1894 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Apr 1894 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E S F t E A

und noch viel weniger sich durch Drohungen Zau iervon (bringen lassen. Hinsichtlich dét“ Mialetiün M j im Budgetausshuß gemachten Acußerúungen " über die böhmische Frage, erklärte der Minister-Präsident, man spreche auf jungczeisher Seite von der böhmishen Frage als von einer internationalen und verstehe darunter die reine Personal- union. Er überlasse es dem Hause, zu beurtheilen, ob eine Kaiserliche und Königliche Regierung die böhmische Frage in diesem Sinne acceptieren könne. Die Behauptung, er leugne, daß in Böhmen Fragen ihrer Lösung harrten, die hoffentlich allmählih sowohl einer den Staatsinteressen entsprechenden, als auch ‘die betheiligten politischen Faktoren befriedigenden Lösung zugeführt ‘werden würden, oder die Behaupting, er leugne “sogar” die Etistenz “des böhmischen Volks, könnten wohl ein wietfames Agitationsmittel bilden, seien aber weder haltbar noch gereht. Daß die Koalition aus ehemals gegne- rischen Parteien und Faktoren sih gebildet habe, sei nichts neues; aber das von dem Abg. Gregr hierin vermißte ethishe Moment / erblicke er gerade in dem Bestreben gemeinsamer Arbeit der staatserhaltenden Elemente zur Abwehr gemeinsamer Gefahren. Dieses ethishe Moment hätten die Freunde der Koalition ausdrücklich betont und er der Minister-Präsident begrüße die Er- klärung des ruthenishen Sprechers in der Generaldebatte, wonach dieses Moment denselben zum Anschluß an die Koalition bewogen habe. Er wünsche aufrichtig, daß der Koali- tionsgedanke sich zum Wohle des Staats und aller Theile kräftigen möge. Er hoffe, daß die Regierung, dank dem guten österreihishen Geiste des Hauses, der schwierigen Aufgabe gereht werden würde. Die Rede wurde vom Hause mit anhaltendem Beifall aufgenommen. Die Minister und viele Abgeordnete beglücwünshten den Minister - Präsidenten. Der Finanz - Minister Dr. von Plener erklärte die Behauptung des Abg. Gregr, er, der Finanz-Minister, habe seinerzeit gesagt, er werde das böhmische

olk mit Skorpionen züchtigen, für absolut unwahr. Er habe niemals weder diesen noch einen ähnlihen Ausspruch gethan. Der Abg. Gregr möge seine Quelle nennen oder der Wahrheit die Ehre geben. Jm weiteren Verlauf der Debatte erklärte sich der Rbg. Gregr bereit, die vorgestern gegen den Finanz-Minister Dr. von Plener und die Polen gerichteten Ausdrücke zurück- unehmen, da ihm die Absicht zu beleidigen fern gelegen Lade Jn seinem Schlußwort erklärte sodann der Berichterstatter Graf Palffy, die Aufrechterhaltung und die Pflege des österreichishen loyalen Prinzips sei immer die Hauptaufgabe -des böhmischen Adels gewesen: Eleiche Rechte, gleiches Wohlwollen für beide Volksstämme. Die konservative Partei könne mit der radikalen Partei nicht zusammengehen. Fine böhmische Frage im Sinne einer Personalunion werde der böhmische Adel niemals kennen, weil sie im Widerspruch stehe mit den Traditionen des Adels und der Liebe zu Vesterreich. Das Haus nahm schließlih den Titel mit großer Majorität an. Bei der Spezialdebatte über das Budget des Ministeriums des Jnnern erkannte der Jungczehe Dvorak an, daß die in neuerer Zeit von der Regierung getroffenen Einrichtungen zum Schuß und zur Herbeiführung einer bésseren Lage der Arbeiter sich glänzend bewährt und eine außerordentliche Ab- nahme der Sterblichkeit und der Jnfektionserkrankungen her- beigeführt hätten, doch sei die Sterblichkeit unter den Kindern noch ungemein groß. Dvorák richtete einen Appell an die 8 zur Ergänzung und Ausgestaltung des Sanitäts- wesens.

Jn Abgeordnetenkreisen wird bestimmt versichert, die durh die vorgestrigen erregten Debatten hervorgerufenen Ehren- händel zwishen Eduard Gregr und dem P einerseits, sowie dem Grafen Hompesh und Vasaty andrerseits seien durch' den Austausch von beiderseits für be- ae erachteten Erklärungen zwischen den leßteren und ur die in dér gestrigen Sißung des Abgeordnetenhauses ab-

egebene Erklärung Gregr's, daß es nicht seine Absicht gewesen F das polnische Volk oder dessen Vertreter irgendwie zu be- ledigen, beigelegt.

Der Volkswirthshafts-Aus\chuß des Abgeord- netenhauses nahm in seiner gestrigen Sizung den Handels- vertrag mit Rumänien nebst einer Resolution Zedtwig an, wonach während der Dauer des Vertrags keine Vieh- seuchenkonvention mit Rumänien abgeschlossen werden solle. Gegenüber den mehrfach geäußerten Bedenken über Be- günstigung der Einfuhr verseuchten Viches aus Rumänien infolge des Zustandekommens des Vertrags erklärte der Handels-

‘Minister Graf Wurmbrand, er erkenne das Interesse an

dem Schuße der heimischen Viehzucht an, ebenso das Interesse daran, daß die mühsam erworbene Viet;ausfuhr nah Deutsch- land nicht in Frage gestellt werde. Der Minister hob fecner hervor, der jeßige Vertrag enthalte nichts von einer Veterinär- konvention, für die Zukunft könne jedoch die Regierung keine bindende Zusage machen. Gegebenenfalls könnten die Ab- geordneten gegen eine eventuelle derartige Vorlage ihre Be- denken geltend machen. Der Akerbgu-Minister Graf Falken- hayn erklärte, ihm sei von der Absicht, eine Veterinär- fonvention mit Rumänien abzuschließen, nichts bekannt.

Der Sektions-Chef im Unterrichts:Ministerium David ist gestorben.

