1894 / 50 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Im Königlichen Opernhause findet morgen die sechste Aufführung von Leoncavallo's „Medici“ statt.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Hugo Lubliner's Lustspiel „Der Jourfix“, sowte zum ersten Mal das Duo spiel „Sie ist summ* von F. Silesius (G. Kruse) mit den Damen von Mayburg, Abih, Schramm, den Herren Herßer, Arndt, Ober- länder in Scene. Um Mitte März eröffnet Friedrich Haase im Königlichen Schauspielhause ein Gastspiel und wird unter anderem in Iffland’'s „Spielern“ auftreten. Der Künstler gastierte mit ge- wohntem glänzendem Erfolg kürzli an der Hofbühne zu Wiesbaden und befindet \sich zur Zeit als Gast am Frankfurter Stadttheater.

Im Deutschen Theater findet die nähste Aufführung des „Talisman“ am Donnerstag mit Josef Kainz in der Rolle des König Astolf statt.

Da Arthur Kraußneck zur Zeit seinen kontraktlihen Urlaub an-

etreten hat, müssen am Berliner Theater die Aufführungen von Shakespeare-Bultbaupt’'s „Timon von Athen“ auf einige Zeit unter- brochen werden.

Im Neuen Theater bleibt „A Bass0 Porto“ in Anbetracht des andauernden Erfolgs au in dieser Woche ausfchließlih auf dem Spielplan. Das Stü ist bereits für das. Hoftheater in Mannheim, für das Theater in Baden-Baden, das Karl Sculze-Theater in Ham- burg, ferner für Breslau und Dreéden (Residenz-Theater) erworben worden. Das Halbe’she Drama „Jugend“ wird auch am kommenden Sonntag - Nachmittag bei halben Preisen zur Aufführung gelangen.

Die nächste Novität des Zentral-Theaters ist wieder eine Berliner Posse mit Gesang und Tanz, die durchaus auf Berliner Boden steht. Sie hat zum Verfasser Herrn Jean Kren, der mit feinen heiteren Gaben bereits wiederholt den Beifall des Publikums gefunden hat. Die Neuheit, welche unter dem Titel „Ein gesunder Junge“ in der ersten Woche des März in Scene gehen wird, ist die fünfte Arbeit des Autors, die an der genannten Bühne zur Auf- führung gelangt. N

In dem morgen Abend 8 Uhr in der Sîng- Akademie statt- findenden Konzert zum Besten der hiesigen amerikanischen Kirche gelangen u. a. Beethoven's Sonate in Es-dur für Violine und Piano, Bach's „Chaconne“ für die Violine allein, Klavierfoli von Tschaikowéki, Rubinstein und Liszt, Lieder von Schubert, Schu- mann, Giehrl, Kienzl, Grieg, Kjerulf 2c. zum Vortrag. Ausführende sind Frôulein Marie Deppe von der Königlichen Dper sowie die Herren Professor Em. Wirth O und Dr. Ernst Jedliczka. Frau ECsperanza Kish-Schorr spielt an ihrem an demselben Ju 73 Uhr, im Saal Bechstein stattfindenden Klavier - Abend Werke von Bach, Beethoven und Liszt, die Suite op. 950 von Moszkowski und eine Gruppe von Chopin’schen Kompositionen. Die junge Pianistin Fräulein Käthe Hüttig kündigt zwei Konzerte an. Das erste findet am Donnerstag, Abends 74 Uhr, in der Sing-Akademie mit dem Philharmonishen Orchester unter Leitung des Herrn Prof. Karl Klindworth, das zweite am 14. März im Saal Bechstein statt. Für beide Konzerte ist ein Abonnement bei Bote v. Bock eröffnet. Am 1. März veranstaltet ferner Herr Konzertsänger Julius Zarneckow in der Aula des Falk - NReal- gymnasiums (Lüßcwstraße) ein Wohlthätigkeitskonzert. Mit- wirkende sind Fräulein Adeline Herms, Johanna Thiele, Olga Schoenwald, sowie die Quartettvereinigung der Herren Krelle, Wiggers, Nichter und Hutschenreuter.

Der Orgelvirtuos Herr Hermann Dedckert veranstaltet Dienstag, den 6. März, Abends 72 Uhr, in der Neuen Kirche (am Gendarmenmarkt) zum Besten der Kinderpflege und Er- ziehungsanstalt „Zionshilfe“ in Schöneberg ein Konzert unter Mitwirkung von Frau Hedwig Alten (Sopran), der Herren Professor Wirth und Konzertmeister Krelle, sowie des vom Königlichen Musikdirektor Herrn Hermann Putsch geleiteten A cappella-Gesang-

icht 27. Februar, R. Leoncavallo.

Wetterbe vom r Morgens.

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Temperatur

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. in 9 Celfius |

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Belmullet. . | 752 |W 5'halb bed. Aberdeen .. | 744 |SW_ döfbeiter Christiansund | 737 |OSO 3wolkig Kopenhagen . | 750 |SW 3 Regen 1) Stockholm . | 747 |WSW 2 wolkenlos aranda. 747 |S 4 Schnee t. Petersbg. | 754 |OSD 1\bedeckt Miootait …, .| 798 | 1 Schnee Cork,Queens- | | S Ot... 00 6 heiter Cherbourg . | 761 |S/ 4\bededckt r I | 6 wolkenlos O . 5\wolkig mburg O 5!bededt winemünde Do 3\Negen Neufahrwasser| 753 [L 1bedeckt emel 2 | 3 halb bed.2) le L S 3\bedeckt e U S 5|bedeckt Karlsruhe . . | 7 | 4 bedeckt Wiesbaden . | 1/beded1?) München .. 6\wolkig#) Chemniy .. | | 5\bedeckt en O 4\Negen*) Wien | | 5\Negen Breslau. …. | i Men | 0 le d'Aix .. | 4\Dunst | Nizza | D lwolkig | Ht s till|wolkenlos | 4

1) Dunst. 2) Nachts Schnee, Regen. ?) Gestern ganzen Nachmittag anhaltender feiner Regen. 4) Nachts Regen. ®) Nachm. Graupel- und Regen-

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Zauberflöte. E Giesecke, von 74 Uhr.

