1894 / 48 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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haben insbesontere die Errichtung städtisher Arbeitznahweise im Auge gehabt, wobei die Meinung dominierte, daß eine folhe Organi- sation besser in der Hand der Gemeinden als in der von Privaten und Vereinen liege. Im Anhange werden die Anträge und Statuten der in Stuttgart, Mainz und Frankfurt a. M. geplanten Arbeits- ämter mit ausführliher Begründung abgedruckt. Arbeitgeber, Arbeit- nehmer, Gemeindeverwaltungen und Verwaltungsbehörden werden das ganze bier gebotene. Material willkommen heißen. i:

Die Annalen des Deutschen Reichs für Geseßgebung, Verwaltung und Statistik, herausgebeben von Dr. Georg Hirt h und Dr. Mar von Seydel, (Preis vierteljährlich 4.4; G. Hirth?s Verlag in München) haben mit dem Jahrgang 1894 die Publikation der auf die Steuerreform in Preußen bezüglihen Geseßze nebst der darauf bezüglichen, dem Landtag seiner Zeit vorgelegten Denkschrift begonnen und mit Heft 3 beendigt. Heft 2 bringt ferner eine Ab- handlung des Finanz-Raths Zimmermann in Braun!chweig über die braunschweigishe Geseßgebung, über das Sclafgänger- wesen und die Unterbringung von Arbeitern in Arbeiter- fasernen, sowie einen Aufsay von Professor Rehm in Erlangen über die verwaltungérehtlihe Bedeutung der Fabrikordnung. Heft 3 bringt den ersten Theil einer Abhandlung des Landraths Dr. Struß in Steinau a. O. über die preußishe Steuerreform, worin die Fortschritte dargelegt werden, die Preußen hierin mit feiner Steuergeseßgebung gemacht hat. Nach einem Rükblick auf die früher in Geltung gewesenen Steuergesezge und deren Mängel und den früheren Versuchen einer Reform werden die Hauptgrundzüge und Vorzüge ter nunmchr vollendeten Reform eingehend gewürdigt.

Ander tunbe z Von der {on öfter gewürdigten, umfassenden Länderbeschreibung „Die österreihisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ (Verlag der K. K. Hof- und Staatëdruckerei in Wien) be- ann am 1. Oktober v. J. ein neuer Band zu erscheinen, der die Schilderung des Königreichs Böhmen zum Gegenftand hat. Den Intentionen des verewigten durhlauhtigsten Schöpfers des Werks, des Kronprinzen Rudolph gemäß geht auch der Inhalt dieses Bandes aus dem Zusammenwirken der bervorragendsten literarishen Kräfte des Landes selbst hervor. Ebenso sind für den illustrativen Theil nah Möglichkeit heimische, immer aber Künstler berücksichtigt, die der Monarhie angehören. Was Böhmen an Schäßen der Natur und der Kunst aufzuweisen hat, seine ruhmvolle fulturelle Entwickelung seit dem Eintritt in die Geschichte, sein ab- wehélungs- und farbenreiches Volksleben, die Fortschritte auf geistigem und wirtbshaftlihem Gebiete in Vergangenheit und Gegen- wart, werden darin in allgemein verständliher Weise zur Darstellung gebraht, während die den Schilderungen beigegebenen Illustrationen das Bedeutendste bildlih zu ergänzen streben. Der Band beginnt mit der landshaftlih-¿opographishen Schilderung des Kronlandes Uni- versitäts-Professor Gustav C. Laube eröffnet sie mit einer Einleitun und der Scilderung Nordwestböhmens. Er führt den Leser durd das Gebiet von Prag, durch das Moldau- und Elbethal an die Landes- grenze, dann durch das Erzgebirge, das Egerland und Aschergebiet, durch das Thal der Eger und binein in das Land zwischen der Elbe und der Eger. Dann folgen Nordost- und Südwest- böbmen, beschrieben von Professor A. Paudler und Professor M. Willkomm, beide vorzügliche Kenner dieser Landeëtheile. Im 4. und 5. Heft übernimmt Professor August Sedläèëek die Füh- rung durch Südostböhmen. Der Lefer wandert mit ihm an einer Reibe {öner Punkte des Landes vorüber, von denen viele im Bilde festgehalten sind. Als die malerisch - interessantesten 'eien ge- nannt: der Urwald beim Moldau-Ursprung am Schwarzberg, die Teufelsmauer in der Moldauenge bei Hobenfurth, die Ansichten von Prachatiz, Stadt und Burg Nosenberg, Krumau, Graßen, Schloß rauenberg bei Budweis, Ruine Klingenberg (eines der anziehendsten Blätter), ferner die Ansichten der alten Hussitenstadt Tabor, von Melnik, Kuttenberg, der Burg Kunetiß und dez anmuthig gelegenen Schlosses Konopischt, einer Besißung des Erzherzogs Franz Ferdinand. In der jüngsten Lieferung 197 des Gesammtwerks, welche das 6. Heft des Bandes bildet, beginnt die Beschreibung der ehrwürdigen prächtigen Königsstadt Prag, verfaßt von dem Freiherrn J. A. von Helfert. Dieser Abschnitt is niht minder reich illustriert als die vorher- gebenden. Da finden wir einen berrlihen Blick über die Moldau und die monumentale alte Karlsbrücke hinweg auf den Hradschin, ein Panorama von diesem herab genommen, eine Außenansicht der Burg und des prachtpollen spanischen Saales im Innern 2c. Nach alledem scheint der Band „Böhmen“ si ganz besonders stattlih und anziehend zu gestalten. Mit der Lieferung 190 bat der 4. Band von „Ungarn“ seinen Anfang genommen. Der nunmehr abgeschlossene 3. Band behandelt Budapest und Fiume; sechzehn ungarishe Schriftsteller und achtzehn ungarische Künstler haben sich an der Herstellung betheiligt. An die Spiße dieser Künstlershaar stellte sich mit drei anmuthigen Zeich- nungen Ihre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die Erzherzogin Clotilde. Der Band bringt 21 Abhandlungen, enthält 221 JIllustra- tionen im Tert und als Beilage ein farbiges Bild, welches einen ungarishen Magnaten im Galafleide in Begleitung von Knappen darstellt. Von dem neuen 4. Bande liegen drei Lieferungen vor. Sie schildern den ungarishen Theil des Laufs der Donau und find ebenfalls mit vielen Abbildungen ausgestattet, aus. denen der Kasanpaß, Orsova und das Eiserne Thor bervorgehoben seien. Daran reibt sich sodann eine Beschreibung der Denkmäler des Landes aus der Urzeit, sowie aus der Zeit der Römer und der Völkerwande- rung; merfwürdig ift namentli ein mitabgebildeter keltisher Grab- stein, der im Weißenburger Komitat gefunden wurde. Auch für den Band „Galizien“ sind, wie die Redaktion mittbeilt, die Vor- arbeiten bereits weit vorgeschritten, sodaß der größte Theil der Ein- ladungen zur Minwirkung versendet werden konnte. Die hohe Pro- tektorin des Werks, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron- prinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie, hat an eine lange Reihe gelehrter Mitarbeiter Einladungen ergeben lafsen. Somit wird das große Werk, von dem jeßt 13 Bände [Wien (1), Uebersihtsband (2), Niederösterrei (1), Ungarn (3), Oberösterreih und Salzburg (1), Steiermark (1), Kärnten und Krain (1), Küftenland (1), Dalmatien (1), Tirol und Vorarlberg (1)] fertig vorliegen, immer weiter seinem erfolgreihen Abschluß entgegengeführt.