JZn der gestrigen Sißzung des ungarischen Unter- hauses meldete der Abg. Ugron einen Antrag an, worin das Haus aufgefordert wird, der Regierung Mißbilligung wegen der Haltung bei der Traucrfeier für Kossuth aus- usprehen. Der Abg. Ugron wird Sonnabend den Antrag egründen. Der Abg. Voeroes meldete eine JInter- pellation wegen angeblicher Verfassungsverlezung bei Beseßung des Agramer Erzbisthums an. Bei der fortgeseßten Generaldebatte über die Eherehtsvorlage begründete der Abg. Graf Apponyi seinen Antrag auf eine Nothzivilehe

damit, daß die Gesellschaft nur die kirchliche Eheschließung als

sittlih zulässig betrahte. Die in Oesterreich gemachten Er- fahrungen sprächen nicht gegen seinen Antrag.

Großbritannien und Frlaud.

Das Unterhaus hat gestern, wie „W. T. B.“ be- richtet, die zweite Lesung der von dem“ Deputirten Kilbride beantragten Bill wegen Abänderungen der irishen Pächtergeseße vom Zahre 1891 mit 254 gegen 165 Stimmen angenommen. Nach diesen Abänderungen joll künftig das Pachtgeld, sofern der Pächter selbst! an seinem Pachtgut Verbesserungen vorgenommen hat, nit erhöht werden; ferner verfügt die Bill, daß die Dauer der gerihtlich festgeseßten Aa geer von fünfzehn auf aht Jahre herab- goegt werden soll. - Der Chef - Sekretär für &rland Fohn

orley erklärte, er sei mit der Bill im Prinzip einverstanden,

müsse aber mehrere Einzelheiten beanstanden.

seirter"

haben dén eitu Gerald Portal j 01 geführt wird, es sei nit richtig, daß die Gesellschaft*thatsächs lich ihre Rechte aufgegeben habe, aber sie werde einem billigen Uebereinkommen mit der Regierung zur Verwaltung des

Landes kein Hinderniß in den Weg legen.

Frankreich.

Der bayerische Geschäftsträger Freiherr - von Tucher verläßt für cinige Wochen Paris; die deutsche Botschaft wird während dieser Zeit, wie „W. T. B.“ meldet, die bayerischen Interessen währnehmen. ' : i

Jn Argenteuil explodierte gestern im Hause des Friedens- richters ‘eine Bombe, doch wurde nur geringer Schaden an Sachen angerichtet. Als muthmaßliher Thäter ist ein Anarchist namens Major vcrhaftet worden.

Rußland.

Gestern fand, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, in dem Gebäude des Domänen-Ministeriums anläßlich der Umwandlung des leßteren in ein Ministerium für Domänen und Landwirthschaft cin feierliher Gottesdienst statt.

Jtalien.

Die Königin Victoria begab sih gestern, wie ,„W.T.B.“ aus Florenz meldet, mit der Marquise of Lorne und der Prinzessin von Battenberg von der Villa Fabricotti nah dem Palast Pitti zur Theilnahme an dem Frühstücksmahl bei dem Könia und der Königin. Für das Gefolge, unter dem sih auh der enge Botschafter Sir Clare Ford befand, war in einem Nebensaal die Tafel gedeckt. Um 3“ Uhr empfingen der König und die Königin den Bürgermeister, sowie eine städtische Deputation. Abends fand für \ämmtliche Behörden ein Galadiner statt. Zu Ehren Jhrer Majestäten fand später ein Fackelzug statt, der einen glänzenden Verlauf nahm. Um 111/24 Uhr traten der König und die Königin die Rückreise nah Nom an. Bei der Abfahrt be- reitete die Menge Allerhöchstdenselben enthusiastishe Kund- gebungen.

Die Kommission der Deputirtenkammer zur Berathung der finanziellen Maßnahmen hat gestern be- s{lossen, im Gegensaß zu der Ansicht des Finanz - Ministers Sonnino die Frage des Notenumlaufs von den finanziellen Maßnahmen zu trennen und den Bericht über leßtere der Kammer am Sonnabend vorzulegen, den Bericht über die Frage des Notenumlaufs aber folgen zu lassen. /

Spanien.

Ein RNothbuch, betreffend die Angelegenheiten in Melilla und die Verhandlungen in Marokko, ist dem „W. T. B.“ zufolge in den Cortes vertheilt worden.

n der gestrigen Sißung des Senats betonte der Minister Moret bei der Berathung einer Jnterpellation über die Handelsprovisorien Spaniens mit Frankreih und anderen Ländern, daß der freie Waarenaustaush für Spanien günstig sei. Jn die Kommission für die Berathung der Handels- verträge mit Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Jtalien wurden Barzallana zum Vorsißenden und Mochales zum Schriftführer gewählt. Beide sind Gegner der Verträge.

Verschiedene Pariser Blätter von gestern Abend melden aus Madrid, der Deputirte Celleruelo habe in der Depu- tirtenkammer namens der Madrider Fraktion der possibi- listishen Republikaner feierlich deren Anschluß an die Monarchie erklärt.

Nach einer Meldung aus Valencia wurden daselbst die Pilger, die sich nach Rom einschiffen wollten, von einer feindlih gesinnten Volksmenge angegriffen. Erst durch das Eingreifen der Polizei wurde die Einschiffung ermöglicht.

Schweiz.

Der Nationalrath hat gestern, wie die „Nat.-Ztg.“ anführt, mit großer Mehrheit nah viertägiger Debatte das soztaldemokratische Jnitiativbegehren für Einführung des Rechts auf Arbeit verworfen.

Niederlande.

Im Haag hat gestern. wie „W. T. B.“ meldet, die Auswechselung der Ratifikation des internationalen Ab- fommens gegen den Branntweinhandel auf der Nordsee zwishen Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark und England stattgefunden.

Bei den am Dienstag vorgenommenen Wahlen zur Zweiten Kammer sind nah den bis gestern Abend 6 Uhr vorliegenden Wahlresultaten 23 Anhänger und 37 Gegner des Tak’shen Wahlreformentwurfs gewählt worden. Jn 23 Wahl- kreisen finden Stichwahlen statt, bei denen 30 Anhänger und 16 Gegner des Entwurfs betheiligt sind.

Türkei.

