1894 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Stimme, die mit _ Region der dreigestri

eine feltene Ee aus. Zuglei

Künstlerin eine empfin

trages, fodaß der laute

spielender Leichtigkeit ih bis

das Konzert dur

Kräfte zu übersteigen. Die Violin-

Stüdke von M. Bruh und Sauret, die gleich ed erschienenen Publikums E mun wurden. egleitung des Fräulein Martha

Weida eingetreten war, verdient lobend erwähnt zu werden. __ Am Dienstag gab

im Saal Be Gitein ielte „Lison dormait“ von Mozart, Nocturne allade G-moll von Chopin; dann folgten der „Karneval“ R. Schumann, eine Phantasie von B. Gedard, von E. Grieg und Romanze F-dur von

den Schluß bildete ein Walzer von Mosz;kowski.

Technik wird.

Vortrags

dech

feinflüssige, perlende Weise selten gehört

Einzelbeiten des

wird man der Künstlerin

über eine wie sie in ähnlicher man auh hier und da an stellungen machen, so Zeugniß und daß shiedensten Aufgaben zur Seite steht.

ndere

von Moszkowski.| :

___ Die begabte junge Pianistin Fräulein Käthe Hüttig, die bei ihrem ersten Auftreten in der Sing - Akademie viel Interesse erregte, gab am Mittwoh im Saal Bechstein einen Klavierabend, den sie mit dem Vortrag des „Karnevals“ von Schumann, der schwierigen B-moll-Sonate von Chopin, den Variationen mit der Fuge, op. 35, von Beethoven, Präludium und Fuge in H-moll von Bach, einer Ballade (H-dur) von Brahms und der schr ermüdenden Tarantellen- Phantasie von Liszt allein ausfüllte, ohne daß ihr durh Mitwirkung anderer Kräfte ein Moment der Ruhe vergönnt war. Dics war wohl auch die Ursache, daß, nabdem die ersten Vorträge die Kraft, den {chönen An- {chlag und die sichere Technik der Künstlerin in vortheilhaftes Licht peleBt hatten, am Schluß eine Angegriffenheit bemerkbar wurde, die esonders den Vortrag der Liszt'shen Phantasie beeinträchtigte. Nach ehr lebhaftem Beifall fügte die Künstlerin noch die Es-dur-

omanze von Nubinstein hinzu.

Im Saal der Sing-Akademie fand am O ein Lieder-Abend des dur feine erfolgreichen Konzertleistungen bier längst anerkannten Baritonisten Herrn Anton Sistermans statt. Das

rogramm bestand auss{ließlich aus dem Lieder - Cyclus von

ranz Schubert: „Die {öône Müllerin“, den der Künsller in glänzendster Weise zu Gehör brachte. Seine klangvolle, umfangreiche und vortrefflih geshulte Stimme, wie seine der Stimmung eines jeden Liedes sid in sinniger Weise anpassende Vortragsweise regten die zahlreich ershienenen Zuhörer zu lebhaften Beifallsbezeugungen an. Ganz be- onders gefielen die Lieder „Pause“, „Mein“, „Ungeduld“, „Trockne

lumen“ und „Die böse Farbe“, während in den beiden leßten Lie- dern „Der Müller und der Bah“ und „Des Baches Wiegenlied“ die Kraft der Stimme etwas nachließ.

Adolf von Sonnenthal tritt, wie {on gemeldet, im Neuen Theater zuerst in Giacosa's „Sündige Liebe“ auf. Zu dieser Auf- führung erwartet Direktor Lautenburg auch den Dichter selbst, der aus Mailand nah Berlin kommt, um der hiesigen Darstellung seines Werks beizuwohnen.

Der vierte und leßte Liederabend der Frau Professor Selma Nicklaß-Kempner findet am Sonnabend, Abends 74 Uhr, in der Sing-Akademie und zwar unter Mitwirkung des Hofpianisten Herrn Georg Liebling statt. Die Künstlerin wird an diesem Abend

in die enen Oktave hinaufschwingt, zei{net sich dur bewies die begabte Ane oft dramatische Belebtheit des Vor- eifall ein gerechtfertigter war. Die bereits wohlbekannte Pianistin Fräulein Margarethe Eußert unterstüßte die gelungene Ausführung einiger Klavierstücke von Brahms und Rubinstein ; die Liszt’sche Rhapsodie schien es ihre irtuosin Elly Fuchs erfreute

außerdem durch den präzisen und \{chwungvollen Vortrag einiger den anderen Eünstleris | en Leistungen des Abends mit anerkennendem Beifall des Die Klavier- ock, welhe für Herrn Schulz-

rau Marie Roger-Miclos aus Paris ibren zweiten Klavierabend. Die Künstlerin Des-dur und von „Papillons" NRubinstein ; Die Dame zeigte Fa als eine hervorragende Künstlerin, die über eine bedeutende, ins- esc verfügt, Mag Aus- das geben können, daß ihre Auffassung immer interessant ist, thr ein warmes Temperament für die Lösung der ver- Ganz vortrefflich gelangen ihr die Ballade von Chopin, die Phantasie von Godard und der Walzer

hier zum ersten Mal die Fidelio-Arie zu Gehör bringen, ferner eine Auswahl von Liedern von Schubert, Shumann, Brahms, Schütt, Reinecke, d’Albert Angen und endli, auf besonderen Wunsch den Bolero aus Verdi's „Sizilianischer Vesper“ wiederholen.

Im Ko nzerthause veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen den siebenten , Wagner-Abend“ in dieser Saison. Das Programm des Abends wird die „Faust-Ouvertüre“, Introduktion und Gebet aus „Lobengrin“, die Balletmusik aus „Nienzi“, die Vorspiele zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Lohengrin“ sowie Stücke aus den Musikdramen „Siegfried“ und „Die Walküre* enthalten.

