1913 / 83 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Apr 1913 18:00:01 GMT) scan diff

meine Herren, liegt jeyt die Ent-

(Sehr ridtig! rets.) An Ihnen, leßten Endes doch der

scheidung. Die Wehrfähigkeit des Volkes ist Prüfstein seiner moralischen und pbysishen Kräfte. (Zustimmung rets.) Helfen Sie, daß die allgemeine Wehrpflicht, der Deutschland seine Wiedergeburt verdankt, uns unverkümmert erhalten bleibe! Die Werte, die wir zu {ügen haben, steigen von Jahr zu Jahr. Ge- tragen von der Bereitschaft weitester Volkskreise, wird, wie ih zu- versihtlih hoffe, der Reich#tag niht vor der Größe der Forderungén zurückshrecken, die diese Vorlagen enthalten. {weren Opfern, von ungeheuren Lasten; wir hören die Klage, daß diese fortgeseßten Rüstungen entweder zu unserem finanziellen Ruin oder zum Kriege führen müßten. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Nun, meine Herren, die Sie „Sehr richtig!“ rufen: feit mehr als einem Mens(enalter haben wir und alle unsere Nachbarn ungeheure Aufwendungen für die Rüstungen gemacht, und noch bei jeder größeren deutschen Militärvorlage hat es geheißen: „Jeßt kommt der Krieg !“ Bisher ist der Friede erhalten geblieben ! Der Balkankrieg von 1877 und der jebige, der Burenkrieg, der russish-japanishe Krieg, auch die gegenwärtigen Spannungen haben do mit den Rüstungen der Groß- mächte nit das entfernteste zu tun. Und, meine Herren, troy der großen Summen, die wir für unsere Nüstung aufgewendet haben, hat es niemals einen Zeitraum gegeben, in dem wir uns wirtschaftlih so stark gemacht hätten wie jeßt (schr rihtig! rechts), in dem wir so leistungsfähig geworden wären in der Erfüllung staatlicher Aufgaben für die fulturelle und soziale Entwicklung, wie in der Lebenshaltung des einzelnen. (Zustimmung rechts.) Die Weltgeschichte nennt uns kein Volk, das zugrunde gegangen wäre, weil es fi in seiner Wehrhaftmachung Wohl aber sehr viele, die verkommen sind, weil sie über Wohlleben und Luxus ihre Wehrhaftig- (Sehr richtig! rechts. Zurufe von den Sozialdemokraten.) Ein Volk, meine Herren, das nicht mehr opfer- willig genug ist, oder niht mehr rei genug zu sein glaubt, um seine Nüstung instand zu halten, zeigt nur, daß es seine Nolle ausgespielt hat. (Bravo! Sehr wahr! rechts und bei den Nationalliberalen.)

Meine Herren, über alle Schwierigkeiten hinweg halten Sie, bitte, den einen Gedanken fest: wenn uns jemand Haus und Hof bedroht, dann stehen wir bereit, bis auf den leßten Mann! (Lebhaftes Bravo rechts und bei den Nationalliberalen. Zischen bei den Sozial- demokraten. Wiederholtes lebhaftes Bravo !)

Preußischer von Heeringen:

Meine Herren! Die zwingenden Gründe, welche die verbündeten Regierungen bestimmten, dem hohen Reichstage nah kaum Jahres- frist abermals, und eine sehr erheblihe Verstärkung der deutschen Wehrmacht vorzulegen, hat der Herr Reichskanzler Ihnen bereits ent- Es handelt ch dabei weniger um eine akute Gefahr, die heute bereits Deutshland drohen könnte. Kriegerishen Verwicklungen in der Gegenwart würde das deutsche Heer heute noch mit Zuversicht entgegenseh.n können.

Bet Einbringung des Gesetzes 1912 betonte ih, daß die Ueber- legenheit unserer A1mee gegenüber etwaigen Gegnern niht gesucht werden fönnte im Ueberbieten an Zahl gegenüber allen etwaigen Gegnern, sondern in der guten Disziplin, Organisation, Ausbildung und Führung. Aber die eifrige und sach{gemiße Arbeit in den Heeren | unserer Nachbarn und dié sehr bedeutenden Mittel, die dort auf deren Vervollkommnung verwandt werden, deutschen Armee auf diesen Gebieten immer mehr verschwinden.

Um so größere Bedeutung gewinnt numehr der ziffernmäßige Vergleich unserer Wehrkräfte anderen Staaten.

(Sehr rihtig! rets Auch Frankreich will \ich eben Kein Mensch, meine

oder irgend jemandes in der Welt bedeutet. und bei den Nationalliberalen.) militärish \o stark machen, wie es vermag. Herren,ann eine Garantie dafür übernehmen, daß kein Krieg kommt. Davon werden sich au die enragiertesten Friedensfreunde und die . Antimilitaristen Es wäre herausfordern (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen), wollten „Sollte ein - Krieg kommen, dann sind wir stark genug; wir könnten zwar sehr viel stärker sein, als wir sind; aber das kostet zu viel Geld; wir werden es auch fo machen.“ Meine Herren, solche Stimmungen find immer noch der Anfang des Unheils gewesen (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen), so 1870 in Frankreih und \{ließlich auch jeßt in der Türkei. (Sehr richtig ! xechts und bei den Naîtionalliberalen.)

Die Chancen eines Zukunftskrieges, in dem Millionenheere, aus- gerüstet mit den modernsten Waffen, gegeneinander geführt werden, And jeßt noch \{werer vorauszusehen als früher. wahr bleiben: Sieger ist, solange die Welt steht, immer nur das Volk geblieben, das sich in den Stand geseßt hat, mit dem leßten

- Mann einzustehen, wenn die ehernen Würfel um fein Schicksal ge- worfen werden, das mit der ganzen Wucht des Volkstums dem Feinde die Stirne bietet. (Sehr richtig! rechts und bei den National- liberalen.) Wir machen Jhnen die Vorlage, nicht weil wir Krieg, sondern weil wir Frieden haben, und weil, wenn Krieg kommt, wir

(LÆbhafter Beifall rechts, in der Mitte

: wir sagen: Vir sprechen von

Aber eins wird

Sieger bleiben wollen. und links.)

Die große Mehrheit des Volkes erkennt di Vorlage (Sehr richtig! rets), und will davon bin ich über- zeugt —, daß sie Geseß wird. Wir werden, auch dann, wenn sie

“Gesetz geworden sein wird, so wenig ein Störenfried der Welt sein, wie wir dies bisher gewesen sind. Im Gegenteil: ein starkes und seiner Kraft sicheres Deutschland ist eine Bürgschaft des Friedens. (Sehr gut!) Den negativen Beweis dafür haben Jahrhunderte der Geschichte des alten Reichs geführt, den positiven die Zeit seit 1870.

