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über die Reliktenfürsorge und Pensionsfürsorge der Lehrer an den Ffogenannten mittleren Schulen berüdckfihtigt; und das wird in diesem Moment das wesentlihste sein, worauf wir uns werden zu beschränken haben.
Diesen Schulen generell das Recht zu verleihen, eine Prüfung für die Berechtigung zum einjährig-frciwilligen Dienst abzuhalten, ift einfa unmöglich; denn fie müßten \sich dann zu sehsklassigen Schulen entwideln, sie müßten zwei fremde Sprachen lehren und müßten im wesentlichen den Lehrplan der Realschule haben und erfüllen. Wenn das diese Schulen wollen, und soweit die betreffenden Kommunen dazu bereit sind, das zu thun, treten sie in die Kategorie ein, der wir au zu Hilfe kommen können aus öffentlihen Fonds; und da werden wir es mit der größten Bereitwilligkeit thun, wo wir es irgend können. Aber darüber hinaus, glaube ih, kann ih bei den heutigen Etatsverhältnissen und bei der ganzen Einrichtung unseres höheren Schulwesens nicht gehen.
Abg. Dr. v. Jazdzewski (Fete) wünscht eine Vermehrung der Zahl der Schulräthe im Provinzial-Schulkollegium in Posen und bes{chwert sich über Beschränkungen der externen Schüler am Mariengymnasium in Posen, wodurch die Katholiken benachtheiligt würden.
Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Stauder hält zwei Schulräthe in Posen für ausreihend. Das Marien-Gymnasium und auch das Friedrih Wilhelms-Gymnasium feien überfüllt und müßten doch zunächst die einheimischen Schüler berücksichtigen. Der Minister habe aber den Wünschen der katholishen und polnishen Eltern dadur Rechnung getragen, daß er verfügt habe, daß solchen Schülern, welche Verwandtschaften oder fonstige Beziehungen in Posen haben, die Auf- nahme vor allen übrigen gewährt werden solle.
Abg. von E ynern (nl.) bedauert, daß für die Schulräthe eine Ge- haltsaufbesserung in absehbarer Zeit niht zu erhoffen s, Die Schulräthe bezögen jeßt ein geringeres Gehalt als die Gymnasial- Direktoren, und gerade aus den leßteren gingen die Schulräthe hervor. Es müßte also den Schulräthen doch wenigstens dasfelbe Gehalt ge- währt werden wie den Gymnasial-Direktoren. |
Geheimer Ober-Finanz-Rath Germar bemerkt, daß die Finanz- verwaltung ganz allgemein dafür sorgen werde, daß den Beamten beim Uebertritt in ein höheres Amt ihre Bezüge nicht verkürzt werden follten.
Abg. Krawinkel (nl.) dankt dem Minister für seine entgegen- kommende Erklärung hinsichtlich der gehobenen Stadtschulen; er habe nicht allen diesen Schulen, sondern nur den besonders qualifizierten die Berechtigung zum einjährigen Dienst zuwenden wollen.
Abg. Dr. Kropat \check (kons.) möchte die jeßt zu einem gewissen Stillstand gelangte Schulreform durch neue Pläne, wic die Abschaffung der Gymnasfialmaturitätsprüfung und eine größere Begünstigung der gehobenen Schulen, nit wieder in Fluß bringen. Die Gehälter der rae seien erst vor einigen Jahren einigermaßen erhöht worden.
Abg. von Eynern (nl.) weist darauf hin, daß die Unterstüßung und Förderung der gehobenen Stadtschulen mit der Schulreform gar nichts zu thun habe, aber für weite Kreise, besonders den Westen, höchst wünschenswerth 1
Das Kapitel wird genehmigt.
Die Ausgaben für die Prüfungskommissionen werden ohne Debatte genehmigt.
__ An Staatszuschuß für die Landes-Universitäten und die Akademie zu Münster sowie das Lyzeum zu Braunsberg sind 8171 359 M, 67 256 M mehr als im Vorjahre, ausge- worfen. Vom 1. April 1874 ab sollen den Beamten der Universitäts-Bibliotheken (mit Ausnahme der Vorsteher der- selben und desjenigen der Königlichen Landesbibliothek) Dienst- alterszulagen nah dem für die wissenschaftlihen Lehrer an den hoheren Unterrichtsanstalten aufgestellten Normal-État ge- währt werden, desgleihen den Garten-Jnspektoren bei den Universitätsgärten, sowie dem betreffenden Beamten beim Bo- tanischen Garten in Berlin nah Erledigung dieser Stelle.
Abg. Böttinger (nl.) mat darauf aufmerksam, daß bei der rapiden Entwickelung der chemishen Industrie in Deutschland die Gefahr näher rüde, daß auch das Studium der Chemie auf unseren Universitäten sih zu sehr in Spezialitäten zersplittere und das solide
undament der allgemeinen chemishen Bildung verloren gehe. Das eutige Diplom des Dr. phil. sei kein Prüfstein für die gründliche Durchbildung unserer jungen Chemiker: viele nicht graduierte Chemiker besäßen eine weit mehr in sih abgeschlossene Kenntniß namentli auf dem Gebiete der chemishen Technologie. Es müsse für die Chemifer auch auf den Universitäten ein besonderes Diplomexamen abgehalten werden, wie es auf den Technischen Hochschulen bestehe. Diese Chemiker müßten ganz besonders auf dem Gebiete der organishen Chemie, dann aber auch in den anderen Naturwissenschaften weit gründlichere Kennt- nisse erwerben. Mit den hervorragenderen Leistungen der Chemiker nah einer solchen Reform des Lehrwesens werde dann auch dem Vater- lande und der gesammten heimischen Industrie ein großer Dienst ge- [leistet werden. Zur Zeit seien nur einige Professoren von der Noth- wendigkeit einer folhen Reform durchdrungen; helfen könne aber nur eine einheitlihe Ordnung des Unterrihtsganges und des Prüfungs- wesens auf allen Universitäten. Dazu gehöre natürlich auch die Ab- legung eines Zwischeneramens, nah welchem erst der Studierende fich der Chemie als Spezialstudium zuwenden dürfe.
Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Die s{önen und klaren Ausführungen des Herrn Vorredners über die Bedeutung und die Wichtigkeit der chemischen Industrie sind au für mih von großem Interesse gewef en und wer- den es au noch weiter sein. Jch zweifle auh nicht, daß die Klagen über die gegenwärtige Ausbildung der Chemiker ihre Berech- tigung haben. Soweit e #sch um die Nahrungsmittel- Chemiker handelt, ist ja jeßt durch die Initiative, die im Reich ergriffen worden is, eine Abhilfe in Aussicht ge- nommen; für die anderen Chemiker, die überhaupt staatliche Auf- gaben zunächst nicht haben, wird es sehr viel \{chwerer sein, in dem weiten Umfang, den der Herr Vorredner ins Auge gefaßt hat, hier eine Reform, eine staatlihe Prüfung eintreten zu lassen. Jch gebe mich aber der Hoffnung hin, daß namentlih an unseren Universitäten durch die von mir ins Auge gefaßte Reform des Doktorexamens und der Doktorpromotion {on diejenigen wesentlichen Verbesserungen in Bezug au auf die chemischen Examina und auf die Ablegung der chemischen Doktorprüfung herbeigeführt werden können, die der Herr Vorredner wünscht.
Abg. Dr. Friedberg (nl.) behandelt im Anschluß hieran die Frage der Reformbedürftigkeit der Doktorpromotion. Heidelberg, eipzig, Jena und Erlangen gewährten noch heute unzulässige Erleichte- rungen betreffs der Dissertation; sie verzichteten entweder ganz auf die- selbe oder doch auf deren Drucklegung. Die juristischen Fakultäten einer oder der anderen dieser Universitäten begnügten ih mit der Referendararbeit, infolge wovon speziell retse Neferendare mit Vorliebe auf den genannten Universitäten promovierten. Es fei bedauerlich, da der preußische Justiz-Minister niht dem Beispiel des Kultus - Ministers Falk gefolgt sei, der die Führung des Doktortitels nur dann gestattete, wenn er unter denselben Bedin- ungen, wie an einer preußishen Universität, erworben war. Es aufe hier auch ein Geldinteresse mit unter; Berlin habe nur 17 000 M. an Prüfungsgebühren für solche Doktorpromotionen ver- einnahmt, Leipzig und Heidelberg je über 200 000 A is sei Abhilfe dringend E Weiter fei der Unfug der Erwerbung und
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Führung von im ande erworbenen ärztlihen Doktortiteln noch
immer im Schwange, troß aller behördlihen Gegenmaßnahmen. Die bestehende Gesepgebung reiche hier nit aus.
Regierungs-Rath Dr. S chmidt: Die Staatsregierung erkennt die bestehenden Mißstände an. Die Prüfung der zur Ver- fügung stehenden Abwehrmittel ergiebt ein ungünstiges Resultat. Die Sübeinta des Titels kann allgemein nicht versagt werden, sondern nur die „unbefugte“ Führung. Hierüber bestehen nun landesgeseßlihe Vorschriften nicht. Das Ober-Tribunal hat in einem Spezialfall einen Barbier und Heilgehilfen, der für 300 M in Philadelphia den Doktorgrad erworben hatte, niht als Uebertreter angesehen. Die Reformbedürftigkeit dieses Zustandes hat den Kultus- Minister Dr. Falk 1877 zu seinem Erlaß bewogen ; der Justiz-Minister konnte diesem Beispiel aus anderen Gründen nit folgen. Es werden aber gegenwärtig zwischen beiden Ressorts wiederum Verhandlungen gepflogen, die diese Frage zu einer hoffentlih befriedigenden Lösung führen werden.
Abg. Dr. Kropatscheck (kons.): Auch in Preußen is nicht alles bezüglich der Doktorpromotion so gut und {chön, wie seiner Zeit der Kultus-Minister von Goßler gemeint hat; Beweis dafür sind u. a. zahlreiche medizinische Dissertationen, deren Werthlosigkeit ganz allge- mein anerkannt wird. Die Besserung der Verhältnisse der Biblio- thekare und Kustoden können wir nur mit Freuden begrüßen und müssen dafür dem verdienten obersten Leiter der Landesbibliothek unsere Anerkennung aussprechen. Im übrigen befürwortet Redner größere Berücksichtigung der Universität Greifswald. Es fehle dort den mit der Erforschung der Diphtherie seit langem beschäftigten Professoren Löffler und Strübing an passenden Flinischen Näumen, und die Universitätsbibliothek sei, namentlich für Theologie und Ge- schichte, völlig unzulänglich. /
Abg. Dr. Virchow (fr. Vp.): Nach keiner Seite wird die gegenwärtige {hwierige Finanzlage so s{chwer empfunden als bei den Universitäten. Der Kultus - Minister begegnet bei seinem Streben für die Hochschulen geradezu der Antipathie des Finanz- Ministers und auch die Landesvertretung verhält sich nur zu kühl. Die Unterbeamten, besonders die Pedelle, sind bei der Gehalts- aufbesserung sehr \{chlecht weggekommen ; fie rangieren jeßt in einer Klasse mit den Hausdienern und Kalefaktoren mit cinem überhaupt nur zwischen 1000 und 1500 4 oscillierenden Gehalt. Dabei werden die Pedelle aus den höheren Klassen der Militäranwärter entnommen. Cine Trennung der beiden Kategorien wäre daher sehr angezeigt. Die Verbesserung der Bibliothekstellen ist mit Recht gelobt worden; aber man sollte doch darüber die Bibliotheken nicht vergessen. Die Berliner Universitätsbibliothek befindet {ih mit ihren oberen, dem Dache sich nähernden Räumen in geradezu unglaublichen Verhältniffen. Der Garteninspektor für den Berliner Universitätsgarten hat nur den Titel; er ift Universitäts- gärtner und weiter nichts; daß der Titel eine Bedeutung für den Etat hätte, ist uns niht bekannt. Allerdings \{chüttet ja jeßt die Universitätsverwaltung neue Titulaturen vershwenderis{ch auf ihre Beamten aus. Die vom Abg. Friedberg geforderte Neuordnung sept doch eine gewisse Gleichmäßigkeit der Behandlung der Sache auf allen deutshen Universitäten voraus. Die lade ist sehr stark finanziell gefärbt; vor zehn Jahren haben sih die deutschen Universitäten geradezu gegenseitig in der Bemessung der Gebühren unterboten. Sehr kümmerlich ist das Gehalt der Assistenten an den Kliniken und Laboratorien; dieser Umstand wirkt auf den Nachwuchs auf diesem Gebiete sehr ungünstig ein. Geradezu bejammecnswerth aber seien die Zustände der Charité; es sei die höchste Zeit, den Widerstand des Finanz-Ministers gegen einen Neubau zu brechen: vielleicht gelinge es {hon in der nächstfolgenden Etatsperiode, an den Neubau zu U mit Reparaturen sei niht mehr zu helfen.
