1894 / 65 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Meine Herren! In der Kommission ist ja {hon hervorgehoben durch die Vertreter dec Königlichen Staatsregierung, daß die Staats- regierung von der Auffassung ausgeht, sie sei in Gemäßheit des Ge- setzes, betreffend die Umzugskosten der Staatsbeamten, nicht ohne weiteres berechtigt, die Umzugskosten zu gewähren, und ih glaube, wenn man die betreffenden Paragraphen si ansieht, dann wird man darüber niht z¿weifelhaft sein können, taß Regierungs- Baumeister keine Assessoren oder Regierungs-Räthe sind. Dagegen haben die Vertreter der Staatsregierung in der Kommission bereits ihrerseits er- flärt— und i kann diese Erklärung nur wiederholen —, daß die Staats- regierung bereit ist, diese ganze Frage in weitere Erwägung zu nehmen, und vielleicht bietet sich Gelegenheit, diese Frage zu lösen bei Ge- legenheit der Durchführung der neuen Organisation der Eisenbahn- verwaltung. Ih glaube, unter diesen Umständen könnte das Haus, und selbst diejenigen Herren, die wünschen, daß diefe Sache den An- trägen gemäß erledigt wird, \sich volllommen dabei beruhigen, einfach die Petition der Regierung als Material zu überweisen, während der Antrag, wie er hier von der Petitionskommission gestellt is, an und für fih doch einigermaßen unklar ist; denn es heißt hier: es soll diese Petition der Königlichen Staatsregierung als Material zur Be- rücksichtigung überwiesen werden. Das entspricht jedenfalls niht einem flar verständlichen und stets beobahteten Gebrauch dieses hohen Hauses:

Abg. Gothein (fe. Vag.): Die Regierung kann ja jeden Augenblick den Baumeistern den Titel Assessor geben, wie sie vor einigen Jahren den Forstbeamten die E und Forst- Assessor verliehen hat. Die Petition wi aber eine geschlihe Rege? lung. und wir wollen fie zur Berücksichtigung überweisen, denn die Mißstimmung der Beamten ist ganz außerordentlich. Ich würde lieber die Worte „als Material“ streichen.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Fch glaube, der Herr Vorredner hat den L 3 des Gesetzes, be- treffend die Umzugskosten der Staatsbeamten, wohl nit vor Augen gehabt; denn es heißt in demselben ausdrücklih und zwar

als eine Ausnahme von dem Grundsatz, daß nur die etatsmäßig angestellten Beamten Umzugskosten zu erhalten haben, während die nit etatsmäßig angestellten Beamten bei Versetzungen nur Tage- gelder -und Reisekosten erhalten; jedo es sind den im höheren Staats- dienst außeretatsmäßig beschäftigten A} essoren und Räthen Umzugskosten alsdann zu gewähren, wenn sie vor der Verseßung bereits gegen eine firierte Remuneration dauernd beschäftigt waren.

Nun kann man zwar sagen und das scheint au wesentlich der Gedanke der Herren Vorredner zu fein —, daß, wenn den außer- etatsmäßig beschäftigten Assessoren Umzugskosten gewährt werden, es billig ist, sie auch den Regierungs - Baumeistern zu gewähren, und über die Frage will ich mich heute garnicht äußern. Aber man fann unmögli behaupten, daß in dem festen Sprach- gebrauh unserer Geseßgebung unter außeretatsmößig beschäftigten Affsessoren im höheren Staatsdienst Regierungs-Baumeister zu verstehen seien, und daraus folgert die Staatsregierung, daß sie garniht ohne weiteres, ohne cine Aenderung des Gesehes, berechtigt ist, den NRegierungs-Baumeistern Umzugskosten au zu gewähren, wie es die Herren Vorredner meinen. Fh kann also nur wiederholen: wie die Lage gegenwärtig ist, ist gar kein JInteresse vorhanden, darüber zu streiten, ob es nothwendig ist, selbst im Sinne derjenigen, die diese Petition an sich für begründet halten, fie als Material der Regierung zur Kenntniß zu bringen oder sie als Material zur Berücksichtigung zu überweisen.

Abg. Nadby!l (Zentr.) meint, daß im Gescß unter „Assessoren“ alle Staatsbeamten der fünften Rangklasse zu verstehen feien.

Finanz-Minister Dr. Miquel:

Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners spiut sich die Frage darauf zu, ob jeder Beamter im Staatsdienst, ob Lehrer oder Oberförster oder was er auch sei, weil er den Rang der fünften Klasse hat, Assessor sein muß im Sinne der fraglihen Bestimmung. Das ist eine ganz undenkbare Sache. Wir wissen ja ganz genau, was wir nah unserem geseßlichen Sprachgebrauch unter Assessoren verstehen, und die spezielle Ausnahme, die in einem Gefeß gemacht ist zu Gunsten dieser ganz bestimmten Beamtenklasse, kann doch nicht auf alle Be- amten des ganzen Staats Anwendung finden, bloß weil fie in der gleihen Rangfklasse sind. Davon kann doch garnicht die Rede sein. Ich bin fest überzeugt, wenn ih einer folchen Interpretation als Finanz- Minister Folge geben würde, dann würde die Ober-Nechnungskammer sehr bald ein Veto einlegen, und ich würde ja nach meiner eigenen Nechtsüberzeugung mih dazu auch nicht in der Lage befinden. Also wenn Sie in diesem Sinne die Petition zur Berücksichtigung der Staatsregierung empfehlen, dann thun Sie etwas, was keinen Erfolg haben fann, und dann eignet sich das Haus diese offenbar irrige Interpretation des Gesezes an.

Nach diesen Ausführungen kann meiner Meinung nah von einec Veberweisung zur Berücksichtigung wohl niht mehr die Rede fein.

Abg. Dr. Sattler (nl.): Durch die Auslegung, daß die Bau- meister Affsessoren seien, haben die Herren nur ihrer Sache geschadet. Darauf kann die Regierung nicht eingehen. Ich bin bereit, die Worte „als Material" zu \treihen und die Petition zur Berücksichtigung dahin zu überweisen, daß das Geseß geändert werde.

Abg. Wallbrecht (nl.) ist damit einverstanden, daß die Worte „als Material“ gestrichen werden.

Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Grüte- ring (Zentr.) und Nadbyl (Zentr.) wird die Petition der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.

Auch die Petition des Berginvaliden Jsken zu Eickel wegen Gewährung einex Pension wird der Regierung zur Der C gung überwiesen.

