1913 / 56 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Oberbergrat Richter ist die Stelle eines technischen Mitgliedes bei dem Oberbergamt in Clausthal übertragen worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts- angelegenheiten.

Der Provinzialschulrat Gerlach ist dem Provinzialschul- follegium in Berlin überwiesen worden. -

Dem Obermusikmeister Sa ß beim Niederschlesis en Fuß- artillerieregiment Nr. 5 ist der Titel „Königlicher Mujikdirektor verliehen worden.

Ministerium des Jnnern.

Dem Landrat von Kusserow ist das Landratsamt im Kreise Grimmen übertragen worden.

Finanzministerium.

n Abänderung der Nr. T zu 2 Absay 6 und Nr. TV zu 1 ans Erlasses Da 31. Mai 1910 I. 8849 /II. 6971/ ITI. 10 208 —, betreffend den Staats- und NReichs\chuld- buchverkehr, bestimme ih folgendes:

Die nicht an den Reichsbankgiroverkehr angeschlossenen Königlichen Kreiskassen haben die zur Begründung von preußischen Buchschulden bei ihnen eingezahlten Barbeträge im Wege des Postüberweisungs- und E der König- lichen Seehandlung (Preußische Staatsbank) auf deren Post- \checkfonto „Berlin Nr. 100° mittels Zahlkarte zuzuführen.

Die zur Begründung von Rei chsbucchschulden eingezahlten Barbeträge find in ähnlicher Weise der Reichsbankhauptkasse auf deren Postscheckonto „Berlin Nr. 98“ zu übermitteln.

Berlin, den 24. Februar 19183.

Der Finanzminister. Jn Vertretung: Michaelis.

An sämtliche Königliche Regierungen.

Nichfamlliches.

Deutsches Rei ch Prenfen. Berlin, 5. März 19183.

Der Bundesrat trat heute nachmittag zu einer Plenar- sizung zusammen; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse B Handel und Verkehr und für das Seewesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse Fur die Verfassung und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer- wesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll- ‘und Steuerwesen Sißungen.

j Reruanische Gesandte General Caceres hat Berlin den Tae seiner Abwesenheit führt der Legations- | sekretär Salvador M. Cavero die Geschäfte der Gesandtschaft.

Der Siamesishe Gesandte Phya Sridhamasasana hat Berlin verlaffen Während seiner Abwesenheit führt der Legationssekretär Luang Bhinich Virajkich die Geschäfte der Gesandtschaft.

Breslau, 5. März. Der Shhlesische Provinzial- landtag hat gestern beschlossen, einer als Gesellschaft m. A zu gründenden Schlesischen Landgesellschaft mit einer Stamm- einlage von 1 000 000 H beizutreten. Die Aufgaben der Ge- sellschaft sind, wie „W. T. B.“ meldet, die Festigung des länd- lichen Grundbesizes und die Vermehrung der Bauernstellen und Arbeiteransiedlungen auf dem Lande. Mit diesem Beschluß ist die Anwendung des Besißbefestigungsgeseßes auf die Provinz Schlesien mit großen staatlichen Mitteln gesichert.

Braunschweig.

Der Landtag hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ einen Antrag der Finanzkommission einstimmig angenommen, zur Vermählung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ernst August, Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise den Betrag von 50 000 6 für ein vom Lande darzubringendes Hochzeit s- geshenk zu bewilligen.

Elsaß-Lothringen. n der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer des s beantragte der Abg. Peirotes beim Etat der Finanzverwaltung erneut, daß der Gnadenfonds in. Höhe von 100 000 6 gestrichen werde. Wie „W. T. B.“ berichtet, erklärte der Abg. Hauß, daß das Zentrum an seinem im vorigen Jahre eingenommenen Standpunkt grundsäßlih nichts geäntert habe. Er verlange indessen die Rü- verweisung des Antrages an die Budgetkommission. Die Regierung habe im vorigen Jahre versprochen, eine fummarische Uebersicht über die Verwendung der Summe zu geben. Das sei bis heute noch nit esehen. Der Unterstaatssekretär Köhler erwiderte, daß die Mealeruna ihr Versprechen einlösen werde.

Oesterreich-Ungarn.

Nach viertägigem Aufenthalt haben gestern abend die Ao ca Auguste Viktoria und die Prinzessin Viktoria Luise Gmunden verlassen. Der Herzog und die Pa von Cumberland sowie sämtliche Fürstlichkeiten, die sich bei dem Empfang am Bahnhof eingefunden hatten, ied der Kaiserin und E Prinzessin auch das Geleite zum Abschied. Nach herz- liher Verabschiedung bestieg die Kaiserin mit der Prinzessin den Hofsonderzug, der sich alsbald unter stürmischen E rufen des zahlrei versammelten Publikums in Bewegung seßte.

Auf dem in Triest tagenden albanesischen Kongreß ist, wie „W. T. B.“ meldet, einstimmig der Beschluß gefaßt worden, den Staatskanzleien der Großmächte eine Resolution zur Kenntnis zu bringen, in der der Entschluß der Großmächte, ein unabhängiges Albanien zu schaffen, dankbar anerkannt wird,

Lebensinteresse für Albanien,

Städte als Kongreß im Laufe der träge angenommen haite, Albanien, die Freiheit und Das ungari

Nach dem Bericht des „W. der Opposition erschtenen. Der Einspruch, Opposition verhandelt werde.

Nedner erklärte, es eine so große Kluft, daß Det halb wäre es am besten, vorzunehmen. eine derart wichtige Reform oh

die Ausdehnung des

es sei ein erfreulihes Zeichen, d bekehrt habe, daß man nicht du Teilnahme an der Diskussion

der Ministerpräsident die jede Solidarität mit sicht gelangen werde, Beratungen im Abgeordnetenha Die fozialdemo

die u. a. eine Aufzählung

ist. Wie „W.

zuholen, dem - genaue \chiffes und¿,den Zweck

vorher eine 4 Einzélheiten ä Lufsschiffe wie

as Js, ere

wird, unter welchen gestattet wird. in das Vereinigte oder Schußwaffen es sei denn, sie erfolgen a der englischen Regierung. wird mit sechs Monaten Geldstrafe geahndet.

