1894 / 55 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Entscheidungen des Königlichen Ober-Verwaltungs- gerichts.

Eine Konkursmasse is, nah einem Urtheil des Ober-Ver- WEINnIgeri Geo, IL. Senats, vom 21. November 1893, kein Steuer- \ubjett, sie kann demzufolge niht noch neben dem Gemeinschuldner zur Steuer herangezogen werden, wobl aber kann eine wider das in der Konkursmasse aufgegangene Vermögen des Gemeinschuldners etichtete Veranlagung dem Verwalter der Realitäten und der sonftigen Einkommensquelen gegenüber geltend gemacht werden; der leßtere ist sogar, soweit es d um das in Beschlag genommene Ver- mögen handelt, allein zur Empfangnahme einer derartigen Steuer- benahrihtigung befugt, da der Gemeinschuldner geseßlich die Verfügung über die Masse verliert.

Eine Berggewerkschaft, welche die Ausbeutung ihrer Grubenfelder anderen Gewerkschaften gegen Vergütung überträgt und selbst bergbaulihe Anlagen nicht besißt, ist nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, 11. Senats, vom 5. Dezember 1893 weder eine „Bergwerk habende“, noch eine „Bergbau betreibende“ Gewerk- schaft im Sinne des § 1 des Kommunalsteuergeseßes vom 27. Juli 1885 und kann demnach mit ihren Pachtzinsen zu den Gemeinde- abgaben nicht herangezogen werden. Hieran is durch das CEinkommensteuergeseß vom 24. Juni 1891 nihts ge- ändert. „Der Vorderrihtèr hat in zutreffender Weise an- genommen, daß für die Frage der subjektiven Gemeindesteuerpflicht der; Berggewerkschaften auch noch nach Erlaß des Einkommensteuer- geseßes vom 24. Juni 1891 nur der 7 1 des Geseßes vom 27. Juli 1885 entscheidend ist. Erst, wenn diese Pflicht feststeht, kommen hin- sichtlich der Höhe der Steuer die Vorschriften des § 3 des Gesetzes vom 27. Juli 1885, fowie diejenigen des Gefeßes vom 24. Juni 1891 zur Anwendung. Handelt es sih hiernach lediglich um die An- wendung des Geseßes vom 27. Juli 1885, so hängt die Steuerpflicht der Klägerinnen von der Beantwortung der Frage ab, ob sie im Bezir der Gemeinde W. Bergbau betreiben oder Berg- werke haben Die Klägerinnen haben ihre in W. belegenen Grubenfelder an die Gewerkschaften F. M. und C. verpachtet und besißen in W. keine bergbaulihen Anlagen. Es handelt sih demnach darum, ob unter den vorliegenden Umständen die Gemeinde W. durch das Geseß zur Heranziehung der betreffenden Pachtzinsen berufen is. In dieser Hinsicht war nun mit dem Vorder- richter festzuhalten, daß den Verpächterinnen einzig und allein das mit „Grundbesiß“ nicht zu identifizierende Bergwerkseigenthum usteht, es au an dem Thatbestande des § 1 Abs. 1 des Kommunal- Mien eseßes fehlt, insbesondere an dem Haben von Bergwerken und dem Betriebe von Bergbau“.

Theater und Musik,

Konzerte.

Die Altistin Fräulein Selma Thomas aus München erschien am Sonnabend im Saal der Sing - Akademie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum. Aus der Schule der Frau Joachim hervorgegangen, waren, wie sich erwarten ließ, sehr solide Grundlagen in threr Gesangsfkunst : Reinheit der Intonation, Deutlichkeit der Aussprache und eingehendes Verständniß der Kompositionen zu er- kennen. Diesen guten Eigenschaften ihres Könnens entsprah jedoch nit die Naturanlage: die Stimme ist nicht Élangvoll genug und hat etwas Versthleiertes; es ist jedoch möglich, daß durch fort- gesezte Studien noch nach dieser Richtung hin noch viel zu erreihen isstt. Die Sängerin bot Lieder von Schubert, Beethoven, Schumann, Franz und Brahms. Herr Professor Heinrich Barth unterstüßte das Konzert, und zwar nicht bloß durch den Vortrag der H-moll-Sonate von Chopin, deren geistvoller Auffassung das höchste Lob gebührt, sondern au dur mehrere andere

B

Wetterbericht vom 5. März, 8 Uhr Morgens.

Ens S : er rache. Stationen. Wind. | Wetter. [d prach

Temperatur |

Uo —1 00 H O o 00 in 9 Celfius | 5G. =4NR.!

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p red. in Millim.

Graeb.

Regen wolkig Nebel Regen A Dunf heiter

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Gork,Queens- town 772

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Hertel.

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wolkig Grube. wolfenlos wolkenlos halb bed.1) bedeckt2) wolkig?) Schnee t) halb bed.

wolkig bedeckt heiter heiter®) beded{6) wolkig?) bedeck18) bedeckt bedeckt heiter halb bed. Regen

T Medici.

7F Uhr.

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Opernhaus:

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Sonntag:

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1) Nachts Regen. 2) Nachts Regen. 3) Abends | Senator.

Regen. 4) Nachts Rege. 5) Gestern Regen. s) Nachts Regen. 7) Nebel. 8) Nachm. Regen, früh Graupeln, Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Gin barometrishes Marimum von etwa 775 mm liégt vorm Kanal, Depressionen unter 760 mm be- ben fich nordwestlih von Schottland und über dem L Lte Ostseegebiet; die leßtere veranlaßt an der südlichen Nordsee vielfa starke Böen aus nord- westliher Richtung. Bei durschnittlich mäßiger [Mrestlicher bis nordwestlicher Luftstrômung ist das

etter in Deutschland mild, vorwiegend trübe und vielfa regnerish; fast überall ift seit gelei N efallen, am meisten, 12 mm, zu München. In

Recht.

demnächst auch ostwärts, zunächst über Westdeut|ch- land ausbreiten dürfte; für Ostdeutschland ift wr ames Auffrishen der nordwestlichen Winde mit bkühlung wahrscheinlich. L Deutsche Seewarte.