Schluß gegen 128/44 Uhr. Nächste Sizung Freitag 10 Uhr.

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Ft von dem Magistrat einer Stadtgemeinde für die Stimmen- abgabe zu den Staädtverordnetenwahlen eine so furze Zeitdauer bestimmt worken, daß viele Wähler dadurh genöthigt wurden, Opfer an Zeit und Bequemlichkeit bei der Ausübung ihres Wahlrechts zu bringen und eine Anzahl von Wählern demzu- folge auf die Ausübung ibres Wahlrechts verzihtete, so genügen, nach einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, 11. Senats, vom 17. Oktober 1893, diese Umstände nicht, die vorgenommene Wahl für ungültig zu erflären. Nur dur die Erbringung von Thatsachen, wonach ein Theil der Wähler durch die vom Magistrat getroffene An- ordnung an der Ausübung des Wahlrechts ver hindert worden sei, kann die Wahl mit Erfolg angefochten werden. Der Magistrat zu S. (in Westfalen) bestimmte für die Stadtvyerordnetenwahlen der 111. Ab- theilung als Termin den 18. November 1892, „Vormittags von 9# bis 124 Uhr“. Gegen die gesehenen Wahlen ging sodann fein Protest

beim Magistrat ein, in dem die Ungültigkeitserklärung der geschehenen Wahlen, weil in dem Ergebniß nicht der wahre Wille der Stimm- berechtigten zum Ausdruck gebracht sei, beantragt wurde. Zur Be- ründung des Protestes wurde Folgendes geltend gemacht: Die cit von drei Stunden sei für die Stimmenabgabe von 1618 Wählern zu kurz gewesen. Infolge dessen habe gleich nach Beginn des Wahlakts im Wahllokale ein soldes Gedränge stattgefunden, daß viele Wähler unter Abstandnahme von der Wah! das Wahllokal verlassen hätten, andere unter mancherlei Unbequemlichkeiten lange eit hätten warten müssen und event. auch dann noch nicht zur

timmabgabe gelangt wären. So hätte denn auch, nachdem um 124 Uhr fein Wähler mehr zugelassen worden, die Wablhandlun no% bis nach 2 Uhr gedauert. Es liege auf der as daß viele Bürger, namentli Arbeiter, Beamte und Gewerbetreibende, nit im stande seien, längere Zeit dem Wahlgeshäft zu widmen. Die arat sctinluna beschloß demgemäß die Ungültigkeits- erklärung der Wahlen. Die dagegen von den Gewählten erhobene Klage wurde vom Bezirksausschuß für begründet erahtet und der Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung wurde aufgehoben, indem die von den Protestierenden geltend gemachten und unter Beweis gestellten Thatsachen als ganz unzulänglih erahtet wurden. Auf die Berufung der beklagten Stadtverordneten-Versammlung bestätigte das O.-V.-G. die Ent- scheidung des Bezirksausschusses, indem es begründend ausführte: „Eine nähere Bestimmung darüber, wie lange die Wahlzeit zu dauern habe, ' hat das Ges aus naheliegenden Gründen nicht ge- aeben. Vielmehr ergiebt sih gerade aus dem Mangel an näheren Weisungen in der fraglihen Richtung, daß der Gesetzgeber, den lofalen Verhältnissen Nechnung tragend, es dem pflihtmäßigen Er- messen des Magistrats hat überlassen rollen, die Stunden, in denen gewählt werden solle, zu bestimmen. ..…. Gs muß aber auch anerkannt werden, daß zwingende Gründe dafür, daß der Magistrat bei Festfeßung der Wahlzeit gegen sein pflihtmäßiges Ermessen gehandelt habe, nicht vorliegen. Fn dieser Hinsicht könnte höchstens die Anzahl der Wähler in Be- tracht kommen. Indessen dem aus der Anzahl der Wahlberechtigten etwa zu ziehenden Schluß steht die Erfahrung über die in früheren Fällen beobachtete Wahlbetheiligung gegenüber, sodaß sih mit einer Pflichtwidrigkeit des Magistrats doch immer nur dann rechnen ließe, wenn der Magistrat hätte voraussehen müssen, daß nahezu alle Wahl- berechtigten zur Wahl erscheinen würden. Ein Anspruch der Mähler darauf, ohne jede Unbequemlichkeit und ohne jedes Opfer an Zeit zur Ausübung des Wahlrechts zu gelangen, erwächst weder aus demdem Magistrat obliegenden pflihtmäßigen Grmessen in Betreff der Zeitbestimmung, noch kann er aus dem Gesichtspunkt hergeleitet werden, daß mittels der Wahl der unverfälschte Wille dér Wähler zu freiem Ausdruck gelangen soll, und wenn eine größere oder geringere Anzahl von Wählern, anstatt die mehr oder minder mit jeder Wahl verknüpften Opfer an Zeit und Bequemlichkeit zu bringen, es vorzieht, das Wahllokal zu verlassen, ohne gestimmt zu haben, so ist aus diesem Verhalten der Wähler fein anderer Schluß zu ziehen als der, daß sie freiwillig auf die Ausübung thres

Wahlrechts verzichtet haben."

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung über deutsche Häfen, Antwerpen, Notterdam und Amsterdam stellte sich nah den Ermittelungen des Kaiseclichen Statistischen Amts im F e- bruar 1894 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen: Es wurden befördert im Februar über 1894 1893 Bremen L OOL «L029 DAambura . i 793 L O1 deutsche Häfen zusammen . . 1754 2946 Antwerpen E 280 T2 O 37 D Amsterdam s 4 E Ueberhaupt. . 2072 26959 Aus deutschen Häfen wurden im Februar d. I. neben den vorgenannten 1754 deutschen Auswanderern noch 2604 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen üher Bremen 1774, Hamburg 830.

Die Sountagsruhe im Güterverkehr der preußischen Staatseisenbahnen.

Ein Aussay des Geheime: Negierungs-Raths F. Seydel im Ministerium dex öffentlichen Arbeiten berichtet im 2. Heft des „Archivs für Gisenbahnwesen“, Jahrgang 1894, über die Ermittelungen, welche infolge cines Erlasses des Ministers vom 8. Dezember 1891 über die Möglichkeit einer vollfländigen Einstellung des Güterverkehrs an Sonn- und Festtagen von einer ad hoc cinberufenen Kommisfion angestellt worden sind. Die Kommission begann ihre Thätigkeit im Februar 1892 und ftellte in der Zeit bis zum April 1893 in allen Gisenbahn- Direktionsbezirken unter Zuziehung von Vertretern der betheiligten Nerwaltungsbehörden die erforderlichen örtlichen Untersuchungen an. Das Ergebniß ihrer Arbeiten wurde in einem an den Ressort-Minister gerichteten Bericht vom 31. Mai 1893 niedergelegt.