Der Oberste Krieg

die it Frage kommenden m geben. Nach dreistündiger Be Briand und der Kriegsmin1

erhöhen.

Bivilarbeiter, den Fahnen, e und einstimmig ebenso einstimmig für | nahmslose dreijährige Dispens aus.

truppen. Land, habe, [ Deckungstruppen zu besißt

dessen allgemeine

Deckungstruppen den ohne das Eintreffen der “Als eine Milderung der regelmäßiger Urlaub von d

beiten zu ermöglichen. V dreijährige Dienstzeit bereit

nicht zu be l stehenden Geseße ermächti

und die Großmächte gebeten werden, das begonnene Werk rasch zu vollenden. n der Resolution wird betont, es bedeute ein

einen Geseßentwurf eingeb

ustand sobald als möglich aufhörten, und darauf hingewiesen, pk ein 'Sbanien ohne Entwilungsfähigkeit und ohne große ivilisationszentren unmöglich ; Debatte einstimmig die wurde er unter Hochrufen auf auf den Dreibund ge\chlossen.

\che Abgeordnetenhaus seßte gestern

die Beratung der e oem orlage fort.

die Wahlreform in Abwesenheit der On oe Opposition könne aber nicht an

der Beratung teilnehmen, bevor die Verlegung ter Hausordnung,

die am 4. Juni verübt worden fet,

bestehe zwischen ein das Haus aufzulösen ‘und Neuwahlen Fn keinem Falle könne jedoch das Abgeordnetenhaus

d es charakterisiere tie zel nung A Wahlrechts unter Protestrufen der großen Massen

und unter dem Schuße der Bajonette verhandelt werde. h Rede Apponyis E die ganze Opposition den Beratungssaal. Hierauf ergriff der Ministerpräfident Lukacs das

3nne. Es sei unrichtig von Apponyi, von einem | V Ein «A der Spoofifon verübt worden, die durch Mißbrauch der Lücken der Geschäftéordnung lange Zeit hindurch die Beratungen unmöglich gemacht hate, sodaß es notwendig geworden fei, die verlegte Nehtsordnung wiederherzustellen. Hoffnung aus, daß den Straßenkundgebungen ablehne, zu der daß sie ihre Pflicht dur Teilnahme an den

aller Eile Neuwahlen vorgenommen würden.

biger Quelle zufolge, beschlossen, j i ass Ù verkinbie Bl d ein Manifest erlassen, worin dieser Ent- {luß begründet wird, behält sih aber vor, zu einem Zeitpunkte zu erklären, der

Großbritannien und Jrland.

Das Jnnere Amt hat auf genommenen Luftschiffahrts

denen jede Art von Luftschiff- oder T. B.“ mitteilt, müssen alle Aerc T Ausland über einen von acht bestimmten Streifen des Küsten- landes in das Vereinigte Königreich gelangen und innerhalb von fünf Meilen E landen.

iffe 1 ie Erlaubnis N Angaben über die Besaßung des Lusft- der Fahrt gemacht werden müssen.

Ausländisch¿, Feroplane bedürfen für den E idt der En J ia des britischen Konsuls, doh muß 18 Stunden *tteilung „über

éroplane müssen ihre melden und dürfen ihre Fahrt nicht ezen, sie d Erlaubnis dazu erhalten, wobei ihnen gleichzeitig mitgeteilt Bedingungen : ei Niemand, der mit Luftschiff oder Flugzeug Königreich ngt, dl htig Waren, photographishe Apparate, Brieftauben, Sprengstoffe mit sich führen. Marine- oder Militärluftschiffe bezw.

Gefängnis und 200 Pfund Sterling Auf Lufilschisfe oder Flugzeuge, verbotene Oertlichkeiten hinwegsliegen, kann geschossen werden. Spionage mit Hilfe von Luftschiffen oder Flugzeugen wird mit sieben Jahren Zuchthaus bestraft.

Frankreich. 8rat versammelte sich gestern nach- mittag unter dem Vorsiße Poincarés,

Kriegsrat, wie „W. T. B.“ meldet, einstimmig, daß esim Jnteresse des Landes unbedingt nötig sei, die Effektivstärke der Truppen Nachdem er verschiedene Mittel zur Zieles, als Kapitulanten, Ersaß der Oekonomiehandrwerker durch

allmonatliche Einberufung von zu eine Dienstzeit von 27 oder 380 Monaten, geprüft für unzureichend erklärt hatte, sprach er fich

für die unbedingt gleihmäßige und aus-

Die Generale 1wieje! : oen der zweijährigen Dienstzeit hin und erklärten, ei den Besichtigungen wiederholt den bestand der Kompagnien, Batterien und S ( und die Wahrnehmung gemacht hätten, wie sehr unter diesen Zu- ständen die Ausbildung der Soldaten gelitten habe. großer Teil der Debatte bezog sich auf die Frage der Deckungs- Mehrere Generale hoben dabei hervor,

eine umso dringendere Notwendigkeit bestehe,

\chaftsstandes durch die dreijährige Dienstzeit werde es ermög- lichen, die Jnfanteriekompagnien der Ostgrenze auf zweihundert Mann zu ersten Angriff

in Aussicht genommen, der hauptsächlih dem Z ( den S ouie die Beteiligung an den landwirtschaftlichen Ar- Mit der Frage, ob das Geseß über die

j en anzuwenden sein werde, hatte sih der Oberste Kriegsrat i fassèn, da, der Kriegsminister auf Grund der be-

zurüzubehalten, falls er es für notwendig hält. lich verpflichtet, dem Parlament davon

ld es ihm tunlich erscheint. j et ——— Die Reaidrins Ia gestern in der Deputiertenklammer

daß die Blockade und der Kriegs-

Nachdem der

sei. gestellten An-

T. B.“ waren sämtliche Mitglieder Abg. Graf Apponyi erhob dagegen

wieder gutgemaht sei. Der Opposition und Regierung Zusammenwirken unmöglih sei.

