Stebplaß 1 A — Die Billets tragen die
Bezeichnung: Reserve-Saß und den Datumfstempel. | — Dienst- und Freiplätze haben keine Gültigkeit.
Schauspielhaus. 48. Vorstellung. Die Jour- naliften. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Freytag. (Adelheid NRuneck: Frau Clara Meyer, Cbrenmitglied des Königlichen Schauspiels.) Letztes Auftreten in dieser Spielzeit. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Der Herr Senator. Anfang 7 Ubr.
Sonnabend: Der Serr Senator.
Sonntag: Der Herr Seuator.
Montag: Der Taliëman.
Berliner Theater. Freitag: 25. Abonne- ments-Vorftellung. Uriel Acofta. (Ludwig Barnav.) Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Ans oianem Recht.
Sonntag, Nom. 24 Uhr: Dorf und Stadt, Abents 74 Uhr: Timon von Athen.
Lesfing-Theater. Freitag: Ohne Geläut. Sonnabend, Sonntag: Madame Sans-Gêne.
Wallner-Theater. Freitag: Heimath. Sonnabend,Sonntag : Der uuglänbige Thomas. — Unter vier Angen.
Friedrich - Wilhelmfsiädtishes Theater. GChbaufi e 25
Freitag: Mit . neuer Auzstattung. Zum 1. Male: Brautjagd. Operette in 3 Akten (mit theilweiser
Benußung Richard Genée’sher Terte) von Hermann Hirschel. Musk von Franz von Suppé. In Scene geseßt von Julius Fritzsche. Dirigent : Herr Kapell- meister Federmann. Anfang 7 Ubr.
Sonnabend: Die Brantjagd.
Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Freitag: Zum 54. Male. Der Musfter- gatte. (Le premier mari de France.) Schwank in 3 Akten von Albin Valabrègue. — Vorber: Lolotte. Schwank in 1 Akt von H. Meilbac und Ludw. Halévy. Anfang 7i Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Sonntag, Nachm. 23 Uhr : Matinée. Zu Gunsten der Deutschen Schriftsteller-Genofsenshaft. Gastspiel des K. K. Hoffchauspielers Friedrih Mitterwurzer. Zum 1. Male. Verfehlter Beruf. Lustspiel in 3 Akten von Frdr. Dernburg und Eugen Zabel.
Abends 74 Ubr: Leßte Sonntags-Veorstellung von Der Musftergatte.
Ueues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Freitag: A Bass0 Porte. Scenen aus dem neapolitanischen Volksleben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. Deutsh von Emil Dürer. In E geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7E Ukr. E
Sonnabend: Feglione.
Sonntag: A Bass0 Porto.
Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Freitag : Nur noch wenige Aufführungen von Die Kinder des Kapitän Graut. Ausftattungs- e großem Ballet in 12 Bildern. Anfang 7t É ;
Sonntag, Nachmittags 3 Ubr, ermäßigte Preise: Lumpaci vagabundus, oder: Das liéder- Lde E, Zauberpofse mit Gesang und
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Theater Unter den Linden. Freitag: Der Oberfieiger. Operette in 3 Akten von M. E L. Held. Musik von C. Zeller. Anfang
¿ Uhr.
Adolph Ernf-Theater. Freitag, 74 Uhr: Charley's Tante. S@{wank in 3 Akten von Braudon Thomas. — Vorher: Die Baj now! m gp Pofse mit Gesang in 1 Aft von Ed. Jacobson Benno Jacobson. Musik von Franz Notb. In Scene gaeïscgt von Ad. Ernft.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Bentral-Theater. Alte Iafobfiraße Nr. 30. Freitag: Zum 18. Male. Serr Coulifset. Schwank in 3 Akten von E. Blum und R. Toché. Hierauf: Zum 55. Male. Berlin 1893. Revue in 2 Abtheilungen von L. Leipziger. — Anfang 7# Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellungs
Konzerte.
Konzert-Haus. Freitag, Abends 71 Uhr: V. lIeßtes populäres Orchefter-Konzert (Beetbover- Abend) von Prof. Waldemar Meyer. Dirigent: Prof. Reinb. L. Herman.