Die in den einzelnen Verwaltungsbezirken vorgenommenen Er- hebungen haben hiernah das überraschende Ergebniß gehabt, daß n ach den örtlichen Verkehrs- und Betriebsverhältnissen auf den einzelnen Bahulinien die Durhführang der vollen Sonn- tagsruhe im Güterverkehr, abgesehen von vereinzelten Ausnahmefällen, feinen nennenswerthen Schwierigkeiten begegnen und mit verhält- nißmäßig nur geringen Kosten möglich sein würde. Allerdings sind dazu fast überall mehr oder weniger umfassende Berschiebungen des Lokomotiv- und Zugpersonals, sowie ÜUmstationierungen und theilweise au Neuanschaffungen von Lokomotiven nöthig; auch müssen an verschiedenen Stellen die Bahnanlagen zum Zweck der Unter- bringung der Güterzüge während der Nuhezeiten eine Erweiterung er- fahren. Indessen erfordern alle diese Maßnahmen nah den Be- rehnungen, der Kommission im ganzen Staatshahnbereih an ein- maligen Aufwendungen immer nur den Betrag von 1 348 192 4.

Ebenso sind auch die erforderlich werdenden dauernden (jähr- lichen) Ausgaben verhältnißmäßig gering. Diese entstehen haupt- \ählih durch die regelmäßige Beförderung des in die Nuhe ein- tretenden Fahrpersonals in die Heimath an den Tagen vor den Sonn- und Festtagen und zurü, sowie dur die damit in Verbindung stehenden unvermeidlihen Leerfahrten der Lokomotiven. Außer- dem erwachsen dadurch, daß an den Wochentagen bei Ein- führung der Sonntagsruhe mchr “Züge als bisher gefahren und infolge der stärkeren Belastung der Züge an den Wochentagen mehr Vorsyannlokomotiven herangezogen werden müssen, fowie fernex durch die erforderlihe Bewachung der während der Ruhezeit auf den Stationen liegenden Züge vielfa besondere Kosten. Dagegen werden Personalvermehrungen infolge der Sonntagsruhe nur in ganz vereinzelten Fällen aus befonderen Gründen erforderlich, sodaß hierfür feinerlei nennenswerthe Ausgaben zu veranschlagen waren. Die dauernden Ausgaben sind danah von der Kommission auf 849 688 6 berechnet worden.

Diesen einmaligen wie dauernden Kosten gegenüber würden aber Ersparnisse von niht weniger als 4132522 M. entstehen. Dicse haben zum bei weitem größten Theile darin ihren Grund, daß bei Einführung der Sonntagsruhe die Zahl der zu leistenden Zug- filometex eine erheblihe Verminderung erfährt. Bei voller Durch- führung der Sonntagsruhe würden im Jahresdurhshnitt 8 234 910 Zugkilometer weniger als sonst zu leisten sein, was bei Zugrundelegung des von der Kommission angenommenen Einheitssaßes von 20 für das Zugkilometer {on allein eine Ersparniß von jährlich 1 646 982 6. ergiebt. Weitere Etsparnisse treten ein durch Ber- minderung der Üebernahtungen des Fahrpersonals, Wegfall der dafür zu zahlenden Uebernahtungsgelder; durh Minderbedarf an Nangier-

und Refervelokomotiven, durch Entbehrlihwerden desjenigen Persongz | welches bisher an Sonn- und Festtagen für Stellvertretun Szweds besonders bereit gehalten werden mußte, um den ; in der vorgeschriebenen Weise den Besuch des Gottes dienstes zu ermö lihen. In den Ersparnissen sind aber nid mit enthalten die Löhne, welche bisher an das regelmäßig an Sony und Festtagen erforderliche, künftig aber an diesen Tagen Rub haltende Arbeiterpersonal gezablt worden sind im ganzen jährli 92 309 390 MÆ, weil die Kommission von der Vorausfeßung ausgin daß diese Löhne bei Einführung der Sonntagsruhe den betheiligte Arbeitern niht würden vorenthalten werden können. :

Bei Einführung der vollen Sonntagsruhe im Güterverkehr wir den allein im Güterdienst 52278 Bedienstete Sonntagsruhe erbalten das sind 2% 239 mehr, als shon an Sonn- und Festtagen im Güter, verkehr vom Dienst befreit waren.

Dieses günstige Resultat erhält nun aber eine wesentliGe Aende rung durch die Aufwendungen, die unabhängig von den örtli@hen Bedürfnissen für den ganzen Staatsäbahnbetrieb bei Einführun der vollen Sonntagsruhe entstehen würden, und zwar durch Vermeh rung der Zahl der Güterwagen und dur die Mehrausgaben für Wagenmiethe.

Bei Einführung der vollen Sonntagsruhe würde eine große Zahl der in ihrem Laufe aufgchaltenen und zum Stillstand genöthigten Wagen erst später als bisher zur anderweiten Verwendung bereit ge. stellt werden können. Der zur Zeit vorhandene Bestand an Güter wagen würde also zur retzeitigen Gestellung derjenigen Zahl voy Wagen, welche bisher zur Beladung gestellt werden konnten, fünftiz wenigstens zeitweise bei starkem Verkehr niht mehr genügen Infolge dessen würden für i

Neubeshaffung von offenen Güterwagen . . 26 265 000

L von bedeckten Güterwagen 12 600 000 % 7 von Spezialwägeèn .. für Aufstellungsgleise zur Unterbringung der neu beshafften Wagen ; 2 4609 000 4, zusammen 42 481 500 «6 (einmalig) ausgegeben werden müssen.

