1894 / 51 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Königliche Akademie der Künfie hai durch die im Januar d. J. statutenmäßig vollzogenen Wahlen zu ordent- lihen Mitgliedern gewählt:

1) den Maler, Professor Ludwig Bokelmann,

2) den Architekten, Professor Joh. E. Jakobsthal, 4 den Architekten Bruno Schmiß,

4) den Radierer Max Klinger,

sämmtlih in Berlin,

2 den Maler W. A. Bouguereau in Paris. Diese Wahlen haben die vorschriftsmäßige Bestätigun des Ministeriums der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten erhalten. Berlin, den 27. Februar 1894. Der Präsident der Königlichen Akademie der Künste. C. Becker.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute öffentlich in Gegenwart eines Notars bewirkten Verloosung der 4prozentigen Potsdam- Magdeburger Eifsenbahn-Obligationen Litt. A. find folgende Nummern gezogen worden:

1436 bis 1438, 1444, 1447, 1450, 1451, 1454, 1455, 1457 bis 1459, 1462, 1466, 1468, 1469, 1475, 1477, 1481, 1489, 1492, 1494 bis 1496, 1499, 1504, 1505, 1507, 1516, 1518, 1521 bis 1523, 15626, 1527, 1529, 1531, 1532, 1536, 1538, 1540, 1542, 1545, 1550, 1551, 1553, 1564 bis 1566, 1568 bis 1572, 1574, 1580, 1581, 1583 bis 1585, 1588 bis 1591, 1597, 1598, 1600, 1605, 1606, 1608, 1611 bis 1614, 1618, 1621, 1625, 1626, 1640, 1642, 1646, 1648, 1653, 1658, 1660, 1661, 1664, 1666, 1670 bis 1678, 1681, 1682, 1684, 2609, 2610 2613. 2616, 2617, 2619 2621 2020, 2028 2032, 9630. 2637, 2640, 2644 2649 2601, 2602, 2600, 2004, 2662, 2672, 2674, 2676, 2677, 2683, 2687, 2689, 2694, 2696, 2699 bis 2701, 2705, 2706, 2711, 2712, 2714 bis 2717, Oi 20229 2724 2025 228, 2029, 2731 bis 2734, DOGS bis 5670, 5672, 5674, 5678, 5683 bis 5685, 5687, 5689, 5693 bis 5697, 5699, 5701, 5702, 5706, 5716 bis 5722, 5724 bis 5729, 5731, 5732, 5737, 5788, 5742 bis 5744, 5746, 5748, 5754 bis 5758, 5760, 5761, 5769, 5775, 5785 bis 5787, 5790, 5799, 5800, 5803, 5804, 5809, 5812, 5814, 5817, 5818, 5824 bis 5827, 5829, 5831 bis 5836, 5838 bis 5840, 5842, 5847 bis 5850, 5852, 5853, 5856 bis 5860, 5862, 5874, 5876, 5877, 5879 bis 5883, 5885, 6595 bis 6600, 6605 bis 6608, 6613, 6614, 6616, 6617, 6621, 6623 bis 6625, 6627 bis 6629, 6639, 6643, 6644, 6648, 6650, 6655, 6658 bis 5662, 6664, 6670, 6675 bis 6677, 6679, 6680, 6683, 6684,

zusammen 291 Stück über je 200 Thlr. = 58 200 Thlr. oder 174 600 M

Dieselben werden den Besizern zum 1. Juli 1894 mit der Aufforderung gekündigt, die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen Kapitalbeträge vom 2. Juli 1894 ab gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen und der nach diejem Termine zahlbar werdenden Zinsscheine Reihe IX Nr. 2 bis 12 nebst Anweisungen zur Abhebung der nächsten Reihe bei der Staatsschulden - Tilgungskaße in Berlin, Taubenstraße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der leßten drei Geschäftstage jeden Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt und deren Filiale in Franffurt a. M, bei sämmtlihen Regierungs - Hauptkafsen jowie in Frankfurt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zwcck können die Effekten einer dieser Stellen schon vom 1. Juni 1894 ab eingereiht werden, welche sie der Staatëshulden-Tilgungskafse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung vom 2. Juli 1894 ab bewirkt.

Der Betrag der ctwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapital zurückbehalten.

Vom 1. Juli 1894 ab hort die Verzinsung der verloosten Obligationen auf. :

Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, noch rück- ständigen Obligationen:

Aus der Kündigung zum 1. Juli 188. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe VII Nr. 8 bis 12 und Anweisung zur Abhebung der Reihe VIII.

Nr. 3603.

Aus der Kündigung zum 1. Juli 1890. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe VITIT Nr. 6 bis 12 und Anweisungen zur Abhebung der Reihe IX.

Nr. 777, 6892. i

Aus der Kündigung zum 1. Juli 1891. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe VIIl Nr. 8 bis 12 und Anweisungen zur Abhebung der Reihe IX.

Nr. 3966, 4006, 7368, 7388. i

Aus der Kündigung zum 1. Juli 1892. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe VIII Nr. 10 bis 12 und Anweisungen zur Abhebung der Reihe IX. Nr. 135, 191 192 1016, 1020. 1021 1242 3977, 4010, 5465, 5542.

Aus der Kündigung zum 1. Juli 1893. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe VIIl Nr. 12 und Anweisungen zur Abhebung der Reihe IX.