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Alt h of f: Wir haben durch- weg dieselben Wünsche, wie der Vorredner; aher die Differenz fängt sofort bei der Finanzfrage an, wenn ih auch der Behauptung, daß die Universitäten beim Finanz-Minister auf Abneigung Le nicht beipflihten kann. Für die Pedelle läßt sich bei aller Vere rung und Anerkennung keine besondere Kategorie begründen. Für die Biblio- theken ist doch, wie der Abg. Virhow wissen muß, in den leßten Jahren außerordentlich viel geschehen. Die Königliche Bibliothek [äßt baulih viel mehr zu wünschen übrig, als die Bibliothek der Universität Berlin. Der Mißstand der Charité ist allerdings beklagenswerth; die Lösung der Schwierigkeit ist aber um so s{chwerer, als wir eine Anstalt brauchen, die für 100 Jahre ausreichen foll. Die Vorarbeiten sind so weit gefördert, daß man auh bald zu Thaten kommen wird. Für die 142 Bibliothekbeamten liest man in den Zeitungen täglih Artikel in solher Menge, als wenn es \sich mindestens um eine Legion handelte. Die Einführung der Alterszulagen ist ein großer Schritt auf dem Wege der Besserung der Verhältnisse dieser Be- amten; ob dieselben uns dafür so dankbar sein werden, wie wir dem Finanz-Minister, will ih hoffen.
Abg. Dr. Por (Zentr.) tritt den Ausführungen der Abgg. Friedberg und Kropatscheck wegen der Frage der Doktorpromotion und der Führung des Doktortitels bei. Es müsse doch auch bei aller Schonung der Rechte der anderen deutshen Staaten möglich sein, eine gleichmäßige Regulierung dieser Verhältnisse durch ganz Deutschland herbeizuführen. Die Dozenten, die in großem Umfange zwischen preußischen und nichtpreußischen deutschen Hochschulen ausge- tausht würden, hätten doch das größte Interesse an ciner solchen einheitlichen Regulierung. :
Abg. Spahn (Zentr.) bittet den Minister, die zu Stipendien und Unterstüßungen für Studierende aus Posen und Westpreußen etatsmäßig ausgèworfenen 100 000 Æ, falls die von den Polen beantragte Verschmelzung mit dem allgemeinen Stipendienfonds von 68 000 M abgelehnt werden sollte, aus eigenem Ermessen niht mehr in den späteren Etats besonders erscheinen zu O und ersucht zugleih um die Vorlegung einer genauen Statistik über die Verwen- dung dieses Titels, der „für Studierende deutscher Herkunft zum Zwecke späterer Verwendung derselben in den Provinzen Westpreußen und Posen, sowie für Studierende aus dem Regierungsbezirk Oppeln“ bestimmt ist. Redner bemängelt ferner die Vertheilung der Stipendien- fonds und behauptet eine Benachtheiligung namentli der Angehörigen der fatholis-theologishen Fakultäten bei der Verwendung ; auch hätten die fkatholishen Theologen niht den ihnen zukommenden Antheil an den Ergebnissen der Kollekten. Der bezügliche Beschluß der Universität Bonn sei ein Verstoß gegen die Universitäts\tatuten. Außerdem plaidiert Redner für eine gründlichere Vorbildung und Aus- bildung der Juristen auf dem Gebiet der eigentlihen Rehtswissen- schaft, niht bloß der prafktishen Thätigkeit in der Rechtspflege.
Regierungs-Rath Dr. Shmidt: Es hat in Bonn lange Jahre eine Imparität auf dem Gebiet des Stipendienwesens zu Ungunsten der evangelish-theologishen Fakultät bestanden; darum hat das Prä- zipuum für die fatholishen Theologen aufgehoben werden müssen. Außer den Stipendien, die wie diejenigen des Stipendien- und Kollekten- s ganz ohne Rücksicht auf die Konfession vertheilt werden müssen, nd im leßten Jahre speziell für die katholischen Theologen noch 9—6000 M bewilligt worden. Die „Germania“ selbst hat an- Cat E bei der Verwendung der Summen eine Imparität nicht platgreift.
Abg. Dr. Sattler (nl.): Das glänzende Bild unserer Bibliotheks- tarrière, wie es Herr Althoff entrollt, wird do durch manchen Schatten noch entstellt. Die Volontäre haben gar keinen Anspruch auf Gehalt, ihre ganze Arbeitskraft wird aber von den Bibliotheken aufgebrauht. Es find 39 Beamte, die also auch nicht einmal remuneratorish be- soldet werden. Unter ihnen befinden sih Beamte, die sieben Jahre im Amte sind und sich mit 4- bis 500 # begnügen müssen. Dieses s{chlechte Verhältniß gleicht auch der neue Etat noch nicht aus.
Abg. S pahn (Zentr.) is mit der Erklärung des Kommissars niht zufrieden ; die Einziehung des Präzipuums sei unberechtigt, weil die Leistung desfelben au gefeßlihem Anspruch beruhe. Der Artikel der „Germania“ könne ihn nicht rühren.
Regierungs-Rath Dr. Schmidt bleibt bei seinen vorherigen Ausführungen stehen.
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Althoff tritt dem. Abg. Sattler entgegen. Die Volontäre habe er nicht Dergelne Diese Beamten befänden sich in derselben Stellung wie die Referendare
und hätten prinzipiell ohne Entschädigung zu arbeiten, bekämen aber zum Unterschied von jenen hon jeßt — 28 von 39 — aus ay er- ordentlichen Bibliotheksfonds Remunerationen. Er müsse das n wog aaf et draußen nicht alles geglaubt werde, was man bier im Hause sage.
Abg. Dr. Sattler (nl.): Der Kommissar bestätigt lediglich, was ih gesagt A Die Sachlage verändert sich eben sehr, wenn man berücksihtigt, daß auch dieje Exspektanten noch da sind. Die BVer- M TEGE S kommt in die übelste Lage, wenn sie diese ohne Einschränkung zuläßt.
Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Al t hoff: Die Zulassung von Grspektanten is gerade durch Erlaß des Ministers einge\schränkt; in Res einzelnen Falle wird jeßt darüber von der Zentralinstanz ent-
ieden.