Die Pforte hat, wie „W. T. B.“ aus Cetinje erfährt, den General-Gouverneur von Skutari beauftragt, ih an die montenegrinishe Grenze zu begeben und energishe Ma ß- regeln. gegen die Albanesen zu ergreifen, um alle Grenzstreitigkeiten beizulegen.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ erklärt die Gerüchte von der Demission des Minister - Präsidenten Stambulow für erfunden. | ,

Wie die „Neue freie Presse“ meldet, hâtte infolge persón- liher Differenzen zwishen dem bulgarischen Kriegs-Minister Sawow und dem Minister-Präsidenten Stambulo w, ersterer seine Entlassung genommen und Stambulow zum Duell ge- fordert. Es sei indessen die vorläufige ret des Streits und die Vertagung der definitiven Entscheidung bis nach. der Rückkehr des Prinzen Ferdinand gelungen. Man glaube be- stimmt, es werde dem Prinzen Ferdinand gelingen, den Zwischen- fall beizulegen.

Schweden und Norwegen.

Wie „W. T. B.“ aus Stockholm berichtet, wird sich

e A0 In am 19. d. M. nah Honnef am Siebengebirge egeben. ; / : : n

Die norwegische Regierung hat ge]tern im Storthing eine Vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter eingebracht.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Montevideo von gestern gemeldet, daß im brafilianishen Kabinet. der Minister für öffent- liche Arbeiten Pereira seine Entlassung genommen habe,

Die Direktoren dex Ost-Afrikanishen Gesellschaft: n fein Schreiben bezüglich des Bills Gle 1's über Uganda zugesandt, wdrin aus:

und, daß der Minister des Auswärtigen de Carvalho owie der Finanzz;Minister Freire ihre Entlassungagesute eingereiht: hätten.

Nach einer Meldung des „New-York Herald“ aus Rio de Janeiro hätte sich Saldanha da Gama geweigert, das portugiesische Kriegsschiff „Mindello“ zu verlassen, als sih das Schiff vor Buenos Aires befunden habe. 250 Flüchtlinge, die ans Land gegangen wären, seien eingeholt und auf das Schiff zurückgebracht worden.

Afrika.

In London ist, wie der „Magd. Ztg.“ berichtet; wird, eine Meldung aus U ganda vom 7. Februar eingetroffen, wonach ein Treffen zwischen den britischen Expeditionstruppen und dem Häuptling Kabarega stattgefunden habe. Zwei- hundert nubische Soldaten unter der Führung britischer ofe hätten den tausend Mann starken Feind angegriffen, der nach dreistündigem aare in die Flucht geschlagen worden sei. Ueber 50 Feindesleichen- jeien im Grase gezählt worden, aber die feindlichen Verluste seien noch größer gewesen. Kabarega habe dem Treffen niht beigewohnt. Die britische Expedition jei mit eingeborenen Hilfstruppen aufgebrochen, um sein Hauptquartier am Ufer des Victoriasees anzugreifen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten hbe- finden sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen 80. Sißzung des Reichstags, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher uns Nieberding beiwohnten, wurde der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Neich und Uruguay in dritter Lesung genehmigt, desgleihen das Abkommen mit der Schweiz, betreffend den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschug. Die zu dem leßten Gegenstand ein- gegangenen Petitionen wurden für erledigt erklärt.

Fn der dritten Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Abzahlungsgeschä T bemerkt zur Generaldiskussion der

Abg. Dr. Meyer-Halle (fr. Vg.), daß diese Vorlage in der Form, die sie durch die zweite Lesung erhalten hat, einen unzweifel- haften Grundsaß der Billigkeit und Gerechtigkeit verletzt, nämlich den, daß beim Nücktritt vom Vertrage demjenigen, der den Vertrag erfüllt hat und weiter erfüllen will, ‘völlige Schadloshaltung für das bereits Geleistete gewährt werden muß. Dem Käufer werde das Recht des ¿ederzeitigen Nücktritts ohne Angabe von Gründen und ohne die Auferlegung der Verpflichtung zur Schad- loshaltung des Verkäufers zugestanden. Die Werthverminderung foll zwar berücksihtigt werden, es T aber nit ausgesprochen, wie weit diese Berücksichtigung gehen foll. In dieser Beziehung schädigt das Geseß fogar den redlihen Abzahlungskäufer. Das Gefeß ist ein dur und durch krankes, durh Amendements nicht zu kurierendes Produkt, gegen das wir in der Schlußabstimmung votieren müssen.

Abg. Dr. von Buchka (dkons.) ist im Gegentheil der Meinung, daß das Gesetz durchaus gesund ist und nüßlih wirken wird. Gewiß sei es noch verbesserungsfähig und die Gefahr sei ja nik ausgeschlossen, daß frivole Käufer sich die neuen Bestimmungen zu Nutze mahen, um den Verkäufer zu s{hädigen. Aber die Veranlassung des Gesetzes liegt do in den s{chweren Nachtheilen, welche die Käufer nach dem bisherigen Rechtszustande durch diese Abzahlungsgeschäfte zu erleiden hatten. Wir werden der Vorlage zustimmen. j

Jn der Spezialdiskussion werden S8 1 bis 6 ohne Debatte nah den BVeschlü)sen zweiter Lesung genehmigt.

§7, in die Vorlage nab einem Antrage Tußtauer- Auer ín zweiter Lesung aufgenommen, schreibt vor, daß, wenn über das Geschäft eine Urkunde errihtet wird, der Verkäufer verpflichtet ist, dem Käufer eine Abschrift zu übergeben und ihm dauernd zu überlassen. Die Aus- händigung foll spätestens am dritten Tage nah der Stempelung stattfinden und Zuwiderhandlungen sollen mit Geldbuße bis zu 150 bestraft werden.

Die Abqg. Auer und Genossen (Soz.) beantragen heute, den S 7 dahin zu amendieren, daß eine zweite gleihlautende, von beiden Theilen untershriebene Ausfertigung der Bertragsurkunde auszu- antworten ist.

Darauf nimmt der Staatssekretär Nieberding das Wort, um für die Ablehnung des in ztroeiter Lesung angenommenen § 7 zu plädieren. (Wir werden diese Nede morgen im Wortlaut mittheilen.)

