1894 / 81 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

N E E I L E S T RE IE E I S T I E S N

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Kohle 8—10, Nußkoble Korn 11 (Anthracit) 18,00—20,00; 4) Koks: Gießereikoks 13,40—14,50, Hochofenkoks 11, Nußkoks, ebro 11—15; 5) Briquetts 8,50—11,00. Erze: 1) Roh- Path 50—7,80, 2) Gerösteter- Spatheisenstein 10,50—11,00, 3) So- morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Notheisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,50—9,00, 5) Rasenerze franco —,—. Noheisen: 1) Spiegeleisen Ta 10—120/ Mangan 51, 2) Weißstrah- [iges Qualitäts-Puddelroheisen : rheinish-westfälische Marken 46—47, tegerländer 43, 3) Stahleisen 47—48, 4) Engl. Bessemereisen ab VersGiffun 8hafen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchsstelle 46—47, 8 Mydeleen (Luxemburger Qualität) 36, 9) Englisches Roheisen Nr. 111 ab Ruhrort 55,00, 10) Luxem- burger Gießereieisen Nr. 111 ab Luxemburg 43,00, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. I 62, 12) do. Nr. Il —, 13) do. Nr. 111 53, 14) do. Salis 62, n Spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 9—70. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 105—110. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche 120—135, 2) Kesselblehe 150—165, 3) Fein- blede 125—135. Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl- walzdraht —,—. Merxieo, -5. April. (W. T. B) Die Zolleinnahmen betrugen im Monat März 1453 000 Doll. gegen 1339 000 Doll. im Monat Februar.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 5. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ hat am 3. April Nachmittags die Reise von Algier nah Neapel fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Hohenzollern“ hat am 4. April Morgens die Reise von Suez nah Aden fortgeseßt. Der Postdampfer „Dresden " ist am 4, April Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Aller“ hat am 4. April Morgens Scilly passiert. Der Schnell- dampfer „Havel“ ist am 3. April Vormittags von New-York nach der Weser abgegangen. Der RNeichs-Postdampfer Hohenstaufen hat am 4. April die Meise von Adelaide nach Colombo fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Sachsen ist am 4. April Vormittags in Singapore angekommen. Der Neichs-Postdampfer „Olden- burg“ ist am 4. April in Adelaide angekommen. Der Schnell- dampfer „Spree“ hat am 4. April Vormittags Do ver passiert.

Ham burg, 5. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhae ti a" ift heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen.

Wien, d. April. Heute trat die Konferenz der Vertreter der österreihish-ungarischen, der serbishen und der bulgarischen Regierung, sowie der Vertreter der Orientbahnen in der Angelegenheit der Aus - nahmetarife im Verkehr mit den Orientbahnen zusammen.

Loo on, d Mll. (W.T.B)_ Dex Union-Dampfex „M exican“ is auf der Ausreise gestern von Madeira abgegangen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. |

Gestern Abend wurde das vor etwa 40 Jahren erschienene und

vor 2 Jahren an der Königlihen Bühne zum ersten Mal auf- eführte Gußkow? sche Lustspiel „Der Königslieutenant“" mit Herrn Friedrich Haase als Gast in neuer Einftudierung gegeben. ekfanntlih verdankt der geschäßte Gast den größten Theil feiner Berühmtheit und Beliebtheit beim Publikum der bisher noch niht übertroffenen Leistung ‘als Darsteller des Grafen Thorane. Seine vornehme Erscheinung, die etritterlihen Manieren, das empfindungsvolle Spie und die meisterhafte VBe- handlung der Sprache, namentlich des Dialekts, verfehlten auch estern ihre Wirkung nicht und trugen ihm wiederholt türmishen Beifall und häufige Hervorrufe nah den Aktschlüssen ein. Mit ganz besonderer Freude konnte man bemerken, daß der im acht- undsechzigsten Lebensjahre stehende Künstler noch nichts von feiner jugendlichen Elastizität verloren und sein Thorane \sich deshalb die- selbe Frishe wie vor Jahrzehnten bewahrt hat. Das Werk inter- esfiert gegenwärtig hauptsählich noch wegen der fehr gelungenen chöpfung der beiden Gestalten des „Königslieutenants“ und des jungen Goethe. Von der Darstellung dieser beiden MNollen ift

deshalb auch der Grfolg der Aufführung zumeist abhängig. Der Wolfgang Goethe war bei Frau von Hochenburger in den besten E Ihr natürliher Humor und ihre große \{auspielerifche anzen kamen ihr für eine wirkungsvolle Ver- kôrperung diefer RoVe [e r zu statten. Die ganze Vorstellung nahm einen tadellosen Verlauf. Als besonders hervorragend find unter den Mitwirkenden noch zu nennen Herr Molenar, der als Rath Goethe die Biederkeit und Starrköpfigkeit des deutschen Patrioten gut zum Ausdruck brachte, sowie Fräulein Richter und Herr Blencke, die dur ihre Komik als Dienstmagd Gretel und Sergeant-Major Mak lebhafte Heiterkeit erregten.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Richard Wagner's „Götterdämmerung“ (dritter Abend von „Der Ring des Nibelungen*) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung in nachstehender Besetzung zur Aufführung: Siecfried: Herr Gudehus, Gunther: Herr S Hagen: Herr Stammer, Alberih: Herr Schmidt, Brünnhilde: Frau Sucher, Gudrun: Fräulein Hiedler, Waltraut : Frau Göge, drei Rheintöhter: Damen Herzog Rothauser, Lammert, Drei Nornen : Damen Varena, Hönsh Kopka, Mannen: Herr Krasa 2c. Herrn Kapellmeister Weingartner wurde für den erkrankten p Sucher die Leitung der in dieser Woche zu Ende gehenden Aufführung des „Ring des Nibelungen“ übertragen.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's „Jungfrau von Orleans" mit Fräulein Lindnek (Johanna) gegeben.