Hierzu kämen ferner an dauernden Ausgaben noch Mehr ausgaben an Wagenmiethen, die durh die Sonntagsruhe uh die dadurch bedingte Verzögerung des Wagenumlaufs herbeigefüht werden. Diese Mehrausgaben find auf 283 000 4. berechnet. Mith würden für den Fall der vollständigen Einstellung des Güterverkehr an Sonn- und Festtagen an einmaligen Kosten entstehen

1848 192 6 + 42481 500 6 = 44 329 692 M; an fortdauernden (jährlihen) Kosten 849 688 6. + 283 000 6 = 1132 688 M; dagegen jährliche Ersparnisse von 41329522 M

Die oben angegebene Vermehrung des Wagenparks, der 42481500 Mark kosten würde, würde nah Ansicht der Kommission indeß nur zu dem Zweck nothwendig sein, um auch in den Zeiten des \tärksten Verkehrs unter Aufrehthaltung der Sonntagsruhe den an die Cisew bahnverwaltung zu stellenden Anforderungen - zu genügen; dagegen würde in den Zeiten des schwachen und mittleren Verkehrs au hi Einführung der Sonntagsruhe der gegenwärtige Wagenbestand aut reichen. Die mehrbeshasften Wagen würden also den größten Theil des Jahres unbenußzt bleiben müssen. Die Kommisston war de

Meinung, daß es wirthschaftlih nicht zu rechtfertigen sei, für de F

Vermehrung des Wagenparks ein so bedeutendes Kapital aufzuwendea und den ‘größten Theil des Jahres hindurh ungenüßt zu lassen, lediglih um an den in Betracht kommenden wenigen Sonn- und Festtagen, die in die Zeit des starken Verkehrs fallen, die Sonntags ruhe im ganzen Umfang aufrechterhalten zu können. Vielmehr hat sie empfohlen, von der Mehrbeschaffung von Güterwagen in dem le rechneten Umfang abzusehen und in solchen Zeiten, wo ausnalmsweis wegen lebhafter Zunahme des Verkehrs die Wochentage zur Bewälti gung des letzteren niht mehr ausreichen und deßhalb Störungen in der Abwickelung der Güterbeförderung zu befürchten stehen, eint theilweise Einschränkung der Sonntagsruhe zu gestatten, Fn einem folchen Falle würde sich auch die Berehnung der sonstigen laufenden Ausgaben und Ersparnisse ändern. Die Kommission is ferner der Meinung, daß auch bei Eintritt vön Betriebs\törunget sowie zur Abwendung drohender Betriebsstörungen eine vorübergehende Einschränkung oder Aufhebung der Sonntagsruhe jederzeit zugelasst werden muß. Ferner sollen solche Güter, die ihrer Natur nach oder aus besonderen Gründen die durch die Sonntagsruhe bedingte Vr zögerung in der Beförderung nicht vertragen, auch während der Sonntajè ruhe regelmäßig befördert werden dürfen. Bei Einführnng de Sonntagsruhe im Güterverkehr würden ferner die zur Zeit bestehend Lieferfristen vielfah unzulänglich fein, weshalb eine entsprechende Br längerung derselben geboten sein würde. Eine alsbaldige Einführuy der Sonntagsruhe im Güterverkchr ist nah der Ansicht der Kow mission insoweit möglich und erwünscht, als fie ohne Aufwendung be sonderer Kosten oder innerhalb der durch den Staatshaushalts: Etat zu Verfügung gestellten Mittel geschehen kann. V Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat auf Grund dit Vorschläge durch Erlaß vom 20. November 1893 die Eisenbahn Direktionen angewiesen, mit der weiteren Durchführung der Sonntags rube insoweit vorzugehen, als dies nach Maßgabe der im Etat il! Verfügung stehenden Mittel sowie mit den bestehenden Einrichtungn erreichbar ist, unter dem Vorbehalt, daß dabei eine Beeinträchtigun berechtigter Verkehrsinteressen überall vermieden wird. JInsbesondt sind die Königlichen Eisenbahn- Direktionen ermächtigt worden, bt Eintritt von Betriebsstörungen, sowie zur Abwendung drohender V triebsftörungen die Sonntagsruhe nah ihrem vflichtmäßigen Grmesst einzuschränken oder unter Umständen aufzuheben. Mit Rücksicht die im Herbst regelmäßig wiederkehrenden Zeiten außergewöhnli l RVerkehrs soll ferner die Sonntagbruhe da, wo dies zur Sicher ciner regelmäßigen Wagenzuführung an die Versandbezirke erforderli it, ebenfalls soweit als nöthig eingeschränkt und „diese Einschränil nicht erst dann, wenn infolge des gestiegenen Versandes die Do friedigung des Wagenbedarfs bereits auf Schwierigkeiten gestoßen sondern um diese thunlihst zu vermeiden, rechtzeitig vor d Eintritt der alljährlichen Verkehrssteigerung bewirkt werden. In det Erlaß sind die Königlichen Eisenbahn-Direktionen weiterhin ermd worden, mit der Ausführung der von der Kommission zur Durdl rung der Sonntagsruhe für erforderlich erachteten neuen Betricd! anlagen alsbald vorzugehen. Dagegen is von einer Neubeschafull von Lokomotiven, sowie von einer Vermehrung der Güterwagen l Zwecke der Sonntagsruhe abgesehen, und in Betreff der ausnayl® weise au an Sonn- und Festtagen zu befördernden Güter wn Bestimmung vorbehalten. Die Fortgewährung der Löhne für ] Sonn- und Festtage an die sonst auch an diesen Tagen beschäftiglti fünftig aber Ruhe haltenden Bedtensteten ist genehmigt worden. ü Das „Archiv dex Eisenbahnverwaltung“ \priht zum Schluß Erwartung aus, daß, wenn auch die alljeitige Durchführung 1 in die bestehenden Betriebécinrihtungen und Gewohnheiten greifender Maßnahmen in einem so großen Berkehrsgebiet n! v kürzester Frist zu ermöglichen fei, do sich schon jeßt mit Sin voraussehen lasse, daß auf den preußischen Staatsbahnen in abseh i Zeit außerhalb der Perioden des besonders starken V rtehrs, vit während des größten Theils des Jahres, im Güterverkehr vollständi Sonntagsruhe herrschen werde. ;

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Kols an der Nuhr und in Dberschlesien. „ziel An der Ruhr sind am 13. d. M. gestellt 11 149, nit g q gestellt keine Wagen. (Verspätet eingegangen). Am 19. ? sind gestellt 11 441, nit rechteitig gestellt feine Wagen. än Oberschlesien find am 14. d. M. gesteU 3640, n zeitig gestellt keine Wagen.

iét red

Zwangs-Bersteigerungen. , gn Beim Königlichen Amtsgericht 1. Berlin (| Bellb 15. März das Grundstück Lichterfelder s r. 31 un 4

1156 500 «M

glliancestr. 31, dem Nentier Johannes Sis um zu Thereésien- hof gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8,43 a, Nußungswerth 17 350 M, Mindestgebot 201 190 4; für das Meistgebot von 301 000 M wurde der Kaufmann Wilhelm Schütte zu Berlin, Stromstr. 1/3, Ersteher. Aufgehoben wurden die Termine wegen der Versteigerung der nachbenannten Grundfüke: Höch ste str. 4, vem Maurermeister Franz Klein gehörig. Beusselft r. 51, dem Kaufmann Maximilian John gehörig,

Der Halbjahrsabs{chluß der Phönix Bergwerksgesell- haft ergiebt, wie ,W. T. B.“ aus Köln meldet, nah Abzug der Generalunkosten einen Nettogewinn von 1512 009 (6 Die vorliegen- den Aufträge belaufen si auf 98 000 t.