Abg. Lenzmann (fr. Volkep.): Meine Bedenken gegen den § 7 haben si seit der zweiten Lesung noh erheblich verstärkt und folge- richtig au meine Bedenken gegen die ganze Vorlage. Eine fo über- hastete Geseßesmacherei kann feine guten Früchte tragen. Für die behauptete Schädigung, daß das zweite Exemplar der Urkunde nicht ausgehändigt ist, sind uns die Sozialdemokraten jeden Beweis schuldig geblieben. Die Verpflichtung zur Aushändigung einer Bertrags- abschrift ift nirgends obligatorisch gemacht, obwohl sie auf zahlreichen anderen Gebieten noch nöthiger wäre als auf diesem. Jedes Kauf- geschäft, in welchem z. B. der Kaufpreis in zwei Raten gezahlt wird, würde unter diese Bestimmung des § 7 fallen. Unter allen Umständen würde auch das zweite Exemplar bei Verträgen, deren Gegenstanv über 150 M werth ist, stempelpflihtig sein.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung der heutigen 47. Sigzung des Hauses der Abgeordneten, welher der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse mit Kommissarien beiwohnte, stand die erste Berathung des Geschßentwurfs zur Abänderung und Ergänzuug der Gesehe vom 29. Mai 1874, betreffend die evangelishe Kirchen- gemeinde- und Synodalordnung vom 10. September 1873 für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen (Geseßz-Samml. S. 147), und vom 3. Zuni 1876, betreffend die evangelische Kirchen- verfassung in den aht älteren Provinzen der Monarchie (Gesez-Samml. S. 125).

Abg. Dr. Enneccerus (nl.): Die Gesetze, deren Abänderung be- antragt wird, sind eigentli Kirchengeseße, aber sie haben die staat- liche Anerkennung erhalten, wie auch für Abänderung derselben die staatliche Anerkennung durch Gesetz, bezw. dur Zustimmung des Staats-Ministerium nothwendig ist. Es handelt sich darum, die älle, in denen die \taatêgeseglihe Anerkennung nothwendig ist, zu beshränken. Die Motive betrachten die Sache so, als wenn es sich nur um harmlofe Aenderungen handelt, welche ledigli) im Kirchen- interesse liegen. 1876. nahm die Regierung - einen anderen Standpunkt ein ; dean z. B. bezüglich der Gestaltung ‘der Kirchen- organe, erflärte der Ministerial-Direktor Förster im Herrenhause, daß die Regierung auf das Reht des Staats, bezüglich der Gestaltung dieser Vrgane mitzuwirken, niemals verzichten könne. Die yor- geschlagenen Aenderungen sind nah unserer Meinung durchaus nicht nothwendig; es liegt nicht der geringste Grund dazu vor. Schwierig- keiten für eine staatlihe Bestätigung der Kirchengeseße ent- stehen durchaus _ nicht; das hat fih gezeigt bei der Be- rathung der bisher erlassenen Novellen zu kirchlichen Gesehen. Staatsgeseßlih ist das aktive und passive Wahlrecht festgelegt. Die positiven Borschriften sollen bestehen bleiben: aber die Bestimmungen über den Ausschluß vom Wahlrecht sollen ohne Staatsgesez verändert werden können, Bei dem Bestreben eines kleinen, aber einflußretE Theils der evangelischen Kirche, ein bestimmtes Glaubensbekenntniß

Schibboleth für die „amtlihe und Gemeindethätigkeit“ zu machen, un diese Aenderung bedenklich. Eine ähnliche Erscheinung a wieder beim passiven Wahlrecht. Die Gelübde, welche für : Eintritt in das Amt der Kirchenältesten oder in die Synode orgeschrieben sind, follen ebenfalls von der staatlichen Anerkennung losgelôst werden; in das Gelübde kann z. B. die Verpflichtung auf das zxpostolikum aufgenommen werden, sodaß diejenigen, welche einer freieren Richtung angehören, weil sie das Gelübde nit leisten können, von diesen Aemtern ausgeschlossen sind. Solche Befürchtungen sind vom Minister im Herrenhause als Gespensterfurht bezeichnet worden. Diese Befürhtungen werden aber von meiner ganzen Partei getheilt. Solche Bestrebungen sind reale Thatsachen. Herr von Kleist. Neßow meinte 1876 auf der außerordentlichen General- Synode, daß die Synoden auf tas Bekenntniß gestellt werden müßten, daß die jeßigen Vorschriften eigentli nur besagten, daß die Synodalen anständige Männer sein müßten. Aehnliche ÎJdeen führte Herr von Gerlah im Abgeordnetenhaus aus. Es sei aber durchaus nit zu billigen, das Apostolikum zur Vorbedingung irgend einer L ehtlichen Stellung zu machen. Redner geht auf die Entstehung des Apostolikums ein : Die General-Synode von 1886 hatte beschlossen, das Apostoliklum aus der Ordination wegzulassen, weil es theils zu wenig, theils zu viel enthalte, Deshalb kann das Bekennt- zum Apostolikum als Vorbedingung für die Ausübung firhliher Rechte und Aemter nicht verlangt werden; das würde nur Streit und Hader hervorrufen. Keine deutsche Kirche verlangt die Verpflichtung auf das Apostolikum bei der Ordi- ation; Herr Stöcker aber meint, wer diese Verpflichtung nicht ein- gehen fönne, müsse aus der Kirche ausscheiden. Daraus geht hervor, daß cine kleine, aber durh das Filtriersystem herrschende Partei be- \trebt ist, durch die Agende die andern fkirhlihen Nichtungen zu unter- drücken. Das widerspricht der freien individuellen Ueberzeugung, welche den Protestanten eigen is; auf diese Freiheit der Veberzeugung wollen wir nit verzichten. Gs würden mit der immer wachsenden Wissenschaft immer mehr Clemente aus der Kirche ausscheiden, die sich zu befon- deren Bildun gen zusammenthun. Solche Sekten können die Auf- gaben des einigen Protestantismus nicht erfüllen. Deshalb stellen wir diesem Gefeß, welches diese bedenklichen Dinge nicht einführt, aber sie ermöglicht, Widerstand entgegen. Man verweist auf Nheinland, Westfalen und Hannover, wo ähnliche Zustände bestehen, wie sie hier geschaffen werden sollen. Aber die getadelten Bestrebungen bestehen hauptsächlich in den óstlichen Landestheilen. Ich glaube nicht, daß der Minister auf Seite dieser Bestrebungen ebt; aber ian muß den Wechsel der Zeiten in Betracht ziehen. Dem Goßler’schen folgte deuZedlißz"sche Schulgeseßentwurf und der Minister hat. selbst vor Jahresfrist noh erklärt, daß ein Geseßz- entwurf, wie er jeßt vorliegt, eigentlich unmöglih sei vom staatlihen Standpuntte aus. Er hat sich jeßt wohl von der Möglichkeit überzeugt. Redner wendet #i gegen die Grhöhung der Kirchensteuer von 4 auf 6%/ der Einkommensteuer, aber dieser Standpunkt sei nicht das Entscheidende an der Nor- lage. Der Minister bezeihnete im Herrenhause die Vorlage als den Abschluß der kirchlichen Selbständigkeitsbestrebungen. Schon diese Bezeichnung, dieses Gefühl der Nothwendigkeit, zu sagen: Weiter gehen wir nicht, zeigt, daß er weiß, daß Per- sonen vorhanden sind, welhe weiter drängen. Die Stöker'sche „Kirhenzeitung“ meint in Bezug hierauf : Nur der erste Schritt wird {wer ! und: aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Sind erst einmal die Thore geöffnet, durch welche man zu dem erstrebten Ziele leichter vor- shreiten kann, dann wird s{ließlich auch der Minister keinen Wider- stand mehr leisten können. Deshalb sagen wir: Principiis obéta!