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E, Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. : Chausseestraße 25.

Minimums nördlich von den Shetlands wehen im | Mittwoch: Brautjagd. Operette in 3 Akten von Nordseegebiet und in Westdeutshland starke südwest- | Hermann Hirschel. f: i E liche und westlihe Winde; am höchsten ist der Luft- | In Scene geseßt von Julius Frißshe. Dirigent :

f E E, s Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7# Uhr. druck über Südfrankreih. In Deutschland, wo Donnerdks: Veaictsaäd.

Vebersiht der Witterung. e Unter dem Einfluß eines tiefen barometrischen

wieder allenthalben Regen oder Schnee gefallen ift, ist das Wetter trübe und ungewöhnlidy mild. An

der Küste liegt die Temperatur 3 bis 6, im Binnen- Residenz-Theater Dlle: Slaminib Lauten

lande 5 bis 8 Grad über dem Mittelwerth. Ganz

West-Europa bis nach Westrußland hinein ift frost- | burg. Mittwoch: Zum 9. Male. Der Masken- frei. Zu Wilhelmshaven wurde gestern Abend | ball (Veslione). i magnetishe Störung beobachtet. Fortdauer der | von Alexandre Bisson und Albert Caré. Deutsch windigen, milden Witterung is demnächst noch | von Benno Jacobson. Regie: Hermann Haack. | Gestorben: Fr. Marie Elise Erdmuthe Gräfin von der Recke-Volmerstein, geb. Freiin von Koßzau (Dresden). Hr. Rittergutsbesißer Eduard Wen- dorf (Naulin bei Pyriß). Hr. Pastor emer. Carl Noack (Dobrilugk). Fr. Marie Freiin von

wahrscheinli. Deutsche Seewarte.

G E E M E S 1 Zis - A6 C Es E L E B Rk r I Theater - Anzeigen. Königliche Schguspiele. Mittwoh: Opern-

: ab. Der Verein zählt z. Z. 10216 Mitglieder, 370 weniger als im

Sucher. Anfang 7F Uhr.

Schauspielhaus. T Mal. Sie ist umm. Original-Lu l zug von F. Silesius (G. Kruse). In Scene gefeßt 2 vom Ober-Regiffeur Max Grube. Der Jourfix. | Anfang 25 Uhr. Lustspiel in 3 Aufzügen von Hugo Lubliner. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Max Grube. Anfang 7F Uhr.

Schauspielhaus. l è königin. Komödie in 1 Aufzug von Hans ven Gumppenberg. Verboteue Früchte. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach einem Zwischenspiel des Cer- | Der Obersteiger. Anfang 7{ Uhr. vantes, von Emil Gött. Anfang 7+ Uhr.

| Berliner Theater. Mittwoch: Ans cignem

Recht. Anfang 73, Uhr. . i Donnerstag: Graf Waldemar. (Marie Poëpi-

il, Elise Sauer, Ludw. Barnay, Ferd. Suske.) Freitag: 27. Abonnements-Vorstellung. Narziß. | [70501]

Lessing-Theater. Mittwoch: Neu cinstudiert : Die große Glocke.

Donnerstag: Madame Sans-Gênec.

Freitag: Ohne Geläut.

Vorher: Lolotte. e hac und Ludwig Halevy. Deutsh von Iosef Grün- stein. Anfang 7F Uhr. :

Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- L ; haus. 52. Vorstellung. Die Medici, Historishe | Mittwoch: Zum 14. Male. A Bass0 Porto. | Sophus von Guêmann (Schleswig). Handlung in 4 Akten, Dichtung und Musik von | Scenen aus dem neapolitanischen Volksleben in

vereins. Billets sind bei Bote u. Bock und am Konzertabend er- hâältlich.

n der Freien Musikalishen Vereinigung wird am Dei A März, Abends 8 Uhr, im Saal Duysen, Friedrich- straße 219, Herr William Wolf eine musikalische Vorlesung „über Tonmalerei* halten.

Mannigfaltiges.

Seincr Majestät dem Kaiser wurde, wie die „N. Pr. Ztg.“ berihtet, aus Anlaß des 25 jährigen Militärjubiläums vom 1. Garde- Negiment z. F. ein von Professor Friß Werner ausgeführtes Ge - denkblatit gewidmet, welches von heute ab auf at Tage in Eduard Sqchulte’'s Kaunstsalon, Unter den Linden 1, ausgestellt ist.

Der Verein gegen Verarmung hielt gestern im Bürgersaal des Nathhauses unter E, des Ministerial-Direktors Wirklichen Geheimen Legations-Raths Reichardt seine 24. Iahresversammlung

Fahr vorher. Vereinnahmt wurden an Beiträgen 76 332 4 (2486 #4 weniger als im Vorjahr), an Geschenken 7643 4 (2306 4 mehr als im Vorjahr), an Legaten ein \solhes von Herrn Werner von Siemens in Höhe von 40 000 G und an Rückzahlungen auf Darlehen und Näh- maschinen 20 022 M gegen 19 573 4 im Vorjahr. Unterstüßt wurden insgesammt 4441 Personen gegen 4607 im Vorjahr. 298 erhielten Dar- lehen in Höhe von 19 047 4, 4079 wurden mit Geschenken in Höhe von 60 232 M bedacht, und 64 erhielten Nähmaschinen im Werthe von 3435 M; außerdem wurden 630 4 laufende Unterstüßungen gewährt. Snsgesammt sind somit 83 334 4, 9565 # weniger als im orjahr, zu Unterstüßungen verwendet worden. Die Verwaltung erforderte 26577 A Seit Bestehen des Vereins sind 88744 Personen mit 9 423 632 4 unterstüßt worden. Das Vermögen beträgt zur Zeit 189 740 4, 39 046 6 mehr als im Vorjahr. Das jährige Bestehen gedenkt der Verein im November festlich zu begehen. Neu in den Vorstand traten Stadtrath Tourbié und Prediger Neubauer.