Magdeburg, 15. März. (W. T. B) Zuckexbericht. Kornzucker exkl., von 92% ——, neue 13,85, Kornzuckter exkl, 88 9/6 Rendement 13,05, neue 13,30, Nachprodukte exkl., 75 9/6 Rende- ment 10,50. Ruhig. Brotraffinade 1. —,—, Brotraffinade Ik. —,—, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis I., mit Faß —,—. Ruhig. MRohzuker. T. Produkt Transito f. a. B. Hamburg vr. März 12,874 Gd., 12,90 Br., pr. April 12,775 Gd. 12/825 2D, Ver Mai 12,828 bez., 12,85 Br., pr, Juni 12,85 Gd., 12,90 Br. Schwa.

Leipzig, 15. März. (W. T. B) Kammzug-Tecimin- handel. La Plata Grundmuster B. per März 3,375 M, per April 3,374 4, per Mai 3,40 6, per Juni 3,45 46, per Juli 3,474 6, per August 3,50 4, per September 3,524 4, per Oktober 3,55 M, per November 3,575 #, per Dezember 3,60 4, per Januar # Umsatz 10 000 kg.

Bremen, 15. März. (W. T. B.) Börsen-Schlußbericht. Naffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Hörse,) Still. Loko 4,80 Br. -—— Baumw olle. Stetig. Uvland middling, loko 385 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 375 H, Armour shield 364 A, Cudahy 38 K, Fairbanks 33 Speck. Fest. Short clear middl. loko 34. Taba ck. 98 Seronen Carmen.

Wien, 19. März. (W. T. B.) der Woche vom 7. März bis 11. März einnahme 38 388 Fl.

London, 15. März. (W. T. B.) In der heutigen halbjährigen Generalversammlung der Bank von England verlas der Gouver- neur der Bank den Bericht, nah welchem sich die Passiva des Hauses Baring auf 3557 667 £, die Schuld an die Bank auf 3 450 000 £ verringert haben und der Uebershuß der Aktiva über die Passiva auf 465 574 L geschäßzt wird. Der Gouverneur wies auf die (Entlassung des Hauptkassierers May hin, der {were Unregel- mäßigkeiten begangen, die sih auf die von der Bank einer gewissen Anzahl Kunden gemachten Vorschüsse beziehen; ferner habe er sich auch in Börsenspekulationen eingelassen, die ihn in ecnste Geldverlegenheiten gebracht hätten. Es seien Maßregeln ergriffen, um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu verhüten. Der Verlust, den die Bank infolge der ungenügend gedeckten Vorschüsse er- litten habe, könne noh nit genau angegeben werden, er werde jedoch auf höchstens 250 000 £ geschäßt. Dieser Betrag stehe in keiner Be- ziehung zu irgend welchem Verlust, den die Bank dur Vorschüsse an das Bankhaus Murrieta erlitten ; für leßtere seien Gelder speziell reserviert worden. Die Werthpapiere, die sih in den Händen der Bank befinden, beständen in Fonds erster Klasse; Papiere von Finanz- und Trust-Gefellschaften befänden sich niht darunter.

London, 15. März. (W. T. B.) Wollauktion. Preise behauptet.

An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.

969% Javazuckder loks 158 ruhig, ütben-Rohzuder loëo 127 ruhig. Chile-Kupfer 41, per 3 Monat 41%/16.

Liverpool, 15. März. (W. T. B.) (Dffizielle Notierungen.) American good ordin. 35, do. low middling 4, do. middling 43, do. good middling 44, do. middling fair 49/16, Pernam fair 44, do. good fair 47/16, Ceara fair 4%, do. good fair 45/16, Egyptian brown fair 4È, do. do. good fair 411/16, do. do. good 52, Peru rough good fair 511/16, do. do. good 5/16, do. do. fine 62/16, do. moder. rough fair 48, do. do. good fair 415/16, do. do good 95/16, do. smooth fair 43/16, do. do. good fair 43, M. G. Broach good 4, do. fine 43, Dhollerah good 3#, do. fully good 38, do. fine 313/16, Domra good 31, do. fully good 32, do. fine 318/16, Scinde good 215/16, Bengal fully good 31/16, do. fine 3/16.

“Bradfo xd, 15. März. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig; Croßbreds, englische Wolle und Lustre fest; Garn spinner beschäftigt; St offe sich bessernd.

Amsterdam, 15. März. (W. T. B.) Java - Kaffee gocd ordinary 512. Bankazinn 49.

__ Konstantinopel, 15. März. (W. T. B.) Die Betriehs3- einnahmen der Anatolischen Eisenbahn betrugen im Januar 1894 260 694 Fr. oder 451,03 Fr. per Kilometer; die Betriebs- ausgaben stellten \sich für denselben Monat auf 169 534 Fr. oder 293,31 Fr. per Kilometer.

Belgrad, 15. März. (W. T. B.) Die Einnahmen der Serbischen Tabackregie betrugen vom 1. Januar bis 28. Februar 1894 1 344 118 Fr. (+ 68 171 Fr.). Die Einnahmen der Ser- bishen Salzregie betrugen vom 1. Januar bis 28. Februar 1894 332 377 Fr. (+ 63 829 Fr.).

__ New-York, 15. März. (W. T. B.) Die Börfe eröffnete s{chwacch und mit niedrigeren Kursen, wurde im weiteren Verlauf un- regelmäßig und {loß recht fest. Der Umsay der Aktien betrug abe Stück, Der Silbervorrath wird auf 185 000 Unzen geschäßt. E Weizen {wächte ih nah Eröffnung etwas ab infolge günstiger Ernteberichte und s{chwächerer Kabelberichte, sowie auf allgemeine Liquidation, später trat auf ausgedehnte Exportnachfrage Erholung ein. Schluß stetig. Mais s{chwäte sih nah Eröffnung etwas ab infolge der matten Weizenmärkte, sowie auf unerwartete Zunahme der Ankünfte, später erholt, Schluß stetig.