Dienstag :

- begleitung den Lievern der Sängerin i v va zu statten.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- 58. Vorstellung.

Akten von Giuseppe Verdi. Boito, deutsch von Marx Kalbeck. Tanz von Emil In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Teglaff. Dirigent : det Sl1avische Brautwerbung. Graeb. Musik komponiert und arrangiert von P. (Mit Einlagen von J. Brahms.) gent: Musikdirektor Schauspielhaus. 65. Vorstellung. Vasautasena. Drama in d Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benußung der Dichtuug des altindischhen Königs Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Anfang 7# Uhr. bie H orte e: f De R istorishe Handlung in ten, Dich-

tung und Musik von n von Emil Taubert. Tanz von Emil Graeb. Anfang

Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Neu einstudiert: Die Hermannss{chlacht. ¿ügen von Heinri von Kleist. vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7x Uhr.

Donnerstag: Falstaff. Sl Brautwerbung. der Königlichen Sonntag: Die Medici. Montag: auf Allerhöchsten Befehl: S5. Gesellshafts-Abend.

hauspielhaus: Donnerstag: Faust. Freitag: Geschlossen. Sonnabend: Die Hermaunusschlacht. Verbotene Früchte. der Jrrungen.

Deuvisches Theater. Dienstag: Der Herr Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Herr Senator.

Donnerstag: Der Herr Senator. eitag: Der Talismau. arodistische Posse mit Gesang in 1 Akt von ind Sarobfo und Benno Jacobson. A von Franz

Berliner Theater. Anfang 7# Uhr. Mittwoch: Narzife.

Donnerstag: Ein Tropfen Gift.

Lessing-Theater. Dienstag u. folgende Tage: | 3 Madame Saus-Gêne.

estfrankreih herrscht heitere Witterung, welche [uh Mere liab N e men. eßte Wiederholung).

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Brautjagd. Operette in 3 Akten von Hermann Hirschel. Musik von Franz von Suppé,

Stücke desfelben Komponisten, ferner dukch neue Piècen von Brahms: Ballade, Romanze (op. 118), Intermezzo und Nhapfodie (op. 119), die in dieser vollendeten Ausführung eine zündende Wirkung hervor- riefen. Außerdem kam dieses ausgezeichneten Pianisten Aer

im

sowohl wie der Konzertgeberin wurde raushender Beifall und Hervor-

ruf zu theil.

Am Sonntag Mittag gab die noch jugendlihe Sängerin o Camilla Weiß (hoher Sopran) im Saal Bechstein ihr erstes Konzert hierselbst. Die umfangreiche, fehr ausgiebige Stimme, die bis zum dreigestrichenen F reiht, ist nah italienisher Methode aus-

ebildet und läßt bereits eine bedeutende Koloraturgewandtheit er- ennen. Auch Triller und s{chwierige Jntervallsprünge gelangen meisten- theils recht gut. Wohl nur dem Umstande, daß die Künstlerin, ohne sich einen Moment der Ruhe zu gönnen, die \{hwierige Arie der Rosine aus Rofsini’s „Barbier", die Arie der Königin der Nacht aus Mozart's „Zauberflöte“, drei Lieder von Brahms, Schubert, und W. Taubert und die Proh’schen Variationen in kaum einer Stunde ausführte, ist es zuzuschreiben, daß Unebenheiten vorkamen, die durch Einlegung einiger mit Klaviervorträgen ausgefüllter Pausen vielleiht hätten vermieden werden können. Nach sehr lebhaftem Bei- fall und Hervorruf fügte die begabte Künstlerin noch das bekannte Volkslied „Sah ein Knab? ein Röslein stehn“ hinzu

Herr Mar Siewert gab mit der Chorvereinigung zur Pflege geistliher und weltliher Gesänge am Freitag- Abond ein Konzert in den Konkordiafälen und wurde hierbei mit Auszeichnung unterstüßt durch Frau HeleneSiewert (Sopran), Herrn Kammermusiker Eugen Sand ow e und den Pianisten Herrn Dr. Gehrmann. Die Chorvereinigung brachte Werke von Beethoven, Mendelsfohn und Taubert zu Gehör, die alle mit vielem Fleiß eingeübt waren. Ernste Vertiefung in die Auf- gabe trat vor allem in der Wiedergabe der unvollendeten Oper „Loreley“ von Mendels\ohn hervor. Der sehr s{hwierigen Partie der Leonore wurde die Solofopranistin Frau Siewert in allen Theilen gerecht. Uneingeschränktes Lob gebührt auch den Herren Sandow und Dr. Gehrmann, die ihre Instrumente mit vollendeter Technik beherrshten und mit Geshmack vortrugen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen die erste Auf- führung von Verdi's „Falstaff“ (Text nah Shakespeare von Arrigo Boito, deutsch von Max Kalbeck) statt. Kapellmeister Dr. Muek dirigiert das Werk, welches er bereits im Mai v. J. für das Gast- spiel der Mailänder Scala (erste italienishe Aufführung im König- lichen Opernhause am 1. Juni v. J.) mit der Königlichen Kapelle ein- studiert hat. Die Beseßung der morgigen Aufführung ist nachstehende : Falstaf} Herr Bet, Ford Herr Fränkel, Fenton Herr Sommer, Dr. Cajus Herr Philipp, Bardolph, Pistol Herren Lieban, Mödlinger, Alice Fräulein Leisinger, Annhen Fräulein Dietrich, Quickly Frau Göße, Meg Fräulein Rothauser. Die Inscenierung ist vom Ober-Regisseur Tetlaff, die Dekorationseinrihtung vom Ober: Knspektor Brandt besorgt. Die neuen Dekorationen hat der Königliche Theatermaler Quaglio angefertigt. Die Operf, Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdink ist für das Königliche Öpern- haus zur Aufführung angenommen worden. :