Für das Friedrih-Wilhelmstädtische Theater hat Hr. Direktor Frißshe den Operettentenor Herrn Ludwig von dem Bruch neuerdings auf eine Reihe von Jahren verpflichtet. Morgen gelangt „Der arme Jonathan“ zur Aufführung.

Im Neuen Theater beschließt Adolf Sonnenthal morgen mit dem Conrad Bolz in Freytag's „Journalisten“ sein diesjähriges Gastspiel. a

Im Zentral-Theater ist die erste Aufführung der neuen dreiaktigen Gesangsposse „Der neue Kurs“ (von Lopold Ely, Musik von Julius Einödshofer) auf Sonntag, den 3., festgeseßt. Morgen bleibt wegen der Generalprobe das Vheater geschlossen.

Anläßlih der im Adolph Ernst-Theater morgen bevor- stehenden 200. Vorstellung von „Charley?'s Tante“ und „Die Bajazzi" haben Eduard Jacobson und Benno Jacobson neue Bajazzi-Kuplets- verse und ein eigenartiges Duett verfaßt, zu welhem Franz Roth die Musik geschrieben hat. i

Die erblindete Pianistin Fräulein Jenny Behrens wird in ihrem am Montag im Saal Bechstein stattfindenden Konzert u. a. Beethoven's Sonate op. 27 Nr. 2, sowie Werke von Schubert, Liszt, Brahms und Moszkowski zum Vortrag bringen. Die Opernsängerin Frau Minna Heimann übernimmt die gesanglihe Mitwirkung mit der Ausftrittsarie der Elisabeth aus dem „Tannhäuser“ und Liedern von W. Taubert, Franz und Schumann.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten berichtete, wie wir der „Tägl. Nd\ch.“ entnehmen, der Stadtverordnete Bauke über die Entwürfe zum Neubau der Gertraudtenbrücke und der von der Heydtbrüke. Die Entwürfe wurden angenommen, der Magistrat aber um eine andere Vorlage, betreffend die künstlerische Aus\tattung der Gertraudtenbrücke, ersuht. Die Vorlage, betreffend Ausführung einer Vorfluthleitung zur Entwässerung eines Gebietstheils von Lichtenberg-Friedrihsberg, fand An- nahme. Der Magistrats-Antrag: die Versammlung möge sich damit einverstanden erklären, daß der Weihnachtömarkt aufgehoben werde, wurde nah längerer Berathung abgelehnt. Mit der Vorlage wegen Anschaffung eines Petroleummotorboots erklärte sih die Ver- fammlung einverstanden.

Im Jahre 1888 wurde von einer Anzahl Freunden deutscher Volkskunde das Museum für deutshe Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes errichtet, um an einer Zentral-

stelle dem deutschen Volke die im Verschwinden begriffenen deutschen

Volkstrahten und die jeder Gegend Deutschlands eigenthümlichen Hausgeräthe und Gegenstände des gewerblichen Hausfleißes, soweit

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dies heute noch erreihbar, in guten Originalen oder in Abbildungen und Modellen möglih\ vollständig vor Augen führen zu können. Die Königlihe Staatsregierung bezeigte diesem patriotischen Unternehmen ihr besonderes Wohlwollen dadur, daß sie dem- selben einen Theil der Räume des Hygienischen Instituts in Berlin C., Klosterstr. 36, behufs Aufstellung der Sammlungen zur Verfügung stellte. Dadurch ist es möglich geworden, die Sammwlungen dem Publikum zugänglih zu machen und das Museum am 10. November 1889 zu eröffnen. Seitdem sind die Gründer des Unternehmens und andere Freunde desselben bestrebt gewesen, die anfänglihen Samnm- lungen zu vervollständigen und immer lehrreicher zu gestalten, Es sind in der Folge nicht allein viele einzelne Gegenstände, sondern auch ganze Sammlungen hinzugekommen, fodaß die bisherigen beschränkten Räume nicht ausreihen, die gesammelten Schäße, die ih noch täglich vermehren, auszustellen. Die Unterhaltung der Sammlungen und die Deckung der Verwaltungskosten (Per- sonal, Heizung, Schränke) erfordern jedoch ausreihende Mittel, die finanziellen Schwierigkeiten dauernd zu beseitigen. Letztere find der Art, daß augenblicklih nit allein die Entwicklung, sondern auch das Bestehen des Museums in Frage \teht, was umsomehr zu be- dauern ist, als das bisher Geleistete von allen kundigen Besuchern auf das lebhafteste anerkannt wurde. Es wäre sehr beklagenswerth, wenn nach fo großen erfolgreichen Anstrenzungen und bei der Aussicht auf eine befriedigende Verwirklihung des vorgezeihneten Plans das Museum wegen Beschaffung der verhältnißmäßig geringen Verwaltungskosten im Betrage von etwa 1800 A jährlich follte aufgegeben werden müssen. Das Comits, dessen Vorsiß der Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. Virchow führt, wendet sih daher an alle Freunde deutschen Volkslebens mit der dringenden Bitte, dem zur Förderung des Museums gegründeten Verein beizutreten oder durch Spendung eines Geldbeitrags feine Bestrebungen zu unterstüßen, wie auch N be- freundeten Kreisen für den Beitritt wirken zu wollen, damit es möglich wird, durch dieses neue Institut, welches hier in der Reichshauptstadt eschaffen ist, unseren Nachbarn von dem deutschen Volksthum, wie es sich Boas noch in seinen einzelnen Stämmen und Gauen erhalten hat, ein lebendiges Bild zu geben und für ferne Zeiten eine dauernde An- regung zu haben, sich in den Entwicklungsgang deutscher Sitte und deutshen Wesens zu vertiefen. Für einen jährlihen Beitrag von 10 Æ wird man fstimmberectigtes Mitglied des Vereins und ist für sich und seine Familie zum freien Eintritt in das Museum berechtigt. Durch Zahlung eines einmaligen Beitrags von 250 4 wird man immerwährendes Mitglied.