Dem 25. Kongreß des Deutschen Nautischen Vereins wurde in ter heutigen zweiten Sißung zunächst ein elektrischer Nacht- Signalapparat der Schwarßkopff'shen Maschinenbau-Aktiengesellshaft vorgelegt. Geheimer Kommerzien - Nath Gibfone - Danzig empfahl alsdann die Einführung einer allgemein gültigen Charteparthie für Verfrahtung von Dampfern mit Kohlen von England nach der Ostsee. Gerade tas verflossene Jahr mit seinen zahlreißen Strikes in den englishen Kohlenminen habe den Rhedern von Ostfeedampfern die Nothwendigkeit ciner sfolhen Einrichtung zum Bewußtfein gebraht. An der Hand der eigenen Erfahrungen {lug der Referent zu dem seiner Zeit vorgelegten Entwurf einer Modellcharter eine Reihe von Aenderungen vor. Die Versammlung entschied sich im Sinne des Referenten. Den leßten Punkt der Tagesordnung bildeten Anträge auf Herstellung von Anlagen, betreffend die Sicher- heit der Schiffahrt an deutshen und benachbarten Küsten. Es handelte sih hierbei um Beleuchtung des Westmolenkopfes zu Neu- fahrwasser, um Auslegung eines Feuerschiffs auf der Oderbank und um Errichtung eines Feuers und mehrerer Nebelsignale an der ODst- küste der Insel Oeland und bei Hufvudskär.

Der 69. Unterrichtskursus in der vereinfahtenStolze- schen Stenographie unter Leitung des Herrn L. Loepert, ge- prüften Lehrers der Stenographie der leßte vor der Sommerpause beginnt am Freitag, 2. März, Abends 85 Uhr, mit einem ein-

leitenden Vortrage über das Wesen der Stenographie, zu welchem der Uebersezung von Emil Taubert. | 3 Akten von Goffredo Cognetti.

59. Vorstellung. Zum ersten | Dreyfuß, von Maximilian Bern. fiwid in 1 Auf-

Brandon Thomas. -— Vorher:

Zutritt Jedermann unentgeltlich freisteht. Der Unterricht findet vom 6. März an in zwölf Lektionen Dienstag und Lttiog Abeneo von 84 bis 93 Uhr in dem Hörsaal der Königlichen Akademie der Künste, am Scinkelplay 61 (Bau-Akademie) statt. Eintrittskarten für Herren, Damen und Schüler zu 6 ( find erhältlich beim Hauswart der Bau-Akademie, Schinkelplaß 6, beim Pförtner im Abgeordneten- hause, Leipzigerstraße 75, und vor Beginn im Unterrichtsfaal.

In der Deutschen Kolonial-Gesellschaft, Abtheilung Berlin, hält: am Donnerstag, 1. März, Abends 7s Uhr (in der Aula des Museums für Völkerkunde, Königgrägerstr. Nr. 120), Herr Ge- beimer Medizinal-Rath, Prof. Dr. Fritsch einen Vortrag, dessen Thema lautet: „Die Eingeborenen Süd-Afrikas gegenüber der E Der Vortrag wird durch Vorführung von Lichtbildern iliustriert werden.

Maraun’s großer Verkehrs8plan von Berlin im Maß- stab von 1 : 13 500, in welchem die Pferdebahnlinien einzeln in ver- \chiedenfarbigen Zeichen, ferner Dampfstraßenbahn-, Cisenbahn- und Dampfschiff-Linien dargestellt sind, ist zum Preise von 2 4 im Verlag der! Liebel’shen Buchhandlung, Berlin SW., Dessauerstr. 19, erschienen. Ihm sind Erläuterungen beigegeben, die die Pferdebahn-, Omnibus-, Dambypfstraßenbahn-Verbindungen, Dampfschiffahrten, ein Verzeichniß der Straßen, Plätze, öffentlichen Gebäude 2c. enthalten. Besonderer Werth i} auf eine klare, übersihtlichße Zeichnung des Straßenneßes und auf große und deutliche Schrift für die Straßennamen gelegt, wodurch das schnelle Zurehtfinden sehr erleihtert wird. Auch die Reitwege im Thiergarten sind kenntlih gemacht.

London, 26. Februar. Das „Neuter’she Bureau“ meldet aus Port-Louis auf der Insel Mauritius: Am vergangenen Donnerstag ging über die Insel ein heftiger Orkan, welher {weren Schaden verurfahte. Um 11 Uhr Vormittags wurde ein aus neun Wagen be- stehender Eisenbahnzug bei der Fahrt über eine Brücke dur den Sturm aus dem Geleise geworfen und fiel in den Fluß. Fünf Eisen- bahnbeamte sind todt und zehn verwundet. Die Stadt Port-Louis hat wenig Schaden erlitten, auch der Ernteschaden in den benach- barten Distrikten is nicht erheblih.

Hammerfest, 26. Februar. „W. T. B.“ meldet: In der ver- gangenen Wowe haben hier orkanartige Stürme geherrscht, wodur großer Schaden angerihtet wurde. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen. Die Walfischfänger - Station bei Troldfjord ist vom Sturm ganz fortgerissen worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 27. Februar, (W. S. i FUL Dié Hilltexr- bliebenen der auf dem Panzerschisff „Brandenburg“ Ver- unglückten gingen von dem Geheimen Kommerzien-Rath Krupp in Essen 10 000 #4 ein.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Pentra!-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Deutsh von

Tanz von Emil Graeb. In Scene geseßt vom | Emil Dürer. Jn Scene geseßt von Sigmund | Mittwoch: Ein Bliymädel. Posse mit Gesang Ober-Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister | Lautenburg. Vorher: Vermischte Anzeigen. cia n 71 Nr.

si A h Schwank in 1 Akt, nach dem Pr n von Carl Costa. Anfang 7# Uhr S i d Tanz von Iean Kren. Musik Donnerstag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. Doe n Saa Un Sans S èuf Sonntag: Nachmittags - Vorstellung. Jugend.