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen das alt- indische Märchendrama „Vasantasena* in Scene. : :

Im Konzerthause Ee Herr Kapellmeister Meyder morgen den vierten „Virtuosen-Abend" in dieser Saison. Das reich- haltige Programm bietet Gelegenheit, folgende Solisten als Künstler zu hôren: die Herren Rüfter (Posaune), Schwarz (Klarinette), Neu- mann (Violine), Stegmann (Harfe), Werner (Cornet à piston). Außerdem werden die Waldhornisten ein „Irishes Volkslied“ von Cooper und „Halali“ von Spohr vortragen.

Zum Besten der kirhlichen Armenpflege von St Simeon findet in der St. Nikolai-Kirche am Donnerstag, Abends 7# Uhr, ein Konzert statt, dessen interessantes, aus Gesangs-,

Herr Kapellmeister Federmann. Mittwoch : Brautjagd.

Zum ersten Mal in deut- Lyrishe Komödie in

Falstaff. Tert von Arrigo

Dienstag: Zum 15. Male.

burg. Schwank

ball (Veglione),

Kapellmeister Dr. Mud.

Tanzbild von Emil Regie: H

von Benno Jacobson. Vorher: Vermischte Diri-

: Maximilian Bérn, teinmann. Anfang 74 Uhr. | 7 tartmilian Vern

59. Vorstellung. Die von Goffredo Cognetti.

Leoncavallo. Uebersetzung

und Ludwig Halevy. Deutsch von Anfang 7} Uhr.

Ein Drama in 5 Auf- Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

In Scene geseßt

avische reitag: 9, Symphonie-Abeud apelle. Sonnabend: Oberon.

Ballet. Anfang Uhr.

Die Komödie Der Obersteiger.

Fharley’'s Tante.

Brandon Thomas. -— Vorher:

N Roth. In Scene gesegt von Ab. Dienstag: Aus cignem

Dienstag: Zum 1. Male. sunder Junge.

Akten von Jean Kren.

von Alfred Schönfeld. hofer. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Mauer-

In Scene gesezt von Jultus Fritsche. Anfang 77 Uhr.

von Alexandre Bisson und Albert Caré. ermann Haak. Anzeigen. 1 Akt, nach dem Französischen des N. Dreyfuß, von ¿ Anfang 78 Uhr.

Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Dienstag: Z. 20. Male. A Bass0o Porto. Scenen aus dem neapolitan. Volksleben in 3 Akten Deutsh von Emil Dürer. In Scene gefeßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Lolotte. Schwank in 1 Akt von H. Meilhac

_Donnerstag : Zum 1.Male. MargueriteBernard. Schauspiel in 4 Akten von Fred. Carmon.

Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Dienstag: Mit vollständig neuer Ausstattung. Der Südstern. Ausstattungs\tück mit Gesang und großem

Theater Unter den Linden. Anfang 7} Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag, 74 Uhr: Schwank in 3 Akten von

: (Erns Mittwoch : Dieselbe Vorstellung.

Pentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. | Ÿ

Novität! Posse mii Gesang und Tanz in - Gesfangstexte theilweise Musik von Julius Einôds-

Mittwoch: Ein gesunder Junge.

Violin- und Orgel-Kompositionen von Ba, Mozart, Beethoreu Schumann, Arcadelt, Becker und Dienel bestehendes Programm von räulein Lydia Müller, Herrn G. Rolle, Herrn Kammervirtuosen elix Meier, M Musik-Direktor Otto Dienel und dem Oratorien- erein unter Leitung des Herrn C. Mengewein uggetnget werden wird. Zum General - Direktor der Königlichen Kapelle „Und des Hof- Theaters in Dresden ist der Kammerherr Graf Nicoläus. von Seebach ernannt worden.

Mannigfaltiges.

Der Zoologische Garten hat wiederum einige Bereicherungen von großem zoologischen Interesse erhalten, nämli je ein Exemplar des japanischen und des indischen Dachses. Der erstere, klein, gelblich- grau mit verwaschener Zeichnung, is kein Neuling im Berliner Garten, denn die bekannten Gönner desselben, die Herren Rex und Vorwaldt, maten {hon öfter ein Exemplar dieser merkwürdigen Abart unseres Dachses zum Geschenk. Er theilt N das bissige Naturell seines deutschen Verwandten. Ein weit freundlicheres Bild bietet sein Verwandter aus den dem Himalaya „benachbarten Gebieten Vorderindiens. Er is mit einem zierlichen \chnee- weißen Halsband geschmüdckt, oben grau meliert mit zwei dunklen Streifen auf der Schnauze und langem, hellen Schwanz. Was ihm ein überaus drolliges Aussehen verleiht, ist sein Riechorgan, welches stark in die Länge gezogen ist und fih eiuer auffallenden Be- weglihkeit erfreut. + Nimmt man dazu die kleinen listigen Augen, den ungefügen plumpen Körper und den {weren Gang, fo hat man ein vollständiges Bild des indischen Dachses, der ein stilles Einsiedler- leben in den dihten Wäldern Nepals führt und als Vertilger vieler hädlihen Käfer ein nüßlihes Glied der Thierwelt genannt zu werden verdient.