Unterhaltung.

Der Frauen Natur und Recht von Hedwig Dohm. Zweite Auflage. Berlin, Verlag von Friedrich Stahn. Die Ver- fasserin ist eine Führerin auf dem Gebiete der Frauenbewegung und fämpft für die Hebung und Förderung der g:fell]chaftlihen Stellung ibres Geshlechts. Das vorliegende Buch erschien {on vor zwanzig Jahren, und da die darin behandelten Fragen heute wieder mehr wie je auf der Tagesordnung stehen, fo hat sie sich zur abermaligen Her- anzgabe des seit langen Jahren im Buchhandel vergriffenen Werks entihlossen. Sie versteht mit Wärme ihre Ideen zu wver- tbeidigen, und wird auch dort Interesse finden, wo man ihr niht zu folgen vermag. Im übrigen giebt fie den Frauen meist wobl zu beberzigende Rathschläge, und pPplaudert dabei in einem Tone, der wenigstens den weiblihen Lesern und für solche ist das Buch ja bauptsächlih bestimmt zusagen wird. Ein tieferes Einaehen auf den Gegenstand in wissenschaftlidem Sinne

[ ja manche Zitate von Belesenheit in wifsenschaftlihen Werken zeugen) wird man freilich nicht darin finden, auch nicht die Berück- sichtigung des Gefüblslebens und der religiösen Bildung, welche do fcblictlih die Hauptsache ift für die wahre Herzensbildung des Weibes. Die Lerfafserin fordert nihts mehr und nichts weniger als völlige Gleichberehtigung der Geshlechter auf dem Gebiete der Wissenschaft sowie das „Stimmrecht“ für die Frauen und sie sucht zu beweisen,

e es fordern müffen. Wer zuviel zu beweisen sucht, beweist

ichts.

Eine sinnige Jubiläumsgabe widmen die Herausgeber von Meyer’'s Volksbüchern den Freunden dieser Sammlung, indem fie auf die Nummer 1001 den Beginn einer Auëwahl aus der ichönsten morgenländishen Märchensammlung: Taufendundeine Nacht, verlegten. Einfschließlih dieser Nummer bilden die folgenden bis Nr. 1004 den erften Band und die Nummern 1005—1008 den zweiten

Band dieser Märchenauswahl, durch deren Aufnahme in die Meyer'sche Volksbibliothek dem großen Publikum gute Gelegenheit geboten ift, ein Lieblingsbuch von Jung und Alt zu einem erstaunlih geringen Preis zu erwerben. Im Gegensaß zu diesen dur orien- talisch üppige Phantasie ausgezèthneten Märchen stehen die s{lihten, echt deutshen, gemüthêtiefen Kinder- und Haus- märhen der Brüder Grimm (Nr. 1009—1011). Wie sie dürfte jett auc die gewaltige, erschütternde Trilogie F ch Hebbel?8, Die Nibelungen. Ein Trauerspiel in drei Abtbeilungen (Nr. 1012 bis 1014), in der billigen Ausgabe ein Gemeingut des deutschen Volks werden. Nr. 1017 bis 1018 der neuen Folge von Meyer's Volks- büchern bieten mit Spitta's Psalter und Harfe. Geistlihe Lieder, dem nach religiöser Erbauung verlangenden Gemüth ein ebenso sinniges wie dichterisch s{hönes Geschenk. Den vielen Eee Brehm?s und feiner unvergleichlihen, anziehenden und fesselnden Schilderungen aus dem Thierleben wird der Inhalt der in sich Sg Genen Bändchen 1015: Die Säugethiere und 1016: Die Vögel, welche je einen „Blick auf das Leben der Gesammtheit“ der beiden großen Thiergruppen darbieten, außerordentlich willkommen fein. Die Nr. 1019 : M. Mendheim, Hauff's Leben und Werke, und 1020: A. Schullerus, Gellert's Leben und Werke, eröffnen eine Reibe von Biographien unserer Klassiker, die in den weiteren Serien der Sammlung von Meyer’s Volksbüchern planmäßig fortgeseßt werden soll. Meyer?s E verdienen in Wahrheit die Beachtung weitester Kreise, denn sie bieten auch dem weniger Bemittelten durch den überraschend billigen Preis (jede Nummer kostet in handlihem Taschenformat, geheftet und beschnitten, nur 10 „) die Möglichkeit, sich an den un- vergänglichen Geistes\{äßen aller Kulturnationen zu erfreuen. Inter- essenten können ein Verzeichniß über den Inhalt der vorher erschienenen 1000 Nummern kostenlos durch jede Buchhandlung oder auch direkt von der Verlagshandlung, dem Bibliographischen Institut in Leipzig und Wien, beziehen. :