Ministerbank ift in

der leßten Zeit wiederholt betont worden, daß bei voller und unveränderter Aufre(terhaltung der bestehenden Mächtegruppierungen

Fäden der Freundschaft von den Mächten der einen Gruppe

anderen hinüberlaufen

Ich möchte der Freundschaft meine Herren, politishe Freundschaften wir wollen nicht sentimental sein sind politishe Geschäfte; und wie im wirtschaftlichen, so lassen sich im politishen Leben Geschäfte am leichtesten und zu- verlässigsten unter stark n Partnern abschließen.

Fommt immer unter die Näder.

JFch habe schon betont, meine Herren, daß wir unsere Be- ziehungen zur französischen und zur russischen Regierung pflegen.

Wie ih glaube, niht ohne Erfolg. Dasselbe gilt von England.

Von unserer gemeinsamen Tätigkeit bei den Londoner Botschafter- gen habe ih gesprohen. Mister Church ill hat in der

R d neulich gehalten hat, das Stärkeverhältnis

: ‘der deutschen Flotte beleuhtet und hat

holt, den er bereits im vorigen Jáÿr,

] Parlament, ausgesprochen hatte; den Ge-

(ken, daß ‘zur Verminderung der Nüstungskosten die Schiffswerften zu Zeit ein Jahr Feier-

Churchill hat

ese Bedeutung der | ershöpft hätte. (Sehr richtig! rets.)

feit vernachlässigt haben.

Meine Herren ,

Ih stimme daß solche

müssen.

Kriegsminister, General der Fnfanterie

Der Sc{hwächling (Zustimmung.)

leihfalls i hf lassen einen Vorsprung der

denen der Verstärkung, die durch das Friedenspräsenzgeseß des Jahres 1912 dem Heereszuwachs zuwachsen sollte, unter den damaligen Verhältnissen ausreichend, fo ist es unter den seitdem eingetretenen begriffenen

an Deutschland, 1914 oder gegenüber

1915 gerichtet, Erschien die Kontingentierung beteiligt werden Die Marinesachverständigen diesseits und jenseits der Nordsee haben, wie mir scheint ziemlich übereinstimmend, auf die Schwierigkeiten hin- gewiesen, die in der Ausführung dieses Problems liegen würden. Mister Churchill selbst hat diese Schwierigkeiten zugegeben. Auch ift mir nit bekannt geworden, daß sein Gedanke im englishen Parla- ment oder in der englischen öffentlihen Meinung besonderen Anklang gefunden hätte. Wir werden also abwarten können, ob die englische Regierung mit konkreten Vorschlägen hervortreten sollte.

Aber, meine Herren, die Tatsache, daß dieser Gedanke aus- gesprochen worden ist, und die Form, in die ihn der erste Lord der englishen Admiralität gekleidet hat, bedeuten doh einen großen Fort- schritt. (Sehr richtig ! bei den Nationalliberalen.) Es gab eine Zeit, wo jedes Wort, das einem Vergleich der englishen und der deutschen Seestärke, einem Vergleich des englishen und deulshen Schiffsbaus galt, zu einem navy seare, zu einer Flottenhete, führte, die immer wieder die deutsch-englishen Beziehungen vergiftete. Mir {eint und ih hoffe es, daß diese Zeiten der Vergangenheit angehören. {cheint, daß das Vertrauen wieder zurückzukehren beginnt, das lange Zeit zum Schaden beider Länder und der Welt gefehlt hat. (Bravo!

in der Ent- Verhältnissen Deutschland darf und das is die Ueberzeugung aller der- jenigen Stellen, die für setne Verteidigung die Verantwortung tragen heute niht zögern, seine Rüstung erheblih zu verbessern, wenn diese geeignet bleiben soll, ihm den Frieden zu sihern oder uns im Falle eines Krieges den Sieg zu verbürgen. Dies im einzelnen zu beweisen, ist von dieser Stelle und in voller Deffentlichkeit unmöglich. Werden die Geseßentwürfe einer Kommission überwicsen, so wird JFhnen dort das einzelne auseinandergeseßt werden.

Bei den Erwägungen, wie und auf welchen Wegen die Vervoll- fommnung des deutshen Heeres am zweckmäßigsten erfolgen könnte, trat von vornherein in erste Linie eine bessere, ausreichende Au 8- allgemeinen Wehrpflicht. einen großen Teil unserer wehrfähigen Be- zum aftiven

zichteten bisher auf völkerung bei Heranziehung ihn der Ersagtreserve unausgenußt zum Landsturm übertreten. daß die Ergänzung des deutschen Heeres im Kriegsfall für das Feld- heer ganz erheblich in die älteren Jahrgänge des Beurlaubtenstandes hineingreifen muß, während jüngere Männer entweder ganz zu Hause bleiben oder erst nach längerer Ausbildung in den Ersaßformationen in das Feld gebracht werden können.

Die Folge davon

fennen die Mister Asquith und Sir Edward Grey sich über die derzeitigen english-deutschen Beziehungen besprohen haben. daß diese Beziehungen zurzeit gut sind, kann auch ich nur bestätigen und freudig begrüßen. Mr. Churchill hat seine Nede mit Worten geschlossen, die die ganze Sicherheit einer ihrer selbst bewußten Kraft atmen. Er hat die Stärke der englischen Seemacht gefeiert, der keine andere See- macht der Welt so nahekommen dürfe, daß sie die politishe Ein- wirkung Englands ablenken oder einshränken könne. Er hat darauf hingewiesen, daß es in diesen Monaten voll Besorgnis, Spannung und Gefahr keine Großmacht gegeben habe, die niht dankbar dafür gewesen sei, daß Englands Bedeutung im Konzert der Mächte eine - Wirklichkeit und kein Schatten sei, und daß England frei und stark gewesen sei, um für den allgemeinen Frieden zu wirken. Nun, meine Herren, es ist nihts anderes, was wir wollen. Auch wir wollen frei und stark sein in der Welt, nicht, um andere zu unterdrücken, sondern um uns frei und unbeengt nah den Kräften der Nation zu entfalten und um, wenn es not tut, unser Wort mit dem vollen Gewicht unserer : Stärke für den allgemeinen Frieden in die Wagschale legen zu können. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.) Meine Herren, ih habe Ihnen die Lage geschildert, wie ih sie ehe, ohne \{chön zu färben oder \{chwarz zu malen. Wir allein find nicht Herr darüber, ob sich unsere Zukunft friedlich oder bedrohlih gestalten wird. Aber wir sind Herr darüber, ob wir einer ungewissen Zukunft mit gutem Gewissen entgegengehen können oder nicht.