Billets à 3, 2 und 1 # bei Bote’ u. Bock, im Bureau des Konzerthaufes und an der Abendkafic.
Sing-Akademie. Freitag, Abends 8 Ubr: Konzert von Bernhard Stavenhagen mit dem Ber- liner Philbarm. Orchester, sowie unter Mitwirkung von Frau Agnes Stavenhagen.
Saal Bechstein. Freitag, Abends 77 Ubr: IT. Lieder-Abend des Tenoristen Henrik Weftberg, unter gef. Mitwirkung der Pianistin Fräulein Eugenie Reinhold.
Birkus Renz (Karlstraße). Freitag, Abends 74 Ubr: Zum leßten Male: Ein Küustlerfceft. Außerdem: Musterung der Neuerwerbungen für den Marstall; das Feuervyferd Elimar, vorgeführt von Frl. Oceana Renz; das Schulpferd Cyd, geritten von Herrn R. Renz; der urkomische Jmitator- Clown Mr. Ybbs; die Akrobaten auf dem Drakbt- seil Zalva, Espana u. Alvar; Mr. Lavater Lee X-
Sonnabend: Zum 1. Male: Auf auf zur fröb- lichen Jagd. Original-Sportschaustück mit Parforct- Ritt vom Direktor Fr. Renz.
Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nachin. 4 ér (1 Kind frei) und Abends 74 Uhr.
P E E O r O I E I Familien-Nachrichten.
Verlobt: Virginie Freiin von Wöhrmäánn mit Ork: Hauptmann Sion Otto Grafen von p n (Wiesbadéèn—Dreêëden). — Frl. anda voi Leipziger mit Hrn. Lieut. Carl von Rocacbed (Köln—Köln-Deußz). — Frl. Else von Holleben mit Hrn. Prem.-Lieut. Hermann Frhrn. von der Heyden-Nynsh (Düsseldorf). ——
Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Creyy (Bulitten?- Hrn. Pfarrer Slemmer (Pfarrhaus Lott ch@ük". — Eine BLO ter: Hrn. Marine - Baumeile? {war ing).
acehe L Hr. isenbahn - Direktions - Präsiden!
Karl Krahn (Charlottenburg). — Hr. Gencma Lieut. 3. D. Wilhelm Hugo Schmelzer (Berlin? — Verw. Fr. General-Lieut. Emma von All eb. von Reuß (Freiburg i. Br.). — Hr. Amtsgeri" Rath Garl Neukir{ner (Brieg). — Fr. E gutsbesißzer Pauline Paschke, geb. Hanke (2Æ Zauche).
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Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.
Berlin: — Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verla Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. °
Sechs Beilagen (einschließli4 Börsen-Beilage)-
Erste Beilage
zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 15. Februar
1894.
Fi 4D.
Deutsches Reich.
Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1893 bis zum Schluß des Monats Januar 1894.
L 2.
3. 4. 9. : 6.
Einnahme im Monat Januar
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Ober - Postdirektions - Bezirke
Hierzu Einnahme
Vormonaten
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1. Im Neich8-Postgebiet. 1) oniggera , L 2) Gumbinnen . 3) Danzig . 4) Berlin . 9) Pola - 6) Frankfurt a. O. 7) Stettin : 8) Köslin . 9) Posen . 10) Bromberg . 11) Breslau 12) Liegniß . 13) Oppeln 14) Magdeburg 15) Halle a. S 16) Erfurt . 1) Sa. 18) Hannover . 19) Münster 20) Minden 21) Arnsberg : A 2 rankfurt a. M. D 25) Aachen . 26) Koblenz 27) Düsseldorf . 23) E 99) Dresden 30) Leipzig . . 31) Karlsruhe . 32) Konstanz . 33) Darmstadt : 34) Schwerin i. M. 35) Oldenburg 36) Braunschweig 37) Bremen 38) Qa 95 687 | G 18 482 Gd 3287 |
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141718 | ch 97 150 112 168
78 998 | 92 937 | ‘ 31737 | 65 520 | 158 690 | 63 102 | 329 321 | 154856 | 62720 | 41741 | f 435 203 18346 | 168012 |ch 444 527 | 226 276
62 342 | 126 863
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Ueberhaupt . Berlin, im Februar 1894.