Nr. 2793, 2804, 2827, 2834, 3366, 3536, 30942, 3550,

3567, 3568, 4159, 4160, 4190, 4676, 4712 bis 4714, 4716, 7245, 7246, 7269. wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Ver- zinsung aufgehört hat, und daß dieselben werthlos werden, wenn sie, während dreier Jahre nach dem Zahlungstermin jährlich einmal zur Empfangnahme der Zahlung offentlich aufgerufen, nicht innerhalb zehn Fahren nah dem leßten be- züglichen öffentlihen Aufruf zur Einlösung vorgezeigt worden sind. Die Staatsschulden - Tilgungskasse kann ih in einen Schriftwechsel mit den Jnhabern der Obligationen über die Zahlungsleistung nicht einlassen. Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen oben gedachten Einlösungsstellen unentgeltlich verabfolgt. Berlin, den 2. Januar 1894. Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 28. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag um 10 Uhr den Vortrag des Chefs des Zivil- kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und um 111/44 Uhr den Vortrag des Ministers des Königlichen Hauses von Wedel entgegen.

Ein hiesiges Witblatt macht sih seit mehreren Wochen um Organ gehässiger Angriffe gegen einige hohe Beamte Des auswärtigen Dienstes. - Diese Angriffe entbehren jeder thatsählihen Begründung. Sie erscheinen lediglich als der Ausfluß einer unbekannten persönlihen Gegnerschaft, die

zu charafkterifieren.

Der Königliche Gesandte in Karlsruhe, Wirkliche Geheime Rath von Eisendecher is von dem ihm Allerhöchjt be- willigten furzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschafte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte n Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen Dr. Marcus ist von Berlin wieder ab- gereist.

Das Ober-Kommando der Marine giebt folgende Schiffs- bewegungen bekannt:

S. M. S. „Alexandrine“, Kommandant Korvetten- Kapitän Schmidt, ist am 27. Februar in Jsla Flores bei Montevideo eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Korvetten- Kapitän Kretshmann, ist am 27. Februar in Hiogo ein- getroffen und will am 3. März nah Nagasaki gehen.

S. M. S. „Sperber“, Kommandant. Korvetten-Kapitän von Arnoldi, ist am 27. Februar in Sansibar eingetroffen und will am 3. März von da nach Kapstadt in See gehen.

Danzig, 27. Februar. Der 17. Landtag der Pro- vinz Westpreußen ist heute durch den Ober-Präsidenten, Staats-Minister Dr. von Goßler mit folgender Ansprache eröffnet worden :

Hochgeehrte Herren !

Als Königlicher Kommissarius habe ih die Ehre, den West- preußischen Provinzial-Landtag bei seinem 17. Zusammentreten zu be- grüßen,

Aus neuen Wahlen bervorgegangen, ift die Versammlung infolge der Vermehrung der Einwohnerzahl Danzigs um ein Mitglied ge- wachsen. In ihrer Mitte vermissen wir zum ersten Mal zwet Männer, welche Jahrzehnte lang ihre reihen Kräfte für das Wohl der Provinz eingeseßt hatten —, unter ihnen den ersten langjährigen Vorsißenden des Provinzial -. Ausschusses, dessen Name für alle Zeit mit dem Werden und Gedeihen West- preußens untrennbar verbunden ift. Mebr als der vierte Theil der Herren Abgeordneten hat dem Landtage noch nit angehört. Das Vertrauen emvfängt sie, daß sie, wie ihre Vorgänger, ibr Wollen und ibr Können rüdckhaltlos in den Dienst der Provinz stellen ünd in der Förderung der gemeinsamen Interessen stets das Mittel der Einigung auch im Widerstreite der Meinungerk“ finden. Nur durch das vertrauenévolle Zusammenwirken aller berufenen Organe wird es dem mühsam arbeitenden und bescheiden au8gestatteten Westpreußen gelingen, seinen Aufgaben wie bisher gerecht zu werden.

Die Beschlüffe des 16. Provinzial - Landtags haben die staatliche Genebmigung, foweit sie solcher bedurften, gefunden. Nur binsihtlih des Erlasies einer neuen Wegeordnung ift feinem Votum eine weitere Folge noch niht gegeben. Bei dem Widerspru, welchen die Ver- tretungen der in ähnlicher Lage befindlihen Provinzen gegen den Ent- wurf erhoben haben, erschien es für die \chließlide Durhführung dieser Reform in der Beschränkung auf Westpreußen zweckmäßiger, die Wegeordnung zur Zeit nihi als Geseßentwur! dem Landtage der Monarchie vorzulegen. Es steht zu hoffen, daß unter der weiteren Förderung des Chaufsee- und Gemeindewegebaues wenigstens die shwersten der aus einer veralteten Geseßgebung entspringenden Unzu- träglichfeiten überwunden werden.

Mit lebbaftem Dank sind die zu Gunsten der Landwirthschaft gefaßten Beschlüsse des 16. Landtags von den Betheiligten begrüßt worden. Mögen die Bewilligungen auch der Ziffer nah nicht bobe Beträge darstellen, so haben fie doch das Vorwärtéstreben auf wich- tigen Gebieten der Landeskultur, die Fortseßung von ausfihts- vollen Meliorationen gefördert und auch 1hrerseits dazu beigetragen, den am schwersten zu überwindenden Gegner des Landmanns, den Fels, zurückzudrängen. Alle Vorschläge, welche der Provinzial-

uss{huß in dieser Richtung dem Landtag unterbreitet, seien Jhrer woblwollenden Prüfung auf das wärmste empfohlen.