Fn Vorbereitung : Novität! Ein gesunder Junge.

- Konzerte. Konzert-YHaus. Mittwoh: Karl Meyder-

A i: Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. | Konzert. Ouv. „Der Flüchtling“ von Kretschmar. Donnerstag: Opernhaus. 53. Vorstellung. Die | Mittwoh: Gastspiel der Prima Ballerina Marietta | „Der Freishüß“ von Weber. „Ihr Bild“ (neu) Oper in 2 Akten von Wolfgang | Balbo. Mit vollständig neuer Ausstattung. Der | von Jacobi. Zwei Stücke in ungar. Weife (neu) Amadeus Mozart. Dichtung nach Karl Ludwig | Südftern. Ausstattungs\tück mit Gesang und großem | vou Jacobi. Espana - Walzer von Waldteufel. Emanuel Schikaneder. Anfang Ballet. Anfang Uhr.

60. Vorstellung. Die Minne- T4 Theater Unter den Linden. Mittwoch:

Große Phantasie aus „Die Medici“ von Leonca- vallo. Ländler (neu) von Jacobi. „Deine blauen Augen* für Piston von Bohm (Herr Werner).

Zirkus Renz (Karlstraße). Mittwoch, Abends 714 Uhr: Anf auf zur fröhlichen Jagd. Parforcc- und Kaskadenritt. Ballet von 100 Damen ;* Meute von 40 Hunden. Außerdem: der ostpreußische Hengst

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch, 74 Ubr: | Blondel, vorgef Sen M Rer: vas Sgule i : E 4 S D , gef. von Herrn R. Renz; das Schu Bender E Mittwoch : Der Herr | @harley's Tante. Schwank in 3 Akten von | pferd Cyd, geritten von Herrn R. Renz; Jeu de Senator. Anfang 7 ï; Donnerstag: Der Talisman. Freitag: Der Herr Senator.

Die Bajazzi. | la rose, geritten von Frau Renz-Stark und Miß

Parodistishe Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed. | Edith; der urkom. Imitator-Clown Mr. Ybbs; die

äFacobfon und Benno Jacobson. Musik von Franz | Trapezkünstlerinnen Geschw. Hoffmann 2.

Noth. In Scene gesey1 von Av. Frnst. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Donnerstag: Neue Spezialitäten und Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Mußk von Franz von Suppé.

Tiersh (Torgau).

Schwank in drei Akten (St. Louis, Mo.).

Schwank in 1 Akt von H. Meil-

Verlobt: Frl. Gertrud Schild mit Hrn. Lieut.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberst - Lieut. Bexliú! Behrenz (Thorn). Hrn. Frhrn. von Wrangel En (Sehmen). Hrn. Konsul Dr.

Familien-Nachrichten,

Es hat Gott gefallen, den ftellvertretenden Vorsißenden unseres Verwaltungsrathes

Herrn Rittergutsbesißer E. Wendorf

auf Naulin bei Pyriß in Pommern am 23. d. M. aus diesem Leben abzurufen:

An der Gründung unserer Gesellschaft thätig und fördernd Antheil nehmend, hat der Verstorbene dem Verwaltungsrathe von Anfang an als Mitglied angehört und sich dur seine liebenswürdige Kollegialität unser bleibendes dankbares Andenken gesichert.

Berlin, im Februar 1894.

Preußische Hagel=Versicherungs-Gesellschaft.

Der Verwaltungsrath. Graf Bassewitß-Levetßow. v. Kehler.

Die Direktion. v. Uebel Doelle.

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Verlag der Expedition (S olz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags®- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Zehn Beilagen (einsließlich Börsen-Beilage),

Friedrih Meier

Ziegesar (Altenburg). Verw. Fr. General- | sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent-

Ober-Amtsrichter Ludwig Stypmann (Rosto).

Major Meta von Rex. geb. Herßog (Berlin). | lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf r. Geh. Regierungs-Rath, Bürgermeister a rep ak Ae el afte) für die Woche D,

vom 19, bis 24. Februar 1894.

Erste Betrlage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„12 90.

Deutscher Reichstag.

57. Sißung vom Montag, 26. Februar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des H und Schiffahrtsvertrags zwischen dem eich und Rußland.

Ueber den Anfang der Rede des Abg. Grafen von Mirbach, welcher zunächst das Wort hatte, is bereits in der Nummer vom Montag berichtet worden. Der Schluß seiner Rede hat folgenden Jnhalt :