Die Feststellung, Das ist nicht nur un- auch militärisch unrichtig, denn wir \chwähen damit unsere Truppen erster Linie quantitativ, wie qualitativ. Dem kann aber nur abgeholfen werden, wenn eine der vorhandenen Zahl der Tauglichen entsprehende Vermehrung der Ein- Jhre Einfügung in die Armee soll in erster Linie nicht durch Neubildung großer Verbände oder zahlreiher Truppen ermöglicht werden.

Die Ausdehnungsfähigkeit einer Armee im Frkeden hat ihre Grenze, wenn sie niht zeitweise zu einer Art Miliz Auch kommt es heute stärkung der Armee möglichst {nell und in einer Form zuzuführen, die sch der Organisation im Frieden und im Kriege möglichst an- \chmiegt, d. h. sie von vornherein stärkt. Grundsaß: „Im Felde entscheidet die innere Güte der Truppen“ sollen daher den einzelnen Waffengattungen nur diejenigen Neu- bildungen gegeben werden, die unter den heute zu berüdsihtigenden Verhältnissen unentbehrlich find. Das ist bei der Infanterte die Neubildung der bet den sogenannten kleinen Regimentern Bei der Kavallerie sieht der Geseh- entwurf für Bayern die Bildung der an der normalen Zahl noch feh- lenden Eskadrons, für Preußen die Neubildung von 4 Brigadestäben und 6 Kavallerieregimentern vor (Glocke des Präsidenten)

zustellenden stattfindet.

sinken soll.

Nach dem altbewährten

noch fehlenden 18 Bataillone.

also die Verbesserung der Kavallerie unserer mobilen Infanterie- |

divisionen, vor allen Dingen die Verstärkung des Schutzes unserer

Grenzen. Das sind dafür die maßgebenden, aber auch zwingenden

Gesichtspunkte.

Die allmähliGße Verstärkung der Fußartillerie in Preußen um 3 Regimenter wird bedingt durch die erhöhte Bedeutung und den nötigen Ausbau unserer Landesbefestigung, und die Neu- bildung eines Bataillons im württembergishen Kontingent soll eine dort noch vorhandene Lücke füllen.

' 3 neue Pionierbataillone und demnächst die Umwandlung von 8 Kommandeuren der Pioniere und 8 Pionierbataillonen in ebensoviel Regimenter zu 2 Bataillonen follen die Ausstattung unserer Feldtruppen und unserer Belagerungsformationen mit diesen technishen Truppen in ausreihender Weise sichern.

Die rapide Entwicklung der Verkehrstehnik und die Möglichkeit von Angriffen gegen unsere Eisenbahnen und Kunstbauten aus der Luft verlangt eine wettere Verstärkung unserer Verkehrstruppen. Während die Ergänzung unserer Eisenbahntruppen auf 9 Bataillone dazu dienen soll, den sicheren Betrieb auf Voll- und Feldbahnen zu gewährleisten, soll die Verstärkung unserer Telegraphentruppen um 4 Bataillone und einer Anzahl Funker- fompagnien das rashe und zuverlässige Arbeiten unserer Nahrichten- übermittelung mit und ohne Draht gewährleisten.

Ein besonderer Fortschritt wird für das Luftfahrwesen an- gestrebt. Wir sind jeßt, soweit man dies bei etner noch so in der Entwicklung begriffenen Neushöpfung sogen kann, aus der Periode des vorsihtigen Tastens heraus. Luftschiffe und Flugzeuge sind wichtige und brauchbare Kriegswerkzeuge geworden, und angesihts der Fortschritte auf diesem Gebiete bei unseren Nachbarn ift es ein unbedingtes Gebot, daß wir unsere Luftstreitkräfte in rashem Tempo auébauen. Dies erfordect nicht nur erhtb- lie Beschaffungen, sondern auch die Verstärkung unserer Luft\chiffertruppen auf 6 Bataillone und unserer Flieger- truppen auf 5 Bataillone. Beide Waffen sollen in Preußen getrennt unter je einer Inspektion etner raschen Entwicklung zugeführt werden.

Endlich soll auch dem Train durch Neubildung eines Bataillons und durch Vermehrung der Kompagnien der betreffenden Bataillone die Friedensausbildung erleichtert und die gerade bei dieser Waffe schr \{chwierige Mobilmachung erleichtert werden.

Der Hauptteil der Erhöhung der Friedens\tärke an Mannschaften und Pferden soll aber dazu verwendet werden, die Etats aller Waffen zu erhöhen. Während für die Kavallerieregimenter bet den im allgemeinen gleihen Anforderungen im Kriegsfalle ein gleicher Friedensetat vorgesehen ist, sollen bei den andern Waffen die Frontstärken unserer Grenzkorps höher als im Innern unseres Reiches bemessen werden. Die Erhöhung des Friedensetats begünstigt nit nur die Ausbildung der Truppe im Frieden, sie erleichtert vor allen Dingen sehr wesentlih unsere Mobilmachung und verbessert auf diese Weise mit einem Schlage die Zusammenseßung unseres Feldheers und auch unserer Reservetruppen; sie stärkt auf diese Weise die Leistungen der Armee in kürzester Frist und in erheblihem Umfange.

Eine sol@ze Erweiterung des Friedensrahmens der Armee ver- langt naturgemäß auch eine entsprechende Vermehrung der Offiziere und Unteroffiziere. Um die zunächst entstehenden Fehlstellen in möglichst rascher Zeit aufzufüllen, bedarf es besonderer Vorkehrungen, um den vorhandenen Andrang zur Offizier-- und Unter- offizierlaufbahn noch zu verstärken und der Armee etwas schneller nußzbar zu machen. Der Geseßentwurf sieht deshalb einmal die Erweiterung von Kadettenhäusern und Kriegs\chulen und die Gründung einer Anzahl von neuen Unteroffizier- vorschulen vor.