Die Anwendung des Kleinbahngeseßes hat in dem abgelaufenen Jahr in unferer Provinz erkennbare Fortschritte niht gemaht. Fast hat es den Auschein, daß durch prinzipielle Erörterungen die Löfung der hierbei zablreih auftauhenden Zweifel erschwert wird und nur an der Hand praktischer Erfahrung die Vorausseßungen gefunden werden können, unter denen das mit so viel Erwartungen begrüßte Geseß bei uns Leben und Gestalt gewinnt.

In dem Mittelpunkt Ihres Interesses stebt die Vorlage über die Aufnahme einer Anleibe von 10 Millionen Mark für Zwecke der Provinzial-Hilfskafse. Soweit es sh um die Beschaffung von Geldern zur Befriedigung des berehtigten Kreditbedürfnifses der Kreise und der Gemeinden und zur Erfüllung der dem Provinzialverband durch das G vom 11. Juli 1891 auferlegten Verpflichtungen bandelt, wird die Nothwendigkeit der Anleihe s{chwerlich in Frage gestellt werden. Insoweit fie die Mittel zur weiteren Prämiierung von Chaufsee-Neu- bauten gewähren foll, bezeichnet die Vorlage einen neuen Abschnitt in der Entwickelung der Provinz.

Mit einem Aufwand von ungefähr 11 Millionen Mark ans

Provinzialfonds if Westpreußen in den Besiß eines auêëgedebnten, meist gut geshlossenen Netes von Kunststraßen gelangt. Die zur Verfügung gestellten Mittel find erschöpft. In Ihrer Hand liegt jeßt die Entscheidung, ob das Werk als abgeschlossen betrahtet werden oder eine weitere Ausgestaltung erhalten soll. Ausgedehnte Kreise in der Provinz erhoffen das Leßtere. Die verzögerte Entwickelung einzelner Landestheile, auch neue, nicht selten durch Bahnbauten erft nah- träglih bervorgerufene Verkehrébedürfnisse drängen zur Fortseßung und zur Förderung des Chausseebaues a. bewährter Grundlage. Die Be- willigung von Millionen Mark für Neubauprämien wird, wenn sie dem Vorschlag entsprechend erfolgt, sicherlich mit Freuden auf- genommen werden. Mögen Sie bei dieser wie bei allen auf Geldbewilligung ge- rihteten Vorlagen die rihtige Grenzlinie zwischen zurückhaltender Sparsamkeit und wirthshaftliGer Kapitalsanlage finden; möge dur hre Beschlüsse das Wobl unserer Provinz Feltigung und Förderung erfahren.

__ Mit diesem Wunsch erkläre ich auf Allerböchsten Befehl den 17. westpreußishen Provinzial-Landtag für eröffnet.

sih scheut, offen hervorzutreten. Es genügt, dieselben hiermit

Der Alters-Präfident Geheime Regierungs-Rath Engler übe. aahm sodann den Vorsig und aébaihte unter Hinweis auf die hohe Bedeutung des heutigen Tages in ergreifenden Worten des angestammten Landesvaters, unter erneuter Ver- sicherung der unwandelbaren Treue und Hingebung der Ver- sammlung. Er s{loß seine Ansprache mit einem etter aufgenommenen dreimaligen Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König. Zum Vorsizenden wurde sodann durch Acclamation der Abg. von Graß-Klanin, zum stellvertretenden Vorsizenden der Geheime Regierungs-Rath von Gramaßki

gewählt. Hefen.

Der Zweiten Kammer ist ein Gesezentwurf zugegangen, worin die Bewilligung eines weiteren zu 31/2 Proz. verzins- lihen Anlehens in Höhe von 2500000 # für Zwecke der Landes-Kreditkasse verlangt wird, sowie ein Geseßentwurf, wona gemeinnügige, auf die Errichtung von Wohnungen für Unbemittelte gerichtete Unternehmungen von Gerichtsgebühren und Stempel befreit sein sollen.

Oldenburg.

_ (E) Der dem Landtag vorgelegte Geseßentwurf über abändernde Bestimmungen zu dem Gese über die Beförderung der Pferdezucht im B wurde vorgestern in erster s angenommen. r Gesezentwurf will u. a., daß nur von Erbfehlern freie Hengste angekört werden dürfen, und daß über die Frage, welche Fehler als Erbfehler anzusehen sind, von der Körungskommission entschieden werden \oll. Ein von dem Verwaltungsausshuz unter dem Hervorheben, daß im Lande zwei Stammregister des oldenburgischen Kutschpferdes geführt würden (ein staatlihes und ein privates), gestellter Antrag, „die Staatsregierung zu ersuchen, auf die Einrichtung eines Oldenburger Gestütbuchs, in welches sämmtlihes Zuchtmaterial von dem Typus des Oldenburger Pferdes zwangsweise einzutragen sei, Bedacht zu nehmen und dem Landtage einen darauf bezüglihen Geseßzentwurf vor- zulegen“, wurde vom Landtage angenommen.

Brauuschweig.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, hat sich vorgestern Nacht zu mehrtägigem Aufenthalt nach Schloß Reinhardshausen bei Erbah begeben. Jm Gefolge be- fanden sich der Rittmeister von Stangen und der Premier- Lieutenant von der Osten.

Sachsen-Altenburg.