Damit schließt die Diskussion. L 4
Tit. 1, „Zuschuß für die Universität Königsberg 817 030 M“, wird bewilligt.
Um 4 Uhr wird die Fortseßung der Berathung des Kultus-Etats auf Donnerstag 11 Uhr vertagt.
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Nr. 10 der „Veröffentlichungen des Kaiferlihen Gesundheitsamts“ vom 7. März hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand . und Gang der Volkskrankheiten (Cholera, In- fluenza u. \. w.). — Gesundheitsstand und Sterbefälle, Fanuar. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. — Desgl. gegen Pocken. — Aus dem egyptishen Sanitätsberihte 1890. — Gesetzgebung u. \. w. (Deutsches Reich). Rücksendung deutscher Ausstellungsgüter aus Nom. — (Mecklenburg-Schwerin). Medizinalbezirke. — (Ungarn). Kunst- weine. — (Rußland). Desinfektion bei Viehbeförderungen auf Eisen- bahnen. — Gang der Thierseuchen. Maul- und Klauenseuche in Dänemark. — Thierseuchen in Serbien, 4. Oktober bis 31. Dezember. — Desgl. in Belgien, viertes Vierteljahr. — Desgl. in Italien, 1. Dftober bis 30. Dezember. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thier: seuhen. (Preuß. Neg.-Bez. Trier, Elsaß - Lothringen.) — Necht- \prehung. (Preuß. Ober-Verwaltungsgericht). “ Fishg aus cholera- verseuhten Vrten. — Verhandlungen von geseßge enden Körper- chaften, Vereinen, Kongressen u. \. w. Xl. internationaler medizinisher Kongreß. (Schluß). — (Preußen). Staatshaushalts: Etat 1894/95. (Schluß). — (Hessen). leis von tuberkulösem Vieh, — Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Januar. — Desgl. in größeren Orten des Auslandes. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutsher Groß: städte. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Witterung,
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Wee O über die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche
in Preußen im Ausgang der Monate Januar und Februar 1894. Die Seuche herrschte in A S [Gemeinde-] S |Gemeinde- Angabe NRegierungs- [S (Guts-) |S| (Guts-) der Thiergattung, m6 E, R| 6 , bezirk S s ck E welche von der Seuche / 1 befallen ift.
Januar Februar 1894 1894
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Laufende Nr.
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Königsberg
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Rinder, Schafe,
i Schweine.
1f : )» Rinder, Schafe. Rinder.
Ninder, Schweine.
2¡Gumbinnen 3|Danzig Marienwerder Potsdam : Rinder. ¿Frankfurt a. O. Rinder, Schweine. Berlin 1 i; ¿ dias In, l. « : i; — Köslin ; 2 ‘ Ninder. Sal . x i ¿ — P i d Ninder. 2|Bromberg . . Ninder, Schafe. 31Vreslau . Rinder.
Liegnitz : —— Dn R Schweine. inder.
Magdeburg i Merseburg . . Rader, Schafe, weine.
G Schleswig . . Hannover .. Hildesheim Lüneburg E Osnabrüdck . . Uno Münster .. Von abe O Wiesbaden Cen) N s E 3]Düsseldorf . . Rinder, Schweine. I E s i ¿ L as aen 2 ; ë U Sigmaringen . |_._ z ; ; ua
Summa 52 72
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Rinder. Ninder. Ninder.
Egypten.
Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien vom 21. v. M. sind die gegen Palermo angeordneten Quarantäne-Maßregeln von dem genannten Tage an aufgehoben worden. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 254 vom 23. Oktober 1893.)
Cholera.
Rußland. Vom 10. bis 16. Februar (n. St.) wurden den „Ver- öffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts* zufolge die nach- stehend aufgeführten Erkrankungen und Todesfälle amtlih angezeigt: In Warschau (Stadt) vom 30. Januar bis 2. Februar 10 erkr., 2 gest. in Warschau (fon im Gouvernement) vom 21. bis 27. Januar
bezw. 2; in Kowno vom 28. Januar bis 3. Sebruae :27 bezw. 13; in St. Petersburg (Stadt) vom 9. bis 15. Februar 10 bezw. 4; in St. Petersburg (font im Gouvernement) vom 4. bis 10. Februar 5 bezw. 0; in Kursk vom 21. Januar bis 3. Februar 26 bezw. 9.
Ostindien. Kalkutta. Vom 21. bis 27. Januar sind nah demselben Blatt 63 Personen der Cholera erlegen.
Rio de Janeiro, 7. März. „,W. T. B." meldet: Die Zahl der Grkrankungen am gelben F évte wächst.
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Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den §. März
1894.
Klima und Gesundheitäverhältnisse Deuntsh-Ostafrifags. (Aus dem „Deutschen Kolonialblatt“.)
In dem Klima Deutsh-Dstafrikas besteht ein durchgreifender Unterschied zwischen der Küste und dem flachen unmittelbaren Hinter- lande einerseits und dem weiteren Innern auf der anderen Seite.
Dasz Küstenklima kennzeichnet sich durch eine {wüle feuchte Tropenhiße, geringe Tagesshwankungen in der Temperatur / eine fonstante hobe relative Feuchtigkeit und eine periodische Megelmäßigkeit der Niederschläge; erträglih wird diese feuchte Hiße durch den beständig mehr oder weniger stark wehenden Seewind. Tief eindringende Meerescreeks und Flußmündungen geben in den flahen Niederungen vielfah Veranlassung zu Sumvpfbildungen.
Im weiteren Innern des Schutzgebietes ist das Klima entsprechend den weiten wasserarmen Steppen und den mächtigen Gebirgszügen und hochgelegenen Plateaus zwar auh ein heißes, aber doch mehr trockenes. An Stelle der gleihmäßigen Treibhaustemperatur im Küstengebiet herrschen hier beträchtliche Tagesschwankungen in der Temperatur und Feuchtigkeit, besonders starke Abkühlungen in der Nacht.