Mitwirkung der Opposition vor-

ne U Lage, daß ein Geseßentwurf über

Nach der

B une de die Opposition sih zur Eins

rch Lärmen und Toben, sondern durch im Parlament zur Geltung gelangen Nechtsbruche zu sprechen.

am 4. Juni Scließlih drüdtte die Opposition, die E

in-

use crfüllen müsse, auch ohne daß in

kfratishe Parteileitung hat, jeßt keinen Massenstreik

den Generalstreik ihr genehm ist.

Grund des fürzlih an- geseß es Bestimmungen erlassen, der Oertlichkeiten enthalten, über Flugzeugverkehr verboten Aeroplane aus dem

Für Besuche ausländischer

durh den britischen Konsul ein-

Flug nah England

den beabsichtigten Flug mit allen Amt in London gerichtet werden. snkunft an der Küste ortseßzen, bis sie die die

ihnen Weiterfahrt

gelangt, darf zollpflichtige

Besuche ausländischer Flugzeuge sind verboten, uf Einladung oder mit Erlaubnis

Uebertretung dieser Bestimmungen

die über

um seine Ansicht über ilitärishen Maßnahmen abzu- ratung, welcher der Ministerpräsident ster Etienne beiwohnten, erklärte der

zu zur Erreichung dieses

Reservisten zu

Dienstzeit ohne irgendwelchen wiesen auf die bedauerlichen daß sie geringen Mannschafts- Schwadronen festgestellt

Éin

daß für ein Politik einen defensiven Charakter starke en. Die Vermehrung des Mann- Armeekorps an der erhöhen, sodaß die aushalten könnten, Reservisten abwarten zu müssen. dreijährigen Dienstzeit wurde ein reißig Tagen vom Obersten Kriegsrat weck dienen soll,

s auf die unter den Fahnen stehenden

die freiwerdende Jahresflasse Er ist ledig- Mitteilung zu machen,

gt ist,

sozialistischen Auflage a auch D i E Steinkohle mi i in cler Gruben, in denen für die Tonne 1 Frank Rein- ertrag erzielt wird. Diejenigen Bergwerke, deren Reinertrag einen Franken auf die Tonne Kohlen nicht überschreitet, sollen von der Steuer frei bleiben. ertrag sih zwischen. 1 Franken und 1,50 i f die Steuer dem über einen Franken hinaus erzielten Rein- ertrage gleich sein. Der Finanzminister Kloß hob hervor, daß diese Steuer, die 14 Millionen liefern werde, sehr mäßig fei angesichts der großen Pflichten der Steuerträger. Die Auflage soll vom 1.

für Marokko für das Etatsjahr 1912 in Höhe von 133 Millionen Francs gefordert werden.

Die Kammer hat mit 364 gegen 195 Stimmen einen

usazantrag zum Finanzgeseß, betreffend eine f die Kohlenförderung, angenommen, den die Regierung und die Kommission unterstüßt hatte. jede Tonne versandter oder verkaufter einer Auflage von 50 Centimes belegt

Für Bergwerke, deren Rein- Franken bewegt, soll

Oktober 1913 an erhoben werden.

Spanien. Der König hat gestern vormittag den in Madrid ein- getroffenen englischen Kriegsminister Oberst Seely empfangen, Abends reiste Seely nah Paris ab.

Türkei.

Der Großwesir Mahmud Schewket Pascha hat gestern in einer S wie „W. T. B.“ meldet, folgende Erklärungen abgegeben: : /

Die E eidung Les Friedens ist nicht unmittelbar bevorsteßend und Adrianopel ist nicht, wie man fagt, ‘abgetreten worden. Wahr ist, daß die Besprehungen mit den Mächten fortdauern. Direkte Nerbandlungen mit Bulgarien werden nicht gepflogen. Wir haben die Vermittlung der Mächte angenommen und ihnen unsere Vorschläge zur Kenntnis gebraht. Ohne Zweifel haben die Mächte auch die Ver- bündeten ersucht, ihre Bedingngen bekannt zu geben. Wir werden die Entscheidung der Mächte abwarten. Die Entscheidung Europas ist aver nicht bindend für die Türkei. Die Mächte intervenieren nicht, sondern bieten nur ihre guten Dienste an. Es ist notwendig, die mehr oder weniger falshen Gerüchte über die Verhandlungen mit Vorsicht auf- zunehmen. ie Türkei wird es ablehnen, eine Kriegéentshädigung zu bezahlen. Die muselmanisckche Bevölkerung der beseßten Gebiete wandert in die Türkei aus, bringt das Elend mit und bildet für uns eine furhtbare Last. Die Entvôölkerung, über die die Bulgaren ih beklagen, dürfte zwei bis drei Einwok,ner für das Quadrat- filometer in den neuen Balkanprovinzen betragen, die vierzig Ein- wohner auf das Quadratkilometer zählen, während tin unseren asiatischen Provinzen nur zehn und in einigen Landstrichen nur zwet Einwohner auf das Quadratkilometer kommen. Wenn, wie die Bulgaren behaupten, dîe wir1schaftlichen Folgen die Krieges für sie verhängnisvoll sind, so sind sie es nit minder für uns. Der Grund, daß die Türkei keine Kosten für Numelien mehr zu tragen habe, ist nit sti{haltig. Was soll aus den 20 000 Beamten in Rumelien twerden ? Werden fle uns nicht immer zur Last fallen, und müssen wir fie niht {hon jeßt als zur Disposition geltellt behandeln ? Wissen dic Bulgaren nicht, daß die Türkci gezwungen ist, jedes Jahr Anleiben aufzunehmen und auch noch weiter Anleihen aufnehmen muß? Die ottomanische Staatsschuld beträgt rund drei Milliarden. Das aus- ländische Kapital, das in der Türkei angelegt ist, beträgt die gleiche Summe, während die bulgarishe Staatsschuld unbedeutend ist. Die bulgarishen Eisenbahnen gehören dem Staate, _bei uns ist das nicht der Fall. Ich glaube, daß die Gläubiger der Türkei eine ganyz andere Auffassung von thren Interessen haben werden. ;