Von dem Vorsteher des Evangelisch - Lutherischen Lazarushauses in Fürstenwalde an der Spree geht uns folgende Bitte zur Veröffentlichung zu:

„Noch wenige Pfennige! Auf unsere erste Bitte um Pfennige zum Ankauf der bisher gemietheten Räume unseres Evangelisch- Lutherischen Lazarushauses (Diakonissen-, Kranken-, Pflege- und Idioten-Anstalt) find uns bis jezt über 1700 M zugegangen. Unsere Herzen sind dadurch mit Dank gegen Gott und die lieben Geber er- füllt worden. Zu unserer großen Freude konnten wir die festgeseßte Anzahlung leisten und am 29. v. M. die gerichtlihe Auflassung er- halten. Freilich haben wir noch eine größere Summe zu der Anzahlung leihen müssen, deren Rückerstattung uns bedrückt. Im Vertrauen auf Gottes gnädige Hilfe und die Liebe unser Mitmenschen wagen wir daher nohmals bittend unsere Hand auszustrecken und für unser Haus der Barmherzigkeit, in welhem Pfleglinge aller Kou- fessionen (lutherish, evangelisch, römisch-katholisch und jüdish) Auf: nahme gefunden haben, um wenige Pfennige zu bitten.

Noch wenige Pfennige dem armen Lazarus! Gaben bitten wir, wie früher, an unseren Rechnungsführer, Lehrer Schlegel hier, zu senden. Die öffentliche Quittung über die einzelnen Gaben erfolgt in unserm Monatsblatt „Christophorus“, welhes wir auf Wunsch gern gratis und franko zufenden. Wir bitten alle Zeitungen um gütigen kostenfreien Abdruk dieser Bitte.

Fürstenwalde Spree, im Februar 1894. /

A. Burgdorf, Pastor, Vorsteher des Lazarushauses."

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Erfien und Zweiten Beilage.)

Dirigert: | Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: IT. Konzert, Shumann-Lieder-Abend von Raimund von Zur Mühlen, unter Mitwirkung des Königlichen

Kammermusikers Herrn Wilhelm Posse (Harfe).

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- ——————

Der Masken- in drei Akten Deutsch

Baal Bechstein. Dienêtag, Abends 75 Uhr: T. Klavier-Abend von Marie Roger - Miclos aus Paris. ;

Schwank in

Pirkus Renz (Karlstraße). Dienstag, Abends 7F«Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Par- force- und Kaskadenritt. Ballet von 100 Damen. Meute von 40 Hunden. Außerdem: das Feuerpferì) Elimar, vorgeführt von Frl. Oceana Renz; das Schulpferd Cyd geritten von Herrn R. Renz; die großen Tremvlinsprünge, zum Schluß der Riesen- sprung über 40 Soldaten mit aufgepflanztem Seiten- gewehr, ausgef. von Mr. Lavater Lee; die ikarischen Spiele in der Luft, ausgeführt von der Troupe Daineff 2c. : Mittwoch: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Hr. Prem. - Lieut. Friy Rodenburg mit L Emma Ziegler (Baden-Baden—Kolmar

Josef Grünstein.

i. E.). Frl. Anna Bliß mit Hrn. Oberlehrer Dr. Michaelis (Berlin). Frl. Clara Elfriéde 2 O Hrn. Prem.-Lieut. Langemak (Breslau Kosel).

Vereheliht: Hr. Lieut. Adolf Vitßthum von

Estaedt mit Frl. Lita Stobwasser (L ätburg).

r. Dr. Friedrih Frhr. von Nettelbladt mit Frl. Luise von Bonin Hamburg). —_Hr. Géorg von Bülow mit Frl. Mabel von Schmidt-Secherau (Gr. Brunsrode bei Braunschweig).

Geboren: Ein Sohn: Brn Nittmeister Hoeppner (Kolmar). Hrn. Affessor L Magdeburg- Sudenburg). Hrn. Pastor Lange (Klein-Bresa). m a Tochter: Hrn. F. von der Kuhlen

öln).

Gestorben: Hr. Arthur von Griesheim (Eisenach).

| Major Friedri Waizenegger (Frankfurt

Dienstag:

Die Bajazzi. Co.

Ein ge- q.

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Veit A E Verlag der Expedition (Scholz).

Konzerte,

Konzert-Yaus. Dienstag: Chaufseestraße 25, Hof, Krausenstraße 48. Eintritt.

Konzert. LV. Virtuosen-Abend._ Hotel-Gâä

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (etns{hließlich Börsen-Beilage). f

Karl Meyder-

f Ksölnischer

e haben freien (3804)

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 5. März

1894,

M DDe

Deutscher Reichstag. 62. Sißung vom Sonnabend, 3. März, 2 Uhr.

Der Sißung wohnen bei die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, der Königlich preußische Kriegs-Minister Bronsart von Schellendorff, der Königlich bayerishe General-Major von Haag, der Königlih sächsische Gesandte Graf Hohenthal und der Königlich württembergische Oberst Freiherr von Watter.

Eine Reihe von Petitionen wird als zur Berathung im Plenum nicht geeignet erklärt; die Petenten werden davon in Kenntniß geseßt.

Darauf seßt das Haus die Berathung des Militär- Etats for!

Abg. Gröber beantragt : mit Rücksicht darauf, daß die Referenten für das Ordinarium in der nächsten Woche ver- hindert sein würden, dem Plenum ihre Referate zu alles die Berathung des Ordinariums zu unterbrechen und diejenige des Extraordinariums vorweg zu nehmen.

Das Haus beschließt demgemäß.

