1894 / 74 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Indem wir diesen Parochial-NRegulierungévlan zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir alle dabei betheiligten Gemeindeglieder auf, etwaige Cinwendungen dagegen bis zum 4. April dieses Jahres, während der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags, in dem Amtszimmer Nr. 10 unserer Geshäftsräume (Schütenstraße 96 1) bei dem Bureau-Vorsteher, Rehnungs-Rath Paucke oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Betheiligung bei der Sache \hriftlih einzureichen oder mündlich zu Protokoll zu erflären.

Berlin, den 20. März 1894. E

Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg. ; D. Smidt.

VetauntmaGung,

betreffend die Jmmatrikulation auf der Universität Halle-Wittenberg für das Sommer-Semester 1894.

Diejenigen Herren Studierenden, welche beabsichtigen, sich an naer Universität immatrikulieren zu lassen, wollen fich in der Zeit vom 16. April bis 5. Mai cr. auf dem Universitäts-Sekretariat, Universitäts-Verwal- tungsgebäude Zimmer Nr. 7, während der Vor- mittagsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugniß, Abgangszeugnisse früher besuchter Uni- versitäten und, falls seit dem Abgange von der Schule Der von, dex lebten Universität mehr als ein Vierteljahr verflossen ist, polizeiliches Führungsattest) melden. Deutsche, welche ein Maturitäts- eugniß nicht besißen, haben die für ihre Aufnahme erforder- liche besondere Genehmigung bei der Jmmatrikulations- kommission nachzusuchen. Ausländern kann das Vorlegen eines Reifezeugnisses erlassen werden. .

Später eintreffende Studierende haben ihre Anmeldung zur Jmmatrikulation sofort nach ihrer Ankunft in Halle vorzunehmen. S

Halle a. S., den 20. März 1894.

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der Königlichen vereinigten Friedrichs-Univerhtät Halle-Wittenberg. Beyschlag.

Angekommen: Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister f Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden, a Schlesien.

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Nichtamtliches.

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Deutsches Neich. Preußen. Berlin, 29. März.

Seine Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh um 8 Ühr in der Uniform Seines österreichischen Husaren - Regiments mit Gefolge von Abbazia nah Mattuglie, um Seine Majestät den Kaiser und Köntg Franz Joseph bei Allerhöchst- dessen Ankunft auf dem Bahnhof zu begrüßen. Beide Kaiserliche Majestäten der, Kaiser Franz Joseph in preußischer Uniform mit dem hohen Orden vom Schwarzen Adler trafen darauf zu Wagen um 9 Uhr 35 Minuten in Abbazia ein. Die Straße von Mattuglie über Volosca nah Abbazia war zu einer Triumphstraße umgewandelt, viele Villen trugen prächtigen Blumen- und Fahnenshmuck. Bei der Einfahrt in Abbazia, wo allenthalben Farben in den deutschen, österreichischen, und ungarishen Fahnen wehten, wurden die Majestäten, denen der Statthalter Ritter von Rinaldini, jowie die beiderseitigen Gefolge voranfuhren, von der dicht gedrängten Menge unter brausenden Hurrahrufen enthu- siastish empfangen. Kaiser Franz Joseph nahm im Hotel Stefani Absteigequartier und wurde hier vom Erzherzog ‘Joseph, von dem Contre-Admiral Seemann, dem Brigadier Speß, dem Kommandanten des Schulschiffs „Moltke“, dem Kapitän zur See Koch, dem Landeshauptmann Campitelli, dem Direktor der Kuranstalten Silberhuber, dem Direktor der Kurkommission, Oberst Wachter, sowie dem Sanitätsreferenten, Regierungs- Rath Glax empfangen. Das Schulschiff „Moltke“ hat Flaggengala angelegt; alle Dampfer, Yachten und Boote im Hafen sind festlih beflaggt. Das Wetter ist prächtig, unter der Bevölkerung und den Kurgästen herrscht freudige Erregung.

Wie aus Wien gemeldet wird, widmen die dortigen Morgenblätter der Kaiserbegegnung sehr warme Betrachtungen, welhe in der Betonung der unerschütterlichen Festigkeit des österreichish-deutshen Verhältnisses und der rein friedlichen Bedeutung des Dreibundes gipfeln, dessen friedenerhaltender Charakter auch bei bisher mißtrauishen Elementen einer wach- senden Würdigung begegne.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude am Leipziger Plaß 11 zu einer Sißung zusammen.

Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Vind isst vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Regierungs - Assessor Dr. Shumann zu Potsdam ist dem Königlichen Ober-Präsidium daselbst, der Regierungs- Assessor Brunner zu Lingen der O Regierung zu Magdeburg, der Regicrungs-Assessor Dr. Schottelius aus Arnsberg der Königlichen era zu Schleswig, und der Regierungs: Assessor Haarland zu Burgsteinfurt der König- lihen Regierung zu Münster zur weiteren dienstlichen Ver- wendung überwiesen worden. R

Dem Regierungs - Assessor Grafen von Schlieffen zu Potsdam is die kommi}sarishe Verwaltung des Landraths- amts im Landkreise Wiesbaden übertragen worden.

Der neuernannte Regicrungs-Assessor Dr. Mich elly aus Oppeln is dem Landrath des Kreises Herford, Regierungs- bezirk Minden, und der bisher beurlaubte Negierungs-Asse or Dr. Zaun aus Posen dem Landrath des Kreises Fuskirchen, Regierungsbezirk Köln, bis auf weiteres zur Hilfeleistung in den landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

Vayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent überreichte gestern, wie die Me Ztg.“ berihtet, Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Sgchsen-Coburg und Gotha die Insignien des Haus-Ordens vom heiligen Hubertus.

Die Landtagssession ist durh Königlihe Verordnung bis zum 26. Mai verlängert worden.