Ein offizieller Kriegsbericht is gestern nicht aus- gegeben worden. Wie die „Agence d'Athènes“ aus Korfu meldet, hat vorgestern vormittag eine Division der griechischen Schlachtflotte den Hafen in der Richtung nah Norden verlassen. Gegen 1 Uhr 30 Minuten beschossen die Kriegsschiffe Santi Quaranta. Nach_ telephonischen Nachrichten haben die Türken keinen Widerstand geleiste!, sondern die Flucht ergriffen. Die griechischen Truppen haben Santi Quaranta beseßt, die türkische Artillerie wurde vernichtet.

Griechenland.

Gestern abend erschienen die Gesandten der sechs Großmächte im Ministerium des Aeußern und kündigten, wie „W. T. B.“ meldet, gemeinschaftlih dem Minister Koro- milas an, daß die Pforte die Vermittlung der Mächte zum Abschluß des Friedens nachgesucht habe. Sie stellten daher die Anfrage, ob Griechenland dem Vorschlage zustimme. Der Minister des Aeußern dankte den Mächten und bat um Zeit, damit er sich mit den Verbündeten vor Erteilung der Antwort ins Einvernehmen seße.

Serbien. e Gestern nachmittag erschienen der österreichish-ungarische Gesandte von Ugron und die übrigen Vertreter del Großmächte im Ministerium des Aeußern und richteten lau! Meldung des „W. T. B.“ an den Ministerpräsidenten Pasilsc) die Anfrage, ob die verbündeten Staaten die Vermittlung der Großmächte für den Abschluß des Friedens mil der Türkei annehmen. Pasitsh erwiderte, die serbische Re gierung werde sih_ mit den Verbündeten ins Einvernehmen

seßen und dann antworten.

Montenegro. / Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtliche! Meldung hat der König Nikolaus den Kriegskorrespondenle! erklärt, daß der Entschluß Montenegros, Skutari mit A gewalt zu nehmen, durch den Beschluß der Großmächte, N Skutari Albanien zufallen soll, niht geändert werde. A 4 negro werde seine Operationen fortseßen, bis Skutari ero jy sei. Keine Macht werde seine Truppen ohne große Opfer M Skutari entfernen. Skutari sei eine Lebensfrage I N negro. Ein einziger Weg führe zur Befestigung des Frie a in diesem Gebiete des Balkans, nämlich die vollkommene D chaft für die Existenz und die freie Entwicklung Montene Hierzu sei es notwendig, daß Montenegro Skutari mit

ebung erhalte. F E Amerika.

Unter den üblichen Feierlichkeiten hat gestern der Wechs“

, , “e! ten in der Regierung und der Einzug des neuen Präsiden ] Wilson in das Weiße Haus stattgefunden. Um 10/0 Vormittags begaben sich der neue Präsident und der neue fe präsident Marshall, geleitet von einer Abordnung des Kong von ihrem Hotel nah dem Weißen Hause, wo der Präsiden A die Herren empfing, um zusammen mit ihnen und dem ohren Ministerium unter Kavallerieeskorte nach dem Kapitol zu L Tui dort fand die letzte Amtshandlung des \ eidenden Ae Di nämlich der formelle Schluß des 62. Kongresses, Pee Botschafter und Gesandten der auswärtigen Mächte, die

glieder des Obersten Gerichtshofes, der Präsident und

rat, durch den Nachtragskredite

Mitglieder des Repräsentantenhauses sowie Taft, Wilson wi

Marshall versammelten sich im Sißungssaale des Senats, wo der Vizepräsident Marshall den Amtseid ablegte, und zwar in die Hände des zeitweiligen Präsidenten, Senators Gallinger. Dann olgte die Vertagung des Senats und des 62. Kongresses und unmittelbar darauf der Zusammentritt des neuen Senats und seine Eröffnung. Der Vizepräsident Marshall richtete eine Eröffnungsansprache an den Senat und nahm den neugewählten Senatoren den Eid ab. Um 12/4 Uhr bewegte sich der feierlihe Zug aus dem Senatssaale nah der Terrasse auf der Ostseite des Kapitols, wo der Präsident Wilson den Eid ablegtie und laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Jn- augurationsrede hielt:

„Es ist ein Wechsel in der Regierung eingetreten. Er begonn vor zwei Jahren, als die Demokraten im Nepräsentantenhause eine entscheidende Mehrheit erlangten. Nunmehr is er vollendet. Der Senat, der demnächst zusammentreten wird, wird auch demokratish sein. Die Aemter des Präsidenten und des Vizepräsidenten sind in die Hänte von Demokraten gelegt. Was bedeutet dieser Wechsel ? Dies ist die ags die uns heute beschäftigt. Ich will versuhen, sie bei dem heutigen Anlaß zu beantworten. Er bedeutet viel mebr als einen bloßen Parteisieg. Der Sieg einer Partei will wenig besagen, wenn nicht die Nation diese Partet zu einem bestimmten und großen Zwecke benußt. Niemand fann tm Irrtum darüber sein, wozu die Nation jeßt die demokratische Partei zu benußen gedenkt. Sie soll den Wechsel deuten, der in ihren eigenen Absichten und in ihrem Standpunkt eingetreten ist. Altvertraute Dinge haben, mit hellen und kritischen Augen betrachtet, ihr Ausfehen verändert und erscheinen uns jezt fremdartig und unheilvell. Neues ist an ihre Stelle getreten. ir sind aufgefris{cht worden durch ekfnen neuen Einblick in unser eigenes Leben. Dieses Leben ist in manckcher Beziehung wahrhaft groß. Es ist unverglet{chlich groß in materieller Hinsicht, in setner Summe von Wohlstand, in der Mannigfaltigkeit und dem Schwung seiner Energie, in den industricllen Schöpfungen einzelner wie tin der s{hrankenlofen Unternehmerkraft von Gruppen. Aber es b “auch groß in seiner moralischen Kraft. Nirgends font in der Welt haben edle Männer und Frauen in - tbren Bemühungen, Un- recht gut zu mochen, Leidenden zu helfen und die Schwachen auf den rechten Weg zu bringen, ein großzügiges Liebes- und Hilfêwerk vollbracht. Wir haben ferner ein e- gterurgéèsystem aufgebaut, das lavge Zeit hindurch vorbildlich war für alle diejenigen, deren Ziel es ist, die Freiheit auf so feste Grund- lagen gestellt zu seben, daß sie gegen zufällige Veränderungen, gegen Sturm und Unfall gesichert erscheint. Aber mit dem Guten ist das Uebel gekommen, und viel echtes Gold ist zerfressen worden. Mit den Reichtümern kam eine unentshuldbare Vershwendung. Wir haben viel von dem verschleudert, was wir hätten brauen können. Wir find \tolz gewesen auf unsere industriellen Leistungen, aber wir haben bicher den Menschenwert nicht hoch genug an- gescklagen, den Wert der ausgelöshten Menschenleben, der über- bindeten und zusamwengebrohenen Eristenzen. Die peinvollen Seufzer aus den Bergwerken, den Fabriken und all den Stätten, wo der Kampf um das Dasein seinen eigentlichen Siß hat, dieser ernste, rührende Unterton unseres Lebens, war nicht zu unseren Ohren ge- drungen. Die große Reglerung, die wir geliebt haben, ist zu oft zu privaten und selbstsüchtigen Zwecken mißbrauckt worden. Unsere Pflicht ist es nun, zu säubern, wiederherzustellen, das Schlechte zu beseitigen, ohne das Gute zu \{chwächen, das ganze öffentliche Lebin zu reinigen und mit Humanität zu erfüllen, ohne es schwach oder sentimental zu machen. Es war etwas Hartes und Petaloles in unserer Jagd nach dem Erfolg und der Größe. Unser Gedanke war, daß jedermann und jede Generation für \ich selber zu sorgen habe, und wenn wir auch nicht vergessen hatten, daß unsere Politik dem bescheidensten Manne ebenso wie dem mächtigsten dienen müsse, so waren wir doch sehr eilig in dem Drang groß zu werden. Jeßt sind wir zu ruhigem Nachdenken gekommen. Die Binde ist von unseren Augen gefallen, unser Werk ist ein Werk der Wiederherstellung.

Wir haben sorgfältig geprüft, was geändert werden muß: Eintge der Hauptpunkte sind die folgenden: Wir haben einen Zolltarif, der uns von dem uns gebührenden Anteil am Welthandel abschneidet, die Grundsäte einer gerechten Besteuerung verleßt und die Negierung zu eivem bequcmen Werkzeug in der Hand privater Interessen macht. Wir baben ein Bank- und Währungssystem, dessen Grundlage die vor 50 Jahren für die Negierong eingetretene Notwendigkeit war, ibre Bonds zu verkaufen, und das ganz dazu angetan ist, das bare Geld zu konzentrieren und die Kredite zu beschränken ; ein Industriesystem, das, von der finanziellen wie von der administrativen Seite betrachtet, das Kapital in den Reihen der Leitenden festhält, die Freiheit bes{ränkt, die Arbeitsgelegenheit beeinträchtigt und die natürlihen Quellen des Landes ohne NRüdficht auf ihre Erneuerung und Erhaltung ausbeutet ; eine Landwirtschaft, die noch nie ihre Kraft in großen geschäftlichen Unternehmungen erprobt, noch nte die Hilfsmittel dex Wissenschast si unmittelbar auf den Farmen selbst zunuße gemacht und die ihren praktischen Bedürfnissen entspre(enden Krediterleihterungen entbehrt hat; wir haven unentwickelte Wasserläufe, weite unbenußte Land- strecken, ungepflegte Wälder, die ohne Ausficht auf Erneuerung zu verschwinden droben, unbeachtete Halden bei jedem Bergwerk. Wir haben, "oie vielleiht keine andere Natton, die besten Produktionsmittel studiert, aber wir haben weder ihre Kosten noch ihre Anwendung so studiert, wie wir es als tndustrielle Organisatoren, als Staatömänner oder als Einzelpersönlichkeiten hätten tun müssen.

__ Ebensowentg haben wir die Mittel studiert und vervollkommnet, wie die Regierung in den Dienst der Humanität gestellt werten könnte zur Förderung des Wohles der Nation, des Wohles threr Männer, Frauen und Kinder wie ihrer Nechte im -Kampf ums Dasein. Das ist ketne Sentimentalität. Die feste Grundlage einer Regierung it Gerechtigkeit, nicht Mitleid. Und dies sind Aufgaben der Ge- rehtigkeit. Glei&berech'igung und Bewegungsfretheit (Opportunity) tie eigentlihe Grundlage der Gerechtigkeit in einem politischen Körper, können nicht bestehen, wenn Männer, Frauen und Kinder nicht in ihrem Leben, in ihren eigensten Lebensbedingungen gegen die Folgeersheinungen der großen industriellen und sozialen Prozesse geshüßt werden, an denen sie nihts ändern, die sie nit lenken und mit denea die einzelnen nit fertig werden können. Dle Gesellschaft darf ihre eigenen Glieder nit zermalmen, {wächen oder shädigen. Die erste Aufgabe der Gesetze ist, die Gesellschaft gesund zu erhalten, der sie dienen, Sanitäre Geseße, Nahrungémittelgeseße und Gesetze über die Arbeitsbedingungen, welche die einzelnen für sch selbst festzuseßen niht die Macht haben, das sind die wichtigsten und eigentlihsten Aufgaben der Gerechtigkeit und der Gesetze.