Im Extraordinarium sind durch die Budgetkommission von dem anschlagsmäßigen Betrage von 110 853799 /6 im ganzen 8 385 300 M durch Streichung oder Herabminderung von 27 verschiedenen Positionen abgeseßt worden.

Abg. von Podbielsky (dkons.) erklärt namens seiner Frafk- tion, daß dieselbe in der Kommission eine Reihe von Forderungen des Militär-Extraordinariums mit Nücksicht auf die ungünstige Finanz- lage in diesem Jahre habe nothgedrungen ablehnen müssen; sie sei indeß nah wie vor bereit, bei günstigerer Gestaltung der RNeichs- finanzen den Forderungen der Heeresverwaltung entgegenzukommen.

Abg. Richter (fr. Volksp.): Wir hätten unsererseits gern

gesehen, daß die Streichungen am Militair-Etat noch größere Aus- dehnung erfahren hätten, namentlich bei gewissen Kirchen- und Kasernenbauten. Wenn wir unsere in der Kommission dieserhalb gestellten Anträge niht wiederholen, so geschieht das mit Rücksicht auf die kurze Zeit, welche uns von dem Beginn des neuen Etatsjahres noch trennt, und aus der Erwägung, daß die Plenarbeschlüsse doch nicht anders als die Kommissionsbeschlüfse ausfallen werden.

Darauf wird ohne weitere Debatte eine Reihe von Titeln des Extraordinariums bewilligt; entsprehend dem Kommissions- antrage werden gestrichen die erste Rate von 39500 /( für Neubau von Maschinengebäuden in Langfuhr, 70 000 fir den Neubau eines Dienst- und Dienstwohnungsgebäudes

ür den Kommandanten auf dem Truppenübungsplaß bei Arys, 104900 (M für ein Stabs- und Kammergebäude in Tilsit. Die erste Baurate von 40 000 ( für eine Kaserne M eine reitende Abtheilung Feld-Artillerie in Branden- urg a. H. hat die Kommission ebenfalls gestrichen. NRegierungs-Kommissar, Oberst Erfling: Meine Herren, ih habe namens der verbündeten Regierungen die Bitte an das hohe Haus zu rihten, entgegen dem Beschluß Ihrer Kommission, diese Forderung, von deren außerordentlicher Dringlichkeit die ersteren überzeugt sind, wiederherstellen zu wollen. Wenn Ihre Kommission von der Auf- fassung ausgegangen ist, daß die Verhältnisse in Brandenburg doch wohl noch ein Hinaus[chieben des Baues um ein Jahr gestatteten, so habe ih dem gegenüber anzuführen, daß die Verhältnisse seit der vor- jährigen Heeresverstärkung eine Verschlechterung erfahren haben, welche die Dringlichkeit in den Augen der verbündeten Regierungen zu ciner inirocifelbafien macht. Wenn ich das übergehen darf, was in den Erläuterungen zur Begründung der Nothwendigkeit gesagt ift, und was fsich auf die Unterbringung der Artillerie selbst bezieht: die getrennte Unterbringung der Mannschaften von den Pferden, die s{lechte Beschaffenheit der Ställe, die vorzugsweise wegen der un- stigen Lage zum Umterrain in einem Maße an Feuchtigkeit eiden, daß die Abtheilung zweimal in den leßten 6 Jahren verhindert ( an der Schießübung und den großen Uebungen des erbstes theil zu nehmen; wenn ich über die GErschwerung des Dienstes, die darin en hinweggehen will, so bleibt mir doch übrig, recht nahdrüdcklich hervorzuheben, daß das Kafernement, in dem gegenwärtig die Mannschaften der Artillerie liegen, die Klosterkaserne, dringend nöthig is zur Unterbringung der Heeresverstärkung. Die Heeresverstärkung ist in dem Umfange von einem 4. Bataillon und von 107 Köpfen, also in Summa von etwa 300 Mann, in dem Re- gimentskasernement der Infanterie untergebraht. Feder, der die Ver- hältnisse cines solchen Kasfernements kennt, vermag sich ein Bild davon zu machen, zu welchen Einschränkungen in räumlicher Beziehung das geführt hat. Es ist in dem Kasernement nöthig gewesen, alle irgendwie ver- fügbaren und zu Wohnzwecken geeigneten Räume zu diesem Zwecke heranzuziehen. Es haben Wohnungen aufgegeben werden müssen von Offizieren, von verheiratheten Unteroffizieren, von Beamten. Ich möchte do hervorheben, was für eine Bedeutung namentli die Aufgabe von Unteroffizierwohnungen für die dadurch Betroffenen hat. JZhr ganzer Wirthschaftsplan wird in einer überaus fühlbaren und shwer empfundenen Weise beeinträchtigt. Es- handelt sih hier um Familien, „die mit einem Minimum auszukommen genöthigt sind und die erheblich darunter leiden, ganz abgeschen davon, daß es im Vienstinteresse liegt , diese älteren Unteroffiziere in geeigneter Weise asernementsmäßig unterzubringen und dadurch die Lust am Weiter- dienen zu steigern. Wir haben in der Kaserne zu Wohnzwecken aber auch Nâume heranziehen müssen, die überhaupt dazu nicht bestimmt sind, und zwar find wir gezwungen gewesen, die Enden von den gebenden Korridoren, alfo selbstredend zu Ungunsten der Ventilation und Beleuchtung in Abschläge zu verwandeln und in diesen die über- hüfsigen Mannschaften unterzubringen. Alle diese Maßregeln haben nicht ausgereiht. Man hat zu einer erheblichen Ueberlegung der übrig- gebliebenen Räume schreiten müssen. Das is ein Moment, welches die Dringlichkeit des Baues für die Artillerie unbedingt feststellt. enn das 4. Bataillon kann unmittelbar, wenn die Artillerie ander- weitig untergebracht ist, in die Klosterkaserne übersiedeln, und es können dadurch Verhältnisse hergestellt werden, wie fie allein dem Dienstinteresse entsprehen. Jch wiederhole meine dringende Bitte um Wiederherstellung der Position. Die Höhe der Forderung ist dur im vollen Ee vorliegende Anschläge gerechtfertigt. Jch kann nur feststellen, daß die Anschläge sich durchaus innerhalb derjenigen Grenzen halten, die für solhe Bauten die gewöhnlichen sind. i Referent Abg. Gröber (Zentr.) empfiehlt den Antrag der ommission. i Li Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, General- leutenant v on Funck: Meine Herren, entgegen der wiederholten bitetührung des Neferenten kann die Militärverwaltung nur dringend welche daß Sie diesen Bau nicht aufschieben. Dasjenige Motiv, best es der Referent aus den gedruckten Motiven entnommen hat, steht ja; es besteht aber nur als nebensächlihes Motiv neben den eiden Momenten, welche der Oberst Erfling angeführt hat, daß einmal die jeyt bestehende Infanteriekaserne, welche für ein Regiment e ist, jeßt mit 300 Köpfen mehr belegt ist. Das will etwas 300 Rau wenn în eine Kaserne über die Normalzahl hinaus noch dur Me hineingestopft sind. Es bedeutet das die Ueberle ung ein ganzes 4, Bataillon und durh die Etatsverstärkung