Jn der gestrigen Sißzung der Kammer der Ab- geordneten brachte der Finanz-Minister Dr. Freiherr von Niedel die Vorlage über die Regelung der Gehälter und Pensionen der nicht pragmatishen Beamten und Bediensteten ein und knüpfte daran im Namen des Ge- sammtministeriuums eine Erläuterung, worin er als das doppelte Ziel der Vorlage cine _durchgreifende Regelung der Aktivitätsgehälter und die Einführung _ gleichmäßiger Pensionsnormen bezeichnete. Die Vorlage betrifft über 31 000 Staatsdiener, darunter 22 000 im Verkehrsdienjt. ‘Der Mehr- aufwand für die nächsten zwei Jahre ist auf 1 700 000 M veranschlagt und wird im Beharrungszustande nah ungefähr 2% Jahren 5 Millionen betragen.

Sachsen.

Seine Majestät der König empfing gestern Mittag im Audienzsaal des Königlichen Residenzschlo}}jes in feierlicher Audienz den serbishen Spezialgesandten, Obersten Lazar La- zarewitsch behufs Entgegennahme der Notifikation der Thronbesteigung des Königs Alexander und sodann den neu- ernannten portugiesischen außerordentlichen Gesandten und bevoll- mächtigten Minister Vicomte de Pindella behufs Entgegen- nahme seiner Kreditive. Nachmittags fand bei Jhren Majestäten in der Villa zu Strehlen Tafel statt, zu der die beiden Ge- sandten, sowie der Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Meßsch geladen waren.

Württemberg.

Seine Königliche Hoheit der Herzog und Jhre Kaiser- lihe und Königliche Hoheit die Herzogin Philipp von Württemberg sind mit Jhren Königlichen Hoheiten der Herzogin Maria Jsabella, der Braut Seiner König- lichen Hoheit des Prinzen Johann Georg von Sachsen, und den Herzogen Nobert und Ulrich gestern Mittag in Stuttgart eingetroffen und haben 1m Palais des Herzogs Albrecht Wohnung genommen.

Hamburg.

Die Bürgerschaft hat gestern nah längerer ‘Debaite mit 58 gegen 49 Stimmen den Antrag Peters auf motivierte Ablehnung des Antrags Reimer und Genossen wegen Niederlegung der gesundheits\hädlichen Wohnun- gen zur Sanierung Hamburgs angenommen. Die gestellte Vorfrage hatte ergeben, daß der Antrag 1n Betracht z1 zichen sei. Im Laufe der Debatte war der eventuell zu ge- wêéhrende Kredit von 10 Millionen Mark als zu niedrig be- zeichnet worden; es seien zur Ausführung des Projekts mindestens 200 Millionen Mark erforderlich.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser, Allerhöchstwelher gestern Vormittag den ungarishen Premier-Minister Dr. Wekerle in Audienz empfing, ist am Abend nach Abbazîia abgereist. Das vor dem Bahnhof versammelte Publikum begrupte, wie _W. T. B.“ berichtet, den Kaiser auf das ehrfurchtsvolljte.

Die „Budapester Korrespondenz“ meldet aus Fiume, daß das Kriegs-Ministerium mit der Schiffahrtsgeselschaft ¡Arte einen Vertrag bezüglih der Militärtransporte 1m Kriegs falle abgeschlossen habe. Gestern Nachmittag haben auf dem der Adria-Gesellshaft gehörigen Schiff „Deak“ die ersten Versuhe von Truppe neinschiffungen begonnen, wobei sich ergab, daß im Nothfalle 2400 bis 3000 Mann im SInnenraum des Schiffs Play und 1500 Mann Raum für Nachtlager haben. Die Einschiffung von Mannschaften und Pferden erforderte 21 Minuten. A

Ber eits vor der für die Leichenfeier Ko}juth s fest geseßten Stunde waren, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in- T urin die Straßen und die Balkone der Häuser vom Pu- blikum dicht besezt. Vor der protestantischen Kirche hatten be- rittene Polizeimannschaften in Gala sowie die Deputationen Auf- stellung genommen. Um 9 Uhr Vormittags hielt der Pastor PReyrot in italienisher Sprache die Gedächtnißrede ; sodann sprachen der Ungar Veres und der Franzose Appia. An der Bahre war eine große Anzahl Kränze nlieder- gelegt, Studenten hielten die Ehrenwache. Um 10 Uhr war die Trauerfeierlichkeit beendet. Den Leichenkondukt eröffnete ein Zug Karabinieri mit der städtischen Kapelle; die Schnüre des Leichenwagens hielten der Bürgermeijter von Turin, der General Türr, der Vize-Bürgermeister von Budapest Markus und der Abgeordnete Rohonczy als Vertreter des ungarischen Reichstags. Am Bahnhof angelangt wurde der Sarg in dem daselbst errichteten Trauerzelt aufgestellt. Alsdann übergab der Bürgermeister von Turin mit einer Nede die Leiche dem Vize-Bürgermeister von Pest, der sie mit einer Erwiderungsrede entgegennahm. Nach Beendigung dieser Zeremonie ging ein Sonderzug mit den parlamentarischen, städtischen und sonstigen Abordnungen, die vorher noch einen Kranz an der Statue Victor Emanuel's niedergelegt hatten, nah Budapest ab, dem einige Minuten später ein zweiter Sonderzug mit der Leiche, dem Sohn und den Verwandten Kofsuth's folgte.

Frankreich.