Im Königlichen Opernhause werden morgen Leoncavallo?s „Medici“ gegeben. Herr Pröll vom Hoftheater in Stuttgart singt den Lorenzo, als Gast.

Im Königlihen Schauspielhause gelangt morgen Shakespeare'ss „Sommernachtétraum“ mit Mendelssohn’s Musik zur Aufführung. :

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater gelangt heute und morgen die Strauß’she Operette „Der lustige Krieg“ zur Auf- führung. Am Sonnabend geht „Die Fledermaus“, in den Haupt- rollen mit den Herren Klein, Wellhof, Bruch, Hanno, Sommer, Broda und den Damen Zimmer, Delmar, Kluge beseßt, in Scene.

Nachdem die angekündigte Wohlthätigkeits-Matinée im Theater Unter den Linden, dank den Bemühungen des Herrn Direktors Binder, bereits vollkommen gesicert und eine für diesen Zweck in Aus- sicht genommere einaktige Operetten-Novität nahezu fertig einstudiert war, kamen Absagen von allen Seiten. Nur drei Künstler anderer Bühnen sind ihrer Zusage treu geblieben. Deshalb hat sih die Direktion entschlossen, doh ihrerseits das gegebene Verspred)en ecinzu- lösen, indem fie den Ertrag der fünfzigsten Aufführung des „Ober- steiger“ welche zuglei mit dem ersten Wiederauftreten der Sgra. Carolina -Elia und des gesammten Balletkorys am Sonnabend ftatt- findet den Hinterbliebenen der Opfer der „Brandenburg“- Katastrophe widmet.

Mannigfaltiges.

Der leßte Vortrag in dem im wissenschaftlihen Theater der Urania veranstalteten Cyclus von Vorträgen hervorragender Ge- lehrier wurde gestern Abend von dem Direktor der zoologischen Sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin, Professor Dr. Möbius, gehalten. Die interessanten, dur viele Projektionen er- läuterten Ausführungen des Redners „Ueber echte Pe rlen* hatten etwa folgenden Inhalt: Während der Edelstein erst durh Schneiden und Schleifen in die richtige Form gebraht wird, um seinen Glanz zu entfalten, erhält die Perle ihre bnen Gianz verbreitende Foruz bereits an ihrer Bildungsstelle. Seit den ältesten Zeiten wird die Perlenfisherei mit Leidenschaft betrieben, namentli in Ostindien, dem Busen von Manar, nahe der Insel Ceylon, doch finden fich auch Perlmuscheln im e Meerbusen, im Chinesischen Meer, im Rothen Meer, im Pazifishen Ozean bei Panama, an der Ostküste von Afrika u. . w. Das Muschelthier besteht aus einem elastischen, zum Dffenhalten der Muschel bestimmten Band, dem zum Schließen der Muschelschalen dienenden Schlichmuskel, der nur auf den Willen des Thieres in Thätigkeit kommt, während das Band un- willfürli wirft, dem Mantel, der Bildungsstätte für das zur Ver- größerung der Schalen dienende Material, den für die Zuführung des Wassers und der Nahrung nah dem Munde mit Millionen von Wimpern beseßten Kiemen, dem gleihfalls mit Wimpern beseßten Mund und Schlund, dem Rumpf tit Millionen von Eiern und einem das Muschelthier zu langsamer Fortbewegung be- fähigenden Fuß. Im Nande des Mante!s besißt die Muschel sehr feine Empfindungsorgane. Damit fühlt sie {hon den Schatten einer über dem Wasser e As Hand und {ließt zum Schuß gegen die drohende Gefahr ihre Schalen. Die Perlenmuscheln befinden fi gewöhnli auf Korallenriffen in einer Tiefe von 6 bis 9 m, manh- mal auch bis 18 m Tiefe. Die Temperatur des Wassers, in welcher fie gefunden werden, beträgt meist etwa 25 Grad über Null. Schon seit den frühesten Zeiten haben die Herrscher Ostindiens die Perlen- fisherei als ihr Eigenthum angesehen und Perlenfisher nur mit threr besonderen Genehmigung zugelassen. Die beste Zeit für diese Fischerei ist von Ende Februar bis Anfang März, weil zu dieser Zeit

das Meer am ruhigsten ist. Dann wird ein Wachtschiff stationiert bei welhem sich sämmtliche zur Perlenfischerei bestimmten Boote melden müssen. Auf ein mit Tagesanbruh gegebenes Zeichen bo.