Das ist einiges vcn dem, was wir zu tun haben, ohne dabet das andere ungetan zu lassen, das Althergebrachte, das niemals vernach- lässigt werden darf, das Grundlegende, nämlih den Schuß des Eigen- tums und des persönliden Nechts. Das ist die hohe Aufgabe des neuen Tages, alles was unser Leben als Nation betrifft, in das Licht zu stellen, das aus dem Gewissen und den Rechtsbegriffen eines jeden aut strahlt. Es ist undenkbar, daß wir dies als Parteimenschen tun löônnten. Wir sollen wiederaufbauen, nicht zerstören. Wir werden unser wirtshaftlihes System nehmen, wie es ist und wie es abgeändert werden kann, niht wie es werden könnte, wenn wir ein weißes Blatt Papier vor uns hätten. Gerechtigkeit und nur Gerechtigkeit soll allzeit unsere Losung sein. Und do wird es kein kühler rein wissenschaftlicher Prozeß sein. Die Nation ist tief auf- jeritelt von einer ernsten Leidenschaft, von der Erkenntnis des Inrechts, der idealen Verluste und des vielfachen Mißbrauchs der Reglerung, die zu einem Werkzeug des Bösen gemacht wurde. Die Getühle, mit denen wir dem neuen Zeitalter des Rechts und der

ewegungsfreiheit entgegensehen, erfüllen unscre Herzen wie ein Hauch von Gottes eigener Gegenwart, in der Gerechtigkeit und Gnade ver- söhnt sind und der Richter eins ist mit dem Bruder. Es handelt sih niht um etne rein politishe Aufgabe, sondern darum, ob wir im-

wir wirkli seine Wortführer und Dolmetser sind, ob wir das reine Herz haben, unsere hohe Aufgabe zu verstehen, und den ge- läuterten Willen, uns für sie zu entscheiden.

, Dies ist kein Tag des Triumphs, es ist ein Tag der Hingabe. Hier werden nicht die Kräfte einer Partei, sondern die Kräfte der Menschheit aufgerufen. Menschenherzen warten auf uns, Menschen- leben stehen a dem Spiel, Menschenhoffnung will wissen, was wir zu tun gedenken. Wer wird dieses große Vertrauen rechtfertigen ? Wer hat den Mut, es zu enttäushen? Ich rufe alle ehrenhaften Männer, alle Patrioten, alle vorwärts blickenden Männer an meine Sette. So wahr mir Gott helfe: Ich werde sie niht im Stiche lassen, wenn sie mir nur raten und beistehen wollen.“

Nach Schluß des feierlichen Redeaktes fuhren der neue und der bisherige Präsident vom Kapitol nah dem Weißen Hause. Unmittelbar hinter ihrem Wagen seßte sich die Jnaugurations- parade in Bewegung, die in vier Divisionen geteilt war. Als Groß- marschall der Parade fungierte der Generalmajor Leonard Wood. Die erste Division bildeten die regulären Truppen, die zweite die Staatsmilizen, die dritte Veteranenverbände und patriotische Organisationen, die vierte zahlreiche bürgerliche Körperschaften. Unter den leßteren befanden sich viele politishe Klubs, ferner 3000 Studenten und auch 200 Cowboys und 35 Jndianer. Auch viele Staatsgouverneure ritten in der Parade mit ihren Stäben. Vor dem Weißen Hause verabschiedete sich Taft dem Brauche gemäß von Wilson. Der neue Präsident begab sich auf die dort errichtete Ehrentribüne und ließ die Parade Revue passieren. Die Jnaugurationsfeier fand am Abend ihren Ab- chluß mit der Jllumination der Stadt und einem großartigen Feuerwerk.

Gestern hat das canadische Unterhaus die Be- ratung der Flottenvorlage mit einer Nachtsißzung begonnen, man erwartet, daß die Sißzungen ununterbrochen bis Sonn- abendnaht dauern werden, da die Geschäftsordnung des Parlaments einen Debatteshluß nicht vorsieht. Laurier brachte, wie „W. T. B.“ meldet, am frühen Morgen zu dem Beschlußantrage, 45 Millionen Dollar zu dem Zwe zu verwenden, die aktive Flottenstärke des Reiches un- mittelbar zu erhöhen, ein Amendement ein, ihn so abzuändern: „für die schleunige Organisation eines canadischen Flotten- dienstes im Zusammenwirken und enger Beziehung mit der Neichsflotte.“ Die Einpeitsher der Opposition erklärten, sie würden sih der Annahme des Geseßentwurfs in der Regierungs- fassung bis zum äußersten widerseßen, um die Regierung zu zwingen, an das Volk zu appellieren.

Asien.