Die von Joseph Kürschner berausgegebene, in der Deutschen Verlagsan]talt erscheinende Haltmonats\chrift „Aus fremden Zungen“ bat ibren vierten Jahrgang begonnen. Die uns vor- liegenden ersten beiden Lieferungen zeigen von neuem, daß dieses eine eigenartige Stellung einnehmende Blatt ein Sammelpunkt der s{ön- wissenschaftlihen Schriftsteller aller Nationen ist und auch für die Zukunft bleiben foll. Für den mäßigen Preis von 50 „\ für das Heft bietet es seinen Lesern aus der unendlihen Fülle dessen, was die gesammte außerdeutshe Literatur hervorbringt, die hervor- ragendsten Erzeugnisse an Romanen, Novellen, Skizzen und kleine Notizen in guter deutscher Uebersezung. Die ersten beiden Hefte des neuen Jahrgangs enthalten : den Roman „Addio“, aus dem Italienischen von Neera, den Anfang der Romane „Stark wie der Tod“, aus dem E CIE von Guy de Maupassant und „Dewajtis“, aus dem Polnischen von Marie Rodziewicz; die Erzählungen „At Davan“, aus dem sibirishen Leben von W. Korolenko und „Engelhans“, aus dem Neugriechishen Lon Georg Drofsinis; eine Ballade aus dem Italicni- {en von Enrico Panzacchi, und das Gedicht „Der sterbende Ritter“, aus dem Ungarischen von Emil Abranyi.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Rubr und in Oberschlesien. In Oberschlesien sind am 22. d. M. geftellt 3627, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 23. Februar.. Amtliche Preisfeftstellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter. (Preise im Berliner Großhandel zum Wochendurchschnitt ver komptant.) per 50 kg. Hof- und Genoffenschafts - Butter 1a. 112 #, Ila. 105 #, Illa —,—, do. abfallende 100 #, Land-, Preußishe 88 93 A, Netbrü 88—93 Æ, Pommersche 90—93 #4, Polnische —, #, Baverif Sennbutter 98—100 #, do. Landbutter 85—90 A, Schlesishe 90—92 Æ, Galizise 80—85 #, Margarine 36— 68 M Käse: Schweizer, Emmenthaler 87—9% #4, Bayerischer 60—68 4, Osft- und Westpreußischer 1a. 68—75 Æ, do. Ila. 58— 62 Æ, Holländer 83—88 4, Limburger 39—42 4, Quadrat-Mage:- fäse Ia. 23—28 M, do. Ila. 12—l15 A Schmalz: Prima Western 17 9/4 Tara 47—48 A, reines, in Deutschland raffiniert 49—50 #4, do. Berliner Bratenshmalz 51—52 M4 Fett, in Amerika raffiniert 40—41 Æ, do. in Deutschland raffiniert 37 Tendenz: Butter: fest. Schmalz: fester.

Wien, 23. Februar. Wie das „Fremdenblatt“ berichtet, fand beute Mittag im Handels-Ministerium eine Konferenz von Vertretern der Regierung und »der Lemberg-Czernowizer Bahn- gesellschaft statt, in welher der Entwurf eines Uebereinkommens mit der Bestinmung vorgelegt wurde, daß, rückwirkend vom 1. ZJanu@ d: Z. ab, dec Betrieb der _Leti- berg - Czernowizer Eisenbahn für Rechnung des Staats geführt wird gegen Bezahlung eines garantierten Baufchalbetrags in Höhe von 22/19 Millionen Gulden; es soll eine Investitutionsanleihe von 10 Millionen Gulden in 49/6 Obligationen aufgenommen werden, deren Verzinsung und Tilgung vom Staat zur Selbstzahlung übernommen wird. Dieses Anlehen ift bestimmt zur Refundierung der bisher aus dem Betricb bestrittenen Auslagen für neue Herstellungen und An- shaffungen zur Ausführung von Zweigbahnen. Das vorliegende erste Hest der im ftatiftishen Departement des Handels-Ministeriums zusammengestellten „Statistishen Uebersihten über den auswärtigen Handel des österreichish-ungarischen Zollgebiets im Jahre 1894" ent- bält, wie der ,„W. 3.“ zu entnehmen ist, die Waaren-Einfuhr und Ausfuhr im Monat Januar 1894. Die gesammte Ein- fuhrmenge im bezeihneten Monat betrug 6201 125 Meter- Zentner _ und 638936 Stück gegen 5396389 M.-Ztr. und 32348 Stück im gleichen Monat des Vorjahres. Der provisorisch bestimmte Handelswerth der Einfuhrmenge belief sich im Monat Ja- nuar d. I. auf 57 647 408 Fl. gegen 49 748 177 Fl. im gleichen Monat des Jahres 1893; einschließlich der edlen Metalle und Münzen bezifferte sh der Werth der Einfuhrmenge mit 59 461 298 Fl. gegen 59 178 587 Fl. Ausgeführt wurden im ersten Monat des laufenden Jahres 8783220 M.-Ztr. und 97304 Stück gegen 8 775 270 M.-Ztr. und 62541 Stück im Monat Januar des Vorjahres. Der provisorisch angenommene Handelswerth der in diesem Jahre ausgeführten Menge betrug 51 739 190 Fl. (eins{ließlich der edlen Metalle und Münzen 52 948 924 Fl.), gegen 49 477 809 Fl. (einshließlih der edlen Metalle und Münzen 51 758 196 Fl.) im Monat Januar 1893.

__— Der Aufsichtsrath der Halleshen Maschinenfabrik und Eisengießerei hat beschlossen, auf das erböhte Aktienkapital von 1500000 M 279/00 Dividende vorzuschlagen gegen 359% bei 900 000 Æ Kapital im Vorjahre. Die Abschreibungen sind in der vorjährigen Höbe bemessen.

Der Aufsichtsrath der Nheinischen Hypothekenbank in Männheim hat beshlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 89/0 für das Geschäftejahr 1893 vorzuschlagen. Die Generalversammlung ist auf den 17. März d. J. einberufen.

In der gestrigen Sißung des Aufsichtsraths der Pfälzischen Hypotheken-Bank erstattete die Direktion unter Vorlegung der Bilanz mit Gewinn- und Verlust-Konto Bericht über das Geschäfts- jahr 1893. Auf Grund des Berichts wurde beschlossen, der General- versammlung die Vertheilung einer Dividende von 6409/6 (wie im Vorjahre) vorzus{lagen. Da der bei einem volleingezahlten Grund- kapital von 7 Millionen Mark zulässige Maximalbetrag der Pfand- briefauëgabe mit 105 Millionen Mark demnächst erreiht sein wird, so wird bei der Generalversammlung die Erhöhung des Grundkapitals um 1 000000 #4 durch Begebung von 1000 Stück Aktien à 1000 M4 beantragt werden. Die Einräumung eines Bezugsrehts für die Aftionâre der Bank zum Kurse von 130% + 39/0 Vergütung für Stempel und Gebühren is in Aussicht genommen; die Siazabinei soll auf den 31. März d. I. erfolgen, die Generalversammlung am 17. Mäcz d. I. stattfinden.