Der neue Kolonial-Minister Boulanger empfing vor- gestern die Beamten seines Ministeriums. Er legte ihnen der „Köln. Ztg.“ zufolge dar, daß die folonialen Angelegenheiten stetig an Umfang zunähmen und in demselben Maße die An- forderungen an die Pflicht und die Anstrengung der Beamten wüchsen. Er rechne auf seine Untergebenen und hoffe, daß sie ihn na En unterstüßen würden. / D

Jnfolge der Jnstallierung des Ministers der Kolonien in dem Florapavillon der Tuilerien, der bisher von dem Prä- fekten des Seine-Departements bewohnt war, hat die Regie- rung den Präfekten aufgefordert, Wohnung im Hôtel de Ville zu nehmen, was der Gemeinderath seit langer Zeit verweigert hatte. Die Mitglieder des Gemeinderaths be- riethen, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern über verschiedene Vorschläge, die darauf hinausgehen, gegen die Uebersiede- lung des Präfekten in das Hôtel de Ville zu pro- testieren, und beauftragten eine Kommission, heute Bericht über diese Vorschläge zu erstatten. s

Auf Montag, 2. April, sind die Generalräthe von ganz Frankreich, das Seine-Departement ausgenommen, einberufen

worden. Die Session ist auf höchstens aht Tage bemessen, da die Budgetfrage erst in der Äugust-Session zur Verhandlung gelangen wird. Von den 90 Generalräthen Frankreichs besißen gegenwärtig 80 eine republikanische Majorität ; die konservativen Majoritäten sind hauptsächlich in den nordwestlichen De- partements, in der Bretagne und der Normandie zu finden.

Schweiz.

Jn Uebereinstimmung mit dem Nationalrath hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, der Stän derath das Bundesgeseß über die Verwaltung und Vertheidigung der Gotthardbefestigung angenommen.

Belgien.

„Der „Moniteur belge“ wird, wie „W. T. B.“ meldet, heute ein Dekret veröffentlichen, durch welches die bisherigen Minister Beernaert und Lejeune zu Staats-Ministern ernannt werden.

Türkei.

Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus Konstanti- nopel gemeldet, die Nachriht der „Nowoje Wremja“ von angeblih in der leßten Zeit erfolgten, mit der in Macedonien wegen der Schulfrage herrshenden Erregung in Verbindung gebrachten türfkishen Truppenkonzentrierungen an

der bulgarishen Grenze sei vollständig unbegründet. Serbien.

Der Minister-Präsident Simic is}, wie „W. T. B,“ meldet, nah Belgrad zurückgekehrt und hat die Amtsgeschäfte übernommen.

Amerika.

Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus Lima gemeldet, der Präsident Bermudez sei gefährlih erkrankt und ge- nöthigt, sich einer Operation zu unterwerfen. Jn Anbetracht der auf den 1. April angeseßten Wahlen errege die Möaglich- Feit des Ablebens des Präsidenten lebhafte Unruhe, da hier- dur politische Verwickelungen herbeigeführt werden könnten.

Afrika.

Ueber Fort Ka yes (am Senegal) wird unter dem 27. d. M. gemeldet, daß zwei französishe Truppen-Kolonnen, die von Timbuktu aus einen Streifzug unternahmen, mehrere Banden von Tuaregs, die sih auf einem Raubzuge befanden, zerstreut hätten. Mehrere Tuaregs seien getödtet, außerdem hei Vich erbeutet worden. Die Franzosen hätten keine Verlujte gehabt.

Entscheidungen des Reichsgericht®.

Nach § 343 Th. [1 Tit. 5 des Preuß. Allg. Landrechts muß der Uebernebmer einer Sache die Nechte, welche ihm wegen natür- lier, die Sache selbst betreffender Fehler zukommen, bei Land- gütern innerhalb drei Fahre, bei städtischen Grundstücken innerhalb eines Jahres, bei beweglichen Sachen innerhalb sechs Monate nach Empfang der Sache, ausüben. Läßt der Uebernehmer diese &risten verstreichen, ohne die Klage wider den Geber gerichtlich an- zumelden, so geht nah § 345 daselbst sein Recht verloren, In Bezug auf diesen § 345 hat das Neichsgericht, V. Zivilsenat, dur Urtheil vom 20. Dezember 1893 ausgesprochen, daß auch nah Ablauf der Frist der Käufer, welcher die Sache als Erfüllung angenommen hat, gegenüber der Klage auf Zahlung des Kaufpreises einwandsweise zwar nicht die Wiederaufhebung des Kaufvertrags, wohl aber den Anspruch auf Minderung de8Kauf- vreises innerhalb der Grenzen, in welchen die Klageforderung noch ausfteht, geltend machen kann. „Für das gemeine Recht hat das Neichsgericht die Scheidung zwischen Klage und Einrede für die Ver- ¡ährung des Gewährleistung8anspruchs verworfen und ausgesprochen, daß der ganze Anspruch von der Verjährung erfaßt werde. Für das preußische Ret bat, obwohl § 345 1 5 ausspricht, daß infolge Verstreichens der Frist „sein Recht verloren geht“, das Dber- Tribunal die Scheidung zwischen Klage und Einrede aufgestellt, und von den Auslegern des preußischen Rechts wird hiergegen kein Widerspruch erhoben. Indessen kann dieser Auffassung nicht die Tragweite beigemessen werden, daß, sofern dic Sade vom Käufer als Erfüllung angenommen ist, auch der Wandelungsanspruh, obwohl das Recht, ihn flageweife geltend zu machen, erloshen, noch, so lange irgend eine Leistung des Nebernehmers aussteht, gegen deren Einforderung einwandêwet|e erboben werden fönne. În solchem Falle würde 0E Schei- dung zwischen Klage und Einrede zu Unzuträglichkeiten führen, welche das Gese nit gewollt haben kann. Handelt es sich lediglich um das Necht des Käufers auf Minderung des Kausprei|es, so wird damit das Rechtsgeschäft selbst und seine Wirkung, daß die Sache auf den Käufer übergeht, niht in Frage gestellt. Der Käufer reduziert nur seine Kaufpreis\{huld, und zwar, wenn r ie einrede- weise geltend macht, innerhalb der Grenzen, in welchen die Kausprei®- forderung noch aussteht, der Verkäufer also den Kaufpreis noch ent- behrt. Hier ist die Grundlage sür etnen Einwand vor- handen, auch wenn der Käufer das Recht, dié Minderung mittels Klage geltend zu machen, verloren at D Min- derungsanspruch ist seiner Natur nah theilbar und es hat nichts Jrrationelles, daß er nur insoweit durhgeseßt wird, als eine Kauf- vreisleistung des Käufers noch aussteht. Soll aber der Wandelungs- anspruch troy der kurzen Verjährung für seine N Erhebung, tro des Ablaufs der Verjährungsfrist doh noch zulässig fein, so lange noch) irgend eine Leistung des Käufers aus dem Kaufvertrage aussteht, fo bleibt, insbesondere wenn fich diefe Leistungen weit in die Zukunft hinaus erstrecken, für diese ganze Zeit der Nechtsöbestand des Vertrages im Ungewissen, obwohl der Käufer die Sache übernommen hat und als Eigenthümer nußt. Damit wäre der Zweck der furzen Verjährung vereitelt. Aber der Anspruch auf Wiederaufhebung des Vertrages ist au seiner Natur nach nicht theilbar . .