Die Gebirge sind infolge vieler wenig regelmäßiger Niederschläge reich an Wasser. Sümpfe finden sih nur spärlih am Fuße der Berge, wenn die Gebirgsbäche im Steppensande versiegen. :
Es bestehen demnach im Innern unzweifelhaft weit bessere klima- tische Verhältnisse als an der Küste, und wenn troßdem im ver- flossenen Jahre die Gesundheitsverhältnisse an der Küste günstiger als im Innern waren, fo liegen die Gründe dafür auf anderem Gebiete, und zwar sind es in erster Linie die an der Küste weit besseren Er- nährungs- und Wohnungsverhältnisse, welchen dieses Ergebniß zu ver- danken ist. Es wird sih auch jedem Laien als Thatsache aufdrängen, daß der Europäer das Tropenklima desto besser erträgt, je besser er wohnt und je besser er sih nährt. Beides is an der Küste in weit höherem Maße mögli, als im Innern. Durh Aufwendung großer Mittel haben sih im verflossenen Jahre die Wohnungsverhältnisse an der Küste außerordentlich gebessert. Namentlich Dar-es Salam bietet mit seinen neuen hohen luftigen Beamtenhäusern, die in dem leßten Jahre den meisten, leider noch nicht allen Gouvernementsangehörigen zur Wohnung angewiesen werden konnten, so günstige Verhältnisse, wie sie besser kaum gewünscht werden können. Auch auf den anderen Küstenstationen ist in ähnlicher Weise, wenn auch nit in demselben Maße für Verbesserung der Wohnungen vieles geschehen.
An der Küste ist ferner viel ge|{ehen durch Austrocknung von Sümpfen, Zuschütten der kleineren und Anpflanzung von größeren sumpfigen Flächen mit begierig wasseranzichenden Pflanzen, wozu {ih die Kokospalme recht gut eignet. :
In Dar-es-Salam selbst is durch Korrektion und Planierung von Straßen und Pläßen, Chaussierung und Bepflanzung, Wasser- zufuhr und Ableitung, Anlage neuer Brunnen u. st. w. manches zur Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse gethan.
Anders gestalten sich die Dinge im Innern. Hier sind die Wohnungsverhältnisse und Ernährungsbedingungen weit ungünstiger. In den inneren Stationen wohnen die Europäer mit ihren Soldaten eng zusammengedrängt; die Häuser sind nah Art der Wohnungen der Eingeborenen zum großen Theil aus Fachwerk, mit Lehmwänden er- richtet und mit Gras oder ähnlihem Material gedeckt; \{chüßen nur unvollkommen vor den Unbilden der Witterung und den Ausdünstungen des Bodens und entbehren meist einer auch nur anspruchslofen Ein- rihtung. Hiezu kommt, daß die Stationen im Innern reine Militär- stationen sind, von denen aus vielfa militärishe Erpeditionen unter- nommen werden, welch U die Europäer mit ihren Soldaten zwingen, viele Nächte, selbst Wochen und Monate lang zu biwakiecen, während sie auf den Märschen selbst allen Witterungseinflüssen chuBtz- los preisgegeben find. Die Ernährung is sehr viel ko\tspieliger wie an der Küste, da manches zur Ernährung des Europäers erforderliche Material durch theure Karawanen auf dem Kopfe des Negers von der Küste heraufgeshleppt werden muß. Fleisch ist infolge der Viehseuchen, welchè in den leßten Jahren in Ostafrika gewüthet haben, häufig hwer und nur mit unverhältnißmäßig hohen Kosten zu erlangen.
Es muß auf den inneren Stationen für bessere Wohnungen ent- schieden mehr ge|chehen, als es bisher der Fall gewesen ist. Es würde sich empfehlen, solide Häuser daselbst mit hohen luftigen Näumen auf- zuführen; nur leider würden die Kosten dafür sehr D sein, da es oft an dem nöthigsten Material, Kalk, vielfah auch an Steinen und be- sonders an Wellbleh zum Decken der Dächer fehlt und alles dieses auf wochenlangen Märshen durch Träger hinauf- befördert “ werden muß. Ein Anfang ist in dieser Be- ziehung in dem leßten Jahre bereits dadurch gemacht, daß vielfa die fehlenden Materialien ins Innere transportiert worden sind. Auch hat sich das Gouvernement mehrfah dadurch geholfen, daß es transportable Doecker’sche Baracken ins Innere brachte, welche bis zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse den Europäern eine einigermaßen gesunde Wohnung gewähren.
Unter den Krankheiten, die dem Schußgebiet eigen sind, steht an erster Stelle die Malaria. Sie is überall verbreitet, besonders stark an der Küste, do kommen auch im Innern wegen der ungün- stigen sanitären Verhältnisse immer viel Erkrankungen an Malaria vor. Am gesündesten sind in dieser Beziehung die Hochplateaus (Usambara, Kilimandjaro u. \#. w.), welhe in ihren außerordentlich sruhtbaren, an Wasser überreihen Kultivationszonen wenn nicht ganz und gar, so doch nahezu fieberfrei sind. Von den wenigen Mala- ria-Anfällen, die dort vorkommen, ist es sogar noch zweifelhaft, ob sie niht durch Märsche in der Ebene mit heraufgebraht sind. Im übrigen ist die Malaria, welhe auf diesen Doplateaus beobachtet wird, meist leihterer Natur und die Hoffnung ist nicht unberectigt, daß auf diesen fruhtbaren Hochlanden selbst deutshe Bauern id ihren Lebensunterhalt erwerben können, wenn einmal durch Eisen- bahnen oder fahrbare Straßen eine gute und bequeme Verbindung mit der Küste hergestellt werden sollte. Perniziöse Fieberfälle, die in der Ebene und an der Küste zuweilen vorkommen und dann in einer großen Anzahl der Fälle tödtlih verlaufen, sind im Gebirge auf den Hochplateaus eine außerordentliche Seltenheit. Die Todesfälle, welche un verflossenen Jahre an der Küste zu beklagen waren, sind meist durch die perniziôse orn der Malaria herbeigeführt gewesen.
An zweiter Stelle ist es die Dysenterie, welche besondere Ver- breitung besißt. Sie ist mehr eine Krankheit des Innern und hat wohl in dem s{hlechten Wasser, das dortselbst auf Expeditionen viel- fach getrunken werden muß, und in der unzweckmäßigen und unge- Loren Ernährung, wie sie im ÎInnern häufig stattfindet, ihre Ver- anlassung. Troßdem kommt sie auch an der Küste nicht so ganz selten vor und hat sogar im vergangenen Jahre, beispielsweise in Dar-es- Salam, sich zu einer kleinen Epidemie entwickelt, die hauptsählich unter den Schwarzen grassierte und hier au eine Reihe von Lodes- fällen zur Folge hatte. Von den wenigen Weißen, die an Dysenterie erkrankten, ist nur einer gestorben und au wohl nur dus daß er Um Innern, fern von jeder sachgemäßen Bilk von der Krankheit befallen wurde. .__ Eine weitere Geißel Ost-Afrikas sind die Pocken, die zjahraus jahrein an den M eD en Punkten, namentlich an den Karawanen- straßen hereiden und infolge des Karawanenverkehrs durhs ganze Land versleppt werden. Leider ist es bisher nur möglich gewesen, die
ouvernementsbeamten und Soldaten einigermaßen gegen die Seuche zu s{üßen durch Frapfungen, welche in den Wintermonaten vor- genommen .worden sind, während die Bevölkerung der Seuche {huylos Pretsgegeben..ist, da gerade in den Sommermonaten, in denen, wie ge-
sagt, infolge des Karawanenverkehrs die Poen eine große Ausdehnung anzunehmen pflegen und in denen man allein durch Impfungen sämmt- liher an der Küste eintreffenden Karawanenleute das Uebel an der Wurzel d fönnte, es bisher nit gelungen ist, wirksame Lymphe nach Ostafrika zu bringen.