_ Der Landtag ist am 26. d. M. zur Wiederaufnahme seiner Berathungen zusammengetreten. Der Staats-Minister von Helldorf theilte der „Magd. Ztg.“ zufolge mit, daß der shwere Unfall, der Seine Durchlaucht den Prinzen Ernst betroffen habe, nah dem Ausspruch der Aerzte zwar einc langwierige, aber do vollständige Genesung erhoffen (affe.

Schwarzburg-Nudolftadt.

__ Der Landtag ist gestern, nahdem die Verhandlungen längere Zeit ausgeseßt gewesen waren, wieder zusammengetreten. In der gestrigen Sizung wurde die, vom Landtag in seiner Sißung vom 16. Dezember v. J. gewünshte und vom Ministerium nunmehr vorgelegte, vergleichende Uebersicht über die Zahl der Höchstbesteuerten im Fürstenthum vor und nah Inkrafttreten der neuen Steuergeseße, da mög- licher Weise sich eine Aenderung des Wahlgeseßes nothwendig machen könnte, dem Rechtsausïhuß überwiesen Demselben Aus)chuß wurde ferner zur Vorberathung ein Gesetzentwurf über die Abänderung des Geseßes wegen der Erbschaftsabgaben, dem Finanzausshuß der Entwurf des ordentlichen Etats für die nächste Finanzperiode, dessen Be- shlußfafung seiner Zeit ausgeseßt worden war, überwiesen.

Oesterreich-Ungarn.

__ Der Kaijer, Allerhöchstwelher Wien gestern früh ver- lassen hatte, hat am Mittag die Reise von Wels fortgeseßt. Die Ankunft in München erfolgte gestern Abend gegen 7 Uhr. Kurz nah 9 Uhr reiste der Kaiser von dort mit dem Kurier- zuge über Lindau, Zürich, Luzern, den St. Gotthard nah Chiafjo, wo die Ankunft heute Nachmittag erfolgen sollte. Nach einstündigem Aufenthalt wird der Kaiser dann über Mailand nah Genua und von dori Abends 111/2 Uhr mittels Separat- zuges nah Mentone weiterreisen, wo Allerhöchstderselbe morgen fruh 6 Uhr einzutreffen gedenkt. Die Kaiferin ist bereits gestern in Mentone angekommen.

__ Das „K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ erklärt, die von den Zeitungen gebrachten und auch im Auslande ver- breiteten Nachrichten von angeblihen militärishen Vor- bereitungen an der ungarish-serbishen Grenze seien offenbar auf die bereits nahdrüdlichst dementierte Mel- dung eines ungarischen Blattes zurückzuführen und beruhten insgesammt auf willkürliher Erfindung.

Im Budgetaus\huß des Abgeordnetenhauses führte gestern der Minister-Präsident Fürst Wind ischgräb auf die Bemerkung des Abg. Herold, wonach im Kabinet verschiedenartige Anschauungen vertreten seien, aus, es sei selbstverständlih, daß die Minister als einiges Ministerium daständen auf Grund ihrer übereinstimmenden Meng sowie auf Grund des Programms, das er der Minister- Präsident der Legislative vorgetragen habe. Auf eine Anfrage über das Verhalten des Ministeriums gegenüber der Gleichberechtigung der einzelnen Völkerschaften erklärte der Fürst Windishgräß, dic Regierung werde sich die bezüglihen Geseße und Ver- ordnungen allezeit vor Augen alken und gegenüber allen Völkerstämmen mit gleihem Wohlwollen vorgehen. Bei der Berathung der verschiedenen Ressorts werde }ch Gelegenheit finden, auf die hierher gehörigen Fragen zurückzukommen. Bezüglih des Prager Ausnahmezustandes erklärte der Minister-Präsident, es sei an die Regierung appelliert und ihre Hochherzigkeit angerufen worden. Die Regierung habe sich niht leihthin entshlossen, eine so ernste Maßregel zu treffen. Es würde thatsählih ein Aft von Hoch- herzigkeit sein, wenn diejenigen, welhe vermöge ihrer Stellung und ihres Ansehens im böhmischen Volke hierzu berufen seien, ihren Einfluß dahin geltend machen wollten, daß Verhältnisse einträten, die es der Regierung ermöglihten, den Ausnahme- zustand wieder aufzuheben. Auf die Frage nah den Mitteln, welhe die Regierung für geeignet halte, um eine Lösung der böhmishen Frage herbeizuführen,

Tage.

antwortete der Minister - Präsident, er sei von seinem Standpunkte nicht in der Lage, den Ausdruck „böhmische Frage“ zu acceptieren ; die Regierung habe übrigens nicht allein

‘die Mittel, befriedigende Zustände in Böhmen herbeizuführen;

hierzu bedürfe sie auch der Miitel, die von anderer Seite C E werden fönnten. Die Regierung halte si die

ichtigkeit der angeregten Fragen sozialpolitisher Natur voll- fommen vor Augen. Alsdann wies der Fürst Windischgräß

‘auf die die Arbeitsstatistik betreffende Vorlage hin; die

Regierung werde auch Anregungen, die aus der Jnitiative des auses hervorgingen, aufmerksam verfolgen und nach Um- ständen unterstüßen. Betreffs der Wahlreform hob der „Minister-Präsident hervor, daß die Grundsäße auf der Basis der Regierungserklärung aufgestellt seien und Gegenstand weiterer ora S E sein würden. Bezüglich der Ver- handlungs|prache des Verwaltungsgerichtshofs wies der Minister-Präsident auf die Erklärung des Präsidenten Belcredi hin und betonte, daß die Verhandlungssprache die deutsche sei. Der Dispositionsfonds wurde mit allen gegen die Stimmen der Jungezechen bewillig&. In Prag wurde heute früh vor einem Vorshußkassen- gebäude eine Pmenférmiae Glasbombe gefunden, die mit 5 g Sprengpulver gefüllt und von einer mit Eisennägeln ér Vg Gipsschiht umgeben war. Die Lunte war bereits erloschen.