Die Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner bei einem Accord, daß Schuldner die Schuld, die ihm durch Accord er- lassen war, als cine moralische, als Ehrenschuld weiter bestehend ansehen und für den Fall der Besserung seiner Lage freiwillig bezahlen wolle, begründet, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, 1. Zivilsenat vom 20. Januar 1894, keine rehtlih erzwtk ngbare Verbindlich zur Zahlung der erlassenen Schuld, wenn sih die Verhältnisse de Schuldners gebessert haben.

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Die gewerbsmäßige Besorgung fremderRechtsangelegen- heiten Vai ns “trn Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichté, [V. Senats, vom 21. November 1893, auh folchen an j 4 verlässigen Personen untersagt werden, welche #ch er wesentlich der Thätigkeit eines unzuverlässigen Dritten, s, dienen würden. Ferner hat das Ober-Verwaltungsgericht dur d S selbe Urtheil ausgesprochen, daß “die Untersagung der gewerbsma E Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten wegen des jugend 1 Mh Alters des Gewerbetreibenden erfolgen kann. Ein S war in den Jahren 1881 und 1882 wegen Betruges tbeilt Meineids zu einer Zuchthausstrafe von 6 Jahren verurt, worden. Nach der Verbüßung der Strafe soll sich der raben. ehemalige Konzipient in seinem Wohnorte tadellos geführt Be- Da ihm aber troßdem der Geschäftsbetrieb als Konzipient ven L zirksaus\Mhuß untersagt wurde, so meldete seine 18jährige Toch Orté- Gewerbebetrieb als Konzipientin an. Auf die Klage Net ten Polizeiverwaltung untersagte der Bezirksaus\{huß der od

Gewerbebetrieb als Konzipientin, und auf die Beruf B bestätigte das Ober-Verwaltungsgericht die Enticieiduta L Beutto, ausschusses, indem es begründend ausführte: „Nach der gesammten Sachlage is dem Vorderrichter darin beizutreten, daß es bei dem von der Beklagten angemeldeten Gewerbebetrieb wesentlich darauf ab- geschen ist, ihrem von dem gleichen Gewerbe ausgeschlossenen Vater dessen weiteren Betrieb unter dem Namen feiner Tochter zu ermöglihen. E8 fann aber {hon nach dem Wortlaut des § 35 der Reichs - Gewerbeordnung kein Zweifel darüber bestehen, daß auch cin folher Thatbestand den Aus- {luß der Beklagten von dem angemeldeten Gewerbebetrieb, sofern die fortdauernde Unzuverläffigkeit ihres Vaters für diejenige Thätigkeit anzunehmen ist, welche er in ihrem Gewerbebetriebe entfalten würde rehtfertigt. ‘4 Aug) darin ist dem Vorderrichter Pbeizutreten, daß die Beklagte für ihre Person und also selbs ohne Berücksichtigung der Persönlichkeit ihres Vaters für den angemeldeten Gewerbetrich der erforderlichen Zuverlässigkeit entbehrt. Mit dem Vorderrichter ist der Gerichtshof, ohne daß es noch erst der angebotenen Prüfung der Beklagten auf ihre Kenntnisse und ihre Begabung bedurste, zu der Ueberzeugung gelangt, _daß sie bei ihrem jugendlichen Alter Umsicht Erfahrung und &estigkeit des Charakters noch nicht in dem Maße besißt, als dies für das Gewerbe einer Rechtskonsulentin erfor- derlich ist.“ s

S Die Orts-Polizeibehörde ist, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, 1. Senats, vom 3. Januar 1894, geseßlich berechtigt, gegen öffentlihe Schausvielaufführungen behufs Aufrechterhaltung der öffentlihen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten; jedoch müssen Thatsachen vorliegen, aus welchen die Annahme einigermaßen wahrscheinlih wird, daß durch die betreffenden Schaustellungen die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet werde. Als eine folche Thatsache kann niht ohne weiteres eine Schauspielaufführung in fremder Sprache, auh nicht in Grenzbezirken mit deutschfeindlihen Bestrebungen in der Sprache des angrenzenden fremden Landes, erachtet werden. Durch Verfügung der Polizeiverwaltung zu Hadersleben wurde dem dortigen Schauspielunternehmer M. im Oktober 1892 die Ver- anstaltung von Theatervorstellungen dur dänishe Schauspielergesell- schaften in dänisher Sprache untersagt. Die Klage des M. ‘gegen die Polizeiverwaltung wurde sowohl vom Kreisausshuß, als auch vom Bezirksausschuß abgewiesen. Der Bezirksaus\{uß führte dabei aus, daß das Verbot wegen der Befürchtung, daß dur Aufführung dänischer Stücke dur dänische Schauspieler die öffentlihe Sicherheit und Ord- nung gestört werden könne, erlassen worden sei. Auf die Revision des Klägers seßte das Ober - Verwaltungsgeriht unter Aufhebung der Vorentscheidungen die ortspolizeilihe Verfügung außer Kraft, indem es begründend auéführte : „Zwar i} die Polizei nach § 101117 A. L.-R. und § 6 der Verordnung vom 20. September 1867 berechtigt, gegen öffentliche Schauspielaufführungen behufs Aufrechterhaltung der öffentlihen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten. Cine Störung dieser wird jedo durch Aufführungen in fremden Sprachen, deren Gebrauch im täglichen Leben frei und dur Geseß vom 28. August 1876 nur im Verkehr mit Behörden verboten ist, an sich nicht bewirkt. Auch die in dem Urtheil ange- führten Umstände, wonach die zahlreihe dänishe Partei ihren politischen Sympathien und deutschfeindlichen Bestrebungen er- fahrungémäßig einen, die Andersdenkenden verletzenden und reizenden Ausdruck giebt, mögen wohl zu der Ansicht, daß dänische Theateraufführungen dem gemeinen und Staatswohl abträglich und im öffentlichen Interesse nicht zu fördern sind, bercchtigen ; sie bilden jedo keine Thatsachen, aus welchen die Annahme auch nur einigermaßen wahrscheinlich würde, daß durch folhe Schaustellungen die offentlihe Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet werde. Nur eine folhe, aus Thatsachen mindestens in etwas sich ergebende Wahrscheinlichkeit, nicht aber die bloße abstrakte Möglichkeit kann nach dem în der- Rechtsprechung stets festgehaltenen Grundsaß diejenigen thatsächlidhen Voraussetzungen bilden, welche für die Berechtigung der Polizei zum Einschreiten unerläßlich sind. .. .“