Krankheiten, die vorzugsweise im Innern, seltener an der Küste herrschen, sind Nheumatismen und Katarrhe der Luftroege, verursacht durch die großen Temperaturunterschiede, welche dort zwischen Tag und Nacht herrschen. Jm verflossenen Jahre hat si die Schutztruppe infolge dessen veranlaßt gesehen, den Soldaten der inneren Stationen zweite Decken auszugeben und den Posten Wahmäntel zu gewähren.
Der Sandfloh, der seit einiger Zeit von der Gegend des Viktoria- sees her in Ost-Afrika eingerückt ist und allmählich, aber stetig nah Osten vordringend, bereits Tabora erreicht hat, auch in Bagamoyo schon bei Karawanenträgern beobachtet worden ist, vermag Europäer und Schwarze niht unerheblih zu belästigen, da er die Haut durch- dringt und, wenn er nicht frühzeitig mehanish entfernt wird, unan- genchme, shwer heilende Geshwüre verursaht. Bei Aufmerksamkeit und Reinlichkeit können diese üblen Folgen dur rechtzeitige Ent- fernung des Sandflohes fast stets vermieden werden.
Gegenüber diesen s{chweren Feinden der Gesundheit besitzt Deutsch-Dstafrika au eine Lichtseite, insofern nämlich eine Reihe Krankheiten, die in Europa die Bevölkerung dezimieren (Tuberkulose, Unterleibstyphus, Scharlach, Diphtheritis und viele andere), theils nur selten, theils wohl gar nicht vorkommen.
Für die Pflege und Behandlung der Kranken standen in Oft- Afrika im leyten Jahre durchschnittlich 10 Aerzte zur Verfügung. Da diefe wegen der ungünstigeren sanitären Verhältnisse und wegen der vielfachen kriegerishen Expeditionen hauptsächlich auf den inneren Stationen verwendet werden mußten, war es niht mögli, sämmt- lihe Küstenstationen, wie es gewünscht werden muß, mit Aerzten zu besetzen. /
An Lazarethen standen zur Verfügung:
1. Das Gouvernementslazareth in Bagamoyo, das im allgemeinen seinen Zweck wohl erfüllt hat, jedoch mit der Zeit fo baufällig geworden ist, daß für die Untecbringung der Kranken anderweitig Sorge getragen werden muß. Es war zur Zeit des Reichs- fommissariats aus einem verfallenen Araberhause nothdürftig umgebaut worden und hat früher als Kaserne gedient.
2. Das Gouvernementslazareth Kilwa in einem auf dem Stations- hofe gelegenen, ebenfalls aus einem alten Araberhause herausgeflickten Bau bestehend. Dasselbe war früher, als die Station Kilrwoa stark belegt war, ein Bedürfniß, konnte aber im vorigen Jahre aufgehoben werden, da sih die Anzahl der Europäer dort verringert hatte und ein jeder eiu eigenes Zimmer bewohnte, in dem er auch in Krank- heitsfällen verbleiben fonnte.
3. Das evangelische Missionshospital in Dar-es-Salam.
Für die Behandlung der s{chwarzen Soldaten bestehen an der Küste auf jeder Station besondere, im Stile der Eingeborenenhäuser aus Lehmwänden mit Palmblatt- bezw. Grasdächern hergestellte Baracken, die im allgemeinen ihren Zweck erfüllen. Jn Verbindung mit diesen sogenannten „schwarzen Lazarethen“ befinden \sich auf allen Küstenstaltionen Poslikliniken für die einheimishe Bevölkerung, welche sich an manchen Pläßen eines großen Besuches erfreuen. Auf einzelnen inneren Stationen hat man begonnen, nunmehr ebenfalls derartige Baracken für die schwarzen Soldaten zu errihten, während auf anderen Stationen wiederum für die Pflege [{chwerkranker Schwarzer absolut keine besonderen Näume zur Ferliguna stehen, dieselben vielmehr au in Krankheitsfällen in thren Lehmhütten verbleiben müssen.
Sanatorien fehlen in Ostafrika ganz, sind vor der Hand aber auch kein Bedürfniß, da das Gouvernement sich dadurch helfen kann, daß es den erholungsbedürftigen Nekonvaleszenten Seereisen auf den Küstendampfern der deutschen Ost-Afrikalinie gewährt.
Für längere Erholung können Seereisen auf den Hauptdampfern der genannten Linie nah Natal in rage ommen, oder aber es müffen Beurlaubungen nah den Seychellen, Mauritius, Egypten und selbst nah Europa îns Auge gefaßt werden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zum deutsh-russischen Handelsvertrag.
Das Syndikat elsässisher Industrieller hat, wie der „Köln. Z." aus Straßburg geschrieben wird, an die Abgeordneten des Neichslandes ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Der Ent- wurf des deutsch-russishen Vertrages bietet zweifellos für die deutsche Industrie {chwerwicgende Vergünstigungen und ist insbesondere für diejenigen Zweige unserer elsässishen Industrie, welhe hauptsächlih an der Ausfuhr nach Nußland betheiligt sind und daher unter dem Zollkriege sehr empfindlich zu leiden haben, durhaus vor- theilhaft. Wir haben die Ueberzeugung, daß die ‘deutsche Land- wirthschaft durch den Abschluß des Vertrages in keiner Weise ge- schädigt werden kann. Andererseits aber wäre es für verschiedene Zweige unserer Landesindustrie ein uns{chäßbarer Vortheil, binnen kurzer Frist unter dem Schuße eines günstigen Vertrages von langjähriger Gültig- keit die wihtige Geschäftsverbindung mit Rußland wieder ierbaltnit können; die Fortdauer der gegenwärtigen unglücklihen Verhältnisse wäre für sie ein s{werer Schlag, dessen Folgen unvermeidlih für das ganze Land sich bald fühlbar machen müßten. . .. . Die Adressaten werden dann gebeten, für den Handelsvertrag zu stimmen.