(Bei Schluß des „Blattes spricht der Minister der geist- lihen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse.)

Die Kommission des Reichstags zur Vorberathung des Geseyentwurfs über den Schuß der Brieftauben und den Brief- taubenverkehr im Kriege hat gestern die Berathung der Vorlage be- gonnen und auch in dreistündiger Sißung beendet. S 2 erhielt, wie wir der „Nat.-Z.“ entnehmen, folgende Fassung: Die Uebungsreisen der Brieftauben sind völlig freigegeben. Jm übrigen unterliegen au Nilitär-Brieftauben den event. eingeführten polizeilichen Sperrzeiten, doh dürfen von diesen Sperrzeiten nur je eine im Frühjahr und im Herbst angeseßt und nur auf zehntägige Dauer bemessen sein. § 3 besagt, daß als Militär-Brieftauben folche gelten, welche der Militär- oder Marineverwaltung gehören und mit dem vorgeschriebenen Stempel versehen find. Hier wurde folgender Zusaß angenommen: Privat- Vrieftauben genießen die Vorrechte erst dann, wenn dur öffentliche Bekanntmachung sie als der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt bezeichnet sind.

Kuuft und Wissenschaft.

Jn der Gemäldegalerie der Königlichen Museen it, nahdem im vorigen Jahre die Abtheilung der italienischen Schulen neu aufgestellt worden is, nunmehr mit der Um- sellung der deutschen und niederländishen Schulen der Anfang gemacht worden. Diese Aenderung war noth- wendig, um die seit der leßten Umstellung 1884 gemachten Erwerbungen, die für diese Schulen besonders zahlrei sind, systematisch einzureihen und zu voller Geltung zu bringen ; die Umstellung wird so ausgeführt werden, daß immer nur wenige Räume, in denen gerade gearbeitet wird, auf einige Vochen geschlossen werden.

4 Interessant ist es, in den Werken des Pariser Malers Henri Martin, die gegenwärtig im Salon Gurlitt zu einer Sonder- auéstellung vereint sind, den Umschlag der künstlerishen Auffassung kennen zu lernen, der Frankrei, einst die Hochburg des Naturalismus, dem lensitiven Neuidealismus zugeführt hat. Es ist eine asfetische allenstimmung dem daseinsfrohen Karneval des Naturalismus gefolgt.

n den âlteren Bildern, die Martin in den achtziger Jahren malte, wie dem „Kücheninterieur* und dem „Bli in die Markuskirche zu Lenedig , ist das Streben nach treuer Naturwiedergabe, das Studium der Licht- und Farbenwerthe ausschlaggebend für den Charakter seiner Kunst. Um die Wende des Jahrzchnts vollzieht [s \o- unm in Technik, in Auffassung ein seltsamer Um chroung : an Stelle der breitzügigen Pinselstrihe tritt die zart tupfende ointillémanier; fie zieht dem Maler enge Grenzen, versagt, wenn es R träftig modellierte Formen, satte Farbentöne hervorzubringen. a ür bereichert fle die Ausdrudsfähigkeit nah der Seite raffinierter MNrtheit ; reih vershimmernde Lichtwirkungen, flirrenden Glanz, gensive Leuchtkraft der Karnation vermag sie wie keine andere nik ju geben. An sih is diese Pointillétechnik keine Erfindung wlseres Jahrhunderts; die Punktiermanier des Kupferstihs, wie sie Vi englischen Stecher des achtzehnten Jahrhunderts mit besonderer Friuosität handhabten, beruht im Grunde genommen auf dem- men Prinzip. Nur ihre Anwendung auf die Malerei ist cin Jah unseres nah stets neuen Ausdrucksmitteln lüsternen Wrhunderts. Es ist niht zu leugnen, daß Martin dur diese v nik etwas unfrei geworden ist; es hat manchmal, namentlich ledi einen leßten Werken, den Anschein, als wolle er s ih die Technik demonstrieren; aus dem Mittel ist das Ziel Oen, Troßdem ist der Reiz dieser seltsamen Ausdrucksweise rcugbar groß. Schwerlich ließe [os die Leuchtkraft eines blühenden aenleibes in anderer Technik so vortrefflich geben, wke in der Sitte ifeit genannten Halbfigur. Es is in Paris gegenwärtig m e, folchen Gestalten, die an und für ih den Künstler als Formen- h Mie Farbenproblem interessieren, abstrakte Namen beizulegen, über A Berechtigung sich den Kopf zu zerbrehen ein müßiges Unter- v ist. So hat auch Martin eine Phantasie, eine Tugend, Noth- lde. keit, Jugend u. st. w. gemalt, fast durhweg jugendliche weib-

a albfiguren, deren Etikett man ohne Bedenken vertauschen kann, aud la von fo inniger, zarter Empfindung durchdrungen sind, daß sie

a namenlose Gestalten volle Wirkung ausüben. Zu den brillantesten

Schöpfungen M.'s is ein lahender Mädchenkopf mit brünettem Kraushaar ¿zu zählen, der von innerem Leben vibriert. Auch das