innen die Boote an den ihnen Uen Punkten mit der Fischer; Sn jedem Boot befinden sich zehn Taucher, von denen gleichzeitig immer je fünf, mit Steinen beschwert, in das Wasser hinunter. gelassen werden. Gewöhnlih bleiben die Taucher 53 bis 57 Sekunden im Wasser, nur selten erreiht ein Le die Fähig. leit, bis zu 80 Sekunden im Wasser bleiben zu können Häufig bringt ein Taucher 50 bis 100 Muscheln in dis Höhe, und da jeder Taucher 40 bis 50 mal täglih in das Waffer hinabgelassen wird, fo kann es vorkommen, daß ein einziges Boot big 20000 Perlenmuscheln an einem Tage heraufbringt. Nach Beendigung der Fischerei fährt die ganze Flotte gemeinschaftlich zurück ans Land wo fi ein bunt bewegtes Leber entwidelt, da hier auf fonst einsamen Pläßen si in dieser Zeit etwa 80000 Menschen alier Nationen und Stände zusammenfinden. Das Leben dauert nur wenige Tage, bis die übereinander geshichteten Perlenmuscheln in Fäulniß übergegangen sind und die Perlen sich herausgelöst haben. Aber nicht nur iz salzigen, fondern auch in süßen Gewässern kommen Perlen- muscheln vor, z. B. in der Elster im Vogtlande, bei Uelzen, in Schweden, Norwegen, Rußland, Sibirien und Schottland. Am längsten bekannt sind die Perlen aus der Elster. Im Grünen Ge. wölbe zu Dresden wird eine Shnur mit solchen Perlen aufbewakrt, die einen Werth von 9000 4 hat. Auf der in Berlin im Jahre 1880 abgehaltenen Fischerei-Auéstelung wurden drei Perlen- s{chnüre mit Perlen aus salzigen Gewässern gezeigt, von denen eine mit gelben Perlen einen Werth von 80 000 A hatte, eine folhe aus weißen Perlen von Panama 100 000 A werth war und deren dritte mit s{chwärzlihen Perlen sogar auf 120 000 M geshäßt wurde. Die Muschel besteht aus Konchiolin, einer Fasershiht und einer Perl- mutterschiht. Keiner dieser drei Theile enthält Blutgefäße oder Nerven. Die Muschel hat deshalb auch nicht die Möglichkeit, dur \ich selbst zu wachsen. Wenn fie für das Thier zu klein wird und eine Ver- arößerung eintreten soll, fo dehnt fi der Mantel über den Nand der Muschel aus, fondert das zur Vergrößerung dienende Konchiolin ah und seßt es am Nande an. Auch der Faserstof\ und Perlmutter- stoff befinden sich im Saum des Mantels. Ein Muschelthier, das niht mehr wächst, sondert auch kein Konchiolin mehr ab, dagegen immer noch Perlmutterstoff. Daher kommt es, daß die Muschel, welche sih niht mehr vergrößern kann, \tärker wird. In den Perlen findet man dieselben drei Schihten um den Kern gelagert, nur in umgekehrter Folge wie bei der Muschel: zuerst Konchiolin, dann eine Fafershiht und dann eine Perlmuttershiht. Bei einem Muschelthier mit regelmäßiger Absonderung entstehen keine Perlen: nur Muscheln, die durch den Eintritt fremder Körper oder Thiere zu Unregelmäßigkeiten gereizt werden, bilden Perlen. Dabei kommt es hâufig vor, daß die fremden Körper mit der Perlmuttershicht überzogen in Perlen oder in Perlmutter gefunden werden. Die Perlen werden in den Weichtheilen des Thieres gebildet. Ihre Farbe stimmt übereii mit der Farbe der Perlmutterschiht und ist meist weiß, do kann sie auch bläulich, röthlih und {wärzlich sein. Der Glanz entsteht durch die übereinander gelagerten durh\cheinenden Schichten. Schlechten oder abgeriebenen Perlen künstlih einen Glanz zu verleihen, ift bisher troß aller Versuche noch nicht gelungen.

Fulda. Nach einer bei dem Vorstand der Fuldaer evan- gelischen Kirchengemeinde eingetroffenen telegraphishen Nachricht aus dem Hivilkabinet Seiner Majestät des Kaisers hat Aller- hôchstderselbe, wie der „Hann. Cour." meldet, für den geplanten Bau einer evangelishen Kirche in Fulda 52000 Æ bewilligt. Im Kirchenbaufonds befinden sih nun im ganzen {on 140 000 4; es wird beabsichtigt, in nächstec Zeit mit dem Bau zu beginnen. Der Bauplay ist auch bereits gewählt: die neue evangelische Kirche l'ommt an die Lindenstraße, unweit der Realschule, zu stehen. Man hofft den Bau in zwei Jahren fertigzustellen.

(Fortseßu ng des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 15. März,

8 Uhr Morgens.

T

Str Di.

¿. d. Meeres\y

j

Wind,

Stationen. Wetter

Bar. auf 0 Ge. red. in Millim.

qu

752 748 |W 741 |SSW 753 |SW 747 |SW 740 |DSO 753 |SSO OSO

769 NW

U

Belmullet . . Aberdeen Christiansund Kopenhagen . Stockholm P Peiezabg . Peter8bg. Moskau . Cork, Queens- O Cherbourg . | 746 E e CDO l 00 Da 1 TD2 winemünde | 751 Neufahrwafser| 752 Memel 752

Mere e 748

ünster. . . | 750

Karlsruhe . . | 751

Wiesbaden . 751 1 /bedeckt 4)

München . . | 750 ill Schnee 5)

Chemniy . . | 752 \till|bedecktt |

¡SW wolkig

heiter

heiter | halb bed.1)! wolkenlos | bedeckt Shnee

bedeckt

b D H D a ck DO S

754 3'heiter bedeckt wolkenlos beiter halb bed. Nebel wolkig?) ’bedeckt 1/bedeckt 2\wolkenlos 2 beiter?)

S

| |

Berlin... | 7592 |SW 1\wolkigs) N | 100 | 2\Regen Breslau... | 753 2Regen

Fle d'Aix ie T 748 2hbalb bed. O l TAT still|Regen

1) Dunst. 2) Dunstig. 3) Reif. 9 Nachts Reif, früh Nebel. 5) Nachts Schnee. #) Nachm. Regen.

Vebersiht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung ist auf dem ganzen Ge- biete gleihmäßiger geworden und daher ift die Luft- bewegung allenthalben {wach, nur an den West- kTüften Mittel-Europas, an der Rückseite einer Theildepression, welche über dem Kanal liegt, wehen starke Nordwest-Winde. Ein Minimum liegt jenseits der Alpen und breitet seinen Einfluß bereits über das südlihe Deutschland aus, wo das Barometer stark gefallen ist. n Deutschland ist das Wetter ruhig, kälter, an der Westgrenze heiter, sonst trübe ; __ meistens is Regen gefallen ; die Temperatur liegt in

den westlichen Gebietstheilen, wo vielfach Nacht- frôste stattfanden, meist unter dem Mittelwerthe; der gegenwärtigen Wetterlage entsprehend ist trübe Witterung mit Regenfall wahrscheinlich.

Deutsche

103 6|wolfig

R P O R D

1

eewarte.