Kunst und Wissenschaft.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

Zu dem Bericht über die Sißung vom 14. Februar (s. Nr. 48 d. Bl.) ist noch nachzutragen, daß Herr Legations-Rath von Lindenau in seiner Mittheilung über „Die sächsische Politik des Jahres 1806“ ih auf eine Arbeit des verstorbenen Direktors des Haupt-Staatê- arhivs zu Dresden, Geheimen Naths von Weber stüßte, die dieser 1872 im 11. Bande des Archivs für die sächsishe Geschichte ver- öffentliht hat, und die weder H. von Treitshke noch von Lettow- Vorbeck bekannt war.

_ In der Sitzung vom 14. März ‘\sprach Herr Professor Dr. Schmoller über die Begründung des brandenburgischen Geheimen Raths im Jahre 1604. Er führte zunähst aus, welhe Anschauungen darüber bisher zu Tage getreten seien, wie Droysen, Jsaacsohn, Kühns, Bornhak darin eine epohemachende That, Stölzel und F. Holge nur eine untergeordnete, formale Aenderung in der Art der Sitzungen der brandenburgischen obersten Räthe sähen. Um festzustellen, wer Necht habe, untersuhte Redner dann, wie über- haupt in den größeren deutshen Territorialstaaten von 1500 bis 1646 das einheitlige Collegium regiminis n in éinéë Anzahl Sonderkollegien: Geheimer Rath, Hofgericht, Rentkammer, Kirchenrath oder Konsistorium, gespalten habe und welche Folgen diese Arbeitstheilung für die bessere Geschäftsbehandlung_ gehabt habe. Er suchte zu zeigen, wie langsam sih überall diese Scheidung vollzogen habe, wie allerwärts auch nach der Scheidung die Räthe dieser nun getrennten Kollegien sich als ein Korpus fühlten, wie aber troßdem in der Scheidung cin großer Fortschritt gelegen sei. ann lam der Redner auf Brandenburg zurüd und. betonte, daß man das Einzelne in diesem Differenzierungsprozeß nur zu verstehen vermöge, wenn man sich genau ein Bild davon machen Fföônne, um welhe Personen und um welche ma- teriellen Geschäfte und Angelegenheiten, um welche vor Vern gangenen Mißstände es si bei jener Aenderung gehandelt habe. Er erinnerte daran, daß die großen auéwärtigen und howhpolitischen Fragen in der Regel gegen 1570—1620 in den Großen Rath nicht mehr gebracht worden seien, weil es sich dabei um strikte Geheimhal- tung gehandelt habe, und wie daher die Berathung dieser Dinge unter dem Mangel eines besonderen Geheimen Raths ge- litten habe. Au führte Redner aus, wie Joachim Fried- rih im Gegensay zu seinem Vater, der überwiegend mit echt brandenburgishen Junkern regierte, nun lauter ersonen anstellte, die er aus Magdeburg bereits mit- rachte, die aus anderen Territorien stammten. Graf Shlick, von Löben, von Bylandt, Fabian von Dohna sind seine in Branden- burg, zumal beim Adel, verhaßten Vertrauten, und sie verdienten das Vertrauen. Aus diesen Elementen bildete er den Geheimen Rath, mit ihnen allein wollte er und nicht mit der Gesammtheit der alten Räthe die große Frage des Anfalls von Preußen und Kleve-Mark berathen. Nicht omb aus dem Wortlaut der Geheimen Raths- LZystruktion als aus den Persönlichkeiten müsse man die Bedeutung der Institution erklären. Und von diesem Standpunkt dh iw der Geheime Nath in der That als ein wichtiges Glied in der ‘ette der Maßregeln, welche ein monarhisches Beamtenregiment gegenüber dem junkerlihen Klassenregiment begründen wollten. Und fo habe wohl Stölzel rein formell Recht und Droysen Unrecht; materiell habe aber leßterer doch das Richtige getroffen, wenn er die Begründung des Geheimen Nathes angeknüpft habe an den allgemeinen Gegensaß des ländischen und des Beamtenstaats. : : l: Es folgte ein Vortrag des Herrn Archivars Dr. Meine cke über den General Ludwig Gustav von Thile, welcher zweimal, ¿uerst 1812 bis 1816 in einer dem jeßigen Chef des Militär- kabinets entsprechenden Stellung, dann von 1841 bis 1848 als Geheimer Staats- und Kabinets - Minister und als persönlicher Ver- trauter Friedrich Wilhelms 19. in einflußreiher Stellung war.