In der estrigen Aufsichtsrathsfißung der Gothaer Grund. kreditbank wurde der Geschäftsabshluß für 1893 vorgelegt. Der ie rig beträgt 792483 4 Die Dividende wurde auf 3X 0/, estge]eßt. ¿

Magdeburg, 23. Februar. (W. T. B.) Zuckerberiht. Kornzucker exkl, von 92% —,—, neue 13,80, Kornzudcker exi. 88 9/0 Rendement 13,10, neue 13,20, Nachprodukte exkl., 75 9% Rende. ment 10,60. Ruhig. Brotraffinade T. 2600, Brotraffinade 17 25,75, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis I., mit Faß 24,75. Ruhig. Rohzucker. 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Februar 13,10 Gd., 13,25 Br., pr. März 12,972 Gd., 13,00 Br., pr. April 12,924 Gd., 12,95 Br., per Mai 12,95 Gd., 12,977 Br. Still. Wochenumsaß im NRohzuckerges{häft 189 000 Ztr.

Leipzig, 23. Februar. (W. T. B.) Kammzuge-Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per Februar A, per März 3,40 4, per April 3,425 4, per Mai 3,45 M, per Juni 3,90 4, per Juli 3,527 #4, per August 3,55 #4, per September 3,975 i, per Oftober 3,60 4, per November 3,627 #, per Dezember 3,627 A Umsaß 110 000 kg.

Bremen, 23. Februar. (W. T. B.) Börsfen-SSlußbericht.

Naffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Bérse.) Stetig. Loko 4,85 Br. Baumwolle. Ruhig. Upland middling, loko 397 4. Schmalz. Fest. Wilcox 404 H, Armour shield 40 4, Cudahvy 413 9, Fairbanks 35 4. Speck. Fest. Short clear middl. loko 36#, Februar - Abladung 364. Wolle. Umsaß: 106 Ballen. _- Berlin, 24. Februar. (Wochenberiht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Mar Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 15}—154 Æ, Ia. Kartoffelstärke 154-154 S, ITa. Kartoffelstärke und -Véehl 113—135 Æ, feuchte Kartoffelstärke Frachtparität Berlin 7,60 4, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nah Werkmeister's Bericht fr. Fabrik 7,25 #4, gelber Syrup 17È—172 4, Kavy.-Syrup 183—19 Æ, Kap.-Exrport 197-—20 4, Kartoffelzucker gelber 17{—173 Æ, do. Kay. 183—19} 4, Rum-Couleur 33—34 4, Bier-Couleur 32—34 #, Dextrir, gelb und weiß, Ta. 228—23} M, do. sekunda 20—21 4, Weizenstärke (kleinst.) 27—28 A, Weizenstärke (großst.) 36—37 #, Hallesche und Slesische 37—38 Æ, Reisstärte (Strahlen) 48—19 #, do. (Stüten) 46—47 M, Maisstärke 31—32 #, Schabestärke 29—30 ÆÆ, Viktoria-Erbsen 18—2 #, Kocherbsen 17—20 grüne Erbsen 17—20 #Æ, Futtererbsen 15—15§ Æ, inländishe weiße Bohnen 15—17 M, weiße Flahbohnen 18—20 #Æ, ungarische Bohnen 14—15 Æ, galizishe und rufsisWe Bohnen 13—14 X, große Linsen 32—40 #, mittel Linsen 22—32 Æ, kleine Linsen 18—22 Æ, Mohn, blauer 44—50 Æ nom., do weißer 90—100 Æ nom., Hirse, weiße 20—22 A, gelber Senf 36—44 #, Hanfkörner 18 bis 20 4, Buchweizen 144—154 #4, Wicken 19—21 4, Pferdebohnen 15—16 Æ, Leinsaat 23—25 A4, Mais loko 11#—12 Æ per 100 kg, Kümmel 30—36 ä, Leinkuchen 73—8 4, NRapskuchen 7—7§ M, Roggenkleie 43—5 #4, Weizenkleie 43—5 #4, pa. helle Biertreber 28—30 9% 55—6 M, pa. Getreideshlempe 31—33 % 6L—7 M, pa. Maisshlempe 40—42%/ 6F—7} A, Malzkeime 5—ö5} M per Zentner. (Alles ab Babn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

London, 23. Februar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten. :

96 9% JSavazuder loko 152 rubig, Rüben-Rohzucker loko 137 rubig. Chile-Kupfer 403, pr. 3 Monat 4123.

24. Februar. (W. T. B.) Der neue Sturz des Silber - preises bis auf 27 beruht auf der Weigerung der Banken, Silber zu kaufen infolge der Befürchtung, daß mit dem am 22. März zu publizierenden indishen Budget die sofortige Einführung eines Eingangs- ¿olls auf Silber dekretiert werden könnte.

Liverpool, 23. Februar. (W. T. B.) (Baumwollen- Wochenbericht.) Wochenumsaß gegenwärtige Woche 46 000 (vorige Woche 50 000), do. von amerikanischen 42 000 (43 000), do. für Speku- [ation 2000 (2000), do. für Erport 2000 (2000), do. für wirklichen Konsum 38 000 (39 000), do. unmittelb. ex. Schiff 63 000 (66 000), wirkliter Export 7000 (8000), Import der Woche 64 000 (119 000), davon amerifanische 56 000 (97 000), Vorrath 1 712 000 (1 718 000), davon amerikanische 1 447 000 (1 443 000), {wimmend e R 212 000 (191 000), davon amerikanische 200 000 185 000).

Manchester, 23. Februar. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5}, 30r Water Taylor 73, 20r Water Leigh 64, 30r Water Clayton 78, 32r Mock Brooke 62, 40r Mayoll 72, 40r Medio Wilkinson 8, 32r Warpcops Lees 68, 36r Warpcops Rowland 7F, 36r Warpcops Wellington 74, 40r Double Weston 8}, 60r Double courant Qualität N 32* 116 Yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/4br 159. Still.