Abg. Graf Mirbach (dkonf.): Früher bestanden die billigen Transportpreise nur für die Durhfuhr über See. Wir bitten diese Be- zeichnung wieder aufzunehmen. Wir unterwerfen uns aber in Bezug auf die Tarife nah dem Schlußprotokoll den Tarifen, welhe Rußland in seinen Relationen über Libau festseßt. Das kann ein Staat eigentlih garniht fonzedieren, weil dabei auch von Privatbahnen die Rede ist. Unsere Handelsverträge kosten uns einen Ausfall von 40 bis 50 Millionen Mark. (Zuruf des Staatssekretärs Freiherrn von Marschall: Nun, sagen wir 36, ich lasse mit [mir handeln.) Wenn Sie das Buch von Ulrich: „Staffeltarife und Wasserstraßen" einer gründlichen Prüfung unterwerfen, werden Sie finden, daß die Süddeutschen in Bezug auf die Staffeltarife vollständig im Irrthum waren. Die Konkurrenz vollzieht #sch auf dem Wege der Wasserstraßen. Uber. Das Tonnen E Der süd- und westdeutschen Landwirthschaft nicht verdenken ; jedes Moment, welches preisdrückend wirken könnte, wird mißtrauish aufgenommen. Infolge dessen dringt sie darauf, daß die Staffel- tarife aufgehoben werden, troßdem doch die billige Beförderung der Massengüter auf weite Entfernungen die Aufgabe der Eisenbahn ist. Nehmen Sie uns aber die Staffeltarife, so shädigen Sie die Eisen- bahneinnahmen Preußens. Das Ergebniß der Handelsvertragépolitik ist alfo ein wesentlihes Herabgehen der Reichs8einnahmen und der preußischen Eisenbahneinnahmen. Wenn Sie die Iimporte aus Nußland fich ansehen, müssen Sie die Zeit vor 1891 betrachten. 1883—91 war die Importziffer nah Rußland durchschnittlih rund 164 Millionen Mark, also bei 10 9/ Nutzen ein Ertrag von 16 Millionen. Aber der Schaden, der der Landwirthschaft zugefügt würde, würde viel größer sein. Von dem Kampfzolltarif von 1891 sind Konzessionen gemacht, außerdem fallen uns infolge des russisch - französischen Vertrages einige weitere Konzessionen zu. Die Industrie jubelt laut auf. Aber was erreicht worden ist, haben Sie durch die Agæarier erreiht. Wenn wir die Karten nicht gemischt hätten durch die Abstimmung zum rumänischen Handelsvertrag, dann wäre nichts erreiht worden. Wenn die Agrarier E gewesen wären, dann hätte die Industrie nihts erreiht. Als der Zollbeirath hier tagte, da sagte ein Industrieller: Einen Vertrag mit Rußland um jeden Preis! Das war eine sehr Un I e Vertretung der Interessen, denn was unter einer größeren Anzahl von Personen ver- handelt wird, bleibt nicht geheim. Die Abstimmung über den Handels- vertrag unter Benußung des parlamentarischen Almanahs wird ja zeigen, welche Werthshäßung die Landwirthschaft bei den Herren ge- nießt. Fürchten Sie nicht, daß wir pari passu mit der Herabseßung der landwirthschaftlißhen Zölle eine Ermäßigung der Industriezölle beantragen werden. Man sfagt, der Zoll müsse verglichen werden mit dem Werth der Waaren. Abex man kann doch die Lage der Land- wirthschaft nicht vergleichen mit der Lage der Industrie. Die Industrie kann fich eine Koalition schaffen, die Landwirthschaft nicht. Wir haben cinen Versuch gemacht in Bezug auf eine Nebenindustrie, aber es ist mißlungen. Es würde einmal ein interessantes Unternehmen fein, wenn eine Aktien- gefellshaft Landwirthschaft betreiben wollte. Daß das bisher nicht geschehen ist, beweist, daß bei der Landwirthschaft nichts zu verdienen ist. Redner verweist auf die verschiedenen Dividenden industrieller Aktiengesellshaften, welhe 7—14--35 9/9 Dividenden gegeben haben. Landwirthschaft und Industrie lassen sih also nicht vergleihen. Die Bros dürfen nicht in Relation geseßt werden zu den Werthen der

rodukte, sondern zur Lage der Landwirthe und der Industrie in den betreffenden Staaten. Deshalb sind z. B. die Industriezölle in Rumänien höher als bei uns. Alle Parteien bemühen sih ja, der deutschen Landwirthschaft zu helfen, um Stimmen zu fangen. Man wirft dem Bunde der Landwirthe vor, daß er von dem Grundsaß aus- eht: Majorität, nit Autorität! So lange das allgemeine Wahlrecht esteht, müssen wir uns fest organisieren, und diese Organisation ist der Bund der Landwirthe, dessen einzige Gegner die Herren vom Bundesrat) und von der LUnlen [mnd Wie sagte FUrit Bismark? Artige Kinder verlangen nichts, - artige Kinder bekommen auch nichts! Der Abg. Freiherr von Stumm hat für den rumänischen Handelsvertrag gestimmt und die agrarishe Agi- tation dagegen als unrichtig bezeichnet. Wir werden ja fehen, ob sèin Votum jeßt anders sein wird. Unser Votum wird dasselbe sein, wie damals; der Abg. Freiherr von Stumm fann für den russischen Handelsvertrag nicht inden, denn er hat damals Kompensationen auf anderen Gebieten verlangt, die aber nicht vorhanden sind. Welche angeblichen Konzessionen hat denn eigentlich Rußland ge- macht? Es bestand früher ein großer Fishimport nah Rußland von deutschen Häfen, der aber zerstört ist durh die hohen russischen Zölle, die auch jeßt nicht erheblich ermäßigt sind. E Hopfen it der Zollsaß ebenfalls ein sehr exorbitanter geblieben, zumal die Arbeitsbedingungen in Rußland billiger sind als in Deutschland. Die Zugeständnisse sind sehr mäßig auf dem Gebiet der Textil- und Eisenindustrie; sie bleiben weit zurück hinter dem Zolltarif von 1885, denn der Tarif von 1891 is ein Kampfzolltarif. Es liegt eine drohende Gefahr vor des Exports der russischen Industrie, welhe sich einer Fürsorge der Regierung, billiger Löhne und der Valutadifferenz zu erfreuen hat. Die polnisch-russische Textilindustrie wird der deutschen gegenüber bald fonfkurrenzfähig sein. Die Ermäßigung der Kohlentarife ist sehr wichtig, aber ihre volle Bedeutun Aelt sie do erst, wenn der Rubelkurs auf Pari \tehen würde. azu Tommen die pen Fabrikationsprämien, welche in Rußland gezahlt werden für Lokomotiven, Schienen :c. Die Opfer, durch welche die Verträge erkauft werden, werden nur der Landwirth- haft auferlegt ; nur dadurch ist die JIndustie in der Lage, Vortheile zu erringen. Wir werden einmal sehen, ob die Industrie später ihre Dankbarkeit erweisen wird. Die „National-Zeitung“ vertröstet die Landwirthschaft auf den Export nah Polen. Der Redakteur weiß wohl nit, daß in Polen alles sehr {chön wächst, daß die Polen in Rußland nicht so belastet sind, wie unsere Landwirthschaft. Bei uns ist die Schafzucht ruiniert zu Gunsten der Textilindustrie, während Rußland die Schafzucht protegiert. Der Export Rußlands besteht zumeist aus landwirthschaftlichen Produkten und aus Holz. Jch be- daure, daß der He für gesägte Blätter herabgeseßt ist ; dadur wird die nationale Arbeit gefährdet. Fuer ae von Menschen könnten beschäftigt werden bei der Bearbeitung des Nußholzes, die jeßt nicht möglich ift durch die russishe Konkurrenz, Die Preisbildung bestimmt der am billigsten Produzierende. Wenn wir dem rufsishen Produzenten cine direkte Verbindung gewähren, so kann er noch billiger als jeyt produzieren und gerade für Roggen und Hafer hat der Le Markt für Rußland eine lehr große Bedeutung. In Rußland lagern große Mengen Roggen. (Kopfshütteln des Staatsfekretärs Freiherrn von Marschall.) Das is nicht rihtig; nun, dann hätten wir keinen Preissturz zu befürchten; i iatbe aber, das Gegentheil wird der Fall fein. Wir brauen aus ußland außer Kaviar nichts. Der Import von Roggen ift daher für uns von größter Bedeutung und er trifft gerade die {ärmsten