6 104 765 | 45
6 855 949
D [ckck) D o J bd o
Haupt-Buchhalterei des Reihs-Schaßamis.
Biester.
Deutscher Reichstag.
49. Sizung vom Mittwoch, 14. Februar, 1 Uhr.
__ Die zweite Berathung der Anträge Gröber (Zentr.) und Rickert (fr. Vg.) auf Abänderung des Wahlgeseßes wird fortgeseßt.
Im weiteren Lauf der Verhandlung, über deren Beginn bereits in der Nummer vom Mittwoh berichtet worden ist, erhält nach dem Abg. Auer zum § 11h, welcher die Schaffung eines Zsolierraums, in welhem der Wähler unbeachtet den Stimmzettel in den Umschlag legen kann, vorschreibt, das Wort der
Abg. Gröber (Zentr.): Mit den Umschlägen allein sei das Wahlgeheimniß nit zu {üten; es würde mit ihnen derselbe Unfug wie jeßt mit den Stimmzetteln getrieben werden. Es sei im Jahre 1867 die württembergische Regierung selbst und nit etwa ein radikaler Volksvertreter gewesen, die nicht bloß Umschläge, fondern auch einen Jsolierraum für die württembergishen Landtagswahlen vorfchlug; der Landtag habe aber den Jfolierraum abgelehnt und nur die Um- {läge angenommen. Später seien diese dann wieder abgeschafft worden, um mit dem Reichswahlgeseß in Uebereinstimmung zu fommen. Das Zentrum halte an dem Îsolierraum fest, da es einen wirklichen, nit einen nur vermeintlihen Schuß des Wahlgeheim- nisses wolle.
Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) erwidert dem Abg. Dr. von Mar- quardsen, daß mit den Umschlägen allein nihts erreicht wird, wenn man nit wisse, ob nicht vorher der Wähler einen bestimmten Zettel in den Umschlag zu thun gezwungen worden sci. So beschränkt werde doch d kein Wahlvorsteher sein, um nicht zu wissen, wie er den Verschlag einzurihten habe. Die zur Zeit der Wahlprüfungs- commission vorliegenden Wahlakten legten Zeugniß ab für die stete Wiederkehr der Wahlbeeinflufsungen in denselben Wahlkreijsen, nament- Sa Bereich der nationalliberalen Großindustrie in Rheinland und
alen.
 Abg. Dr. von Marquardsen (nl.): Daß der Wähler nah dem Zorschlag Bassermann den Wahlzettel im Wahllokal in den Um- ¡Hlag legen soll, ist doch selbstvecständlitz. Der Vorschlag Auer, daß die Umschläge bei den Behörden von den Parteien entnommen Len follen, paßt nur für Wahlen, für die die Parteien die Kan- daten amtlih nominieren, wo Stimmzettel, die auf andere Namen auten, als sie die Parteien nominiert haben, ungültig sind.
L Abg. Dr. Barth (fr. Vg.): Dur die Umfschläge allein Mde ledigli der Glaube erweckt werden, als ob zur Wahrung des
ablgeheimnisses etwas geschehen wäre.
e 11þ wird in der vorgeschlagenen Fassung angenommen. er Antrag Bassermann ist damit erledigt. /
bia Zas 11e soll die Wahlzeit von 10 Uhr Vormittags
fol (ießt 6) Uhr Nachmittags dauern. Die Annahme er-
olgt a Es
; enthält nah dem Vorschlage - der Abgg. Gröber
Mo : iert die Neuerung, daß der Wähler selbst, nit der hlvorsteher, den Umschlag in die Wahlurne legen soll.
Abg. Bassermann (nl.) will es bei der bisherigen Vorschrift belassen.