Glasgow, 23. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 317 629 Tons gegen 350 078 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind lihen Hochöfen beträgt 60 gegen 65 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Produkten- markt. Talg loko 58,09, pr. August —. Weizen loko 10,00. Roggen loko 6,35. Hafer loko 4,10. Hanf loko 43,00. Leinsaat loko 14,50. S :

Rom, 23. Februar. (W. T. B.) Die Konversion, von der infolge des Finanzerposés Sonnino’s gesprochen wird, ist nicht eine Konversion der Schuld im technischen Sinne, fondern ein ein- facher, in das Belieben eines jeden NRentenbesizers gestellter Umtausch der gegenwärtigen, 5 %/% Brutto tragenden Titres gegen neue Titres, die Netto 4% in Gold zahlbare und für jeßt und alle Zeiten von jeder Steuer und jedem Ab- zuge freie Zinsen tragen follen. Vom nächsten Kupon an sollen die gegenwärtigen zu 5 9% Brutto verzinslichen Titres mit der Taxe von 20 9/9 belegt werden. Vom 1. Januar 1895 ab können die Rentenbesißer, wenn es ihnen gut dünkt, ihre gegenwärtigen Titres gegen neue vierprozentige umtauschen. Der Unterschied zwischen deu jeßigen und den am 1. Januar 1895 neu zu schaffenden Titres it einfach der, daß die Kupons der leßteren mit der Zahlungsanweisung „netto 49/6 frei für immer von jeder Steuer und jedem Abzuge“ ver- sehen fein werden. E

Amster dam, 23. Februar. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinary 52. Banfkazinn 43}. ,

New-York, 23. Februar. (W. T. B.) Die Bör se eröffnete träge, verblieb im weiteren Verlaufe in träger Haltung und {loß lustlos. Der Umsay der Aktien betrug 128000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschäßt. :

Weizen eröffnete stetig, dann etwas steigend infolge von Käufen der Baissiers und besseren Kabelberihten, später Reaktion, dann wieder steigend auf umfangreihe Käufe für Rechnung des Westens. Schluß tes. Mais fallend während des ganzen Börsen- verlaufs mit wenigen Reaktionen auf bedeutende Ankünfte in den westlichen Plätzen. j

_Baumwollen-Wochenberiht. gusunren in allen Unionê- bäfen 83 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 87 000 ge Que nah dem Kontinent 39 000 Ballen. Vorrath 921

allen. S

Chicago, 23. Februar. (W. T. B.) Weizen allgemein fes während des ganzen Börsenverlaufs auf gute Kauflust und E Kabelberichte, sowie auf gute Nachfrage für den Export und uner eb- lie Ankünfte und Berichte über Frostwetter. "Mais allgemein fest während des ganzen Tages. : / ;

St. Louis (Missouri), 23. Februar. (W. T. B.) Die United States Trust Company ersuchte heute den hiesigen Gerichtshof im Namen der deutshen Inhaber der St. Louis und San Ad cie r General Mortgage Bonds um die Ernennung be- onderer Masseverwalter. Der Antrag wurde von den Masseverwaltern der Atchison-Gesellshaft beanstandet.

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Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Skaats-Anzeiger. ÁÂÄS,

Berlin, Sonnabend, den 24. Februar

EBDYA,

Preußischer Landtags. Haus der Abgeordneten.

21. Sißung vom 23. Februar 1894.

In der fortgeseßten zweiten Berathung des Staats- bandels- und 6 für 1894/95, und zwar des Etats der

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andels- und Gewerbe-Verwaltung, nahm bei den

innahmen der Porzellan-Manufaktur der Minister für

andel und Gewerbe wiederholt das Wort. Die in dem An- fangsberiht der Freitags-Nummecr d. Bl. im Auszuge mit- getheilten Reden folgen nachstehend im Wortlaut.

Dem Abg. Krawinkel (nl.), welcher eine bessere Buchfüh- rung bei der Porzellan-Manufaktur wünschte und die Ausgabe für Remunerationen als zu hoch bezeichnete, erwiderte der

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:

Meine Herren! Wenn die Stimmung in diesem hohen Hause überhand nähme, daß die Zuschüsse, die bisher für die Porzellan- manufattur bewilligt worden sind, erheblich beschnitten werden müssen, dann müssen wir das Institut aufgeben; denn es ist unmöglich, ein Institut, welches den auëgesprohenen Zweck Hat, dem Kunstgewerbe als Fübrer zu dienen, so zu bewirthschaften wie ein kaufmännisches oder fabrikatorishes Unternehmen, wie es beispielsweise die Königlich sähsishe Porzellanmanufaktur in Meißen neben ibren kunstgewerblichen Zwecken zum theil ist. Dort findet die Herstellung von Handelswaare in einem sehr großen Umfange statt; und wenn wir das wollen bei der Porzellanmanufaktur meine Herren, es ist nicht der mindeste Zweifel, daß wir in der Lage sind, das- selbe zu erzielen, wenn wir abgehen von dem Beruf, den ih die Porzellanmanufaktur in Uebereinstimmung zwischen der Regierung und dem Landtag bisher gestellt hat —, so garantiere ih Jhnen, daß wir mit den ges{Gulten Kräften, mit den alten Bezugsquellen auch dazu gelangen können, einen Ueberschuß zu erreichen. Das würde aber allerdings eine völlige Umkehr von dem bisher eingeschlagenen Wege bedeuten, und ich möchte doch sehr bitten, daß Sie sich sehr wohl überlegen, .ob wir ein Kunstinstitut, was die Porzellanmanufaktur ift, was eine Höhe erlangt hat, wie kaum ein Institut in der Welt, was sih die Anerkennung des In- und Auslandes bei jeder Gelegenheit einholt —, ob wir ein solches Kunstinstitut von seiner Höhe herabseßken wollen. Dazu würde ih allerdings auch feinen Grund einsehen, wozu der preußishe Staat, um Geld zu verdienen, cine Porzellanmanufaktur als fabrikatorisches Unter- nehmen betreiben fcll. Dann würde ih glauben, wir thâten gewiß bessêr, die ganze Sache der Privatindustrie zu überlassen und das FInstitut aufzugeben. Aber, wie gesagt, wenn man den Weg, den man bisher mit der Porzellanmanufaktur eingeshlagen hat, weiter verfolgen will, so ist es nicht mögli, sie ohne Zuschüsse zu erhalten. Nun, meine Herren, haben die Herren verschiedene Wege vorgeschlagen, wie man Ersparnisse erzielen könne, z. B. dadur, daß man die theueren und großen Stücke nicht mehr herstellt. Meine Herren, diefe großen Stüe in der Porzellanmanufaktur sind doch nur im be- scheidenen Umfange hergestellt worden; sie sind hergestellt worden in der Aussicht, sie verkaufen zu können der eine Theil, und zweitens sind fie namentli für Ausstellungszwecke hergestellt worden etwas, was au seitens der Privatindustrie ständig geschehen ist. Ich will Sie nur daran erinnern, das bei der leßten Chicagoer Weltausstellung unsere große Eisenindustrie Gegenstände geliefert hat, die zu verwerthen für sie ganz ausges{lossen war, daß fie dazu Ausgaben gemacht hat, die in gar feinem Verhältniß stehen ¿u dem, wovon hier die Rede ist, Immerhin bleibt es eine im Interesse des Geschäfts zu machende Ausgabe, wenn Ausfstellungsgegenstände gearbeitet werden, die nur die Leistungsfähigkeit des Werks erweisen.