__ Chicago, 15. März. (W. T. B.) günstiges Wetter etwas abgeshwächt, später auf bedeutende Grporte erholt. Schluß stetig. Mais fallend einige Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte Reaktion, später wieder fallend.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus. i: :

_In der gestrigen Lohengrin- Aufführung seßte Herr Próll sein Gastspiel als Graf Telramund mit schönem Gelingen Tot, Sm ersten Akte fiel die musikalische Sicherheit und der kraftvolle Ausdruck der Stimme vortheilhaft auf. Mehr aber noch kam das sympathische Organ des Sängers in der Nahtscene des zweiten Aktes zur Wirkung. Es bestätigte sich das Urtheil, daß der Gast großen dramatischen Auf- gaben, sowohl was dieStimmmittel, als was die verständnißvolle Erfassung und klare Wiedergabe betrifft, völlig gewachsen ist. Besonders er-

Ls E

Umsaß:

Ausweis der Südbahn in 790 957 Fl., Minder-

Weizen anfangs auf

20

. Untersuchungs-Sachen.

. Aufgebote, Zustellungen u. dergl. + Unfall- und Invaliditäts- 2c. Versicherung. Vectaufe Verpachtungen, Verdingungen 2c.

ha Verloosung 2c. von Werthpapieren.

1) UntersuGungs-Sachen.

7 04757) Bekanntmachung.

Der Käthner Jacob Malinowski aus Zasta- 7 en im Kreise Strasburg W.-Pr., geboren list 15, Juli 1865 zu Gai-Gremenz, katho- Dit welcher am 29. Oktober 1892 bei Anegunost bei Gelegenheit der unbefugten

bung der Jagd den Königlichen Forst-

C! f C5 F 2

tödtet h at,

. Dr. Reimann.

——

aufscher Kath durch zwei Gewehrschüsse ge-

l VbuD cchtet word

worenen für schuldig erachtet worden:

19 den Königlichen Forstaufseher Kath vor- säßlich getödtet und die

g ausgeführt zu haben. dessen ist derselbe durch recchts- venes Urtheil des Königlichen Schwurgerichts zu Thorn ain 28, Juni 1893 in Anwendung Strafgeseubuchs wegen Mordes mit dem

Ueberlegun Auf Grund kräftig gewor

wähnenswerth erf{cheint au diesmal das darstellerishe Geschick des Sängérs, der, von einer leiten Uebertreibung in den äußeren Be- wegungen abgesehen, das Wesen des zur Lüge verführten und weiter- hin im felbstvershuldeten Unglück verzweifelnden Grafen glücklich ver- anschaulichte. Die Gesammtvorstellung trug das gewohnte Ge- präge sorgfältigen Zusammenspiels. Die Titelrolle gab Herr Gudehus sehr beifallswürdig und Frau Pierson seßte als Elsa ihre volle fkünstlerishe Kraft sowohl in stimmlicher als auch in dar- stellerisher Beziehung ein. Frau Sucher bot als Ortrud eine tadel- lose Leistung und zeigte" sih, was die Kraft. und den Wohl- klang des Organs anbetrifft, gestern besonders gut disponiert. Den Herold sang Herr Fränkel sehr tüchtig, und Herr Stammer er- freute aufs neue durch seine sympathischen Stimmmittel und sein würdiges Auftreten als König Heinrich.

S O MONIELTE,

Die „Berliner Liedertafel“ gab gestern Abend im Saale

der Philharmonie ein sehr gelungenes Konzert unter der Leitung ihres Chormeisters A. Zander und unter Mitwirkung der König- lien Hof-Opernsängerin Frau Emilie Herzog und des Herrn 1 Das Programm ließ an Reichhaltigkeit, was die Eigenart der Lieder und die Verschiedenartigkeit ihres Ur- fprungs anbetrifft, nichts zu wünshen übrig. Als weihevolle Anfangs- und Schlußnummer waren zwei der Kirchenmusik angehörige Tonstückle, der Psalm 23 von Fr. Schubert und ein „Alleluja“ von Tinel gewählt, die zu den edelsten Leistungen des Chorgesanges zu zählen sind; thnen {loß sich ein Dankgebet, das einer Sammlung altniederländishecr Volkslieder des Adrianus Valerius entlehnt und von E. Kremser geseßt ist, würdig an. Bei- fallsfreudig gaben die Zuhörer ihrer Anerkennung lauten Ausdruck und zeichneten ferner ein zweites altniederländishes, ebenfalls von E. Kremser bs 0 Lied aus, in dem zarte Liebes- empfindung mit sehnender Erwartung frohlaunig sich paart. Ein altes Madrigal von Th. Morley, das zum Vortrag ge- langte, is von dem Chormeister A. Zander wirkungsvoll gefeßt, ver au als Komponist des bekannten Goethe'shen Liedes „Der Schäfer pußte fich zum Tanz“, eine bedeutsame \{chöne Begabung auf diesem Gebiete offenbarte. JItalienishen Ursprungs i} ein länd- licher Neigengesang „V illanella alla Napolitana* von B, Donati, der in seinem eigenthümlichen RKhythmus fo exaft und klar zu Gehör gebracht wurde, daß die leßte Strophe auf Verlangen wieder- holt wurde. Frau Herzog trug meist moderne, aber wenig bekannte Lieder mit vorzüglicher Sauberkeit in dec Technik, Klangshönheit des Organs und Fülle des Ausdrucks vor. Voll duftiger Weichheit und von reinem, glockenhellen Timbre war besonders ihr Mezzavoce, das in Fenfen’'s „Shhloßhof“ und indem von Julius Wolff gedichteten und von Carl Jul. Schmidt komponierten Lied , An der Wiege“ innig und warm erklang. Als Zugabe sang sie unter Begleitung des Männerchors „Mein hochgeborenes Schäßelein, des Glockenthürmers Töchterlein“. Die Orgelbegleitung führte Herr Dr. Neimann mit vollendeter Technik stimmungsvoll durch. In den Räumen des Wallner-Theaters fand gestern eine Konzert- und Opern-Aufführung des Eichelberg’schen Konfervatoriums statt. In dem Konzert - Theil leisteten \o- wohl die Eleven der Klaviertlasse des Herrn Munzinger wie die der Violinklasse des Königlichen Kammervirtuosen Felix Meyer sehr Lobenswerthes. Auh die Gesangvorträge der Schülerinnen der Frau Emilie Herzog, die aus Chor- und Sologesängen be- standen, maten ihrer ausgezeihneten Leitung viel Chre. Frau Herzog erfreute in diesem Theil selbst durh einige Liedervorträge. Im zweiten Theil gelangten eine Arie und ein Duett aus Wagner’s „Tannhäuser“, von Frau Brauer und Herrn Nicolaus Rothmühl vortreffliGh vorgetragen, sowie ein Aft aus Gounod's „Margarethe“ und vie kleine komishe Oper von Offenbach : „Die Verlobung bei der Laterne“ vollständig zur Aufführung. Diese Leistungen auf musikalish-dramatislhem Gebiet wurden gleich denen des Konzert-Theils von dem zahlreich erschienenen Publikum mit reichem und wohlverdientem Beifall aufgenommen. Die Orchesterpartie wurde von Mitgliedern der Königlichen Kapelle ausgeführt.