Grefßbritannien und JrlanD.

Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich traf gestern Vormittag in Cambridge ein und besuchte ‘in Begleitung des Dr. Waldstein vom King's College die Sehenswürdigkeiten in der Universität. Um 5 Uhr tcleie Jhre Majestät nah London zurü.

Gestern früh waren in London aufs neue Gerüchte von einer angeblich unmittelbar bevorstehenden Demis- sion des Premier- Ministers Gladstone verbreitet, die der Shwähe des Sehvermögens Gladstone's zugeschrieben wurde; durch dies R des Seh- vermögens werde ihm absolute Ruhe auferlegt. Man sprach von Lord Rosebery als BAnes Gladstone's. Das „Reuterche Bureau“ hat infolge dieser Gerüchte gestern früh bei dem Premier-Minister Erkundigungen eingezogen und die Antwort erhalten, daß alle diese Gerüchte ohne jede Be- gründung seien.

Frankreich.

Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen Sizung beschlossen, einen Kredit von 17 000 Fr. zu verlangen, um die dur die anarcistischen Attentate vom 12. und 20. d. M. betroffenen Opfer schadlos zu halten beziehungsweise zu unterstüßen.

Der Senat berieth gestern die Getreidezoll-Vor- Der Aerbau-Minister Viger hielt den Zoll von 7 Fr. aufrecht. Nah Schluß der allgemeinen Berathung wurde der Geseßentwurf in der von der Kammer votierten Fassung mit 189 gegen 32 Stimmen angenommen. Der Senator Trarieux legte sodann einen Bericht über die Petition franzöosisher Jnhaber von ODbliga- tionen der portugiesishen Eisenbahn - Gesell- \chaft vor. Jn dem Berichte wird ein S Vorgehen der Regierung gegen Portugal verlangt, damit eine Ab- änderung der Konversion herbeigeführt und die uneinge- shränkte Aufrehterhaltung der Rechte der Obligationsinhaber jowie die Beseitigung jeglihen Vorrehis und die Verifikation der Summe der Schuldforderungen bei der Liquidation sicher- gestellt werde. Der Bericht {ließt mit dem Antrage, die Petition dem Ministerium des Auswärtigen zu überweisen.

Gestern Vormittag wurden weitere zehn Haussuchungen bei Anarchisten vorgenommen und sechs Personen, dar- unter ein Ftaliener Namens Novi, verhaftet. Der Schwur-

- gerihtshof verurtheilte gestern den Anarchisten Marpeaux

zu lebenslängliher Zuchthausstrafe. Marpeaux hatte einen Polizeiagenten, der ihn wegen Diebstahls verhaften wollte, getodtet.

Nußland.

Ein gestern Nachmittag 51/4 Uhr über das Befinden des Ministers von Giers ausgegebenes Bulletin lautet nah

einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg: Der

Puls ift in ungefähr sechs Stunden von 72 auf 90 gegangen, der Patient leidet zeitweilig an Herzbeklemmungen ohne Athemnoth.

Vom 1. Januar bis 1. Dezember 1893 betrug die Ausfuhr 537 314 000 Rubel gegen 431 063 000 Nubel im Jahre 1892,

die Einfuhr 387 801 000 Rubel gegen 341 178 000 Rubel.

Ftalien.

In der gestrigen Sihung des Senats wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, auf Antrag des Schag - Ministers der Bericht über das Dekret vom 8. November 1892, wonach der Nechnungshof die Einfuhrzölle unter dem Vorbehalte der Zahlung in Metallmünze registrierte, von der Tagesordnung abgeseßt. : 5

Bei der gestern in der Deputirtenkammer fortgeseßten Berathung der Jnterpellationen über die innere Lage entwidelte der Deputirte Di San Giuliano seine Jnter- pellation über die von der Regierung getroffenen Maßnahmen und über ihre Absichten hinsihtlich Siziliens. Redner billigte das Verhalten der Regierung, warnte vor der vor- zeitigen Aufhebung des Beiagerungszustandes und lobte

as Verhalten der Armee fowie das Vorgehen des Generals Morra. Der Belagerungszustand bedeute keine Lösung; eine solche sei vielmehr durch wirthschaftlihe und soziale Maßnahmen herbeizuführen. Der Deputirte Comandini brachte sodann eine Jnterpellation über die innere Politik ein und erklärte, er werde für das Ministerium stimmen. Der Deputirte Saporito interpellierte über die anarchistishe Be- wegung in Sizilien ynd forderte auf, die Anarchisten zu bekämpfen ; die Anarchie bedeute die Losreißung vom Vaterlande.

Der preußishe Gesandte beim päpstlihen Stuhl von Bülow begab sich gestern nah dem Vatikan, um dem Papst die Glückwünsche anläßlich der für den 3. März bevorstehenden Wiederkehr des Krönungstages auszusprechen.

Spanien.

__Aus Tanger isst in Madrid die Nachricht eingetroffen, daß der Marschall Martinez Campos am. 23. und 25. d. M. längere Unterredungen mit dem Gr oßvezier achabt habe.