Der Verwaltungsberiht des Magistrats der König- lihen Haupt- und Residenzstadt Breslau über die drei Etatsjahre vom 1. April 1889 bis zum 31. März 1892 i} soeben erschienen. Er {ließt sich dem im September 1890 ausge- gebenen Verwaltungsberichte für die drei Etatsjahre 1886 bis 1889 an, ist aber in mehrfaher Beziehung umgestaltet und erweitert worden. Als die wesentlihste Aenderung kaun die Neueintheilung des Stoffs gelten, die unter allgemeinen Ueberschriften cine möglichst weitgehende sachlihe Gliederung des Stoffs vornimmt. In dem Abschnitt 1 des ersten Theils des eigentlichen e A sind die hauptsählichsten lokalstatistishen Daten fortgeführt. Abschnitt T1 bringt zum ersten Mal Nachrichten über die Organisation und Geschäftsführung der Stadtverordneten-Versammlung, eine Uebersicht über sämmtlihe Deputationen, Kommissionen 26, Der Abscnitt ITT behandelt die- Finanzen und ist dur Mittheikungen über die Finanzverwaltung, den städtishen Haushalt und das Schulden- wesen gegen früher sehr erweitert worden. Im Abschnitt TY werden neben den Nachrichten über Armen- und Krankenpflege erstmalig solche über die öffentlihe Wohlthätigkeit gegeben und viele Frequenz- übersihten hinzugefügt. Der Abschnitt V Über das Schulwesen ist u. a. durch Zulgmmenstelungen über die Altersverhältnisse der Schüler nah Klassen, die Schulgebäude und Klassenräume, die Gesund- heitsverhältnisse und besondere Einrichtungen für das Wohl der Schulkinder bereichert worden. Ebenso ist der Inhalt der Ab- chnitte VI (Kirhenwesen), VII (Vogel und Militär-Angelegen- Le VIII (Beurkundung des Personenstandes) X (Baumesen, städtishe Werke und Anlagen), XI a X11 (Verkehrs- und Marktwesen) und X1I1 (Bank-Versicherungs- und N OOELO) vervollständigt und zweckeutsprechender umgestaltet worden. Der Ab- {nitt 1X, der das Gesundheitswesen behandelt, is neu gebildet worden. Der zweite Theil umfaßt sodann die Uebersichten über den Finanzzustand und die Rechnungsergebnisseäder Stadtgemeinde.
Dem Bericht entnehmen wir die folgenden Angaben: Was die Bevölkerungsverhältnis se Breslaus anbetrifft, so ist die Einwohnerzahl von 320 860 am Schlusse des Etatsjahres 1888/89 auf 329 876 zu Ende des Berichtsjahres 1889/90, 337 258 zu Ende 1890/91 und 343 359 zu Ende des Jahres 1891/92 gestiegen, dabei ging die Volkszahl der inneren Stadt, die si bereits von 1871 ‘bis 1880 vermindert hatte, dann aber wieder etwas zugenommen hatte, in der Zählperiode 1885/90 ganz erheblih zurück. Die Bevölkerungs- dichtigkeit der ganzen Stadt betrug nach der Zählung von 1890 110 Einwohner auf 1 ha. Am größten war sie im westliheu Theil der inneren Stadt mit 465 und im östlihen Theil derselben mit 407 Einwohnern, am geringsten im südlichen Theil der Schweidniger Vorstadt mit 80 und in der Sandvorstadt mit 70 Einwohnern pro Hektar. L des Alters der Breslauer Bevölkerung ergab die im Jahre 1890 vorgenommene Volkszählung, daß bei beiden Geshlechtern die Altersklassen bis zu 25 Jahren die größten Antheile an der be- treffenden Gefammtbevölkerung hatten, und zwar bildeten die männ- lichen Personen dieser Alters\tufe 54 9%, die weiblichen 48 9/9 der be- treffenden Bevölkerung. Auf das Alter von 25 bis 30 Jahren ent- fiel bei beiden Geschlehtern ein gleiher Antheil der Bevölkerung, während von da ab bis zum höchsten Lebensalter in jeder Altersklasse verhältnißmäßig mehr Frauen als Männer vorhanden waren. Den sogenannten produktiven Altersklassen, d. h. denjenigen zwischen 15 bis 70 Jahren, gehörten 102 112 (60,4 %/0) männliche und 127 086 (70,0 9/0) weibliche, zusammen 229 198 (68,4 9/6) der Gesfammtbevölke- rung), den unproduktiven Altersklassen (unter 15 und über 70 Jahre) im ganzen 105 988 Personen (31,6 9% der Gesammtbevölkerung) an. Unter den leßteren befanden sich 49156 (14,7% der Gesammtbevölkerung) im s{ulpflihtigen Alter, davon waren 24 458 Knaben oder 15,2 9% der männlichen und 24 698 Mädchen oder 13,6 9/9 der weiblichen Be- völkerung. Unter der gesammten Bevölkerung befanden o am 1. Dezember 1890 5999/0 Le dige, 32390 Verheirat ele, 73 9/00 Verwittwete und 59/00 Geschieden e. Der Antheil der Konfessionen war folgender: 190 761 Evangelische, 125 483 Katho- lische, 17754 Juden und 1188 fonstigen Konfessionen Angehörige. Nach ihrer politischen Zugehörigkeit befanden sich unter den Einwohnern 332 299 Reichsangehörige und 1886 Reichsausländer, von denen 61 nicht europäishen Staaten angehörten. Aus der Stadt selbst gebürtig waren 427 %o der Bevölkerung, aus dem übrigen Schlesien 4729/0, aus dem übrigen König- reih Preußen 7909/0, aus anderen Bundesstaaten 109/00, aus dem Neichsausland 129/00, unbekannt 14 Perfonen. ie Zahl der Eheschließungen blieb in den drei Berichtsjahren nahezu die gleiche, fie betrug 1889 3138, 1890 3146 und 1891 3193. Die Zahl der Lebendgeborenen stieg von 11452 in 1889 auf 11 801 in 1890 und 12299 in 1891. Die Zahl der Gestorbenen