gewesen ist,

für cine Kava

des Füsilier-Regiments. Der Oberst Erfling hat angeführt , welche Nachtheile _diese enge Unterbringung in Mäumen, die nur irgend verfügbar find, in sfanitätlicher Beziehung haben muß. Ergänzend zu dem, was der Oberst Erfling an eführt hat, möchte ih hervorheben, daß es ih hierbei nit bloß um die gesunde Unter- Pringlng der Mannfchaften handelt. Die Bewahrung unseres Pferde- materials in den jeßigen Ställen is niht inöglih. Die Ställe find von Jahr zu_Jahr schlechter geworden, weil sie tiefer liegen als die anliegenden Straßen, „und häufig das Wasser hineinläuft. Dadurch sind die Wände vollständig feuht geworden und die Pferde werden krank. Die Gesunderhaltung der 2 annschaften, die Bewahrung des Pferdematerials und daneben eine Erleichterung im Dienst der Artillerie- Abtheilung sind die Momente, welche es uns als geboten erscheinen lassen, die unverzügliche Bewilligung dieser Position dringend von Ihnen zu erbitten. Die Forderung wird gegen 3 Stimmen gestrichen.

,_ Abgelehnt wird ferner die erste Baurate von 200 000 für den Ausbau der Brückenkopf-Kaserne in Torgau.

__ 200000 M werden als erste Rate für eine Kaserne für die Bedienungsmannschaften einer fahrenden Abtheilung Feld- Artillerie in Glogau gefordert. :

_NRegierungskommissar Oberst Erfling: Meine Herren, die Prüfung, die der Referent als erforderlih bezeichnet hat in Bezug auf den Bau in Glogau, is in der Zwischenzeit erfolgt. Ich hatte {hon die Ehre, in Ihrer Kommission hervorzuheben, daß die Militärverwal- tung selbst keinen Zweifel darüber hatte, daß das neue Kasernement mit reihliGem und gesundem Trinkwasser zu versorgen keinen Schwie- rigkeiten begegnen werde. Es is aber, nahdem von mit der ge- nügenden Ortskunde ausgestatteter Seite der Zweifel angeregt war, eine nohmalige Feststellung der Verhältnisse erfolgt, und diese hat folgendes Resultat ergeben : Die Kaserne foll erbaut werden im Anschluß an die auf dem sogenannten Dom, dem auf dem rechten Oderufer ge- legenen Theil der Stadt. Dieser Dom ist dem Hochwasser ausgeseßt, welches zwar nicht die ganze Dominsel, aber immerhin Theile davon überströmt und welches zweifellos wiederholt zu einer Verschlech- terung der Trinkwasserverhältnisse infolge des Eindringens des