Theater - Auzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 67. Vorstellung. Die Medici. Historische Handlung in 4 Akten, Dichtung und Musik von N. Leoncavallo. Ueberseßung von Emil Taubert. Tanz von Emil Graeb. (Lorenzo: Herr Pröll, vom Hoftheater in Stuttgart, als Gast.) In Scene geseßt vom Ober - Negifseur Tetlaff. Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 74. Vorstellung. Sin Sommer- nachtstraum von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von Len Mendels\ohn-Bartholdy. Tanz von Emil §raeb. In Scene geseßt vom Ober-NRegisseur Max gt Dirigent : Mu ifdirekior Wegener. Anfang (F Le

Sonnabend: Opernhaus. 68. Vorstellung. Fal- staff. Lyrishe Komödie in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Tert von Arrigo Boito, deutsch von Mar Kalbeck. Anfang 74 Uhr.

Vorstellung. Neu ein-

Schauspielhaus. 75.

studiert: Michel Perrin der Spion wider Wirllen. Lustspiel in 2 Aufzügen, nah dem Cron zösischen des Mellesville und Deveyrier, von Louis Schneider. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Marx Grube. (Michel Perrin: Herr Friedrich Haase, als Gast.) Neu einstudiert: Der Narr des Glücks. Lustspiel in 1 Aufzug von Ernst Wichert. In Scene geseßt vom Sr Segiseur Mar Grube. s a Herr Friedrich Haase, als Gast.) Anfang È

Deutsches Theater. Freitag: Die Jüdin von Toledo. Anfang 74 Uhr. ;

Sonnabend: Der Herr Senator.

Sonntag: Der Herr Senator.

Montag: Der Talisman.

Berliner Theater. Freitag: 29. Abonne- ments-Vorstellung. König Lear. (Marie Pospi- {chil, Elise Sauer, Ludw. Barnay, Arthur Krauß- neck, Ludw. Stahl, Paul Nollet.) Anfang 7{ Uhr. R O Zum 50. Male. Aus cignem

echt.

Sonntag, Nahm. 24 Uhr: Das Käthchen von Heilbronn.

Abends 7# Uhr: Narzif.

Lessing-Theater. Madame Sans-Gênue,

Freitag u. folgende Tage :

Wallner-Theatec. Sonntag: Erstes Ge-

sammt - Gastspiel des Friedrih - Wilhelmstädtischen Theaters. Die schöne Heleua. Operette in

3 Akten von Jaques Offenbach.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

: Chausseestraße 25.

Freitag: Der lustige Krieg.

3 Akten von F. Zell und N. Genée. Musik von

Johann Strauß. Negie: Herr Epstein. Dirigent : Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 72 Uhr.

Sonnabend: Zum 578. Male. Die Fledermaus.

Operette in

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. Freitag: Zum 25. Male. Der Masken- ball (Vesglione). Schwank in drei Akten von Alexandre Bisson und Albert Caré. Deutsch von Benno Jacobson. Negie: Hermann Haak. Vorher: Vermischte Auzeigen. Schwank in 1 Akt, nach dem Französischen des N. Dreyfuß, von Marimilian Bern. Anfang 7} Uhr.

Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Ueues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Freitag: Zum 28. Male. 4 Wass0 Porto. Scenen aus dem neapolitan. Volksleben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. Deutsh von Emil Dürer. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Das Necht der Frau. Studie in 1 Akt von Eduard Kraemer. Anfang 7F Uhr.

Sonnabend: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Akten von Max Halbe.

Sonntag: A Bass0o Porto. Vorber: Das Necht ver Frau.

Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Freitag: Mit vollständig neuer Ausstattung. Zum 486. Male. Die Kinder des Kapitän Graut. Ausftattungs\tück mit „großem Ballet in 12 Bildern. Anfang 7ck Uhr.

Sountag: Einen Jux will er sich machen. Posse mit Gesang in 8 Bildern. Zum Schluß: Großes Ausftattungs-Ballet.

Theater Unter den Linden. Der Oberfteiger. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Wohlthätigkeits - Vorstellung zu Gunsten der Hinterbliebenen der auf der „Branden- burg“ Verunglückten. Zum 50. Male. Der Ober- steiger und Wiederauftreten der Prima Ballerina Signa. Carolina Elia, des Primo Ballerino Sign. Poggiolesi und des gesammten Corps de Ballct.

Adolph Ernsi-Theater. Freitag, 74 Uhr: Gharley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Balags arodistishe Posse mit Gesang in 1 Akt von Ev. Jacobson und Benno Jacobson, Musik von Franz Roth. In Scene qe\e8t yon Ab. Ernst.

Freitag :

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Zum ‘11. Male. Novität! Ein ge- sunder Junge. Posse mit Gesang und Tanz in 3 Akten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Ein gesunder Junge.

Konzerte,

KVonzert-HŸaus. Freitag: Karl Meyder- Konzert. VIL. Wagner-Abend, Hotel Kölnischer A0 aal le 48. Hotel-Gäste haben freien

intritt.

Birkus Renz (Karlstraße). Freitag, Abends 7# Uhr: ‘Auf auf zur fröhlicheu Jagd. Par- force- und Kaskadenritt. Ballet von 100 Damen. Meute von 40 Hunden. Außerdem : der ostpreuß. Hengst Blondel, vorgeführt vom Dir. Fr. Renz; das Schulpferd Prinz, geritten von Herrn N. Renz; Jeu doe la rose, geritten von Frau Nenz - Stark und Miß Edith; die ikarishen Spiele in der Luft, ausgeführt von der Familie Daineff; die Hand- akrobaten Gebr. Detroit; der Clown Merkel mit seinem Esel Pipifax 2c.

Sonnabend: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nachm. 4 Uhr und Abends 74 Uhr.