Abg. Gröber (Zentr.) plädiert für seinen Vorschlag, da man in der Vertrauensfeligkeit den Wablvorstebern gegenüber niht zu weit gehen dürfe.
Abg. Dr. von Marquardsen (nl.) glaubt, daß der Antrag- steller in seinem Mißtrauen gegen die Wablvorsteher zu weit geht, indem er sie sogar der Möglichkeit der zulässigen und berechtigten Kontrole beraube.
Abg. Dr. Rintelen (Zentr.) wendet dagegen ein, daß nach dem bisherigen Verfahren vielfah ein Vorsteher durch das Befüblen der Zettel zu ermitteln wußte, wie dieser oder jener Wähler gewählt hatte. Solchen Eventualitäten folle vorgebeugt werden.
S 11d wird génehmigt.
Zu S8 11e (Prüfung der Umschläge nah Schluß der Ver- handlung und Feststellung des Resultats) liegt ein Antrag Casselmann vor, wonah von 7 Uhr ab nur Wähler zu- gelassen werden sollen, welhe vor 7 Uhr bereits im Wahl- lokale anwesend waren.
Abg. Casselmann (fr. Volksp.) bedauert, daß man nicht dazu übergehen wolle, die Wahl am Sonntag vorzunehmen. Dafür babe man die Wahlzeit um eine Stunde verlängert. Im Interesse der räumlih sehr ausgedehnten oder unwegsamen Wahlkreise müsse aber wenigstens entsprechend seinem Antrage die Möglichkeit der Stimm- abgabe ausgedehnt werden.
Abg. Auer (Soz.): Bezüglih des Schlusses der Wahlhandlung herrscht allerdings eine verschiedene Praris. Das Wablgefeß und das Neglement schreiben den Schluß der Stimmabgabe um 6 Uhr vor, troßdem wird z. B. auch in Berlin anders verfahren. Für den Antrag Caffelmann und gegen denselben sprechen zablreiche Gründe, ih kann zur Zeit mich für ihn nicht entscheiden.
Abg. Dr. von Marquardsen (nl.) ist dem Antrage geneigt; die Entscheidung werde der dritten Lesung zu überlassen sein, wo auch auf die Verlängerung der Wahlzeit zurückzukommen sein werde.
Abg. Dr. Stephan - Beuthen (Zentr.) svriht sich auch für den Antrag aus, dessen endgültige Fassung der dritten Lesung vorbehalten bleiben tonne. Der Antrag omme einen wirtllitzen Bedürfniß entgegen.
Abg. Zubeil (Soz.): Wir haben in der Fraktion zu dem Antrage noch nit Stellung nehmen können. Es muß uns aber sehr daran liegen, daß die bis zum Schlusse der Wahlzeit im Wahllokal Erschienenen auch ihr Wahlrecht ausüben können: wir find deshalb mit der Tendenz des Antrags einverstanden; die definitive Formu- lierung sollte man bis zur dritten Lesung ausfeßzen.
Abg. Cafselmann (fr. Volkép.) beklagt, daß auch die so werthvolle Verlängerung der Wahlzeit den Beifall des Abg. Dr. von Marquardsen niht finde; hoffentlich werde leßterer bis zur dritten Lesung bekehrt sein. Im übrigen ist Nedner über die \sympathische Aufnahme seiner Anregung sehr erfreut und empfiehlt ihre Annahme, besonders noch mit dem Hinweis darauf, daß sie der bisherigen Willkür der Wahlvorsteher auf diesem Gebiet ein Ende bereiten würde.
Abg. Rickert (fr. Vg.) bittet den Antragsteller, den Antrag
| bis zur dritten Lesung zurückzuziehen. Schwierig bleibe die Frage, wie
es zu machen fei, die Oeffentlichkeit der Wahl aufrecht zu erhalten, wenn der Antrag in der vorgelegten Form zur Annahme gelangen follte. Anderenfalls könne er dem Antrag nur mit Vorbehalt zustimmen.