Berlin, Dienstag, den 27. Februar

Böden. Wenn es irgend möglich is, müßte man für Roggen den Differentialzoll aufreht erhalten. Daß die ostpreußishen Häfen cin Önteresse daran haben, sich den Handel nah Rußland zu sichern, ift selbstverständlih. Das Gebiet, welches hinter ihnen liegt, ist zu e Aber man brauchte ihnen doch nicht die Interessen der ge- ammten Landwirthschaft preiszugeben. Ein Beamter der ostpreußischen Südbahn sagte mir einmal: Miir ist eine russishe Jagd mehr werth, als die ganze preußische Landwirthschaft. Wir haben das Gefühl, daß die verbündeten Regierungen der Frage der Aufhebung des Identitäts- nahweises gerne nahe treten würden. Ob wir das als artige oder als s{chlechte Kinder bekommen sollen, lasse ich dahingestellt. Aber eine Kompensation für die Schädigung durch den russischen Handelsvertrag liegt darin für uns niht, wenn wir au die Frage an sih nit unters{äßen wollen. Ich habe nachgewiesen, aus welchen Gründen die Landwirthschaft zusammenhalten muß; deshalb steht für uns die Frage der Aufhebung des Identitätsnahweises erst in zweiter Linie. Die offiziöse Presse hat es uns ja zum Vor- wurf gemacht, daß wir die imperative Ehrlichkeit aufreht erhalten wollen gegenüber gegebenen Versprehungen. Auf Grund dieser Versprehungen müssen wir das Wohl der gesammten Landwirth- schaft im Auge behalten. Wenn die Landwirthschaft durch die Handelé- verträge ges{ädigt wird, während der Export der Industrie sich steigert, so ist damit jedenfalls das Fundament verschoben, wenn au an der Spitze eine Verbesserung eingetreten is. Die verbündeten Regierungen weisen darauf hin, daß alle Fragen untersuht werden müssen in Bezug auf ihren Werth gegenüber der Sozialdemokratie. Ich halte aller- dings jede Auseinanderseßung mit den Sozialdemokraten für vollständig nußlos; denn sie halten die Gesellshaftsverhältnisse, die wir in ruhiger Gntwickelung fortbilden wollen, für vollständig zerrüttet. Zu einer folhen Pariei müssen wir stehen wie Feuer zum Wasser. Man muß aber den Aufbau der sozialdemokratishen Anschauungen verfolgen. Da ist eine Schrift mir, aufgefallen, welhe ausführte, daß die Basierung des Staats auf der exportierenden Industrie die Arbeiter zur Sozialdemokratie erzieht, weil alle patriarhalis{hen Verhältnisse aufgelöst werden. Wenn eine Krifis eintritt, werden die Arbeiter der Industrie brotlos und die Landwirthschaft ist ruiniert. Frankreich steht mit seinem autonomen Zolltarif troß des Zollkrieges * sehr vielLbesser da als wir. Redner beruft sih auf die Ein- und Ausfuhrzahlen von 1892. (Zuruf links: 1893! Da steht es ganz anders!) Die Zahlen für 1893 habe ich nicht. Auf die Frage der Valutadifferenz will ih nit eingehen, troßdem sie von großer Bedeutung für den Werth der Zollsäge ist. Aber der Nubelkurs ift natürlich nit allein maß- ebend, aber er ruft Ungleihheiten hervor, und beim heutigen NRubel- urs von 2,29 M müßte der Zollbetrag für Getreide 5,50 4, beim Kurse von 2,00 aber 6,20 M betragen. Der Abg von Kardorff hat also eigentlich die Verpflichtung, seinen Artrag umzuändern und zu stellen zum russishen Handelsvertrage. Das System unserer Handelsverträge besteht in der konsequenten Durchführung der Schädigung der einheimischen und der Begünstigung der auswärtigen Landwirthschaft. Ich will von der Wollberabseuung um 1,50 4 nicht sprechen ; sie kann ein Mal unbedenklich, ein ander Mal verhängnißvoll sein. Jch will mich nur beziehen auf die Aus- führungen des Herrn Vopelius, der {ih gegen eine Vertragspolitik auf Kosten der Landwirthschaft aussprah. Daß die Sozialdemokraten für die Handelspolitik der Regierung eintreten, ist vollkommen be- 4 lid. Die Freisinnigen halten die Handelsverträge für wirthscaft- ih niht bedeutend; troßdem stimmen sie für dieselben. Wir sind aber Anhäuger des Fürsten Bismarck und seiner Wirthschaftspolitik und deshalb stimmen wir gegen die jeßige Handelspolitik. Wir können uns hier seit dem 26. Januar auf den Fürsten Bismarck be- rufen, ohne daß darin irgend eine Schärfe gegen irgendwelche Person liegt. Die Kerntruppen gegen die Wirth|chaftspolitik des Fürsten Bismarck sind zwar nicht ganz einig; sie werden getrennt marschieren, aber vereint \{lagen. 1891 hat die Minorität meiner Partei ihre prinziptellen Bedenken gegen die Handelsvertragspolitik fallen lassen. Wir bekämpfen die Handelspolitik, weil wir es für ungerecht halten, daß stets und allein die Landwirthschaft die Opfer tragen sol. Wir sehen darin eine {wer wieder auszugleichende Shwächung unserer Finanzen, und eine besondere Ershwerung liegt in der Bindung der landwirthschaftlichen Zölle auf lange Zeit gegenüber der sinkenden Ten- denz der Weltmarktpreise für Getreide. Wenn uns Konzessionen auf an- deren Gebieten gebracht worden wären, hätten wir unsere Bedenken vielleiht jeßt beim Abs{chluß der Handelsvertragspolitik fallen lassen. Aber fie sind uns nicht gebraht worden. Wir wollen daran festhalten, daß der Landwirth, weil er der größte Produzent und auch der größte Konsument ist, geschüßt werden muß. Wenn in der „Norddeutschen Zeitung“ am Ende des Poren Iahres s\teht, daß der Zollausfall zuerst allerdings eintritt, aber ich nachher ausgleiht, während das deutshe Volk niedrigere Preise bezahlt, so folgt daraus, daß jede weitere Herabsezung der Preise der landwirthschaftlihen Produkte ein Vortheil für das deutsche Volk is. Dann fönnte man ja {ließli die Landwirthschaft in Deutshland überhaupt verbieten. So weit sind wir aher doch wohl noch nicht. Unsere Handelspolitik wäre richtig, wenn die Preistendenz für landwirthschaftliche Produkte eine steigende wäre; da das Gegentheil der Fall ist, halte ich die Politik für ver- bängnißvoll. Wir sind in der Periode scharfer Konkurrenz der ver- schiedenen Produktionsgebiete. Frankreih hat seine Zollautonomie vertheidigt und betrachtet sie als das werthvollste Gut. Das Deutsche MReich ist allerdings nicht in der Lage, für den einzelnen ein Erwerbs- minizium zu fixieren, aber es hat wohl die Macht, die größte Pro- duktion zu fichern dur seine Geseßgebung gegenüber der Konkurrenz des Auslandes. Wir werden die Nothwendigkeit eines solhen Schutzes vertheidigen bis zum leßten Athemzuge. Wir {lagen Ihnen vor, die Vorlage an eine ad hoc zu wählende Kommission von 28 Mit- gliedern zu überweisen.