Der gewöhnli zum Osftertermin erscheinende „Nachtrag zum Berliner Adreßbuch“ liegt nun für das Jahr 1894 vor. Der Nachtrag theilt alle der Redaktion des Adreßbuchs bekannt gewordenen Veranderungen, die seit dem 1. Oktober v. J. eingetreten sind, mit, wobei namentlih die Wohnungsveränderungen am 1. April für Berlin und die Vororte in Betracht kommen ; natürlih find auch die Per- fonalveränderungen bei den Behörden und Gesellschaften gebührend berüdsichtigt.

Paruschowiß, 95. April. Das Verzinnereigebäude des Emaillierwerks „Silesia“, Caro, Hegenscheidt u. Co. ist laut Meldung des „W. T. B." heute vollständig ausgebrannt. Das Meaterialien-Magazin und die Bestände konnten gerettet werden. Störungen im Betriebe des Stanz- und Emaillierwerks werden durch den Brand nicht hervorgerufen werden.

Wien, 5. April. Die Polizei entdeckte, dem „W. T. B." zu- folge, eine seit mehreren Jahren thätige mehrköpfige Betrüger- bande, deren Haupt ein in Galizien gebürtiges, wiederholt bestraftes Individuum Namens Schagpira ist. Durch eine aus London an Per- sonen in Galizien gerihtete Korrespondenz, in welher ihnen die Ab- gabe angebliher Falsififate von Nubeln und fonstiger Notenfalsifikate zu ermäßigtem Preise angeboten wurde, lockte die Verbrecherbande Personen, welche die Korrespondenz erwiderten, zumeist nah Rotter- dam, sowie nah verschiedenen Städten Deutschlands, wo ihnen größere Geldbeträge unter wohlorganisierten Manövern abgenommen wurden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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iht vom 6. April,

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lungen. Stationen.

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Bar. auf 0 Gr = qu. d. Meeres\p. red. in Millim

Aberdeen .. SO Christiansund | 775 i0 Dunst Kopenhagen . | 772 O wolkig

a Ta Nebel t. Petersbg. | 774 : bedeckt Mat T bedeckt

Gork Queens- On... 760 Gherbourg . | 759 O Br ee T0 mibua .. | 769 winemünde | 769 Neufahrwafser| 771 Memel E E l 001 Rie. ««| 764 Karlsruhe . . | 764 Wiesbaden . | 765 München .. | 765 Chemniß .. | 768 Berlin... . | 768 Qi... 765 |NW Breslau . .. | 768 |O bededckt

d'Aix . . | 757 |\SO bedeckt i ial 062 D heiter Triest 0 O 1lhalb bed.

1) Nebel. Uebersicht der Witterung.

Medici. tung und Negen T5 Uhr. wolkig halb bed. bededckt bededckt bededt bedeckt bedeckt

wm halb bed. wolkenlos wolkenlos wolfenlos beded11) bededckt wolkenlos

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steht unter dem Einfluß eines umfangreihen Hoch-

über Mittel-Shweden und dem Innern Rußlands aufweist. Ueber Südiocs-Europa is der Lustdruck verhältnißmäßig niedrig und daher sind in Zentral-

welche im südlichen A iet frish, im übrigen

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 86. Vorstellung. Der Ring des Nibe- Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Dritter Abend: f zügen und 1 Vorspiel. Regie: Herr Schmidt. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

D Slies i tische Tragödie | derei in 1 Akt s von Rei A

¿ ) on Ha 18. 9 H i; : 5 Be Poel uns 6 ligen Den ad van 74 Uhr. von Hans von Reinfels. Anfang | PBignell (Mezzosopran), sowie der Herren Konzert- Schiller. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Stockholm . | 775 2\Nebel Grube. Anfang 7# Ühr. Sonntag: Opernhaus. 87. Vorstellung. Die istorishe Handlung in 4 Akten, Dich-

lisman. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Der Herr Senator. Montag: Der Richter von Zalamea.

Berliner Theater. Sonnabend: Zum 1. Male. Maria und Magdalena. Anfang 7# Uhr. i ; 4

Sonntag, Nachm. 24 Uhr: Narziß. (Rofa | in 8 Bildern von Nestroy. Hildebrandt, Ludw. Barnay.)

Abends 74 Uhr: Maria und Magdalena.

Montag: Maria Stuart.

Lessing-Theater. Sonntag: Madame Saus - Gêue. (Jenny Groß, Emanvel Reicher.)

i 2 c Die Witterung von Nord- und Mittel-Europa Ea Ra Sans-Gêne. (Jenny Groß,

(5 U Le

Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang | von Nubinstein. „Mein Traum", Walzer von Wald- 9 L 4

teufel. Potpourri aus „Der Vogelhändler“ von

Sonntag: Der arme Jouathan. Zeller. Melodie für die Violine von Godard (Herr

Carnier). „Edelweiß vom Semmering* für Piston

Refsidenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- | von Hoh (Herr Werner).

Götterdämmerung in 3 Auf- | burg. Sonnabend: Vorleßte Woche. Zum 47. Male. Der Maskenball (Xeglione). Z3 Akten von Bisson und Carré.

Schwank in

î 9 : Deuts von Baal Bechstein. Sonnabend, Abends 7} Uhr :

Konzert mit eigenen Kompositionen von Konrad

N : U TLSE i S . j - L 93. Vorstellung. Die Jung- | Benno Jacobson. Vorher: Im Negligée. Plau Heubner, unter güt. Mitwirkung von Fr. Therese

führung. Der Maskeuball.