Nachdem der Abg. Casselmann erklärt hat, zur Zürück- nahme des Antrags keinen Grund zu haben, wird der §11 e mit diesem Antrag angenommen. i
S 11f triff Bestimmung darüber, welhe Stimmzettel ungültig sind. Es soll hinzutreten die Vorschrift, daß dazu auch Stimmzettel gehören, die nicht in amtlich gestempeltem Umschlag oder in einem durch ein Kennzeichen auffällig ge- machten Umschiag übergeben worden sind. Das leßtere foll auch von den Stimmzetteln gelten.
Abg. Bassermann (nl.) beantragt, wie früher auch die Stimm- zettel, die niht von weißem Papier sind, für ungültig zu erklären.
Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) will auch Stimmzettel, deren Gewicht und Größe -. von den amtlih festgestellten Gewichts- oder Größebestimmungen erkennbar abweichen, für ungültig erklären.
Abg. Gröber (Zentr.)? hält beide Anträge für überflüssig, da es jeßt nicht mehr heißen solle „mit einem äußeren Kennzeichen“, sondern nur „mit einem Kennzeichen“, womit beide besonderen Wünsche gedeckt würden.
S 11 f wird unverändert angenommen, ebenso der Rest der Abänderungsanträge ohne Debatte.
Es folgt die erste Lesung des Antrags Schröder, be- treffend die Abänderung des Art. 61 des Handels geseßz- buchs. Der Antrag bezweckt Neuordnung der Bestimmungen über die Kündigungsfrist und die Ausstellung der Zeugnisse. Die Kündigungsfrist soll, wo sie vertragsmäßig vereinbart ift, für beide Theile gleih und jede entgegenstehende Vereinbarung rechtsungültig sein. Beim Abgange sollen die Handlungs- gehilfen ein Zeugniß über Art und Dauer ihrer Beschäftigung fordern können; auf ihr Verlangen soll dieses Zeugniß auch auf Führung und Leistungen ausgedehnt werden.
Antragsteller Abg. Schröder (f\r\. Vg.) empfiehlt den Antrag, der {on im vorigen Jahre als Antrag Goldschmidt freundlih auf- genommen worden fei. Die vorges{lagenen Aenderungen entsprächen dem allgemeinen Wunsche der Handlungsgehilfen. Da die Materie genügend erörtert sei, stehe der fofortigen Vornahme der zweiten Lesung wohl nihts im Wege. :
_Abg. Singer (Soz.): Wir werden diesem, Wunsche keinen Widerspruch entgegensezen. Für die Frage der Zeugnißausstellung ist es niht mehr nöthig, noch weiter Worte zu verlieren. Das* Wichtigere ist die Regelung der Kündigungsfrist. Die vielgerühmte Vertragéfreiheit des Handelsgefeßbuchs hat sih für die Mehrzahl der Handlungsgehilfen zu einer wahren Unfreiheit umgewandelt. Gewisse Geschäftsordnungen gewisser großer Firmen könnte man zutreffender mit dem Worte „Sfklavenordnung“ bezeihnen. So behält sih eine der bekanntesten Firmen Leipzigs in ihrem Engagementsvertrag das Recht vor, jeden Tag zu kündigen, während der Kommis an die Vrist des Handelsgeseßbuhs, also an die se{chswöchentlihe Kündi- qung zum nächsten Quartalsersten gebunden i. Noch \{chlimmer find die Kontrakte, welhe die Firma Rudolph Heryog mit ihren Kommis abschließt. Es werden durch die Vertragsfreiheit die wirth-- \haftlich ScWwachen willenlos in die Hand der wirthschaftlih Starken gegeben. Die kleine Verbesserung, die hier vorgeschlagen wird, trifft niht das, um was es sih handelt; fie verhindert nicht, daß die Leute jeden Tag, jede Woche aufs Pflaster geworfen zu werden fürhten müssen. Der Kommis ist eben ökonomish nit in der Lage, feinen Willen zum Ausdruck bringen zu können. Die amtliche Enquête über die Verhältnisse in