Für die Unteroffiziere bedarf es ddn weiter einer Ver- besserung ihrer Lage während der aktiven Dienstzeit, namentlih bei den naturgemäß weniger begehrten Grenzkorps, und weiterhin einer Erleichterung des Uebertritts der ausgedienten Unteroffiziere in das Zivilverhältnie. Soll sih aber die Vermehrung der Armee so, wie es dringend nötig ist, möglichst {nell zu einer wirklihen Vermehrung der Schlagfertigkeit der Armee ent- wickeln, so ist es auh erforderli, daß einerseits den Truppen Unter- kunft und Ausbildungs8möglichkeiten in auêreihendem Um- fange gegeben werden, und daß andererseits auh die Behörden, ent- \prehend den {chwierigeren und umfangreicheren Friedenéverwaltungen und wte es die Bedürfnisse des Krieges unbedingt erfordern, ver- stärkt werden.

Zur Sicherung der raschen und ausreihenden Besetzung der Führerstellen im Mobilmachungsfalle wird endlich eine Nermehrung der Stab®offizier- und Hauptmannéstellen bei den Truppenstäben erbeten. Es ist hon im vorigen Jahre betont worden, daß das der einzige Weg ist, um den Wechsel in den Führerstellen beim Uebergang in die Kriegsformation einzuschränken und das Band, welches die Friedensarbeit zwischen Führer und Mannschaft gezogen hat, möglidst wenig zu lockern, und endlih um unsere Neservetruppen ausreichend mit Berufs offizieren zu versorgen. Die Forderung ist so- nah für die Schlagfertigkeit unserer Armee besonders wichtig.

Neben diesen im wesentlihen auf dem personellen Gebiet liegenden Forderungen ergibt sich auch die Notwendigkeit etner \{nelleren und ausreihenden Ausstattung mit materiellen Streit- mitteln. Es sind das im allgemeinen keine Neuforderungen, sondern meistens Fortsezungen von Maßnahmen, die zum Teil schon Jahre lang dur die laufenden Etats angestrebt wurden, deren Unvoll- ständigkeit aber im Lauf eines Krieges sehr {wer ins Gewicht fallen würde. Es ist ein weit verbreiteter J-rtum, aud von Stellen, die es vielleicht besser wissen müßten, daß eine Verstärkung der Armee im wesentlihen nur in einer ziffetn- mäßigen Vermehrung erfolgen müsse. Nein, auch die Ausstattung mit guten Waffen, die Organisation und auch der Ausbau unser Festungtsystems ist besonders wihtig. Auch des Festungssystems sagte ih —; denn gerade unsere Festungen sind diejenigen Mittel, welche eine aktive Verteidigung unserer langen Grenzen dem Feldheer

erleihtern müssen. Bleibt dann die Ausbildung der Truppe auf der 1

Höhe und steht an ihrer Spiße ein leistungsfähiges, zuverlässiges Offizierkorps, das festes Vertrauen auf seine Führer hat und selbst im Besiy des Vertrauens seiner Untergeb nen ist, und wird es unterstüßt durch ein zuverlässiges Unteroffizierkorps, #0 {st nah der pflihtmäßigen Ueberzeugung von allen dafür verantwortlihe!n Stellen die Gewähr für ein allen Anforderungen der Zukunft gewachsenes Heer gegeben. (Bravo! rets.) i

Die Ihnen vorgelegten Gesetzentwürfe bezwecken nicht eine sprunghafte Erweiterung der Friedensorganisation des Heeres; fie ernster Zeit planmäßige solide Vermehrung der Präsenzstärke, Ausbau der Heeresorganisation auf allen wichtigen Gebieten. eigentlih schon die Berechtigung aller der Urteile, die, ehe sie den JFnhalt der Heeresvorlage fannten, daraus eine Bedrohung unserer Na(barstaaten folgern wollten. Wer die Ziele, die der Gesegent- wurf ih steckt, vorurteilsfrei prüft, muß anerkennen vorausgeseßt, daß er es überhaupt will —, daß er nihts anderes will, als eine starke Bürgschaft zu bilden für die Erhaltung des Friedens für Deutschland und für die Weiterentwicklung deutsher Arbeit, deutscher Jndustrie und deutschen Handels. (Bravo! rets.) aase- Königsberg (Soz.): Die Vorlage übersteigt Volke in Friedenszeiten von einer Bei der Zunahme der finanziellen Lasten hätte man an- o außergewöhnlich ertigen würde.

entsprechend

Damit entfällt

[ C ibt im ganzen Lande nur eine Stimme. ei weitem alles, was i Negierung je zugemutet worden ist. } ( nehmen müssen, daß die Negierun außergewöhnliche Gründe re der Kriegsminister uns heute angeführt haben, im Grunde doch nichts anderes, als allgemeine Redewend 1 hätte jede andere Militärvorlage begründet werden hnen sind auch alle früheren so be Schablone, mit der man ebenso eine @ 136 000 Mann neuer Truppen stellen kann.

unsere Zustände,

e Maßregeln Aber was der Reichskanzler, was

fönnen, und ründet worden. Es ist eine orderung von 10000 wie l Es ist charakteristish für eichskanzler dem Reichstage so eîwas zu ner Vorlage, die das Volk in seinen Tief uslande lebhafte Beunruhigung hervorruft. daß bei solchen Gelegenheiten die NRegierungsvert es fönne nicht alles vorgetragen werden. bereit, in der Kommission den Schleier des Geheim- Diesmal hat sih die Regierung auch das erspart. Hause entgegengehalten. Ich , der durch die Begründung t, daß der Regierung beim Cinbringen der der auswärtigen Lage der Anlaß gewesen at immer wieder von den Veränderungen rieges und von den Volks- em Nachdrudk. ensogut im vorigen und

en aufwühlt ; Gewöhnlich hören wir, auf hinweisen, gierung sei aber s zu lüften. hat die dürftigsten Argumente dem glaube, es gibt feinen eut davon überzeugt worden 1 Norlage die Verschiebun er Reichskanzler litischen Lage infolge des türkischen K chen, von den leßteren mit gro denn das etwas Neues? Das konnte er agen. Bis vor ganz kurzer Zeit haben weder er er Vorgänge auf dem Balkan daran geda hungen zu England sind, früher hon wurde von einer egenseitige Vertrauen steigt, das wir orshlag Churchills, 1 Fortschritt bezeichnet. en wir als Utopisten verspottet. i mit England unvermeidlih sei, annung ist einge- anges weggefallen. daß von neuen Rüstungen tatt dessen diese ungeheuer- hat eben seine eigene Logik. Ich ler mit dem Gegensa orlage begründ

igen im Hause

stimmen gespro

vorvorigen Jahre sagen. Kriegsminister troß dies Vorlage zu machen. wie der Kanzler sagt, seh tät“ gesprochen. beute anerkannt. Der bau einzulegen, wird als Vorschläge angsvorstellung, daß der Krieg windet immer mehr. treten, und damit ein \törendes mußte man nun erwarten, auf lange Zeit keine Rede sein wer Der Militarismus atte nicht erwartet, daß der Ka

lawen- und Germanentum die Bc die Balkanvölker haben in dem jeßigen K bringen müssen; sie haben sich geradezu werden sie brauchen, um sich zu erholen. für lange Zeit aus. unerwähnt gelasse anderseits der Va Noch gestern hat Sasonow ausgefü zwischen ihnen er zum Durchbruch politischen Beziehungen im eigenen Lande den esselt, so ist die Furcht vor er ch und Serbien ausge\{loss es in seiner erdrückenden Machtgelüste österreichi\ Wer behaupt jährigen Dienstzeit auch ein chmünzerei; ohne unsere V dierung gar nicht einge Frankreich, gew!