Staatssekretär Freiherr von Marschall:

Meine Herren! Wenn der Herr Vorredner am Schlusse feiner Ausführungen darauf hingewiesen hat, daß die Sozialdemokraten und Freisinnigen die Kerntruppen der verbündeten Regierungen bildeten bei dieser Vertragspolitik, so konstatiere ih die Thatsache, daß auch in den achtziger Jahren zur Zeit der Zollpolitik, die der Herr Vorredner so sehr gerühmt hat, die Sozialdemokraten, die Freisinnigen jeweil geschlossen für alle die Verträge gestimmt haben, die damals vorgelegt worden sind, und mir ift niht bekannt, daß jemals von seiten der Rechten diese Unterstüßung mit irgend einem Zeichen der Entrüstung zurückgewiesen worden sei. (Sehr richtig! links.)

Die Ausführungen des Herrn Vorredners und die sharfe Kritik, die er an Einzelheiten des Vertrags geübt hat, würden auf mich einen tieferen Eindruck machen, wenn er sich nicht gleichzeitig als ein prinzi- pieller Gegner aller Tarifverträge bezeihnet hätte, und damit die Veberzeugung nicht feststände, daß, was auch Rußland uns hätte ge- währeri können als Ausgleich für unsere Konventionaltarife, der Herr Vorredner im wesentlichen dieselbe Nede gehalten haben würde, wie er jeßt gethan. (Sehr gut! links.) Der geehrte Herr hat über ein schr um- fassendes Material verfügt und er hat eine Reihe von Gebieten in den Kreis seiner Erörterungen gezogen, bei denen es mir zweifelhaft ift, ob und inwieweit fie noch mit dem folgenden Vertrag in Zusammenhang stehen. Er hat sfogar, als er von dem Bund der Landwirthe

Z 1894,

spra, den er schr hübsch mit einem Kinde verglih, fih auf das Ge- biet der Kindererziehung begeben, und wie es \{heint, manches an der Erziehung auszustellen gehabt, was ih in keines, Weise in Abrede stellen will. (Sehr gut! links.)

Der Herr Vorredner hat auf eine Aeußerung hingewiesen, die ih gelegentlich der Berathung des rumänischen Handelsvertrags gethan habe, daß nämli die Zustimmung zum rumänischen Handelsvertrag in feiner Weise ein Präjudiz bilde für den russishen Vertrag. An ih, meine Herren, würde es nichts Absonderlihes sein, wenn ih, fo lange die Verhandlungen mit einer fremden Macht noch im Laufe sind, öffentlich eine Aeußerung thue, die ¿h später wieder modifiziere. (Widerspruch rechts.) Allein, meine Herren, ih halte diese Aeußerung voll und ganz aufrecht und erkläre hiermit, daß nach meiner Auf- fassung für die Mitglieder des hohen Reichstags keine andere Ver- pflihtung vorliegt, als die, diesen Vertrag aus fich selbst sorgfältig zu prüfen, die Gründe und Gegengründe abzuwägen und dann das Votum nach ihrer Ueberzeugung abzugeben. Einen anderen Dru als nach dieser Richtung werde ih niemals versuchen, auf den Reichstag auszuüben.