den Handelsgewerben hat sih auch auf diesen Punkt erstreckt ; auf das Gutachten des Vereins der Berliner Indu- itriellen darf man aber nidts geben, wenn man wirkli an den s{limmen Zuständen etwas bessern will. Diese Herren betraten einfach die Handlungsgebilfen als ein Stück Waare, das man zur Zeit starken Ge- {hâft8ganges in großer Menge beschafft und naher ebenso wieder in großen Mengen abshafft. Namentlich erkennt man den kapitalistishen Pferdefuß an jener Ausführung der Gutachten, die da sagt: Durch eine allgemeine Einführung der 4 wöchentlichen Minimal-Kündigungsfrist zwei Monate lang an ein untüchtiges Perfonal gefesselt zu sein, ist eine Zumuthung, die entschieden zurückgewiesen werden muß. Dabei ist in der Hâlfte aller Geschäfte, welhe der Verein befragt hat, die An- stellung der Kommis bei vierwöchentlicher Kündigungsfrist Thatsache. Nach der aufgenommenen Statistik richten sih nur 37 9% der Betriebe nah den Borschriften des Handelsgesezbuchs. Eine Minimal- kündigungsfrist von vier Wochen verlangen wir für die Angestellten der Handelsgeschäfte unter allen Umständen. Eine solhe Kündigungsfrist kann auch den Unternehmern durchaus nit \{haden. Der Vorstand des deutschen Verbandes kaufmännischer Vereine tritt ebenfalls für diese Forderung ein; dazu treten sehr zablreihe Petitionen von kauf- männischen Vereinen u. dergl., welche theils die vier-, theils die sechs- wöchentlihe Kündigungsfrist fordern. Mit der Regelung der Frage kann bis zum Erlaß des Bürgerlichen Gescßbuhs nicht gewartet werden; aber diese Regulierung kann nur darin bestehen, daß die vierwöchentlihe Kündigungfrist als Minimum konzediert wird. Damit allein wird sich der Reichstag den Dank des Handlungsgehilfenstandes erwerben.
Abg. Träger (fr. Volksp.) hat für den Antrag Singer außer- ordentlih viel Sympathie; sebr s{hwierig aber erscheine es, die vier- wöchentlihe Minimalkündigungsfrist organisch dem Handelsgeseßbuch einzuverleiben. Wie foll es in diesem Falle mit der vierwöchigen Probezeit gehalten werden? Eine bestimmte Erklärung über die Forderung läßt si jedenfalls zur Zeit niht abgeben.
_ Abg. Spahn (Zentr.) spricht sich für den Antrag Schröder aus,
mit der Modifikation, daß die Kündigung immer nur am Ersten jedes Monats ausgesprochen werdén soll. _ Abg. Ba ffermann (nl.) is mit seiner Partei ebenfalls mit der Tendenz des Antrags einverstanden und hat auch gegen Uebergang zur zweiten Lesung ohne Kommissionsberathung nichts einzuwenden. Die Anregung des Abg. Singer ist sehr beahtenswerth; das formale Prinzip der Vertragsfreiheit muß überall da weichen, wo die Praxis eine Benachtheiligung der wirthschaftlih Schwachen und infolge davon schwere Unzuträglichkeiten erkennen läßt. Ebenso muß den Handlungs- gehilfen ein Klagerecht auf das Zeugniß eingeräumt werden.
__In ähnlichem Sinne äußern ih die Abgg. Dr. von Buchka (dfon}.) und Klemm -Dresden (d. Refp.).
Damit schließt die erste Berathung. Das Haus tritt so- fort in die zweite Berathung ein, beschließt aber, da ein Ab- änderungsvorschlag Singer vorliegt, die Vertagung.
Schluß 5 Uhr.
w
Preußischer Landtag. Herrenhaus. 4. Sißung vom 14. Februar 1894.
__ Zu dem Anfangsbericht in der Mittwochs-Nummer d. Bl. ist noch Folgendes nachzutragen :
_Der Präsident Fürst zu Stolberg-Wernigerode
theilt mit, daß in das Herrenhaus berufen sind der Herzog A