Unsere Bezie

ein Freijahr im Flott ls wir ahnliche

tand der Entf oment ersten «

Logischerweise

liche Vorlage!

\hrecktende Opfer verblutet, und Jahrzehnte Diese Staaten scheiden also der Kanzler auffallenderweise \chwäht dasteht; und ob t besiyt, steht sehr dahin. t, daß die latenten Gegensäße {luß bei der Teilung der Beute Wenn Oesterreich die wirtschafts- Serbien pflegt, wenn es vor allen erben Freiheiten einräumt und sie nten Verwicklungen Aber das deutshe Volk lehnt Dummheiten und

Anderseits hat daß Numänien unge nbund innere Fes

t nach dem Fried ommen würden.

ab, sih für die Du! er Machthaber in einen Kri tet, daß die Nükke Grund für unser

s zur drei- Heeresvorlage sei, begeht das der französischen R nistishe Strömungen gibt es anzler vergißt aber hinzuzuseßen: er die Arbeiterklassen in ner leichten Han g die deutsche Arbeiterklasse. ¡erten Arbeiter in Fran tändigung mit Deutschland hon den Erfolg gehabt, er dreijährigen Dienstzeit vor Ost März hat die Sozialdemokra in Deutschland in einem gemeins Gremplaren j Der Reichskanzler meinte, l nommen aber habe die Macht der ôf| ( Minderheiten könnten in den demokratisch regi Krieg hineindrängen. von unserm „Wehrverein“, von d „Tägliche Rundschau“ usw. ? kleinen Minorität im Deutschen unt wie die „Kölnische Zeitung“, die im Auswärtige bringt einen Brandariikel gegen einiges Verständnis daf und Aufregung eintritt u über Frankreich her? sih mit größter Schärfe ge! drüben ausgesprochen und di reih und Deutschland gefordert. französishen Mevanchepolitiker die Situation für das Deutsch Annäherung an Frankreich; das h „Zeppelin TIV“ bewiesen. neutralen Boden der Schwe1z, ( aller Länder in antimilitaristischem, werden abwarten, wieviel deutsche bürger Die russische :

hr Frankrei

Frankreih geht natürlich andbewegung hinweg; Jn machtvollen

freich gegen die

unsere Regierung mit ei Arbeiter sind friedlich wie | Kundgebungen haben die organt Rüstungen und für eine Ver und das hat

urhdrüdck d rchdruckdung Frankreich und

est, das in Millionen für den Frieden demonstriert. die Megierungen seien friedlich, zuge- ffentlihen Meinung, und gerade erten Ländern die Negie- der Meichskanzler nichts Agitation von Blättern wie die Der Reichskanzler ist bereits dieser Neiche unterlegen.

amen Manif

rung in einen

Eine Zeitung n Amte gespeist wird, sollte man da nicht wenn in Frankreih Befürchtung nd man glaubt, Deutschland falle Lothringen hat die Sozialdemokratie ven Heßer hüben und igung zwischen Frank-

Frankreich;

In EClsaß- en h gen die cauvinisti e ehrliche Verstän

Diese Kundgebung hat au etwas abkühlend gewirkt. ie w e Neich so günstig wie jeßt für eine at auch der Zwischenfall mit dem óren wir, daß in B E reinigung bürgerlicher Politiker chem Sinne angebahnt wird. liche Politiker sich dazu ge- ht uns freundlich gegen- von den panslawistischen sieht, daß die sozialdemo- ste Gegnerin der P d und Oesterreich per- f und das

ern, auf dem

egierung se aber sie könn sen werden.

artei in Rußland die \lawisten ist und den Krieg gegen treibt in der t England führen. gen sein, einen Kr

sellen werden. über, sagte der Reichskanzler, en fortgerì

Deutschlan t Mongolei Raubpoliti Die russische 1 ieg heraufzubeshwören, Nicht der Schuß deren, die imperta- rund dieser Vorlage. Wie April 1912 erklärte der wenn ihm ein Kr sich der Kriegsminister be- etreten, was r 1912 ver-

borresziert. muß zu NReibungen mi müßte mit Blindheit geschlager die Revolution im Innern würde die Folge unserer Grenzen die listische Eroberungspoliti ist diese Vorlage entstanden? _ Reichskanzler, Deutschland gezwungen werden sollte. * reits 1911 ausgesprochen, unsere Sicherheit gefährden erte die „Norddeutsche D orderungen für Luft Regierung hat doch nicht damit doch bereits die Vers : anuar 1913 brachte die Artikel, worin sie das an Am 10. Januar bezeichnet: mächtigung des Kriegsmin1

Einschüchterung k ist der wahre G

ehnlich hatte }ich l denn inzwischen eing fonnte? Am 17. „Dezembe Allgemeine Zeitung , uge enthalten. äuschen wollen? Damals f dem Balkan vollzogen. Aufsehen erregenden t in der Vorlage steh elegraphenbureau mit Er- ldung als eine Erfindung.