S Halbe.

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Ta- t Viktoria-Thester. Belle - Alliancestraße 7/8. | Gebr. Wortley; die Handakrobaten Gebr. Detroit 2c.

Sonnabend: Niobe.

von Ad. Ernst.

Souvenir-(&xemplar gratis.

ist das Wetter im Norden trübe, im Süden wolken- | arbeitet von Eduard Zacobson. Musik von Jaques { neue Kurs“ geschlossen.

los, ohne erheblihe Wärmeveränderung und ohne | Offenbah. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr nennenéwerthe Niederschläge; in den nordwestlichen | Kapellmeister Federmann. Anfana 74 Ubr,

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. Sonnabend: Der arme Jonathau. Operette

und zentralen Gebietstheilen liegt die Temperatur überall unter dem Mittelwerthe; am meisten um 4 Grad zu Hannover. An der westfranzösischen Küste und in Algier fanden Gewitter statt. Algier hatte beute Morgen 6 Uhr ziemlich f\tarkes Erdbeben,

Deutsche Seewarte.

Musik von Carl Millöcker. Regie: Herr Epstein. ! „Leichte Kavallerie" von Suppé.

: Ueuves Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

usik von R. Leoncavallo. Uebersetzung : : R E :

von Emil Taubert, Tanz von Emil Graeb. Anfang S t Mere S E A

e j Abend. Die Journalisten. Lustspiel in 4 Atten Schauspielhaus. 94. Vorstellung. Ein Somnter- 5 ;

nachtstraum Lon William Shakespeare bersest von Gustay Freytag. Anfang Uhr.

von Augu ilhelm von egel. ufik von 2

N endels\fohn-Bartholdy. Lanz von Emil Die Journalisten. raeb. Anfang 7} Uhr.

Sonntag: Sonnenthal - Gastspiel.

Theater Unter den Linden. Sonnabend:

Zum 70. Male. Der Obersteiger, Operette, und Galathée. Ballet. Anfang Uhr.

Adolph Ernusl-Theater. Sonnabend, 74 Uhr: Se eg gur Feier Gh A U Ane vens er . Aufführung von Charley’s Tante un Dv rel (Bunzlau). G | xe. (Jerv Groß, | Sietend"" Prio deli ven G Of gsorodes | satten, ed B e Men drugebietes, welches die höchsten Barometerstände R Ra Saus-GêSue. (Jenny Groß, effens. rolog, verfa on G. Görß, gesprochen ————— Jeder Besucher dieser Vorstellung erhält ein

Wallner-Theater. Gesammt - Gastspiel des Europa ôstliche und Para tas Winde vorherrschend, | Friedrih-Wilhelmstädtischen Theaters. e Sonntag: Orpheus in der Unterwelt. Burleske

allenthalben nur {wach auftreten. In Deutschland | Oper in 4 Bildern von Hector Cremieux, neu be- Sonnabend: Wegen der Generalprobe zu „Der

meister N. Bignell (Viol.), erd, Walther (Viol.),

Sonntag : Zum 48. Male. Leßte Sonntags-Auf- Heinrich Brandt (Viola) und Max Eisenberg (Cello).

Hotel de Rome. Sonnakend, Abends 8 Uhr : Konzert Agda Lysell (Klavier).

Pirkus Renz (Karlstraße). Sonnabend, Abends

75 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Par- Letzter Abend. force- und Kaskadenritt. Ballet von 100 Damen. Meute von 40 Hunden. Außerdem : der ostpreußische

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, zu halben Preisen: | Hengst Blondel u. Monstre-Tableau von 60 Pferden, Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Akten von Mar | vorgeführt vom Dir. Fr. Nenz; Colmar und der

Steiger Alevy, geritten von Frl. Ozeana Renz; der kaukasishe Jotey Wassiliams; die Luftgymnastiker

Sonntag: Zwei Vorstellungen, Nahm. 4 Uhr

Sa ie l Grosos Ausstattungsstt mie | (ein Kind frei): Divertissement Auf Helgoland. Gesang und Ballet in 10 Bildern.

Sonntag, Nachm. 3 Uhr, zu bedeutend ermäßigten Preisen: Lumpaci vagabundus. Große Posse

Anfang 74 Uhr, | Abends 73 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Edith Nadolny mit Hrn. Prem.- Lieutenant Max Liebreht (Kuliß bei Pelplin W.-Pr.—Plön).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Friß Kalau vom Hofe auf Mittel -Röhrsdorf. Hern. Prem.- Lieutenant der Garde Landwehr-Kavallerie Ewald von Gruben (Nieder-Komsow). Hrn. Professor D. Geo Runze (Gr.-Lichterfelde). Hrn. Major

(Wusterwiy bei Schlawe). Fr. Major Therese von Breitenbauch, geb. von Lentcke (Abbazia). Fr. Oberst-Lieutenant Dorothea von Normann, geb. Krappe (Berlin). Hr. Oberst a. D. Adolf von Weise (Ballenstedt). Verw. Freisrau Nanny von Senden, geb. von Blumenthal a. d. H. Varzin (Naßlaff).

Sonntag: Zum 1. Male. Der neue Kurs. Posse : i; h A mit Gesang in 3 Akten von Leopold Ely. M Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

von Jul. Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Konzerte.

Konzert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder- Oscillation westlich; Dauer uge eine Sekunde. | in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. | Konzert. Ouy. „Santa chiara“. E. H. z. S.