Brustbild einer Muse, der eine Lyra recht äußerlich beigegeben ift, die „Geres", die Vision des h. Franciscus und ein rotbgetleibeter Trou- badour im abendlichen Halbdunkel eines Waldes zeugen von außer- gewöhnlihem Geschmack und raffinierter Berehnung der Wirkung. Die leßte Konsequenz seiner Technik zieht der Maler in dem Dot: bilde bei Mondlicht und einem andern Hofinterieur, in dem diese „mnanière toquante“ fast zu aufdringlich wirft. Jedenfalls war es ein dankenêwerthes Unternehmen der Firma Gurlitt, uns diese inter- essante Künstlerversönlichkeit aus dem Bannkreise Moreau’s und Cazin?s vorzuführen, zumal man in Berlin so selten Gelegenheit findet, fich über die gleichzeitige Kunstentwicklung Frankreichs durch Anschauung zu unterrichten.

__ Neben diesem Pariser Neuidealisten zeigt der Münchner J. Ex ter eine weniger prägnant ausgeprägte Physiognomie. Bald \hwe!gt . er in Böklin’schen ¿Farbenphantasien, bald folgt er, wie in dem Kinder- fpielplatz, den Spuren Liebermann’s, dessen kräftigen Naturalismus er ins Graziöse überseßt. Es scheinen meist ältere Arbeiten Es. hier R zu sein, während in den Bildern, mit denen er die letzten Ausstellungen beschickte, sich seine Selbständigkeit weit energischer geltend machte. Koloriftisch interessiert am lebhaftesten eines seiner Frauenporträts, eine pikante Farbenstudie in gelb; auch in dem „Hahnenkampf“ tritt Exter's Farbenvirtuosität effffefkt- voll hervor. Einen großen Fortschritt bekunden die wenigen Bilder E. Edel’s, die im leßten Ausstellungsraum einen recht un- geeigneten Plat gefunden haben. Der noch jugendliche Künstler hat ih von einseitiger Nahahmung der Norweger losgerungen und ent- faltet in seinen Frauenporträts und Landschaften eminentes Geschick für Wiedergabe zartester Pen TUN g, Besonders das „Nocturne“ ist eine Meisterleistung timmungsvoller, fast ganz förperloser Farben- dihtung. Affektiert erscheint nur der übertrieben. dünne Farbenauftrag, der die Wirkung des einen nordishen Landschafisbildes einigermaßen beeinträchtigt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Cholera.

Nußland. Amtlichen Mittheilungen zufolge wurden in der Stadt Warschau vom 22. März bis 4. April 13 Erkrankungen (1 Sterbefall) angezeigt, im Gouvernement Plock vom 30. März bis 3. April 50 (28).

Türkei. In Konstantinopel wurden den „Beröffentlichhungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts“ zufolge vom 8. bis 14. Marz 7 Erkrankungen (4 Todesfälle) amtlich festgestellt, vom 15. bis 21. März 25 (9), seit dem 29. August insgesammt 2293 (1910),

Ostindien. Kalkutta. Vom 2%. Februar bis 3, März \ind nah demselben Blatt 54 Personen an Cholera gestorben.

; Gelbfieber. |

In Rio de Janeiro wurten, wie in den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts" berihtet wird, vom 4. bis 10. Xe- tellt, vom 11. bis 17. dess. M. 340, in

bruar 221 Sterbefälle festge Havana vom 9. bis 15. März 1 und etwa 5 Neuerkrankungen. InslUenza.

Influenza verursahte nach den «Veröffentlihungen des Kaiser- [ichen Gesundheitsamts" vom 25. bis 31. März den standesamtlichen Ausweisen zufolge in Leipzig 4 Sterbefälle. Vereinzelte Er- kfrankfungen wurden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf und aus Hamburg angezeigt. Aus dem Auslande wurden für die Berichts- woche mitgetheilt: aus Paris 11 Sterbefälle, London 16, New-York 12; vereinzelte Todesfälle aus Amsterdam, Stockholm und Moskau, 53 Erkran- kungen aus Kopenhagen. Der „Gazzetta ufficiale“ vom 7. und 9. März zufolge wurden in Italien, welches im November anscheinend noch influenzafret war, während des Dezember 3027 Erkrankungen an- gezeigt, darunter 1016 in der Lombardei, 445 in Ligurien, 409 in Venetien, 382 in Toskana, 291 in Piemont, 241 in Sicilien u. 1. W Während des Januar starben in Mailand 51, Turin 39, Novara 24, Genua 16, Treviso 15, Venedig, Parma je 13, Lucca A Brescia 10 u. f. w.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind anm 11. d. M. gestellt 10 447, nit rechtzeitig geftellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 3846, nit rect- zeitig gestellt keine Wagen; am 10. d. M. find gestellt 3545, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht I Berlin standen am 11. April die nachbezeihneten Grundstücke zur LWerfsteigerung : Liesen str. 10, der Frau Tischlermeister Elisabeth Bishoff gehörig; Fläche 9,26 a; Nutungswerth 12410 4; für das Meist- gebot von 215 000 A wurde der Nittergutsbesißzer und Nentier C. Steinhoff zu Dresden, Ersteher, Lübedcker str. 48, den Bau- unternehmern Herm. Ducar und Johann Schubert gehörig ; Flähe 6,07 a; für das Meistgebot von 169700 4 wurde der Fabrikant Otto Pet olt , Markgrafenstr. 102, Ersteher. Auf- gehoben wurden die Termine im Verfahren wegen des Grundstücks Bülow str. 21, dem Rentier Julius Werner gehörig.