Rumänien. Die D menis Bejtion ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ bis zum 27. März verlängext worden.

Im Senat interpellierte gesiern Sturdza die Regierung wegen angeblih s{chlechter Beschaffenheit der Jnfanterie -Be- waffnung und wegen des Mangels an Pulver. Der Kriegs- Minister Lahovary wies diese Behauptungen als Phantasie- gebilde zurück und führte das Urtheil fremder Offiziere an, welche die rumänishe Armee als eine vortreffliche bezeichnet hätten. Hiermit war der Zwischenfall erledigt. Der Kammer wurde gestern der österreihisch-rumänise Handelsvertrag vorgelegt. Bulgarien. Die Besserung in dem Befinden der Prinzessin Ferdinand vonSachsen-Coburg dauert, dem „W. T. B.“ zufolge, an. Der Professor Neufser ist gestern von Sofia abgereist. / Bei den Ergänzungswahlen zur Sobranje wurden zwei Anhänger der Regierung - gewählt. Eine Wähl wurde durch den Ausbruch ernster Ruhestörungen gehindert.

Amerika.

Nach Meldungen des „New-York Herald“ aus Monte- video wäre der Dampfer der brafilianishen Aufständischen „Jupiter“ durch die Batterien des Regierungsfreuzers „Nictheroy“ in den Grund gebohrt worden. Die ge- sammte Mannschaft soll ums Leben gekommen sein. Jn Paris eingetroffenen Nachrichten aus Rio de Janeiro zu- folge habe auf dem Dampfer der Aufständishen „Venu s“ eine Explosion statigefunden, durch die der Kommandant, zwei Öffiziere und etwa 30 Matrosen getödtet und etwa 50 Personen verleßt worden seien. Gerüchtweise verlaute, der Regierungsdampfer ‘,„Nictheroy“ habe, von Bahia fommend, 500 Mann in Cabo Frio gelandet; die übrigen Kriegsschiffe Peixoto’s seien im Herannahen begriffen ; die Lage der Aufständischen sei eine shwierige. 5

Nach Meldungen aus Buenos Aires ist der Belage- rungszustand daselbst aufgehoben worden.

Afrika.

Bei der französishen Regierung find, wie „W. T. B.“ aus Paris berichtet, nähere Mittheilungen über die Ope- rationen der Kolonne des Kommandanten Joffre eingegangen, die besagen, die Kolonne bestehe aus anderthalb Kompagnien sudanesisher Schüßen, einer Eskadron Spahis und zwei Gebirgsfanonen. Die Kolonne sei am 27. Dezember vom Niger aufgebrohen und am 26. Januar in Goundam ange- langt. Die Tuaregs seien dur Kanonenfeuer zerstreut worden und nach dem Norden geflüchtet. Sie befänden si gegenwärtig un- gefähr vier Tagemärsche von der Kolonne entfernt. Diese fei am 9. d. M. an dem Orte eingetroffen, wo die Expedition Bonnier am 15. Januar niedergemeßelt worden; die Leichen der Offiziere und Unteroffiziere seien aufgefunden und nah Timbuktu transportiert worden. Der Gesundheitszustand der Kolonne sei ein befriedigender. Die Bevölkerung, die durch die Plünderungen der Tuaregs erschöpft sei, habe die Franzosen freundlih aufgenommen.

Nach einer in London eingetroffenen Depesche des Admirals Bedford aus Bathurst wäre am Montag eine größere feindlihe Abtheilung in das britishe Lager einge- drungen, sei aber nach zweistündigem Kampfe zurück- geshlagen worden. Drei Marinesoldaten seien verwundet.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichs- tags befindet fih in der Ersten, der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen 59. Sigung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Graf von Caprivi, die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, sowie der Königlich preußishe Minister der oöffentlihen Arbeiten Thielen beiwohnten, wurde die erste Berathung des russi- schen Handelsvertrags und des Antrags von Kar- dorff wegen Erhebung von M US läñen bei Balutadifferenzea fortgeseßt.