Die chinesische Regierung hat, wie das „Neutersche Bureau“ meldet, den Gesandten der zur Sehsmächtegruppe gehörenden Länder auf die leßten Vorschläge erwidert, daß ie mit dem Plan für die Ernennung der Beiräte nicht ein- verstanden sei, und statt dessen vorgeschlagen, wieder auf die ursprünglich in Ausficht genommene Verteilung der Beirats- stellen zurückzugreifen.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Casablanca vom 83. d. M. ist die Kolonne Simon, die dem bedrohten Militärposten am Ued Zem zu Hilfe kommen sollte, von den Aufständischen angegriffen worden und hat dabei vier Tote nnd zwei Verwundete verloren. Zur Verstärkung der Kolonne wurden zwei Kompagnien Alpenjäger, Artillerie und eine Kavallerieabteilung abgesandt.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichs8- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Die heutige (147.) Sizung des ges der Ab- geordneten, welcher der Minister der öffentlihen Arbeiten von Breitenbach beiwohnte, eröffnete der Vizepräsident Dr. Porsch mit folgenden Worten :

__ Meine Herren! Unsere Marine ist in der leßten Nacht von einem {weren Unglücksfall betroffen worden. Zeitungsnachrichten zufolge ist bei einer Nachtdienstübung das Torpedoboot „S 178“ zershnitten worden und augenblicklich gesunken. 58 Mann von der Besazung fanden dabei den Tod. Die Herren, welche ih bisher gesprohen habe, waren gleich mir tief erschüttert von dem Unglücksfall. Ih glaube, den Gefühlen der hier Ver- sammelten zu entsprehen, wenn ich von dieser Stelle aus unserer tapferen Marine und den Hinterbliebenen der verunglückten braven Mannschaft unseren herzlichsten Anteil aus\sprehe. (Lebhafte Zu- stimmung.)

Darauf seyle das Haus die zweite Beratung des Etats

der Eisenbahnverwaltung, und zwar die Debatte über die dauernden Ausgaben für die Besoldungen des Eisenbahnpersonals fort. Vizepräsident Dr. Porsch: Ih mache darauf aufmerksam, daß die bisherige Etatsberatung, bis wir zum Eisenbahnetat kamen, 2396 an Zeit mehr verbrauht hat, als dafür vorgesehen war. So kann es in der Tat niht weiter gehen, da wir ja doch im Laufe des April unscre Geschäfte erledigen und jedenfalls bis zum 18, April den Ctat an das Herrenbaus bringen müssen. Ich bitte, daß die Hcrren diesen Umstand berüdlsichtigen. Es ist danach heute notwendig, daß wir mindestens den Titel zu Ende führen, den wir begonnen haben.

(Schluß des Blattes.)

Das Mitglied des Herrenhauses Wirklicher Geheimer Rat Freiherr von Manteuffel, Landesdirektor der Provinz Brandenburg a. D., Rittergutsbesißer in Krossen bei Drahns- dorf (Niederlausiß), ist nah einer Meldung von „W. T. B.“ am 4. d. M. in Charlottenburg gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Kurse der an der Berliner Fondsbörse zugelassenen Aktien der deutshen Aktiengesellschaften im Januar L918;

Wie {on früher mitgeteilt worden is, werden von Beginn dieses Jahres an vom vreußisGen Statistischen Landesamt die Durch- \{nittskurse der än der Berliner Fondsbörse zugelassenen Aktien der deutschen Aktiengesellshaften allmonatlih in der „Statistishen Kor- respondenz“ veröffentliht. Aus der in Nr. 6 derselben gegebenen Uebersicht der Durhschnittskurse im Monat Januar 1913 ist zu er- sehen, daß bei der Gesamtheit der Gesellshaften dec im Dezember gesunkene Kurs im Berichtsmonat wieder sh wesentli gehoben hat ; immerhin stand er aber auh im Januar ncch hinter dem vorjährigen

stande sind, unsere Zeit und die Not unseres Volkes zu verstehen, ob

Im einzelnen weist von den Gewerbegruppen nur die Textil- industrie einen Kursrückgang gegen den Vormonat auf; besonders bedeutend war er mit über 2009/6 bei der Wollentertilindustrie, währendbei der Seiden-, Leinen- und Baumwollentextilindustrie gegen ten Dezember, nit auch gegen den Januar 1912 eine Besserung eingetreten ist. Von den übrigen Gewerbearten zeigen noch die Ziegelei nebst Ton- und Steinzeugfabrikation, die Branntweinbrennerei sowie die Lebens=- und NRentenversiherung von Dezember 1912 auf Januar 1913 einen gefallenen Kurs (bei der Branntweinbrennerei um fast 10 9/6). Anderseits findet man beim Versicherungs- gewerbe überhaupt (mit über 20 %) und bei dessen Unter- gruppe Feuerversicherung (mit rund 14%) die größte Kurssteigerung gegen den Vormonat. Im übrigen ist der Kurs noh bet der Farben- materialienindustrie um über 10% und sonst noch bei folgenden Gewerbearten recht beträhtlich in die Höhe gegangen: Stein- und Braunkohlenbergbau (je um etwa 89/0), Sprengstoff- und Zündwaren- industrie (um 9/0), Seidentertilindustrie (um 89/6) und Gesellshasten mit Geschäftsbetrieb im Auslande (um 7X 9%). Bei der Elektro- technik ist zwar im Januar d. J. gegen den Dezember v. I. der Kurs. ziffermäßig nur um etwa 3 9% in die Höbe gegangen; in Wirklichkeit hat er sich aber, da in diesem Monate auf die Bewertung von N 6,38 9/9 entfallen, um über 9 2/6, also sehr erbeblih erhöht.

Bei den meisten Gewerbegruppen und -arten war der diesjährige Januarkurs niedriger als der vorjährige; bemerkens8werte Ausnahmen bilden die chemische Industrie, insbesondere die der Farbenmaterialien sowie die der Sprengstoffe und Zündwaren, und die Seeschiffahrt, wo überall der Januarkurs im Jahre 1913 um über 10% höher war als im Jahre 1912.

._ Das den Notierungen für Januar d. I. zugrunde liegende b örse n- fähtge Aktienkapital der deutschen Gesellschaften hat sih gegen De- zember v. J. dem Nennwerte nah nur um 14,4 Millionen, dem Kurs- werte nah hingegen um 374,6 Millionen Mark gehoben.