In seiner ersten Periode steht er vollständig auf dem Boden der Scarnhorst’shen und Boyen'schen Ideen und wirkte in diesem Sinne bei der gesetzlichen Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und bei der Neuorganisation der Armee 1814/15 mit. Jn seiner zweiten Periode ist er politisher und religiöser Gesinnungs- genosse Friedrich Wilhelms 1V., eher noch strenger als dieser. Um fo merkwürdiger is es, daß er nach dem 18. März 1848 gegenüber der Gerlah’shen Partei für peinlißze Inne- haltung des einmal angenommenen konstitutionellen Wesens eintrat. Kein Gesinnungswechsel, sondern die ihm eigene zarte Ge- wissenhaftigkeit bestimmte ihn dazu. Er gehörte zu den Staatsmännern, an denen Preußen in der ersten Hälfte diefes Jahrhunderts reich ift, die durch eine fein entwidelte Persönlichkeit anziehen, die den idealisti- hen Zug ihres Zeitalters an si tragen, die aber der selbständigen und \{öpferishen Kraft entbehren.

Dem „W. T. B.* wird aus Nom berichtet: Die mit dem intexnationalen medizinishen Kongreß verbundene Aus- stellung für Medizin und Hygiene war am Mittwoh von Mittag bis Abends 6 Uhr für das Publikum geöffnet, welches sich äußerst rühmend aussprah und sie für vollkommen gelungen erklärte, namentlich hbinsihtlich ihrer Mannigfaltigkeit. Der Werth der auêgestellten Gegenstände wird auf eine Milkion Lire geschäßt. Besonders reich beschickt sind die Abtheilungen für Hydrologie und Mikrofkopie, die Apparate für Desinfizierung und Sterili- sierung, für die Gesundheitspflege in Städten und auf dem Lande, sowie die Modelle der Tragbahren und die Modelle von Militärhospitälern, unter denen namentlich diejenigen Deutschlands sehr bemerkt wurden. Deutschland nimmt in der Ausstellung den ersten Play ein; seine Aus\tellungsgegenstände füllen zwei von dem Kaiserlichen Gesundheitsamt eingerihtete Säle. Der General-Stabs- arzt der preußishen Armee, Professor Dr. von Coler if in Nom ein- getroffen. Am Abend fand im Palaste der Ausstellung ein glänzender Empfang statt, zu dem die Kongreßtheilnehmer mit ihren Damen in großer Zahl erschienen waren. Unter den Anwesenden befand sich auch der Unterrichts-Minister Baccelli. Der Abend verlief sehr angeregt.

Schulwesen.

Die kaufmännishe Fortbildungsschule des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (Sebastianstraße 26) erfreut sich nicht allein des Wohlwollens und der Unterstüßung der städtischen Schulbehörden, sondern auch der Aeltesten der Kaufmann- haft und des aus 21 Verbänden bestehenden Zentralaus\{husses hiesiger kaufmännischer, gewerbliher und industrieller Vereine. Die Schülerzahl i} in s}tetem Wachsen begriffen und stieg im leßten Semester auf 487, darunter 311 Handlungsélehrlinge und 124 Hand- lungsgehilfen, während der Mest aus Nichtkaufleuten bestand. Der Shulbildung nach waxen darunïler 11 Primaner, 78 Sekundaner, 65 Tertianer, 23 Quartaner höherer Lehr- anstalten, 68 Schüler der Bürgershulen und 242 Schüler der Ge- meindeshulen. Dem Alter der Fortbildungss{hüler nah ist die Frequenz vom 15.—17. und vom 20.—22. Lebensjahre am stärksten ; die jüngsten Schüler sind 14, die ältesten 36—40 Jahre alt. Alle diese verschiedenen Elemente haben gleihmäßig das Bedürfniß, fich im kaufmännishen Wissen auszubilden und das früher in der Schule Gelernte praktisch zu verwerthen. Welche Nolle die englische Sprache im kaufmännischen Leben \pielt, geht aus dem Umstand hervor, daß 166 Schüler in 7 Kursen Unterricht darin genommen haben; abn) beut wart aud bie Dbrigen Lebrturse (in der Buchführung im Schönschreiben , Rechnen, Stenographie, Französisch, Italienish, Handelslehre. Der Unterricht im Jtalienischen erfreut sh großer Beliebtheit und scheint den augenblicklich kebhaften Handelsbeziehungen mit Jtalien vollkommen zu entsprechen. Das Sommer-Semester wird am 2. April, Abends 8 Uhr, in der Aula Sebastianstraße 26, eröffnet. Auskunft ertheilen und Prospekte ver- abfolgen der Leiter der Anstalt Rektor Nowka, Manteuffelstraße 7 (1 bis 3 Uhr), und Kommerzien - Rath Lissauer, Jägerstraße 60 (10 bis 12 Uhr), fowie das Bureau des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller, Kraufenstraße 35 L. (5 bis 7 Uhr).

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

__ Der Gesundheitssiand in Berlin war in der Woche vom 11. bis 17. März ein günstiger und auch die Sterblichkeit blieb eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 16,2). Erheblich seltener als in den Vorwochen kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vorschein und nahmen in der über- wiegenden Mehrzahl der Fälle einen milden Verlauf. Erkrankungen an Grippe wurden gleichfalls seltener beobahtet und führten in 3 Fällen zum Tode. Ein wenig häufiger wurden akute Darm- kfranfkheiten als Todesursachen gemeldei; die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblikeit war eine kleine; bon je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr - berechnet, 43 Säuglinge. - Von den Infektionskrantheiten wurden Erkrankungen an Masern etwas häufiger, an Scharlach und Diphtherie etwas seltener als in der Vorwoche zur Anzeige ge- braht, und zwar zeigten sich Masern und Scharlah in Moabit, Diphtherie in der Rosenthaler Vorstadt und im Stralauer Viertel am zahlreichsten. Das Vorkommen von Unterleibstyphus blieb ein seltenes ; auh Erkrankungen an Kindbettfieber wurden nur 3 bekannt. Weniger gelangten auch rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut, wie Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen tödtlich endeten, zur ärztlichen Beobachtung. Akute Gelenkrheumatismen wurden eben- falls seltener zur Behandlung gebracht, während sich rheumatische Be- {werden der Muskeln in gesteigerter Zahl zeigten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien, An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 10 424, nicht reGtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 3840, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

j _ HZwangsversteigerungen.

_ Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 28. März die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung : Yorkstraße 62, dem Assistenten Joh. Dammüller zu SFohannis- thal gehörig; Fläche 10,64 a; Nuzungswerth 30 500 4; Mindest- gebot 2800 4; für das Meistgebot “von 400 000 #4 wurde der

rofessor Dr. R. Friedberg zu Halle a. S. Ersteher. Kloster- traße 26, dem Kaufmann Leo Speyer gehörig; Nußungswerth 2500 M; Mindestgebot 38 300 4, für welches die Gebrüder Wolf Neumann und Gabriel Neumann zu Berlin Ersteher wurden.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Infolge verstärkter Wasservöerladung hat sich in ver- flossener Woche has Kohlengeschäft etwas rühriger gestaltet, und sind ziemlich starke Transporte an Stück- und Würfelkohlen nah der ad er Weiche expediert worden. Eine unangenehme Störung rate die bahnamtlihe Verfügung, daß wegen eingetretenen Hoch- wassers die M De rae vom 21. bis 23, d. M. nicht befördert würden. Die meisten Gruben haben aber troßdefsen während der (ens Werktage in der Charwoche die Förderung nicht ges{chwäht. Im allge- meinen liegt das Kohlengeshäft jedoch nach wie vor noch stark dar- nieder. Der Absaßy in den einzelnen Kohlensortimenten gestaltet sich egenwärtig wie folgt: Stückohlen werden größtentheils nur als Eisenbahnbetriebskohle verladen, ein Theil davon sowie Würfelkohlen werden zur Wasserfracht begehrt, jedoh deen die Bestellungen nicht die ganze Produktion; Nuß 1 wird hau R als Hausbrand- kohle verlangt, während Nuß 11 und Erbskohlen wenig Absay finden; Gries-, Staub-, Klein- und Förderkohlen kommen als

Betriebskohlen für die Werke im Revier in genügender Menge zur

Abfuhr. Im Koksgeschäft hat sich gegen die Vorwoche nichts ges da troy der etwas verstärkten Sendungen an Stückfoks na Nussish-Polen zur Inbetriebseßzung der kaltliegenden Koksöfen nas feine Veranlassung vorliegt. Tür Theer und Theerprodukte dürfte bei Beginn der Feldbestellung und der Bauten sich das Geschäft beben; schon jeßt gehen bei den Werken Nawhfragen ein.

Vom rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahl- markt berihtet die „Nhein.-Westf. Ztg.“ : Seit dem leßten Bericht hat die Nachfrage auf der ganzen Linie eine merklihe Zunahme er- fahren, aber die Preise körinen troßdem nur wenig oder gar nit in die Höhe kommen. Die Hauptursache dürfte wohl sein, daß in Walz- werkartikeln noch schr viele Waare in den Händen des Zwischenhandels ih befindet. Die Stimmung scheint wegen der stark gesteigerten Nachfrage doch zuversichtlicher zu werden, und während man jeßt an den Preisen festhält, und nur kleine Aufshläge durhseßt, hofft man in nicht allzulanger Zeit angemessenere Preise erzielen zu können. Eisenerze haben sich in leßter Zeit im Siegerlande etwas belebt und man rechnet bereits nicht mehr mit den niedrigen Sägen wie bisher. Wenn die Erhöhung der Preise au nur eine mäßige ift, so ist es doch schon als ein gutes Zeichen ' zu betrachten, daß ein Aufschlag überhaupt erzielt werden konnte. Auch in Luxem- burg-Lothringer Minette sind in leßter Zeit etwas bessere Preise durch- geseßt worden. Spanische Erze sind im wesentlichen gegen die Vor- rooche unverändert geblieben. Auf dem Roheifenmarkt hat die Nachfrage in leßter Zeit merklich zugenommen. Es zeigt sich allent- halben auf Seiten der Käufer das Bestreben, auf längere Zeit abzu- schließen. Auch gehen die Hüttenwerke äußerst vorsihtig zu Werke. Die Nachfrage in Puddelroheisen ist lebhaft und auh Spiegel- eisen ist sehr rege vegehrt. Auf dem Walzeisenmarkt herrscht reges Leben. Für Stabeisen gehen recht viele dringende Aufträge ein; mit der Zurückhaltung scheint es allgemein ein Ende genommen zu haben. Die Nachfrage vom Auslande is noch s{chwach. In Form eisen, speziell in Trägern gingen in leßter Zeit die Aufträge wieder sehr flott ein; die Preise konnten sogar etwas anziehen, stehen jedo noch immer im Mißverhältniß zu den Rohstoffen. Auch in Band- eisen herrscht lebhafte Nachfrage, und die Preise sind infolgedessen etwas in die Höbe gegangen. In Grobblechen wird die Nach- frage als befriedigend, stellenweise als lebhaft bezeihnet, doh konnte in den Preisen noch kein Aufschlag erzielt werden. Für Feinbleche wird fogar ungemein starke Nachfrage gemeldet, troßdem konnten die bislang noch immer Verlust bringenden Preise nur wenig aufgebessert werden. Für Walzdraht hat der Einlauf von Bestellungen ent- schieden zugenommen und bei den meisten Werken dürfte die Erzeugung des zweiten Vierteljahres bereits untergebracht sein; Abschlüsse für die zweite Hälfte des Jahres stoßen dagegen noch auf Widerstand, da die Abnehmer sid gegen einen Preisaufschlag, der gegenüber den höheren Forderungen der Stahlwerke für Flußeisenknüppel unbedingt fest- gehalten werden muß, bis jeßt noch ziemlich ablehnend verhalten. Die Beschäftigung der Maschinenfabriken und Eisen- gießereien ist ungleihmäßig, doch erreiht vereinzelt die Zahl der Aufträge eine befriedigendere Ziffer. Allgemein wird das Mißverhältniß der Fabrikatpreise zu denen der Nohstoffe hervorgehoben. Die Preis- \{hwankungen machen sich in leßter Zeit auch auf dem Gebiet des NRöhrengusses bemerkbar, namentlich werden Nöhren von geringerer Lichtweite von einigen Werken zu ermäßigten Preisen angeboten, weil es an Aufträgen mangelt und die Vorräthe an leichten Röhren in den letzten Monaten stetig angewachsen sind. . Die erhoffte stärkere Nach- frage, die regelmäßig mit Beginn der besseren Zeit für die Bau- thätigkeit sih einstellt, hat sich bis jeßt noch wenig bemerkbar ge- macht. In Röhren von größeren Abmessungen ist die Beschäftigung ziemlich gut, besser wie in früheren Jahren, geblieben. Die Beschäfti- gung-der Bahnwagenanstalten is unverändert; die leßten Ver- gebungen haben wieder einige Beschäftigung gesichert.