Beim Königlihen Amtsgericht Il Berlin gelangten die nahbenannten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Lankwiß, Kaulbachitraße belegen, dem Kaufmann André Schim- ming gehörig; Fläche 13,09 a; für das Meistgebot von 12 000 wurde der Rittergutsbesißer Nobert Häger zu Sandhof bei Marienburg, Ersteher. Grundstück zu La nkwißt, Kaulbachstraße belegen, dem Kaufmann André Schimmin g gehörig, Fläche 15,60 a; Nuzungswerth 1386 F; für das Meist- gebot von 35000 A wurde "die Wittwe Barnicki zu Steglitz, Lindenstr. 32, Ersteherin. Grundstück zu Neinicken- dorf, Pankower Allee 33, belegen, dem Schlächtermeister W. Brandt gehörig; Fläche 14,05 a; Nußungswerth 228 4; für das Meistgebot bon 15 525 #6 wurde der Privatier A. Holz zu Berlin, Köpnicker- straße 46, Ersteher. Grundstück zu Reinickendorf, Lette-Allee 1/2 belegen, dem Fabrikanten X. Schmidig gehörig; Fläche 9,49 a; für das Meistgebot von 20 500 «4 wurde der Kaufmann Fr. Gaedicke, Neue Promenade 2, Ersteher.

Die „Rhein,-Westf. Ztg." berihtet vom rheinisch-west- fälishen. Eisen- und Stahlmarkt: Die vertrauensvolle Stimmung, die seit einigen Wochen den a Eifen- markt beherrsht, hat im Verlauf der leßten aht Tage noch: weitere Fortschritte gemacht; von allen Seiten wird eïne Zunahme der Nach- frage festgestellt, und da die Preise fast auf der ganzen Linie eine steigende Tendenz verrathen, so führen die meisten Nachfragen auch zu Abs{hlüssen. Die Preise sind deshalb in der letzten Woche für einzelne Erzeugnisse bereits etwas in die Höhe gegangen. Das Eisen erz- ges chäft behielt im allgemeinen den befriedigenden Charakter der leßten Woche. Im Siegerlande is eine Zunahme des Absatzes zu bemerken und die Preise haben sih merklih versteift. Luxemburg-Lothringer Minette ist im wesentlihen unverändert geblieben; das gleiche gilt für spanische Erze. Auf dem Roheisenmarkt herrscht durhaus feste Stimmung, um so mehr, da die billigen Angebote vom Sieger- lande, seitdem dort die Vereinigung zu stande gekommen und mit dem rheinisch. westfälishen Verband - Fühlung genommen worden ist, auf- gehört haben. Die Preise werden nicht nur fest behauptet, sondern haben eine entschieden steigende Tendenz. Die Preise für Gießereiroheisen, die sich gegenüber den anderen Marken bis jeßt unverändert gehalten, sind nun auf der leßten Versammlung der Verkaufsstelle für Gießereiroheisen um 1 M pro Tonne erhöht worden. Man geht in dieser Marke, des englischen Wett-

bewerbes halber, etwas vorsihtig zu Werke. Die UO Noheisen-

forten sind durchweg fest in den Preisen. Auf dem Walzeisen-

martt herrscht reges Leben. Die Inlandsnachfrage ist fast für alle Geschäftszweige le heit In Stabeisen laufen anhaltend Nah-*

fragen, au auf größere Posten, ein, doch weigern sih die größeren Werke ohne Ausnahme, sih zu den jezigen Preisen auf längere Zeit

hinaus zu binden. Die augenblicklihen Preise können, obwohl etwas

höher, immer noch nit als lohnend bezeihnet werden. Die auslän“ dische gs 0 ist noch immer fehr {wach. Die bestehenden Ver-

bände, ‘der \{lesisch-mitteldeutsche sowobl als in leßter Zeit auch der' süddeutshe Walzwerksverband,' haben bereits ihre reise erhöht, und: weitere Aufschläge dürften binnen kurzem vereinbart werden. Trä er

gehen infolge des Beginns der Bauperiode lebhafter und in Süd-

deuts{land Gat man dementfprehend den Preis um einige Mark ér-

höht; es muß gerade in diesem Artikel sehr stark mit dem auslâtt-

dischen Wettbewerb gerechnet werden. Die lebhafte Nachfraze nah

Bandeisen hat in der legten Berichtswoche angehalten. Für

Grobbleche gilt im ganzen immer noch das in früheren

Berichten Meitgetheilte. Es laufen zwar Anfragen und Auf-

träge in größerer Zahl ein, ohne daß bisher nennenswerthe Preis-

aufsdläge bei den Käufern durchzuseßen wären. Im ein-

blechgeschäft ist die Nachfrage in den meisten Fällen ziemli stark,

allein troßdem können \ich die Siegener sowie auch die größeren west-

fälishen Werke immer noch nit entschließen, die verlustbringenden

Preise zu erhöhen. In Walzdraht haben die Werke inehr Be-

schäftigung als bisher, die Preise stehen jedoh noch immer auf sehr

niedrigem Niveau. Halbfertigerzeugnisse finden überhaupt in "der leßten Zeit lebhafteren Absaß, und die Stahlwerke, die Flußeifen,

Knüppel u. dergl. über den eigenen Bedarf hinaus produzieren, finden

dafür willige Abnehmer. Auh in Nieten hat die Na frage

sih gebessert, doch sind höhere _Preise immer noch * nicht zu erzielen Die Maschinenfabriken und Eisen-

gießereien haben zum theil einen Zuwads | an Auf- trägen zu verzeihnen, ‘ohne daß in den Preisen \ich vorläufig

etwas geändert hätte. Die Preise der Nöhren sind zwar etwas fester

geworden, sie haben sih aber von dem niedrigen Stande noch niht wieder ‘erholen können, weil ein Theil der Röhrengießereien unter

{wacher Beschäftigung leidet. Die Aufträge für inländischen Bedarf

in kleinen Röhren haben \ih indeß merkflih gemehrt, auch find vom

Auslande neben vielfachen Anfragen schon einige Bestellungen gesandt

worden. In der Lage der Bahnwagenan stalten ist eine wesent-

lihe Aenderung nicht zu verzeichnen.