Zu gleicher Zeit gab im Saal Bechstein die Konzertsängerin Fräulein M inny Cortese aus Chicago ein Konzert, in welchem sie mehrere Gesänge von Händel, Hasse, Brahms und anderen zum Vor- trag brachte. Leider is weder die Ausbildung der Stimme weit genug vorgeschritten, noch die Vortragëweise belebt genug für ein öffentliches Hervortreten. Der Königlihe Kammermusikus Herr Dechert er- freute dur sein gediegenes und ausdrucksvolles Spiel, welches in einigen Solostücken für Cello vortrefflich zur Geltung fam. Die Klavierbegleitung sämmtlicher Piècen befand sich in den bewährten Händen der Frau Bielenberg.

ém Königlichen Opernhause findet morgen die vierte Auf- führung von Verdi's „Fa!staff“ statt.

Fm Königlihen Schauspielhause geht morgen das Lustspiel „Michel Perrin, der Spion wider Willen“ von Méeélespille und Duveyrier neu einstudiert in Scene. Die Beseßung ist folgende: Michel Perrin Herr Friedrih Haaje, Fouhé Herr Molenar, ODesaunais Herr Oberländer, Crussac Herr Arndt, Bernard Herr Purschian, Therese Fräulein von Mayburg. Ebenfalls neu einstudiert folgt dann Ernst Wichert?s Lustspiel „Der Narr des Glüds“ in nadstehender Besetzung: Theobald von Fresinau Herr Friedrich Haase, von Amsteg Herr Molenar, Elise Fräulein Nichter, Hans Findling Herr U Peter Lämmchen —-Herr Link, Halter Herr Hartenau, Schummel —- Herr Eichholz. Beide Stücke sind von Herrn Keßler in Scene gesetzt. In der nächsten Woche wird Goethe’'s „Egmont“ neu einstudiert gegeben. Die dazu gehörige Musik von Beethoven gelangt unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Herrn Weingartner zur Aufführung.

Morgen geht im Berliner Theater Wichert's Schauspiel „Aus eignem Necht“ zum fünfzigsten Mal in Scene.

Im Fziedrih-Wilhelmstädtischen Theater geht morgen die Strauß’she Operctte „Die Fledermaus“ zum 578. Mal in Scene. Die Hauptrollen sind mit den Damen Zimmer, Kluge, Delmar und den Herren Klein, Wellhof, Hanno, Broda, Sommer und Bausewein beseut. 2 Im Neuen Theater wird morgen eine Aufführung des Dramas „Jugend“ die Vorstellungen von „A Bä&ss0 Porto“ unterbrechen; am Sonntag Abend gelangt das Halhbe’she Drama, am Sonntag Nach- mittag „A Bass0 Porto“ zur Aufführung. : :

Fräulein Anna Mo sebach, eine junge Künstlerin aus der Schule von Frau Viardot und Professor Stockhaufen, wird in ihrem morgen Abend 74 Uhr im Saal Bechstein stattfindenden Konzert die Fidelio-Arie, Schubert's „Dem Unendlichen“, sowie mebrere Gruppen Liszt'scher und Wolf’scher Lieder zum Vortrag

Tode

den Spruch der Ge- | rechte bestraft worden.

Tödtung mit

der 88 211 und 22 des Nischelsky.

exr Anzeiger.

und Verlust der bürgerlichen Ehren-

In Vollziehung dieses vollstreckbar ge- wordenen Urtheils ist der Käthner Jacob Malinowski heute Morgen um §8 Uhr in | joll Gemäßheit des § 13 des Strafgeseßbuchs mittels Nichtbeils enthauptet worden.

Thorn, den 14, März 1894.

Der Königliche Erste Staatsanwalt.

bringen. Der Pianist Herr Arthur Speed hat seine Mitwirkung zu- esagt. Für das leßte dieswinterlihe DH i drm nes Se

onzert unter Leitung des Hoffkapellmeisters Richard Strauß findet am Sonntag, Mittags 12 Uhr, die öffentliche Haupt- probe statt. Das Programm enthält Liszt's symphonishe Dichtung nLes Préludes“, Schumann's Klavierkonzert in A-moll (vorgetragen von Fräulein Klotilde Kleeberg) und Beethoven’s 1X. Symphonie, deren Chorpart der Philharmonishe Chor übernimmt, während die Soli vón den Damen Frau Professor Schmidt - Köhne und Fräulein Anna Stephan sowie von den Herren Hofopernsänger icolaus Rothmühl und Kammersänger Franz Schwarz gesungen werden. Der Kartenverkauf (2 46) ist bei Bote und Bo eröffnet.

Mannigfaltiges.