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Berlin: - Verlag der Expedition (Sch{holz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei- und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Valse caprice

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

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Deutscher Reichstag. 74. Sigung vom 5. April, 2 Uhr:

Der Sißung wohnen bei der Reichskanzler Graf von Caprivi, vie. Siaatssetretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Marschall und Dr. E O, der Königlih preußische Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsh und der Präsident des Reichsbank- Direktoriums Dr. Koh.

Die, wie schon im gestrigen kurzen Bericht erwähnt, zur Verhandlung stehende Interpellation der Abgg. Dr. Dsann, Dr. Paasche und Möller-Dortmund (nl.), betreffend den Fortbildungsunterricht an Sonntagen, lautet:

D L t E Z __ Durch die Gewerbeordnungsnovelle von 1891 is der Fort- bildungsunterriht an Sonntagen nur gestattet, wenn die Unterrichts- {stunden fo gelegt werden, daß die Schüler nicht gehindert werden, den Hauptgottesdiensst oder einen mit Genehmigung der fkirch- lihen Behörden für fie eingerihteten besonderen Gottesdienst ihrer Konfession zu besuchen. Ausnahmen sind für nicht- obligatorische Fortbildungsshulen bis zum 1. Oftober 1894 ge- stattet. Die Unterzeichneten fragen hierdurch an: 1) Erkennen die verbündeten Regierungen an, daß nach_den an vielen Orten her- vorgetretenen Schwierigkeiten vom 1. Oktober 1894 an der Fort- bestand und die gesunde Entwickelung der für den gewerblichen Mittelstand unentbehrlihen Fortbildungsshulen in vielen Theilen Deutschlands ernstlich gefährdet ist? 2) Beabsichtigen die verbün- deten Regierungen noch in dieser Session dem Neichskag eine Gesetzesvorlage zu unterbreiten, welche diese Gefährdung des Fort- bildungsunterrihts an Sonntagen beseitigt, ohne die religiösen Interessen zu schädigen? / : s

Nachdem der Staatssekretär Dr. von Boetticher sich zur sofortigen Beantwortung der Juterpellation bereit erklärt ¿ Cs d)

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Abg. Dr Dann (nl.) zur Begründung aus, daß der erste Oktober herannahe und Zweifel darüber auftauchten, ob die Verein- barung von Einrichtungen zu stande gekommen fei, welhe den Fort- bestand der Schulen ermöglichen, ohne die Sicherung der Sonntags- ruhe in Frage zu stellen. Vielfach seien diefe Veranstaltungen noch nicht getroffen. Man sei 1891 davon ausgegangen, daß der Sonntags- unterricht überhaupt wegfallen solle. Bei der zweiten Lesung der Novelle habe man wenigstens einen Uebergang schaffen wollen und habe die Frist bis zum 1. Oktober 1894 gegeben in der Annahme, daß bis dahin die Verständigung mit den kirhlihen Behörden erreiht werden würde. Aber nicht bloß in den Städten, sondern vielfah auch auf dem platten Lande seien die gemachten Versuche seitens der kirchlichen Behörden zurügewiesen worden, und die Existenz dieser Sonntags- schulen - sei damit in Frage gestellt. Bei der Bedeutung und den Vorzügen der Sonntagsshulen würde ihre völlige Vernichtung oder doch Lahmlegung einen {weren Schaden für den gewerblichen Mittel- stand und das ganze Volk bedeuten. Gleihwohl sei keine Aussicht, mit den kirchlihen Organen bis zum bezeichneten Zeitpunkt zur Einigung zu gelangen. Auf Wochentage lasse sich dieser Fortbildungsunterricht nicht verlegen; hauptsächlich der Zeichenunterricht vertrage die Abend- stunde «in der Woche nicht, er brauche das Tageslicht und eine aus- geruhte Hand. Gerade aus den Kreisen der kleineren Handwerker und der Innungen seten zahlreiche Gingaben ausgegangen, welche die Beibehaltung des Sonntagsunterrichts fordern. Es handle sih also auch keineswegs um eine Liebhaberei Ginzelner. In umfassender Weise sei der Fortbildungsunterricht durchgeführt und organisiert in Hessen, Baden, Württemberg, Bayern, zum theil au in Preußen. Alle diese Organisationen würden mit dem 1. Dktober einfa zu grunde gerichtet sein, wenn keine Verständigung erreiht werde. Für die katholishen Schüler bestehen die betreffenden Schwierigkeiten nicht ent- fernt in dem Grade, wie für die evangelishen; in konfessionell ge- mischten Gegenden feien die leßteren den katholischen gegenüber außer- ordentlich im Nachtheil. Das seien do unhaltbare Zustände. Man würde ¡es also mit großer Freude begrüßen, wenn die im preußischen Abgeordnetenhaus gemachte Andeutung, daß ein besonderer Geseßz- entwurf zur Hinausschiebung der Frist vorbereitet werde, sih be- wahrheitete. Der von dem Abg. Schall vorgeschlagene Ausweg, die Unterrihtsstunden auf den Sonntag Nachmittag zu verlegen, sei freilih kaum der geeignete. Die Erhaltung der Schulen sei eine Nothwendigkeit; es müsse alles geschehen, sie zu erhalten, ihre Be- seitigung würde die jungen Leute niht in die Kirche, sondern auf Abwege führen.

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Wenn ih die beiden Fragen, die die beiden Herren Interpellanten gestellt haben, betrachte, so würde an sih die Beant- wortung dieser Fragen sehr kurz ausfallen können. Die verbündeten Regierungen haben fih mit der Frage, ob in dem Umstande, daß mit dem 1. Oktober d. J. an allen denjenigen Orten, in welchen ein Einvernehmen mit den kirhlihen Behörden nicht erzielt worden ift, der Fortbildungsschulunterriht an Sonntagen ausfällt, eine Gefahr für das Fortbildungsshulwesen liegt, bisher zu beschäftigen keinen Anlaß gehabt. Was die zweite Frage anlangt : ob die Regierungen beabsichtigen, einer solhen Gefahr im Wege der Gesetzgebung ent- gegenzutreten, so ist auch in dieser Beziehung ein Beschluß des Bundesraths bisher niht gefaßt worden.