SEPSS R O T T P FS A Le D A I R E A R V E I E ¿Familien-Nachrichten,

Berlobt! Fil Ella ane mit Hrn, Gults- besißer Frit Lengnick (Wilkupien-Teresyol). eboren: Ein Sohn: Hrn. Bürgermeister Schwengers (Brauweiler). Hrn. Regierungs- Rath Stor (Dortmund). Eine Tochter: Hrn. Minister - Residenten Alfred von Bülow (Luxemburg). /

Gestorben: Hr. Prem.-Licut. a. D. Frhr. Wil- helm von Gaertner-Griebenow (Hoynscheidt). B Bür, ermeister, Geh. Regierungs-Rath Müller Barth). Frl. Elise von Sommerfeld (Warm- brunn). Hr. Günther von Raumer (Görliß).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen

(*ivscchließlih Börsen-Beilage).

x 64.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 15. Münz

1894.

a a

m

Deutscher Reichstag.

71. Sißung vom Mitiwoch, 14. März, 12 Uhr.

s Haus fet die zweite Berathung des Reich s- L PaliAcEtats für 1894/95 fort O Etat der Zölle und Verbrauchssteuern. : A Aus der Verhandlung, über deren Beginn bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden is, tragen wir zu- nächst die gestern erwähnte Rede des Staatssekretärs Dr. Graf von Posadowsky zur Bekämpfung .des Antrags der Budget- kommission, die Einnahme beim Titel „Zuckersteuer“ um 5 000 000 6 zu erhöhen, im Wortlaut nach:

Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:

Meine Herren! Mit Rüsicht auf die allgemeine Geschäftslage und im Hinblick auf die Erfahrungen, die die verbündeten Regierungen beim Post-Etat gemacht haben, indem ebenfalls der Reinertrag der Neichs- Postverwaltung um einen wesentlichen Betrag erhöht worden ist, be- absihtige ich nicht, jeßt gegen die Beschlüsse der Budgetkommission sowohl bezüglich der Verbrauhsabgabe vom Zucker als bezüglich der Beschränkung der Ausgaben bei der Verzinsung der Neichsschuld mich auf einen CEinzelkampf noch einzulassen. Die verbündeten Regierungen sind gegenüber den Beschlüssen der Budgetkommission nah wie vor der Ansicht, daß das System der Veranschlagung der Einnahmen ein vorsichtigeres und auf soliderer Grundlage beruhendes gewesen ist wie dasjenige der Budgetkommission. Wenn die Einnahme aus der Zuckersteuer um 5 Millionen erhöht worden ift, so will ih keineswegs bestreiten, daß die Möglichkeit vorliege, daß eine solhe Mehreinnahme erreicht werden kann. (Hört, hört! rets. Zuruf links.) Gewiß, meine Herren, ih habe das bereits in der Budgetkommission erklärt. Die verbündeten Regierungen sind aber bei der Veranschlagung der Einnahmen von anderen Gesichtspunkten ausgegangen. Sie halten es nicht für richtig, die Höhe der Einnahmen bis auf die äußerste Grenze der Möglichkeit hinaufzuschieben; denn es ist Ihnen bekannt, daßalljährlich cine ganze Reihe überetatêmäßiger und außeretatsmäßiger Ausgaben nothwendig ist, die völlig unabweisbar sind, und daß, wenn wir die Einnahmen bis zur Grenze ihrer Möglichkeit in dem Etat hinaufschieben, wir dann in der That keine Mittel hätten, um diese überetatsmäßigen und außerctatsmäßigen Ausgaben zu decken. Vir könnten bei der Fortseßung dieses Systems der Veranschlagung der Einnahmen, welches gar keinen Spielraum zu überetatsmäßigen Ausgaben bietet, in der That {ließlih zu einem Kassendefizit kommen. Selbstverständlich bitten die verbündeten Regierungen in erster Linie, es bei der Veranshlagung des Etats zu lassen, eventuell sich für den Antrag Paasche auszusprechen.

Meine Herren, ih will aber hier an diesen Posten noch eine allgemeine Bemerkung anknüpfen. Das Syjtem, welches bei der Auf- stellung des Etats beliebt ist, hat in der That dahin geführt, daß der Etat um 20 Millionen etwa sich besser stellt. Jch glaube aber, daß die Frage, die damit gelöst werden sollte, das Defizit zu deden und die Kosten für die Militärvorlage zu be- \haffen, in keiner Weise gelöst ist. Die Frage ist lediglich ver- hoben, und diese Aufstellung des Etats wird nur den praktischen Erfolg zunächst haben, daß im übernächsten Jahre eine geringere Ein- nahme als Ueberschuß aus den Vorjahren und vielleicht sogar ein Defizit in den Reichshaushalts - Etat eingestellt werden muß. Es ist in der Budgetkommission wiederholt gesagt worden, es wären ja nur 395 Millionen zu decken, 24 Millionen ergäben sich voraussihtlich aus den beschlossenen Erhöhungen der Stempelabgaben, um 99 Millionen wäre der Etat verbessert, also wäre {hon cin Plus von 44 Milliouen vorhanden viel mehr als nothwendig wäre, da nur 394 Millionen mehr erforderli seien, das heißt der Mehr- betrag an Matrikularbeiträgen im vorliegenden Etatsentwourf. Ich muß bemerken, daß diese Aufstellung in der That nicht richtig ist; es handelt sich niht um die Matrikularbeiträge, die in diesem Jahre mehr gefordert sind gegen den Etat der Vorjahre, sondern um die Deckung der ganzen . Differenz einerseits zwischen der Summe der Ueberweisungen und andererseits zwischen der Höhe der Matrikularbeiträge, und nah dem Vor- anshlage der Megierung beträgt diese Differenz 534 Millionen. Ferner war die Majorität des Hauses darüber einig, daß unter allen Umständen durch Neubewilligungen die Kosten der Militär- vorlage gedeckt werden sollten, und diese Kosten betragen gegenwärtig bereits 47 Millionen. Ich halte mich für ver- pflihtet, {hon jeßt auf diesen Punkt, der nah den Ferien Gegenstand weiterer Erörterungen sein wird, hinzuweisen und ent- schieden zu bestreiten, daß durch diefe Aufstellung des Etats, wie sie in der Budgetkommission beliebt ist, die Frage der Deckung der Kosten der Militärvorlage und die Frage des Defizits gel öt ist. Die Frage ist nicht gelöst, sondern ledigli verschoben und verschleiert.