betrug auf 10 000 der betr. mittleren Bevölkerung einsch{ließlich der Orts- fremden: in 1889 286, 1890 279, 1891 292, aus\chließlich der Orts- fremden bezw. 274, 265 und 280. Die Zahl der Ortsfremden, die jährlih zwischen 4 und 59/9 sämmtlicher Gestorbenen betrug, be- einflußte mithin merklich die Sterblichkeitsziffer der Stadt. Ein großer Theil derselben stirbt in den öffentlichen Krankheittanstalten, und zwar waren gestorben in den 6 (1891: 7) allgemeinen Krankenanftalten überhaupt 383, davon Ortsfremde 260, in den Universitätskliniken 54, davon Ortsfremde 24, und in den drei städtischen Krankenhäusern 1171, davon 66 Ortsfremde. Die Zahl der bewohnten Wohnungen be- trug am 1. Dezember 1890 77 174 mit 320 174 Bewohnern. Da die Stadt im ganzen 335 186 Einwohner zählte, so entfielen 15 012 Ein- wohner auf Anstalten, Schiffe und Wagen. Unter den Wohnungen befanden si 118 oder 29/0 ohne heizbares Zimmer und 41 962 oder 544 9/0 mit nur einem heizbaren Zimmer. UÜebervölkert, d. h. mit sech8 oder mehr Bewohnern auf ein Zimmer und mehr als zehn Bewohnern auf zwei Zimmer, waren 3 Wohnungen ohne heizbares Zimmer, 4908 mit einem heizbaren Zimmer, 2615 mit einem hetizbaren und einem nicht heizbaren Zimmer und 347 mit zwei heizbaren Zimmern. Die durch- shnittlihe Miethe für ein heizbares Zimmer stellte sih auf 266 46 Was die Einkommensverhältnisse anbetrifft, so ergeben sich für 1889/90 23 804 Steuerpflihtige mit einem Einkommen von 900 bis 3000 M und 7682 mit einem folhen von über 3000 M, für 1890/91 stellten sich die Zahlen auf bez. 25 786 und 7949, für 1891/92 auf bez. 26 842 und 8178. Steuerfrei waren 1889/90 56 720 Personen mit Einkomtinen bis 420 Æ und 53 883 mit einem solchen von 420 bis 900 6, 1890/91 bez. 56 720 und 57 385, 1891/92 bez. 57 370 und 99 495. Zieht man bei den Steuerverhältnissen die Konfession in Betracht, so ergiebt sih, daß im Jahre 1891/92 überhaupt veranlagt waren 94515 Perfonen, darunter 53 567 Evangelische, ' 34 420 Katholiken und 6067 Juden. Steuerpflihtig waren überhaupt 35020, davon 20389 Evangelische, 9699 Katho- liken und 4721 Juden. Sind die Veranlagten, d. h. die Personen mit einem Einkommen von mehr als 420 #4, unter der kfatholishen Bevölkerung noch annähernd in derselben Quote vertreten, wie in der evangelischen, so bleibt der Prozentsatz der katholishen Steuer- zahler, d. h. der auf mehr als 900 6 Einkommen Veranlagten, bedeutend hinter dem der evangelischen zurück, da ersterer 7,7, leßterer 10,7 bes trägt. Diesen beiden Zahlen \teht bei der jüdischen Bepölkerung die verhältnißmäßig hohe Zahl von 26,6 gegenüber. Voun der fatholi hen Bevölkerung war durchschnittlich jede dreizehnte, von der evangelischen jede achte, von der jüdischen jede vierte Person steuerpflihtig mit einem Einkommen von über 900 A Die Gemeindesteuern be- standen aus direkten und indirekten. u den ersteren ge- hörten: 1) die Gemeinde-Einkommensteuer, die im Fahre 1888/89 nah dem Kommunal-Einkommensteuer - Regulativ vom 4. Juli'/ 6. November 1874, in den Jahren 1889/90 und 1890/91 nah dem Regulativ vom 19. Oktober / 3. Dezember 1889 erhoben wurde. Leßteres rückte unter anderem die untere Grenze des \teuerpflihtigen Finkommens von 300 auf 420 f herauf. Die Steuer wurde in der Weise jährlich festgeseßt, daß entsprechend den Li des Stadthaushalts die Anzahl der im Jahre zu erhébenden Einheiten des nah dem Tarif etatiertèn monatlihen Steuerfolls festgesetzt wurde. In den Berichtsjahren wurden jedesmal 15 der genannten Einheiten er- hoben. Die Einheit betrug 1889/90 und 1890/91 je 193 5900 M, 1891/92 205 000 a Seit dem 1. April 1892 wird die Gemeinde- Einkommensteuer in einem prozentualen Zuschlag zur Staats-Einkommen- steuer festgeseßt, der für 1892/93 110 9% E Der Ertrag der Ge- meinde-Cinkommensteuer belief sich in den Berichtsjahren auf bez. 3159983 M, 3184735 M und 3 182873 M, 2) der Gebäudesteuer- zushlag, der bez. 557 982 M4, 575 165 \ und 598 497 H brachte, 3) der Grundsteuerzuschlag mit einem Ertrage von bez. 3867 M, 3828 4 und 3761 #, 4) die Hundesteuer und der Erlös für Hundesteuer- Marken mit einer Einnahme von bez. 50479 4, 49 909 6 und 48 585 M, 5) die D arrer mit Erträgen von bez. 550 4, 1000 Æ und 500 4, 6) die Abgaben für öffentlihe Lustbarkeiten, die bez. 56 492 M, 59761 A und 58257 M brachten. Von den indirekten Steuern brachte die 6 Leue bez. 1281 968 M, 1 223 059 Æ und 1 327 765 4, die Wildsteuer bez. 32056 4, 40.895 und 32 547 4, die Biersteuer bez. 68 62 4, 68 602 .% und 69742 4, der Braumalzsteuerzushlag bez. 185486 A, 191993 Æ und 183.184 In Prozenten von der gesammten tigen Steuer- einnahme kamen in den drei Berichtsja ren auf die Einkommensteuer bez, 58,03 9/0, 58,99 9/% und 57,81 9/0, auf die Gebäudesteuer bez. 10,34 9/0, 10,66 9/6 und 10,87 9/0, (of die Grundsteuer bez. 0,07 %, 0,07 %/ und 0,07 0/0, auf die Hundesteuer bez. 0,93 0/6, 0,92 % und