Indessen fühle ih mih doch veranlaßt, auf die Sache etwas näher einzugehen, und zwar um deswillen, weil ich in der Lage bin, an meine Auseinanderseßzung eine Mittheilung zu knüpfen, welche, wte ih hoffe, vielleiht dazu beitragen wird, daß das hohe Haus im gegen- wärtigen Moment von einer eingehenden Diskusfion über die Materie Abstand nimmt und abwartet, bis von seiten der verbündeten Negie- rungen derjenige Schritt gethan ift, den die preußische Regierung beim Bundesrath in Antrag zu bringen beschlossen hat.

Meine Herren, der Herr Vorredner hat die Entstehungsgeschichte des § 120 in der Fassung der Gewerbeordnungs - Novelle - vom 1. Juni 1891 durchaus zutreffend und richtig dargestellt. Es war damals von seiten der verbündeten Regierungen die Regelung in der Weise, wie sie durh diese Novelle getroffen worden is, nicht beantragt worden; der § 120 verdankt seine gegenwärtige Fassung der Initiative des Reichstags. Die verbündeten Regierungen haben nicht leihten Herzens der für die Interpellation in Frage kommenden Bestimmung des § 120 ihre Zustimmung gegeben, weil sie {hon damals die Besorgniß hegten, daß es kaum möglich fein werde, bis zum 1. Oktober 1894 alle Schwierigkeiten - zu überwinden, die sich möglicherweise einer Regelung des Sonntagsunter- richts in der Fortbildungs\{ule entgegenstellen könnten; und die

Erfahrung hat gezeigt, daß diese Besorgniß keine grundlose ge-

wesen ist. Es ist zwar nicht zu verkennen, daß es in einer ganzen Reihe von Bezirken - des Reichs möglih gewesen is, im Verein

Berlin, Freitag, den 6. April

mit den fkirchlihen Behörden zu einer zweckmäßigen Regelung zu kommen. Allein in 23 Negierungsbezirken Preußens is die Sache zu beiderseitiger Zufriedenheit dadurch geregelt, daß für das fkfirchliche Bedürfniß der Fortbildungsshüler dank dem Entgegenkommen der kfirhlihen Behörden eine ausreihende Fürsorge getroffen is. Dagegen stößt die Sache an anderen Orten noch auf sehr erheblihe Schwierig- keiten, und liegt an einzelnen Stellen so, daß nicht zu erwarten ift, daß bis zum 1. Oktober sich überall im ganzen Neich“eine Regelung wird treffen lassen, welhe auf der einen Seite die Befriedigung des Kirchenbedürfnisses, und auf der anderen Seite die Befriedigung des Fortbildungéunterrihts sicher stellt. Es kann füglih nit geleugnet werden, daß wie die Dinge einmal in unserem Erwerbsleben liegen, der Fortbildungss{hulunterricht am Sonntag gegenwärtig garniht zu entbehren ist. Jch erkenne an mit denjenigen, die das Ziel erstreben, den Fortbildungss{hulunterricht ausschließlich in die Woche zu verlegen, daß dieses Ziel an sich ein sehr er- strebenswerthes ist. Die Sache #ößt aber nicht allein in den be- theiligten gewerblichen Kreisen vielfah auf einen Widerstand den ih allein niht für ausreihend erachten würde, um von der Ver- folgung des bezeichneten Zieles Abstand zu nehmen —, sondern es liegt auch die Schwierigkeit offensichtlich darin, daß es überhaupt nicht möglich ist, in der Woche die nöthigen Lehrkräfte und die nöthigen Lokale zur Disposition zu stellen, um den Fortbildungsunterricht in dem Umfange, wie ihn das gewerbliche Leben nun einmal braucht, an den Wochentagen zu bewältigen. Es ist das nicht nur eine Geldfrage und felbst wenn es nur eine Geldfrage wäre, so wäre die weitere Frage berechtigt, woher soll das Geld genommen werden, um die Lehrkräfte und die nöthigen Lokale bereit zu stellen? —, fondern es liegt auch in der ganzen gewerblihen Ausbildung unseres Lebens eine außerordentlihe Schwierigkeit, die es zur Zeit noch nicht gestattet, dieses Ziel in sichere Ausficht zu nehmen, wenngleich ih auch mit den Vertretern dieses Zieles der Ueberzeugung lebe, daß man \chließlich doch wird dahin kommen können und kommen müssen.

Wenn nun aber die Sache \o liegt, daß der Fortbildungsshul- unterriht, den nun einmal unsere gewerbliche Jugend nicht ent- behren kann, in den Wochentagen nicht zu leisten ist, so muß der Sonntag zu Hilfe genommen werden, wenn wir nicht darüber sind alle Arbeitgeber auf diesem Gebiet einig geradezu die Leistungsfähigkeit unserer Jugend im Handwerk und in der Industrie auf ein tieferes Niveau zurückstellen wollen, wenn wir uns nicht geradezu der Gefahr ausfeßzen wollen, daß der junge Mensch, der sih den technischen Betrieben widmet, mit einer ungenügenden Vor- bildung demnächst in die Praxis eintritt. Das kann keiner von uns wünschen.