Zur Arbeiterbewegung.

Seit gestern nachmittag haben, wie „W. T. B.“ meldet, in den

Berliner Herrenkonfektionsgeschä ften von Peek u. Cloppen- burg etwa 90—60, Esders u. Dyckhoff etwa 50—60 und Letne- Os etwa 25 Heimarbeiter wegen Lohnstreits die Arbeit nieder- getegt. : _ Die Aussperrung aller organistierten Malergehilfen Berlins ist, dem „Berl. Lok.-Anz.“ zufolge, gestern abend in einer überaus stark besuchten Versammlung der Malermeister Berlins mit allen gegen eine Stimme beschlossen worden. Die Berliner Malermeister, die bekanntli den Schiedsspruh der Unparteiischen wegen der neuen Tarife angenommen haben, erklärten, daß sie sich dem Willen ihrer Kollegen im Reich, die die Schiedssprüche ablehnten, zu fügen hätten. Es steht den Berliner Malermeistern frei, wann sie in dieser Woche die Auésperrung, von der etwa 7000 Gehilfen betroffen werden, vornehmen wollen, fie muß aber bis Sonnabend durchgeführt sein (vgl. Nr. 53 d. Bl.).

In Ausführung des Berliner Beschlusses wurden gestern von tem Bezirk Hamburg des Arbeitgeberverbandes für das deutshe Malergewerbe die organisierten Malergehilfen in Hamburg, Altona, Wandsbek usw. ausgesperrt. Für Ham- burg kommen etwa 5000 Gehilfen in Betracht.

Wohlfahrtspflege.

Einwirkung der Wandererarbeitsstätten auf Wander- bettelei und Strafrehtspflege.

Bon der allgèmein befürworteten Ausdehnung der inneren Kolonisation wird auch eine Beschränkung der Wanderbettelek erwartet, da man glaubt, einen großen Teil der Arbeitslofen als Arbeiter dabei verwenden zu können. Ob dies möglich ist, bleibt bei der förperlihen Beschaffenheit der meisten dieser Wanderer zu bezweifeln; es ist daher verständlih, daß man an einen weiteren Ausbau der Wandererfürsorge denkt. Im Reichsamt des Innern fanden kürzlih zwischen Vertretern der Neichsverwaltung, der Regierungen dec größeren Einzelstaaten und dèr Ver- bände, die auf dem Gebiet der Wandererfürsorge tätig sind, Besprehungen über die Möglichkeit einer derartigen reichs - eseßlihen Fürsorge statt. Dabei wurden die großen Er- folge der Bettlerbekämpfung durch Wandererarbeitsstätten in Württemberg allgemein anerkannt. Ueber deren Erfolge liegt jeßt ein neuerer amtliher Bericht vor. Nah thm find zurzeit 37 Wandererarbeitsstätten vorhanden, die nächstens um weitere drei vermehrt werden sollen. Die Zahl der Gäste be- lief sich im vorigen Jahre auf 141000, deren Verpflegung 145 000 M tostete. Ueber eigene Arbeitsnahweise verfügen 20 dieser Arbeitostätten; 3679 Stellen, das sind 75% der angemeldeten, wurden beseßt. Die Obdachloseneinrihtung der Arbeitsstätten wurde von 29 200 Obdachlosen benußt. DieEinwirkung auf die Strafrechts- pflege in den Aemtern, in denen diese Arbeite stätten bestehen, ist cine erheblihe; man hat im leßten Jahre die Ersparnis an Haftvollstreckung und Gefangenentransport auf 164 000 6 berechnet. Von süddeutschen Staaten hat sich Bayern gleichfalls der Errihtung von Wanderer- arbeits\stätten zugewendet. Gelegentlih der Besprehurgen im Reicihs- amt des Innern wurde der Erlaß eines Reichsgeseßes für notwendig gehalten, das die Einzelslaaten verpflichtet, für das Vorhandensein derartiger Arbeitsstätten und Arbeitsheime, verbunden mit Arbeits- nachweisen, zu sorgen.

Kunft und Wissenschaft.

__ Die von der Königlichen Akademie der Künste zur Vor- feler des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaifers und Königs in den Näumen der Akademie veranstaltete Ausstellung wurde gestern mittag von Seiner Köntglichen Len dem Prinzen August Wilhelm eröffnet. Zu dem Sröffnung8akt und der sih pie Besichtigung waren, wie „W. T. B.“ meldet, eine Neihe hervorragender Vers» treter der Behörden sowie des fkünstlerishen und wissen- schastlihen Lebens mit ihren Damen erschienen, \o der Minister des Innern von Dallwiß mit Frau Gräfin Noedern, der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin Freiherr von Mir- bach, der Direktor im Kultusministeriuum, Wirklicher Geheimer Ober- regierungsrat Dr. von Bremen, der Polizeipräsident von Jagow, die Professoren Kampf, Meyerheim, Humperdinck, Dr. Béringuter u. a. Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm wurde von dem Präsidenten der Akademte, Professor Ludwig Manzel empfangen und trat unter feiner Führung fofort in die Besichtigung der überaus reichhaltigen Ausstellung ein, die fodann dem allgemeinen Besuch eröffnet wurde.

Nr. 8 des „Eisenbahnverordnungsblatts*“, herausgegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 1. März 1913 hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: 6. vom 13. Februar 1913, I. 41. 132/51, betr. Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im hdheren Bau- fache. Nr. 9 des genannten Blattes, vom 3. März 1913, enthält: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 10. Februar 1913, betr. die zur Ausstellung von Leichenpässen befugten Kaiserlihen Vertretungen. Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten: 7. vom 21. e ruar 1913, 1V. 42. 136/135, betr. Verzeichnis der anerkannten tehnishen. Lehranstalten. Nachrichten.

Januarkurs erbeblih zurü.