Der Herr Vorredner hat dann auch das Gebiet der hohen Politik berührt. Jh möchte diese Thatsache konstatieren, daß bezüglich des russischen Vertrags die Initiative zu einer Besprehung volitiscer Fragen von seiten derjenigen Herren ausgegangen ist, die bisher den Standpunkt vertreten haben, daß man volitishe und wirthschaftliche Fragen nicht verquicken darf. Ich selbst finde kein Bedürfniß, auf dieses Gebiet überzugehen, wenn ih hier für einen Vertrag eintrete, der bestimmt ist, wirthschaftlihen Frieden zu \chaffen zwischen ¿wei großen Nationen, die traditionell in politisher Freundschaft leben. Da weiß ich nicht, warum es nothwendig sein \foll, diefen naturgemäßen Vorgang mit politishen Momenten zu rechtfertigen, zumal die wirthschaftlichen Gründe, welche für diesen Vertrag sprechen, so ausshlaggebender Natur sind, wie es politische Gründe niemals zu sein vermögen. (Sehr richtig!) Daß für die Gegner dieser Verträge die Frage niht fo einfach liegt, gebe ih zu, aber ich will ihnen nit vorgreifen; ich lasse den Gegnern in dieser Frage den Vortritt. Sie werden ih der Verpflichtung nicht ent- {lagen Tönnen, uns darzulegen, daß wir ohne politishe Bedenken unsern großen mächtigen Nachbarn auf die Dauer und prinzipiell das versagen können, was wir allen anderen Staaten gewährt haben. (Sehr gut !)

Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner auch eine Reibe von Bestimmungen in dem Vertrage von dem Gesichtspunkte aus bemängelt, daß wir hier Rußland Dinge gewähren, die Rußland uns nit gewährt. Das ist vollkommen richtig. Wir haben von Anfang an nie daran gedacht, weder daran, die russishe Fremdengeseßgebung bei uns einzuführen, oder Rußland dazu anzuhalten, unsere Gefes gebung dazu einzuführen. Wir haben das erreiht, was nah Lage der Dinge erreicht werden konnte, nämlih die Meistbegünstigung.

Ich komme nun, bevor ih auf den Vertrag im ganzen übergebe, auf die Frage der Eisenbahntarife, die der Herr Vorredner eingehend behandelt hat. Der Art. 19 des Shlußprotokolls enthält, wie der Herr Vorredner zugegeben hat, in der Hauptsache nichts weiter als eine Sanktionierung des bestehenden Zustandes. Shon heute fahren die beiden Privatbahnen, die allein in Frage kommen, nämlich die ostpreußishe Südbahn und Marienburg-Mlawkaer Bahn zu den russischen billigen Tarifen Getreide nah Königsberg und nxch Danzig (Hafen). Daran haben wir sie bisher nicht ge- hindert, und wenn dieser Vertrag zu stande kommt, . haben sie keine Verpflihtung, das zu thun. Es ist niht richtig, daß wir uns den billigen rufsishen Tarifen unterwerfen; es hängt ab von diesen Privatbahnen, und ich meine, der naturgemäße Erwerbs- trieb derselben giebt eine genügende Garantie dafür, daß diese Bahnen nicht zu Tarifen das Getreide fahren werden, bei denen fie feine Geschäfte mehr machen werden. Die große Bedeutung des § 19, der auf unseren Wunsch eingefügt worden ift, besteht darin, daß Rußland sich damit des Rechts begiebt, nah seinen Getreideausfuhrhäfen Libau und Riga billigere Tarife einzustellen; und wenn dieser Paragraph niht aufgenommen wäre, könnten die Nufsen das thun, dann könnten sie, wie Herr Luß im Feenpalast gesagt hat, das russishe Getreide nah ihren Ausfuhrhäfen umfonft fahren und von dort mit billiger Gelegenheit zu uns führen. Dann hätten wir das russishe Getreide ebenso billig, noch billiger vielleiht im Lande, ohne daß eix deutshes Eifen- bahnrad sich gedreht hätte und ohne daß der Handel von Königsberg, für den der Getreideverkehr Existenzfrage is, einen Gewinn davon hätte. Das wäre das Refultat, wenn § 19 sih nicht im Schlußprotokoll befände. Die Behauptung des Herrn Vorredners, daß dieses Getreide wieder zurückstcömen könne auf der Eisenbahn ins Land, ist theoretisch richtig, praktis aber falsch; denn nur der könnte das unternehmen, der die Absicht hat, sein Geld dabei zu verlieren. » Wer Getreide ins Innere des Landes bringen will, der führt dasfelbe am billigsten von der Grenze aus direkt, statt es erst nach Königsberg-Hafen oder Pillau oder Danzig zu fahren, und wieder zu dem hohen Normaltarif zurück- zubringen. Wir haben darüber eingehende Berehnungen angestellt ; ih werde dieselben in der Kommission vorlegen.

Der Herr Vorredner hat mit einem gewissen Neid auf Frankreich geblickt. Es ist niht meine Aufgabe, die französische Zollpolitif zu kritifieren. Ich kann nur sagen, eine Zollpolitik kann für ein Land gut cin, wenn es eine stabile Bevölkerung hat, und kann verkehrt sein für ein Land, das, wie wir in Deutschland, eine jährlih um Hunderttausende wachsende Bevölkerung besißt. Wenn wir hier in Deutschland eine Zollpolitik inauguriert hätten, wie es Frankreih gethan, mit der wir eine Ver- minderung der Ausfubr um 360 Millionen Franken, in den letzten zwei Jahren (hört, hört ! links) fo viel find es nämlich, nicht 11 Millionen —* erzielt hätten, und wenn wir, belastet mit diesem Manko an nationaler Arbeit und mit dem Zollkrieg mit der Schweiz, hier vor den Reichstag treten, um cine Erhöhung des Getreidezolls auf 6 oder 7 4 zu verlangen, ih glaube, der Reichstag würde uns in seiner großen Mehrheit keinen guten Empfang bereiten. Jch bin

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