Muß nun aber der Sonntag zu Hilfe genommen werden, fo fragt es sich: wie ist das mit den kirhlihen Interessen zu vereinigen ? Diese kirchlihen Interessen sind, das erkenne ih in vollstem Maße an ih habe mich hierüber früher {hon einmal im preußischen Ab- geordnetenhause ausgesprochen durchaus berechtigt und durchaus gleih- berechtigt mit den Interessen des Handwerks; aber ih halte es und die Erfahrung \priht dafür nicht für ausgeschlossen, daß fich bei gegenseitigem guten Willen und bei gegenseitigem Entgegen- fommen cin Ausgleih schaffen und ein Weg finden läßt, der beiden

* Interessen gerecht wird. Ich sagte: die Erfahrung spricht dafür; und

die Zahlen, die ih vorhin angab, lassen darüber keinen Zweifel. Schon vor Erlaß der Novelle von 1891 hatten die verbündeten Negie- rungen in den einzelnen Staaten ihr Bemühen darauf gerichtet, daß der Fortbildungsunterriht in den obligatorishen Schulen in einer Weise ertheilt würde, daß die kirhlihen Interessen nicht beein- trächtigt würden. Dies Bemühen war auch in weiten Gebieten von Erfolg begleitet. Jett sind die Bemühungen, welhe nah dem Erlaß der Novelle von 1891 angestellt wurden, ebenfalls in vielen Bezirken von Erfolg begleitet gewesen; und ih zweifle nicht, daß, wenn nur auf beiden Seiten Entgegenkommen gezeigt wird, und wenn man davon abläßt, die Sache mit einer Schärfe zu behandeln, die sie wirklich nicht verdient, man zu einem guten Ergebniß kommt.

In dieser Auffassung hat die Königlich preußische Regierung beschlossen, beim Bundesrath einen Geseßentwurf einzubringen, welcher darauf abzielt, daß die im § 120 für den 1. Oktober 1894 vor- gesehene Frist bis zum 1. Oktober 1897 verlängert wird. Es ist ja nicht zu verkennen, daß dieser Vorschlag keine radikale Kur enthält ; aber jede radikale Kur, die man auf diesem Gebiet vornehmen wollte, würde darüber, glaube ih, habe ih in meinen Auseinanderseßzungen keinen Zweifel gelassen Mißstände mit sich führen, die wir besser ver- meiden. Es i} bei solcher Fristverlängerung mit Bestimmtheit zu erwarten, daß man sih in dieser Frage einander nähern wird, und daß auch die kirhlihen Behörden, soweit sie jeßt noch widerstreben, sih auf die Dauer nicht der Ueberzeugung verschließen werden, daß es wohlgethan it, hier ein Entgegenkommen zu beweisen. In dieser Ueberzeugung werde ih gestärkt durch eine Reihe von Preß- stimmen, welche gerade aus kirchlihen Kreisen herstammen und sich dahin aussprehen, daß es auch im kirhlihen Interesse nothwendig ist, hier Entgegenkommen zu zeigen.

Ich kann also in Ausficht stellen, daß der Neichstag noch in dieser Session mit einer Vorlage beschäftigt werden foll,- welhe darauf abzielt, die in § 120 festgeseßte, mit dem 1. Oktober d. J. ablaufende Frist £is zum 1. Oktober 1897 zu verlängern.

Ich möchte Ihnen anheimstellen, unter diesen Umständen die weitere Erörterung an die dem Hause demnächst zugehende Gesetzes- vorlage zu knüpfen.

Abg. Freiherr von Manteuffel (dkons.) beantragt troß der leßten Bemerkung des Staatssekretärs, die Besprehung der Interpellation, da es dem Bundesrath von Werth sein müsse, die Meinung des Hauses in dieser Frage näher kennen zu lernen.

Der Antrag wird von den Deutschkonservativen, der Reichspartei, dem Zentrum und den Sozialdemokraten unter- stüßt; die Unterstüßung erreicht die étfordértithe Zahl von 50 Mitgliedern.

1894.

Abg. Freiherr von Sturm (Np.): Die Beschlüsse von 1891, welchen au die Nationalliberalen zugestimmt haben, haben nit den Sinn gehabt, daß die Kirchen bei der definitiven Regulierung der Frage zurücktreten sollten. Es wurde vielmehr von allen Parteien, die ihnen zustimmten, und auch von der Regierung das Kompromiß mit der Ausführung empfohlen, daß es gelingen werde, die Unter- richts\sttunden entweder vor den Hauptgottesdiens oder hinter den- selben zu legen oder einen besonderen Gottesdienst für die Fort- bildungs\chüler einzurihten. Mit diesem Beschlusse war das äußerste Entgegenkommen gegen die Fortbildungs\{hulen bewiesen worden. Cine Verlängerung der Frist würde nur dazu führen, in Berlin die Sache wieder auf die lange Bank zu schieben und das unberech- tigte Verlangen zu erheben, die Kirche solle den ersten Schritt des Entgegenkommens thun: Was in Halle, München, Elberfeld möglich gewesen sei, müsse auch in Berlin zu erreichen sein. Besonders ungerehtfertigt is das Verlangen, den Hauptgottesdienst erst von 11 Uhr an abzuhalten. Das passe gar nicht in unsere sozialen Ver- hältnisse hinein. In vielen Städten würde der Unterricht durch den Gottesdienst unterbrohen und nah demselben ohne die geringste Unzuträglichkeit wieder aufgenommen. Andererseits sei ein Zwang, den Gottesdienst zu besuchen, ebenfalls erheblihen Bedenken unter- worfen. Der beste Ausweg würde der sein, die jugendlichen Arbeiter von 14—16 Jahren von den Bestimmungen über die Sonntagsruhe zu dispensieren; font würde man in Widerspruh mit den für die Gewerbegehilfen und die Arbeiter gegebenen Bestimmungen über die Sonntagsruhe gerathen. Uebrigens würde der Unterricht dadurch, daß er um die Zeit des Gottesdienstes verkürzt wird, niht an Be- deutung verlieren.

Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepf\ch:

Meine Herren! Ich werde mir gestatten, in meinen Ausführungen mich möglich} kurz zu fassen, weil ih es einigermaßen für Zeit- vers{chwendung halten muß, wenn in allerkürzester Zeit dem Neichstag ein Geseßentwurf über die Frage des Sonntagsunterrichts für die Fortbildungs\hulen zugeht, jeßt in eine eingehende Erörterung dieser Materie einzugehen. Aus den Bemerkungen des Herrn Vorredners inzwischen muß ih doch Veranlassung nehmen, einige Andeutungen zu geben bezüglich der Dinge, in denen ih mit ihm nicht einer Meinung bin. Jh habe aus seinen Ausführungen doch den Eindruck, daß er nicht in demselbem Maße von der Bedeutung des Fortbildungss{hulunterrihts seinerseits überzeugt ist, wie der Reichstag es war, als er beim § 120 der Be- hörde die Befugniß bis zum 1. Oktober 1894 eine Ausnahme von der dort gegebenen Vorschrift zu bewilligen, zu geben beschloß. Die Re- gierung hat damals mit dem Reichstag den Standpunkt eingenommen, daß die Sonntagsheiligung auch dur die Fortbildungsshulen re- spektiert werden müsse ; sie hat sih mit ihm auf den Standpunkt ge- stellt, daß der Besuch des Gottesdienstes für die jugendlichen Arbeiter mindestens die gleiche, ja ‘noch eine höhere Bedeutung hat als der Besuh der Fortbildungsshule. Troy alledem ist die Ma- jorität des Reichstags mit der Regierung zu dem Schluß gekommen, daß die Fortbildungsshule am Sonntag zur Zeit unentbehrlich ist, und ich mache darauf aufmerksam, daß der Nedner der konservativen Partei, der Herr Appellationsgerihts-Rath Klemm, ausdrücklich erwähnt hat, daß der Sonntagsunterricht nicht zu entbehren ist, und daß der Nedner des Zentrums, Herr Dr. Orterer, erklärt hat: der Sonntagsunterricht für die Fortbildungsschulen ift so wenig entbehrlih, daß ih überhaupt darüber gar kein Wort verliere. Also, mit einem gewissen Nechte kann ih doch behaupten, daß damals die Majorität des Reichstags unbedingt auf dem Standpunkt gestanden hat: zur Zeit, wie die Verhältnisse liegen, ist der Unterricht am Sonntag für die Fortbildungs\{hüler noch nicht entbehrlich, und den- selben Standpunkt hat die Reichsregierung damals auch eingenommen. Jh felbst habe für meine Person damals erklärt, obgleichß die Regierung, weil sie die Gefahren kommen fah, die nunmehr eingetreten find, sich gegen die durh den Reichstag eingefügte Bestimmung erklärt hat: diese Bestimmung ist für die Regierung annehmbar, weil sie die Hoffnung hat, daß es in der Zwischenzeit gelingen wird, diejenigen Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, die für die Ertheilung des unerläßlich nöthigen Fortbildungs\{hulunterrichts am Sonntag vorliegen. Jch habe damals gesagt: Es kann entweder so geschehen, daß man den Unterricht in die Wochentage verlegt, oder so geschehen, daß man den Unterricht vor oder nah dem Gottesdienst stattfinden läßt, oder endlich.so, daß seitens der kirhlihen Behörden ein befonderer Gottes- dienst eingerichtet wird, wie das auh von dem Herrn Abg. Schaedler aus dem Zentrum heraus beantragt war.

Nun sagt der Herr Freiherr von Stumm, man hätte doch erst die ehrlihe Probe machen sollen. Meine Herren, die ehrliche Probe ist in fo fern gemaht worden, als man versucht hat, dur einen dieser Wege die Bedenken zu beseitigen, die in der Zukunft aus dieser Be- stimmung resultieren müßten. Das ist nicht gelungen und insbesondere nit gelungen für den Zeichenunterricht in den Fortbildungsschulen. Jch trete mit Ihnen auf den Standpunkt, daß der sonntägliche Fortbildungs- \chulunterriht nach Möglichkeit eingeshränkt werden soll. Jch würde des- halb mit allen Kräften dahin wirken, daß außer dem Zeichenunterricht kein Unterricht am Sonntag stattfindet. Daß aber der Zeichenunterriht, wie die Dinge beute liegen, am Sonntag stattfinden muß, is meines Erachtens eine unbestreitbare Thatsache. (Sehr richtig! links.) Es ist ganz vor kurzem im Abgeordnetenhause darüber verhandelt worden, wir haben uns früher hier im Reichstag darüber ausgesprochen : zum Zeichenunterriht muß man gutes Licht und eine ruhige Hand haben, er kann nur an Tages\tunden gegeben werdèn und nicht des Abends. Die Folge würde sein, wenn Sie den Zeichenuüterricht am Sonntag untersagen, daß derselbe an Werktagen in den Mittags- stunden, sagen wir: im Winter von 12 bis 3 oder 11 bis 2 Uhr ertheilt werden müßte, und das ist es, was damals im Reichstag von seiner Majorität und von allen Rednern, die darüber gesprochen haben, für bedenklih gehalten worden ist. Eine Verlegung des Sonntags- zeihenunterrihts auf die Wothentage, sodaß der beste Theil der Arbeits\stunden von 1 oder 2 Wochentagen wegfällt, ist nah Lage unserer Verhältnisse jeßt nicht möglih. Das is damals ganz äll- gemein anerkannt worden und da thatsählich die Verhältnisse heut niht anders liegen, wie sie damals gelegen haben, so muß ih an- nehmen, daß die Majorität des Reichstags au heut noch auf