Abg. Richter (fr. Volksp.): Der Abg. Dr. von Bennigsen bat gegen den Schluß seiner Rede behauptet, daß er nicht mehr lange im politischen Leben stehen würde. Wenn er diese Bemerkung niht gemacht bätte, würden mir seine Ausfälle gegen die Linke unerklärlih gewejen fein, die doch gerade die geshlofsene Phalanx bildet für den Handelsvertrag, dessen Zustandekommen er felbst überaus wünscht. Er hat der linken Seite, speziell wohl der Fortschrittépartei vorgeworfen, daß sie gegen das Einigung8werk 1867, sogar unter Aufstachelung des preußischen Partifulariémus, aufgetreten fei und das Zustandekommen der Neichs- verfassung zu hindern versucht habe. Wie ist die Sache? Die deutsche Einbeit war auf den Schlachtfeldern zusammengeshweißt und durch Verträge sicher gestellt. Es handelte sih nur darum, .in der Reichsverfassung ein besheidenes Maß innerpolitisher Freiheit fest- zustellen. Wir wollten die konstitutionellen Rechte, welche in der preußischen Verfassung für 25 Millionen Einwohner bereits vorhanden waren, auf die norddeutshe Bundesverfassung mit 30 Millionen Ein- wohnern übertragen. Wenn die Regierung nicht das verantwortliche Minister-Kollegium versagt, das Ausgabereht in Militärsachen be- schränkt, die Diäten der Abgeordneten und manches andere vorenthalten bâtte, würden wir einstimmig für die Reichsverfassung gestimmt haben. Es ift derselbe Adel, der sih in hobe Aemter einzudrängen sucht unter Zurückschiebung des bürgerlihen Elements, der Steine zwischen die Räder des Staatswagens wirft, um den Fortschritder Zeit auf- zubalten. Die gestrige Rede des Abg. Dr. von Bennigsen wird nicht dazu beitragen, die Anmaßung dieses Junkerthums zu dämpfen, sie steht in grellem Widerspruch mit der Rede vom Februar 1892. Damals appellierte der Abg. Dr. von Bennigsen an die gesammte freisinnige Partei, daß sie näher zusammenrücken möge mit dem Liberalismus, mit der nationalliberalen Partei, weil es die Noth der Zeit erheishe. Wenn der Abg. Dr. von Bennigsen eine Schluß- rede seiner varlamentarischen Thätigkeit halten wollte, so wäre mir jene Rede weit lieber gewesen als die gestrige zur Ver- herrlihung des Junkerthums. Und dann: wie kommt der Abg. Dr. von Bennigsen dazu, hier den Zenfor und Lehrmeister für andere Parteien zu spielen. Kehren Sie (zum Abg. Dr. von Bennigsen) doch vor der Thür ihrer eigenen Partei. Hier bei uns if die geschlossene Phalanx, die hinter der Regierung steht, weil wir zu jeder Zeit alle DEN Ne IADerTRge unter- stüßt haben zum Zweck einer friedlihen Verständigung der Nationen und zur Erleihterung des Verkehrs. Fürst Bismarck hat im Ab- geordnetenhause auëdrücklich zugegeben, daß, wenn er gemußt hätte, er größere Konzessionen in liberaler Richtung emaht haben würde, Day diese Nothwendigkeit an den Fürsten Bismarck niht hberan- geen ist, das haben in erster Reibe die neu eingetretenen annoverschen Abgeordneten verschuldet. Die Herren waren glüdckli, daß die welfishe Dynastie abgeseßt war, sie waren andererseits von Vertrauensseligkeit gegenüber der preul leo Negierung erfüllt und hatten kein Auge für die reaktionären Bestrebungen, mit denen wir

im alten Preußen immer zu kämpfen gehabt baben. Unsere {weren

Kämpfe für den Liberalismus galten den Hannoveranern

-— als hervorgegangen aus Rechthaberei und fortgeseßt aus Miß- Leritänbatiten. Sthon damals fehlte ibnen das Berständniß für die Bedeutung des altpreußischen Junkerthums; denn im Westen Deutschlands

gekommen war, schärfer eingegriffen und alles fortgefegt, was an ver- alteten Einrichtungen aus früheren Jabrhunderten noch bestand. Im Westen Deutschlands war das Gefühl der politischen Gleichberehtigung weit tiefer eingedrungen und deshalb hat sich dort ein fo ches Junkerthum nicht zu erhalten gewußt. Die Stein - Harden- derg’she Gesetzgebung hat auf dem platten Lande auch nicht alles Veberlebte zu beseitigen vermocht. An diesen Ueberresten hat is das Junkerthum besonders in den oftelbishen Provinzen anzu- flammern und emporzuranken gesucht. Wir unterjcheiden sehr scharf zwishen Adel und Junkerthum. Der Adel findet fich in allen politischen Parteien, das Junkerthum ist aber zumeist jener Kleinadel, der pohend auf seinen alten Namen die Anforderungen der Gegenwart nit mebr zu erfüflèn vermag, defsen Anmaßung An grellem Wider- spruch steht zu seiner persönlich?n Leistungsfähigkeit und sozialen Bedeutung. Auch als Fürst Bismarck die ersten Handelsverträge vorlegte, hat die Fortschrittspartei, obwohl sie ihm gegenüber im leb- haftesten Verfassungékonflikt sh befand, zusammen mit den Konservativen die Handelsverträge der seziger Jahre stets unter- stüßzt. Die Nationalliberalen find gespalten, fie wihen selbft heute noch nit, wie viel von ibnen für und gegen den Vertrag stimmen werden und wie viele die frishe Luft bei der Abstimmung aufsuhen werden. Noch gestern hat die „Nationalliberale Korrespondenz" angekündigt, daß einige threr Parteigenoffen, weil fie nicht wüßten, ob sie ja oder nein sagen sollten, sich der Abstimmung enthalten würden. Wäre die nationalliberale Partei in der Frage der Handelsverträge geschlofsen, so wäre von vornherein überhaupt gar kein Zweifel gewesen an der Annahme des rumänischen und jezt des russishen Handelsvertrags. Weil fie gespalten sind, daruin diese Unsicherheit. Handel und Industrie fönnen sih nicht auf diesen Vertrag einrihten, darum fann die Re- ierung den Zollkrieg niht {hon vor dem Inkrafttreten des Vertrags Feseitizen: Die Spaltung der Nationalliberalen ift auch wesentlich die Schuld des Abg. Dr. von Bennigsen. Er h verkündigt, daß wirtbschaftspolitishen Fragen gegenüber die nationalliberale Partei sih neutral verhalten müsse. Das mochte Sinn haben, als die wirth\chaftêpolitishen Fragen noch sefundärer Art waren, wie vor 30 Jahren, aber seitdem sind die wirthschafts- politischen Fragen in den Vordergrund der parlamentarishen Erörterung gerüdt, fie überragen in ihrer Bedeutung vielfah die politischen Fragen. Und hier if eine wirthshaftspolitishe Frage, die zugleich die allergrößte volitishe Bedeutung hat. Je mehr sich die wirthshafts- politischen Senne vertiefen, je mehr die Interefsenpolitik gezüchtet ist, desto mehr hätte die nationalliberale Partei die Aufgabe gehabt, ibre Parteigenossen zusammenzufafsen für die allgemeinen íFnteressen des deutshen Volks und Vaterlandes. Statt dessen haben Sie die Interessenpolitik in Ihren Reihen empor- wudchern laffen, die Agrarier find stärker nnd stärker geworden, sodaß in vielen Wahlkreisen die Nationalliberalen kaum noch geduldet find vom Agrarierthum. Was is die Folge davon? Der große Appell des Abg. Dr. „von Bennigsen unter Berufung auf die Bedeutung dieses Vertrags als einer europäischen Maßregel zur Sicherung des Friedens verhallt eindruckslos bei einem Theil seiner Parteigenofsen, dem Theil, der als Hôörige der Agrarier die Kette des imperativen Mandats hinter fith her s{leift. Sie können noth fo erbebend reden, es bleibt wirkungéêlos, denn Mafsa Agrarier will es anders.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung der morgigen 25. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten (Beginn: Vormittags 11 Uhr) steht die Fortsezung der zweiten Berathung des Staatshaushalts- Etats für 1894/95 und zwar des Etats des Ministeriums der geifst- lichen, Unterrihtê- und Medizinal-Angelegenheiten.