würde nur chiebung au

ündigte, was je

steriums die

Das konnte doch nur geschehen, wenn der Krie uer diese Vor- lage niht einbringen wollte. “Die „Rheini ch-Westfälishe Zeitung“, die „Post“ und die «üalaie Rundschau“ begannen nun ihre Heßhe egen den Reichskanzler. Cs wurde behauptet, es würden in der

egierung erbitterte Käm fe wegen der neuen Militärvorlage geführt. Dies dementierte die , orddeutshe“, eine Militärvorlage würde allerdings kommen. Der Reichskanzler und der Kriegsminister haben vor dem Wehrverein und dem hinter ihm stehenden Generalstab die Segel gestrihen. Die kurze Begründung des Kriegsministers eigte, daß er diese Vorlage nicht von Perier begründen könne, weil fie im Gegensaß mit seinem früheren Programm steht. 1911 sagte er, Militärvorlagen wachsen d aus dem Bedürfnis des Augenblicks heraus, sondern sie sind der A jahrelanger Arbeit und c uad 6 aje Beobachtens der Verhältnisse unserer Nachbarn. Jeßt hat er sich_ zum Beobachten auh nicht einmal ein halbes Jahr Zeit gelassen. Die „Germania“ bezeichnete die Meldungen der „Post“ als Hirngespinste einer imperialistischen Clique. Jch bin neugierig, was sauer der Abg. Spahn sagen wird. Hinter der Vorlage stehen die Großunternehmer, jene Kapitalisten Rheinlands und Westfalens, die den Profit davon haben. Darum ist es kein Wunder, daß die Nationalliberalen für diese Vorlage sind. Diese hat aber auch einen innerpolitischen Charakter. Die zungen Leute sollen aus der freien Luft heraus und in die dumpfe Atmosphäre der Kasernenstuben hin- eingebraht werden. Das hat die „Kreuzzeitung“ am 30. März ver- raten, indem sie \{chrieb, die Erziehun der Armee sei das stärkste Gegengewicht gegen die revolutionáre Verführung des Volkes. Um die Grenzen E Landes zu s{chüßen, brauchen wir diese Vorlage nicht, haben wir den ganzen Miilitarismus nicht nötig. Wer hat denn 1813 die bewundernswürdige Volkserhebung gemacht, wer hat den fremden Eroberer zu E gebraht? Waren die jungen Männer militaristis geschult? äre es nah Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen gegangen, so würde diese Tat niemals vollzogen worden sein. Vas hat der damalige Kriegsminister von Boyen sehr nachdrücklich hervorgehoben. Das wär kein Sozialdemokrat. (Es ist ihm auch damals nicht gut bekommen, er wurde in die Wüste ge- \chickt. Wie Hervorragendes die weizerische Miliz leistet troß kurzer Ausbildung, zeigen die leßten anöver. Unsere Militärs halten an der langen Ausbildung nur fest, weil sie die Mannschaft zur Stüße der Monarchie brauchen als Truppe gegen den inneren Feind, die auch auf Vater und Mutter schießen soll. Die Soldaten sollen zum blinden Gehorsam erzogen werden. Sh drei Jahre zur Ausbildung nicht erforderlich find, beweist ja das Institut der Einjährig- Freiwilligen. Das behaupten nicht nur wir, fondern das hat am 3. Februar 1908 auch der General Häusler vom Zentrum behauptet und bewiesen. Wenn man den Soldaten länger ausbildet, will man ihn eben nicht nur für den Krieg ausbilden. Daß die Regierung selbst mit einem Vorschlag auf Herabsezung der Dienstzeit kommt, kann auch der Naivste nicht annehmen ; man denke doch daran, wie sie ih gegen die zweijährige Dienst- zeit gesträubt, wie sie stets behauptet hat, diese Verkürzung der Vienstzeit gefährde die Schlagfertigkeit der Armee. Anderer- seits hält dieselbe Kriegsverwaltung für die Erfaßreservisten Avsbildung2zeiten cventuell von nur vier Wochen unter Um- ständen für ausreichend. Der einjährige Dienst ist nichts als ein Privileg, das dem Besiy eingeräumt wird. Die \{hweizerische BVolköwehr auf demokratischer Grundlage ist unüber- windlih; darum treten wir für die gleihe Einrichtung ein. In Frankrei is die dreijährige Dieostzeit jeßt vorgeschlagen füc alle Wehrpslihtigen ohne jede Ausnahme, von Einjährigen i} da keine Nede. Dieser Standpunkt entspricht der Gerectigkeit. Die preußische Negterung bereitet in ihrer cigenen Weise die Jugend des Volkes auf den Militärdienst vor; sie knechtet sie {on vorher dur brutalen Terroriêmus (Vizepräsident Dove: Sie dürfen der preußischen Negierung niht brutalen Terrorismus vorwerfen s e DIE PYGUe fische Jugend wird durch brutalen Texrorismus geknechtet, um dann in die Kaserne gesperrt zu werden. Die auss{hweifenden For- derungen, die der Milita: ismus jeßt erhebt, die darauf hinaus- g?hen, auch den le Tauglichen auszuheben, werden aber ganz von selbst dahin führen, daß das jeßige System über sich selbst hinauswächst und wir zu einem andern System kommen müssen. Frühere Kriegsminister und auch der jeßige haben ih A es fomme nit fo sehr auf die Zahl, sondern auf den Geist der Truppen an. Jett ist e3 auf einmal turchaus notwendig, diese Zahl hecauf- zuschrauben. Man greift soyar auf Mindertaugliche zurück. Al das zeigt do, daß die ganze Entwicklung zum Milizsystem hintreiht. Es ist auf die Opferwilligkeit des Volkes hingewiesea worden. Aber es kann do niemand behaupten, daß von irgend einer Partei der Wehrbeitrag mit Begeisterung gezahlt wird. Wir treten in erster Linie für die vorläufige Herabsetzung: der Dienstzeit auf ein Jahr ein. Dann müssen weitere Erleichterungen geschaffen werden, auch die Abschaffung der Militärgerichtsbarkeit ist notwendig. Gbenso muß auch die Scheidewand vershwinden, die zwishen den Volke- genossen im bunten Nock und denen im Bürgerkleide aufgerichtet ist. Deutschland gibt von allen Ländern für Heeres- und Flotten- zwecke am meisten aus. Selbst die „Rheinish-Westfälische Zeitung“ esteht ein, daß die Ueberlastung des deutschen Volkes auf das höchste

taß gestiegen ist. Nun werden auf einmal 136 000 Mann jährlich mehr verlangt. Die Regterung will uns wels machen, daß die Kosten von den Besißenden aufgebraht werden. Wie'das geschieht, werden wir ja dann sehen, wenn in Preußen die Vermögenszuwachssteuer eingeführt werden sollte. Dann wird man hon dafür sorgen, daß selbst die kleinsten Einkommen herangezogen werden. Es wird gesagt, man müsse rüsten, damit der Friede gewahrt bleibe. Das ist eine falsche Doktrin Die Rüstungen des einen Volkes rufen bei den anderen sofort Gegen- maßregeln hervor. Nicht wegen dieser Nüstungen, sondern troy dieser ist es n öglih gewesen, den Frieten zu erhalten. Der Reichskanzler hat erwähnt, ein Volk dürfe niht in Wohlleben und Luxus verfallen. Nun, unsere ganze Wirtschaftspolitik hat dafür gesorgt, daß das Volk zum Wohlleben überhaupt keine Mittel hat. Wird das Volk wirt- aftli besser gestellt, führt man bessere Arbeitershußgeseße ein und bessert seine Lage, dann wird es {hon befähigt sein, die Heimat zu \{üten, wenn es not tut. Fichte wollte ein wahrhaft freies Necht für das Volk, wie es in der Welt noch nicht erschienen ist. Unsere Tätigkeit geht dahin, der Zivilisation zu dienen und den Frieden unter den Völkern zu bewahren.