Der Verwaltungsrath der Stolberger Aktiengesell-

haft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation {chlägt, wie „W. T. B.* meldet, für die Prioritätsaktien eine Dividende von 9 °/9 vor. Bie gestrige Generalversammlung des A. Schaaffhausen- hen Bankvereins verlief ohne Debatte. Die mit 69/9 bemessene Dividende gelangt sofort zur Auszahlung. Die Wiederwahl der aus- scheidenden Aufsichtsräthe wurde dur Zuruf genehmigt.

Der Aufsichtsrath der Badischen Anilin- und Soda- fabrik in Mannheim hat, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 27 9/9 wie im vorigen Jahre vorzuschlagen.

Magdeburg, 11, April (W_ T, B] Zuckerbericht. Kornzucker exkl, von 92% —,—, neue 13,70, Kornzucker exkl. 88 9/9 Rendement —,—, neue 13,10, Na(produkte ertl., 75 9% Rendement 10,10. Ruhiger. - Brotraffinade L. —,—, Brotraffinade TI. —,—, Gem. Raffinade mit Faß 26,127, Gem. Melis I., mit Faß —,—, Ruhig. Rohzucker. L. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. April 12,56 bez., 12,674 Br., pr. Mai 12,75 bez, 12,774 Br;, be D 12,774 Gd., 12,80 Br.,” pr. Juli 12,80 Gd., 12,85 Br.

uhig.

N 11. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per April 3,40 4, per Mai 3,40 4, per Juni 3,45 4, per Juli 3,474 4, per August 3,90 #, per September 3,521 #4, per Oktober 3,925 M, per No- vember 3,55 4, per Dezember 3,574 4, per Januar —.

Mannheim, 11. April. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Mai 14,70, pr. Juli 14,65, pr. Nov. 14,85. Roggen pr. Mai 12,50, pr. Juli 12,75, pr. Nov. 12,90, Hafer per Maî 14,00, pr. Juli 13,90, pr. Nov. 13,35, Mais pr. Mai 11,90, pr. Juli 11,00, pr. Nov. 11,00.

Bremen, 11. April. (W. T. B.) Börsen - Shlußbericht. Raffiniertes P etroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Ruhig. Loko 475 Br, Baumwolle, Williger. Upland middling, Toko 394 4. Schmalz. Fest. Wilcox 3914, Armour fhield 39 4, Cudahy 394 „s, Fairbanks 33s A Svyeck. Fest. Short clear middling loko 354. Wolle. Umsay: 201 Ballen. Taba. Umsag: 75 Faß Kentucky, 135 Paten Türkei, 298 Seronen Carmen, 1000 Paten St. Felix.

._ Wien, 11. April. ,(W. T. B.) Die Bilanz der Betriebs- gésellshaft der ortientaltishen Eisenbahnen für das Jahr 1893 weist einen Betriebsübershuß von 3 190 168 Fr. auf. Der Verwal- tungêrath beantragt, dem ordentlihen Reservefonds 145 951 Fr., dem Amortisationsfonds 100 000 Fr. und dem Erneuerungsfonds 200 000 Fr. zuzuweisen und eine Dividende von 25 Fr. pro Aktie zu vertheilen.

12. April. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der

Woche ‘vom 2. April bis §8. April 860 580 Fl., Mehreinnahme 24 765 Fl. « Pet 11. April. (W. T. B) Produktenmarkt. Weizen behauptet, per Frühjahr 7,57 Gd., 7,59 Br., pr. Herbst 7,84 Gd., 7,89 Br. Hafer pr. / Frühjahr 7,32 Gd., 7,34 Br. Mais yr. Mai-Juni 5,14 Gd., 5,16 Br., pr. Juli-August 5,34 Gd., 5,36 Br. Kohlraps pr. August-September 12,50—12,60.

London, 11. April. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen - ladungen angeboten.

960/06 Javazucker loko 15} ruhig, Nüben-Rohzuck er loko 123 ruhig. Chile-Kupfer-492, pr. 3 Monat 413/16.

Amsterdam, 11. April. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinary 524. Bankazinn 45.

__ Mew-York, 11. April. (W. T. B)“ Die Börse eröffnete fest und verlief träge; der Schluß war lustlos bei festen Kursen. Der Umsay dèr Aktié n betrug 100 000 Stü.

Weizen anfangs s{chwach und fallend infolge des Regierungs- berihts, später vorübergehend bessere Stimmung auf ungünstige Wetterberichte, darauf wieder fallend auf allgemeine Liquidation. Schluß s{chwach. Mais einige Zeit steigend nah Eröffnung auf unbedeutende Ankünfte, später Reaktion. Schluß träge.

Chicago, 11. April. (W. T. B.) Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen NReaktionen auf reichliches Angebot. Mais fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Neaktionen.

__ Johannesburg, 10. April. Wie die Londoner „A, C." nad einer Reuter-Meldung berichtet, belief sih der Goldert rag der Witwatersrand-Gruben im März auf 165 372 Unzen gegen 111 474 Unzen im März 1893 und 151 8370 Unzen im Februar 1894.

Verdingungen im Auslande.

) Portugal. 28. April, Mittags. Königlich ortugiesishe Eisenbahngesellschaft zu Lissabon: Liererung von 400 Asbest-Blättern von 1m X lm

X 0m 002. Niederland ee.

17. April. Jm Timmerhuis zu Notterdam: Lieferung von Pflastersteinen und zwar : l 279 000 Stück in der Größe von 10 zu 16 ecm, und D w O S i alle zur Höhe von 14—16 cm. Bedingungen täuflih für 5 Cents bet * den Buchhändlern Wed. P. van Waesberge u. Zoon zu Rotterdam. Belgien.

18. April. Börse in Brüssel: 1) 11 Uhr: Lieferung bon: verschiedenen Gegenständen für die Post- und Telegraphenverwaltung in 78 Abtheilungen. Speziélles Lastenheft Nr. 3. 2) 12 Ühr - Lieferung von verschiedenen Mobiliargegenständen, als Shränken,

Waschtiftchen, Spiegeln, Bücherbrettern, Bureaux, Rahmen, Pulten, .