__— Der Aussichtsrath der Saal-Cisenbahn hat in seiner

gestrigen Versammlung beschlofsen, der diesjährigen Generalversamm- lung die Vertheilung einer Dividende von 43 9% auf die Stamm- Prioritäts-Aktien vorzuschlagen, nachdem 90 000 4 in den Erneuerungs- fonds und 12 000 Æ in den Reservefonds zurückgelegt sind. i In der gestrigen Generalversammlung der Vaterländischen Hagelversicherungs - Aktiengesellshaft ¿zu Elberfeld wurden die Jahresrechnung und die Bilanz für das Jahr 1893 ge- nehmigt fowie der Direktionsberiht entgegengenommen. Es wurde beschlossen, den Gewinn zur Ergänzung des Aktienkapitals zu ver- wenden. Der Gewinn beläuft fich auf 557519 4, sodaß auf dem Verlustkonto noch 87 401 A stehen. Das Aktienkapital beträgt jeßt 2912598 M :

Die Königlich fächsischen Staats-Eisenbahnen vereinnahmten im November 1893 7 259 299 (—+ 154 921) 4, vom 1. Januar bis Ende November 1893 82 130 943 (+ 4369 001) Æ Die Zittau-Reichenberger Eisenbahn hatte im November 1893 Einnahmen im Betrage von 959617 (+4 6) Æ, und vom 1. Januar bis Ende November 715 768 (+ 31304) A Die Altenburg“ Zeitzer Eisenbahn vereinnahmte im November 1893 83 810 (— 2193) A und vom 1. Januar bis Ende November 861 897 (— 3846) A Die Zittau - Oybin - Jonsdorfer Eisenbahn vereinnahmte im November 1893 2527 (— 403) M, vom 1. Januar bis Ende November 1893 86 770 (— 809) M

__— In der heute abgehaltenen Generalversammlung der Anglo- österreichishen Bank wurde, wie aus Wien telegraphiert wroird, die Vertheilung einer Dividende von 8 Gulden, die Ueberweisung von 100 000 Gulden an den Reservefonds und der Uebertrag von 301 602 Gulden auf neue Rechnung beshlossen. Ferner wurde ein Antrag des Generalraths8 einstimmig angenommen, wonach die ausgegebenen 150 000 Aktien-Interimsscheine der Anglo-österreihishen Bank zu 120 Gulden von der aus\tehenden NRestzahlung von 80 Gulden voll- kommen befreit und gegen definitive volleingezahlte Aktien zu 240 Kronen umgetauscht werden. i

Magdeburg, 28. März. (W. T. B) ZudckterberiGk Kornzucker exkl, von 92% —,—, neue 13,75, Kornzuder exkl. 88 9/9 Rendement —,—, neue 13,15, Nachprodukte exkl., 75 9/4 Rendement 10,15. Ruhig, ohne Umsaß. Brotraffinade 1. —, Brotraffinade Tl. —, Gem. Raffinade mit Faß 26,25, Gem. Melis 1.,, mit Faß —,—. Still. NRohzudcker. 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. März 12,824 bez. u. Br., pr. Aptil 12,30 bez. ü. Br., dex Mi 12,824 Gd., 12,874 Br., pr. Juni 12,85 Gd., 12,90 Br. Stetig.

Leipzig, 28. März. (W. T. B) Kammzug-Term1n- handel. La Plata Grundmuster B. per April 3,40 4, per Mai 3,40 #, per Juni 3,45 #, per Juli 3,474 4, per August 3,590 M, per September 3,527 46, per Oktober 3,595 4, per No- vember 3,577 4, per Dezember 3,60 4, per Januar A4 Umsaß 15 000 kg.

Mannheim, 28. März. (W. T. B.) Produktenmarkt Weizen pr. März 14,65, pr. Mai 14,35, pr. Juli 14,30, Roggen pr. März 12,60, þr. Mai 12,40, pr. Juli 12,40. Hafer per März 13,80, pr. Mai 13,70, pr. Juli 13,60. Mais pr. März 10,90, pr. Mai 10,70, pr. Juli 10,65, ;

Bremen, 28. März. (W. T. B) Börsen-Schlußbericht.

Naffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Fest. Loko 4,80 Br. Baumwolle. Still. Upland middling, loko 39 §. Schmalz. Steigend. Wilcox 384 4, Armour shield 37} , Cudahy 38} „K, Fairbanks 334 „Z. Speck. Sehr fest. Short clear middling loko 34. Taba!ck. Umfaß 25 Faß Kentucky. Wolle. Umsaß 179 Ballen. Wien, 28. März. (W. T. B.) Die Brutto - Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 9. Woche (vom 26. Februar bis 4. März 1894) 264 889,52 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 32 730,01 Fr. Seit Beginn des Betriebéjahres (vom 1. Januar bis 4. März 1894) betrugen die Bruttoeinnahmen 1 742 249,61 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 9 469,26 Fr.

29. März. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 19. März bis 25. März 855 526 Fl., Mehreinnahme

30 693 Fl. Peft, 28. März. (W. T. B.) roduktenmarkt. W

behauptet, per Frühjahr 7,20 Gd., 7,22 Br., pr. Herbst 7,43 Gd. 7,44 Br. Hafer pr. Frühjahr 7,28 Gd., 7,30 el Mais pr.