Was die Höhe der Remunerationen anlangt, so möchte ich dringend bitten, an diesem Titel jeßt wenigstens keine Streihung vorzunehmen. Mir werden ja gern bereit sein, Ihrem Wunsche zu folgen und möglichste Sparsamkeit walten zu lassen. Es sind in dieser Beziehung die nöthigen Anweisungen ergangen. Die neueingerihtete Rehnungsart wird cin vollständig klares Bild über das geben, was die Fabrik als Zuschuß braucht, was sie leistet, was sie einnimmt, sodaß Sie im nädsten Jahr wahrscheinli Gelegenheit haben werden, in die Frage auf das eingehendste einzutreten, und ih würde fehr gern bereit fein, mit Ihnen in Verbindung zu treten, wie hier bei dem Betriebe der Porzellanmanufaktur Einschränkungen stattfinden können. Aber, meine Herren, dem Gedanken zu folgen, das Unternehmen, was den aus- gesprochenen Zweck bat, dem deutschen Kunstgewerbe ein Führer zu sein, zu einer Porzellanfabrik herunterzuseßen, dazu würde ih meine Hand nicht bieten können.

Auf den wiederholten Wunsch des Abg. Krawinkel (nl.) nah einer Klarstellung der Rehnungsführung der PorzelUan- Manufaktur entgegnete der

Minister für Handel Berleps\ch:

Meine Herren! Ih möchte mir nur zu einer ganz kurzen Kon- statierung einige Worte gestatten. Die Worte, die wir von den leßten Rednern gehört haben, erwecken in mir die Ueberzeugung, daß die Majorität des Hauses entschlossen is, den Charakter der König- lihen Porzellan-Manufaktur vorwiegend als eines Kunstinstituts zu erhalten.

Hierin sind wir also mit ihnen einig, ebenso in der Nothwendigkeit völliger Klarstellung in unserer Rehnungsführung.

Es fragt sich nun, inwieweit die erforderlihe Sparsamkeit, die betont worden ift, bisher eingehalten worden ift, oder inwieweit man in dieser Richtung wird gehen müssen. Darüber werden auch mög- licherweise bei der nächsten Etatsberathung sih noh Differenzen ergeben. Daß wir in dem Bestreben, die Anstalt möglichs hoch zu halten, mehr Mittel wünschen, als sie cin sparsames Abgeordneten- haus, welches an die Lage der Finanzen vorwiegend denkt,

zu genehmigen geneigt ist, das ist ja eine natürlihe Sache. Aber ih kann Ihnen die Zusicherung geben, daß ih anerkenne, daß Ausgaben, von denen sich erweisen sollte, daß sie überflüssig zu Er-

und Gewerbe Freiherr von

reihung des vorhin genannten Zweckes sind, au von uns nicht werden aufrecht erhalten werden, und daß ih es nit für \{chwierig halte, über diese Frage in der nächsten Etatsberathung eine Verstänvigung zu erzielen.

Bei der dann folgenden Berathung der Einnahmen des Instituts für Gla8malerei und der dazu eingegangenen Petition der Herren Dr. Oidtmann u. Genossen in Linnich und Düsseldorf, die Ausgaben niht mehr zu bewilligen, nahm nah dem Abg. Dr. Freiherr von Heereman (Zentr.), welcher bat, dem Hause Gelegenheit zu geben, sih von den Leistungen des Jnstituts zu überzeugen, der Minister noch einmal das Wort.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:

Meine Herren! Den Weg, den der Herr Abg. Freiherr von Heerernan vorschlägt, daß diesem Hause oder einzelnen Mitgliedern desfelben eine Gelegenheit gegeben werden möge, um sich selbst über die Leistungen des Glaëmalerei-Instituts zu unterrihten über seine Febler und über seine Fortschritte, zu betreten, bin ich um so mehr geneigt, als es mir wünschen8werth erscheint, -nachdem nun einmal die Aeußerung eines bedeutenden Architekten über die Qualität des Glasmalerei - Instituts weitere Verbreiterung gefunden hat, daß das Haus auch dieser Aeußerung gegen- über sich überzeugt, ob die erhobenen Vorwürfe zutreffen oder niht. Mir scheint die Sache so zu liegen, daß der Herr Baurath Wallot dem Herrn Referenten seine Meinung dahin ausgedrückt hat, daß das Königliche Institut füx Glasmalerei nicht auf der Höhe steht, daß man ihm Aufträge größerer Art, wie z. B. den für die Fenster am Neichstag8gebäude, anvertrauen könnte. Ich glaube, darüber-kann nach dem, was der Herr Referent die Güte hatte, uns auch in der Kommissionsfitung mitzutheilen, kaum ein Zweifel sein. Wenn der betreffende Herr hinterher bei einer Besprehung mit meinem Herrn Kommissarius diese Aussage erheblich modifiziert und zurückgezogen hat, so ist das sehr begreiflih. Man ist bei folhen Unternehmungen leicht geneigt, etwas, das man im Augenblicke zu viel gesagt hat, wieder etwas zurückzuziehen. An der Thatsache, daß ein solches Urtheil ge- sprochen worden ist, werden wir meines Erachtens nichts ändern. Aus diesem Grunde {hon scheint es mir nothwendig zu fein, daß das Haus der Abgeordneten sich felbs| Uerbezeugung davon verschaffe, wie es mit unserem Institut steht. JIch hoffe, daß troß des geäußerten entgegenstchenden Urtbeils dieses Herrn Architekten, an dessen Nuf als Architekt zu rütteln mir garnicht einfällt, die Probe bestanden wird. Außer dem genannten Herrn giebt es ja doch auch andere Sach- verständige, die zu anderen Urtheilen gekommen find. Es fällt mir nicht ein, an der Persönlihkeit und seiner Sachkunde Zweifel zu erheben; es \cheint mir aber deshalb gerade unbedingt noth- wendig, daß nunmehr das Haus fich selbst davon über- zeugt: n WwieiveiE bat er Met und in wiewéêit nit? und danach feine weitere Stellungnahme zu der Etatsberathung nimmt. Es wird allerdings ja nit ganz leiht sein, einen Weg zu finden, um die künstlerische Fähigkeit des Instituts ganz klar zusammenzustellen, weil die größeren Arbeiten gemacht und fortgeshickt werden; sie sind also nicht in Vorräthen vorhanden. Man wird die Arbeiten, welche das Institut das Jahr über geliefert hat, zum theil in Zeichnungen dem Hause vorführen; einzelne Arbeiten werden ja auch immer in der Arbeit sein, und s{ließlich wird man ja die Fabrikationêmethode jedenfalls einem Urtheil unterziehen können, sodaß ich nit zweifle, es wird einen Weg geben, denjenigen Herren, welche sih für die Sache interessieren, ein klares Bild über die Leistungsfähigkeit des Instituts zu gewähren. Wie gesagt, ih halte es, nahdem die Aeußerungen des Herrn Bauraths Wallot bekannt geworden sind, nunmehr sogar für unerläßlichß nothwendig, daß das geschieht.