_ Das Komits des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Kaiser und Kaiserin Fried rich- Krankenhauses hielt heute unter Vorsiß des Geheimen Medizinal- Raths, Professor Dr. Virchow im Abgeordnetenhaus seine 3. Jahres- versammlung ab. In dem Krankenhause haben im leßten Jahre 875 Knaben und 817 Mädchen, zusammen also 1692 Kinder, Auf- nahme gefunden. Verstorben find 456, entlassen werden Tonnten 1128; es verblieb somit ein Bestand von 108 Kindern. Von den Aufgenommenen wurden untergebracht 415 im Pavillon für Diphtherie, 238 in dem für Scharlach, 489 in der inneren, 306 in der äußeren Abtheilung, 222 in der Ouarantäne-Abtheilung. Der Nest fand in den neuen Baracken Aufnahme. Der Religion nah waren unter den 1692 Kranken 1510 evangelische, 142 fkatholische und 40 jüdishe. 131 Kranke wurden von außerhalb eingeliefert; 232 waren noh nit ein Jahr alt, 666 standen im Alter von 1 bis 4, 582 in dem von 4 bis 10 Jahren, 212 waren über 10 Jahre alt. Von den 456 Gestorbenen befanden sh 344 im Alter von noch nidt 4 Jahren; 24,25 % der Verstorbenen starben in den ersten 24 Stunden nach ihrer Aufnahme. Die Gesammt- summe der Verpflegungstage betrug 42 414; jeder einzelne Kranke ist somit durhschnittlih 25 Lage in der Anstalt gewesen. Die Gesammt- ausgabe für das Krankenhaus belief sich auf 120 490 46 Von dieser Summe entfallen auf die Beköstigung 44 722, auf Gehälter und Löhne 27 436, auf Heizung und Beleuchtung 24 227, auf Heilmittel und Medikamente 9538 46 Vereinnahmt wurden 67 493 #, sodaß aus den Fonds des Comités ein Zushuß von 52 997 A6 erfor- derlih wurde; 50000 f gewährte hiervon die Stadt Berlin. Die Gefammteinnahme bis Ende 1893 betrug 1179545, die Gesammt- ausgabe 1063 245 H, sodaß 3. Z. ein Bestand von 139 371 4 vor- handen ist. Der Bau des Krankenhauses erforderte 681 035 M, die Einrichtung 44 530 4 In den mit dem Krankenhaufe verbundenen Polikliniken wurden im leßten Jahre 6274 Kranke behandelt, für welche 8558 Konsultationen erforderli waren.

__In der gestrigen Sißung der Stadtverordneten wurden, wie wir dem Bericht der „N. A. Z.“ entnehmen, bei Fortseßung der Etatsberathung der Etat der Verwaltung der Gasanstalten, der Etat der Verwaltung der städtischen Wasserwerke, sowie der Etat der Kanalisationswerke und der Rieselfelder angenommen. Bei dem Etat der Verwaltung der Markthallen fragte der Stadtverordnete Spinola an, welhe Bewandtniß es mit dem Zuschlag habe, den der Magistrat von den Großhändlern in der Zentral-Markthalle für jeden Zentner der cin- und ausgeführten Waare erheben wolle. Stadtrath Mamroth erwiderte: Die Verwaltung schließe mit einem Fehl- betrage ab. Die Eisenbahnverwaltung verlange von dem Markt- ballen - Kuratorium eine Beisteuer von 100 000 46 für den Betrieb auf der Bahnanlage, die der Zentral - Markthalle diene. Es sei doch nichts natürliher, als daß man diejenigen, welche allein einen Nußen von der Bahn haben, zur Tragung der Kosten mit heranziehe. Das feien nun die Großhändler und erfaufsver- mittler, die zumeist nah der Errichtung der Zentral-Markthalle zum Wohlstand E seien. Es sei recht und billig, daß man ver- suche, dur die Erhebung eines kleinen Zuschlags die Unkosten der Verwaltung zu verringern. Beim Etat der Kanalisationswerke wurde folgender Beschluß gefaßt: „Die Versammlung erklärt sich da- mit einverstanden, daß für die Etatsperiode vom 1. April 1894 bis 1. April 1895 der Kanalisationsbeitrag mit 1 9/0 des Nubtßertrages von den an die Kanalisation angeschlossenen Grundstücken zur Ausschreibung gebracht wird“. Der Etat der-ck Hauptkasse der städtischen Merke wurde ohne Debatte angenommen. Auch die Vor- lage, betreffend die Zahlung einer Cntschädigung an die Miether der {tädtishen Grundstücke vor dem Stralauer Thor 4—16 für die Sperrung des Schiffsverkehrs vor demselben, wurde genehmigt. Ebenso gab die Versammlung ihre Zustimmung zu der Vorlage, be- treffend die Wasserversorgung der beiden Springbrunnen und der acht Syprenghähne im Lustgarten. Die Ueberlassung des Festsaals im Berlinishen MNathhause an die deutsche Schriftsteller-Ge - nossenschaft zu einer Gemälde-Ausstellung wurde gutgeheißen und die Vorlage, betreffend den Abbruch der Fennstraßenbrücke behufs deren Neubau und Errichtung einer Nothbrücke unterhalb der alten Brücke, angenommen. Endlich genehmigte die Versammlung noch die Projekte zum Bau einex Isolierbaracke für die Irrenanstalt Herzberge und eines JIfolierpavillons bei der Irrenanstalt zu Dalldorf.

Im Verein Berliner Kau§leute und Industrieller wird am Mittwoch, 21. März, Herr Professor Alexander Strako\ch (im großen Saale des „Kaiserhofs“, Abends 8 Uhr) vor Herren und Damen über „Dramatischen Vortrag“ sprechen.

Die Berliner Spielplaßzgesellschaft hat ihren Spielplaß mit zehn Lawn-Tennispläßen gestern eröffnet. Die milde Witterung der lezten Wochen hat diese frühzeitige Eröffnung veranlaßt. Ein lebhafter Besuch des Plaßes ist durch zahlreihe Anmeldungen für den ganzen Sommer schon ge}ichert. i

Der Veteran Johann Gottlieb Hagemann vollendet, der „N. Pr. Z.* zufolge, am ersten Osterfeiertag sein 102. Lebensjahr. Er ist seit längerer Zeit an das Bett gefesselt und lebt in sehr be- scheidenen Verhältnissen bei feiner Stiestohter, der Frau des Tafel- decers Mackebrandt, Philippstraße 13 a.

Fiume, 15. März. Der ungarische Dreimaster „Union“ ist, laut Meldung des „W. T. B.*, in der Nähe der Insel Kreta gesunken. Die Mannschaft rettete sich mittels eines Boots und langte nach fünftägiger Fahrt auf Kreta an.

7 A Pt HOEMDRT Y E G

6. Kommandit-Gesellschaften auf Aktien u. Aktien-Gesellsch.

7. Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften.

8. Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten.

9. Bank-Ausweise. .

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

[74759] Steckbrief.

Gegen den Mitfahrer Friedrich Wilhelm Bernhard Schönfeld, O am 19. Januar 1874 zu Wan- gerin, Kreis Negenwalde, welcher sih verborgen hält,

eine dur Urtheil des - Königlichen S öffen» erichts I. zu Berlin vom 14. Juni 1893 annte efängnißstrafe von drei Monaten vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächstgelegene Justizgefängn abzuliefern. Berlin, den 7. La Boge 4. N Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 136.