Nach dem Abg. Richter, der darauf zunächst das Wort hatte, erhält das Wort der

__ Abg. von Kardorff (Np.): Ih weiß nicht, warum der Abg. Richter sih fo viel Mühe giebt, eine Mehreinnahme zu erweisen. Er konnte doch einfa sagen, er will die Matrikularbeiträge herab- seßen; denn die Vermehrung der Zuckerproduktion bringt keine Mehr- einnahmen, wenn nicht die Konsumtion zunimmt, und das ist durch- aus nicht der Fall. Die ganze Erhöhung der Zuckersteuer hat nur den weck, unsere Finanzlage fals darzustellen. O i . Abg. Richter (fr. Volksp.): Der Schaßsekretär hält die Mehreinnahmen von 5 Millionen Mark für möglih. Wir haben alle Ursache, dieses Mal den Etat recht genau aufzustellen, weil die falsche ufstellung nur benußt wird für die Steuerpolitik. Bei keinem itel kann mit so großer Genauigkeit auf ehreinnahmen ge- lossen werden wie bei der Zuersteuer ; die Ernte für 1893 kommt wegen der Steuerkredite erst 1894/95 zur Geltung.

Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:

Ich glaube, aus meinen Worten, daß ih eine Steigerung aus der uckersteuer für möglich halte in der Höhe, wie sie die Kommission beshlofsen, folgt doh noch nicht, daß man den Etat danach aufstellt. “er Etat muß nah sicherer Grundlage aufgestellt werden. (Sehr úidtig! rets.) Möglichkeiten, die vorliegen, dürfen dabei nicht

esfomptiert werden. Wenn wir solhe Möglichkeiten eskomptieren wollten, würden wir segr bald zu cinem chronischen “Defizit kommen. (Sehr richtig! rets.)

Abg. Richter (fr. Volksp.): Feste Grundsäße herrschen bei der Aufstellung des Etats nicht, denn für die Zuck@ersteuer ist nah dem dreijährigen Durchschnitt die Einnahme berechnet worden, ob- gleich ganz verschiedene Zuckersteuergeseze maßgebend waren. Nicht einmal den Zuwachs der Bevölkerung hat man in Rechnung gestellt. Man hätte 10 Millionen Mark mehr einstellen können; mit 5 Millionen Mark ist die Kommission sehr vorsichtig gewesen. :

Abg. v. Kardorff (Np.): Nur vom Konfumzuwachs haben wir Mehreinnahmen zu erwarten. Der Zuckerkonsum akec- unterliegt großen Schwankungen. Wo alles darniederliegt, wo Industrie und Land- wirthschaft klagen, können wir nicht auf einen Mehrkonsum von Zucker rechnen. Was die Nationalliberalen beantragen, is das Aeußerste, was an Mehreinnahmen eingestellt werden kann.

Abg. Dr. Paasche (nl.): Wenn die Zunahme der Bevölkerung allein maßgebend fein follte, dann müßte man auch bei anderen Berbrauchs\steuern Erhöhungen vorschlagen, die ja wohl auch Wirk-

lichkeit werden. Abg. Richter (fr. Volksy.): Woher das Geld kommt, ift Der Rückgang des Zucker-

dem Schaßselretär ganz egal. fonsums in früheren Jahren i hierbei nicht maßgebend; damals herrshte ein ganz anderes Zuckersteuersystem und die Zuerpreise gehen jeßt herunter. L

Abg. von Kardorff (Np.): Wir haben früher noch billigere Zuckerpreise gehabt und troßdem sank der Konsum.

Der Antrag der Kommission wird angenommen.

Ohne Debatte genehmigt das Haus die Salzsteuer: 42747 300 M

Zur Branntweinsteuer: die Sozialdemokraten: :

„den Reichskanzler zu ersuhen, nah jeder Neubemessung der

Jahresmengen an Branntwein, die die einzelnen Brennereien während

der Kontingentsperiode zum niedrigeren Satze der Verbrauchsabgabe

herstellen dürfen, spätestens bis zum Schlusse des Betriebsjahres dem

Reichstag ein nah Steuer-Direktivbezirken und für jeden Steuer-

Direktivbezirk nah der Höhe des Kontingents geordnetes Ver-

zeichniß der in § 2 Alinea 4 des Gesetzes, betreffend die Besteuerung

des Branntweins, näher bezeihneten Brennereien vorzulegen, deren

Kontingent mindestens 200 Hektoliter beträgt, unter Angabe von

Namen und Wohnsiß des Unternehmers jeder Brennerei, die nah

er S als landwirthschaftlihe oder gewerblihe aufzu-

r ;

N Abg. Dr. Schönlank (Soz.): Der preußische Finanz-Minister Dr. Miquel hat neulich gesagt : Ohne Liebesgabe keine Brennerei, ohne Brennerei keine Schlempe, ohne Schlempe keine Viehzucht, ohne Viehzucht kein Dung und ohne Dung keine Landwirthschaft, sondern höchstens Kiefershonung. Die Agrarier selbst sollten unseren Antrag annehmen, damit festgestellt wird, wer denn der eigentlihe Empfänger der Liebesgabe is; möglicherweise sind ja die Junker daran gar nicht allein betheiligt, sondern auch jene großen Kapitalisten, denen die großen Brennereien gehören.

Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky:

Meine Herren! Ich glaube, ih thue ècm hohen Hause einen Gefallen, wenn ih auf die Frage der Liebesgabe im gegenwärtigen Augenblick niht weiter eingehe und Ihnen diesen Hammel nicht von neuem vorseße. (Bravo! rechts.) Ich glaube, um die jeßige Be- steuerung des Spiritus und insbesondere die Kontingente zu recht- fertigen, genügt der einfache, jeden Augenblick zahlenmäßig zu er- bringende Nachweis, wie hoch selbst bei der gegenwärtigen Spiritus- steuer die Verwerthung des Zentners Kartoffeln sich stellt und daß, wenn die landwirth\chaftlihe Brennerei-Industrie höher belastet wird, der Kartoffelbau im jetzigen Umfange auf den leihten Böden nicht mehr möglich ist und damit ein Kulturrückschritt für die Provinzen des Ostens unbedingt verbunden wäre. (Zuruf links.) Gewiß, meine Herren, in dieser Beziehung bin ih Agrarier, weil ih die Verhältnisse kenne. (Bravo! rets.) Meine Herren, id beschränke mih auf die Ausführungen des Herrn Abg. Schönlank betreffs des Nachweises derjenigen Personen, welche ein Kontingent bekommen für die Brennsteuer. Dieser Gedanke, eine Nachweisung, wie si die Kontingente vertheilen auf die einzelnen Provinzen und wie sich die verschiedene Höhe der Kontingente selbst stellt, hier vorzulegen, ift seiner Zeit von dem Herrn Abg. Dr. Barth ausgegangen, und es ist in der Anlage 4 zu den Verhandlungen des Reichstags vom Jahre 1890/91 cin folhes Verzeichniß abgedruckt. Meine Herren, ih glaube, damit ift allen billigen und sahlihen Wünschen genügt, und die verbündeten Regierungen sind jederzeit bereit, wenn das gewünscht wird, dieses Verzeichniß fortzuführen und, bis auf die Gegen- wart berichtigt, Ihnen wieder vorzulegen. Der Antrag des Herrn Abg. Schönlank will etwas ganz Anderes. Derselbe will niht nur einen Adreß- falender der Kontingentsinhaber, sondern eine Proskriptionösliste derselben, das ist eigentlich der Sinn des Antrags. (Bewegung links.) Ih bestreite, daß das eine Maßregel von hoher sozialer Bedeutung ist ; nein, es is eine..solhe von hoher agitatorischer Bedeutung. Meine Herren, ein innerer Zusammenhang mit der sozialen Stellung, mit dem Einkommen desjenigen, der ein Gewerbe bes treibt, und der Besteuerung seines Gewerbes besteht in dieser Richtung nicht; man kann ein fehr hohes Einkommen haben und sehr s{lechte Erträgnisse aus seinem Gewerbe ziehen; man kann ein sehr geringes Einkommen haben und sehr hohe Erträge aus seinem Ge- werbe haben. Das Einkommen richtet sich nach dem Maß der Ver- \chuldung, nah der Höhe des Betriebskapitals und nicht nah dem Bruttoertrag des Gewerbes. Mir scheint bei diesem Antrag ein Ver- such vorzuliegen, in die Erwerbsverhältnisse des Einzelnen in einer Weise einzudringen, wie man sie für kein anderes Gewerbe zulassen würde. Jch bemerke, meine Herren, welche Einwände man erhoben hat bei der Tabacksteuer, als man verlangte, daß die Tabafabri- fanten nachweisen follten, wieviel Fabrikate sie aus dem Rohtabak herstellen. Hier, meine Herren, wollen Sie vollklommen klar legen mit Namen und Wohnort, wie viel jeder Grundbesißer Kartoffeln brennen kann zum Kontingentssaß. Das geht meiner Ansicht nah weit über die beredtigten Wünsche hinaus, und die verbündeten Ne- gierungen werden auf diesen Antrag nicht eingehen. (Bravo! rets.)

bg. von Kardorff (Rp.): Die Liebesgabe ist durchaus keine O des Gewerbes der Branntweinbreunerei. Die Brannt-

118 083 240 M. beantragen

weinbrennerei is Tontingentiert; jeder, der über das Kontingent

hinaus brennt, muß eine Strafe zahlen. Es wird nöthig sein, das Gese umzuändern, damit endlih einmal die Angriffe aufhören.

Abg. Dr. Schönlank (Soz.): Ich hätte nur gewünscht, daß der Staatssekretär dagewesen wäre, als die Kühnemänner im Bunde mit der Polizei und der Staatsverwaltung mit ihren s{hwarzen Listen auftraten. Cine s{hwarze Liste ift gar niht vorhanden; der Abg. von Kardorff meinte ja, die Liebesgabe fei eine Strafe. Wir wollen wissen, wer die Empfänger der Staatsalmosen sind. Bei der Tabacfstcuer handelte es sih darum, daß die Fabrikanten bezahlen sollten. Wir wollen aber wissen, wer hier das Geld empfängt.

Der Antrag wird abgelehnt. : ;

Die Branntweinsteuer wird genehmigt, ebenso die Brau- steuer und die Einnahme aus den Aversen. :

Aus dem Etat des Reichsamts des Junern restiert noch. der Titel für das National-Denkmal für Kaiser Wilhelm I1.; der Etat seßt dafür 1 100000 4 als erste Me /

Die Kommission beantragt durch ihren Referenten, den Abg. Graf Limburg-Stirum, den Titel in folgender Fassung zu bewilligen: Einmalige Bewilligung von vier Millionen Mark zur Errichtung eines Reiterstandbildes des Kaisers Wilhelm I. in Berlin, erste Nate 1 100 000 7

Der Referent Abg. Graf Limburg-Stirum (dkons.) erstattet über die Kommissionsverhandlungen eingehend Bericht. __ Abg. Freiherr von Stumm (Np.): Ich muß bedauern, daß die Kommission nicht die Regierungsvorlage pure angenommen hat. Wir stehen auf dem Standpunkte, daß der Reichstag durch seinen früheren Beschluß auf die Gestaltung des Denkmals den Entschluß der Krone überlassen hat. Die Begrenzung der - Kosten eines Denkmals für den Hochseligen Kaiser auf vier Millionen ist eine beshämende. Aber da wir für unsere Anschauung keine Mehrheit finden können, und eine [eere Demonstration niht machen wollen, so werden wir für den An- trag der Kommission stimmen und hoffen, daß das noch nicht der leßte Beschluß in der Sache ift. : E