Bei den Ausgaben für das Ministerium, und zwar beim Ministergehalt, erklärt

Abg. von Schenckendorff (nl.): Weite Kreise des Volks seien darüber beunruhigt, daß die Fortbildungs\{ulen leiden sollten durch eine vollständige Beseitigung des Sonntagsunterrichts oder doch eine Einschränkung desselben. Es habe sich {on als nothwendig erwiesen, einige Abendstunden in der Woche zu Hilfe zu nehmen. Aber die eigentlihe Zeit des Fortbildungsunterrihts sei doch der Sonntagvormittag, zumal für diese Zeit allein die nöthigen Lehbrkräfte zur Verfügung ständen, die in den Tagesstunden der Wowentage nicht zu haben seien. Es werde {hon so viel -darüber geklagt, daß die jungen Leute sich dem Kneipenleben immer mehr und mehr ergäben. Das werde noch mehr der Fall sein, wenn der Fortbildungsunterricht gestört werde, der doch für die Hebung des Mittelstandes ein allgemein bekanntes Hilfsmittel sei. Man habe vorgeschlagen, einen besonderen Gottesdienst für die Fortbildungss{üler einzurihten oder für den Fortbildungsunterriht die Arbeitszeit eines Wochentags, vielleicht des Sonnabends, zu verkürzen. Redner spriht die Hoffnung aus, daß die betheiligten Instanzen die Interessen des Unterrichts wahrnehmen würden. Daß auch für das religiöse Bedürfniß gesorgt wexde, wolle auch er. Es müßten bei dieser Frage alle Faktoren des öfentlihen Lebens zusammenwirken.

Abg. Dr. Beumer (nl.): Der Minister hat eine Untersuchung darüber angeordnet, weshalb die Zahl der jugendlihen Arbeiter in fo ershreckender Weise abgenommen hat. Das liegt daran, daß die Bestimmungen über die Beschäftigung der jugendlihen Arbeiter so kompliziert sind, daß man zur Erleichterung des Betriebs jugendliche Arbeiter überhaupt niht mehr annimmt. An der Beschäftigung solcher Arbeiter haben die Industriellen nur ein minimales Interesse. Die Eltern haben aber ein Interesse daran, daß die Kinder gleih nach der Entlassung aus der Schule Arbeit finden und nicht auf der Straße verlottern. Der Lohn der jugendlihen Arbeiter kommt meist der Familie - zu gute, die jeßt diefen erfreulihen Zuschu entbehren muß. Die Beschäftigung jugendliher Arbeiter ist a nothwendig, um einen tüchtigen, eistungöfähigen Arbeiterstamm heran- zuziehen. Zu _ diesem Zweck follten auch für den gewerblichen Unter- riht größere Summen bewilligt werden; etné Sparsamkeit auf diesem Gebiet gereiht zum Verderben und führt nacher zur Verschwendung, weil später große Summen ausgegeben werden müfsen, um das Ver- säumte nachzuholen. Namentlih follte für die A etwas mehr geshehen. Die Städte haben zwar einen Vortheil von folhen Schulen, fie zahlen auch Zuschüsse; aber ebenso wenig, wie man von einer Universitäts\stadt einen Des für die Universität verlangt, follte man für solhe Schulen einen städtishen Zuschuß ver- langen, zumal unser Etat ja noch 10 Millionen für einen Dom übrig hatte. N

Abg. Freiherr von Eynatten (Zentr.) weist darauf hin, daß eine große Spinnerei und Weberei in Aachen im vorigen Jahre während des Betriebs niedergebrannt sei, nachdem sie 1886 bereits einmal niedergebrannt war, wobei 17 Menschen das Leben verloren,

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während jeyt vier nen seien. Es seien Wine genügenden S@hußvorrichtungen vorhanden gewesen , die doch beint Neubau hätten vorge!ehen werden können. ¡Man hätte doch Galerien mit Treppen außerhalb des Hauses anlegen können.

Geheimer Regierungs-Rath Dr. Neuhaus: Anordnungen sind von dem Minister duch Runderlaß von 1874 und aus den achtziger Jahren getroffen worden. Es hat neben dem Aachenex Brand ein folcher in Montjoie stattgefunden. Beide Fabriken haben den Bau- vorschriften entsprochen, aber die Verarbeitungsmethode hat sich geändert; sie ift feuergefährliher geworden. In der Aachener Fabrik wird eine Mischung von 75 9% Wolle und 25% Baumwolle ver- arbeitet, und da wird der Wolf- und Mischraum besonders feuer- gefährli, sodaß die Bestimmungen, die für Baumwollenfabriken fonst ausreihen, nit mehr genügen. Neuere Bestimmungen verlangen deshalb die Anlage der Wolfräume im Erdgeschoß, und zwar ]o, daß sie nicht mehr- mit Arbeitsräumen und mit Treppen in Verbindung stehen. Auch die Treppenhäuser sollen getrennt von den Arbeitsräumen bleiben, aber dur feuersest gedeckte Galerien mit ihnen verbunden sein. Fenster, die zur Rettung geöffnet werden können, müssen kenntlich bezeichnet sein, die Decken follen feuerfest sein u. f. w. Disfe Grundsäße sind an sämmtliche Regierungs-Präfidenten mitgetheilt worden zur Nachachtung und zur Kritik. Bei der {nell fortschreitenden Entwickelung der Industrie ist es nicht möglih, Vor- schriften zu treffen, die auch nur für absehbare Zeiten immer zu- treffend sind.