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Entscheidungen des Reichsgerichts.

Der bei einem unfallversiherungspflihtigen Betriebe beschäftigte und hierbei durch Fahrläsfigkeit des Betriebsunternehmers verlette Arbeiter kann, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 111. Straf- senats, vom 20. November 1893, nicht neben. der ihm nah dem Unfallversiherungsgeseß zustehenden Entschädigung von dem wegen fahrlässiger Körperverleßung angeklagten Betriebsunter- nebmer die im § 231 Str.-G.-B. neben der Strafe zugelassene Buß e verlangen.

Kunft und Wissenschaft.

Am 22. Februar starb zu Athen in Folge eines Nierenleidens Habbo Gerbardus Lolling. . In der Fremde heimisch geworden, bat er in treuer Arbeit auf dem Felde der Alterthumé wissenschaft Griechenland und Deutschland zugleich gedient, und hier wie dort wird fein Verlust {wer empfunden, wird Lolling {wer zu erseßen fein. Lolling stand erst im 46. Lebensjahre. Er war geboren am 23. No- vember 1848 zu Tergast in Ostfriesland, studierte Philologie in Göttingen von 1868—71 und nahm dann eine Hauslehrer- stelle bei dem damals Königlih vreußifhen, nahher Kaiserlich deutshen Konsul, Buchhändler Carl Wilberg in Athen an. Die Gunst dieses Platzes für seine Studien - wußte er fleißig zu benußen und, mit Land und Leuten Griehenlands rasch innig vertraut, bildete er sih namentlich zu einem gründlihen Kenner der Topographie von Griechenland und zu einem besonders zuverlässigen Arbeiter auf dem Gebiete der griehishen Epigraphik aus. So war er eine der tüchtigsten Kräfte, auf welhe sich die Athenische Abtheilung des Archäologishen Instituts stügen konnte, als sie mit der Umwandlung des Instituts in eine Deutsche Neichs- anstalt im Jahre 1874 ins Leben trat. Bis zum Jahre 1890 enthält fast jeder Jahrgang der Athenishen Mittheilungen des Instituts mebr als einen werthvollen Beitrag von Lolling's Hand, und von 1879 an stand Lolling dem Sekretariat des Instituts als ständiger Hilfsarbeiter zur Seite, bis er im Jahre 1888 in die Dienste der Königlich griehishen Regierung trat. Er wurde hier mit der Fürforge für die Sammlung, Bewahrung und Herausgabe der Inschriften be- traut, übernahm aber zugleich den Austrag, für die Sammlung der riehischen Inschriften der Königlich preußischen Akademie der rb schaften den neuen Zuwachs zu verzeilnen. Mit der ungetheilten An- erfennung seiner verdienstvollen Leistungen erwarb er fich den Dank der zahlreichen jüngeren Gelehrten zumal aus Deutschland, welche für ihre Studien auf griehischem Boden in Lolling den erfahrenen und stets willigen Berather und Genossen fanden. Sein Andenken bleibt Allen lieb und in Ehren.

Land- und Forstwirthschaft.

Ÿ Ernteaussichhten in Spanien.

Fast aus allen Gegenden Spaniens [lauten die Nachrichten über den Stand der Getreidefelder günstig. Nur an wenigen Orten hat die Witterung einen nachtheiligen Einfluß ausgeübt, und auc dort nur vorübergehend.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungsâ- : Maßregeln.

Spanien.

Die Königlich spanishe Regierung hat durch Verordnung vom 21. d. M. Quarantäne gegen Herkünfte aus Tripolis angeordnet, welche nah dem 22. v. M. abgegangen sind, und die von diésem Ort nicht weiter als 165 km entfernt liegenden Häfen für choleraverdächtig

erflärt.

batte der eiserne Besen, der aus der französishen Revolution herüber- -

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