Abg. Singer (Soz.): Wir stimmen gegen den Antrag der Kom- mission und gegen die Regierungsvorlage. Wir überlassen den Streit den Parteien, welche ein Bedürfniß nah einem Denkmal empfinden; bei uns liegt ein solches nicht vor. Eine finanzielle Belastung des Volks durch diese Auégabe ist jeßt niht thunlich; denn man mag zu dem Denkmal stehen, wie man will, Ss ist die Errichtung eines Denkmals nicht. Wenn der Reichstag Abstrihe gemacht hat für den Neubau von Kasernen, die als dringend nothwendig bezeichnet waren, um Kasernen zu erfezen, die einzustürzen drohen, dann giebt es keine Rechtfertigung für ein Denkmal. Vorhin hat der Abg. von Kardorff die shlechte Lage der Industrie und der Landwirthschaft angeführt; da müßte er auch jede Mehrbelastung vermeiden. Daß die Enthüllung des Denkmals am * hundertjährigen Geburtstage des Kaisers Wilhelm I. erfolgen foll, ist kein zwingender Grund; man fann ja am 22. März 1897 eben fo gut zur Feier dieses Tages den Grundstein legen. e S i

Abg. Richter (fr. Volksp.) erklärt im Namen seiner Partei- genossen und der süddeutschen Volkspartei, daß diese dem früheren Beschlusse des Reichstags nicht zugestimmt hätten, aber dur den- selben in gewissem Grade gebunden sind; jedoch niht in dem Sinne, daß jede Forderung bewilligt werden müßte, sondern eine Prüfung der Forderung sei nothwendig. Einer Pauschalbewilligung von 4 Millionen würde zugestimmt werden können, wenn die Regierung klipp und tlar erklärte, daß sie mit den 4 Millionen auskommen kann und daß ein summarisher Anschlag dafür vorgelegt wird, damit man sich über- zeugen fann , daß wirflich ein vollendetes Bauwerk hergestellt wird, welches feine Nachtragsbewilligungen verlangt. Diese Vorsicht ist nothwendig nah den Erklärungen des Abg. Freiherrn von Stumm, die tiefer blicken lassen als bloß in die Reihen feiner politishen Freunde. Das Denkmal ist gedacht als ein Denkmal der Nation, muß also aus Mitteln des Reichs hergestellt werden; es muß _ aus- ges{hlossen werden, daß aus der Schatulle oder von anderer Seite, vielleiht von einem Lotteriecomité Gelder zusammengeschossen werden, sodaß ein Bau hergestellt wird, welher zwar dem entspricht, was man an höchster Stelle will, was dem Reichstag aber nicht gefällt. Bis diese Erklärung abgegeben sein wird, wollen die Freunde des Redners in ablehnender Haltung verharren.

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich bin selbstverständlih nicht in der Lage, heute eine bestimmte Aeußerung darüber abzugeben, ob die verbündeten Ne- gierungen, wenn Sie den Antrag Ihrer Budgetkommission zum Be- {luß erheben, diesem Beschluß ihre Zustimmung ertheilen, und fich also bereit erflären werden, den Bau also mit einem Kostenbetrag von 4 Millionen Mark zur Ausführung zu bringen. Ich halte es aber niht für ausgeschlossen, daß dieser Beschluß die Zustimmung der verbündeten Regierungen findet; denn ih meine, er bewegt sich auf derselben Linie, die die Haltung des Reichstags mit Zustimmung des Bundesraths gegenüber der Denkmalsfrage bisher eingenommen hat. Das Denkmal is} aus der Initiative des Reichstags hervor- gegangen. Der Beschluß vom Jahre 1890 verzichtete für den Reichs- tag darauf, selbst cine Entscheidung in der Plaßfrage und in der Frage der Gestaltung des Denkmals zu treffen, und er überließ Seiner Majestät dem Kaiser, nah beiden Richtungen hin die erforderliche Bestimmung zu erlassen.

Wenn jeßt innerhalb der Budgetkommission der Gedanke an- geregt ist, daß sich die Bewilligung einer Pauschalsumme empfehle, so ist nicht in Zweifel zu ziehen, daß ein hierauf abzielender Antrag sich ganz in derselben Richtung bewegt, in der der frühere Beschluß vom Jahre 1890 liegt. Der Reichstag, wenn er diesen Antrag an- nimmt, verzichtet damit auf den Eintritt in die finanzielle Prüfung irgend eines Projektes und giebt den verbündeten Regierungen die Vollmacht, daß sie innerhalb der Summe von 4 Millionen frei dis- ponieren können zum Zwecke der Herstellung des Denkmals.

Nun, meine Herren, wenn der Bundesrath si einem folhen Bes \{lusse des Reichstags gegenüber befindet, wie die Budgetkommission ihn beantragt, so wird: er nothwendiger Weise zunächst die Frage zu ere örtern haben, ob es möglich ist, ein dem Zwecke entsprechendes Denkmal mit der Summe herzustellen, die der Reichstag zur Vers» fügung gestellt hat. Der Zweck selbst is ja klar. Es roird nicht jedes beliebige Denkmal weder den Wünschen des Reichstags noch den Empfindungen der Nation entsprechen, sondern man wird zu der Forderung berechtigt sein, daß das Denkmal eine würdige Gestaltung erhält: würdig sowohl der Nation, welche es errichtet, als auch würdig des gesegneten Andenkens des unvergeßlihen Schöpfers des Reichs. Es entsteht also die Frage: Jst die Herstellung eines solchen Denkmals innerhalb dieser Bewilligungsgrenze mögli? Und wenn

der Bundesrath bei der Prüfung, die ex na dieser Richtung an-