Wassers in die vorhandenen Brunnen geführt. Nun liegen die Verhältnisse bezüglich der Fahrerkaserne so: diese versorgt sich selbst mit Wasser, und zwar aus einer Schicht, die, etwa 10 m unter der Oberfläche des Geländes beginnend, eine noch garnicht erbohrte Mächtigkeit hat und ein vollständig gutes, zum Genusse geeignetes Wasser führt. Dieses wird dur einen abessinishen Brunnen ent- nommen , der eine Tiefe von 21 m hat. Dieses abessinishe Rohr durhbriht zunächst die obere, die Kulturshiht , dann eine einige Meter starke Sandshicht und dann auf der Höhe von 7 bis 9 m unter Terrain eine blaue Lettenschicht, also eine gegen Wasser völlig undurhlässige Schiht; unterhalb derselben beginnt die wasserhaltige Kiesschiht. Das Rohr ist vollkommen abgedichtet gegen Zufluß von shädlihem Wasser von der Oberfläche her; und es ist auch bis jeßt aus diesem Rohre niemals anderes als vollkommen gebrauchs- fähiges Wasser entnommen worden; das Wasser hat eine sich stets gleihbleibende Höhe von 4,30 unter Terrain. Krankheitsersheinungen oder Beobachtungen, die den Schluß zuließen , daß das Wasser in gesundheitliher Beziehung irgendwie Bedenken Crrege, nd nie gemaht worden. Im Jahre 1890 hat eine leichte Typhusepidemie auf dem Dom geherrsht. Diese Epidemie hat in erster Linie die Zivilbevölkerung ergriffen ; von ärztliher Seite wurde sie in unmittel- baren Zusammenhang gebracht mit den damals in Angriff ge- nommenen Kanalifationsarbeiten, durch die bei außerordentlich niedrigem Grundwasserstande die infizierten Schichten bloßgelegt wurden. Die Epidemie hat auch auf die Garnison übergegriffen, aber nur auf eine Anzahl von Mannschaften des Pionier-Bataillons, die bei Löschung eines Brandes dort mithalfen. Sie hatten nach- weisbar aus einem infizierten Brunnen getrunken, der sih dort befindet. Auch ein Mann von der Belegung der Artillerie-Kaserne wurde von der Epidemie ergriffen und zwar, weil er von demselben ver- dächtigen Brunnen getrunken hatte. Jm übrigen fand ein Weiter- greifen auf die Artillerie-Kaserne nicht statt. Ich wiederhole: es be- steht kein Zweifel für die Militärverwaltung, daß der Brunnen, der gegenwärtig besteht, den Bedarf unter Umständen allein decken würde. Es sind noch eine Zahl anderer Brunnen vorhanden; wenn die der Reinigung bedurften, war die ganze Belegung auf den abessini- {en Brunnen angewiesen, und derselbe entsprah au vollkommen den Anforderungen. Das Projekt beabsichtigt jedoch die Herstellung eines neuen Brunnens, um den ersteren zu entlasten. Der Brunnen foll abgesenkt werden als Kesselbrunnen bis auf eine Höhe von 8 m unter Terrain, soll dann ein Steigerohr enthalten, welches die dar- unter befindliche Lettenshiht durhbriht und in die Wasserschicht hineinführt. Das Wasser wird im Kessel bis zu einer Höhe von 2,90 m steigen und durch eine Druckpumpe entnommen werden. Das giebt die unbedingte Sicherheit, daß si der Kessel nur anfüllt mit Wasser aus der guten Schiht. Die Höherführung des Kessels über Terrain und die Dichtigkeit seiner Wandungen verhindern das Ein- dringen des s{ädlihen Wassers von oben und der Seite absolut. Ich bitte dringend, die Bedenken _ betreffend die Wasserversor- gung des jeßigen und des künftigen Kasernements fallen, und nur die Frage des Bedürfnisses, der dringenden Nothwendigkeit, die ja auch in der Kommission nicht ernsthaft angezweifelt wurde, entscheidend sein zu lassen. Wir wollen das Brückez- kopf-Kasernement, in welchem die Bedienungsmannschaften der Artillerie- Abtheilung von den Fahrern getrennt liegen, entlasten; wir wollen die vierte Abtheilung des Negiments von Podbielski, welche auf diese in Rede stehenden Kasernen angewiesen ist, aus dem Lager von Lerhenberg nehmen, in welhem es jeyt liegt und welches für die Winterbelegung absolut nicht geeignet ist. Die Belassung des Truppen- theils im Lager ist mit Kosten verknüpft, die fih für diese Ab- theilung auf etwa 28 000 4 im Jahre ermitteln lassen, wegen der Zuwendungen, die bestimmungsmäßig die im Lager untergebrachten Truppentheile zu beanspruchen haben. Die Trennung des Truppen- theils von der Garnison is eine empfindliche; die Entfernung ist 9 km und die Offiziere sind genöthigt, sih tägli in die Stadt hinein zu begeben zum Essen. Es ist ein in dienstlider und wirth- schaftliher Beziehung außerordentlich lebhaft empfundenes Be- dürfniß, diese vierte Abtheilung in die Brückenkopf-Kaserne zu legen, die wir jeyt leeren wollen. Jch bitte um Bewilligung der Forderung.

Die Forderung wird gemäß dem Kommissionsvorschlag gestrichen, ebenso ohne Debatte die erste Rate von 1000 4 für den Entwurf zum Neubau einer evangelischen Garnisonkirche in Breslau, dic erste Baurate von 200000 für eine Artilleriekaserne in Schweidniß, weiter erste Raten für ein Dienstgebäude nebst Kaserne für das Bezirks-Kommando in Hamburg 5000 #, für eine Kaserneund ein Garnisonverwal- tungs-Dienstgebäude in Celle 8000 M

Béi der eung der ersten Baurate von 300 000

eriekaserne in Karlsruhe bemerkt der

Königlich preußische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Kriegs-Minister General Bronsart von Schellendorff:

Ja, meine Herren, ih kann Ihnen niht vershweigen, daß die zahlreihen Abstriche, die die Budgetkommission an dem Militär-Etat gemacht hat, und von denen ih leider befürchten muß, daß sie hier

im Plenum au zum Beschluß erhoben werden, die Militärverwaltung do auf das äußerste bedrücken. Wir sind bei der Aufstellung des Etats pflihtgemäß mit der größten Einschränkung vorgegangen; wir haben uns überzeugt, daß es nothwendig ist, wesentlihe Forderungen zurückzustellen und nur ganz nothwendige hervorzuheben. Wir find auch wirkli nicht von einer Bauwuth beseelt: bei Bautechnikern findet man das zuweilen, aber die Militärverwaltung im ganzen legt keinen großen Werth darauf, viele Bauten zu errihten. Wir haben diesen Bauten au keinen anderen Gedanken zu Grunde gelegt als den, daß wir unsere Leute, unser werthvolles Material besser unter- bringen wollen, und daß es nur Söhne des Vaterlandes find, für die wir befser sorgen wollen. Wenn das nicht geschieht, wenn sie in Quartiere kommen, die nit gesund sind, dann wollen Sie uns nicht verantwortlih dafür machen, wenn \{ließlich ein Malheur passiert. Jh habe heute noch ein Schreiben bekommen von dem kommandierenden General des XIV. Armee-Korps, in welchem derselbe einfa sagt, er übernimmt die Verantwortlichkeit nicht mehr, wenn die hier in Nede stehende Kaserne in Karlsruhe einstürzt. Ja, meine Herren, ih au nit. (Heiterkeit)