Abg. Dr. Spahn (Z.): Mit den Des der letzten Fahre und der jeßigen kommen wir zu einem Gesamtbestande in Heer und Flotte von beinahe 900 000 Mann in Friedenszeiten. Vergleichen wir dann di:se Ausgaben mit den früheren, dann werden wir erkennen, welh2 Höhe der Heeres- und Flottenetat nah 42 Jahren eines un- gestörten Friedens gehabt hat. Ich hätte allerdings erwartet, daß uns der Mieasminifter etwas eingehender Einzelheiten über die Vor- lage geben würde. Ih muß annehmen, daß uns in der Kommission weitere Aufschlüsse E werden. Der Reichskanzler hat uns dann eine Schilderung unserer Beziehungen zu den anderen Mächten geaeben. Danach muß man annehmen, daß zwar eine direkte Gefahr nicht besteht, aber man wird sich immerhin die Ausführungen Sir Eduard Greys merken müssen, daß Verhältnisse vorliegen, die unter Umständen jcde Berehnung über den Haufen werfen - können. Das wird ja wohl auch in der Zukunft so bleiben, aber man darf do deshalb diesen Faktor nicht aushalten. Wir müssen uns vor Angen halten, wie oft in leßter Zeit der Frieden direkt bedroht war. Ich erinnere nur an“ die Namen Bosnien und Agadir. Trotzdem die 6 europätschen Großmächte in den leyten 30 Jahren 134 Milliarden Mark für Rüstungen ausgegeben haben, wird auf allen Seiten noch weiter gerüstet. Die heutigen Bemerkungen des Kanzlers über Rußland weihen in etwas von seinen früheren ab. Es ist ja richtig, daß die Beziehungen zur russishen Regierung bei den verwandtschaftlihen und freundshaftlihen Beziehungen der Herrscherhäuser untereinander gut sind. Wir dürfen aber nil außer acht lassen, daß Rußland mit Frankreich verbündet ist, eas Rußland verpflichtet ist, in einem Kriege zwischen uns und tien einzugreifen. Ebenso ist es umgekehrt, wenn Nußland mit

esterreih in Krieg gerät. Dazu kommt noch, daß Nußland sih immer mehr als slawishe Vormacht fühlt; das ist ja bei den jezigen Balkan-

wirren deutlih zum Ausdruck gekommen. Daß wir dur unsere Heeres- vorlage Frankreich zur Einführung der Zjährigen Dienstzeit zwingen, dürfte nicht ganz rihtig sein, denn die Erwägungen über deren Etnführung \hwebten hon, als von dieser neuen : ehrvorlage noch nichts bekannt war. Auch hat es Sein an einer starken Befestigung gerate seiner Oftgrenze gearbeitet. . Die Richtlinien des jeßigen Verhaltens Frankreichs wurden {hon vor 5 Jahren gefaßt. Es 1st wenigstens erfreulih, daß der Kanzler unsere Beziehungen zur französischen Regierung als-gut bezeihnet hat. Wir werden Frankreich nicht angreifen. England hat sih mit der Tatsache abgefunden, daß Deutschland nicht bloß eine Kontinentalmacht ist, sondern auh Welthandel treibt. Wir wollen niemanden einschüchtern. Was die Vorlage beabsihtigt, ist nur die eigene Stellung Deutschlands in Europa zu festigen. Italien hat durch den libyschen Krieg seine Truppenmacht vermindert, es kommt also für den Dreibund bei einem Kriege in Europa nicht mehr so in Frage wie früher. Dasselbe gilt von Oesterrei, das zu einer starken Sicherung seiner Grenzen wegen des Balkankrieges gezwungen ist. Im übrigen begrüßen wir die Bemerkung des Reichskanzlers, daß der Dreibund ae des Friedens fester dasteht als je. Wir werden ja weitere Gründe für die Vorlage in der Budgetkommission zu erwarten haben. Wenn dite europäische Lage fo ist, wie fie der Reichskanzler dargestellt hat, dann müssen wir da\ûr sorgen, daß wir das Vaterland ausreichend gegen das Eindringen eines Feindes schüßen. Daß diese Rüstungen \{hwer find, untershäßen wir nil, sind fie aber notwendig, so müssen sie getragen werden. Wir verkennen auch nicht, daß durch die vermehrte Einstellung der Mannschaften ein gut Teil junger Kräfte dem Wirtschaftsleben, auch ter Landwirtsbaft entzogen werden, die durch Ausländer ersetzt werden müssen. Aber diese Rüstungen müssen eben vorgenommen werden, um Angriffe zurückzuweisen. Dem Gedanken eines Milizheeres könnte man doch erst näheitreten, wenn auch die andern Staaten zu einem folhen System übergehen wollen. Die Vorlage wird au mit der Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht begründet. Sie geht aber über 10/0 hinaus und scheint damit die Verfassung zu verlegen. Der Redner geht dann noh auf verschiedene Einzelheiten der Vorlage, au auf die Vermehrung des Offizierkorps ein und s{chließt: 42 Jahre erfreut sich das Deutsche Reich des Friedens. Es hat während dieser Zeit im Sinne des alten Kaisers Wilhelm Werke des Friedens geschaffen, Kulturarbeit geleistet, auf wirtschaft- lihem und fozialem Gebiete die Wohlfahrt des Volkes ge- fördert. Das deuts@e Volk kann mit gutem Gewissen von nh sagen, daß es den Frteden aufrechterhalten will. Das deutsche Volk ist aber auch bereit, im Frieden die Lasten einer vet stärkten Nüstung zu tragen, um feine Unabhängigkeit zu behaupten.