Abg. Horn (nl.) bittet den Minister, die Auswüchse der Konsum- vereine zu beseitigen, die sogar bei staatlichen Ausfchreibungen be- günstigt würden.

Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch:

Die Diskussion nimmt soviel verschiedene Gebiete in Anspruch, daß ih doch {on im gegenwärtigen Augenbli es für angemessen halte, auf einige Bemerkungen zu antworten, die die Herren Vorredner gethan haben. Zunächst war es Herr von Schenckendorff, der auf die Gefahr hinwies, die in der Ausführung des § 126 der Gewerbe- ordnung für den Bestand der Fach- und Fortbildungsschulen für Preußen liegt. Meine Herren, ih muß -anerkennen, daß diese Gefahr allerdings vorliegt; es ist uns nicht gelungen, wie, wir ge- hofft haben, durch die Ausnahmebefugniß, die der § 120 giebt, durch Errichtung eines besonderen Gottesdienstes für die Schüler der Fortbildungs\{hulen, überall das Bestehen der- selben zu sihern. So {tehen wir allerdings vor der Frage, ob am 1. Oktober 1894 ein Theil unseres Sonntagsunterrihts an den Fort- bildungs\hulen fortfallen muß, und zwar derjenige Theil, von dem wir allerdings die Ueberzeugung haben, daß er der wichtigste ist und auch an anderen Tagen als den Sonntagen nicht wird ertheilt werden Tönnen. (Hört, hört!) Es handelt sich nach meiner Auf- faffung um den Zeichenunterricht. Ich glaube, man wird mit . mir einverstanden . sein, daß man wohl thut, weiter- gehende Ansprüche an den Sonntagsunterriht nach Möglichkeit oder nit nur nach Möglichkeit, sondern radikal abzu- weisen; wenn es nit gleih geht, so soll man jedenfalls in der Zukunft dazu kommen. In der Beschränkung auf den Zeichenuntecricht aber, meine Herren, halte ih allerdings die Aufhebung des Sonntags- unterrihts für sehr _bedenklich. Es liegt auf der Hand, daß das Zeichnen, insbefondere das gewerbliche Fachzeichnen, Tageslicht braucht, niht nur Tageslicht, sondern vor allen Dingen und das ist das wichtigste, meine Herren, es brauht eine ausgeruhte Hand. (Sehr richtig !)

Man fann unmögli einen Gesellen oder Lehrling nah zehn- und mehrstündiger s{werer Tagesarbeit in den Abendstunden an den Zeichentish seten, und dann von ihkn verlangen, daß er noch irgend etwas Gedeihliches leistet. (Sehr richtig!) Das liegt so auf der Hand, daß ih glaube, ih habe nicht nöthig, auch die verschiedenen Sachverständigenurtheile, die in dieser Beziehung ergangen sind, noch des näheren zu erwähnen.

Also, meine Herren, ich glaube, daß es unerläßlich nothwendig sein wird, einen Weg zu finden, auf dem wir die Möglichkeit haben, am Sonntag einige Stunden hintereinander den gewerblichen Zeichen- unterriht uns zu erhalten. Es wäre ja unzweifelhaft erstrebenswerth und viel besser, wenn es möglich wäre, diesen Unterricht an einem Wochen- tag zu geben. Abends geht es nicht, das habe ih mir eben auseinander zu setzen gestattet; in den Morgen- und Mittagstunden geht es zur Zeit aber auch nit, weil wir dann die betreffenden Betriebe lahm legen und den Verdienst der Arbeiter in einem Maße {mälern würden, daß an dieses Mittel nicht gedaht werden kann. (Sehr richtig!) Gerade diejenigen Stunden, die bei der Arbeit in der Woche mit die noth- wendigsten und diejenigen sind, in denen am meisten gefördert wird, die Frühstunden, die frühen Mittags\stunden, {ind diejenigen, die bei dem Zeichenunterriht in Anspruch genommen werden müssen. Es ginge ja allenfalls noch eher, wenn es fich bei dieser Frage nur um Lehrlinge handelte. Gott sei Dank liegt es aber anders. Heute nehmen an dem ge- werblichen und Fortbildungs\{ulunterriht, namentlih dem Zeichenunter- rit, die Gesellen und Meister in einem Umfang theil, daß es im höchsten Grade bedauerlich wäre, wenn wir genöthigt würden, Ein- \{hränkungen eintreten zu lassen. (Sehr richtig! links.)

Ich erkenne die Nothwendigkeit, wie jeßt die Verhältnisse einmal liegen, an, einen Weg zu suchen, um den gewerblihen Unterricht, den Zeichenunterriht, an Sonntagen zu erhalten. Ich gebe noch immer die Hoffnung nicht auf, daß doch eine Vereinbarung mit den kir{ch- lihen Behörden an einzelnen Orten zu erzielen ist. Wir haben ja eine Reihe von Ortschaften, wo das gelungen if, und zwar nicht bloß fatholishe Ortschaften, wo die Frage dessen, was Hauptgottesdiensst is, in diesem Falle sehr viel leihter liegt, weil auch in den Frübstunden Hauptgoöttebsdienst stattfindet ; das ift wenigstens der Gottesdienst, der von der katholishen Geistlißkeit als Hauptgottesdienst bezeihnet wird, während in evangelishen Kreisen der Hauptgottesdiens Vormittags s\tättfindet in den Stunden mit dem Beginn um 9, 10 und 11 Uhr. Darin liegt die große Schwie- rigkeit. Troßdem is es auch in Ortschaften, wo die evangelische

Konfession die überwiegende oder alleinige ist, gelungen, ein Arran-