Nun haben allerdings die Herren in der Kommission bei den einzelnen Positionen gesagt: im nächsten Jahre werden wir es be=- willigen. Ja, meine Herren, wenn das nur in den Etat geschrieben würde, dann käme ih im nächsten Jahr und präsentierte meinen Schein; aber das thun sie niht. Das erinnert mi immer an eine Ueberschrift, die ih an einem Hause in Ostpreußen gesehen habe: „Wenn du willft borgen, fomme morgen“, und wenn man mit dem besten Willen hinkam, etwas zu borgen, blieb das immer an derselben Stelle stehen. So geht es auch mir; wenn ih fomme, dann sagen Sie wieder: bitte, im nächsten Jahr! Ich habe dabei doch ernste Bedenken und halte mich deshalb für verpflihtet, das hier zum Ausdru zu bringen, auch wenn ih keine Gegenliebe bei Ihnen finde.

Die Forderung wird ohne weitere Debatte ab elehnt, ebenso diejenige einer ersten Rate von 40000 ( für die Erweiterung der Kavalleriekaserne in Riesenburg.

Zur Erwerbung eines Truppenübungsplaßes für das VITI. Armee-Korps sind 2900 000 ausgeworfen, von welcher Summe 2 350 000 M schon bewilligt sind und jeßt weitere 450 000 6 gefordert werden.

Abg. Prinz von Arenber entr.) bringt S die A ‘diefes as 4 der Nabe Ler ies Grenze in dem Nachbarlande allerlei Befürchtungen erregt hat; man \sprehe von einem befestigten Lager und von allerlei \trategischen Nebenzwecken, die damit verfolgt würden. Der preußische Kriegs- d möge in dieser Beziehung eine beruhigende Ertlrun ab-

n.

__ Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Kriegs-Minister Bronsart von Sche llendorff:

Meine Herren! Die Vorausseßungen des Abg. Prinzen von Arenberg sind zweifellos und unantastbar richtig. Wir haben den Platz ausgesucht, niht um irgend einen wichtigen strategishen Punkt zu einem befestigten Lager zu machen, sondern wie auch den Platz von Arys, Munster und andere Pläße im Lande lediglich um unsere Truppen technisch auszubilden , einfah nur zur gewöhnlichen Truppenausbildung, um das Land zu entlasten von Einquartierungen und Flurshäden zu vermeiden. Befestigungen werden da garniht ange- legt, höchstens daß die Truppen beim Exerzieren Schütßengräben ausgraben und nachher wieder zuwerfen. Es is aber eine ganze Zeit lang eine Seeshlange durch die auswärtige Presse gegangen, man hat immer von der befestigten Lage von Malmedy gesprochen, namentlich in belgishen und anderen Blättern, aber ih glaube, die Leute, die da militärishe Kombinationen geknüpft haben, sind Strategen, na dritter, vierter Güte. (Heiterkeit)

Der Titel wird bewilligt.

Gestrichen werden ferner 100 000 4 eines Versuhs auf einem Remontedepot, die Remonten erst im Herbst an die Truppen auszugeben“. An der Forderun von 12000 #6 zur Herstellung einer Blizableiteranlage bei dem Kadettenhaus in Karlsruhe werden 2200 4M, an der Forderung von 193000 zu Ergänzungs- und Umbauten bei dem Kadettenhaus in Plön 151 000 46 abgeseßt. Ab- gelehnt werden 15000 M erste Rate für den Neubau der Kriegsshule in Potsdam, 37000 A zum Bau cines Exerzierhauses für die Unteroffiziershule in Potsdam, 10 000 / zu Erweiterungsbauten bei dem Militär-Knaben- Erzichungsinstitut zu Annaburg.

Für das General-Kommando in Metz soll ein neues Dienstwohnungs- und Bureaugebäude erbaut werden. Die Kosten sind auf 600 000 M veranschlagt, als erste Nate wer- den 14000 A gefordert.

Abg. von Podbielsky (dkonf.) beantragt die Bewilligung der Position. Das Bedürfniß für die Dienstwohnung des kommandieren- den Generals, der jeßt in -Miethsräumen wohnen müsse, sei nach- gewiesen.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, triegs - Minister Bronsart von Schellen dorff:

Meine Herren! Das Eintreten des §Herrn Abg. von Podbielski für diese Forderung gewährt mir die allergrößte Befriedigung. Er hat das so vorzüglih gemacht, daß ich kein Wort mehr dazu zu fagen brauhe. Nur ein Mißverständniß möchte ih aufklären in Bezug auf eine Aeußerung des Herrn Referenten. Er sagte, der kommandierende General wäre mit seiner Wohnung zufrieden. Das ist nicht ganz richtig (Heiterkeit), er ist allerdings der bedürfnißlosest® Offizier der ganzen Armee, das ist rihtig, das habe ih auch in der Kommis- sion gesagt. (Sehr richtig!) Aber, troydem er si mit bescheidenen Räumen für seine Person begnügt. hält er es do für feine Pflicht, eine seiner Stellung als kommandierezder General entsprehende Woh- nung zu fordern.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.) tritt ebenfalls für die Be- willigung ein.

Abg. Richter (fr. Volsp.) widerspriht dem Antrag und wei auf die schwache Beseznng des Hauses hin (es sind ettva 50 Meile facher Tie anwesend), welche event. über den Antrag zu ent-

eiden hätte.

„zur Anstellun