Abg. von Liebert (Np.): Ich habe den Reichskanzler und die Militärverwaltung zu beglückwünschen zu dem großen Zuge, der durch die Wehrvorlage geht im Vergleich zu denen von 1911 und 1912. Hier ist wirklich große, ernste Arbeit geleistet, hier sind die Lücken in Mee Rüstung ausgefüllt; das heiligste, glänzend|te Vermächtnis der Befreiungskriege von vor hundert Jahren, die allgemeine Wehr- O! gelangt jeßt wirkli zur Durchführung. Bedauern muß ich, daß

lese Vorlage nicht bereits vor 124 Jahren gemacht ist. An Mahnun- gen hat es im Herbst 1911 der Reichsregierung nicht gefehlt; wäre es geschehen, so hätten wir in der Marokkofrage besser abgeschnitten, bätten 1912 unserem Bundes enossen Oesterreich kräftiger den Rücken stärken können und unsern Freunden, den Türken, wenigstens mo- ralish mehr Unterstüßung angedeihen lassen können. Es ist heute nicht die Zeit, hohe Politik zu treiben. Aber das muß gesagt werden: die großen Kosten, die sih das deutsche Volk jeßt auferlegen n l bedingt durch das Abweichen von der Bismarckschen Politik dur eine Nachfolger, durh die Aufgabe des Versicherungsvertrages mit Rußland. Inzwischen haben wir alle erfahren und heute vom Kanz- ler gehört, welche \chweren Gefahren uns von Osten und Südosten her bedrohen, die große Slawenwelle, die gegen uns immer mehr an- \{hwillt. Im leßten SFahrzehnt, von 1901 bis 1910, haben nur für rhre Heere ausgegeben: Deutschland 8,7, Oesterreich 3,9, Italien 2,6, die Dreibundstaaten zusammen 15,2 Milliarden; Se Frankrei 72, England 9,6, Rußland 8,6, zusammen 25,4 Milliarden. Diese Zahlen eén für sih und zeigen, daß wir nicht nur gegen unsere Gegner, sondern auch für unsere E rüsten müssen us der alten Lehre: Der Starke ist am mächtigsten allein. Oesterrei wird auch nach Durchführung der jeßt beabsichtigten Rekrutenvermeh- rung um 25 000 Mann erst auf 550 000 Mann Friedensstärke ge- langen, während wir am 1. Oktober 661000 Mann haben werden. Auf der anderen Seite übertrifft uns Frankreih relativ aa 4 ordentlich, indem es 1,5 % der Bevölkerung unter den Fahnen hat, während wir jeßt erst auf 1 % steigen werden. Hocherfreulich ist, daß diese Vorlage getragen ist von der Volksstimmung; die Sozial- demokraten brauche ih hierbei nicht als zum deutschen Volke gehörig zu rechnen, denn sie schließen sih ja direkt aus, und sogar jebt von der Feier der R ad threr Arbeiter. Wir haben so etwas nicht für möglich gehalten; in diesen Tagen hat der Abgeordnete Wendel in Frankfurt in ‘einem Vortrage Napoleon L, den blut- dürstigen Ausbeuter, verherrliht! Trop aller Gefahren aber würde doch eine Nation von 68 Millionen mit der \traffen Organisation wie der unserigen, mit der, wohlgeord- neten Heeresverpflegung, mit den vorzüglichen sanitären Einrichtungen, mit dem ausgezeichneten Cisenbahnneß, mit der erprobten Führung unter Oberleitung eines Monarchen aus dem Hohenzollerngeschlecht ihre Scholle zu verteidigen wissen, wenn sie ihre eigenen Kräfte nur zur Genüge ausnüßt. 63 000 neue Rekruten bedeuten nah dem üblichen 10 2% Abzug in 10 Jahren eine Zahl von 567 000 ausgebildeten Soldaten mehr; das ist eine respektable Zahl, die uns außer Nußland keine Großmacht a ae kann; für Rußland müssen wir wegen der verschiedenen Verhältnisse einen anderen Maßstab anlegen. Das Ganze ist aber immer noch kein militaristischer Dru, wie er in anderen Staaten empfunden wird; nicht einmal die Wehrordnung brauchen wir N, ihre strengen Bestimmungen können weiter in Gel- tung bleiben, nur unbedingt Taugliche werden eingestellt, Das zeigt, welches große Meservoir an Tauglichen wir noch haben. Die Durch- führung der allgemeinen Wehrpflicht führt E erfreuliche Resultate herbei. Dn De Wucht der Zahl; der liebe Gott ist immer mit den großen Bataillonen gewesen. Den anderen Staaten geht e der Atem aus; England hat son viel mildere Töne angeschlagen, Frankreich dagegen den sehr eigentümlichen Schritt getan, daß es für alle Waffen und für alle Kreise der Bevölkerung die dreijährige Dienstzeit wieder einführen will. Das bedeutet eine Herabseßung des geistigen Niveaus der Nation aber ließlich wird auch in Crans mit Wasser gekoht werden. Ein weiterer Vorzug der urchführung der allgemeinen Wehrpflicht liegt in der Verjüngung der, Armee; hier kommt das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit zur Geltung, daß die jungen Mannschaften stark heran müssen, die älteren, die Familienväter dagegen geschont werden. Gerade dieses Prinzip hat im Volke ungemein durchgeschlagen. Jch gehöre nicht dem Wehrverein an, aber ih weiß, daß seine Vertreter gerade mit en Argument in den Arbeiterkreisen durhschlagende Wirkung er- ielt haben: die Arbeiter, zumal im Westen, sind daraufhin gls den ednern gekommen, haben ihre Mark hingelegt und ihren eitritt zum Wehrverein erklärt. Ebenso erfreulih ist die Rückwirkung die- ser Maßregel auf die Volksgesundheit. Jh war hochst G mern bon dem Abg. Haase zu hören, daß die jungen Leute aus der freien Luft in die Kaserne geschafft werden ; e kommen doch gerade’ aus dem Bergwerk, aus der Fabrik in die freie Luft, und das 2 Jahre lang! Auh das fällt ungemein ins Ge- wicht, s 63000 Mann mehr durh die S ule der Armee gehen und dort ihr Vaterland lieben lernen werden; nik alle fallen naher in die Irrlehren der E zurü. Nur in ganz geringem Maße sollen die neuen annschaften zu Neu- A verwendet werden. In der Hauptsache werden die Etats- tärken, und zwar für alle drei Hauptwaffen, erhöht. Diese Er- béhungen fordern nun allerdings auch 27 000 Pferde mehr; das Uingt Ee viel, aber Le jene nicht ab, wo man irgend etwas abstreichen önnte. Speziell die Feldartillerie wird auf diesem Wege erst zu dem

gemacht, was sie eigentlich sein soll. Durch die Vorlage werden die |

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